Infusionsrichtlinien Kinderintensivstation (Stand 01.05.99) - Anpisa.de
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<strong>Infusionsrichtlinien</strong> <strong>Kin<strong>de</strong>rintensivstation</strong> (<strong>Stand</strong> <strong>01.05.99</strong>)<br />
Der ärztliche Verordnungsbogen<br />
AV 5/99<br />
In <strong>de</strong>r Visite wird auf <strong>de</strong>r Grundlage von <strong>de</strong>r letzten 24-stündigen Bilanzierung die<br />
Gesamtzufuhr (enteral + parenteral) bezogen auf das aktuelle Körpergewicht festgelegt :<br />
Lebenstag<br />
Flüssigkeitssubstitution (ml/kg/d ) entsprechend Geburtsgewicht<br />
Geburtsgewicht < 1000 g 1000 – 1250 g > 1250 g > 2000 g<br />
1. 100 90 80 60<br />
2. 110 100 90 80<br />
3. 120 110 100 100<br />
4. 130 120 110 110<br />
5. 140 130 120 120<br />
6. 150 140 130 130<br />
7. 160-180 150-160 150 150<br />
Während <strong>de</strong>s postnatalen Gewichtsverlustes o<strong>de</strong>r bei Ö<strong>de</strong>men ist bis zum (Wie<strong>de</strong>r-)Erreichen<br />
<strong>de</strong>s Geburtsgewichtes die Berechnungsgrundlage für die Tagesgesamtzufuhr und die<br />
Medikamente das Geburtsgewicht.<br />
Auf <strong>de</strong>m Verordnungsbogen wird die Gesamtzufuhr (1) ausgerechnet und von dieser die<br />
Nahrungsmenge (2) unter Berücksichtigung von Magenresten abgezogen. Die einzelnen<br />
Medikamenten- und Dauerinfusionsvolumina (3) sind mit <strong>de</strong>r Zimmerschwester bei <strong>de</strong>r Visite<br />
abzustimmen und in Klammern zu erfassen. Die Summe (2+3) wird von <strong>de</strong>r<br />
Gesamtinfusionsmenge(1) abgezogen. Die resultieren<strong>de</strong> Infusionsmenge (4) wird durch 24<br />
(Std.) dividiert, als Infusionsgeschwindigkeit auf <strong>de</strong>m Verordnungsbogen notiert und im<br />
Infusionsplan auf <strong>Stand</strong>ard- und Fettinfusion aufgeteilt. Im Rahmen <strong>de</strong>r Bilanzierung sollte<br />
die Ausfuhr die Einfuhr um ca. 10 % i<strong>de</strong>alerweise unterschreiten (insensibler Verlust) =<br />
Positivbilanz ca. 10%. Bei Ö<strong>de</strong>men sollte zur langsamen Gewichtsreduktion eine<br />
ausgeglichene Bilanz angestrebt wer<strong>de</strong>n. Die Bilanzierung erfolgt auf <strong>de</strong>r neuen Intensivkurve<br />
in 6- bzw. 12-stdl. Abstän<strong>de</strong>n.<br />
Der Infusionsplan<br />
Grundsätzlich benötigen unsere Schwestern immer etwas mehr Volumen als berechnet, damit<br />
die Infusionen auch 24 Stun<strong>de</strong>n durchhalten (Leitungs-/Kathetertotraumvolumina!).<br />
Infusionsvolumina < 100ml/d wer<strong>de</strong>n grundsätzlich verdoppelt, Volumina > 100ml/d erhalten<br />
in <strong>de</strong>r Berechnung + 20 ml Basislösung (z.B. Glucose o<strong>de</strong>r <strong>Stand</strong>ardlösung ) zusätzlich.<br />
<strong>Stand</strong>ardlösungen enthalten alles , was das Kind braucht, bis auf Vitamine und Fette. Bei<br />
Kalium- o<strong>de</strong>r Natriuminbalanzen ( Normwerte ! ) muß <strong>de</strong>r Tropf entsprechend Erhaltungsund<br />
Korrekturbedarf gemischt wer<strong>de</strong>n (siehe <strong>Stand</strong>ardlehrbücher).<br />
Medikamentendauerinfusionen wer<strong>de</strong>n für 48 Stun<strong>de</strong>n berechnet nach <strong>de</strong>r Formel :<br />
Medikamentendosis: mg/kg x kg KG x 48 Std. Infusionsmenge: ml/h x 48 Std.<br />
Gebräuchliche Infusionsgeschwindigkeiten sind 0,2 ml/h (5 ml/24 h), 0,5 ml/h (12 ml/24h),1<br />
und 2 ml/h. Bei variablen Dosierungen im Tagesverlauf (z.B. Katecholamine) können mit <strong>de</strong>n<br />
neuen BD-Spritzenpumpen in 0,1 ml/h – Schritten jeweils 0,1 mg/kg/h – Dosisän<strong>de</strong>rungen<br />
realisiert wer<strong>de</strong>n. Praktisch wird die Dauermedikation mit z.B. 0,5 mg/kg/h für 48 Std. mit<br />
einer Infusionsgeschwindigkeit von 0,5 ml/h berechnet. Cave : Nachbilanzierung <strong>de</strong>r<br />
Tagesinfusionsmenge bei wechseln<strong>de</strong>n Infusionsgeschwindigkeiten! Die berechnete<br />
Stun<strong>de</strong>ndosis <strong>de</strong>s Medikamentes in z.B. mg/kg/h wird unter <strong>de</strong>r Infusionsgeschwindigkeit<br />
z. B. 0,5 ml/h auf <strong>de</strong>m Infusionsplan notiert.<br />
Wichtig ist die Erfassung <strong>de</strong>r tatsächlichen Infusionsmenge auf <strong>de</strong>m Verordnungsbogen (z.B.<br />
0,5 ml/h = 12 ml) und die berechnete Menge für 48 Std (z.B. 24 ml) auf <strong>de</strong>m Infusionsplan.<br />
Kleiner Tip: Manchmal ist es kostengünstiger, die Medikamentendauerinfusion auf 30<br />
Stun<strong>de</strong>n zu berechnen, das reduziert Medikamentenverbrauch und Volumen. Beachte die
unterschiedlichen Spritzenpumpen: BD-Pumpen arbeiten mit allen Spritzengrößen und mit<br />
niedrigsten Infusionsgeschwindigkeiten bis 0,1 ml/h, unsere Injektomaten können das nur<br />
mit 10-ml-Spritzen. Die 50-ml-Spritzenpumpen realisieren 0,5 – 99,5 ml/h , ab 10ml/h in 0,5-<br />
ml-Schritten! Die BD- Pumpen lassen in <strong>de</strong>n 10-ml-Spritzen nach Kurzinfusionsen<strong>de</strong> kleine<br />
Reste, diese können durch erneutes Drücken <strong>de</strong>s Startknopfes entleert wer<strong>de</strong>n!<br />
Noch ein Wort zu <strong>de</strong>n dann berechneten Dosierungen : An die Schwester <strong>de</strong>nken, die das<br />
Medikament manchmal extrem verdünnen muß! Auf und Abrun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r ersten Dezimalstelle<br />
auf einen vollen Wert („Augenmaß“) ist sicherer als dann mögliche Rechenfehler bei <strong>de</strong>r<br />
Zubereitung! Die Anordnung muß realisierbar sein!<br />
Start- und <strong>Stand</strong>ardlösungen wer<strong>de</strong>n bei ausgeglichenem Mineralogramm in <strong>de</strong>r berechneten<br />
Menge infundiert. Fettlösungen 20 % ab 2.(-3.) Lebenstag ohne Glucosebeimischung im<br />
Bypass mit <strong>Stand</strong>ardlösung. Fett- und wasserlösliche Vitamine 0,5-1 ml/kg/d nicht vergessen.<br />
Ausnahme: Fette separat über peripherem Tropf – dann Glucose in gleicher Konzentration<br />
wie <strong>Stand</strong>ardlösung 1:1. Üblicherweise bewegt sich die Infusionsgeschwindigkeit <strong>de</strong>r<br />
Fettinfusion zwischen 0,5 – 2 ml/h.<br />
Arterielle Infusionen laufen mit 0,2 ( PAK ) o<strong>de</strong>r 0,5 ml/h ( NAK ) mit Vetren/NaCl 0,9%-<br />
Gemisch 1 IE/ml. Transfusionen und Blut<strong>de</strong>rivate dürfen via arteriellen Zugang appliziert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Wichtig: Der Arzt unterschreibt <strong>de</strong>n Infusionsplan, die aufziehen<strong>de</strong> Schwester zeichnet im<br />
Infusionsbuch auf <strong>de</strong>r Station gegen(Eintragungen 12 stdl. Medikamente/ Infusionen).<br />
Praktische Hinweise<br />
Start- /<strong>Stand</strong>ardlösungen machen bei sachgerechter Handhabung allen das Leben leichter ;-)).<br />
Lagerungstemperatur – 18 bis – 22°C („die Beutel müssen bei Entnahme aus <strong>de</strong>m<br />
Gefrierschrank hart gefroren sein“). Eine Aufteilung <strong>de</strong>r Beutel erfolgt aus hygienischen<br />
Grün<strong>de</strong>n nicht, das Auftauen im Plasmatherm-Gerät. Zuspritzungen sind möglich. Die von<br />
<strong>de</strong>r Zentralen Apotheke angefertigten Infusionsbeutel sind unsteril und müssen als solche<br />
behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n ( absprühen! )<br />
Medikamentenkurzinfusionen bei FG wer<strong>de</strong>n, soweit es die Medikamentenstammlösung<br />
erlaubt, in <strong>de</strong>r angeordneten Dosis durch die Schwester verdoppelt und auf ein Volumen von<br />
2 ml mit Glucose 5% /NaCl 0,9% aufgezogen. Die Hälfte <strong>de</strong>r Kurzinfusion wird unmittelbar<br />
vor <strong>de</strong>r Applikation durch das Schwänzchen gespritzt ( bis auf 1 ml Rest) und dann kann es<br />
losgehen. Maximale Infusionsgeschwindigkeiten bei Kin<strong>de</strong>rn < 1000 g sind 1 ml/h , bei<br />
notwendigen höheren Geschwindigkeiten ist eine Absprache mit <strong>de</strong>m Arzt notwendig und<br />
ggf. <strong>de</strong>r Haupttropf zu reduzieren. Volumen- und damit Blutdruckschwankungen sind eine<br />
Hauptursache für Hirnblutungen. Größere FG (> 1500 g) und NG erhalten eine Kurzinfusion<br />
entsprechend <strong>de</strong>m medikamentenspezifischen Volumen innerhalb von 0,5 – 3 Stun<strong>de</strong>n. Das<br />
Totraumvolumen <strong>de</strong>s Butterfly-Schlauches beträgt 0,3 ml und kann bei Kurzinfusionen ab 2<br />
ml Volumen vernachlässigt wer<strong>de</strong>n (Dosisverlust bei 2 ml – 0,3 ml = 1/7 <strong>de</strong>r Dosis). Dazu<br />
sind unbedingt totraumminimierte Venenpunktionsbestecke von BRAUN vom Typ Venofix<br />
25G 0,5 x 15 mm L 30 cm zu verwen<strong>de</strong>n. Zu beachten ist , daß die Kurzinfusion auf „ganze<br />
Milliliter“ weiter verdünnt wird (z.B. bis 2 / bis 3 o<strong>de</strong>r bis 5 ml) und ein Nachspritzen durch<br />
<strong>de</strong>n Butterfly nicht mehr erfolgt. Die Summen lassen sich dann auch besser bilanzieren.<br />
Spritzen wer<strong>de</strong>n mit Medikamentennamen, Dosierung , Lösungsmittelart und –menge<br />
beschriftet (z.B. 30 mg Phenobarbital in 2ml NaCl 0,9%). Spritzen können für 12 Stun<strong>de</strong>n im<br />
voraus zubereitet und im Kühlschrank in einem mit <strong>de</strong>m Patientennamen gekennzeichneten<br />
Behälter aufbewahrt wer<strong>de</strong>n. Bei Applikation ist <strong>de</strong>r Vergleich von verordneter Dosis mit <strong>de</strong>r<br />
Spritzenbeschriftung obligatorisch.<br />
Kompatibilitätsprobleme und medikamentöse Interaktionen sind häufig verantwortlich für<br />
einen ausbleiben<strong>de</strong>n Therapieeffekt. Be<strong>de</strong>nke, daß eine erhebliche Spanne allein im pH-Wert<br />
zwischen <strong>de</strong>n Medikamenten besteht (z.B. Flolan pH 11). Im Zimmerhefter ist dafür eine<br />
Übersicht. Eine Puffertherapie im Bypass mit einer calziumhaltigen Infusion kann z.B. zur<br />
Ausfällung führen. Grundsätzlich ist je<strong>de</strong> Infusion auf Ausfällungen zu inspizieren und die
Infusion ggf. zu unterbrechen. Medikamente wie Prostazyklin (Flolan) benötigen einen<br />
separaten Zugang, Katecholamine sollten grundsätzlich nur zentral appliziert wer<strong>de</strong>n, auf<br />
keinen Fall über diesen Zugang Kurzinfusionen etablieren (Blutdruckschwankungen!)<br />
Bei „Druckwarnung“ einer Spritzenpumpe das Schlauchsystem über einen Dreiwegehahn<br />
o<strong>de</strong>r durch Dekonnektion zuerst entlasten und erst dann die Klemme zum Patienten öffnen!<br />
gez. Dr. Avenarius<br />
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