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Der Nutzen der 2-Punkt-Temperaturmessung für ... - anpisa.de

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<strong>Der</strong> <strong>Nutzen</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> 2-<strong>Punkt</strong>-<strong>Temperaturmessung</strong> <strong>für</strong> Überwachung und Diagnostik<br />

Christoph Vogtmann<br />

Das Temperaturmonitoring von Früh- und Neugeborenen ist eine basale und essentielle<br />

Aufgabe im 24-Stun<strong>de</strong>n-Pflegeprogramm. Oberstes Ziel ist die Gewährleistung eines<br />

Temperaturmilieus, das ohne Beanspsruchung kindseigener Regulationsmechanismen eine<br />

optimale Körpertemperatur aufrecht erhält.<br />

Verbreitet ist die Anschauung, dass ein Neugeborenes nur über begrenzte Möglichkeiten zur<br />

eigenen Temperaturregulation verfügt und sich, vor allem mit zunehmen<strong><strong>de</strong>r</strong> Unreife, wie ein<br />

poikilothermes, also von <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebungstemperatur abhängiges Wesen verhält. Daraus<br />

resultiert die Ansicht, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Wärmestatus eines Neugeborenen hinreichend genau durch<br />

die Messung einer Zentraltemperautur beschrieben wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Die physiologische Steuerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Körpertemperatur erfolgt aber über die Registrierung von<br />

min<strong>de</strong>stens 2 Temperaturen, einer zentralen und einer peripheren. Die Messung bei<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Temperaturen und die Beachtung <strong><strong>de</strong>r</strong> sich daraus ergeben<strong>de</strong>n zentral-peripheren<br />

Temperaturdifferenz erlaubt ein Urteil über die Wärmesituation <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s (Unterkühlung,<br />

Überwärmung, Behaglichkeit).<br />

Das das komplexe Steuerungssystem <strong><strong>de</strong>r</strong> Körpertemperatur vom zentralen Sollwert und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

funktionellen Intaktheit seiner Stellglie<strong><strong>de</strong>r</strong> abhängig ist, informieren Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen <strong>de</strong>s<br />

Temperaturprofils nicht nur über das äußere Temperaturmilieu, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch über<br />

körpereigene Funktionen. Dabei ist das Herzkreislaufsystem von beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Be<strong>de</strong>utung, weil<br />

<strong>de</strong>ssen Steuerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Temperatursteuerung übergeordnet ist.<br />

Damit erlangt das kontinuierlicheTemperaturmonitoring auch eine diagnostische Relevanz.<br />

Optimal ist eine zentral-periphere Temperaturdifferenz < 2 0 C bei normaler Kerntemperatur (37<br />

-38 0 C).<br />

Abweichen<strong>de</strong> Differenzen könnten be<strong>de</strong>uten:<br />

- erhöhte Differenz bei normaler Kerntemperatur: Kompensierte Unterkühlung<br />

- erhöhte Differenz bei erniedrigter Kerntemperatur: nicht kompensierte Unterkühlung,<br />

metabolische/zentralnervöse/medikamentöse Depression,<br />

- erhöhte Differenz bei erhöhter Körpertemperatur: Hypovolämie, Infektion, Schock<br />

- erniedrigte Differenz bei normaler Körpertemperatur: kompensierte Hyperthermie<br />

- erniedrigte Differenz bei erhöhter Körpertemperatur: Hyperthermie, Fieberabfall<br />

- niedrige Differenz bei niedriger o<strong><strong>de</strong>r</strong> unabhängig von <strong><strong>de</strong>r</strong> Körpertemperatur: gestörte<br />

Regulation<br />

<strong>Der</strong> grosse Vorteil <strong>de</strong>s nichtinvasiven, sicheren und kontinuierlichen 2-<strong>Punkt</strong>-<br />

Temperaturmonitorings besteht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Erfassung<br />

- <strong><strong>de</strong>r</strong> Wärme-Pflegebedingungen,<br />

- von diagnosrelevanten Abweichungen <strong><strong>de</strong>r</strong> physiologischen Situation bereits in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Frühphase einer Störung<br />

- <strong><strong>de</strong>r</strong> Effektivität von therapeutischen Massnahmen.


---Wenn kein Antibiotikum mehr hilft---<br />

Herpes simplex Virus–Infektion in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Neonatalperio<strong>de</strong><br />

B. E<strong><strong>de</strong>r</strong>, K. Fleischer, C. Presch<br />

Treten bei einem Neugeborenen die klassischen Symptome einer Sepsis<br />

auf, die bakteriologischen Kulturen aber negativ bleiben und <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Allgemeinzustand sich unter Antibiotikatherapie und<br />

intensivmedizinischen Maßnahmen nicht bessert, muß an eine HSV-<br />

Infektion gedacht wer<strong>de</strong>n.<br />

Zur Vorstellung wird ein Frühgeborenes <strong><strong>de</strong>r</strong> 29. SSW gebracht. Die<br />

postnatalen, respiratorischen Störungen waren mo<strong><strong>de</strong>r</strong>at, da eine<br />

Lungenreifung pränatal mit Dexamethason durchgeführt wor<strong>de</strong>n war. Ab<br />

<strong>de</strong>m 5. Lebenstag kam es zunehmend zu Apnoen, die anfangs mit<br />

Aminophyllin, später Coffeinzitrat und schließlich Dopram in steigen<strong>de</strong>n<br />

Dosierungen jeweils nur kurz zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n waren. Auch das Umsetzen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

AB-Therapie zeigte keinen Erfolg. Die durchgeführten mikrobiologischen<br />

Untersuchungen ( Blutkultur, Candida-Ag Bestimmungen) blieben negativ.<br />

Ab <strong>de</strong>m 13. Lebenstag beatmeten wir das Frühgeborene im IMV-Modus.<br />

Trotz konventioneller Beatmung, Oszillation, Survactantgabe verfiel das Kind<br />

zusehends.<br />

Erst <strong><strong>de</strong>r</strong> Einsatz von Aciclovir zeigte seine positive Wirkung. Es kam zur<br />

Stabilisierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Vitalparameter.<br />

Die charakteristischen Symptome einer HSV–Infektion waren bei diesem<br />

Verlauf nicht festzustellen. Wir sehen das Krankheitsbild als die<br />

disseminierte Form <strong><strong>de</strong>r</strong> HSV-Infektion an, die sich langsam in <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten<br />

Lebenswoche entwickelte und in ein sepsisähnliches Bild mün<strong>de</strong>te.<br />

Abteilung <strong>für</strong> Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Klinik <strong>für</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> - und Jugendmedizin <strong>de</strong>s St. Salvator KH.<br />

Gleimstr. 1-3 in 38820 Halberstadt


Die Aufnahmetemperatur sehr unreifer<br />

Frühgeborener im Krankengut <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Universitäts-Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>klinik Halle in <strong>de</strong>n Jahren<br />

1990-2000<br />

Heß, C.; Heß, S.; Sitka, U.<br />

Einleitung: In einer retrospektiven Studie untersuchten wir <strong>de</strong>n Einfluß <strong><strong>de</strong>r</strong> Aufnahme-temperatur auf<br />

die Morbidität und Mortalität sehr unreifer Frühgeborener. Diese Studie erfaßt die Daten von 546<br />

Frühgeborenen ≤ 32. SSW, die vom 1.1.1990 - 31.12.2000 auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Frühgeborenen-Intensivstation<br />

betreut wur<strong>de</strong>n. Ausgeschlossen wur<strong>de</strong>n alle Frühgeborenen, die später als 4 h p.n. verlegt wur<strong>de</strong>n,<br />

bzw. von <strong>de</strong>nen keine Aufnahmetemperatur dokumentiert wur<strong>de</strong>.<br />

Ergebnisse: Die Tabelle zeigt dieVerteilung <strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> auf die einzelnen SSW:<br />

Gr. 1: 23.-26.SSW Gr. 2: 27./28. SSW Gr. 3: 29./30.SSW Gr. 4: 31./32.SSW<br />

65 118 119 244<br />

17 Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>s Gesamtkollektives wur<strong>de</strong>n mit einer Temperatur


Physiologie <strong>de</strong>s Früh- und Reifgeborenen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wärmetherapie<br />

Dr. Jochim Koch, Drägerwerk AG Lübeck, Grundlagenentwicklung<br />

Die Thermoregulation von Früh- und Reifgeborenen unterschei<strong>de</strong>t sich noch sehr von<br />

Erwachsenen. Zum einen ist die Haut noch nicht vollständig entwickelt, die Frühgeborenen<br />

haben <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>n ersten Lebenstagen einen hohen Wärmeverlust durch die<br />

Wasserdurchlässigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut. Zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Metabolismus in seiner<br />

Leistungsfähigkeit stark begrenzt, so dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Frühgeborene zusätzlicher Wärmezufuhr von<br />

aussen bedarf, wenn er in seiner Körpertemperatur stabil gehalten wer<strong>de</strong>n soll. Frühgeborene<br />

können nicht schwitzen und ihre Muskelaktivitäten sind verhältnismässig gering, zu einem<br />

Kältezittern sind sie noch nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage.<br />

In klinischen Studien wur<strong>de</strong> gezeigt, dass die Fähigkeit <strong>de</strong>s Frühgeborenen zur<br />

Thermoregulation in <strong>de</strong>n ersten Lebensstun<strong>de</strong>n erst nach und nach entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Zunächst verhält sich das Frühgeborene wechselwarm, es än<strong><strong>de</strong>r</strong>t seine Körpertemperatur mit<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebung. Die Peripherietemperatur liegt nahe an <strong><strong>de</strong>r</strong> Kerntemperatur, die Vasomotorik<br />

ist noch nicht entwickelt. Erst mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter und <strong><strong>de</strong>r</strong> Fähigkeit, <strong>de</strong>n Metabolismus zu<br />

steigern, ist das Frühgeborene in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, seine Kerntemperatur zu stabilisieren.<br />

Für das Pflegepersonal erleichtert das ThermoMonitoring die Beobachtung <strong>de</strong>s<br />

thermoregulatorischen Verhaltens durch die Messung einer kernnahen und einer peripheren<br />

Körpertemperatur. Neben <strong>de</strong>m Vorteil <strong><strong>de</strong>r</strong> kontinuierlichen Protokollierung <strong>de</strong>s<br />

Temperaturtrends wer<strong>de</strong>n auch physiologische Analysen ermöglicht; ausser<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n damit<br />

die Wechselwirkungen zwischen <strong>de</strong>m Patienten und <strong>de</strong>n Eingriffen <strong>de</strong>s Personals <strong>de</strong>utlich.<br />

Die vier verschie<strong>de</strong>nen Wege, Wärme zu- bzw. abzuführen, können durch physikalische<br />

Gleichungen bzw. empirische Algorithmen beschrieben wer<strong>de</strong>n. Die evaporativen<br />

Wärmeverluste sind durch klinische Studien in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Reife <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut bekannt.<br />

Ebenso ist die Wärmeproduktion in Abhängigkeit <strong>de</strong>s Gewichtes und <strong>de</strong>s Alters bekannt. Auch<br />

die Geräteseite kann durch die Umgebungsbedingungen in einem Inkubator mit einer<br />

Konvektionsheizung o<strong><strong>de</strong>r</strong> in einer Offenen Intensivpflegeeinheit mit einer Strahlungsheizung<br />

und einer Matratzenheizung physikalisch beschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />

Mit diesen Algorithmen ist man heute in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, die Thermoregulation eines Früh- und<br />

Neugeborenen statisch, also im Wärmegleichgewicht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebung, darzustellen.<br />

Berücksichtigt man auch noch die Wärmekapazitäten <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Körperregionen und <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />

Zeitkonstanten im Mo<strong>de</strong>ll, können auch zeitliche Trends <strong><strong>de</strong>r</strong> Kern- und Peripherietemperaturen<br />

vom hypothermen bis zum hyperthermen Zustand dynamisch dargestellt wer<strong>de</strong>n. Dabei wird<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Blutfluss zwischen <strong>de</strong>n zentralen Organen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Peripherie in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Temperaturdifferenzen zwischen <strong>de</strong>m Kern und <strong><strong>de</strong>r</strong> Peripherie mit berücksichtigt.<br />

Mit diesem Simulationsprogramm steht ein Werkzeug zur Verfügung, mit <strong>de</strong>m die<br />

unterschiedliche thermische Reife von Früh- und Neugeborenen dargestellt wer<strong>de</strong>n kann. <strong>Der</strong><br />

Einfluss unterschiedlicher Wärmetherapiegeräte kann studiert wer<strong>de</strong>n. Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass es heute möglich ist, verschie<strong>de</strong>ne therapeutische Situationen während <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflege von<br />

Früh- und Neugeborenen in verschie<strong>de</strong>nen Wärmetherapiegeräten zu simulieren. <strong>Der</strong> Einfluss<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> unterschiedlichen Reife von <strong>de</strong>n kleinen Patienten kann dargestellt wer<strong>de</strong>n. Die<br />

Ergebnisse zeigen, dass die intensive Pflege <strong>de</strong>s Patienten Störungen in ihrem Klimakomfort<br />

und damit in ihrer Wärmebilanz hervorruft. Sie zeigen auch, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> ungeprüfte Einsatz von<br />

Hybri<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>nkliche Temperaturabsenkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten bewirken können.


Das Open-Lung-Konzept (OLC) in <strong><strong>de</strong>r</strong> Pädiatrischen Intensivmedizin -<br />

Demonstration von Fallbeispielen.<br />

Mathony, U., Haase, R.<br />

Ziel <strong>de</strong>s Open-Lung-Konzeptes (OLC) zur Therapie <strong>de</strong>s Atemnotsyndroms (ARDS) ist die Rekrutierung von<br />

Alveolen durch druckkontrollierte Beatmung mit hohen Frequenzen bei kleiner Amplitu<strong>de</strong> und hohem<br />

en<strong>de</strong>xspiratorischem Druck (PEEP). Initial eröffnen wenige Atemzüge mit hohem Druck die Alveolen (Open<br />

Pressure, OP), die dann mit einem PEEP über <strong>de</strong>m Verschlußdruck (Closure Pressure, CP) gebläht bleiben. OP<br />

und CP wer<strong>de</strong>n durch entsprechen<strong>de</strong> Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> Beatmungsparameter unter Kontrolle <strong>de</strong>s<br />

Sauerstoffpartialdrucks ermittelt.<br />

Fallbeispiele von OLC bei pädiatrischen Patienten mit chirurgischen, onkologischen und pulmologischen<br />

Grun<strong><strong>de</strong>r</strong>krankungen veranschaulichen die sofortige Verbesserung gegenüber konventioneller Beatmung:<br />

ausgeglichene Blutgase bei verringertem inspiratorischem Sauerstoffgehalt (FiO2). Trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> hohen<br />

Beatmungsdrücke stabilisierten sich die Kreislaufparameter. Bei angepaßter Volumentherapie konnte die<br />

Katecholamindosis in allen Fällen reduziert wer<strong>de</strong>n, z.T. zu über 50 %, was wir auf einen vermin<strong><strong>de</strong>r</strong>ten<br />

pulmonalarteriellen Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand bei verringertem intrapulmonalen Shunt zurückführen. Pleuraergüsse und<br />

Lungenö<strong>de</strong>m bil<strong>de</strong>ten sich rasch zurück. Extraalveoläre Gasansammlung als Beatmungskomplikation trat nicht<br />

auf. Die positiven Erfahrungen empfehlen die Anwendung <strong>de</strong>s OLC auch beim pädiatrischen Intensivpatienten<br />

mit ARDS.


Praktische Erfahrungen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> 2 - <strong>Punkt</strong> - <strong>Temperaturmessung</strong><br />

U. Niklaus, Universitätskin<strong><strong>de</strong>r</strong>klinik Leipzig, Neugeborenenintensivstation<br />

Die Temperatur ist eine sehr wichtige Messgröße, welche kontinuierlich überwacht wer<strong>de</strong>n<br />

kann.<br />

In <strong>de</strong>n letzten acht Jahren wur<strong>de</strong> die kontinuierliche 2 - <strong>Punkt</strong> - <strong>Temperaturmessung</strong> ein<br />

wichtiger Bestandteil unserer Pflege. Dies steht im Einklang mit unserem Ziel, die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> so<br />

wenig wie möglich zu stören und <strong>de</strong>nnoch ein Maximum an Informationen zu erhalten. Früher<br />

wur<strong>de</strong>n die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> alle 3 bis 4 Stun<strong>de</strong>n <strong>de</strong>m Streß <strong><strong>de</strong>r</strong> rektalen <strong>Temperaturmessung</strong><br />

ausgesetzt. Heute genügen zwei dünne Temperatursensoren am Rücken- o<strong><strong>de</strong>r</strong> Bauchbereich<br />

- je nach Lage <strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> bzw. an <strong><strong>de</strong>r</strong> Fußsohle um ständig über <strong>de</strong>n Wärmestatus informiert<br />

zu sein. Die Lage <strong><strong>de</strong>r</strong> Sensoren wird zur Vermeidung von Druckstellen im Zusammenhang mit<br />

pflegerischen Maßnahmen gewechselt. Nekrosen wur<strong>de</strong>n bisher nicht gesehen. Die periphere<br />

Temperatur soll zwischen 35 - 36 °C liegen. Kommt es zum weiteren Ansteigen dieser<br />

Messgröße, so reduzieren wir die Inkubatortemperatur. Steigt <strong>de</strong>nnoch die Zentraltemperatur<br />

an bedarf es einer Abklärung <strong><strong>de</strong>r</strong> Ursache. Heute können wir sagen, dass unsere<br />

Inkubatortemperaturen wesentlich höher liegen, da wir die Temperatur nach <strong>de</strong>n Bedürfnissen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> regulieren.<br />

Wir haben bei pflegerischen Maßnahmen die Erfahrung gemacht, dass die Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> sehr schnell<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Peripherie und wenig verzögert auch zentral auskühlen. Diese Art <strong>de</strong>s<br />

Temperaturmonitorings führen wir bei allen Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong>für</strong> die Dauer ihres Aufenthaltes auf<br />

unserer Intensivstation durch.


Schmerztherapie mit Opioi<strong>de</strong>n und<br />

Pharmakokinetik bei Früh- und Reifgeborenen<br />

Bernhard Roth<br />

Neonatologie, Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>klinik <strong>de</strong>s Klinikums <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität Köln<br />

Bernhard.Roth@medizin.uni-koeln.<strong>de</strong><br />

Früh- und Neugeborene verfügen über weitgehend entwickelte nozizeptive Systeme,<br />

während endogene schmerzhemmen<strong>de</strong> Strukturen sich erst postnatal ausbil<strong>de</strong>n. Eine<br />

zentrale Prozessierung von Schmerzreizen ist im somato-sensorischen Cortex etwa ab<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> 26. Schwangerschaftswoche möglich, im limbischen Cortex, wo affektive Schmerz-<br />

und Streß-Verarbeitung erfolgt, sogar um Wochen früher. Es ist heute unbestritten, daß<br />

in <strong><strong>de</strong>r</strong> Neonatalzeit wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holtes Schmerzerleben, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s im Kontext von vitaler<br />

Bedrohung und psycho-sozialer Deprivation zu schweren akuten aber auch<br />

chronifizierten Störungen führen kann.<br />

Die Blockierung nozizeptiven Inputs ist mit Lokalanästhetika, Opioi<strong>de</strong>n und NMDA-<br />

Antagonisten möglich. Für die Analgesie intensivmedizinisch behan<strong>de</strong>lter Früh- und<br />

Neugeborener, die möglichst präemptiv gewährt wer<strong>de</strong>n sollte, wer<strong>de</strong>n bei schweren<br />

Schmerz- und Streßzustän<strong>de</strong>n Opioi<strong>de</strong> eingesetzt. Sowohl pharmakokinetische als<br />

auch pharmakodynamische Aspekte sowie Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Entwicklungspharmakologie <strong>de</strong>s Früh- und Neugeborenenalters müssen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Therapie mit Opioi<strong>de</strong>n (Morphin, Piritramid, Fentanyl, Alfentanil, Sufentanil)<br />

berücksichtigr wer<strong>de</strong>n. Früh- und Neugeborene haben meist größere fiktive<br />

Verteilungsräume <strong>für</strong> Opioi<strong>de</strong> und eliminieren diese wesentlich langsamer als ältere<br />

Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> und Erwachsene. Allein zwischen sehr unreifen Frühgeborenen und reifen<br />

Neugeborenen können die Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Faktor 10 ausmachen. Die Medikamenten-<br />

Clearance ist verringert und die terminale Eliminations-Halbwertzeit <strong>de</strong>utlich verlängert.<br />

Verantwortlich ist die „unreife“ Leberenzymausstattung (Phase I: Cyt-P450 u.a.; Phase<br />

II: Glucuronidierung u.a.) und die eingeschränkte renale Eliminationsleistung (Filtration,<br />

Sekretion). Hinzu kommen Opioid-spezifische Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Plasmaeiweißbindung (Morphin 30%, Fentanyl 85%) und <strong>de</strong>s Metabolismus (Morphin:<br />

analgetisches M-6-Glucuronid versus antagonistisches M-3-Glucuronid). Bei<br />

wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holten Opioid-Gaben o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Dauerinfusion kann es zur Kumulation kommen,<br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s dann, wenn die Kontext-sensitive Halbwertzeit <strong>de</strong>s Opioids groß ist (z.B.<br />

Fentanyl versus Sufentanil). Pathophysiologische Zustän<strong>de</strong> (Hypoxie, Azidose, offener<br />

Ductus arteriosus, Ductus venosus, erhöhter intraabdomineller Druck, Asphxie)<br />

verstärken dies z.T. erheblich. Die Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Beatmung kann beträchtlich verlängert<br />

und z.B. eine Darmatonie verstärkt wer<strong>de</strong>n.<br />

Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei Frühgeborenen ist die Blut-Hirn-Schranke durchlässig. Freie nichtgebun<strong>de</strong>ne<br />

Opioidanteile gelangen in größerem Maße in das ZNS, was nicht<br />

notwendigerweise mit einer stärkeren Analgesie, aber mit einem höheren Maß an<br />

Atem<strong>de</strong>pression, Thoraxrigidität, Bradycardie-Neigung und arterieller Hypotension<br />

verbun<strong>de</strong>n sein kann. Opioid-Rezeptoren (m-,d-,k-Rezeptoren und <strong><strong>de</strong>r</strong> s- Rezeptor, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

auch die Eigenschaften eines NMDA-Rezeptors hat) entwickeln sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fetalzeit<br />

hinsichtlich Dichte und Affinität in unterschiedlichen Hirnarealen verschie<strong>de</strong>n schnell.<br />

Für eine wirksame opioid-vermittelte Analgesie können daher bei Früh- und<br />

Neugeborenen <strong>de</strong>utlich höhere Dosen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich sein (z.B. Morphin), obwohl zentrale


Nebenwirkungen bereits bei geringeren Dosen auftreten. Meist überwiegen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Summe jedoch die pharmakokinetischen Effekte, so daß letztlich eine Dosisreduktion<br />

im Vergleich zum älteren Kind o<strong><strong>de</strong>r</strong> Erwachsenen notwendig wird.<br />

Die genannten Aspekte dürfen nicht dazu führen, daß Früh- und Neugeborenen in<br />

indizierten Situationen eine Analgesie mit Opioi<strong>de</strong>n vorenthalten wird. Auch Früh- und<br />

Neugeborene haben einen Rechtsanspruch auf Schmerzstillung. Folgen<strong>de</strong> Merkpunkte<br />

sollten beachtet wer<strong>de</strong>n: 1 – Je<strong>de</strong> Station sollte sich auf wenige Wirkstoffe beschränken<br />

(z.B. a - bei starken Schmerzen und erheblichem Streßzustand: Morphin o<strong><strong>de</strong>r</strong> Piritramid<br />

mit langer Wirkdauer; Fentanyl o<strong><strong>de</strong>r</strong> Sufentanil mit kürzer Wirkdauer bei beatmeten<br />

Patienten; b – bei weniger starken Schmerzen: z.B. Tramadol , Nalbuphin o<strong><strong>de</strong>r</strong> Tilidin; c<br />

- bei leichten Schmerzen: Paracetamol, evtl mit Co<strong>de</strong>in rektal). 2 – Bei sehr kleinen<br />

Frühgeborenen (


Praktische Erfahrungen mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Analgosedierung Früh- und Reifgeborener<br />

S. Höhndorf, E. Glimm, S. Avenarius, G. Jorch<br />

Zentrum <strong>für</strong> Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>heilkun<strong>de</strong>, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke-Universität Mag<strong>de</strong>burg<br />

Fragestellung: Die Funktionsfähigkeit nozizeptiver Rezeptoren bei Früh (FG)-und<br />

Neugeborenen (NG) begrün<strong>de</strong>t <strong>de</strong>n Einsatz von Sedativa und Analgetika unter<br />

maschineller Beatmung. Wir berichten über unsere klinischen Erfahrungen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Sedierung mit Phenobarbital (P) und <strong><strong>de</strong>r</strong> Analgosedierung mit Fentanyl (F) / Midazolam<br />

(M) bzw. Sufentanil (S) unter neonatologischen Intensivbedingungen.<br />

Methodik: Retrospektive Analyse <strong><strong>de</strong>r</strong> Patientenakten 134 maschinell beatmeter FG und NG<br />

1991-1996 mit Beatmungsbeginn innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> ersten 24 Lebensstun<strong>de</strong>n. Die Sedierung bzw.<br />

Analgosedierung erfolgte 1991-1992 mit P, 1993-1994 mit F/M und 1995-1996 mit S.<br />

Ergebnisse: Die FG und NG tolerierten P, F/M und S im allgemeinen gut. Bei klinisch<br />

vergleichbarer Sedationstiefe konnte eine Reduzierung <strong><strong>de</strong>r</strong> mittleren Stun<strong>de</strong>ndosis <strong>de</strong>s S auf<br />

28% <strong><strong>de</strong>r</strong> F-Dosis erreicht wer<strong>de</strong>n. Auf Midazolam konnte unter S weitgehend verzichtet<br />

wer<strong>de</strong>n. Signifikant niedrigere Blutdruckwerte in <strong>de</strong>n ersten 3 Lebenstagen unter F und S<br />

gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> P-Gruppe waren ohne klinische Be<strong>de</strong>utung. <strong>Der</strong> Katecholaminbedarf unter<br />

Opioidanaloga war <strong>de</strong>ssen ungeachtet gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> P-Gruppe ten<strong>de</strong>nziell niedriger. Eine<br />

signifikant verzögerte Bilirubinelimination war klinisch nicht relevant. <strong>Der</strong> enterale<br />

Nahrungsaufbau unter F und S war gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> P-Gruppe verzögert.<br />

Schlussfolgerungen: Fentanyl bzw. Sufentanil können bei klinischer Notwendigkeit beginnend<br />

in einer Kurzinfusion über 10 min mit 0,5-5 μg/kg bzw. 0,2-2 μg/kg und in nachfolgend<br />

kontinuierlicher Infusion mit 0,2-2 μg/kg x h bzw. 0,05-0,5 μg/kg x h über 5-7 Tage in<br />

absteigen<strong><strong>de</strong>r</strong> Dosierung verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. F sollte mit M kombiniert wer<strong>de</strong>n. Bei<br />

Langzeitbeatmung sollte ein Übergang auf Sedativa in <strong><strong>de</strong>r</strong> 2. Lebenswoche erwogen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Beurteilung <strong>de</strong>s Analgosedativabedarfes sollte durch einen klinischen Score erfolgen.<br />

Opioidanaloga bieten eine ausreichen<strong>de</strong> Therapiesicherheit unter klinischen Bedingungen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

neonatologischen Intensivmedizin.

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