Der Nutzen der 2-Punkt-Temperaturmessung für ... - anpisa.de
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Physiologie <strong>de</strong>s Früh- und Reifgeborenen in <strong><strong>de</strong>r</strong> Wärmetherapie<br />
Dr. Jochim Koch, Drägerwerk AG Lübeck, Grundlagenentwicklung<br />
Die Thermoregulation von Früh- und Reifgeborenen unterschei<strong>de</strong>t sich noch sehr von<br />
Erwachsenen. Zum einen ist die Haut noch nicht vollständig entwickelt, die Frühgeborenen<br />
haben <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>n ersten Lebenstagen einen hohen Wärmeverlust durch die<br />
Wasserdurchlässigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut. Zum an<strong><strong>de</strong>r</strong>en ist <strong><strong>de</strong>r</strong> Metabolismus in seiner<br />
Leistungsfähigkeit stark begrenzt, so dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Frühgeborene zusätzlicher Wärmezufuhr von<br />
aussen bedarf, wenn er in seiner Körpertemperatur stabil gehalten wer<strong>de</strong>n soll. Frühgeborene<br />
können nicht schwitzen und ihre Muskelaktivitäten sind verhältnismässig gering, zu einem<br />
Kältezittern sind sie noch nicht in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage.<br />
In klinischen Studien wur<strong>de</strong> gezeigt, dass die Fähigkeit <strong>de</strong>s Frühgeborenen zur<br />
Thermoregulation in <strong>de</strong>n ersten Lebensstun<strong>de</strong>n erst nach und nach entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Zunächst verhält sich das Frühgeborene wechselwarm, es än<strong><strong>de</strong>r</strong>t seine Körpertemperatur mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebung. Die Peripherietemperatur liegt nahe an <strong><strong>de</strong>r</strong> Kerntemperatur, die Vasomotorik<br />
ist noch nicht entwickelt. Erst mit zunehmen<strong>de</strong>m Alter und <strong><strong>de</strong>r</strong> Fähigkeit, <strong>de</strong>n Metabolismus zu<br />
steigern, ist das Frühgeborene in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, seine Kerntemperatur zu stabilisieren.<br />
Für das Pflegepersonal erleichtert das ThermoMonitoring die Beobachtung <strong>de</strong>s<br />
thermoregulatorischen Verhaltens durch die Messung einer kernnahen und einer peripheren<br />
Körpertemperatur. Neben <strong>de</strong>m Vorteil <strong><strong>de</strong>r</strong> kontinuierlichen Protokollierung <strong>de</strong>s<br />
Temperaturtrends wer<strong>de</strong>n auch physiologische Analysen ermöglicht; ausser<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n damit<br />
die Wechselwirkungen zwischen <strong>de</strong>m Patienten und <strong>de</strong>n Eingriffen <strong>de</strong>s Personals <strong>de</strong>utlich.<br />
Die vier verschie<strong>de</strong>nen Wege, Wärme zu- bzw. abzuführen, können durch physikalische<br />
Gleichungen bzw. empirische Algorithmen beschrieben wer<strong>de</strong>n. Die evaporativen<br />
Wärmeverluste sind durch klinische Studien in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Reife <strong><strong>de</strong>r</strong> Haut bekannt.<br />
Ebenso ist die Wärmeproduktion in Abhängigkeit <strong>de</strong>s Gewichtes und <strong>de</strong>s Alters bekannt. Auch<br />
die Geräteseite kann durch die Umgebungsbedingungen in einem Inkubator mit einer<br />
Konvektionsheizung o<strong><strong>de</strong>r</strong> in einer Offenen Intensivpflegeeinheit mit einer Strahlungsheizung<br />
und einer Matratzenheizung physikalisch beschrieben wer<strong>de</strong>n.<br />
Mit diesen Algorithmen ist man heute in <strong><strong>de</strong>r</strong> Lage, die Thermoregulation eines Früh- und<br />
Neugeborenen statisch, also im Wärmegleichgewicht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Umgebung, darzustellen.<br />
Berücksichtigt man auch noch die Wärmekapazitäten <strong><strong>de</strong>r</strong> einzelnen Körperregionen und <strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
Zeitkonstanten im Mo<strong>de</strong>ll, können auch zeitliche Trends <strong><strong>de</strong>r</strong> Kern- und Peripherietemperaturen<br />
vom hypothermen bis zum hyperthermen Zustand dynamisch dargestellt wer<strong>de</strong>n. Dabei wird<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Blutfluss zwischen <strong>de</strong>n zentralen Organen und <strong><strong>de</strong>r</strong> Peripherie in Abhängigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Temperaturdifferenzen zwischen <strong>de</strong>m Kern und <strong><strong>de</strong>r</strong> Peripherie mit berücksichtigt.<br />
Mit diesem Simulationsprogramm steht ein Werkzeug zur Verfügung, mit <strong>de</strong>m die<br />
unterschiedliche thermische Reife von Früh- und Neugeborenen dargestellt wer<strong>de</strong>n kann. <strong>Der</strong><br />
Einfluss unterschiedlicher Wärmetherapiegeräte kann studiert wer<strong>de</strong>n. Die Ergebnisse zeigen,<br />
dass es heute möglich ist, verschie<strong>de</strong>ne therapeutische Situationen während <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflege von<br />
Früh- und Neugeborenen in verschie<strong>de</strong>nen Wärmetherapiegeräten zu simulieren. <strong>Der</strong> Einfluss<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> unterschiedlichen Reife von <strong>de</strong>n kleinen Patienten kann dargestellt wer<strong>de</strong>n. Die<br />
Ergebnisse zeigen, dass die intensive Pflege <strong>de</strong>s Patienten Störungen in ihrem Klimakomfort<br />
und damit in ihrer Wärmebilanz hervorruft. Sie zeigen auch, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> ungeprüfte Einsatz von<br />
Hybri<strong>de</strong>n be<strong>de</strong>nkliche Temperaturabsenkungen <strong><strong>de</strong>r</strong> Patienten bewirken können.