Der Nutzen der 2-Punkt-Temperaturmessung für ... - anpisa.de
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Schmerztherapie mit Opioi<strong>de</strong>n und<br />
Pharmakokinetik bei Früh- und Reifgeborenen<br />
Bernhard Roth<br />
Neonatologie, Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>klinik <strong>de</strong>s Klinikums <strong><strong>de</strong>r</strong> Universität Köln<br />
Bernhard.Roth@medizin.uni-koeln.<strong>de</strong><br />
Früh- und Neugeborene verfügen über weitgehend entwickelte nozizeptive Systeme,<br />
während endogene schmerzhemmen<strong>de</strong> Strukturen sich erst postnatal ausbil<strong>de</strong>n. Eine<br />
zentrale Prozessierung von Schmerzreizen ist im somato-sensorischen Cortex etwa ab<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> 26. Schwangerschaftswoche möglich, im limbischen Cortex, wo affektive Schmerz-<br />
und Streß-Verarbeitung erfolgt, sogar um Wochen früher. Es ist heute unbestritten, daß<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Neonatalzeit wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holtes Schmerzerleben, beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s im Kontext von vitaler<br />
Bedrohung und psycho-sozialer Deprivation zu schweren akuten aber auch<br />
chronifizierten Störungen führen kann.<br />
Die Blockierung nozizeptiven Inputs ist mit Lokalanästhetika, Opioi<strong>de</strong>n und NMDA-<br />
Antagonisten möglich. Für die Analgesie intensivmedizinisch behan<strong>de</strong>lter Früh- und<br />
Neugeborener, die möglichst präemptiv gewährt wer<strong>de</strong>n sollte, wer<strong>de</strong>n bei schweren<br />
Schmerz- und Streßzustän<strong>de</strong>n Opioi<strong>de</strong> eingesetzt. Sowohl pharmakokinetische als<br />
auch pharmakodynamische Aspekte sowie Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Entwicklungspharmakologie <strong>de</strong>s Früh- und Neugeborenenalters müssen in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Therapie mit Opioi<strong>de</strong>n (Morphin, Piritramid, Fentanyl, Alfentanil, Sufentanil)<br />
berücksichtigr wer<strong>de</strong>n. Früh- und Neugeborene haben meist größere fiktive<br />
Verteilungsräume <strong>für</strong> Opioi<strong>de</strong> und eliminieren diese wesentlich langsamer als ältere<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> und Erwachsene. Allein zwischen sehr unreifen Frühgeborenen und reifen<br />
Neugeborenen können die Unterschie<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Faktor 10 ausmachen. Die Medikamenten-<br />
Clearance ist verringert und die terminale Eliminations-Halbwertzeit <strong>de</strong>utlich verlängert.<br />
Verantwortlich ist die „unreife“ Leberenzymausstattung (Phase I: Cyt-P450 u.a.; Phase<br />
II: Glucuronidierung u.a.) und die eingeschränkte renale Eliminationsleistung (Filtration,<br />
Sekretion). Hinzu kommen Opioid-spezifische Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Plasmaeiweißbindung (Morphin 30%, Fentanyl 85%) und <strong>de</strong>s Metabolismus (Morphin:<br />
analgetisches M-6-Glucuronid versus antagonistisches M-3-Glucuronid). Bei<br />
wie<strong><strong>de</strong>r</strong>holten Opioid-Gaben o<strong><strong>de</strong>r</strong> bei Dauerinfusion kann es zur Kumulation kommen,<br />
beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s dann, wenn die Kontext-sensitive Halbwertzeit <strong>de</strong>s Opioids groß ist (z.B.<br />
Fentanyl versus Sufentanil). Pathophysiologische Zustän<strong>de</strong> (Hypoxie, Azidose, offener<br />
Ductus arteriosus, Ductus venosus, erhöhter intraabdomineller Druck, Asphxie)<br />
verstärken dies z.T. erheblich. Die Dauer <strong><strong>de</strong>r</strong> Beatmung kann beträchtlich verlängert<br />
und z.B. eine Darmatonie verstärkt wer<strong>de</strong>n.<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s bei Frühgeborenen ist die Blut-Hirn-Schranke durchlässig. Freie nichtgebun<strong>de</strong>ne<br />
Opioidanteile gelangen in größerem Maße in das ZNS, was nicht<br />
notwendigerweise mit einer stärkeren Analgesie, aber mit einem höheren Maß an<br />
Atem<strong>de</strong>pression, Thoraxrigidität, Bradycardie-Neigung und arterieller Hypotension<br />
verbun<strong>de</strong>n sein kann. Opioid-Rezeptoren (m-,d-,k-Rezeptoren und <strong><strong>de</strong>r</strong> s- Rezeptor, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
auch die Eigenschaften eines NMDA-Rezeptors hat) entwickeln sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Fetalzeit<br />
hinsichtlich Dichte und Affinität in unterschiedlichen Hirnarealen verschie<strong>de</strong>n schnell.<br />
Für eine wirksame opioid-vermittelte Analgesie können daher bei Früh- und<br />
Neugeborenen <strong>de</strong>utlich höhere Dosen erfor<strong><strong>de</strong>r</strong>lich sein (z.B. Morphin), obwohl zentrale