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Fastenhirtenbrief 2013 - Bistum Limburg

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esondere Form der Pädagogik im Glauben bildet, wollen wir als <strong>Bistum</strong> in der<br />

Förderung dieser Initiativen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen nicht<br />

nachlassen.<br />

Wer in diesem Sinn Gott antwortet, erlebt die Liturgie als einen Dialog, der<br />

unsere Beziehung zu Gott immer tiefer werden lässt. Der betende Austausch mit<br />

ihm erhebt den Menschen. Wenn in diesem Jahr zum ersten Advent das neue Gebet-<br />

und Gesangbuch vorliegen wird, haben wir damit eine Hilfe in den Händen,<br />

die auch in der Sprache unserer Zeit das Ewige suchen, sagen und singen lässt.<br />

„Gotteslob“ heißt auch das neue Buch, weil wir Christen dazu berufen sind, von<br />

Gott zu sprechen und zu singen; gerade wo man seinen Namen neutralisieren will.<br />

Wo unsere Gottesdienste gläubige und geistliche Resonanz vermitteln, kommen<br />

Menschen mit Gott in Berührung. Diese Schwingung vermittelt sich in einer dritten<br />

Ausrichtung kirchlicher Liturgie:<br />

III. verehren und verbinden<br />

Unser Glaube braucht Gestaltung, damit unser Leben Orientierung bekommt.<br />

Nicht wenige Menschen vermissen heute einen inneren Halt, der ihnen gerade<br />

in den Gebrochenheiten des Lebens hilft. Aus der Erziehung von Kindern wissen<br />

wir, wie wichtig Riten sind, damit das Leben eine Richtung bekommt. Zudem ist<br />

heute – gerade im Blick auf die jüngeren Menschen – immer öfter von einer ‚Not<br />

der Formlosigkeit’ die Rede. Wir begreifen, dass Werte im Zusammenleben unserer<br />

Gesellschaft gegenseitige Achtung nur nachhaltig vermitteln können, wo Menschen<br />

in die Ehrfurcht vor Gott gefunden haben. Wer Gott die Ehre gibt, gewährt<br />

dem Menschen besonderen Respekt und Raum zur Entfaltung.<br />

Dafür stehen auch die Kirchenbauten in unserer Diözese und wir wollen sie<br />

– wo möglich – unbedingt erhalten. Sie sind aber keine Museen, sondern wollen<br />

mit dem täglichen Gebet der Gläubigen beseelt werden. Dann sind ihre Türme<br />

Fingerzeige in den Himmel. Ich begrüße es ausdrücklich, wo unsere ausgebildeten<br />

Wortgotteshelfer an Wochentagen zum gemeinsamen Gebet einladen und das<br />

Wort des Herrn mit Leben erfüllen: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt<br />

sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Mt 18,20).<br />

Am Sonntag ‚ereignet’ sich Kirche in besonderer Weise in der Feier der Eucharistie.<br />

Deshalb können in unseren Pfarrgemeinden Wortgottesdienste mit einer<br />

Kommunionfeier auch nur in einzelnen, begründeten Ausnahmefällen der Weg der<br />

Versammlung von Gläubigen sein. Um in solchen Situationen das Bewusstsein für die<br />

Verbindung mit der Eucharistiefeier als der Quelle wachzuhalten, aus der der Sonntag<br />

und die Kirche kommen, wird zur Zeit in einer diözesanen Arbeitsgruppe eine dafür<br />

angemessene Gestaltung erarbeitet.<br />

Die Liturgie der Kirche will den Menschen unserer Zeit helfen, einen Zugang zu Gott<br />

zu finden. Sie ist das Geleit in das größere Geheimnis Gottes und zugleich erlebbare<br />

Gemeinschaft der Gläubigen im Gottesdienst. Lebendige Liturgie ist die Gabenbereitung<br />

des ganzen Volkes Gottes (vgl. das griechische Grundwort „leiturgia“ = „Werk<br />

des Volkes“), in der jeder einbringt, was dem Ganzen dient.<br />

Deshalb braucht es gleichermaßen Unmittelbarkeit und Ordnung. Es gehört zur beeindruckenden<br />

Katholizität unserer Weltkirche, dass die Feier der Eucharistie in den<br />

vielen Sprachen und Ländern mit den Einflüssen der unterschiedlichen Kulturen in einer<br />

uns alle verbindenden Weise gefeiert wird. Weil diese Verbindlichkeit eine Einheit in<br />

Vielfalt ermöglicht, sind in allen Ortskirchen auf der Welt der Bischof und das ganze<br />

Gottesvolk auch daran gehalten. Diese Ordnung lässt Raum für Gestaltung und begründet<br />

zugleich: „Was wir feiern, zeigt, was wir glauben.“ Nach diesem Grundsatz<br />

geht es in der Liturgie damit immer auch um die Mitte des Glaubens und der Kirche.<br />

Liebe Schwestern und Brüder!<br />

Als das Zweite Vatikanische Konzil vor 50 Jahren als erstes Ergebnis der weltkirchlichen<br />

Beratungen mit großer Mehrheit eine Erneuerung der Liturgie auf den Weg brachte,<br />

stellte es fest: „Die Liturgie ist der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt und<br />

zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt“ (SC 10).<br />

Im Eingangsbereich unseres <strong>Limburg</strong>er Domes befindet sich eine Reliefdarstellung,<br />

die veranschaulicht, was die Liturgie der Kirche abbilden will. Das Motiv im Dom zeigt<br />

die Speisung der Fünftausend im Evangelium (vgl. Joh 6,1-15). Da sind die vielen Menschen,<br />

die eine bleibende Nahrung suchen und sich nicht mit den Vordergründigkeiten<br />

dieser Welt abspeisen lassen wollen. Die Einladung Jesu und die Bereitschaft derer, die<br />

auf ihn hören, bringt das Wunder der Brotvermehrung auf den Weg. So ist eine lebensnahe<br />

und gottvolle Liturgie. Sie weiß, dass Gott sich um den Menschen sorgt und ihm<br />

dienen will. Sie braucht die Gaben des Gottesvolkes, damit ein Miteinander möglich<br />

wird, das alle nährt.<br />

Aus diesem Ursprung speist sich der Leib Christi, Ihre Gemeinde. Ich danke Ihnen für<br />

alles, was Sie zum Gottesdienst der Kirche beitragen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie hier<br />

den Dialog finden, der uns mit Gott und untereinander enger verbindet. Dazu segne Sie<br />

der dreieine Gott: der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.<br />

<strong>Limburg</strong>, zum 1. Fastensonntag <strong>2013</strong><br />

Franz-Peter Tebartz-van Elst<br />

Bischof von <strong>Limburg</strong><br />

Titelbild:<br />

Die Speisung der Fünftausend (vgl. Joh 6,1-15), Relief am Grabmal des Kanonikus Johannes Hepp (1559-<br />

1599) im Hohen Dom zu <strong>Limburg</strong>, mit der zentralen Inschrift: „ERIGO NON DESTRVO“ (Ich richte auf und<br />

zerstöre nicht).<br />

Das Grabmal wurde von den Mitbrüdern des Stiftskapitels um 1600 errichtet und war bis ins 20. Jahrhundert<br />

neben dem gotischen Sakramentshaus angebracht. Es ist die Illustration einer Katechese über das vom<br />

Trienter Konzil erneuerte Eucharistieverständnis: Christus eint durch das eucharistische Brot der Heiligen<br />

Kommunion die Gläubigen. Das Grabmal erinnert an den Stiftsherrn, der seinerzeit die besondere Verantwortung<br />

für die katechetische Unterweisung trug.<br />

Foto: © <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong><br />

Sperrfrist für Presse, Rundfunk, Fernsehen und Internet: Samstag, 16. Februar <strong>2013</strong>, 17.00 Uhr.<br />

Gott loben und die Menschen lieben<br />

Liturgie als heiliger Dienst<br />

Hirtenbrief zur Österlichen Bußzeit <strong>2013</strong><br />

von Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst


Liebe Schwestern und Brüder im <strong>Bistum</strong> <strong>Limburg</strong>!<br />

Im „Jahr des Glaubens“ richten wir unseren Blick auf die Liturgie der Kirche. Im<br />

kommenden Dezember sind es 50 Jahre, dass das Zweite Vatikanische Konzil mit der<br />

Liturgiekonstitution eine neue Lebendigkeit in unsere Gemeinden gebracht hat. Die<br />

Älteren werden sich noch daran erinnern, wie – nicht nur mit der Einführung der<br />

Muttersprache – im Gottesdienst eine intensivere Beteiligung der Gläubigen möglich<br />

wurde. Was für die Jüngeren heute selbstverständlich ist, darf nicht vergessen lassen,<br />

wie sehr das Bemühen in den vergangenen Jahrzehnten auch davon bestimmt war,<br />

der Erfahrung gerecht zu werden, dass Liturgie immer beides ist: göttliches Geheimnis<br />

und menschliche Gemeinschaft. Weil diese Spannung eine beständige Herausforderung<br />

ist, hat auch der vor zwei Jahren begonnene Dialogprozess der Kirche in<br />

Deutschland die rechte Feier unseres Glaubens zum Thema gemacht.<br />

Mit Freude nehme ich bei meinen Besuchen in den Gemeinden wahr, wie vielen<br />

Gläubigen eine gute Feier des Gottesdienstes ein Herzensanliegen ist. Ausdrücklich<br />

danke ich allen Lektorinnen und Lektoren, den Kommunionhelferinnen und -helfern,<br />

den Mitgliedern in den Liturgieausschüssen unserer Pfarrgemeinderäte, denen, die<br />

an den Werktagen Wortgottesdienste leiten, allen, die den Sakristanendienst übernommen<br />

haben und nicht zuletzt den vielen Kindern und Jugendlichen, die als Ministrantinnen<br />

und Ministranten in ihrem Engagement eine große Leidenschaft für die<br />

Liturgie der Kirche zeigen. Die Bandbreite dieser Dienste, die erst mit der Liturgiereform<br />

des Zweiten Vatikanischen Konzils gefördert wurde, zeigt, wie aus Taufe und<br />

Firmung eine aktivere Mitfeier möglich geworden ist. Diese Entwicklung darf nicht<br />

zurückgedrängt werden. Wir wollen sie pflegen und in dem Sinn weiter fördern, wie<br />

die Liturgiekonstitution des Konzils es vorsieht: Die Gläubigen sollen ausdrücklich<br />

und ausschließlich das übernehmen, was ihnen je spezifisch aus Taufe und Firmung,<br />

Beauftragung oder Weihe zukommt. Dieses Bewusstsein für den Leib mit den vielen<br />

Gliedern (vgl. 1 Kor 12,12-27) baut die Kirche in Vielfalt und Einheit auf.<br />

Wie in der besonderen Betrachtung der Caritas im vergangenen Jahr geht es auch<br />

in der Feier unseres Glaubens darum, dass Gott und die Menschen in den Blick kommen.<br />

Dieser innere Zusammenhang kommt im Tagesgebet der Eucharistiefeier am<br />

4. Sonntag im Jahreskreis zum Ausdruck: „Herr, unser Gott, du hast uns erschaffen,<br />

damit wir dich preisen. Gib, dass wir dich mit ungeteiltem Herzen anbeten und die<br />

Menschen lieben, wie du sie liebst.“<br />

Liturgie ist lebensnah, wo Gott groß sein darf und wir Menschen uns ihm verdanken.<br />

Sie ist heiliger Dienst, weil Gott so an uns handelt, dass wir uns als sein Volk und<br />

untereinander als Schwestern und Brüder begreifen. Wo der Blick in der Feier des Gottesdienstes<br />

zuerst nach oben geht, gewinnen wir die Einsicht und Umsicht, die Christen<br />

in dieser Welt ausmacht.<br />

Bei meinem Besuch in unserem Partnerbistum Kumbo im afrikanischen Kamerun ist<br />

mir das vor einigen Jahren in einem Zeichen aufgegangen, das im Gottesdienst der Gemeinden<br />

dort gepflegt wird. Zur Evangelienprozession brachten die Gläubigen in einem<br />

Tanz das Evangeliar nach vorne in die Kirche. Es befand sich in einer kostbar gestalteten<br />

Tasche, die an einer langen Stange befestigt war. Im Altarraum angekommen, richteten<br />

sie diese auf und ließen das noch verhüllte Evangeliar langsam herunter, so dass der<br />

Diakon es ergreifen konnte, um es den Gläubigen zu zeigen. Dabei brandete im Halleluja-Ruf<br />

großer Jubel auf. Dann wurde das Evangelium feierlich verehrt und verkündet.<br />

Allen Mitfeiernden wurde bewusst: Gottes Wort kommt von oben. Gottes Gegenwart<br />

übersteigt diese Welt. Unser Glaube hat eine Blickrichtung, die eine tiefere Einsicht in<br />

das Leben schenkt und eine Aussicht gibt, die über diese Welt hinausgeht.<br />

Wer mit den Augen des Glaubens schaut, versteht, dass es Zeichen braucht, die auf<br />

die unaussprechliche Größe und Güte Gottes verweisen. Unsere Worte vermögen das<br />

Wirken Gottes nicht zu fassen. Sie sind immer nur Annäherung an das Geheimnis seiner<br />

Gegenwart, das im festlich gestalteten Kirchenraum, im Schmuck von Gewändern,<br />

Kerzen und Blumen, in dem was zu schauen, zu schmecken und zu riechen ist, zum<br />

Ausdruck kommt. So wie es in den geprägten Zeiten des Advent und der Fastenzeit einer<br />

Schlichtheit bedarf, um das Schöne im herannahenden Fest neu zu schauen, gehören zu<br />

Weihnachten, Ostern und Pfingsten die festliche Musik, der aufsteigende Weihrauch und<br />

eine besondere Feierlichkeit. Auch hier vermittelt eine abgestimmte Vielfalt die innere<br />

Einheit kirchlicher Liturgie.<br />

Das Leben der Menschen soll im Gottesdienst zur Sprache kommen. Dafür sind in der<br />

Feier der Eucharistie die Einleitung, die Predigt und die Fürbitten der Ort. Weil sich in den<br />

Gebeten immer beides berührt – die Gegebenheiten des Menschen und das Geheimnis<br />

Gottes – braucht es hier zugleich eine Sprache, die wie in guter Poesie über den Alltag<br />

hinausgeht. So, wie die Dichterin Nelly Sachs einmal von den Psalmen als den „Nachtherbergen<br />

des Glaubens“ spricht, lebt die Liturgie der Kirche auch von Worten, in denen<br />

sich Menschen in ihrer Sehnsucht nach Leben unterstellen können. Der Gottesdienst der<br />

Kirche ist deshalb nicht, was Menschen daraus machen, sondern, was in der Geschichte<br />

unseres Glaubens gewachsen ist und je neu auf die Zeiten und ihre Kultur hin zu erschließen<br />

ist.<br />

Gottesdienst ist Gottes Handeln an uns Menschen. Er spricht uns an; er will uns<br />

dienen und zur Antwort bewegen. Deshalb lebt die Liturgie der Kirche von Haltungen,<br />

aus denen Handlungen erwachsen. Die Heilige Schrift bezeugt uns in vielen Beispielen,<br />

wie der Glaube vom Hören kommt. Darin ist uns Maria Vorbild. Sie ist ganz Ohr, als der<br />

Engel sie anspricht. Ihre Haltung will unser Verhalten in der Liturgie prägen:<br />

I. schweigen und hören<br />

Der dänische Religionsphilosoph Sören Kierkegaard beschreibt, wie er Gott auf die<br />

Spur gekommen ist: „Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde, da<br />

hatte ich immer weniger und weniger zu sagen. Zuletzt wurde ich ganz still. Ich wurde,<br />

was womöglich noch ein größerer Gegensatz zum Reden ist, ich wurde ein Hörer.<br />

Ich meinte erst, Beten sei Reden. Ich lernte aber, dass Beten nicht bloß Schweigen ist,<br />

sondern Hören. So ist es: Beten heißt nicht, sich selbst reden hören, beten heißt still<br />

werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört.“<br />

Menschen, die zuhören können, genießen eine große Wertschätzung und haben<br />

Ausstrahlung. Weil oft zuviel geredet wird und viele Gespräche im Alltag darunter leiden,<br />

dass der eine den anderen kaum ausreden lässt, bleibt vieles so vordergründig<br />

und missverständlich. Auch im Glauben gibt es die Gefahr, zuerst selbst zu reden, so<br />

dass Gott kaum durchkommen kann. Manchmal leiden Gottesdienste in ihrer Gestaltung<br />

darunter, dass sie zu wortlastig sind. Wir Menschen sind versucht, Gott geradezu<br />

informieren zu wollen über das, was er doch längst weiß.<br />

Wir bringen bisweilen einen Aktionismus in die Feiern unseres Glaubens, der uns als<br />

die Handelnden erscheinen lässt. Gott aber handelt an uns. Er will uns dienen, indem er<br />

uns zuerst anspricht. Schon der Heilige Augustinus verweist darauf, dass Gottes Wort<br />

die Zeichen in der Liturgie zum Medium seines Wirkens macht: „Es kommt das Wort<br />

zum Element und es entsteht das Sakrament.“ Das ist kein Automatismus, sondern<br />

ein lebendiges Beziehungsgeschehen. Gott spricht und handelt! Dafür brauchen unsere<br />

Gottesdienste in ihrer Gestaltung mehr Raum für ein Schweigen und Hören, das<br />

uns nachdenklich machen kann. Wo die Worte von Lesung und Evangelium und auch<br />

deren Auslegung in der Predigt nachhallen können, kann Gott durchkommen. Unsere<br />

Gottesdienste gewinnen eine größere Gottesnähe, wo in den Blick kommt, was Papst<br />

Benedikt XVI. ins Wort bringt: „Der Glaube stammt vom Hören auf Gottes Wort. Wo<br />

aber Gotteswort in Menschenwort übersetzt wird, bleibt ein Überschuss des Ungesagten<br />

und Unsagbaren, der uns zum Schweigen ruft – in ein Schweigen hinein,<br />

das schließlich das Ungesagte zu Gesang werden lässt und auch die Stimmen des<br />

Kosmos zu Hilfe ruft, damit das Ungesagte hörbar werde.“<br />

Gerade wo Gott sich uns in seinem Sohn Jesus Christus in der Heiligen Kommunion<br />

schenkt, ist die Stille der Raum, in dem Gottes Liebe unmittelbar in unser<br />

Leben hinein spricht. So, wie ein Geschenk, das uns überwältigt und die Sprache<br />

verschlägt, so ist es auch im Glauben und im Gottesdienst: Wir können nur dankbar<br />

staunen. Gott kann uns nur dienen, wo wir ihn an uns handeln lassen. Wo<br />

unsere Antwort im Beten und Singen aus einem Schweigen und Hören kommt,<br />

ereignet sich, was die Mystikerin Mechthild von Magdeburg von Herzen bekennt:<br />

„O Gott, ich bete mich in deine Hände.“ Aus dieser Hingabe erwächst eine zweite<br />

Haltung, die unsere Gottesdienste beseelt:<br />

II. sprechen und singen<br />

Liturgie ist nicht nur das diesjährige Thema im Dialogprozess der Kirche unseres<br />

Landes. Liturgie ist von ihrem innersten Wesen her Dialog zwischen Gott und<br />

Mensch. Das kommt zum Ausdruck, wo wir Menschen auf Gottes Wort antworten.<br />

Dazu hat Gott uns berufen und befähigt. Im Zweiten Hochgebet der Eucharistiefeier<br />

beten wir, was uns beschenkt: „Wir danken dir, dass du uns berufen hast, vor<br />

dir zu stehen und dir zu dienen.“<br />

Unser Gottesdienst ist Antwort auf Gottes Ansprache. In den Wechselgebeten<br />

zwischen Priester und Gläubigen kommt das ebenso zum Ausdruck, wie im Antwortgesang<br />

nach der Lesung, im Halleluja-Ruf und in anderen Antiphonen, mit<br />

denen wir auf die Verse des Kantors, der Schola oder des Chores antworten.<br />

Mit großer Freude erlebe ich bei vielen Eucharistiefeiern in unseren Gemeinden<br />

immer wieder, dass der liturgische Gesang, die geistliche Chormusik und das<br />

neue geistliche Lied in unserem <strong>Bistum</strong> eine große Wertschätzung erfahren und<br />

hier viel ehrenamtliches Engagement gepflegt wird. Ich danke allen, die sich in<br />

der Kirchenmusik unserer Diözese haupt- und ehrenamtlich so verdienstvoll für<br />

die Feier unseres Glaubens einbringen. Sie alle tragen dazu bei, dass das letztlich<br />

Unsagbare über Worte hinaus Töne und Nachhall bekommt, die helfen, dass<br />

Menschen, die sonst mit dem kirchlichen Leben weniger vertraut sind, in die<br />

Schwingung des Glaubens finden. Weil Musik auch missionarisch ist und eine

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