AK P 41: Handstützsprungüberschlag - Sportbund Rheinhessen
AK P 41: Handstützsprungüberschlag - Sportbund Rheinhessen
AK P 41: Handstützsprungüberschlag - Sportbund Rheinhessen
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8. Lehrtagung – 16./17. März 2013 <strong>Sportbund</strong> <strong>Rheinhessen</strong><br />
<strong>AK</strong> P <strong>41</strong>: <strong>Handstützsprungüberschlag</strong><br />
apl. Prof. Dr. Swantje Scharenberg (scharenberg@foss-karlsruhe.de)<br />
Terminologisch ist eine Überschlagbewegung u.a. durch eine Flugphase geprägt. Beim<br />
<strong>Handstützsprungüberschlag</strong> sollte das „Springen“, der Abdruck („Abrammen“) von den<br />
Händen diese Flugphase einleiten.<br />
Physische Voraussetzungen:<br />
Technische Voraussetzungen:<br />
Benötigte Geräte:<br />
Schulterbeweglichkeit<br />
Hüftbeweglichkeit<br />
Muskelkorsett<br />
Bewegliche Handgelenke<br />
Handstand<br />
„Schiffchen“<br />
Sprungbretter<br />
Kleine Kästen<br />
Sprungtisch<br />
Weichbodenmatten<br />
Richtiges Sprungtraining beginnt mit Lauf- und Landeschulung. Wer noch dazu Prellen<br />
kann, nutzt das Sprungbrett viel besser und wird in der Kombination der einzelnen<br />
Fähigkeiten auch Freude am Springen erhalten.
8. Lehrtagung – 16./17. März 2013 <strong>Sportbund</strong> <strong>Rheinhessen</strong><br />
Die Leichtathleten machen es uns vor: das Lauf-ABC, das aus Übungen für die<br />
Fußarbeit (Ballenabrollen, beidbeinig abgesprungene Wechselsprünge) und<br />
Kniehebelauf, Anfersen, Hopserlauf sowie Skippings besteht, wobei auf den richtigen<br />
Armeinsatz geachtet wird (hier steht bewußt nicht Armhaltung, da es beim optimalen<br />
Anlauf im Gerätturnen um Geschwindigkeitsaufnahme geht, jedoch die Ausführung nicht<br />
bewertet wird), schult den richtigen Fußaufsatz und einen ökonomischen Beineinsatz.<br />
TurnerInnen sind bei Sprints leicht auszumachen: es sind meist diejenigen, die mit<br />
nahezu gestreckten Beinen und sehr aufgerichtetem Oberkörper versuchen, vorwärts zu<br />
kommen und dabei ihre gestreckten Arme mit leicht hochgezogenen Schultern, in<br />
ineffektiven kleinen Bewegungen vor- und rückschwingen (im schlimmsten Falle sogar<br />
vor dem Körper). Dabei ist so ein Lauf-ABC wie es oben beschrieben ist, sehr gut in die<br />
Vorbereitung auf das Sprungtraining einzubeziehen. Wichtig dabei ist jedoch, dass auf<br />
die richtige Ausführung der Techniken geachtet wird und nicht die Geschwindigkeit<br />
womöglich noch gepaart mit einem Wettlauf im Vordergrund steht.<br />
Landungen, die im Gerätturnen bewertet werden, sollten ebenso zielgerichtet trainiert<br />
werden. Da es bei der Landung darauf ankommt, die verschiedenen Kräfte, die auf den<br />
Körper einwirken, auf Null abzubremsen (kein zusätzlicher Schritt nach vorne/hinten oder<br />
eine Rolle vorwärts sind gestattet), ist eine sehr gute Körperkontrolle, die nur durch die<br />
richtig gesetzten Gegenkräfte zu erzielen ist, nötig. Ein noch im Wachstum befindlicher<br />
Körper ist leicht (ver-)formbar, gerade auch durch harte Stöße wie sie bei Landungen,<br />
die zum Teil bis zum siebenfachen des Körpergewichts an Kraftwirkung haben,<br />
auftreten. Ein muskulär gut vorbereiteter Körper (Muskelkorsett) und stoßabsorbierende<br />
Matten (Airex) sind der beste Schutz gegen Verletzungen. Die Landung selber sollte<br />
zunächst über das Verstehen der richtigen Landeposition am Boden vorbereitet werden.<br />
Also: Füße fußbreit auseinander, Knie maximal 100 Grad gebeugt, Becken gekippt,<br />
Rücken lang und eher aufrecht, Arme fest. Als nächstes wird diese Position nach einem<br />
kleinen Strecksprung eingenommen und dann nach und nach die Fallhöhe gesteigert.<br />
Das Prellen eines Balles ist ganz ähnlich wie die Bewegung, die wir als Prellsprünge<br />
bezeichnen. Ein Ball, der schlecht aufgepumpt ist, verformt sich beim Auftreffen auf dem<br />
Boden sehr stark, leidet unter Energie“verlust“ und hat somit langen Bodenkontakt. Die<br />
Abprellhöhe ist gering. Ein Mensch, der schlechte Spannung hat, verformt sich beim<br />
Auftreffen auf dem Boden sehr stark – geht buchstäblich in die Knie -, leidet unter<br />
Energie“verlust“ und hat somit langen Bodenkontakt. Die Abprellhöhe ist gering. Der<br />
Vergleich zwischen Ball und Mensch zeigt, dass nur ein Körper, der einen möglichst<br />
kurzen Bodenkontakt hat, wenig mit der Verformungsenergie zu kämpfen hat und somit<br />
gut prellen kann. Vorübung für diese vielfältig im Gerätturnen vorhandene<br />
Absprungtechnik sind Prellsprünge am Boden, bei denen die Knie nahezu gestreckt sind,<br />
viel Fußarbeit erforderlich ist und die Arme in Verlängerung des gespannten Körpers<br />
„ohrnah“ nach oben gestreckt werden. Zur Verbesserung der Technik können die<br />
Prellsprünge an einer Kästchenbahn (kleiner Turnkasten, Sprungbrett, kleiner<br />
Turnkasten, ...) ausgeführt werden. Aus dem Stand auf dem ersten Kasten wird über den<br />
prellenden Absprung auf dem Reutherbrett die Landung auf dem nächsten Kasten<br />
angestrebt. Die Arme werden im Absprung vom Brett von hinten unten nach vorne oben<br />
genommen, um die Aufwärtsbewegung des Körpers zu unterstützen. Ob Stecksprünge,<br />
Hocksprünge oder Grätschsprünge geturnt werden, sollte auf das eigentliche Prellen<br />
oder auch die Armführung im Grunde keinen Einfluß haben. Sollte ... , tja, aber bei<br />
Grätschsprüngen wird häufig der Koordinationsmangel deutlich, der sich darin äußert,<br />
dass die Arme ebenfalls „gegrätscht“, d.h. seitlich nach außen genommen werden.<br />
Werden nun Anlauf und prellender Absprung kombiniert, bietet sich eine sichere<br />
Landefläche als Erstaufgabe an. Dazu wird ein Reutherbrett vor eine schräggelegte<br />
Weichbodenmatte gestellt (Aufbau: ein zwei-, ein drei- und ein vierteiliger Quer-Kasten
8. Lehrtagung – 16./17. März 2013 <strong>Sportbund</strong> <strong>Rheinhessen</strong><br />
werden in Abstand hintereinander aufgebaut und darauf eine Weichbodenmatte gelegt).<br />
Aufgabe ist es nun, aus dem sich in der Geschwindigkeit steigernden Anlauf vom Brett<br />
beidbeinig abzuprellen und in leicht gekrümmter Körperhaltung bäuchlings auf der Matte<br />
zu landen. Dieser „Bauchplatscher“ macht nicht nur Anfängern jeglicher Altersstufe sehr<br />
viel Spass und schult gleichzeitig die für jeglichen Sprung so wichtigen Voraussetzungen<br />
Anlauf und Absprung.<br />
Bei kleineren Kindern ist es sinnvoll, die Anlauffläche zu erhöhen, d.h. auf drei Bänken,<br />
die mit Matten überdeckt sind, anzulaufen bzw. auf einer Kästchenbahn. So müssen die<br />
Kinder nicht von unten auf das Sprungbrett springen, sondern sie können auf das<br />
Sprungbrett herunterspringen und so aus diesem mehr Schwung herausholen. (Achtung,<br />
bitte Abstand zum Brett beachten, damit die Kinder von Anfang an sich an einen langen,<br />
flachen Einsprung gewöhnen!)<br />
Weitere Möglichkeiten, Menschen zum Springen zu motivieren, stecken in der Idee<br />
anderer Sprunggeräte (siehe auch neues Pflichtprogramm). Bänke, auf denen eine oder<br />
mehrere Weichbodenmatten liegen, können so ein Sprunggerät sein, ebenso zwei große<br />
Kästen, die durch eine kleine Turnmatte verbunden sind und so „durchschaubar“<br />
werden.<br />
Das für den <strong>Handstützsprungüberschlag</strong> notwendige „Fersenziehen“ kann über eine<br />
hohe Flugrolle bzw. über einen ¾ Salto vorwärts (gestreckt) in die Rückenlage auf einem<br />
Weichbodenmattenberg erarbeitet werden.<br />
Das für den „Stütz“ notwendige Abrammen ist sehr gut durch Handstützhüpfer auf einem<br />
Sprungbrett oder durch Handstützhüpfer am Boden (ggf. auch auf eine erhöhte<br />
Landefläche) zu erlernen. Die notwendige Festigkeit in Schulter- und Mittelkörperbereich<br />
kann durch einen Handstand auf dem Sprungbrett, bei dem der/die TrainerIn an der<br />
Hüfte ruckartig die Person nach unten beschleunigt, überprüft werden.<br />
Nun noch zu den sieben Phasen der Stützsprünge:<br />
1. Anlaufgeschwindigkeit: GTw 7-8m/s<br />
GTm 8-9m/s<br />
2. Einsprung<br />
3. Absprung vom Reutherbrett: ca. 50 cm von hoher Kante ist Fussmitte<br />
Federbrett: Fussmitte ist näher an hoher Kante<br />
Achtung: Aufkleber/Aufdruck markiert nicht die optimale<br />
Absprungposition<br />
4. Erste Flugphase Training: Mittelkörperkraft aufarbeiten, damit Überstreckung im LWS<br />
durch Muskelkraft gestützt wird<br />
5. Stütz: Ellbogen als Puffer einsetzen<br />
Training: reaktives Krafttraining, verschiedene Schulterwinkelstellungen<br />
halten<br />
6. Zweite Flugphase Hauptaugenmerk bei der Bewertung eines Sprunges<br />
7. Landung mit möglichst aufrechtem Oberkörper, um Belastungsreduktion auf LWS und<br />
BWS zu erzielen, ggf. Airex-Matte einsetzen<br />
Beim <strong>Handstützsprungüberschlag</strong> ist auf die Kopfsteuerung zu achten. Bei der hier<br />
vorgeschlagenen Teillernmethode sollten möglichst die noch nicht beherrschten Teile<br />
des Handstützüberschlages stets durch Geräthilfe abgesichert sein (z.B. zunächst mit<br />
gleichhohem Mattenberg arbeiten).<br />
Angaben (Zeiten und Weiten) beziehen sich hier auf Handstützsprungüberschläge!