17 Februar 10 - Paroli - Verein für politische Kultur eV
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<strong>Paroli</strong> Das linke Magazin <strong>für</strong> Oberhausen Nr. 16 <strong>Februar</strong> / März 20<strong>10</strong> Seite 5<br />
Badespaß<br />
aber nur wenn die Kohle langt!<br />
Verschneit: Der Bahnhof Osterfeld Nord beherbergt neben einem Kindergarten zahlreiche<br />
Gruppen und Initiativen.<br />
Ist der Zug schon abgefahren?<br />
Stadtteilarbeit am Rand des Stadtteils?<br />
Seit den 1980er Jahren wird der<br />
ehemalige Bahnhof Osterfeld Nord<br />
von zahlreichen Jugend-,<br />
Frauemgruppen und <strong>Verein</strong>en<br />
genutzt. Im November letzten<br />
Jahres erreichte uns die Nachricht,<br />
dass alle im Bahnhof Osterfeld<br />
Nord aktiven Initiativen bis zum<br />
Sommer 20<strong>10</strong> das Gebäude räumen<br />
müssen und die<br />
Stadtteilarbeit eingestellt wird.<br />
Den Initiativen wurden alternative<br />
Räume an der Gute Straße auf<br />
Stemmersberg angeboten.<br />
Der Grund ist die Erweiterung des im<br />
gleichen Gebäude ansässigen<br />
Kindergartens. So sehr der Ausbau<br />
von Kindergartenplätzen, vor allem<br />
im Bereich der „unter dreijährigen“<br />
zu begrüßen ist, ist die Art und<br />
Weise, wie mit den Initiativen umgegangen<br />
wurde, zumindest fragwürdig.<br />
Beschlossen wurde die<br />
Erweiterung des Kindergartens<br />
bereits im April 2009 von der OGM<br />
und der Stadt OB, aber erst im<br />
Oktober 2009 wurden die<br />
Betroffenen darüber informiert und<br />
vor vollendete Tatsachen gestellt.<br />
Laut Jugendamt ist alles „beschlossene<br />
Sache“, welche „nicht mehr<br />
abwendbar ist“. Bis dahin gab es keinerlei<br />
Informationen, geschweige<br />
denn Angebote seitens der Stadt<br />
gemeinsam mit den Betroffenen eine<br />
Lösung zu finden.<br />
Das Bürgerzentrum Bahnhof Nord<br />
ein vorbildliches Beispiel <strong>für</strong> gelebte<br />
Integration, <strong>für</strong> ein friedliches, innovatives,<br />
multikulturelles Miteinander.<br />
Ein wirklicher Schatz, ein<br />
Vorzeigeprojekt <strong>für</strong> diese Stadt und<br />
gerade <strong>für</strong> Osterfeld, dem Stadtteil<br />
mit sehr hoher Migrationsdichte.<br />
Es gibt 19 verschiedene Gruppenangebote<br />
im Bahnhof Osterfeld<br />
Nord. Die meisten Gruppen treffen<br />
sich unter der Betreuung der<br />
Sozialarbeiter 1-2 mal wöchentlich.<br />
Für über 200 Menschen aller<br />
Altersgruppen aus unterschiedlichen<br />
<strong>Kultur</strong>en bietet dieses Zentrum einen<br />
Ort des Vertrauens, der Begegnung,<br />
des miteinander Lernens und Lebens.<br />
Hier finden Kinder Hilfe und<br />
Unterstützung im Schulwechselprojekten,<br />
Nachhilfe in Kleingruppen,<br />
familienbegleitende Hilfen,<br />
Freizeitangebote usw. Daneben runden<br />
Gruppen wie der Motorradclub,<br />
seit 1981 hier beheimatet, der<br />
Schachclub, Frauen-, Folklore-, Malund<br />
Bastelgruppen das Miteinander<br />
ab. Kooperationen mit Schulen, wie<br />
der GSO, Erich Kästner,<br />
Heideschule, Elsa- und Berta-<br />
Gymnasien, der Albert-Schweizer<br />
Schule bestehen seit langer Zeit.<br />
Eine bunte Vielfältigkeit, die ihresgleichen<br />
sucht. Würden diese<br />
Gruppen nun auf verschiedene<br />
Einrichtungen einschließlich dem<br />
Objekt Gute Strasse verteilt, würden<br />
die Synergieeffekte dieses lebendigen<br />
Ganzen auseinander gerissen,<br />
gewachsene Strukturen zerstört. Ein<br />
entscheidender Vorteil ist die<br />
Ortsnähe, die fußläufige<br />
Erreichbarkeit. Bei einer Verlagerung<br />
wäre dies nicht mehr gegeben<br />
und die Leute würden nicht mehr<br />
kommen. Für viele Kinder fatal, sie<br />
sind auf die Wohnortnähe am<br />
Stärksten angewiesen.<br />
Folgende Fragen musste sich die<br />
Stadt von der LINKEN.LISTE in der<br />
Bezirksvertretung Osterfeld gefallen<br />
lassen:<br />
• Warum wurden die Gruppen so<br />
lange hingehalten?<br />
• Weshalb wurden die Betroffenen<br />
erst im Oktober informiert?<br />
• Wieso werden solche<br />
Entscheidungen über die Köpfe der<br />
Menschen hinweg getroffen?<br />
• Wurden alle Alternativen zur<br />
Erweiterung des Kindergartens<br />
geprüft?<br />
Die zahlreich erschienen Besucher<br />
rieben sich die Augen. Plötzlich war<br />
noch gar nichts endgültig entschieden.<br />
Alles muss noch geprüft werden<br />
und vor Ende 20<strong>10</strong> tut sich da gar<br />
nichts.<br />
Die Initiativen wollen im Bahnhof<br />
bleiben. Diese Forderung unterstützt<br />
die Linke Liste. Hier geht es nicht<br />
um ein Gegeneinander von<br />
Waldorfkindergarten und Bürgerzentrum.<br />
"Wir sind der Meinung,<br />
dass es eine <strong>für</strong> alle Beteiligten<br />
akzeptable Lösung geben kann"<br />
sagte die Bezirksvertreterin Ingrid<br />
Diepenbrock, “DIE LINKE.LISTE<br />
wird dieses Thema weiterhin auf die<br />
Tagesordnung der Bezirksvertretung<br />
Osterfeld setzen und am Ball bleiben.”<br />
Erstes Bergbau-Erlebnisbad der<br />
Welt, so nennt sich vollmundig das<br />
im Dezember neu eröffnete Spaßbad<br />
„AQUAPark“ in der so genannten<br />
Neuen Mitte Oberhausens. Während<br />
OB Wehling bei der festlichen<br />
Eröffnungs-Gala (Abendkleidung<br />
war Pflicht!) vor 600 geladenen<br />
Gästen, das neue Bad als gelungene<br />
Bereicherung <strong>für</strong> die modernisierte<br />
Oberhausener Bäderlandschaft lobte<br />
und den heftigen Protest der<br />
Oberhausener Bevölkerung gegen<br />
das neue Schwimmbadkonzept einfach<br />
unter den Tisch fallen ließ, <strong>für</strong><br />
<strong>Paroli</strong> Anlass einen kritischen Blick<br />
auf das neue „Erlebnisbad“ zu werfen:<br />
Freizeit- und Erlebnisbäder stehen in<br />
scharfer Konkurrenz untereinander.<br />
Umso wichtiger ist <strong>für</strong> die Betreiber<br />
das, was MarketingexpertInnen<br />
„Alleinstellungsmerkmal“ nennen.<br />
Schließlich gibt es mehr als genug<br />
Spaßbäder mit meterlangen<br />
Rutschen, Whirlpools und beheizten<br />
Außenbecken. In Oberhausen soll es<br />
das Thema Bergbau sein, mit dem<br />
man sich vom letztendlich monotonen<br />
Einerlei vergleichbarer Bäder<br />
unterscheiden und so die<br />
BesucherInnen scharenweise in den<br />
AQUAPark locken will. Doch ist<br />
dies keinesfalls gelungen. Wasser<br />
und Bergbau, das merkt ein jeder, der<br />
sich auch nur ein bisschen mit dem<br />
Bergbau und seiner Geschichte auskennt,<br />
passen einfach nicht zueinander.<br />
Schließlich war Wasser eine der<br />
größten Gefahren <strong>für</strong> die Kumpel<br />
unter Tage. Und was als Geysire<br />
bezeichnete, rot beleuchtete<br />
Whirlpools mit Bergbau zu tun<br />
haben, erschließt sich wahrscheinlich<br />
wohl nur dem ausführenden<br />
Architekturbüro.<br />
Für Familien mit Kindern hört der<br />
Spaß allerdings nicht erst im Bad<br />
auf, sondern bereits an der<br />
„Markenstube“ genannten<br />
Eintrittskasse: 16.- Euro sind <strong>für</strong> eine<br />
4 Stunden gültige Familienkarte zu<br />
berappen. Die Tageskarte kostet gar<br />
18.- Euro. Nicht zu vergessen sind<br />
dabei die 3.- EUR, die <strong>für</strong> den<br />
Parkplatz fällig werden. Rechnet<br />
mensch die bei solchen Besuchen<br />
zwangsläufig hinzukommenden<br />
„Extras“ wie Pommes, Eis und Cola<br />
hinzu, so kostet ein Nachmittag im<br />
AQUAPark eine 4-köpfige Familie<br />
schnell zwischen 30.- und 40.- Euro.<br />
Alles andere als ein billiges<br />
Vergnügen und <strong>für</strong> viele Familien in<br />
Oberhausen, von denen ein Drittel<br />
arm oder armutsgefährdet ist,<br />
schlicht und einfach unerschwinglich.<br />
Für Familien mit Kindern ein teueres “Vergnügen”: der<br />
neueröffnete Aquapark<br />
Rat lehnte Antrag der LINKE.LISTE<br />
Fraktion mit Mehrheit ab<br />
Das vergessene braune Erbe<br />
60 Jahre Landtag Nordrhein-Westfalen<br />
Das Ergebnis der Studie "60 Jahre<br />
Landtag Nordrhein-Westfalen - Das<br />
vergessene braune Erbe" von Dr.<br />
M.C. Klepsch belegt, dass mehr als<br />
40 Abgeordnete der bürgerlichen<br />
Parteien in der NSDAP oder parteinahen<br />
Organisationen wie der SS<br />
oder der SA waren. Darunter nicht<br />
weniger als Fraktionsvorsitzende<br />
und zwei spätere Landesminister<br />
(Willy Weyer, FDP und Paul Mikat,<br />
CDU). Insbesondere in der FDP liegt<br />
der Anteil ehemaliger Nazis besonders<br />
hoch: So hatte in den<br />
Nachkriegsjahren mehr als jeder<br />
fünfte FDP-Landtagsabgeordnete<br />
eine braune Vergangenheit.<br />
Zwischen 1955 und 1975 wurde die<br />
FDP-Fraktion von 6 ehemaligen<br />
Nazis, darunter 3 SS-Männern<br />
geführt.<br />
Kostenloser<br />
Download unter:<br />
www.sagel.info/service/Das<br />
vergessenebrauneErbe.pdf<br />
Im Oktober 2009 beantragte DIE LINKE.LISTE Fraktion<br />
im Rat der Stadt, dass die Eintrittspreise des Aquaparks<br />
an die der übrigen Oberhausener Bäder angegglichen<br />
werden sollen. Derzeit liegen die im Aquapark festgelegten<br />
Eintrittspreise weit über den Preisen der übrigen<br />
Bäderlandschaft. Die übrigen Fraktionen im Rat der Stadt<br />
wollten sich dem Antrag der LINKEN.LISTE nicht<br />
anschließen und lehnten ihn geschlossen ab. Danach<br />
haben sie gemeinsam die erhöhten Preise beschlossen.