Nachtschicht 04/2000
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Abb.2: Polarlicht vom 21.10.2001 über Tübingen. f=17mm, 1/3,5, Kodak Supra 400,<br />
Belichtungszeit etwa 60s. Die Erscheinung war rot (atmosphärischer Sauerstoff in<br />
Höhen von über 200 km) und ist hier kontrastgesteigert dargestellt.<br />
c) Woher gibt es aktuelle Infos und<br />
Vorhersagen zu Polarlichtern?<br />
Das Problem bei der Polarlichtbeobachtung<br />
ist deren schlechte Vorhersagbarkeit.<br />
In unregelmässigen Zeitabständen<br />
treten, bei Vorhandensein<br />
grosser Sonnenflecken, starke Eruptionen<br />
auf der Sonnenoberfläche auf,<br />
sogenannte Flares. Zudem kommt es<br />
zu koronalen Masseauswürfen, die<br />
Ihre Materie evtl. auch in Richtung<br />
Erde schleudern. Der Sonnenwind, ein<br />
stetiger Strom von geladenen Teilchen,<br />
kann dadurch seine Geschwindigkeit<br />
von herkömmlichen 300 - 400<br />
km/s auf gut das Doppelte und mehr<br />
erhöhen und zudem einen starken<br />
Dichteanstieg erhalten. Erreicht solch<br />
eine Schockfront die Erde, so kommt<br />
es zu einer starken Störung des Erdmagnetfeldes<br />
und die sonst zu Polarregionen<br />
abgelenkten Sonnenteilchen<br />
können nun auch zu unseren Breitengraden<br />
gelangen und dort die Atmosphäre<br />
zum Leuchten anregen.<br />
Um also etwas über mögliche Polarlichter<br />
im Voraus zu erfahren, muss<br />
man Sonnenflecken beobachten, nach<br />
koronalen Masseauswürfen schauen,<br />
den Sonnenwind und das Erdmagnetfeld<br />
messen. All dies machen natürlich<br />
bereits viele Satelliten und irdische<br />
Stationen. Schön zusammengefasst<br />
sind solche Daten auf der Internetseite<br />
[3]. Sind Fleckengruppen auf<br />
der Sonne vorhanden, so ist in den<br />
nächsten Tagen zumindest auf mögliche<br />
Auswürfe zu achten. Beobachtet<br />
der Koronograph auf dem Satelliten<br />
SOHO wirklich einen Materieauswurf<br />
in Erdrichtung, so gehen bald die<br />
ersten Warnmeldungen durch das<br />
Forum für Polarlichtbeobachter [4].<br />
Nach knapp zwei Tagen kann der<br />
Materieauswurf den Satelliten SOHO<br />
erreichen, der einen sprunghaften<br />
Anstieg in der Geschwindigkeit und<br />
Dichte des Sonnenwindes misst. Aufgrund<br />
SOHO's Position zwischen<br />
Sonne und Erde warnt er grob eine<br />
Stunde vor Eintreffen der Schockfront<br />
auf der Erde. Mit den energiereichen<br />
geladenen Teilchen lässt die Schockfront<br />
das Erdmagnetfeld "erzittern";<br />
diverse Magnetometer auf der Erde<br />
zeigen dies mit heftigen Ausschlägen<br />
an (auch unter [3] aufgezeichnet). Und<br />
wenn nun wirklich Polarlichter zu<br />
sehen sind, so trudeln ganz schnell die<br />
ersten Erfolgsmeldungen im Internetforum<br />
[4] ein und werden, falls man<br />
sich in die dortige SMS-Warnliste<br />
eingetragen hat, auch auf Handy verschickt.