Nachtschicht 04/2000
Nachtschicht 04/2000
Nachtschicht 04/2000
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Nr. 1/2002<br />
<strong>Nachtschicht</strong><br />
Vereinszeitschrift der Amateurastronomischen Vereinigung Göttingen e.V.<br />
Aus dem Inhalt:<br />
Jupiter und Saturn, die Stars am Nachthimmel<br />
CCD-Erfahrungen / Galaxien / Polarlichter 2002<br />
Polarlichter in Nordeuropa / Sternhimmel im 1. Quartal<br />
Beilagen:<br />
Einladung zur Mitgliederversammlung<br />
am 22.März 2002
2<br />
BEGRÜßUNG<br />
Liebe Sternfreundinnen und Sternfreunde,<br />
Im Namen des Vorstandes wünsche<br />
ich allen Mitgliedern und Freunden<br />
der Amateurastronomischen Vereinigung<br />
Göttingen e.V. ein gesundes,<br />
friedvolles und erfolgreiches Jahr<br />
2002. Möge das neue Jahr uns allen<br />
viele schöne und vor allem klare<br />
Beobachtungsnächte bringen. Dann<br />
könnten die neuen Sehhilfen, die es<br />
vielleicht hier und da zu Weihnachten<br />
gab, eingesetzt und ausprobiert werden<br />
können. Ich möchte an dieser<br />
Stelle und gleich zu Beginn des Jahres<br />
alle aufrufen und ermutigen, an gemeinsamen<br />
Beobachtungen teilzunehmen.<br />
Die erste Beobachtungsnacht der AVG<br />
im Neuen Jahr fand bereits am Freitag<br />
den 4. Januar 2002 statt. Ein kräftiges<br />
Hochdruckgebiet bescherte uns einen<br />
klaren Himmel und eine kalte Nacht.<br />
Erwin und Stefan Mölders blieben an<br />
der VHS und nahmen Jupiter und<br />
Saturn mir der Videokamera auf. Mischel<br />
beobachtete von Hundeshagen<br />
aus und Uwe Helten hatte sein Fernrohr<br />
in Volkerode aufgebaut.<br />
Bei annähernd–15° C brachen Gerd<br />
May, Dietrich Wanke, Matthias Elsen<br />
und ich nach Lichtenhagen auf. Doch<br />
eine mannshohe Schneewand versperrte<br />
uns leider die Durchfahrt in die<br />
Lichtenhagener Feldmark. Ein weiterer<br />
Versuch einen guten Beobachtungsplatz<br />
einzunehmen, blieb leider<br />
auch im Schnee stecken. Wir steuerten<br />
deshalb den Parkplatz am Wendebachstausee<br />
an und bauten dort die<br />
Teleskope und Ferngläser auf.<br />
Wir betrachteten die Gasnebel M 42,<br />
M 43 und M 78 im Orion, den Kugelsternhaufen<br />
M 79 im Sternbild Hase,<br />
die offenen Sternhaufen M 41 und<br />
NGC 2362 im Großen Hund sowie<br />
den offenen Sternhaufen M 93 im<br />
Achterschiff. Auf einige Objekte hatte<br />
auch Matthias in seinem Vortrag<br />
„Sternbilder des Monats“ im Dezember<br />
hingewiesen. Natürlich sahen wir<br />
uns auch die Plejaden und Jupiter und<br />
Saturn an. Doch leider war das Seeing<br />
nicht so optimal. Kurz nach 23.00 Uhr<br />
ging dann der Mond auf, was das Aus<br />
für lichtschwache Objekt bedeutete.<br />
Nix mit Galaxien im Löwen. Matthias<br />
und ich hielten dennoch bis etwa<br />
01.00 Uhr dank warmer Kleidung<br />
durch.<br />
Also Sternfreundinnen und Sternfreunde,<br />
bei klarem Himmel, rein in<br />
die warmen Klamotten und raus zum<br />
Beobachten–es lohnt sich. Nur wer<br />
zittert ist verloren. Noch ein Tip zum<br />
Schluss: Beim Beobachten im Winter<br />
bitte darauf achten, dass ihr nicht mit<br />
eurer Nasenspitze an die kalten Okulare<br />
oder den Okularrevolver kommt,<br />
sie könnte daran festfrieren–soll echt<br />
vorkommen!<br />
clear skies!<br />
Bernd Lechte
INHALTSVERZEICHNIS:<br />
3<br />
Begrüßung 2<br />
Aufsätze:<br />
CCD–Oh je STEFAN MÖLDERS 4<br />
Hubble-Klassifikation FRANK TESKE 16<br />
Polarlichter 2002 TILL CREDNER 18<br />
Reisen ins Licht (2) MARIA RAHN 22<br />
Sternhimmel im 1. Quartal MATTHIAS ELSEN 25<br />
Rubriken:<br />
AVG-Rätselecke JÜRGEN NERGER 30<br />
Kontakte und Arbeitsgruppen 31<br />
Termine für Sternfreunde der Region 32<br />
Öffentlichkeitstermine 32<br />
Internetadresse der AVG 32<br />
Redaktionsschluss 33<br />
Astronomische Ereignisse 33<br />
Topaktuell 34<br />
Die AVG wird unterstützt von 36<br />
Impressum<br />
Die NACHTSCHICHT ist die Vereinszeitschrift<br />
der AMATEURASTRONO-<br />
MISCHEN VEREINIGUNG GÖT-<br />
TINGEN e.V.. Sie erscheint vier mal<br />
jährlich. Namentlich gekennzeichnete<br />
Artikel geben nicht unbedingt die Meinung<br />
des Vereins oder des Vorstandes<br />
wieder.<br />
Diese Ausgabe haben gestaltet:<br />
Layout:<br />
J. Nerger<br />
Druck:<br />
L. Vaupel
4<br />
CCD- OH<br />
JE!<br />
Liebe Freunde der <strong>Nachtschicht</strong>, auf<br />
Anraten eines älteren Herren möchte<br />
ich darüber berichten, welche Erfahrungen<br />
dieser ältere Herr und ich in<br />
Sachen CCD - Aufnahmen bisher<br />
gemacht haben.<br />
Das einzige, was Erwin und ich am<br />
Anfang von dieser Aufnahmetechnik<br />
kannten, waren die wunderbar brillanten<br />
und scharfen "Amateur" -<br />
aufnahmen von Planeten, Gasnebeln<br />
und Galaxien, die laufend in diversen<br />
Zeitschriften abgebildet werden. Leider<br />
vergisst man beim Ansehen dieser<br />
Bilder nur zu schnell, wie viel Wissen,<br />
Geduld und Ausrüstung hinter jedem<br />
dieser Bilder steckt. Man wird jedoch<br />
sehr schnell wieder daran erinnert,<br />
wenn man es einmal selber versucht.<br />
Bereits letztes Jahr hatten Erwin und<br />
ich uns vorgenommen, mal so richtig<br />
schöne Bilder von Jupiter und Saturn<br />
mit der Vixen Astrokamera und meinem<br />
17.5" Dobson zu machen. Wir<br />
dachten, mit ihren 320 x 240 Pixeln<br />
sollte die Videokamera ja für die Aufnahme<br />
von hellen Planeten gut geeignet<br />
sein, gerade mit einem solch lichtstarken<br />
Teleskop. An einem vielversprechenden<br />
klaren Frostabend im<br />
Dezember <strong>2000</strong> konnten wir (Erwin,<br />
Bernd und ich) es dann endlich in<br />
meinem Vorgarten in Neu-Eichenberg<br />
ausprobieren. Da gab es Strom aus der<br />
Steckdose, einen Videorekorder und<br />
wir konnten uns zwischendurch aufwärmen.<br />
Also nichts wie raus mit dem<br />
Dobson, auf den Polarstern geschwenkt<br />
und rein mit der CCD -<br />
Kamera!<br />
"Ja, wo ist denn der Polarstern?" "Ich<br />
sehe nur einen hellen Bildschirm."<br />
Nach einigem Probieren mit Taschenlampe<br />
und den Reglern an der Kamera<br />
waren wir uns einigermaßen sicher,<br />
dass wir einen Stern auf Erwins tragbaren<br />
Monitor sehen sollten, wenn er<br />
auf den CCD - Chip abgebildet wird.<br />
"Wie weit muss denn die Kamera in<br />
den Okularauszug rein?" Natürlich<br />
ging sie nicht weit genug rein. Erwin<br />
ist ja sonst bekannt dafür, alle möglichen<br />
"Dinger" zu drehen. Aber einen<br />
Adapter zu drehen, der einen Okularauszug<br />
kürzer macht, das kann auch<br />
Erwin noch nicht. Zum Glück war das<br />
auch nicht nötig, wir fanden eine<br />
passende Barlowlinse, die das Problem<br />
löste. Und da war er auch schon,<br />
der Polarstern bei 4 m effektiver<br />
Brennweite.<br />
"Ganz schön hell für einen Stern zweiter<br />
Größenklasse, wie stellt man diesen<br />
Riesenfleck denn jetzt scharf?"<br />
Nach abwechselndem hin- und herregeln<br />
an der Kamera, dem Monitor und<br />
dem Okularauszug erkannten wir<br />
sogar den 6 Größenordnungen schwächeren<br />
Begleiter, der in einer Entfernung<br />
von 18" zu Polaris steht. "Dann
sollte es jetzt scharf genug sein, außerdem<br />
ist es ganz schön kalt hier<br />
draußen." Also schwenkten wir zum<br />
Jupiter über, der zu der Zeit das goldene<br />
Tor der Ekliptik zwischen den<br />
Pleiaden und den Hyaden im Stier<br />
passierte.<br />
"Ich kann Jupiter nicht finden!" Mein<br />
7x50 "Zielfernglas" ist normalerweise<br />
völlig ausreichend, um das Teleskop<br />
zu positionieren, aber der Chip ist ja<br />
so wahnsinnig klein. Also mussten wir<br />
die Kamera entfernen, das 20 mm<br />
Okular einschieben, Jupiter einstellen,<br />
das Okular wieder entfernen, die Kamera<br />
wieder anbringen und hoffen,<br />
dass Jupiter noch da ist und auch die<br />
Schärfe noch stimmt. Nach ein paar<br />
Versuchen sahen wir einen Mond des<br />
Jupiter über den Bildschirm wandern.<br />
"Da ist noch einer - und da ist Jupiter,<br />
der ist aber hell - und so schnell!" So<br />
schnell, dass wir kaum den Kontrast<br />
richtig einstellen konnten.<br />
"Rück mal das Teleskop nach, er ist<br />
schon wieder aus dem Bild raus." -<br />
"Nein, zu weit!" Es war fast unmöglich,<br />
nur mit Hilfe des Monitorbildes<br />
den Dobson nachzuführen. Für die 5<br />
Minuten, die wir Jupiter auf Video<br />
gebannt haben, haben wir über eine<br />
Stunde Okular und Kamera gewechselt<br />
und den Schrank wie wild hin und<br />
her gerückt.<br />
Ergebnis: Ein Videoband mit einem<br />
immer wieder vorbeiziehenden Jupiter.<br />
Gut, man kann erkennen, dass es<br />
5<br />
sich um Jupiter handelt, aber man<br />
kann nicht mehr erkennen als die<br />
beiden großen Wolkenbänder. Außerdem<br />
sieht man die Monde und die<br />
Wolkenstreifen nicht in der gleichen<br />
Kameraeinstellung. Man kann entweder<br />
die Monde und einen großen weißen<br />
Fleck (Jupiter) erkennen, oder<br />
aber Jupiter mit Wolkenstreifen, aber<br />
ohne Monde. Darüber hinaus ist der<br />
Bildausschnitt so klein, dass nicht alle<br />
4 Monde gleichzeitig ins Bild passen,<br />
aber so groß, dass man nicht viel auf<br />
Jupiter erkennt. Natürlich haben wir<br />
auch den Saturn ins Visier genommen.<br />
Das Ergebnis ist ein Videoband mit<br />
einem vorbeiziehenden Saturn auf<br />
dem man erkennt, dass Saturn einen<br />
Ring besitzt. Mit den Saturnmonden<br />
verhielt es sich wie bei Jupiter, entweder<br />
sieht man Monde um einen großen<br />
weißen Fleck oder man sieht einen<br />
Saturn mit Ring, aber mondlos.<br />
Mittlerweile war es schon Mitternacht<br />
und der Orion war bereits über das<br />
Dach des Nachbarhauses geklettert.<br />
"Lass uns mal den Orionnebel versuchen".<br />
- Im Okular leuchtete uns das<br />
Trapez aus vier Sternen entgegen,<br />
umgeben von einem farbigen, prächtig<br />
strukturierten Gasnebel. "Wow!". Auf<br />
dem Monitor erkennen wir das Trapez<br />
und ein paar Nachbarsterne und das<br />
war es. "Dreh mal die Verstärkung auf<br />
hoch!" Wir sehen einen großen weißen<br />
Fleck, der vorher das Trapez war,<br />
umgeben von ein paar Nebelschwaden,<br />
an uns vorbeiziehen. - Naja. Aber
6<br />
wer hätte gedacht, dass wir den Nebel<br />
überhaupt auf Video aufnehmen könnten?<br />
"Wenn wir doch nur die einzelnen<br />
Videobilder mit dem Computer<br />
nachbearbeiten könnten, würden wir<br />
sicher bessere Bilder bekommen." Mit<br />
diesem Satz im Kopf packten wir<br />
unsere Sachen zusammen und gingen<br />
unserer Wege.<br />
Seit dieser Erfahrung ist ein Jahr verstrichen.<br />
Wir trafen uns ab und zu<br />
"nur" zum Sternegucken, mal in Lichtenhagen,<br />
mal in Meensen. Ich verbesserte<br />
mein Zielfernglas mit Erwins<br />
Hilfe mit einem selbstgebastelten<br />
beleuchteten Fadenkreuz. Erwin, nie<br />
untätig, besorgte sich im Herbst 2001<br />
einen Laptop und eine passende TV-<br />
Karte. Wir trafen uns nun öfter bei<br />
Erwin in der Wohnung und probierten<br />
mit Astrokamera und Laptop herum.<br />
Mit dem Freewareprogramm "Giotto"<br />
konnten wir schließlich Bildersequenzen<br />
von Nachbars Gardine aufnehmen<br />
und übereinander stapeln. Super! Es<br />
war wieder Zeit für eine <strong>Nachtschicht</strong>.<br />
Natürlich wurde es nicht klar. Wir<br />
warteten wochenlang auf schönes<br />
Wetter.<br />
Donnerstag, 13. Dezember 2001.<br />
Endlich Sonne! Erwin ruft mich am<br />
Nachmittag an und wir verabreden<br />
uns für den Abend. Wieder bei mir im<br />
Vorgarten, wieder Zehn Grad Minus<br />
und eiskalter Wind und wieder Jupiter,<br />
Saturn und Orion. Aber diesmal wollen<br />
wir alles besser machen. "Und ein<br />
paar Kleinplaneten könnten wir auch<br />
noch aufnehmen." Gegen 18 Uhr baut<br />
Erwin seinen 10" Newton mit Sky-<br />
Sensor auf und ich meinen Dobson.<br />
Zuerst wieder Polaris mit dem Dobson.<br />
>Klick< - >klick
aufnehmen zu können. Schnell weiter<br />
zu Jupiter, denn es wird uns immer<br />
kälter. Er steht etwa 30° über dem<br />
Horizont in den Zwillingen. Er "wabert"<br />
noch ziemlich im Okular. Trotzdem<br />
machen wir ein paar hundert<br />
Aufnahmen in einem ruhigen Moment.<br />
"Läuft ja ganz gut, wenn es nur<br />
nicht so kalt wäre." "Jetzt probieren<br />
wir mal den Newton." Also machen<br />
wir auch noch ein paar hundert Aufnahmen<br />
vom Saturn und vom Jupiter<br />
mit 1 m und 2 m Brennweite. Da wir<br />
letztes Jahr nur wenig vom Orionnebel<br />
gesehen haben, machen wir noch<br />
1000 Bilder vom Zentrum des Orionnebels.<br />
Alles mit Rotfilter. Danach<br />
waren wir total durchgefroren und<br />
packten triefnasig alles wieder zusammen.<br />
Von Kleinplaneten war keine<br />
Rede mehr. Wir waren froh, als wir<br />
alles im Warmen hatten und verabschiedeten<br />
uns recht schnell für den<br />
Abend.<br />
Am nächsten Tag machte ich mich,<br />
mit einer dicken Erkältung im Bett<br />
liegend, an die Auswertung der Daten.<br />
"Wie sortiere ich denn jetzt die Bilderflut?<br />
Ich kann sie mir doch nicht alle<br />
einzeln ansehen." Also legte ich die<br />
ersten 50 Bilder vom Saturn mit Giotto<br />
übereinander und staunte, wie unscharf<br />
der Saturn war. Auch die Vorauswahl<br />
per Software ergab kein<br />
schärferes Bild. Mit den Bandpassfiltern<br />
gelang es mir, die Schärfe immerhin<br />
soweit zu erhöhen, dass man<br />
die Cassiniteilung und den Schatten<br />
7<br />
des Saturn auf dem hinteren Teil des<br />
Rings erahnen kann. Nach zahlreichen<br />
Abstürzen des Programms hatte ich<br />
schließlich alle Planetenbilder mit<br />
Giotto nachbearbeitet. Die Bilder vom<br />
Jupiter sind durch den Rotfilter und<br />
die Sättigung des CCD–Chips praktisch<br />
strukturlos geblieben.<br />
Jetzt blieben nur noch die Bilder des<br />
Orionnebels. Bereits nach etwa 30<br />
Minuten waren auch die knapp 1000<br />
Bilder per Kreuzkorrelation übereinandergestapelt.<br />
Heraus kam ein hellgraues<br />
Milchbild mit dem Trapez und<br />
ein paar Nachbarsternen. Keine Spur<br />
von Nebel. Die anschließende Kontrastverstärkung<br />
verstärkte hauptsächlich<br />
den ungleichen Untergrundstrom<br />
des CCD - Chips. Man kann nur<br />
schemenhaft ein paar Nebelfetzen<br />
erkennen.<br />
Zusammenfassend haben wir folgendes<br />
gelernt:<br />
1. Die Planeten sind so hell, dass<br />
nur wenige Bilder übereinander<br />
gelegt werden müssen, hauptsächlich,<br />
um die Pixelstruktur weiter<br />
zu unterdrücken. Jupiter ist sogar<br />
zu hell und man müsste einen<br />
Neutralfilter einsetzen um die<br />
Sättigung des Chips zu verhindern.<br />
Man kann sich dann zum<br />
Beispiel die 10 schärfsten von<br />
100 Bildern von Giotto heraussuchen<br />
lassen oder man nimmt bes-
8<br />
ser nur jeweils 10 Bilder auf,<br />
wenn die Luft gerade besonders<br />
ruhig ist. Die Bilder jedes Zehnerblocks<br />
legt man übereinander<br />
und sucht sich dann das schärfste<br />
Kompositbild für die Nachbearbeitung<br />
aus.<br />
2. Die 4 m effektive Brennweite mit<br />
dem Dobson erzeugt eine Auflösung<br />
von 0.6" pro Pixel. Das ist<br />
schon ganz gut für die Planetenfotografie,<br />
aber eine Brennweite<br />
von 6 m oder 8 m wäre besser für<br />
die Vixen Astrokamera. Das würde<br />
auch der Scharfstellung zugute<br />
kommen. Die ungenaue Positionierung<br />
und die fehlende Nachführung<br />
des Dobsons würden<br />
dann allerdings sehr unangenehm<br />
auffallen.<br />
3. Die Brennweite von Erwins Newton<br />
von 1 m erzeugt zu kleine<br />
Bilder der Planeten, eine Okularprojektion<br />
wäre daher nötig.<br />
4. Die Nachführung der Objekte mit<br />
Erwins parallaktischer Montierung<br />
erleichterte das Arbeiten<br />
doch sehr, man konnte sich voll<br />
auf die Bildqualität konzentrieren<br />
um im richtigen Moment auf<br />
„Aufnahme“ zu drücken.<br />
5. Die Bildqualität litt doch sehr<br />
unter den Schlieren in der Luft<br />
über den abkühlenden Spiegeln.<br />
Im letzten Sky & Telescope<br />
(1/2002) gibt es einen schönen<br />
Bericht über dieses Thema von<br />
Alan Adler. Demnach sind diese<br />
Schlieren die ganze Nacht vorhanden,<br />
selbst wenn das Teleskop<br />
immer draußen steht. 1°C Temperaturdifferenz<br />
reichen schon aus.<br />
Man kann aber durch Anblasen<br />
der Oberseite des Spiegels mit einem<br />
Lüfter die Schlieren gänzlich<br />
verschwinden lassen.<br />
6. Bei dunklen Objekten muss man<br />
schon auf eine Belichtungszeit<br />
von einigen Minuten kommen.<br />
Bei einer Belichtungszeit von ca.<br />
20 ms pro Bild geht das schnell in<br />
die zehntausende Bilder. Das ist<br />
sehr unpraktikabel und speicherplatzintensiv.<br />
Darüber hinaus<br />
muss man noch einmal die gleiche<br />
Anzahl Bilder für Dunkelstromaufnahmen<br />
verschwenden.<br />
Das Übereinanderlegen dieser<br />
Vielzahl von Bildern würde Stunden<br />
dauern, wenn man überhaupt<br />
einen Anhaltsstern in den kurzbelichteten<br />
Bildern erkennen kann.<br />
Eine CCD - Kamera mit einstellbarer<br />
Belichtungszeit wäre für<br />
solche Objekte daher wünschenswert.<br />
Sie erfordert aber<br />
wieder eine gute Nachführung.<br />
Es ist also noch ein langer Weg bis zu<br />
den Bildern á la Cidadao oder Dittié.<br />
Erwin und ich werden aber auf diesem<br />
Weg weitergehen. Die Luftunruhe in<br />
unseren Teleskopen wollen wir dem-
nächst in Angriff nehmen. Bei der<br />
Aufnahme von dunklen Objekten<br />
haben wir uns vorgenommen, den<br />
Dunkelstrom der Kamera aufzunehmen<br />
und noch viel länger zu belichten<br />
und wir sprechen auch schon von<br />
Farbfilteraufnahmen mit den dichroitischen<br />
Filterscheiben, die ich aus<br />
einem alten Videoprojektor gerettet<br />
habe. Wir sind gespannt auf die kommenden<br />
Bilder.<br />
9<br />
Heute Abend ist es wieder klar, ob<br />
Erwin wohl wieder anruft?<br />
Viele fröhliche Stunden mit den<br />
Himmelskörpern wünsche ich euch<br />
weiterhin!<br />
Stephan Mölders<br />
Rohdatenbeispiele vom 13.12.2001<br />
Teleskope:<br />
25 cm Newton, effektive Brennweiten 1m und 2 m<br />
45 cm Dobson, effektive Brennweite 4 m<br />
Polaris, 4m<br />
Trapez in M42, 1m
10<br />
Jupiter, 2m<br />
Jupiter, 4 m<br />
Saturn 2m<br />
Saturn, 4 m
Gestapelte Bilderserien vom 13.12.2001<br />
Teleskope:<br />
25 cm Newton, effektive Brennweiten 1m und 2 m<br />
45 cm Dobson, effektive Brennweite 4 m<br />
11<br />
Polaris, 4m, 103 Bilder<br />
Trapez in M42, 1m, 500 Bilder<br />
Jupiter, 2m, 300 Bilder<br />
Jupiter, 4 m, 50 Bilder
12<br />
Saturn, 2m, 350 Bilder<br />
Saturn, 4 m, 25 besten v. 100 Bildern<br />
Bearbeitete Bilderserien vom 13.12.2001<br />
Teleskope:<br />
25 cm Newten, effektive Brennweiten 1m und 2 m<br />
45 cm Dobson, effektive Brennweite 4 m<br />
Polaris, 4m, 103 Bilder<br />
kontrastverstärkt<br />
Trapez in M42, 1m, 500 Bilder,<br />
kontrastverstärkt
13<br />
Jupiter, 2m, 300 Bilder<br />
Schärfe erhöht<br />
Jupiter, 4 m, 50 Bilder,<br />
Schärfe erhöht<br />
Saturn, 2m, 350 Bilder<br />
Schärfe erhöht<br />
Saturn, 4 m, 25 besten v. 100 Bildern,<br />
Schärfe erhöht
14<br />
Ausschnitte der bearbeiteten Bilderserien<br />
Teleskope:<br />
25 cm Newten, effektive Brennweiten 1m und 2 m<br />
45 cm Dobson, effektive Brennweite 4 m<br />
Polaris, 4m, 103 Bilder<br />
kontrastverstärkt<br />
Trapez in M42, 1m, 500 Bilder, kontrastverstärkt
15<br />
Jupiter, 2m, 300 Bilder<br />
Schärfe erhöht<br />
Jupiter, 4 m, 50 Bilder,<br />
Schärfe erhöht<br />
Saturn, 2m, 350 Bilder, Schärfe erhöht<br />
Saturn, 4 m, 25 besten von 100 Bildern, Schärfe erhöht
16<br />
BEOBACHTUNGSTIP, HUBBLE - KLASSIFIKATION<br />
Es ist wieder soweit: Die Zeit der Galaxienbeobachter/innen rückt mit dem Erscheinen<br />
des Frühlingsboten Löwe in greifbare Nähe. M65, 66, 95, 96, 105 sind sicherlich<br />
auch für den weniger versierten hardcore Beobachter keine unbekannte Größe. Im<br />
Schatten dieser Messiernummern liegt ein Galaxienhaufen, den ich in einem meiner<br />
letzen Vorträge schon einmal vorgestellt hatte:<br />
[1] NGC 3686, 84, 81, 91 tummeln sich<br />
im Gesichtsfeld des 8“er. Eine schier<br />
unendliche Vielfalt tut sich<br />
anschließend in der Jungfrau und im<br />
Coma auf. Gegen 2UHR MEZ sollten<br />
Anfang Februar- wenn das Wetter<br />
mitspielt -Spechteleien ohne Ende hier<br />
möglich sein. Eine schöne Hilfe in<br />
diesem Gewusel liefert u.a. der<br />
Karkoschka. Dort finden wir neben<br />
Angaben zum Ort auch Hinweise zur<br />
Größe, Typ, Helligkeit, benötigtes<br />
Fernrohr und der Form. Diese<br />
Hinweise sind nicht das Ergebnis einer<br />
einzelnen Person, sondern sie sind im<br />
Laufe der Entwicklungsgeschichte der Astronomie nach und nach von vielen Astronomen<br />
beobachtet und festgelegt worden. Sollte es denn in der frühjährlichen<br />
Schlechtwetterzeit zu einer Begegnung mit dem Coma und der Jungfrau kommen,<br />
läßt sich eine Beobachtung auch einmal unter dem folgenden Aspekt betrachten:<br />
Einen großen Schritt<br />
nach vorn wagt 1908 Julius Scheiner<br />
mit seiner Behauptung, dass die Andromedagalaxie<br />
eine von der Milchstraße<br />
unabhängig existierende Weltinsel<br />
sei. Bereits 1755 hatte Immanuel<br />
Kant von Weltinseln gesprochen und<br />
es war über Hundert Jahre lang ein<br />
Problem, die sichtbaren Nebelfleckchen<br />
einem Schema zuzuordnen,<br />
geschweige denn eine Entfernungsbestimmung<br />
jenseits der Parallaxenmessung<br />
zu machen. Lord Rosse konnte<br />
mit einem 1,8m Spiegel (Leviathan)<br />
erstmals eine Spiralstruktur in M51<br />
ausmachen, und hinsichtlich der Natur<br />
dieser Beobachtung wurde unter den<br />
Astronomen heftig kontrovers diskutiert.<br />
Die Einführung der Fotografie<br />
gegen Ende des 19 Jahrhunderts warf<br />
neue Fragen in der Weltinseldebatte<br />
auf; wurden doch immer mehr Einzelheiten<br />
in den Nebelchen sichtbar.<br />
1923 brachte Edwin Hubble Licht in<br />
die Sache. Seit 1914 am 2,5m Teleskop<br />
am Mount-Wilson-Observatorium<br />
beschäftigt, gelang es ihm<br />
erstmals Delta-Cephei-Sterne =<br />
Cepheiden in der And Gx nachzuweisen.<br />
Cepheiden pulsieren, sie ändern<br />
periodisch ihre Helligkeit, und aus<br />
dem Zusammenhang von Pulsationsdauer<br />
und scheinbarer Helligkeit läßt
sich die Entfernung berechnen. Wichtige<br />
Ergebnisse im Zusammenhang<br />
mit der Periode- Leuchtkraft-<br />
Beziehung lieferte um 1912 Henrietta<br />
Leavitt bei ihrer Untersuchung fotografischer<br />
Aufnahmen von Cepheiden<br />
in der Kleinen Magellanschen Wolke.<br />
Erstmals berechnete Hubble anhand<br />
der Cepheiden die Entfernung der And<br />
Gx auf 800 000 LJ, das Nebelchen lag<br />
also außerhalb der Milchstraße. Diese<br />
Erkenntnis machte den Astronomen<br />
klar, dass es nicht nur eine einzige<br />
Galaxie im Universum gab, sondern<br />
eine Unmenge von ihnen, die ihrerseits<br />
ebenso aus Milliarden von Sternen<br />
bestehen.<br />
E.Hubble entwickelte ein GX-<br />
Klassifizierungsschema, das auch<br />
heute noch seine Anwendung findet.<br />
Galaxien können ihrer äußeren Form<br />
17<br />
entsprechend verschiedenen Typen<br />
zugeordnet werden. Diese Typen finden<br />
wir im Karkoschka unter der<br />
Spalte Form wieder; unter Erläuterungen<br />
führt Karkoschka die weitergeführten<br />
Unterscheidungsmerkmale<br />
auf.<br />
Elliptische GX werden mit dem<br />
Buchstaben E bezeichnet: von<br />
E0=spärisch bis E7= sehr länglich.<br />
Spiralgalaxien unterscheidet man: Sa=<br />
dichter Kern, ausgebildete Arme, Sb=<br />
schwächere, offene Arme, Sc= Spiralen<br />
mit sehr weit offenen und schwachen<br />
Armen. Ähnlich verhält es sich<br />
mit den Balkenspiralen: SBa, SBb,<br />
SBc finden wir hier. Mit Ir bezeichnete<br />
GX, z.B. die Magellanschen Wolken,<br />
sind irreguläre Formen gemeint.<br />
Zu Beginn des 20.Jahrhunderts war<br />
die chronologische Entwicklung und<br />
die Morphologie von Galaxien noch<br />
unverstanden. Hubble betrachtete in<br />
seiner Stimmgabelklassifizierung der<br />
Galaxien die logische Entwicklungsfolge<br />
von den elliptischen zu den<br />
Spiralen in chronologischer Abfolge.<br />
Das wird von den heutigen Forschern<br />
differenzierter betrachtet.<br />
Untersuchungen, in denen auch der<br />
gravitative Einfluß der Galaxien un-
18<br />
tereinander mit einbezogen wird,<br />
legen den Schluß nahe, dass Elliptische<br />
GX eher ein Resultat aus der<br />
Verschmelzung von Spiralen sind [3].<br />
Zudem förderten die Beobachtungen<br />
des Kosmos mit größeren Gerätschaften,<br />
Weltraum unterstützen Beobachtungsmöglichkeiten<br />
und von modernen<br />
Großrechnern simulierten Überlegungen,<br />
neue Erkenntnisse über den<br />
Kosmos zutage. Wer sich tiefer in<br />
diese sehr umfangreiche und interessante<br />
Materie einlesen möchte, dem<br />
empfehle ich den leicht verständlichen<br />
Parker, der auch einen Einblick in die<br />
Forschungsergebnisse und Arbeitsweisen<br />
von Astronomen in den letzten<br />
100 Jahren bietet.<br />
[1] Frank Teske: AVG Vortrag vom 1 Juni 2001, Beobachtung in Lichtenhagen<br />
[2] Patrick Moore: Der große Atlas des Universums<br />
CD Rom: Der Kosmos, Systema Verlag GmbH München (Spectrum)<br />
[3] Barry Parker: Crash im Weltraum, Kosmos Verlag<br />
01/2002<br />
POLARLICHTER 2002, KOMMT DA NOCH WAS?<br />
Gerade habe ich einen NASA-Artikel<br />
überflogen, der für dieses Frühjahr<br />
noch einmal eine rege Sonnenaktivität<br />
vorhersagt und damit einher gehend<br />
auch Polarlichter in unseren Breitengraden<br />
erwarten lässt (18.1.2002,<br />
siehe Anhang [1]). Dies ist Anreiz<br />
genug, um einmal die Polarlichtaktivität<br />
der letzten zwei Jahre aufzuzeigen,<br />
Tipps zu geben, wie man an brandaktuelle<br />
Infos und Vorhersagen kommt<br />
und letztendlich natürlich, wie man<br />
überhaupt Polarlichter beobachten und<br />
fotografieren kann. In die Polarlichttheorie<br />
will und kann ich nicht gross<br />
einsteigen, da ist zum Beispiel das<br />
populärwissenschaftliche Buch von<br />
Kristian Schlegel zu empfehlen [2].<br />
a) Eine zweite Spitze im Sonnenmaximum<br />
Innerhalb von etwa 11 Jahren durchläuft<br />
unsere Sonne einen Aktivitätszyklus,<br />
der sich optisch anhand der<br />
Anzahl von Sonnenflecken fest machen<br />
lässt. Mit der Sonnenfleckenzahl<br />
einher gehend nimmt auch die Anzahl<br />
von koronalen Masseauswürfen zu,<br />
die beim Auftreffen auf die Erdatmosphäre<br />
Polarlichter bis in unsere Breitengrade<br />
hinein verursachen können.<br />
Das aktuelle Maximum war Mitte<br />
<strong>2000</strong> und hat, wie einige sich lebhaft<br />
erinnern, schöne Polarlichter hervorgebracht.<br />
Die genauere Untersuchung<br />
der Sonnenfleckenzahlen zeigt jedoch,<br />
dass das aktuelle und die letzten beiden<br />
Maxima eine Doppelstruktur
aufweisen. Im ersten Halbjahr 2002 ist<br />
die erwartete Aktivität noch einmal<br />
recht hoch [1]! Polarlichter sind auch<br />
in Deutschland ohne weiteres zu erwarten.<br />
19<br />
Abb.1: Die Sonnenfleckenzahl als Mass für die Sonnenaktivität im Verlauf der letzten<br />
7 Jahre (von D. Hathaway, NASA).<br />
b) Polarlichter der letzten zwei Jahre<br />
Es begann mit dem grossartigen<br />
Schauspiel vom 6./7. April <strong>2000</strong>.<br />
Erwin Vorlaufer und ich sind bei<br />
zuerst mässigem Wetter nach Lichtenhagen<br />
gefahren, um die schöne<br />
Konstellation von Jupiter, Saturn,<br />
Mars und Mondsichel zu beobachten.<br />
Nachdem dies trotz ein paar Wölkchen<br />
gelang, wurde es irgendwie gar<br />
nicht richtig dunkel, immer blieb im<br />
Nordwesten eine Aufhellung (deutlich<br />
heller als Göttingen). Erst als die<br />
ersten roten Flecken und Strahlen am<br />
Nordhimmel erschienen, wurde uns<br />
klar, dass dies Polarlichter sein müssen.<br />
Der Rest ist hinlänglich bekannt....<br />
(siehe auch [5]).<br />
Danach gab es in gemässigten Breitengraden<br />
gut und gerne ein Dutzend<br />
oder mehr beobachtbare Polarlichter,<br />
von denen ich leider nichts gesehen<br />
habe (siehe [4] oder diverse Berichte<br />
und Fotos in SuW). Entweder spielte<br />
das Wetter nicht mit, sie waren nur in<br />
den USA sichtbar oder ich habe es<br />
schlicht und einfach nicht mitbekommen.<br />
Erst am 22.10.2001, nachdem<br />
ich die Sonnenwindaktivität im Internet<br />
verfolgt hatte, war von Tübingen<br />
aus eine schöne Aurora zu sehen. Erst<br />
nach etwas Dunkeladaption auf der<br />
Dachterasse war das rote Leuchten im<br />
Norden zu erkennen. Wie auch im<br />
April <strong>2000</strong> waren wieder rote Flecken<br />
und Strahlen sichtbar. Jedoch war es<br />
diesmal deutlich schwächer und das<br />
diffus grüne Leuchten in Horizontnähe<br />
fehlte. Der Grosse Wagen war ganz<br />
in Rot eingetaucht! Ein schönes und<br />
im Zeitraum von Minuten wechselndes<br />
Schauspiel, dass leider nach einer<br />
halben Stunde wegen aufziehender<br />
Wolken ein Ende fand.
20<br />
Abb.2: Polarlicht vom 21.10.2001 über Tübingen. f=17mm, 1/3,5, Kodak Supra 400,<br />
Belichtungszeit etwa 60s. Die Erscheinung war rot (atmosphärischer Sauerstoff in<br />
Höhen von über 200 km) und ist hier kontrastgesteigert dargestellt.<br />
c) Woher gibt es aktuelle Infos und<br />
Vorhersagen zu Polarlichtern?<br />
Das Problem bei der Polarlichtbeobachtung<br />
ist deren schlechte Vorhersagbarkeit.<br />
In unregelmässigen Zeitabständen<br />
treten, bei Vorhandensein<br />
grosser Sonnenflecken, starke Eruptionen<br />
auf der Sonnenoberfläche auf,<br />
sogenannte Flares. Zudem kommt es<br />
zu koronalen Masseauswürfen, die<br />
Ihre Materie evtl. auch in Richtung<br />
Erde schleudern. Der Sonnenwind, ein<br />
stetiger Strom von geladenen Teilchen,<br />
kann dadurch seine Geschwindigkeit<br />
von herkömmlichen 300 - 400<br />
km/s auf gut das Doppelte und mehr<br />
erhöhen und zudem einen starken<br />
Dichteanstieg erhalten. Erreicht solch<br />
eine Schockfront die Erde, so kommt<br />
es zu einer starken Störung des Erdmagnetfeldes<br />
und die sonst zu Polarregionen<br />
abgelenkten Sonnenteilchen<br />
können nun auch zu unseren Breitengraden<br />
gelangen und dort die Atmosphäre<br />
zum Leuchten anregen.<br />
Um also etwas über mögliche Polarlichter<br />
im Voraus zu erfahren, muss<br />
man Sonnenflecken beobachten, nach<br />
koronalen Masseauswürfen schauen,<br />
den Sonnenwind und das Erdmagnetfeld<br />
messen. All dies machen natürlich<br />
bereits viele Satelliten und irdische<br />
Stationen. Schön zusammengefasst<br />
sind solche Daten auf der Internetseite<br />
[3]. Sind Fleckengruppen auf<br />
der Sonne vorhanden, so ist in den<br />
nächsten Tagen zumindest auf mögliche<br />
Auswürfe zu achten. Beobachtet<br />
der Koronograph auf dem Satelliten<br />
SOHO wirklich einen Materieauswurf<br />
in Erdrichtung, so gehen bald die<br />
ersten Warnmeldungen durch das<br />
Forum für Polarlichtbeobachter [4].<br />
Nach knapp zwei Tagen kann der<br />
Materieauswurf den Satelliten SOHO<br />
erreichen, der einen sprunghaften<br />
Anstieg in der Geschwindigkeit und<br />
Dichte des Sonnenwindes misst. Aufgrund<br />
SOHO's Position zwischen<br />
Sonne und Erde warnt er grob eine<br />
Stunde vor Eintreffen der Schockfront<br />
auf der Erde. Mit den energiereichen<br />
geladenen Teilchen lässt die Schockfront<br />
das Erdmagnetfeld "erzittern";<br />
diverse Magnetometer auf der Erde<br />
zeigen dies mit heftigen Ausschlägen<br />
an (auch unter [3] aufgezeichnet). Und<br />
wenn nun wirklich Polarlichter zu<br />
sehen sind, so trudeln ganz schnell die<br />
ersten Erfolgsmeldungen im Internetforum<br />
[4] ein und werden, falls man<br />
sich in die dortige SMS-Warnliste<br />
eingetragen hat, auch auf Handy verschickt.
Innerhalb der AVG sollte man im<br />
Falle einer Polarlichtwarnung zumindest<br />
E-Mails an den AVG-Verteiler<br />
schicken. Jedoch muss man sich der<br />
nach wie vor starken Unsicherheit<br />
bewusst sein, genau so gut kann gar<br />
keine Aurora auftreten, falls die<br />
Schockfront die Erde verfehlt oder<br />
eine ungünstige Magnetfeldausrichtung<br />
vorhanden ist. Im Falle von bereits<br />
erfolgten Polarlicht-Sichtungen<br />
muss man natürlich direkt per Telefon<br />
herum rufen: Telefonkette<br />
(nur dumm, wenn man in Lichtenhagen<br />
steht und kein Handy hat...).<br />
21<br />
d) Tipps zur Beobachtung und Fotografie<br />
Polarlichter treten bevorzugt bei höheren<br />
Breitengraden auf, weshalb sie in<br />
der Regel von Deutschland aus in<br />
Nordrichtung zu sehen sind. Meist nur<br />
als eher schwache und unauffällige<br />
Aufhellung des Horizonts (evtl. als<br />
grünlich zu erkennen), jedoch bei<br />
stärkerer Aktivität mit roten Flecken<br />
und Strahlen besonders in NO und<br />
NW zu sehen. Schwache und sehr<br />
schnell wechselnde Strahlen können<br />
bin in den Zenit und nach Süden reichen.<br />
Zur Beobachtung sollte man also vor<br />
allem einen Ort mit freiem Nordhorizont<br />
aufsuchen (z.B. Deppoldshausen<br />
direkt nördlich von Göttingen). Die<br />
Erscheinungen sind oft sehr schwach<br />
und leicht zu übersehen. Eine Dunkeladaption<br />
der Augen und dunkler<br />
Himmel sind also sehr nützlich. Bei<br />
stärkerer Polarlichttätigkeit kann sich<br />
die Leuchterscheinung mit immer<br />
wechselnder Erscheinung und Aktivität<br />
über die ganze Nacht hinziehen.<br />
Mitternacht ist in der Regel wohl die<br />
beste Zeit, da die Sonnenteilchen<br />
bevorzugt von der sonnenabgewandten<br />
(!) Seite in die Erdatmosphäre<br />
eindringen.<br />
Zur Fotografie: Man nehme eine Kamera<br />
mit Weitwinkelobjektiv und<br />
feststellbaren Drahtauslöser, empfindlichen<br />
Film mit ISO 400 oder 800 und<br />
ein Stativ. Da das Polarlicht in seiner<br />
Erscheinung wechselt, sollte man bei<br />
einem Weitwinkelobjektiv nicht länger<br />
als 30 - 60s belichten, damit die<br />
Strukturen nicht total verwaschen. Um<br />
die Belichtungszeiten kurz halten zu<br />
können, ist demnach ein empfindlicher<br />
Film und eine lichtstarke Optik<br />
notwendig (Offenblende benutzen!).<br />
Ein Weitwinkelobjektiv sollte es<br />
schon sein, da die Polarlichter meist<br />
sehr ausgedehnt sind. Als Beispiel mit<br />
f=28mm, 1/2,8 und ISO 400 würde<br />
ich 30 - 60s als Belichtungszeit anraten.<br />
Das hängt natürlich stark von der<br />
Polarlichtintensität ab, ist aber so<br />
mein grober Erfahrungswert der hier<br />
erlebten Polarlichter. So tolle Polarlichter,<br />
dass man Sie aus der freien<br />
Hand mit Automatikkamera fotografieren<br />
kann (nicht wahr Maria?), wird<br />
es hier wohl nicht geben....Auch wenn<br />
visuell nichts zu sehen ist, kann fotografisch<br />
evtl. trotzdem Aurora nachgewiesen<br />
werden. So war es in der<br />
Folgenacht vom 21.10.01, als die<br />
Messdaten im Internet Auroraaktivität<br />
anzeigten, aber mit blossem Auge<br />
nichts zu sehen war. Trotzdem machte<br />
ich vom Nordhorizont einige Aufnahmen.<br />
Zwei von Ihnen zeigen<br />
schwache rote Strahlen!<br />
Also viel Erfolg bei den nächsten<br />
Polarlichtern! Nimmt man die Aktivität<br />
der letzten beiden Jahre als Grundlage,<br />
so kommen bestimmt noch welche<br />
im Jahr 2002. Man darf sie nur<br />
nicht verpassen!<br />
Till Credner<br />
credner@allthesky.de
22<br />
[1] Tony Pillips, NASA,<br />
http://science.nasa.gov/headlines/y2002/18jan_solarback.htm<br />
[2] Kristian Schlegel, Spektrum Akademischer Verlag, "Vom Regenbogen zum Polarlicht"<br />
[3] www.meteoros.de/polar/polwarn.htm<br />
deutschsprachige Zusammenstellung von aktuellen Polarlichtdaten<br />
[4] www.meteoros.de/forum.htm<br />
Forum für Polarlichtbeobachter<br />
[5] www.allthesky.de/aurora/aurora-d.html<br />
weitere Aufnahmen des Verfassers<br />
[6] APAVA-CDs, zusammengestellt von Sven Lueke,<br />
Sammlung von Aurora-Bildern diverser Fotografen,<br />
www.svenlueke.de/APAVA<br />
REISEN INS LICHT (2)<br />
Man muss nicht nach Amerika reisen,<br />
um Polarlichter in Vielfalt und Schönheit<br />
zu erleben. In Nordskandinavien<br />
kann man sie fast jede Nacht entdecken,<br />
vorausgesetzt es ist dunkel und<br />
klar. Darum hielt ich mich in den<br />
letzten Jahren an das Motto: "Warum<br />
in die Ferne schweifen?–Sieh, das<br />
Gute ist so nah!" Welche Erfahrungen<br />
dann mit den "nahen" Entfernungen<br />
(meist über <strong>2000</strong> km) verbunden waren,<br />
lernte ich unterwegs. Je nachdem<br />
mit welchem Verkehrsmittel (Flugzeug,<br />
Bahn, Bus oder Schiff) ich an<br />
meine Ferienorte wollte, konnte die<br />
Reisezeit von 8 bis 35 Stunden und<br />
länger dauern. Ich besuchte zuerst<br />
Finnland, danach Norwegen und<br />
Schweden. Seit 1999 pendele ich<br />
zwischen den Letztgenannten häufiger<br />
hin und her.<br />
Als ich im Dezember 1996 in Helsinki<br />
landete, umfing mich klirrender Frost.<br />
Bei–20 Grad lagen die Schiffe fest,<br />
der Hafen war zugefroren.<br />
Die Stadt glänzte im festlichen Weihnachtsschmuck.<br />
Vor vielen Hauseingängen<br />
brannten auch offene Kerzen<br />
in Metallbechern. In den Fenstern<br />
leuchteten die Lichterbögen und Sterne.<br />
In der Fußgängerzone gab es<br />
Sammelstellen für Bedürftige, an die<br />
kostenlos Lebensmittel und warme<br />
Kleidung ausgegeben wurden. Nachdem<br />
die letzten Kaufläden geschlossen<br />
hatten, herrschte eine angenehme<br />
Stille in der Stadt. Oben am Himmelsgewölbe<br />
funkelte das große Wintersechseck<br />
und der klare Vollmond<br />
begleitete die Erdbewohner durch die<br />
–23 Grad kalte Heilige Nacht. Sie<br />
verkürzte sich für mich, denn ich hatte<br />
meine Uhr bei der Ankunft auf Osteuropäische<br />
Zeit, d. h. um eine Stunde<br />
vorstellen müssen.<br />
Nach den Feiertagen reiste ich weiter<br />
nach Lappland in Orte zwischen dem<br />
67. und 69. Breitengrad (Kittilä, Äskäskero,<br />
Äskäslompolo, Sodankylä,<br />
Ivalo), um die wunderbare Schnee-
landschaft zu genießen, um einheimischen<br />
Sami und den atemberaubenden<br />
Lichterscheinungen zu begegnen. In<br />
dieser Zeit lernte ich vor allem, auf<br />
die AURORA BOREALIS zu warten!<br />
Jeder weiß, dass man Naturphänomene<br />
nicht herbeizaubern kann. Aber<br />
wenn man sich lange genug darauf<br />
einstellt, das Wetter intensiv beobachtet,<br />
die Kälte der Polarnacht nicht<br />
scheut, wird man manchmal mit Überraschungen<br />
gesegnet!<br />
Ich nahm also meinen Teleskopwanderstab<br />
und wanderte durch den tief<br />
verschneiten, schütteren Baumbestand<br />
der Waldtundra, über zugefrorene<br />
Seen hinaus in die offene Landschaft.<br />
Es wurde nur 2 Stunden hell am Tag,<br />
ohne dass die Sonne über den Horizont<br />
kam. Darum konnte ich spazierengehen,<br />
wann ich wollte, es war fast<br />
immer dunkel. Weil ich mit den<br />
Schneeschuhen nur mühsam voranstapfen<br />
konnte, ließ ich sie zu Hause.<br />
Ich wollte auch nicht mit den Skiern<br />
Loipen ohne Gefälle suchen (eine<br />
Fahranfängerin hat da ihre Probleme),<br />
sondern entschied mich für die feste<br />
Schneepiste, die einige Motorschlitten<br />
hinterlassen hatten. Die Gefährlichkeit<br />
meines Alleingangs wurde mir jedoch<br />
erst bewusst, als ich einmal in der<br />
offenen Landschaft in einen heftigen<br />
Schneesturm geriet. Obwohl in nur<br />
eine Stunde Wegstrecke von der Hütte<br />
entfernt war, hätte ich mich leicht<br />
verirren und rechts und links in 2–3<br />
m tiefem Schnee versinken können.<br />
Mit dem Wanderstab habe ich mich<br />
schrittweise auf dem festen Untergrund<br />
vorangetastet --- und so nach<br />
Hause zurückgefunden!<br />
Mehrere Abende und Nächte durfte<br />
ich dann meine eigene Fantasiespielen<br />
lassen, während ich an die Mythen<br />
und Legenden dachte, die über das<br />
23<br />
Polarlicht verbreitet werden, wie zum<br />
Beispiel:<br />
"Während die Inuit vom unteren Yukon/Alaska<br />
die Aurora-Erscheinungen<br />
als tanzende Seelen ihrer Lieblingstiere<br />
(Karibu, Robbe, Lachs und Belugawal)<br />
beschrieben, erinnern sich die<br />
finnischen Sami an Feuerfüchse. Diese<br />
magischen Feuerfüchse entzünden<br />
den Himmel, indem sie aus ihrem<br />
glitzernden Fell Funken versprühen.<br />
Die Menschen von den Hebriden<br />
denken, dass sie einen Stamm von<br />
scheinenden Feengestalten ausmachen<br />
können, die sie dann "flinke<br />
Männer" nennen. Bei den Schotten<br />
werden die Lichter zu "anmutigen<br />
Tänzern", die bei den schwedischen<br />
Sami Polka tanzen. In Estland stellt<br />
man sich vor, dass "die Glut", von<br />
einer himmlischen Hochzeit stammt,<br />
bei der die Pferde und Schlitten der<br />
Gäste in einem geheimnisvollen Strahlenglanz<br />
leuchten. –Es gibt gute und<br />
schlechte Omen über die Polarlichter.<br />
Bei den Chinesen gibt es einen frühen<br />
Bericht von der "Mutter des gelben<br />
Kaisers", die im Jahr 2600 v. Chr. ein<br />
großes Leuchten um den Su-Stern im<br />
Großen Bären sah und daraufhin<br />
schwanger wurde."<br />
Mir selbst erschien das Polarlicht<br />
meistens als schwach leuchtendes<br />
Licht am Abendhimmel. Im Laufe der<br />
nächsten Stunden wurde es leuchtstärker,<br />
begann sich zu schlängeln wie<br />
eine große Boa oder ein oder ein Drachen<br />
ähnliches Untier. In Richtung<br />
Mitternacht kann die Aktivität noch<br />
mehr zunehmen und zu einem großen<br />
himmlischenSchauspiel werden, das<br />
ich mit der Kamera nur "bruchstückhaft"<br />
einfangen kann, weil es sich<br />
über den ganzen Himmel bewegt.<br />
Plötzlich begegneten mir Märchenges-
24<br />
talten, Tiere, schwebende Dinge in<br />
geheimnisvollen, luftigen Höhen, die<br />
wie von Geisterhand geführt und<br />
bewegt werden. Ich sah in Äkäskero<br />
einen schön gestalteten Vorhang, der<br />
sich wie ein wehender Brautschleier<br />
über das Sternbild Orion bewegte und<br />
darüber von einem Elchgeweih gekrönt<br />
wurde. In Ivalo entdeckte ich<br />
wehende Fahnen und Girlanden wie<br />
bei einem Fest, als sich gerade ein<br />
paar Quadrantiden auf den Weg zur<br />
Erde machten.<br />
Das Erlebnis der unterschiedlichsten<br />
Formen hängt ab von der Perspektive<br />
und der Entfernung der Aurora.<br />
Von der Finnlandreise brachte ich<br />
hauptsächlich erlebtes Staunen und<br />
ein paar fotografische Anfangsversuche<br />
mit. Seit 1998 kann ich meine<br />
Bilder schon anschaulich finden -. Das<br />
Jahr 2001 war in dieser Hinsicht recht<br />
erfolgreich. Beim "großen Magnetsturm"<br />
im April konnte ich den<br />
Schneehasen (in der Osterzeit auch<br />
"Osterhase" genannt) und dem schnürenden<br />
Polarfuchs noch nebenher<br />
meine Aufmerksamkeit widmen. Zum<br />
Jahreswechsel musste ich wegen des<br />
Schneefalls einige Tage warten, bis es<br />
aufklarte. Dann gab es Vollmond; die<br />
Temperaturen sanken auf–25 bis–30<br />
Grad und der eiskalte Wind machte<br />
mir sehr zu schaffen. Dennoch–oh<br />
Wunder! –sind meine Finger nicht<br />
erfroren und nicht alle Bilder verwackelt.<br />
Auch im Winter ist für "Reisen<br />
ins Licht" Saison (aber warm anziehen).<br />
Alles Gute im Neuen Jahr!
25<br />
Maria Rahn<br />
DER STERNENHIMMEL IM 1. QUARTAL 2002<br />
Um den 15. Februar gegen 22 Uhr hat<br />
unser Wintersechseck den Meridian<br />
schon passiert! Procyon, hellster Stern<br />
im "Kleinen Hund", steht gerade in<br />
Kulmination. Über dem Westhorizont<br />
verabschieden sich die Herbststernbilder.<br />
Die Wintermilchstraße ist in klaren<br />
Nächten schön zu sehen. Sie beginnt<br />
über dem Südhorizont im "Großen<br />
Hund" und nimmt ihren Verlauf<br />
über "Einhorn", "Fuhrmann" und die<br />
"Perseus"/"Cassiopeia"-Connection.<br />
Löwe und Wasserschlange füllen den<br />
Himmel zwischen Osthorizont und<br />
Meridian. Die Sternbilderkette aus<br />
Löwe, Haar der Berenike, Jagdhunde<br />
und Großer Bär kündigt bereits die<br />
nahende Galaxienzeit im Frühjahr an.<br />
Direkt im Zenit steht nun das schwache<br />
Sternbild "Luchs". Es besetzt den<br />
"freien" Raum zwischen den Zwillingen<br />
und dem Großen Bären. Im 17.<br />
Jahrhundert meinte der Danziger Astronom<br />
Johannes Hevelius zu seinen
26<br />
Kollegen: "Du brauchst Augen wie ein<br />
Luchs, um die schwachen Sterne des<br />
Sternbildes "Luchs" zu erkennen!".<br />
Östlich des Wintersechseckes zeigt<br />
uns der Himmel eigentlich nur Sternbilder<br />
mit recht schwach leuchtenden<br />
Sternen: Krebs, Einhorn, die nördlichen<br />
Sterne des Sternbildes Puppis<br />
und die der Wasserschlange. Bei diesigem<br />
Wetter oder bei Vollmond sieht<br />
man daher am Himmel zwischen dem<br />
Löwen und den Wintersternbildern die<br />
"Hydra-Lücke". Einzig Alphard, hellster<br />
Stern der Hydra, steht einsam in<br />
jener großen Zone. Bemerkenswert an<br />
diesem Himmelsanblick ist die Sichtbarkeit<br />
einiger südlicher Sternbilder:<br />
Dem Hinterdeck des Schiffes der<br />
Argonauten, lat. "Puppis". Es reicht<br />
bis gut in jene Höhe überm Horizont,<br />
die die Mittelteile des Großen Hundes<br />
im Dezember gegen Mitternacht einnehmen.<br />
Ebenso das Sternbild Kompass<br />
und Teile der Luftpumpe "Antlia".<br />
Mit einem Weitwinkelobjektiv<br />
lässt sich dieser Anblick ohne technischen<br />
Aufwand fotografieren. Bei<br />
einem 28mm- Objektiv kann bis zu 30<br />
sec. lang belichtet werden, bevor die<br />
Erddrehung die Sterne zu Strichen auf<br />
dem Film werden lässt.<br />
Die Nähe zur Wintermilchstraße offeriert<br />
uns einige Deep-Sky-Objekte:<br />
Objekte für Fernglas und Fernrohr<br />
Tabelle 1: Objekte im Januar 2002<br />
Objekt<br />
Objektbezeichnung<br />
Nr.<br />
Const.<br />
Helligkeit<br />
Oberfl.-<br />
helligk.<br />
Größe<br />
- NGC oder "M" - - mag mag Bog.min<br />
1 M 48 Hya OSt 5 11 28<br />
2 2419 LYN KgSth 9 - 7<br />
3 M 47 PUP OSt 4,5 11 25<br />
4 M 41 CMa OSt 6 12 25<br />
5 M 46 PUP OSt 6 13 25<br />
6 2438 PUP OSt 11 11 15<br />
7 M 50 MON OSt 6,5 12 15<br />
8 M 93 PUP OSt 6,5 12 30<br />
Der planetarische Nebel NGC 2438 steht im nördlichen Teil des Offenen Sternhaufens<br />
M 46. Stark vergrößern!<br />
Da sind einmal die Sternhaufen<br />
M48(Hya), M47(Pup) und<br />
M41(CMa). Zum Anderen der berühmte<br />
Intergalaktische Wanderer
NGC 2419 im Luchs. Ein Kugelsternhaufen,<br />
der sich offenbar vom Halo<br />
27<br />
der anderen Kugelsternhaufen um<br />
unsere Heimatglaxie entfernt.<br />
Der offene Sternhaufen M93 im Sternbild Puppis<br />
Tabelle 2: Doppelsterne mit schönen Farbkontrasten:<br />
Stern Abstand Helligkeit Farbe<br />
- Bogensekunden mag -<br />
5Lyn 31 5,3 und 9,8 gelblich/blau<br />
Struwe 1025 in<br />
Lyn<br />
25,6 8,3 und 8,6 gelblich-orange<br />
Beta Mon 7,3 4,7 und 5,2 blauweißes Triplett<br />
15 Mon 2,8 4,7 und 7,5 ein Partner als<br />
blauer Riese
Der dargestellte Himmelsanblick auf der Karte gilt für den 15.01.2002. 24h, 30.1 23h,<br />
15.02. 22h, 28.02. 21h, 15.3. 20h, usw.<br />
29<br />
Einzelne Sterne in MON:<br />
Alpha leuchtet gelblich mit 3,9 mag in<br />
145 Lichtjahren Entfernung.<br />
Beta leuchtet bläulich mit 3,8 mag<br />
Helligkeit und ist 650 Lichtjahre entfernt.<br />
Gamma ist 4 mag hell mit gelblicher<br />
Färbung. Er ist wie Beta 650 Lichtjahre<br />
entfernt<br />
Delta leuchtet bläulich mit 4,2 mag<br />
bei 370 Lichtjahren Abstand.<br />
Einzelne Sterne in LYN:<br />
Alpha leuchtet gelb in 220 Lichtjahren<br />
mit 3.1 mag.<br />
10 UMa gehört heute zu Lyn. Er<br />
leuchtet mit 4 mag in 53 Lichtjahren<br />
Entfernung und ist von einer weißlichen<br />
Färbung.<br />
41 Lyn gehört nun wieder zum Sternbild<br />
UMa! Er leuchtet in 290 Lichtjahren<br />
Entfernung und ist von gelblicher<br />
Färbung. Seine Helligkeit liegt bei 5,3<br />
mag.<br />
Ein interessanter Veränderlicher ist V<br />
Mon. Er steht am östlichen Rand des<br />
Monoceros-Sternfeldes in Richtung<br />
Orion. Seine Periode beträgt nur 92<br />
Tage und er schwankt zwischen 6,1<br />
und 8,1 mag; ist also bereits für kleine<br />
Ferngläser geeignet!<br />
Quellen:<br />
Himmelsjahr, Kosmos-Verlag<br />
Sternbilder und ihre Mythen, Springer-Verlag<br />
Starnames -Their Lore and Meaning,<br />
Dover Publ. Inc.<br />
Atlas für Himmelsbeobachter, Kosmos-Verlag<br />
The Night-Sky Observers Guide,<br />
Willmann-Bell Inc.<br />
Sterne erzählen, Walter-Verlag<br />
Handbook of the Constellations, Vehrenberg-Verlag<br />
Viel Spaß beim Beobachten!<br />
Matthias Elsen
30<br />
AVG-RÄTSELECKE<br />
Die Rätselgeschichte der letzten Ausgabe war wohl doch nicht allzu schwierig.<br />
Die Lösung lautet: a) 1838/39 b) Friedrich Wilhelm Bessel c) erste Sternparallaxe<br />
Es gab vier Einsendungen, die auch alle richtig waren.Aus diesen muss nun noch der<br />
Gewinner ermittelt werden.<br />
Beim Rätsel dieser Ausgabe sind zunächst Antworten auf 14 Fragen zu finden. Die<br />
Zahlen in Klammern hinter den Fragen geben an, aus wieviel Buchstaben dieser Teilbegriff<br />
besteht und welche Buchstaben daraus für das gesuchte Lösungswort benötigt<br />
werden. Also z. B. (7/5,6): der gesuchte Begriff hat 7 Buchstaben, gebraucht werden<br />
der 5. und 6.<br />
Aneinandergereiht ergeben diese 22 Buchstaben das gesuchte Lösungswort. Auf<br />
dieses stößt man übrigens bei der näheren Beschäftigung mit Sonnenflecken<br />
1) Kurven, die Punkte gleicher Nordlichthäufigkeit verbinden [Kosmos<br />
Him.jahr] (10/2,4,5)<br />
2) Das leichteste aller festen chemischen Elemente (7/7)<br />
3) Name des Space Shuttles, das vor genau 5 Jahren für die zweite Hubble–<br />
Reparaturmission im Einsatz war (9/7)<br />
4) Was beginnt in der Nacht vom 31.3.2002 ? (10/10)<br />
5) Kaum auffälliges Sternbild (lat.) mit ca. Rek. 22h–23h, Dek. +35°-+57°<br />
(7/6)<br />
6) Von Argelander 1852–59 erstellter Sternkatalog (20/16,17)<br />
7) 19<strong>04</strong> von Perrine entdeckter Jupitermond (7/5,6)<br />
8) Beziehungsreicher Ortsname mit der PLZ 19406 (9/5,9)<br />
9) Am 28.3.1802 von Olbers entdeckter Planetoid (6/6)<br />
10) Kontinentales NGC-Objekt in Cyg (16/4,9)<br />
11) Wohin muß man reisen, um die Parkscheibe eines irdischen „Fahrzeugs“<br />
weiterzustelen, das seit Juni 1976 im „Mädler-Land“ steht? (4/2)<br />
12) Wo wurde 1972 ein voll beweglicher 100 Meter-Spiegel in Betrieb genommen?<br />
(10/10)<br />
13) arab. Name von µ Boo (10/7)<br />
14) Fotografisch nur sehr schwer darstellbare Figur, die die ständige Änderung<br />
der Deklination der Sonne im Verlauf eines Jahres illustriert (8/3,6,7)<br />
Viel Spaß beim Tüfteln !!!<br />
Jürgen Nerger
Als Gewinn winkt diesmal ein BLV- Taschenbuch. Vereinsgelder werden für die Gewinnbereitstellung<br />
nicht verwendet. Die Teilnahme ist auf AVG-Mitglieder beschränkt,<br />
der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Einsendeschluss ist der 12.4..2002. Bei<br />
mehr als einer richtigen Einsendung entscheidet das Los. Die Lösungen (Post oder E-<br />
Mail) nehmen entgegen:<br />
Jürgen Nerger<br />
Matthias Elsen<br />
Rektor-Stein-Str. 17<br />
Bramwaldstr. 6A<br />
37170 Uslar 37081 Göttingen<br />
e-mail:<br />
e-mail:<br />
loewen.apo.nerger@pharma-online.de<br />
MAELAVG@aol.com<br />
31<br />
EINZELHEITEN ZU AKTIVITÄTEN IN DEN ARBEITSGRUPPEN<br />
Fernrohrbau und Spiegelschleifen<br />
Walter Binnewies<br />
Stubenstraße 22<br />
37181 Hardegsen<br />
05505/5921<br />
Archiv und Dokumentation<br />
Uwe Helten<br />
Karl-Bertling-Str. 30<br />
37124 Rosdorf<br />
05509/920854<br />
e-Mail: helten.uwe@freenet.de<br />
Astrofotografie und CCD<br />
Rüdiger Rohrig<br />
Am Mackenröder Weg 8<br />
37130 Groß Lengden<br />
05508/999133<br />
e-Mail: RRohrig@t-online.de<br />
1. Vorsitzender<br />
Bernd Lechte<br />
Schlesierring 8<br />
37085 Göttingen<br />
0551/7707825<br />
0170-4<strong>04</strong>9301<br />
e-Mail: BLechte@t-online.de<br />
2. Vorsitzender<br />
Beginner und Einsteiger<br />
Matthias Elsen<br />
Bramwaldstr. 6A<br />
37081 Göttingen<br />
0551/9899051<br />
e-Mail: MAELAVG@aol.com
32<br />
TERMINE FÜR STERNFREUNDE AUS DER REGION<br />
• Amateurastronomische Vereinigung Göttingen (AVG)<br />
Regelmäßig freitags im Gebäude der VHS, Theodor-Heuss-<br />
Str. 21,<br />
20:00 Uhr, Raum L01 (oder nach Aushang)<br />
• Astrostammtisch der AVG<br />
Mitwochs im Lokal „Zur Sternwarte“, Geismar-Landstraße,<br />
jeweils 14-täglich ab 20:00 Uhr,<br />
am: 6.2. / 20.2. / 6.3. / 20.3. / 3.4. / 17.4. / 1.5.(?). . . .<br />
ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN AM STERNENHIMMEL<br />
Datum Thema Zeit<br />
15.2.2002 Der Löwe aus Nemea<br />
Das Sternbild „Löwe“ spielt in der Herkulesage eine<br />
große Rolle.Anhand dieses Sternbildes soll die Herkulessage<br />
am Himmel nachvollzogen werden<br />
Außerdem wollen wir versuchen, den Planetoiden JUNO<br />
in der Wasserschlange zu finden.<br />
15.3.2002 Galaxienjagd im Großen Wagen<br />
Im März steht der Große Wagen für Beobachtungen am<br />
Abendhimmel sehr günstig. Trotz des störenden Stadtlichtes<br />
wollen wir versuchen, die zahlreichen Galaxien<br />
unter diesen „ungünstigen“ Bedingungen zu finden. Wie<br />
immer gibt es zahlreiche Tipps für den Frühlingssternhimmel.<br />
21.00<br />
21.00<br />
AVG IM INTERNET:<br />
www.AVG-eV.de
33<br />
REDAKTIONSSCHLUSS FÜR DIE NÄCHSTE NACHTSCHICHT IST DER<br />
5.4.2002<br />
Eure / Ihre Beiträge nehmen entgegen: Jürgen Nerger oder Matthias Elsen (Anschriften<br />
siehe Rätselecke). Es wäre sehr hilfreich, wenn die Beiträge, so sie per PC erstellt<br />
sind, am besten als UNFORMATIERTE TEXT-(*.TXT) DATEI per Diskette oder<br />
E-mail zugesandt werden. Jeder (wirklich: jeder!) Beitrag, wenn er nur etwas mit<br />
Astronomie zu tun hat, ist willkommen!<br />
Vielen Dank - die Redaktion<br />
ASTRONOMISCHE EREIGNISSE<br />
Februar Datum MEZ<br />
Neumond 12.2. 8.41<br />
Mond bei Saturn 0.2° ! 21.2. 1<br />
Mond bedeckt Jupiter ! 23.2. 3.48<br />
März Datum MEZ<br />
Neumond 14.3 3.03<br />
Mond bei Venus 4,8° 15.3. 19<br />
Vesta (8 m ,2) bei Saturn 2‘ ! südöstl. 19.3.<br />
Mond bei Saturn 4° 20.3. 19<br />
Frühlings-Tagundnachtgleiche 20.3. 20.16<br />
Beginn Sommerzeit MESZ 31.3. 2<br />
April Datum MESZ<br />
Neumond 12.4. 20.21<br />
Mond bei Venus 3,3° 14.4. 20<br />
Mond bedeckt Saturn !! 16.4. 21.50–22.30<br />
Mond bei Jupiter 1° 18.4. 24<br />
Merkursichtbarkeit ab 20.4. 20.45
34<br />
TOPAKTUELL<br />
Komet Ikeya-Zhang am Nordhimmel visuell beobachtbar !?<br />
Am 1. Februar haben die Amateurastronomen<br />
Ikeya aus Japan und Zhang<br />
aus China visuell mit Ihren Newton-<br />
Teleskopen einen neuen Kometen<br />
entdeckt, der voraussichtlich im<br />
Maerz und April 2002 vierte Groessenklasse<br />
erreichen soll. Die Bahn<br />
zieht weit noerdlich am Himmel entlang,<br />
so dass er auch fuer uns gut zu<br />
beobachten sein sollte. Im Maerz, zur<br />
Zeit seiner groessten Helligkeit, ist<br />
Komet C/2002 C1 (Ikeya-Zhang)<br />
allerdings mit etwa 30 Grad Winkelabstand<br />
(Elongation) noch recht nah<br />
bei der Sonne. Der Abstand waechst<br />
dann aber rapide, so dass der Komet<br />
im April recht bequem die ganze<br />
Nacht durch etwa Richtung Norden<br />
beobachtet werden kann. Am<br />
hoechsten steht Ikeya-Zhang jedoch<br />
am Morgenhimmel. Folgend die-<br />
Ephemeriden vom Minor Planet Center:<br />
Delta: Abstand Erde-Komet in Astronomischen Einheiten (AE)<br />
r: Abstand Komet-Sonne in AE Elongation: Winkelabstand zur Sonne<br />
m1: erwartete Helligkeit in mag<br />
Datum Rekt. Dekl. Delta r Elongation m1<br />
2002 02 20 00 43.13 -06 51.9 1.307 0.794 37.4 7.1<br />
2002 02 25 00 53.32 -03 09.2 1.225 0.715 35.7 6.5<br />
2002 03 02 01 03.48 +01 02.5 1.137 0.641 34.2 5.8<br />
2002 03 07 01 13.00 +05 48.1 1.<strong>04</strong>4 0.578 32.9 5.2<br />
2002 03 12 01 20.84 +11 10.8 0.945 0.532 31.7 4.6<br />
2002 03 17 01 25.48 +17 09.9 0.846 0.510 30.8 4.2<br />
2002 03 22 01 25.13 +23 38.5 0.751 0.515 30.4 4.0<br />
2002 03 27 01 18.30 +30 25.3 0.665 0.547 31.0 4.0<br />
2002 <strong>04</strong> 01 01 03.86 +37 19.4 0.592 0.601 33.4 4.2<br />
2002 <strong>04</strong> 06 00 40.39 +44 11.5 0.532 0.668 38.1 4.4<br />
2002 <strong>04</strong> 11 00 05.18 +50 48.7 0.485 0.745 45.2 4.7<br />
2002 <strong>04</strong> 16 23 13.30 +56 43.3 0.449 0.826 54.3 4.9<br />
2002 <strong>04</strong> 21 21 59.18 +60 55.2 0.424 0.910 64.9 5.2<br />
2002 <strong>04</strong> 26 20 26.56 +61 54.6 0.411 0.995 76.6 5.5<br />
2002 05 01 18 57.15 +58 55.6 0.411 1.080 88.8 5.9<br />
2002 05 06 17 49.16 +52 58.7 0.425 1.165 100.7 6.3<br />
2002 05 11 17 02.56 +45 44.4 0.452 1.249 111.6 6.7<br />
2002 05 16 16 30.90 +38 25.7 0.493 1.333 120.8 7.2<br />
2002 05 21 16 08.94 +31 40.9 0.546 1.415 128.0 7.7<br />
2002 05 26 15 53.36 +25 44.1 0.609 1.496 133.0 8.2<br />
Bahnelemente und Ephemeriden mit kuerzeren Zeitintervallen gibt es unter:<br />
http://cfa-www.harvard.edu/iau/Ephemerides/Comets/2002C1.html
Viel Erfolg beim Beobachten!<br />
Till Credner<br />
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DIE AVG WIRD UNTERSTÜTZT VON:<br />
37<br />
Anna-Vandenhoek-Ring 5<br />
37081 Göttingen