Biomechanik Praktikum
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<strong>Biomechanik</strong> <strong>Praktikum</strong><br />
„Erarbeitung und Berechnung eines FE-Modells<br />
für eine Hüftendoprothese“<br />
Erstellt von:<br />
Klaas Rackebrandt 24749<br />
Lisa Hinrichsen 24872<br />
Shalini Thanabalasingam 24961<br />
Konstantin Vogel 25011<br />
Benjamin Tröger 24622<br />
Melanie Steinhoff 25692<br />
Christoph Gründemann 25488<br />
Rouven Krieg 24987<br />
Wintersemester 08/09<br />
Prof. Dr.-Ing. R. Dammer
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Inhaltsverzeichnis<br />
1 INHALTSVERZEICHNIS ............................................................................................................. 2<br />
2 EINLEITUNG............................................................................................................................ 4<br />
3 AUFGABENSTELLUNG ............................................................................................................. 5<br />
4 GRUNDLAGEN DER FINITE ELEMENTE METHODE (FEM) ........................................................... 6<br />
4.1 NUMERISCHE VORGEHENSWEISE DER FINITE-ELEMENTE-METHODE ..................................................... 9<br />
4.2 ANSYS ............................................................................................................................... 10<br />
5 GRUNDLAGEN DES HÜFTGELENKS UND DER HÜFTPROTHESE................................................. 11<br />
5.1 DAS GESUNDE HÜFTGELENK ..................................................................................................... 11<br />
5.2 ERKRANKUNGEN DES HÜFTGELENKS ........................................................................................... 12<br />
5.3 DAS KÜNSTLICHE HÜFTGELENK.................................................................................................. 13<br />
5.4 HÜFTGELENKSOPERATION ........................................................................................................ 16<br />
5.5 MATERIAL DER HÜFTENDOPROTHESE.......................................................................................... 17<br />
5.6 GLEITPAARUNG ..................................................................................................................... 17<br />
6 VERWENDETES MATERIAL UND MATERIALEIGENSCHAFTEN FÜR DIE BERECHNUNG DES FEM-<br />
HÜFTENDOPROTHESE-MODELLS................................................................................................. 19<br />
6.1 PROTASUL 10 (CONI35CR20MO10)......................................................................................... 19<br />
6.2 MECHANISCHE WERKSTOFFEIGENSCHAFTEN................................................................................. 19<br />
7 KONSTRUKTIONSSCHRITTE ................................................................................................... 20<br />
7.1 ENTWERFEN EINER ENDOPROTHESE MIT PRO ENGINEER WILDFIRE 2.0 ............................................... 20<br />
7.2 GENERIERUNG DER HÜFTENDOPROTHESE .................................................................................... 23<br />
8 KONSTRUKTIONSSCHRITTE ZUR BELASTUNGSSIMULATION EINER HÜFTPROTHESE MIT DER FEM<br />
IN ANSYS.................................................................................................................................... 27<br />
9 SIMULATION ........................................................................................................................ 31<br />
9.1 MODELLIERUNG .................................................................................................................... 31<br />
9.2 AUSWERTUNG ...................................................................................................................... 33<br />
2
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
10 ERGEBNIS........................................................................................................................... 40<br />
11 ZUSAMMENFASSUNG......................................................................................................... 42<br />
12 ZUSATZ: REALE KRAFTWIRKUNG AUF DIE HÜFTPROTHESE BEIM LANGSAMEN GANG ........... 43<br />
13 ABBILDUNGSVERZEICHNIS .................................................................................................. 49<br />
14 DIAGRAMMVERZEICHNIS.................................................................................................... 50<br />
15 TABELLENVERZEICHNIS ....................................................................................................... 51<br />
16 QUELLEN ............................................................................................................................ 52<br />
17 ANHANG A: F=500N............................................................................................................ 53<br />
18 ANHANG B: F=1000N .......................................................................................................... 54<br />
19 ANHANG C: F=1500N .......................................................................................................... 55<br />
20 ANHANG D: F=2000N.......................................................................................................... 56<br />
21 ANHANG E: F=2500N .......................................................................................................... 57<br />
22 ANHANG F: TECHNISCHE ZEICHNUNGEN ............................................................................. 58<br />
3
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Einleitung<br />
2 Einleitung<br />
Im Rahmen der Lehrveranstaltung „<strong>Biomechanik</strong> II und III“ wurde ein <strong>Praktikum</strong> zum Thema<br />
„Erarbeitung und Berechnung eines FE-Modells für eine Hüftendoprothese“ durchgeführt. Für diesen<br />
Versuch wurde zunächst ein dreidimensionales CAD-Modell einer Hüftendoprothese erstellt und die<br />
Belastung idealisiert aufgebracht. Anschließend wurden die auftretende Verformung und die sog.<br />
Von-Mises Spannung berechnet und dargestellt.<br />
Der vorliegende Laborbericht wurde im Zeitraum vom Dezember 2008 bis Januar 2009 erstellt.<br />
4
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Aufgabenstellung<br />
3 Aufgabenstellung<br />
Es soll ein dreidimensionales Modell einer Hüftendoprothese erstellt werden. Idealisieret werden die<br />
Formgebung, die Verankerung im Femur sowie die Belastung über die Hüftpfanne. Zu erstellen ist die<br />
Darstellung der Verformung des FE- Modells bei definierter Belastung. Für die Belastung sollen 5<br />
unterschiedliche Kräfte aufgebracht werden (500N, 1000N, 1500N, 2000N und 2500N).<br />
Die Ergebnisse sind zu diskutieren und in Form eines wissenschaftlichen Berichtes zu dokumentieren.<br />
5
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen der Finite Elemente Methode (FEM)<br />
4 Grundlagen der Finite Elemente Methode (FEM)<br />
Mathematische Modelle spielen in der <strong>Biomechanik</strong> zunehmend eine größere Rolle.<br />
Sie ermöglichen es auftretende methodische und ethische Probleme in-vivo und in-vitro zu umgehen.<br />
Des Weiteren können in experimentellen Untersuchungen nur bestimmte Parameter, wie z.B. die<br />
Drücke in einzelnen Bandscheibenregionen gemessen werden. Andere Parameter wie etwa<br />
Dehnungen in der Bandscheibe können experimentell nur unbefriedigend bestimmt werden.<br />
Außerdem können durch die Einsparung von Versuchen Kosten in erheblichem Umfang eingespart<br />
werden.<br />
Mathematische Modelle können grundsätzlich in analytische und numerische Verfahren unterteilt<br />
werden. Numerische Verfahren liefern meist nur Approximationen und in den seltensten Fällen<br />
exakte Lösungen.<br />
Die Finite-Elemente-Methode (FEM) zählt zu den numerischen Verfahren und ist ein universelles<br />
Werkzeug zur Ermittlung des Spannungs- und Verschiebungszustands auch von geometrisch und<br />
materiell komplizierten Strukturen. Dieses mathematische Modell ist das zurzeit am häufigsten<br />
eingesetzte numerische Verfahren zur Lösung mechanischer Problemstellungen in der<br />
Fertigungstechnik und bei der Analyse von Bauteilen.<br />
Mittlerweile findet die Methode in vielen Gebieten der Technik, wie z.B. Fahrzeugbau und<br />
Medizintechnik ihre Anwendung. Die folgende Abbildung zeigt die allgemeinen<br />
Anwendungsmöglichkeiten der FEM. [1]<br />
Abbildung 1: Anwendungsgebiete der Finite-Elemente-Methode [1]<br />
6
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen der Finite Elemente Methode (FEM)<br />
Ein Einsatzgebiet der Fenite-Elemente-Methode in der <strong>Biomechanik</strong> ist die Optimierung von<br />
Implantaten.<br />
Abbildung 2: Umsetzung der realen biomechanischen Problemstellung [1]<br />
Die Abbildung zeigt die Umsetzung der realen biomechanischen Problemstellung in ein<br />
berechenbares Modell.<br />
Von Interesse könnte in diesem Beispiel die Frage der Belastbarkeit des Implantates sein, um ein<br />
Versagen (Pinbruch) auszuschließen. [1]<br />
Die wesentlichen Ziele der FEM in der <strong>Biomechanik</strong> sind:<br />
• Entwicklung und Optimierung von Implantaten<br />
• Erlangung eines besseren Verständnisses biomechanischer Abläufe und pathologischer<br />
Vorgänge<br />
• Simulation von Operationsergebnissen zur OP-Planung<br />
In der nachfolgenden Abbildung ist die prinzipielle Vorgehensweise bei dem Einsatz von FEM-<br />
Software dargestellt. [1]<br />
7
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen der Finite Elemente Methode (FEM)<br />
Abbildung 3: Geometriemodell [2]<br />
Geometriemodell:<br />
Numerische Beschreibung der Form und Gestalt des Bauteils durch die Daten einer in einem<br />
dreidimensionalen CAD-Programm erzeugten Volumenmodellierung.<br />
Belastungsmodell:<br />
Numerische Beschreibung der Randbedingungen und äußeren Belastungen der Geometrie.<br />
Materialmodell:<br />
Das Materialmodell wird numerisch durch die problemspezifischen theoretischen Lösungsansätze<br />
und die entsprechenden Materialparameter beschrieben. Die Lösungsansätze werden in der Regel<br />
durch die FE-Solver über eine Materialbibliothek zur Verfügung gestellt.<br />
Die Lösung der Systemgleichungen erfolgt im FE-Solver und die Darstellung der Ergebnisse im FE-<br />
Post-Prozessor.<br />
Für die vorliegende Arbeit wurde die FEM-Software „ANSYS“ verwendet, welche ein komplettes FEM-<br />
System (Pre-Prozessor, FE-Solver, Post-Prozessor) darstellt. Die ANSYS-Software wird in 4.2 näher<br />
beschrieben. [2]<br />
8
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen der Finite Elemente Methode (FEM)<br />
4.1 Numerische Vorgehensweise der Finite-Elemente-Methode<br />
Im ersten Schritt wir das Kontinuum in finite-Elemente unterteilt. Diese Elemente sind an ihren<br />
Knoten miteinander verbunden. Jedes Element besitzt eine bestimmte Anzahl an Knotenpunkten. Die<br />
Kraft in den Knotenpunkten ist jeweils durch die Beziehung<br />
gegeben.<br />
qi = Elementknotenkraft<br />
k = Element Steifigkeitsmatrix<br />
a = Verschiebung<br />
f = Reaktionskräfte<br />
qi = k * a + f<br />
Im zweiten Schritt werden die einzelnen Knotenkräfte addiert, dies führt zur so genannten<br />
Systemgleichung:<br />
r = Summe qi<br />
K = Gesamtsteifigkeitsmatrix<br />
a = Gesamtverschiebung<br />
f = Reaktionskräfte<br />
r = K * a + f<br />
Daraus ergibt sich ein Gleichungssystem, das mehr Variablen als Gleichungen enthalten kann. Diese<br />
werden durch Randbedingungen eliminiert. Bisher kann man lediglich die Kräfte in den einzelnen<br />
Knotenpunkten berechnen. Für die Analyse eines Körpers sind aber die Bereiche zwischen den<br />
Knotenpunkten ebenso von elementarer Bedeutung.<br />
Im dritten Schritt werden nun so genannte Ansatzfunktionen angewendet, diese können linear oder<br />
höherwertig sein. Mit Hilfe der Funktionen wird der Bereich zwischen den Knotenpunkten<br />
interpoliert, sodass man die Verschiebung in jedem Bereich des Körpers kennt.<br />
Im vierten Schritt werden daraus die Dehnungen hergeleitet, sie sind die Ableitungen der<br />
Ansatzfunktionen nach dem Ort.<br />
Man erhält:<br />
3 Drehungen<br />
3 Verdrehungen<br />
Im fünften Schritt lassen sich aus den Dehnungen die Spannungen im mehrdimensionalen Raum<br />
berechnen. Dafür werden die folgenden Größen benötigt:<br />
• G = Gleitmodul<br />
• E = E-Modul<br />
• ν = Querkontraktion<br />
Aus den sich ergebenden sechs Spannungen wird eine Spannung berechnet, die sich mit der Von-<br />
Mises Spannung (einachsig) vergleichen lässt. (Für Metall)<br />
9
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen der Finite Elemente Methode (FEM)<br />
4.2 ANSYS<br />
ANSYS steht für Analysis System und ist eine bekannte Finite-Elemente-Software. Die Software dient<br />
zur Lösung von linearen und nicht-linearen Problemen aus der Strukturmechanik, Fluidmechanik,<br />
Akustik, Thermodynamik, Piezoelektrizität, Elektromagnetismus sowie den kombinierten<br />
Aufgabestellungen. Es kann aus einer Vielzahl von Elementtypen (eindimensional, zweidimensional,<br />
dreidimensional) gewählt werden. [3]<br />
10
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen des Hüftgelenks und der Hüftprothese<br />
5 Grundlagen des Hüftgelenks und der Hüftprothese<br />
Die Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes gehört mittlerweile zu den in Deutschland am<br />
häufigsten durchgeführten Operationen. In Deutschland werden jährlich etwa 150.000 künstliche<br />
Hüftgelenke implantiert. [4]<br />
5.1 Das gesunde Hüftgelenk<br />
Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk und bildet die Verbindung zwischen Bein und Rumpf. Dadurch ist<br />
es enormen Belastungen ausgesetzt. Es besteht aus der Hüftpfanne, die sich im Beckenknochen<br />
befindet, und dem Hüftkopf. Dieser ist der oberste Teil des Oberschenkelknochens. Bei einem<br />
gesunden Hüftgelenk sind die Gleitflächen von Pfanne und Kopf mit einer Knorpelschicht überzogen.<br />
Das Gelenk wird von einer Gelenkkapsel umgeben. Im Gelenkspalt (zwischen Hüftkopf und<br />
Hüftpfanne) ist Gelenkflüssigkeit, die bei jeder Bewegung ein reibungsloses Gleiten des Kopfes in der<br />
Pfanne ermöglicht. [5]<br />
Abbildung 4: Aufbau eines Hüftgelenks [5]<br />
11
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen des Hüftgelenks und der Hüftprothese<br />
5.2 Erkrankungen des Hüftgelenks<br />
Die Coxarthrose (Hüftgelenksverschleiß) ist eine häufige Erkrankung der Hüfte. Solche schwer<br />
krankhaften Veränderungen führen zum Hüftgelenksersatz und der so genannten künstlichen<br />
Hüftprothese. Man versteht hierunter alle degenerativen Erkrankungen des Hüftgelenkes, die zu<br />
einer fortschreitenden Zerstörung des Gelenkknorpels unter Mitbeteiligung der Gelenkstrukturen<br />
wie Knochen und Muskulatur führen. Im Laufe des Lebens machen alle Strukturen des Körpers einen<br />
natürlichen Alterungsprozess durch. Treten übermäßige Abnutzungserscheinungen auf oder tritt ein<br />
frühzeitiger Verschleiß auf, so gilt dies als krankhafte Veränderung, die in aller Regel einer<br />
Behandlung bedarf. Durch eine erhöhte Lebenserwartung nimmt die Zahl der Patienten mit<br />
Hüftleiden stetig zu. Man unterscheidet bei den Hüftleiden zwischen einer primären und einer<br />
sekundären Form der Arthrose. Die primären Arthrosen treten gewöhnlich nach dem 50. bis 60.<br />
Lebensjahr überwiegend beidseitig auf. Ihre Ursache ist unbekannt. Sekundäre Arthrosen können<br />
aufgrund fehlerhafter Belastungen auftreten. Bestimmte Faktoren führen dazu, dass es zu einer<br />
vorzeitigen Abnutzung kommt. Hierzu zählen neben fehlerhaften Belastungen des Gelenkes aber<br />
auch Hüfterkrankungen im Kindesalter, Hüftluxationsleiden, entzündliche Prozesse sowie<br />
Stoffwechselerkrankungen. [5,6]<br />
Abbildung 5: Vergleich der gesunden Hüfte mit Hüften unterschiedlicher Erkrankung [5]<br />
12
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen des Hüftgelenks und der Hüftprothese<br />
5.3 Das künstliche Hüftgelenk<br />
Die Idee, das vom Aufbau relativ einfache Hüftgelenk zu ersetzen, stammt aus dem Jahre 1890. In der<br />
Mitte der fünfziger Jahre des 20.Jahrhunderts wurde vor allem durch die Arbeiten des englischen<br />
Orthopäden J. Charnley die breite Verwendung des künstlichen Gelenkersatzes überhaupt möglich.<br />
Die ersten Anstrengungen konzentrierten sich alle auf das Hüftgelenk. [7]<br />
Das künstliche Hüftgelenk ersetzt die zerstörten Gelenkflächen. Durch das reibungsarme Gleiten der<br />
neuen, künstlichen Gelenkflächen aufeinander werden die Gelenkschmerzen erheblich gelindert,<br />
meist sogar Schmerzfreiheit erreicht. Man unterscheidet bei einem künstlichen Hüftgelenk Teil- und<br />
Totalendoprothesen. [8]<br />
Abbildung 6: Schema der Teil- und Totalendoprothese [5]<br />
Bei den Teilendoprothesen wird nur der Hüftkopf ersetzt, die natürliche Hüftpfanne bleibt erhalten.<br />
Bei der Totalendoprothese werden sowohl Hüftkopf als auch Hüftpfanne ersetzt. Ziel ist stets das<br />
Wiederherstellen einer ungestörten, schmerzfreien und vor allen Dingen dauerhaften Funktion des<br />
Hüftgelenkes. Demzufolge unterscheidet man drei verschiedene Prothesentypen, die sich in der Art<br />
und Weise der Prothesenverankerung im körpereigenen Knochen unterscheiden. [5]<br />
13
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen des Hüftgelenks und der Hüftprothese<br />
Zur Verankerung eines künstlichen Hüftgelenkes stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung:<br />
1. Die zementierte Hüftendoprothese<br />
Das Kunstgelenk kann mit „Knochenzement“, einem Kunststoff, der schnell aushärtet, im<br />
Beckenknochen und im Oberschenkelknochen verankert werden. Man spricht daher von<br />
einer zementierten Endoprothese, die primär belastungsstabil ist. Bei der zementierten<br />
Endoprothese ist es sehr wichtig, eine gute Zementiertechnik anzuwenden, um eine<br />
möglichst lange Haltbarkeit zu erreichen. Dennoch ist die dauerhafte Verbindung „Implantat<br />
– Zement – Knochen“ nicht immer zufriedenstellend gelöst. Aus diesem Grunde hat man<br />
bereits vor über 20 Jahren begonnen, die Endoprothese zementlos zu implantieren.<br />
Hüftendoprothesen für die Zementfixation bestehen in der Regel aus einem Femurstiel mit<br />
glatter Oberfläche, einem aufsetzbaren Kugelkopf sowie einer Pfannenkomponente (siehe<br />
Abb. 7b). Manchmal empfiehlt es sich, nur einen Endoprothesenteil, und hier vor allem die<br />
Hüftpfanne, zementfrei einzusetzen und den anderen einzuzementieren. Man spricht in<br />
diesem Fall von einer Hybrid-Versorgung.<br />
a) b)<br />
Abbildung 7: a) Schema einer zementierten Totalprothese [5] ; b) reale Komponenten der zementierten<br />
Totalprothese [4]<br />
2. Die zementlose Hüftendoprothese<br />
Bei der Versorgung mit einer zementlosen Endoprothese wird diese direkt ohne<br />
Knochenzement im Knochen verankert. Aufgrund der speziellen Oberflächengestaltung<br />
wächst der Knochen in die dreidimensionale Raumstruktur ein, die Endoprothese wird<br />
integriert und somit eine biologische Verankerung erreicht. Das Endoprothesenmodell für die<br />
zementfreie Fixation besteht aus einem Femurstiel, einem aufsetzbaren Kugelkopf und<br />
einem halbkugelförmigen Metallsockel mit einem auswechselbaren Inlay, das sich konisch<br />
verklemmt und den Gleitpartner für den Kugelkopf darstellt. Der Metallsockel und der größte<br />
Teil des Femurstiels bei der zementfreien Fixation weisen eine strukturierte Oberfläche auf<br />
(siehe Bild 8b).<br />
14
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen des Hüftgelenks und der Hüftprothese<br />
a) b)<br />
Abbildung 8: a) Schema einer zementlosen Totalprothese [5] ; b) Komponenten einer zementfreien<br />
Totalprothese [4]<br />
Diese Oberfläche ähnelt dem spongiösen, d.h. schwammartigen Teil des Knochens und<br />
ermöglicht somit das Einwachsen des eigenen Knochens in die Oberflächenstruktur. Die<br />
Femurstiele stehen in verschiedenen Standardgrößen zur Verfügung und sind der normalen<br />
Anatomie angepasst. Dies ermöglicht einen passgerechten, zentrischen Sitz des jeweiligen<br />
Stieles in der Markhöhle. Man spricht in diesem Fall von einer anatomisch geformten<br />
Endoprothese. Die Kugelköpfe, die auf den Femurstiel gesetzt werden, haben unterschiedlich<br />
tiefe Bohrungen, was verschiedene Halslängen ergibt und somit eine individuelle Einstellung<br />
der Beinlänge erlaubt.<br />
3. Die Hybridprothese<br />
Unter einer Hybridprothese versteht man die Kombination aus zementfreier und<br />
zementierter Prothese. Dabei wird entweder der Prothesenschaft mit Hilfe eines schnell<br />
härtenden und – um Infektionen vorzubeugen – in der Regel antibiotikahaltigen Zementes<br />
fixiert, während die Gelenkpfanne zementfrei verankert wird, oder umgekehrt vorgegangen.<br />
Für alle Prothesentypen existieren unterschiedliche Modellvarianten. Das richtige Modell zu<br />
bestimmen erfordert die Bestimmung von Größe, Gewicht und Knochenform des Patienten,<br />
sowie der Anforderungen, die er an sein neues Hüftgelenk stellt.<br />
Welche Fixationstechnik verwendet wird ist im Wesentlichen abhängig von der<br />
Knochenqualität. Röhrenknochen, und so auch der Oberschenkelknochen bestehen aus der<br />
harten äußeren Schicht und dem darin enthaltenen Schwammknochen, in dem sich das<br />
Knochenmark befindet. Im Rahmen der zementfreien Implantation wird der<br />
Schwammknochen (Spongiosa) durch spezielle Instrumente verdichtet. Nach Einbringen der<br />
Prothesenkomponente, die sich durch die entsprechend gewählte Größe primär im Knochen<br />
„verklemmt“, dehnt sich der Schwammknochen wieder aus und legt sich so an die<br />
Prothesenoberfläche an. Dies ist aber z.B. bei einer Osteoporose nicht möglich, so dass in<br />
diesem Fall die Prothese zementiert werden muss. Die Entscheidung fällt oft bei der<br />
Operation, wenn die Knochenqualität endgültig beurteilt werden kann. [4]<br />
15
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen des Hüftgelenks und der Hüftprothese<br />
5.4 Hüftgelenksoperation<br />
Die Operation dauert je nach Fall zwischen 45 und 120 Minuten. Es existieren verschiedene operative<br />
Zugangswege zum Hüftgelenk. Der Hüftkopf wird im Bereich des Oberschenkelhalses abgetrennt und<br />
entfernt. In der Regel wird zuerst die Hüftpfanne implantiert, anschließend der Endoprothesenstiel.<br />
Dabei werden sowohl die knöcherne Pfanne im Beckenbereich als auch die Markhöhle des<br />
Oberschenkelknochens mit speziellen Fräsen und Formraspeln vorbereitet, bis die<br />
Endoprothesenteile bündig und passgerecht eingesetzt werden können. Anschließend wird der<br />
passende Endoprothesenkopf ausgewählt, so dass die beiden Gelenkkomponenten zusammengefügt<br />
werden können. Die Muskeln und die übrigen Weichteile werden vernäht und die Wunde<br />
abschließend verschlossen. [5]<br />
Abbildung 9: Operation und Einsatz der künstlichen Hüftprothese[5]<br />
16
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen des Hüftgelenks und der Hüftprothese<br />
5.5 Material der Hüftendoprothese<br />
Da an Hüftprothesen hohe Anforderungen gestellt werden und sie diesen Anforderungen auch in<br />
besonderer Weise genügen müssen, gilt für das Anforderungsprofil, dass Prothesen<br />
korrosionsbeständig, abriebbeständig, biokompatibel und körperverträglich gegenüber den Druckund<br />
Biegebelastungen der Körperbewegungen sein müssen. Diesem Anforderungsprofil werden<br />
generell nur wenige, ganz bestimmte Metalllegierungen gerecht. Zu diesen besonderen Legierungen<br />
gehören unter anderem spezifische Werkstoffe wie Kobalt, Nickel, Kunststoffe, Titan, Keramik und<br />
Edelstahl.<br />
Abbildung 10: Keramik- und Stahlkopf [6]<br />
Die verwendeten künstlichen Materialien für die einzelnen Komponenten müssen höchsten<br />
Anforderungen entsprechen und werden daher in Abhängigkeit von der Verankerungstechnik aus<br />
verschiedenen Materialien, bzw. deren Kombination zusammengesetzt.<br />
Bei zementfreier Implantation besteht die Pfannenprothese aus einer Titanschale. Die Einlage mit<br />
der eigentlichen Hüftpfanne wird entweder aus Kunststoff oder Keramik gefertigt. Seltener wird eine<br />
Kunststoffpfanne mit eingelassener Metallgelenkfläche eingesetzt. Welches Material verwendet wird<br />
ist abhängig vom Alter des Patienten aber auch von der Situation während der Operation im<br />
Einzelfall (Gleitpaarung). Der eigentliche Hüftkopf besteht entweder aus Chrom-Nickel-Stahl oder aus<br />
Keramik. Heutzutage werden Keramik-Köpfe, die sich in einer Keramikschale bewegen, bevorzugt.<br />
Der Schaft besteht aus Reintitan. Bei der zementfreien Verankerung ist der obere Anteil der Prothese<br />
in der Regel mit Titan bedampft. In diese Titanoberfläche kann dann Knochen einwachsen. Bei der<br />
zementierten Implantation wird ein polierter Schaft verwendet. [8,9]<br />
5.6 Gleitpaarung<br />
Keramik, Stahl und Kunststoff können in verschiedenen Formen kombiniert werden. Die<br />
Materialkombination zwischen Hüftkopf und Hüftpfanne wird als Gleitpaarung bezeichnet.<br />
- Stahlkopf-Kunststoffpfanne (Metall-Kunststoff-Gleitpaarung)<br />
- Keramikkopf-Kunststoffpfanne (Keramik-Kunststoff-Gleitpaarung)<br />
- Stahlkopf-Metallpfanne (Metall-Metall-Gleitpaarung)<br />
- Keramikkopf-Keramikpfanne (Keramik-Keramik-Gleitpaarung)<br />
17
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Grundlagen des Hüftgelenks und der Hüftprothese<br />
Insbesondere bei der Verwendung einer Kunststoffpfanne kann es nach vielen Jahren zu einem<br />
Abrieb der Pfanne kommen, vergleichbar dem schwindenden Profil bei einem Reifen. Die<br />
Abriebpartikel der Kunststoffpfanne können sogar zu einer Lockerung des Kunstgelenkes führen.<br />
Daher verwendet man insbesondere bei jüngeren Patienten überwiegend eine „härtere“<br />
Gleitpaarung: Keramik-Keramik. [8]<br />
18
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Verwendetes Material und Materialeigenschaften für die Berechnung des FEM-Hüftendoprothese-<br />
Modells<br />
6 Verwendetes Material und Materialeigenschaften für die<br />
Berechnung des FEM-Hüftendoprothese-Modells<br />
6.1 Protasul 10 (CoNi35Cr20Mo10)<br />
Bei dem verwendeten Material der Hüftendoprothese handelt es sich um eine Kobalt-<br />
Nickellegierung. Die Legierung ist neben Kobalt und Nickel auch aus Chrom und Molybdän<br />
zusammengefügt. Bekannt ist diese Werkstoffzusammensetzung unter dem Namen Protasul 10<br />
sowie MP 35N.<br />
Tabelle 1 Chemische Zusammensetzung des Protasuls nach 5832-6 [10,11]<br />
Gewicht<br />
Co Cr Mo Ni Fe Mn C Si Ti P S<br />
[%]<br />
min. Rest 19.0 9.0 33.0<br />
max. Rest 21.0 10.5 37.0 1.0 0.15 0.025 0.15 1.0 0.015 0.010<br />
Das Gefüge besteht aus einer feinkörnigen austenitischen Grundmatrix. Im mittelharten und harten<br />
Zustand weist es hohe Festigkeiten auf. Dieser Werkstoff lässt sich mit anderen Co-Legierungen<br />
verschweißen. [10,11]<br />
6.2 Mechanische Werkstoffeigenschaften<br />
Tabelle 2 Mechanische Zusammensetzung des Protasuls nach ISO 5832-6 [10,11]<br />
Streckgrenze Zugfestigkeit Bruchdehnung<br />
Größen [Einheiten] R p02 [MPa] R m [MPa] A [%]<br />
Weich 300 min. 800 min. 40 min.<br />
Mittelhart 650 min. 1000 min. 20 min.<br />
Hart 1000 min. 1200 min. 10 min.<br />
19
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Konstruktionsschritte<br />
7 Konstruktionsschritte<br />
7.1 Entwerfen einer Endoprothese mit Pro Engineer Wildfire 2.0<br />
ProEngineer (ProE) ist eine parametrische 3D-CAD-Software die von der Firma Parametric<br />
Technology Corporation (PTC) hergestellt wird. Sämtliche Objekte werden dreidimensional aufgebaut<br />
und daraus dann Zeichnungen abgeleitet, oder mehrere Objekte zu Baugruppen zusammengestellt.<br />
Besondere Merkmale von ProE sind:<br />
• Voll parametrisch: alle Geometrien sind vollständig bemaßt, eine Änderung eines<br />
Bemaßungswertes bewirkt eine entsprechende Änderung der Geometrie.<br />
• Bidirektional assoziativ: Änderungen eines Modells werden in allen Anwendungen des<br />
Modells, wie Baugruppen, Zeichnungen oder auch abgeleitete NC-Modell<br />
(Fräsenprogrammierung) aktualisiert. Eine Änderung eines Bemaßungswertes in der<br />
abgeleiteten Zeichnung bewirkt wiederum die Änderung des zugrunde liegenden 3D-<br />
Modells.<br />
• Konstruktionselemente basiert: Modelle werden aus wenigen konstruktions- und<br />
fertigungstypischen Elementen aufgebaut, wie z.B. Körper (Quadrat) werden aufgrund einer<br />
Skizze gezogen (Volumen erzeugt) oder rotiert. [12]<br />
20
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Konstruktionsschritte<br />
Abbildung 11: Grundkörper<br />
Abbildung 12: Aus dem Grundkörper kann ein Volumen erzeugt und variiert werden<br />
21
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Konstruktionsschritte<br />
Abbildung 13: Volumenkörper<br />
Einsatzgebiete<br />
Sehr verbreitet ist das Programm in der Automobilindustrie für die Konstruktion von<br />
Antriebsstrangkomponenten, im Maschinenbau und der Konsumgüterindustrie.<br />
Zu den größten und bekanntesten Anwendern von ProE gehören Bosch, Audi, BMW, Siemens,<br />
Motorola und Harley Davidson.<br />
22
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Konstruktionsschritte<br />
7.2 Generierung der Hüftendoprothese<br />
Die Maße der Prothese wurden zum Teil von einer realen Vorlage übernommen, wie z.B. der Winkel<br />
des Schafts und die Länge.<br />
Die Endoprothese wurde zunächst als 2D Zeichnung grob gezeichnet, wobei darauf zu achten ist dass<br />
die Geometrien eingehalten werden, um zu einem späteren Zeitpunkt die Maße und Winkel ändern<br />
zu können.<br />
Werden die Geometrien nicht eingehalten, müssen Teile der Zeichnung entfernt, oder im<br />
schlimmsten Fall die komplette Zeichnung neu aufgebaut werden.<br />
In der folgenden Abbildung ist der Entwurf der Prothese mit endgültigen Maßen zu sehen.<br />
Abbildung 14: 2D Entwurf<br />
Aus dem Entwurf kann nun durch einen Klick auf den Haken() in der rechten Spalte ein 3D-Modell<br />
erzeugt werden und das Volumen variiert werden.<br />
23
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Konstruktionsschritte<br />
Abbildung 15: Erzeugtes Volumenmodell<br />
In der 3D-Ebene kann die Endoprothese weiter modelliert werden. Das geschieht durch die Auswahl<br />
der geeigneten Operationen wie z.B. Abrunden, Phasen oder Bohrloch.<br />
Für die Modellierung der Prothese war eine Abrundung des Grundkörpers notwendig.<br />
24
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Konstruktionsschritte<br />
Abbildung 16: Fertiggestellter Part der Prothese<br />
Um die Prothese zu vervollständigen wurde nach demselben Prinzip eine Kugel konstruiert, durch<br />
Auswahl einer Baugruppe im Menü wurden die Teile zusammen gefügt und als Format .iges<br />
gespeichert, damit eine Berechnung in ANSYS möglich ist.<br />
25
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Konstruktionsschritte<br />
Abbildung 17: Baugruppe und fertiggestellte Prothese<br />
Die technischen Zeichnungen befinden sich im Anhang.<br />
26
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Konstruktionsschritte zur Belastungssimulation einer Hüftprothese mit der FEM in ANSYS<br />
8 Konstruktionsschritte zur Belastungssimulation einer<br />
Hüftprothese mit der FEM in ANSYS<br />
Als Grundlage einer FEM-Simulation dienen 3-dimensionale Konstruktionsdaten, die mit CAD erstellt<br />
wurden.<br />
Als ersten Schritt werden diese 3D-CAD Daten eingelesen und die verwendete Geometrie<br />
ausgewählt. Die im Rahmen dieses Projektes erstellte Hüftprothese setzt sich aus dem Hüftschaft<br />
und der Hüftkugel zusammen, diese sind in Abb. 18 dargestellt.<br />
Abbildung 18: Auswahl der Geometrien<br />
Sind die Geometrien in ANSYS definiert, muss nun der Kontaktbereich definiert werden. Der<br />
Kontaktbereich gibt an, wo und in welcher Weise die zwei Körper miteinander verbunden sind, siehe<br />
hierzu Abbildung 19. Der blau markierte Bereich stellt den Kontaktbereich zwischen Hüftkugel und<br />
Hüftschaft dar:<br />
Abbildung 19: Kontaktbereich zwischen Kugel und Schaft<br />
27
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Konstruktionsschritte zur Belastungssimulation einer Hüftprothese mit der FEM in ANSYS<br />
Nachdem die Geometrien und der Kontaktbereich festgelegt sind, muss das Bauteil vernetzt werden.<br />
Bei der Vernetzung wird das Bauteil durch eine große Anzahl kleiner Elemente beschrieben. Es<br />
stehen dabei ganz unterschiedliche Elementtypen zur Verfügung. In jedem Element kann eine<br />
angegebene Belastung berechnet werden. Die folgende Abbildung zeigt die vernetzte<br />
Hüftendoprothese.<br />
Abbildung 20: Definition des Netzes über der Hüftprothese<br />
Die Hüftprothese wird jetzt durch viele Elemente (hier Tetraeder) beschrieben. Im nächsten Schritt<br />
müssen die Randbedingungen definiert werden. Für die spätere Belastung muss zunächst die<br />
Lagerung der Prothese definiert werden. Die Lagerung lässt sich durch Anwahl einzelner Flächen<br />
bestimmen. In Abb. 21 ist die Lagerung des Hüftschaftes (gesamter Hüftschaft) dargestellt.<br />
Abbildung 21: Feste Einspannung der Hüftprothese<br />
28
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Konstruktionsschritte zur Belastungssimulation einer Hüftprothese mit der FEM in ANSYS<br />
Eine weitere Randbedingung stellt das Festlegen eines Kräftevektors dar. Der Kraftvektor definiert<br />
sich über drei Komponenten: Kraftvektor in x-Richtung, Kraftvektor in y-Richtung und Kraftwirkung in<br />
z-Richtung. Es sollte eine senkrecht angreifende, also in y-Richtung wirkende, externe Kraft realisiert<br />
werden. In der Abbildung 22 ist der Kraftvektor 2500 N in y-Richtung als Beispiel abgebildet. Die 2500<br />
N müssen mit einem negativen Vorzeichen versehen werden, damit der Vektor die gewünschte<br />
Richtung anzeigt.<br />
Abbildung 22: Festlegen der Kraft<br />
Bevor eine Berechnung der Spannung oder Verformung möglich ist, müssen noch die<br />
Bauteileigenschaften festgelegt werden. Hierzu zählen das E-Modul, die Querkontraktionszahl und<br />
weitere Werkstoffkennwerte. In Abb. 23 ist das Auswahlfenster für die Materialeigenschaften<br />
dargestellt.<br />
Abbildung 23: Festlegen der Werkstoffkennwerte<br />
29
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Konstruktionsschritte zur Belastungssimulation einer Hüftprothese mit der FEM in ANSYS<br />
Abschließend muss noch ausgewählt werden hinsichtlich welcher Parameter ausgewertet werden<br />
soll. Es können zum Beispiel die Von-Mises-Vergleichsspannung, die Gesamtverformung oder die<br />
Vergleichsdehnung ausgewählt werden.<br />
Abbildung 24: Vergleichsspannung und Gesamtverformung<br />
30
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Simulation<br />
9 Simulation<br />
9.1 Modellierung<br />
Für die Simulation wurde davon ausgegangen, dass die Prothese homogen ist. Sie besteht aus<br />
Protasul 10 (CoNi35Cr20Mo10) und weist einen E-Modul von ca. 215000 N/mm 2 auf. Für die<br />
Querkontraktionszahl wurde aufgrund von fehlenden Daten der Wert 0,3 (hochlegierter Stahl)<br />
verwendet. Der Prothesenschaft wurde fest eingespannt und eine Kraft senkrecht (in Y-Richtung) auf<br />
den Prothesenkopf aufgebracht.<br />
Die folgende Abbildung zeigt das Prothesenmodell, das im Iges-Format in die ANSYS-Workbench<br />
eingelesen wurde.<br />
Abbildung 25: Prothesenmodell<br />
31
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Simulation<br />
Das Modell mit aufgebrachter Kraft sowie der Protheseneinspannung ist in der folgenden Abbildung<br />
dargestellt.<br />
Abbildung 26: Prothesenmodell, mit Protheseneinspannung und angreifender Kraft<br />
Der Prothesenschaft wurde in der gesamten Länge eingespannt, da eine Fixierung auf halber Höhe<br />
auf Grundlage des CAD-Modells nicht realisiert werden konnte. Für eine Einspannung auf halber<br />
Höhe hätte nur die Hälfte des Prothesenschafts in der CAD-Konstruktion gezeichnet werden müssen,<br />
bzw. der Schaft aus zwei Volumenkörpern zusammengesetzt werden müssen.<br />
Die Kraft wurde senkrecht auf die zwei Flächen am hinteren Prothesenkopf aufgebracht. Zur<br />
Vernetzung des Volumenkörpers wurden Tetraeder mit einer Kantenlänge von 2mm verwendet, dies<br />
entspricht einer Elementanzahl von 28.153 und einer Knotenanzahl von 42.832.<br />
32
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Simulation<br />
9.2 Auswertung<br />
Die Hüftprothese wurde zunächst ohne Krafteinwirkung simuliert, anschließend wurde die<br />
Hüftendoprothese mit fünf unterschiedlichen Kräften in 500 N Schritten belastet (500N, 1000N,<br />
1500N, 2000N, 2500N) und jeweils die Von-Mises Vergleichspannung, die Gesamtverformung und<br />
die Vergleichsdehnung mit Hilfe der Software berechnet und dargestellt.<br />
Die folgenden Abbildungen zeigen die Ergebnisse bei der höchsten Belastung (2500N). Zur<br />
Verdeutlichung ist die Verformung in vergrößertem Maßstab dargestellt.<br />
Abbildung 27: Darstellung der Von-Mises-Vergleichsspannung (überlagert mit dem unbelasteten Bauteil)<br />
33
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Simulation<br />
Die folgende Abbildung zeigt das Simulationsergebnis für die Von-Mises-Vergleichsspannung als<br />
Isodarstellung. Durch diese Anzeigeoption kann die Spannungsverteilung im Bauteil dargestellt<br />
werden.<br />
Abbildung 28: Darstellung der Von-Mises Vergleichsspannung als Isodarstellung<br />
34
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Simulation<br />
Abbildung 29: Darstellung der Gesamtverformung (überlagert mit dem unbelasteten Bauteil)<br />
35
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Simulation<br />
Abbildung 30: Darstellung der Gesamtverformung auf dem vernetzten Bauteil<br />
36
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Simulation<br />
Abbildung 31: Darstellung der Vergleichsdehnung (überlagert mit unbelastetem Bauteil)<br />
37
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Simulation<br />
Abbildung 32: Darstellung der Vergleichsdehnung als Isodarstellung<br />
38
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Simulation<br />
In der Tabelle sind die maximalen Spannungen, Verformungen und Dehnungen im Vergleich<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 3 Maximale Simulationswerte für Von-Mises-Vergleichsspannung, Verformung und<br />
Vergleichsdehnung<br />
Kraft [N]<br />
Von-Mises-<br />
Vergleichsspannung [MPa]<br />
Verformung<br />
[mm]<br />
Vergleichsdehnung<br />
[μm/m]<br />
500 55,838 0,0190 260<br />
1000 111,676 0,0381 519<br />
1500 167,514 0,0571 779<br />
2000 223,352 0,0761 1040<br />
2500 279,100 0,0952 1300<br />
14000 1563,000 0,5330 7270<br />
16500 1843,000 0,6280 8570<br />
Um diese Werte mit den Ergebnissen aus dem realen Zugversuch zu vergleichen, müssen die hier<br />
dargestellten Vergleichsdehnungen mit den Messwerten der Messbrücke A+B (Gruppe 4) verglichen<br />
werden. Die Abweichungen resultieren aus der unterschiedlichen Einspannung des Bauteils und aus<br />
dem abweichenden Kraftangriffspunkt.<br />
39
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Ergebnis<br />
10 Ergebnis<br />
Anhand der spezifischen mechanischen Eigenschaften des von uns verwendeten Werkstoffes kann<br />
gesagt werden, dass die Hüftprothese einer Belastung von 2500 N standhält.<br />
Bei der Bewertung der Simulationsergebnisse wird die Zugfestigkeit des verwendeten Werkstoffes<br />
(hier Protasul 10) mit der auftretenden Von-Mises-Vergleichsspannung der Simulationsergebnisse<br />
verglichen.<br />
Bei einer Belastung von 2500N tritt eine maximale Spannung von 279,190 MPa auf. Die Zugfestigkeit<br />
von Protasul 10 im kaltverformten, gealterten Zustand beträgt 1793 MPa und liegt somit weit<br />
oberhalb der auftretenden Spannungen. Um eine Aussage darüber treffen zu können, ob plastische<br />
Verformungen auftreten, muss die auftretende Spannung mit der Streckgrenze des<br />
Prothesenwerkstoffes verglichen werden. Protasul 10 besitzt eine Streckgrenze von 1496-1568 MPa,<br />
was ebenfalls oberhalb der maximal auftretenden Spannung liegt. Es treten somit keine plastischen<br />
Verformungen bei einer Belastung von 2500N auf.<br />
Da man der Tabelle 3 entnehmen kann, dass die Spannung pro 500 N um ca. 55 MPa ansteigt, kann<br />
gesagt werden, dass eine noch größere Belastung auf die Prothese gegeben werden könnte.<br />
Bei einer Belastung von ca. 14000N wird die Streckgrenze des Werkstoffes erreicht, ab dieser<br />
Belastung beginnt sich das Bauteil plastisch zu verformen.<br />
Das Versagen der Hüftendoprothese tritt bei einer Belastung von ca. 16500N ein. [11]<br />
Max. Van-Mises-Vergleichsspannung<br />
300,0000<br />
250,0000<br />
Van-Mises-Vergleichsspannung ver [Mpa]<br />
200,0000<br />
150,0000<br />
100,0000<br />
50,0000<br />
0,0000<br />
0 500 1000 1500 2000 2500 3000<br />
Kraft [N]<br />
Diagramm 1: Die max. Werte der Von-Mises-Vergleichsspannung [MPa] aufgetragen über der Kraft [N]<br />
40
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Ergebnis<br />
Max. Verformung<br />
0,1000<br />
0,0900<br />
0,0800<br />
0,0700<br />
Verformung [mm]<br />
Verformung [mm]<br />
0,0600<br />
0,0500<br />
0,0400<br />
0,0300<br />
0,0200<br />
0,0100<br />
0,0000<br />
0 500 1000 1500 2000 2500<br />
Kraft [N]<br />
Diagramm 2: Die max. Werte der Verformung [mm] aufgetragen über der Kraft [N]<br />
Max. Vergleichsdehnung<br />
1400,0000<br />
1200,0000<br />
Vergleichsdehnung [μm/m]<br />
1000,0000<br />
800,0000<br />
600,0000<br />
400,0000<br />
200,0000<br />
0,0000<br />
0 500 1000 1500 2000 2500 3000<br />
Kraft [N]<br />
Diagramm 3: Die max. Werte der Vergleichsdehnung [μm/m] aufgetragen über der Kraft [N]<br />
41
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Zusammenfassung<br />
11 Zusammenfassung<br />
Aus der Auswertung unserer Simulationen und der Rücksprache mit der Gruppe (Gruppe 4), die die<br />
Versuche an der realen Prothese durchgeführt hat, ergaben sich Differenzen in den Messewerten.<br />
Dies lässt sich, wie oben beschrieben, auf die Einspannung und den Kraftangriffspunkt zurückführen.<br />
Von den Dimensionen befinden sich die Ergebnisse im gleichen Rahmen.<br />
Durch die Arbeit mit der FE-Software und der Konstruktion der Prothese in einem CAD-Programm<br />
lässt sich abschließend festhalten, dass die Simulation der Versuche eine sehr gute Alternative zu der<br />
realen Versuchsdurchführung ist. Es werden Zeit und Material gespart. Daraus ergibt sich auch eine<br />
Kostenersparnis, wobei das Einsatzgebiet die Anschaffung der Softwarelizenzen decken muss. Der<br />
Vergleich mit realen Versuchen ist dennoch zwangsweise nötig, wie sich aus den abweichenden<br />
Ergebnissen ableiten lässt.<br />
Richtig angewendet bietet die Software folgende Vor- und Nachteile:<br />
Vorteile:<br />
• Verkürzung der Entwicklungszeit<br />
• Analysen und Berechnungen ohne reales Modell<br />
• Senkung der Simulationskosten<br />
Nachteile:<br />
• Benötigt leistungsstarken Computer bei komplexen Modellen Die Rechenleistung nimmt<br />
mit der Anzahl an Elementen zu<br />
• Die FEM-Simulation ist nur ein Näherungsverfahren, das nicht die Realität abbildet, sondern<br />
sich nur annähert<br />
Abschließend lässt sich sagen, dass in dem Versuch eine sehr reale Prothese erstellt wurde, sowohl<br />
von den Maßen als auch vom Werkstoff wurde von Originalwerten ausgegangen. Somit sind die<br />
berechneten Werte nicht exakt, aber stellen eine gute Annäherung an das reale Verhalten der<br />
Prothese bei einer Belastung dieser Form dar. Eine reale Simulation ist der nächstfolgenden Kapitel<br />
zu entnehmen.<br />
42
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Zusatz: Reale Kraftwirkung auf die Hüftprothese beim langsamen Gang<br />
12 Zusatz: Reale Kraftwirkung auf die Hüftprothese beim<br />
langsamen Gang<br />
Zur Anwendung der Finite-Elemente-Methode ist die Kenntnis der Kraftwirkung auf den Hüftknochen<br />
von großer Bedeutung. Diese Kraftwirkungen sind nach Literaturrecherche nur begrenzt<br />
nachvollziehbar: „Die Kräfte sind keinem objektiven – d.h. einem das System nicht verändernden –<br />
Messverfahren zugänglich und müssen daher mit Hilfe eines Modells berechnet werden“ [13].<br />
Dieses vereinfachte zweidimensionale Modell hat Pauwels (1973) mit dem sog. Pauwels-Modell<br />
untersucht. Das Modell berücksichtigt die wirkenden Kräfte des Einbeinstandes. Der Einbeinstand<br />
repräsentiert den aufrechten, langsamen Gang eines Menschen, wobei alle Effekte, die durch die<br />
Dynamik hervorgerufen werden, vernachlässigt sind. Pauwel kam zu der Erkenntnis, dass die größte<br />
Belastung während eines Doppelschrittes auftritt. Die größte Belastung wirkt auf das Hüftgelenk und<br />
den Femur des Standbeines während das Schwungbein nach vorne schwingt. Zu der erwähnten<br />
Belastung findet man in der Literatur Werte, die dem 3,7-fachen des Partialkörpergewichtes<br />
entsprechen. Das Partialkörpergewicht ist das körperliche Gewicht ohne das Gewicht des<br />
Standbeines. Eine Belastung, die dem 2,9-fachen Körpergewicht entspricht, schließt das Gewicht des<br />
Standbeines mit ein.<br />
Um die Hüftprothese so realistisch wie möglich zu belasten, halten wir uns an das Pauwels-Modell<br />
und lassen die auftretenden Kräfte, wie in Abbildung 33 eingezeichnet, wirken. Hierbei ist nochmals<br />
zu erwähnen, dass dies ein vereinfachtes Kräftemodell darstellt, und keinesfalls dynamische<br />
Vorgänge und die damit wirkende Kräfte berücksichtig.<br />
In der Abbildung 33 wirkt eine resultierende Muskelkraft (M), die sich aus den einzelnen<br />
Abduktoren, die mit dem Hüftgelenk verbunden sind abgeleitet wurde. Die resultierende Muskelkraft<br />
M neigt sich um 21 Grad gegen die Richtung der Gravitation. Die Gewichtskraft G wird im<br />
Körperschwerpunkt durch abduktorisch wirkende Muskulatur im Hüftgelenk ausbalanciert. Trägt<br />
man die Gewichtskraft (G) und die Muskelkraft (M) in ein Kräfteparallelogramm ein, lässt sich die<br />
Resultierende Hüftkraft (R) einzeichnen. [13]<br />
43
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Zusatz: Reale Kraftwirkung auf die Hüftprothese beim langsamen Gang<br />
Um mit der Finiten-Elemente-Methode realistische Kräftewirkungen simulieren zu können, gehen wir<br />
weiter nach der Theorie von Pauwels vor. Die Resultierende Hüftkraft (R) lässt sich nach folgender<br />
Formel berechnen:<br />
R = PKG * g *3,7<br />
oder<br />
R = KG * g * 2,9<br />
R = Resultierende Hüftkraft, PKG= Partialkörpergewicht, KG = Körpergewicht,<br />
g = Erdbeschleunigung<br />
Eine realistische Kraftwirkung beim langsamen Gang eines erwachsenen Menschen wäre demnach:<br />
m kg * m<br />
R = 80 kg *9,81 *2,9 = 2275,92 ≈ 2276N<br />
s² s²<br />
Der Femurschaft einer erwachsenen Person mit einem Gewicht von 80 kg beim langsamen Gang,<br />
ohne Berücksichtigung von dynamischen Einflüssen, wird demnach mit einer Kraft von 2276 N in<br />
einem Winkel von 16° zur Körpersenkrechten belastet. Dies gilt es nun mit der Finiten-Elementen-<br />
Methode zu simulieren. [13,14,15]<br />
44
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Zusatz: Reale Kraftwirkung auf die Hüftprothese beim langsamen Gang<br />
Abbildung 33: Kräftewirkung bei langsamen Gang eines Menschen [15]<br />
45
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Zusatz: Reale Kraftwirkung auf die Hüftprothese beim langsamen Gang<br />
Mit der Finite-Elementen-Methode haben wir nun einen Kraftvektor unter einem Winkel von 16° zur<br />
Senkrechten, mit einer Kraft von 2276 N wirken lassen, siehe Abbildung 34:<br />
Abbildung 34: Reale Kraftwirkung beim langsamen Gang des Menschen<br />
46
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Zusatz: Reale Kraftwirkung auf die Hüftprothese beim langsamen Gang<br />
Beim Simulieren der Belastung der Hüftprothese beim langsamen Gang eines Menschen nach dem<br />
Pauwels-Modell erhält man nun für die Vergleichsspannung und Gesamtverformung folgende Werte:<br />
Abbildung 35: Von-Mises Vergleichsspannung<br />
Beim langsamen Gang liegt eine maximale Spannung von 113,76 MPa im Verbindungsbereich<br />
zwischen Hüftkugel und dem Hüftschaft vor. Der Bereich ist in Abbildung 35 mit einem roten Pfeil<br />
gekennzeichnet. Die Hüftprothese ist aus Protasul 10 gefertigt, dies hat nach Literatur eine maximale<br />
Zugfestigkeit von etwa 1793 MPa. Beim langsamen Gang eines Menschen besteht also keine<br />
Bruchgefahr der Hüftprothese.<br />
47
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Zusatz: Reale Kraftwirkung auf die Hüftprothese beim langsamen Gang<br />
Abbildung 36 zeigt die Gesamtverformung, die bei einem Menschen mit einem Gewicht von 80<br />
Kilogramm auf die Hüftprothese wirkt:<br />
Abbildung 36: Gesamtverformung der Hüftprothese beim langsamen Gang<br />
Die maximale Gesamtverformung beträgt 0,0282 mm. Die maximale Gesamtverformung ist am<br />
Hüftkopf mit einem roten Pfeil gekennzeichnet. Die Gesamtverformung ist an dieser Stelle maximal,<br />
weil genau an dieser Stelle die externe Kraft angreift. Auch diese maximale Gesamtverformung liegt<br />
im unkritischen Bereich.<br />
48
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Abbildungsverzeichnis<br />
13 Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Anwendungsgebiete der Finite-Elemente-Methode [1].................................................... 6<br />
Abbildung 2: Umsetzung der realen biomechanischen Problemstellung [1].......................................... 7<br />
Abbildung 3: Geometriemodell [2].......................................................................................................... 8<br />
Abbildung 4: Aufbau eines Hüftgelenks [5]........................................................................................... 11<br />
Abbildung 5: Vergleich der gesunden Hüfte mit Hüften unterschiedlicher Erkrankung [5] ................. 12<br />
Abbildung 6: Schema der Teil- und Totalendoprothese [5] .................................................................. 13<br />
Abbildung 7: a) Schema einer zementierten Totalprothese [5] ; b) reale Komponenten der<br />
zementierten Totalprothese [4]............................................................................................................ 14<br />
Abbildung 8: a) Schema einer zementlosen Totalprothese [5] ; b) Komponenten einer zementfreien<br />
Totalprothese [4]................................................................................................................................... 15<br />
Abbildung 9: Operation und Einsatz der künstlichen Hüftprothese[5]................................................. 16<br />
Abbildung 10: Keramik- und Stahlkopf [6] ............................................................................................ 17<br />
Abbildung 11: Grundkörper .................................................................................................................. 21<br />
Abbildung 12: Aus dem Grundkörper kann ein Volumen erzeugt und variiert werden ...................... 21<br />
Abbildung 13: Volumenkörper.............................................................................................................. 22<br />
Abbildung 14: 2D Entwurf ..................................................................................................................... 23<br />
Abbildung 15: Erzeugtes Volumenmodell............................................................................................. 24<br />
Abbildung 16: Fertiggestellter Part der Prothese ................................................................................. 25<br />
Abbildung 17: Baugruppe und fertiggestellte Prothese........................................................................ 26<br />
Abbildung 18: Auswahl der Geometrien............................................................................................... 27<br />
Abbildung 19: Kontaktbereich zwischen Kugel und Schaft................................................................... 27<br />
Abbildung 20: Definition des Netzes über der Hüftprothese................................................................ 28<br />
Abbildung 21: Feste Einspannung der Hüftprothese ............................................................................ 28<br />
Abbildung 22: Festlegen der Kraft......................................................................................................... 29<br />
Abbildung 23: Festlegen der Werkstoffkennwerte............................................................................... 29<br />
Abbildung 24: Vergleichsspannung und Gesamtverformung ............................................................... 30<br />
Abbildung 25: Prothesenmodell............................................................................................................ 31<br />
Abbildung 26: Prothesenmodell, mit Protheseneinspannung und angreifender Kraft ........................ 32<br />
Abbildung 27: Darstellung der Von-Mises-Vergleichsspannung (überlagert mit dem unbelasteten<br />
Bauteil) .................................................................................................................................................. 33<br />
Abbildung 28: Darstellung der Von-Mises Vergleichsspannung als Isodarstellung .............................. 34<br />
Abbildung 29: Darstellung der Gesamtverformung (überlagert mit dem unbelasteten Bauteil)......... 35<br />
Abbildung 30: Darstellung der Gesamtverformung auf dem vernetzten Bauteil................................. 36<br />
Abbildung 31: Darstellung der Vergleichsdehnung (überlagert mit unbelastetem Bauteil) ................ 37<br />
Abbildung 32: Darstellung der Vergleichsdehnung als Isodarstellung.................................................. 38<br />
Abbildung 33: Kräftewirkung bei langsamen Gang eines Menschen [15] ............................................ 45<br />
Abbildung 34: Reale Kraftwirkung beim langsamen Gang des Menschen............................................ 46<br />
Abbildung 35: Von-Mises Vergleichsspannung..................................................................................... 47<br />
Abbildung 36: Gesamtverformung der Hüftprothese beim langsamen Gang ...................................... 48<br />
49
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Diagrammverzeichnis<br />
14 Diagrammverzeichnis<br />
Diagramm 1: Die max. Werte der Von-Mises-Vergleichsspannung [MPa] aufgetragen über der Kraft<br />
[N].......................................................................................................................................................... 40<br />
Diagramm 2: Die max. Werte der Verformung [mm] aufgetragen über der Kraft [N] ......................... 41<br />
Diagramm 3: Die max. Werte der Vergleichsdehnung [μm/m] aufgetragen über der Kraft [N] .......... 41<br />
50
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Tabellenverzeichnis<br />
15 Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1 Chemische Zusammensetzung des Protasuls nach 5832-6 [10,11]....................................... 19<br />
Tabelle 2 Mechanische Zusammensetzung des Protasuls nach ISO 5832-6 [10,11]............................. 19<br />
Tabelle 3 Maximale Simulationswerte für Von-Mises-Vergleichsspannung, Verformung und<br />
Vergleichsdehnung................................................................................................................................ 39<br />
51
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Quellen<br />
16 Quellen<br />
[1] Finite Elemente Methoden in der <strong>Biomechanik</strong>, Schmidt, H.<br />
[2] Skript FE-Methode, Burblies (Hochschule Bremerhaven)<br />
[3] http://www.ansys.com<br />
[4] http://www.eska-implants.de/cms/upload/info/patienten-huefte-2005.pdf<br />
[5] http://www.pius-hospital.de/downloads/Info_neue_Huefte.pdf<br />
[6] http://www.krankenhaus-fn.de/krankenhausfn/artikel/download/medizin/UCHIR_Das_kuentsliche_Hueftgelenk.pdf<br />
[7] http://www.vitanet.de/gesundheit/muskeln_skelett/hueftgelenk/behandeln/operativ/<br />
neues_hueftgelenk<br />
[8] http://www.kh-bad-neustadt.de/index.php?id=290<br />
[9] http://www.gesundheitpro.de/Kuenstliche-Hueftgelenke-Auf-der-Suche-nach-dem-Gelenke-<br />
A050805ANOND003750.html<br />
[10] http://www.zimmer-orthopedics.ch/z/ctl/op/global/action/1/id/9852/template/MP/<br />
navid/9326<br />
[11] http://www.biomaterialienkatalog.de/drucken/index.php?katalog=metalle&id=64<br />
[12] http://de.wikipedia.org/wiki/Pro/ENGINEER<br />
[13] Dissertation „Berechnung von Muskel– und Gelenkkräften mit Hilfe eines dreidimensionalen<br />
Computermodells einer menschlichen Hüfte im Einbeinstand“, Krieg, M. Eberhard–Karls–<br />
Universität zu Tübingen 1996<br />
[14] Pauwels, F. „Atlas zur <strong>Biomechanik</strong> der gesunden und kranken Hüfte“, Springer-Verlag 1973<br />
[15] Pauwels, F. „Gesammelte Abhandlungen zur funktionellen Anatomie des<br />
Bewegungsapparates“, Springer-Verlag 1965<br />
52
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Anhang A: F=500N<br />
17 Anhang A: F=500N<br />
Von-Mises-Vergleichsspannung<br />
Verformung<br />
Vergleichsdehnung<br />
53
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Anhang B: F=1000N<br />
18 Anhang B: F=1000N<br />
Von-Mises-Vergleichsspannung<br />
Verformung<br />
Vergleichsdehnung<br />
54
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Anhang C: F=1500N<br />
19 Anhang C: F=1500N<br />
Von-Mises-Vergleichsspannung<br />
Verformung<br />
Vergleichsdehnung<br />
55
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Anhang D: F=2000N<br />
20 Anhang D: F=2000N<br />
Von-Mises-Vergleichsspannung<br />
Verformung<br />
Vergleichsdehnung<br />
56
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Anhang E: F=2500N<br />
21 Anhang E: F=2500N<br />
Von-Mises-Vergleichsspannung<br />
Verformung<br />
Vergleichsdehnung<br />
57
<strong>Biomechanik</strong>-Projekt FE-Modell einer Hüftendoprothese<br />
Anhang F: Technische Zeichnungen<br />
22 Anhang F: Technische Zeichnungen<br />
58