Inspektionen und Auditierungen in der Pharmaindustrie - Swiss ...
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Zum Schluss dieser Eröffnungsphase sollte <strong>der</strong> weitere Ablauf des Audits noch<br />
e<strong>in</strong>mal − am besten auf Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>es vorliegenden Zeitplanes − abgestimmt<br />
werden.<br />
Anschließend geht es dann im Allgeme<strong>in</strong>en <strong>in</strong> „medias res“, d. h. entwe<strong>der</strong> steht<br />
zunächst e<strong>in</strong> Betriebsr<strong>und</strong>gang an − hier hat sich <strong>in</strong>zwischen die Verfolgung des<br />
Materialflusses vom Warene<strong>in</strong>gang zum Warenausgang o<strong>der</strong> umgekehrt e<strong>in</strong>gebürgert<br />
− o<strong>der</strong> <strong>der</strong> K<strong>und</strong>e beg<strong>in</strong>nt mit <strong>der</strong> Sichtung von Dokumenten. In dieser<br />
Phase ist entscheidend, mit welchem Typ Auditor man es zu tun hat.<br />
122<br />
4. Der menschliche Faktor − Teil 1: Die Auditoren<br />
Je nach Auditor muss man sich auf unterschiedliche Verläufe, Schwerpunkte<br />
<strong>und</strong> Diskussionen e<strong>in</strong>stellen. Im Folgenden werden verschiedene Typen von Auditoren<br />
<strong>und</strong> ihre Vorgehensweisen erörtert.<br />
Der Qualifizierte<br />
Der Qualifizierte ist <strong>der</strong> Auditor, von dem man − sofern man nichts zu verbergen<br />
hat − als Lieferant träumt. Der Qualifizierte ist sattelfest <strong>in</strong> <strong>der</strong> Theorie, d. h. er<br />
kennt die relevanten Richtl<strong>in</strong>ien <strong>und</strong> hat ausgiebige Praxiserfahrung <strong>in</strong> den Bereichen<br />
Herstellung, Qualitätssicherung <strong>und</strong> Audit-Durchführung. Er ist gut vorbereitet<br />
<strong>und</strong> mit den Produkten, die Gegenstand se<strong>in</strong>es Audits s<strong>in</strong>d, vertraut.<br />
Der Qualifizierte stellt zwar unter Umständen die wirklich unangenehmen Fragen,<br />
weil er die w<strong>und</strong>en Punkte aus se<strong>in</strong>er eigenen Erfahrung kennt, hat aber oft<br />
auch gute Tipps zur Beseitigung von Schwachstellen. Er ist guten Argumenten<br />
gegenüber aufgeschlossen, so dass erkannte Probleme teilweise schon <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Diskussion vor Ort geklärt werden können.<br />
Der Theoretiker<br />
Der Theoretiker kennt zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>e relevante Guidel<strong>in</strong>e, <strong>und</strong> zwar sehr genau.<br />
Bedauerlicherweise hat er ke<strong>in</strong>e Praxiserfahrung <strong>und</strong> ist auch nicht willens,<br />
praktische Aspekte zu akzeptieren. ’Sollte’ heißt bei ihm ’muss’, <strong>und</strong> jeglicher<br />
Interpretationsspielraum h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Auslegung <strong>und</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Richtl<strong>in</strong>ien<br />
<strong>in</strong> die betriebliche Praxis ist für ihn − wahrsche<strong>in</strong>lich aus Unsicherheit aufgr<strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> fehlenden praktischen Erfahrung − nicht existent. In solch e<strong>in</strong>em Fall<br />
nützen die besten Argumente <strong>und</strong> auch wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Nachweise<br />
nichts.<br />
Der Bedenkenträger<br />
Der Bedenkenträger hat etwas vom Theoretiker, kennt aber lei<strong>der</strong> oft nicht e<strong>in</strong>mal<br />
e<strong>in</strong>e relevante Guidel<strong>in</strong>e richtig. Dafür hat er schon die schrecklichsten Geschichten<br />
gehört <strong>und</strong> doziert auch gerne bei <strong>der</strong> Besichtigung <strong>der</strong> Herstellung<br />
<strong>der</strong> ersten Wirkstoffvorstufen über Umgebungsanfor<strong>der</strong>ungen, die im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
nur für die Sterilherstellung vorgesehen s<strong>in</strong>d. Dass Wirk- o<strong>der</strong> Hilfsstoffe<br />
nicht nur aus wohldef<strong>in</strong>ierten weißen Pulvern gemischt werden, son<strong>der</strong>n unter<br />
Umständen aus biologischen Systemen o<strong>der</strong> Bergwerken gewonnen werden,<br />
sprengt se<strong>in</strong>e Vorstellungskraft. Mit dem Verweis auf Gesetze, Verordnungen<br />
o<strong>der</strong> den Stand von Wissenschaft <strong>und</strong> Technik ist ihm nicht beizukommen; entscheidend<br />
ist „nach me<strong>in</strong>em persönlichen Empf<strong>in</strong>den...“, <strong>und</strong> Bedenkenträger<br />
s<strong>in</strong>d meist ziemlich empf<strong>in</strong>dlich. Sie konstruieren die haarsträubendsten Szenarien.<br />
E<strong>in</strong>e Frage, die während e<strong>in</strong>es Audits durch den Auditor gestellt wurde,<br />
lautete: „Wie stellen Sie sicher, dass LKWs, die auf Ihr Werksgelände fahren,<br />
ke<strong>in</strong>e Fremdprodukte am Fahrgestell haben, die zur Kreuzkontam<strong>in</strong>ation Ihrer<br />
Produkte führen könnten?“ Der Auditor me<strong>in</strong>te hier tatsächlich das Äußere von<br />
LKWs <strong>und</strong> fragte nicht etwa nach Re<strong>in</strong>igungszertifikaten für Tanks.