Die Pirsch 02/2006 - Impala Europa
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Waffe & Schuss<br />
stumpf ein Überschlag im<br />
Medium als sicher angenommen<br />
werden konnte, wurden<br />
wegen der Gefahr frühzeitiger<br />
Geschossaustritte die Fangkästen<br />
seitlich verstärkt. Einige<br />
<strong>Impala</strong> traten tatsächlich<br />
nach dem Überschlagen aus<br />
dem 350 Millimeter langen<br />
Gelatineblock seitwärts aus.<br />
Einige Male rollierte das Geschoss<br />
im Block ab 150 bis<br />
200 Millimeter und schlug<br />
nach Zirka-Einhaltung der<br />
Richtung und nach Blockdurchschuss<br />
quer in die Auffangkästenrahmen.<br />
Eines<br />
schrammte an der Betonwand<br />
hinter der V-Rest-Anlage entlang<br />
und blieb das einzige<br />
deformierte des Beschusstests<br />
▲| „Schlüsselloch“-Ausschuss nach langem<br />
Schusskanal (Schrägschuss bei Ricke).<br />
überhaupt (Spitze verbogen,<br />
Heck verdellt), jedoch ohne<br />
auch nur ein Hundertstel<br />
Gramm Masse verloren zu<br />
haben. Alle anderen zeigten<br />
lediglich die von den Feldern<br />
gepressten Längsrillen.<br />
Alles deutet darauf hin, dass<br />
das <strong>Impala</strong> nach dem Überschlag<br />
nicht etwa „zwangsweise<br />
bolzenstabilisiert“ mit<br />
dem Heck voraus im Medium<br />
weiterfliegt, sondern im Verlauf<br />
des Schusskanals weiterhin<br />
taumeln und sich überschlagen<br />
kann. Das erklärt<br />
den beim Wild gelegentlich<br />
schrägen „Schlüsselloch“-<br />
Ausschuss, vor allem nach<br />
langen Schusskanälen. Taumeln<br />
oder Überschlagen eines<br />
Solids im Ziel ist (sofern keine<br />
Dickhäuterladung) kein<br />
Nachteil und kann selbst<br />
schon mal bei „Schusskanalstabil“<br />
geltenden Teil- und<br />
Vollmantel-Projektilen vorkommen.<br />
Vergleiche der Energieabgabewerte<br />
bei den Gelatinebeschüssen<br />
zeigten, dass die<br />
„Theoriewirkung“ – Eab<br />
[Joule] per Strecke – des<br />
adäquat schnell verladenen<br />
.30er 8,4g <strong>Impala</strong> im ersten<br />
wichtigen (bis 150 mm) sowie<br />
im weiteren Blockabschnitt<br />
etwas unter der von deformierend<br />
massestabil-monolithischen<br />
Geschossen angesiedelt<br />
ist. Kaliber- und<br />
Foto W. Reb<br />
geschwindigkeitsabhängig lag<br />
die relativ höchste Risslängensumme<br />
bei Eindringtiefen von<br />
150 bis 185 Millimetern.<br />
Gleichzeitig war das der Ort<br />
der ersten Instabilität. Dort<br />
hatte das Geschoss zum Überschlagen<br />
oder zumindest zum<br />
Taumeln angesetzt. Bei höherer<br />
Vz, aber geringerer Masse<br />
ist die <strong>Impala</strong> Eab in vergleichbar<br />
mit der langsamer,<br />
normalschwerer „bleifrei-deformierender“<br />
Vollgeschosse.<br />
<strong>Die</strong> Rest-Vz (bei Austritt aus<br />
dem Block) entsprach in Relation<br />
zur höheren Mündungsgeschwindigkeit<br />
des <strong>Impala</strong><br />
der deformierend massestabilmonolithischer<br />
Geschosse.<br />
Ein .30er <strong>Impala</strong> mit 10,7 g<br />
bei Vz 800 m/s gab vergleichbar<br />
Energie ab wie ein .30er<br />
Lapua Naturalis mit 11,7 g<br />
bei einer Vz von 670 m/s. <strong>Die</strong><br />
Orte und die sektionsbezogen<br />
lotrechten Risslängensummenverläufe<br />
weisen darauf<br />
hin, dass die Energieabgabe<br />
durch Geschossbewegung<br />
außerhalb der Geschossmittelachse<br />
steigt. <strong>Die</strong> Energiespitzen<br />
traten deutlich in<br />
der Überschlag-Mittelphase<br />
auf, das heißt bei 90° Stellung<br />
des Projektils.<br />
Der Gelatinebeschuss fand<br />
auf 100 Meter statt. Nachrechnungen<br />
wiesen auf mit<br />
größerer Distanz sich relativ<br />
rasch vermindernde Wundwirkungen<br />
hin, was sich im<br />
Revier bestätigte.<br />
Wildpret schonend<br />
Das <strong>Impala</strong> begeistert durch<br />
außerordentliche Wildpretschonung<br />
(s. Kasten S. 43),<br />
wobei Hämatome freilich vorkommen<br />
können. <strong>Die</strong> Augenblickswirkung<br />
wird bei zunehmender<br />
Zielentfernung überproportional<br />
(!) schlechter,<br />
was jedoch nicht dem Geschosstyp,<br />
sondern der wichtebedingt<br />
bescheidenen Querschnittsbelastung<br />
aller leichten<br />
Geschosse anzukreiden<br />
ist. <strong>Die</strong> vom Konstrukteur an<br />
den Scharfrand gestellten Anforderungen<br />
werden insofern<br />
erfüllt, als der bekannte Effekt<br />
(„Umschlag der Laminarströmung<br />
in turbulente<br />
Strömung“) oft doppelt kalibergroße<br />
Einschüsse und<br />
meist markant Schweiß liefert,<br />
bei Sauen weniger, bei<br />
sonstigem Schalenwild mehr.<br />
Rings um den Einschuss ist<br />
die Decke wie rasiert.<br />
Der Ausschuss liefert regelmäßig<br />
Schweiß, wenngleich<br />
dieser am Anschuss nicht<br />
immer sofort sichtbar ist. Ist<br />
der Ausschuss größer als die<br />
Länge eines quer ausfahrenden<br />
Geschosses, hat dies<br />
seine Ursache in der Räumwirkung<br />
ausfahrender, als<br />
Sekundär- und Tertiärgeschosse<br />
wirkender Knochensplitter.<br />
Treffer auf Hals/<br />
Rückenwirbel können eine<br />
„Sprengwirkung“ und „unschöne“<br />
Anblicke nach sich<br />
ziehen.<br />
Überschlagen im Ziel ist möglich;<br />
die in diesem Bereich in<br />
Gelatine festgestellte große<br />
Risslängensumme beschreibt<br />
die sich dadurch verstärkende<br />
zielballistische Wirkung des<br />
ansonsten als „leichtes Wuchtgeschoss“<br />
wirkenden, massen-<br />
und formstabilen Leichtsolid.<br />
<strong>Die</strong> Wahrscheinlichkeit<br />
quer austretender <strong>Impala</strong><br />
steigt mit der Schusskanallänge.<br />
Warnungen von Sicherheitsexperten,<br />
das formstabile<br />
<strong>Impala</strong> nur bei bestem Kugelfang<br />
zu schießen, sind gut<br />
gemeint, aber zu relativieren,<br />
da dies immer zu gelten hat.<br />
Vorteile der Leichtgeschosse<br />
sind der gering(er) empfundene<br />
Rückstoß sowie die ladungsabhängig<br />
meist bessere<br />
Rasanz. Aber: Leichte Projektile<br />
verlieren überproportional<br />
Geschwindigkeit und<br />
noch schneller kinetische Energie.<br />
Bekanntlich geht die Vz<br />
im Quadrat in die Energierechnung<br />
ein. Neben schnell<br />
absinkender Treffpunktlage<br />
ist beim weiten Schuss also<br />
die rascher nachlassende Energie<br />
zu berücksichtigen.<br />
Einschränkungen<br />
Weltweit hohe Verkaufszahlen<br />
unterstreichen, dass Praktiker<br />
das <strong>Impala</strong> als sinnvolle, wenn<br />
auch nicht sonderlich preisgünstige<br />
Angebotsergänzung<br />
annehmen. <strong>Die</strong> auch bei weniger<br />
guten Schüssen beobachtete<br />
Wildpretschonung<br />
ist der Hauptgrund für die<br />
Beliebtheit. Indes sehe ich für<br />
mich das Einsatzgebiet eines<br />
jeden „leichten Wuchtgeschosses“<br />
generell beschränkt<br />
auf nicht allzu große Distanzen<br />
und (kaliberbezogen) für<br />
eher schwaches Wild.<br />
Gewiss werde ich das <strong>Impala</strong><br />
in Straßen-, Grenz- oder Dickungsnähe<br />
nicht unkritisch<br />
verwenden. <strong>Die</strong>se Einschränkungen<br />
sollen das <strong>Impala</strong><br />
beileibe nicht gegenüber anderen<br />
Jagdgeschossen zurücksetzen,<br />
weil keines von diesen<br />
absolut perfekt ist und es niemals<br />
sein kann. Laut Aussage<br />
des Importeurs tritt das <strong>Impala</strong><br />
jedoch mit dem hohen<br />
Anspruch an, „besser zu wirken<br />
als alle anderen Massivgeschosse“.<br />
<strong>Die</strong>s freilich kann<br />
ich nicht bestätigen. ◼<br />
4/<strong>2006</strong> <strong>Pirsch</strong>