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Die Pirsch 02/2006 - Impala Europa

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48<br />

Waffe & Schuss<br />

stumpf ein Überschlag im<br />

Medium als sicher angenommen<br />

werden konnte, wurden<br />

wegen der Gefahr frühzeitiger<br />

Geschossaustritte die Fangkästen<br />

seitlich verstärkt. Einige<br />

<strong>Impala</strong> traten tatsächlich<br />

nach dem Überschlagen aus<br />

dem 350 Millimeter langen<br />

Gelatineblock seitwärts aus.<br />

Einige Male rollierte das Geschoss<br />

im Block ab 150 bis<br />

200 Millimeter und schlug<br />

nach Zirka-Einhaltung der<br />

Richtung und nach Blockdurchschuss<br />

quer in die Auffangkästenrahmen.<br />

Eines<br />

schrammte an der Betonwand<br />

hinter der V-Rest-Anlage entlang<br />

und blieb das einzige<br />

deformierte des Beschusstests<br />

▲| „Schlüsselloch“-Ausschuss nach langem<br />

Schusskanal (Schrägschuss bei Ricke).<br />

überhaupt (Spitze verbogen,<br />

Heck verdellt), jedoch ohne<br />

auch nur ein Hundertstel<br />

Gramm Masse verloren zu<br />

haben. Alle anderen zeigten<br />

lediglich die von den Feldern<br />

gepressten Längsrillen.<br />

Alles deutet darauf hin, dass<br />

das <strong>Impala</strong> nach dem Überschlag<br />

nicht etwa „zwangsweise<br />

bolzenstabilisiert“ mit<br />

dem Heck voraus im Medium<br />

weiterfliegt, sondern im Verlauf<br />

des Schusskanals weiterhin<br />

taumeln und sich überschlagen<br />

kann. Das erklärt<br />

den beim Wild gelegentlich<br />

schrägen „Schlüsselloch“-<br />

Ausschuss, vor allem nach<br />

langen Schusskanälen. Taumeln<br />

oder Überschlagen eines<br />

Solids im Ziel ist (sofern keine<br />

Dickhäuterladung) kein<br />

Nachteil und kann selbst<br />

schon mal bei „Schusskanalstabil“<br />

geltenden Teil- und<br />

Vollmantel-Projektilen vorkommen.<br />

Vergleiche der Energieabgabewerte<br />

bei den Gelatinebeschüssen<br />

zeigten, dass die<br />

„Theoriewirkung“ – Eab<br />

[Joule] per Strecke – des<br />

adäquat schnell verladenen<br />

.30er 8,4g <strong>Impala</strong> im ersten<br />

wichtigen (bis 150 mm) sowie<br />

im weiteren Blockabschnitt<br />

etwas unter der von deformierend<br />

massestabil-monolithischen<br />

Geschossen angesiedelt<br />

ist. Kaliber- und<br />

Foto W. Reb<br />

geschwindigkeitsabhängig lag<br />

die relativ höchste Risslängensumme<br />

bei Eindringtiefen von<br />

150 bis 185 Millimetern.<br />

Gleichzeitig war das der Ort<br />

der ersten Instabilität. Dort<br />

hatte das Geschoss zum Überschlagen<br />

oder zumindest zum<br />

Taumeln angesetzt. Bei höherer<br />

Vz, aber geringerer Masse<br />

ist die <strong>Impala</strong> Eab in vergleichbar<br />

mit der langsamer,<br />

normalschwerer „bleifrei-deformierender“<br />

Vollgeschosse.<br />

<strong>Die</strong> Rest-Vz (bei Austritt aus<br />

dem Block) entsprach in Relation<br />

zur höheren Mündungsgeschwindigkeit<br />

des <strong>Impala</strong><br />

der deformierend massestabilmonolithischer<br />

Geschosse.<br />

Ein .30er <strong>Impala</strong> mit 10,7 g<br />

bei Vz 800 m/s gab vergleichbar<br />

Energie ab wie ein .30er<br />

Lapua Naturalis mit 11,7 g<br />

bei einer Vz von 670 m/s. <strong>Die</strong><br />

Orte und die sektionsbezogen<br />

lotrechten Risslängensummenverläufe<br />

weisen darauf<br />

hin, dass die Energieabgabe<br />

durch Geschossbewegung<br />

außerhalb der Geschossmittelachse<br />

steigt. <strong>Die</strong> Energiespitzen<br />

traten deutlich in<br />

der Überschlag-Mittelphase<br />

auf, das heißt bei 90° Stellung<br />

des Projektils.<br />

Der Gelatinebeschuss fand<br />

auf 100 Meter statt. Nachrechnungen<br />

wiesen auf mit<br />

größerer Distanz sich relativ<br />

rasch vermindernde Wundwirkungen<br />

hin, was sich im<br />

Revier bestätigte.<br />

Wildpret schonend<br />

Das <strong>Impala</strong> begeistert durch<br />

außerordentliche Wildpretschonung<br />

(s. Kasten S. 43),<br />

wobei Hämatome freilich vorkommen<br />

können. <strong>Die</strong> Augenblickswirkung<br />

wird bei zunehmender<br />

Zielentfernung überproportional<br />

(!) schlechter,<br />

was jedoch nicht dem Geschosstyp,<br />

sondern der wichtebedingt<br />

bescheidenen Querschnittsbelastung<br />

aller leichten<br />

Geschosse anzukreiden<br />

ist. <strong>Die</strong> vom Konstrukteur an<br />

den Scharfrand gestellten Anforderungen<br />

werden insofern<br />

erfüllt, als der bekannte Effekt<br />

(„Umschlag der Laminarströmung<br />

in turbulente<br />

Strömung“) oft doppelt kalibergroße<br />

Einschüsse und<br />

meist markant Schweiß liefert,<br />

bei Sauen weniger, bei<br />

sonstigem Schalenwild mehr.<br />

Rings um den Einschuss ist<br />

die Decke wie rasiert.<br />

Der Ausschuss liefert regelmäßig<br />

Schweiß, wenngleich<br />

dieser am Anschuss nicht<br />

immer sofort sichtbar ist. Ist<br />

der Ausschuss größer als die<br />

Länge eines quer ausfahrenden<br />

Geschosses, hat dies<br />

seine Ursache in der Räumwirkung<br />

ausfahrender, als<br />

Sekundär- und Tertiärgeschosse<br />

wirkender Knochensplitter.<br />

Treffer auf Hals/<br />

Rückenwirbel können eine<br />

„Sprengwirkung“ und „unschöne“<br />

Anblicke nach sich<br />

ziehen.<br />

Überschlagen im Ziel ist möglich;<br />

die in diesem Bereich in<br />

Gelatine festgestellte große<br />

Risslängensumme beschreibt<br />

die sich dadurch verstärkende<br />

zielballistische Wirkung des<br />

ansonsten als „leichtes Wuchtgeschoss“<br />

wirkenden, massen-<br />

und formstabilen Leichtsolid.<br />

<strong>Die</strong> Wahrscheinlichkeit<br />

quer austretender <strong>Impala</strong><br />

steigt mit der Schusskanallänge.<br />

Warnungen von Sicherheitsexperten,<br />

das formstabile<br />

<strong>Impala</strong> nur bei bestem Kugelfang<br />

zu schießen, sind gut<br />

gemeint, aber zu relativieren,<br />

da dies immer zu gelten hat.<br />

Vorteile der Leichtgeschosse<br />

sind der gering(er) empfundene<br />

Rückstoß sowie die ladungsabhängig<br />

meist bessere<br />

Rasanz. Aber: Leichte Projektile<br />

verlieren überproportional<br />

Geschwindigkeit und<br />

noch schneller kinetische Energie.<br />

Bekanntlich geht die Vz<br />

im Quadrat in die Energierechnung<br />

ein. Neben schnell<br />

absinkender Treffpunktlage<br />

ist beim weiten Schuss also<br />

die rascher nachlassende Energie<br />

zu berücksichtigen.<br />

Einschränkungen<br />

Weltweit hohe Verkaufszahlen<br />

unterstreichen, dass Praktiker<br />

das <strong>Impala</strong> als sinnvolle, wenn<br />

auch nicht sonderlich preisgünstige<br />

Angebotsergänzung<br />

annehmen. <strong>Die</strong> auch bei weniger<br />

guten Schüssen beobachtete<br />

Wildpretschonung<br />

ist der Hauptgrund für die<br />

Beliebtheit. Indes sehe ich für<br />

mich das Einsatzgebiet eines<br />

jeden „leichten Wuchtgeschosses“<br />

generell beschränkt<br />

auf nicht allzu große Distanzen<br />

und (kaliberbezogen) für<br />

eher schwaches Wild.<br />

Gewiss werde ich das <strong>Impala</strong><br />

in Straßen-, Grenz- oder Dickungsnähe<br />

nicht unkritisch<br />

verwenden. <strong>Die</strong>se Einschränkungen<br />

sollen das <strong>Impala</strong><br />

beileibe nicht gegenüber anderen<br />

Jagdgeschossen zurücksetzen,<br />

weil keines von diesen<br />

absolut perfekt ist und es niemals<br />

sein kann. Laut Aussage<br />

des Importeurs tritt das <strong>Impala</strong><br />

jedoch mit dem hohen<br />

Anspruch an, „besser zu wirken<br />

als alle anderen Massivgeschosse“.<br />

<strong>Die</strong>s freilich kann<br />

ich nicht bestätigen. ◼<br />

4/<strong>2006</strong> <strong>Pirsch</strong>

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