Festschrift evangelische kinder- und jugendhilfe - Evangelisches ...
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Dr. Karl Bosold<br />
Grußwort<br />
I<br />
n diesem Jahr feiert die Evangelische Kinder- <strong>und</strong><br />
Jugendhilfe in Gelsenkirchen ihren einh<strong>und</strong>ertsten<br />
Geburtstag. Damals wurde in Gelsenkirchen die<br />
Evangelische Fürsorge der Frauenhilfe gegründet.<br />
Aus diesen Wurzeln wuchs unsere jetzige Einrichtung:<br />
Das Evangelische Kinder- <strong>und</strong> Jugendhaus, die<br />
Jugendhilfe-Einrichtung des Diakoniewerkes Gelsenkirchen<br />
<strong>und</strong> Wattenscheid. Mit seinen ambulanten<br />
<strong>und</strong> stationären Angeboten in Bochum <strong>und</strong> Gelsenkirchen<br />
steht es Jahr für Jahr zahllosen jungen<br />
Menschen der Region, aber auch ihren Eltern hilfreich<br />
zur Seite. Das Jubiläum ist Anlass zur Freude über<br />
die vielen kleinen <strong>und</strong> großen Erfolge, die im Laufe<br />
der Jahrzehnte erzielt werden konnten. Es ist Anlass<br />
zur Rückschau auf die Wurzeln der Einrichtung, aber<br />
vor allem auch zum Dank an alle Frauen <strong>und</strong> Männer,<br />
die sich seit 1910 in unserer Region für eine aktive<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit eingesetzt haben.<br />
Vor 100 Jahren gründete der Gemeindepfarrer Otto<br />
Schumacher angesichts der dramatischen Lebensverhältnisse<br />
vieler junger Mädchen <strong>und</strong> allein<br />
erziehender Mütter die „Evangelische Fürsorge der<br />
Frauenhilfe“. Unter Schumachers Führung schlossen<br />
sich engagierte Frauen aus Frauengruppen aller<br />
Gemeinden in Gelsenkirchen zusammen, um die Not<br />
der Bedürftigen zu lindern. Ab 1920 wurden nicht nur<br />
Mädchen <strong>und</strong> Frauen, sondern auch Jungen betreut.<br />
14 Jahre, bevor der Staat mit Hilfe des Reichsjugendwohlfahrtsgesetzes<br />
versuchte, die Jugendhilfe<br />
einheitlich zu organisieren, entstand aus christlicher<br />
Verantwortung <strong>und</strong> Nächstenliebe eine Institution, die<br />
sich der schwächsten Glieder unserer Gesellschaft<br />
annahm. In den ersten Jahren wurde die Arbeit finanziell<br />
ausschließlich von Spenden getragen. Eine erste<br />
feste Anlaufstelle erhielten Hilfsbedürftige durch die<br />
Initiative einer engagierten Sozialarbeiterin – damals<br />
noch Fürsorgerin genannt: sie stellte 1918 im Haus<br />
ihrer Mutter an der Bismarckstraße in Gelsenkirchen<br />
einen Raum zur Verfügung.<br />
Noch bevor die Stadt Gelsenkirchen im Jahr 1924 ihrer<br />
Verpflichtung zur Bildung eines städtischen Jugendamtes<br />
nachkam, wurde die fürsorgliche Arbeit der<br />
Frauenhilfe unter dem Namen „Evangelisch-kirchliches<br />
Jugend- <strong>und</strong> Wohlfahrtsamt“ in großem Stil erweitert.<br />
Finanziell wurde die Situation dadurch erleichtert, dass<br />
die Gemeinden zwei Prozent des kirchlichen Steueraufkommens<br />
zur Verfügung stellten. Trotz der Rückschläge<br />
des 2. Weltkrieges, als die städtischen Zuschüsse<br />
komplett gestrichen wurden, konnte die Arbeit dank<br />
des unbeirrten Engagements aller Beteiligten im Laufe<br />
der Jahrzehnte sowohl inhaltlich als auch räumlich<br />
immer weiter ausgebaut werden.<br />
Vor h<strong>und</strong>ert Jahren wie heute sind es die Kinder, die<br />
unter Not <strong>und</strong> Krisen besonders zu leiden haben.<br />
Heute kann das Evangelische Kinder- <strong>und</strong> Jugendhaus<br />
bedürftigen jungen Menschen <strong>und</strong> ihren Familien<br />
mit professionellen Angeboten in Bochum <strong>und</strong><br />
Gelsenkirchen gezielt begegnen. Hier finden Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche aus einem schwierigen Lebensumfeld<br />
Geborgenheit, individuelle Hilfe <strong>und</strong> Förderung.<br />
Hier erhalten aber auch Väter <strong>und</strong> Mütter, die mit der<br />
Pflege <strong>und</strong> Erziehung ihrer Kinder überfordert sind,<br />
kompetenten Rat <strong>und</strong> Beistand. Die Palette reicht<br />
von Aufnahme- <strong>und</strong> Clearinggruppen, Mutter-Vater-<br />
Kind-Gruppen, Elterntrainingskursen <strong>und</strong> gezielten<br />
Fördermaßnahmen für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche bis<br />
hin zu Wohngruppen, in denen junge Menschen von<br />
erfahrenen Pädagogen betreut <strong>und</strong> begleitet werden.<br />
Die Tatsache, dass der Kindergarten „Förderkörbchen“<br />
im Jahr 2007 mit dem Innovationspreis NRW<br />
ausgezeichnet wurde, zeigt: hier werden nicht nur<br />
hochwertige, sondern auch innovative Angebote<br />
bereit gestellt.<br />
Die Jugend ist unsere Zukunft. In den Einrichtungen<br />
des Evangelischen Kinder- <strong>und</strong> Jugendhauses werden<br />
wichtige F<strong>und</strong>amente dafür gelegt, dass junge Menschen<br />
einer guten Zukunft entgegen gehen können.<br />
Dr. Karl Bosold<br />
Geschäftsführer des Evangelischen Kinder- <strong>und</strong><br />
Jugendhauses<br />
12 <strong>Festschrift</strong> Grussworte 13