Mitteilungen Ostern 2003 - Rudolf Steiner Schule Aargau
Mitteilungen Ostern 2003 - Rudolf Steiner Schule Aargau
Mitteilungen Ostern 2003 - Rudolf Steiner Schule Aargau
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14 Aus dem Forellenbüchlein<br />
2<br />
4<br />
Im Quellbach angelangt höhlt Mutter<br />
Lachs eine flache Grube im Kies<br />
des Bachgrundes aus und legt ihre<br />
Eier, den «Rogen» hinein. Vater Lachs<br />
gibt seine «Milch» darüber – und dann<br />
wird der Laich leicht abgedeckt mit<br />
Kies. Nun können sich die Lachseltern<br />
wieder zurückbegeben, stromabwärts<br />
zum Meer. Viele sterben allerdings<br />
wegen der ausgestandenen Strapazen.<br />
Währenddessen tut sich etwas in den<br />
fast erbsengrossen Eiern – über 10 000<br />
Stück hat das Weibchen gelegt. Im eiskalten<br />
Wasser von ca. 5 – 8 Grad wachsen<br />
die kleinen Fischlein im Ei heran,<br />
bis sie nach etwa 10 bis 20 Wochen<br />
schlüpfen, meist im April oder Mai. Sie<br />
ernähren sich von kleinen Wassertierchen,<br />
und im Lauf von zwei Jahren<br />
wandern sie die Bäche und Flüsse hinab,<br />
wobei sie zu etwa spannenlangen<br />
«Blanklachsen» heranwachsen und<br />
sich dann in den Ozean begeben. Dort<br />
mästen sie sich, bis sie nach weiteren<br />
drei, vier Jahren selber grosse, laichreife<br />
Lachse geworden sind und sich ihrerseits<br />
auf die weite abenteuerliche<br />
Reise stromaufwärts zu ihrem Geburtsort<br />
begeben.<br />
Noch im 19. Jahrhundert war die<br />
Lachs- und Salmfischerei am Rhein ein<br />
wichtiges Gewerbe. Im 20. Jahrhundert<br />
starben dann die Rheinsalme aus.<br />
Und heute? Neue Hoffnung keimt auf.<br />
Man setzt Junglachse aus Irland im<br />
Hochrheingebiet aus und hofft, dass<br />
sie unbeschadet den Weg ins Meer finden<br />
– und dann wieder zurück. Vielleicht<br />
wird das 21. Jahrhundert das<br />
Jahrhundert des neuen Rheinsalms?<br />
3<br />
Karpfen, Weissfische,<br />
Goldfische und Schleien<br />
Dort, wo die Bäche und Flüsse die<br />
Gebirgs- und Hügelländer langsam verlassen,<br />
werden aus den frisch sprudelnden<br />
Gewässern langsamer dahinfliessende,<br />
breite Wasserläufe. In der<br />
Übergangszone hört die Forellen- und<br />
Äschen-Region auf und es beginnt die<br />
Barben- und Brachsen-Region: Die forellenartigen<br />
Fische werden abgelöst<br />
von der Karpfenverwandtschaft. Haben<br />
die Fliessgewässer dann die Tiefebene<br />
erreicht, dann schleichen sie<br />
träge durch die Landschaft. In weiten<br />
Flussmäandern ziehen sie dahin, begleitet<br />
von «Altwässern», den ehemaligen<br />
Flussschleifen, die nun zu Teichen<br />
und Tümpeln wurden, schlammig und<br />
sumpfig, mit einem Gewirr von Wasserpflanzen<br />
und Schilfröhricht. In dieser<br />
Zone könnten keine Bachforellen<br />
leben. Ganz andere Fische sind hier<br />
neben Fröschen zu hause, eben die<br />
Karpfenfamilie. Brachsen oder Bleie,<br />
Karauschen und Karpfen ( 3 ), sowie<br />
das unübersehbare Heer sonstiger, silberschuppiger<br />
«Weissfische»: Die Rotaugen<br />
oder Plötzen,Rotfedern ( 4 ),Güster<br />
und Ukeleis, Rapfen, Döbel, Giebel,<br />
Lauben, Moderlieschen, Schleien und<br />
wie sie sonst alle heissen.<br />
So wie die Gewässer träge dahinschleichen<br />
oder gar stille stehen, sind<br />
auch diese Fische eine ziemlich träge<br />
Gesellschaft mit ihren hohen Rücken,<br />
kleinen Köpfen und den breiten, vorstülpbaren<br />
weichen «Flotzmäulern».<br />
Zähne haben sie keine,dafür «Schlundzähne»<br />
– ein kräftiges Gebiss hinten an<br />
den Kiemenbögen, gegenüber den zarten<br />
Kiemenblättchen. Nur in der<br />
Laichzeit, ihren Hochzeitstagen, werden<br />
sie recht munter. Gäbe es nicht<br />
die Hechte – entfernte Verwandte der<br />
Lachse – so würden die Karpfenfische<br />
allzu träge ihr Leben verbringen, wie<br />
die Leute im Schlaraffenland. Der<br />
Hecht im Karpfenteich sorgt dafür,<br />
dass die Karpfen kein «Moos ansetzen»<br />
und dass sie sich nicht übervermehren.<br />
Denn ein einziges Karpfenweibchen<br />
produziert oft über eine Million<br />
Eier. Würden diese alle zu mittelgrossen<br />
Karpfen von vier Kilo Gewicht<br />
heranwachsen, so könnte man mit dieser<br />
Nachkommenschaft etwa zehn Gü-<br />
<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong>-<strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Ostern</strong> <strong>2003</strong>