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Mitteilungen Johanni 2006 - Rudolf Steiner Schule Aargau

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Zeitschrift für Eltern<br />

und Freunde der<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong><br />

<strong>Mitteilungen</strong><br />

<strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong>


2 Inhalt<br />

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CH–4143 Dornach 1, Tel. +41 (0)61 706 44 67,<br />

Fax +41 (0)61 706 44 65, abo@dasgoetheanum.ch<br />

RSS <strong>Aargau</strong><br />

Inhalt<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

✂<br />

Titelbild:<br />

<strong>Johanni</strong>skraut<br />

(hypericum perforatum)<br />

Auftakt: Waldtag im Kindergar ten 4<br />

Unterstufe: Bewegung im Klassenzimmer 5<br />

Bauernepoche der dritten Klasse 6<br />

Mittelstufe: Schulhausneubau und Grammatikunterricht<br />

auf der Mittelstufe 6<br />

Rückblick Achtklass-Spiel 7<br />

Oberstufe: Höhepunkte der Schulzeit in Schafisheim aus der<br />

Sicht von zwei Zehntklässlern 8<br />

Nach der zehnten Klasse 10<br />

Provinz des freien Menschen: Ignaz Paul Vital Troxler, Teil 3 11<br />

Denkanstoss: Die 12 Organ-Systeme<br />

des menschlichen Organismus 12<br />

Ehemalige: Ehemaligen-Bericht 14<br />

Lehrerschaft: Verabschiedungen 16<br />

Rückblick: Rückblick auf die Chorkonzer te im März <strong>2006</strong> 20<br />

Hymnus von Patrick Huck 21<br />

120 Kinder und Jugendliche, welche in einem<br />

Chor singen, zusammen mit 30 Erwachsenen 22<br />

FO R E LLE: Dank an Niklaus Schär 24<br />

Weihnachts-Verkauf: Kreatives Nähen für Kinder 25<br />

De Flohmi 25<br />

Sympathie-Beitrag 25<br />

Agenda: Veranstaltungen der <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> 26<br />

Impressum<br />

Zeitschrift für Eltern und Freunde der <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong>. Erscheint vierteljährlich.<br />

Die Verantwortung für die einzelnen Beiträge tragen die VerfasserInnen.<br />

Auflage: 2000 Ex., Abonnementspreis: Fr. 25.– / Jahr<br />

Herausgeberin: <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong>, Alte Bernstrasse 14, 5503 Schafisheim,<br />

Tel.: 062 892 05 20, Fax: 062 892 05 24<br />

E-Mail: info@steinerschule-aargau.ch<br />

Redaktion: Sarah Fischer, Martina Kuoni, Felix Bauer, Stefan Hermanek<br />

Lektorat: Martina Kuoni<br />

Layout: Andreas Merz, COM.MERZ, Baden, amerz@com-merz.ch<br />

Produktion: Kromer Print AG, Lenzburg<br />

Postcheckkonti: Allgemeine Spenden: <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> Schulverein <strong>Aargau</strong>, 5503 Schafisheim, PC-Konto 50-17253-9<br />

Spenden Renovationsfonds: Stiftung Brutelgut, 5503 Schafisheim, PC-Konto 50-3611-6<br />

Redaktionsschluss für die Michaeli-<strong>Mitteilungen</strong>: Donnerstag, 17. August 06


3 Editorial<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

3 Leitar tikel<br />

Alles eine Frage der Vorstellung <strong>Johanni</strong>skraut<br />

In seinem zuletzterschienenen<br />

Roman «Auf<br />

der anderen Seite<br />

der Welt» erzählt<br />

Dieter Forte von<br />

einem begabten<br />

Geiger, der bereits<br />

als Zwölfjähriger im Orchester<br />

der Philharmonie in Berlin mitspielte.<br />

Während des Krieges studierte dieser<br />

aus Versehen aus rein musikalischen<br />

Gründen Mendelssohn ein, was verboten<br />

war. Im Gefängnis traf er auf einen<br />

jüdischen Geiger, der ihm den letzten<br />

Schliff verpasste. Ohne Geige übten<br />

die beiden täglich viele Stunden, der<br />

Meister korrigierte Griffe und Bogenführung,<br />

er hatte nicht nur das absolute<br />

Gehör,sondern auch ein unbestechliches<br />

Auge.<br />

Griffe und Bogenhaltung stellten<br />

Musik dar, die sich dem Gefühl über<br />

den Intellekt erschloss, dem Gehör<br />

über den Verstand – es war alles eine<br />

Frage der Vorstellung. «Er wusste<br />

nicht, wie er die kommende Zeit überleben<br />

sollte, aber das Leben bestand<br />

nicht aus berechenbarem Besitz, es erstand<br />

jeden Tag neu aus Unerhofftem,<br />

Unerwartetem, und das war ein Trost,<br />

mit der Musik im Ohr versuchte er einfach<br />

geradeaus zu gehen.»<br />

Die Umstände sind glücklicherweise<br />

ganz andere. Die Vorstellungskraft<br />

der Zuhörerschaft war am Schulkonzert<br />

nicht in dem Masse gefordert<br />

– die Musik war zu hören, der Dirigent,<br />

die Sängerinnen und Sänger, die<br />

Musiker samt Instrumenten zu sehen.<br />

Die Musik, die über Monate von allen<br />

Beteiligten gemeinsam erarbeitet wurde,<br />

mag nun im Ohr weiterklingen. Sie<br />

bestärkt die Erkenntnis, dass es im Leben<br />

sehr oft die immateriellen Dinge<br />

sind, die sich als kostbar erweisen. Ungeachtet<br />

der Haltung des einzelnen<br />

zum grossen Projekt «Schulkonzert»<br />

(so ein grosses Unterfangen kennt<br />

schliesslich leichtere und schwierige-<br />

re Phasen!): Zweifellos nehmen alle<br />

eine wesentliche Erfahrung mit auf<br />

den Weg.Diese stellt keinen berechenbaren<br />

Besitz dar – zum Glück macht<br />

die <strong>Schule</strong> solche Erlebnisse möglich!<br />

Von weiteren <strong>Schule</strong>rlebnissen berichten<br />

im vorliegenden Heft zwei<br />

Zehntklässler, die mit den Sommerferien<br />

ihre Schulzeit in Schafisheim abschliessen.Auch<br />

aus der Eltern-Kinder-<br />

Gruppe, der Unter-, Mittel- und Oberstufe<br />

sind Berichte zu lesen, und<br />

schliesslich gehört zur <strong>Johanni</strong>-Ausgabe<br />

jedes Jahr der Abschied von Kolleginnen<br />

und Kollegen.<br />

Im Namen der Redaktion danke<br />

ich für alle Beiträge und wünsche gutes<br />

Lesevergnügen.<br />

Martina Kuoni<br />

«Tees und Saft aus <strong>Johanni</strong>skraut<br />

sind sinnvoll bei leichtem depressivem<br />

Unwohlsein und der so genannten Winterdepression.»<br />

(Christiane Schröder<br />

«Gesund und fit mit <strong>Johanni</strong>skraut»)<br />

Zur Unterstützung der Heilwirkung<br />

möge man diese goldengelbe Sonnenpflanze<br />

liebevoll-intensiv um die <strong>Johanni</strong>szeit<br />

wahrnehmen und beobachten<br />

und als Erinnerungsschatz, der in den<br />

dunklen Wintermonaten wieder hervorgeholt<br />

werden kann, sich «seelisch<br />

einverleiben».<br />

In jüngster Vergangenheit wurde<br />

das <strong>Johanni</strong>skraut ja zu einem klassischen<br />

Streitfall bezüglich «wissenschaftlich<br />

gesicherten» Heilverfahren.<br />

Schon vor fast 120 Jahren schrieb<br />

der amerikanische Arzt Dr. F.A. Burrell<br />

hierzu in einem Artikel über «Anwendungsmöglichkeiten<br />

des Oleum Hyperici<br />

(<strong>Johanni</strong>skrautöl)» mit photosensibilisierender,<br />

d. h. lichtverstärkender<br />

Wirkung:<br />

In der Materia medica, dem klassischen<br />

Schatz aller Heilmittel, gehen die<br />

Erkenntnisse der klinischen Erfahrungen<br />

häufig denen der wissenschaftlichen<br />

Analyse voraus und die Wissenschaft<br />

kommt gelegentlich später, um<br />

uns zu informieren, warum wir mit bestimmten<br />

Heilkräutern bestimmte Wirkungen<br />

erzielen. Die Praxis, die auf eindeutigen<br />

wissenschaftlichen Erfahrungen<br />

basiert, ist natürlich höchst wünschenswert;<br />

aber darauf können wir<br />

nicht immer warten.Wenn ein Heilmittel<br />

längst über das hinaus ist,was als seine<br />

modische Existenz bezeichnet werden<br />

kann und wegen seiner heilsamen<br />

Wirkung einen guten Ruf geniesst,kann<br />

man davon auszugehen, dass diese Eigenschaften<br />

nicht auf Einbildung beruhen.<br />

Besonders für das <strong>Johanni</strong>skraut,<br />

dem man seine intensive Lichtkraft, seine<br />

sonnige Ausstrahlung direkt ansehen<br />

kann,gelten obige Aussagen<br />

Felix Bauer


4 Auftakt<br />

Waldtag im Kindergarten<br />

Nachdem alle Kinder eingetroffen<br />

sind, werden sie zur Gruppe gesammelt.<br />

Einige dürfen in den «Rössliwagen»<br />

steigen, andere bekommen ein<br />

«Rössligeschirr» und dürfen den Wagen<br />

ziehen. Der Rest der Kinder marschiert<br />

zu zweit das erste Wegstück zum Wald.<br />

Wenn wir dann übers offene Feld<br />

gehen, hat es überall am Weg entlang<br />

«Bahnhöfe», das heisst Warteplätze.Die<br />

Kinder dürfen in ihrem eigenen Tempo<br />

den nächsten Bahnhof erreichen. So<br />

gibt es ein paar ganz Schnelle,und auch<br />

solche, die im Schneckentempo unterwegs<br />

sind nebst dem Trupp in der Mitte.Am<br />

Weg entdecken wir jedesmal Besonderheiten<br />

wie zum Beispiel die<br />

«Schneckenautobahn», den Garten mit<br />

dem grossen Hund usw. Wir beobachteten<br />

die Veränderungen in den Schrebergärten.<br />

Später kommen wir zum grossen<br />

Baum, wo alle ihre Kletterkünste<br />

verbessern können.<br />

Am Waldrand angelangt, sammeln<br />

wir uns zum Kreis und machen einen<br />

Schwedentanz. Am Rastplatz im Wald<br />

werden die gefilzten Sitzdecken ausgelegt,<br />

und alle Kinder setzen sich. Das<br />

Znüni wird aus den Rucksäcken geholt,<br />

das von den Müttern/Vätern in aller<br />

Frühe liebevoll bereitgestellt wurde. Ist<br />

die Znünirunde fertig, kann jedes Kind<br />

ins Spiel eintauchen oder werken. Der<br />

Wald füllt sich mit Zwergen, Königinnen<br />

und Königen, verschiedensten Tieren,Müttern,Vätern,Kindern<br />

u.s.w.<br />

Eine Insel von einer Baumwurzel,<br />

kleine Sträucher bilden ein Reich, wo<br />

Mutproben gemacht werden, zum Beispiel<br />

den Drachen töten oder über den<br />

grossen Bach springen. Eine Schaukel<br />

wird gebaut mit Seil und Stecken, es<br />

wird geschnitzt, gesägt, gebaut, Kränze<br />

werden geflochten, Blumen gepflückt,<br />

Verstecken gespielt.<br />

Es ist immer spannend zu beobachten,<br />

wie der Wald sich verändert, von<br />

ganz Grün mit Blättern zu nackten<br />

Baumsilhouetten ohne Blätter, bis zum<br />

Erleben von Frost, Eis und Schnee. Jede<br />

Jahreszeit hat ihren eigenen Geruch,<br />

die Vögel singen unterschiedlich oder<br />

es ist still, der Platz ist überschaubar<br />

oder es hat wieder viele Versteckplätze.Gegen<br />

Mittag wird die Gruppe gesammelt,<br />

zum Abschlusskreis mit Geschichte<br />

und Fingerspiel. Damit wir<br />

den Heimweg gut schaffen,mit viel Mut<br />

und Kraft, gibt es vor dem Aufbruch<br />

eine Stärkung, eine Handvoll Schnitze<br />

aus dem Wundersack.<br />

So wird jetzt der Heimweg in Angriff<br />

genommen. Nach einem tüchtigen<br />

Marsch sind wir alle vor dem Kindergarten<br />

angelangt mit roten Backen, müden<br />

Beinen, Hunger, oft mit schmutzigen<br />

Händen und Kleidern, oder bekränzt<br />

und meistens mit einem glücklichen<br />

Herz.<br />

Danke für das Anvertrauen der Kinder.<br />

Jona Geissbühler<br />

Kind sein dürfen, spielen und Gedeihen<br />

im intensiven Miterleben<br />

der Naturprozesse.<br />

Die Idee vom Waldkindergarten<br />

stammt aus Dänemark und ist in den<br />

nordischen Ländern schon seit längerer<br />

Zeit ein wichtiges pädagogisches Angebot.<br />

In Deutschland spriessen die Waldkindergärten<br />

förmlich aus dem Boden,<br />

ebenso naturnahe Betreuungsangebote.<br />

In der Schweiz gibt es mittlerweile<br />

11 Waldkindergärten und schätzungsweise<br />

400 Waldspielgruppen, allein im<br />

Kanton <strong>Aargau</strong> mindestens 25. Immer<br />

mehr Eltern wünschen sich für ihre<br />

Kinder solche Betreuungsangebote.<br />

Das Naturerleben und Draussensein ist<br />

heute keine Selbstverständlichkeit<br />

mehr. Dieses Lebenselixier einer gesunden<br />

Erziehung wird durch ein reiches<br />

Medien- und Freizeitangebot ins Abseits<br />

gedrängt. In Deutschland verbringen<br />

die Kinder noch durchschnittlich 5%<br />

ihrer Wach-Zeit draussen.<br />

Der Waldkindergarten hat sein eigenes<br />

pädagogisches Konzept. Die altersgemischte<br />

Gruppe fördert die Sozialkompetenz<br />

der Kinder und ermöglicht<br />

ein differenziertes Eingehen auf individuelle<br />

Bedürfnisse.<br />

Die Sinne der Kinder werden durch<br />

die lebendige Umgebung herausgelockt<br />

und gefördert. Der Waldboden mit Wurzeln,<br />

Steinen und verschiedenem Gelände<br />

fördert das Gleichgewichts-Empfinden<br />

der Kinder vielfältig. Ein stabiles<br />

Gleichgewicht verleiht äussere und innere<br />

Sicherheit und stärkt das Selbstvertrauen.<br />

Kinder, die im Raum durch den Geräuschpegel<br />

oder übermässigen Bewegungsdrang<br />

sich bedrängt oder eingeengt<br />

fühlen,entwickeln sich in der offenen<br />

Umgebung mit ihren natürlichen<br />

Grenzen entspannt und entwickeln<br />

neue Lernschritte. (Der Lautpegel in einem<br />

Kindergarten/ Schulzimmer entspricht<br />

laut Untersuchungen oft 80 Dezibel,empfohlen<br />

sind 65 Dezibel)<br />

Ein wichtiger Grundsatz ist die Entfaltung<br />

und Anregung der Eigenaktivität.<br />

Die Kinder sind aufgefordert mit<br />

dem, was im Walde zu finden ist, schöpferisch<br />

tätig zu werden. Spiele werden<br />

erfunden, Geschichten inszeniert, Stöcke<br />

geschnitzt, Steine und Holz gesammelt,<br />

Hütten gebaut, Zwergengärten gestaltet,<br />

Kränze geflochten, Mutproben<br />

inszeniert. Neugierde und Gestaltungsfreude<br />

lassen einen kräftigen Lernwillen<br />

heranreifen.<br />

Kraft und Bewegungsfreude können<br />

ausgelebt und sinnvoll eingesetzt<br />

werden. Eine gute Gesundheitsbasis<br />

wird gefördert. Die Ausdauer wird gestärkt<br />

durch das Erlebnis der Ueberwindung,<br />

die schönen Erlebnisse lassen<br />

den Augenblick überdauern.<br />

Stefanie Schär


5 Unterstufe<br />

Bewegung im Klassenzimmer<br />

Eine neue erste Klasse wird sich<br />

ab Sommer 06 aus etwa 20 Schülerinnen<br />

und Schülern und ihrer Lehrerin<br />

bilden. Ein eigentlicher Geburtsakt.<br />

Wie bereitet man sich auf ein solches<br />

Ereignis vor? Nach dem ersten Aufwachen,<br />

dass man in diesen Prozess involviert<br />

ist, tauchen sehr schnell<br />

grundsätzliche Fragen auf: Wenn die<br />

Schulzeit beginnt,dann wie? Pädagogische<br />

Schriften, Menschen mit reicher<br />

Erfahrung, Seminarien werden aufgesucht.<br />

Die Freude an der Welt der Farben,<br />

Formen, Klänge, Sprache und<br />

Rhythmen erwacht und etwas drängend<br />

stellt sich die nächste Frage: Und<br />

wie kann ich die gefundenen Ideale<br />

und Impulse im Schulalltag leben? Die<br />

Dynamik dieses Aspektes der Vorbereitung<br />

ist stark. Ideen purzeln und das<br />

verständnisvolle Lächeln einer Mentorin<br />

lässt einen ahnen, dass die Realität<br />

nicht immer auf die Ideen Rücksicht<br />

nehmen wird. Aus diesen sich überlappenden<br />

Prozessen taucht allmählich<br />

das für einem «Stimmige» auf.<br />

So ist es mir mit der Idee, mehr Bewegung<br />

im Klassenzimmer zu haben,<br />

ergangen. Bewegung als eine der<br />

Grundlagen zur Menschwerdung ist<br />

bekannt. Bewegung erlebe ich als etwas<br />

Schönes, Wohltuendes, Verbindendes,<br />

Aufbauendes, Zielgerichtetes,<br />

Freudiges; als eine Grundlage für eine<br />

erste Klasse.<br />

Das «bewegte Klassenzimmer» ist<br />

an einigen <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong>n seit<br />

mehreren Jahren eingeführt worden.<br />

(Literaturhinweis:Erziehungskunst Nr.<br />

10 vom Oktober 05) Mit diesem Modell<br />

möchte man auf die zunehmende<br />

Bewegungsarmut unserer modernen<br />

Kultur reagieren. Das Modell wird in<br />

der Praxis von den <strong>Schule</strong>n unterschiedlich<br />

gewichtet und umgesetzt.<br />

Sichtbar wird es,indem anstelle der Tische<br />

und Stühle niedrige Bänke und<br />

Sitzkissen im Klassenzimmer vorhanden<br />

sind. Die Bänke sind flexibel und<br />

vielseitig einsetzbar. Gemeinsames<br />

Tun in der Kreisform oder handwerkliches<br />

Arbeiten von kleineren Gruppen<br />

in Nischen wird besser möglich.<br />

Damit Bewegung nicht in Chaos<br />

oder Unruhe umschlägt, ist der rhythmische<br />

Tagesablauf,wie wir ihn an der<br />

<strong>Schule</strong> haben,eine grosse Hilfe.Es entsteht<br />

Ordnung in der Bewegung. Das<br />

Gleichgewicht zwischen Spannung<br />

und Lösung kann sich aufbauen.<br />

Der Beginn der Schulzeit soll nicht<br />

eine nahtlos erweiterte Kindergarten-<br />

Zeit sein,sondern bewusst als ein neuer<br />

Schritt in der Entwicklung begleitet<br />

werden. Das Kind nimmt immer mehr<br />

seinen Platz ein, und als Ausdruck davon<br />

hat es auch einen Tisch,unter dem<br />

es seine «Sachen» (bekannt ist ja deren<br />

Vielfalt) einordnen kann. Das Kind<br />

wird sich auch vermehrt ganz auf die<br />

Lehrperson einstellen,wenn diese z.B.<br />

eine Geschichte erzählt. Es scheint, als<br />

würde die Geschichte ganz allein für<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

jedes einzelne Schulkind erzählt. Da<br />

kann es wohltuend sein, wenn das<br />

Kind an seinem Platz, an seinem Tisch<br />

sitzt und gerichtet zum Erzähler sich<br />

den Bildern eines Märchens hingeben<br />

kann.<br />

Anders ist das genussvolle,stille Essen<br />

des Znünibrotes am eigenen Tisch,<br />

(vielleicht später mit dem selbst gestickten<br />

Set als Unterlage) als das gemeinsame<br />

Geburtstags-Znüni, zu dem<br />

man sich in der fröhlichen Runde mit<br />

den zusammengestellten Bänklein einfindet.<br />

So sollen die für mehr Bewegung<br />

im Klassenzimmer vorgesehenen Bänke<br />

anstelle der jetzigen Stühle in der<br />

kommenden ersten Klasse eingeführt<br />

werden. Sie können leicht für eine<br />

Gleichgewichts- oder Geschicklichkeitsübung<br />

zusammengestellt werden,<br />

erlauben einen Kreis oder eine<br />

grössere Fläche aufzustellen und können<br />

anstelle der Stühle zu den Tischen<br />

gestellt werden.<br />

Wir planen die nötigen 12 bis 13<br />

Bänke in verschiedenen Holzarten in<br />

den Sommerferien herzustellen.<br />

Da diese Idee bei der Jahresbudgetierung<br />

noch nicht aktuell war, sind<br />

wir darauf angewiesen, die nötigen Finanzmittel<br />

von Menschen entgegen<br />

nehmen zu dürfen, die dieses Projekt<br />

wohlwollend finanziell unterstützen.<br />

Bitte wenden Sie sich diesbezüglich<br />

an die Schulleitung, an Stefan Hermanek.<br />

Agnes Studerus


6 Unterstufe<br />

Bauern-Epoche der dritten Klasse<br />

Säerspruch<br />

Bemesst den Schritt, bemesst den<br />

Schwung! Die Erde bleibt noch lange<br />

jung! Dort fällt ein Korn, das stirbt<br />

und ruht, die Ruh ist süss, es hat es<br />

gut. Hier eins, das durch die Scholle<br />

bricht.Es hat es gut.Süss ist das Licht.<br />

Und keines fällt aus dieser Welt und<br />

jedes fällt, wie’s Gott gefällt.<br />

C.F.Meyer<br />

Eine Schülerin weiss es: Frau Rahmen<br />

kennt einen Wetterfrosch, er<br />

wohnt in Langenthal am Wald. So<br />

konnte sie denn auch den einzigen Tag<br />

vor den Frühlingsferien herausfinden,<br />

an dem es vom Wetter her möglich<br />

war den Acker zu pflügen. Die Sonne<br />

schien und die dritte Klasse ging mit<br />

Frau Rahmen, Herrn Studerus, Herrn<br />

Bieri und vier Eltern voller Tatendrang<br />

auf das Feld neben dem Schulgarten.<br />

Nachdem der Karrenpflug bereit war,<br />

wurden die «Pferde» davor gespannt.<br />

An einem langen Seil, mit Hölzern versehen,<br />

konnte man gut anfassen. Alle<br />

Kräfte wurden gebraucht, um den<br />

Pflug, der von Herrn Bieri gelenkt<br />

wurde, durch den Boden zu ziehen.<br />

Acht Furchen wurden gezogen, die<br />

braunen Erdschollen glänzten im Morgensonnenlicht.<br />

Während die Schüler<br />

und Schülerinnen sich nun bei Zopf<br />

und Geburtstagskuchen stärken durften,<br />

war die Sonne fleissig und trock-<br />

nete die umgebrochene Erde an der<br />

Oberfläche etwas ab, man konnte es<br />

sehen, die feuchte Erde war an manchen<br />

Stellen schon heller geworden.<br />

Dies war eine gute Voraussetzung für<br />

den nächsten Arbeitsgang, das Eggen.<br />

Das Ziehen an der Egge ging leicht,<br />

aber der Boden wurde zu wenig geebnet.Die<br />

Egge brauchte noch etwas Gewicht,<br />

ein Glück für einige Kinder, sie<br />

durften zu zweit auf die Egge sitzen<br />

und wurden gezogen. Erst jetzt stellte<br />

sich der gewünschte Erfolg ein. Nachdem<br />

das Feld schön glatt geeggt war,<br />

konnten die Kinder aussäen,so wie sie<br />

es im Klassenzimmer zum Säerspruch<br />

geübt hatten, den Sack mit den Samen<br />

vor den Bauch gebunden,mit rhythmischen<br />

Armbewegungen wurden die<br />

Samenkörner auf den Acker geworfen.<br />

Die Kinder säten Weizen, Emmer und<br />

Einkorn. Nach dem Säen wurde nochmals<br />

leicht geeggt, so bekommen die<br />

Samenkörner guten Kontakt zum Erdboden<br />

und können von ihm Feuchtigkeit<br />

aufnehmen, die zum Keimen notwendig<br />

ist. Immer wieder gehen nun<br />

die Kinder zu «ihrem» Feld und beobachten,wie<br />

die Getreidepflanzen grösser<br />

und grösser werden.<br />

Die Kinder der dritten Klasse haben<br />

die Bauernepoche sehr intensiv<br />

erlebt, sodass manche davon überzeugt<br />

sind, dass Frau Rahmen früher<br />

Bäuerin war.<br />

Annette Frank<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Mittelstufe<br />

Schulhausneubau<br />

u n d G r a m m a t i k u n t e r r i c h t a u f d e r<br />

Nach einer intensiven Impulsphase<br />

erteilte die Schulgemeinschaft zwei<br />

Architekten den Auftrag, ein Vorprojekt<br />

für einen Schulhausneubau zu erstellen.<br />

Was soll ein Schulhausneubau mit<br />

dem Grammatikunterricht zu tun haben?<br />

Wenn man etwas darstellen will,<br />

das man sich nur ausdenkt und das<br />

noch gar nicht vorhanden ist (vielleicht<br />

ist es überhaupt nicht ausführbar!),<br />

kann man eine besondere Form<br />

des Verbs benützen, nämlich den Konjunktiv<br />

II.<br />

Wie stellen sich Schülerinnen und<br />

Schüler ihr neues Schulhaus vor? Wie<br />

müsste das neue Schulhaus aussehen?<br />

Was wünschte ich für Schulzimmer?<br />

Was täte ich gerne in den Schulräumen?<br />

Wie sähe die Umgebung aus?<br />

Fragen genug, die Fantasie anregend<br />

Gelegenheit geben, den Konjunktiv<br />

zu üben. Vielleicht lässt sich<br />

der eine oder andere Wunsch ja verwirklichen.<br />

Schön wär’s! In diesem<br />

Sinne möchten wir einige Wünsche<br />

der Schüler und Schülerinnen den Leserinnen<br />

und Lesern vorstellen.<br />

Joseph Hess<br />

Wenn ich ein neues Schulhaus bauen<br />

könnte, dann würde es so aussehen:<br />

• Es müsste im neuen Stil gebaut sein.<br />

• Die Baracken müssten abgerissen<br />

werden. Die Alte Bernstrasse führte<br />

um das Schulgelände.<br />

• Es wäre ein grosses und helles Schulhaus<br />

mit vielen Fenstern.<br />

• Es müsste grösser, farbiger und geräumiger<br />

sein als das Bisherige.<br />

• Die Schulgebäude stünden in einem<br />

Kreis, so dass in der Mitte ein Innenhof<br />

wäre. Dort hätte es einen grossen<br />

Teich, der von Palmen und Sand<br />

umgeben wäre. Auf dem Sandplatz<br />

könnte man Volleyball spielen und<br />

es hätte Liegestühle.<br />

• Vor allen Schulhäusern gäbe es ein<br />

vorstehendes Dach mit Bänken.


M i t t e l s t u f e<br />

• Jedes Schulzimmer würde anders<br />

aussehen.<br />

• Die Räume sollten gross genug sein,<br />

dass jeder ein Pult für sich hätte.<br />

• Ein Leuchtturm würde der Oberstufe<br />

dienen.<br />

• In den Schulzimmern gäbe es eine<br />

Klimaanlage, einen Beamer und eine<br />

Stereoanlage.<br />

• Es bräuchte in den Zimmern auch<br />

eine grosse Leseecke mit Sofas und<br />

Sitzsäcken.<br />

• Ich fände es toll, wenn man die<br />

Schulbänke und Stühle erneuern<br />

würde.<br />

• Im Schulhaus würde die Temperatur<br />

von einem alternativen Heizungssystem<br />

geregelt.<br />

• Selbstverständlich würde nur biologisches<br />

Baumaterial verwendet werden.<br />

• Für den Hauswart gäbe es einen Lift.<br />

• Der Pausenplatz sollte schön gestaltet<br />

sein, zum Beispiel mit einem Skatepark<br />

und einem Volleyballplatz,<br />

aber auch mit einem eher stilleren<br />

Ort, den man mit Tischchen und<br />

Stühlen gestalten könnte.<br />

• Es hätte einen kleinen Park mit vielen<br />

Bänken und kleinen Tischchen.<br />

• Auf der einen Seite des Schulhauses<br />

hätte es eine Kletterwand.<br />

• Im Keller sollte eine grosse Turnhalle<br />

stehen und neben der Turnhalle<br />

wäre ein Schwimmbad.<br />

• Neben dem Schulhaus stünde eine<br />

grosse Turnhalle und vielleicht ein<br />

Schwimmbad.<br />

• Draussen müsste es einen Sportplatz<br />

haben, wo man viele verschiedene<br />

Sportarten machen könnte.<br />

• Ein Bach flösse um das ganze Gelände.<br />

Der Bach hätte einen Teich, der<br />

sehr gross wäre.<br />

• Weil alles so schön und speziell<br />

wäre, kämen die Menschen von<br />

überall her und würden alles bewundern.<br />

Schüler und Schülerinnen<br />

aus der siebten Klasse<br />

Rückblick Achtklass-Spiel<br />

Im letzten Herbst lasen wir vier<br />

Dramen:«Der Drache»,«Was ihr wollt»,<br />

«Wie es euch gefällt», «König Cymbelin».<br />

Wir entschieden uns für König<br />

Cymbelin, weil es die vielseitigste Geschichte<br />

unter den vier Dramen war.<br />

Im Winter begannen wir mit den Proben.<br />

Zuerst lief es noch nicht so gut,<br />

aber bald war Herr Ott, unser Regisseur,zufrieden<br />

mit uns.<br />

Zur gleichen Zeit malten wir auch<br />

an den Kulissen. Etwas später begannen<br />

wir auch zu nähen.Wir kleisterten<br />

die Helme und nähten die Kostüme<br />

mit Frau Wolf. Weil Herr Stoeckel, der<br />

das Programmheft machte, weg war,<br />

übernahm Silvio diese Arbeit.<br />

Die Zeit ging schnell voran und unsere<br />

Auftritte rückten näher.Wir mussten<br />

noch viel machen an Requisiten,<br />

Kulissen und auf der Bühne. Zum Teil<br />

probten wir bis gegen 18 Uhr mit<br />

Herrn Ott. Dann kam der Schlussspurt.<br />

Die meisten Rollen hatten ihre<br />

Kleider und wir probten Durchläufe.<br />

Am Mittwoch, 10. Mai, kam der erste<br />

Auftritt vor Zuschauern. Es klappte<br />

noch nicht alles, wie z. B. mit der Rolle<br />

im Kerker. Am Donnerstag, vor der<br />

ganzen <strong>Schule</strong>, konnten wir es schon<br />

besser und wir steigerten uns jedes<br />

Mal bis zum Sonntag.Wir hörten viele<br />

positive Reaktionen.<br />

Am Montag räumten wir alles auf.<br />

Fast alle fanden es schade, dass es<br />

schon vorbei war.<br />

Durch unser Theaterprojekt haben<br />

wir viel gelernt und Spass gehabt.Jetzt<br />

haben wir wieder <strong>Schule</strong> und schauen<br />

zurück auf unser Achtklass-Theater.<br />

Moritz Gemperli<br />

Kulissen verschieben<br />

Wir hatten verschieden farbige<br />

Kleber am Boden, um uns daran zu<br />

orientieren, wo wir die Kulissen hinstellen<br />

sollten. Einige von uns hatten<br />

mehr Arbeit mit dem Kulissenschieben<br />

und andere weniger. Manchmal<br />

machten wir Sachen falsch,z.B.hatten<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

wir einmal in Imogens Zimmer eine<br />

Kulisse von Rom.Unter den Anweisungen<br />

Herrn Brunners und Herrn Otts<br />

gelang es uns eigentlich gut, auch<br />

wenn es kleine Differenzen zwischen<br />

Schülern, Schülerinnen und Lehrern<br />

gab. Im Grossen und Ganzen war alles<br />

ein Erfolg.<br />

Sandra Leunig<br />

Schminken<br />

Da wir bei unserem Achtklass-Spiel<br />

uns gegenseitig schminken sollten, haben<br />

wir an einem Nachmittag einen<br />

kleinen Kurs bei unserer Handarbeitslehrerin<br />

belegt. Wir lernten, wie man<br />

die einzelnen Schatten im Gesicht herausbringen<br />

und wie man sie verdecken<br />

kann. Auch lernten wir mit den<br />

Pinseln und den Schwämmchen richtig<br />

umzugehen. Es hat mir sehr viel<br />

Spass gemacht und ich habe auch dazugelernt.<br />

Virginia Hill<br />

Der Schwertkampf<br />

Das Schwierigste dieses Kampfes<br />

war, dass er echt aussehen sollte. Frau<br />

Wolf half uns die Bewegungsabläufe<br />

einzustudieren. Dazu brauchten wir<br />

Kraft, Konzentration, Kampfgeschrei<br />

und die genaue Vorstellung eines<br />

Kampfes. Laurin, Luisa, Malte und ich<br />

übten zuerst mit Stöcken, damit wir<br />

uns den Ablauf merken konnten. Jede<br />

Bewegung mussten wir im Schlaf können.<br />

Dann bekamen wir die Eisenschwerter.Das<br />

Schwert in der Hand zu<br />

halten und den Gegner anzugreifen<br />

war für mich ein zwiespältiges Gefühl.<br />

Raphael Etterlin<br />

Die Lauscherin<br />

Da ich im 4.Akt,2.Szene Flöte spielen<br />

muss in der «Höhle», ging ich mit<br />

Belarius, Arviragus, Guiderius und<br />

Imogen (aus der 1. Besetzung, ich<br />

spielte Imogen in der 2. Besetzung)<br />

nach der Pause gleich in die «Höhle»,<br />

um dort zu warten bis ich dran war. Es


8 Mittelstufe<br />

war spannend das Spiel mal in der<br />

«Höhle» mitzuerleben und -hören,<br />

denn viel sah ich nicht von dort unten.<br />

Ursina Studer<br />

Speere/ Hellebarden<br />

Zuerst wollten wir die Speere und<br />

Hellebarden aus Metall machen. Dann<br />

stellten wir aber fest, dass es zu aufwändig<br />

wäre und machten sie aus<br />

Holz.Zuerst rundeten wir 20 mm-Vierkanthölzer<br />

aus SFC-Holz mit der Oberfräse.<br />

Dann schnitten wir die Aluminiumröhren<br />

«B» zu, um die Spitzen am<br />

Stiel zu befestigen und beizten die<br />

Stiele braun.Jetzt konnten wir mit den<br />

Spitzen «C» anfangen: Zuerst sägten<br />

wir das Holz mit der Bandsäge aus und<br />

schliffen es anschliessend. Dann passten<br />

wir die Spitzen «C» an den Stiel an<br />

und besprayten sie mit Chromspray.<br />

Damit die Speere für die Römer bis zur<br />

Aufführung schön blieben, machten<br />

wir einen Schutz aus Schaumgummi.<br />

Bei den Hellebarden (für die Briten)<br />

fertigten wir zunächst nur die<br />

Spitzen «D» an. Dann sägten wir das<br />

Stück «A» aus Sperrholz aus.Als wir alles<br />

geschliffen hatten schnitten wir einen<br />

Spalt in die Spitzen «D», leimten<br />

das Stück «A» hinein und befestigten<br />

die fertige Spitze am Stiel.<br />

Am Schluss wickelten wir noch einen<br />

Lederstreifen über die Aluminiumröhren<br />

«B».<br />

Text und Bilder:Ismael Beck<br />

Oberstufe<br />

Segeltörn 2004<br />

In der achten Klasse stand viel auf<br />

dem Programm. Die grössten Ereignisse<br />

waren unser Achtklass-Spiel Anatevka<br />

und die Achtklass-Abschlussreise<br />

nach Eckenförde. Für alle, die sich<br />

jetzt fragen, wo Eckenförde ist: Es liegt<br />

ganz im Norden von Deutschland in<br />

der Nähe von Kiel. Es gab lange Diskussionen<br />

darüber, wohin wir fahren<br />

wollten. Als schon fast feststand, dass<br />

wir in der Schweiz blieben,rettete uns<br />

Dominik mit dem Vorschlag eines Segeltörns<br />

in Norddeutschland. Er traf<br />

damit auf einhellige Sympathie und<br />

wir packten die Vorbereitungen an.<br />

Die Reise dauerte etwa 8 Stunden<br />

und begann in Lenzburg über Basel.<br />

Wir fuhren bis nach Hamburg und von<br />

dort aus mit einem Regionalzug nach<br />

Lübeck. Als wir in Eckenförde ankamen,sahen<br />

wir auch schon unsere beiden<br />

Schiffe, die Platessa und die Jachara.<br />

Die Gruppen hatten wir schon eingeteilt,<br />

und wir verteilten uns auf unsere<br />

Schiffe.Die Platessa war das ältere<br />

Schiff von beiden,dafür war die Yachara<br />

etwas grösser. Jeder bekam seine<br />

Koje und richtete sich so gut es ging<br />

ein. Es war sehr klein in den Kajüten<br />

und jeder musste sich erst einmal zurechtfinden.Jedes<br />

Schiff hatte ihre LeiterInnen,<br />

die der Crew die Ämtlein zuteilten.<br />

Jeden Tag musste das Schiffsdeck<br />

geputzt und das Essen organisiert<br />

werden. Einer musst immer vorne<br />

am Buck stehen und die Schiffe,die<br />

am Horizont zu sehen waren, dem Kapitän<br />

melden Es tönte dann etwa «Fähre<br />

auf 2 Uhr» und so ähnlich.Jeder war<br />

mit Leidenschaft dabei,was dem Teamgeist<br />

und der Crew sehr geholfen hat.<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Höhepunkte der Schulzeit in Schafisheim<br />

Eine lustige, aber auch bemitleidenswerte<br />

Erinnerung war wie Herr<br />

Hess oft seekrank wurde und sich zurückzog.<br />

Doch auch er unterstützte jeden<br />

einzelnen und jede einzelne, die<br />

sich nicht wohl fühlte.<br />

Den spannendsten Moment an der<br />

ganzen Reise fand ich, als wir mit unseren<br />

Schiffen den Hafen von Eckenförde<br />

verliessen,um raus auf die Nordsee<br />

zu segeln. Die Motivation, sein Bestes<br />

zu geben, spürte man bei allen. Jeder<br />

war neugierig, was uns da draussen<br />

erwartete und mit welchen Herausforderungen<br />

wir uns auseinander<br />

zu setzen hatten. Auch spannend waren<br />

die verschiedenen Häfen,in denen<br />

wir Anker warfen. Oft durften wir für<br />

ein paar Stündchen das Boot verlassen,<br />

wenn wir schon früh dort ankamen,<br />

und so konnten wir uns die verschiedenen<br />

Städtchen genauer anschauen.<br />

Schöne Momente, die mir in Erinnerung<br />

blieben, sind die Sandstrände,<br />

auf denen wir Fussball oder Volleyball<br />

gespielt haben am Abend.Oder wir haben<br />

so genannte keltische Kraftorte<br />

besucht in einem alten Wald. Es standen<br />

immer spannende und aufregende<br />

Sachen auf dem Programm und<br />

langweilig war es, glaube ich, niemandem<br />

während der ganzen Reise.<br />

Johannes Kaltofen, zehnte Klasse


aus der Sicht von zwei Zehntklässlern<br />

Anatevka<br />

«Ein Fiedler auf dem Dach. Klingt<br />

verrückt, nicht wahr?» Das sind Worte,<br />

die ich nicht so schnell vergessen werde.<br />

Und das ist nun schon zwei Jahre<br />

her. «Unglaublich! Ein Witz! Andererseits...»<br />

– was sind schon zwei Jahre?<br />

Auf jeden Fall war es damals endlich<br />

so weit. Gegen Ende des Jahres<br />

sollte unser Achtklassspiel aufgeführt<br />

werden. Aber was sollten wir denn<br />

aufführen? «Turandot»? «Haus der vier<br />

Temperamente»? «Anatevka»? Wir waren<br />

zwar an einer Aufführung in der<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> Kreuzlingen,<br />

aber wir hatten damals wahrscheinlich<br />

kaum die Hälfte verstanden.<br />

Es war ein schwerer Entscheid,<br />

aber die Wahl fiel am Ende doch auf<br />

«Anatevka» und heute weiss ich, dass<br />

es so am besten war.<br />

Dann hiess es: Frühzeitig mit Proben<br />

beginnen, damit wir am Ende<br />

nicht in Verzug kamen. Doch liess sich<br />

der obligate Stress in der Zielgeraden<br />

nicht vermeiden. Bettgestelle wurden<br />

in Fronarbeit bis um 19 Uhr zusammengenagelt,Bahnhofsschilder<br />

gemalt<br />

und dazu unzählige kleine Detailarbeiten<br />

erledigt!<br />

Und schon war es soweit:Die erste<br />

Aufführung, Begrüssung und Ansprache<br />

von Herrn Hess, Milchwagen beladen,<br />

die Eingangsmusik beginnt, ein<br />

leichtes Herzklopfen macht sich bemerkbar.<br />

Dann, mein Einsatz. Ich stosse<br />

den Milchwagen in einem Bogen<br />

auf die Bühne. Jetzt den Mund öffnen<br />

– ach, der Bart kitzelt so. Die ersten<br />

Worte:Sie kommen,es geht! Und in Sekundenschnelle<br />

habe ich mich in einen<br />

Milchmann namens «Tevje» verwandelt.Und<br />

Tevje weiss,was er sagen<br />

und wo er stehen muss.<br />

Das Dorf und seine Bewohner zeigen<br />

sich in der vollen Pracht der Einfachheit.<br />

Sie singen «Tradition».<br />

Danach kleinere Probleme mit<br />

Pferd, Frau und Geld. Und dann: «If I<br />

were a rich man», aus voller Kehle gesungen.Tosender<br />

Applaus!<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Und jetzt der Streit über Milchkühe<br />

und Töchter, ausartend in einem<br />

Saufgelage.<br />

Das Musical findet seinen Höhepunkt<br />

während der Hochzeit von Zeitel<br />

und Mottel,dem Schneider.<br />

Tragische Abschieds- und Liebesszenen<br />

drücken den Zuschauern auf<br />

die Tränendrüsen. Die Dorfbewohner<br />

werden aus ihrem Dorf vertrieben. Sie<br />

ziehen davon, das schwere und traurige<br />

Lied «Anatevka» singend.<br />

Die sechs Aufführungen gehen<br />

schnell vorbei. Zu schnell! Und wir<br />

schauen überglücklich, aber dennoch<br />

mit einem leisen Schmerz zurück auf<br />

eine wunderschöne Zeit. Eine Zeit, die<br />

wir nie wieder auf diese Weise miteinander<br />

erleben werden.<br />

Dominik Baumann, zehnte Klasse


10 Oberstufe<br />

Nach der zehnten Klasse<br />

Lorenz Bachofner<br />

Atelierschule Zürich,Ziel Maturität<br />

Sophia Basler<br />

Atelierschule Zürich,Ziel Maturität<br />

Dominik Baumann<br />

Lehre als Automatiker<br />

Marina Bopp<br />

11.Klasse RSS Basel,<br />

danach Lehre als Staudengärtnerin<br />

Lara Flick<br />

ROJ Solothurn,FMS<br />

Ziel Beruf mit kleinen Kindern<br />

Ilona Gremminger<br />

Kantonsschule Wettingen<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Alena Günther<br />

Atelierschule Zürich<br />

David Hänni<br />

ROJ Solothurn,IMS F (Berufsmatur)<br />

Hannes Hermanek<br />

Atelierschule Zürich,Ziel Maturität<br />

Johannes Kaltofen<br />

ROJ Solothurn,Vorbereitung<br />

für Berufsmatura<br />

David Keusch<br />

Atelierschule Zürich<br />

Lucas Kunfermann<br />

Lehre als Zimmermann,<br />

danach Berufsmatura<br />

Katharina Litschig<br />

11.und 12.Jahr RSS Basel<br />

Sumitra Perlino<br />

Kantonsschule Beromünster<br />

Lawrence Richner<br />

Atelierschule Zürich,Ziel<br />

Filmschaffender oder Informatik<br />

Till Roth<br />

Lehre als Automatiker<br />

Sulamith Schläppi<br />

Atelierschule Zürich<br />

Luisa Schoenemann<br />

FOS Muttenz<br />

Lina Stammler<br />

Welschlandaufenthalt in Lausanne,<br />

Ziel Lehre als Fachangestellte<br />

Gesundheit<br />

Sabrina Vasi<br />

Gymnasium Muttenz<br />

Alexander Worbs<br />

Lehre als Informatiker<br />

mit Berufsmatura


11 Provinz des freien Menschen<br />

Ignaz Paul Vital Troxler<br />

(1780–1866) 3. Teil<br />

Der amerikanische Philosoph und<br />

Dichter Ralph Waldo Emerson (1803–<br />

1882), ein jüngerer Zeit- und Gesinnungsgenosse<br />

Troxlers,schreibt:<br />

«All our progress is an unfolding,<br />

like the vegetable bud.You have first<br />

an instinct, then an opinion, then<br />

knowledge, as the plant has root, bud<br />

und fruit. Trust the instinct to the<br />

end, though you can render no reason.<br />

It is vain to hurry it. By trusting<br />

it to the end, it shall ripen into truth<br />

and you shall know why you believe.»<br />

(vermutlich aus «Essays» 1844)<br />

Aus Troxlers philosophischer Feder<br />

klingt eine verwandte Aussage so:<br />

«Der eigentliche Geist, der Urgeist<br />

im Menschen, ist im Glauben und<br />

Fühlen nicht weniger als im Denken<br />

und Begreifen; und seine Offenbarung<br />

und Verwirklichung durch das<br />

Fühlen und Glauben ist vielmehr der<br />

Art und Beschaffenheit, als dem<br />

Grad und der Rangordnung nach<br />

verschieden von der Offenbarung<br />

und Verwirklichung des Geistes<br />

durch Gedanken und Begriffe. Der<br />

Urgeist im Menschen ist, wie gezeigt,<br />

das Gemüt, die höchste und innigste<br />

Einheit von Geist und Herz in ihrer<br />

ursprünglichen Ungeschiedenheit,<br />

daher das eigentliche philosophische<br />

Erkennen so innig verwandt mit<br />

dem religiösen Schauen und als<br />

innerster, tiefster Sinn gleich weit erhaben<br />

ist über blosse Spekulation<br />

und Sentimentalität oder über den<br />

blossen Verstandesgeist und Gefühlsgeist<br />

im Menschen.»<br />

(Aus «Naturlehre des menschlichen<br />

Erkennens», Aarau 1828)<br />

Studiert man Troxlers soeben zitiertes<br />

Werk,so lässt sich ein wichtiger<br />

Aspekt vielleicht wie folgt zusammenfassen,<br />

Troxlers zentrale Entdeckung<br />

und tiefes Anliegen: Alle philosophische<br />

Erkenntnis, alle menschliche<br />

Weisheit und geistige Entwicklung<br />

strömt vom Zentrum des Menschen<br />

aus. Der Mensch ist von Natur aus auf<br />

dem rechten Weg, er verbaut sich den<br />

eigenen Pfad nur oft selbst durch ein-<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

seitige, falsche Gedanken. Die rechte<br />

Erkenntnis, das wahre Wissen, ist eine<br />

gesamtmenschliche Angelegenheit. Sie<br />

strahlt vom ganzen Menschen aus,<br />

stammt zunächst in der Kindheit von<br />

seinem Willlenswesen, sammelt sich<br />

im Herzen, wird vom Kopf erhellt und<br />

erleuchtet und wirkt von da bewusst<br />

ins Herz, ins Gemüt zurück und führt<br />

dann zur zielvoll geführten Tat, zum<br />

rechten, verantwortungsvollen Handeln.<br />

Die letztgenannte Einsicht bewies<br />

Troxler durch die Tat. Durch sein<br />

aktives, wirkungsvolles Eingreifen in<br />

die gesellschaftlichen, politischen Verhältnisse<br />

und namentlich durch seine<br />

nachhaltige Heranbildung junger Menschen<br />

zu mündigen, verantwortungsbewussten<br />

Persönlichkeiten, was ihm<br />

am besten in Aarau gelingen konnte.<br />

Felix Bauer


12 Denkanstoss<br />

Die 12 Organ-Systeme des menschlichen Organismus –<br />

mit kosmologischen Aspekten vor historischem Hintergrund<br />

«Wer aber nicht geistlos je einen<br />

Blick in sein eigenes Wesen geworfen,<br />

dem wird das Herz vorzugsweise als<br />

Organ des Geistes sich offenbaren,<br />

und er wird als die Funktion des Herzens<br />

die Begeisterung des irdischen Lebens<br />

anerkennen …»<br />

Ignaz Paul Vital Troxler<br />

Der Schwerpunkt der Biologie-Epochen<br />

in der achten, neunten und zehnten<br />

Klasse heisst Menschenkunde (Anthropologie).<br />

Und zwar in der achten<br />

und neunten Klasse: Die wunderbaren<br />

Zusammenhänge des Knochen- und<br />

Muskelsystems sowie exemplarisch die<br />

Sinnesorgane. Diese Bereiche können<br />

in ihren physikalischen Gesetzmässigkeiten<br />

mit einfachen, klaren Begriffen<br />

erfasst werden,wobei aber die genialen<br />

Konstruktionen und Kombinationen in<br />

ihrem lebendigen Zusammenwirken<br />

jede Maschine,die je konstruiert wurde<br />

und auch jede, die je konstruiert werden<br />

wird, himmelhoch übertreffen.<br />

Hier von Intelligent Design zu reden,ist<br />

stark untertrieben.<br />

In der zehnten Klasse kommen dazu<br />

die Lebensprozesse, zentriert in den inneren<br />

Organen, die physiologischen<br />

Vorgänge des menschlichen Organismus<br />

in ihrer offensichtlichen Zwölfgliedrigkeit.<br />

Davon soll weiter unten<br />

die Rede sein.<br />

Historische Aspekte: Die These, der<br />

Mensch-ein Mikrokosmos<br />

Die Welt als der Makro-Kosmos und<br />

der Mensch als kleines Abbild, gleichsam<br />

ein Konzentrat desselben – Makro-<br />

Kosmos und Mikro-Kosmos – ein Riesen-Organismus<br />

und ein Zwergen-Organismus,<br />

beide nach gleichartigen Gesetzmässgkeiten<br />

gestaltet. Das war die<br />

Welt- und Menschanschauung durch<br />

die Jahrtausende hin. Noch bis weit in<br />

die Neuzeit hinein fanden sich in den<br />

medizinischen Lehrbüchern auf den ersten<br />

Seiten jene Mensch- und Tierkreis-<br />

Schemen abgebildet, die die Tierkreisbilder<br />

dem räumlichen Aufbau des<br />

menschlichen Leibes zuordnen, vom<br />

Scheitel bis zur Sohle<br />

- Stirne - Widder<br />

- Nacken – Stier<br />

- Schultern – Zwillinge<br />

- Brustkorb – Krebs<br />

- Herz – Löwe<br />

- Bauch – Jungfrau<br />

- Hüften – Waage<br />

- Genitalien – Skorpion<br />

- Oberschenkel – Schütze<br />

- Knie – Steinbock<br />

- Unterschenkel – Wassermann<br />

- Füsse – Fische.<br />

Aus uralten Traditionen – etwa aus<br />

dem Alten Mesopotamien – überliefert,<br />

konnten die Ärzte und Forscher damit<br />

offenbar etwas Konkretes verbinden,<br />

sonst wäre diese Ansicht nicht so lange<br />

gepflegt und in immer neuen Auflagen<br />

erhalten worden. Bis dann schliesslich<br />

das Verständnis mehr und mehr<br />

verblasste und degenerierte und damit<br />

eine Art natürlichen Todes starb.<br />

Nur in astrologisch interessierten<br />

Kreisen blieb es lebendig auf seriöse<br />

und auf weniger seriöse Weise.<br />

Die Anti-These: Der Mensch als Mechanismus<br />

– und eine untergründige<br />

Gegenströmung<br />

Im 16., 17. und 18. Jahrhundert<br />

übernahmen dann die exakten Wissenschaften<br />

mit Baco v. Verulam, Galilei<br />

und Co.das Ruder.<br />

Die quantitativen Methoden triumphierten,<br />

optimal geeignet für physikalisch-technische<br />

Erfolge. Das Erforschbare<br />

erforschen und das nicht Erforschbare<br />

erforschbar machen, galt als ein<br />

Forscher-Ideal.Im Klartext:Man schlage<br />

den lebendigen Organismus tot um ihn<br />

erforschen zu können. Eine deutliche<br />

Blüte auf diesem Weg war das Buch L’homme<br />

machine, (Der Mensch, eine<br />

Maschine) von dem Militärarzt Julien de<br />

Lamettrie,im Jahre 1748 veröffentlicht.<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Es gab aber auch eine Unterströmung<br />

in der medizinischen Forschung,<br />

die den Menschen wie er leibt und lebt,<br />

fühlt und denkt ernst zu nehmen versuchte.<br />

An vorderster Front der mit allen<br />

spirituellen Wassern gewaschene,<br />

schweizerisch-europäische Philippus<br />

Aureolus Theophrastus von Hohenheim,<br />

genannt Paracelsus (1493–1541)<br />

und seine Nachfolger, die Paracelsisten,<br />

darunter bedeutende Gestalten wie Jan<br />

van Helmont.<br />

Im 19. Jahrhundert waren es dann<br />

Gesinnungsgenossen von Schelling und<br />

Goethe, namentlich Ignaz Paul Vital<br />

Troxler und Carl Gustav Carus, die die<br />

Fackel einer Geist-reichen Humanphysiologie<br />

weitertrugen.<br />

Die Syn-These: Der menschliche<br />

Organismus als wissenschaftlich<br />

erfassbare Ganzheit im Zusammenspiel<br />

der irdischen und kosmischen<br />

Kräfte<br />

Im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts<br />

versuchte dann <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong><br />

den alten spirituellen Traditionen eine<br />

neue, phänomenologische Basis zu geben<br />

und sie damit zu rationalen Forschungs-Instrumenten<br />

zu machen, vergleichbar<br />

der Mathematik und Geometrie,<br />

die ja auch geistig-phänomenologische<br />

Forschungs-Instrumente sind. In<br />

mehreren Bereichen, etwa der Zoologie,<br />

der Landwirtschaft, den Künsten,<br />

der Medizin, der Architektur, der Pädagogik<br />

regte <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> exemplarisch<br />

dazu an, neue Forschungswege zu<br />

gehen und dabei die guten alten Urbilder<br />

zum kreativen Zusammenfassen der<br />

Tatsachenmaterialien, welche die moderne<br />

Naturwissenschaft und eigene<br />

Beobachtungen liefern,zu benutzen.<br />

Sorgfältig herausgearbeitet hat der<br />

holländische Waldorflehrer F. H. Julius<br />

die offenbaren Geheimnisse der Tierwelt<br />

anhand der Tierkreisbilder und hat<br />

damit diese Qualität sichtbar und auch<br />

für andere Gebiete verfügbar gemacht.


Body Functions und Tierkreis mit<br />

Bezug zur <strong>Schule</strong><br />

In dem neuen englischen Werk Human<br />

– The Definitive Visual Guide<br />

(Hrsg. R. Winston. Dorling Kindersley<br />

Ltd.), einem sensationellen, solid-materialistischen<br />

Wälzer, findet sich die folgende<br />

Zusammenfassung von 10 Organsystemen<br />

des menschlichen Organismus.<br />

Ergänzt man noch das Sinnes-<br />

System und das Leber-System, die grossen<br />

Verdauungsdrüsen des Oberbauches,<br />

so ergeben sich 12 Systeme: die<br />

12 Organsysteme des menschlichen Organismus.<br />

Vergleicht man nun damit die von<br />

Julius erarbeiteten Tierkreisqualitäten,<br />

so ergeben sich unübersehbare Parallelen.<br />

Eine dynamische Zusammenfassung<br />

der Tätigkeiten der Organsysteme;<br />

ein System von grossen Gegensätzen,<br />

die sich harmonisch ausgleichen müssen;<br />

Polarität und Steigerung oder in<br />

Gegensätzen miteinander, im Sinne von<br />

Heraklit. Es sei hier als hypothetischer<br />

Entwurf vorgestellt<br />

und den FreundInnen<br />

einer transparenten Menschen-<br />

und Lebenskunde zum<br />

Nach-Sinnen empfohlen.<br />

«Der Mensch soll ein Anthropos,<br />

ein nach oben<br />

Schauender sein, das liegt in<br />

seinem ganzen Wesen ausgedrückt<br />

(…)<br />

Der Mensch entwickelt<br />

sich nur durch den Menschen<br />

und innerhalb des<br />

Bundes der Menschheit, und<br />

wie zum Verständnis des eigenen<br />

Geistes, so muss auch<br />

im Näherbringen verschiedener<br />

fremder Individualitäten<br />

eines dem andern<br />

helfen …»<br />

Carl Gustav Carus<br />

Felix Bauer<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong>


14 Ehemalige<br />

Ehemaligen-Bericht<br />

Meine Schulzeit sehe ich rückblickend<br />

als bunten Blumenstrauss mit<br />

vielen verschiedenen Blumen. Es gibt<br />

da gepflegte, wilde und ganz seltene<br />

Blumen, auch einzelne Dornen sind<br />

drin. Zu diesen Blumen der Schulzeit<br />

sind noch andere dazugekommen und<br />

haben ihn bereichert. Ich hoffe, dass<br />

ich noch viele gepflegte, wilde und<br />

ganz seltene Blumen für meinen<br />

Strauss gewinnen kann.<br />

Schau in eine kleine Blume<br />

und öffne dich der Welt<br />

wie dieses kleine Wesen<br />

bedingungslos es tut<br />

In Dankbarkeit und Liebe<br />

empfängst du Licht und<br />

Sonnenkraft<br />

(1997)<br />

Ich kam als Quereinsteigerin nach<br />

dem St. Nikolaus-Besuch der ersten<br />

Klasse in die Schafisheimer <strong>Schule</strong>.<br />

Der Wechsel von der Regel- zur <strong>Rudolf</strong><br />

<strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> war für mich Erholung.<br />

Ich erinnere mich, wie ich an einem<br />

der ersten Tage nach Hause kam und<br />

meiner Mutter erzählte: «Weisst du, alles<br />

ist sooo schön, Herr Keller erzählt<br />

sooo schöne Geschichten und wir malen<br />

sooo schöne Bilder... aber sie (die<br />

Mitschüler) sind sooo wild!»<br />

Das «negativste Erlebnis»,das ich in<br />

Bezug auf die <strong>Schule</strong> hatte, war, als<br />

mich einmal jemand fragte, wo ich<br />

denn zur <strong>Schule</strong> ginge. Ich sagte: «In<br />

die <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong>.» Mein<br />

Gegenüber musterte mich und meinte<br />

dann: «Ach ja, das kann ich gut verstehen,<br />

aber deine beiden Geschwister<br />

gehen wohl nicht dahin, die sind doch<br />

normal!» Ich weiss nicht mehr,was ich<br />

darauf antwortete, es bleibt einem<br />

auch nicht viel zu antworten. (Mit<br />

knapp zwei Jahren fiel ich aus dem<br />

Fenster und bin seither halbseitig gelähmt,deswegen<br />

vielleicht auch die erwähnte<br />

Bemerkung.) Das war nur ein<br />

einziges Mal der Fall, dass ich eine sol-<br />

che Begegnung hatte! Als Kind merkte<br />

ich mein Anderssein nur wenig. Meine<br />

Behinderung gehört zu mir. Als ich<br />

dann grösser wurde, nahm ich sie zunehmend<br />

bewusster wahr. Selten geschah<br />

es, dass ich sie «schmerzhaft»<br />

empfand.<br />

Ich ging zehn Jahre in Schafisheim<br />

und zwei Jahre in Aesch/Birseckschule<br />

(BL) zur <strong>Schule</strong>.<br />

Mein Berufswunsch war Kindergärtnerin.<br />

Da waren mir jedoch durch<br />

meine Behinderung Steine in den Weg<br />

gelegt, so dass mir der «Traumberuf»<br />

vorenthalten blieb. Ich wollte aber unbedingt<br />

im sozialen Bereich arbeiten.<br />

Behindertenarbeit war eine weitere<br />

«Idee». Beim Schnuppern merkte ich,<br />

dass ich über eine Handwerkerlehre<br />

besser zur Behindertenarbeit finden<br />

könnte. Ich lernte das Handweben.<br />

Dann wollte ich meinen Beruf mit der<br />

Behindertenarbeit verbinden. Ich<br />

machte verschiedene Praktika in Behindertenheimen,<br />

auch ein halbjähriges<br />

in einem Camphill* in Nordirland.<br />

Durch diese Erfahrungen wurde mir<br />

bewusst, dass «Behindertenarbeit» als<br />

solches nicht möglich war,meine eigene<br />

Behinderung setzte mir zu enge<br />

Grenzen.Aber meinen Wunsch, im sozialen<br />

Bereich tätig zu sein, liess ich<br />

deshalb nicht los und suchte weiter.<br />

Vor eineinhalb Jahren schloss ich das<br />

Seminar für Förderpädagogik ab. Meinem<br />

Ziel bin ich auf diese Weise etwas<br />

näher gerückt.Und ich suche weiter...<br />

Seit bald fünf Jahren arbeite ich in<br />

Lenzburg an der <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong><br />

Sonderschule als Kollegiumsmithilfe.<br />

Zwar kann ich hier meinen «Zweitberuf»<br />

nur beschränkt ausüben, aber<br />

«Fortschritte» sind immer möglich.<br />

* Ein Camphill ist ein Lebens- und Arbeitsraum, wo<br />

Behinder te und «Nichtbehinder te» in einer Gemeinschaft<br />

zusammenleben. Das erste Camphill wurde von Karl König<br />

um 1945 in Aberdeen (Schottland) gegründet. Daraus ent-<br />

stand eine Bewegung. Heute gibt es rund um den Erdball<br />

Camphills.<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Was mir schon seit klein auf besondere<br />

Freude machte, war das Lesen<br />

und später auch das Vertiefen in die<br />

Sprache. Als ich dann ab der vierten<br />

Klasse in die Sprachgestaltung gehen<br />

konnte um meine Sprache und meinen<br />

Atem zu stärken, die durch den<br />

Unfall beeinträchtigt waren,entdeckte<br />

ich die Schönheit und die Kraft der<br />

Sprache. Ich konnte erfahren, wie<br />

mein Atem kräftiger und meine Sprache<br />

deutlicher wurden. Dieser Erfolg<br />

war für mich massgebend. Ich ging<br />

gerne in die Sprachgestaltung. Eva<br />

Sonnleitner (ehemals Weber-Schaub)<br />

erkannte meinen Eifer und förderte<br />

mich. Das bewog mich wiederum<br />

selbst poetisch tätig zu werden.Mit 16<br />

Jahren schrieb ich mein erstes Gedicht.<br />

Nach jahrelangem Üben und Suchen<br />

nach dem Eigenen liegt heute<br />

der erste Gedichtband vor.<br />

Monica Jordi<br />

Hell und ungetrübt<br />

Monica Jordis Gedichtband «Wie<br />

ein zur Erde gefallener Stern»<br />

(Deutscher Lyrik Verlag, <strong>2006</strong>)<br />

Was vorliegt, ist ein schmaler, 40<br />

Gedichte aus den Jahren 1995 bis<br />

2005 umfassender Gedichtband. Die<br />

ganz eigene Stimme dieser Dichterin<br />

erklingt daraus «hell und ungetrübt».<br />

Was macht diese Stimme aus?<br />

Inhaltlich gesehen kennt die Lyrik<br />

von Monica Jordi zwei «Blickrichtungen».<br />

«Ich schaue in die Welt» ist die<br />

eine, «Ich schaue in die Seele» die andere.Als<br />

Mensch, der eine <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong><br />

<strong>Schule</strong> durchlaufen hat, sind ihr<br />

diese beiden Blickrichtungen sowie<br />

deren gegenseitiges Verwobensein bewusst,<br />

was auch die klare Strukturierung<br />

des Gedichtbandes deutlich<br />

zeigt.Einem 22 Gedichte umfassenden<br />

Kapitel Naturgedichte folgen drei klei-


nere Kapitel mit insgesamt 18 Gedichten<br />

«Innengesichte» (Paul Bommersheim).<br />

Am deutlichsten entwickelt ist Monica<br />

Jordis Blick in die Welt. Naturgedichte<br />

stehen im Vordergrund (erstes<br />

Kapitel des Bandes). «Schau in eine<br />

kleine Blume / und öffne dich der Welt<br />

/ wie dieses kleine Wesen bedingungslos<br />

es tut». Ein so gearteter Blick in die<br />

Welt bleibt nicht ohne Folgen: «In<br />

Dankbarkeit und Liebe /empfängst du<br />

Licht und Sonnenkraft». Dass die Dichterin<br />

gerade diese Verse als ihr «Lieblingsgedicht»<br />

aus eigener Feder ansieht,<br />

ist charakteristisch für sie. Die<br />

ihr eigene poetische Methode zeigt<br />

sich darin in aller Deutlichkeit. Konsequenterweise<br />

eröffnet das Gedicht<br />

den ganzen Gedichtband. «Licht und<br />

Sonnenkraft» entdeckt Monica Jordis<br />

Blick aber nicht nur in der sonnendurchfluteten<br />

Frühlings-, Sommerund<br />

Herbstnatur.Auch der Blick in die<br />

winterlichen Weiten ihrer Schweizer<br />

Heimat legt die «Seite ihres Wunders»<br />

frei, als was der Dichter Peter Hille die<br />

Aufgabe der Poesie bestimmt hat: «Flocken<br />

aus der Ewigkeit / decken alles<br />

zu / lassen Neues im Verborgenen /<br />

entstehen».<br />

Der Blick in die Seele (zweites und<br />

drittes Kapitel des Bandes mit 13 Gedichten)<br />

umfasst Schmerz- und Freud-<br />

volles. Beides versteht die Dichterin<br />

als aufeinander bezogene Pole des<br />

menschlichen Innenlebens. Insofern<br />

erstaunt es nicht, wenn in ihren Gedichten<br />

der auflichtende Hoffnungsstrahl<br />

in den tiefsten Schmerz fällt,<br />

wenn in der von «Grauheit - Kühlheit<br />

und Feuchtigkeit» nahezu gelähmten<br />

Gegenwart eine zukünftige Aufhellung<br />

und Aufwärmung spürbar wird. So ist<br />

es auch glaubwürdig, wenn die Dichterin<br />

den Rat gibt: «Versenk dich /<br />

nicht in Kummer». Über Freude und<br />

Traurigkeit, Sehnsucht und Enttäuschung<br />

hinaus findet ihr nach innen<br />

gerichteter Blick die spirituelle Dimension<br />

des menschlichen Lebens.<br />

Dieses verdichtet sich im Bild des Engels,<br />

dem das letzte, fünf Gedichte umfassende<br />

Kapitel des Bandes gilt. In<br />

der Gegenwart des Engels konkretisiert<br />

sich der eben angeführte Ratschlag<br />

zu: «Vertraue deinem Engel / Er<br />

wird dir’s danken / durch Zuversicht».<br />

Das alles vollzieht sich in einer<br />

ebenso klaren wie schlichten Sprache<br />

von starker poetischer Eindringlichkeit.<br />

Klang-, Bild- und Sinngestalt haben<br />

ihre eigene,bereits unverwechselbare<br />

Verbindung gefunden.Keines dieser<br />

drei Elemente drängt sich auf Kosten<br />

des anderen in den Vordergrund.<br />

Vielmehr halten sie sich geschwisterlich<br />

bei der Hand. So wie das lyrische<br />

Ich der Monica Jordi in seinem imaginativen<br />

«Schutz-Raum» diesen behutsam<br />

abtastet und dabei innere Erfüllung<br />

findet, so tastet auch der Sprachsinn<br />

dieser Dichterin den Raum der<br />

Sprache ab, ohne dass ihr jedoch bei<br />

dieser Tastbewegung die innere Kraft<br />

ermangelte.Und gerade diese behutsame<br />

Kraft bzw. diese von Kraft erfüllte<br />

Behutsamkeit ist m. E. das Besondere<br />

und Eigene ihrer poetischen Stimme.<br />

Am schönsten spricht sich dies im<br />

letzten Gedicht über den «Engel der<br />

Behutsamkeit» aus:<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Tastend kommt er näher<br />

berührt mich sanft<br />

Seine Flügel<br />

führen meine Hände<br />

Seine Hände<br />

fühlen meinen Mund<br />

Sein Mund<br />

küsst mir leis die Stirn<br />

Wie gesagt, was bisher vorliegt ist<br />

nur ein schmaler Band. Aber es ist<br />

deutlich mehr als eine bloße Sammlung<br />

erster Gedichte. Es ist vielmehr<br />

die Ankündigung eines besonderen<br />

dichterischen Werkes - und ich bin zuversichtlich,<br />

dass es Monica Jordi gelingen<br />

wird, diese Ankündigung in der<br />

ihr eigenen Art, behutsam und kraftvoll<br />

zugleich,auszugestalten.<br />

Dr.Pierre Georges Pouthier


16 Lehrerschaft<br />

Verabschiedungen<br />

Beatriz Kottmann<br />

Die verschiedensten Lebensphasen<br />

unserer <strong>Schule</strong> hat Beatriz Kottmann<br />

schon erlebt und begleitet, und dies in<br />

den verschiedensten Funktionen.<br />

Bereits den «Säugling» namens <strong>Rudolf</strong><br />

<strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> Schafisheim hat sie<br />

mitgepäppelt, und bereits damals als<br />

Französischlehrerin.Allerdings nicht für<br />

lange; es kamen dann ihre eigenen Kinder,<br />

die es aufzupäppeln und später zu<br />

begleiten galt.So war sie dann während<br />

vielen Jahren auf der Elternseite, während<br />

mehreren Jahren auch im Vorstand.Ich<br />

erinnere mich noch gut an einige<br />

Versammlungen in den frühen<br />

80er Jahren, an der sie bereits ihre Spezialität<br />

einbrachte: nämlich ihre Eigenschaft,<br />

unangenehme Fragen zu stellen.<br />

Faule Kompromisse und gegenseitiges<br />

Schulterklopfen sind ihr nämlich ein<br />

Gräuel.Und ich muss gestehen:Ein paar<br />

Jahre, nachdem ich eine ihrer Fragen<br />

ungeduldig beiseite gewischt hatte,<br />

kam ich zur Einsicht,dass der <strong>Schule</strong> damals<br />

ein paar Probleme erspart geblieben<br />

wären, hätte man die Frage rechtzeitig<br />

ernst genommen. Ich spreche<br />

vom Ende der 80er Jahre, der schwersten<br />

Krise, die unsere Schulgemeinschaft<br />

bisher durchgestanden hat.Während<br />

der zweiten grossen Krise, nach<br />

der Jahrtausendwende, war Beatriz<br />

Kottman an einer wichtigen Schaltstelle<br />

anzutreffen: in der vierköpfigen Task<br />

Force, welche die letzte grosse Umstrukturierung<br />

eingeleitet hat. Ihre soliden<br />

Kenntnisse über die Anforderungen<br />

weiterführender <strong>Schule</strong>n waren<br />

nicht nur an jener Schaltstelle, sondern<br />

auch im Oberstufenkollegium sehr<br />

wertvoll.<br />

Bereits seit neun Jahren – ihre beiden<br />

Töchter sind der <strong>Schule</strong> inzwischen<br />

entwachsen – war sie schliesslich<br />

wieder im Kollegium,wiederum als<br />

Französischlehrerin. Die Schülerinnen<br />

und Schüler der Oberstufe, an welchen<br />

die teilweise divergierenden pädagogischen<br />

Zielsetzungen und Prioritäten ih-<br />

rer Lehrkräfte nicht unbemerkt vorübergehen,<br />

haben vor ein paar Jahren<br />

einen Sketch aufgeführt. Sie spielten<br />

«Lehrerkonferenz». Da kam beispielsweise<br />

ein Antrag seitens eines gewissen<br />

«Felix», der vorschlug, eine neue Projektwoche<br />

einzuführen mit dem Thema<br />

«Naturbeobachtung». Der Antrag hatte<br />

wenig Chancen, wurde er doch postwendend<br />

von einer gewissen «Beatriz»<br />

gebodigt: «Nüt isch, Felix, chunnt gar<br />

nid i Frog; eusi Schüeler müend Franzi<br />

leere!»<br />

Nun, es ist tatsächlich so. Französisch<br />

ist immer noch die wichtigste<br />

Fremdsprache bei uns, und sie ist kein<br />

Pappenstiel. Beatriz findet aber, sie<br />

habe jetzt lange genug «gepäppelt».<br />

Kennen Sie La Fontaines Fabel von<br />

der Grille und der Ameise? Die Grille,<br />

welche den Sommer mit Singen und<br />

Tanzen verbrachte,bettelt in der kalten<br />

Jahreszeit um Futter bei der Ameise, die<br />

in fleissiger Arbeit einen Wintervorrat<br />

angelegt hat. Und was gibt diese der<br />

Grille zur Antwort? «Dansez maintenant!»<br />

Beatriz Kottman hat sich innerhalb<br />

der «Kollegiumsparteien» klar zu den<br />

«Ameisen» gezählt und fand, unsere<br />

Schülerinnen und Schüler lernten zu<br />

wenig in die Hände zu spucken,sich seriös<br />

auf Prüfungen vorzubereiten. –<br />

Ausgerechnet sie wechselt nun die Seite.<br />

Denn im Ruhestand zählt man doch<br />

wohl eher zu den «Grillen» als zu den<br />

«Ameisen»,oder etwa nicht?<br />

Mag sein. Aber soll die fleissige<br />

Ameise sich nicht auf ihren Lorbeeren<br />

ausruhen und – statt «Franzi leere» – am<br />

wohlverdienten Feierabend das Grillenleben<br />

geniessen dürfen?<br />

Tom Keller<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Christine El-Ghatta<br />

Liebe Christine,ich bin gefragt worden<br />

ein Wort zur Verabschiedung hinsichtlich<br />

Deiner Arbeit an unserer <strong>Schule</strong><br />

zu schreiben. – Ein «Adieusagen» an<br />

Christine? – Geht das? Daran zu denken<br />

ist wohl,was unsere Schulgemeinschaft<br />

angeht,nicht möglich!<br />

Vielleicht erinnerst Du Dich? – Wir<br />

haben fast auf den Tag miteinander begonnen<br />

an der Schafisheimer <strong>Schule</strong> zu<br />

arbeiten.Vor zwanzig Jahren hantierten<br />

wir mit Massband und Klebestreifen auf<br />

der Alten Bernstrasse herum. Es war <strong>Johanni</strong>zeit.<br />

Wir sollten den Hundertmeterlauf<br />

für die jungen SchnellläuferInnen<br />

ausmessen und kennzeichnen. Obwohl<br />

wir diese Arbeit mit geistreichen<br />

Gesprächen und praktischem Erfolg absolvierten,<br />

sind wir nie zum Wettkampf<br />

miteinander angetreten: Das <strong>Johanni</strong>fest<br />

wurde durch das Aufkommen dunkler<br />

Regenwolken abgesagt. Die Startund<br />

Ziellinie musste von der Strasse<br />

wieder entfernt werden. Sie schmolz in<br />

Eines zusammen und endete als unauflösliches<br />

Knäuel von Klebebändern.<br />

Die Zeit,Christine,die wir miteinander<br />

verbrachten, war geprägt von<br />

gegenseitiger Achtung. Wenn wir uns<br />

vielleicht auch manchmal vor einander<br />

fürchteten – denn Deinem Scharfsinn<br />

entging keine Schwachstelle – so doch<br />

immer im zielvollen Streben, miteinander<br />

das Schiffchen unserer <strong>Schule</strong> über<br />

Klippen und Untiefen hinweg zu steuern!<br />

– Und nun Dir Adieu sagen? Das<br />

geht nicht! Denn Du sitzt mit in unserem<br />

Boot.<br />

Für Deine grosse Arbeit zu danken?<br />

Ja! Das möchte ich, und nicht wenig!<br />

Die besondere Kraft Deiner Sprache.<br />

Das Dichte, das immer wieder entstand<br />

im Zwischenraum unter uns. Die Betonung,<br />

eben Dein unverwechselbarer<br />

Klang! Du hast uns alle fesseln können<br />

und zogst uns in den Bann Deiner reichen<br />

inneren Bilder. Die Schülerinnen<br />

und Schüler liebten und lieben Dich –<br />

und Du sie!


Wir wissen, dass es Dir gesundheitlich<br />

nicht gut geht.Doch wir sind in Gedanken<br />

bei Dir. Das, was zwischen uns<br />

an Gutem entstand,es bleibt.<br />

Mit herzlichem Gruss<br />

Roland<br />

Margrith Reithaar<br />

Will binden einen Blumenstrauss<br />

der Worte wunderschön<br />

und überreichen mit Applaus<br />

der Margrith - sie wird geh'n.<br />

Von ihrer herzlich frischen Art<br />

will ich euch gern verkünden.<br />

Versuch's auf Reimeswegen zart<br />

und möcht auch tiefer gründen:<br />

nach unvergesslichem Erlebten<br />

am 6.Mai im letzten Jahr,<br />

wo Lehrer zueinander «häbten»<br />

auf einem Ausflug wunderbar.<br />

Wie leicht und gern sie ausprobierte<br />

für Augen,Ohren,Mund,<br />

mit Freude plante,organisierte,<br />

dies tu' ich hiermit kund.<br />

Zu einer Michaeli-Zeit<br />

ward uns Rumänien nah,<br />

Frau Reithaar ohne Müdigkeit<br />

nach allen Gästen sah.<br />

Mag mich noch wohl besinnen:<br />

Am Elternabend spät<br />

zwei Musiker beginnen –<br />

die Zeit grad stille steht.<br />

Doch ehe man es wurd’gewahr,<br />

die Lage überblickte,<br />

Frau Reithaar mit der Gästeschaar<br />

auf’s nächste Mal entrückte.<br />

Zu Feiern,Festen und Bazaren<br />

ihr Einfallsreichtum Früchte trug.<br />

Die Spässe stets zum Lachen waren,<br />

die sie aus ihrem Herzen grub.<br />

Und mit Gefühl und Leichtigkeit,<br />

für Grosse und für Kleine,<br />

in kunstvoller Beweglichkeit,<br />

wie völlig von alleine,<br />

durch kleiner Geister Seelenhände<br />

mal sprechend,singend,tanzend<br />

sie malte an astrale Wände<br />

Glückseligkeiten pflanzend.<br />

Willst du ein wenig Kindheit<br />

schmecken,<br />

dann klopf an ihre Tür!<br />

Sie kann erzählen von grossen Recken<br />

und kleinem Ungetier,<br />

von unerhörten Träumen<br />

und Schätzen ohne Zahl,<br />

den kleinen Wesen unter Bäumen,<br />

von Jesus und dem Abendmahl.<br />

All' dieses werden wir vermissen,<br />

wenn Margrith Reithaar uns verlässt.<br />

Wohl aber darf sie wissen<br />

von Spuren,die sie hinterlässt.<br />

Und jeder,jedem sei empfohlen<br />

ganz nach Belieben anzuknüpfen.<br />

Ist doch niemands Zeit gestohlen<br />

beim «Wettlauf im Erinnerungshüpfen»...<br />

Ramona Schoenemann<br />

Stefanie Schär<br />

Ich lebe mein Leben<br />

in wachsenden Ringen,<br />

die sich über die Dinge ziehn.<br />

Ich werde den letzten<br />

vielleicht nicht vollbringen,<br />

aber versuchen will ich ihn.<br />

Ich kreise um Gott,<br />

um den uralten Turm,<br />

und ich kreise jahrtausendelang;<br />

und ich weiss noch nicht:<br />

bin ich ein Falke, ein Sturm<br />

oder ein grosser Gesang<br />

Rainer Maria Rilke<br />

(eines der Lieblingsgedichte von<br />

Stefanie Schär)<br />

Liebe Stefanie<br />

Auf das neue Schuljahr hin wirst<br />

du uns verlassen.Du hast drei Jahre im<br />

Kindergarten mitgewirkt.<br />

Genauso wichtig, wie gut vorbereitet<br />

in den Kindergartenmorgen einzutauchen,<br />

war dir aber auch aus dem<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Moment heraus reagieren zu können.<br />

Im Hintergrund stand stets die Frage:<br />

«Was fordert das Kind von heute an<br />

moralischer Phantasie und Zuwendung?»<br />

Viel Zeit hast du den Anliegen der<br />

Eltern gewidmet: Raum geben für Gespräche,<br />

in einer offenen Haltung, suchend<br />

nach neuen Wegen,nach Lösungen.<br />

Du hast dir Zeit genommen für<br />

die Zusammenarbeit mit uns im Farfallina:<br />

sich absprechen, aussprechen, zuhören,<br />

Impulse geben. Ganz herzlichen<br />

Dank dafür. Dein Dasein war<br />

für uns alle eine Bereicherung.<br />

Nun wirst du dir eine dreimonatige<br />

Schaffenspause gönnen, das Vergangene<br />

ruhen lassen,offen sein für das,was<br />

werden möchte.<br />

Deine Visionen ....<br />

• Brücken bauen zwischen Menschen<br />

• etwas in Bewegung bringen<br />

• die richtigen Fragen stellen<br />

• zuhören<br />

… und deine Wünsche an die<br />

<strong>Schule</strong><br />

• einen langen Atem<br />

• Kräfte aus der Mitte<br />

• moralische Phantasie<br />

• Echtheit<br />

… meine Wünsche an dich,<br />

Stefanie<br />

• dass du die Weite des blauen<br />

Himmels in dir spürst. Immer<br />

wieder auch deine Flügel … Segen<br />

auf deinem Weg.<br />

Helena Vaglietti


18 Lehrerschaft<br />

Verabschiedungen<br />

Andreas Günther<br />

Es war im Tschernobyl-Jahr 1986.<br />

Man ass keine Pilze mehr, dafür war das<br />

Wort «Halbwertszeit» in aller Munde.<br />

Und wir stellten fest, dass die Halbwertszeit<br />

von Erstklasslehrern sehr<br />

kurz geworden war, musste doch unsere<br />

Erstklasslehrerin – nach einem halben<br />

Jahr ausgebrannt – ihre Klasse von<br />

einem Tag auf den andern aufgeben.<br />

Also suchten wir fieberhaft nach jemandem,<br />

dem wir den Brennstab – Entschuldigung,<br />

den Stab – übergeben<br />

könnten. Und da schlug die Stunde von<br />

Andreas Günther.Als Frischling, geradewegs<br />

vom Seminar, sprang er in die Lücke<br />

und führte die Klasse acht Jahre<br />

lang.<br />

Das Einspringen blieb gewissermassen<br />

seine Signatur. Bereits als Klassenlehrer<br />

hatte er in verschiedenen andern<br />

Klassen eine phänomenologische Einführung<br />

in die Informatik gegeben, und<br />

nachdem er seine Klasse nach der<br />

«Richterin», einem 8.KlassSpiel nach<br />

der Novelle von C. F. Meyer, abgegeben<br />

hatte, wurde er zum «Springer vom<br />

Dienst». Wo ist er nicht überall eingesprungen!<br />

Kaum eine Klasse oder Stufe,<br />

wo er nicht eine Spur hinterlassen<br />

hätte. Zählen wir deshalb der Einfachheit<br />

halber lieber auf, was er nicht<br />

unterrichtet hat: Kindergarten, Eurythmie,Französisch.<br />

Im Laufe der Jahre lernte er die<br />

<strong>Schule</strong> wie seine Westentasche kennen:<br />

Keiner,der auf ein solch breites Einsatzspektrum<br />

zurückblicken kann. Zum einen<br />

oblag ihm die Vorbereitung oder<br />

Leitung verschiedenster Konferenzen<br />

und Arbeitsgruppen. Ein besonderes<br />

Anliegen war ihm eine seriöse Arbeit an<br />

den geistigen Grundlagen unserer Pädagogik.<br />

In diesem Zusammenhang ist<br />

auch sein Einsatz für die Erarbeitung eines<br />

Leitbilds zu sehen. Und er verstand<br />

es, die für eine Entscheidungsfindung<br />

wichtigen Informationen zu ordnen<br />

und übersichtlich darzustellen.<br />

Nebst vielen andern Verwaltungsarbeiten<br />

betreute er jahrelang den Stundenplan.Dabei<br />

gelang ihm der unmögliche<br />

Zaubertrick, die Kolleginnen und<br />

Kollegen zufrieden zu stellen! Auf die<br />

Meteorologie übertragen entspricht<br />

dies dem Kunststück, gleichzeitig den<br />

Bauern mit dem ersehnten Regen, die<br />

Hochzeitsgesellschaft mit einem wolkenlosen<br />

blauen Himmel und den Segler<br />

mit einer steifen Brise zu versorgen!<br />

Nach dem Rückzug der Task Force<br />

war Andreas Günther während eineinhalb<br />

Jahren in der Schulleitung. Neue<br />

Strukturen, neue Aufgaben, reger Personalwechsel<br />

im Sekretariat – all dies<br />

brachte eine beträchtliche Überlastung<br />

bei gleichzeitig unterdotiertem Verwaltungspensum.Meinungsverschiedenheiten<br />

mit dem Vorstand insbesondere<br />

bezüglich strategischer und operativer<br />

Verantwortung führten schliesslich zu<br />

seinem Rückzug aus der Schulleitung.<br />

In seinem Freijahr hat sich Andreas<br />

Günther entschieden, an einer neuen<br />

<strong>Schule</strong> neue Herausforderungen zu suchen.Wir<br />

wünschen ihm von Herzen alles<br />

Gute, wohl wissend, dass wir mit<br />

ihm eine unserer kräftigsten Stützen<br />

verlieren.<br />

Tom Keller<br />

P. S. Lieber Andreas, weisst du, dass<br />

uns ein neuer Französischlehrer nach<br />

einer mündlichen Zusage nun plötzlich<br />

unverhofft abgesagt hat? Und wenn ich<br />

mich recht entsinne, gehört Französisch<br />

nebst Eurythmie und Kindergarten<br />

zu den Erfahrungen, die dir noch<br />

fehlen. Suchst du eine echt neue Herausforderung?<br />

Wir hätten anzubieten:<br />

Französische Kindergarteneurythmie.<br />

T.K.<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Hans Studerus<br />

Schaut man sich in unserem Schulgartengelände<br />

um, dem grössten «Klassenzimmer»<br />

der <strong>Schule</strong>, so kann man<br />

eine besondere Atmosphäre bemerken,<br />

eine sympathische Ausstrahlung, die als<br />

erholsam und heilsam empfunden<br />

wird. Das ist kein Zufall, sondern das<br />

Werk eines Menschen, der hier zwei<br />

Jahrzehnte Aufbauarbeit leistete und<br />

Generationen von SchülerInnen grundlegende<br />

Fähigkeiten und Kenntnisse<br />

vermittelte. Hans Studerus war erst als<br />

Klassenlehrer tätig in der Pionierphase<br />

unserer <strong>Schule</strong> und übernahm dann<br />

von Brigitte Müller den Gartenbauunterricht.<br />

Draussen im Gartengelände gab es<br />

für die Klassen viel zu tun. Graben und<br />

Hacken, Säen und Jäten, Mähen und<br />

Ernten,Bergen und Verarbeiten der Gartenfrüchte<br />

und, nicht zu vergessen, das<br />

Kompostieren mit den biologisch-dynamischen<br />

Präparaten. Selbst die Obstbäume<br />

der weiteren Umgebung wurden<br />

unter sachkundiger Anleitung von<br />

den ZehntklässlerInnen gepflegt. Auch<br />

mussten grössere und kleinere Tiere<br />

versorgt werden, von den Ziegen über<br />

Hühner und Fische bis hin zu den wilden<br />

und zahmen Bienen: alles zusammen<br />

eine ökologische Basisarbeit – global<br />

denken, lokal handeln, welche die<br />

Jugendlichen wesentlich bereicherte.<br />

Auch viele andere schulische Aufgaben<br />

wurden von Herrn Studerus übernommen.<br />

Nicht immer wurde seine Arbeit<br />

gebührend wahrgenommen und anerkannt,<br />

das spektakuläre In-Erscheinung-<br />

Treten war nicht seine Sache.So konnte<br />

es eines Tages passieren, dass man einen<br />

riesigen Atombunker mitten ins<br />

Gartenbaugelände klotzen wollte –<br />

schlaflose Nächte für den Gartenbaulehrer!


So danken wir dir, lieber Hans, ganz<br />

herzlich für deine langjährige Aufbauarbeit<br />

und wünschen dir ein fruchtbar-erholsames<br />

«nachschulisches» Leben, bei<br />

dem du deine stets wachen Forschungsinteressen<br />

weiter verfolgen<br />

kannst.Wir hoffen, dass du auch weiterhin<br />

der <strong>Schule</strong> noch in der einen oder<br />

anderen Form erhalten bleibst.<br />

Die Leitung des Gartenbaus geht im<br />

nächsten Schuljahr in die Hände von Samuel<br />

Brunner über.<br />

Felix Bauer<br />

Barbara Hopp<br />

Ein Jahr lang hat in der sechsten<br />

Klasse Frau Barbara Hopp den Französischunterricht<br />

bestritten. Dies tat sie<br />

mit grossem Einsatz und viel Engagement<br />

für die Sache. Ich habe immer<br />

sehr bewundert, wie gut sie ihren<br />

Unterricht strukturierte und alles dar-<br />

auf angelegt hatte, mit den Schülern<br />

möglichst zügig und effizient grosse<br />

Schritte im Französisch zu tun. Leider<br />

gestaltete sich diese Zeit mit der Klasse<br />

nicht immer ganz leicht, so dass recht<br />

früh deutlich wurde, dass Frau Hopps<br />

Zeit an unserer <strong>Schule</strong> sich auf ein Jahr<br />

beschränken würde.<br />

Ich möchte ihr aufrichtig für den<br />

Einsatz für die sechste Klasse und die<br />

sehr schöne und unkomplizierte Zusammenarbeit<br />

danken!<br />

Patrick Exter<br />

Othmàr Höpperger<br />

Nach den Herbstferien 2004 hat<br />

Othmàr Höpperger das Turnen der Buben<br />

der Mittel- und Oberstufe übernommen,nach<br />

vielen vorangegangenen<br />

Lehrerwechseln keine einfache Aufgabe.<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Nun trennen sich unsere Wege wieder.Wir<br />

danken ihm vielmals für seinen<br />

Einsatz und wünschen ihm alles Gute<br />

für die Zukunft.<br />

Im Namen des Kollegiums<br />

Imelda Lüscher<br />

Markus Häni<br />

Markus Häni hat im November 2004<br />

zur Entlastung von Christine El-Ghatta<br />

den Lateinunterricht übernommen. In<br />

diesen Schuljahren hat Markus Häni die<br />

zehnte Klasse unterrichtet.<br />

Wir danken ihm ganz herzlich für<br />

seinen kurzen Einsatz und wünschen<br />

ihm alles Gute weiterhin.<br />

Raphaela Zgraggen<br />

SELBER RENOVIEREN IM TREND<br />

Als Antwort zu den<br />

Baumärkten von Coop,<br />

Migros und Jumbo existiert<br />

in Aarau eine Alternative<br />

Ein Bauteilcenter für Hobbybauer<br />

und Schnäppchenjäger,<br />

für alle diejenigen, welche<br />

kostenbewusst und auf<br />

alternativem Weg umbauen<br />

und renovieren möchten.<br />

Baucenter gibt es viele. Doch für den echten<br />

Selberbauenden sind diese unpersönlichen<br />

Self-Service-Läden der Grossverteiler<br />

nicht immer das Richtige, denn dort fehlt oft<br />

der persönliche Kontakt von Mensch zu<br />

Mensch mit einem fachmännischen Beratungsgespräch.<br />

Selber bauen ist nämlich komplex.<br />

Es genügt nicht, die Selbstbedienungsregale<br />

bei Grossverteilern leer zu kaufen und zu<br />

meinen, man könne jetzt umbauen. Es braucht<br />

Fachpersonal, das beratend zur Seite steht<br />

und wertvolle Tipps weitergibt. Genau hier<br />

setzt das Konzept der Baubörse Aarau an.<br />

Als alternatives Baucenter bietet die<br />

Baubörse all jene Bauteile an, welche ein<br />

Haus erst bewohnbar machen: Türen, Fenster,<br />

Einbauküchen, alles für das Bad, Wellness,<br />

Treppensysteme, Beleuchtung, Zentralheizungen<br />

und Radiatoren, alles zur Warmwassererzeugung<br />

sowie auch Renovations-<br />

Bodenheizungen. Aber natürlich auch Bodenbeläge,<br />

Deckenbeläge und allgemeine<br />

Baustoffe.<br />

Die Baubörse hat einen tollen Internetauftritt.<br />

Die einzelnen Artikel lassen sich mittels<br />

eines einfachen Suchsystems sehr leicht auffinden.<br />

Besuchen Sie doch bei nächster Gelegenheit<br />

diese Site: www.bauboerse-aarau.ch<br />

Baubörse Aarau<br />

Neumattstrasse 2,<br />

5000 Aarau<br />

Tel. 062 834 53 10


20 Rückblick<br />

Rückblick auf die Chorkonzerte im März <strong>2006</strong><br />

Es ist saftig grüner Maien geworden,und<br />

ich versuche mich in den frühen<br />

Frühling zurück zu versetzen und<br />

ein paar Gedanken zu den Chorkonzerten<br />

vom 25. und 26. März <strong>2006</strong> aufzuschreiben.Das<br />

ist nicht einfach,weil<br />

ich als Chormitglied mittendrin im Geschehen<br />

stand, mitgenommen von der<br />

Macht des Chors, der Musik, der Stimmung.<br />

Für mich das Grossartigste an den<br />

Konzerten ist es, mit jungen Menschen,mit<br />

unsern SchülerInnen,etwas<br />

Grosses wie diese Aufführungen zu<br />

schaffen. Heuer war es ja auch ganz<br />

besonders mit den Werken: einerseits<br />

ein 200jähriges Werk, die C-Dur Messe<br />

von L. van Beethoven, andererseits ein<br />

zeitgenössisches Werk, der Hymnus,<br />

komponiert im Jahr 2005 von Patrick<br />

Huck, das zum allerersten mal in die<br />

Welt entlassen werden sollte.<br />

Im Eltern-Lehrer-Chor unter der<br />

Leitung von Gil Soyer hatten wir uns<br />

seit vergangenem August zuerst mit<br />

der C-Dur Messe von Beethoven, ab<br />

neuem Jahr dann auch mit dem Hymnus<br />

vertraut gemacht, die Stimmen geübt,Woche<br />

für Woche ein neues Stück<br />

angehängt, an schwierigen Stellen gefeilt,<br />

manchmal geknorzt und gezwei-<br />

felt, aber immer auch viel gelacht und<br />

Freude gespürt. Unterstützt beim Erarbeiten<br />

aller Stimmen wurden wir von<br />

Korrepetitor Patrick Lerf.<br />

Nach den Sportferien kam dann<br />

Zug in die Sache. Gil Soyer arbeitete<br />

intensiv mit den SchülerInnen und mit<br />

uns. Angelika Röhrig nahm sich Zeit,<br />

übte mit uns Sopran- und Altpartien.<br />

Die Musik war nun eigentlich in mir<br />

drin,sie begleitete mich durch den Alltag.<br />

Jetzt musste noch an der Sprache<br />

gearbeitet werden.Die extreme Mundgymnastik<br />

hat mich schon etwas befremdet!<br />

Aber die Botschaft des Hymnus<br />

verlangte deutliches Sprechen-Singen.<br />

Ich erinnere mich gut an den Samstagvormittag<br />

im Januar,wo zum ersten<br />

mal Schülerchor, Kinderchor und Eltern-Lehrer-Chor<br />

zusammenkamen<br />

und gemeinsam probten. Endlich mit<br />

den SchülerInnen ein grosser Chor<br />

sein,endlich laut sein … Zwar klang es<br />

dann fürs erste ziemlich schüchtern –<br />

aber das sollte schon noch anders<br />

kommen.<br />

Und wie! Die Generalprobe (zum<br />

ersten mal mit dem Orchester!), die<br />

Hauptprobe waren gut und machten<br />

Mut.<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Die Konzerte waren grossartig! In<br />

Lenzburg hielt uns (Chor, Kinderchor,<br />

Orchester, Solisten) die Kirche eng zusammen,<br />

wir waren wie ein Körper,<br />

die Musik sprengte fast die Mauern. In<br />

Suhr war ich persönlich bereits etwas<br />

ausgepumpt, aber ich erinnere mich<br />

an die Weite des Raumes, wie die Musik<br />

ausströmen konnte. Vollends erschaudern<br />

liessen mich die kleinen<br />

GROSSEN Momente der absoluten Stille<br />

in den Kirchen zwischen dem letzten<br />

Ton des Hymnus und dem Beginn<br />

des tosenden Applauses. Da schien einen<br />

Moment lang alle Welt stille zu stehen<br />

– eins zu sein.<br />

Was bleibt da noch zu sagen?<br />

Viele Menschen haben mit Hand<br />

und Herz zum Gelingen der Chorkonzerte<br />

beigetragen. Und wenn jemand<br />

von den LeserInnen gerne singen<br />

möchte mit Eltern und Lehrern und<br />

im nächsten Frühling mit den Schüler-<br />

Innen – dann ist er/sie herzlich willkommen,jeweils<br />

mittwochs von 19.30<br />

bis 21.30 Uhr im kleinen Eurythmiesaal!<br />

Veronika Danioth


Hymnus<br />

von Patrick Huck<br />

Lied an die Erde<br />

Gegrüsst seist du, edle Erde!<br />

Dienerin Gottes und seiner Schöpfung.<br />

Die erhabene Schönheit deines Körpers<br />

widerspiegelt deine gütige Seele.<br />

In jeder deiner Zellen fliesst das Versprechen<br />

Gottes und der Traum des<br />

Menschen.<br />

Du teilst mit uns deinen Atem, dein<br />

Blut, dein Leib.<br />

Unendlich ist deine Geduld und<br />

ohne Ende deine Demut.<br />

Trotz allen Leides, das du erduldest,<br />

trägst du in dir die Hoffnung und die<br />

Zuversicht<br />

auf den Blick des erwachenden Menschen.<br />

Alles Leben, welches du liebevoll umhüllst,<br />

kann von dir lernen.<br />

Liebe Mutter, wir verneigen uns vor<br />

dir.<br />

Wisse, dass wir dich lieben und<br />

bewundern in tiefer Dankbarkeit!<br />

Lied an die Sonne<br />

Gegrüsst seist du, erhabene Sonne,<br />

Spenderin von Kraft und Leben!<br />

Du bewegst dich in den unendlichen<br />

Weiten des Himmels<br />

und doch umhüllt dein Licht auch<br />

den kleinsten Lebenskeim.<br />

Du forderst die Erde zum Tanze auf:<br />

das Spiel beginnt, es geht voran,<br />

denn wo du bist, ist Wachstum.<br />

Du machst uns reich, du machst uns<br />

schön.<br />

Sag mir, grosse Sonne, die du ewig<br />

gibst:<br />

Empfängst du auch etwas von den<br />

Herzen der Menschen?<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Lied an den Menschen<br />

Gegrüsst seist du, liebes Menschenkind!<br />

Schau dich nicht um, denn ich meine<br />

dich!<br />

Siehst du nicht wie der Sternenglanz<br />

zu deinen Füssen liegt?<br />

Siehst du nicht wie die Vögel im<br />

Himmel dich singend bewundern?<br />

Merkst du nicht wie jeder Regentropfen<br />

den Weg auf deine Wange<br />

sucht?<br />

Weisst du nicht, dass die Sonne ihr<br />

Licht auf die Erde zaubert um dich<br />

besser sehen zu können?<br />

Ja, du bist es! Ein Menschenkind!<br />

Eine Hoffnung für diese Welt!<br />

Deine Hände sind es, die deine<br />

Mitmenschen vertrauensvoll führen.<br />

Deine Füsse sind es, die dich durch<br />

das Leben tanzen lassen.<br />

Dein Blick ist es, der das erstickende<br />

Leben neu erwachen lässt.<br />

Dein Lachen ist es, das tausend<br />

Tränen trocknet und alles erfrischt.<br />

Dein Herz ist es, das den Funken der<br />

Liebe entzündet.<br />

Deine Engelsflügel sind es, die dich<br />

erheben in die Welt der Freude,<br />

Kindlichkeit und Schönheit.<br />

Glückskind, du!<br />

Du trägst das Versprechen in dir,<br />

dieser Welt die lang vergessene Krone<br />

der Glückseligkeit aufzusetzen!<br />

Worauf wartest du?


22 Rückblick<br />

120 Kinder und Jugendliche, welche in einem Chor singen,<br />

Radiobeitrag auf DRS 1 / Regionaljournal<br />

von Simon Libsig, ausgestrahlt<br />

am 25.März <strong>2006</strong><br />

Reporter Simon Libsig besuchte<br />

die letzten Proben:<br />

«Es ist Morgen um 9.00 Uhr. Schüler<br />

und Schülerinnen, 11- bis 16-jährige,<br />

suchen sich einen Platz in der Aula<br />

der <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong>.Sie kommen<br />

zum Singen, zum Üben zusammen mit<br />

Erwachsenen, welche den Chor<br />

stimmlich und musikalisch unterstützen.<br />

Zuallererst macht die Stimmbildnerin<br />

Kim Bartlett sozusagen ein Aufwärmen.<br />

Seit einem halben Jahr wird<br />

schon geprobt, jeden Freitag, in dieser<br />

Woche vor dem Auftritt sogar jeden<br />

Tag zwei Stunden lang. Dies ist für die<br />

Kinder der <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong><br />

nichts Aussergewöhnliches.Singen hat<br />

hier einen wichtigen Platz im Stundenplan.<br />

Schülerstimmen:<br />

• «Seit ich an dieser <strong>Schule</strong> bin, singen<br />

wir.Wir singen hier recht viel.»<br />

• «Also ich muss gehen, aber es macht<br />

mir eigentlich noch viel Spass.»<br />

• «Es ist noch sehr schön, also noch<br />

sehr intensiv, wenn dann alle zusammen<br />

das wirklich einstudiert haben.»<br />

• «Ich finde es eigentlich noch speziell.»<br />

Ein Hymnus an die Erde, an die<br />

Sonne und an die Menschen, komponiert<br />

vom Musiker Patrik Huck aus<br />

Schafisheim, kommt an dem diesjährigen<br />

Chorkonzert zur Uraufführung.<br />

Neue Musik, ein neuer Text, zusammen<br />

mit der alten klassischen Messe<br />

in C von Ludwig van Beethoven. Der<br />

Projektleiter und Chordirigent Gil Soyer<br />

hat sich viel vorgenommen mit seinem<br />

gemischten Chor aus Kindern<br />

und Erwachsenen.<br />

Gil Soyer: «Es ist immer eine Gratwanderung<br />

und es ist wie beim Seiltanzen<br />

oder am Abgrund vorbeilaufen,<br />

es ist nicht ganz ungefährlich, aber es<br />

ist einfach so begeisternd, was man erreicht<br />

dadurch. Es ist eine Art Kommunion<br />

mit Jugendlichen, mit Erwachsenen,<br />

mit Berufsleuten, und es entsteht<br />

für einen Moment etwas Besonderes,<br />

was aus dem Alltag herausgehoben<br />

ist.» Kunst, es entstehe Kunst, sagt Gil<br />

Soyer, und dafür brauche es viel Engagement<br />

und Herzblut.<br />

Gil Soyer: «Ich möchte, dass die Jugendlichen<br />

das erleben. Die Chorstunde<br />

ist nicht eine Stunde, bei der man<br />

sich einfach entspannt. Die Chorstunde<br />

ist eine Arbeitsstunde, und man<br />

ringt sich durch, dass man wirklich als<br />

Mensch gestalterisch wirkt.»<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

Schülerstimmen:<br />

• «Wenn ich alleine singe, dann singe<br />

ich immer leiser, aber in der Gruppe<br />

werde ich lauter.»<br />

• «Unser Dirigent fand, dass wir auch<br />

mitsingen dürfen, weil wir so schön<br />

singen.»<br />

• «Ich möchte nicht unbedingt gerade<br />

zuvorderst stehen, aber ja, ich freue<br />

mich schon.»<br />

Bevor es aber soweit ist, bevor die<br />

Kinder das,was sie im letzten Halbjahr<br />

geübt haben, auf der Bühne zeigen<br />

können, bevor die Kleinen für einmal<br />

den Ton angeben können, bis zu diesem<br />

Punkt treibt sie der Dirigent noch<br />

zum Üben an.


zusammen mit 30 Erwachsenen<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong>


24 FO R E LLE (Forum Eltern Lehrer)<br />

Dank an Niklaus Schär<br />

Seit der Einrichtung der FORELLE<br />

ist schon wieder eine Menge Wasser<br />

den Fluss hinuntergeflossen. Neue Forellen<br />

tummeln sich und arbeiten sich<br />

mit frischer Kraft durch Wellen und<br />

Strudel.Eine grosse Forelle ist kürzlich<br />

dem Bau- und andern Projekten wie<br />

etwa dem Schulvorstand ins Netz gegangen<br />

und hilft an diesen Orten mit,<br />

neue Bewegungen und Bögen zu<br />

schlagen.<br />

Darum möchten wir die Gelegenheit<br />

jetzt nutzen, Niklaus Schär ganz<br />

herzlich zu danken für seinen grossund<br />

einzigartigen, unermüdlichen Einsatz<br />

für die FORELLE. Die Offenheit<br />

und Achtung, mit welcher er stets die<br />

unterschiedlichsten Anliegen der<br />

<strong>Schule</strong> angeht, seine Umsichtigkeit<br />

und sein Überblick gaben dem FOrum<br />

ELtern LEhrer eine ganz besondere<br />

«Welle» (Note). Er brachte nicht nur<br />

reiche Erfahrungen, sondern Leidenschaft,<br />

Engagement und wegbereitenden<br />

Idealismus ein; immer wieder gelang<br />

ihm der Bogen und die Verbindungen<br />

nach allen Seiten.<br />

Wir durften Niklaus als Forellenfreund<br />

erleben, der sowohl mit wie<br />

auch gegen den Strom zu schwimmen<br />

verstand – und es nach wie vor versteht.<br />

Sein grösster Wunsch war es, die<br />

FORELLE als ein «Herzorgan der Schulgemeinschaft»<br />

im Bewusstsein aller zu<br />

verankern, die mit der <strong>Schule</strong> verbunden<br />

sind. Hier sollte alles, was die<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

<strong>Schule</strong> betrifft, seinen Platz haben:Anregungen,<br />

Sorgen,Visionen, Konflikte,<br />

Freuden, Pläne, Gespräche – ein Forum<br />

für eine selbst verwaltete <strong>Schule</strong>.<br />

An diesem Ziel wird mit jeder FOREL-<br />

LE weitergearbeitet.<br />

Die angefangene Arbeit soll möglichst<br />

wachsam, offen und zielstrebig<br />

weitergeführt werden. Niklaus’ Vermittlungsgeschick<br />

und die Sorgfalt<br />

und Ernsthaftigkeit, mit der er Hindernisse<br />

zu überwinden sucht, bleibt uns<br />

vorbildlich. Die FORELLE soll weiterhin<br />

als lebendiger Ort der Vernetzung<br />

erlebt werden – wir freuen uns auf<br />

quicklebendige Samstagvormittage.<br />

Für die FORELLE-Vorbereitungsgruppe:<br />

Anna Makiol


Weihnachts-Verkauf 25 Sympathie-Beitrag<br />

Kreatives Nähen für Kinder<br />

Schöne farbige Westen aus Wollwalkstoff,<br />

Stirnbänder, lustige Kindermützen<br />

und viele andere warme Sachen<br />

finden die Weihnachts-Verkaufs-<br />

Besucher an unserem Stand.<br />

Wir sind momentan eine kleine Arbeitsgruppe<br />

aus aktuellen und ehemaligen<br />

<strong>Schule</strong>ltern. Unser Angebot hat<br />

sich durch den Wandel der Zeit an der<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> verändert. Noch<br />

vor zehn Jahren bestanden unsere<br />

Näharbeiten aus Latzhosen, Trägerröckli,<br />

Sonntagsröckli, usw. Weil die<br />

Nachfrage nach diesen Kleidungsstücken<br />

nach und nach zurückging, suchten<br />

wir nach neuen Ideen. Wir überlegten<br />

miteinander, welches die Bedürfnisse<br />

unserer Eltern sind. Wir<br />

suchten nach besonderen Kleidern,<br />

welche man möglichst exklusiv nur<br />

bei uns kaufen kann. Dabei sind wir<br />

stets bemüht, Stoffe aus Naturfasern<br />

wie Wolle, Baumwolle usw. zu verwenden.<br />

Seit einigen Jahren finden wir<br />

kaum mehr Frauen, welche genügend<br />

Zeit finden, um tragend bei uns mit zu<br />

arbeiten. Dadurch ist unser Angebot<br />

etwas weniger reichhaltig.Aus diesem<br />

Grund verkaufen wir noch Unterwäsche<br />

aus Wolle und Seide, welche wir<br />

nicht selber herstellen, die in Bezug<br />

auf Rohstoffe und Herstellungsweise<br />

aber unseren hohen Ansprüchen genügen.<br />

Seit dem letzten Jahr verkaufen<br />

wir bei uns auch Socken,die früher im<br />

Strickstübli angeboten wurden.<br />

Unsere kleine Arbeitsgruppe trifft<br />

sich alle zwei Wochen an einem<br />

Morgen in der <strong>Schule</strong>. Wir sind sehr<br />

flexibel. An unseren Nähtreffen suchen<br />

wir gemeinsam nach neuen<br />

Ideen. Wir tauschen Schnittmuster<br />

aus. Jede versucht gemäss ihrer Möglichkeiten<br />

das zu nähen, was auch<br />

Freude macht. Eigentlich kann man<br />

unsere Nähgruppe wie einen Nähkurs<br />

ansehen. Wir helfen einander, kaufen<br />

Stoffe ein und geben einander Tipps<br />

beim Anfertigen.Wer sich entschliesst,<br />

Weihnachts-Verkauf <strong>2006</strong><br />

Samstag 25. November 9–18 Uhr<br />

Sonntag 26. November 10–17 Uhr<br />

bei uns mit zu arbeiten, muss nicht<br />

eine gelernte Schneiderin sein, sondern<br />

einfach Freude an Textilien haben<br />

und den Wunsch verspüren Vielfältiges<br />

und Einfaches herzustellen.<br />

Jede kann ihre Ideen und Fähigkeiten<br />

einbringen.Je vielfältiger und reichhaltiger<br />

die Ideen sind, desto interessanter<br />

ist unser Angebot, aus dem die<br />

Weihnachts-Verkaufs-Besucher auswählen<br />

können.<br />

Wir freuen uns über viele interessierte<br />

Menschen, die bei uns einmal<br />

vorbeischauen wollen und einen<br />

Schnuppermorgen machen.<br />

De Flohmi:<br />

Anita Borter 062 891 33 67<br />

Silvia Müller 062 776 32 84<br />

Wo selli mit däm Gampiross hii<br />

S’isch für mis Jüngschte scho lang<br />

vill z’chlii<br />

Und d’Lampe vo de Omama<br />

staat au ganz verlore da<br />

und s’härzigi Dösli<br />

vom Tante Rösli<br />

und die schön Täsche<br />

die Chupfer – Bettfläsche<br />

die Brotschnidmaschine<br />

die Briobahnschine<br />

s’gaat drüber und drunder<br />

wohii mit dem Plunder<br />

s’sind gueti Sache<br />

was sell ich nur mache?<br />

Da gits nur eis:<br />

Stell d’Nummere 062 891 96 16 ii<br />

Und brings dänn bim<br />

Steinzgi Flohmärt verbii.<br />

Gedicht:Margrit Reithaar<br />

Flohmi:Familie Ferreira Da Silva<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />

In den letzten 5 Jahren konnten der<br />

<strong>Schule</strong> dank Ihrer Mithilfe durch den<br />

Sympathie-Beitrag nicht unwesentliche<br />

Vergütungen gemacht werden:<br />

2000/01 Fr.11 000.–<br />

2001/02 Fr.13 150.–<br />

2002/03 Fr.14 430.–<br />

2003/04 Fr.14 000.–<br />

2004/05 Fr.13 800.–<br />

Mit Ihren Einkäufen in den Geschäften<br />

(siehe Liste im Internet unter<br />

www.steinerschule-aargau.ch, sie ist<br />

auch im Schulsekretariat oder bei der Familie<br />

Bopp, Wittnau,Tel. 062 871 42 41<br />

erhältlich) unterstützen Sie die <strong>Schule</strong>!<br />

Bitte sammeln Sie die Rechnungsoder<br />

Kassenbelege. Sie können sie in<br />

den «Sympathie-Briefkasten» vor dem<br />

Schulsekretariat einwerfen oder laufend<br />

an die folgende Adresse senden:<br />

Familie S. + H. Bopp, Sympathie-Beitrag,<br />

Hauptstrasse 112,5064 Wittnau<br />

Auf Grund einer per 31.3., 30.6.,<br />

31.10. und 31.12. erstellten Abrechnung<br />

an die Geschäftsinhaber erfolgt die Vergütung<br />

der Geschäfte auf das entsprechende<br />

Konto der <strong>Schule</strong>.Aktuelle Mutationen<br />

und Informationen erscheinen<br />

im Mitteilungsblatt der <strong>Schule</strong>.<br />

Arbeitsgruppe Sympathie-Beitrag<br />

Heiri Bopp


26 Agenda<br />

Veranstaltungen der <strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong><br />

Veranstaltungen im Brutelsaal<br />

Freitag,7.Juli,18 Uhr Sommerfest<br />

Dienstag,15.August,19.30 Uhr trio kali gari (Klezmer-Musikgruppe)<br />

Freitag,15.September Benefizveranstaltung (Programm folgt)<br />

Samstag,16.September Benefizveranstaltung (Programm folgt)<br />

mit Schulhausfest<br />

Samstag,16.September,19.30 Uhr Zirkus 7. Klasse<br />

Sonntag,17.September,15 Uhr<br />

Freitag,29.September,18 Uhr Michaeli Quartalsfeier<br />

Sonntagshandlung<br />

für die Kinder des 2. Juli<br />

freichristlichen Unterrichts 20. August<br />

jeweils um 9.15 Uhr<br />

Elternabende<br />

im Klassenzimmer 4. Klasse: Mo,28.August, 20.15 Uhr<br />

9. Klasse: Di,12.September, 20.15 Uhr<br />

Samstag,26. August,9 Uhr FORELLE (Forum für Eltern und LehrerInnen)<br />

Tradition & Erfahrung.<br />

Seit 30 Jahren.<br />

Stimmungen und Reparaturen aller<br />

Flügel und Klaviere durch erfahrene<br />

und ausgezeichnete Fachleute.<br />

Wir freuen uns<br />

auf Ihren Anruf!<br />

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Rosengartenstrasse 2, 5430 Wettingen<br />

Telefon: 056 426 25 21, Fax: 056 426 04 32<br />

info@piano-meister.ch, www.piano-meister.ch<br />

<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong>


B e i j e d e m W i n d u n d W e tter<br />

wärmstens e m p f o h l e n.<br />

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