Mitteilungen Johanni 2006 - Rudolf Steiner Schule Aargau
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4 Auftakt<br />
Waldtag im Kindergarten<br />
Nachdem alle Kinder eingetroffen<br />
sind, werden sie zur Gruppe gesammelt.<br />
Einige dürfen in den «Rössliwagen»<br />
steigen, andere bekommen ein<br />
«Rössligeschirr» und dürfen den Wagen<br />
ziehen. Der Rest der Kinder marschiert<br />
zu zweit das erste Wegstück zum Wald.<br />
Wenn wir dann übers offene Feld<br />
gehen, hat es überall am Weg entlang<br />
«Bahnhöfe», das heisst Warteplätze.Die<br />
Kinder dürfen in ihrem eigenen Tempo<br />
den nächsten Bahnhof erreichen. So<br />
gibt es ein paar ganz Schnelle,und auch<br />
solche, die im Schneckentempo unterwegs<br />
sind nebst dem Trupp in der Mitte.Am<br />
Weg entdecken wir jedesmal Besonderheiten<br />
wie zum Beispiel die<br />
«Schneckenautobahn», den Garten mit<br />
dem grossen Hund usw. Wir beobachteten<br />
die Veränderungen in den Schrebergärten.<br />
Später kommen wir zum grossen<br />
Baum, wo alle ihre Kletterkünste<br />
verbessern können.<br />
Am Waldrand angelangt, sammeln<br />
wir uns zum Kreis und machen einen<br />
Schwedentanz. Am Rastplatz im Wald<br />
werden die gefilzten Sitzdecken ausgelegt,<br />
und alle Kinder setzen sich. Das<br />
Znüni wird aus den Rucksäcken geholt,<br />
das von den Müttern/Vätern in aller<br />
Frühe liebevoll bereitgestellt wurde. Ist<br />
die Znünirunde fertig, kann jedes Kind<br />
ins Spiel eintauchen oder werken. Der<br />
Wald füllt sich mit Zwergen, Königinnen<br />
und Königen, verschiedensten Tieren,Müttern,Vätern,Kindern<br />
u.s.w.<br />
Eine Insel von einer Baumwurzel,<br />
kleine Sträucher bilden ein Reich, wo<br />
Mutproben gemacht werden, zum Beispiel<br />
den Drachen töten oder über den<br />
grossen Bach springen. Eine Schaukel<br />
wird gebaut mit Seil und Stecken, es<br />
wird geschnitzt, gesägt, gebaut, Kränze<br />
werden geflochten, Blumen gepflückt,<br />
Verstecken gespielt.<br />
Es ist immer spannend zu beobachten,<br />
wie der Wald sich verändert, von<br />
ganz Grün mit Blättern zu nackten<br />
Baumsilhouetten ohne Blätter, bis zum<br />
Erleben von Frost, Eis und Schnee. Jede<br />
Jahreszeit hat ihren eigenen Geruch,<br />
die Vögel singen unterschiedlich oder<br />
es ist still, der Platz ist überschaubar<br />
oder es hat wieder viele Versteckplätze.Gegen<br />
Mittag wird die Gruppe gesammelt,<br />
zum Abschlusskreis mit Geschichte<br />
und Fingerspiel. Damit wir<br />
den Heimweg gut schaffen,mit viel Mut<br />
und Kraft, gibt es vor dem Aufbruch<br />
eine Stärkung, eine Handvoll Schnitze<br />
aus dem Wundersack.<br />
So wird jetzt der Heimweg in Angriff<br />
genommen. Nach einem tüchtigen<br />
Marsch sind wir alle vor dem Kindergarten<br />
angelangt mit roten Backen, müden<br />
Beinen, Hunger, oft mit schmutzigen<br />
Händen und Kleidern, oder bekränzt<br />
und meistens mit einem glücklichen<br />
Herz.<br />
Danke für das Anvertrauen der Kinder.<br />
Jona Geissbühler<br />
Kind sein dürfen, spielen und Gedeihen<br />
im intensiven Miterleben<br />
der Naturprozesse.<br />
Die Idee vom Waldkindergarten<br />
stammt aus Dänemark und ist in den<br />
nordischen Ländern schon seit längerer<br />
Zeit ein wichtiges pädagogisches Angebot.<br />
In Deutschland spriessen die Waldkindergärten<br />
förmlich aus dem Boden,<br />
ebenso naturnahe Betreuungsangebote.<br />
In der Schweiz gibt es mittlerweile<br />
11 Waldkindergärten und schätzungsweise<br />
400 Waldspielgruppen, allein im<br />
Kanton <strong>Aargau</strong> mindestens 25. Immer<br />
mehr Eltern wünschen sich für ihre<br />
Kinder solche Betreuungsangebote.<br />
Das Naturerleben und Draussensein ist<br />
heute keine Selbstverständlichkeit<br />
mehr. Dieses Lebenselixier einer gesunden<br />
Erziehung wird durch ein reiches<br />
Medien- und Freizeitangebot ins Abseits<br />
gedrängt. In Deutschland verbringen<br />
die Kinder noch durchschnittlich 5%<br />
ihrer Wach-Zeit draussen.<br />
Der Waldkindergarten hat sein eigenes<br />
pädagogisches Konzept. Die altersgemischte<br />
Gruppe fördert die Sozialkompetenz<br />
der Kinder und ermöglicht<br />
ein differenziertes Eingehen auf individuelle<br />
Bedürfnisse.<br />
Die Sinne der Kinder werden durch<br />
die lebendige Umgebung herausgelockt<br />
und gefördert. Der Waldboden mit Wurzeln,<br />
Steinen und verschiedenem Gelände<br />
fördert das Gleichgewichts-Empfinden<br />
der Kinder vielfältig. Ein stabiles<br />
Gleichgewicht verleiht äussere und innere<br />
Sicherheit und stärkt das Selbstvertrauen.<br />
Kinder, die im Raum durch den Geräuschpegel<br />
oder übermässigen Bewegungsdrang<br />
sich bedrängt oder eingeengt<br />
fühlen,entwickeln sich in der offenen<br />
Umgebung mit ihren natürlichen<br />
Grenzen entspannt und entwickeln<br />
neue Lernschritte. (Der Lautpegel in einem<br />
Kindergarten/ Schulzimmer entspricht<br />
laut Untersuchungen oft 80 Dezibel,empfohlen<br />
sind 65 Dezibel)<br />
Ein wichtiger Grundsatz ist die Entfaltung<br />
und Anregung der Eigenaktivität.<br />
Die Kinder sind aufgefordert mit<br />
dem, was im Walde zu finden ist, schöpferisch<br />
tätig zu werden. Spiele werden<br />
erfunden, Geschichten inszeniert, Stöcke<br />
geschnitzt, Steine und Holz gesammelt,<br />
Hütten gebaut, Zwergengärten gestaltet,<br />
Kränze geflochten, Mutproben<br />
inszeniert. Neugierde und Gestaltungsfreude<br />
lassen einen kräftigen Lernwillen<br />
heranreifen.<br />
Kraft und Bewegungsfreude können<br />
ausgelebt und sinnvoll eingesetzt<br />
werden. Eine gute Gesundheitsbasis<br />
wird gefördert. Die Ausdauer wird gestärkt<br />
durch das Erlebnis der Ueberwindung,<br />
die schönen Erlebnisse lassen<br />
den Augenblick überdauern.<br />
Stefanie Schär