Mitteilungen Johanni 2006 - Rudolf Steiner Schule Aargau
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3 Editorial<br />
<strong>Rudolf</strong> <strong>Steiner</strong> <strong>Schule</strong> <strong>Aargau</strong> <strong>Mitteilungen</strong> <strong>Johanni</strong> <strong>2006</strong><br />
3 Leitar tikel<br />
Alles eine Frage der Vorstellung <strong>Johanni</strong>skraut<br />
In seinem zuletzterschienenen<br />
Roman «Auf<br />
der anderen Seite<br />
der Welt» erzählt<br />
Dieter Forte von<br />
einem begabten<br />
Geiger, der bereits<br />
als Zwölfjähriger im Orchester<br />
der Philharmonie in Berlin mitspielte.<br />
Während des Krieges studierte dieser<br />
aus Versehen aus rein musikalischen<br />
Gründen Mendelssohn ein, was verboten<br />
war. Im Gefängnis traf er auf einen<br />
jüdischen Geiger, der ihm den letzten<br />
Schliff verpasste. Ohne Geige übten<br />
die beiden täglich viele Stunden, der<br />
Meister korrigierte Griffe und Bogenführung,<br />
er hatte nicht nur das absolute<br />
Gehör,sondern auch ein unbestechliches<br />
Auge.<br />
Griffe und Bogenhaltung stellten<br />
Musik dar, die sich dem Gefühl über<br />
den Intellekt erschloss, dem Gehör<br />
über den Verstand – es war alles eine<br />
Frage der Vorstellung. «Er wusste<br />
nicht, wie er die kommende Zeit überleben<br />
sollte, aber das Leben bestand<br />
nicht aus berechenbarem Besitz, es erstand<br />
jeden Tag neu aus Unerhofftem,<br />
Unerwartetem, und das war ein Trost,<br />
mit der Musik im Ohr versuchte er einfach<br />
geradeaus zu gehen.»<br />
Die Umstände sind glücklicherweise<br />
ganz andere. Die Vorstellungskraft<br />
der Zuhörerschaft war am Schulkonzert<br />
nicht in dem Masse gefordert<br />
– die Musik war zu hören, der Dirigent,<br />
die Sängerinnen und Sänger, die<br />
Musiker samt Instrumenten zu sehen.<br />
Die Musik, die über Monate von allen<br />
Beteiligten gemeinsam erarbeitet wurde,<br />
mag nun im Ohr weiterklingen. Sie<br />
bestärkt die Erkenntnis, dass es im Leben<br />
sehr oft die immateriellen Dinge<br />
sind, die sich als kostbar erweisen. Ungeachtet<br />
der Haltung des einzelnen<br />
zum grossen Projekt «Schulkonzert»<br />
(so ein grosses Unterfangen kennt<br />
schliesslich leichtere und schwierige-<br />
re Phasen!): Zweifellos nehmen alle<br />
eine wesentliche Erfahrung mit auf<br />
den Weg.Diese stellt keinen berechenbaren<br />
Besitz dar – zum Glück macht<br />
die <strong>Schule</strong> solche Erlebnisse möglich!<br />
Von weiteren <strong>Schule</strong>rlebnissen berichten<br />
im vorliegenden Heft zwei<br />
Zehntklässler, die mit den Sommerferien<br />
ihre Schulzeit in Schafisheim abschliessen.Auch<br />
aus der Eltern-Kinder-<br />
Gruppe, der Unter-, Mittel- und Oberstufe<br />
sind Berichte zu lesen, und<br />
schliesslich gehört zur <strong>Johanni</strong>-Ausgabe<br />
jedes Jahr der Abschied von Kolleginnen<br />
und Kollegen.<br />
Im Namen der Redaktion danke<br />
ich für alle Beiträge und wünsche gutes<br />
Lesevergnügen.<br />
Martina Kuoni<br />
«Tees und Saft aus <strong>Johanni</strong>skraut<br />
sind sinnvoll bei leichtem depressivem<br />
Unwohlsein und der so genannten Winterdepression.»<br />
(Christiane Schröder<br />
«Gesund und fit mit <strong>Johanni</strong>skraut»)<br />
Zur Unterstützung der Heilwirkung<br />
möge man diese goldengelbe Sonnenpflanze<br />
liebevoll-intensiv um die <strong>Johanni</strong>szeit<br />
wahrnehmen und beobachten<br />
und als Erinnerungsschatz, der in den<br />
dunklen Wintermonaten wieder hervorgeholt<br />
werden kann, sich «seelisch<br />
einverleiben».<br />
In jüngster Vergangenheit wurde<br />
das <strong>Johanni</strong>skraut ja zu einem klassischen<br />
Streitfall bezüglich «wissenschaftlich<br />
gesicherten» Heilverfahren.<br />
Schon vor fast 120 Jahren schrieb<br />
der amerikanische Arzt Dr. F.A. Burrell<br />
hierzu in einem Artikel über «Anwendungsmöglichkeiten<br />
des Oleum Hyperici<br />
(<strong>Johanni</strong>skrautöl)» mit photosensibilisierender,<br />
d. h. lichtverstärkender<br />
Wirkung:<br />
In der Materia medica, dem klassischen<br />
Schatz aller Heilmittel, gehen die<br />
Erkenntnisse der klinischen Erfahrungen<br />
häufig denen der wissenschaftlichen<br />
Analyse voraus und die Wissenschaft<br />
kommt gelegentlich später, um<br />
uns zu informieren, warum wir mit bestimmten<br />
Heilkräutern bestimmte Wirkungen<br />
erzielen. Die Praxis, die auf eindeutigen<br />
wissenschaftlichen Erfahrungen<br />
basiert, ist natürlich höchst wünschenswert;<br />
aber darauf können wir<br />
nicht immer warten.Wenn ein Heilmittel<br />
längst über das hinaus ist,was als seine<br />
modische Existenz bezeichnet werden<br />
kann und wegen seiner heilsamen<br />
Wirkung einen guten Ruf geniesst,kann<br />
man davon auszugehen, dass diese Eigenschaften<br />
nicht auf Einbildung beruhen.<br />
Besonders für das <strong>Johanni</strong>skraut,<br />
dem man seine intensive Lichtkraft, seine<br />
sonnige Ausstrahlung direkt ansehen<br />
kann,gelten obige Aussagen<br />
Felix Bauer