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Prof. Dr. Gottfried Adolph Die Praxis des handlungsorientierten ...

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<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Gottfried</strong> <strong>Adolph</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>des</strong> <strong>handlungsorientierten</strong> Unterrichts<br />

konkreten Beispielen wird gezeigt, wie Handlungsorientierung denkproduktive Fragen provozieren<br />

kann.<br />

Sechstens: Es gibt keine bessere Motivation zur Denkarbeit als der Denkerfolg. In dem hier<br />

dargestellten Lehrgang soll erkennbar werden, wie sich im Handlungsorientierten Unterricht der<br />

Denkerfolg im Erreichen <strong>des</strong> Handlungszieles erweist.<br />

Es soll aber auch sichtbar werden, dass, wenn das Gewünschte sich auf Anhieb nicht einstellt,<br />

dem Handelnden das Gelingen aber in greifbarer Nähe gerückt ist, die Motivation zur geistigen<br />

Anstrengung einen zusätzlichen Schub erfährt.<br />

<strong>Die</strong> erste Unterrichteinheit<br />

Der Unterrichtsbeginn<br />

Der erste Tag in einer berufsbildenden Schule.<br />

<strong>Die</strong> erste Unterrichtsstunde<br />

Schüler, die zum ersten Mal im Unterricht einer Berufsschule sitzen, haben in der Regel eine lange<br />

Schulkarriere hinter sich. Sie war häufig durch Unlust, Desinteresse, Langeweile und<br />

Misserfolgserlebnisse gekennzeichnet. Viele haben <strong>des</strong>halb Schule restlos satt. Sie erwarten<br />

durch den Eintritt in die Berufswelt, endlich der ungeliebten Schule zu entrinnen. Viele Eltern<br />

berichten, dass ihre „Kinder" mit dem Eintritt in den Ausbildungsbetrieb regelrecht aufleben. Nichts<br />

kann <strong>des</strong>halb für die Berufsschule tödlicher sein, als am ersten Tag in der Berufsschule den<br />

Eindruck entstehen zu lassen: „Schon wieder (diese scheiß) Schule!"<br />

Handlungsorientierung bietet die Chance, diesen Teufelskreis von Unlust und Desinteresse zu<br />

durchbrechen.<br />

Beim Unterrichtsbeginn sollte der Lehrer auf alle eingefahrenen Rituale verzichten. (Das ist sicher<br />

nicht einfach, denn Rituale vermitteln ein Gefühl der Sicherheit.) Vom Schüler hergesehen: „Er<br />

erzählt keinen Scheiß und stellt keine dämlichen Fragen.“<br />

Mit Hilfe von Overhead oder Printsheets und begleitender Rede stellt er einige Objekte vor, ein<br />

mehrgeschossiges Hauses, ein Haus mit kleinem Anbau, ein kleines Gebäude (Gartenhaus,<br />

Garage oder Ähnliches) und eine Werkbank in einem Raum. Er spricht davon, dass er mit ihnen<br />

gemeinsam, eines dieser Objekte oder mehrere „nach allen Regeln der elektrotechnischen Kunst"<br />

elektrifizieren möchte. (In dem mehrgeschossigen Haus müsste vorher ein Teilbereich ausgesucht<br />

werden.) Jetzt müsse entschieden werden, welches Objekt von den Schülern ausgewählt würde.<br />

Es bieten sich mehrere Möglichkeiten an: 1. <strong>Die</strong> ganze Klasse arbeitet an einem Objekt. 2. Zwei<br />

oder mehrere Objekte werden in Gruppen erarbeitet.<br />

„Schaut euch die verschiedenen Objekte gut an. Fragt, wenn ihr Fragen habt. Dann müsst ihr euch<br />

entscheiden.“<br />

[In diesem Entscheidungsprozess kommt der Lehrer mit den Schülern und die Schüler<br />

untereinander zum ersten Mal in ein Gespräch. Es ist wichtig, dass der Lehrer vermitteln kann,<br />

dass die Schüler sich hier wirklich entscheiden können. Deshalb muss alles so offen wie möglich<br />

sein. Jeder, der eine Frage hat und dem etwas zur Sache einfällt, muss sich einbringen können.<br />

Jeder ernst gemeinte Beitrag muss ernst genommen werden. Schüler neigen dazu, für sie<br />

Ungewöhnliches zu verlachen. Hier muss der Lehrer sofort intervenieren. Er muss zeigen, welche<br />

Maßstäbe er im Hinblick auf die Gesprächskultur setzt. Es sollte jeder sagen, was er denkt und<br />

jeder denken, was er sagt.<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Gottfried</strong> <strong>Adolph</strong> <strong>Die</strong> <strong>Praxis</strong> <strong>des</strong> <strong>handlungsorientierten</strong> Unterrichts 2/14

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