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Ikonizität und Indexikalität im gebärdensprachlichen Lexikon Zur ...

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<strong>Ikonizität</strong> <strong>und</strong> <strong>Indexikalität</strong> <strong>im</strong> <strong>gebärdensprachlichen</strong> <strong>Lexikon</strong> 81<br />

in Deutschland ist weitgehend oral orientiert, so dass sich DGS-Sprecher<br />

in der deutschen Laut- <strong>und</strong> Schriftsprache verständigen können.<br />

Anders als in der Lautsprache werden in <strong>gebärdensprachlichen</strong> Äußerungen<br />

grammatische <strong>und</strong> inhaltliche Informationen über mehr als einen<br />

Übertragungskanal gleichzeitig vermittelt. Während in der Lautsprache<br />

sowohl segmentale als auch suprasegmentale Komponenten nur über die<br />

St<strong>im</strong>me d. h. den vokalen Kanal übermittelt werden, werden sprachliche<br />

Informationen in der Gebärdensprache gleichzeitig über verschiedene<br />

Kommunikationskanäle übertragen. Daher werden in der DGS<br />

drei verschiedene Arten von Zeichen mit bedeutungstragenden Funktionen<br />

unterschieden:<br />

a) mit den Händen ausgeführte Zeichen<br />

Dies sind Gebärden <strong>im</strong> engeren Sinne, also mit den Händen ausgeführte,<br />

konventionalisierte Form-Bedeutungs-Relationen. Eine Gebärde<br />

setzt sich aus den folgenden vier manuellen Komponenten zusammen:<br />

die Handform, die Handorientierung (Stellung der Handfläche),<br />

Ausführungsstelle (z. B. eine Stelle am Körper des Gebärdenden)<br />

<strong>und</strong> die in der Gebärde enthaltene Bewegung (z. B. das Schließen<br />

der Finger zu einer Faust oder die Bewegung der Hand durch den<br />

Gebärdenraum). Die jeweiligen Werte, die diese vier Komponenten<br />

annehmen können, entsprechen der Ebene der phonologischen Merkmale<br />

in der lautsprachlichen Phonologie. Die sich aus den vier Komponenten<br />

zusammensetzende Gebärde ist stets bereits bedeutungstragend,<br />

so dass der Phonembegriff für die Gebärdensprache problematisch<br />

ist (vgl. Becker 1997, Sandler & Lillo-Martin 2006: Kapitel 8<br />

13, Wrobel 2007: Kapitel 2 für die DGS).<br />

b) sogenannte non-manuelle Komponenten, d. h. mit M<strong>und</strong>, Gesicht,<br />

Kopf <strong>und</strong> Oberkörper ausgeführte Bewegungen<br />

Non-manuelle Komponenten sind von M<strong>im</strong>ik <strong>und</strong> Gestik als Formen<br />

non-verbaler (<strong>im</strong> Sinne von außersprachlicher) Kommunikation zu<br />

unterscheiden. Sie sind systematische Komponenten des Gebärdensprachsystems<br />

<strong>und</strong> üben lexikalische <strong>und</strong> grammatische Funktionen<br />

aus. Das Inventar der non-manuellen Komponenten besteht aus: M<strong>und</strong>gestik<br />

(Zungen- <strong>und</strong> Lippenbewegungen), M<strong>im</strong>ik (Augenbrauen,<br />

Stirnrunzeln, Naserümpfen usw.), Kopf- <strong>und</strong> Rumpfhaltung (Neigung<br />

<strong>und</strong> Drehung), Blickrichtung. Funktionen non-manueller Komponenten<br />

sind bspw. die Kennzeichnung des Satzmodus, die adverbiale<br />

Modifizierung, die Kennzeichnung konditionaler Gefüge, etc.<br />

c) mit dem M<strong>und</strong> geformte ,Wörter‘ der deutschen Lautsprache<br />

Diese werden in der Regel tonlos artikuliert <strong>und</strong> die Artikulation beschränkt<br />

sich häufig auf den sichtbaren Teil des lautsprachlichen Wortes.<br />

Diese M<strong>und</strong>bewegungen werden als M<strong>und</strong>bilder oder als Ablese-

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