Ein süßer Trost ist ihm geblieben …* - Durchblick

Philosophie
sich in ihr zu versenken, sich von ihrem Klang forttragen
zu lassen, Raum und Zeit nicht mehr zu spüren und sich aus
der Klammer von Leid und Schmerz für einen kurzen Augenblick
zu lösen. In dieser meditativen Stimmung liegt die
Kraft der Musik. Sie ist ein wunderbares und hilfreiches
Mittel für eine kranke, trostbedürftige Seele.
So könnte ich die Regale der Trostapotheke noch weiter
durchgehen, aber belassen wir es bei diesen kleinen Kostproben.
Welcher Weg zur Genesung beschritten wird und
welches die geeignete Medizin ist, liegt immer in der ganz
persönlichen Lebenserfahrung jedes einzelnen Menschen
und seinem Bild, das er von sich und der Welt hat. Einen
idealen Königsweg oder ein Allheilmittel gibt es nicht.
Trost ist ein Heilmittel, das von Mensch zu Mensch verabreicht
wird, ob indirekt oder direkt. Seine wirksamsten
Eigenschaften entfaltet er aber immer in der unmittelbaren
Zuwendung. Da, wo der Betroffene die Empathie, die authentische
Nähe und mit ihr das Mitfühlen und Mitleiden
des Anderen unmittelbar spürt und erfährt, erzielt der Trost
seine größte Wirkung.
Trösten ist eine Fähigkeit und Gabe, über die jeder
Mensch verfügt. Wir meinen oft, sie nicht zu besitzen, aber
das ist falsch. Jeder von uns kann Trost spenden. Meist ist
es schon hilfreich, wenn wir nur im gemeinsamen Schweigen
das unabänderlich Geschehene mit den Betroffenen
auszuhalten versuchen. Denken wir daran, unsere Mitmenschen
brauchen „unseren“ Trost, mehr als wir vermuten.
Treffend formuliert hat dies Theresia von Lisieux:
„Wenn man leidet, tut es so gut, ein befreundetes Herz zu
haben, worin unser Schmerz sein Echo findet.“
Eberhard Freundt
* Zur Überschrift: Eine Zeile aus Schillers Gedicht
Trost ist… ein fester Bestandteil des Bodens, der unser
Leben trägt. Damit uns die Stürme des Lebens nicht
entwurzeln und wir den Halt verlieren.
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durchblick 4/2004 19