Au s g ab e 0 1 / 0 9 Ausgabe Palliativversorgung - HealthCare ...
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Abschied<br />
17<br />
Die Klinikseelsorge<br />
Seelsorge an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH)<br />
ist ein Dienst der evangelischen und katholischen Kirche. Die<br />
acht Seelsorgerinnen und Seelsorger des evangelischen und<br />
katholischen Klinikpfarramtes verstehen sich ebenso als Gesprächspartner<br />
für Patienten und Angehörige als auch für<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Universitätsklinikums.<br />
Soweit sie es können, bestimmen die Kinder und Jugendlichen<br />
mit, wie der Abschied gestaltet werden soll. Ein Junge wünschte<br />
sich, seine Feuerwehruniform tragen zu dürfen. Ein Neunjähriger<br />
verschenkte nach und nach bis auf einen Teddy alle Spielsachen.<br />
Dann bestimmte er, dass nur noch die Eltern, nicht mehr<br />
die Geschwister und Freunde, kommen sollten. Ganz allmählich<br />
zog er sich zurück.<br />
Tut Sterben weh?, fragte sich eine 17-jährige Herzpatientin. Keiner<br />
hatte sich getraut, mit ihr darüber zu sprechen. Der jungen<br />
Frau konnte die Angst genommen werden: Palliativmedizinisch<br />
werde alles getan, um das Wehtun zu verhindern. Und sie müsse<br />
nicht allein sein. Sie wiederum machte sich Sorgen, „dass der<br />
Papa nicht umkippt“. Der Vater versicherte ihr: „Ich schaffe das.<br />
<strong>Au</strong>ßerdem ist ja auch die Mama da. Wir tragen das gemeinsam.“<br />
Kraft tanken im Kloster<br />
Wenn es um eine Vorstellung geht, wie das Sterben sein wird,<br />
dann führen manche Gespräche mit den Jugendlichen bis ins<br />
Spirituelle. Die 16-jährige hatte das Bild vor <strong>Au</strong>gen, sie gehe<br />
in ein Licht. „Eine solche Unterhaltung kann auch mal bis dahin<br />
gehen, dass wir uns Bilder vor <strong>Au</strong>gen führen wie dieses:<br />
<strong>Au</strong>ch wenn die Wellen hochschlagen, Jesus sitzt mit uns im<br />
Boot.“ Das Religiöse als Kraftressource, als Hilfe bei der Frage,<br />
ob es einen Sinn über dieses Leben hinaus gibt. Goebel-Haase<br />
nutzt diese spirituelle Quelle selbst und zieht sich von Zeit zu<br />
Zeit ins Kloster Wülfinghausen zurück, geht für neun Tage ins<br />
Schweigen. „Es ist ein Phänomen: Aber das ist besser als jede<br />
Kur. Es stärkt mich auf allen Ebenen.“ Einen kleinen Kraftschub<br />
holt sie sich schon am Ende jedes Arbeitstages. Dann<br />
huscht sie in die Kapelle hinüber und hält einen Moment lang<br />
inne.<br />
Hannelore Goebel-Haase (59), Diakonin<br />
und systemische Familienberaterin,<br />
arbeitet seit 1987 als Seelsorgerin<br />
an der MHH. Schwerpunkt ihrer Arbeit<br />
ist neben ihrem Einsatz in der Frauenklinik<br />
die Seelsorge in der Kinderklinik.<br />
Hier begleitet sie die kranken Kinder,<br />
ihre Eltern und Angehörigen, dazu gehören<br />
insbesondere die Geschwister<br />
und die Großeltern.<br />
Ein <strong>Au</strong>genmerk Goebel-Haases gehört dem ärztlichen und<br />
pflegerischen Personal. <strong>Au</strong>ch hier ist sie Begleiterin in<br />
schwierigen Situationen. Doch ist ihr bewusst, „dass ich<br />
nicht für jeden, die Ansprechperson der Wahl bin“. Angebote<br />
zur Entlastung wie Supervision gibt es nach ihrer Ansicht zu<br />
wenige.<br />
Goebel-Haase bietet in der Weiterbildung der Intensiv- und<br />
Anästhesiepflege das Seminar „Begleitung von schwer kranken<br />
und sterbenden Kindern und ihren Angehörigen“ an.<br />
Darin geht es für die Kinderkrankenschwestern und -pfleger<br />
neben Fallbesprechungen, Sterbebegleitung und dem Besuch<br />
eines Kinderhospizes auch um die eigene Entlastung im<br />
Umgang mit Sterben und Tod.<br />
Seit zwei Jahren gestaltet die Diakonin mit einem Kollegen<br />
Oasentage für die Mitarbeitenden. Im Kloster Wülfinghausen<br />
erleben die Teilnehmer einen Tag entlang einer biblischen<br />
Geschichte. Sie diskutieren Fragen aus ihrer Alltagswirklichkeit,<br />
nehmen an Schweigezeiten und Gebeten teil, bewegen<br />
sich in der Natur. „<strong>Au</strong>s der eigenen Erfahrung heraus, dass<br />
sich Erschöpfungszustände an besonderen Orten ein bisschen<br />
auffangen lassen, wollten wir ein besonderes Angebot<br />
an geistlicher Begleitung schaffen.“<br />
Informationen im Internet:<br />
www.mh-hannover.de/seelsorge.html<br />
01/09