CineCity Nr.59 - City Kinos
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Start: 3.11.11<br />
Diesen Film zeigen wir in<br />
der deutschen Fassung<br />
Regie Philippe Le Guay<br />
Filmographie<br />
1989 Le deux Fragonard<br />
1995 L‘année Juliette<br />
2001 Trois huit<br />
2003 Le coût de la vie<br />
2006 Du jour au lendemain<br />
Nur für Personal!<br />
Originaltitel: Les Femmes du 6ème étage<br />
Darsteller<br />
Fabrice Luchini<br />
Sandrine Kiberlain<br />
Natalia Verbeke<br />
Carmen Maura<br />
Lola Dueñas<br />
Buch Philippe Le Guay<br />
Jérôme Tonnerre<br />
Jahr 2010<br />
Land Frankreich<br />
Kamera Jean-Claude<br />
Larrieu<br />
Musik Jorge Arriagada<br />
Länge 106 min<br />
In Zeiten von Finanzkrisen, schwächelnden<br />
Konjunkturen, möglichen Staatspleiten ist eines<br />
offensichtlich: Die weltweit agierenden<br />
Banken und Finanzinstitute handeln skrupellos,<br />
machtgeil, größenwahnsinnig.<br />
Was ist nur aus ihm geworden, dem Bankier unseres<br />
Vertrauens? Es war einmal ...<br />
1960, da lebte der Besitzer einer Bank mit seiner<br />
Frau in einem großzügigen Mietshaus in Paris.<br />
Nein, man ist nicht protzig eingerichtet. Die<br />
Kinder sind zwar auf einem teuren Internat, aber<br />
die Herrschaften selbst sind als Börsenmakler und<br />
Charitydame so vielbeschäftigt, daß der Ausfall<br />
des seit Jahrzehnten in der Familie lebenden<br />
Hausmädchens zur Familienkrise mutiert.<br />
Nur gut, daß eine der im Haus arbeitenden spanischen<br />
Haushaltshilfen eine Nichte hat, die es<br />
schafft, den hohen Anforderungen von Mme<br />
Suzanne (großartig spröde Sandrine Kiberlain)<br />
gerecht zu werden. Untergebracht ist die gerade<br />
frisch aus Spanien eingetroffene junge Frau wie<br />
alle anderen Hausmädchen in der 6. Etage unterm<br />
Dach des Mietshauses.<br />
Hier wohnt das Personal unter unwürdigen Zuständen:<br />
eine ständig verstopfte Toilette, ein<br />
Wasserhahn für alle Frauen, die Zimmer von der<br />
Größe einer Abstellkammer. Der gesellschaftliche<br />
Status der Bewohnerinnen ist nicht nur aufgrund<br />
ihrer Tätigkeit weit unten angesiedelt. Sie sind<br />
noch nicht einmal Französinnen, sondern sind<br />
spanische „Landeier“. Aber sie arbeiten auch<br />
sonntags – was eine französische Angestellte nie<br />
tun würde – und sie sind so preiswert.<br />
Sie ist nicht nur klug und hübsch, Maria, die Neue.<br />
Die Fröhlichkeit und Lebensfreude, die sie und<br />
ihre Leidensgenossinnen ihren Lebensumständen<br />
entgegenstellen, sind ansteckend – zumindest<br />
fallen sie dem Hausherrn Monsieur Joubert auf.<br />
Während seine Frau ständig mit ihrer ländlichen<br />
Abstammung hadert und um Anerkennung in<br />
den gehobenen Kreisen buhlt, berührt Maria mit<br />
ihrem natürlichen Charme den trockenen, aber<br />
nicht unsympathischen Joubert.<br />
Als der von seiner Frau vor die Tür gesetzt wird,<br />
zieht er unterm Dach ein. Die Frauen sind verstört<br />
und fühlen sich gestört. Aber er bleibt und<br />
gewinnt die Herzen der Spanierinnen. Als Joubert<br />
auch noch die Spargroschen zu mehren beginnt,<br />
scheint die Sozialromanze perfekt.<br />
Aber der Film bietet mehr. Er ist nicht das Märchen<br />
vom reichen Pariser, der ein Dienstmädchen<br />
verführt und dann sein Leben weiterlebt, als sei<br />
nichts passiert. Hier bricht jemand mit seiner<br />
gesellschaftlichen Stellung und will um keinen<br />
Preis zurück: in die Sicherheit und Langeweile.<br />
Mit viel Humor und Überzeichnung ist Nur für<br />
Personal! eine gelungene Komödie mit schönen<br />
Seitenhieben auf unsere heutige Gesellschaft des<br />
Überflusses und der so oft zur Schau gestellten<br />
„kulturellen Überlegenheit“ – eine Milieustudie in<br />
bester französischer Tradition. Voilà!<br />
ER<br />
<strong>Cine<strong>City</strong></strong> 59<br />
7