Die Zukunft der Schule_Positionspapier des AKB_FNSt
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AK Bildung Eigenverantwortung, Transparenz, Externe Evaluation – <strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 11<br />
Bisher ist <strong>der</strong> Umgang mit bestehenden Lehrkräften schwierig. Um eingestellt zu werden, muss hoher Aufwand<br />
betrieben werden. Für Entlassungen bedarf es dagegen schon grober dienstrechtlicher Verstöße. Sie sind<br />
für den Regelfall schlichtweg nicht vorgesehen. Entsprechend gering ist das Maß <strong>der</strong> Verbindlichkeit einer<br />
kontinuierlich fortgesetzten Qualifikationsentwicklung. Personalarbeit muss auch in <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zur Kompetenzentwicklungsarbeit<br />
werden. Bei <strong>der</strong> inzwischen rapide verkürzten Halbwertzeit von Wissen kommt <strong>der</strong><br />
forschungsnahen Weiterbildung für Lehrer eine ganz zentrale Rolle zu. <strong>Die</strong>ser ist durch regelmäßige (z.B.<br />
zweijährliche) Feedback-Gespräche zur persönlichen Entwicklung mit <strong>der</strong> Schulleitung Rechnung zu tragen.<br />
<strong>Die</strong> Einschätzung <strong>der</strong> Entwicklung ist, differenziert nach Kompetenzbereichen, schriftlich zu fixieren und als<br />
Impulsgeber für die weitere Entwicklung zu nutzen. Institutionell muss <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung<br />
in einem System von leistungsbezogenen Gehaltskomponenten spürbar honoriert werden. Darüber hinaus sind<br />
den Schulleitungen im Rahmen <strong>des</strong> Konzepts <strong>der</strong> eigenverantwortlichen <strong>Schule</strong> Sanktionsmöglichkeiten einzuräumen,<br />
die von <strong>der</strong> Vereinbarung zusätzlicher Entwicklungsmaßnahmen bis hin zur Entlassung reichen sollten.<br />
Als Instrument <strong>der</strong> Kompetenzentwicklung sollte <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Wirtschaft bewährte Ansatz <strong>des</strong> „best practice“<br />
Einzug in die <strong>Schule</strong>n halten. Hochschulnahe Forschungs- und <strong>Die</strong>nstleistungsinstitute untersuchen, welche<br />
Methoden bei den besten Lehrpersonen eines Faches erfolgreich sind. <strong>Die</strong>se werden möglichst konkret benannt<br />
und im Rahmen von Schulungen thematisiert und trainiert. Somit profitieren alle Lehrpersonen von den besten,<br />
ohne dass die unterdurchschnittlichen diffamiert werden. Dafür ist es wichtig, dass „best-practice-<br />
Untersuchungen“ schulübergreifend durchgeführt werden. Vergleiche innerhalb eines Kollegiums sind zunächst<br />
wenig vertrauensbildend. Spricht man jedoch konkret über erfolgreiche Verhaltensweisen, bleiben persönliche<br />
Befindlichkeiten außen vor, die Schulungen werden deutlich erfolgreicher ausfallen.<br />
Für die Durchführung von Vergleichstests wird international sehr viel Geld ausgegeben, für PISA beispielsweise<br />
je<strong>des</strong> Mal 300 Millionen Dollar. In Deutschland fehlt es jedoch an Projekten, die das in den internationalen<br />
Untersuchungen aufwändig gewonnene Know-how systematisch den <strong>Schule</strong>n zur Verfügung stellen. Auch<br />
die Erfahrungen <strong>der</strong> Staatlichen Versuchsschulen haben bisher den Weg ins etablierte Schulsystem nicht gefunden.<br />
Sowohl objektivierte und standardisierte Verfahren zur Leistungsmessung als auch wissenschaftlich<br />
begleitete staatliche Versuchsschulen können ihre Stärken jedoch nur dann voll entfalten, wenn wir ihre Ergebnisse<br />
konsequent zur Weiterentwicklung unseres Schulsystems und zur Schulung <strong>der</strong> praktischen Fertigkeiten<br />
<strong>der</strong> Lehrpersonen einsetzen. Auch in diesem Bereich haben wir noch erheblichen Verbesserungsbedarf.<br />
4. Zusammenfassung<br />
In <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Funktionen von <strong>Schule</strong> sehen wir vier als zentral an: Den Erwerb von Verfahren zur Wissensaneignung<br />
sowie von konkretem Fach- und Allgemeinwissen, die wertorientierte Erziehung, die gesellschaftliche<br />
und sprachliche Integration und die Vorbereitung auf ein Leben als mündiger Bürger, <strong>der</strong> für sich<br />
und an<strong>der</strong>e, <strong>der</strong> für seine Überzeugungen in <strong>der</strong> Gemeinschaft eintritt.<br />
Damit <strong>Schule</strong> diese zentralen Beiträge für unsere freiheitlich demokratische Gesellschaft leisten kann, sind die<br />
institutionellen Rahmenbedingungen nach dem liberalen Grundprinzip „Freiheit <strong>der</strong> Wege – Verbindlichkeit<br />
<strong>der</strong> Ziele“ grundlegend zu reformieren. Entscheidungsstrukturen sind zügig zu entbürokratisieren, Verantwortlichkeiten<br />
konsequent zu dezentralisieren. Eine echte, befähigte Schulleitung entscheidet – unter systematischer<br />
Beteiligung von Eltern, Schülern, Lehrern und <strong>der</strong> regionalen Wirtschaft – auf welchem Weg ihre <strong>Schule</strong><br />
die verbindlichen Min<strong>des</strong>tziele sowie eigene, darüber hinausgehende Ziele erreichen soll. Ziele und Zielerreichung<br />
werden durch interne und externe Evaluation transparent gemacht, damit Eltern ihre Wahlfreiheit auf<br />
einer gesicherten Informationsgrundlage nutzen können.<br />
<strong>Die</strong> Lehrerausbildung ist zu straffen und auf lebenslanges Lernen zu verpflichten. Pädagogische und didaktische<br />
Anteile sind zu erhöhen, Motivation und Eignung für diesen anspruchs- und verantwortungsvollen Beruf<br />
sind frühzeitig anhand praktischer Erfahrungen in <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> zu überprüfen. <strong>Die</strong> Beschäftigungsverhältnisse<br />
sind zu flexibilisieren, die Verbeamtung von Lehrern ist abzuschaffen. Dezentrale Auswahl, leistungsbezogene<br />
Bezahlung und echte Personalentwicklung sind Maßnahmen einer neuen Personalpolitik, die auf die einzelne<br />
<strong>Schule</strong> und den einzelnen Lehrer als in <strong>der</strong> Wahl ihrer Methoden freie und auf die Ergebnisse ihrer Arbeit verpflichtete<br />
Akteure setzt.