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Die Zukunft der Schule_Positionspapier des AKB_FNSt

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AK Bildung Eigenverantwortung, Transparenz, Externe Evaluation – <strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 4<br />

dung für einen höheren schulischen Abschluss erheblich erhöht. So weisen Australien und Finnland, Län<strong>der</strong><br />

mit einer sehr späten Schullaufbahnentscheidung, mit deutlich über 40% die höchsten Studierquoten auf. In<br />

Deutschland liegt diese dagegen unter 20%. 3<br />

Viele unserer <strong>des</strong>integrativen Son<strong>der</strong>schulen können geschlossen werden, wenn an den bestehenden <strong>Schule</strong>n<br />

frühzeitig die Möglichkeit besteht, zusätzlichen För<strong>der</strong>bedarf mit zusätzlichem Personal abzufangen. <strong>Die</strong> „Abschiebung“<br />

von Problemschülern darf nicht weiter <strong>der</strong> Normalfall bleiben. <strong>Die</strong> Transformation von Son<strong>der</strong>- zu<br />

För<strong>der</strong>schulen löst das Problem nicht, die Bewältigung <strong>der</strong> Probleme muss an den regulären <strong>Schule</strong>n erfolgen,<br />

die dazu durch erweiterte personelle und materielle Ressourcen zu befähigen sind.<br />

Kin<strong>der</strong> werden heute häufig mehr vom Fernseher als von ihren Eltern erzogen. Natürlich gilt es, bei den Eltern<br />

anzusetzen. <strong>Die</strong> Steuerungsmöglichkeiten sind jedoch sehr begrenzt. Der <strong>Schule</strong> ist inzwischen die Funktion<br />

als gesellschaftlicher Reparaturbetrieb zugewachsen. Damit ist sie überfor<strong>der</strong>t, wenn sie sich nur als Ort <strong>der</strong><br />

Wissensvermittlung versteht. <strong>Die</strong> Idee <strong>der</strong> Ganztagsschule ist als Reaktion auf die verän<strong>der</strong>te gesellschaftliche<br />

Situation positiv zu bewerten, wenn nicht bisherige pädagogische Konzepte zeitlich einfach ausgeweitet werden,<br />

son<strong>der</strong>n eine echte Neudefinition stattfindet. Soll <strong>Schule</strong> vom Lern- zum gestalteten Lebensraum werden,<br />

sind ein an<strong>der</strong>es Selbstverständnis, mehr Zeit, mehr Personal und an<strong>der</strong>e Ausstattungen notwendig. Einige<br />

herausragende Beispiele für diese Entwicklung werden in <strong>der</strong> Dokumentation „Treibhäuser <strong>der</strong> <strong>Zukunft</strong> – Wie<br />

in Deutschland <strong>Schule</strong>n gelingen“ (2004) eindrücklich vorgestellt. Wir finden die dort vertretenen pädagogischen<br />

Konzepte in weiten Teilen überzeugend und vertrauen für <strong>der</strong>en Durchsetzung auf eine Liberalisierung<br />

<strong>der</strong> Rahmenbedingungen, wie wir sie unter den nun folgenden Glie<strong>der</strong>ungspunkten „Fairer Wettbewerb“ und<br />

„Eigenverantwortung als Kernprinzip“ näher vorstellen.<br />

2.2. Fairer Wettbewerb<br />

Damit gute <strong>Schule</strong>n für jeden wähl- und finanzierbar werden, bedarf es eines echten Wettbewerbs mit fairen<br />

Rahmenbedingungen. Im <strong>der</strong>zeitigen System werden Ersatzschulen in freier Trägerschaft diskriminiert. <strong>Die</strong><br />

Schulgesetzgebung zwingt diese <strong>Schule</strong>n strukturell, Schulgeld zu erheben.<br />

Je nach Bun<strong>des</strong>land werden Zuschüsse in unterschiedlicher Höhe gezahlt. Sie werden über die Personalkosten<br />

einer staatlichen <strong>Schule</strong> errechnet, ohne dass verbindliche Regeln festgeschrieben wären. In <strong>der</strong> Praxis entstehen<br />

so häufig erhebliche Finanzierungslücken, denn eine <strong>Schule</strong> hat nicht nur Personalausgaben. Außerdem<br />

werden Steuerungskosten, wie sie z.B. durch Leistungen <strong>der</strong> Schulämter und Ministerien entstehen, bei staatlichen<br />

Personalkosten regelmäßig nicht berücksichtigt, obwohl diese bei privaten <strong>Schule</strong>n zusätzlich entstehen.<br />

Der wesentlichste Missstand ist jedoch, dass die Basis <strong>der</strong> Personalkosten, auf die sich die Berechnungen beziehen,<br />

zumeist nicht von <strong>der</strong> Situation <strong>der</strong> konkreten <strong>Schule</strong> o<strong>der</strong> einer vergleichbaren staatlichen <strong>Schule</strong> abhängig<br />

ist. In <strong>der</strong> Praxis werden praxisferne Altersstrukturen von Kollegien unterstellt, was durch die Bezahlung<br />

nach <strong>Die</strong>nstjahren erhebliche Auswirkungen hat. <strong>Die</strong> Höhe <strong>der</strong> Zuschüsse sinkt allein durch diesen Punkt<br />

häufig um zehn bis fünfzehn Prozent. Reduzierte Zuschüsse erhöhen das Schulgeld und bewirken somit durch<br />

Gesetzgebung das, was den privaten <strong>Schule</strong>n häufig vorgeworfen wird: Soziale Selektion.<br />

Wir for<strong>der</strong>n die Auflösung dieser Inkonsistenzen und Intransparenzen. <strong>Die</strong> Berechnungsgrundlage <strong>der</strong> Kostenzuschüsse<br />

ist kurzfristig auf reale Kosten umzustellen. Mittelfristig ist ein System mit Bildungsgutscheinen<br />

zu etablieren, bei dem die aufnehmende <strong>Schule</strong> einen pro Schüler festgelegten Kostensatz aus Steuermitteln<br />

erhält, unabhängig davon, ob sie staatlich o<strong>der</strong> privat ist. Hierfür müssen staatliche <strong>Schule</strong>n deutlich mehr<br />

Handlungsspielraum und so eine faire Wettbewerbschance bekommen. Dazu gehört zwingend das Prinzip <strong>der</strong><br />

Schulautonomie in Verbindung mit einer professionellen Schulleitung.<br />

<strong>Die</strong> Gründungsbedingungen für private <strong>Schule</strong>n sind erheblich zu verbessern. <strong>Die</strong> Finanzierung <strong>der</strong> Startphase<br />

ist bisher das Kernproblem für Grün<strong>der</strong>, sie stellt eine unverhältnismäßig hohe Gründungsbarriere dar. <strong>Die</strong><br />

Startphase ist von bisher bis zu vier Jahren auf maximal zwei zu reduzieren. Weist eine <strong>Schule</strong> ihre Bestandsfähigkeit<br />

nach, sind die Startkosten – im Gegensatz zur bisherigen Praxis – nachträglich in Höhe <strong>der</strong> üblichen<br />

Zuschüsse pro Schüler zu erstatten, um eine betriebswirtschaftliche Kalkulation und damit Kreditfinanzierung<br />

von Startphasen zu ermöglichen.<br />

3 Vgl. OECD (2004): Education at a Glance: OECD-Indicators 2004, Paris 2004, S. 60ff.

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