Die Zukunft der Schule_Positionspapier des AKB_FNSt
Die Zukunft der Schule_Positionspapier des AKB_FNSt
Die Zukunft der Schule_Positionspapier des AKB_FNSt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AK Bildung Eigenverantwortung, Transparenz, Externe Evaluation – <strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 5<br />
2.3. Freiheit <strong>der</strong> Wege: Eigenverantwortung als Kernprinzip<br />
<strong>Die</strong> Etablierung <strong>der</strong> großen Reformentwürfe im innovationsresistenten Bildungssystem <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>republik<br />
Deutschland ist bisher durchweg gescheitert. So überzeugend die Ideen mitunter waren, so ernüchternd fiel<br />
jeweils ihre Bilanz aus. Der Erfolg versprechendste Weg zu mehr Dynamik im Bildungssystem ist ein zutiefst<br />
liberaler, setzt er doch auf eigenverantwortliche Akteure, auf Freiheit und Verantwortung, auf Entbürokratisierung<br />
und Wettbewerb.<br />
Bisher führen oft nur existenzielle Bedrohungen und eine gehörige Portion Idealismus dazu, den Kampf mit<br />
den bürokratischen Instanzen aufzunehmen. Leiter staatlicher <strong>Schule</strong>n sind zu „Hausvorständen“ degradiert,<br />
haben kaum eigene Entscheidungskompetenzen und sind häufig mehr mit Verwalten als mit Gestalten beschäftigt.<br />
Unsere unbedingte For<strong>der</strong>ung ist die nach <strong>der</strong> selbständigen <strong>Schule</strong>, die über eine echte, mit weit<br />
reichenden Kompetenzen ausgestattete Schulleitung verfügt. Auf diesem Weg bekommt Deutschland einen<br />
Wettbewerb <strong>der</strong> pädagogischen Konzepte und einen Streit um die besten didaktischen Ideen, engagiertere<br />
Bürger und verantwortungsbewusstere Eltern, die mit <strong>der</strong> Ausübung ihrer Wahlfreiheit in hohem Maße darüber<br />
entscheiden, welche Wege umgesetzt werden sollen.<br />
Im Rahmen von betreuten Entwicklungsprozessen sind die <strong>Schule</strong>n, die sich dazu freiwillig bereiterklärt haben,<br />
zu ihrer Eigenverantwortung zu befähigen. Erfahrungen mit solchen Prozessen, wie sie beispielsweise für<br />
die Schweiz sehr gut dokumentiert sind, zeigen, dass die Durchsetzung <strong>des</strong> Prinzips auf diesem Wege erfolgreich<br />
ist, dass <strong>der</strong> zielgerichtete Einsatz von Freiwilligkeit vorbildhafte Überzeugungstäter anzieht, die eine<br />
Sogwirkung entstehen lassen. <strong>Die</strong>jenigen, die am Anfang am heftigsten gegen diese „neoliberalen“ Ansätze<br />
gewettert haben, waren durch ihre eigene Beteiligung am Umgestaltungsprozess am Ende die vehementesten<br />
Verfechter <strong>der</strong> Idee. <strong>Die</strong> Leistungsbereitschaft in den Kollegien ist jeweils signifikant gestiegen, ebenso die<br />
Zufriedenheit von Schülern, Eltern und <strong>der</strong> regionalen Wirtschaft mit den Leistungen <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. 4<br />
Kurzum: Wir setzen auf ein Modell <strong>der</strong> autonomen <strong>Schule</strong>, das ein durchdachtes Gutscheinsystem zur Steuerung<br />
<strong>der</strong> Zuschüsse enthält und die volle Budget- und Personalverantwortung <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> überträgt. Hierzu<br />
bedarf es <strong>des</strong> Ausstieges aus dem Lehrerbeamtentum, einer befähigten Schulleitung und eines freien Wettbewerbs<br />
mit klaren, entbürokratisierten Rahmenbedingungen. Unsere Vorstellungen im Einzelnen:<br />
Bildung ist nicht Län<strong>der</strong>-, Bildung ist vor allem Bürgersache. Staatliche Zuschüsse werden aus Steuergel<strong>der</strong>n<br />
bestritten und sind somit Geld <strong>der</strong> Bürger. <strong>Die</strong>s ist mit einem durchdachten Gutscheinsystem zur Steuerung<br />
<strong>der</strong> Zuschüsse deutlich zu machen. <strong>Die</strong> Eltern von schulpflichtigen Kin<strong>der</strong>n erhalten Gutscheine, die für einen<br />
spezifischen Kostensatz stehen. <strong>Die</strong> <strong>Schule</strong>n finanzieren sich künftig aus diesem Kostensatz, <strong>der</strong> einheitlich pro<br />
Kind gezahlt wird, unabhängig davon, ob es sich um eine private o<strong>der</strong> eine staatliche <strong>Schule</strong> handelt. Damit<br />
eine echte Auswahlentscheidung möglich wird, sind die bisherigen <strong>Schule</strong>inzugsbezirke schrittweise aufzuheben.<br />
Höherer Betreuungsaufwand, <strong>der</strong> z.B. bei Kin<strong>der</strong>n mit Behin<strong>der</strong>ung, Hochbegabung o<strong>der</strong> Migrationshintergrund<br />
entsteht, wird über einen Umrechnungsschlüssel in höheren Zuschüssen ausgedrückt. <strong>Schule</strong>n werden<br />
durch dieses Anreizsystem ein beson<strong>der</strong>es Interesse an und beson<strong>der</strong>e Konzepte für Gruppen mit spezifischem<br />
Betreuungsbedarf entwickeln.<br />
Fairer Wettbewerb setzt gleiche Chancen am Start voraus. Staatlichen <strong>Schule</strong>n ist, durch Dezentralisierung <strong>der</strong><br />
<strong>Schule</strong>ntwicklungs-, <strong>der</strong> Budget- und Personalverantwortung, deutlich mehr Freiheit einzuräumen. Mit dem<br />
Abbau von bürokratischen Strukturen werden praxisnahe Entscheidungen ermöglicht, was zu einer höheren<br />
Effizienz <strong>des</strong> Mitteleinsatzes führt. Wenn die Schulleitung entscheidet, was für die <strong>Schule</strong> relevant ist und welcher<br />
Budgetanteil dafür aufgewendet wird, werden sich Lehrer wie<strong>der</strong> verstärkt auf ihre Kernaufgaben konzentrieren<br />
können, denn einen Teil <strong>der</strong> Aufgaben können an<strong>der</strong>e Mitarbeiter günstiger erledigen. Schriftverkehr<br />
wickelt ein hinreichend besetztes Sekretariat ab, Reparaturen führt ein Hausmeister durch, Freizeitangebote<br />
können durch Sozialarbeiter gemacht, für die Administration <strong>des</strong> Computernetzwerkes o<strong>der</strong> die Betreuung<br />
<strong>der</strong> Schulbibliothek geringfügig Beschäftigte eingestellt werden. Bedarfsorientierte Stellenausschreibun-<br />
4 Vgl. Rhyn / Widmer / Roos / Nie<strong>der</strong>öst (2002): Zuständigkeiten und Ressourcen in Zürcher Volksschulen mit und ohne Teilautonomie<br />
(TaV), Evaluationsbericht im Auftrag <strong>der</strong> Bildungsdirektion <strong>des</strong> Kantons Zürich, S. 90ff. und Maak-Merki (2000): Teilautonome Volksschulen<br />
aus Sicht <strong>der</strong> Eltern. Einstellungen, Erfahrungen und Wünsche, Bericht zuhanden <strong>der</strong> Bildungsdirektion, Zürich 2000.