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Die Zukunft der Schule_Positionspapier des AKB_FNSt

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AK Bildung Eigenverantwortung, Transparenz, Externe Evaluation – <strong>Die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> Seite 3<br />

> Von jedem Jahrgang absolvieren 17% aller Kin<strong>der</strong> erfolgreich ein Universitätsstudium, aber nur 4% <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong> mit Migrationshintergrund.<br />

> Das Lebenseinkommen ist ganz eindeutig mit dem Ausbildungsniveau verbunden. Der Zugang zur Bildung<br />

muss für alle offen bleiben und wird mehr denn je an Bedeutung in unserer Gesellschaft gewinnen.<br />

Wer diese Entwicklungen ernst nimmt, muss <strong>Schule</strong> zwingend als entscheiden<strong>des</strong> Integrationsinstrument begreifen<br />

und die finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen schaffen, damit <strong>Schule</strong> diesen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

auch gerecht werden kann. Das ist wirtschaftlich und insbeson<strong>der</strong>e gesellschaftlich unverzichtbar.<br />

Soll Integration im Sinne einer engen Verzahnung von Sprache und Kultur gelingen, sind weitgehend kostenfreie<br />

Einrichtungen frühkindlicher För<strong>der</strong>ung ebenso zwingend einzurichten wie umfangreiche Sprach- und<br />

Integrationsför<strong>der</strong>programme im Grundschulbereich.<br />

Fassen wir zusammen: Was also wollen wir, was soll <strong>Schule</strong> leisten? <strong>Schule</strong> muss ihre Kernkompetenzen Bildung<br />

und Erziehung ernst nehmen und Kin<strong>der</strong>n aus allen Teilen <strong>der</strong> Gesellschaft die Entwicklung zum mündigen<br />

Bürger ermöglichen. <strong>Die</strong> Voraussetzung für eine in diesem Sinne funktionierende <strong>Schule</strong> sind weitgehend<br />

kostenfrei zugängliche, integrative Angebote frühkindlicher För<strong>der</strong>ung.<br />

Ein Bürger, das ist jemand, <strong>der</strong> sich selbst kennt und <strong>der</strong> für die An<strong>der</strong>en sensibilisiert ist. Er zeichnet sich aus<br />

durch Persönlichkeit, Selbständigkeit, soziale Kompetenz, die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung,<br />

Kreativität, Lern-, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, Leistungsbereitschaft und Wissen. <strong>Die</strong> Bereitstellung<br />

eines Rahmens, <strong>der</strong> die Entwicklung dieser Kompetenzen ermöglicht und einfor<strong>der</strong>t, ist aus unserer<br />

Sicht die Kernaufgabe von <strong>Schule</strong>.<br />

<strong>Die</strong>se komplexen Aufgaben sind nur zu bewältigen, wenn grundlegende Verän<strong>der</strong>ungen vorgenommen werden.<br />

Wir schlagen dafür unsere konkreten Maßnahmen vor, die sich auf die grundlegende Reformierung <strong>der</strong><br />

schulischen Rahmenbedingungen und eine Neukonzeption <strong>der</strong> Lehrerausbildung konzentrieren.<br />

2. Reform <strong>der</strong> Rahmenbedingungen –<br />

Freiheit geben, Verantwortung einfor<strong>der</strong>n<br />

2.1. Erst die <strong>Schule</strong>n reformieren, dann das System<br />

Dreigliedrigkeit <strong>des</strong> Schulsystems, Einheitsschule, Gesamtschule – Wer ergebnislos über Begriffe diskutieren<br />

möchte, findet hier ein weites Betätigungsfeld. Wer grundlegende Verän<strong>der</strong>ungen will, sollte seine Energie<br />

zunächst sinnvoller einsetzen, als sich in ideologiebelasteten Systemfragen zu verzetteln. Mit einer Umgestaltung<br />

<strong>der</strong> Struktur wird soviel Energie gebunden, dass die Kapazitäten für eine Diskussion <strong>des</strong>sen, was in diesen<br />

wie auch immer strukturierten <strong>Schule</strong>n tatsächlich passiert, nicht mehr ausreichen. Also: Erst die <strong>Schule</strong>n<br />

reformieren, dann das System! Was auf den ersten Blick unlogisch erscheinen mag, hat sich in genau dieser<br />

Reihenfolge international bewährt.<br />

Vergleichsweise einfach ist <strong>der</strong> Einstieg in die schrittweise Ausweitung <strong>der</strong> Zeit <strong>des</strong> gemeinsamen Lernens.<br />

Wird weiter auf <strong>der</strong> Basis eines mehrgliedrigen Schulsystems gearbeitet, darf die Trennung frühestens nach<br />

dem sechsten, sollte sie aus Sicht mehrerer einflussreicher Stimmen in Entwicklungspsychologie und Erziehungswissenschaft<br />

sogar erst am Ende von 7. o<strong>der</strong> 8. Klasse erfolgen, denn <strong>der</strong> Übergang vom bildlichen zum<br />

abstrakten Denken erfolgt zwischen dem zehnten und dem zwölften Lebensjahr. 2 Hier entscheidet sich, ob ein<br />

Kind gehobenen geistigen Anfor<strong>der</strong>ungen gewachsen sein kann. Erfolgt die schulische Laufbahnempfehlung –<br />

wie bisher in den meisten Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n – vor diesem einschneidenden Entwicklungsschritt, ist eine deutliche<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Fehlerquote anzunehmen. Nachträgliche Wechsel sind mit erheblichen institutionellen und psychologischen<br />

Hemmnissen verbunden, Potenziale gehen unnötig verloren. Hinzu kommt, dass sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

bildungsferne Schichten bei ihren Bildungsinvestitionsentscheidungen eher für die höhere Qualifikation<br />

entscheiden, wenn <strong>der</strong> zeitliche Horizont (und somit das Risiko) überschaubar ist. <strong>Die</strong> Zahlen aus an<strong>der</strong>en<br />

Staaten zeigen sehr deutlich, dass ein später Entscheidungszeitpunkt die Wahrscheinlichkeit einer Entschei-<br />

2 Vgl. Gerrig / Zimbardo (2004): Psychologie, 16., aktualisierte Auflage, München et al., S. 452ff.

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