athen im 5. jahrhundert vor christus - Académie de Strasbourg

ATHEN IM 5. JAHRHUNDERT VOR CHRISTUS
II – Die politische Ordnung und Herrschaft in Athen
M1 : Aus einer Rede des Perikles,431 v. Chr.
« Wir sind ein Vorbild* für andere Völker. Unsere Verfassung* heiβt Demokratie [Herrschaft
des Volkes], weil sie nicht auf wenigen, sondern auf allen Bürgern beruht*. Vor dem Gesetz sind
alle Bürger gleich. Das Ansehen* eines Bürgers wird durch seine Leistungen* und nicht durch
seine Herkunft* bestimmt. Auch der Ärmste kann zu öffentlichen Ehren und Würden* kommen,
wenn er etwas für den Staat leistet. (...)
Unsere Bürger kümmern sich um die Staatsangelegenheiten* genauso um ihre Geschäfte; denn
in Athen hält man einen Mann, dem die Politik gleichgültig* ist, nicht für einen ruhigen Bürger,
sondern für einen unnützen Menschen. Unser Volk urteilt und entscheidet selbst in allen
politischen Fragen. Wir befolgen* dabei den Grundsatz* : erst denken, dann handeln; und bevor
man bei uns einen politischen Entschluβ faβt, wird die Sache gründlich durchdiskutiert... »
VOKABELN :
das Vorbild = le modèle; die Verfassung = la constitution; beruhen = reposer sur; das Gesetz(e) =
la loi; das Ansehen = la réputation; die Leistung(en) = l'acte, la performance; die Herkunft
=l'origine; die Staatsangelegenheiten = les affaires de l'Etat; die Würde = la dignité; gleichgültig =
indifférent; urteilen = juger; befolgen =suivre; der Grundsatz = le principe.
M2 : Perikles
Perikles (um 490-429v. Chr.) wurde bald nach 460 v. Chr.
ein führender Politiker in Athen. Von 443-429 v. Chr. war er
ununterbrochen Stratege, das heiβt einer der zehn Beamten,
die das Landheer und die Flotte Athens führten.

M3 : Die Verfassung der attischen Demokratie VOKABELN :
los = tiré au sort; eine Klage
einreichen = déposer une plainte; für
etwas zuständig sein = s'occuper de;
Vorsitz haben = présider; Weisungen
erteilen = donner des directives;
weisunggebunden = être tenu de
réaliser les directives.
M4 : Gesellschaft und Herrschaft in Athen
M5 : Wen wählt das Volk ?
Als Sokrates einst den Nikomachides aus der Wahlversammlung kommen sah, fragte er
ihn : " Nun, Nikomachides, was für Feldherrn* sind gewählt worden ? " Und jener erwiderte : "
O Sokrates, sind daraus nicht ganz unsere Athener zu erkennen, dass sie mich, der ich vom
untersten Rang aufwärts im Kriegsdienst grau geworden, als Hauptmann und Oberster
erprobt und von den Feinden" – hierbei entblöβ
te* er sich und zeigte seine Narben* – "mit
Wunden* bedeckt bin, nicht wählten ? Dem Antithenes aber, ihm, der einmal als schwer
Bewaffneter gedient, als Streiter sich durch nichts hervorgetan und der überhaupt nichts
weiter versteht, als Geld zusammenscharren, dem haben sie ihre Stimme gegeben."
Xenophon, Erinnerungen an Sokrates III 4,1
VOKABELN : der Feldherr = le général en chef ; sich entblöβen = se mettre à nu; die Narbe(n) =
la cicatrice ; die Wunde(n) = la plaie.