KTM 1190 RC 8 R - Moto Sport Schweiz
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4/2009 <strong>Moto</strong> sport schweiz www.motosport.ch<br />
19<br />
1<br />
Auge nachzuvollziehen. Raus auf die<br />
Strecke! Der Gang rastet, die Kupplung<br />
mit den stärkeren Federn ist immer<br />
noch leichtgängig genug. Beim Beschleunigen<br />
wird aus dem Rappeln<br />
erst ein tiefes Knurren. Dieses geht ab<br />
8000/min in ein hämmerndes Stakkato<br />
über, das der Drehzahlbegrenzer erst<br />
bei 10 700/min einbremst, indem er einen<br />
Zylinder abschaltet. Wer weiter am<br />
Gas bleibt, fährt bei 11 000/min sanft<br />
gegen die imaginäre Gummimatte.<br />
Die Leistungskurve ist genau wie bei<br />
der Normalversion völlig linear, die<br />
Mehrleistung ist oben deutlich fühlbar,<br />
der V2 zieht mit enormem Punch bis<br />
zur Maximalleistung bei 10 250/min<br />
und drüber. Aber Überdrehen macht<br />
null Sinn, wer hier schaltet, dem liefert<br />
der Achtventiler im nächsten Gang<br />
optimales Drehmoment.<br />
Apropos Schaltung: Während insgesamt<br />
drei Stunden Fahrzeit auf nasser,<br />
abtrocknender und trockener Piste<br />
sitzt jeder Gang immer bombensicher<br />
und glasklar, mit oder ohne Kupplung,<br />
egal wie geschaltet wird. Nicht ein<br />
Verschalter! Die Getriebemodifikation<br />
funktioniert, ein riesiger, aber auch<br />
notwendiger Fortschritt!<br />
Jetzt zum Ansprechverhalten. Auf<br />
nasser, kalter Strecke rutscht besonders<br />
das Heck bei mittleren Schräglagen<br />
rum. Scheissgrip, aber um das Einsetzen<br />
der elektronischen Einspritzung<br />
zu beurteilen, ists gerade recht.<br />
Sie stammt inklusive deren gesamter<br />
Hardware mitsamt Doppeldrosselklappen<br />
und Solo-Düse pro Zylinder aus<br />
der <strong>RC</strong> 8, nur die Abstimmung wurde<br />
optimiert. Mag sein, so viel besser erscheint<br />
sie mir nicht. Wer den V2 in<br />
Schräglage fein ans Gas nehmen will,<br />
tut gut daran, ein feines Händchen<br />
zu führen. Der erste Schlag ist zwar<br />
im Trockenen leicht zu kontrollieren,<br />
bei Nässe ist die Anlage aber nicht über<br />
alle Zweifel erhaben.<br />
Doch <strong>KTM</strong> selbst hält im Club-Racing-Kit<br />
eine in ihrer Einfachheit bestechende<br />
Lösung des Problems bereit.<br />
Dort gibts einen progressiven Gasgriff,<br />
der über einen zunächst kleinen, dann<br />
grösser werdenden Radius das Gaskabel<br />
aufrollt. Der Trick funktioniert blendend:<br />
Der erste Schlag ist eliminiert,<br />
der Weg am Gasgriff fühlt sich trotzdem<br />
nicht merklich länger an, ab Halboffen<br />
ist der Weg bis Vollgas kurz genug. Ich<br />
würde die R gleich von Beginn weg mit<br />
diesem Teil ordern.<br />
Die Front fühlt sich auf der nassen<br />
Bahn in jeder Phase vertrauenerweckend<br />
an, bleibt stabil auf dem eingeschlagenen<br />
Radius auch in den engeren<br />
Zweitgangkurven, egal ob bergauf oder<br />
bergab. Nur das Hinterrad ist ständig<br />
am Zucken und Rutschen, aber das<br />
liegt am Reifen, das Heck selbst reagiert<br />
nicht übernervös.<br />
Auf trockenem Belag verändert<br />
sich das Bild. Bei harten Beschleunigungen<br />
wird die R vorne leicht, hebt<br />
über die «Sprunghügel» von Portimão<br />
vorne regelmässig ab und schüttelt das<br />
Haupt, wenn du noch Zug am Lenker<br />
ausübst. Jetzt braucht sie den Lenkungsdämpfer!<br />
Noch etwas wird klar:<br />
Hinten steckt die straffe Dämpfung<br />
zwar Wellen in Schräglage gut weg,<br />
das Heck wird aber beim Anbremsen<br />
bergab oder über Kuppen sehr leicht<br />
und fängt bereits an zu tänzeln, wenn<br />
es am Exzenter auch nur auf mittlere<br />
Höhe angehoben ist. Mit anderen Worten:<br />
Du hast zwar genügend Spielraum<br />
fürs individuelle Rennstrecken-Setup<br />
in Richtung Handlichkeit, die Stabilisierungsmassnahmen<br />
am Fahrwerk<br />
waren aber vonnöten.<br />
Am Ende der Trockenphase dann<br />
der dritte Effekt: Wegen des zu kalten<br />
Belages reissen die Pirelli Supercorsa<br />
schon nach wenigen Runden vorne<br />
und hinten auf, danach beginnt die<br />
Rutschpartie auf Gummis, deren Flanken<br />
aussehen wie ein Flokati-Teppich.<br />
Erstaunlich nur: Die R schiebt zwar<br />
2<br />
1 R-typisch: durch Langlöcher<br />
verschraubte und damit verstellbare<br />
Nockenwellenzahnräder, optimierter<br />
rund verstärkter Kastenkolben, Stahlpleuel<br />
oben angeschrägt. Bild: Schmid<br />
2 Natürlich kommt die R mit Spiegeln,<br />
Blinkern und Kennzeichenträger.<br />
3 Ohne Seitenverkleidung und Tank:<br />
riesige Airbox, Konzentration der<br />
Massen mit dem Auspuff unter dem<br />
<strong>Moto</strong>r. BildER: WERk<br />
3 FRAGEN AN<br />
Louis Genser,<br />
<strong>Moto</strong>ren-ChefteChniker<br />
1 Reduziert das Aufbohren der Zylinder<br />
nicht die Zuverlässigkeit?<br />
Überhaupt nicht, wir haben uns bei der<br />
konstruktion der normalen Rc 8 schon<br />
was gedacht und nicht nur da, sondern<br />
überall wo nötig Reserven eingebaut.<br />
2 Ist das Bearbeiten der Übergänge<br />
in den Kanälen von Hand nicht teuer?<br />
Schon, aber auch da haben wir uns was<br />
gedacht dabei …<br />
3 Jetzt, wo es ein Supersport-ABS<br />
gibt, müsst ihr da nicht nachziehen?<br />
Wir observieren die direkte konkurrenz.<br />
Wenn die so was bringen, ziehen wir<br />
nach, nicht vorher. Und das Bremsen in<br />
kurven im Regelbereich ist nicht gelöst.<br />
3<br />
04_MSSD_019_Techn 19 13.02.2009 13:27:34