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Karin Gailing, Helmut von Bialy: <strong>Poesie</strong> 05_<strong>Poesie</strong>-<strong>Therapie</strong> 3_<br />
Liebe_Tod_Abschied-Neuanfang_Lebensqualität<br />
War vor dir ohne I<strong>de</strong>e, wie es ist, als Vater zu lieben,<br />
Habe sicher manches unterlassen o<strong>de</strong>r übertrieben.<br />
Aber irgendwie ist mir das Bevatern auch geglückt,<br />
Zumin<strong>de</strong>st ich bin stolz, von <strong>de</strong>inem Wesen entzückt.<br />
Irgendwie habe ich dir, Tochter, ziemlich wehgetan,<br />
Nicht aus Bosheit, son<strong>de</strong>rn weil ich nicht an<strong>de</strong>rs kann.<br />
Wir haben uns auf unserem Trauerweg zerstritten,<br />
Alte Bindung zwischen Vater und Kind zerschnitten.<br />
Schnitte sind schmerzhaft, auch wenn sie nötig sind,<br />
Denn du bist längst Erwachsene und nicht mehr Kind.<br />
Doch wo ich Schweigen statt herzlichem Re<strong>de</strong>n seh,<br />
Tut mir dies seelische Elend bei mir und an<strong>de</strong>ren weh.<br />
Ich bin so froh, dass es dich, geliebte Tochter, gibt,<br />
Habe dich stets auf meine ureigene Weise geliebt.<br />
Habe dir als Baby allnächtlich die Flasche gegeben,<br />
Dich schützend begleitet in <strong>de</strong>in beson<strong>de</strong>res Leben.<br />
Erlebte die Vaterschaft als Sinnweg voller Freu<strong>de</strong>n.<br />
Wür<strong>de</strong> mich im neuen Leben für Kin<strong>de</strong>r entschei<strong>de</strong>n.<br />
Wür<strong>de</strong> dann jedoch manches ganz an<strong>de</strong>rs machen,<br />
Wür<strong>de</strong> mich selbst bevatern und viel mehr lachen,<br />
Wür<strong>de</strong> mehr geschehen lassen, staunend innehalten,<br />
Ließe das Leben sich mehr aus sich heraus gestalten.<br />
Nähme mir mehr Zeit für Kontemplation, Stille, Muße,<br />
Leistungserwartungen <strong>de</strong>r Gesellschaft zum Verdrusse.<br />
Stän<strong>de</strong> nicht mehr zur Verfügung, brav Gewehr bei Fuß,<br />
Täte viel, was ich will, wenig, was vorgeblich ich muss.<br />
Ich wünsche je<strong>de</strong>m Vater, dass er die Balance fin<strong>de</strong>,<br />
Zwischen Liebe zu sich selbst und zu seinem Kin<strong>de</strong>.<br />
Möchte neuen Zugang, zu dir, meine Tochter fin<strong>de</strong>n,<br />
Im wechselseitigen Respekt mich mit dir verbin<strong>de</strong>n.<br />
Möchte gern wie<strong>de</strong>r teilhaben an unserer bei<strong>de</strong>r Leben,<br />
Was voraussetzt, dass wir uns unsere Fehler vergeben.<br />
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