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Spanien regularisiert Hundertausende „Sin papeles“ - Pro Asyl

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sin papeles, ein Papierloser, sein, das heißt unter anderem, unter schwierigsten<br />

Bedingungen eine schlecht bezahlte Arbeit finden, in der Regel in einem der<br />

gigantischen Gewächshäuser bei Almería oder Murcia, die auch Deutschland den<br />

ganzen Winter über mit frischem Gemüse versorgen, oder als Küchenhilfe mit bis zu<br />

70 Wochenstunden in einer der großen Touristenhochburgen oder auch, um an<br />

weiteren Hotels entlang der Küste mit zu mauern. <strong>Spanien</strong>s Ökonomie lebt nicht<br />

zuletzt auch von der enormen, kostengünstigen Arbeitskraft, die die sin papeles zur<br />

„Schattenwirtschaft“ beitragen. Wer gar keine Anstellung findet, verkauft auf der<br />

Straße Sonnenbrillen, Kunsthandwerk oder – im schlimmsten Fall - seinen Körper.<br />

Zum Leben reichen die wenigen Euros, die sich Migranten ohne Papiere auf die eine<br />

oder andere Weise erarbeiten, kaum. Und doch wird noch von dem Wenigen ein<br />

großer Teil an die Familien im Herkunftsland geschickt. Für etwa zwanzig Euro am<br />

Tag zehn Stunden lang Tomaten zu pflücken, erscheint Vielen immer noch besser,<br />

als zu Hause tatenlos zusehen zu müssen, wie die Familie (ver)hungert.<br />

<strong>Spanien</strong> ist seit langem schon nicht mehr nur Transitland für Menschen, die nach<br />

Europa kommen, sondern hat inzwischen eine höhere Zuwanderungsrate als jedes<br />

andere europäische Land aufzuweisen. Die immer noch boomende Wirtschaft<br />

<strong>Spanien</strong>s vor allem im Bau- und Agrarsektor und der immense Bedarf an (billigen)<br />

Arbeitskräften, aber auch der im Vergleich zu Deutschland bisher relativ<br />

unbürokratische Umgang mit Migranten, machen <strong>Spanien</strong> im nichteuropäischen<br />

Ausland inzwischen weitaus attraktiver als beispielsweise die Bundesrepublik.<br />

Laut Angaben des nationalen Statistikinstituts lebten Anfang Januar 2005 etwa 3,5<br />

Millionen Ausländer in <strong>Spanien</strong> und machten damit rund 8 <strong>Pro</strong>zent der<br />

Gesamtbevölkerung aus. Fast die Hälfte (43 <strong>Pro</strong>zent) davon befand sich in einer<br />

situación irregular, besaß also keine Aufenthaltspapiere. (Zum Vergleich: In<br />

Deutschland leben geschätzte 500.000 bis 1.000.000 Menschen ohne<br />

Aufenthaltspapiere bei einer Gesamtbevölkerung, die fast doppelt so groß ist, wie die<br />

spanische.) Zwar hat es seit Beginn der 90er Jahre – anders als in Deutschland –<br />

immer wieder von der Regierung initiierte Legalisierungskampagnen gegeben. Dabei<br />

handelte es sich aber eher um kosmetische Maßnahmen als um einen ernst<br />

gemeinten Versuch, sich des Phänomens fortschreitender Zuwanderung und seiner<br />

Folgen anzunehmen. Die Existenz tausender Papierloser im Land wurde sowohl<br />

politisch wie wirtschaftlich weitgehend totgeschwiegen. Denn letztlich überwog der<br />

ökonomische Nutzen, den <strong>Spanien</strong> aus dem schier unerschöpflichen Angebot<br />

kostengünstiger „irregulärer“ Arbeitskräfte bis dato gezogen hatte, die Einbußen in<br />

den Sozialkassen, die andererseits durch die Schwarzarbeit entstanden. Geschweige<br />

denn, dass man ein humanitäres Interesse an der Situation der Betroffenen gezeigt<br />

hätte.<br />

Anfang diesen Jahres nahm erstmalig eine spanische Regierung das Thema im<br />

großen Stil in Angriff: Im Februar startete die sozialistische PSOE-Regierung unter<br />

José Luis Rodríguez Zapatero mit einer breit angelegten Legalisierungskampagne<br />

für ausländische Arbeitnehmer (proceso de normalización de trabajadores<br />

extranjeros), der bislang umfangreichsten in der Geschichte <strong>Spanien</strong>s – und<br />

Europas. Die Motive hierfür waren in erster Linie wirtschaftlicher Natur und in der<br />

gezielten Bekämpfung der Schwarzarbeit zu suchen. Dahinter stand aber auch die<br />

humanitäre Absicht, papierlosen Arbeitnehmern offiziell zu ihren sozialen Rechten zu<br />

verhelfen. Den Erwartungen nach sollten durch den „Normalisierungsprozess“ vor<br />

allem Staatsangehörige derjenigen Herkunftsländer begünstigt werden, unter denen

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