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Spanien regularisiert Hundertausende „Sin papeles“ - Pro Asyl

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in den letzten Jahren die größte Zuwachsrate an Migranten in <strong>Spanien</strong> zu<br />

verzeichnen ist, nach Schätzungen jeweils Hunderttausende Ecuadorianer,<br />

Marokkaner und Kolumbianer. Unter den europäischen Immigranten bilden Rumänen<br />

die größte Gruppe.<br />

Bereits vor seinem Amtsantritt unmittelbar nach den menschenverachtenden<br />

Attentaten des „11M“ 2004 in Madrid hatte sich Regierungspräsident Rodríguez<br />

Zapatero die Themen „Migration und Integration“ ganz oben auf die Tagesordnung<br />

geschrieben. Nach den Anschlägen galt es für ihn erst recht, mit einer von den<br />

Vorgängerregierungen versäumten adäquaten Migrationspolitik, auch Xenophobie<br />

und Rassismus entgegenzuwirken. Nach zunächst etwas übereilten und eher<br />

unbeholfenen ersten Konzepten eines Legalisierungsprogramms, die ebenso eilig<br />

wieder verworfen wurden, kamen die zuständigen Vertreterinnen und Vertreter der<br />

Regierung, der Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften schließlich zu einer<br />

Einigung. Am 30. Dezember 2004 verabschiedete der Ministerrat die neue<br />

ausländerrechtliche Regelung, die papierlosen Arbeitnehmern ab dem Stichtag 7.<br />

Februar 2005 genau drei Monate lang die Möglichkeit gab, unter bestimmten<br />

Voraussetzungen Aufenthaltspapiere zu beantragen. Wesentliche Bedingungen<br />

waren dabei, spätestens seit dem 6. August 2004 beim Einwohnermeldeamt<br />

registriert und weder im Inland noch im Ausland vorbestraft zu sein, sowie einen<br />

Arbeitsvertrag über mindestens 30 Wochenstunden für die zukünftige Dauer von – je<br />

nach Branche – mindestens sechs Monaten vorweisen zu können. Während das<br />

Vorhaben von großen Teilen der Gesellschaft begrüßt wurde, erntete die für<br />

Einwanderungsfragen zuständige Staatssekretärin, Consuelo Rumí, seitens der<br />

konservativen Oppositionspartei, Partido Popular, scharfe Kritik: Mit ihrer Kampagne<br />

produziere die Regierung einen unkontrollierbaren efecto llamada, einen<br />

Multiplikatoreffekt, der einer Einladung für noch mehr Ausländer ohne Papiere gleich<br />

komme. Auch auf europäischer Ebene zeigte man sich unter Politikern wenig<br />

begeistert über den Alleingang <strong>Spanien</strong>s. Allen voran der damalige deutsche<br />

Innenminister, Otto Schily, der die Befürchtung äußerte, <strong>Spanien</strong> öffne mit seiner<br />

jüngsten Legalisierungskampagne Tür und Tor für eine ungewollte Einwanderung<br />

nach Europa und Deutschland. - So fern der deutschen Politik die Idee einer<br />

Regularisierung Papierloser von jeher gewesen ist, so nah scheinen ihr die<br />

Gefahren, die andere europäische Länder mit derartigen Kampagnen für<br />

Deutschland angeblich heraufbeschwören.<br />

Bis zum 7. Mai 2005 beantragten etwa 700.000 Migrantinnen und Migranten eine<br />

Aufenthaltserlaubnis. Die spanische Regierung feierte diese Zahl und ihre Kampagne<br />

als großen politischen Erfolg. Menschenrechtsorganisationen wie die Asociación <strong>Pro</strong><br />

Derechos Humanos de Andalucía hingegen kritisierten die Kriterien als zu eng. Viele<br />

potenziell Begünstigte seien von vorne herein von der Regelung ausgeschlossen. So<br />

sei es für zahlreiche Antragsteller zum Beispiel nicht möglich, den geforderten Beleg<br />

aus dem Strafregister ihres Herkunftslandes vorzuweisen, sei es, weil dieses Land<br />

selbst kein Rechtstaat sei oder weil dort schlicht kein solches Register geführt werde.<br />

Andere wiederum könnten zwar die notwendige Straffreiheit sowie einen für das<br />

kommende Jahr zugesagten Arbeitsplatz vorweisen, hätten sich aber trotz längeren<br />

Aufenthalts in <strong>Spanien</strong> aus Furcht, abgeschoben zu werden, bislang nicht beim<br />

Einwohnermeldeamt eintragen lassen. Die Behörden hatten daraufhin einige<br />

Bedingungen gelockert, wie zum Beispiel, dass Führungszeugnisse auch nach<br />

Ablauf der Antragsfrist eingereicht werden konnten. Insgesamt waren diese<br />

Maßnahmen den Kritikern aber nicht weitreichend genug. Laut Angaben des

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