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Spanien regularisiert Hundertausende „Sin papeles“ - Pro Asyl

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Ministeriums für Arbeit und Soziales erhielten letztlich 550.000 Antragstellerinnen<br />

und Antragsteller die gewünschten Papiere. Weiteren 120.000 Papierlosen im Inland<br />

gibt die Regierung seit dem 8. August 2005 im Rahmen einer anderen Regelung,<br />

dem arraigo laboral y social, nun die Möglichkeit, ihren Antrag auf<br />

Aufenthaltserlaubnis nachzuholen. Nachzuweisen ist in diesem Fall seitens des<br />

Antragstellers, dass er seit mindestens einem Jahr illegal beschäftigt ist. Da dies<br />

jedoch schwer zu belegen ist, geht der Antrag mit einer Anzeige gegen den<br />

jeweiligen Arbeitgeber einher. Die spanischen Behörden sollen diesen dann nach<br />

Überprüfung des Sachverhalts verpflichten, dem/der Betroffenen einen Arbeitsvertrag<br />

auszustellen oder alternativ eine Ordnungsstrafe zu zahlen. Inzwischen hat die<br />

Regierung bereits über 1.000 frisch geschulte Inspektoren losgeschickt, die Firmen<br />

auf Arbeitnehmer ohne Aufenthaltspapiere überprüfen sollen. Den Arbeitgebern<br />

drohen im „Entdeckungsfall“ zwischen 6.000 und 60.000 Euro Bußgeld pro illegal<br />

Beschäftigtem. Der finanzielle Aufwand, der hierbei betrieben wird, wird offensichtlich<br />

schon seit August 2005 durch die neu hinzu gewonnenen<br />

Sozialversicherungseinnahmen der nunmehr „legal“ beschäftigten Migranten mehr<br />

als kompensiert. Der Tageszeitung El País (in der Ausgabe vom 26. August 2005)<br />

zufolge zahlten zu diesem Zeitpunkt bereits knapp 436.000 der von der<br />

Regularisierungskampagne Begünstigten Sozialversicherungsbeiträge in einer<br />

ungefähren Gesamthöhe von 90 Millionen Euro monatlich. Gleichzeitig hat die<br />

spanische Regierung den diesjährigen Etat für ihre Integrationspolitik auf 128<br />

Millionen Euro, gegenüber nur rund 7,5 Millionen in 2004, erheblich aufgestockt. Das<br />

Geld soll im Rahmen eines „strategischen Integrationsplanes“ neben Antirassismusund<br />

„Sensiblisierungsprogrammen“ in erster Linie für Aufnahme-, (Schul-)Bildungsund<br />

Arbeitsvermittlungsmaßnahmen für Migranten aufgewendet werden.<br />

Im Jubel um den Erfolg der Kampagne bleiben jedoch einige entscheidende Fragen<br />

bisher ungeklärt: Wie gedenkt <strong>Spanien</strong>s Regierung in Zukunft mit all denjenigen<br />

Menschen aufenthaltsrechtlich zu verfahren, die durch die Maschen des relativ eng<br />

gerasterten Kriterienkatalogs der jüngsten Kampagne gefallen sind? Staatssekretärin<br />

Rumí spricht von angeblich verbleibenden 120.000 Personen, die durch die<br />

Kampagne nicht begünstigt seien, eben jene 120.000, denen sie nun ein<br />

Aufenthaltspapier über den rückwirkenden Beleg einer illegalen Beschäftigung in<br />

Aussicht stellt. Aber was ist mit denjenigen, die nicht arbeiten können oder sich erst<br />

seit wenigen Monaten im Inland befinden? Und was passiert mit den aktuell<br />

Begünstigten, wenn in sechs bis zwölf Monaten ihre jetzigen Arbeitsverträge nicht<br />

mehr verlängert werden sollten und dementsprechend auch die daran gekoppelten<br />

Aufenthaltserlaubnisse ungültig werden? Der so genannte Normalisierungsprozess<br />

hat möglicherweise einen erheblichen Negativeffekt: Diejenigen sin papeles, die<br />

durch die politische Nichtbeachtung bislang von Restriktionen verschont geblieben<br />

sind, müssen befürchten, im Zuge der soeben begonnenen aufenthaltsrechtlichen<br />

„Klarstellungspolitik“, in Zukunft zur Zielscheibe aufenthaltsbeendender Maßnahmen<br />

zu werden. Die Ankündigung von Arbeitsminister Jesús Caldera just zum Ende der<br />

Kampagne, dass Abschiebungsanordnungen ab sofort rigoros umgesetzt würden,<br />

verheißen jedenfalls nichts Gutes.<br />

Bei aller Kritik, die spanische Regierung hat nach nur circa einem Jahr im Amt mit<br />

ihrer jüngsten Regularisierungskampagne für ausländische Arbeitnehmer bewiesen,<br />

dass es im Bereich „irregulärer Einwanderung“ effiziente und pragmatische Lösungen<br />

– zum Vorteil aller - geben kann. Sie hat damit ein deutliches Zeichen gesetzt, an<br />

dem sich die in vielen europäischen Ländern von Abwehrmechanismen geprägte

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