23.11.2013 Aufrufe

Verrottende Biomasse als Quelle von Kohlenmonoxid in ... - ATB

Verrottende Biomasse als Quelle von Kohlenmonoxid in ... - ATB

Verrottende Biomasse als Quelle von Kohlenmonoxid in ... - ATB

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Verrottende</strong> <strong>Biomasse</strong> <strong>als</strong> <strong>Quelle</strong> <strong>von</strong> <strong>Kohlenmonoxid</strong> <strong>in</strong> Waldökosystemen<br />

H. J. Hellebrand und Ch. Idler<br />

Institut für Agrartechnik Potsdam Bornim e.V. (<strong>ATB</strong>)<br />

Die mittlere atmosphärische CO-Konzentration der Nordhalbkugel liegt im Bereich 40-200<br />

ppbV. Der direkte Beitrag <strong>von</strong> CO zum Treibhauseffekt ist unbedeutend. Durch die Bee<strong>in</strong>flussung<br />

der troposphärischen Ozonbildung trägt CO jedoch zur Smogentstehung bei und ist<br />

somit e<strong>in</strong> umweltrelevantes Gas. Die jährlichen CO-E<strong>in</strong>träge <strong>in</strong> die Atmosphäre werden gegenwärtig<br />

auf 1800-2700 Tg/a geschätzt. Da<strong>von</strong> s<strong>in</strong>d 300-550 Tg/a auf die Verbrennung <strong>von</strong><br />

fossilen Energieträgern zurückzuführen, die <strong>Biomasse</strong>verbrennung soll zu 300-700 Tg/a führen<br />

und 60-160 Tg/a werden biogenen <strong>Quelle</strong>n zugeschrieben (IPCC 1994). Als biogene<br />

<strong>Quelle</strong>n gelten Mikroorganismen, e<strong>in</strong>ige höhere Pflanzen, photochemische Umsetzungen <strong>von</strong><br />

<strong>Biomasse</strong> und die Oxidation abgestorbener biologischer Stoffe <strong>in</strong> Böden und Ozeanen. Verschiedene<br />

Daten zu terrestrischen <strong>Kohlenmonoxid</strong>flüssen wurden <strong>in</strong> der Fachliteratur vorgestellt<br />

(Conrad 1996). Angaben zur CO-Bildung beim Verrotten <strong>von</strong> abgestorbener, oberirdischer<br />

<strong>Biomasse</strong> konnten nicht ermittelt werden.<br />

Material und Methoden<br />

Die Gasanalysen erfolgten mit e<strong>in</strong>em hochauflösenden (0,2 cm -1 ) FTIR-Spektrometer (wahlweise<br />

20m- oder 7m-Gasküvette; MCT-Detektor). Zur CO-Konzentrationsbestimmung wurde<br />

überwiegend die ungestörte CO-L<strong>in</strong>ie bei 2103,2 cm -1 ausgewertet. Kompostluft aus Grüngutmieten<br />

wurde über Entnahmerohre, die bis zur mittleren Schnittebene reichten, entnommen<br />

und analysiert. Mittels C-Bilanzierung konnten dann aus den Konzentrationsmessungen<br />

Emissionswerte abgeleitet werden (Hellebrand 1998). Bei der Untersuchung des Kompostverlaufes<br />

<strong>von</strong> Stallmist e<strong>in</strong>es Biohofes wurden die Emissionsströme über den Konzentrationsanstieg<br />

<strong>in</strong> Gasflusskammern erfasst (Hellebrand und Kalk 2000). In Laborversuchen diente<br />

getrocknetes Landschaftspflegegut <strong>als</strong> Substrat für Rotteversuche. Durch Wasserzugabe<br />

wurde der Feuchtegehalt auf 70 % e<strong>in</strong>gestellt. Der Substratbehälter wurde über e<strong>in</strong> Wasserbad<br />

thermostatiert und mit unterschiedlichen Raten Außenluft ventiliert. Die Abluft wurde onl<strong>in</strong>e<br />

zum FTIR-Spektrometer geleitet und analysiert. Die Gasbildungsratensraten wurden aus der<br />

Differenz zur Außenluftkonzentration und dem Volumenstrom ermittelt. Bei Experimenten<br />

mit sterilisiertem Substrat wurde der über 0,2 µm-Filter gegen Mikroorganismen geschützte<br />

Behälter für 180 M<strong>in</strong>uten auf 136 °C erhitzt und nach Auskühlung <strong>in</strong> den Gasmessplatz e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Luft<br />

0,2 µm-<br />

Filter<br />

Strömungsmeter<br />

FTIR-<br />

Spektrometer<br />

Schlauchpumpe<br />

Substrat-<br />

Behälter<br />

20 cm<br />

Gasuhr<br />

0,2 µm-<br />

Filter<br />

Kryo-<br />

Thermostat<br />

30 cm<br />

60 cm<br />

Bild 1 Schema zum Gasmessplatz mit thermostatiertem Substratbehälter und FTIR-Spektrometer


Ergebnisse und Diskussion<br />

Bei FTIR-Untersuchungen der Luft aus Kompostmieten, Laub- und Grashaufen bei der Grünflächenpflege<br />

wurden Konzentrationsdifferenzen zur Außenluft <strong>von</strong> 2 ppmV bis ca. 130<br />

ppmV beobachtet. Als Bildungsraten bei Feld- und Laborexperimenten (Bild 2) ergaben sich<br />

Werte um 0,1 mg CO/h pro kg Rottemasse bei e<strong>in</strong>er belüftungsabhängigen Dynamik der CO-<br />

Konzentration im Rottegut (positive Korrelation zum Sauerstoffpartialdruck; Hellebrand<br />

1998). Bezogen auf die Freisetzung <strong>von</strong> CO 2 während der Rotte lag der Volumenanteil <strong>von</strong><br />

CO im Bereich <strong>von</strong> 10 -4 bis 10 -2 .<br />

1.5<br />

1.2<br />

0.9<br />

CO<br />

<strong>in</strong> 10 -4 g h -1 kg -1<br />

CO 2<br />

<strong>in</strong> g h -1 kg -1<br />

Temperatur<br />

<strong>in</strong> 100 °C<br />

0.6<br />

0.3<br />

0.0<br />

0 92 184 276 368 460 552 644 736 828 920<br />

Meßzeit, h<br />

Bild 2 Beispielverlauf zu CO- und CO 2 -Flussraten bei Labormessungen (nicht steriles<br />

Substrat Landschaftspflegeheu mit Feuchte 70%; T=50 °C; Belüftungsrate 25 cm 3 m<strong>in</strong> -1<br />

pro kg Substrat).<br />

1.E-06<br />

CO(1/T) = 1756 e -7828/T<br />

1.E-04<br />

CO, kg h -1 kg -1<br />

1.E-07<br />

1.E-08<br />

1.E-05<br />

1.E-06<br />

CO2, kg h -1 kg -1<br />

1.E-09<br />

CO 2 (1/T) = 8378 e -6975/T<br />

0.0027 0.0029 0.0031 0.0033 0.0035 0.0037<br />

1.E-07<br />

Bild 3 Arrhenius-Plot der CO- und Temperatur CO2-Bildungsraten 1/T, K -1<br />

<strong>von</strong> sterilisiertem Substrat<br />

(Landschaftspflegeheu mit Feuchte 70%; T=50 °C; Belüftungsrate 25 cm 3 m<strong>in</strong> -1 pro kg<br />

Substrat; Messtemperaturen 5° C, 20° C, 35° C, 50° C, 65° C, 80° C).<br />

Aus der Temperaturabhängigkeit (278 K bis 353 K) der CO-Bidungsraten <strong>in</strong> sterilisierter<br />

<strong>Biomasse</strong> konnte e<strong>in</strong>e Aktivierungsenergie der CO-Bildung <strong>von</strong> 65 kJ mol -1 bestimmt werden<br />

(Bild 3). Die CO-Bildung ist <strong>als</strong> physikalisch-chemisch ablaufender Oxydationsprozeß zu<br />

<strong>in</strong>terpretieren. Im Gegensatz zu nicht sterilisiertem Rottesubstrat, <strong>in</strong> dem biologische Aktivität


den Sauerstoffpartialdruck verr<strong>in</strong>gert und damit zu belüftungsabhängigen Flußraten führt,<br />

konnte bei sterilisiertem Substrat ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluß der Belüftungsrate auf die CO- und CO 2 -Flüsse<br />

gemessen werden.<br />

In sterilisiertem Material lag das massebezogene Verhältnis <strong>von</strong> CO-Fluß zu CO 2 -Fluß im<br />

Bereich um 10 -2 und erwies sich im Rahmen der Meßgenauigkeit <strong>als</strong> temperaturunabhängig.<br />

Zum Abschätzen der Größenordnung der CO-Bildung <strong>in</strong> Waldgebieten kann deshalb dieses<br />

Verhältnis verwendet werden. Da offensichtlich physikalisch-chemische Reaktionsabläufe die<br />

CO-Freisetzung bestimmen, kann die Schätzgenauigkeit über die absoluten CO-Bildungsraten<br />

gesteigert werden. Weitere Untersuchungen s<strong>in</strong>d erforderlich, um den E<strong>in</strong>fluß <strong>von</strong> Sauerstoffpartialdruck<br />

und Wassergehalt auf die physikalisch-chemisch determ<strong>in</strong>ierten CO- und CO 2 -<br />

Bildungsraten zu bestimmen.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Bei der Belüftung <strong>von</strong> sterilisiertem Pflanzenmaterial wird CO 2 und CO gebildet. Die Bildungsraten<br />

wachsen exponentiell mit der Temperatur. Die gemessene Temperaturabhängigkeit<br />

spricht für e<strong>in</strong>e CO-Bildung über physikalisch-chemische Reaktionsabläufe. Aus dem<br />

Arrhenius-Plot wird e<strong>in</strong>e Aktivierungsenergie im Bereich um 60 kJ mol -1 für die CO- und<br />

CO 2 -Bildung abgeleitet (CO 2 - 58 kJ mol -1 ; CO - 65 kJ mol -1 ).<br />

Aus den Labormessungen folgt, dass bei 5 °C jährlich ca. 20 mg <strong>Kohlenmonoxid</strong> pro kg abgestorbener<br />

<strong>Biomasse</strong> entstehen. Das entspricht e<strong>in</strong>er CO-Kohlenstoffoxidationsrate <strong>von</strong><br />

7 10 -5 a -1 . E<strong>in</strong> Temperaturanstieg auf 20 °C verdreifacht diese Bildungsrate. Es ist daher mit<br />

kont<strong>in</strong>uierlichen CO-Freisetzungen aus Waldgebieten zu rechnen, die <strong>in</strong> den Sommermonaten<br />

die höchsten Bildungsraten aufweisen.<br />

Literatur<br />

Conrad, R., 1996: Soil micro-organisms as controllers of atmospheric trace gases (H 2 , CO,<br />

CH 4 , OCS, N 2 O, and NO). Microbiological Reviews 60: 609-640<br />

Hellebrand, H. J., 1998: Emission of nitrous oxide and other trace gases dur<strong>in</strong>g compost<strong>in</strong>g of<br />

grass and green waste. Journal of Agricultural Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g Research 69, 4, S.365-375<br />

Hellebrand, H. J. und Kalk, W.-D., 2000: Emissions Caused by Manure Compost<strong>in</strong>g.<br />

Agrartechnische Forschung 6 2, S. E26-E31<br />

IPCC, 1994: Intergovernmental Panel on Climate Change: Climate Change 1994 - Radiative<br />

forc<strong>in</strong>g of climate change and an evaluation of the IPCC IS92 emission scenarios. Cambridge:<br />

Press Syndicate of the University of Cambridge, 1995

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!