Service-Maschinen - sport+mode
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Jahrgang 2010<br />
<strong>Service</strong>-<strong>Maschinen</strong><br />
Präzise Kanten<br />
Das ist Sache<br />
D ie Sa c h - u n d Fa c h i n f o r m a t i o n v o n s p o r t + m o d e f ü r d e n Sp o r t a r t i k e l -Fa c h v e r k ä u f e r
<strong>Service</strong>-<strong>Maschinen</strong><br />
Ski und Boards müssen stets gewartet werden. Mit diesem <strong>Service</strong> kann sich der Fachhandel beim Kunden profilieren<br />
Geht man in Deutschland von rund sechs Mio. aktiven Wintersportlern<br />
aus, die in irgendeiner Art und Weise mit Skifahren, Snowboarden<br />
oder Langlaufen in Verbindung stehen, und setzen wir demgegenüber<br />
einen jährlichen Neuverkauf dieser Geräte in einer Größenordnung<br />
von rund 350.000 Alpinski-Einheiten, zeigt sich, dass <strong>Service</strong> für diese<br />
Geräte ein überaus lukratives Geschäft sein kann. Entsprechendes<br />
Fachwissen rund um <strong>Service</strong> und Bindungseinstellung hilft Ihnen im<br />
täglichen Verkaufsgespräch und unterstreicht Ihre Kompetenz.<br />
Wie verkaufe ich<br />
Ski-/Boardservice?<br />
Ausgangslage<br />
Die Ansprüche der Endverbraucher sind gewachsen. Nicht nur beim<br />
Neukauf wird für gutes Geld Qualität und Leistung verlangt, sondern<br />
auch im <strong>Service</strong>bereich. Deshalb muss <strong>Service</strong> vom Sportartikelverkäufer<br />
kompetent und qualitativ auf fachmännischer Ebene verkauft<br />
Schadenskategorien<br />
leicht beschädigt:<br />
• Kanten mit Flugrost oder leicht angerostet<br />
• Kanten mit einzelnen Riefen und Scharten<br />
• Belag mit einzelnen Kratzern beziehungsweise normalen<br />
Gebrauchsspuren<br />
stark beschädigt:<br />
• Kanten mit starker Rostbildung<br />
• Kanten mit vielen Scharten und ausgehärteten<br />
Stellen<br />
• Belag mit starken Gebrauchsspuren, tiefen Kratzern,<br />
die bis auf den Untergurt reichen können<br />
nicht reparabel:<br />
• Ski gebrochen, gestaucht, aufgeplatzt<br />
• Kanten gebrochen, eingedrückt, ausgerissen,<br />
zu dünn, lösen sich<br />
• Skienden und Spitzen gebrochen, abgerissen<br />
werden. Dazu gehört, dass jeder zu erledigende Arbeitsschritt dem<br />
Kunden erklärt und begründet wird. Denn: Mit Pauschalaussagen<br />
bzw. -preisen, aus denen die eigentliche Leistung, also die teils enorme<br />
Arbeit, das Know-how und der Aufwand, nicht ersichtlich ist,<br />
wird der <strong>Service</strong> abgewertet. Der Kunde wird nie verstehen, warum<br />
er seinen Ski gerade in ein bestimmtes Sportgeschäft tragen soll. Die<br />
Leistung muss also transparent gemacht werden. Dadurch wird sie für<br />
den Kunden einschätzbarer und wird dann entsprechend honoriert.<br />
Selbstverständlich muss immer die jeweilige Situation am Ort und<br />
das Verhalten der Mitbewerber berücksichtigt werden. Doch durch<br />
Profilierung als Fachhandelspartner ist sicherlich mehr erreicht, als<br />
durch ständiges, gegenseitiges Unterbieten von <strong>Service</strong>preisen.<br />
Die Zielsetzung:<br />
Ziel muss es sein, dass der Kunde mit seinem geserviceten Ski/<br />
Board bessere Drehfreudigkeit, besseren Halt auf eisigen Pisten<br />
und somit mehr Fahrspaß, mehr Sicherheit und mehr Komfort<br />
beim Skifahren/Boarden erlebt. Ist dies der Fall, dann honoriert<br />
er die Qualität und Leistung entsprechend, kommt zu einer positiven<br />
Einstellung zum Thema <strong>Service</strong> und bringt sein Ski/Board in<br />
weiterer Folge regelmäßig wieder zum <strong>Service</strong>.<br />
Der Weg zur Zielerreichung:<br />
Wichtig ist zuallererst, dass Verkäufer schon bei der Entgegennahme<br />
den Ski/das Board vor dem Kunden genau überprüfen<br />
und beurteilen: Dabei erfolgt mit dem Kunden die Beratung und<br />
Entscheidung über die notwendigen beziehungsweise möglichen<br />
<strong>Service</strong>-Arbeiten. Differenziert ausgepreiste Arbeitsschritte sind<br />
hier eine große Hilfe!<br />
Vorteile durch richtige Beurteilung des Ski/Boards:<br />
• Verbesserung der eigenen internen Ablauforganisation<br />
• Vorbeugung von Reklamationen<br />
• Preisakzeptanz durch differenzierte Preisangabe<br />
• Sofortiges Erkennen von nicht reparablen Ski/Boards<br />
• Mitunterstützung Neukauf<br />
• Vermeidung von überhöhtem Reparaturaufwand<br />
Hilfsmittel für das Beratungsgespräch:<br />
• Endverbraucherbroschüre<br />
• Preistafel<br />
• Haarlineal<br />
• starke Lupe<br />
• Musterbretter mit den einzelnen Arbeitsschritten<br />
D ie Sa c h - u n d Fa c h i n f o r m a t i o n v o n s p o r t + m o d e f ü r d e n Sp o r t a r t i k e l -Fa c h v e r k ä u f e r – Ja h r g a n g 2010
1. Annahme – Beurteilungskriterien<br />
a. Prüfen, ob Ski/Board noch reparabel ist<br />
b. Ist Ski/Board gestaucht?<br />
Es ist möglich, dass sich der Ski/das Board durch Überbeanspruchung<br />
deformiert. Drücken Sie die Ski belagseitig zusammen,<br />
können Sie sofort erkennen, ob Schaufel oder Skiende deformiert<br />
sind. Stellt man fest, dass der Ski/das Board gestaucht ist, ist eine<br />
Reparatur nicht möglich. Ein Neuverkauf wäre zu empfehlen!<br />
c. Ist die Kante gebrochen oder verbogen?<br />
Es ist möglich (durch Steine, Felsen vor allem beim Fahren außerhalb<br />
der Piste), dass die Kante einen Riss bekommt, stark deformiert<br />
oder herausgerissen wurde. Bei einem Riss muss man optisch<br />
genau hinsehen, eine verbogene oder herausgerissene Kante<br />
ist hingegen leicht festzustellen. Bei solchen Beschädigungen ist<br />
eine Reparatur nicht möglich. Ein Neuverkauf ist anzustreben!<br />
2. Beurteilung der Kantendicke<br />
Ski/Boards, an denen bereits mehrmals ein <strong>Service</strong> durchgeführt<br />
wurde, sind oft schwer zu beurteilen. Im Folgenden deshalb ein<br />
paar Kriterien:<br />
Seitliche Kante: Die seitliche Kantedicke beträgt bei neuen Ski/<br />
Boards etwa 2 mm bis 3 mm. 1,5 mm Kantendicke und weniger<br />
zeigt, dass bereits ein Verschleiß durch Abschleifen des Belagund<br />
Kantenmaterials erreicht ist.<br />
Unterkante: Die Beurteilung ist ähnlich wie bei der seitlichen<br />
Kante. Originaldicke 2 mm bis 2,5 mm. 1,5 mm Kantendicke und<br />
weniger zeigt bereits einen Verschleiß an.<br />
Beurteilung: Bei Kantendicken über 1,5 mm ist eine Reparatur<br />
ohne weiteres möglich, unter 1,5 mm nur mit Vorbehalt. Hier besteht<br />
die Gefahr des Durchschleifens.<br />
3. Beurteilung der Belagdicke<br />
Eine große Hilfe bei der Feststellung der Belagdicke ist die Dicke<br />
der seitlichen Kante. Ist bei der seitlichen Kante weniger als<br />
1,5 mm Kantenmaterial vorhanden, so zeigt dies, dass der Belag<br />
ebenfalls verbraucht ist. Ein weiterer Hinweis für eine bereits<br />
verschlissene Belagschicht sind Verfärbungen am Belag. Diese<br />
sind meistens im Schaufelbereich, Bindungsbereich oder am<br />
Skiende.<br />
Verklebung zwischen Belag und Kante hat sich gelöst<br />
Wie erkennt man das?<br />
a) Belag steht über die Kante<br />
b) Belag hat helle,weiße Stellen<br />
c) Belag lässt sich mit Fingernagel abheben<br />
Beurteilung: Falls Sie eine dünne Belagschicht feststellen, ist<br />
es ratsam, kein großes Skiservice mit vollflächiger Belagausbesserung<br />
zu empfehlen. Es könnte sich die Verklebung lösen. In<br />
diesen Fällen ist von einer ganzflächigen Belagreparatur abzuraten!<br />
Bei solchen Beschädigungen ist eine Reparatur nur bedingt<br />
möglich. Ein Neuverkauf wäre anzustreben!<br />
Welcher <strong>Service</strong> wird wann empfohlen ?<br />
Großer <strong>Service</strong>, Vollservice:<br />
• Der Belag ist über die ganze Fläche zerkratzt,<br />
hat Risse und Schrammen.<br />
• Die Kante ist stumpf, abgerundet, rippig und teilweise rostig.<br />
Bei einem Großen <strong>Service</strong> oder Vollservice wird eine Polyäthylenschicht<br />
vollflächig über den Belag aufgetragen und<br />
anschließend das überschüssige Material abgeschliffen. Am<br />
Schleifstein wird Belag und Kante plan und die Struktur in<br />
den Belag geschliffen. Die seitliche wie auch die belagseitige<br />
Kante wird geschliffen, entgratet und der Belag gewachst<br />
und gebürstet.<br />
Mittlerer <strong>Service</strong>, Standardservice:<br />
• Der Belag ist teilweise zerkratzt, hat kleine Risse und Schrammen.<br />
Die Discovery PSSF von Wintersteiger, ein<br />
<strong>Service</strong>automat für Ski und Snowboards und<br />
hohes <strong>Service</strong>aufkommen
<strong>Service</strong>-<strong>Maschinen</strong><br />
• Die Kante ist stumpf und abgerundet.<br />
Bei einem mittleren <strong>Service</strong> oder Standard-<strong>Service</strong> wird punktuell<br />
die beschädigte Belagstelle ausgebessert. Am Schleifstein wird<br />
Belag und Kante plan und die Struktur in den Belag geschliffen.<br />
Die seitliche wie auch die belagseitige Kante wird geschliffen,<br />
entgratet und der Belag gewachst und gebürstet. ACHTUNG: Nicht<br />
alle Beschädigungen im Belag verschwinden!<br />
Expressservice:<br />
• Der Belag ist teilweise zerkratzt, hat kleine Risse und Schrammen.<br />
• Die Kante ist stumpf und abgerundet.<br />
Bei einem Expressservice wird keine Belagausbesserung vorgenommen.<br />
Am Schleifstein werden Belag und Kante plan und die<br />
Struktur in den Belag geschliffen. Die seitliche und die belagseitige<br />
Kante werden geschliffen, entgratet und der Belag gewachst<br />
und gebürstet.<br />
5. Was ist ein präpariertes Brett?<br />
• der Ski/das Board dreht leichter<br />
• der Ski/das Board hält besser auf harten Pisten<br />
• der Ski/das Board gleitet schneller<br />
Das bedeutet für den Kunden: weniger Kraftaufwand, mehr<br />
Sicherheit, längeres Skivergnügen<br />
6. Abholung von Ski/Board<br />
Kurze Erklärung Leistungsumfang bei Vollservice:<br />
• Belag ausgebessert<br />
• Belag Stein geschliffen und strukturiert<br />
• Kanten geschliffen<br />
• Belag gewachst und gebürstet<br />
• Ergebnis zeigen, Belag zeigen<br />
• Bindungscheck ansprechen!<br />
• Pflegehinweis (Der Ski/das Board sollte bereits nach zwei bis<br />
drei Tagen gewachst, die Kante kontrolliert und bei Bedarf nachgezogen<br />
werden)<br />
• Zusatzverkauf hinweisen! (Wachs, Kantenfeile usw.)<br />
Impressum<br />
„Das ist Sache“ ist ein Beihefter der Zeitschrift <strong>sport+mode</strong> mit<br />
Sportartikel-Wirtschaft und wird von der <strong>sport+mode</strong>-Redaktion<br />
in Zusammenarbeit mit der Industrie erstellt.<br />
Verlag Chmielorz GmbH, Marktplatz 13, 65183 Wiesbaden,<br />
Postfach 22 29, 65012 Wies baden<br />
Tel. 06 11/36 09 80<br />
Fax 06 11/30 13 03<br />
Aus <strong>sport+mode</strong><br />
7. Hilfsmittel<br />
• Werkstattservicekarte<br />
• Endverbraucherbroschüre<br />
8. Bindungseinstellung<br />
Ermittlung des Einstellwertes nach ISO 11088:<br />
a) Tibia-Messung:<br />
• Kunde gibt auf Befragen an: Alter, Geschlecht, Fahrkönnen<br />
• Messvorgang: Ermittlung des Tibiakopfdurchmessers anhand<br />
eines Tibiameters<br />
• Erfassung der Skischuh-Sohlenlänge in mm oder cm<br />
• Übertragung aller Werte auf der Einstell-/<strong>Service</strong>karte<br />
b) Kg-Messung:<br />
• Kunde gibt auf Befragen an: Körpergröße, Gewicht, Alter,<br />
Geschlecht, Fahrkönnen<br />
• Erfassung der Skischuh-Sohlenlänge in mm oder cm<br />
• Übertragung aller Werte auf die Einstell-/<strong>Service</strong>karte<br />
Achtung! Nur die Überprüfung auf einem der Norm entsprechenden<br />
Bindungseinstellgerät mit Ausdruck der Einstellwerte ist zulässig.<br />
Lehnen Sie andere Einstellwünsche ab, weil Sie sich dadurch fast<br />
immer strafbar machen. Seit der Einführung der Verleihnorm ISO<br />
13993 im Jahr 2002 ist es möglich, Leihski ohne direkte Bindungseinstellung<br />
mittels Prüfgerät auszugeben. Die ISO 13993 setzt aber<br />
voraus, dass der gesamte Verleihpark an Alpinski und Skischuhen<br />
vor und während der Saison regelmäßig überprüft wird.<br />
Profi-Info<br />
Hier die wichtigsten DIN/ISO-Normen:<br />
Das Bindungseinstellgerät<br />
Speedtronic Pro<br />
kann mit der Verleihsoftware<br />
Easyrent<br />
verknüpft werden<br />
DIN/ISO 13993:<br />
Funktionsprüfung für Ski, Bindung und Schuhe im Rahmen<br />
einer vorsaisonalen Prüfung und einer Prüfung während<br />
der Saison<br />
DIN/ISO 11088:<br />
Montage, Einstellung und Überprüfung der Funktionseinheit<br />
Alpinski-Bindung-Schuh<br />
DIN/ISO 5355:<br />
Skischuhe für den Pistenskilauf – Sicherheitstechnische<br />
Anforderungen und Prüfung<br />
DIN/ISO 9462:<br />
Skibindungen für den alpinen Skilauf – Sicherheitstechnische<br />
Anforderung und Prüfung<br />
D ie Sa c h - u n d Fa c h i n f o r m a t i o n v o n s p o r t + m o d e f ü r d e n Sp o r t a r t i k e l -Fa c h v e r k ä u f e r – Ja h r g a n g 2010