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Leseprobe (PDF) - Allitera Verlag

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Das erste Schlüsselwort: Lust – pramada<br />

15<br />

Der sich Hin-und-her-Bewegende, manthāna, 4 der Tochter Frucht<br />

erstrebend,<br />

er machte fern vom Mutterschoß sein Lager.<br />

Wenn ihn, den Fährmann, seine Eltern [die Reibhölzer] erzeugen,<br />

ist von den beiden schön wirkenden der eine [das männliche Reibholz]<br />

der Zeugende,<br />

die andere [das weibliche Reibholz] die Fördernde.<br />

Sexuelle Lust verbindet Götter und Menschen und sie drückt das aus,<br />

was den Menschen vom Tier unterscheidet, denn die sexuelle Lust<br />

des Menschen ist nicht auf die Zeit der Läufigkeit des Weibchens beschränkt.<br />

Lust hat kein Ziel außer sich selbst, sie durchzieht das ganze<br />

menschliche Leben. Schmerz ist das in sich selbst Gemiedene, Lust<br />

das in sich selbst Bejahte. Die Lehre des Kirchenvaters Augustinus, die<br />

Lust sei eine Folge der Erbsünde – post peccatum quippe orta est haec<br />

libido – und im Paradies hätte der Mann lustlos gezeugt und die Frau<br />

lustlos empfangen – prolem gignerent et pudendam libidinem non haberent<br />

–, ist mir nicht nur immer absurd vorgekommen, sondern die<br />

Übernahme dieser Lehre durch die lateinische Kirche ist die Perversion,<br />

die das Christentum unter den Menschen angerichtet hat. Es gibt kaum<br />

einen unmenschlicheren Satz als den des Papstes Gregor des Großen,<br />

nach dem jede Lust Sünde ist: voluptas ipsa esse sine culpa nullatenus<br />

potest. Das Menschen und Götter einigende Fest des Anfangs aber war<br />

lustvoll.<br />

Zurück zu diesem Anfang. Irgend jemand hat den Unterschied zwischen<br />

Weibchen und Frauen so formuliert: Ein Weibchen (in einer Tierhorde)<br />

macht manchmal (wenn es läufig ist) alle Männchen der Horde<br />

verrückt, eine Menschenfrau macht einen Mann der Horde immer<br />

verrückt. Das ist zwar monogam und damit nicht sehr ursprünglich gedacht,<br />

gibt aber die Struktur wieder. Erst dieser biologische Wandel in<br />

<br />

<br />

<br />

Die umfangreichste Darstellung findet sich im 14. Buch seiner Schrift »De civitate<br />

Dei«.<br />

»Kinder hätten sie gezeugt und geboren und keine schändliche Lust gehabt.«<br />

Das Adjektiv »pudendus – dessen man sich schämen muß« scheidet nicht etwa<br />

sündhafte von sündenfreier Lust, sondern charakterisiert für Augustinus das<br />

innere Wesen jeder Lust.<br />

Dazu im 3. Band beim Mittelalter-Latein unter libido. Ganz anders der arabische<br />

Kulturkreis. Ibn H - aldūn (gest. 1406) schrieb: »Ohne die Lüste wäre der<br />

Mensch unvollkommen.«<br />

Alphabet: a ā i u ŗ e ai o au k kh g gh c ch j t d dh n p b bh m r l v ś s h

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