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Kollege Namgel - 4-Seasons.de

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86<br />

<strong>Kollege</strong> Globetrotter<br />

Text<br />

Manuel Arnu<br />

Fotos<br />

Manuel Arnu<br />

Archiv <strong>Namgel</strong><br />

Kindheit mit Tiger<br />

Das Spektrum <strong>de</strong>r Globetrotter-Mitarbeiter ist so bunt wie die Produktpalette und<br />

Multikulti keine Plattitü<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>m Unternehmensprospekt. Doch einen Nepalesen<br />

vom Volksstamm <strong>de</strong>r Sherpa gibt es nur in <strong>de</strong>r Kölner Filiale. Helau und Alaaf, <strong>Namgel</strong>.


<strong>Kollege</strong> Globetrotter<br />

87<br />

Idylle für Urlauber, harter Alltag für die Nepalesen: in vielen Bergdörfern lebt man wie vor hun<strong>de</strong>rt Jahren.<br />

Ein schöner Zufall: Indische Filmmusik trällert aus <strong>de</strong>n<br />

Lautsprechern <strong>de</strong>r Kölner Globetrotter-Filiale. Bollywood-Hits<br />

sind echte Gassenhauer im gesamten Himalaja-Gebiet<br />

und natürlich kennt auch <strong>Namgel</strong> Sherpa die schmachten<strong>de</strong>n<br />

Musikstücke, die immer von Liebe, Hass und Schicksal han<strong>de</strong>ln.<br />

<strong>Namgel</strong> Sherpa, in Ostnepal in <strong>de</strong>r Everest-Region geboren, lebt seit<br />

acht Jahren in Deutschland und arbeitet bei Globetrotter Köln in <strong>de</strong>r<br />

Rucksackabteilung. Man erkennt <strong>Namgel</strong> auf Anhieb. Unverkennbar<br />

asiatischer Einschlag, drahtige Figur, breite Schultern und seine raumgreifen<strong>de</strong>n<br />

Schritte zeugen davon, dass <strong>Namgel</strong> zeitlebens auf die<br />

Kraft und Ausdauer seiner Beine angewiesen war.<br />

Als <strong>Namgel</strong> nach Deutschland kam und in Köln aus <strong>de</strong>m Flieger stieg,<br />

glaubte er, keine Luft mehr zu bekommen. 100 Meter über <strong>de</strong>m<br />

Meeres spiegel statt 2000 und als höchste Gipfel die zwei Türme <strong>de</strong>s<br />

Kölner Doms. Doch <strong>de</strong>r größte Schock stand noch bevor. Ein kühles<br />

Kölsch statt gewürztem Tee, gerammelt volle Autobahnen statt endlose<br />

Fußpfa<strong>de</strong>. Aus <strong>de</strong>n einsamen Berge n zu <strong>de</strong>n rheinischen Frohnaturen,<br />

größer kann ein Kultur unterschied nicht sein. Aber <strong>Namgel</strong> ist<br />

Buddhist, seine Religion lehrt ihn sogar <strong>de</strong>n Kölschen Karneval ganz<br />

gelassen hinzunehmen.<br />

<strong>Namgel</strong> erblickte im Osten Nepals das Licht <strong>de</strong>r Welt. Neun verstreute,<br />

kleine Dörfer bil<strong>de</strong>n die Siedlung Bung im Distrik t Solukhumbu.<br />

<strong>Namgel</strong> wohnte im letzten <strong>de</strong>r neun. 50 Häuse r, vielleicht<br />

200 Einwohner. Je<strong>de</strong>r kennt je<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>n ersten Blick eine Idylle.<br />

Schneebe<strong>de</strong>ckte, majestätische Gipfel, im Wind flattern Gebetsfahnen,<br />

ein buddhistisches Kloster. Auf <strong>de</strong>n Fel<strong>de</strong>rn wei<strong>de</strong>n Yaks und<br />

Wasserbüffel. Als Tourist fühlt man sich <strong>de</strong>m Himmel ganz nah.<br />

Wege n dieser unverfälschten Bil<strong>de</strong>r kommen Trekkingtouristen aus<br />

alle r Welt nach Nepal. <strong>Namgel</strong> lebte sein ganzes Leben im Traum <strong>de</strong>r<br />

Rucksack-Urlauber, doch seine Realität sah an<strong>de</strong>rs aus. Ein Leben<br />

ohne Strom, ohne Heizun g, ohne Straßen. Fließend warmes Wasse r<br />

ist ein Luxus, <strong>de</strong>n <strong>Namgel</strong> lange nicht kennt. Wenn die Sonne untergeht,<br />

spen<strong>de</strong>n Kerze n o<strong>de</strong>r Petroleumlampen schummriges Licht.<br />

Mo<strong>de</strong>rne Kommuni kationsmedien wie Fernsehen o<strong>de</strong>r Telefon?<br />

Fehlanzeig e – bis heute. Im Winter Temperaturen bis -20 °C und zwei<br />

Meter Schnee. Im Haus keine Heizung, nur ein offenes Feuer. Die<br />

nächste Stadt – Solu mit 5000 Einwohnern, Krankenhaus und Markt<br />

– ist 20 Kilometer entfernt und nur zu Fuß erreichbar. <strong>Namgel</strong> schafft<br />

die Distanz in zwei Stun<strong>de</strong>n. Laufschritt. Auch in die Hauptstadt<br />

Kathman du gibt es keine Straßenverbindung. Eine durchschnittliche<br />

Trekkinggruppe braucht für die Wan<strong>de</strong>rroute dorthin, die über 4000<br />

Meter hohe Päss e führt, gute eineinhalb Wochen. <strong>Namgel</strong> bewältigt<br />

die Strecke in drei Tagen, wenn er täglich 15 Stun<strong>de</strong>n marschiert.<br />

Als <strong>Namgel</strong> sieben Jahre alt ist, erschlägt ein neidischer Cousin seinen<br />

Vater, einen angesehenen Mann im Dorf. <strong>Namgel</strong> muss als ältester<br />

von vier Geschwistern früh<br />

Aus <strong>de</strong>n einsamen<br />

Bergen Ostnepals<br />

zu <strong>de</strong>n rheinischen<br />

Frohnaturen,<br />

größer kann ein<br />

Kulturunterschied<br />

nicht sein.<br />

Verantwortung übernehmen.<br />

Selbst einkaufen gehen, Holz<br />

sammeln, auf <strong>de</strong>n Fel<strong>de</strong>rn<br />

helfen. Dort wachsen Kartoffeln,<br />

Weizen, Buchweizen<br />

und Mais. Gemüse, das sie<br />

manchmal an Touristen verkaufen,<br />

gegen Reis tauschen,<br />

in erster Linie aber selbst<br />

zum Überleben benötigen. ›


88 <strong>Kollege</strong> Globetrotter<br />

Von Montag bis Freitag bleibt <strong>Namgel</strong> in <strong>de</strong>r Schule. Bis auf <strong>de</strong>n<br />

Unterricht muss sich <strong>de</strong>r Zehnjährige dort um alles selber kümmern,<br />

Brennholz, Kleidung und Nahrung von daheim mitschleppen.<br />

Will gar nicht auf <strong>de</strong>n Everest – <strong>Namgel</strong> träumt »nur« von einem 7000er.<br />

Familienbild mit Platzhalter – <strong>de</strong>r Papa, Bru<strong>de</strong>r und Mann muss knipsen.<br />

Uns Europäern erscheint es als ein Leben aus<br />

längst vergangenen Jahrhun<strong>de</strong>rten. Für <strong>Namgel</strong><br />

ist es Alltag. Dabei geht es <strong>Namgel</strong> gut.<br />

Seine Familie ist verhältnismäßig wohlhabend<br />

und legt auf schulische Bildung großen Wert.<br />

Die Grundschule ist gleich im Dorf, keine zwei<br />

Minuten von zu Hause. Mit zehn Jahren darf er<br />

in die weiterführen<strong>de</strong> Schule, eine nagelneue<br />

Schule, von Sir Edmund Hillary erbaut. Für die<br />

zehn Kilo meter dorthin braucht <strong>Namgel</strong> eine<br />

Stun<strong>de</strong>. Von Montag bis Freitag bleibt <strong>Namgel</strong><br />

in <strong>de</strong>r Schule. Bis auf <strong>de</strong>n Unterricht muss sich<br />

<strong>de</strong>r Zehnjährige dort um alles selber kümmern,<br />

Brennholz, Kleidung und Nahrung von daheim<br />

mitschleppen.<br />

Die Last mit <strong>de</strong>r Last<br />

<strong>Namgel</strong>s Heimatdorf liegt an einer Trekking-<br />

Route über Lukla und Namche Bazaar zum<br />

Everest-Basislager. Seit <strong>Namgel</strong> <strong>de</strong>nken kann,<br />

pilgerten westliche Touristen vor und nach<br />

<strong>de</strong>r Monsunzeit an Großmutters Haus vorbei.<br />

Einig e von <strong>Namgel</strong>s Verwandten sind Führer<br />

o<strong>de</strong>r Träger. Auch <strong>Namgel</strong> startet eine Karriere<br />

bei seinem Onkel, <strong>de</strong>r für das <strong>de</strong>utsche Reiseunternehmen<br />

Hauser Exkursionen Touren leitet.<br />

<strong>Namgel</strong> verdingt sich auch als Träger, schleppt<br />

als Zwölfjähriger Lasten bis zu 80 Kilogramm<br />

vier Tage hinau f nach Namche Bazaar. Eine entsetzliche<br />

Schin<strong>de</strong>rei, selbst für einen Sherpa.<br />

Nach <strong>de</strong>r Schule lernt <strong>Namgel</strong> das Trekking-<br />

Busines s von <strong>de</strong>r Pike auff. Er arbeitet als Küchenjunge,<br />

Träger und schließlich als Assistent seines<br />

Onkels, muss das Lager auf- und abbauen, <strong>de</strong>n<br />

Kun<strong>de</strong>n mit Rat und Tat zur Seite stehen. Seit <strong>de</strong>r<br />

vierten Klasse hatte <strong>Namgel</strong> Englisch in <strong>de</strong>r Schule,<br />

aber viele Kun<strong>de</strong>n von Hauser Exkursionen<br />

sind Deutsche, also lernt er auch ein paar Brocken<br />

Deutsch. Fünf Jahre sammelt <strong>Namgel</strong> Erfahrungen,<br />

dann macht er die offizielle Ausbildung zum geprüften<br />

Trekkinggui<strong>de</strong>, einem äußerst angesehenen<br />

Beruf in Nepal. Die Nepal Mountaineering<br />

Association (NMA), vergleichbar mit <strong>de</strong>m Alpenverein,<br />

bietet Einheimischen diese Ausbildung in<br />

Kooperation mit <strong>de</strong>n örtlichen Hotelverbän<strong>de</strong>n<br />

und westlichen Trekkingexperten an. <strong>Namgel</strong> lernt<br />

in einem vierwöchigen Kurs in Kathmandu, worauf<br />

man mit Kun<strong>de</strong>n von 16 bis 80 Jahren zu achten<br />

hat, wie man Erste Hilfe leistet, eine gute Service-<br />

Mannschaft zusammenstellt und eine Trekkingtour<br />

von Anfang bis En<strong>de</strong> reibungslos und zur Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />

aller Kun<strong>de</strong>n durchführt. <strong>Namgel</strong> besteht<br />

die Prüfung mit Bravour. Die Ausgaben für die<br />

Ausbildung belaufen sich auf etwa 100 Euro. Das<br />

klingt nicht nach viel Geld, doch ein Träger verdient<br />

nur etwa drei Euro pro Tag und die Saison dauert<br />

gera<strong>de</strong> mal vier Monate. Aber es ist eine gute<br />

Inves tition, <strong>de</strong>nn auf Nepals Trekkingpfa<strong>de</strong>n stellt<br />

das Schicksal die Weichen für <strong>Namgel</strong>s Zukunft.<br />

Auf einer dreiwöchigen Tour lernt <strong>Namgel</strong> Eva-<br />

Maria kennen, eine junge Frau aus Deutschland.<br />

Eva-Maria ist Kundin, <strong>Namgel</strong> ist Gui<strong>de</strong>. Die bei<strong>de</strong>n<br />

verlieben sich ineinan<strong>de</strong>r. Eva-Maria kehrt in <strong>de</strong>n<br />

kommen<strong>de</strong>n Jahren mehrfach nach Nepal zurück<br />

und auch <strong>Namgel</strong> besucht Eva-Maria in Deutschland.<br />

2000 wird Eva-Maria schwanger, Zeit für eine<br />

Entscheidung. Bei<strong>de</strong> sehen keine Zukunft für eine<br />

junge Familie in Nepal. <strong>Namgel</strong> entschließt sich<br />

nach Deutschland zu ziehen. In <strong>de</strong>n Bergen Nepals<br />

kommt es zuvor noch zu einer weiteren folgenschweren<br />

Begegnung. Während einer Dhaulagiri-<br />

Umrundung mit 60 Kun<strong>de</strong>n arbeitet <strong>Namgel</strong> als<br />

Gui<strong>de</strong> für Hauser Exkursionen und lernt <strong>de</strong>n <strong>de</strong>utschen<br />

Reiseleiter Martin Radwanski kennen. Martin<br />

ist nicht nur Reiseführer, son<strong>de</strong>rn arbeitet halbtags<br />

bei Globetrotter.<br />

(Anm. <strong>de</strong>r Red.: Martin war »<strong>Kollege</strong> Globetrotter«<br />

in 4-<strong>Seasons</strong> Nr. 1, www.sendme.to/radwanski)<br />

Vom Himalaja zum Han<strong>de</strong>lsfachwirt<br />

<strong>Namgel</strong>s Frau arbeitet beim Kartellamt in Bonn,<br />

das Rheinland wird seine neue Heimat. Martin<br />

Radwansk i stellt für <strong>Namgel</strong> <strong>de</strong>n Kontakt zur<br />

Globe trotter-Filiale in Bonn her und <strong>Namgel</strong> bekommt<br />

2002 auf Anhieb eine Aushilfsstelle. Keine<br />

drei Monate später kann er eine Ausbildung zum<br />

Einzelhan<strong>de</strong>lskaufmann beginnen. <strong>Namgel</strong> drückt<br />

erneut die Schulbank und verkauft bei Globetrotter<br />

Schuhe, Zelte und Rucksäcke. Ein Jahr später<br />

schließt er eine Ausbildung zum Han<strong>de</strong>lsfachwirt<br />

an. Als 2006 die Kölner Filiale im Olivan<strong>de</strong>nhof


<strong>Kollege</strong> Globetrotter 89<br />

Gesün<strong>de</strong>r als Kölsch: nepalesischer Chai.<br />

<strong>Namgel</strong>s Erfahrung im<br />

Hochgebirge ist Gold<br />

wert. Nicht nur in<br />

Ausrüstungsfragen weiß er<br />

Rat, auch um Geheimtipps<br />

ist er nicht verlegen.<br />

Premier e feiert, ist <strong>Namgel</strong> mit an Bord. Sowohl<br />

seine Erfahrun g im Hochgebirge als auch sein spezielles<br />

Wissen über Nepal – Traumziel vieler Trekker<br />

– sind Gold wert. <strong>Namgel</strong> gibt sein geografisches<br />

Wissen, Ausrüstungs- und Verhaltenstipps, sowie<br />

seine Erfahrung aus zahlreichen Trekkingtouren<br />

gerne an seine Kun<strong>de</strong>n weiter, kann Gui<strong>de</strong>s und<br />

Träger vor Ort empfehlen und stellt auf Wunsch<br />

eine maßgeschnei<strong>de</strong>rte Ausrüstung zusammen.<br />

Einen Sherpa mit einem Lastenträger gleichzusetzen,<br />

ist ein weitläufiger Irrtum. Auch viele von<br />

<strong>Namgel</strong>s Kun<strong>de</strong>n glauben, dass er sich seinen Namen<br />

durchs Schleppen verdient hat. Dabei ist Sherpa<br />

keine Berufsbezeichnung, son<strong>de</strong>rn eine Volksgruppe.<br />

Nichts Außergewöhnliches, dasselbe wie<br />

bei uns ein Bayer, Sachse o<strong>de</strong>r Westfale. In Nepal<br />

leben etwa 150.000 Sherpas, sie sind die einzigen<br />

Nepalesen, die dauerhaft in Höhen von 2000 bis<br />

4000 Metern leben und <strong>de</strong>ment sprechend ange-<br />

passt sind. Das Schleppen liegt ihnen nicht im Blut,<br />

son<strong>de</strong>rn ist alltägliche Notwendigkeit. Die meisten<br />

Sherpas leben in Gebieten ohne Straßen. Alles<br />

muss aus eigener Kraft getragen wer<strong>de</strong>n: Feuerholz,<br />

Viehfutter, Ernte, Baumaterial, Nahrungsmittel.<br />

Und seit es Tourismus gibt, sind Trekkinggruppen<br />

eine gute Einnahmequelle für beson<strong>de</strong>rs<br />

zähe Sherpas gewor<strong>de</strong>n. Mit einem große n Korb<br />

auf <strong>de</strong>m Rücken, einem breiten Gurt über <strong>de</strong>m<br />

Kopf und schmalen Schultergurten tragen die<br />

Sherpas zum Teil Lasten bis zu 120 Kilogramm. Ein<br />

orthopädischer Alptraum, aber dafür gibt es <strong>de</strong>n<br />

vierfachen Tageslohn.<br />

Falsch ist allerdings, dass je<strong>de</strong>r Sherpa spielend<br />

leicht einen 8000er erklimmen könne. Es gibt Ausnahmen<br />

wie Apa Sherpa, <strong>de</strong>r bereits 19-mal auf<br />

<strong>de</strong>m Everest stand. Auch ein Cousin von <strong>Namgel</strong><br />

konnte <strong>de</strong>n Gipfel erklimmen. Aber die Anzahl an<br />

Sherpas, die bis in die To<strong>de</strong>szone vordringen, ist<br />

überschaubar. <strong>Namgel</strong> schätzt, dass es etwa 200<br />

sind. <strong>Namgel</strong>s persönliche Bestleistung liegt bei<br />

6400 Meter. Wer höher hinaus will, muss viel Geld<br />

für ein Permit zahlen. Einen 8000er zu besteigen<br />

kann sich <strong>Namgel</strong> nicht vorstellen, aber ein 7000er<br />

sei mit guter Vorbereitung ein realistisches Ziel.<br />

In Nepal gibt es nicht nur zehn 8000er, son<strong>de</strong>rn<br />

auch mehr als 80 Berge höher als 7000 Meter – da<br />

dürft e sich ein passen<strong>de</strong>r fin<strong>de</strong>n.<br />

Freilich, die Berge <strong>de</strong>s Himalajas sind fern von<br />

Bonn, wo <strong>Namgel</strong> mit seiner inzwischen vierköpfi<br />

gen Familie lebt. Doch haben seine bei<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r<br />

offensichtlich Sherpa-Gene erhalten. Mit seinem<br />

achtjährigen Sohn Benedikt Sonam geht <strong>Namgel</strong><br />

gerne in die Kletterhalle, aber auch in <strong>de</strong>r Eifel<br />

o<strong>de</strong>r in die Kirner Dolomiten zum Felsklettern. Und<br />

seine fünfjährige Tochter Nimi Alene ist ein echter<br />

Dauerläufer, marschiert sieben Stun<strong>de</strong>n am Tag,<br />

natürlich mit Pausen, aber immerhin. Je<strong>de</strong>n Sonntag,<br />

wenn das Wetter passt, wird gewan<strong>de</strong>rt. Und<br />

weil <strong>Namgel</strong> und seine Frau kein Auto besitze n,<br />

müssen auch die Sprößlinge zum Kin<strong>de</strong>rgarten,<br />

Einkaufen o<strong>de</strong>r zur Schule alles aus eigener Kraft<br />

schaffen. Das ist unüblich in Deutschland, aber<br />

mit <strong>Namgel</strong>s Kindheit nicht zu vergleichen. Seine<br />

Kin<strong>de</strong>r müssen nicht in jungen Jahren selbstständig<br />

sein, müssen nicht kochen, spülen, Holz und<br />

Vieh futter sammeln, Wasser holen o<strong>de</strong>r ernten.<br />

Von <strong>de</strong>n Mühen <strong>de</strong>s nepalesischen Alltags sind sie<br />

ebenso weit entfernt wie von seinen Gefahren. In<br />

<strong>Namgel</strong>s Kindheit streiften sogar Tiger durch die<br />

Fel<strong>de</strong>r vor <strong>de</strong>n Häusern. Die mächtigen Raubkatzen<br />

kamen regelmäßig im Sommer aus <strong>de</strong>n tieferen<br />

Lagen. Allein e in <strong>de</strong>n Wald zu gehen, um Holz zu<br />

sammeln, war lebensgefährlich. Nur in <strong>de</strong>r Gruppe<br />

war man sicher. Diese Zeiten sind für <strong>Namgel</strong> und<br />

seine Familie vorüber. Es mag einen Sherpa in Köln<br />

geben, wil<strong>de</strong> Tiger gibt es aber nicht.<br />

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