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Parteitage / Kommentar<br />
KREISTEIL<br />
legierten. „Sachsen ist mit Baden-Württemberg<br />
und Bayern stets an der Spitze<br />
nationaler und internationaler Bildungsstudien“,<br />
so Reinhart, auf dessen Einladung<br />
Wöller nach Stuttgart gekommen<br />
war. Nicht zuletzt dies zeige, dass in unionsregierten<br />
Länder die erfolgreichere Bildungspolitik<br />
gemacht werde. Wöller ging<br />
in seiner Rede auf die Erfolgsfaktoren der<br />
sächsischen Schulen und die bildungspolitischen<br />
Herausforderungen der kommenden<br />
Jahre ein. Ein entscheidender Baustein<br />
sei dabei die frühkindliche Bildung.<br />
Auch und gerade diesem Bereich widmete<br />
sich schließlich ein Leitantrag des Bezirksvorstandes<br />
mit dem Titel „Das Beste<br />
für unsere Kinder.“ So wisse man heute,<br />
dass der Schlüssel für die Bildungsbiographie<br />
eines Kindes insbesondere in den ersten<br />
Lebensjahren liege. Wissenschaftliche<br />
Studien würden belegen, dass gerade<br />
zwischen dem dritten und zehnten Lebensjahr<br />
die Grundlage für späteren schulischen<br />
Erfolg gelegt werde. Mit dem „Orientierungsplan“,<br />
den Modellen „Schulreifes<br />
Kind“, „Bildungshaus 3-10“, „Schulanfang<br />
auf neuen Wegen“ sowie dem massiven<br />
Ausbau der Sprachförderung seien<br />
hier in den vergangenen Jahren viele Projekte<br />
angestoßen worden. Für die Zukunft<br />
verfolge die <strong>CDU</strong> eine enge Verzahnung<br />
und den flächendeckenden Ausbau dieser<br />
Projekte.<br />
Zum zweiten Thema des Parteitages -<br />
dem Bahnprojekt Stuttgart 21 - konnten<br />
die Delegierten den früheren Regierungspräsidenten<br />
und jetzigen Projektsprecher<br />
Dr. Udo Andriof begrüßen. In seinem<br />
Grußwort ging Andriof auf die lange Historie<br />
des Vorhabens und die Vorteile für<br />
das Land und seine Menschen ein. Die Entscheidung<br />
für Stuttgart 21 sei nach 15 Jahren<br />
Diskussionen, Bürgerbeteiligungen<br />
und Abstimmungen über alle parlamentarischen<br />
Ebenen hinweg demokratisch getroffen<br />
worden. Selbst im Nachhinein sei<br />
keine vorteilhaftere Alternative erkennbar.<br />
Im Anschluss verabschiedeten die Delegierten<br />
die vom Bezirksvorstand eingebrachte<br />
Resolution „Mit Stuttgart 21 Zukunft<br />
gestalten“. In dieser bekennt sich die<br />
<strong>CDU</strong> Nordwürttemberg mit ihren zwölf<br />
Kreisverbänden im Regierungsbezirk<br />
Stuttgart geschlossen zum Bahnprojekt<br />
Stuttgart 21. Die <strong>CDU</strong> zeigt sich überzeugt,<br />
dass das ganze Land von dem Vorhaben in<br />
vielfältiger Art und Weise profitiere: Die<br />
Stadt Stuttgart von neuem Raum zum Leben,<br />
Wohnen und Erholen, die Region und<br />
der Bezirk von mitunter deutlichen Fahrzeitverkürzungen<br />
und die Wirtschaft von<br />
neuer Zentralität und zusätzlichen Arbeitsplätzen.<br />
Heike Herrmann<br />
Kommentar:<br />
Politisches Handeln in<br />
christlicher Verantwortung<br />
In der Genesis ist klargestellt: Gott hat<br />
uns die Erde anvertraut, damit wir sie in<br />
seinem Sinne gestalten. Die Schöpfungsgeschichte<br />
im 1. Buch Mose berichtet von<br />
dem Auftrag Gottes an die Menschen, mit<br />
der von ihm geschaffenen Welt „fürsorglich“<br />
umzugehen und uns in ihr zu bewähren.<br />
Diese Fürsorge bedeutet erheblich<br />
mehr, als intelligent zu jammern, sich<br />
geistreich zu empören, pauschal erst einmal<br />
gegen alles zu sein oder nicht zur Wahl<br />
zu gehen. Christen wissen, dass es den<br />
Himmel auf Erden nicht gibt. Diese simple<br />
und einleuchtende Feststellung bedeutet<br />
nichts anderes, als dass wir uns auf diese<br />
Welt einlassen müssen und zwar so, wie<br />
sie ist und nicht so, wie wir sie gerne hätten.<br />
Der Aufenthaltsort für Christen ist<br />
mitten im Leben und nirgendwo anders,<br />
denn dort werden sie am meisten gebraucht.<br />
Christlicher Glaube ist nicht abstrakt<br />
oder gar virtuell, christlicher Glaube<br />
bewährt sich am Menschen selbst. Der<br />
moralische Turm ist kein Aufenthaltsort<br />
für Christen. Christlich fundierte Moral<br />
und Ethik ist nicht passiv, sie ist keine religionswissenschaftliche<br />
Trockenübung<br />
ohne jeden realen Bezug zum eigenen und<br />
anderer Menschen Leben. Christliche Moral<br />
und Ethik verlieren ihren Sinn, wenn sie<br />
nicht als aktiver Handlungsauftrag begriffen<br />
werden.<br />
Für Christen in politischer Verantwortung<br />
ist es im politischen Entscheidungsprozess<br />
nicht leicht, sich allein am Menschen<br />
zu orientieren. Sie stehen täglich im<br />
Spannungsfeld gesellschaftlicher Gegensätze,<br />
die noch nie so groß<br />
waren wie heute. Je wohlhabender<br />
die Deutschen<br />
wurden, um so verbissener<br />
wurde und wird der Verteilungskampf<br />
geführt. Als<br />
Christen müssen wir darauf<br />
achten, dass die Schwachen nicht unter<br />
die Räder kommen. Ich selbst habe in<br />
jungen Jahren viel gesehen und diese Zeit<br />
hat mich auch stark geprägt. Ich weiß, dass<br />
wir zuallererst nicht auf jene hören dürfen,<br />
die laut protestieren, Pressekonferenzen<br />
einberufen oder Fahrten zu Demonstrationen<br />
organisieren können. Ich habe gelernt,<br />
dass wir zuallererst an die denken müssen,<br />
die dies alles nicht mehr können. Wirkliches<br />
Leid kommt in unserem Land nicht<br />
mit Paukenschlägen daher, sondern wirkliches<br />
Leid spielt sich zumeist im Stillen ab.<br />
Das versuche ich auch immer wieder meinen<br />
Kindern bewusst und begreifbar zu<br />
machen.<br />
Es gibt immer weniger Politiker, die aktive<br />
Christen sind. Mancher Christdemokrat<br />
verlässt genervt den Saal, wenn aus Kreisen<br />
des EAK wieder einmal sanfte „Schelte“<br />
kommt, weil wir uns immer mehr vom<br />
Christsein verabschieden. Je stärker der<br />
Anteil der Christen in unserer Gesellschaft<br />
schwindet, und er schwindet rasant, desto<br />
wichtiger wird es, dass sie sich klar und<br />
deutlich in den politischen Meinungsbildungsprozess<br />
mit einbringen: Christen<br />
sind aktuell gefordert, wenn es zum Beispiel<br />
um die Frage des Sonn- und des Feiertagsschutzes<br />
geht. Der Wechsel von Arbeit<br />
und Muse prägt den Gesamtrhythmus<br />
unserer Gesellschaft.<br />
Christen sind gefordert,<br />
z.B. in den aktuellen Diskussionen<br />
über die Gentechnik, die Präimplantations-diagnostik,<br />
die<br />
Biotechnologie oder zum Beispiel<br />
in den Debatten darüber,<br />
was an den Grenzen des Lebens<br />
erlaubt sein soll. Sicher, der Glaube<br />
darf nicht zur Entmachtung<br />
der Vernunft führen, das ist wahr.<br />
Vernunft bedarf aber auch in der<br />
Wissenschaft einer ethischen Fundierung,<br />
wenn sie nicht Gefahr laufen soll, seelenlos<br />
und damit unmenschlich zu werden.<br />
Ähnlich verhält es sich mit der Frage der<br />
aktiven Sterbehilfe, die mit dem christlichen<br />
Glauben nicht vereinbar ist. Es darf<br />
nicht darum gehen, durch die Hand eines<br />
anderen zu sterben, sondern an der Hand<br />
eines anderen Menschen. Eine Freiheit<br />
zum Tode gibt es aus christlicher Sicht<br />
nicht, wohl aber eine Befreiung vor der Todesangst.<br />
Politisches Handeln in christlicher Verantwortung<br />
ist schwer, anspruchsvoll und<br />
erfordert vor allem Zivilcourage, aber es<br />
ist zugleich auch notwendiger und wichtiger<br />
denn je. Mein christlicher Glaube ist<br />
mein festes Fundament, aus dem heraus<br />
ich meine Werteorientierung und hieraus<br />
auch meine politische Grundhaltung herleite.<br />
Und ich weiß, dass in dem spannenden<br />
und spannungsvollen Verhältnis der<br />
Veränderungen der Zeit auch im politischen<br />
Handeln der christliche Glaube immer<br />
neu vergegenwärtigt werden muss,<br />
auch wenn er derselbe bleibt.<br />
Ich wünsche Ihnen Gottes Segen und<br />
eine wundervolle Vorweihnachtszeit.<br />
Heike Herrmann<br />
Kreispressesprecherin > Seite 10