Gelatine - Verdickungsmittel - Zehn kleine Metzgerlein
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<strong>Verdickungsmittel</strong>, Geliermittel und Bindemittel<br />
<strong>Verdickungsmittel</strong>, Geliermittel und Bindemittel sind Zusatzstoffe, die Lebensmittel<br />
zugegeben werden, um ihre Konsistenz zu beeinflussen, unerwünschte<br />
Separationsvorgänge während der Lagerung (Absetzen von Partikeln, Phasentrennung)<br />
zu verlangsamen.<br />
<strong>Verdickungsmittel</strong>, Geliermittel und Bindemittel spielen besonders bei Light-Produkten<br />
eine Rolle, denn da den Light-Produkten der übliche Zucker- und Fettanteil fehlt, fehlt<br />
auch die gewohnte Konsistenz und das gewohnte Mundgefühl. Um dieses wieder<br />
herzustellen, werden häufig <strong>Verdickungsmittel</strong>, Geliermittel und Bindemittel bei der<br />
Produktion dieser Produkte eingesetzt. Sie dienen bei Light-Produkten auch dazu, Fett<br />
zu substituieren und zu simulieren.<br />
<strong>Verdickungsmittel</strong>, Geliermittel und Bindemittel können auch verwendet werden, um<br />
"edlere" Zutaten zu strecken und damit die Produktion zu verbilligen. Viele<br />
<strong>Verdickungsmittel</strong>, Geliermittel und Bindemittel sind unverdaulich, sie gelten daher als<br />
Ballaststoffe.<br />
<strong>Verdickungsmittel</strong>, Geliermittel und Bindemittel verhindern zum Teil die Aufnahme<br />
lebenswichtiger Mineralstoffe durch den Körper. Bei übermäßigem Verzehr dieser Stoffe<br />
kann es daher zu einer Unterversorgung an Mineralien kommen.<br />
<strong>Verdickungsmittel</strong>, Geliermittel und Bindemittel müssen oft nicht namentlich<br />
gekennzeichnet werden. Auch die Angabe der jeweiligen E-Nummer ist meistens nicht<br />
erforderlich. Meist genügt die Bezeichnung "<strong>Verdickungsmittel</strong>" oder "Stabilisator" auf<br />
der Zutatenliste der Lebensmittel. Außerdem gelten einige diese Stoffe, wie bspw.<br />
Stärke, juristisch nicht als Zusatzstoff, weil sie teilweise lebensmitteleigene Stoffe sind.<br />
Eine Erkennung der tatsächlich eingesetzten <strong>Verdickungsmittel</strong> ist für den Verbraucher<br />
daher kaum möglich.<br />
Für die Lebensmittelindustrie gilt eine Positivliste, in der die zulässigen<br />
<strong>Verdickungsmittel</strong> bezeichnet und mit einer E-Nummer deklariert sind:<br />
<strong>Gelatine</strong><br />
<strong>Gelatine</strong> ist ein geschmacksneutrales tierisches Eiweiß, welches überwiegend zum<br />
Gelieren von Nahrungsmitteln eingesetzt wird.<br />
Es wird durch Denaturieren von Kollagen gewonnen, dem häufigsten Protein der<br />
Bindegewebe.<br />
<strong>Gelatine</strong> quillt in Wasser und löst sich beim Erwärmen ab etwa 50 °C auf. Sie ist das<br />
einzige Hydrokolloid, bei dem das (beim Abkühlen) gebildete Gel beim Erwärmen wieder<br />
flüssig wird.
<strong>Gelatine</strong> findet sich insbesondere in den Nahrungsmitteln Gummibärchen, Götterspeise<br />
und Sülze.<br />
<strong>Gelatine</strong> ist ein Bindemittel, das aus Knochen, Knorpel, Sehnen und Haut hauptsächlich<br />
von Rindern und Schweinen hergestellt wird. <strong>Gelatine</strong> besteht zu 80-90% aus dem<br />
Eiweiß Kollagen, die restlichen Bestandteile sind Wasser und Mineralsalze. <strong>Gelatine</strong> ist<br />
ein altes Bindemittel; bereits die Ägypter stellten gelatineartige Substanzen her. Da<br />
<strong>Gelatine</strong> ausschließlich aus tierischen Produkten hergestellt wird, ist es für Vegetarier<br />
nicht geeignet. Sie sollten stattdessen rein pflanzliche Bindemittel wie Agar-Agar, Pektin<br />
oder Sago verwenden.<br />
<strong>Gelatine</strong> wird durch ein aufwändiges Produktionsverfahren (Säuberung, Extraktion und<br />
Erhitzung) hergestellt. Das Endprodukt ist eine gelbliche, durchsichtige, geschmacksund<br />
geruchslose Substanz, die man im Handel als Blattgelatine oder in Pulverform<br />
kaufen kann. Beide <strong>Gelatine</strong>formen besitzen die gleiche Bindefähigkeit, <strong>Gelatine</strong> in<br />
Pulverform ist jedoch feiner und genauer zu dosieren.<br />
<strong>Gelatine</strong> verliert bei etwa 30°C seine Festigkeit, s ie eignet sich daher vor allem für die<br />
kalte Küche. <strong>Gelatine</strong> eignet sich zum Eindicken kalter Cremes, Wackelpudding,<br />
Götterspeise, Gummibärchen, Mouse, Aspik, Gelees oder Parfaits. Damit <strong>Gelatine</strong> sich<br />
vollständig auflösen kann, sollte sie zuerst in kalter Flüssigkeit eingeweicht und die<br />
überschüssige Flüssigkeit gründlich ausgedrückt werden. Danach wird die <strong>Gelatine</strong> je<br />
nach Temperatur der zu bindenden Speise weiterverarbeitet: Bei heißen Cremespeise<br />
wie etwa Panna Cotta kann die <strong>Gelatine</strong> direkt unter Rühren in der heißen Flüssigkeit<br />
aufgelöst werden. Bei kalten Flüssigkeiten wie etwa Sahne- oder Quarkcremes wird die<br />
<strong>Gelatine</strong> in einem Topf oder über dem Wasserbad erhitzt und verflüssigt. Anschließend<br />
gibt man ein paar Esslöffel der kalten zu bindenden Flüssigkeit zur <strong>Gelatine</strong> und verrührt<br />
diese gründlich. Schließlich wird alles zusammen in die zu bindende Flüssigkeit<br />
eingerührt.<br />
Die Bindekraft von <strong>Gelatine</strong> wird in Bloom (nach einem amerikanischen Wissenschaftler<br />
benannt) gemessen. Handelsübliche <strong>Gelatine</strong> hat eine Bindekraft von 80 bis 280 Bloom.<br />
Dieser Wert wird meistens auf den Verpackungen der <strong>Gelatine</strong> angegeben.<br />
Um einen Liter Flüssigkeit zu binden, benötigt man etwa 20 Gramm <strong>Gelatine</strong>. Die<br />
endgültige Menge der benötigten <strong>Gelatine</strong> hängt aber von der gewünschten Festigkeit<br />
des Endproduktes ab. Für feste Gelees benötigt man auf 1/2 l Flüssigkeit 6 Blatt<br />
<strong>Gelatine</strong>, für Cremespeisen auf 1/2 l Flüssigkeit 4 Blatt <strong>Gelatine</strong>, soll die Creme gestürzt<br />
werden, sollten 8 Blatt <strong>Gelatine</strong> auf 1/2 l Flüssigkeit verwendet werden. Ein Päckchen<br />
<strong>Gelatine</strong> in Pulverform mit 9 Gramm Inhalt entspricht dabei 6 Blatt <strong>Gelatine</strong>.<br />
<strong>Gelatine</strong> eignet sich nicht zum Binden von Speisen, die frische Ananas, Papayas, Kiwis<br />
und Feigen, denn diese Früchte enthalten ein Enzym, das die <strong>Gelatine</strong> zerstört. Sollen
Speisen, die diese Früchte enthalten, mit <strong>Gelatine</strong> gebunden werden, müssen die<br />
Früchte entweder vorher erhitzt oder Dosenfrüchte verwendet werden.<br />
Agar-Agar<br />
Agar-Agar, auch Gelose, Ceylontang bzw. Ceylommoos, Japanischer Fischleim,<br />
Japanische <strong>Gelatine</strong>, Chinesische <strong>Gelatine</strong> oder Pflanzengelatine genannt, ist ein unter<br />
der europäischen Zulassungsnummer E 406 für Lebensmittelzusatzstoffe<br />
ausgewiesenes Verdickungs- und Bindemittel. Er wird aus den Zellwänden einiger<br />
ostasiatischer Algenarten (Vor allem Rotalgen) gewonnen und ist, da rein vegetarisch<br />
hergestellt, für die vegetarische Küche geeignet und ein Ersatz für <strong>Gelatine</strong>.<br />
Agar-Agar ist geschmacksneutral und unverdaulich. Er ist in kaltem Wasser unlöslich<br />
löst sich aber beim Kochen nach 2-3 Minuten auf. Agar-Agar geliert beim Abkühlen<br />
bereits bei etwa 45°C und schmilzt erst wieder bei 60-97 °C. Agar-Agar eignet sich<br />
daher auch zur Gelierung von warmen bis heißen Lebensmitteln. Mit Agar-Agar gelierte<br />
Lebensmittel schmelzen außerdem auch an sehr heißen Sommertagen nicht, wie dies<br />
bei <strong>Gelatine</strong> gelegentlich vorkommt. Außerdem bleiben mit Agar-Agar gelierte<br />
Lebensmittel im Mund bissfest und schmelzen nicht im Mund wie bei der Verwendung<br />
von <strong>Gelatine</strong>.<br />
Agar-Agar besitzt eine Gelierkraft, die rund 6 bis 7-fach höher ist als bei tierischen<br />
Geliermitteln. Ein halber Teelöffel Agar entspricht in etwa der Gelierkraft von 4 Blatt<br />
<strong>Gelatine</strong>. Da Agar-Agar aber in höchst unterschiedlichen Qualitäten auf dem Markt ist,<br />
kann man hierzu keine allgemeingültigen Aussagen treffen. Je nach Qualität können die<br />
Angaben zwischen 2 und 8 gr. pro halbem Liter Flüssigkeiten variieren. Bitte haltet Euch<br />
an die Verpackungsangaben, wenn Ihr nicht unerwünschte Überraschungen erleben<br />
wollt.<br />
Agar-Agar kommt üblicherweise als weißes Pulver in den Handel, es gibt Agar-Agar<br />
aber auch als Sticks oder Fäden. Wie gesagt kann Agar-Agar als pflanzlicher Ersatz für<br />
<strong>Gelatine</strong> dienen.<br />
In der Lebensmittelindustrie wird Agar-Agar meist für die Herstellung vom Eiscreme,<br />
Süßwaren oder Marmelade verwendet. Allerdings kommt Agar-Agar aufgrund des<br />
relativen hohen Preises nur selten in der Industrie zum Einsatz und wenn, dann oft in<br />
Verbindung mit anderen Geliermitteln wie Tragant, Johannisbrotkernmehl oder <strong>Gelatine</strong>.<br />
Es gibt keine gesetzlich vorgeschriebene Höchstmenge für die Verwendung von Agar-<br />
Agar. Beim Verzehr einer größeren Menge (Zwischen 4 und 12 g pro Tag) wirkt Agar-<br />
Agar jedoch abführend. In industriell gefertigten Lebensmitteln sind jedoch meist nur 1-2<br />
g pro 100 g Lebensmittel enthalten.
Pektin<br />
Pektin ist der Oberbegriff für eine Gruppe von löslichen, für den Menschen<br />
unverdauliche Ballaststoffe. Pektine werden in der Küche und von der<br />
Nahrungsmittelindustrie als Bindemittel verwendet. Pektin als Zulassungsstoff mit der<br />
europäischen Zulassungsnummer E 440 für Lebensmittelzusatzstoffe ausgewiesen und<br />
ist für fast alle Lebensmittel ohne Mengenbegrenzung erlaubt.<br />
Da Pektin rein pflanzlich aus Orangenschalen und den Pressrückständen bei der<br />
Herstellung von Apfelsaft oder Apfelwein hergestellt wird, ist es, neben Agar-Agar,<br />
Carrageen oder Alginsäure, als vegetarische Alternative zu <strong>Gelatine</strong> geeignet.<br />
In der Nahrungsmittelindustrie wird Pektin zur Herstellung von Gelees, Konfitüren und<br />
Marmeladen, Süßwaren, Backwaren, Ketchup, Tortengüssen, Mayonnaise,<br />
Puddingpulver, zur Getränkestabilisation und in Milcherzeugnissen verwendet.<br />
Außerdem wird Pektin in der Pharma- und Kosmetikindustrie genutzt, bspw. um Gel,<br />
Cremes und Pasten herzustellen. Pektin spielt außerdem eine gewisse Rolle in<br />
verschiedenen medizinischen Produkten. Es kann bspw. den Cholesterinwert im Blut zu<br />
senken und wird in manchen Medikamenten zur Durchfallbehandlung eingesetzt.<br />
In der Küche kennt man Pektin vor allem als Bestandteil von Gelierzucker,<br />
Tortengüssen oder Puddingpulver. Es wird vorwiegend zum Herstellen und gelieren von<br />
Marmelade, Konfitüre und Gelee verwendet. Man kann Pektin auch pur in flüssiger oder<br />
in Pulverform kaufen.<br />
Sago<br />
Sago, wegen seiner kugeligen Form oft auch Perlsago genannt, ist ein rein pflanzliches<br />
Verdickungs- und Bindemittel. Sago wurde ursprünglich aus dem Mark der Sagopalme<br />
gewonnen, heutzutage wird Sago jedoch auch aus anderen stärkehaltigen Pflanzen wie<br />
Tapioka, Maniok und Kartoffeln hergestellt. Sago wurde das erste Mal von Marco Polo<br />
nach Europa gebracht. Im 16. Jahrhundert brachten die Portugiesen Sago erstmals in<br />
den Handel.<br />
Sago wird bei uns hauptsächlich zum Andicken von Suppen und zum Herstellen süßer<br />
Fruchtgrützen und Puddings benutzt. Aus dem stärkehaltigen Sago wird jedoch vor<br />
allem in Asien aber auch in Teilen Afrikas auch Brot gebacken.<br />
Sago ist bei uns vor allem in Form von 1-3 mm großen Kügelchen erhältlich. Daher wird<br />
Sago auch häufig als Perlsago bezeichnet. Diese Kügelchen sind in rohem Zustand<br />
weiß und hart. Beim Einweichen in Wasser werden diese Sagokugeln weich und<br />
transparent. Wird Sago zu lange eingeweicht oder gekocht, wird es breiig. Zum
Andicken von Speisen wird das Sago nur so lange gekocht, bis es weich, aber noch<br />
kugelförmig ist.<br />
Da Sago nicht, im Gegensatz bspw. zu <strong>Gelatine</strong>, Agar-Agar oder Pektin, durchsichtig<br />
geliert, sondern die Sagoperlen immer noch zu sehen sind, eignet es sich besonders<br />
zum Andicken von süßen oder herzhaften Cremesuppen oder pürierten Suppen. Da er<br />
vollständig aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt ist, eignet sich Sago als vegetarische<br />
Alternative zu <strong>Gelatine</strong>.<br />
Bloom und was es damit auf sich hat<br />
Bindeeigenschaft<br />
Bloomwert (auch Bloomgramm oder Bloom) beschreibt in der Lebensmitteltechnologie die Gallertfestigkeit<br />
beziehungsweise Gelierkraft von <strong>Gelatine</strong>. Die Kennzahl ist dabei die Masse in Gramm, die benötigt wird, damit ein<br />
Stempel von 0,5 Zoll Durchmesser die Oberfläche einer 6,67 % <strong>Gelatine</strong>/Wasser-Mischung vier Millimeter tief<br />
verformt, ohne sie zu zerreißen. Der Versuch findet standardisiert bei exakt 10 °C mit einer vorhergeh enden Alterung<br />
der <strong>Gelatine</strong> von 17 Stunden statt.<br />
Im Allgemeinen liegt der Bloomwert zwischen 50 und 300. Je höher der Bloomwert ist, desto höher ist die<br />
Gelierkraft der <strong>Gelatine</strong>. Eine sauer aufgeschlossene <strong>Gelatine</strong> mit hoher Gallertfestigkeit hat ungefähr 300 Bloom.<br />
Benannt wurde der Wert nach dem Amerikaner Oscar T. Bloom, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das<br />
Verfahren und die benötigte Apparatur, den so genannten Bloomgelometer („Machine for Testing Jelly Strength of<br />
Glues, <strong>Gelatine</strong>s, and the Like.“ Patent Nr. 1.540.979 von 1925), entwickelte.<br />
<strong>Zehn</strong> <strong>kleine</strong> <strong>Metzgerlein</strong><br />
DATUK