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Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche

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Henriette Davidis<br />

<strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>gewöhnliche</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>feinere</strong> <strong>Küche</strong><br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 1 von 245


Henriette Davidis<br />

Henriette Davidis wurde am 01.03.1801 in Wengern an der Ruhr geboren. Sie<br />

war das zehnte von dreizehn Kindern des Pfarrers Ernst Heinrich Davidis.<br />

Die deutsche Kochkultur wurde durch sie entscheidend geprägt, besonders<br />

populär sind bis heute ihre Worte ›Man nehme ...‹, mit denen sie jedes<br />

Kochrezept einleitete.<br />

Darüber hinaus beschrieb sie in ihrem Werk ”Die Hausfrau“ auch alle anderen<br />

Bereiche der Hauswirtschaft, angefangen von der Buchführung bis hin zur<br />

Viehzucht.<br />

Henriette Davidis starb am 03.04.1876 in Dortm<strong>und</strong>.<br />

Werke u. a.:<br />

1845 <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>gewöhnliche</strong> <strong>und</strong> <strong>feinere</strong> <strong>Küche</strong> (Rezepte)<br />

1857 Beruf der Jungfrau<br />

1857 Puppenköchin Anna<br />

1858 Puppenmutter Anna<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 2 von 245


Allgemeine Gr<strong>und</strong>regeln<br />

Einleitung<br />

Die Ernährung<br />

Je mehr der Mensch in der Kultur fortschreitet, desto verfeinerter werden auch seine Ansprüche in Bezug auf Ernährung.<br />

Der Kulturmensch von heute ist ganz anders organisiert als der Naturmensch früherer Zeiten, der sich seine Nahrung in der<br />

Natur suchte <strong>und</strong> seinem Körper <strong>die</strong> Stoffe in der Form zuführte, in welcher er sie vorfand. Je feiner organisiert ein Mensch<br />

ist, desto mehr wird er sich auch in seiner Ernährung <strong>feinere</strong>n Genüssen zuwenden. Gut <strong>und</strong> Schmackhaft zu kochen, um<br />

<strong>die</strong>sen Ansprüchen zu genügen, ist in der Tat eine Kunst, <strong>die</strong> erlernt <strong>und</strong> geübt sein will.<br />

Das <strong>Kochbuch</strong> – ein Ratgeber<br />

Wollte man aber der praktischen Übung sich allein anvertrauen, so würde man wohl sehr hohes Lehrgeld zahlen müssen,<br />

sowohl durch unnütze Ausgaben als auch durch das Misslingen mancher Speise. Daher ist es Pflicht der jungen<br />

unerfahrenen Anfängerin <strong>und</strong> auch der geübten Köchin, sich nach einem zuverlässigen Ratgeber umzusehen; <strong>und</strong> wo<br />

könnte sie <strong>die</strong>sen wohl besser finden als in einem "zweckmäßig eingerichteten <strong>Kochbuch</strong>e mit zuverlässigen Rezepten",<br />

worauf bei der Ausarbeitung <strong>die</strong>ses Buches schon <strong>die</strong> verstorbene Verfasserin hauptsächlich ihr Augenmerk gerichtet hat!<br />

Die ersten Anforderungen, <strong>die</strong> bei Zubereitung der Speisen an eine gute Hausfrau <strong>und</strong> aufmerksame Köchin gestellt werden<br />

müssen, schließt <strong>die</strong> verstorbene Verfasserin in vier Punkten so trefflich zusammen, dass <strong>die</strong>se hier fast unverändert folgen<br />

mögen.<br />

Reinlichkeit<br />

Die erste Anforderung, um wohlschmeckend <strong>und</strong> gut zu kochen, ist Reinlichkeit, <strong>die</strong> ich allen jungen Anfängerinnen<br />

fre<strong>und</strong>lich anempfehle <strong>und</strong> <strong>die</strong> durch frühe Gewöhnung sich mit Leichtigkeit einübt. Es gehört dazu Sauberkeit der Hände,<br />

Reinlichkeit der <strong>Küche</strong>ngeräte, Anrichten <strong>und</strong> Tische, Reinlichkeit im Waschen oder Spülen der Gemüse, wie überhaupt in<br />

allem, was zum Kochen gehört.<br />

Sparsamkeit<br />

Die zweite ist Sparsamkeit. Diese lässt sich sowohl bei <strong>feinere</strong>n als auch bei <strong>gewöhnliche</strong>n Speisen anwenden. Das<br />

Übermaß an Zucker, Butter <strong>und</strong> Gewürz macht <strong>die</strong> Speisen nicht wohlschmeckend, sondern benimmt ihnen vielmehr das<br />

Feine <strong>und</strong> verdirbt manche gute Schüssel. Sparsamkeit besteht ferner im Benutzen jeder Kleinigkeit, sowie im<br />

zweckmäßigen Verwenden der Reste, <strong>die</strong> in anderer Gestalt oft wieder annehmbare Gerichte liefern.<br />

Achtsamkeit beim Feuern<br />

Die dritte ist Achtsamkeit <strong>und</strong> Überlegung, <strong>die</strong> darin besteht, <strong>die</strong> Speisen zur rechten Zeit ans Feuer zu bringen. Das Feuer<br />

muss gehörig besorgt werden, damit <strong>die</strong> Speisen weder zu stark noch zu wenig kochen oder gar aus dem Kochen kommen,<br />

so dass sie im ersteren Falle vor Anbrennen gesichert, im zweiten nicht halb gar zu Tische gebracht werden.<br />

Aufmerksamkeit auf <strong>die</strong> Zutaten<br />

Die vierte ist Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Überlegung, dass man vor Beginn des Kochens <strong>die</strong> zu jedem Gericht nötigen<br />

Erfordernisse heranholt <strong>und</strong> mit ruhiger Überlegung vorarbeitet, damit sich später <strong>die</strong> Arbeit nicht häuft <strong>und</strong> man Zeit<br />

gewinnt, auch auf das feine Anrichten <strong>die</strong> nötige Sorgfalt zu verwenden, weil oft <strong>die</strong> schmackhaftesten Gerichte durch<br />

unordentliches Anrichten an Wert einbüßen.<br />

Ferner gehört auch dazu, dass man während des Kochens <strong>für</strong> kochendes Wasser sorgt, damit erforderlichenfalls<br />

kochendes, aber niemals kaltes Wasser zu den Speisen hinzugegossen werde, <strong>und</strong> damit auch beim Anrichten <strong>die</strong><br />

Schüsseln, besonders <strong>die</strong> zu den Braten mit Wasser erwärmt werden können. Durch das Erwärmen im Ofen verliert das<br />

Porzellan leicht seine Weiße <strong>und</strong> <strong>die</strong> Glasur bekommt kleine Risse.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 3 von 245


Die Rezepte<br />

Was nun <strong>die</strong> Fassung der Rezepte anbetrifft, so ist das allgemein Anerkannte <strong>und</strong> Gute beibehalten worden, das Veraltete<br />

dagegen ausgeschaltet <strong>und</strong> den Anforderungen der Neuzeit in jeder Hinsicht Rechnung getragen. In den Rezepten sind <strong>die</strong><br />

Angaben über <strong>die</strong> Bestandteile der Speisen nicht nur nach ihrer Art sehr genau angegeben, sondern vor allen Dingen ist<br />

auch eine möglichst genaue Mengenangabe angestrebt worden, ohne dass jedoch eine pedantische Berechnung nach<br />

Grammbruchteilen stattgef<strong>und</strong>en hatte. Solche Angaben erschweren nur das Kochen <strong>und</strong> tragen dazu bei, <strong>die</strong> Anfängerin<br />

zu beunruhigen. Man sei bei der Bereitung eines Gerichts nicht ängstlich, wenn <strong>die</strong>ses oder jenes Gewürz fehlt. Man kann<br />

<strong>die</strong>s nach Belieben halten, <strong>und</strong> es ist ja auch nicht gesagt, dass <strong>die</strong> angegebenen Zutaten gerade einem jeden zusagen.<br />

Nur richte man sich bei den Hauptsachen genau nach der Angabe.<br />

Vorsichtig sei man aber jedenfalls mit der Anwendung von Salz <strong>und</strong> besonders von Pfeffer, der, im Übermaß angewandt,<br />

der Ges<strong>und</strong>heit sehr nachteilig ist.<br />

Ankauf der Lebensmittel<br />

Für den Ankauf der Lebensmittel wähle man <strong>die</strong> Zeit, in der <strong>die</strong>se am besten <strong>und</strong> billigsten zu haben sind, woraus dem<br />

Haushalt ein wesentlicher Vorteil erwächst. Zugleich sehe man darauf, stets gute Ware einzukaufen. Man kaufe das Beste<br />

an Gemüsen, Fleisch, Federvieh, Butter <strong>und</strong> Mehl, <strong>und</strong> obgleich solches teurer bezahlt werden muss, so wird man doch<br />

beim Verwenden bald <strong>die</strong> Erfahrung machen, dass gute Ware auf jeden Fall billiger ist als schlechte, billiger bezahlte<br />

Lebensmittel. Trotzdem sei man genau so sparsam, ob man nun größere oder nur kleinere Vorrate hat, da sonst der Vorteil<br />

des großen Ankaufs verloren geht. Man sei auch darauf bedacht, <strong>die</strong> Vorräte gut aufzubewahren, <strong>und</strong> versäume nicht, von<br />

Zeit zu Zeit nachzusehen, damit nicht das Geringste verdirbt <strong>und</strong> auch das Kleinste seine verständige Verwendung findet.<br />

Zum Schluss sei noch darauf aufmerksam gemacht, dass <strong>die</strong> Bemerkungen, <strong>die</strong> den Hauptabschnitten vorangehen, von<br />

großer Wichtigkeit sind. Man übersehe sie daher nicht, da gerade sie Winke enthalten, durch <strong>die</strong> beim Kochen Missgriffe,<br />

<strong>die</strong> oft aus Unkenntnis gemacht werden, sicher vermieden werden.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 4 von 245


In der <strong>Küche</strong><br />

Eine Musterküche<br />

Eine Musterküche soll vier Haupterfordernisse aufweisen, nämlich Luft <strong>und</strong> Licht <strong>und</strong> daneben peinlichste Sauberkeit <strong>und</strong><br />

Ordnung. Bei schlechter Lüftung sammeln sich in der <strong>Küche</strong> <strong>die</strong> Speisedünste an <strong>und</strong> legen sich auf Geruch <strong>und</strong><br />

Geschmack, wodurch es unmöglich wird, <strong>die</strong> Speisen in richtiger Weise abzuschmecken. Über<strong>die</strong>s dringen <strong>die</strong> Dünste in <strong>die</strong><br />

übrigen Wohnräume ein <strong>und</strong> machen den Aufenthalt daselbst höchst ungemütlich. Ein großer Vorteil ist es auch, wenn <strong>die</strong><br />

<strong>Küche</strong> nach Norden gelegen ist, da sie alsdann niemals zu heiß wird.<br />

Beleuchtung<br />

Zu den vielerlei Hantierungen, <strong>die</strong> man in der <strong>Küche</strong> vornimmt, ist vor allem gutes Licht erforderlich, denn bei schlechter<br />

Beleuchtung ist es geradezu unmöglich, <strong>die</strong> nötigen Vorbereitungen mit der nötigen Akkuratesse auszuführen.<br />

Sauberkeit<br />

Die <strong>Küche</strong>nmöbel, sowie sämtliche Gegenstände der <strong>Küche</strong> müssen von peinlichster Sauberkeit strahlen, denn eine<br />

unsaubere <strong>Küche</strong> macht nicht nur auf den Beschauer einen schlechten Eindruck, der unangenehme Schlüsse auf den<br />

Charakter der Hausfrau zulässt, sondern auch das Gelingen der Speisen hängt von der Sauberkeit ab. Wie unappetitlich ist<br />

es, wenn eine sonst wohlgelungene Speise vielleicht einen Beigeschmack nach Zwiebeln, Heringen, Seife, Petroleum oder<br />

dergleichen hat, oder wenn man im Essen Zwiebelschalen, Eierschalen oder gar noch unappetitlichere Dinge vorfindet.<br />

Ordnung<br />

Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong>e muss auch <strong>die</strong> größte Ordnung in der <strong>Küche</strong> herrschen, denn einesteils wird durch Unordnung<br />

Zeitverlust verursacht, weil man bald nach <strong>die</strong>sem, bald nach jenem suchen muss, andernteils können sogar<br />

verhängnisvolle Irrtümer dadurch vorkommen, dass nicht jedes Ding, sämtliche Ingre<strong>die</strong>nzien eingeschlossen, an seinem<br />

Platze sich befindet.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 5 von 245


Am Herde<br />

Der Herd<br />

Der Herd bildet den Hauptteil der <strong>Küche</strong>neinrichtung. Ein nicht zu kleiner Herd ist wünschenswert, damit man gleich <strong>die</strong>ses<br />

oder jenes beim Kochen aus der Hand setzen kann. Der Herd sollte so angebracht sein, dass er von drei Seiten zugänglich<br />

ist, so dass auch zwei, wenn es nötig ist, zu gleicher Zeit daran hantieren können.<br />

Häufig findet man <strong>die</strong> Ansicht vertreten, je mehr Löcher zum Einhängen der Töpfe vorhanden sind, desto besser sei der<br />

Herd; dem ist aber nicht so, denn in <strong>die</strong>sem Falle muss <strong>die</strong> Platte zum größten Teil mit Steinen untermauert sein, weil sie<br />

sonst nicht trägt. Mauersteine sind aber schlechte Wärmeleiter, <strong>und</strong> daher erfordert ein solcher Herd mehr Feuerung, als ein<br />

Herd mit freiliegender Platte; über<strong>die</strong>s bleiben beim Kochen auf der geschlossenen Platte <strong>die</strong> Kochtöpfe viel sauberer.<br />

Brat- <strong>und</strong> Backofen<br />

Der Brat- <strong>und</strong> Backofen, der sich bei praktisch angelegten Kochherden oben auf der einen Seite des Herds befindet,<br />

verlangt meist besondere Feuerung. Um den Braten oder Kuchen vor zu starker Hitze von unten zu schützen, ist es ratsam,<br />

Dachziegel auf <strong>die</strong> Ofenplatte zu legen. Eine praktische Neuerung ist der bewegliche Bratrost, der mit kleinen Rollen<br />

versehen ist <strong>und</strong> bequem heraus- <strong>und</strong> hineingeschoben werden kann. Angenehm ist es auch, wenn der Abzug der<br />

Feuerungsgase noch dazu ausgenutzt ist, um <strong>die</strong> so genannte Wärmeröhre zu erwärmen, welche zum Warmhalten fertiger<br />

Speisen <strong>und</strong> zum Anwärmen von Tellern <strong>und</strong> Schüsseln <strong>die</strong>nt. Ist am Herd ein Wasserbehälter angebracht, in dem sich das<br />

Wasser ohne besondere Feuerung erwärmt, so muss <strong>die</strong>ser täglich gereinigt <strong>und</strong> vor dem Feueranzünden mit frischem<br />

Wasser versehen werden. Auch während des Kochens muss man zuweilen Wasser nachfüllen, damit der Behälter nicht<br />

etwa springt.<br />

Bratrost auf Rollen<br />

Hilfskochmaschinen<br />

Als Hilfskochmaschinen sind Petroleum- <strong>und</strong> Spirituskocher, auch Gaskocher sehr angenehm in der <strong>Küche</strong>, namentlich <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> warme Jahreszeit zur Bereitung eines einfachen warmen Abendessens <strong>und</strong> zum Kaffee- <strong>und</strong> Teekochen. Der<br />

Petroleumkocher verlangt peinlichste Sauberkeit <strong>und</strong> Akkuratesse, da <strong>die</strong> Flammen andernfalls schlecht brennen <strong>und</strong> einen<br />

üblen Geruch verbreiten. Unter den Spirituskochern hat den größten Vorzug der Spiritusgaskocher; er entwickelt bei<br />

geringem Verbrauch an Brennmaterial eine ganz bedeutende Heizkraft.<br />

Petroleumkocher<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 6 von 245


Gasheizung<br />

Ohne Frage ist <strong>die</strong> Gasheizung <strong>die</strong> idealste Kochheizung, <strong>die</strong> sich vor allen anderen auszeichnet durch größte<br />

Bequemlichkeit, äußerste Reinlichkeit, viel Zeitersparnis, Raumersparnis <strong>und</strong> keine lästige Hitze. Freilich muss man es sich<br />

auch angelegen sein lassen, den Gasverbrauch möglichst genau zu kontrollieren. Ferner ist es von großer Wichtigkeit, dass<br />

man nur Gaskocher von bester Konstruktion in Gebrauch nimmt.<br />

Gaseinlochkocher<br />

Gaskocher mit Wasserwärmer<br />

Die Kochkiste<br />

Wer besonders sparsam <strong>und</strong> praktisch ist, kann sich eine vorzügliche Vorrichtung zum Warmhalten der Speisen in Gestalt<br />

einer Kochkiste selber herstellen. Jede genügend große Kiste mit passendem Deckel eignet sich hierzu. Die Kiste wird am<br />

Boden <strong>und</strong> an den Seiten mit einer dichten Lage Heu ausgefüttert, ebenso der Deckel. Das Heu befestigt man mit Stoff, den<br />

man, über das Heu übergreifend, am Rande festnagelt. Um <strong>die</strong> Ausfütterung recht sauber zu erhalten, macht man <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

betreffenden Geschirre Umhüllungen, am besten aus waschbarem Stoff. Nachdem <strong>die</strong> warmen Speisen in <strong>die</strong> Geschirre<br />

getan, versieht man <strong>die</strong>se mit der schützenden Umhüllung <strong>und</strong> stellt sie in <strong>die</strong> Kiste, wo sie aber dicht von Heu umgeben<br />

sein müssen. Schließt der Deckel gut, so nimmt man <strong>die</strong> Speisen sogar noch nach langer Zeit in fast unveränderter<br />

Temperatur wieder heraus. Gut eingerichtete Heukisten kann man auch zum Kochen selbst verwenden. Man stellt <strong>die</strong><br />

Speisen in <strong>die</strong>sem Falle, nachdem man sie mit allem Nötigen versehen <strong>und</strong> angekocht hat, kochend in <strong>die</strong> Kiste, schließt<br />

<strong>die</strong>se sofort <strong>und</strong> nimmt nach der erforderlichen Zeit <strong>die</strong> Speisen fertig gekocht heraus.<br />

Eckige Kochkiste R<strong>und</strong>e Kochkiste<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 7 von 245


Über Kochgeschirre<br />

Emaillegeschirr<br />

Unter den verschiedenen Arten von Kochgeschirren, <strong>die</strong> in Haushaltungen benutzt werden, behauptet heutzutage das<br />

Emaillegeschirr den ersten Platz. Man findet Emaillegeschirr in den verschiedensten Qualitäten <strong>und</strong> zu den verschiedensten<br />

Preisen. Man lasse sich aber nicht durch allzu billige Preise verblenden, sondern kaufe nur gute Emaille, da geringe<br />

durchaus nicht haltbar ist, sondern vielmehr leicht ausspringt. In Töpfen mit schadhafter Emaille darf man nicht kochen,<br />

denn <strong>die</strong> hierin zubereiteten Speisen sind der Ges<strong>und</strong>heit schädlich. Beim Kochen löst sich an den abgesprungenen Stellen<br />

sehr leicht noch Emaille ab, sie wird in den Speisen mit verkocht <strong>und</strong> vergiftet <strong>die</strong>se dadurch, da Emaille stets, wenn<br />

vielleicht auch nur in geringem Maße, bleihaltig ist. Solche beschädigten Emaillegeschirre müssen unbedingt ausrangiert<br />

<strong>und</strong> durch neue ersetzt werden. Da sich Schäden an der Emaille niemals ausbessern lassen, heißt es also doppelt auf der<br />

Hut sein. Derartige Gefäße dürfen weder gestoßen noch heruntergeworfen werden, denn dadurch springt <strong>die</strong> Emaille ein.<br />

Aus demselben Gr<strong>und</strong> darf in <strong>die</strong> Geschirre, so lange sie noch heiß sind, kein kaltes Wasser gegossen werden, wie man <strong>die</strong><br />

Geschirre auch stets erst etwas erwärmen sollte, ehe man kochendes Wasser hineingießt.<br />

Gusseiserne Geschirre<br />

Da <strong>die</strong> Emaillegeschirre nicht allzu stark sind, so brennt das Essen leicht darin an, besonders wenn sie auf offenem Kohlenoder<br />

Koksfeuer benutzt werden. Für Gemüse, Hülsenfrüchte, Reis, Apfelmus <strong>und</strong> dergl. ist daher schwarzes, gusseisernes<br />

Geschirr, das innen weiß emailliert ist, vorzuziehen. Für Milch, Bier- <strong>und</strong> Milchsuppen, Obst <strong>und</strong> andere Sachen, <strong>die</strong> nur<br />

kurze Zeit zu kochen brauchen, ist auch verzinntes Eisenblechgeschirr empfehlenswert, da es sich sehr schnell anwärmt;<br />

doch sei man hier besonders vorsichtig, dass <strong>die</strong> Speisen nicht anbrennen. Diese Kasserollen lässt man, wenn erforderlich<br />

von Zeit zu Zeit neu verzinnen.<br />

Irdene Kochgeschirre<br />

Der Ges<strong>und</strong>heit am zuträglichsten ist das Kochen in irdenen oder Bunzlauer Kochgeschirren. Wer auf geschlossener Platte<br />

kocht, kann sie sehr wohl benutzen; ganz besonders sind sie <strong>für</strong> Obst, Sauerkohl <strong>und</strong> dergl. zu empfehlen. Neben den<br />

Bunzlauer Geschirren erfreuen sich <strong>die</strong> Lippstädter Kochgeschirre mit Blechboden großer Beliebtheit.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 8 von 245


Reinigung der <strong>Küche</strong>ngeräte<br />

Glasgeschirr <strong>und</strong> Porzellan<br />

Glasgeschirr wäscht man in klarem Wasser ab <strong>und</strong> trocknet es mit leinenen Tüchern, bis es vollständig klar ist.<br />

Porzellan wird mit heißem Wasser gewaschen, dem man etwas Soda zugesetzt hat; dann spült man es mit klarem Wasser<br />

nach <strong>und</strong> trocknet es.<br />

Essbestecke<br />

Silberne Löffel werden in derselben Weise gereinigt, von Zeit zu Zeit aber mit fein geschabter Schlemmkreide nachgeputzt.<br />

Messer <strong>und</strong> Gabeln reinigt man in derselben Weise, doch sei man beim Waschen vorsichtig, damit <strong>die</strong> Schalen nicht<br />

längere Zeit im Wasser liegen bleiben, denn silberne Schalen <strong>und</strong> ähnliche lockern sich dadurch, weil der Kitt, mit dem sie<br />

im Innern gefüllt sind, sich in heißem Wasser auflöst, Wahrend Holzgriffe, selbst gute aus Ebenholz, grau <strong>und</strong> unansehnlich<br />

werden.<br />

Nickelgeschirre<br />

Nickelgeschirre reinigt man wie Porzellan, trocknet sie sauber ab <strong>und</strong> putzt sie mit einem ganz weichen, trockenen Leder<br />

ohne jedes weitere Putzmittel nach.<br />

<strong>Küche</strong>nbretter <strong>und</strong> Holzwaren<br />

<strong>Küche</strong>nbretter <strong>und</strong> Holzwaren, von denen <strong>die</strong> besten <strong>die</strong> aus Ahornholz gefertigten sind, weil <strong>die</strong>ses am weißesten ist,<br />

scheuert man mit heißem Wasser, Seife <strong>und</strong> Sand, jedoch ohne Soda, weil das Holz sonst grau wird.<br />

Kupfergeschirre<br />

Kupfergeschirre werden mit heißem Essig <strong>und</strong> Salz oder mit Bierneigen gescheuert, danach mit kaltem Wasser klar gespült<br />

<strong>und</strong> gut getrocknet. Hierauf reibt man sie mit feinem, trockenem Sande <strong>und</strong> Zeitungspapier, bis sie vollständig trocken sind.<br />

Auf <strong>die</strong>se Weise gereinigte Kessel bleiben längere Zeit blank, ohne anzulaufen.<br />

Blechgeschirre<br />

Blechgeschirre scheuert man mit Soda, Seife <strong>und</strong> Sand, doch darf der letztere nur sparsam verwendet werden, weil er <strong>die</strong><br />

Verzinnung angreift.<br />

Emaillierte Geschirre<br />

Emaillierte Geschirre dürfen überhaupt nicht mit Sand gescheuert werden, weil hierdurch <strong>die</strong> Emaille rau <strong>und</strong> unansehnlich<br />

wird. Wenn man derartige Geschirre geleert hat, so muss man sie sofort bis zum Rande mit lauwarmem Wasser füllen,<br />

damit <strong>die</strong> Speisereste nicht antrocknen; später reinigt man sie in warmem Wasser mit Soda <strong>und</strong> Seife.<br />

Silbergeschirr<br />

Silbergeschirr, das nicht täglich gebraucht wird, reinigt man zuerst mit Silberseife <strong>und</strong> reibt es hierauf mit Ammoniak <strong>und</strong><br />

Schlemmkreide nach, bis es vollständig blank ist. Zum Putzen verwende man ganz weiches Leinen oder besser noch Leder.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 9 von 245


Vom Einkauf der Vorräte<br />

Gute Rohstoffe<br />

Will man gute ges<strong>und</strong>e Speisen bereiten, so muss man hierzu gute Rohstoffe verwenden. Deshalb ist es von großer<br />

Wichtigkeit, sich mit den Merkmalen vertraut zu machen, an denen man gute oder schlechte Ware erkennt. Im allgemeinen<br />

gilt der Gr<strong>und</strong>satz ”Frische Fische – gute Fische“ nicht nur von Fischen, sondern von sämtlichen Rohstoffen. ”Frische Ware<br />

– gute Ware“ Man beachte folgende Merkmale.<br />

Fische<br />

Lebend gekaufte Fische sind allen anderen vorzuziehen. Seefische oder andere Eisfische müssen auch auf jeden Fall frisch<br />

sein. Sie müssen glänzende, pralle Augen, feste Haut <strong>und</strong> dunkelrote Kiemen haben.<br />

Fleisch<br />

Das Fleisch soll von nicht zu alten ges<strong>und</strong>en Tieren herrühren <strong>und</strong> muss von einer gewissen Fettschicht umgeben sein, <strong>die</strong><br />

fest, kernig <strong>und</strong> weiß sein muss. Gutes Rind- <strong>und</strong> Hammelfleisch ist kräftig rot gefärbt. Gutes Kalb- <strong>und</strong> Schweinefleisch ist<br />

rosa, jedoch nicht zu bleich. Ehe man das Fleisch zubereitet, lässt man es im Winter 5 bis 6, im Sommer 2 bis 3 Tage an<br />

einem kühlen, luftigen Orte liegen oder besser hängen. Ganz frisch geschlachtetes Fleisch wird, selbst bei bester<br />

Zubereitungsweise, nicht weich. In größeren Städten erhält man gewöhnlich das Fleisch schon altgeschlachtet.<br />

Auch Wild muss einige Tage vor der Zubereitung geschossen sein; man lässt es am besten im Fell hängen, jedoch nicht<br />

etwa so lange, dass sich sein Alter schon durch scharfen Geruch verrät.<br />

Butter<br />

Gute Butter muss fest <strong>und</strong> geschmeidig sein, sie darf auch bei kaltem Wetter nicht krümelig erscheinen; auch lasse man<br />

sich nicht etwa durch dunkelgelbe Farbe über <strong>die</strong> Güte der Butter täuschen, da <strong>die</strong>se Farbe meist auf künstlichem Wege<br />

hervorgerufen ist.<br />

Frische Eier<br />

Frische Eier erkennt man daran, dass sie beim Schütteln nicht schwappen. Auch müssen sie im Eierprüfer klar erscheinen.<br />

Da man sich kaum mit Sicherheit davon überzeugen kann, ob ein Ei auch wirklich frisch sei, so empfiehlt es sich, <strong>die</strong> Eier<br />

stets einzeln in einen Tassenkopf zu schlagen, ehe man sie verwendet.<br />

Mehl <strong>und</strong> Kolonialwaren<br />

Mehl <strong>und</strong> Kolonialwaren sollte man stets nur bei guten Lieferanten kaufen.<br />

Gutes Mehl hat einen angenehm süßlichen Geschmack <strong>und</strong> ballt sich beim Pressen zwischen den Fingern nur leicht<br />

zusammen. Weizenmehl ist fast reinweiß <strong>und</strong> hat nur einen gelblichen Schimmer, während Roggenmehl etwas dunkler<br />

gefärbt ist. Guter Reis zeigt ganze, längliche Körner, <strong>die</strong> etwas eckig <strong>und</strong> von mattweißer Farbe sind.<br />

Auch Grieß <strong>und</strong> Graupen sollen eine klare Weiße <strong>und</strong> nicht graue Farbe haben, sie dürfen keinen mehligen Bodensatz<br />

zurücklassen.<br />

Guter Zucker ist ebenfalls Weiß <strong>und</strong> hat eher einen Schein ins Gelbliche als ins Blaue. Um den Zucker zu prüfen, wirft man<br />

ein Stück in Wasser; <strong>die</strong>ses muss, wenn sich der Zucker aufgelöst hat, völlig klar bleiben <strong>und</strong> rein süß schmecken, nur dann<br />

ist der Zucker frei von fremden Beimischungen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 10 von 245


Vom Aufbewahren der Vorräte<br />

Der Eisschrank<br />

Der beste Aufbewahrungsort <strong>für</strong> <strong>die</strong> meisten Vorräte ist ein kühler, luftiger Keller, <strong>und</strong> wo es daran mangelt, der Eisschrank.<br />

Dieser muss ebenfalls gute Ventilation haben. Der Eisraum muss täglich mit frischem Eis gefüllt werden, <strong>und</strong> <strong>für</strong> den Abfluss<br />

des Eiswassers muss regelmäßig gesorgt werden. Die Lebensmittel dürfen niemals unmittelbar mit dem Eis in Berührung<br />

kommen <strong>und</strong> sollen auch nicht ohne Unterlage auf <strong>die</strong> Kühlrosten gelegt werden.<br />

Sauberkeit im Eisschrank ist ebenfalls unbedingtes Erfordernis <strong>für</strong> das Frischbleiben der Ware.<br />

Fleischwaren<br />

Frisches Fleisch hält sich am besten hängend an einem kalten luftigen Orte. Will man ein Stück Rindfleisch längere Zeit zum<br />

Braten vollkommen frisch erhalten, so tunke man es, wie es im 7. Abschnitt bei Sauerbraten beschrieben ist, in kochendes<br />

Fett <strong>und</strong> hänge es dann an einen kalten luftigen Ort.<br />

Wild bewahrt man, nachdem es ausgeweidet, im Fell hängend auf. Auch Geflügel hält sich am besten ungerupft.<br />

Gemüse, Früchte <strong>und</strong> Obst<br />

Das starke Auskeimen benimmt den Kartoffeln den guten Geschmack. Um <strong>die</strong>s zu verhindern, nimmt man sie im Februar<br />

oder Anfangs März aus ihrer Lage <strong>und</strong> bringt sie an eine andere Stelle.<br />

Von Mohrrüben bringe man einen Teil in ein Kartoffellager <strong>und</strong> schütte Kartoffeln darauf. Sind <strong>die</strong>se im Frühjahr verbraucht,<br />

so wird man <strong>die</strong> Rüben saftig <strong>und</strong> wohlschmeckend finden. Ebenso kann man auch Steckrüben <strong>und</strong> Kohlrüben<br />

aufbewahren.<br />

Roter <strong>und</strong> weißer Kohl (Kappus) bewahrt sich, solange es nicht friert, am besten auf dem Boden (Speicher) auf, später im<br />

Keller.<br />

Zwiebeln erhalten sich vorzüglich, wenn sie im Herbst einige Wochen zum Abtrocknen dünn auseinander gelegt werden; vor<br />

dem Frost tut man sie in einen Korb <strong>und</strong> bedeckt sie reichlich mit Heu.<br />

Gute Äpfel halten sich am besten, wenn man sie an einem trockenen Tage vorsichtig pflückt, damit sie keine Druckflecke<br />

bekommen. Man bringt sie erst nach einigen Tagen in den Keller, legt sie gut auseinander <strong>und</strong> sieht von Zeit zu Zeit<br />

sorgfältig nach, dass jeder angefaulte Apfel gleich weggenommen wird.<br />

Frische Pflaumen (Zwetschgen) pflückt man an einem sonnigen Tage mit Handschuhen, legt sie mit den Stielen in einen<br />

neuen steinernen Topf, der ganz trocken sein muss, bindet ihn mit Blase zu, stellt ihn in den Keller <strong>und</strong> legt einen platten,<br />

ganz trockenen Stein darauf. Hierauf bedeckt man den Topf noch mit trockenem Sande. Die Pflaumen sind dann zu<br />

Weihnachten noch ganz frisch, halten sich aber, nachdem der Topf geöffnet ist, nicht mehr lange, weshalb man gut tut,<br />

einige kleine Töpfe auf <strong>die</strong> oben betriebene Weise zu füllen.<br />

Bei abgeschnittenen Trauben verklebt man den Abschnitt mit Lack <strong>und</strong> hängt sie an einem kühlen zugigen Orte auf, so dass<br />

<strong>die</strong> Trauben einander nicht berühren. Wer größere Obstvorräte aufzubewahren hat, sollte <strong>die</strong> Anschaffung einer Obsthorde<br />

nicht Versäumen.<br />

Eier<br />

Zum Aufbewahren eignen sich am besten März-, April- <strong>und</strong> Septembereier. Sie dürfen aber nicht bebrütet sein, denn<br />

angebrütete Eier verderben sehr schnell. Man legt <strong>die</strong> Eier in einen steinernen Topf <strong>und</strong> übergießt sie mit dünnem<br />

Kalkwasser, das mehrere Zentimeter über den Eiern stehen muss. Der Topf muss zugedeckt, am besten im Keller,<br />

aufbewahrt werden.<br />

Mehl- <strong>und</strong> Kolonialwaren<br />

Die Aufbewahrung ist eine sehr einfache. Das Haupterfordernis zu ihrer Konservierung ist Trockenheit. Am trockenen Orte<br />

aufbewahrt, am besten in offenen Kästen oder Steintöpfen, <strong>die</strong> man nur zudeckt, wenn <strong>die</strong> Speisekammer gereinigt wird,<br />

halten sie sich sehr lange. Man tut jedoch gut, größere Vorräte von Mehl <strong>und</strong> ähnlichen Stoffen wöchentlich einmal mit einer<br />

Kelle umzurühren, wodurch das Dumpfwerden verhindert wird. Von Kaffee <strong>und</strong> Tee empfiehlt es sich, nicht große Vorräte<br />

einzukaufen, Weil sie an Aroma einbüßen. Man bewahrt Kaffee <strong>und</strong> Tee am besten in einer Glas- oder Porzellanbüchse mit<br />

luftdichtem Patentverschluss auf.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 11 von 245


Maße, Gewichte <strong>und</strong> Mengen der Zutaten<br />

Abkürzungen<br />

Beim Einkauf sowohl wie bei der Verwendung der Rohstoffe ist es von Wichtigkeit, dass man über <strong>die</strong> gebräuchlichsten<br />

Maße <strong>und</strong> Gewichte genau orientiert sei. Als Abkürzungen, <strong>die</strong> durchweg in den Rezepten gebraucht sind, merke man sich:<br />

Hektoliter = hl,<br />

Liter = l,<br />

Milliliter = ml,<br />

Schock = Schck.,<br />

Mandel = Mdl.,<br />

Groß = Groß,<br />

Dutzend = Dtzd.,<br />

Stück = Stck.,<br />

Zentner = Zt.,<br />

Kilogramm = kg,<br />

Gramm = g.<br />

Waage <strong>und</strong> Maße<br />

Um das richtige Gewicht eingekaufter Waren kontrollieren zu können, <strong>und</strong> um <strong>die</strong> zum Kochen erforderlichen Mengen<br />

festzustellen, hält man sich in der <strong>Küche</strong> eine Waage mit den dazu gehörigen Gewichten. An Hohlmaßen sollte man<br />

wenigstens 1/2- <strong>und</strong> 1/4-Litermaß haben; damit kann man sich gut aushelfen. Man braucht in Bezug auf <strong>die</strong> zu<br />

verwendenden Mengen nicht allzu ängstlich zu sein.<br />

<strong>Praktisches</strong> Abmessen<br />

Es wird keiner Hausfrau oder Köchin einfallen, jede Kleinigkeit mit der Waage abzuwiegen. Sie benutzt vielmehr <strong>die</strong> Maße,<br />

<strong>die</strong> ihr bequem zur Hand sind, nämlich Löffel, Gläser <strong>und</strong> Teller. Wie Maße <strong>und</strong> Gewichte sich hierzu verhalten, das geht<br />

aus folgender Aufstellung hervor:<br />

1 l = 4 Wassergläser oder 6 bis 8 kleine Obertassen oder 8 bis 9 Weingläser.<br />

1 Weinflasche oder 6 Weingläser = 3/4 l.<br />

1 Weinglas = 6 Esslöffel.<br />

1 gestrichener Esslöffel = 3 gestrichene Teelöffel.<br />

1 Suppenteller = 250 ml.<br />

1 kleiner Tassenkopf = 125 ml.<br />

1 Weinglas = 125 ml.<br />

1 l Wasser oder Milch wiegt 1.000 g.<br />

1 <strong>gewöhnliche</strong> Kaffeetasse hält 100 g Mehl, 75 g geriebene Semmel, 150 g Grieß, 150 g Zucker, 175 g Reis, 175 g Sago.<br />

1 gehäufter Esslöffel hält 25 g Mehl, 15 g geriebene Semmel, knapp 35 g Zucker, 35 g Grieß, reichlich 35 g Reis, 35 g<br />

Butter.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 12 von 245


Die Menge der Zutaten<br />

Die Menge der Zutaten hängt von verschiedenen Umständen ab. Zuerst spielt hier der Appetit, der bei vielen sehr<br />

verschieden ist, eine große Rolle. Ferner hängt <strong>die</strong> Menge von der Anzahl der Gerichte ab. Um der Anfängerin in der<br />

Kochkunst wenigstens einige Winke darüber zu geben, möge hier eine kurze Aufstellung folgen, an deren Hand <strong>die</strong><br />

Hausfrau bald selbst Erfahrungen sammeln wird, <strong>die</strong> sie dann zum eigenen Nutz <strong>und</strong> Frommen anwenden kann. Um den<br />

Einkauf gerade <strong>für</strong> <strong>die</strong> Anfängerin zu erleichtern, sind sämtliche Vorschriften im Buche, wo es angängig war, <strong>für</strong> 4 Personen<br />

berechnet.<br />

Zu Fleischsuppe rechnet man <strong>für</strong> 4 Personen 500 bis 750 g Fleisch oder 500 g Knochen <strong>und</strong> 75 bis 100 g Niere. Ein großes<br />

altes Huhn gibt eine kräftige Suppe <strong>für</strong> 6 Personen.<br />

Braten von Schlachtvieh rechnet man auf <strong>die</strong> Person etwa 250 g, Beefsteak oder Kotelett 500 g <strong>für</strong> 3 bis 4 Personen.<br />

Gehacktes Fleisch zu Bouletten, Klops <strong>und</strong> dergleichen reicht 500 g <strong>für</strong> 4 bis 6 Personen.<br />

Ein Hase reicht <strong>für</strong> 6 bis 8 Personen, ein Rehrücken oder -ziemer <strong>für</strong> 15 bis 20 Personen, eine Rehkeule oder ein<br />

Rehschlegel <strong>für</strong> 12 bis 16 Personen, ein Rehblatt <strong>für</strong> 6 Personen <strong>und</strong> eine Hirschkeule oder Hirschschlegel <strong>für</strong> 14 bis<br />

18 Personen.<br />

Eine Gans ist ausreichend <strong>für</strong> 8 bis 10 Personen, eine Ente <strong>für</strong> 4 Personen, ein Puter, Truthahn oder Indian <strong>für</strong> 12 bis<br />

18 Personen, ein junges Huhn je nach der Größe <strong>für</strong> 1 bis 2 Personen, ein altes Huhn zu Frikassee <strong>für</strong> 4 bis 6 Personen,<br />

1 bis 2 Tauben <strong>für</strong> 1 Person.<br />

Sauce. 500 ml gute kräftige Bratensauce ist ausreichend <strong>für</strong> 10 bis 12 Personen. Buttersauce zu Fischen <strong>und</strong> Gemüsen<br />

muss man etwas reichlicher zubereiten. Auch von süßen Saucen zu Mehlspeisen muss man mehr berechnen, etwa 500 ml<br />

<strong>für</strong> 5 bis 6 Personen.<br />

Von Fischen rechnet man als einziges Gericht etwa 250 g auf 1 Person, als Vorspeise oder mit Klößen oder Kohl ist 150 g<br />

<strong>für</strong> 1 Person ausreichend; von Lachs <strong>und</strong> Stockfisch braucht man nur etwa 125 g auf 1 Person zu rechnen.<br />

Von Gemüsen, wie Bohnen, Schoten, Möhren <strong>und</strong> Rüben, rechnet man, <strong>die</strong>selben fertig vorbereitet, etwa 1 Suppenteller<br />

voll auf 1 Person. Kohl ist je nach der Größe der Köpfe 1 Kopf ausreichend <strong>für</strong> 2 bis 3 Personen. 500 g Spargel ist<br />

ausreichend <strong>für</strong> 2 bis 3 Personen. 500 g getrocknete Hülsenfrüchte genügen <strong>für</strong> 4 bis 6 Personen; auf 1 Person rechnet<br />

man 50 bis 75 g Reis.<br />

Bei Bereitung der Mehlspeisen rechnet man im Durchschnitt 1 Ei auf 1 Person <strong>und</strong> richtet danach <strong>die</strong> übrigen Zutaten ein.<br />

Bei süßen Speisen, <strong>die</strong> ohne Eier zubereitet werden, rechnet man etwa 250 ml Masse auf 1 Person.<br />

Gefrorenes. Reichlich 1 l fertig gestellte Masse gibt Gefrorenes <strong>für</strong> 10 bis 12 Personen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 13 von 245


<strong>Küche</strong>nkalender<br />

Die Jahreszeiten<br />

Im Frühjahr (März bis Mai)<br />

Schlachtvieh: Rind, Kalb, Hammel, Schwein, Kaninchen, Lamm <strong>und</strong> junge Ziege.<br />

Wild: von Mai ab Frischling, Rehbock <strong>und</strong> Schmaltier.<br />

Geflügel: Huhn, Kapaun (im März), Poularde, Puter (März <strong>und</strong> April), Taube, Wildente, Schnepfe, Bekassine <strong>und</strong> Feldhuhn;<br />

Kiebitzeier.<br />

Fische <strong>und</strong> Schaltiere: Nur im März Barsch, Karpfen, Hecht, Karausche; grüne Heringe; bis April Lachs <strong>und</strong> Schlei; Dorsch,<br />

Kabeljau, Schellfisch, Seezunge, Butte, Scholle; von April ab Aal, Forelle, Austern, Kaviar, Schnecken, Garnelen, Hummer<br />

<strong>und</strong> Languste; von Mai ab Neunauge, Matjeshering <strong>und</strong> geräucherter Lachs.<br />

Gemüse: Nur noch im März Artischocken, Kardy, Karotten, Meerrettich, Pastinaken, Steckrüben, Schwarzwurzeln, Teltower<br />

Rübchen, Hülsenfrüchte, Sauerkraut; von März bis Mai Blumenkohl, Rosenkohl, Sprossenkohl <strong>und</strong> Spinat; März <strong>und</strong> April<br />

Sauerampfer, Rapünzchen, Ra<strong>die</strong>schen, Morcheln; April <strong>und</strong> Mai Brunnenkresse, Hopfenkeimchen, junge Petersilie <strong>und</strong><br />

Gewürzkräuter, Spargel, Salat <strong>und</strong> Rhabarber.<br />

Früchte: Nur noch im März Nüsse, Mandeln, getrocknete Früchte, von März bis Mai Apfelsinen, von Mai ab Kirschen,<br />

Erdbeeren <strong>und</strong> unreife Stachelbeeren.<br />

Im Sommer (Juni bis August)<br />

Schlachtvieh: Rind, Kalb, Hammel, Lamm, Kaninchen (nur noch im Juni), Schwein.<br />

Wild: Frischling (nur noch im Juni), Rehbock, von Juli ab Hirsch <strong>und</strong> Wildschwein, von August ab Hase.<br />

Geflügel: Huhn, Poularde, Kapaun, Kücken, Taube, junge Ente, junge Gans, von Juli ab junger Puter, Fasan, von August ab<br />

Wildente.<br />

Fische: Aal, Forelle, Seezunge, Butte, Scholle, Matjeshering, Hummer, Languste, Krebse, Garnelen; von Juli ab Barsch,<br />

Karausche, Karpfen, Zander, Lachs, Hecht.<br />

Gemüse: Blumenkohl, Kohlrabi, Karotten, grüne Erbsen, grüne Bohnen, Kopfsalat, Sauerampfer, Ra<strong>die</strong>schen; nur bis Juli<br />

Sprossenkohl, Spinat, Spargel, Rhabarber; von Juli ab Artischocken, Puffbohnen, neue Kartoffeln, Gurken, Melonen, Pilze,<br />

Endivien, Wirsingkohl, Rettich.<br />

Früchte: Erdbeeren, Kirschen, Aprikosen, unreife Stachelbeeren (nur noch im Juni), von Juli ab Himbeeren, Heidelbeeren,<br />

Stachelbeeren, Johannisbeeren, Pfirsiche, Tomaten, von August ab Preiselbeeren, Birnen, Pflaumen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 14 von 245


Im Herbst (September bis November)<br />

Schlachtvieh: Rind, Kalb, Hammel, Schwein; im Oktober Spanferkel.<br />

Wild: Hirsch, Damhirsch, Rehbock, Hase, Wildschwein.<br />

Geflügel: Huhn, junge Hühnchen, Kapaun, Poularde, Taube, Ente, Gans, Fasan, Wildente, Auer- <strong>und</strong> Birkwild, Rebhuhn,<br />

Schnepfen; von Oktober ab Kramtsvögel.<br />

Fische <strong>und</strong> Schaltiere: Aal (bis September), Forelle (bis September) Barsch, Karpfen, Zander, Lachs, Hecht, Schlei,<br />

Seezunge, Butte, Scholle, Salzhering, Hummer, Languste, Garnelen; von September ab Schellfisch, Austern, Kaviar; von<br />

Oktober ab Dorsch, Kabeljau, grüner Hering.<br />

Gemüse: Artischocken, Blumenkohl, Kohlrabi (nur im September), grüne Bohnen (nur im September), Wirsingkohl,<br />

Weißkohl, Rotkohl, Kopfsalat (nur im September), Endivien, Pilze, Gurken (September), Melonen, Kürbis, Karotten<br />

(September), Ra<strong>die</strong>schen, rote Rüben, Rettich; von Oktober ab Spinat, Schwarzwurzeln, Teltower Rübchen, Steckrüben,<br />

Sellerie, Hülsenfrüchte, Trüffeln.<br />

Früchte: Aprikosen <strong>und</strong> Pfirsiche (nur im September), Heidelbeeren (nur September), Tomaten (September <strong>und</strong> Oktober),<br />

Preiselbeeren, Birnen, Äpfel, Pflaumen, Weintrauben; von Oktober ab Ananas, Feigen, Datteln, Quitten, Kastanien,<br />

Haselnüsse <strong>und</strong> Walnüsse<br />

Im Winter (Dezember bis Februar)<br />

Schlachtvieh: Rind, Kalb, Hammel, Schwein; von Januar ab Kaninchen.<br />

Wild: Hirsch, Damhirsch, Rehbock, Hase (nur bis Februar), Wildschwein (nur bis Februar).<br />

Geflügel: Altes Huhn, Kapaun, junge Taube, Puter, Fasan, Ente, Gans , Auer- <strong>und</strong> Birkwild, Rebhuhn, Haselhuhn,<br />

Schneehuhn, Wildente.<br />

Fische <strong>und</strong> Schaltiere: Aal, Barsch, Blei, Karpfen, Hecht, Schlei, Zander, Schellfisch, Dorsch, Kabeljau, Seezunge, Scholle,<br />

Butte, Stockfisch, grüne Heringe, Austern, Kaviar, geräucherte <strong>und</strong> marinierte Fische.<br />

Gemüse: Artischocken, Blumenkohl, Wirsingkohl, Weißkohl, Rotkohl, Grünkohl, Rosenkohl, Karotten, Schwarzwurzeln,<br />

Teltower Rübchen, Steckrüben, Sellerie, Endivien, Sauerkraut, Hülsenfrüchte.<br />

Früchte: Äpfel, Birnen, Weintrauben, Apfelsinen, Ananas, Datteln, Kastanien, Mandeln, Nüsse.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 15 von 245


Vorbereitungen<br />

Gr<strong>und</strong>rezepte<br />

Weiße Kraftbrühe oder Coulis<br />

1 kg mageres, in kleine Stücke geschnittenes Rindfleisch setzt man mit Wasser bedeckt zum Feuer. Nachdem man es gut<br />

ausgeschäumt hat, fügt man 1/2 Sellerieknolle, 1 Mohrrübe, 1 Petersilienwurzel, 2 Zwiebeln, alles in Stücke geschnitten,<br />

aber kein Salz hinzu <strong>und</strong> lässt es 2:00 St<strong>und</strong>en zugedeckt kochen. Hierauf gießt man <strong>die</strong> Brühe durch ein Haarsieb ab, lässt<br />

sie ruhig stehen, entfettet sie <strong>und</strong> schüttet sie vorsichtig ab, so dass der Bodensatz zurückbleibt.<br />

Haarsieb<br />

Braune Kraftbrühe oder Coulis<br />

100 g in Scheiben geschnittenen Speck legt man in einen Bouillontopf, fügt 100 g in Scheiben geschnittenen rohen<br />

Schinken, 1 kg Rindfleisch, ebenfalls in dünne Scheiben geschnitten, sowie 2 Zwiebeln, 2 Lorbeerblätter, 1 Mohrrübe,<br />

1/2 Sellerieknolle, 1 Petersilienwurzel <strong>und</strong> etwas ganzes Gewürz hinzu. Man kann auch verschiedenes rohes Fleisch<br />

verwenden, doch darf es kein Kopffleisch sein, weil <strong>die</strong> Jus sonst nicht klar wird. Dies alles setzt man auf gelindes Feuer<br />

<strong>und</strong> lässt es zugedeckt 30 Minuten langsam braten. Es darf nicht anbrennen, soll sich aber am Topfe braun ansetzen. Ist<br />

<strong>die</strong>s geschehen, so gibt man einen Guss kochendes Wasser hinzu <strong>und</strong> wiederholt <strong>die</strong>s, sobald sich das Fleisch angesetzt<br />

hat, mehrere Male. Ist es braun genug, so gibt man so viel kochendes Wasser hinzu, als man Brühe haben muss, das<br />

Einkochen mit eingerechnet, <strong>und</strong> lässt es zugedeckt langsam an der Seite des Feuers kochen. Ist das Fleisch nach Verlauf<br />

von 2:00 St<strong>und</strong>en gut ausgekocht, so gießt man <strong>die</strong> Brühe durch ein Haarsieb ab <strong>und</strong> entfernt Fett <strong>und</strong> Bodensatz.<br />

Bouillontopf<br />

Das Ausbraten von Rindertalg<br />

Nachdem man 1 kg Rindernierentalg gewässert hat, schneidet man ihn in Würfel <strong>und</strong> setzt ihn mit einer kleinen Tasse Milch<br />

an. Nun lässt man den Talg langsam ausbraten, bis er klar wird. Man bratet keine Zwiebel mit, nimmt das Fett vom Feuer,<br />

ehe es anfängt zu bräunen, <strong>und</strong> gießt es von den Grieben ab. Auf <strong>die</strong>se Weise ausgelassener Nierentalg ist ein<br />

vorzügliches Brat- <strong>und</strong> Kochfett <strong>und</strong> in vielen Fällen geeignet, <strong>die</strong> Butter zu ersetzen.<br />

Speck schneiden I.<br />

Speck schneiden II.<br />

Koch- <strong>und</strong> Backfett<br />

Ein vorzügliches Kochfett, das man sich sowohl zum Kochen als auch zum Braten <strong>und</strong> Backen stets vorrätig halten sollte,<br />

stellt man auf folgende Weise zusammen: Man bratet 1 kg Schweineliesen <strong>und</strong> 1 kg Rindertalg oder aber 500 g<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 16 von 245


Hammeltalg, wie in voriger Nummer beschrieben, vorsichtig aus, so dass beides recht hell <strong>und</strong> klar ist. Dann lässt man 1 kg<br />

Butter auf dem Feuer zergehen, aber nicht bräunen. Nachdem man sie vorsichtig vom Bodensatz abgegossen, mengt man<br />

alle drei Fettsorten heiß durcheinander <strong>und</strong> bewahrt das Fett in einem Steintopfe am kühlen Orte auf.<br />

Das Ausbraten von Speck<br />

Je dicker <strong>und</strong> fester der Speck ist, desto besser eignet er sich zum Ausbraten. Man lege das Stück auf ein <strong>Küche</strong>nbrett,<br />

schneide mit einem scharfen Messer zuerst dünne Scheiben, dann feine Streifen <strong>und</strong> zuletzt kleine Würfel. Diese lässt man<br />

bei öfterem Umrühren auf mäßigem Feuer gelb <strong>und</strong> härtlich braten.<br />

Das Ausbraten von Gänsefett<br />

Das Fett wird 24:00 St<strong>und</strong>en in Wasser gelegt. Während <strong>die</strong>ser Zeit gießt man das Wasser drei- bis viermal ab <strong>und</strong> gießt<br />

frisches hinzu. Hierauf wird das Fett geschnitten, mit etwas Salz zum Feuer gesetzt <strong>und</strong> langsam ausgeschmolzen, wobei<br />

es oftmals umgerührt werden muss. Ist es ganz klar, <strong>und</strong> sind <strong>die</strong> Grieben gelbbraun, so lässt man es durch einen<br />

Durchschlag in einen steinernen Topf laufen <strong>und</strong> stellt es zum Erkalten auf <strong>die</strong> Seite.<br />

Butter zum Schaum oder zu Sahne rühren<br />

Stark gesalzene Butter muss man vorher auswaschen; in kalter Jahreszeit muss man sie am heißen Ofen oder auf<br />

kochendem Wasser etwas weich werden lassen. Käsige Butter lässt man schmelzen <strong>und</strong> gießt sie vom Bodensatz ab. Die<br />

so vorbereitete Butter rührt man mit einem hölzernen Löffel oder einer Reibkeule immer nach einer Seite hin, bis sie weich<br />

wird, Blasen wirft <strong>und</strong> fast weiß aussieht.<br />

Schmelzbutter oder geklärte Butter<br />

Die Butter, worin man Backwerk bereiten will, muss geklärt sein. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke wird sie in einem nicht zu kleinen<br />

Kochtopfe auf schwaches Feuer gesetzt <strong>und</strong> gelinde gekocht, bis sie hell <strong>und</strong> klar ist. Den Schaum nimmt man nicht ab; er<br />

setzt sich zu Boden <strong>und</strong> verbindet sich dort mit den Unreinigkeiten. Man nimmt dann den Topf vom Feuer <strong>und</strong> füllt <strong>die</strong> klare<br />

Butter in gut gereinigte Steintöpfe; doch darf nicht das geringste vom Bodensatz mit hineinkommen. Ist <strong>die</strong> Butter erkaltet,<br />

so legt man ein Papier darüber, streut einen Finger dick Salz darauf <strong>und</strong> bewahrt sie offen stehend an einem kalten, luftigen<br />

Orte auf.<br />

Braune Butter<br />

Man setzt <strong>die</strong> Butter auf gelindes Feuer <strong>und</strong> rührt sie so lange, bis sie braun geworden ist. Will man etwas in der Butter<br />

bräunen, so muss <strong>die</strong> Butter vorher braun sein. Das zum Bräunen Bestimmte nimmt sonst keine schöne Farbe an, doch sei<br />

man achtsam, dass <strong>die</strong> Butter keinen brenzligen Geschmack bekommt.<br />

Sardellenbutter<br />

100 g Sardellen werden gewaschen, entgrätet, mit 250 g Butter fein gehackt <strong>und</strong> gut vermischt. Nachdem <strong>die</strong> Masse an<br />

einem kühlen Orte fest geworden ist, bestreicht man Brötchen damit oder richtet sie in einer kleinen Büchse zu<br />

Semmelscheiben oder zu Kartoffeln in der Schale an. Man verwendet sie auch als Würze zu Saucen.<br />

Anchovisbutter<br />

Recht gute frische Butter verreibt man nach Belieben mit Anchovispasta, <strong>die</strong> man in Büchsen oder in fest verschlossenen<br />

Tuben fertig kauft, lässt sie am kühlen Orte erhärten <strong>und</strong> drückt sie in mit Wasser ausgespülte Holzförmchen, aus denen <strong>die</strong><br />

Butter auf den Teller gestürzt wird; oder man bestreicht Weißbrötchen oder geröstete Semmelscheiben damit.<br />

Krebsbutter<br />

200 g Schalen von Krebsen, <strong>die</strong> vorher in Salzwasser gekocht wurden, werden fein zerstoßen <strong>und</strong> mit 150 g Butter<br />

vermischt. Hierauf lässt man sie auf gelindem Feuer rösten, bis <strong>die</strong> Butter schäumt, zieht den Topf vom Feuer <strong>und</strong> gießt,<br />

sobald <strong>die</strong> Butter still geworden ist, 1,5 l kaltes Wasser hinzu. Nachdem <strong>die</strong> Butter vollends erkaltet ist, nimmt man sie als<br />

feste Scheibe ab, um sie nach Vorschrift zu verwenden.<br />

Kräuterbutter<br />

Recht junge, frische Petersilie, Estragon, Kerbel <strong>und</strong> etwas Schalotten werden ganz fein gewiegt, nachdem man sie zuvor<br />

gewaschen <strong>und</strong> hat abtrocknen lassen. Hiervon wird etwa 1 Esslöffel voll mit 125 g Butter sehr genau verrieben, <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses<br />

wird dann zum Hartwerden an einen kühlen Ort gestellt. Man drückt <strong>die</strong> Butter hierauf in kleine Butterformen, <strong>die</strong> man vorder<br />

mit Wasser angefeuchtet hat, stürzt sie <strong>und</strong> serviert sie zu Weißbrötchen oder auch zu Beefsteaks, Schnitzel <strong>und</strong><br />

dergleichen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 17 von 245


Schwitzmehl<br />

Man lässt 1 Esslöffel Butter in einer Pfanne kochen, gibt 1 Löffel Mehl hinein <strong>und</strong> rührt so lange, bis es kraus wird <strong>und</strong> sich<br />

hebt. Das Mehl muss gar sein, aber nur gelblich werden. Wasser oder Bouillon, was man dazu rührt, muss kochend sein.<br />

Braunmehl<br />

Man kocht ein reichliches Stück Butter in einem Kochtopfe bis zum Braunwerden, gibt dann 1 Löffel Mehl hinzu <strong>und</strong> rührt<br />

fortwährend, bis es eine schöne braune Farbe angenommen hat. Es darf aber nicht brenzlig werden.<br />

Auch kann man das Mehl zu manchen Speisen, zu braunen Mehlsuppen, zu Ragouts von Wild <strong>und</strong> dergleichen, ohne Butter<br />

braun machen. Das Mehl wird auf einer sehr sauberen Pfanne zum Feuer gesetzt <strong>und</strong> fortwährend bis zum Braunwerden<br />

gerührt.<br />

Suppen, Saucen <strong>und</strong> Frikassees mit Ei abrühren oder legieren<br />

Das Abrühren geschieht erst, wenn <strong>die</strong> Speise gar ist, <strong>und</strong> nachdem der Topf vom Feuer genommen ist. Man zerrührt <strong>die</strong><br />

Eidotter, <strong>die</strong> ganz frisch sein müssen, mit wenig kaltem Wasser, gibt etwas von der kochenden Brühe dazu <strong>und</strong>, während<br />

man <strong>die</strong> Eidotter beständig rührt, allmählich mehr <strong>und</strong> mehr. Sind <strong>die</strong> Eier gut verrührt, so gibt man sie zu der kochenden<br />

heißen Speise <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong>se gut durch, lässt sie aber auf keinen Fall mehr kochen.<br />

Abrühren oder legieren<br />

Eiweißschnee<br />

Um recht steifen Schnee zu bekommen, wovon das Geraten vieler Backwerke abhängt, nehme man recht frisches Eiweiß,<br />

lasse aber nicht das geringste von den Dottern dazukommen <strong>und</strong> schlage es an einem kühlen Orte oder in mäßiger Zugluft<br />

mit einem Schneebesen. Man schlägt so lange, bis der Schnee so dick <strong>und</strong> steif ist, dass beim Umwenden des Geschirres<br />

nichts herausläuft, was eine Zeit von 10 bis 15 Minuten erfordert. Der Schnee muss nach dem Schlagen sofort verwendet<br />

werden.<br />

Schneebecken mit Schneebesen<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 18 von 245


Speisen mit Kartoffelmehl binden<br />

Das Kartoffelmehl <strong>die</strong>nt vorzüglich als Bindemittel zu Bratensaucen, doch ist es auch beim Kochen getrockneten Obstes zu<br />

empfehlen. Man verwende niemals zuviel, damit <strong>die</strong> Saucen nicht etwa kleistrig werden.<br />

Beim Anrühren verfährt man folgendermaßen: Eine Kleinigkeit Kartoffelmehl wird in kaltem Wasser aufgerührt, <strong>die</strong>ses wird<br />

dann zu der kochenden Speise hinzugefügt. Man schwenkt <strong>die</strong>selbe um <strong>und</strong> lässt sie kurze Zeit kochen, bis <strong>die</strong> Brühe ganz<br />

klar ist.<br />

Blanchieren<br />

Das Blanchieren wendet man meist bei Kalbfleisch <strong>und</strong> Geflügel an, das zu Frikassees bestimmt ist. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke wird<br />

das Fleisch mit kaltem Wasser zum Feuer gesetzt, kurz vor dem Kochen herausgenommen <strong>und</strong> in kaltes Wasser gelegt, wo<br />

man es einige Minuten liegen lässt. Hierauf trocknet man es ab <strong>und</strong> verwendet es nach Vorschrift weiter.<br />

Semmel <strong>für</strong> Suppe <strong>und</strong> Klöße rösten<br />

Zu einem Weißbrötchen nimmt man 1 Esslöffel Butter, <strong>die</strong> man auf der Pfanne am Feuer bräunen lässt. In <strong>die</strong> braune Butter<br />

gibt man das in Würfel, Streifchen oder Figuren geschnittene Weißbrötchen hinein <strong>und</strong> rührt so lange, bis es hellbraun<br />

geworden ist.<br />

Morcheln vorbereiten<br />

Von den frischen Morcheln schneidet man sämtliche Stiele ab, wäscht <strong>und</strong> brüht <strong>die</strong> Pilze mit kochendem Wasser gehörig<br />

ab, damit sie biegsam werden <strong>und</strong> nicht brechen. Dann schneidet man sie in Stücke <strong>und</strong> wäscht sie mehrere Male in<br />

reichlich Wasser, bis alles Sandige heraus ist. Sind <strong>die</strong> Morcheln sehr sandig, so tut man gut, sie mehrmals mit kaltem<br />

Wasser ans Feuer zu setzen <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses abzugießen, sobald es sich erhitzt hat.<br />

Die trockenen Morcheln werden mit kaltem Wasser ans Feuer gesetzt <strong>und</strong> 30 Minuten gekocht. Dann schüttet man sie auf<br />

ein Sieb, entfernt das Sandige <strong>und</strong> schneidet <strong>die</strong> Morcheln in Stücke. Sie werden nun zum zweiten Male aufgekocht,<br />

herausgenommen <strong>und</strong> so lange gewaschen, bis das Wasser klar ist. Hierauf werden sie ebenso wie frische Morcheln<br />

behandelt.<br />

Trüffeln vorbereiten<br />

Die Trüffeln werden 1:00 St<strong>und</strong>e eingewässert. Hierauf wird das Braune abgeschält, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Pilze werden sauber<br />

gewaschen. Die Schalen wäscht man sauber, trocknet sie <strong>und</strong> bewahrt sie auf, um sie als Würze zu verwenden.<br />

Trüffel<br />

Champignons vorbereiten<br />

Von dem oberen Teile <strong>und</strong> dem Stiele der frischen Champignons zieht man <strong>die</strong> Haut ab, nimmt <strong>die</strong> unterhalb des Hutes<br />

sitzenden Blättchen, <strong>die</strong> Lamellen, fort <strong>und</strong> spült <strong>die</strong> Pilze mit kaltem Wasser ab.<br />

Die getrockneten Champignons muss man 1:00 St<strong>und</strong>e im Wasser erweichen, mit etwas Wasser abkochen <strong>und</strong> dann<br />

ausdrücken.<br />

Kastanien vorbereiten<br />

Nachdem man <strong>die</strong> Kastanien gewaschen, schneidet man <strong>die</strong> Schalen oben kreuzweise ein, setzt sie mit kaltem Wasser ans<br />

Feuer <strong>und</strong> lässt sie kochen, bis sie ein wenig weich werden. Hierauf zieht man <strong>die</strong> Schale, sowie <strong>die</strong> darunter sitzende<br />

braune Haut ab.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 19 von 245


Korinthen <strong>und</strong> Rosinen reinigen<br />

Nachdem man Steine <strong>und</strong> größere Stiele herausgesucht hat, gibt man <strong>die</strong> Korinthen oder Rosinen in einen Durchschlag,<br />

stellt <strong>die</strong>sen in eine tiefe Schüssel mit Wasser <strong>und</strong> reibt sie zwischen den Händen. Das Wasser ersetzt man mehrmals durch<br />

frisches, <strong>die</strong> ersten Male nimmt man lauwarmes Wasser, alsdann kaltes. Dann reibt man <strong>die</strong> Rosinen mit einem groben,<br />

trockenen Tuche ab. Sollen <strong>die</strong> Rosinen zu feinem Gebäck verwendet werden, so tut man gut, <strong>die</strong> Kerne daraus zu<br />

entfernen, wenn man nicht vorsieht, Sultaninen zu verwenden.<br />

Mandeln stoßen<br />

Man gibt <strong>die</strong> Mandeln in einen Topf, worin sie, mit kochendem Wasser übergossen, eine kleine Weile stehen bleiben.<br />

Nachdem das Wasser etwas abgekühlt ist, nimmt man <strong>die</strong> Mandeln einzeln heraus, drückt sie aus den braunen Schalen,<br />

wäscht sie ab <strong>und</strong> stößt sie in kleinen Partien im Mörser mit etwas Wasser, Eiweiß oder Arrak. Trocken gestoßen werden<br />

<strong>die</strong> Mandeln leicht ölig.<br />

Reis reinigen <strong>und</strong> blanchieren<br />

Man schüttet den Reis in kaltes Wasser, reibt ihn gut durch, gießt das Wasser ab <strong>und</strong> setzt den Reis mit kaltem Wasser zum<br />

Feuer. Kurz vor dem Kochen gießt man das Wasser ab <strong>und</strong> ersetzt es durch neues. Diese Behandlung ist besonders dann<br />

nötig, Wenn man den Reis zu Mehlspeisen oder zu Krankenspeisen verwenden will, weil dadurch alle Säure, <strong>die</strong> der Reis<br />

oft hat, <strong>und</strong> welche <strong>die</strong> Milch zum Gerinnen bringt, sich verliert.<br />

Sago oder Tapioka reinigen<br />

Echter Perl- oder auch Krumensago (Tapioka) wird gewaschen <strong>und</strong> mit kaltem Wasser zum Feuer gesetzt. Wenn <strong>die</strong>ses<br />

fast kochend ist, wird es abgegossen <strong>und</strong> durch frisches ersetzt.<br />

Kartoffelsago würde sich auf <strong>die</strong>se Weise behandelt, auflösen. Man gibt ihn daher unabgebrüht in <strong>die</strong> Flüssigkeit.<br />

Eingekochte Kräuter als Zusatz zu Saucen<br />

Eine Obertasse fein gehackter Schalotten oder Zwiebeln, je 1 Esslöffel Petersilie, Estragon, Thymian, Basilikum,<br />

Zitronenschale <strong>und</strong> 1 bis 2 Lorbeerblätter werden mit 100 g Butter ans Feuer gesetzt. Unter beständigem Rühren lässt man<br />

<strong>die</strong> Mischung so lange dämpfen, bis <strong>die</strong> Butter klar hervortritt; sie darf nicht braun werden. Dann schüttet man <strong>die</strong> Kräuter in<br />

ein Glas <strong>und</strong> bindet <strong>die</strong>ses zu. Man kann sie so längere Zeit aufbewahren.<br />

Wurzelwerk zu Fleischsuppen vorbereiten<br />

Sellerieknollen werden gewaschen, geschält <strong>und</strong> in mehrere Teile geschnitten; <strong>die</strong> Herzblätter werden gesäubert <strong>und</strong><br />

ebenfalls verwendet. Porreezwiebeln oder Lauch werden geschält, von der Wurzel befreit <strong>und</strong> in feine Streifchen<br />

geschnitten. Petersilienwurzeln werden gewaschen, geschält <strong>und</strong> der Länge nach in Streifen geschnitten. Mohrrüben schabt<br />

man ebenfalls <strong>und</strong> schneidet sie in Streifen. Sämtliches Wurzelwerk wird danach noch einmal sauber gewaschen. Man<br />

verwendet <strong>die</strong>ses Wurzelwerk zu Rindfleischsuppen, Hammelfleischsuppen <strong>und</strong> auch zu Boeuf à la mode. Zu Hühner- <strong>und</strong><br />

Kalbfleischsuppen nimmt man nur Petersilienwurzeln <strong>und</strong> Mohrrüben.<br />

Gefüllte Krebsnasen<br />

Die Krebse werden in scharf kochendem Wasser mit Salz <strong>und</strong> etwas Essig ans Feuer gesetzt. Nach 5 bis 10 Minuten nimmt<br />

man sie heraus <strong>und</strong> bricht <strong>die</strong> Schwänze vom Kopf, dann wäscht man den Kopf aus <strong>und</strong> füllt ihn mit einer Farce, ohne<br />

Zwiebeln, wie sie in Abschnitt G beschrieben ist. Die gefüllten Krebsnasen werden 15 Minuten in Bouillon gekocht <strong>und</strong> mit<br />

dem Fleisch der Krebsschwänze erst beim Anrichten in das Frikassee oder in <strong>die</strong> Suppe hineingegeben.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 20 von 245


Austern vorbereiten<br />

Man wäscht <strong>die</strong> Austern sauber <strong>und</strong> bürstet sie in kaltem Wasser ab. Dann öffnet man sie mit einem Austernbrecher oder<br />

Messer, wobei man vorsichtig sein muss, dass man <strong>die</strong> innere Perlmutterschicht der Schale nicht verletzt, da <strong>die</strong>se eine<br />

übelriechende <strong>und</strong> schlechtschmeckende Flüssigkeit enthält. Hierauf wird <strong>die</strong> Auster mit einem spitzen Messer aus der<br />

Schale gelöst.<br />

Heringe vorbereiten<br />

Frische Salzheringe haben weder Tran- noch Fettgeruch, <strong>die</strong> Augen liegen nicht tief <strong>und</strong> das Fleisch ist Weiß.<br />

Neue Heringe dürfen nicht gewässert werden, sondern man spült sie nur ab, ebenso wenig werden sie gehäutet. Im übrigen<br />

behandelt man sie genau wie alte Heringe. Diese müssen, je nachdem sie mehr oder weniger salzig sind, 6:00 bis<br />

12:00 St<strong>und</strong>en wässern, wobei man das Wasser mehrmals durch frisches ersetzt. Vorher müssen <strong>die</strong> Heringe sauber<br />

abgewaschen sein, <strong>und</strong> während des Wässerns lasse man sie an einem kühlen Orte stehen. Man kann sie auch einige Zeit<br />

in süße Milch legen, wodurch sie besonders zart werden.<br />

Danach legt man den Hering auf ein sauberes <strong>Küche</strong>nbrett, schneidet am Bauche einen schmalen Streifen ab, reinigt ihn<br />

sauber, entfernt <strong>die</strong> Kiemen samt den Kiemendeckeln <strong>und</strong> macht auf beiden Seiten unterhalb des Rückens einen<br />

Längsschnitt in <strong>die</strong> Haut, vom Kopfe bis zum Schwanze. Dann zieht man von den Seiten nach dem Bauche herunter<br />

vorsichtig <strong>die</strong> Haut ab. Nun schneidet man den Hering in zierliche Stücke, legt ihn wieder zu seiner alten Form auf eine<br />

längliche Schüssel <strong>und</strong> garniert <strong>die</strong>se mit grüner Petersilie. So gibt man ihn als Beilage zu grünen Bohnen oder mit frischer<br />

Butter zu Kartoffeln in der Schale oder auch zum Butterbrot.<br />

Will man den Hering zur Bereitung von Saucen <strong>und</strong> dergleichen verwenden, so reißt man ihn der Länge nach auf, nachdem<br />

man ihn abgezogen <strong>und</strong> ausgenommen hat, <strong>und</strong> nimmt <strong>die</strong> Mittelgräte heraus; nachdem man auch <strong>die</strong> feinen Gräten<br />

sämtlich entfernt hat, schneidet man das Heringsfleisch in Stücke <strong>und</strong> wiegt es fein.<br />

Sardellen zum Butterbrot anrichten<br />

Man spült von den Sardellen das Salzige mit kaltem Wasser ab <strong>und</strong> legt sie in frisches Wasser, wobei man wogleich, ohne<br />

sie zu wässern, mit den Fingern <strong>die</strong> kleinen Schuppen <strong>und</strong> Flossen wegnimmt. Die Sardellen am Schwanzteil fassend, reißt<br />

man sie zwei Hälften <strong>und</strong> entfernt <strong>die</strong> Gräten <strong>und</strong> <strong>die</strong> am Schwanze befindlichen Flossen. Dann legt man sie zum Ablaufen<br />

auf eine Schüssel <strong>und</strong> richtet sie zierlich geordnet an, indem man <strong>die</strong> Hälften schrägwinklig oder gitterartig übereinander<br />

legt.<br />

Sardellen hacken zu Saucen, Frikassees <strong>und</strong> Ragouts<br />

Die Sardellen werden wie oben beschrieben gereinigt <strong>und</strong> dann auf einem sehr sauberen Brett mit etwas frischer Butter<br />

zusammen gehackt. Wenn man <strong>die</strong> Butter fortlässt, so erhalten <strong>die</strong> Sardellen leicht einen tranigen Geschmack.<br />

Rohen Schinken schneiden, als Beilage zu Gemüsen, sowie zum Butterbrot<br />

Man schneidet den Schinken wohl am Vorteilhaftesten, indem man ihn mit einem scharfen Messer an der dicken Seite bis<br />

zum Knochen durchteilt. Nun kann man jede einzelne Hälfte nehmen <strong>und</strong> von <strong>die</strong>ser ganz glatte feine Scheiben<br />

abschneiden, doch muss man immer darauf achten, dass das Stück glatt bleibt. Die Scheiben lege man auf ein Brett <strong>und</strong><br />

schneide alles Unansehnliche davon ab <strong>und</strong> auch so viel Fett, dass nur ein fingerbreites Rändchen daran bleibt. Es trägt<br />

zum Wohlgeschmack des Schinkens sehr viel bei, dass er möglichst fein geschnitten wird. Die Scheiben dürfen nur so stark<br />

wie ein Messerrücken sein <strong>und</strong> können dann noch mit der flachen Seite des Messers ausgestrichen werden.<br />

Durch einige Übung wird es auch möglich sein, den Schinken so kunstgerecht vorzuschneiden, wie es der Schlächter<br />

macht. Man verfährt folgendermaßen: Zuerst entfernt man vom Knochen aus einen Teil der Haut oder Schwarte. Dann fasst<br />

man den Knochen mit der linken Hand <strong>und</strong> schneidet nun unterhalb der Maus zuerst das keilförmige Stück heraus. Alsdann<br />

schneidet man <strong>die</strong> Scheiben in gleicher Richtung weiter. Jedes Mal, wenn man am Knochen angelangt ist, macht man mit<br />

dem Messer eine Drehung, dass dasselbe horizontal liegt <strong>und</strong> dadurch <strong>die</strong> Scheibe abgetrennt wird. Auf <strong>die</strong>se Weise zerlegt<br />

man <strong>die</strong> Obernuss. Dann dreht man den Schinken um, den Knochen jedoch noch immer mit der linken Hand fassend, <strong>und</strong><br />

zerlegt <strong>die</strong> Unternuss. Das Fleisch der Obernuss ist zarter, als das der Unternuss. Mit den Scheiben, <strong>die</strong> ebenfalls sehr<br />

dünn sein müssen, verfährt man, wie oben beschrieben.<br />

Klare oder Ausbacketeig mit Bärme<br />

Unter Klare versteht man eine dick eingerührte Masse von Mehl zum Eintauchen <strong>und</strong> Ausbacken verschiedenen Obstes <strong>und</strong><br />

Fleisches.<br />

125 g feines Mehl wird mit 125 ml oder 1 Tasse Weißwein oder Milch, lauwarm gemacht, 2 Eidottern <strong>und</strong> etwas Salz, nebst<br />

35 g zerlassener Butter, 2 zu Schaum geschlagenen Eiweiß <strong>und</strong> 15 g Bärme zerrührt. Die Masse muss so dick sein, dass<br />

sie an dem Hineingetauchten hängen bleibt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 21 von 245


Klare mit Wein<br />

125 ml Weißwein, 25 g Butter <strong>und</strong> 25 g Zucker werden heiß gemacht, dann werden 100 g Mehl auf dem Feuer darin<br />

abgerührt. Nachdem <strong>die</strong> Masse abgekühlt ist, wird der Schnee von 4 Eiern nach <strong>und</strong> nach darunter gemischt.<br />

Zucker läutern<br />

Man taucht den Zucker in kaltes Wasser, tut ihn in ein Kochgeschirr <strong>und</strong> lässt ihn auf dem Feuer zergehen. Sobald der<br />

Zucker kocht, schäumt man ihn so lange, bis er klar geworden ist. Um ihn schnell <strong>und</strong> auch vorzüglich klar zu machen, gebe<br />

man 1 geschlagenes Eiweiß hinein, welches den Schaum in sich aufnimmt. Man lässt danach den Zucker kurze Zeit stehen,<br />

entfernt den Schaum <strong>und</strong> gießt den Zucker vom Bodensatz ab.<br />

Brauner Zucker, Zuckercouleur oder Karamell<br />

Auf 50 g Zucker rechnet man 125 ml Wasser. Man setzt den Zucker, nachdem man ihn in kaltes Wasser getaucht hat, aufs<br />

Feuer <strong>und</strong> lässt ihn unter beständigem Rühren kochen, bis er dunkelbraun geworden ist. Dann gießt man schnell das<br />

erforderliche Wasser heiß hinzu <strong>und</strong> nimmt den Zucker vom Feuer, rührt ihn noch eine Zeitlang <strong>und</strong> bewahrt ihn dann in<br />

einem verschlossenen Glase auf. Man verwendet den Zucker zum Färben von Suppen, Ragouts <strong>und</strong> Saucen. Mit<br />

1 Teelöffel voll färbt man 250 ml Flüssigkeit schön gelb.<br />

Suppen<br />

Fleischsuppen<br />

Klare Bouillon oder Fleischbrühe<br />

Zur Herstellung jeder Art Suppe ist gute Bouillon erforderlich. Zur Bereitung wählt man am besten ein gutes, kräftiges Stück<br />

Rindfleisch aus der Keule, dem Schwanzstück oder der Oberschale, <strong>und</strong> zwar von einem nicht zu jungen Tiere.<br />

Kommt es nur darauf an, gute Bouillon zu gewinnen, so nimmt man recht frisch geschlachtetes Fleisch. Soll das Fleisch<br />

aber auch serviert werden, so lässt man es zuvor 1 oder 2 Tage an einem kühlen Orte hängen, da es sonst nicht weich<br />

werden würde. Vor dem Aufsetzen schneidet man das Stück in <strong>die</strong>sem Falle sauber zurecht <strong>und</strong> umwickelt es mit einem<br />

Bindfaden oder durchsticht es mit einem kleinen Spieß, den man beim Anrichten durch einen Zierspieß ersetzen kann.<br />

Wenn man mit dem Fleisch noch einen Markknochen oder ein Stück Rindsniere oder Rindsleber mitkocht, so erhält man<br />

eine um so kräftigere Fleischbrühe.<br />

Das Fleisch wird zuerst sauber abgewaschen, darf aber nicht im Wasser liegen bleiben, da es sonst an Kraft verliert. Man<br />

setzt es hierauf in einem Kochgeschirre auf, das man eigentlich nur zu <strong>die</strong>sem Zwecke benutzen sollte, am besten in einem<br />

Verschlusstopf. Hat man einen solchen Topf nicht zur Hand, so benutzt man einen gut emaillierten Topf mit fest<br />

schließendem Deckel. Man setzt das Fleisch mit kaltem Wasser auf <strong>und</strong> zwar sogleich mit der nötigen Menge; auf das<br />

Einkochen muss man 1/3 des Wassers rechnen. Sollte <strong>die</strong> Fleischbrühe doch noch mehr einkochen, als man gedacht hat,<br />

so darf man nur kochendes Wasser nachgießen, auf keinen Fall aber kaltes. In den Verschlusstöpfen kocht <strong>die</strong> Fleischbrühe<br />

überhaupt nicht ein.<br />

Wenn <strong>die</strong> Brühe soeben angefangen zu kochen, scheidet sich das gerinnende Eiweiß des Fleisches auf der Oberfläche als<br />

Schaum ab. Man gießt einen kleinen Fülllöffel kaltes Wasser hinzu, wodurch sich der Schaum verdichtet <strong>und</strong> man ihn<br />

bequem mit einem Schaumlöffel entfernen kann. In der feinen <strong>Küche</strong> darf man das Abschäumen niemals unterlassen, denn<br />

<strong>die</strong> Suppen werden sonst nicht klar. In der einfachen bürgerlichen <strong>Küche</strong> nimmt man neuerdings häufig davon Abstand, da<br />

durch das Abschäumen <strong>die</strong> als Nährstoffe so wichtigen Eiweißstoffe verloren gehen. Die Bouillon klärt sich übrigens durch<br />

längeres Kochen um ein Bedeutendes von selbst.<br />

Nach dem Abschäumen salze man <strong>die</strong> Suppe, jedoch nur mit Vorsicht, da einmal versalzene Suppen nur schwer wieder<br />

schmackhaft zu machen sind. Jetzt muss <strong>die</strong> Brühe zwar unausgesetzt aber langsam kochen. Etwa 1:00 oder 1:30 St<strong>und</strong>en<br />

vor Fertigstellung der Brühe putze man Suppenkräuter, nämlich Mohrrübe, Petersilienwurzel, Sellerie <strong>und</strong> Porreezwiebel an<br />

<strong>die</strong> Suppe. Doch nehme man nicht zu viel davon, namentlich Sellerie, da sonst der feine Bouillongeschmack verdeckt wird;<br />

lässt man <strong>die</strong> Wurzeln zu lange kochen, so verliert sich ihr Geschmack.<br />

Das Färben der Bouillon<br />

Um der Bouillon eine bessere Farbe zu geben, fügt man eine mit der gelben Schale geröstete Zwiebel oder eine geriebene<br />

Mohrrübe hinzu; mit der Mohrrübe oder Zwiebel muss man <strong>die</strong> Brühe einige Zeit kochen lassen. Ein paar Schwarzwurzeln,<br />

etwas Spargel, Blumenkohl, Steinpilze oder Champignons machen <strong>die</strong> Brühe besonders schmackhaft. Dies ist besonders zu<br />

empfehlen, wenn man eine schwächere Bouillon hat, <strong>die</strong> man zu verbessern wünscht.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 22 von 245


Durchseihen, Klären <strong>und</strong> Legieren der Bouillon<br />

Vor dem Servieren gibt man <strong>die</strong> Bouillon durch ein feines Haarsieb oder ein leinenes Tuch, das man zuvor in heißem<br />

Wasser ausgespült hat.<br />

Sollte <strong>die</strong> Bouillon nicht klar sein, so muss man sie klären, indem man ein zerquirltes Eiweiß hinzugibt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bouillon damit<br />

einmal aufkochen lässt, worauf man sie, wie eben beschrieben, durchseiht.<br />

Will man etwas Mehl zum Binden einer Fleischsuppe verwenden, so muss <strong>die</strong>ses in Butter gelb geschwitzt werden; jedoch<br />

kann man auch etwas Mehl mit frischer Butter kneten, ein Klößchen davon aufrollen <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses, nachdem <strong>die</strong> Brühe<br />

durchgeseiht ist, hineinwerfen. Es löst sich vollständig auf <strong>und</strong> macht <strong>die</strong> Suppe sämig.<br />

Fleischsuppen in der Kochkiste<br />

Ganz vorzüglich geraten sämtliche Fleischsuppen in der Kochkiste. Man setzt das Fleisch gleich anfangs mit der<br />

erforderlichen Menge Wasser auf, lässt es nach dem Abschäumen 30 Minuten kochen, gibt Salz <strong>und</strong> <strong>die</strong> gewünschten<br />

Suppenkräuter hinzu, <strong>und</strong> lässt noch 15 Minuten kochen, worauf man den Topf gut verschlossen in <strong>die</strong> Kochkiste setzt, um<br />

nach 2:30 bis 3:00 St<strong>und</strong>en <strong>die</strong> Suppe fertig herauszunehmen.<br />

Suppeneinlagen<br />

Zu Bouillon eignen sich <strong>die</strong> verschiedensten Einlagen, <strong>die</strong> der Suppe erst ihre Eigenart verleihen. Soll <strong>die</strong> Suppe klar<br />

serviert werden, so empfiehlt es sich, <strong>die</strong> Einlagen zuvor im besonderen Geschirr weich zu kochen; bei legierten oder<br />

geb<strong>und</strong>enen Suppen kann man <strong>die</strong> Einlagen in der Bouillon selbst kochen. Von Perlgraupen <strong>und</strong> Reis rechnet man <strong>für</strong> 4<br />

Personen 2 gehäufte Esslöffel oder 50 g, von Sago oder Nudeln zu einer klaren Bouillon <strong>die</strong> Hälfte. Perlgraupen <strong>und</strong> echten<br />

Sago lässt man 2:30 bis 3:00 St<strong>und</strong>en, Reis, den man zuvor gut abgebrüht hat, 1:00 bis 1:15 St<strong>und</strong>e, Kartoffelsago 0:45 bis<br />

1:00 St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Nudeln 30 Minuten in der Suppe kochen. Als Einlagen eignen sich auch Nudeln, Eierstich, Grieß- <strong>und</strong><br />

Fleischklößchen, denen man auch Krebsschwänze zufügen kann; auch mit dem Ausstecher ausgestochenes Wurzelwerk,<br />

Schwarzwurzeln, Spargel, Schotenkerne oder Blumenkohlröschen kann man hineingeben.<br />

Es empfiehlt sich, Teigwaren, <strong>die</strong> man in <strong>die</strong> Brühe gibt, stets besonders in einem kleinen Geschirr zu kochen.<br />

Reis <strong>und</strong> Graupen geraten am besten in der Kochkiste. Nachdem man sie gut gewaschen <strong>und</strong> blanchiert hat, gießt man<br />

kochende Fleischbrühe dazu, dass sie reichlich übersteht, fügt noch ein Stückchen Butter hinzu <strong>und</strong> stellt das Geschirr,<br />

sobald <strong>die</strong> Brühe stark kocht, verschlossen in <strong>die</strong> Kochkiste. Nach 1:00 bis 2:00 St<strong>und</strong>en sind Reis oder Graupen weich <strong>und</strong><br />

durch den Butterzusatz schön weiß.<br />

Suppenklößchen muss man, sobald sie gar sind, vorsichtig aus der Suppe nehmen <strong>und</strong> in ein besonderes Geschirr legen.<br />

Erst wenn <strong>die</strong> Suppe in der Terrine angerichtet ist, gibt man <strong>die</strong> Klöße hinein, da sie sonst zerfallen.<br />

Bouillon in Tassen<br />

Will man <strong>die</strong> Bouillon ohne Einlage in Tassen geben, so muss man sie vollständig entfetten <strong>und</strong> klären. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke<br />

lässt man sie, nachdem sie durchgeseiht ist, erkalten, entfernt mit einem Löffel das Fett <strong>und</strong> klärt hierauf <strong>die</strong> Suppe nach<br />

Vorschrift.<br />

Man bereitet sie auch gut, bequem <strong>und</strong> billig aus Fleischextrakt, indem man <strong>die</strong> nötige Menge, etwa 1/2 Teelöffel voll, in<br />

eine Tasse gibt <strong>und</strong> mit kochendem Wasser auffüllt. Man rührt <strong>die</strong> Bouillon um <strong>und</strong> schmeckt sie mit Salz ab.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 23 von 245


Braune Bouillonsuppe oder Konsommee<br />

Zutaten <strong>für</strong> 12 Personen:<br />

125 g Speck oder Rinderfett<br />

125 g Schinken<br />

1 kg Rindfleisch<br />

2 Schalotten<br />

1/2 Selleriekopf<br />

1 Möhre<br />

1 Petersilienwurzel<br />

2 Lorbeerblätter<br />

6 Gewürzkörner<br />

Man belegt den Boden eines weißen Kochtopfes mit dem fein geschnittenen Speck oder Fett, legt obenauf Schinken <strong>und</strong><br />

Fleisch, <strong>die</strong> in fingerdicke Scheiben geschnitten sind, <strong>und</strong> fügt <strong>die</strong> anderen Zutaten hinzu. Nun lässt man das Ganze<br />

30 Minuten auf dem Feuer schmoren, wobei das Fleisch braun ansetzen muss. Um das Anbrennen zu verhindern, schüttelt<br />

man den Topf von Zeit zu Zeit. Dann zieht man den Topf vom Feuer zurück <strong>und</strong> schmort das Fleisch noch langsam, wobei<br />

man von Zeit zu Zeit etwas kochendes Wasser zugießen muss. Nachdem man hierauf etwa 4 l kochendes Wasser dazu<br />

gegossen hat, salzt man <strong>die</strong> Brühe <strong>und</strong> lässt sie verdeckt 2:00 St<strong>und</strong>en langsam kochen. Nachdem man <strong>die</strong> Brühe<br />

durchgeseiht <strong>und</strong> den Satz zurückgelassen hat, kann man Grieß-, Schwemm- oder Semmelklößchen darin kochen. Auch<br />

Eiergraupen <strong>und</strong> Sago eignen sich als Einlage <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Suppe.<br />

Knochenbrühe<br />

Man verwendet hierzu Knochen von Kalbs-, Hammel-, Reh- oder Hasenbraten; auch gute frische Rinderknochen, sowie <strong>die</strong><br />

Gerippe von gebratenem Geflügel sind hierzu gut zu verwenden. Sämtliche Knochen werden abgewaschen <strong>und</strong> möglichst<br />

fein zerhackt. Etwa noch vorhandene Fleischreste, roh oder gebraten, werden mit einigen Scheiben rohem Schinken oder<br />

Schinkenabfällen grob gewiegt <strong>und</strong> dann wird alles zusammen mit fein geschnittenen Suppenkräutern <strong>und</strong> einer Zwiebel in<br />

Kochfett gebräunt. Nachdem man noch 2 Esslöffel Mehl darin hat bräunen lassen, gießt man 1,5 l kochendes Wasser dazu<br />

<strong>und</strong> lässt es mit 1 Esslöffel Salz etwa 2:00 St<strong>und</strong>en kochen. Vor dem Anrichten gießt man <strong>die</strong> Suppe durch ein feines Sieb<br />

<strong>und</strong> serviert sie mit Sago, Schwamm- oder Fleischklößchen.<br />

Wildbrühe<br />

Zutaten: 500 g Wildfleisch, 500 g Wildknochen, 50 g Butter, 1 EL Salz, 1 Lorbeerblatt, 3 Gewürzkörner <strong>und</strong> Suppenwurzeln.<br />

Die zerhackten Knochen, sowie das klein geschnittene Fleisch lässt man in Butter gelbbraun rösten, gibt <strong>die</strong> übrigen Zutaten<br />

hinein <strong>und</strong> lässt alles im Bouillontopf mit 1,5 l Wasser 2:00 St<strong>und</strong>en kochen, worauf man <strong>die</strong> Brühe durchseiht <strong>und</strong> nach<br />

voriger Nummer serviert.<br />

Französische Suppe<br />

Man stellt <strong>die</strong>se Suppe aus Rindfleischbrühe <strong>und</strong> verschiedenen Gemüsen nach der Jahreszeit her. Im Sommer nimmt man<br />

Spargel, Blumenkohl, junge Schoten, junge Bohnen <strong>und</strong> Karotten, im Herbst <strong>und</strong> Winter Rüben, Sellerie, Wirsing <strong>und</strong><br />

Kohlrabi, sowie Kartoffeln. Die Gemüse schneidet man in glatte Stückchen, etwa mit einem Buntschälmesser, Wäscht sie<br />

<strong>und</strong> lässt sie abtropfen. Die Kartoffeln werden in Scheiben geschnitten <strong>und</strong> gebrüht. Man lässt Butter zergehen, schwenkt<br />

<strong>die</strong> Gemüse etwa 10 Minuten darin durch <strong>und</strong> schüttet sie in <strong>die</strong> halb fertige Bouillon, in der man sie mit dem Fleisch<br />

zusammen weich kochen lässt. Man serviert <strong>die</strong> Suppe mit dem in Portionsstücke geschnittenen Fleisch.<br />

Rindfleischsuppe geb<strong>und</strong>en mit Perlgraupen oder Reis<br />

Man richte sich beim Kochen der Bouillon nach »Klare Bouillon oder Fleischbrühe«, schütte sie aber nach 30 Minuten des<br />

Kochens durch ein Haarsieb. Alsdann mache man in einem Pfännchen 1 kleines Stück Butter kochend heiß <strong>und</strong> rühre <strong>für</strong><br />

4 Personen etwa 1 gehäuften Esslöffel Mehl darin durch, bis es einen gelblichen Schein erhält. Die vom Bodensatz langsam<br />

abgegossene Bouillon bringt man mit dem Fleisch wieder aufs Feuer, füge das Schwitzmehl dazu <strong>und</strong> gebe, wenn<br />

Perlgraupen in der Suppe gekocht werden sollen, <strong>die</strong>se gleich hinein mit dem in feine Stücke geschnittenen Wurzelwerk.<br />

Will man Reis in der Suppe kochen, so füge man denselben nach etwa 1:00 St<strong>und</strong>e hinzu, da <strong>die</strong>ser nur 1:00 bis<br />

1:30 St<strong>und</strong>e Kochzeit braucht. 1:00 St<strong>und</strong>e vor dem Anrichten können auch Spargelstückchen, junger Kohlrabi oder<br />

Blumenkohlröschen darin gekocht werden, doch dürfen <strong>die</strong> Gemüse nicht im geringsten zerkochen. Blumenkohl <strong>und</strong><br />

Kohlrabi übergießt man, ehe man sie hineingibt, mit kochendem Wasser, damit <strong>die</strong> Suppe keinen strengen Geschmack<br />

erhält.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 24 von 245


Rindfleischsuppe mit Kohlrabi <strong>und</strong> Graupen<br />

Man kocht von 1 kg gutem Rinderschwanzstück Fleischbrühe, wozu man das Fleisch kochend ansetzt, da man es weiter<br />

verwenden will. Nachdem das Fleisch gar ist, nimmt man es heraus <strong>und</strong> stellt es verdeckt in <strong>die</strong> Warmröhre. Unterdes hat<br />

man junge Kohlrabi geschält <strong>und</strong> in Scheiben geschnitten. Die Herzblätter kocht man in Salzwasser ab, wiegt sie grob <strong>und</strong><br />

gibt sie in <strong>die</strong> fertige Bouillon. Die Kohlrabischeiben, <strong>und</strong> zwar 1 Suppenteller voll, übergießt man mit kochendem Wasser,<br />

lässt sie abtropfen <strong>und</strong> tut sie ebenfalls in <strong>die</strong> Fleischbrühe, <strong>die</strong> man nun kochen lässt, bis <strong>die</strong> Kohlrabi weich sind. Beim<br />

Anrichten gibt man noch weich gekochte Perlgraupen hinein. Das Fleisch wird in Portionsstücke geschnitten <strong>und</strong> zur Suppe<br />

gereicht.<br />

Kalbfleischsuppe geb<strong>und</strong>en<br />

Zur Kalbfleischsuppe muss man etwas mehr Fleisch nehmen, als wenn man <strong>die</strong>selbe von Rindfleisch bereitet, da das<br />

erstere weniger Kraft gibt, als Rindfleisch. Kalbfleischsuppe darf niemals Schaumflöckchen haben, deshalb wird das Fleisch<br />

gut gewaschen <strong>und</strong> mit der nötigen Menge Wasser <strong>und</strong> Salz angesetzt. Nachdem man den Schaum sauber fortgenommen,<br />

lässt man <strong>die</strong> Brühe noch eine 30 Minuten kochen <strong>und</strong> gießt sie dann durch ein Sieb. Nun schwitzt man, wie beschrieben,<br />

Mehl in Butter, fügt <strong>die</strong>ses zu der Kalbfleischbrühe, <strong>die</strong> man vorsichtig vom Bodensatz abgegossen hat, hinzu, gibt<br />

1 Petersilienwurzel <strong>und</strong> 1 Mohrrübe <strong>und</strong>, wenn man sie hat, auch einige Skorzoneren hinein. Nach 30 Minuten fügt man<br />

abgebrühten Reis dazu <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Suppe langsam fest zugedeckt gar. Spargel oder abgebrühten Blumenkohl, auch<br />

Fleischklößchen oder andere beliebige Klößchen kann man darin gar kochen. Einige Blätter Portulak oder in Ermanglung<br />

etwas Sauerampfer geben der Suppe einen angenehmen Geschmack.<br />

Soll Grieß in der Suppe gekocht werden, so lässt man das Mehl weg, fügt aber, nachdem man <strong>die</strong> Suppe durchgeseiht hat,<br />

1 Stück frische Butter hinzu. Soll das Fleisch nach der Suppe gegeben werden, so serviert man es mit Meerrettich oder<br />

holländischer Sauce.<br />

Konsommee Marie Louise<br />

1,5 l klare kräftige Fleischbrühe, 4 Eigelb, 75 g Butter, 2 Esslöffel Mehl <strong>und</strong> 100 g geriebener Parmesankäse. Die Eigelb<br />

werden mit der Butter schaumig gerührt, dann werden Mehl <strong>und</strong> Parmesankäse damit verrührt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Masse mit 1 Teelöffel<br />

Zucker, 1 Prise Salz <strong>und</strong> einem Stäubchen Muskatnuss gewürzt. Man backt es in einer mit Butter ausgestrichenen<br />

Papierkapsel, schneidet es in kleine Stücke <strong>und</strong> tut es in <strong>die</strong> fertige Bouillon.<br />

Ochsenschwanzsuppe<br />

Man kocht von Fleischabfällen <strong>und</strong> Knochen 1 l Rindsbrühe. Dann schneidet man einen Ochsenschwanz in den Gelenken in<br />

Stücke <strong>und</strong> blanchiert ihn. Unterdes hat man im Suppentopf zerschnittene Suppenkräuter in Butter gedämpft. Nach etwa<br />

10 Minuten gießt man <strong>die</strong> Fleischbrühe <strong>und</strong> 1 Wasserglas Weißwein dazu, legt <strong>die</strong> Ochsenschwanzstücke hinein <strong>und</strong> fügt<br />

noch ein paar Scheiben Speck <strong>und</strong> Schinkenabfälle hinzu. Nachdem man das Fleisch hat langsam weich kochen lassen,<br />

nimmt man es aus der Brühe <strong>und</strong> seiht <strong>die</strong>selbe durch ein feines Sieb, nimmt das überflüssige Fett ab <strong>und</strong> gießt 1/2 Glas<br />

Madeira dazu. Hierauf lässt man <strong>die</strong> Suppe noch einmal aufkochen, würzt sie mit ein wenig Cayennepfeffer <strong>und</strong> verdickt sie<br />

mit Braunmehl. Beim Anrichten gibt man auf jeden Teller Suppe ein Stück Ochsenschwanz.<br />

Suppe von Widder oder Kalbsmilch<br />

Die Kalbsmilch wird, wie in Abschnitt B. beschrieben, vorgerichtet, in kleine Würfel geschnitten <strong>und</strong> in Butter <strong>und</strong> Mehl gelb<br />

gemacht, mit Kalbfleischbrühe eine Weile gekocht <strong>und</strong> <strong>die</strong>se dann mit etwas fein gehackter Petersilie oder gestoßener<br />

Muskatblüte <strong>und</strong> Eidotter abgerührt. Auch <strong>für</strong> Kranke ist <strong>die</strong>s eine passende Suppe; dann aber muss das Gewürz fortbleiben<br />

<strong>und</strong> das Mehl in wenig Butter nur weiß geschwitzt werden.<br />

Hammelfleischsuppe<br />

Von 750 g Hammelfleisch kocht man nach Vorschrift eine Fleischsuppe. Da <strong>die</strong> Brühe nicht zu fest sein darf, nimmt man am<br />

besten Fleisch von der Keule oder vom Kamm. Während des Kochens muss man das Fett möglichst rein abschöpfen, da<br />

<strong>die</strong> Suppe sonst talgig schmeckt. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke setzt man den Suppentopf ein wenig zur Seite, so dass <strong>die</strong> Brühe nur<br />

an einer Stelle kocht; an der anderen Seite sammelt sich dann das Fett an <strong>und</strong> lässt sich dort bequem abschöpfen. Einen<br />

angenehmen milden Geschmack erhält <strong>die</strong> Brühe, wenn man sie mit 1 Stückchen Butter kocht. 30 Minuten vor dem<br />

Anrichten wird Grieß hineingestreut. Wenn es gar ist, rührt man <strong>die</strong> Suppe mit Eidotter ab <strong>und</strong> würzt sie mit gehackter<br />

Petersilie oder Muskat. Auch Einlauf <strong>und</strong> Perlgraupen sind eine passende Einlage in klare Hammelfleischsuppe.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 25 von 245


Lungensuppe<br />

Man zerschneidet eine Kalbslunge nebst Herz, wäscht sie sauber <strong>und</strong> bringt sie mit 1,5 l Wasser aufs Feuer. Nachdem mau<br />

sie gut abgeschäumt, tut man etwas Salz, 1 Zwiebel <strong>und</strong> etwas Suppenwurzeln dazu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Lunge langsam weich<br />

kochen. Nun nimmt man sie heraus <strong>und</strong> gießt <strong>die</strong> Suppe durch ein Sieb. Unterdes hat man Perlgraupen weich gekocht, tut<br />

<strong>die</strong>se nebst 1 Löffel Weißmehl an <strong>die</strong> Brühe <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Suppe sämig kochen. Zuletzt lässt man <strong>die</strong> Suppe noch<br />

15 Minuten mit fein gewiegter Petersilie kochen <strong>und</strong> zieht sie mit ein paar Eidottern ab. Von Lunge <strong>und</strong> Herz bereitet man<br />

ein Haschee, das man mit Kartoffeln serviert.<br />

Nierensuppe<br />

Eine Ochsenniere gibt eine Suppe <strong>für</strong> 6 Personen. Nachdem man <strong>die</strong> Niere sauber gewaschen <strong>und</strong> in mehrere Stücke<br />

geschnitten, setzt man sie mit reichlich 2 l Wasser aufs Feuer, fügt 1 Kopf Sellerie <strong>und</strong> 1 Porreezwiebel, Salz <strong>und</strong> 1 Stück<br />

Ingwer dazu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Niere ungefähr 3:00 St<strong>und</strong>en kochen, bis sie weich ist. Hierauf gibt man <strong>die</strong> Suppe durch ein<br />

feines Sieb, setzt sie nochmals ans Feuer <strong>und</strong> lässt sie mit 1 reichlichen Esslöffel Mehl sämig kochen. Die Sellerieknolle <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Niere schneidet man in kleine Scheiben <strong>und</strong> richtet <strong>die</strong> Suppe darüber an.<br />

Hirnsuppe<br />

Ein Hirn oder Bregen wird mit kochendem Wasser gebrüht <strong>und</strong>, nachdem <strong>die</strong> Haut abgezogen ist, eine Zeitlang in kaltes<br />

Wasser gelegt, damit das Blut auszieht. Hierauf wird das Hirn mit ein wenig grüner Petersilie <strong>und</strong> mehreren Schalotten fein<br />

gewiegt. Nun lässt man etwa 50 g Butter in einem eisernen Topf zergehen <strong>und</strong> dampft das Hirn mehrere Minuten darin.<br />

Nachdem man es noch mit reichlich 1 Esslöffel Mehl durchgerührt hat, gießt man 1,5 l kochendes Wasser dazu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong><br />

Suppe noch 30 Minuten kochen. Nachdem man <strong>die</strong> Suppe durch ein feines Sieb gestrichen, kocht man sie nochmals auf,<br />

legiert sie mit 2 Eigelb <strong>und</strong> richtet sie über gerösteten Semmelscheiben an.<br />

Hühnersuppe<br />

Ein großes fettes Huhn reicht <strong>für</strong> 6 Personen. Es wird sauber gerupft, vorsichtig ausgenommen <strong>und</strong> mit kaltem Wasser<br />

gewaschen <strong>und</strong> ausgespült. Kopf, Hals <strong>und</strong> Flügel legt man samt Herz <strong>und</strong> Magen zum Huhn. Die Leber wird<br />

zurückbehalten, um sie zuletzt 5 Minuten in der Suppe mitzukochen, weil sie sonst hart wird.<br />

Man setzt das Huhn mit dem Wasser <strong>und</strong> nicht zu viel Salz auf helles Feuer, schäumt es gut <strong>und</strong> gießt nach 30 Minuten <strong>die</strong><br />

Brühe erst durch ein Sieb <strong>und</strong> dann vorsichtig vom Bodensatz in das Kochgeschirr zurück. Alsdann fügt man Schwitzmehl<br />

<strong>und</strong> 1 Stück frische Butter, wie 1 Walnuss groß, hinzu. Das Huhn spült man mit kochendem Wasser ab <strong>und</strong> legt es in <strong>die</strong><br />

kochende Brühe zurück, <strong>die</strong> man fest zugedeckt langsam aber ununterbrochen etwa 3:00 St<strong>und</strong>en kochen lässt. Man kann<br />

nach Belieben Reis, Perlgraupen oder Nudeln in der Suppe kochen, von Wurzelwerk aber nur Petersilienwurzeln,<br />

Mohrrüben, Skorzoneren <strong>und</strong> Spargel, <strong>die</strong> beiden ersteren werden gleich mit dem Schwitzmehl der Brühe hinzugefügt. Man<br />

rührt <strong>die</strong> Suppe mit etwas fein gehackter junger Petersilie <strong>und</strong> 1 bis 2 frischen Eidottern ab. Eine Hühnersuppe darf nicht zu<br />

dünn, sondern muss gut geb<strong>und</strong>en sein. Das Huhn gibt man mit einer passenden Sauce.<br />

Windsorsuppe<br />

Für 12 Personen nimmt man 500 g Rindfleisch, 375 g Kalbfleisch <strong>und</strong> 125 g rohen Schinken, schneidet das Fleisch in<br />

Stücke <strong>und</strong> schwitzt es mit dem Schinken <strong>und</strong> einer Zwiebel in 125 g Butter bräunlich. Dann fügt man 3 gestrichene<br />

Esslöffel Mehl hinzu <strong>und</strong> gießt 4 l Fleischbrühe dazu, <strong>die</strong> man von Rinderhesse, Markknochen <strong>und</strong> rohen Fleischabfällen<br />

gekocht hat. Nun legt man noch 1 altes Suppenhuhn hinein, von dem man zuvor das Brustfleisch abgelöst hat. Man lässt <strong>die</strong><br />

Suppe 3:00 St<strong>und</strong>en kochen, gibt sie durch ein Haarsieb <strong>und</strong> lässt sie mit 1 Stück frischer Butter aufkochen. – Das<br />

Brustfleisch vom Huhn wiegt man sehr fein <strong>und</strong> tut 2 Eier, etwas geriebene Semmel <strong>und</strong> ein wenig Salz hinzu; als Gewürz<br />

fügt man entweder fein gewiegte Petersilie oder etwas fein gestoßene Muskatblüte dazu, formt Klößchen aus der Masse,<br />

kocht <strong>die</strong>se in Salzwasser gar <strong>und</strong> gibt sie in <strong>die</strong> Suppe. Statt der Klößchen gibt man auch wohl einen Reisberg zur Suppe.<br />

Doch reicht man statt dessen auch Makkaroni, <strong>die</strong> man in kleine Stücke gebrochen, in Salzwasser gar gekocht <strong>und</strong> mit<br />

1 Stück zerlassener Butter <strong>und</strong> ein wenig Sherry durchgeschwenkt hat.<br />

Gänsekleinsuppe<br />

Von einem Gänseklein, ohne <strong>die</strong> Leber, kocht man mit Suppengrün <strong>und</strong> dem nötigen Salz eine gute Bouillon, <strong>die</strong> man<br />

sorgfältig entfettet. In der Bouillon kocht man Reis oder feine Graupen, wobei man 1 Esslöffel frische Butter, <strong>die</strong> man mit<br />

1 Esslöffel Mehl durchgeknetet hat, mit hinein gibt. Als Einlage gibt man außerdem noch den sehr weich gekochten Magen<br />

<strong>und</strong> das Herz, <strong>die</strong> man in Streifen schneidet, sowie kleine Leberklößchen, <strong>die</strong> man aus der rohen Gänseleber bereitet hat.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 26 von 245


Taubensuppe<br />

Die Bouillon wird von Tauben ebenso gekocht, wie in »Hühnersuppe« beschrieben. Als Einlage gibt man feine Perlgraupen<br />

oder Reis hinein; auch werden wohl einige junge Mohrrübchen <strong>und</strong> junge Schotenkerne oder auch 30 Minuten vor dem<br />

Anrichten Spargelköpfe oder Blumenkohlröschen in der Suppe mitgekocht. Ist dem Kranken ein Eidotter erlaubt, so macht<br />

man <strong>die</strong> Suppe mit etwas Mehl sämig <strong>und</strong> rührt sie dann mit Ei ab. Die Suppe muss wenigstens 2:00 St<strong>und</strong>en kochen <strong>und</strong><br />

soll sämig, aber nicht dicklich sein.<br />

Krebssuppe<br />

Man rechnet <strong>für</strong> 4 Personen 1 Mdl. mittelgroßer Krebse <strong>und</strong> kocht eine gute Rindfleischbrühe. Die Krebse werden mit<br />

kochendem Wasser <strong>und</strong> Salz aufs Feuer gesetzt <strong>und</strong> 5 Minuten gekocht. Dann wird das Fleisch aus Scheren <strong>und</strong><br />

Schwänzen heraus gebrochen <strong>und</strong> beiseite gestellt. Sämtliche Schalen, auch <strong>die</strong> Füße, werden im Mörser nicht zu fein<br />

zerstoßen <strong>und</strong> über Feuer mit 1 großen Stück frischer Butter durchgerührt, bis <strong>die</strong>se rot wird <strong>und</strong> zu steigen anfängt. Nun<br />

fügt man 3 gestrichene Esslöffel Mehl hinzu <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> Butter damit an, dann fügt man etwas Fleischbrühe hinzu, kocht<br />

damit das Mehl auf, streicht das Ganze durch ein Haarsieb <strong>und</strong> fügt es zu der kochenden Bouillon. Kurz vor dem Anrichten<br />

gibt man »Krebsklöße«, »Midder« <strong>und</strong> »Gefüllte Krebsnasen« hinein. Die Suppe darf nicht dicklich sein. Die Krebsschwänze<br />

werden beim Anrichten in <strong>die</strong> Terrine gegeben.<br />

Gewöhnliche Aalsuppe<br />

Man kocht nach »Klare Bouillon oder Fleischbrühe« etwa 1,5 l gute Fleischbrühe aus Rindfleisch. Wenn sie 1:30 St<strong>und</strong>e<br />

gekocht hat, gibt man einen Suppenteller voll geschälte, in 4 Teile geschnittene gute Birnen, ebensoviel junge, entschotete<br />

Erbsen <strong>und</strong> fein würflige Mohrrüben hinzu. Unterdes hat man 500 bis 750 g Aale abgezogen, in fingerbreite Stücke<br />

geschnitten, mit Salz abgerieben, gewaschen <strong>und</strong> mit Wasser <strong>und</strong> Salz halb gar gekocht. Diese Aalstücke tut man in <strong>die</strong><br />

Suppe <strong>und</strong> fügt fein geschnittene Kräuter hinzu, wie Kerbel, Portulak oder Sauerampfer, Estragon, Basilikum, Thymian,<br />

Majoran, Petersilie <strong>und</strong> einige Zitronenscheiben. Sollte von dem genannten Gewürz das eine oder andere mangeln, so<br />

schadet es nichts. Kurz vor dem Anrichten mache man <strong>die</strong> Suppe mit Mehl, welches in reichlich Butter geschwitzt wurde,<br />

sämig <strong>und</strong> richte Weißbrot- oder Schwammklöße, <strong>die</strong> man in Salzwasser gar gekocht, in der Suppe an.<br />

Hamburger Aalsuppe<br />

Man rechnet <strong>für</strong> 4 Personen einen Aal von 500 bis 750 g. Kopf <strong>und</strong> Schwanz werden abgeschnitten, der Aal wird gehäutet,<br />

ausgenommen, entgrätet, gewaschen <strong>und</strong> in 2 bis 3 Finger breite Stücke geschnitten. Hierauf setzt man ihn mit 500 ml<br />

kochendem Wasser an, gibt 1 Esslöffel Salz, 1 kleine Zwiebel, 2 Lorbeerblatt, 3 Gewürzkörner, ein paar Stiele Salbei <strong>und</strong><br />

2 bis 3 Esslöffel Essig dazu <strong>und</strong> kocht darin <strong>die</strong> Aale gar. Folgende Zutaten müssen jede <strong>für</strong> sich gekocht werden:<br />

Zusammen 1 Obertasse voll kleine Würfel von Sellerie, Möhren <strong>und</strong> Petersilienwurzeln, 1 Obertasse ausgehülste grüne<br />

Erbsen, beides in Fleischbrühe, 1/2 Obertasse Spargel in Salzwasser, Schwammklößchen in Fleischbrühe gekocht, fein<br />

gehackte Petersilie, Kerbel, Dill, Majoran, Estragon, Basilikum <strong>und</strong> Sellerieblätter in Fleischbrühe, 6 geschälte ausgekernte<br />

Birnen mit Zucker, Zimt, Wasser <strong>und</strong> Rotwein wie Kompott gekocht. Hierauf gießt man 500 ml Bouillon zu der<br />

durchgeseihten Aalbrühe, fügt 1/2 Flasche Weißwein hinzu, macht <strong>die</strong> Suppe mit Braunmehl von 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong><br />

1 Esslöffel Mehl sämig, tut sämtliche vorher fertig gestellten Zutaten hinzu, lässt <strong>die</strong> Suppe noch ein wenig aufkochen <strong>und</strong><br />

würzt sie mit Zitronensaft, ein wenig Zucker <strong>und</strong> Muskatnuss. Die Suppe muss einen süßlichsauren Geschmack haben.<br />

Fischsuppe<br />

Zu <strong>die</strong>ser Suppe rechnet man <strong>für</strong> 4 Personen etwa 500 g Fische. Man nimmt sowohl Hechte als Karpfen, kann aber auch<br />

jeden anderen Süßwasserfisch nehmen. Die Fische werden geschuppt <strong>und</strong> rein abgewaschen; danach schneidet man <strong>die</strong><br />

Gräten heraus <strong>und</strong> das Fleisch in längliche Stücke; <strong>die</strong>se salzt man <strong>und</strong> lässt sie ein Weilchen stehen. Nun werden <strong>die</strong><br />

Stücke getrocknet, in Mehl gewälzt <strong>und</strong> in Butter gelb gebraten. Alsdann gießt man 1,5 l Bouillon, <strong>die</strong> mit Wurzelwerk <strong>und</strong><br />

Zwiebeln gekocht ist, oder auch durchgerührte Brühe von frischen Schotenkernen darauf <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Fischsuppe gut<br />

durchkochen. Danach gießt man <strong>die</strong> Brühe vorsichtig ab, lässt sie mit fein gewiegter Petersilie <strong>und</strong> Schalotten noch einmal<br />

aufkochen, verdickt sie mit hellem Schwitzmehl <strong>und</strong> zieht sie mit 3 Eigelb ab. Man gibt <strong>die</strong> Fischstückchen <strong>und</strong> in Würfel<br />

geschnittenes, geröstetes Weißbrot hinein.<br />

Holsteiner Hechtsuppe<br />

Einen Hecht von 1 kg Gewicht bereitet man nach Vorschrift vor, teilt ihn der Länge nach durch <strong>und</strong> entfernt <strong>die</strong> Gräten. Das<br />

Fischfleisch zerteilt man in 3 Teile, das beste Stück wird in längliche Stücke geschnitten, <strong>die</strong>se in Mehl gewendet <strong>und</strong> in<br />

Butter gelb gebraten. Das zweite Drittel wird nebst der Leber fein gewiegt <strong>und</strong> mit Ei <strong>und</strong> etwas geriebener Semmel zu<br />

Klößchen verarbeitet. Das dritte Drittel wird in kleine Stücke geschnitten <strong>und</strong> nebst den Gräten <strong>und</strong> sonstigen Abfällen in<br />

1,5 l Wasser mit Salz ausgekocht. Danach gießt man <strong>die</strong> Brühe durch ein feines Haarsieb, tut fein geschnittene Streifen<br />

Mohrrübe hinein <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>se darin weich kochen. In der Brühe kocht man auch <strong>die</strong> Klößchen gar, <strong>die</strong> man dann<br />

herausnimmt <strong>und</strong> in <strong>die</strong> Terrine legt. Danach macht man <strong>die</strong> Fischbrühe mit 1 Esslöffel Weizenmehl bündig <strong>und</strong> rührt sie mit<br />

2 Eigelb ab. Man richtet <strong>die</strong> Suppe über den Klößen <strong>und</strong> den gebratenen Fischstücken an.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 27 von 245


Schildkrötensuppe<br />

Für 12 Personen. Man bereitet <strong>die</strong>se Suppe entweder von mariniertem Schildkrötenfleisch, das in Blechbüchsen erhältlich<br />

ist, oder von amerikanischem, getrocknetem Schildkrötenfleisch. Das marinierte Fleisch muss man mit warmem Wasser<br />

abspülen, um das tranig schmeckende, grünliche Fett zu entfernen; das amerikanische, von dem man 250 g nimmt, wird in<br />

lauem Wasser aufgeweicht <strong>und</strong> in der fertigen Suppe gekocht, bis es weich ist, während man das Büchsenfleisch mit der<br />

Kraftbrühe nur einmal aufkocht. Die Kraftbrühe bereitet man folgendermaßen: Von 2 kg derbem Ochsenfleisch bereitet man<br />

eine kräftige Brühe, indem man das Fleisch in Stücke hackt, es mit Butter <strong>und</strong> Zwiebel anbratet <strong>und</strong> 3 l kochendes Wasser,<br />

sowie 1 Flasche Weißwein darauf gießt. Man würzt <strong>die</strong> Suppe mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer <strong>und</strong> lässt sie 4:00 bis 5:00 St<strong>und</strong>en<br />

kochen, wobei man fleißig abschäumt. Zugleich kocht man einige Stiele Majoran, Thymian, Basilikum <strong>und</strong> Rosmarin in der<br />

Suppe, gießt sie durch ein Sieb, nimmt das Fett ab <strong>und</strong> klärt sie mit Eiweiß. Dann gibt man, wie oben beschrieben, das<br />

Schildkrötenfleisch, in kleine Stücke geschnitten, hinein <strong>und</strong> richtet es mit der Suppe an.<br />

Mockturtlesuppe<br />

Ein großer Kalbskopf wird gut gereinigt, nebst einem Ochsenmaul, Wurzelwerk <strong>und</strong> Mohrrüben gar <strong>und</strong> doch nicht ganz<br />

weich gekocht <strong>und</strong> nach dem Erkalten in kleine, länglich viereckige Stücke geschnitten. Dann macht man einige Schalotten<br />

<strong>und</strong> 2 bis 3 Löffel Mehl in ebensoviel Butter braun, rührt <strong>die</strong> Kalbskopfbrühe dazu, gibt das geschnittene Fleisch, fein<br />

gewiegten Estragon, Cayennepfeffer <strong>und</strong> gestoßenen Nelkenpfeffer hinein <strong>und</strong> lässt es 15 Minuten kochen. Dann gießt man<br />

hinzu: 1 Glas Madeira <strong>und</strong> 1 Glas Arrak, gibt wohl auch noch Kalbfleischklöße <strong>und</strong> einige hart gekochte, in Würfel<br />

geschnittene Eier hinein. Diese Suppe muss recht geb<strong>und</strong>en, aber keineswegs dicklich sein; man fügt daher nach Bedarf,<br />

ehe der Wein dazugegeben wird, entweder etwas braunes Mehl oder ein wenig Brühe hinzu.<br />

Currysuppe<br />

Für 12 Personen werden 2 vorgerichtete <strong>und</strong> in Hälften geteilte Hühner in Butter <strong>und</strong> Zwiebel gelb geröstet, dann in<br />

Kalbfleischbrühe gar gekocht <strong>und</strong> <strong>die</strong>se mit 1 Messerspitze Spanischem Pfeffer gewürzt. 1:00 St<strong>und</strong>e vor dem Anrichten<br />

wird 1/2 Esslöffel voll Currypulver dazugerührt <strong>und</strong> beim Anrichten werden weich gekochter Reis <strong>und</strong> Kalbfleischklöße, <strong>die</strong><br />

man in der Suppe gar gekocht hat, hineingetan.<br />

Hasensuppe<br />

Hierzu verwendet man übrig gebliebenen Hasenbraten. Ist noch reichlich Fleisch an einem Hasenbraten, der schon auf der<br />

Tafel gewesen ist, so wird <strong>die</strong>ses ausgelöst, fein gehackt <strong>und</strong> folgendes hinzugegeben: 2 kleine in Wasser eingeweichte <strong>und</strong><br />

ausgedrückte Weißbrötchen, 2 Eier, 1 Ei dick frische Butter, Muskat <strong>und</strong> Salz. Hiervon werden kleine Klößchen aufgerollt,<br />

von denen man erst ein Klößchen in der Suppe aufkochen lässt, um zu sehen, ob sie locker werden. Je nach der Festigkeit<br />

fügt man Bratensauce oder geriebene Semmel hinzu. Vorher hat man <strong>für</strong> 4 Personen 500 g Rindfleisch in kleine Würfel<br />

geschnitten; dann macht man in reichlich Butter einige Scheiben rohen Schinken, 2 bis 3 Zwiebeln, 1 Petersilienwurzel, ein<br />

wenig Sellerie <strong>und</strong> gelbe Wurzeln, in Scheiben geschnitten, nebst 2 bis 3 Löffel Mehl braun, lässt nun das Fleisch nebst den<br />

Hasenknochen darin rösten <strong>und</strong> gibt schließlich 2 l kochendes Wasser hinzu. Ist noch Sauce vom Braten übrig geblieben, so<br />

kommt <strong>die</strong>se auch hinzu. Ist das Fleisch ausgekocht <strong>und</strong> das Wurzelwerk weich, so streicht man <strong>die</strong> Suppe durch ein Sieb,<br />

bringt sie wieder zum Kochen, würzt sie mit Salz, kocht <strong>die</strong> Klöße darin gar <strong>und</strong> richtet sie an. Hat man nur wenig<br />

Hasenbraten übrig behalten, so bereitet man Schwammklöße statt der Fleischklößchen.<br />

Kaninchensuppe<br />

Ein Kaninchen ist ausreichend zur Suppe <strong>für</strong> 6 bis 8 Personen. Nachdem man das Kaninchen fertig vorbereitet hat, hackt<br />

man das Fleisch mit den Knochen in kleine Stücke <strong>und</strong> legt ein paar gute Stücke aus dem Rücken zurück. Das übrige<br />

Fleisch bräunt man leicht in Butter, wobei man 3 Zwiebeln, <strong>die</strong> man mit 1 Nelke durchstochen hat, mitdünstet. Man tut noch<br />

1 Esslöffel Mehl dazu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>ses mitbraten, darauf gießt man 2,5 l Wasser dazu, tut 1 Lorbeerblatt, mehrere<br />

Pfefferkörner <strong>und</strong> ein paar klein geschnittene Petersilienwurzeln dazu <strong>und</strong> lässt es kochen, bis das Fleisch weich ist. Hierauf<br />

gießt man <strong>die</strong> Brühe durch ein Sieb, bringt sie nochmals zum Feuer <strong>und</strong> kocht 6 bis 8 Esslöffel Sago darin weich. Unterdes<br />

wiegt man <strong>die</strong> rohen Rückenstücken <strong>und</strong> <strong>die</strong> Leber, <strong>die</strong> man eben in der Brühe eben nur aufgekocht, recht fein, nimmt etwas<br />

in Wasser geweichtes <strong>und</strong> wieder ausgedrücktes Weißbrot dazu, ferner 2 Eier, 1 Stückchen Butter, ein wenig Muskatblüte<br />

<strong>und</strong> so viel geriebene Semmel, als <strong>die</strong> Festigkeit des Teiges erfordert. Nun formt man kleine Klößchen daraus <strong>und</strong> kocht sie<br />

in der Suppe gar.<br />

Feldhühnersuppe<br />

Man bereitet <strong>die</strong>se Suppe aus Rebhühnern oder Birkhühnern, sie wird bereitet wie »Hasensuppe«. Statt Klöße zu bereiten,<br />

kann man auch das Brustfleisch mitkochen, in feine Scheiben schneiden <strong>und</strong> in der Suppe anrichten.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 28 von 245


Kramtsvögelsuppe<br />

Auf 4 Personen rechnet man 4 Kramtsvögel. Diese werden in reichlich Butter, aber nur schwach gesalzen, in fest<br />

verschlossenem Geschirr langsam weich gebraten. Das Brustfleisch wird in feine Scheiben geschnitten <strong>und</strong> beiseite gestellt.<br />

Das Knochengerippe, das man im Mörser zerstoßen, wird mit einigen Scheiben Sellerie, Möhren <strong>und</strong> Zwiebeln in der<br />

Bratenbutter von den Kramtsvögeln gedämpft. Dann werden 2 Esslöffel Mehl dazugerührt <strong>und</strong> 2 l Fleischbrühe<br />

dazugegossen. Nachdem <strong>die</strong> Suppe langsam 1:00 St<strong>und</strong>e gekocht hat, nimmt man das Fett ab, gießt <strong>die</strong> Suppe durch ein<br />

Sieb <strong>und</strong> kocht darin Schwamm- oder Grießklößchen gar. Man richtet <strong>die</strong> Suppe über dem Brustfleisch <strong>und</strong> den Klößchen<br />

an.<br />

Suppen von Feldfrüchten <strong>und</strong> Kräutern<br />

Kartoffelsuppe mit Fleischbrühe<br />

Ein Stück durchwachsenes Rindfleisch oder Hammelfleisch oder auch gute Brühknochen, <strong>die</strong> man klein gehackt hat,<br />

werden gewaschen <strong>und</strong> mit dem nötigen Salz aufs Feuer gesetzt. Nachdem <strong>die</strong> Brühe abgeschäumt ist, fügt man 1 kg<br />

geschälte <strong>und</strong> in Scheiben geschnittene Kartoffeln hinzu, ferner 2 Zwiebeln, 1 Porree- <strong>und</strong> 1 Sellerieknolle. Man deckt das<br />

Geschirr fest zu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Suppe etwa 2:00 St<strong>und</strong>en kochen. Die Sellerieknolle nimmt man, sobald sie weich ist, heraus,<br />

schneidet sie in Scheiben <strong>und</strong> legt sie in <strong>die</strong> Terrine. Hat <strong>die</strong> Suppe genügende Zeit gekocht, so wird sie durch ein Sieb<br />

gerührt, nochmals zum Kochen gebracht <strong>und</strong> mit fein gehackter Petersilie über den Selleriescheiben angerichtet.<br />

Kartoffelsuppe mit Zwiebeln<br />

1 kg Kartoffeln werden geschält, in Stücke geschnitten <strong>und</strong> mit Salz zum Feuer gesetzt. Wenn sie kurze Zeit gekocht haben,<br />

gießt man das Wasser ab <strong>und</strong> gibt frisches, kochendes Wasser, sowie das nötige Salz dazu. Unterdessen macht man<br />

reichlich Zwiebeln, klein geschnitten, in gutem Nierenfett gelbbraun, rührt 2 Esslöffel Mehl darin gelb <strong>und</strong> schüttet <strong>die</strong>s zu<br />

den Kartoffelstücken, fügt 2 Petersilienwurzeln, 1/2 Sellerieknolle <strong>und</strong> etwas Porree hinzu <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Suppe so lange, bis<br />

<strong>die</strong> Kartoffeln recht weich sind <strong>und</strong> <strong>die</strong> Suppe sämig geworden ist, worauf man 2:00 St<strong>und</strong>en rechnen kann. Dann rührt man<br />

noch ein Stückchen frische Butter hinzu <strong>und</strong> richtet <strong>die</strong> Suppe an.<br />

Kartoffelsuppe mit Speck<br />

Man schält <strong>und</strong> wäscht 1 kg Kartoffeln, setzt sie mit Salzwasser auf <strong>und</strong> kocht sie gar. Nachdem man sie abgegossen hat,<br />

lässt man sie im offenen Topf über dem Feuer abdampfen, wobei man sie tüchtig hin- <strong>und</strong> herschüttelt. Dann drückt man sie<br />

mit einer Kelle klein <strong>und</strong> treibt sie durch einen Durchschlag. Noch besser ist es, man drückt <strong>die</strong> Kartoffeln sehr schnell durch<br />

eine Reibmaschine. Hierauf bringt man sie mit 1,5 l kochendem Wasser aufs Feuer, salzt <strong>die</strong> Suppe <strong>und</strong> fügt 100 g fetten<br />

Speck, den man in Würfel geschnitten <strong>und</strong> hellgelb gebraten hat, sowie etwas fein gehackte Petersilie hinzu.<br />

Kartoffelsuppe mit Tomaten<br />

Man richtet sich hierbei nach vorangehendem Rezept, lässt aber Speck <strong>und</strong> Petersilie fort <strong>und</strong> gibt 1 gutes Stück Butter zur<br />

Suppe. Unterdes hat man 8 Tomaten gewaschen, in Stücke geschnitten <strong>und</strong> in einem Kasseröllchen mit ganz wenig Wasser<br />

aufs Feuer gesetzt. Wenn <strong>die</strong> Tomaten weich sind, drückt man sie durch ein Haarsieb <strong>und</strong> gibt das gewonnene<br />

Tomatenmus zur Suppe. Man würzt sie, nachdem sie noch einige Zeit gekocht hat, mit ein wenig Pfeffer <strong>und</strong> richtet sie über<br />

gerösteten Schwarzbrotwürfeln an.<br />

Suppen von jungen Gemüsen<br />

Man lässt in 1 Esslöffel Butter ebensoviel Mehl gelblich werden, gibt 1,5 l Bouillon oder Wasser mit Salz dazu <strong>und</strong> lässt<br />

folgende junge Gemüse, klein geschnitten, darin gar kochen: Möhren, Kopfsalat, Spinat, Sauerampfer, Portulak <strong>und</strong> junge<br />

Erbsen. Man kann auch <strong>die</strong>ses oder jenes Gemüse fortlassen <strong>und</strong> rechnet zu der üblichen Portion <strong>für</strong> 4 Personen etwa<br />

2 Suppenteller voll geschnittenes Gemüse. Die Suppe wird zuletzt mit 2 Eidottern abgezogen <strong>und</strong> mit gehackter Petersilie<br />

über geröstetem Weißbrot angerichtet.<br />

Suppen von jungen Erbsen oder Schotenkernen<br />

Man lässt 2 Esslöffel Butter zergehen <strong>und</strong> gibt 2 Suppenteller ausgehülste junge Erbsen dazu. Nachdem man sie eine Weile<br />

in der Butter hat dampfen lassen, gibt man 2 Löffel Mehl dazu. Dann schüttet man 1,5 l Bouillon oder kochendes Wasser<br />

hinzu <strong>und</strong> gibt, wenn <strong>die</strong> Erbsen gar sind, Salz <strong>und</strong> gehackte Petersilie hinein. Nach Geschmack kann man auch ein wenig<br />

Zucker hinzufügen. Man kocht Schwamm- oder Grießklöße darin. Zeit des Kochens wie <strong>die</strong> vorhergehende Suppe.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 29 von 245


Erbsenpüreesuppe<br />

Man liest 300 g gelbe Erbsen recht sauber aus <strong>und</strong> wäscht sie mit kaltem Wasser. Sind <strong>die</strong> Erbsen schon alt, so ist es zu<br />

empfehlen, sie am Abend vorher mit Wasser aufzustellen, damit sie aufquellen. Man setzt <strong>die</strong> Erbsen am anderen Tage mit<br />

demselben Wasser auf, dem man schon beim Einquellen der Erbsen eine Messerspitze voll doppeltkohlensaures Natron<br />

beigefügt hat. Nachdem sie etwa 15 Minuten gekocht haben, gießt man das Wasser ab <strong>und</strong> gibt frisches kochendes dazu,<br />

aber nur soviel, dass <strong>die</strong> Erbsen eben bedeckt sind. Wenn das Wasser verkocht ist, gießt man jedes Mal eine Kleinigkeit<br />

nach, aber immer nur kochendes. Sind <strong>die</strong> Erbsen weich, so treibt man sie durch einen Durchschlag <strong>und</strong> verdünnt das<br />

Püree zu Suppe entweder mit Wasser <strong>und</strong> einem Zusatz von Butter oder mit Rindfleischbrühe, Speckbrühe oder<br />

Pökelbrühe; letztere darf nicht zu salzig sein. Man serviert <strong>die</strong> Suppe mit gerösteten Schwarzbrotwürfeln oder mit gepökelter<br />

Schweineschnauze, resp. Ohr, das man in Würfel schneidet. Junger, fein geschnittener Schnittlauch macht <strong>die</strong> Suppe<br />

ebenfalls sehr schmackhaft.<br />

Erbsmehlsuppe<br />

Etwa 125 g Suppenmehl ist ausreichend <strong>für</strong> 4 Personen. Will man Fleisch in der Suppe kochen, auch eine geräucherte<br />

Mettwurst oder magerer Speck eignen sich sehr wohl dazu, so setzt man etwa 500 g <strong>für</strong> 4 Personen mit Suppenwurzeln<br />

aufs Feuer <strong>und</strong> lässt es weich kochen, nachdem man es zuvor abgeschäumt hat. Ein paar in Butter gebräunte Zwiebeln<br />

machen <strong>die</strong> Suppe besonders schmackhaft, man lässt <strong>die</strong>se ebenfalls gleich mit dem Fleische weich kochen. Sodann nimmt<br />

man das Fleisch heraus <strong>und</strong> stellt es mit etwas Brühe in <strong>die</strong> Wärmeröhre, um es nachher mit der Suppe zu reichen. Man<br />

quirlt nun das Erbsmehl mit kaltem Wasser klar, so dass sich keine Klümpchen bilden, gießt es zu der Fleischbrühe <strong>und</strong><br />

lässt sie 15 bis 20 Minuten damit kochen. Man richtet <strong>die</strong> Suppe über gerösteten Semmelscheiben, nach Belieben auch mit<br />

Schnittlauch an.<br />

Erbswurstsuppe<br />

Diese Suppe ist ihrer schnellen Zubereitung <strong>und</strong> ihrer Billigkeit wegen zu empfehlen. 125 g Erbswurst <strong>für</strong> 15 bis 20 Pf. gibt<br />

eine kräftige, schmackhafte Suppe <strong>für</strong> 4 Personen. Man bringt 1,5 l Wasser zum Kochen, zerkleinert <strong>die</strong> Erbswurst <strong>und</strong> tut<br />

sie ohne jede andere Zutat ins Wasser. Nachdem <strong>die</strong> Suppe 15 bis 20 Minuten gekocht hat, ist sie fertig zum Servieren.<br />

Löffelerbsen<br />

Diese Suppe kann zugleich <strong>die</strong> Stelle des Gemüses vertreten <strong>und</strong> wird mit einem Stück geräucherten Schinken oder<br />

mageren Speck gegessen. Man setzt 500 g Speck oder Schinken mit 1,5 l kaltem Wasser auf, schäumt es, tut<br />

1 Sellerieknolle, 1 Zwiebel, 1 Lorbeerblatt <strong>und</strong> 4 Gewürzkörner daran <strong>und</strong> lässt es weich kochen. 1,5 kg Erbsen bereitet man<br />

vor <strong>und</strong> setzt sie an, wie oben beschrieben. Wenn sie 30 Minuten gekocht haben, werden sie abgegossen, <strong>und</strong> nun wird von<br />

der Schinken- oder Speckbrühe dazu gegossen, aber auch immer nur so viel, dass <strong>die</strong> Erbsen gerade mit Brühe bedeckt<br />

sind. Wahrend des Kochens entfernt man mit einem Holzlöffel <strong>die</strong> Hüllen, <strong>die</strong> sich an der Oberfläche absetzen. Wenn <strong>die</strong><br />

Erbsen gar sind, gießt man nach Belieben Brühe dazu, wie man sie nun gerade dicker oder dünner wünscht. Zuletzt tut man<br />

12 bis 15 in Salzwasser gar gekochte Kartoffeln dazu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Suppe noch einmal aufkochen. Man serviert <strong>die</strong> Erbsen<br />

mit fein geschnittenem Schnittlauch <strong>und</strong> reicht den gekochten Speck oder Schinken, den man vorher in Portionsstücke<br />

geschnitten, dazu.<br />

Bohnenpüreesuppe<br />

Bohnenpüreesuppe bereitet man genau wie »Erbsenpüreesuppe« zu, doch würzt man sie nicht mit Schnittlauch, sondern<br />

mit Majoran, der aber kurze Zeit in der Suppe kochen muss.<br />

Bohnenmehlsuppe<br />

Bohnenmehlsuppe bereitet man nach »Erbsmehlsuppe« zu <strong>und</strong> würzt sie mit Majoran, Siehe »Bohnenpüreesuppe«.<br />

Bohnensuppe mit Rindfleisch<br />

Zutaten: 500 bis 750 g Rindfleisch, Suppenwurzeln, 500 g weiße Bohnen, am besten Perlbohnen, 500 g Kartoffeln. Bei der<br />

Zubereitung richte man sich genau nach »Löffelerbsen«. Statt Schnittlauch verwende man als Würze Majoran. Das in<br />

Portionsstücke geschnittene Suppenfleisch wird mit der Suppe serviert.<br />

Bohnensuppe mit Gänsepökelfleisch<br />

750 bis 1.000 g Gänsepökelfleisch. Die übrigen Zutaten, sowie <strong>die</strong> Zubereitung sind genau <strong>die</strong>selben wie in »Bohnensuppe<br />

mit Rindfleisch«.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 30 von 245


Linsensuppe<br />

Auch <strong>die</strong>se wird wie Erbsensuppe gekocht, wird aber nicht durchgerührt. Man setzt <strong>die</strong> Linsen mit 1 Stück geräucherten<br />

Speck auf, oder man gibt auch 1 in Scheiben geschnittene Mettwurst hinein; man kann auch in Würfel geschnittenen<br />

ausgebratenen Speck dazugeben. Zum Bündigmachen der Suppe verwendet man Braunmehl, in dem man einige<br />

Zwiebelscheiben röstet.<br />

Linsensuppe mit Rebhuhn<br />

Man kocht <strong>für</strong> 4 Personen 1 Rebhuhn <strong>und</strong> 250 g Linsen. Die Linsen werden verlesen, gewaschen <strong>und</strong> am Abend vorher<br />

eingequollen. Man setzt sie mit kaltem weichen Wasser auf, lässt sie 30 Minuten kochen, gießt das Wasser ab, gibt frisches<br />

kochendes dazu <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Linsen mit einer Zwiebel <strong>und</strong> etwas Sellerieknolle mit wenig Wasser weich; zum Nachgießen<br />

verwendet man nur kochendes Wasser. Zugleich bereitet man ein Rebhuhn nach Vorschrift vor, kocht es mit etwas Salz <strong>und</strong><br />

wenig Wasser weich, nimmt es heraus <strong>und</strong> lässt es erkalten. Nun nimmt man 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> röstet darin 2 Esslöffel<br />

Mehl braun. Das braune Mehl füllt man mit der Brühe, in der das Rebhuhn gekocht wurde, auf <strong>und</strong> lässt es mit dem Mehl<br />

unter stetem Umrühren sämig kochen. Unterdes treibt man <strong>die</strong> weich gekochten Linsen durch ein feines Sieb, so dass <strong>die</strong><br />

Schalen zurückbleiben. Die durchgeschlagenen Linsen rührt man zur Fleischbrühe <strong>und</strong> lässt alles zusammen noch etwa 10<br />

Minuten kochen. Das Rebhuhn wird ausgebeint <strong>und</strong> das Fleisch in feine Streifen geschnitten, danach in <strong>die</strong> Terrine getan<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> kochende Suppe darüber angerichtet.<br />

Grünkornsuppe<br />

Auf 4 Personen rechnet man 125 g Grünkornflocken. Man kocht Fleischbrühe, gießt sie durch ein Sieb, bringt sie nochmals<br />

Zum Kochen <strong>und</strong> tut <strong>die</strong> Grünkornflocken, nachdem man sie mit kaltem Wasser angerührt, hinein. Nach 15 Minuten sind sie<br />

weich <strong>und</strong> können, da sie sehr fein sind, gleich in der Suppe gegessen werden, wenn man es nicht vorzieht, <strong>die</strong> Suppe<br />

durch ein Sieb zu passieren. Man richtet Grünkornsuppe entweder über gerösteten Semmelscheiben oder über Schwammoder<br />

Grießklößchen an. Man kann <strong>die</strong> Grünkornflocken auch in Wasser kochen, gibt dann aber 1 Stück frische Butter hinzu<br />

<strong>und</strong> quirlt <strong>die</strong> Suppe vor dem Anrichten mit Eigelb ab.<br />

Sauerampfersuppe<br />

1 Esslöffel Mehl wird in 2 Esslöffel frischer Butter gelb gemacht, 1 Suppenteller voll abgestreifter <strong>und</strong> gut gewaschener<br />

Sauerampferblätter werden hinzugetan <strong>und</strong> darin gerührt, bis sie weich werden, dann mit 1,5 l Kalbfleischbouillon oder<br />

ebensoviel Wasser mit Salz durchgekocht, hierauf mit etwas Muskat gewürzt, mit 1/2 Obertasse dicker Sahne <strong>und</strong><br />

2 Eidottern abgerührt <strong>und</strong> über geröstetem Weißbrot angerichtet. Statt des Weißbrotes kann man auch Eierklößchen in <strong>die</strong><br />

Suppe geben.<br />

Blumenkohlsuppe<br />

Man putzt 1 kleinen Kopf Blumenkohl recht sauber ab, jedoch ohne ihn zu zerschneiden, wäscht ihn <strong>und</strong> übergießt ihn mit<br />

kochendem Wasser. Danach kocht man ihn mit 1,5 l Salzwasser gar; sodann nimmt man den Kopf behutsam heraus,<br />

schneidet <strong>die</strong> besten Röschen ab <strong>und</strong> legt sie beiseite, um sie nachher in <strong>die</strong> Suppe zu geben. Den andern Kohl streicht<br />

man mit der Kohlbrühe durch ein Sieb. Hierauf gibt man helles Schwitzmehl von 1 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Esslöffel Mehl in<br />

<strong>die</strong> Brühe. Unter beständigem Rühren lässt man <strong>die</strong> Suppe recht sämig kochen <strong>und</strong> rührt sie mit 2 Eigelb ab. Man richtet sie<br />

über den Blumenkohlröschen <strong>und</strong> über gerösteter Semmel an.<br />

Spargelsuppe<br />

Zu Spargelsuppe verwendet man entweder dünnen frischen Spargel oder dicken Spargel, der nicht mehr ganz frisch ist; den<br />

letzteren muss man dann freilich dick abschälen. Man rechnet <strong>für</strong> 4 Personen 300 bis 500 g. Der Spargel wird in fingerlange<br />

Streifen geschnitten <strong>und</strong> in Salzwasser weich gekocht. Danach nimmt man den Spargel heraus <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Suppe mit<br />

hellem Schwitzmehl <strong>und</strong> reichlich Butter sämig. Vor dem Anrichten quirlt man <strong>die</strong> Suppe mit 2 Eiern <strong>und</strong> einer Kleinigkeit<br />

Zucker ab <strong>und</strong> richtet sie über dem Spargel an. – Zu <strong>die</strong>ser Suppe lässt sich auch das Wasser verwenden, in dem man tags<br />

zuvor Stangenspargel kochte. Man bereitet sie genau, wie oben beschrieben, gibt aber, statt der Spargeleinlage, geröstetes<br />

Weißbrot in <strong>die</strong> Suppe.<br />

Rosenkohlsuppe<br />

Für 4 Personen 500 g Rosenkohl. Die Röschen vom Rosen- oder Sprossenkohl werden sorgfältig gewaschen <strong>und</strong> geputzt,<br />

hierauf mit kochendem Salzwasser blanchiert, jedoch vorsichtig, dass sie nicht zerfallen, <strong>und</strong> mit kaltem Wasser<br />

übergossen. Man lässt nun 1 Esslöffel Rinderfett <strong>und</strong> 1 Esslöffel Butter zergehen, schüttet <strong>die</strong> Röschen, <strong>die</strong> man im<br />

Durchschlag hat gut abtropfen lassen, hinein <strong>und</strong> dämpft sie ziemlich weich, fügt 2 Esslöffel Mehl dazu <strong>und</strong> schwenkt den<br />

Kohl damit durch. Nun füllt man <strong>die</strong> Suppe mit 1,5 l kochendem Wasser auf <strong>und</strong> lässt sie so lange kochen, bis der Kohl ganz<br />

weich ist. Alsdann gießt man <strong>die</strong> Suppe durch einen Durchschlag mit großen Löchern, schüttet den zurückbleibenden Kohl<br />

in <strong>die</strong> Terrine, bringt <strong>die</strong> durchgelaufene Suppe nochmals zum Kochen, legiert sie mit 2 Eigelb, würzt sie nach Geschmack<br />

mit geriebener Muskatnuss <strong>und</strong> gießt sie kochend heiß über den Rosenkohl.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 31 von 245


Wirsingkohlsuppe<br />

500 g magerer Schweinekamm wird mit 1,5 l Wasser angesetzt <strong>und</strong> halb weich gekocht. Hierauf wird 1 Kopf Wirsingkohl<br />

geputzt, vom Strunk befreit <strong>und</strong> nudelartig geschnitten. Nachdem man ihn mit kochendem Wasser übergossen <strong>und</strong> danach<br />

hat abtropfen lassen, tut man ihn in <strong>die</strong> Bouillon <strong>und</strong> kocht ihn mit dem Fleisch weich. Nachdem man das Fleisch<br />

herausgenommen, kocht man <strong>die</strong> Suppe mit hellem Schwitzmehl von 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Esslöffel Mehl auf. Das<br />

Fleisch schneidet man in Stückchen <strong>und</strong> legt es in <strong>die</strong> Suppe.<br />

Hodge-Podge (Schottische Suppe)<br />

Diese beliebte schottische Nationalspeise bereitet man aus den verschiedenartigsten Gemüsen, meistens mit<br />

Hammelfleisch. Sie ist aber ebenso wohlschmeckend mit Rind- oder Kalbfleisch oder auch mit Schweinepökelfleisch. – Man<br />

nimmt <strong>für</strong> 4 Personen etwa 500 g nicht zu fettes Fleisch, kocht es 2:00 St<strong>und</strong>en in 2 l Wasser <strong>und</strong> tut dann nacheinander<br />

folgende Gemüse dazu: 1/2 Suppenteller fein zerschnittene Mohrrüben, 1 kleinen Teller Weiß- oder Wirsingkohl, fein<br />

geschnitten, 1/2 Teller in Würfel geschnittene Kohlrabi, 1/2 Teller ausgehülste grüne Erbsen, 1/2 Teller große, frische<br />

Bohnen, 2 zerschnittene Zwiebeln <strong>und</strong> zuletzt 1 kleinen zerteilten Kopf Blumenkohl. Im Winter, wenn man keine Schoten<br />

<strong>und</strong> Bohnen hat, nimmt man statt dessen 1/2 Teller voll großer Graupen, so genannter Kälberzähne; man muss <strong>die</strong>se<br />

jedoch den Abend vorher mit kaltem Wasser einquellen. Damit alles gut weich wird, lässt man <strong>die</strong> Suppe noch 2:00 St<strong>und</strong>en<br />

kochen. Das Fleisch gibt man, in Portionsstücke geschnitten, gleich zur Suppe.<br />

Gurkensuppe<br />

Aus 2 frischen Gurken schneidet man <strong>die</strong> Kerne heraus <strong>und</strong> teilt das feste Fleisch in r<strong>und</strong>liche Stücke; <strong>die</strong>se lässt man mit<br />

2 Esslöffel Butter auf dem Feuer weich dünsten, staubt 1 Esslöffel Mehl darüber, gießt 1,5 l braune Bouillon dazu <strong>und</strong> lässt<br />

sie damit aufkochen. Man würzt <strong>die</strong> Suppe mit ein wenig gestoßenem Pfeffer <strong>und</strong> gibt Kalbfleischklößchen <strong>und</strong> geröstete<br />

Weißbrotwürfel in <strong>die</strong> Suppe.<br />

Tomatensuppe<br />

Für 4 Personen zerschneidet man 8 bis 12 recht reife, rote Tomaten in Viertel, setzt sie mit 1 l kaltem Wasser auf <strong>und</strong> lässt<br />

sie ganz weich kochen. Hierauf streicht man sie durch ein Sieb <strong>und</strong> gibt noch 1 l kochendes Wasser dazu. Man bereitet aus<br />

2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Esslöffel Mehl helles Schwitzmehl, lässt <strong>die</strong> Suppe damit sämig kochen <strong>und</strong> schmeckt sie mit Salz<br />

<strong>und</strong> ein wenig Zucker ab. Man kann sie auch nach Belieben mit Eigelb abziehen. Man richtet sie über Reis an, von dem man<br />

4 Esslöffel voll in Wasser mit etwas Salz gar, aber nicht zu weich gekocht hat.<br />

Pilzsuppe<br />

1 Suppenteller Steinpilze oder Pfifferlinge werden geputzt, sauber gewaschen <strong>und</strong> in Stücke geschnitten. Nun lässt man<br />

2 Esslöffel Butter im Tiegel gelb werden <strong>und</strong> dämpft darin <strong>die</strong> Pilze mit 1 Esslöffel gehackter Petersilie <strong>und</strong> 1 gehackten<br />

Zwiebel, bis sie ziemlich weich sind. Alsdann stäubt man 1 Esslöffel Mehl darüber, gießt 1,5 l kochendes Wasser dazu, lässt<br />

<strong>die</strong> Suppe 30 Minuten kochen <strong>und</strong> schmeckt sie mit Salz <strong>und</strong> ein wenig Pfeffer ab.<br />

Pilzsuppe von getrockneten Pilzen<br />

Diese Pilzsuppe bereitet man nach »Pilzsuppe«, doch werden <strong>die</strong> Pilze am besten einen Tag vorher eingeweicht <strong>und</strong> erst<br />

verwendet, wenn sie ganz aufgequollen sind.<br />

Suppe von komprimierten Suppenpulvern<br />

Zur Herstellung <strong>die</strong>ser Suppen werden von verschiedenen anerkannten Firmen Suppenmehle in guter Qualität <strong>und</strong> reicher<br />

Auswahl geliefert. Diese Suppen zeichnen sich durch große Billigkeit <strong>und</strong> <strong>die</strong> denkbar einfachste Art der Herstellung aus.<br />

Eine Suppe <strong>für</strong> 4 Personen kostet 20 bis 30 Pf. Die Suppenmehle werden zerkleinert, mit kaltem Wasser angerührt <strong>und</strong> in<br />

kochendes Wasser geschüttet, worauf man sie 15 bis 20 Minuten kochen lässt. Auf <strong>die</strong>se Weise lassen sich herstellen:<br />

Reissuppe, Nudelsuppe, Erbssuppe, Bohnensuppe, Kartoffelsuppe, Rumfordsuppe, Krebssuppe usw.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 32 von 245


Wein- <strong>und</strong> Biersuppen<br />

Weißweinsuppe<br />

1 Esslöffel Speisestärke oder feines Mehl <strong>und</strong> 3 Eidotter werden mit 1/2 Flasche Weißwein <strong>und</strong> ebensoviel Wasser<br />

angerührt, mit Zucker gehörig versüßt, mit dem Saft von 1/2 Zitrone gewürzt <strong>und</strong> danach über Feuer fortwährend bis vor<br />

dem Kochen stark geschlagen. Dann schüttet man <strong>die</strong> Suppe in <strong>die</strong> Terrine <strong>und</strong> rührt noch einige Minuten fort. Nun legt man<br />

von dem zu Schaum geschlagenen Eiweiß mit einem Esslöffel kleine Klößchen auf <strong>die</strong> Suppe <strong>und</strong> bestreut solche mit<br />

Zucker <strong>und</strong> Zimt. Hierauf deckt man <strong>die</strong> Terrine schnell zu, damit der Schaum gar wird.<br />

Sagosuppe mit Rotwein<br />

4 Esslöffel Sago werden zweimal mit heißem Wasser abgebrüht, mit kaltem weichen Wasser zum Feuer gebracht <strong>und</strong> mit<br />

etwas Zitronenschale <strong>und</strong> einem Stückchen Zimt weich gekocht, was etwa 2:00 bis 2:30 St<strong>und</strong>en dauert. Dann gibt man<br />

1 Flasche leichten Rotwein oder halb Wein <strong>und</strong> halb Wasser dazu, versüßt <strong>die</strong> Suppe mit Zucker <strong>und</strong> lässt sie aufkochen.<br />

Weinsuppe mit Grieß <strong>und</strong> Korinthen<br />

Zu 1,5 l Wasser nimmt man 75 g Grieß, 50 g Korinthen, 50 g Zucker, 1/2 Tasse Weißwein <strong>und</strong> 1 Eidotter. Das Wasser wird<br />

kalt mit den gewaschenen Korinthen, 1 Stück Butter, wie eine Walnuss groß, <strong>und</strong> 1 Stückchen Zimt von der Länge eines<br />

halben Fingers zum Feuer gesetzt <strong>und</strong>, wenn es kocht, das Grießmehl langsam hineingestreut; Zucker <strong>und</strong> Salz werden<br />

dazugegeben <strong>und</strong> <strong>die</strong> Suppe so lange gekocht, bis das Grießmehl ausgequollen ist. Dann wird das Eidotter mit dem Wein<br />

angerührt <strong>und</strong> <strong>die</strong> kochende Suppe damit abgerührt.<br />

Apfelweinsuppe<br />

Man bereitet <strong>die</strong> Apfelweinsuppe genau wie <strong>die</strong> »Weißweinsuppe«. – Eine andere Art wird folgendermaßen bereitet: Man<br />

bringt 1,5 l Apfelwein zum Kochen, rührt 1,5 Esslöffel Kartoffelmehl mit kaltem Wasser daran, lässt den Wein, den man mit<br />

Zucker gesüßt hat, noch einige Minuten kochen <strong>und</strong> gibt mit dem Löffel kleine Schwemmklößchen hinein. Wenn <strong>die</strong> Klöße<br />

gar sind, nimmt man sie mit dem Schaumlöffel heraus <strong>und</strong> legt sie in eine Schüssel, weil sie beim Ausschütteln leicht<br />

zerfallen könnten. Nun kann man <strong>die</strong> Suppe entweder noch mit 2 Eigelb abziehen, oder man gießt sie klar in <strong>die</strong> Terrine <strong>und</strong><br />

legt dann <strong>die</strong> Klöße hinein.<br />

Biersuppe mit Sago<br />

2 Flaschen Weißbier werden mit 125 g Sago, dem nötigen Zucker, 1 Stück Zimt, etwas Zitronenschale <strong>und</strong> 4 Nelken, fest<br />

verdeckt, 1:30 St<strong>und</strong>e langsam gekocht. 15 Minuten vor dem Anrichten wird 1/2 Zitrone ohne Schale <strong>und</strong> Kerne, in<br />

Scheiben geschnitten, dazugegeben. Beim Anrichten gibt man 1 Glas Wein hinein oder 1 Esslöffel Rum.<br />

Schaumbiersuppe<br />

1 Flasche Weißbier, ebensoviel Wasser, 2 Esslöffel feines Weizenmehl, 4 ganze Eier, Zucker, etwas Zitronensaft <strong>und</strong><br />

gestoßener Zimt nach Geschmack werden miteinander vermischt. Dann bringt man <strong>die</strong> Suppe auf helles Feuer <strong>und</strong> schlägt<br />

sie mit einem Schaumbesen bis vor dem Kochen, worauf man sie schnell in <strong>die</strong> Terrine schüttet.<br />

Biersuppe mit Brot<br />

Man schneidet 4 bis 6 Scheiben altbackenes Brot in kleine Stücke, setzt es mit 2 Flaschen Braunbier <strong>und</strong> 1 Teelöffel<br />

Kochkümmel auf <strong>und</strong> lässt es verdeckt kochen, ohne viel zu rühren, bis das Brot weich ist. Nun rührt man <strong>die</strong> Suppe durch<br />

einen Durchschlag, tut 1 Stück Butter <strong>und</strong> nach Geschmack Zucker <strong>und</strong> Salz daran <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Suppe noch einmal<br />

aufkochen.<br />

Klare Biersuppe<br />

Diese Suppe kann man sowohl von Weißbier wie auch von Braunbier kochen. Man setzt 1,5 l Bier mit 1 Stückchen ganzen<br />

Zimt, etwas Zitronenschale <strong>und</strong> 2 bis 3 Nelken auf das Feuer, tut Salz <strong>und</strong> Zucker nach Geschmack dazu <strong>und</strong> lässt das Bier<br />

mit 2 Löffel Kartoffelmehl, das man mit kaltem Wasser angerührt, klar kochen. Man richtet <strong>die</strong> Suppe über gerösteter<br />

Semmel oder Makronen an.<br />

Biersuppe mit Grieß<br />

1,5 l gutes Braunbier wird mit den Zutaten aus »Klare Biersuppe« angesetzt. Sobald es kocht, gibt man 1 Obertasse ganz<br />

groben Grieß, am besten Posener, hinein <strong>und</strong> lässt denselben unter beständigem Umrühren gar kochen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 33 von 245


Braunbiersuppe mit Milch<br />

Man setzt 750 ml süßes Braunbier mit Zitronenschale <strong>und</strong> Zimt auf das Feuer, kocht es mit 1 gehäuften Esslöffel<br />

Kartoffelmehl klar, gießt es in <strong>die</strong> Terrine <strong>und</strong> stellt <strong>die</strong>se verdeckt warm. Hierauf kocht man 500 ml Milch <strong>und</strong> quirlt <strong>die</strong>se<br />

kochend mit 3 Eigelb ab; nachdem man noch tüchtig umgerührt hat, gießt man <strong>die</strong> Milch in <strong>die</strong> Terrine zum Bier, rührt<br />

beides tüchtig durcheinander <strong>und</strong> schmeckt <strong>die</strong> Suppe mit Salz <strong>und</strong> Zucker ab. Man richtet sie mit Schneeklößchen oder<br />

geriebener Semmel an.<br />

Schwedische Biersuppe<br />

Man setzt 1 Flasche Weißbier <strong>und</strong> 1 Flasche Braunbier mit 1 Stück Ingwer auf, kocht das Bier mit 1 Esslöffel Weizenmehl<br />

klar <strong>und</strong> schmeckt <strong>die</strong> Suppe mit Salz <strong>und</strong> Zucker ab. Hierauf macht man von 1 Ei <strong>und</strong> Weizenmehl einen Teig, den man<br />

vom Quirl in <strong>die</strong> Suppe laufen lässt, lässt <strong>die</strong> Suppe damit 5 Minuten kochen <strong>und</strong> zieht sie mit 1 Ei ab.<br />

Milch- <strong>und</strong> Wassersuppen<br />

Feine Milchsuppe<br />

Auf 4 Personen 1,5 l Milch, 2 Esslöffel Speisestärke oder Kartoffelmehl, 1 Streifchen Zitronenschale oder auch ein paar<br />

Pfirsichblätter, Zucker nach Geschmack, 2 Eidotter <strong>und</strong> etwas Salz. Man lässt <strong>die</strong> Milch mit den Gewürzen kochen, gibt das<br />

Kartoffelmehl, das man mit etwas Milch anrührt, hinzu <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> Suppe mit den Eidottern ab. Dann schüttet man <strong>die</strong><br />

Suppe in <strong>die</strong> Terrine, legt von dem zu Schaum geschlagenen Eiweiß Klößchen darauf, bestreut sie mit Zucker <strong>und</strong> Zimt <strong>und</strong><br />

deckt <strong>die</strong> Terrine schnell zu.<br />

Hackereis oder Klümperchensuppe<br />

Man schlägt 1 frisches Ei auf einen Teller, rührt mit einem Messer so viel Mehl hinein, als das Ei aufnimmt, hackt es klein<br />

<strong>und</strong> reibt es mit der Hand wie dicke Gerstenkörner. Hierauf schüttet man das Mehl in kochende Milch <strong>und</strong> kocht es mit<br />

etwas Salz <strong>und</strong> nach Geschmack auch Zucker recht gar, wobei fortwährend gerührt werden muss. Die Suppe darf nicht zu<br />

dicklich sein.<br />

Grießsuppe mit Milch<br />

Man schüttet den Grieß in <strong>die</strong> kochende Milch <strong>und</strong> kocht, bis er sich nicht mehr senkt. Als Würze kocht man in der Milch<br />

1 Stückchen ganzen Zimt oder ein wenig Zitronenschale <strong>und</strong> schmeckt <strong>die</strong> Suppe mit Salz <strong>und</strong> Zucker ab. Man rechnet auf<br />

4 Personen 1,5 l Milch oder auch 1 l Milch <strong>und</strong> 500 ml Wasser <strong>und</strong> 3 bis 4 gestrichene Esslöffel Grießmehl.<br />

Nudelsuppe mit Milch<br />

Zu <strong>die</strong>ser Suppe lassen sich sowohl Fabriknudeln oder Makkaroni, wie auch eigen gemachte Nudeln verwenden. Die<br />

Makkaroni werden in fingerlange Stücke gebrochen <strong>und</strong> blanchiert, <strong>die</strong> Fadennudeln lockert man nur auf. Man schüttet <strong>die</strong><br />

Nudeln unter beständigem Umrühren in <strong>die</strong> kochende Milch, lässt sie darin weich kochen <strong>und</strong> schmeckt <strong>die</strong> Suppe mit Salz<br />

<strong>und</strong> Zucker ab. Auf 4 Personen rechnet man so viel Milch, wie in »Feine Milchsuppe« angegeben, <strong>und</strong> 1 kleine Obertasse<br />

zerbrochene Makkaroni oder Nudeln.<br />

Reissuppe mit Milch<br />

1 Obertasse Reis wird gewaschen, mit kaltem Wasser aufs Feuer gebracht <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses, nachdem es ganz heiß geworden,<br />

abgeschüttet. Verwendet man Vollmilch zur Suppe, so kann man 500 ml Wasser nehmen. Man rechnet auf 4 Personen 1,5 l<br />

Flüssigkeit. Man lässt <strong>die</strong> Hälfte der Milch mit dem Wasser kochen, gibt einige Stückchen Zimt oder Muskatblüte <strong>und</strong> ein<br />

wenig Butter hinzu, schüttet den Reis hinein <strong>und</strong> lässt ihn langsam weich kochen, worauf man reichlich 1:00 St<strong>und</strong>e Zeit<br />

rechnen kann. Dann erst gibt man <strong>die</strong> übrige Milch, <strong>die</strong> man vorher abgekocht, hinzu, schmeckt <strong>die</strong> Suppe mit Zucker <strong>und</strong><br />

Salz ab <strong>und</strong> lässt sie noch ein wenig kochen. Wünscht man sie etwas sämiger, so lasse man sie mit 1 Teelöffel<br />

Kartoffelmehl, das man mit Wasser klar gerührt, eben durchkochen.<br />

Graupensuppe mit Milch<br />

1 Obertasse feine Graupen wird mit 1 Stückchen Butter <strong>und</strong> wenig weichem Wasser aufs Feuer gesetzt <strong>und</strong> langsam weich<br />

gekocht, wobei man, so oft es nötig wird, etwas kochendes Wasser zugießt. Dann gibt man 1 l Milch <strong>und</strong> wenig Salz dazu<br />

<strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Suppe recht sämig kochen. Zuletzt kann man nötigenfalls noch etwas aufgelöstes Kartoffelmehl hinzugeben<br />

<strong>und</strong> sie nach Belieben mit Zimt <strong>und</strong> Zucker oder etwas fein gestoßener Muskatblüte würzen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 34 von 245


Sagosuppe mit Milch<br />

Man setzt 4 Esslöffel echten Sago mit wenig kochendem Wasser auf <strong>und</strong> lässt ihn mit einem Stückchen Zimt <strong>und</strong> etwas<br />

Zitronenschale neben dem Feuer langsam aufquellen. Dann macht man 1 l Milch kochend, gibt den Sago hinein, schmeckt<br />

<strong>die</strong> Suppe mit Zucker <strong>und</strong> Salz ab <strong>und</strong> lässt sie einmal aufkochen. – Wenn man Kartoffelsago verwendet, so setzt man 1 l<br />

Milch <strong>und</strong> 500 ml Wasser mit Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale auf <strong>und</strong> schüttet den Sago, sobald <strong>die</strong> Milch kocht, trocken hinein.<br />

Buchweizengrützsuppe mit Milch<br />

Man rührt 1 Obertasse Buchweizengrütze mehrmals mit heißem <strong>und</strong> danach mit kaltem Wasser ab, bis es klar ist, setzt <strong>die</strong><br />

Grütze mit kaltem Wasser auf, fügt etwas Butter hinzu <strong>und</strong> lässt sie langsam im Wasser weich, aber nicht zu steif kochen.<br />

Hierauf gießt man Milch hinzu <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> Grütze damit gut durch. Die andere Milch lässt man kochend werden <strong>und</strong><br />

schüttet dann <strong>die</strong> Grütze hinein. Nachdem <strong>die</strong> Suppe noch ein wenig gekocht hat, würzt man sie mit Salz. Man rechnet auch<br />

hierzu etwa 1 l Milch.<br />

Hafergrützsuppe<br />

Man rechnet auf 1 Person 1 reichlichen Esslöffel Hafergrütze, <strong>und</strong> zwar nimmt man möglichst fein gemahlene. Die Grütze<br />

wird gebrüht <strong>und</strong> mehrmals mit kaltem Wasser gewaschen. Hierauf wird sie mit kaltem Wasser aufgesetzt <strong>und</strong> langsam<br />

weich gekocht, jedoch mit wenig Wasser, wobei man sie von Zeit zu Zeit umrühren muss, weil sie leicht ansetzt. Sobald <strong>die</strong><br />

Grütze weich ist, macht man <strong>für</strong> 1 Person 250 ml Milch kochend, gibt <strong>die</strong> Grütze dazu, lässt <strong>die</strong> Suppe noch 15 Minuten<br />

kochen <strong>und</strong> schmeckt sie mit Salz ab. – Noch schmackhafter ist <strong>die</strong>se nahrhafte Suppe, wenn man statt der Grütze<br />

Haferflocken nimmt, da <strong>die</strong>selben nur weiche Schalen haben. Man wäscht <strong>die</strong> Haferflocken nicht, sondern setzt sie gleich<br />

mit kaltem Wasser auf <strong>und</strong> lässt sie 30 Minuten kochen. Im übrigen verfährt man, wie oben beschrieben.<br />

Durchgeschlagene Hafergrützsuppe<br />

1 Obertasse Haferflocken wird mit kaltem Wasser angesetzt. Dann lässt man sie in Wasser mit einigen Streifchen<br />

Zitronenschale <strong>und</strong> 1 Stückchen Zimt, sowie etwas Salz 15 Minuten kochen, rührt sie durch ein feines Sieb, gibt<br />

1 reichlichen Esslöffel Butter dazu <strong>und</strong> schmeckt <strong>die</strong> Suppe mit Zucker ab. Danach lässt man sie aufkochen <strong>und</strong> richtet sie<br />

über gerösteten Weißbrotwürfeln oder Suppenmakronen an. – Man kann auch 4 Esslöffel sauber gewaschene <strong>und</strong> in<br />

Wasser ausgequollene Korinthen oder nach Belieben auch ein wenig fein gestoßene Mandeln hineingeben.<br />

Hirsesuppe<br />

Man wäscht 1 große Obertasse Hirse zuerst mit lauwarmem Wasser, danach brüht man sie <strong>und</strong> wäscht sie mehrere Male<br />

mit kaltem Wasser nach, damit sie recht klar wird. Dann kocht man sie zuerst mit etwas Wasser an, gibt nach einiger Zeit<br />

<strong>die</strong> Milch dazu <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Suppe so dick, als man sie zu haben wünscht. Vor dem Anrichten salzt man sie; in der Terrine<br />

wird Zucker <strong>und</strong> fein gestoßener Zimt darüber gestreut.<br />

Schokoladensuppe<br />

125 g Schokolade wird in kleine Stückchen gebrochen, mit 1 Obertasse Wasser ans Feuer gesetzt <strong>und</strong>, wenn sie ganz<br />

weich ist, zu Brei gerührt. Danach gießt man 1,5 l kochende Milch dazu, schmeckt <strong>die</strong> Suppe mit Zucker ab <strong>und</strong> rührt sie mit<br />

1 bis 2 Eidottern ab. – Von dem Eiweiß der Eier kann man Schnee schlagen, hiervon Klößchen auf <strong>die</strong> Suppe legen <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong>se mit Zucker <strong>und</strong> Zimt bestreuen. Man kann sie auch über Suppenmakronen anrichten.<br />

Braune Mehlsuppe oder falsche Schokoladensuppe<br />

Man röstet 4 gehäufte Esslöffel feines Weizenmehl, entweder auf einem Blech im Ofen oder auf einer Pfanne über gelindem<br />

Feuer, indem man das Mehl trocken darauf streut <strong>und</strong> fortgesetzt umrührt, bis es eine gleichmäßig braune Farbe hat. Blech<br />

sowohl wie Pfanne müssen sehr sauber <strong>und</strong> dürfen weder rostig noch fettig sein, da das Mehl sonst anhaftet <strong>und</strong> teilweise<br />

verbrennt. Nachdem das Mehl gut ausgekühlt ist, rührt man es mit etwas kalter Milch oder mit kaltem Wasser zu einem<br />

dünnen Brei. 1 l Milch setzt man mit Zucker, Zitronenschale <strong>und</strong> ein wenig Salz aufs Feuer <strong>und</strong> gießt, sobald sie kocht, unter<br />

fortwährendem Umrühren den dünnen Mehlbrei dazu, lässt <strong>die</strong> Suppe kochen <strong>und</strong> quirlt sie mit 2 Eigelb ab.<br />

Buttermilchsuppe mit Mehl<br />

Um das Gerinnen der Buttermilch zu verhindern, rührt man <strong>die</strong> kalte Buttermilch mit Mehl an. Man rechnet <strong>für</strong> 4 Personen<br />

1,5 l Buttermilch <strong>und</strong> 2 Esslöffel Mehl. Man setzt sie aufs Feuer <strong>und</strong> rührt, bis sie kocht <strong>und</strong> gibt Zucker, Zimt <strong>und</strong> Salz dazu.<br />

Dann rührt man sie mit 1 bis 2 Eidottern ab <strong>und</strong> gibt in Butter geröstetes Weißbrot hinein.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 35 von 245


Milchsuppe mit Klößen<br />

Man bereitet Kloßteig wie zu Semmelklößen, setzt 1 l Milch <strong>und</strong> 500 ml Wasser an, <strong>die</strong> man nach Geschmack salzt. Sobald<br />

<strong>die</strong> Milch anfängt zu kochen, gibt man <strong>die</strong> Klöße hinein, indem man sie mit einem Löffel absticht. Man lässt <strong>die</strong> Suppe<br />

kochen, bis <strong>die</strong> Klöße gar sind, doch muss man sie sehr vor dem Anbrennen hüten.<br />

Mehlsuppe mit Einbrenne<br />

Man lässt 2 Esslöffel frische Butter heiß werden, gibt 4 Esslöffel Mehl hinein <strong>und</strong> rührt, bis es klar wird <strong>und</strong> sich hebt. Dann<br />

schüttet man reichlich 1 l kochendes Wasser langsam hinzu, wobei gut umgerührt werden muss, damit sich das Mehl auflöst<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Suppe nicht klumprig wird. Nach dem Durchkochen würzt man <strong>die</strong> Suppe mit Salz, Muskatblüte oder etwas<br />

Zitronenschale <strong>und</strong> sehr wenig Zucker. Nachdem sie noch ein wenig gekocht hat, rührt man sie mit 2 frischen Eigelb ab.<br />

Man kann auch den Zucker <strong>und</strong> das andere Gewürz fortlassen <strong>und</strong> statt dessen fein gehackte, junge Petersilie hineingeben.<br />

Man richtet <strong>die</strong> Suppe über gerösteten Semmelwürfeln an.<br />

Grießsuppe<br />

Man lässt 2 Esslöffel Butter zergehen, schüttet 4 Esslöffel Grieß hinein <strong>und</strong> lässt ihn darin anziehen. Dann gießt man, indem<br />

man gut rührt, langsam reichlich 1 l kochendes Wasser hinzu <strong>und</strong> gibt Salz <strong>und</strong> nach Geschmack etwas Zucker dazu. Wenn<br />

der Grieß klar ist, rührt man <strong>die</strong> Suppe mit 2 Eigelb ab <strong>und</strong> richtet sie über geröstetem Weißbrot an. Nach Geschmack kann<br />

man sie mit etwas Zimt oder Zitronenschale würzen.<br />

Zwiebacksuppe<br />

1 Obertasse voll fein gestoßener Zwieback wird mit 1,5 l Wasser <strong>und</strong> 1 bis 2 Zitronenscheiben so lange gekocht, bis der<br />

Zwieback sich nicht mehr senkt. Danach wird <strong>die</strong> Suppe mit Zucker <strong>und</strong> Salz abgeschmeckt <strong>und</strong> mit 2 Eidottern abgerührt.<br />

Nach Belieben kann man auch 1 Stück Zimt in der Suppe kochen.<br />

Semmelsuppe<br />

Man schneidet 2 altbackene Semmeln oder 4 kleine Weißbrötchen in Stücke, tut sie in einen Topf, gibt etwas kaltes Wasser<br />

dazu, 1 Stange ganzen Zimt <strong>und</strong> etwas Zitronenschale <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Semmel weich kochen. Hierauf zerquirlt man <strong>die</strong><br />

Semmel, streicht sie durch ein Sieb <strong>und</strong> gießt soviel kochendes Wasser dazu, dass man 1,5 l Suppe hat. Hierauf bringt man<br />

sie nochmals zum Feuer, würzt sie mit Salz <strong>und</strong> etwas Zucker, tut 2 Esslöffel Butter daran, lässt sie damit durchkochen <strong>und</strong><br />

zieht sie mit 2 Eigelb <strong>und</strong> 2 Esslöffel süßer Sahne ab.<br />

Brotsuppe mit Milch<br />

Altbackenes Graubrot oder Schwarzbrot, auf <strong>die</strong> Person 1 dicke Scheibe, wird zerschnitten <strong>und</strong> mit etwa 500 ml Wasser<br />

zum Aufweichen hingestellt. Danach fügt man etwas Zitronenschale <strong>und</strong> 1 Stückchen Zimt, sowie Salz dazu, lässt das Brot<br />

kochen <strong>und</strong> rührt es durch ein Sieb. Alsdann lässt man 1 l Milch kochend werden, gibt das durchgerührte Brot hinein,<br />

schmeckt <strong>die</strong> Suppe mit Zucker ab, lässt sie nochmals aufkochen <strong>und</strong> rührt sie mit 1 bis 2 Eigelb ab. Diese Portion reicht <strong>für</strong><br />

4 Personen.<br />

Brotsuppe mit Korinthen<br />

Man schneidet 1 Suppenteller voll altbackenes Schwarz- oder Graubrot in Stücke, bringt es mit 1,5 l kaltem Wasser aufs<br />

Feuer <strong>und</strong> tut etwas ganzen Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale hinzu. Sobald das Brot weich ist, streicht man <strong>die</strong> Suppe durch ein<br />

Sieb <strong>und</strong> bringt sie nochmals auf das Feuer. Jetzt fügt man 2 Esslöffel Butter dazu, ferner 4 Esslöffel sauber verlesene <strong>und</strong><br />

gewaschene Korinthen, sowie den Saft einer Zitrone, schmeckt <strong>die</strong> Suppe mit Salz <strong>und</strong> Zucker ab <strong>und</strong> lässt sie kochen, bis<br />

<strong>die</strong> Korinthen weich sind, wobei man aber umrühren muss, damit <strong>die</strong> Suppe nicht anbrennt.<br />

Brotsuppe mit Kümmel<br />

Man bratet 1/2 Obertasse fein geschnittenes Wurzelwerk in 1 Esslöffel Butter gelb, gibt dann 1,5 l kochendes Wasser <strong>und</strong><br />

1 Suppenteller voll in kleine Stücke geschnittenes, altbackenes Schwarzbrot dazu. Man lässt <strong>die</strong> Suppe kochen, bis das Brot<br />

weich ist, <strong>und</strong> streicht sie durch ein Sieb. Dann gibt man 1 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Esslöffel Kümmelkörner daran, lässt <strong>die</strong><br />

Suppe noch ein wenig kochen, schmeckt sie mit Salz ab <strong>und</strong> legiert sie mit 2 Eigelb.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 36 von 245


Obstsuppen<br />

Suppe von frischen Kirschen<br />

Man nimmt hierzu 500 g saure Kirschen, entkernt einige derselben <strong>und</strong> stößt <strong>die</strong> Steine im Mörser. Dann setzt man <strong>die</strong><br />

Kirschen mit den zerstoßenen Steinen, sowie etwas Zitronenschale <strong>und</strong> 2 bis 3 Nelken zum Feuer <strong>und</strong> kocht sie, bis das<br />

Kirschfleisch zerkocht ist. Dann rührt man sie durch ein Sieb <strong>und</strong> fügt 2 gestoßene Zwiebäcke, 750 ml Wasser <strong>und</strong> 125 g<br />

Zucker hinzu. Sobald <strong>die</strong> Suppe nochmals gekocht hat, schmeckt man sie mit Zucker ab <strong>und</strong> richtet sie über<br />

Suppenmakronen an.<br />

Apfelsuppe mit Reis<br />

1 Suppenteller voll klein geschnittener saurer Äpfel werden mit 1 Obertasse voll blanchierten Reis in Wasser ganz weich<br />

gekocht, worauf man etwas Salz, Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale hineingibt. Dann wird <strong>die</strong> Suppe durch ein Sieb gestrichen, mit<br />

Zucker abgeschmeckt <strong>und</strong>, nachdem sie noch einmal aufgekocht ist, mit 1 bis 2 Eidotter abgerührt. – Statt des Reis kann<br />

man auch Zwieback oder Weißbrot mit den Äpfeln kochen.<br />

Apfelsuppe mit Korinthen<br />

2 Suppenteller voll ungeschälte, zerschnittene saure Äpfel setzt man mit einem ebenfalls zerschnittenen, altbackenen<br />

Weißbrot <strong>und</strong> 1 l kaltem Wasser zum Feuer, fügt 1 Stückchen Zimt, 2 Nelken <strong>und</strong> etwas Salz hinzu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Äpfel weich<br />

kochen. Alsdann rührt man <strong>die</strong> Suppe durch ein Sieb, lässt sie nochmals aufkochen, fügt 1 Esslöffel Butter, sowie<br />

1/2 Obertasse gereinigte Korinthen hinzu <strong>und</strong> schmeckt sie mit Zucker ab. Nach Geschmack kann man auch mit den Äpfeln<br />

12 fein gestoßene süße Mandeln mitkochen.<br />

Pflaumensuppe oder Suppe von frischen Zwetschgen<br />

Man schneidet von 500 g blauen Pflaumen oder Zwetschgen <strong>die</strong> Steine heraus <strong>und</strong> kocht sie mit 750 ml Wasser, mit<br />

1 Stück Zimt <strong>und</strong> etwas Zitronenschale weich. Nun rührt man sie durch einen Durchschlag, bringt sie nochmals zum<br />

Kochen, tut den nötigen Zucker dazu <strong>und</strong> kocht sie mit 1 Esslöffel Kartoffelmehl, das man mit kaltem Wasser angerührt hat,<br />

sämig. Man gibt entweder Schwammklößchen, <strong>die</strong> man in der Suppe gar kocht, hinein oder aber in Butter geröstete<br />

Weißbrotscheibchen.<br />

Prünellensuppe<br />

1 Obertasse Hafergrütze wird mit reichlich Wasser <strong>und</strong> Salz weich gekocht <strong>und</strong> dann durch ein Sieb gestrichen. Danach gibt<br />

man 1 Obertasse in Streifen geschnittener Prünellen, einige Zitronenscheiben, 1 Stück Zimt, Zucker <strong>und</strong> Salz dazu <strong>und</strong> lässt<br />

<strong>die</strong> Suppe kochen, bis <strong>die</strong> Prünellen weich sind.<br />

Hafergrütze mit getrockneten Zwetschgen<br />

Man nimmt hierzu 1 Obertasse fein gemahlene Hafergrütze <strong>und</strong> ebensoviel getrocknete Zwetschgen. Die letzteren werden<br />

mit kochendem Wasser abgebrüht, <strong>die</strong> Hafergrütze wird sauber gewaschen <strong>und</strong> ebenfalls abgebrüht. Nun bringt man jedes<br />

allein aufs Feuer, kocht <strong>die</strong> Grütze mit einem Stückchen Butter recht sämig, schüttet sie durch ein Sieb <strong>und</strong> fügt <strong>die</strong><br />

Zwetschgen hinzu, <strong>die</strong> man mit 1 Stückchen Zimt oder 2 bis 4 Zitronenscheiben weich gekocht hat. Zuletzt wird <strong>die</strong> Suppe<br />

mit Zucker <strong>und</strong> wenig Salz gewürzt.<br />

Aprikosensuppe<br />

Man schneidet 1 Dtzd. Aprikosen auf, zerschlägt <strong>die</strong> Steine <strong>und</strong> tut <strong>die</strong> Kerne zur Frucht, setzt <strong>die</strong>se dann mit 750 ml<br />

Wasser auf <strong>und</strong> lässt sie weich kochen. Nun streicht man <strong>die</strong> Suppe durch einen Durchschlag, schüttet sie zurück in den<br />

Topf, gibt 500 ml Weißwein dazu, süßt <strong>die</strong> Suppe nach Geschmack <strong>und</strong> kocht sie mit 1 Esslöffel Kartoffelmehl, das man mit<br />

kaltem Wasser angerührt, sämig. Man richtet <strong>die</strong> Suppe über Makronen oder Biskuits an.<br />

Hagebuttensuppe<br />

500 g Hagebutten werden geputzt <strong>und</strong> gewaschen, mit 1 l Wasser weich gekocht <strong>und</strong> durch eine Serviette, <strong>die</strong> man vorher<br />

in Wasser gelegt hat, gedrückt. Danach bringt man <strong>die</strong> Suppe nochmals zum Kochen <strong>und</strong> gibt 2 Glas Rotwein, Zucker,<br />

etwas abgeriebene Zitronenschale <strong>und</strong> in Wasser klar gequirltes Kartoffelmehl dazu. Man richtet sie über gerösteter<br />

Semmel oder Zwieback an.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 37 von 245


Rhabarbersuppe<br />

2 Suppenteller voll geputzter, zerschnittener Rhabarber wird mit 1 l Wasser gar gekocht <strong>und</strong> durch ein Sieb gestrichen. Nun<br />

süßt man <strong>die</strong> Suppe nach Geschmack <strong>und</strong> lässt hierauf 4 Esslöffel Kartoffelsago in der Suppe gar kochen. – Oder man fügt<br />

beim Kochen 2 altbackene Brötchen hinzu <strong>und</strong> legiert <strong>die</strong> Suppe nach dem Durchrühren mit Eigelb. Dann bleibt der Sago<br />

fort.<br />

Stachelbeersuppe<br />

500 g reife Stachelbeeren werden gewaschen <strong>und</strong> vorsichtig von Stielen <strong>und</strong> Krönchen befreit. Dann setzt man sie mit 1 l<br />

Wasser an, fügt 2 altbackene Weißbrötchen oder 4 Zwiebäcke, beides zerschnitten, hinzu, sowie 1 Stückchen Zimt <strong>und</strong><br />

etwas Zitronenschale. Sobald <strong>die</strong> Beeren weich sind, streicht man <strong>die</strong> Suppe durch ein Sieb <strong>und</strong> süßt sie nach Geschmack.<br />

Blaubeer- oder Heidelbeersuppe<br />

Man verliest 500 g Blaubeeren sehr sauber, wäscht sie mehrmals mit kaltem Wasser, setzt sie mit 500 ml kaltem Wasser an<br />

<strong>und</strong> lässt sie mit Zucker, Zitronenschale, ganzem Zimt <strong>und</strong> ein paar Gewürznelken 15 Minuten kochen. Dann mischt man<br />

1 Esslöffel mit Wasser angerührtes Kartoffelmehl darunter, lässt <strong>die</strong> Suppe nochmals aufkochen <strong>und</strong> richtet sie über<br />

geröstetem Weißbrot oder Zwieback an. Statt dessen kann man auch von einem Ei <strong>und</strong> Weizenmehl einen dicklichen Teig<br />

machen, den man vom Quirl ab in <strong>die</strong> Suppe laufen lässt. Mit <strong>die</strong>sem Einlauf muss <strong>die</strong> Suppe noch etwa 5 Minuten kochen.<br />

– Will man <strong>die</strong> Heidelbeersuppe kalt zu Tische geben, so muss man sie während des Erkaltens von Zeit zu Zeit umrühren,<br />

weil sich an der Oberfläche eine dicke Haut bildet.<br />

Kaltschalen<br />

Weinkaltschale<br />

Man gibt 1 Obertasse kleine Makronen in <strong>die</strong> Terrine, fügt 6 dünne Zitronenscheiben ohne Kerne <strong>und</strong> 1 Stück Zimt hinzu,<br />

gießt 750 ml Weißwein <strong>und</strong> 750 ml Wasser darauf <strong>und</strong> versüßt <strong>die</strong> Kaltschale nach Geschmack. Statt der Makronen kann<br />

man auch fein geriebenes Schwarzbrot <strong>und</strong> Korinthen nehmen. Man stellt <strong>die</strong> Kaltschale recht kühl <strong>und</strong> nimmt vor dem<br />

Anrichten den Zimt heraus. Beim Anrichten gibt man Makronen in <strong>die</strong> Kaltschale.<br />

Apfelsinenkaltschale<br />

120 bis 150 g Reis wird blanchiert <strong>und</strong> mit sehr wenig Wasser gekocht, wobei man ihn vorsichtig rührt, damit <strong>die</strong> Reiskörner<br />

möglichst ganz bleiben; dann tut man den Reis in einen Durchschlug, übergießt ihn mit kaltem Wasser, lässt ihn vollständig<br />

abtropfen <strong>und</strong> schüttet ihn in <strong>die</strong> Terrine. Hierauf reibt man <strong>die</strong> Schale einer recht schönen Apfelsine aus Zucker ab, schält<br />

2 Apfelsinen, wobei man alle weiße, pelzige Haut entfernt, schneidet <strong>die</strong> Apfelsinen in feine Scheiben <strong>und</strong> nimmt <strong>die</strong> Kerne<br />

heraus. Nun tut man <strong>die</strong> Früchte, den herausgelaufenen Saft, den man vorsichtig aufgefangen, den Zucker mit der Schale,<br />

den man im Mörser zerstoßen, <strong>und</strong> außerdem noch klaren Zucker auf den Reis <strong>und</strong> lässt ihn damit 2:00 St<strong>und</strong>en verdeckt<br />

stehen, damit er gut durchzieht. Dann gießt man 1,5 l leichten Weißwein dazu, süßt <strong>die</strong> Kaltschale nach Geschmack <strong>und</strong><br />

gibt sie gut ausgekühlt aus den Tisch.<br />

Aprikosenkaltschale<br />

Man zieht von 12 Aprikosen <strong>die</strong> Haut ab, schneidet sie in Hälften <strong>und</strong> nimmt <strong>die</strong> Kerne heraus. Man kocht nun <strong>die</strong> Früchte<br />

mit einigen Aprikosenkernen, Zimt <strong>und</strong> reichlich Zucker in Wasser ziemlich weich. Ein Drittel der Aprikosen legt man in <strong>die</strong><br />

Terrine <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> übrigen Früchte mit der Brühe durch ein Haarsieb, gibt ebensoviel Weißwein hinzu <strong>und</strong> schüttet <strong>die</strong><br />

Flüssigkeit auf <strong>die</strong> Aprikosen, worauf man <strong>die</strong> Suppe recht kalt stellt. Vor dem Servieren gibt man kleine Biskuits oder<br />

Suppenmakronen hinein.<br />

Kirschkaltschale<br />

Ein tiefer Suppenteller saure Kirschen werden entsteint <strong>und</strong> hierauf in 1 l Wasser mit 1/2 Esslöffel gestoßenen Kirschsteinen<br />

<strong>und</strong> Nelken 15 Minuten gekocht. Dann wird <strong>die</strong> Suppe durch ein Seihetuch geseiht, mit reichlich Zucker vermischt <strong>und</strong> kalt<br />

gestellt. Beim Servieren wird Zwieback dazu gereicht. Nach Belieben kann man auch »Sahneschaum oder Schlagsahne«<br />

darauf legen.<br />

Erdbeer- oder Himbeerkaltschale<br />

Man wäscht <strong>die</strong> Beeren recht sauber, ohne sie zu drücken, bis sich keine Spur Sand mehr im Wasser zeigt, schüttet sie,<br />

nachdem sie gut abgelaufen sind, in <strong>die</strong> Terrine <strong>und</strong> gibt reichlich Zucker darüber. So lässt man sie 1:00 St<strong>und</strong>e stehen,<br />

wobei man sie dann <strong>und</strong> wann leicht schüttelt. Dann gießt man 1 l Wasser <strong>und</strong> den Saft einer Zitrone darüber. Nachdem<br />

man, wenn nötig, noch etwas Zucker dazugegeben hat, stellt man <strong>die</strong> Kaltschale auf Eis.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 38 von 245


Sago- oder Reiskaltschale<br />

125 g echter Sago oder Reis wird abgebrüht <strong>und</strong> dann in Wasser, ohne umzurühren, weich <strong>und</strong> dick gekocht, wobei <strong>die</strong><br />

Körner ganz bleiben müssen. Dann wird er in <strong>die</strong> Terrine gegeben, nebst reichlich Zucker, Zimt, abgeriebener<br />

Zitronenschale <strong>und</strong> gut gewaschenen, aufgekochten Korinthen mit ihrer Brühe. Wenn <strong>die</strong>s eine Weile durchgezogen ist, wird<br />

1 Flasche Rotwein <strong>und</strong> ebensoviel Wasser, mit Zucker versüßt, hinzugegeben.<br />

Bierkaltschale<br />

Man schneidet nicht zu frisches Schwarzbrot in feine Würfel; am besten ist es, wenn man das Brot schon einige Tage vor<br />

dem Gebrauch schneidet, damit es gut trocken wird. Von dem geschnittenen Brote tut man 1 Obertasse voll in <strong>die</strong> Terrine,<br />

gießt 1 l gutes Weißbier darauf, gibt 125 g Zucker, 100 g gewaschene <strong>und</strong> in Wasser weich gekochte Korinthen, den Saft<br />

einer Zitrone <strong>und</strong> <strong>die</strong> auf Zucker abgeriebene Schale der Zitrone hinzu <strong>und</strong> stellt <strong>die</strong> Kaltschale verdeckt an einen recht<br />

kühlen Ort. Man kann auch statt des Zitronensaftes 1 Esslöffel Rum hinzufügen.<br />

Westfälische Kaltschale<br />

Man tut in 1 l süßes Braunbier 250 ml recht dicke saure Sahne, schlägt es tüchtig mit einem Schneebesen, wobei man nach<br />

<strong>und</strong> nach den nötigen Zucker hinzufügt, <strong>und</strong> richtet dann das Bier über geriebenem altbackenen Schwarzbrot an.<br />

Kalte Hol<strong>und</strong>ermilch<br />

1,5 l Milch wird mit 2 Blütendolden des Hol<strong>und</strong>ers etwa 10 Minuten gekocht <strong>und</strong> danach durch ein Haarsieb gegossen.<br />

Hierauf fügt man Zucker nach Geschmack <strong>und</strong> ein wenig Salz hinzu, verdickt <strong>die</strong> Milch mit 1 Esslöffel in Wasser klar<br />

gerührtem Kartoffelmehl <strong>und</strong> rührt sie mit 3 Eidottern ab. Man legt auf <strong>die</strong> in <strong>die</strong> Terrine gegossene Milch Eiweißklößchen,<br />

<strong>die</strong> man aus dem mit Zucker zu Schaum geschlagenen Eiweiß absticht, bestreut sie mit Zucker <strong>und</strong> Zimt <strong>und</strong> deckt <strong>die</strong><br />

Terrine sofort zu, damit <strong>die</strong> Klößchen gar werden. Wenn <strong>die</strong> Milch ausgekühlt ist, stellt man sie in den Eisschrank.<br />

Milchkaltschale<br />

Diese wird wie »Kalte Hol<strong>und</strong>ermilch« bereitet, nur lässt man statt der Hol<strong>und</strong>erblüten, gestoßene süße <strong>und</strong> einige bittere<br />

Mandeln oder frische Pfirsichblätter darin aufkochen. Statt der Pfirsichblätter kann man auch Vanille nehmen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Kaltschale mit Makronen anrichten.<br />

Geschlagene saure Milch, Stippmilch<br />

Die saure Milch darf noch nicht länger als 2 Tage gestanden haben; sie wird mit der darauf befindlichen Sahne mit einem<br />

Schneebesen tüchtig geschlagen <strong>und</strong> danach mit Zucker <strong>und</strong> Zimt bestreut. Man gibt Zwieback oder geriebenes<br />

Schwarzbrot dazu.<br />

Milch mit Erdbeeren<br />

Man wäscht Walderdbeeren oder eine andere Sorte kleiner Erdbeeren ganz sauber, schüttet sie in eine Terrine, gibt<br />

reichlich Zucker darauf <strong>und</strong> lässt sie eine Zeitlang damit stehen, wahrend man sie von Zeit zu Zeit ein wenig schüttelt. Kurz<br />

vor dem Servieren gibt man ungekochte, recht frische Milch, <strong>die</strong> man vorher kühl gestellt hat, darauf.<br />

Milch mit Blaubeeren oder Heidelbeeren<br />

Milch mit Blaubeeren oder Heidelbeeren wird genau nach »Milch mit Erdbeeren« zubereitet.<br />

Resteverwertung<br />

Suppenreste an sich sind wohl kaum zu anderen Gerichten zu verwenden. Dennoch sind es gerade <strong>die</strong> Suppen, welche <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Sparsamkeit der Hausfrau ein geeignetes Feld bieten; denn wie viele Suppen lassen sich aus Resten herstellen. Eine<br />

schmackhafte Fleischpüreesuppe stellt man her, indem man Reste von Rinderbraten, Kalbsbraten, Geflügel oder<br />

gekochtem Fleisch mit heißem Wasser abspült <strong>und</strong> danach ganz fein wiegt oder im Mörser zerstößt. Alsdann schwitzt man<br />

das Fleisch in Butter mit 1 Zwiebel auf, stäubt Mehl darüber, füllt es mit kochendem Wasser auf <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Suppe sämig.<br />

Durch ein Sieb gestrichen, mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer abgeschmeckt, wird <strong>die</strong> Suppe über gerösteten Brotwürfeln angerichtet.<br />

Ferner: Wo blieben unsere Brotreste, wenn wir sie nicht zu Suppen verwendeten? Auch jederlei Hülsenfrüchte <strong>und</strong> Wirsingoder<br />

Weißkohlreste geben durchgestrichen, mit kochendem Wasser aufgefüllt <strong>und</strong> mit dem nötigen Zusatz an Butter, Salz<br />

<strong>und</strong> Pfeffer wohlschmeckende, nahrhafte Suppen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 39 von 245


Fische<br />

Allgemeines<br />

Vom Einkauf der Fische<br />

Man unterscheidet Flussfische <strong>und</strong> Seefische. Die Flussfische werden meist lebend auf den Markt gebracht. Man achte aber<br />

beim Einkauf darauf, dass sie noch völlig lebendig <strong>und</strong> munter sind. Am besten sind <strong>die</strong> Fische, wenn sie sofort nach dem<br />

Einfangen geschlachtet werden. Matt gewordene, halbtote Fische sind nicht nur weniger schmackhaft, sondern sie haben<br />

durch das langsame Absterben auch ganz bedeutend an Nährwert verloren, ja sie können sogar schädlich auf <strong>die</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit wirken. Seefische oder andere Eisfische, <strong>die</strong> man im Winter kauft, müssen jedenfalls auch noch ganz frisch<br />

sein. Beim Einkauf sehe man besonders auf breite fleischige Rücken. Die Erkennungszeichen frischer Fische sind folgende:<br />

Die Augen <strong>und</strong> Schuppen müssen klar <strong>und</strong> glänzend sein, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kiemen müssen ein lebhaftes Rot haben; auch das<br />

Fleisch muss vollständig fest sein <strong>und</strong> am Schwanze darf sich nicht etwa <strong>die</strong> Haut leicht abziehen lassen. Sind <strong>die</strong> Kiemen<br />

bleich, so ist der Fisch nicht mehr zu gebrauchen.<br />

Das Schlachten der Fische<br />

Das Schlachten der Fische geschieht am besten auf folgende Weise: Man betäubt den Fisch durch einen Schlag auf den<br />

Kopf <strong>und</strong> schneidet dann in den Rücken dicht hinter dem Kopfe mit dem scharfen spitzen Fischmesser so tief ein, dass das<br />

Rückgrat vollständig durchschnitten ist. Auf <strong>die</strong>se Art sind <strong>die</strong> Nerven, welche zum Gehirn führen, vollständig von<br />

demselben los getrennt, <strong>und</strong> wenn nun auch der Fisch nicht so schnell völlig abstirbt, so fehlt ihm doch gänzlich jedes<br />

Gefühl des Schmerzes.<br />

Das Schlachten der Aale<br />

Aale tötet man sehr leicht, rasch <strong>und</strong> einfach, indem man sie, nachdem sie den Genickschnitt erhalten, in ein tiefes, großes<br />

Gefäß legt, in das man vorher 500 ml Weinessig <strong>und</strong> 250 g Kochsalz getan hat; danach deckt man das Gefäß mit einem<br />

Deckel zu <strong>und</strong> beschwert denselben. Nach einigen Minuten kann man <strong>die</strong> Aale, <strong>die</strong> nun ganz blau geworden sind,<br />

herausnehmen. Bei großen Aalen schneidet man hierauf mit einem scharfen Messer ringsum unter den Brustflossen <strong>die</strong><br />

Haut ein, löst <strong>die</strong>se einen Finger breit ab <strong>und</strong> streift sie nun mit Salz <strong>und</strong> einem Tuche bis zum Schwanze ab. Wenn man<br />

fest <strong>und</strong> derb dabei zufasst, so lässt sich das ziemlich leicht bewerkstelligen. Man kann den Aal vor dem Abziehen auch mit<br />

einem festen Bindfaden umschnüren <strong>und</strong> an einem Nagel aufhängen. Kleine Aale werden nicht abgezogen, sondern nur so<br />

lange mit Salz abgerieben, bis aller Schleim entfernt ist.<br />

Das Schuppen der Fische<br />

Das Schuppen der Fische geht in den meisten Fällen sehr leicht von statten, indem man <strong>die</strong> Fische mit einem Messer gegen<br />

den Strich, d. h. immer vom Schwanze nach dem Kopfe zu, schabt. Beim Barsch, dessen kleine, harte Schuppen sehr fest<br />

in der Haut sitzen, be<strong>die</strong>nt man sich am besten eines kleinen Reibeisens oder Fischschuppers, nachdem man zuvor <strong>die</strong><br />

stachligen Flossen abgehackt hat, da man sich an ihnen leicht verletzen kann. – Auch Schleie, deren Schuppen noch kleiner<br />

<strong>und</strong> mit Schleim bedeckt sind, lassen sich auf <strong>gewöhnliche</strong> Weise schwer schuppen; nachdem man sie aber einige<br />

Augenblicke in siedend heißes Wasser getaucht hat, geht das Schuppen sehr bequem von statten.<br />

Das Barbieren der Fische<br />

Große Fische müssen, damit sie recht zart <strong>und</strong> sauber aussehen, barbiert werden. Dies geschieht folgendermaßen: Man<br />

lässt den Fisch bis zum Augenblick des Abschuppens im Wasser liegen, damit <strong>die</strong> Schuppen nicht trocken werden; alsdann<br />

hält man ihn mit einem Tuche am Schwanze fest <strong>und</strong> schneidet vom Schwanz nach dem Kopf hin <strong>die</strong> Schuppen in langen<br />

Streifen ab, doch ohne <strong>die</strong> Haut zu beschädigen; selbstverständlich muss man sich hierzu eines sehr scharfen Messers<br />

be<strong>die</strong>nen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 40 von 245


Das Ausnehmen der Fische<br />

Um <strong>die</strong> Fische auszunehmen, schneidet man ihnen den Bauch der Länge nach auf von oben bis zur Afteröffnung auf, wobei<br />

man sehr vorsichtig verfährt, damit man <strong>die</strong> Galle <strong>und</strong> Leber nicht zerschneidet; <strong>die</strong> Galle liegt dicht unterhalb des Kopfes.<br />

Von den herausgenommenen Eingeweiden verwendet man stets <strong>die</strong> Leber, aus der man vorsichtig <strong>die</strong> Galle entfernt; Schon<br />

ein scharfes Drücken auf <strong>die</strong> Galle kann der Leber einen bittern Geschmack geben, der durch nichts fortzubringen ist. Von<br />

manchen Fischen verwendet man auch <strong>die</strong> Milch <strong>und</strong> den Rogen. Nachdem man <strong>die</strong> zähe, innen am Rückgrat entlang<br />

laufende Haut herausgeschnitten hat, kratzt man das darunter befindliche Blut heraus, schneidet <strong>die</strong> Kiemen aus <strong>und</strong><br />

wäscht <strong>die</strong> Fische recht sauber, ohne sie jedoch lange im Wasser liegen zu lassen.<br />

Fische, <strong>die</strong> man vor dem Kochen in Stücke schneiden will, werden auf andere Weise ausgenommen. Man macht dicht unter<br />

den Kiemen von einer Brustflosse zur andern einen Querschnitt <strong>und</strong> zieht <strong>die</strong> Eingeweide durch <strong>die</strong>se Öffnung heraus.<br />

Nachdem man <strong>die</strong> Kiemen entfernt hat, schneidet man <strong>die</strong> Fische in Stücke, säubert sie innen, <strong>und</strong> wäscht sie sauber ab.<br />

Hat man große, dicke Fische, so empfiehlt es sich zuweilen, sie der Länge nach zu spalten.<br />

Das Ausnehmen der Aale<br />

Nachdem <strong>die</strong> Aale gehäutet oder vom Schleim gesäubert sind, schneidet man <strong>die</strong> Flossen ab, ebenso den Kopf <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Schwanzspitze, <strong>die</strong> man nicht verwendet. Hierauf schneidet man <strong>die</strong> Aale schräg in 3 bis 4 Finger breite Streifen <strong>und</strong> stößt<br />

nun mit einem Quirlstiel <strong>die</strong> Eingeweide aus den Bauchstücken heraus. Bei dem Stück hinter dem Kopf muss man vorsichtig<br />

sein, dass man <strong>die</strong> Galle nicht verletzt; sie sitzt ziemlich dicht hinter dem Kopfe. Nachdem man den zerschnittenen Aal<br />

mehrmals sauber ab- <strong>und</strong> ausgewaschen, reibt man <strong>die</strong> einzelnen Stücke innen <strong>und</strong> außen mit Salz ab, gießt etwas heiß<br />

gemachten Essig darüber <strong>und</strong> lässt sie bis zum Gebrauche stehen.<br />

Das Kochen der Fische<br />

Will man große Fische ganz gekocht zur Tafel geben, so legt man sie auf einem Heber in den Fischkessel <strong>und</strong> stellt ihn mit<br />

kaltem gesalzenen Wasser <strong>und</strong> einem kleinen Stück Butter aufs Feuer. Übrigens werden <strong>die</strong> meisten Fische in kochendes<br />

Wasser gegeben <strong>und</strong> rasch gekocht. Nur Seefische kocht man gern auf nicht zu starkem Feuer, damit sie vor dem<br />

Aufreißen bewahrt werden. Fische muss man verhältnismäßig stark salzen, da sie nur kurze Zeit mit dem Salzwasser in<br />

Berührung sind; doch hüte man sich vor einer allzu reichlichen Verwendung von Lorbeerblättern, da sie nur zu leicht den<br />

Fischen einen scharfen Geschmack geben. Empfehlenswert ist es, <strong>die</strong> Gewürze sowohl wie das Wurzelwerk einige Zeit im<br />

Wasser kochen zu lassen, ehe man <strong>die</strong> Fische hineingibt; auf <strong>die</strong>se Weise werden Geschmack <strong>und</strong> Aroma der Gewürze<br />

durch das Wasser viel mehr ausgezogen <strong>und</strong> können sich dann dem Fischfleische besser mitteilen.<br />

Das Garsein der Fische<br />

Das Garsein der Fische erkennt man daran, dass sich <strong>die</strong> Flossenträger leicht herausziehen lassen. Seefische lässt man,<br />

damit sie den Salzgeschmack besser aufnehmen, nach dem Kochen noch 5 bis 10 Minuten im Fischwasser <strong>und</strong> richtet sie<br />

dann auf einer heiß gemachten Schüssel an. Will man abgekochte Kartoffeln zum Fisch geben, so sorgt man da<strong>für</strong>, dass<br />

<strong>die</strong>se gleichzeitig recht dampfend mit der betreffenden Sauce zur Tafel gebracht werden.<br />

Fische, <strong>die</strong> man mit Öl <strong>und</strong> Essig serviert, lässt man nicht in der Brühe, worin sie gekocht sind, erkalten, sondern nimmt sie<br />

heraus, legt sie erst wieder, nachdem <strong>die</strong> Brühe kalt geworden, hinein <strong>und</strong> stellt sie bis zum Gebrauch an einen kalten Ort.<br />

Das Anrichten der Fische<br />

Beim Anrichten der Fische muss man vor allen Dingen darauf achten, dass das Geschirr gut durchwärmt ist, da <strong>die</strong> Fische<br />

sehr schnell erkalten. Blaugekochte, gebackene <strong>und</strong> gebratene Fische richtet man auf einer länglichen flachen Schüssel an<br />

<strong>und</strong> reicht <strong>die</strong> Sauce nebenher. – Fische, <strong>die</strong> unterteilt auf <strong>die</strong> Tafel gebracht werden sollen, tranchiert man vorher, indem<br />

man <strong>die</strong> Flossen mit einem scharfen Tischmesser abschneidet <strong>und</strong> dann auf jeder Seite des Fisches einen Längsschnitt <strong>und</strong><br />

so viele Querschnitte ausführt, dass man gute Portionsstücke erhält; hierbei schneidet man <strong>die</strong> Gräten nicht durch. Hat man<br />

den Fisch so weit vorgeschnitten, so ist es jedem Speisenden ein Leichtes, mit Hilfe einer Vorlegegabel <strong>und</strong> eines Löffels<br />

sich zu be<strong>die</strong>nen. Den Rand der Schüssel garniert man mit grüner Petersilie.<br />

Andere Fische werden in einer halb tiefen Schüssel serviert <strong>und</strong> mit einem Teil der Sauce befüllt, während man <strong>die</strong> andere<br />

Sauce nebenher reicht. Fisch <strong>und</strong> Sauce, sowie auch <strong>die</strong> dazu gehörigen Kartoffeln müssen recht dampfend <strong>und</strong> auch<br />

möglichst zusammen zur Tafel gebracht werden.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 41 von 245


Flußfische<br />

Frischer Lachs gesotten<br />

1 kg frischer Lachs, am besten Rheinlachs oder Salm, wird geschuppt <strong>und</strong> gut gewaschen. Nun setzt man 2 Teile Wasser<br />

<strong>und</strong> 1 Teil Essig ans Feuer, fügt 1 große, in Scheiben geschnittene Zwiebel, einige Scheiben Möhren, etwas Zitronenschale,<br />

1 Lorbeerblatt, 8 bis 10 Pfeffer- <strong>und</strong> Gewürzkörner, 2 bis 3 Nelken <strong>und</strong> reichlich Salz dazu <strong>und</strong> lässt alles zusammen<br />

15 Minuten kochen. Dann legt man den Fisch hinein, lässt ihn eben nur aufkochen, nimmt den Topf vom Feuer <strong>und</strong> lässt ihn<br />

an einer heißen Stelle gut verdeckt stehen. Beim Anrichten nimmt man ihn aus der Brühe, lässt ihn abtropfen <strong>und</strong> bestreut<br />

ihn entweder mit gehackter Petersilie oder auch mit geriebenem hart gekochten Eigelb.<br />

Lachs mit gelber Sauce<br />

Der Lachs wird nach »Frischer Lachs gesotten« gekocht, angerichtet <strong>und</strong> mit folgender Sauce übergossen: 250 ml<br />

Weißwein, halb so viel Wasser, 1 Esslöffel frische Butter, 2 Zitronenscheiben <strong>und</strong> etwas Muskatblüte werden zusammen<br />

aufgekocht <strong>und</strong> danach mit 1 Teelöffel voll Kartoffelmehl klar gekocht. Zuletzt wird <strong>die</strong> Sauce mit 2 Eidottern abgerührt, <strong>und</strong><br />

dann werden reichlich Kapern hinzugegeben.<br />

Lachs mit holländischer Sauce<br />

Den nach »Frischer Lachs gesotten« gekochten Lachs lässt man, ehe man ihn anrichtet, gut ablaufen <strong>und</strong> übergießt ihn<br />

hierauf mit »Holländische Sauce mit Wein« oder »Holländische Sauce einfach«, zu deren Zubereitung man etwas von der<br />

Fischbrühe verwendet.<br />

Lachs au four<br />

Für 10 bis 12 Personen. 1 Stück frischer Lachs von 2 bis 3 kg wird gespült, gespalten <strong>und</strong> auf beiden Seiten mit feinen<br />

Speckstreifchen, Sardellenstreifen <strong>und</strong> Zitronenschale gespickt. Hierauf legt man beide Stücke nebeneinander in eine<br />

Pfanne, gibt etwa 500 ml kochendes Wasser darunter, fügt 2 bis 3 Esslöffel Butter hinzu, nebst Zwiebeln, Salz, Gewürz <strong>und</strong><br />

Zitronenschale <strong>und</strong> lässt den Fisch reichlich 12:00 St<strong>und</strong>e im mäßig heißen Ofen dämpfen, wobei man ihn fleißig begießt.<br />

Sobald sich das Fleisch von der Gräte löst, ist der Fisch gar <strong>und</strong> wird angerichtet, wobei man ihn mit Krebsbutter übergießt.<br />

Ist <strong>die</strong> Fischsauce in der Pfanne sehr eingekocht, so fügt man noch etwas kochendes Wasser oder Bouillon hinzu <strong>und</strong> kocht<br />

damit den Satz los. Nachdem man <strong>die</strong> Sauce mit fein gewiegten Sardellen <strong>und</strong> Zitronensaft geschärft hat, richtet man sie in<br />

der Sauciere an <strong>und</strong> reicht sie zum Lachs.<br />

Marinierter Lachs<br />

1 kg Lachs schneidet man mit der Haut in etwa handbreite Streifen. Diese werden mit feinem Öl bestrichen <strong>und</strong> am besten<br />

schnell auf dem Rost gar <strong>und</strong> bräunlich gebraten. Danach legt man sie in einen irdenen Topf <strong>und</strong> übergießt sie mit folgender<br />

Marinade, <strong>die</strong> man vorher gekocht hat, <strong>und</strong> <strong>die</strong> wieder ausgekühlt ist: 1 l Essig, 1 Esslöffel Salz, 2 Zitronenscheiben,<br />

2 Lorbeerblätter, 1 Sträußen Estragon <strong>und</strong> 10 weiße Pfefferkörner. Der Topf wird zugeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der Lachs bis zum<br />

Gebrauch aufbewahrt.<br />

Lachs in Gelee<br />

Siehe »Aal in Gelee«.<br />

Aal blau<br />

Ein Aal von 1 kg Gewicht wird getötet, mit Salz abgerieben, aber nicht gehäutet <strong>und</strong> alsdann in Stücke geschnitten. Hierauf<br />

werden <strong>die</strong> Eingeweide heraus gestoßen (siehe »Das Ausnehmen der Aale«) <strong>und</strong> der zubereitete Aal wird mit heiß<br />

gemachtem Essig übergossen, damit er blau wird. Alsdann setzt man Wasser zum Kochen an, gibt einen Guss Essig, Salz,<br />

2 bis 3 Lorbeerblätter, ein paar Zitronenscheiben, einige Schalotten oder Zwiebeln, 6 bis 8 Pfefferkörner, 3 bis 4 Nelken,<br />

etwas Salbei, Thymian <strong>und</strong> Estragon, nebst 1 Esslöffel Butter daran. Sobald <strong>die</strong> Brühe kocht, wird der Aal hineingelegt <strong>und</strong><br />

etwa 10 bis 15 Minuten nicht zu stark gekocht. Beim Anrichten nimmt man ihn heraus <strong>und</strong> gibt ihn recht heiß mit Kartoffeln,<br />

frischer Butter <strong>und</strong> Senf zur Tafel. Auch ist geriebener Meerrettich, mit Essig, feinem Öl <strong>und</strong> etwas Zucker vermischt, gut<br />

dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 42 von 245


Aal in Bier<br />

1 bis 1,5 kg Aal. Man fängt beim Schlachten des Aals das Blut in einem Tassenkopf auf, in den man vorher etwas Essig<br />

getan hat; Essig <strong>und</strong> Blut werden sofort miteinander gequirlt, damit das Blut nicht gerinnt. Nachdem man den Aal gehäutet,<br />

ausgenommen <strong>und</strong> sauber gewaschen hat, schneidet man ihn in Portionsstücke. Hierauf legt man den Fisch in einen<br />

eisernen Kochtopf, gibt 2 in Scheiben geschnittene Zwiebeln dazu, nebst 1 Lorbeerblatt, 4 Pfeffer- <strong>und</strong> 3 Gewürzkörnern<br />

<strong>und</strong> reichlich Salz <strong>und</strong> gießt soviel süßes Braunbier darauf, dass dasselbe etwas übersteht. Sobald der Fisch ein wenig<br />

gekocht hat, gießt man von dem Bier ab, dass nur so viel darauf bleibt, als man zur Sauce nötig hat. Nun gibt man<br />

2 Esslöffel Butter dazu, 2 bis 3 Esslöffel Sirup <strong>und</strong> den nötigen Essig. Nachdem man noch das aufgefangene Blut dazugetan<br />

hat, lässt man den Aal auf hellem Feuer schnell gar kochen, wobei man jedoch den Topf von Zeit zu Zeit leicht hin- <strong>und</strong><br />

herschütteln muss, damit der Fisch nicht ansetzt. Zuletzt gibt man noch Braunmehl dazu, womit <strong>die</strong> Sauce sämig, aber doch<br />

nicht zu dick kochen muss. Vordem hat man den Fisch auf einer flachen Schüssel angerichtet, füllt nun etwas von der<br />

Sauce darüber <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> andere in der Sauciere dazu.<br />

Aal gebraten<br />

Der nach Vorschrift vorgerichtete Aal wird nicht mit Essig übergossen, sondern mit Salz bestreut <strong>und</strong> einige Zeit hingestellt.<br />

Danach wäscht man <strong>die</strong> Aalstücke ab, wendet sie in gestoßenem Zwieback oder geriebener Semmel um <strong>und</strong> bratet sie auf<br />

offener Pfanne in Butter schön gelb <strong>und</strong> weich. In <strong>die</strong> Butter gibt man einige Salbeiblätter hinein.<br />

Aalfrikassee im Blätterteigrand<br />

Man bereitet 2 kg Aal vor, schneidet ihn in Stücke <strong>und</strong> salzt ihn. Alsdann nimmt man 1 Esslöffel Mehl <strong>und</strong> rührt es mit 75 g<br />

Butter überm Feuer gelb, gibt 2 Obertassen gute Fleischbrühe, einige Zitronenscheiben ohne Schale <strong>und</strong> Kerne,<br />

1 Lorbeerblatt <strong>und</strong> 1 Gläschen Weißwein hinzu. Nachdem man <strong>die</strong> gesalzenen Aale wieder abgespült hat, gibt man sie in<br />

<strong>die</strong> kochende Brühe <strong>und</strong> kocht sie darin gar, worauf man sie auf einer heiß gemachten Schüssel anrichtet <strong>und</strong> heiß stellt.<br />

Alsdann gibt man Morcheln <strong>und</strong> Kapern oder auch Champignons zur Sauce, rührt <strong>die</strong>se mit Eidotter ab, gießt sie über den<br />

Aal <strong>und</strong> setzt einen gebackenen Rand von Blätterteig auf den Rand der Schüssel.<br />

Aal in Gelee<br />

Man schneidet einen Aal von 1 kg Gewicht, ohne ihn zu häuten, in Stücke, übergießt ihn mit heißem Essig <strong>und</strong> kocht ihn<br />

nach »Aal blau« gar. Von der Aalbrühe nimmt man <strong>die</strong> Hälfte zum Gelee. Man seiht sie zu <strong>die</strong>sem Zwecke durch, lässt sie<br />

erkalten, entfettet sie sehr eigen, gibt in Wasser gelöste weiße Gelatine dazu, schärft sie nach Geschmack mit Zitronensaft<br />

ab, rührt 1 bis 2 frische Eiweiß darunter <strong>und</strong> bringt sie damit aufs Feuer. Kurz, ehe <strong>die</strong> Brühe anfängt zu kochen, sobald<br />

weiße Flocken aufsteigen, nimmt man sie zurück, seiht sie nochmals durch <strong>und</strong> schmeckt sie ab. Nun gießt man etwas von<br />

dem Gelee in eine mit Öl ausgestrichene Form <strong>und</strong> lässt es steif werden, legt eine Verzierung von Zitronen- <strong>und</strong><br />

Rübenscheiben, hart gekochten Eiern, eingemachten Gurken <strong>und</strong> Kapern darauf, sowie <strong>die</strong> Aalstücke, gibt nun das übrige<br />

Gelee hinzu, so dass der Fisch bedeckt ist, <strong>und</strong> lässt alles erkalten. Beim Anrichten wird <strong>die</strong> Form auf eine flache Schüssel<br />

gestürzt <strong>und</strong> kann mit einem ausgezackten Papierstreifen umrandet werden. Essig <strong>und</strong> Öl oder eine Remouladensauce<br />

werden besonders dazu gereicht.<br />

Aal mariniert<br />

Der Aal wird abgezogen <strong>und</strong> etwa 1:00 St<strong>und</strong>e in kaltes Wasser gelegt, danach in Stücke geschnitten <strong>und</strong> mit Salz bestreut.<br />

Nach 1:00 St<strong>und</strong>e werden <strong>die</strong> Stücke mit einem Tuche abgetrocknet <strong>und</strong> auf einer sehr sauberen Pfanne in feinem Öl<br />

gebraten. Die gebratenen Fische legt man auf Löschpapier, bis sie erkaltet sind. Zu dem in der Pfanne zurückgebliebenen<br />

Öl werden Schalotten, Pfefferkörner, etwas ganze Muskatblüte, einige Lorbeerblätter <strong>und</strong> Zitronenscheiben gegeben <strong>und</strong><br />

10 Minuten mit so viel Essig gekocht, als nötig ist, den Aal zu bedecken. Der Aal wird in einen irdenen Topf getan, mit der<br />

kalt gewordenen Brühe übergossen <strong>und</strong> bis zum Gebrauch aufbewahrt.<br />

Forellen blau<br />

Die Forellen werden, wie alle Fische, <strong>die</strong> blau gekocht werden sollen, nicht geschuppt, sondern nur ausgeweidet, wobei man<br />

sie am besten auf ein nass gemachtes <strong>Küche</strong>nbrett legt <strong>und</strong> so wenig wie möglich mit der Hand berührt, damit der Schleim,<br />

der das Blauwerden hervorruft, nicht von den Schuppen abgerieben wird. Danach spült man sie <strong>und</strong> legt sie auf eine flache<br />

Schüssel, gießt heißen Essig darüber <strong>und</strong> lässt sie 30 Minuten stehen. Sie werden dadurch blau, doch darf man sie nicht<br />

berühren. Man kocht dann Wasser mit Salz, 1 Zwiebel, 1 Lorbeerblatt, einigen Pfefferkörnern <strong>und</strong> Nelken <strong>und</strong> schüttet,<br />

wenn es kocht, <strong>die</strong> Forellen mit dem Essig, worin sie liegen, hinein, lässt sie zugedeckt 6 Minuten auf dem Feuer <strong>und</strong> setzt<br />

dann den Topf ab, selbst wenn <strong>die</strong> Fische nicht kochen. Man richtet sie heiß mit geschmolzener oder frischer Butter an. Die<br />

Butter zu allen Fischen darf beim Schmelzen nicht kochen, weil sie dadurch an Geschmack verliert.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 43 von 245


Karpfen blau<br />

Der Karpfen wird geschlachtet, ausgeweidet <strong>und</strong> vorbereitet, wie bei Forelle beschrieben. Man kocht 1 bis 1,5 kg, am besten<br />

in einer Fischwanne mit Heber, damit der Fisch beim Herausnehmen nicht zerbröckelt. In Ermangelung einer solchen zieht<br />

man dem Fisch mit einer Packnadel einen Bindfaden durch den Schwanz <strong>und</strong> <strong>die</strong> Augenhöhlen, bindet ihn zusammen <strong>und</strong><br />

legt den gekrümmten Fisch mit dem Rücken nach unten in den Topf. Man kocht den Karpfen wie Forelle <strong>und</strong> lässt ihn nicht<br />

zu stark, aber genügend lange kochen, bis er vollständig gar ist. Man gibt ihn mit heißer Butter <strong>und</strong> fein gehackter Petersilie<br />

zur Tafel.<br />

Karpfen in Rotwein<br />

Hierzu wird der Karpfen geschuppt, <strong>und</strong> beim Schlachten wird das Blut aufgefangen. Nachdem er ausgenommen ist, wäscht<br />

man ihn sauber <strong>und</strong> schneidet ihn in Portionsstücke, <strong>die</strong> man in einen Kochtopf legt. Alsdann fügt man 2 große, in Scheiben<br />

geschnittene Zwiebeln, 1 bis 2 Esslöffel Salz, 4 Pfefferkörner, ebensoviel Nelkenpfeffer, Zitronenscheiben <strong>und</strong> 2 Lorbeerblätter<br />

hinzu <strong>und</strong> gießt 1 kleine Flasche Weißbier <strong>und</strong> ebensoviel Rotwein dazu, so dass der Karpfen eben bedeckt ist.<br />

Wenn er anfängt zu schäumen, nimmt man den Schaum ab <strong>und</strong> gibt 1 großes Stück Butter hinein. Hierauf lässt man ihn<br />

nicht zu stark kochen, bis er gar ist. Vor dem Anrichten nimmt man den Fisch heraus <strong>und</strong> legt ihn auf eine flache Schüssel.<br />

Zur Sauce fügt man in Butter gelb geschwitztes Mehl <strong>und</strong> lässt sie damit sämig kochen. Alsdann rührt man das Blut <strong>und</strong><br />

etwas Zucker nach Geschmack hinzu <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> Sauce, welche recht sämig sein muss, durch ein Sieb. Man gibt etwas<br />

von der kochenden Sauce über den Fisch <strong>und</strong> reicht <strong>die</strong> andere in der Sauciere nebenher.<br />

Karpfen polnisch oder Karpfen in Bier<br />

Die Karpfen werden geschlachtet, geschuppt, gespalten <strong>und</strong> in Stücke geschnitten. Das Blut wird beim Schlachten<br />

aufgefangen, mit etwas Essig durchgequirlt <strong>und</strong> aufbewahrt. Zu 1,5 kg nimmt man etwa 3 Mohrrüben, 3 Petersilienwurzeln,<br />

2 Zwiebeln <strong>und</strong> 1/2 Sellerieknolle, schneidet alles in Scheiben <strong>und</strong> tut es in eine Kasserolle nebst etwas Ingwer, einigen<br />

Pfefferkörnern, Nelken <strong>und</strong> 2 Lorbeerblättern. Nun schüttet man 1 l süßes Braunbier dazu <strong>und</strong> lässt es 15 Minuten kochen.<br />

Dann legt man <strong>die</strong> Karpfen hinein, gibt reichlich Salz dazu, ferner 75 bis 125 g Butter, 1/2 Zitrone, in Scheiben geschnitten,<br />

1 Weinglas Essig (der zum Blut gekommene mit eingerechnet), samt dem Blute <strong>und</strong> lässt den Fisch fest zugedeckt 10 bis<br />

15 Minuten kochen. Sind <strong>die</strong> Karpfen gar, so nimmt man sie aus der Brühe, stellt sie warm, tut Pfefferkuchen oder<br />

geriebenes Weißbrot <strong>und</strong> 1 Glas Rotwein an <strong>die</strong> Sauce, schmeckt sie mit Essig, Salz <strong>und</strong> Zucker ab <strong>und</strong> gibt sie teils über<br />

den Karpfen, teils in der Sauciere dazu.<br />

Karpfen ganz gebacken<br />

Man verwendet hierzu kleine Karpfen. Diese werden geschuppt, gewaschen <strong>und</strong> am Rücken der Länge nach<br />

aufgeschnitten, so dass <strong>die</strong> Fische am Bauche zusammen bleiben. Nun werden <strong>die</strong> Fische ausgeweidet, wobei man <strong>die</strong><br />

Mittelgräten herausnimmt, danach eingesalzen <strong>und</strong> nach 1:00 St<strong>und</strong>e abgetrocknet. Alsdann wendet man <strong>die</strong> Fische in<br />

gestoßenem Zwieback, geriebener Semmel oder Mehl um <strong>und</strong> backt sie auf einer flachen Pfanne in kochender Butter schön<br />

gelb. Sie müssen sehr heiß angerichtet werden. Beim Backen der Fische darf man <strong>die</strong> Pfanne nicht zudecken, weil sie sonst<br />

nicht knusprig werden.<br />

Karpfen mit Paprika oder ungarisch<br />

Der Karpfen wird in Stücke geschnitten, gesalzen <strong>und</strong> 15 Minuten beiseite gestellt. Dann kocht man ihn in Salzwasser, dem<br />

man ein wenig Essig zusetzt, gar, nimmt ihn aus dem Wasser heraus, richtet ihn auf einer heißen Schüssel an <strong>und</strong><br />

übergießt ihn mit Paprikasauce, <strong>die</strong> man auf folgende Weise zubereitet: In 125 g Butter lässt man 2 klein geschnittene<br />

Zwiebeln dämpfen, röstet 2 Esslöffel Mehl darin gelb <strong>und</strong> gießt 1 große Obertasse süße Sahne <strong>und</strong> 1 Obertasse<br />

Fischwasser dazu. Nachdem <strong>die</strong> Sauce recht sämig gekocht ist, würzt man sie vorsichtig mit ein wenig Paprika, streicht sie<br />

hierauf durch ein Sieb <strong>und</strong> rührt sie mit 2 Eidottern, sowie mit 1 Esslöffel frischer Butter ab.<br />

Karpfenragout mit Aal <strong>und</strong> Schweinefleisch<br />

Für 8 Personen. Nachdem man 1 kg Karpfen <strong>und</strong> ebensoviel Aale vorbereitet hat, schneidet man sie in ziemlich kleine<br />

Stücke, salzt sie nicht zu stark <strong>und</strong> lässt sie etwa 1:00 St<strong>und</strong>e stehen. Unterdes hat man 1 kg Schweinepökelfleisch halb gar<br />

gekocht <strong>und</strong> in ebenso große Stücke wie <strong>die</strong> Fische geschnitten. Hierauf legt man Fische <strong>und</strong> Pökelfleisch bunt<br />

durcheinander, mengt auch noch kleine Zwiebeln <strong>und</strong> Champignons dazwischen <strong>und</strong> legt 2 Esslöffel Butter, in kleine<br />

Teilchen zerpflückt, obenauf, sowie 3 Gewürznelken, 4 Gewürzkörner <strong>und</strong> 1 Lorbeerblatt. Nachdem man 2 Obertassen<br />

Rotwein <strong>und</strong> ebensoviel Fleischbrühe darauf gegossen hat, verdeckt man das Geschirr <strong>und</strong> dampft alles zusammen<br />

langsam gar. Zuletzt gießt man <strong>die</strong> Brühe durch ein Sieb, verdickt sie mit Braunmehl <strong>und</strong> füllt sie über das in einer heißen<br />

Schüssel angerichtete Ragout.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 44 von 245


Barsch holländisch<br />

Für 4 Personen 1 kg Barsch. Die Barsche werden mit einem Fischschupper geschuppt, ausgenommen, aber so, dass Milch<br />

<strong>und</strong> Leber darin bleiben, gut ausgespült <strong>und</strong> etwa 10 Minuten in wenig kochendem Salzwasser gekocht, das man vorher<br />

einige Zeit mit 1 Stück Butter, einigen ganzen Pfefferkörnern, ziemlich viel kleinen Petersilienwurzeln <strong>und</strong> 1 Sträußchen<br />

grüner Petersilie hat kochen lassen. Beim Anrichten legt man <strong>die</strong> Petersilienwurzeln zwischen <strong>die</strong> Barsche <strong>und</strong> bringt sie mit<br />

etwas von der Brühe, worin sie gekocht sind, recht heiß <strong>und</strong> dampfend zur Tafel. Von etwas durchgeseihtem Fischwasser<br />

bereitet man holländische Sauce, <strong>die</strong> man zum Fisch reicht.<br />

Barsch mit Kapernsauce<br />

Derselbe wird wie Forelle gekocht <strong>und</strong> mit »Kapernsauce« angerichtet.<br />

Barsch weiß<br />

Die sauber gereinigten Fische werden in Stücke geschnitten, aber nicht gespalten. Das Wasser setzt man mit ein paar<br />

zerschnittenen Zwiebeln, 1 Petersilienwurzel, 1 Lorbeerblatt, 4 bis 5 Pfefferkörnern, ebensoviel Nelkenpfeffer <strong>und</strong> viel Salz<br />

auf <strong>und</strong> lässt sie eine Zeitlang kochen. Alsdann legt man <strong>die</strong> Fische hinein <strong>und</strong> lässt sie etwa 10 Minuten kochen. Hierauf<br />

gießt man so viel Wasser ab, dass gerade genügend zur Sauce auf den Fischen bleibt, fügt 2 Esslöffel Butter hinzu <strong>und</strong><br />

lässt sie gut verdeckt noch etwa 5 Minuten kochen. Alsdann nimmt man <strong>die</strong> Fische aus dem Wasser, quirlt 1/2 Obertasse<br />

süße Sahne oder Milch mit 1 Esslöffel Mehl klar, tut es hinzu <strong>und</strong> lässt es noch einmal aufkochen, wobei man <strong>die</strong> Sauce mit<br />

wenig Zitronensaft abschärfen kann. Doch darf <strong>die</strong>selbe dann nicht mehr kochen. Man kann mit den Fischen r<strong>und</strong>e<br />

Semmelklößen geben, <strong>die</strong> man in Salzwasser gar gekocht hat.<br />

Hecht gedämpft<br />

Man schneidet mit einem scharfen Messer <strong>die</strong> Schuppen dicht an der Haut weg, so dass <strong>die</strong>se ganz weiß erscheint, spaltet<br />

hierauf den Hecht, schneidet ihn in beliebige Stücke, spült ihn gut, lässt ihn 5 Minuten in Salzwasser kochen <strong>und</strong> legt ihn<br />

dann in ein anderes Kochgeschirr. Unterdes hat man schon Kapern mit Weißwein, etwas Fischwasser, Zitronensaft <strong>und</strong><br />

-schale, 1 reichlichen Stück frischer Butter <strong>und</strong> etwas geriebenem Weißbrot kochen lassen, schüttet <strong>die</strong>se Brühe über den<br />

Hecht <strong>und</strong> lässt ihn darin 30 Minuten langsam schmoren. Beim Anrichten schmeckt man <strong>die</strong> Sauce mit fein gewiegten<br />

Sardellen ab, rührt 1 Eidotter daran <strong>und</strong> bringt den Hecht recht heiß zur Tafel.<br />

Hecht grün<br />

Hierzu eignen sich sowohl kleinere als auch größere Hechte, <strong>die</strong> man, nachdem sie vorbereitet sind, in Portionsstücke<br />

zerteilt. Man setzt eine genügende Menge Wasser an mit Salz, zerschnittener Zwiebel, geputzten Petersilienwurzeln,<br />

Lorbeerblatt, Gewürzkörnern <strong>und</strong> 1 Sträußchen Petersilie. Sobald <strong>die</strong> Wurzeln weich sind, gibt man den Fisch hinein, gießt<br />

soviel Wasser ab, dass der Fisch nur gerade bedeckt ist, fügt 1 Stückchen Butter hinzu <strong>und</strong> lässt den Fisch ganz gelinde<br />

kochen, bis er gar ist. Zur Sauce seiht man <strong>die</strong> nötige Menge vom Fischwasser durch, macht es mit hellem Schwitzmehl<br />

bündig <strong>und</strong> gibt fein gewiegte Petersilie dazu. Beim Anrichten übergießt man den Fisch mit der Sauce.<br />

Hecht mit Klößen<br />

1 kg Hechte werden unzerschnitten in Salzwasser mit 2 Esslöffel Butter gar gekocht. Hierauf nimmt man sie heraus, stellt<br />

sie heiß, <strong>und</strong> kocht folgende Klöße in der Hechtbrühe. Man reibt 2 Esslöffel Butter zur Sahne <strong>und</strong> rührt 3 Eier, 1 in Wasser<br />

eingeweichtes <strong>und</strong> wieder ausgedrücktes Weißbrot, nebst Salz, etwas fein gewiegter Zitronenschale <strong>und</strong> geriebener<br />

Muskatnuss dazwischen. Zuletzt rührt man <strong>die</strong> fein gewiegten Hechtlebern darunter <strong>und</strong> formt aus dem Teige kleine r<strong>und</strong>e<br />

Klöße. Sobald <strong>die</strong> Klöße gar sind, nimmt man sie heraus <strong>und</strong> ordnet sie um <strong>die</strong> Fische. Zuletzt macht man <strong>die</strong> Sauce sämig,<br />

indem man ein helles Schwitzmehl mit Fischbrühe aufkochen lässt; dann gibt man fein gehackte Petersilie an <strong>die</strong> Sauce,<br />

zieht sie mit 2 Eigelb ab <strong>und</strong> gießt sie dampfend über <strong>die</strong> Fische. Nach Belieben kann man auch Morcheln <strong>und</strong> Spargel an<br />

<strong>die</strong> Sauce geben.<br />

Hecht böhmisch<br />

Der Hecht wird nach »Hecht grün« gekocht, nachdem man ihn in Stücke geschnitten; sobald er gar ist, wird er aus der<br />

Brühe genommen <strong>und</strong> beiseite gestellt. Nun nimmt man einen Teil Fischbrühe <strong>und</strong> ebensoviel Bouillon, lässt mehrere<br />

zerschnittene Zwiebeln darin weich kochen, streicht sie durch einen Durchschlag <strong>und</strong> gibt noch helles Schwitzmehl, etwas<br />

Pfeffer <strong>und</strong> scharfen Essig dazu, legt <strong>die</strong> Fische hinein <strong>und</strong> lässt sie noch einmal aufkochen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 45 von 245


Hecht farciert<br />

Man nimmt hierzu einen großen Hecht <strong>und</strong> schneidet das Fleisch auf beiden Seiten vom Rückgrat so ab, dass Kopf <strong>und</strong><br />

Schwanz an <strong>die</strong>sem sitzen bleiben. Hierauf legt man das Gerippe in eine irdene Pfanne. Das Fleisch übergießt man mit<br />

kochendem Wasser, wodurch <strong>die</strong> Gräten besser herauszunehmen sind. Nachdem <strong>die</strong>s geschehen, wird das Fleisch fein<br />

gehackt <strong>und</strong> mit 1 reichlichen Stück Butter, 2 Eiern, 3 bis 4 Esslöffel geriebenem Weißbrot, ein wenig Muskatblüte <strong>und</strong> Salz<br />

zu einer Farce verrührt. Diese wird nun gleich in der Pfanne an das Rückgrat gestrichen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Form des Fisches wieder<br />

hergestellt, worauf man ihn mit Zwieback bestreut. Hierauf legt man etwa 125 g Butter in kleinen Stücken in <strong>die</strong> Pfanne <strong>und</strong><br />

schiebt sie in den Ofen. Wahrend der Fisch dort backt, muss man ihn oft vorsichtig mit Butter begießen, doch so, dass der<br />

Zwieback nicht abgeschwemmt wird. Vor dem Anrichten beträufelt man ihn mit Zitronensaft. Man richtet den Fisch auf einer<br />

heiß gemachten Schüssel an <strong>und</strong> gibt Kapern oder Sardellensauce dazu, zu deren Herstellung man den Bratensatz<br />

verwendet.<br />

Hecht au four<br />

Siehe »Lachs au four«.<br />

Hecht gebraten<br />

Die Hechte werden gut gereinigt <strong>und</strong>, wenn sie sehr groß sind, gespalten <strong>und</strong> in Stücke geschnitten. Die kleinen kann man<br />

ganz lassen. Dann kerbt man <strong>die</strong> Haut durch Querschnitte ein <strong>und</strong> salzt <strong>die</strong> Fische. Nach 30 Minuten trocknet man sie ab,<br />

wendet sie in Zwieback oder in halb Mehl, halb Zwieback um <strong>und</strong> lässt sie in einer offenen Pfanne, worin reichlich Butter<br />

gebräunt ist, recht knusprig <strong>und</strong> hellbraun braten. – Man gibt zum Hecht Sauerkraut oder auch Salat.<br />

Hecht mit Parmesankäse<br />

Es wird hierzu eine Pfanne mit Butter bestrichen <strong>und</strong> mit Zwieback bestreut, der Hecht wird gespalten darauf gelegt <strong>und</strong><br />

zwar <strong>die</strong> innere Seite nach oben, dann 250 ml saure Sahne mit so viel Bouillon verrührt, als <strong>die</strong> Sahne aufnimmt, <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses<br />

über den Fisch geschüttet. Danach wird derselbe mit Parmesankäse bestreut, mit Kapern, Pfeffer <strong>und</strong> englischer Sauce<br />

gewürzt, auf dem Herde 15 Minuten zugedeckt gekocht <strong>und</strong> nachher ebenso lange offen im Backofen unter fleißigem<br />

Begießen gebacken.<br />

Gebratener Hecht mit saurer Sahne<br />

Der Hecht, etwa 1 bis 1,5 kg, wird in Portionsstücke geschnitten <strong>und</strong> in eine irdene Pfanne gelegt, in der man 100 g Butter<br />

hat zergehen lassen. Dann fügt man 2 Lorbeerblätter, 1 große, in Scheiben geschnittene Zwiebel <strong>und</strong> 1 Esslöffel Salz, sowie<br />

reichlich 250 ml saure Sahne dazu <strong>und</strong> lässt den Fisch etwa 20 Minuten im heißen Ofen braten, während er mehrere Male<br />

begossen <strong>und</strong> mit gestoßenem Zwieback oder Parmesankäse bestreut werden muss. Beim Anrichten wird <strong>die</strong> Sauce mit<br />

etwas Fleischbrühe verrührt, mit Zitronensaft oder Essig abgeschmeckt <strong>und</strong> über den Fisch gegeben, nachdem man<br />

Lorbeerblätter <strong>und</strong> Zwiebelscheiben entfernt hat.<br />

Hecht <strong>und</strong> Aal<br />

Man nimmt hierzu etwa 1 kg Hecht <strong>und</strong> ebensoviel Aal, beide von mittlerer Größe, reinigt sie nach Vorschrift, schneidet sie<br />

in Stücke <strong>und</strong> wäscht sie. Dann tut man <strong>die</strong> Fische in eine Kasserolle, streut Zwiebeln <strong>und</strong> Salz darüber, gießt kochendes<br />

Wasser dazu <strong>und</strong> zwar so viel, dass der Fisch gerade nur bedeckt ist, <strong>und</strong> lässt ihn zugedeckt beinahe gar werden. Dann<br />

nimmt man den Fisch heraus, lässt <strong>die</strong> Fischbrühe ziemlich einkochen, rührt etwas Schwitzmehl, Muskatnuss <strong>und</strong> 1 Prise<br />

Pfeffer, sowie 1 reichlichen Esslöffel frische Butter dazu <strong>und</strong> fügt schließlich etwas Weinessig hinzu. Nachdem man <strong>die</strong><br />

Sauce abgeschmeckt hat, legt man den Fisch wieder hinein <strong>und</strong> lässt ihn noch eine Weile in der Sauce kochen. Zuletzt<br />

bestreut man den Fisch mit Kapern <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> sämige Sauce noch mit einigen fein gewiegten Sardellen ab, worauf man<br />

sie in der Sauciere zum Fisch reicht.<br />

Schlei blau oder Forellenschlei<br />

Die Schleie werden ungeschuppt ausgenommen <strong>und</strong> abgespült. Sind sie groß, so schneidet man sie in Stücke oder spaltet<br />

sie auch wohl der Länge nach. Man kocht sie in halb Essig, halb Wasser, <strong>und</strong> zwar gießt man zuerst den Essig in eine<br />

Kasserolle, gibt das nötige Salz dazu <strong>und</strong> legt <strong>die</strong> Schleie hinein. Sobald der Essig scharf heiß geworden ist, gießt man<br />

kochendes Wasser dazu <strong>und</strong> lässt nun <strong>die</strong> Fische auf gelindem Feuer in 5 bis 10 Minuten gar kochen. Beim Anrichten<br />

garniert man sie mit grüner Petersilie <strong>und</strong> gibt braune Butter dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 46 von 245


Schlei in Rotwein<br />

Man fängt das Blut, wie beim Karpfen beschrieben, auf <strong>und</strong> rührt es mit Essig an. Mit dem Vorbereiten der Schleie verfährt<br />

man, wie in »Schlei blau oder Forellenschlei« beschrieben, legt in Scheiben geschnittene Zwiebeln, Möhren,<br />

Petersilienwurzeln, Sellerie <strong>und</strong> beliebig grüne Kräuter <strong>und</strong> Salz in eine Kasserolle, legt <strong>die</strong> Fischstücke darauf <strong>und</strong> schüttet<br />

halb Wasser, halb Rotwein hinzu <strong>und</strong> zwar so viel, dass der Fisch beinahe bedeckt ist. Dann kocht man ihn fest zugedeckt<br />

etwa 30 Minuten, gibt geriebenes Weißbrot oder etwas helles Schwitzmehl, 1 Esslöffel frische Butter, 1 Prise fein<br />

gestoßenes Gewürz <strong>und</strong> das Blut hinzu, lässt es noch ein wenig kochen <strong>und</strong> richtet <strong>die</strong> Fische an. Die recht sämige Sauce<br />

rührt man durch ein Sieb <strong>und</strong> füllt sie darüber.<br />

Schlei mit Dill<br />

1 bis 1,5 kg vorbereitete <strong>und</strong> in Stücke geschnittene Schleie werden mit kaltem Wasser, in das man 2 geschnittene<br />

Zwiebeln, 1 Lorbeerblatt, 3 Gewürzkörner <strong>und</strong> Salz getan hat, angesetzt. Sobald sie anfangen zu kochen, gießt man so viel<br />

Wasser ab, dass nur das zur Sauce nötige Wasser darauf bleibt, gibt dann 2 Esslöffel Butter daran, macht <strong>die</strong> Sauce mit<br />

1 Esslöffel klar gerührtem Weizenmehl sämig <strong>und</strong> gibt zuletzt 1 Esslöffel voll fein gewiegten Dill dazu. Nach Belieben kann<br />

man auch <strong>die</strong> Sauce noch mit 2 Eigelb abziehen.<br />

Zander oder Sandart gesotten<br />

Der Zander wird geschuppt, ausgeweidet, dicht <strong>und</strong> leicht auf dem Rücken eingekerbt, inwendig <strong>und</strong> von außen mit Salz<br />

eingerieben <strong>und</strong> 1:00 St<strong>und</strong>e hingestellt. Man kocht ihn ganz oder auch wohl in Stücke geschnitten. Will man ihn unzerteilt<br />

kochen, so geschieht <strong>die</strong>s am besten in einer Fischwanne mit Heber. In Ermanglung einer solchen zieht man dem Fisch mit<br />

einer Packnadel einen Bindfaden durch den Schwanz <strong>und</strong> <strong>die</strong> Augen, bindet <strong>die</strong>sen zu, gibt den gekrümmten Fisch, den<br />

Rücken nach unten, ins Wasser <strong>und</strong> lässt ihn gar kochen. Will man den Zander blau kochen, so wird er nicht geschuppt,<br />

sondern nur ausgenommen, worauf man ihn mit kaltem Essig übergießt <strong>und</strong> ihn etwa 30 Minuten verdeckt stehen lässt,<br />

wodurch er blau wird. – Beim Anrichten legt man den Fisch auf eine erwärmte Schüssel, schneidet den Bindfaden kurz ab<br />

<strong>und</strong> zieht ihn vorsichtig heraus, damit der Fisch nicht bröcklig <strong>und</strong> unansehnlich wird. Zu blau gekochtem Zander gibt man<br />

heiße Salzkartoffeln, <strong>die</strong> man mit gehackter Petersilie durchgeschwenkt hat. Ferner reicht man zerlassene Butter oder auch<br />

Remouladen-, Mayonnaisen-, Sardellen-, Austern- oder Champignonsauce (s. dort) dazu.<br />

Gebackener Zander<br />

Der Zander wird geschuppt, ausgenommen <strong>und</strong> gewaschen, gespalten <strong>und</strong> in Stücke geschnitten; dann kerbt man <strong>die</strong> obere<br />

Haut durch Schnitte fein ein, salzt den Fisch <strong>und</strong> lässt ihn 30 Minuten stehen. Hierauf trocknet man <strong>die</strong> Stücke ab, wendet<br />

sie in Ei <strong>und</strong> geriebener Semmel oder auch nur in Mehl <strong>und</strong> lässt sie in reichlich kochender Butter auf einer offenen Pfanne<br />

braun <strong>und</strong> knusprig werden. Damit der Fisch nicht wieder weich wird, backt man ihn erst, sobald es Zeit ist, ihn zur Tafel zu<br />

geben; man darf ihn auch nicht zudecken. Man gibt grünen Salat, Sellerie- oder Gurkensalat oder auch Sauerkohl dazu.<br />

Zander au four<br />

Der Zander, 1 bis 1,5 kg, wird vorbereitet, aber nicht zerschnitten, sondern nur auf beiden Seiten ziemlich dicht eingekerbt,<br />

gesalzen <strong>und</strong> nach 1:00 St<strong>und</strong>e etwa abgetrocknet. Unterdes verrührt man etwa 3 frische Eidotter mit dem Saft einer<br />

Zitrone, mit fein gewiegten Schalotten <strong>und</strong> Petersilie, mit 2 Esslöffel frischer Butter <strong>und</strong> ebensoviel Sardellenbutter. Hiermit<br />

bestreicht man den Fisch, legt ihn in eine mit Speckscheiben ausgelegte Pfanne, bestreut ihn mit Brotkrumen <strong>und</strong> lässt ihm<br />

im heißen Ofen schnell gar backen, während man von Zeit zu Zeit etwas weißen Wein darunter gießt. Der Fisch muss eine<br />

dunkelgelbe Kruste bekommen <strong>und</strong> sofort angerichtet werden. Man kann ihn mit Fischklößchen <strong>und</strong> Krebsschwänzchen<br />

garnieren <strong>und</strong> gibt Krebs- oder Austernsauce dazu.<br />

Zander a la Béchamel<br />

Man schneidet einen Zander von etwa 1,5 kg von den Gräten los, zieht <strong>die</strong> Haut ab, wäscht ihn <strong>und</strong> schneidet ihn in dünne<br />

Streifen. Dann lässt man etwas Butter im Tiegel schmelzen, legt <strong>die</strong> Fischstücke hinein, fügt Salz <strong>und</strong> ein wenig Wasser<br />

hinzu <strong>und</strong> lässt den Fisch auf mäßigem Feuer gar dämpfen. Hierauf lässt man den Fisch auf einem Siebe abtropfen <strong>und</strong><br />

bereitet ungefähr 1 l Béchamelsauce, <strong>die</strong> man mit etwas Fischwasser versetzt <strong>und</strong> kurz einkochen lässt. Nachdem man <strong>die</strong><br />

Sauce mit 2 Eidottern abgequirlt <strong>und</strong> mit 1/2 Obertasse Parmesankäse vermischt hat, gibt man sie samt dem Fisch in eine<br />

r<strong>und</strong>e Schüssel, auf <strong>die</strong> man auch nach Belieben einen Teigrand setzen kann. Nun streut man Parmesankäse darüber,<br />

beträufelt den Fisch mit Krebsbutter oder frischer Butter <strong>und</strong> backt ihn in einem nicht zu heißen Ofen goldgelb.<br />

Zandermayonnaise<br />

1 bis 1,5 kg Zander wird nach »Zander oder Sandart gesotten« gekocht <strong>und</strong> alsdann <strong>die</strong> Haut mit den Schuppen<br />

abgenommen; hierauf wird er entgrätet, in Stücke gepflückt <strong>und</strong>, wenn er erkaltet ist, mit »Mayonnaisensauce« angerichtet.<br />

Man garniert <strong>die</strong> Mayonnaise mit Zitronenscheiben, mit grünen Salatblättern oder Endivien, mit Mixed pickles, Krebsscheren<br />

<strong>und</strong> Schwänzen, mit hart gekochten, zerschnittenen Eiern, mit marinierten Neunaugen <strong>und</strong> dergleichen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 47 von 245


Zandersalat<br />

Der Zander wird, wie unter »Zandermayonnaise« beschrieben, gekocht <strong>und</strong> vorbereitet, dann aber mit »Remouladensauce«<br />

statt Mayonnaisensauce übergossen. Es sei hier noch einmal darauf hingewiesen, dass man <strong>die</strong> Fische, sobald sie gar sind,<br />

aus dem Wasser nimmt, damit sie nicht weich werden; erst wenn Fisch <strong>und</strong> Brühe erkaltet sind, legt man den ersteren<br />

wieder hinein, damit er nicht trocken wird.<br />

Hecht, Lachs, Dorsch <strong>und</strong> Schellfisch eignen sich ebenso gut zum Fischsalat sowohl, wie zur Mayonnaise. Reste von<br />

solchen Fischen sind auf <strong>die</strong>se Weise am besten zu verwenden. Man übergießt aber den Fisch schon einige St<strong>und</strong>en vor<br />

dem Anrichten mit der Sauce, damit er gut durchzieht.<br />

Kaulbarsche<br />

1 kg Kaulbarsche, <strong>die</strong> den Barschen sehr ähnlich sind, werden ebenso vorbereitet wie <strong>die</strong>se Fische. Man kocht sie in<br />

Salzwasser mit Zwiebelscheiben, Petersilienwurzeln, 1 Lorbeerblatt, 3 Gewürz- <strong>und</strong> 4 Pfefferkörnern auf hellem Feuer gar.<br />

Dann gießt man von dem Wasser so viel ab, dass noch genügend zur Sauce auf dem Fisch bleibt, drückt 2 Esslöffel Butter<br />

mit 1 Esslöffel Mehl <strong>und</strong> 1 Teelöffel gehackter Petersilie zusammen, fügt <strong>die</strong>s zu den Fischen <strong>und</strong> lässt sie damit gar<br />

kochen.<br />

Karauschen mit Dill<br />

1 kg Karauschen werden geschuppt, ausgenommen, gewaschen <strong>und</strong> fein eingekerbt. Hierauf werden sie in Salzwasser mit<br />

Zwiebeln, Gewürzkörnern <strong>und</strong> Lorbeerblatt gar gekocht <strong>und</strong> mit folgender Sauce angerichtet: Man lässt 1 Obertasse süße<br />

Sahne oder gute Milch mit 1 Esslöffel fein gewiegtem jungen Dill kochend werden <strong>und</strong> tut 1 Esslöffel Butter, geriebene<br />

Semmel <strong>und</strong> Salz dazu. Nachdem <strong>die</strong> Sauce recht sämig gekocht ist, gibt man sie über <strong>die</strong> in der Schüssel trocken<br />

angerichteten Fische.<br />

Karauschen mit Speck<br />

Die vorbereiteten Karauschen werden am Rücken 2 mal eingekerbt <strong>und</strong> gesalzen. Hierauf lässt man Mehl in Butter <strong>und</strong><br />

ausgelassenem Speck gelb rösten, gießt Fleischbrühe <strong>und</strong> ein wenig Essig dazu, lässt es gut kochen <strong>und</strong> würzt <strong>die</strong> Brühe<br />

mit Pfeffer, Lorbeerblatt <strong>und</strong> Ingwer. In <strong>die</strong>ser Brühe kocht man <strong>die</strong> Karauschen gar, richtet sie auf einer erwärmten<br />

Schüssel an, bestreut sie mit den Speckwürfeln <strong>und</strong> reicht <strong>die</strong> Sauce nebenher.<br />

Blei<br />

Der Blei ist dem Karpfen sehr ähnlich, sowohl im Aussehen als im Geschmack, doch ist er nicht so fein wie der letztere,<br />

außerdem hat er viel Gräten. Man bereitet den Blei zu wie Karpfen in Bier, blau oder gebacken.<br />

Plötze<br />

Man bereitet sie zu wie grünen Hecht oder wie gebackenen Karpfen.<br />

Aland<br />

Aland, auch Sommerkarpfen genannt, wird zubereitet wie Karpfen.<br />

Barbe<br />

Die Barbe wird wie andere Fische gereinigt <strong>und</strong> in dreifingerbreite Stücke geschnitten, wobei man <strong>die</strong> großen Stücke spaltet.<br />

Danach werden sie gewaschen, abgetrocknet <strong>und</strong> mit feinem Salz bestreut, später in Mehl umgewendet <strong>und</strong> in frischer<br />

Butter, <strong>die</strong> nach dem Kochen still geworden, schnell gar <strong>und</strong> recht kross gebraten. Man serviert sie zu Kartoffeln mit Äpfeln,<br />

weißen Bohnen mit Äpfeln oder zu Kartoffelsalat. – Die Barben sind nur in den Wintermonaten genießbar. Der Rogen der<br />

Barbe kann nicht gegessen werden, da er der Ges<strong>und</strong>heit schädlich ist.<br />

Stinte<br />

Etwa 1 kg Stinte <strong>für</strong> 4 Personen. Die Stinte werden weder geschuppt, noch ausgenommen, sondern nur mehrmals tüchtig<br />

gewaschen <strong>und</strong> auf ein Sieb geschüttet zum Ablaufen. Man kocht sie in Wasser mit Salz, Zwiebeln, Gewürz <strong>und</strong><br />

Lorbeerblatt weich <strong>und</strong> bereitet folgende Sauce: 75 g Speck, fein würflig geschnitten, lässt man in einer Pfanne<br />

ausschmelzen, doch nicht zu stark bräunen. Dann gibt man 2 Esslöffel Butter dazu <strong>und</strong> bereitet Braunmehl, das man mit<br />

Fischwasser auffüllt <strong>und</strong> klar kochen lässt. Hierauf schmeckt man <strong>die</strong> Sauce mit gutem scharfen Essig <strong>und</strong> Zucker ab <strong>und</strong><br />

gießt sie durch ein Sieb. Schließlich tut man <strong>die</strong> Stinte wieder hinein <strong>und</strong> lässt sie noch einmal aufkochen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 48 von 245


Muräne<br />

Die Muräne wird gekocht wie blauer Aal oder man kann sie auch braten. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke wird sie gesalzen <strong>und</strong> bleibt<br />

einige Zeit mit dem Salz stehen. Alsdann wird sie abgetrocknet, in Mehl gewendet <strong>und</strong> in steigender Butter auf der Pfanne<br />

gebraten oder, mit Speiseöl bestrichen, auf dem Rost. – Marinierte Muränen bereitet man wie marinierten Aal.<br />

Quappen oder Aalraupen<br />

Beim Ausnehmen der Quappen muss man besonders vorsichtig sein, dass man <strong>die</strong> Galle nicht drückt, damit <strong>die</strong> Leber nicht<br />

dadurch verdorben wird, da <strong>die</strong>se als ein großer Leckerbissen gilt. Nachdem <strong>die</strong> Fische sauber gereinigt sind, kocht man sie<br />

10 bis 15 Minuten in Wasser mit etwas Butter, Essig, Salz, Lorbeerblatt, Gewürz <strong>und</strong> Zwiebeln. Kurz vor dem Anrichten gibt<br />

man <strong>die</strong> Leber, von der man <strong>die</strong> Galle abgeschnitten, hinein <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Fische noch ein wenig ziehen. Man richtet sie<br />

recht heiß an, legt ihnen <strong>die</strong> Leber über den Rücken <strong>und</strong> gibt Krebs- oder Kräutersauce <strong>und</strong> heiße Kartoffeln dazu. – Man<br />

kann sie auch kalt mit Essig, Öl <strong>und</strong> Pfeffer servieren.<br />

Fischcurry<br />

Man entfernt Gräten <strong>und</strong> Haut von 1 kg Lachs, Zander oder Hecht <strong>und</strong> schneidet ihn in zierliche Stücke, bestreut <strong>die</strong>se mit<br />

Salz <strong>und</strong> lässt sie 1:00 St<strong>und</strong>e stehen. Dann trocknet man sie mit einem Tuche ab <strong>und</strong> bratet sie in Butter hellbraun. Danach<br />

legt man sie in eine Kasserolle in etwas kochendes Wasser <strong>und</strong> lässt den Fisch fest zugedeckt 10 bis 15 Minuten dampfen.<br />

Hierauf verrührt man auf dem Feuer 60 g Butter mit reichlich 1/2 Esslöffel Currypulver, fügt 2 geriebene Zwiebeln hinzu, tut<br />

<strong>die</strong>s alles zum Fisch <strong>und</strong> lässt ihn auf ganz schwachem Feuer noch 10 bis 15 Minuten damit dünsten. Danach richtet man<br />

den Fisch auf einer Schüssel an, beträufelt ihn mit Zitronensaft <strong>und</strong> garniert <strong>die</strong> Schüssel mit einem Reisrand, den man von<br />

250 g Reis, 1 l Wasser, Salz <strong>und</strong> 1 Löffel Butter hergestellt <strong>und</strong> mit etwas Currypulver vermischt hat.<br />

Neunaugen<br />

1 kg Neunaugen werden gebrüht <strong>und</strong> geschuppt. Nach dem Ausnehmen wäscht man sie sauber ab. Nachdem man den<br />

Kopf mit einem spitzen Messer durchstochen, steckt man den Schwanz durch <strong>die</strong>se Öffnung <strong>und</strong> legt sie so gekrümmt in<br />

eine Marinade von Weinessig, Salz, Zwiebeln <strong>und</strong> Gewürzkörnern <strong>und</strong> lässt sie einige St<strong>und</strong>en darin stehen. Alsdann<br />

schüttet man sie mit der Marinade in kochendes Wasser, lässt sie ein paar Mal darin hoch kochen <strong>und</strong> richtet sie warm an<br />

mit holländischer Sauce. – Um Neunaugen kalt zu verwenden, kocht man sie in Wasser mit Salz <strong>und</strong> Essig, doch nur ganz<br />

kurze Zeit, bestreicht sie mit gutem Öl <strong>und</strong> bratet sie auf dem Rost hellbraun. Nachdem sie erkaltet sind, packt man sie in<br />

ein Gefäß <strong>und</strong> gießt Marinade, wie oben beschrieben, darauf, bindet das Gefäß fest zu <strong>und</strong> verwahrt <strong>die</strong> Neunaugen am<br />

kühlen Ort. Zum Anrichten gießt man außer der Marinade noch etwas Öl darüber. – Man kann Neunaugen auch wie Karpfen<br />

in Rotwein zubereiten.<br />

Seefische<br />

Stockfisch gesotten<br />

Der Stockfisch heißt im frischen Zustande Kabeljau, gesalzen <strong>und</strong> auf den Klippen getrocknet Klippfisch, nur gesalzen<br />

Laberdan. Wird der Kabeljau ungesalzen getrocknet, so ist es Stockfisch. Langfisch ist dem R<strong>und</strong>fisch Vorzuziehen <strong>und</strong><br />

solcher der beste, der ans Tageslicht gehalten, einen rötlichen Schimmer erhält.<br />

Vielfach bekommt man in Delikatessgeschäften größerer Städte den Stockfisch fertig aufgeweicht zum Kochen; eine<br />

sparsame Hausfrau wird ihn aber gern getrocknet kaufen <strong>und</strong> selbst vorbereiten.<br />

Um den Stockfisch weich <strong>und</strong> ansehnlich zur Tafel zu bringen, richte man sich nach folgender Vorschrift: Man legt ihn<br />

30 Minuten in Wasser, damit er ein wenig aufweicht, klopft ihn mit einem hölzernen Hammer, anfangs nicht zu stark, nach<br />

<strong>und</strong> nach derber <strong>und</strong> zwar so lange, bis er locker geworden ist, jedoch darf er nicht zerfetzt werden. Danach legt man ihn in<br />

weiches Wasser, womit er nur gerade bedeckt sein darf, damit <strong>die</strong> Pottasche, welche auf den Fisch gestreut wird, besser<br />

einwirken kann. Zu 500 g trockenem Stockfisch nimmt man 100 g nicht gereinigte Pottasche. Diese Menge Fisch ist eine<br />

Portion <strong>für</strong> 7 bis 8 Personen. So lässt man ihn volle 48:00 St<strong>und</strong>en liegen. Hierauf schuppt man den Fisch, schneidet <strong>die</strong><br />

Flossen ab <strong>und</strong> zerlegt das Fleisch nach Größe des Kochtopfes in 3 bis 4 Stücke, legt sie aufeinander, schlägt sie in ein<br />

Tuch ein <strong>und</strong> bringt sie so in einem Topf, auf dessen Boden man einen Teller gelegt hat, mit kaltem weichen Wasser aufs<br />

Feuer. Durch das Einlegen in das Tuch bleiben <strong>die</strong> Stücke ansehnlicher <strong>und</strong> durch das Unterlegen des Tellers wird das<br />

Ansetzen des Tuches verhindert. So lässt man den Stockfisch ganz langsam heiß werden <strong>und</strong> dann ziehen, aber nicht<br />

kochen, worauf man im ganzen 3:00 St<strong>und</strong>en rechnen muss. Beim Anrichten nimmt man <strong>die</strong> Stücke aus dem Tuch, legt sie<br />

auf eine heiß gemachte Schüssel <strong>und</strong> streut fein geriebenes Salz darüber. Der Fisch muss mit den Kartoffeln sehr heiß<br />

angerichtet werden.<br />

Zur Sauce ist den meisten geschmolzene Butter <strong>und</strong> guter Senf am angenehmsten, indes sind auch billigere Saucen nicht<br />

zu verwerfen. Es eignen sich zum Stockfisch sehr gut »Holsteinische oder Travemünder Sauce« oder folgende Sauce: Man<br />

bringt 1/3 Wasser, 1/3 Milch <strong>und</strong> 1/3 Fischbrühe zusammen zum Kochen, schmeckt <strong>die</strong> Sauce mit Salz ab <strong>und</strong> kocht sie mit<br />

Kartoffelmehl bündig, worauf man frische Butter <strong>und</strong> Senf dazwischen rührt. – Was vom Stockfisch übrig bleibt, kann in der<br />

Stockfischbrühe, <strong>die</strong> man langsam heiß werden lässt, gewärmt werden.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 49 von 245


Stockfisch mit Schoten<br />

Junge grüne Erbsen werden ausgeschotet, in Salzwasser gar gekocht <strong>und</strong> mit geriebener Semmel sämig gemacht. Nun<br />

zerpflückt man den Stockfisch, den man wie oben gekocht hat, in kleine Stücke <strong>und</strong> gibt ihn unter <strong>die</strong> Schoten; alsdann lässt<br />

man beides noch ein wenig miteinander kochen, gibt 2 Esslöffel frische Butter daran, reibt etwas Muskatnuss darüber <strong>und</strong><br />

gibt kurz vor dem Anrichten das nötige Salz hinzu.<br />

Pannfisch<br />

Der Stockfisch, Wie schon beschrieben zubereitet, wird von Haut <strong>und</strong> Gräten befreit <strong>und</strong> recht fein gehackt. Dann lässt man<br />

ein reichliches Stück Butter kochen, gibt einen großen Teil fein gehackter Zwiebeln daran <strong>und</strong> lässt sie weich kochen, aber<br />

nicht braun braten. Alsdann fügt man den Stockfisch nebst Salz <strong>und</strong> gestoßenem Pfeffer hinzu <strong>und</strong> lässt ihn unter öfterem<br />

Umrühren gut durchschmoren, nachdem man zuletzt Kartoffeln hinzugibt, welche in der Schale gekocht <strong>und</strong> nach dem<br />

Erkalten gerieben worden sind. Dieses Gericht lässt sich auch von Schellfisch <strong>und</strong> Kabeljau zubereiten.<br />

Laberdan<br />

Wünscht man <strong>die</strong>sen stark gesalzenen Fisch recht weich zu haben, so wässere man ihn mit Anwendung von Pottasche wie<br />

Stockfisch, jedoch 3 Tage lang, wobei man täglich dreimal das Wasser wechselt. Dann bringt man ihn mit kaltem weichen<br />

Wasser aufs Feuer <strong>und</strong> lässt ihn langsam ziehen, nicht kochen. Es passen hierzu <strong>die</strong>selben Saucen wie zu Stockfisch, auch<br />

Petersiliensauce ist zu empfehlen.<br />

Frischer Kabeljau gesotten<br />

Man schuppt den Kabeljau, nimmt ihn aus <strong>und</strong> entfernt <strong>die</strong> Flossen, wäscht ihn <strong>und</strong> schneidet Kopf <strong>und</strong> Schwanz nicht zu<br />

kurz ab, wobei man das Mittelstück in zwei- bis dreifingerbreite Stücke zerlegt. Der Kopf des Kabeljau, welcher bei vielen als<br />

Delikatesse gilt, wird in 2 Teile geschnitten <strong>und</strong> 5 Minuten vorher in scharf gesalzenes kochendes Wasser gelegt, worauf<br />

man <strong>die</strong> übrigen Stücke hinzugibt <strong>und</strong> den Fisch 10 bis 15 Minuten kochen lässt, während man den Schaum sauber<br />

abnimmt. Sobald der Fisch gar ist, richtet man ihn an, garniert <strong>die</strong> Schüssel mit Petersilienblättern <strong>und</strong> gibt Sardellensauce<br />

oder auch zerlassene Butter <strong>und</strong> Senf nebst Kartoffeln dazu.<br />

Kabeljau gebraten<br />

Man nimmt hierzu am besten das Schwanzstück, das man nach dem Schuppen <strong>und</strong> Säubern in zweifingerbreite Scheiben<br />

schneidet. Diese werden mit Salz bestreut, in Mehl <strong>und</strong> Semmel gewendet <strong>und</strong> in Butter braun gebraten. Man reicht Senf<br />

<strong>und</strong> Salzkartoffeln oder Kartoffelsalat dazu.<br />

Man kann den Kabeljauschwanz auch backen. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke kerbt man ihn ein <strong>und</strong> stellt ihn mit Salz bestreut<br />

2:00 St<strong>und</strong>en hin. Danach wird er abgetrocknet, in geschmolzener Butter oder in geschlagenem Ei umgewendet, mit<br />

geriebenem Weißbrot bestreut <strong>und</strong> 30 bis 45 Minuten lang auf offener Pfanne in reichlich gelb gemachter Butter gar <strong>und</strong><br />

knusprig gebacken. Heiß angerichtet gibt man Sardellen-, Kapern- oder auch Remouladensauce dazu.<br />

Schellfisch gesotten<br />

Die Schellfische werden geschuppt, ausgeweidet <strong>und</strong> je nach ihrer Größe in 2 bis 3 Teile geschnitten. Diese legt man<br />

1:00 bis 2:00 St<strong>und</strong>en in kaltes Salzwasser, nimmt sie heraus <strong>und</strong> lässt sie 5 bis 10 Minuten in kochendem, nicht zu<br />

schwach gesalzenem Wasser bei öfterem Abschäumen gar, doch nicht zu weich kochen. Es werden recht heiß abgekochte<br />

Kartoffeln, geschmolzene Butter <strong>und</strong> guter Senf dazugegeben.<br />

Schellfisch mit Senfsauce<br />

Der Schellfisch wird gekocht, wie in »Schellfisch gesotten« beschrieben. Unterdes bereitet man »Senfsauce zu Fisch«,<br />

wozu man ein wenig von dem Fischwasser verwendet. Hierauf nimmt man den Fisch heraus, entgrätet ihn <strong>und</strong> zerpflückt ihn<br />

in kleine Stücke, tut ihn in <strong>die</strong> kochend heiße Sauce <strong>und</strong> lässt ihn darin ziehen. Vorher hat man auf einer flachen Schüssel<br />

einen Rand aus Püreekartoffeln geformt, denselben mit Butter bestrichen <strong>und</strong> im Ofen dunkelgelb gebacken. In den Rand<br />

füllt man den Schellfisch mit der Sauce hinein.<br />

Schellfisch mit Makkaroni<br />

Für 4 Personen. 250 g Makkaroni, 1 kg gekochter Schellfisch, 1 Ei, 1 Obertasse Milch, 1 gehäufter Esslöffel Mehl,<br />

1 Teelöffel Salz, 100 g geriebener Käse, 100 g Butter. Eine Backschüssel wird mit Butter ausgestrichen <strong>und</strong> mit Semmel<br />

ausgestreut. Nun füllt man <strong>die</strong> Form schichtweise mit den weich gekochten Makkaroni <strong>und</strong> dem entgräteten Schellfisch. Den<br />

Käse streut man dazwischen <strong>und</strong> quirlt <strong>die</strong> Eier mit Milch <strong>und</strong> Mehl. Nachdem man <strong>die</strong>se Masse darüber gegossen, legt<br />

man <strong>die</strong> zerpflückte Butter obenauf <strong>und</strong> backt <strong>die</strong>se Speise 45 bis 60 Minuten im Ofen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 50 von 245


Dorsch gesotten<br />

Der Dorsch ist einer der zartesten Seefische, dem Schellfisch sehr ähnlich. Er wird nach dem Reinigen in Portionsstücke<br />

geschnitten <strong>und</strong> in scharf gesalzenem Wasser nur einige Minuten gekocht, weil er leicht zerfällt. Will man ihn unzerteilt<br />

servieren, so kocht man ihn in einer Fischwanne mit Heber oder bindet ihn in eine Serviette <strong>und</strong> kocht ihn im Topf, dessen<br />

Boden man mit einem Teller bedeckt hat. Man gibt zerlassene Butter zu Dorsch oder folgende Sauce: Fein gehackte<br />

Zwiebeln werden in Butter gedämpft, aber nicht gebräunt. Alsdann wird etwas Mehl darin hell geröstet <strong>und</strong> etwas kochendes<br />

Wasser oder, falls der Fisch ganz frisch war, von dem Fischwasser hinzugetan. Nachdem man noch etwas fein gehackte<br />

Petersilie <strong>und</strong> gestoßenen Pfeffer hinzugefügt hat, lässt man <strong>die</strong> Sauce sämig kochen <strong>und</strong> gibt sie zum Fisch.<br />

Seelachs gesotten<br />

Der Seelachs, auch Blaufisch genannt, ist ein wohlschmeckender, wohlfeiler Fisch, der nach »Dorsch gesotten« zubereitet<br />

wird.<br />

Steinbutt gesotten<br />

Der Steinbutt gilt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Krone aller Fische, Kopf <strong>und</strong> Schwanz sind <strong>für</strong> viele <strong>die</strong> delikatesten Teile. Nachdem ein Fisch von<br />

1 bis 1,5 kg Gewicht geputzt, ausgenommen <strong>und</strong> innen von der Galle <strong>und</strong> Blut befreit ist, legt man den Fisch 30 Minuten in<br />

frisches Wasser <strong>und</strong> danach ebenso lange in Salzwasser. Man kocht ihn entweder im Steinbuttkessel mit Heber oder in<br />

einer Serviette im Topf, Wenn man ihn nämlich unzerteilt anrichten will, <strong>und</strong> zwar legt man <strong>die</strong> dunkle Seite nach unten. Soll<br />

der Steinbutt zerteilt werden, so hackt man ihn in ansehnliche Stücke, indem man das Hackemesser ansetzt <strong>und</strong> mit einem<br />

Hammer darauf schlägt; Kopf <strong>und</strong> Schwanz bleiben ganz. Man kocht den Fisch 15 bis 20 Minuten in Salzwasser, wobei man<br />

den Schaum abnimmt. Das Garsein kann man durch Herausnehmen einer Flosse erproben. Im Frühjahr passt Sauerampfersauce,<br />

zu anderer Zeit Krebs-, Garnelen- oder gerührte Buttersauce dazu. Auch geschmolzene Butter mit Senf ist<br />

sehr beliebt.<br />

Steinbutt au four<br />

Für 8 bis 10 Personen. Nachdem man einen Butt von 2 bis 2,5 kg gut gereinigt <strong>und</strong> gewaschen hat, zieht man <strong>die</strong> schwarze<br />

Haut ab, wobei man am Schwanze beginnt. Nun macht man mit einem scharfen Messer Einschnitte in den Fisch <strong>und</strong><br />

mariniert ihn <strong>für</strong> einige St<strong>und</strong>en mit Weinessig, Salz, feinen Kräutern, gestoßenem Gewürz <strong>und</strong> Pfeffer. Dann legt man ihn in<br />

eine mit Speckscheiben ausgelegte Pfanne, <strong>die</strong> gehäutete Seite nach oben, bestreut ihn mit geriebener Semmel, legt etwas<br />

zerpflückte Butter obenauf, gießt von der Marinade unter <strong>und</strong> bäckt den Fisch im heißen Ofen gar <strong>und</strong> gelbbraun. Diese Art<br />

der Zubereitung ist sehr schmackhaft, besonders wenn man holländische Sauce, mit Kapern vermischt, dazu anrichtet.<br />

Steinbutt auf dem Rost gebraten<br />

Nachdem der Fisch gehäutet <strong>und</strong> eingekerbt ist, legt man ihn <strong>für</strong> mehrere St<strong>und</strong>en in eine Marinade aus Zitronensaft,<br />

feinem Speiseöl, Salz <strong>und</strong> gestoßenem Pfeffer. Dann bestreicht man ihn mit geschmolzener Butter, bestreut ihn mit<br />

geriebener Semmel <strong>und</strong> bratet ihn auf dem Rost auf beiden Seiten hellgelb. Man gibt braune Butter dazu, <strong>die</strong> man mit<br />

Bouillon hat verkochen lassen <strong>und</strong> mit Zitronensaft geschärft hat.<br />

Glattbutt oder Tarbutt <strong>und</strong> Heilbutt gesotten<br />

Tarbutt wird ebenso vorgerichtet <strong>und</strong> zubereitet wie Steinbutt. Das Fleisch ist ebenso schmackhaft wie das des Steinbutt;<br />

der Fisch gehört zwar auch zu den teuren Fischen, ist aber doch erheblich billiger als Steinbutt.<br />

Schollen oder Goldbutten gesotten<br />

Nachdem man von 3 bis 4 Schollen <strong>die</strong> Flossen <strong>und</strong> den Kopf abgeschnitten <strong>und</strong> <strong>die</strong> dunkle Haut abgezogen hat, legt man<br />

sie 30 Minuten in Wasser, das man mehrmals erneuert; dann trocknet man sie ab, salzt sie gut <strong>und</strong> lässt sie 1:00 bis<br />

2:00 St<strong>und</strong>en stehen. Am besten kocht man sie in einem irdenen Geschirr, in dem man sie mit lauwarmem Wasser ansetzt<br />

<strong>und</strong> 30 Minuten ziehen lässt; danach gießt man das Wasser ab <strong>und</strong> kochendes Wasser darauf, worin sie noch 30 Minuten<br />

ziehen müssen. Man richtet sie so an, dass sie möglichst trocken sind, bestreut sie mit feinem Salze <strong>und</strong> richtet junge grüne<br />

Erbsen, <strong>die</strong> man mit Fleischbrühe, Petersilie <strong>und</strong> ein wenig Zucker fertig gekocht hat, darüber an.<br />

Fl<strong>und</strong>ern gebraten<br />

Die Fl<strong>und</strong>ern werden nach voriger Nummer vorgerichtet, jedoch etwas stärker gesalzen <strong>und</strong> abgetrocknet. Nachdem <strong>die</strong><br />

Haut dicht eingekerbt ist, werden <strong>die</strong> Fische mit geschmolzener Butter bestrichen <strong>und</strong> mit gestoßenem Zwieback bestreut.<br />

Hierauf werden sie in brauner Butter auf offener Pfanne rasch einige Minuten hellbraun <strong>und</strong> knusprig gebraten. Da <strong>die</strong>ser<br />

Fisch beim Braten sehr leicht weich bleibt oder wieder weich wird, so gehört dazu ein gutes Feuer <strong>und</strong> ein schnelles<br />

Anrichten. Man serviert ihn mit Sellerie- oder Kartoffelsalat.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 51 von 245


Seezungen gesotten<br />

Die Seezungen haben wie <strong>die</strong> Schollen eine weiße <strong>und</strong> eine graue Seite. Die erstere wird abgeschabt <strong>und</strong> letztere vom<br />

Schwanze aufwärts gehäutet. Man entfernt den Kopf, <strong>die</strong> Spitze des Schwanzes <strong>und</strong> <strong>die</strong> Flossen, nimmt <strong>die</strong> Eingeweide<br />

heraus, wäscht <strong>die</strong> Fische einige Male mit kaltem Wasser <strong>und</strong> schneidet <strong>die</strong> großen in 3 bis 4, <strong>die</strong> kleineren in 2 Teile.<br />

Danach gibt man sie in scharf gesalzenes kochendes Wasser, fügt ein Stückchen Butter hinzu <strong>und</strong> kocht sie in einigen<br />

Minuten gar. Beim Anrichten verziert man den Schüsselrand mit Petersilie <strong>und</strong> Zitronenscheiben <strong>und</strong> gibt gute Krebssauce,<br />

Sauerampfer- oder gerührte Buttersauce <strong>und</strong> dampfende Kartoffeln dazu.<br />

Seezungen gebraten<br />

Die Zungen werden nach voriger Nummer vorbereitet, dann in gerade oder schräge Stücke geschnitten <strong>und</strong> 1:00 bis<br />

2:00 St<strong>und</strong>en eingesalzen. Hierauf trocknet man <strong>die</strong> Stücke sauber ab, macht zum schnelleren Garwerden an beiden Seiten<br />

mit einem scharfen Messer 2 leichte Einschnitte, wendet sie in zerlassener Butter, bestreut sie mit gestoßenem Zwieback<br />

<strong>und</strong> bratet sie in brauner Butter knusprig <strong>und</strong> hellbraun.<br />

Rotzungen gebraten oder gesotten<br />

Die Rotzungen werden ebenso zubereitet wie Seezungen. Sie sind ebenfalls wohlschmeckend <strong>und</strong> geschätzt, aber dennoch<br />

erheblich billiger als <strong>die</strong>se. Ihre Zubereitung ist genau <strong>die</strong>selbe.<br />

Frikassee von Seezungen mit Krebs- oder Sardellenbutter <strong>und</strong> Fischklößchen<br />

Nachdem <strong>die</strong> Seezungen abgezogen, ausgeweidet <strong>und</strong> geputzt sind, befreit man sie von den Gräten <strong>und</strong> schneidet sie in<br />

kleinere Stücke. Hierauf dämpft man sie mit frischer Butter <strong>und</strong> etwas Salz halbgar, gibt kochende Bouillon, geriebene<br />

Semmel, Zitronenscheiben, Muskatblüte <strong>und</strong> etwas weißen Pfeffer hinzu <strong>und</strong> kocht den Fisch in der sämigen Sauce weich.<br />

Zuletzt gibt man der Sauce noch Geschmack mit Sardellenbutter oder Krebsbutter <strong>und</strong> richtet das Frikassee mit<br />

Fischklößchen an.<br />

Makrelen gesotten<br />

Die Makrele ist ein fetter, weichlicher Fisch. Man muss sie deshalb, nachdem man sie geschuppt, ausgeweidet <strong>und</strong><br />

gewaschen hat, 1:00 St<strong>und</strong>e in starkes Salzwasser legen, dem man ein gut Teil Essig hinzugefügt hat. Zum Kochen setzt<br />

man Salzwasser an mit folgenden Gewürzen: Zwiebeln, Estragon, Thymian, Basilikum, Pfeffer <strong>und</strong> Nelken, gießt 1 Glas<br />

Essig hinzu <strong>und</strong> bringt nun den Fisch hinein, den man nur einige Minuten kochen lässt. Man serviert ihn mit »Travemünder<br />

Sauce«.<br />

Beignets von Fischresten<br />

Man macht eine Farce von einem Stück Butter, etwas Muskatnuss <strong>und</strong> Salz, einigen Eiern, Zitronenschale, geriebenem<br />

Weißbrot <strong>und</strong> den fein gehackten Fischresten. Hiervon formt man fingerlange <strong>und</strong> zweifingerbreite Stückchen, wendet sie in<br />

Ei <strong>und</strong> gestoßenem Zwieback, worunter man Parmesankäse mischen kann, <strong>und</strong> bratet sie in Butter hellbraun. Man garniert<br />

sie mit gebackener oder frischer Petersilie.<br />

Kaviarschnitte<br />

Man bestreicht geröstete Semmelschnitten mit Butter <strong>und</strong> streicht hierauf Kaviar.<br />

Sardellenschnittchen<br />

Milchbrötchen oder ein längliches Weißbrot wird in Scheiben geschnitten. Diese werden entweder trocken geröstet oder mit<br />

Butter in einer Pfanne gelb gemacht oder auch in Milch <strong>und</strong> Ei eingeweicht <strong>und</strong> dann in Butter rasch gelb gebraten. Alsdann<br />

werden <strong>die</strong> Schnittchen mit der weiter unten beschriebenen Sauce bestrichen <strong>und</strong> mit Sardellen, <strong>die</strong> man wie zum Butterbrot<br />

vorgerichtet hat, belegt. Zur Sauce werden <strong>die</strong> Dotter von 4 hart gekochten Eiern fein zerrieben <strong>und</strong> danach gehackte<br />

Kräuter, als Estragon, Petersilie usw., ferner 125 ml Bouillon, 2 Esslöffel feines Öl, 1 bis 2 Esslöffel scharfer Weinessig,<br />

Kapern, Senf <strong>und</strong> etwas Pfeffer nach <strong>und</strong> nach dazugerührt.<br />

Stettiner Sardellenschnittchen<br />

Sardellen werden wie zum Butterbrot vorgerichtet, Milchbrötchen in fingerdicke Scheiben geteilt <strong>und</strong> auf dem Rost oder im<br />

Ofen dunkelgelb geröstet. Die Scheiben dürfen nicht zu dünn geschnitten werden, da sie sich sonst von der Hitze krumm<br />

ziehen. Zugleich kocht man frische Eier hart, trennt das Gelbe Vom Weißen, hackt das erstere recht fein, desgleichen auch<br />

Petersilie, welche nach dem Hacken in einem Tuche ausgedrückt wird, damit <strong>die</strong> Nässe entfernt wird. Dann bestreicht man<br />

<strong>die</strong> Schnittchen mit frischer Butter, belegt <strong>die</strong>se mit Eigelb <strong>und</strong> darüber 2 halbe Sardellen, <strong>die</strong> man in der Mitte durch<br />

1 Streifchen Petersilie trennt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 52 von 245


Frische oder grüne Heringe gesotten<br />

Für 4 Personen 8 bis 12 Heringe je nach der Größe. Die sehr frischen Heringe werden ausgenommen, von den Kiemen<br />

befreit <strong>und</strong> sehr sauber gewaschen. Danach kocht man Salzwasser mit 1 zerschnittenen Zwiebel, 1 Lorbeerblatt, 4 bis<br />

5 Pfeffer- <strong>und</strong> ebensoviel Gewürzkörnern, bis <strong>die</strong> Zwiebel weich ist, legt <strong>die</strong> Heringe hinein, lässt sie einmal aufwallen <strong>und</strong><br />

dann an heißer Stelle ziehen, bis sie gar sind. – Zu hellem Schwitzmehl von 1 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Esslöffel Mehl gießt<br />

man soviel von dem Fischwasser ohne <strong>die</strong> Gewürze, als zur Sauce nötig ist. Nachdem sie klar gekocht ist, fügt man je nach<br />

Belieben noch 1 Stückchen frische Butter <strong>und</strong> fein gewiegte Petersilie bei, oder aber man schärft <strong>die</strong> Sauce mit Zitronensaft<br />

<strong>und</strong> zieht sie mit 1 bis 2 Eigelb ab. Die angerichteten Fische werden mit einem Teil der sehr heißen Sauce übergossen, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> andere wird nebenher gereicht.<br />

Frische oder grüne Heringe mit Tomatensauce<br />

Die Heringe werden nach »Frische oder grüne Heringe gesotten« vorbereitet <strong>und</strong> gekocht. Zur Sauce nimmt man etwa<br />

4 Tomaten, wischt sie sauber ab, zerschneidet sie <strong>und</strong> lässt sie ohne Wasser auf lindem Feuer weich dünsten, worauf man<br />

sie durch ein Sieb streicht. Das gewonnene Tomatenmus vermischt man mit hellem Schwitzmehl, fügt von dem Fischwasser<br />

hinzu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Sauce sämig kochen, worauf man sie nach voriger Nummer anrichtet.<br />

Frische oder grüne Heringe in Gelee<br />

Man kocht <strong>die</strong> Heringe nach »Frische oder grüne Heringe gesotten«, fügt aber beim Kochen 1 Guss Essig hinzu. Nachdem<br />

man <strong>die</strong> Fische herausgenommen, lässt man das Fischwasser etwa zur Hälfte einkochen, schmeckt es mit Essig oder<br />

Zitronensaft ab <strong>und</strong> gießt es durch ein Sieb. Alsdann gibt man auf 1 Mdl. Heringe etwa 5 Blatt aufgelöste weiße Gelatine<br />

hinein, lässt es eben aufkochen <strong>und</strong> gießt es über <strong>die</strong> Heringe, <strong>die</strong> man in einer Schüssel angerichtet hat. Man gibt <strong>die</strong><br />

erkalteten Heringe zu Butterbrot oder mit Kartoffelsalat.<br />

Frische oder grüne Heringe gebraten<br />

Die Heringe werden ausgenommen <strong>und</strong> mit etwas Salz bestreut. Nach 1:00 St<strong>und</strong>e spült man sie eben ab <strong>und</strong> lässt sie gut<br />

ablaufen. Alsdann wendet man sie in Mehl <strong>und</strong> bratet sie auf offener Pfanne in Butter auf beiden Seiten gelbbraun. Auch in<br />

gutem Speiseöl gebraten, sind sie sehr schmackhaft. Man serviert sie recht heiß <strong>und</strong> gibt Petersilienkartoffeln, Kartoffelsalat<br />

oder Sauerkohl dazu.<br />

Bratheringe mariniert<br />

Die Heringe werden nach »Frische oder grüne Heringe gebraten« in gutem Speiseöl gebraten. Alsdann legt man auf den<br />

Boden eines Geschirrs reichlich Lorbeerblätter, ganzen Pfeffer, Nelkenpfeffer, geschnittene Zitronenschale <strong>und</strong> Kapern, legt<br />

<strong>die</strong> erkalteten Heringe, den Bauch nach unten, so dicht wie möglich nebeneinander in das Gefäß, dann wieder eine<br />

schwache Lage obiger Gewürze <strong>und</strong> wieder Heringe, bis sie sämtlich verpackt sind. Nun nimmt man guten Weinessig,<br />

vermengt ihn mit so viel abgekochtem Wasser, bis er <strong>die</strong> richtige Schärfe hat, <strong>und</strong> gießt <strong>die</strong>ses erkaltet über <strong>die</strong> Heringe.<br />

Frische oder grüne Heringe mariniert nach Strals<strong>und</strong>er Art<br />

Nachdem man <strong>die</strong> Heringe ausgenommen <strong>und</strong> sauber gewaschen, lässt man sie gut abtropfen <strong>und</strong> schichtet sie in ein tiefes<br />

Gefäß. Hierauf gießt man guten <strong>Küche</strong>nessig darüber, dem man auf 1 l etwa 1 Esslöffel Salz zugesetzt hat. Die Heringe<br />

müssen ganz mit Essig bedeckt sein, worin man sie 24:00 St<strong>und</strong>en stehen lässt. Alsdann nimmt man sie aus dem Essig <strong>und</strong><br />

lässt sie wieder gut abtropfen, worauf man sie mit zerschnittenen Zwiebeln, Lorbeerblattern, Gewürz- <strong>und</strong> Pfefferkörnern<br />

einschichtet. Wer sie pikant liebt, kann auch Senfkörner oder etwas Pfefferschote mit einlegen. Nach 3 Tagen sind <strong>die</strong><br />

Heringe gut, halten sich aber auch noch einige Zeit. Wenn man sie in Blechbüchsen einlegt <strong>und</strong> <strong>die</strong>se verlötet, so halten sie<br />

sich monatelang.<br />

Salzheringe mariniert, saurer Hering<br />

Die Salzheringe werden nach Vorschrift vorbereitet, dann, ohne sie in Stücke zu schneiden, mariniert wie <strong>die</strong> Bratheringe in<br />

»Bratheringe mariniert«. Beim Vorbereiten kann man <strong>die</strong> Heringe auch der Länge nach spalten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Mittelgräte<br />

herausnehmen.<br />

Heringsrouladen oder Rollmöpse<br />

Man verwendet hierzu am besten milcherne Heringe <strong>und</strong> wässert sie 12:00 bis 24:00 St<strong>und</strong>en, wobei man das Wasser<br />

mehrmals erneuert, um sie recht zart zu haben, kann man sie auch <strong>die</strong> letzten paar St<strong>und</strong>en in Milch legen. Alsdann<br />

schneidet man den Bauch ab, säubert sie im Innern, zieht <strong>die</strong> Haut ab <strong>und</strong> spaltet sie der Länge nach, wobei man <strong>die</strong><br />

Gräten entfernt. Nun bestreicht man jeden Teil mit feinem Öl <strong>und</strong> Mostrich, belegt ihn mit Kapern <strong>und</strong> fein geschnittenen<br />

Schalotten, bestreut ihn mit gestoßenem Pfeffer <strong>und</strong> rollt ihn zusammen, indem man das Ende mit einer Holzspeile<br />

befestigt. Hierauf hackt man <strong>die</strong> Milch der Heringe, vermengt sie mit gutem Öl <strong>und</strong> feinem Weinessig <strong>und</strong> gießt <strong>die</strong><br />

Mischung über <strong>die</strong> Heringe, worin sie einige Tage stehen müssen. – Statt der Schalotten kann man auch Zwiebeln nehmen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Kapern <strong>und</strong> den Mostrich fortlassen; statt dessen streut man dann aber etwas weiße Senfkörner über <strong>die</strong> Heringe.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 53 von 245


Salzheringe gebraten<br />

Die Flossen werden abgeschnitten, <strong>die</strong> Mittelgräte, Rogen oder Milch entfernt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Heringe danach in Milch gelegt, um<br />

dadurch auszuziehen. Danach werden sie abgetrocknet, einzeln in ein mit Butter bestrichenes Papier gerollt <strong>und</strong> dasselbe<br />

an den Enden zugekniffen, damit Fett <strong>und</strong> Dampf darin bleiben. So vorbereitet, legt man sie in heiße Butter <strong>und</strong> bratet sie<br />

15 Minuten in der Bratröhre. Man richtet sie ohne Papier an <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> kochende Butter darüber.<br />

Gebratene Bücklinge<br />

Man zieht den Bücklingen <strong>die</strong> Haut ab, nimmt <strong>die</strong> Eingeweide heraus, wendet sie in Mehl mit etwas Salz um <strong>und</strong> bratet sie<br />

in Butter hellbraun <strong>und</strong> gar. Man gibt Sauerkraut dazu. – Man kann aber auch <strong>die</strong> Gräten völlig herausnehmen, <strong>die</strong><br />

Bücklinge in Stückchen zerpflücken <strong>und</strong> <strong>die</strong>se dann in Butter braten. Zugleich macht man dann im Tiegel ein lockeres<br />

Rührei, richtet <strong>die</strong> Bücklinge auf einer heißen Schüssel bergartig an <strong>und</strong> gibt das Rührei im Kranze herum.<br />

Sprotten, kalt oder gebraten<br />

Die Sprotten kommen nur geräuchert in den Handel; am besten sind <strong>die</strong> Kieler Sprotten. Beim Einkauf achte man darauf,<br />

dass ihre Haut fest <strong>und</strong> glänzend ist; weiche, matte Haut lässt darauf schließen, dass <strong>die</strong> Fische nicht mehr frisch sind. Man<br />

gibt sie kalt zum Frühstück oder Abendbrot. Beim Anrichten bricht man Kopf <strong>und</strong> Schwanz ab, zieht <strong>die</strong> Haut ab <strong>und</strong> entfernt<br />

vorsichtig <strong>die</strong> Eingeweide. Sind <strong>die</strong> Fischchen sehr fest, so kann man sie auch halbieren <strong>und</strong> <strong>die</strong> Mittelgräten herausnehmen.<br />

Man reiht sie auf einer länglichen Schüssel nebeneinander <strong>und</strong> umkränzt sie mit frischer grüner Petersilie. – Man<br />

kann <strong>die</strong> Sprotten auch nach »Gebratene Bücklinge« braten.<br />

Sardinen<br />

Die Sardinen kommen nur mariniert in den Handel <strong>und</strong> zwar entweder mit Essig <strong>und</strong> Gewürzen oder mit Öl. Man serviert sie<br />

meistens gleich in den Gläsern, resp. Blechbüchsen, in denen man sie kauft. Die letzteren werden mit dem<br />

Blechdosenmesser geöffnet, den Rand der Büchsen umlegt man mit einem Streifen Papier, dessen oberen Rand man<br />

eingeschnitten <strong>und</strong> lockenartig aufgerollt hat, oder man stellt sie in einen eleganten Dosenbehälter.<br />

Schaltiere<br />

Hummer gesotten oder naturel<br />

Nachdem man den Hummer sauber gewaschen <strong>und</strong> gebürstet, steckt man ihn mit dem Kopf zuerst in kochendes Wasser,<br />

wodurch er sofort getötet wird. Das Wasser muss scharf kochen <strong>und</strong> auch im Kochen bleiben. Man lässt den Hummer, je<br />

nach der Größe, 20 bis 30 Minuten kochen <strong>und</strong> bestreicht ihn nach dem Herausnehmen mit einer Speckschwarte, wodurch<br />

er Glanz erhält. Bevor man ihn zur Tafel bringt, teilt man ihn der Länge nach mit Messer <strong>und</strong> Hammer in zwei Teile, <strong>die</strong>se<br />

der Breite nach in kleinere Stücke, knickt auch <strong>die</strong> Scheren ein, um bei Tafel das Fleisch leichter herausheben zu können,<br />

legt danach <strong>die</strong> Teile so zusammen, dass der Hummer seine vorige Gestalt wieder erhält <strong>und</strong> garniert <strong>die</strong> Schüssel mit<br />

Petersilienblättern. – Warm wird der Hummer mit Butter, fein gehackter Petersilie <strong>und</strong> in 8 Teile geschnittenen Zitronen<br />

gegeben. Kalt wird Speiseöl, Weinessig <strong>und</strong> Petersilie dazu gereicht.<br />

Hummermayonnaise<br />

Nachdem <strong>die</strong> gekochten Hummern gespalten sind, wird das Fleisch ausgelöst, in saubere Stücke geschnitten, auf einer<br />

r<strong>und</strong>en, flachen Schüssel bergartig angerichtet <strong>und</strong> <strong>für</strong> kurze Zeit mit Essig, Öl, Pfeffer <strong>und</strong> Salz mariniert. Unterdes bereitet<br />

man Mayonnaisensauce <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong>se über das Hummerfleisch. Man garniert <strong>die</strong> Mayonnaise mit hart gekochten Eiern,<br />

Gurkenscheiben, Kapern, Salatherzen <strong>und</strong> Fleischgelee. Zu <strong>die</strong>ser Mayonnaise kann man auch Büchsenhummer<br />

verwenden.<br />

Garnelen (Granat)<br />

Die Garnelen werden lebendig in brausend kochendes, stark gesalzenes Wasser geschüttet. Man lässt sie 15 Minuten<br />

kochen <strong>und</strong> löscht einige Male ein glühendes Eisen im Wasser ab, um dasselbe möglichst heiß zu machen, wodurch <strong>die</strong><br />

Garnelen eine schöne rote Farbe erhalten.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 54 von 245


Krebse gesotten<br />

Man lässt im Fischkessel 1 Esslöffel Butter zergehen, gibt kochendes Wasser dazu, ferner 1 Esslöffel scharfen Weinessig,<br />

reichlich Salz, 1 Prise gestoßenen Pfeffer <strong>und</strong> 1 B<strong>und</strong> Petersilie. Nachdem man 2 Mdl. Krebse nach Vorschrift gesäubert<br />

<strong>und</strong> getötet hat, tut man sie in das kochende Wasser <strong>und</strong> lässt sie 10 bis 15 Minuten kochen, wobei man sie mehrere Male<br />

umrührt. Sobald sie eine rote Farbe erhalten haben, sind sie fertig, werden vom Feuer genommen <strong>und</strong> pyramidenförmig<br />

über einer Serviette angerichtet. – Die Brühe verkocht man schnell mit 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> ebensoviel geriebener Semmel<br />

zu einer sämigen Sauce, <strong>die</strong> man mit fein gewiegter Petersilie anrichtet <strong>und</strong> nebenher reicht.<br />

Auf folgende Weise zubereitete Kartoffeln sind besonders schmackhaft zu Krebsen. 1 kg frisch abgekochte Salzkartoffeln<br />

stößt man, sobald sie abgedampft sind, mit einer Kelle in Stücke, gibt 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> von der Krebsbrühe daran.<br />

Sobald <strong>die</strong> Kartoffeln damit durchgekocht sind, schwenkt man sie mit fein gewiegter Petersilie <strong>und</strong> serviert sie dampfend. In<br />

<strong>die</strong>sem Falle gibt man keine Sauce zu den Krebsen, da <strong>die</strong> Kartoffeln mehr breiartig sein müssen.<br />

Krebse in Weißbier<br />

Die gebürsteten Krebse werden in kochendes Wasser getan, sofort wieder herausgenommen <strong>und</strong> in kochendes Weißbier<br />

geschüttet. Man fügt 1 Sträußchen Petersilie, 1 bis 2 Esslöffel Kochkümmel, reichlich Salz <strong>und</strong> 2 Esslöffel Butter hinzu <strong>und</strong><br />

kocht <strong>die</strong> Krebse langsam 10 bis 15 Minuten. Man richtet sie auf einer erwärmten Schüssel über einer Serviette an <strong>und</strong> gibt<br />

recht gute frische Butter dazu.<br />

Krebswürstchen (Resteverwertung)<br />

2 Milchbrötchen werden in Milch geweicht <strong>und</strong> über dem Feuer abgerührt, bis sie trocken sind. Hiermit vermischt man <strong>die</strong><br />

gleiche Menge fein gewiegtes Fischfleisch, 1 Esslöffel Bratensauce, 2 Eigelb <strong>und</strong> in kleine Würfel geschnittene<br />

Krebsschwänze. Man füllt <strong>die</strong> Masse in gereinigte Bratwurstdärme, bindet <strong>die</strong> Würstchen fingerlang ab <strong>und</strong> siedet sie<br />

15 Minuten, worauf man sie mit Krebsbutter bestreicht <strong>und</strong> serviert.<br />

Froschschenkel gebraten<br />

Man lässt sie 15 Minuten mit Salz stehen, wäscht sie mit kaltem Wasser ab, tunkt sie in Ei, wälzt sie in gestoßenem<br />

Zwieback <strong>und</strong> backt sie in heiß gemachter Butter dunkelgelb.<br />

Froschschenkelragout<br />

Froschschenkelragout bereitet man aus den Froschschenkeln, indem man sie mit Essig, Wasser <strong>und</strong> Salz in ein Gefäß legt<br />

<strong>und</strong> mit einer Rute peitscht, danach herausnimmt <strong>und</strong> gut abtropfen lässt. Dann lässt man Butter zergehen, legt <strong>die</strong><br />

Froschschenkel nebst Schalotten <strong>und</strong> Salz hinein <strong>und</strong> lässt sie zugedeckt beinahe gar dämpfen. Man stäubt nun etwas Mehl<br />

darüber, gibt gute Bouillon, Muskatblüte <strong>und</strong> einige Zitronenscheiben daran <strong>und</strong> richtet sie, mit Eidotter abgerührt, zierlich<br />

an. Auch können Semmelklößchen, in Bouillon oder gesalzenem Wasser gekocht, zwischen das Fleisch gelegt werden.<br />

Frische Austern oder Austern naturel<br />

Man wäscht <strong>und</strong> bürstet <strong>die</strong> Austern sauber in kaltem Wasser ab; dann öffnet man sie mit einem Austernbrecher oder einem<br />

starken Messer, muss jedoch vorsichtig sein, damit man <strong>die</strong> innere Perlmutterschicht der Schale nicht verletzt, denn <strong>die</strong>se<br />

enthält eine übel riechende <strong>und</strong> -schmeckende Flüssigkeit. Nachdem man den Deckel fortgeworfen hat, entfernt man mit<br />

einem Pinsel etwaige Splitter, aber so, dass <strong>die</strong> Auster ihr eigenes Wasser behält. Man richtet sie auf r<strong>und</strong>en flachen<br />

Schüsseln an <strong>und</strong> legt Zitronenstückchen dazwischen.<br />

Austern gebraten<br />

Man tröpfelt etwas Zitronensäure auf <strong>die</strong> aus den Schalen genommenen Austern, wendet sie in Ei <strong>und</strong> darauf in<br />

gestoßenem Zwieback um <strong>und</strong> lässt sie einige Minuten in kochender Butter backen, doch ja nicht zu lange, weil sie sonst<br />

hart werden.<br />

Muscheln gesotten<br />

Man wäscht <strong>die</strong> Muscheln mit einer Bürste rein ab, wobei man <strong>die</strong> toten, d. h. <strong>die</strong> mit klaffenden Schalen fortwirft. Alsdann<br />

tut man <strong>die</strong> Muscheln nebst 1 Zwiebel in scharf gesalzenes kochendes Wasser, deckt den Topf zu <strong>und</strong> lässt sie wenige<br />

Minuten kochen. Alsdann nimmt man sie heraus, löst <strong>die</strong> Tiere aus den Schalen <strong>und</strong> richtet sie mit »Sardellensauce« an<br />

oder gibt Butter, Senf <strong>und</strong> Zitronenviertel dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 55 von 245


Muschelragout<br />

Die nach »Muscheln gesotten« gekochten Muscheln werden aus der Schale gelöst. Zur Sauce lässt man fein gehackte<br />

Schalotten in Butter dünsten, gießt 1/2 Glas guten Weißwein dazu <strong>und</strong> lässt es aufkochen; dann gibt man noch einige<br />

geschnittene Champignons hinein, sowie ein paar Esslöffel gute braune Kraftbrühe. Nachdem man <strong>die</strong> Sauce mit Salz,<br />

Pfeffer <strong>und</strong> Zitronensäure gewürzt hat, tut man <strong>die</strong> ausgelösten Muscheln hinein <strong>und</strong> lässt sie noch einige Minuten kochen.<br />

Gemüse <strong>und</strong> Kartoffelspeisen<br />

Gemüse<br />

Das Vorbereiten der Gemüse<br />

Man findet sehr häufig, dass <strong>die</strong> Gemüse, <strong>die</strong> als Nahrungsmittel so äußert wichtig sind <strong>und</strong> deshalb vor allen anderen<br />

Speisen eine sorgfältige Zubereitung ver<strong>die</strong>nen, oft sehr vernachlässigt werden, weshalb hier manches besprochen wird,<br />

was überflüssig scheinen möchte.<br />

Vor allen Dingen muss <strong>für</strong> größte Sauberkeit der Kochgeschirre gesorgt werden, da hiervon sowohl Geschmack als<br />

Ansehen der Speisen abhängt. Alle frischen Gemüse müssen gut gereinigt, klar gewaschen <strong>und</strong> nach dem Schneiden<br />

wieder abgespült, aber nicht gewässert werden. Eine Ausnahme machen hiervon nur Kartoffeln, <strong>die</strong> man, besonders wenn<br />

sie schon alt sind, auch einige Zeit im Wasser liegen lassen kann.<br />

Das Abwällen<br />

Die Gemüse, <strong>die</strong> man vor der eigentlichen Zubereitung in Salzwasser abkocht, lässt man darin nur eben aufkochen, weil<br />

sonst <strong>die</strong> besten Stoffe mit dem Wasser später fort gegossen werden. Beim Hineintun der Gemüse in das Wasser achte<br />

man darauf, dass <strong>die</strong>ses scharf kocht, <strong>und</strong> gebe das Gemüse immer nur in kleineren Portionen hinein, so dass das Wasser<br />

kaum aufhört zu kochen. Um den grünen Gemüsen, wie z.B. Spinat, Stielmus, Grünkohl usw. beim Abkochen ihre grüne<br />

Farbe zu erhalten, dürfen <strong>die</strong>se beim Abkochen nicht zugedeckt werden, danach aber auch nicht lange an der Luft stehen,<br />

ehe sie fertig zubereitet werden. – Sehr praktisch zum Abwällen der Gemüse ist der Gemüsekocher aus Drahtgeflecht.<br />

Das Kochen der Gemüse<br />

Um <strong>die</strong> Gemüse recht schmackhaft zu kochen <strong>und</strong> zugleich das schnellere Garwerden zu befördern, wolle man folgendes<br />

beachten: Soll das Gemüse mit Butter gekocht werden, so gebe man zur Ersparnis derselben <strong>die</strong> Hälfte der Butter ins<br />

kochende Wasser, ehe <strong>die</strong> Gemüse hineinkommen, <strong>die</strong> andere Hälfte aber zum Gemüse, wenn es fertig ist, wodurch der<br />

Buttergeschmack stärker hervortritt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Brühe bündiger wird. – Will man Bratenfett zum Gemüse verwenden, so tut man<br />

<strong>die</strong>ses ins kochende Wasser, kocht <strong>die</strong> Gemüse damit <strong>und</strong> mischt sie zuletzt mit einem Stückchen Butter durch. Nierenfett,<br />

Schmalz, Gänse- <strong>und</strong> Hammelfett setzt man jedoch mit kaltem Wasser aufs Feuer <strong>und</strong> lässt es vor dem Hinzutun des<br />

Gemüses stark kochen. Unterdes schüttet man das klar gespülte oder auch abgekochte Gemüse zum Ablaufen auf einen<br />

Durchschlag <strong>und</strong> gibt es, nicht mit einem Male, sondern je nach der Menge in etwa 2 bis 3 Portionen nach <strong>und</strong> nach mit dem<br />

Schaumlöffel in den Topf, <strong>und</strong> zwar jedes Mal erst, wenn das Wasser wieder kocht. Das Nachgießen suche man möglichst<br />

zu vermeiden. Bei gehöriger Aufmerksamkeit lässt sich bald <strong>die</strong> nötige Quantität Wasser oder Brühe ermessen; indes ist es<br />

immer besser, etwas zu wenig als zu viel Flüssigkeit zum Ansetzen zu nehmen. Zum Nachgießen werden Brühe oder<br />

Wasser nur kochend verwendet.<br />

Das Binden der Gemüse<br />

Das Binden der Gemüse darf erst geschehen, wenn <strong>die</strong>se völlig gar sind. Sollte einmal das Gemüse anbrennen, so darf<br />

man nicht darin rühren <strong>und</strong> ebenso wenig Wasser hinzugießen. Das beste ist in solchem Falle, das Gemüse möglichst<br />

schnell in ein anderes Geschirr zu schütten, wobei man das im Topfe Hängenbleibende zurücklässt. Dann nimmt man ein<br />

anderes Kochgeschirr, bringt Wasser mit Fett <strong>und</strong> etwas Salz rasch zum Kochen <strong>und</strong> schüttet das Gemüse zum<br />

Fertigkochen hinein. Sollte es aber schon gar sein, so lasse man 1 Stück Butter oder Fett heiß werden, koche etwas Mehl<br />

darin recht gar, rühre etwas Fleischbrühe hinzu, auch etwas Salz, wenn es fehlen sollte, <strong>und</strong> schwenke das Gemüse darin<br />

durch. Man achte überhaupt darauf, <strong>die</strong> Gemüse möglichst wenig zu rühren, sondern schwenke <strong>die</strong>selben nur hin <strong>und</strong> her,<br />

wenn es nötig ist.<br />

Die Behandlung der Hülsenfrüchte<br />

Hülsenfrüchte stellt man am besten tags zuvor mit kaltem weichen Wasser zum Ausquellen hin. Steht einem kein weiches<br />

Wasser zur Verfügung, so setzt man dem harten Wasser etwas Natron zu. Die Hülsenfrüchte werden am nächsten Tage mit<br />

denselben Wasser, also kalt zum Kochen angesetzt. Nach Verlauf von 30 Minuten Kochens gießt man das Wasser ab <strong>und</strong><br />

gießt frisches kochendes Wasser mit Butter oder Fett oder aber Fleischbrühe hinzu. Die Hülsenfrüchte dürfen nur in kurzer<br />

Brühe, ganz langsam kochend weich werden, wobei man nach <strong>und</strong> nach immer nur kochendes Wasser resp. Fleischbrühe<br />

hinzufügen darf. Das Salz wird erst dazugegeben, wenn sie völlig weich geworden sind.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 56 von 245


Skorzoneren oder Schwarzwurzeln in Fleischbrühe<br />

Diese Wurzeln wirft man, sobald sie geschabt sind, in lauwarmes Wasser <strong>und</strong> Milch, nachdem man ein wenig Mehl dazugerührt<br />

hat; in Ermanglung der Milch kann man auch etwas Essig nehmen. Dadurch bleibt den Wurzeln ihre Weiße erhalten.<br />

Hierauf spült man <strong>die</strong> Wurzeln noch einmal nach, setzt sie mit Fleischbrühe <strong>und</strong> Butter zum Feuer <strong>und</strong> lässt sie in kurzer<br />

Brühe mit wenig Salz gar kochen. Eben vor dem Anrichten gibt man gestoßenen Zwieback <strong>und</strong> Muskatblüte daran. – Man<br />

darf zum Kochen <strong>die</strong>ser Wurzeln keine metallenen Geschirre nehmen, da sie sich darin blau kochen.<br />

Skorzoneren mit Sauce<br />

Man bereitet <strong>die</strong> Wurzeln vor, wie oben angegeben, kocht sie in kochendem Wasser mit 1 Löffel Weinessig, Salz <strong>und</strong> Butter<br />

weich <strong>und</strong> schüttet sie auf einen irdenen Durchschlag. Dann schwitzt man 1 Stück frische Butter mit 1 Esslöffel Mehl gelb,<br />

zerrührt es mit Fleischbrühe, gibt etwas Essig, sehr wenig Zucker <strong>und</strong> Muskatblüte dazu, stovt <strong>die</strong> Wurzeln darin auf <strong>und</strong><br />

rührt sie vor dem Anrichten mit Eidotter ab. Man kann sie auch in Salzwasser mit etwas Essig weich kochen <strong>und</strong> mit dicker<br />

Spargelsauce anrichten.<br />

Rosenkohl oder Brüsseler Kohl<br />

1 kg <strong>für</strong> 4 Personen. Dieses vorzügliche Wintergemüse ist in Beschaffenheit <strong>und</strong> Geschmack dem Wirsingkohl nahe<br />

verwandt, jedoch viel feiner. Man schneidet <strong>die</strong> Köpfchen unten sauber ab <strong>und</strong> entfernt <strong>die</strong> äußeren welken Blätter.<br />

Nachdem man <strong>die</strong> Köpfe sauber gewaschen hat, übergießt man sie mit kochendem Wasser <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>ses rein ablaufen<br />

oder kocht sie in Salzwasser nur eben auf. Dann setzt man den Kohl mit 3 Esslöffel Butter <strong>und</strong> ganz wenig kochendem<br />

Wasser auf, fügt Salz hinzu <strong>und</strong> dünstet ihn langsam weich. Zuletzt macht man den Kohl mit hellem Schwitzmehl sämig <strong>und</strong><br />

reibt beim Anrichten Muskatnuss darüber.<br />

Spinat oder Binetsch<br />

Der gut verlesene Spinat wird in reichlich Wasser so lange gewaschen, bis sich keine Spur von Sand mehr zeigt. Alsdann<br />

kocht man ihn 2 bis 3 Minuten in scharf kochendem Wasser offen ab, gibt ihn auf einen Durchschlag, gießt etwas kaltes<br />

Wasser darüber, drückt ihn mit dem Schaumlöffel rein aus <strong>und</strong> hackt ihn fein. Danach lässt man 2 Esslöffel Butter gelb<br />

werden, rührt 1 Esslöffel feines Mehl darin durch <strong>und</strong> gibt den Spinat hinein. Ist er zu fest, so fügt man nur wenig Wasser<br />

oder Fleischbrühe, auch den Rest guter Bratensaucen dazu <strong>und</strong> lässt den Spinat darin durchstoven. Nach Belieben kann<br />

man ihn mit Muskatnuss würzen oder auch beim Abkochen eine Zwiebel mit in das Wasser geben oder ein wenig fein<br />

gehackten Schnittlauch hinzufügen. – Zur Verzierung bedeckt man den Rand der Schüssel mit in Butter gebratenen<br />

Weißbrotscheiben, auf welche man Spiegeleier legt, oder man garniert <strong>die</strong> Schüssel mit hart gekochten, in 8 Teile<br />

geschnittenen Eiern.<br />

Spinat auf sächsische Art<br />

Man kocht den Spinat in gesalzenem Wasser mit einer Zwiebel ab <strong>und</strong> hackt ihn mit einigen von Haut <strong>und</strong> Gräten befreiten<br />

Sardellen ganz fein. Im übrigen verfährt man nach »Spinat oder Binetsch«. Die angerichtete Schüssel wird ebenfalls mit<br />

Eiern garniert.<br />

Mangold oder römischer Kohl<br />

Unter den vielfarbigen Sorten ist der mit weißlich grünen Blättern der beste. Die jungen weichen Blätter kocht man wie<br />

Spinat; sind sie aber kräftiger geworden, so wird das Kraut von den Rippen abgestreift, letztere werden dünn abgezogen, in<br />

fingerlange Stücke geschnitten, in gesalzenem kochenden Wasser abgekocht <strong>und</strong> wie Blumenkohl gestovt oder auch mit<br />

einer dicklichen Spargelsauce gegessen. Das abgestreifte Kraut wird abgekocht, gehackt <strong>und</strong> wie Spinat bereitet; man kann<br />

es auch mit den zubereiteten Blattrippen servieren, wobei man das Gehackte in der Mitte der Schüssel anrichtet <strong>und</strong> es mit<br />

den Rippen umkränzt.<br />

Sauerampfer<br />

Für 4 Personen 1 kg. Der Sauerampfer wird gut verlesen, wobei man <strong>die</strong> größeren Blätter von den Stielen abstreift <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong>se entfernt, während man <strong>die</strong> kleineren Blätter mit den Stielen verwendet. Danach wird der Sauerampfer ebenso<br />

abgekocht, wie Spinat. Nachdem man ihn aus dem Wasser herausgenommen, lässt man ihn einige Zeit mit dem<br />

Durchschlag in kaltem Wasser stehen, damit <strong>die</strong> Säure etwas auszieht. Alsdann wird er fest ausgedrückt <strong>und</strong> auf folgende<br />

Weise fertig gestellt: Man schwitzt 1 reichlichen Esslöffel Butter mit ebensoviel fein gestoßenem Zwieback, gibt 1 Obertasse<br />

süße Sahne, etwas Salz <strong>und</strong> Muskatnuss dazu <strong>und</strong> lässt den Sauerampfer darin durchkochen, worauf man ihn anrichtet.<br />

Die Schüssel wird mit in Butter gebratenen Weißbrotstreifchen garniert.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 57 von 245


Stangenspargel<br />

Der Spargel wird fein abgeschält, wobei man am Kopfe anfängt; so weit er hart ist, wird er abgeschnitten, dann gewaschen,<br />

in Bündchen geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> in reichlich kochendem Wasser mit dem nötigen Salz mäßig stark gekocht. Nachdem er weich<br />

geworden ist, doch ehe <strong>die</strong> Köpfe zerkochen, nimmt man ihn aus dem Wasser <strong>und</strong> richtet ihn auf einer heiß gemachten<br />

Schüssel zierlich an. Man gibt geschmolzene Butter in der Sauciere besonders dazu.<br />

Spargelgemüse<br />

Man verwendet hierzu dünneren Spargel, schneidet ihn nach dem Schälen 2 bis 3 mal durch <strong>und</strong> setzt ihn mit etwas<br />

Fleischbrühe oder Wasser kochend an, wobei man 1 reichliches Stück Butter, das nötige Salz <strong>und</strong> ganz wenig Zucker<br />

hinzufügt. Wenn der Spargel gar ist, stäubt man etwas feines Mehl darüber <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> Sauce mit Eidotter ab. Das<br />

Spargelgemüse wird nun zierlich angerichtet, nach Belieben mit Semmelklößchen garniert <strong>und</strong> <strong>die</strong> sehr sämige Brühe<br />

darüber gegossen.<br />

Spargel mit jungen Wurzeln oder Möhren<br />

Hierzu nimmt man halb Wurzeln, halb Spargel <strong>und</strong> lässt erstere, gut gereinigt <strong>und</strong> in Streifen geschnitten, etwa 15 Minuten<br />

in guter Fleischbrühe <strong>und</strong> Butter kochen. Alsdann gibt man den gewaschenen Spargel hinein <strong>und</strong> verfährt weiter nach<br />

»Spargelgemüse«.<br />

Hopfensprossen<br />

Die ganz jungen Sprossen vom Hopfen werden Verlesen, gewaschen, in kleine Bündchen geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mit kochendem<br />

Salzwasser gar gekocht. Alsdann wird das Gemüse auf einen Durchschlag getan, dass das Wasser abläuft, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Fäden<br />

werden entfernt. Nun richtet man <strong>die</strong> Hopfensprossen auf einer heiß gemachten Schüssel an, streut etwas fein gestoßenen<br />

Zwieback <strong>und</strong> fein geriebene Muskatnuss darüber <strong>und</strong> gibt eine säuerliche Sauce, z. B. eine Eiersauce, recht heiß darüber.<br />

Rübstiel oder Stielmus<br />

Man verwendet hierzu <strong>die</strong> jungen Blätter der Zucker- oder Wasserrübe <strong>und</strong> zwar nur <strong>die</strong> Blattstiele <strong>und</strong> <strong>die</strong> Blattrippen. Auch<br />

eignen sich <strong>die</strong> Stiele des Mangolds dazu. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke streift man <strong>die</strong> Blätter ab, wäscht <strong>die</strong> Stiele sauber <strong>und</strong> kocht<br />

sie in gesalzenem Wasser. Nachdem sie weich sind, gießt man das Wasser ab <strong>und</strong> zerschneidet <strong>die</strong> Stiele in kleine Stücke.<br />

Dann wird gute Butter mit etwas Mehl durchgeschwitzt, frische Milch <strong>und</strong> Salz, auch noch 1 Stückchen Butter dazugegeben<br />

<strong>und</strong> der Rübstiel so lange darin gestovt, bis er kochend heiß ist. Ein längeres Kochen bringt <strong>die</strong> Sauce zum Gerinnen, auch<br />

darf <strong>die</strong>se weder klar hervortreten, noch darf das Gemüse einem dicken Mehlbrei gleichen. Beim Anrichten gibt man etwas<br />

fein geriebene Muskatnuss darüber.<br />

Junge Wurzeln oder Möhren<br />

Die jungen Wurzeln werden nur fein abgeschabt <strong>und</strong> gewaschen, wenn sie klein sind, werden sie nicht durchgeschnitten,<br />

sonst aber in Streifen geschnitten <strong>und</strong> nochmals abgespült, aber ja nicht gewässert. Alsdann werden sie mit kochendem<br />

Wasser, Butter <strong>und</strong> wenig Salz angesetzt. Man kocht sie mit wenig Brühe gar <strong>und</strong> fügt nach Geschmack ganz wenig Zucker<br />

hinzu. Dann wird etwas Mehl darüber gestäubt oder auch ein wenig Schwitzmehl hinzugegeben. Kurz vor dem Anrichten<br />

werden <strong>die</strong> Wurzeln mit etwas fein gehackter Petersilie durchgeschwenkt.<br />

Herbstwurzeln oder alte Mohrrüben <strong>und</strong> Fleischbrühe<br />

Man schneidet <strong>die</strong> Wurzel in ganz feine Streifchen <strong>und</strong> wäscht sie gut, schwitzt 1 zerschnittene Zwiebel in Butter oder Fett<br />

gelblich, gibt Fleischbrühe <strong>und</strong> <strong>die</strong> Mohren hinzu <strong>und</strong> lässt sie recht weich werden. Vor dem Anrichten gibt man etwas<br />

Schwitzmehl <strong>und</strong> Petersilie dazu, nach Belieben kann man auch in Stücke geschnittene abgekochte Kartoffeln hinzufügen,<br />

doch müssen <strong>die</strong>se beim Umrühren ganz bleiben.<br />

Möhren mit Speck<br />

Man kann <strong>die</strong> Rüben auch mit Wasser <strong>und</strong> Salz, mit 1 gehackten Zwiebel, 1 Lorbeerblatt <strong>und</strong> einigen Gewürzkörnern<br />

ziemlich weich kochen. Alsdann fügt man ausgebratenen Speck mit den Grieben hinzu <strong>und</strong> stellt <strong>die</strong> Wurzeln, wie vorhin<br />

beschrieben, fertig her.<br />

Weiße Rüben mit Sahne<br />

Man putzt <strong>die</strong> Rüben sauber, wäscht sie <strong>und</strong> brüht sie mit Wasser ab; hierauf setzt man sie mit 500 ml kochendem Wasser,<br />

1 Esslöffel Butter <strong>und</strong> ein wenig Salz aufs Feuer <strong>und</strong> lässt sie langsam weich dünsten. Dann gießt man <strong>die</strong> Brühe ab <strong>und</strong><br />

zwar auf ein inzwischen bereitetes, helles Schwitzmehl von 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Esslöffel Mehl, gibt 1 Obertasse süße<br />

Sahne dazu <strong>und</strong> kocht unter Zusatz von etwas Zucker, Pfeffer <strong>und</strong> Salz eine sämige Sauce, in der man <strong>die</strong> Rüben einmal<br />

aufkochen lässt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 58 von 245


Rüben mit Kaldaunen<br />

Die Rüben, auch Steck- oder Kohlrüben, werden in Scheiben oder Streifen geschnitten <strong>und</strong> nach Vorschrift mit der Brühe<br />

von Kaldaunen weich gekocht. Zuletzt verkocht man <strong>die</strong> Brühe mit Braunmehl, ein wenig Zucker <strong>und</strong> Pfeffer <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong><br />

Rüben nebst den in Stücke geschnittenen Kaldaunen hinein. Die größeren Stücke der Kaldaunen werden zu länglichen<br />

Vierecken zurecht geschnitten; <strong>die</strong>se werden mit Ei <strong>und</strong> Semmel paniert, in Butter gelb gebraten <strong>und</strong> um <strong>die</strong> angerichteten<br />

Rüben herumgelegt.<br />

Mairüben<br />

Man schneidet <strong>die</strong> Rüben in kleine Würfel oder schmale Streifen, setzt sie mit kochender Fleischbrühe oder Wasser, mit<br />

Butter oder Fett <strong>und</strong> dem nötigen Salz zum Feuer, lässt sie gar kochen <strong>und</strong> stäubt ein wenig Mehl darüber. Beim Anrichten<br />

gibt man etwas Muskatnuss darüber, auch kann man einige abgekochte Kartoffeln dazwischen geben. – Sollten <strong>die</strong> Rüben<br />

etwa bitter sein, so kocht man sie erst in Salzwasser halb gar <strong>und</strong> bereitet sie dann, wie vorhin beschrieben. Man kann sie<br />

nach dem Abkochen ebenso wie Rübstiel durchstoven, dann aber muss man sie ganz weich kochen.<br />

Rüben mit Hammelfleisch<br />

Das Hammelfleisch wird in viereckige Ragoutstückchen zerteilt, gut gewaschen <strong>und</strong> in so viel kochendem Wasser<br />

angesetzt, dass es reichlich bedeckt ist. Nachdem man es geschäumt, fügt man Salz hinzu <strong>und</strong> gibt nach 1:00 St<strong>und</strong>e<br />

Kochens <strong>die</strong> Brühe durch ein Sieb. Alsdann wird der Topf ausgewaschen <strong>und</strong> Fleisch <strong>und</strong> Brühe darin wieder zum Kochen<br />

gebracht, worauf man <strong>die</strong> Rüben hinzuschüttet <strong>und</strong> alles zusammen weich kochen lässt, vor dem Anrichten macht man <strong>die</strong><br />

Brühe mit etwas Schwitzmehl sämig <strong>und</strong> gibt abgekochte Kartoffeln hinein, <strong>die</strong> man eben durchschwenkt.<br />

Teltower Rübchen oder märkische Rübchen<br />

Je kleiner <strong>die</strong>se Rübchen, desto feiner sind sie im Geschmack, desto mühsamer ist aber auch das Putzen; man verrichtet<br />

daher <strong>die</strong>se Arbeit am besten am Abend vorher. Damit <strong>die</strong> Rübchen nicht unansehnlich werden, wäscht man sie nicht ab,<br />

sondern bestreut sie mit Weizenmehl <strong>und</strong> lässt sie verdeckt stehen. Vor dem Kochen werden sie sauber abgewaschen. Nun<br />

lässt man 2 Esslöffel Butter im Kochtopf gelb werden, fügt 1 Esslöffel Zucker hinzu <strong>und</strong> bräunt ihn, wobei man 1 Esslöffel<br />

Mehl <strong>und</strong> 500 ml kochendes Wasser, Fleischbrühe oder auch Bratensauce hinzugibt. Nachdem man <strong>die</strong> Rübchen<br />

hineingetan <strong>und</strong> das nötige Salz hinzugefügt hat, wird der Topf fest zugedeckt, damit <strong>die</strong> Rüben in kurzer Brühe langsam<br />

gar Schmoren, was 1:30 St<strong>und</strong>en Zeit erfordert. Nach Belieben kann man abgekochte Kartoffeln hinein geben oder auch<br />

Salzkartoffeln besonders darreichen.<br />

Steckrüben oder Kohlrüben<br />

Die gelben Steckrüben sind <strong>die</strong> besten. Sie werden gewaschen, geschält, wieder gewaschen, in dünne Scheiben<br />

geschnitten <strong>und</strong> auf einem Durchschlag abgespült. Dann werden sie mit kochendem Wasser nicht zu viel, mit Butter <strong>und</strong><br />

Salz weich gekocht <strong>und</strong> mit 1 bis 2 Esslöffel Sahne durchgerührt. Beim Anrichten wird das Gemüse mit Zucker<br />

abgeschmeckt <strong>und</strong> etwas fein gestoßenem Pfeffer bestreut. Die Kartoffeln hierzu werden gekocht <strong>und</strong> entweder dazwischen<br />

gemischt oder besonders gereicht.<br />

Karotten mit Erbsen oder Mohrrüben mit Schoten<br />

Man rechnet von jedem Gemüse 1 Suppenteller voll. Junge Mohrrüben werden in feine Streifchen geschnitten <strong>und</strong> in etwas<br />

Salzwasser mit 1 Esslöffel Butter weich gekocht. In einem zweiten Geschirr kocht man <strong>die</strong> ausgekernten Schoten ebenfalls<br />

mit Salzwasser <strong>und</strong> Butter weich. Man versäume nicht, an jedes der Gemüse beim Kochen ein wenig Zucker zu geben.<br />

Alsdann macht man mit Butter ein helles Schwitzmehl, fügt ein wenig recht gute Fleischbrühe hinzu, gibt beide Gemüse<br />

hinein <strong>und</strong> lässt sie darin aufkochen. Vor dem Anrichten schwenkt man das Gemüse mit fein gewiegter Petersilie durch <strong>und</strong><br />

garniert <strong>die</strong> Schüssel nachher mit Semmelklößchen oder mit aufgerolltem zerschnittenen Eierkuchen.<br />

Grüne Erbsen oder Schoten<br />

Man lässt Wasser mit reichlich Butter kochen, gibt <strong>die</strong> ausgeschoteten Erbsen teilweise nach <strong>und</strong> nach hinein, wobei man<br />

<strong>die</strong> Brühe jedes Mal wieder aufkochen lässt, <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Schoten ungefähr 1:00 St<strong>und</strong>e in kurzer Brühe kochen. Kurz vor<br />

dem Anrichten tut man etwas Salz <strong>und</strong> ein wenig Zucker hinzu, macht <strong>die</strong> Brühe mit Schwitzmehl sämig <strong>und</strong> schwenkt das<br />

Gemüse mit fein gehackter Petersilie durch. Statt des Schwitzmehls kann man auch, sobald <strong>die</strong> Erbsen kochen, ein<br />

Klößchen, das man aus 1 Esslöffel Mehl <strong>und</strong> 1 Esslöffel Butter geknetet hat, zu den Erbsen legen. Dieses löst sich nach <strong>und</strong><br />

nach auf <strong>und</strong> macht <strong>die</strong> Brühe etwas sämig.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 59 von 245


Schotenpüree<br />

Wenn Ende des Sommers <strong>die</strong> Schoten oder grünen Erbsen schon dick <strong>und</strong> vielleicht hartlich werden, empfiehlt es sich, sie<br />

als Püree oder Brei zu bereiten. Die ausgehülsten Schoten werden sauber gewaschen <strong>und</strong> mit weichem Wasser kalt<br />

angesetzt, ohne sie zu salzen. Wenn sie eben weich sind, doch ehe sie zerkochen, gießt man das Wasser ab, streicht <strong>die</strong><br />

Schoten durch ein feines Sieb <strong>und</strong> lässt das Püree mit Salz, Butter <strong>und</strong> ganz fein gewiegter Petersilie aufkochen.<br />

Gemischtes Gemüse mit Geflügel<br />

Tauben oder Hähnchen werden in 4 Teile geschnitten <strong>und</strong> in Wasser <strong>und</strong> Salz ausgeschäumt, dann gibt man 1 Stück<br />

Butter, Muskatblüte sowie etwas geschwitztes Mehl dazu <strong>und</strong> lässt sie langsam kochen. Unterdes wird recht viel Spargel<br />

etwas stärker als zum Abkochen abgeschält, zweimal durchgeschnitten, auch Blumenkohl vorbereitet, in Stücke geschnitten<br />

<strong>und</strong> beides in Wasser <strong>und</strong> Salz halb gar gekocht. Dann schüttet man beides auf ein Sieb <strong>und</strong> gibt es zum völligen<br />

Garwerden zu den Tauben, nur muss man sorgen, dass <strong>die</strong> Stücke ganz <strong>und</strong> ansehnlich bleiben. Darauf kocht man Krebse,<br />

bricht sie aus den Schalen, macht von den Scheren Krebsbutter <strong>und</strong> hackt den Abfall nebst dem Fleische aus den Scheren<br />

recht fein, gibt 1 Stück Butter, in Wasser eingeweichtes <strong>und</strong> ausgedrücktes Weißbrot, ein paar Eier, Muskat <strong>und</strong> Salz hinzu,<br />

füllt damit einige Krebsnasen <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong>se mit kleinen Fleischklößchen, während man das Fleisch nebst dem Blumenkohl<br />

in eine heiße Schüssel ordnet. Dann rührt man <strong>die</strong> Sauce mit einigen Eidottern ab, gibt ein wenig Zitronensaft,<br />

Krebsschwänze <strong>und</strong> Klöße hinein, richtet solches zierlich über dem Geflügel an, garniert <strong>die</strong> Schüssel r<strong>und</strong>herum mit den<br />

Krebsnasen <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> Krebsbutter darüber hin.<br />

Leipziger Allerlei<br />

Man bereitet <strong>die</strong>s Mischgericht am besten im Frühjahr, wenn alle Gemüse noch jung sind, oder man stellt es von Konserven<br />

her. Man nimmt junge Schotenkerne, junge Möhren, junge Kohlrabi, zarten Spargel, recht weißen Blumenkohl <strong>und</strong> frische<br />

Morcheln; von jedem geputzten Gemüse etwa 1 Obertasse voll <strong>für</strong> 4 Personen. Die Gemüse werden alle einzeln nach<br />

Vorschrift geputzt, gereinigt <strong>und</strong> in Streifen geschnitten; <strong>die</strong> Morcheln halbiert man, den Blumenkohl teilt man in Röschen.<br />

Jedes Gemüse wird <strong>für</strong> sich in Salzwasser weich gekocht, doch so, dass es nicht zerfällt, <strong>und</strong> danach auf einem Siebe zum<br />

Abtropfen hingestellt. Den Spargel kocht man in Fleischbrühe, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Morcheln brüht man ab <strong>und</strong> dünstet sie in Butter<br />

weich. Dann macht man ein helles Schwitzmehl von 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Esslöffel Mehl, kocht es mit der Spargelbrühe<br />

auf <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> Gemüse hinein, um sie darin noch ein paar Minuten zu dünsten. Man garniert das Gemüse mit<br />

Semmelklößchen, <strong>die</strong> in Fleischbrühe gar gekocht sind.<br />

Zuckererbsen<br />

Von den Zuckererbsen werden <strong>die</strong> Fasern abgezogen wie von grünen Bohnen. Danach werden sie mit kochendem Wasser<br />

angesetzt, mit Butter, Salz <strong>und</strong> ein wenig Zucker ungefähr 1:00 St<strong>und</strong>e gekocht, zuletzt mit hellem Schwitzmehl sämig<br />

gemacht <strong>und</strong> mit gehackter Petersilie durchgeschwenkt.<br />

Große oder dicke Bohnen, auch Puff- oder Vietsbohnen genannt<br />

Man verwendet hierzu nur junge, noch nicht ausgewachsene Bohnen. Das erkennt man weniger an ihrer Größe, als<br />

vielmehr daran, dass sie unter dem so genannten Barte noch nicht gelb sind. Schließlich werden sie dort sogar schwarz,<br />

sind dann aber nicht mehr zu verwenden. Man rechnet <strong>für</strong> 4 Personen etwa 2 kg Bohnen. Nachdem man sie ausgeschotet<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Schalen fortgeworfen hat, wällt man <strong>die</strong> Bohnen in Salzwasser ab <strong>und</strong> lässt sie auf einem Siebe abtropfen. Alsdann<br />

setzt man sie mit frischem kochenden Wasser, sowie Salz an <strong>und</strong> lässt sie weich kochen. Beim Anrichten nimmt man sie mit<br />

einem Schaumlöffel heraus, bestreut sie mit fein gehackter Petersilie <strong>und</strong> übergießt sie mit kochend heißer geschmolzener<br />

Butter.<br />

Große oder dicke Bohnen mit Speck<br />

Es wird Speck in Würfel geschnitten, <strong>die</strong>selben langsam ausgebraten, damit das Fett einen guten Geschmack behält,<br />

1 Stückchen Butter dazugegeben <strong>und</strong> etwas Mehl darin gelb geschwitzt. Dann wird etwas geschmolzene Butter<br />

dazugerührt, das nötige Salz hineingegeben <strong>und</strong> <strong>die</strong> nach »Große oder dicke Bohnen, auch Puff- oder Vietsbohnen<br />

genannt« vorbereiteten <strong>und</strong> kurze Zeit abgekochten Bohnen hineingetan. Man fügt etwas Bohnenkraut hinzu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong><br />

Bohnen weich kochen, wobei sie aber weder zerkochen, noch entzwei gerührt werden dürfen. Nach Belieben kann man<br />

auch den Speck in Scheiben schneiden, <strong>die</strong>se gelb braten, mit dem ausgelassenen Fett <strong>die</strong> Bohnen stoven <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Scheiben dazugeben. – Man kann auch mageren Speck in Scheiben schneiden, mit Wasser kochen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bohnen in<br />

<strong>die</strong>ser Speckbrühe kochen <strong>und</strong> dann, wie oben beschrieben, fertig stellen. Vor dem Anrichten wird <strong>die</strong> Bohnenbrühe mit<br />

Schwitzmehl sämig gemacht, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bohnen werden mit gehackter Petersilie durchgeschwenkt.<br />

Kohlrabi mit Kraut<br />

Junge Kohlrabi werden geschält, in feine Scheiben oder Streifen geschnitten, wobei alle harten Stellen entfernt werden<br />

müssen, kalt abgewaschen <strong>und</strong> mit kochendem Wasser übergossen. Alsdann werden <strong>die</strong> Kohlrabi mit Rindfleischbrühe<br />

angesetzt <strong>und</strong> weich gekocht. Die jungen Blätter werden von den Stielen gestreift, in Salzwasser abgekocht, fein gehackt,<br />

zum übrigen Gemüse hinzugegeben <strong>und</strong> ebenfalls weich gekocht. Das fertige Gemüse wird mit Schwitzmehl bündig<br />

gemacht <strong>und</strong> mit einigen abgekochten Kartoffeln vermischt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 60 von 245


Kohlrabi ohne Kraut<br />

Hierzu eignen sich besonders ausgewachsene, schon ältere Kohlrabi, <strong>die</strong> freilich noch nicht holzig sein dürfen, deren Kraut<br />

aber schon zu strenge <strong>und</strong> hart ist. Die abgeschälten Kohlrabi werden in Scheiben geschnitten, in Salzwasser etwa<br />

5 Minuten gekocht <strong>und</strong> abgegossen. Danach macht man eine helle Mehlschwitze, gibt 1 bis 2 Obertassen Sahne oder gute<br />

Milch, <strong>die</strong> man mit Salz abschmeckt, hinein <strong>und</strong> kocht hierin <strong>die</strong> Kohlrabi weich. Zuletzt schmeckt man sie mit 1 Prise Pfeffer<br />

ab.<br />

Gefüllte Kohlrabi<br />

Man nimmt hierzu ziemlich große Kohlrabi, schält sie recht r<strong>und</strong> <strong>und</strong> schneidet eine dicke Scheibe von jedem Kopf ab. Die<br />

Köpfe werden becherartig ausgehöhlt <strong>und</strong> samt den abgeschnittenen Scheiben in kochendem Wasser ein wenig abgekocht.<br />

Dann füllt man jeden Becher mit einer guten, nicht zu steifen Kalbfleischfarce, bindet <strong>die</strong> Scheiben als Deckel darauf <strong>und</strong><br />

setzt sie, den Deckel nach oben, in einen flachen Topf nebeneinander, gibt so viel kochende Fleischbrühe, dass <strong>die</strong> Kohlrabi<br />

damit bedeckt werden, sowie 1 reichliches Stück Butter dazu <strong>und</strong> lässt sie darin gar kochen. Beim Anrichten setzt man <strong>die</strong><br />

Kohlrabi vorsichtig auf eine Schüssel <strong>und</strong> nimmt <strong>die</strong> Fäden ab. Die Brühe macht man mit hellem Schwitzmehl sämig, gibt<br />

auch wohl einige Zitronenscheiben daran, rührt sie mit Eidotter ab <strong>und</strong> gibt sie recht heiß über <strong>die</strong> Kohlrabi.<br />

Blumenkohl<br />

Man verlese den Blumenkohl, nehme <strong>die</strong> kleinen Blätter heraus, lasse aber <strong>die</strong> Köpfe so viel als möglich ganz <strong>und</strong> lege sie<br />

in Salzwasser, damit noch etwa vorhandene Insekten herauskommen. Alsdann werden <strong>die</strong> Köpfe in kochendem Wasser mit<br />

Salz vorsichtig mürbe gekocht <strong>und</strong> beim Herausnehmen geschont, dass sie nicht brechen. Beim Anrichten wird der Kohl so<br />

gelegt, dass er eine Blume bildet <strong>und</strong> eine dicke Krebs-, Butter- oder holländische Sauce darüber gegeben, nachdem das<br />

noch herausgezogene Wasser entfernt wurde. Am besten legt man den Blumenkohl zum Abkochen in eine Serviette, damit<br />

er beim Herausnehmen nicht bricht <strong>und</strong> gut abläuft.<br />

Artischocken<br />

Man schneidet <strong>die</strong> Stiele von den Artischocken <strong>und</strong> dann noch so viel von der unteren Seite fort, dass das weiße Fleisch zu<br />

sehen ist; nachdem man auch <strong>die</strong> unteren, harten Blätter entfernt hat, schneidet man mit einer Schere <strong>die</strong> stachligen<br />

Spitzen der anderen Blätter fort. Nachdem sie sauber gewaschen sind, legt man <strong>die</strong> Artischocken in viel kochendes Wasser,<br />

das man mit Zitronensaft ein wenig gesäuert hat, damit sie heiß bleiben. Sobald sich <strong>die</strong> Samenfäden leicht herausziehen<br />

lassen, nimmt man <strong>die</strong> Artischocken heraus <strong>und</strong> kühlt sie in kaltem Wasser ab. Nun entfernt man <strong>die</strong> harten Fäden <strong>und</strong><br />

kleinen Blätter in der Mitte, spült <strong>die</strong> Artischocken nochmals ab <strong>und</strong> kocht sie in Salzwasser vollends gar, was, vom ersten<br />

Kochen an gerechnet, etwa 2:00 St<strong>und</strong>en in Anspruch nimmt. Beim Anrichten lässt man sie auf einem Tuch abtropfen, legt<br />

sie alsdann auf eine flache Schüssel <strong>und</strong> übergießt sie mit heißer Butter oder heißem Öl oder auch mit holländischer Sauce.<br />

Man rechnet <strong>für</strong> 4 Personen 10 bis 12 Artischocken.<br />

Artischocken mit holländischer Sauce<br />

Zu den nach »Artischocken« gekochten Artischocken bereitet man folgende Sauce: Mit 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 2 Esslöffel<br />

Mehl bereitet man helles Schwitzmehl <strong>und</strong> gibt 250 ml Weißwein <strong>und</strong> 250 ml Rindfleischbrühe dazu, so dass man eine<br />

bündige Sauce erhält. Nachdem sie gut klar gekocht ist, tut man noch 1 Esslöffel Butter daran, sowie etwas Zitronensaft.<br />

Hierauf quirlt man <strong>die</strong> Sauce mit 3 Eidottern ab <strong>und</strong> gießt sie über <strong>die</strong> angerichteten Artischocken.<br />

Salat- oder Spargelbohnen<br />

Sind <strong>die</strong> Fasern der Bohnen von beiden Seiten gut abgezogen, so werden sie gewaschen, in gesalzenem, stark kochendem<br />

Wasser weich gekocht, trocken abgegossen <strong>und</strong> mit einer sauren Eiersauce zur Tafel gebracht. Die abgekochten Bohnen<br />

kann man auch mit Butter, sehr wenig Wasser <strong>und</strong> Petersilie dämpfen.<br />

Schneidebohnen in Butter<br />

1 kg Bohnen. Die abgezogenen breiten Bohnen werden fein geschnitzelt, gewaschen <strong>und</strong> mit kochendem Wasser<br />

angesetzt. Man gibt sogleich reichlich Butter, Salz <strong>und</strong> etwas Bohnenkraut hinzu. Wenn sie fast weich sind, gibt man noch<br />

1 Stückchen Butter, das man mit 1 Esslöffel Mehl durchgeknetet hat, hinzu. Vor dem Anrichten wird fein gehackte Petersilie<br />

durchgeschwenkt. Es werden gekochte Kartoffeln dazwischen gemengt oder besonders dazugegeben.<br />

Schneidebohnen in Fleischbrühe<br />

Nachdem <strong>die</strong> Bohnen gut abgefasert, fein geschnitten <strong>und</strong> gewaschen sind, setzt man sie mit kochender Fleischbrühe<br />

(Rinds- oder Hammelbrühe) nebst Butter aufs Feuer <strong>und</strong> lässt sie zugedeckt weich kochen. Vor dem Anrichten gibt man<br />

reichlich fein gehackte Petersilie <strong>und</strong> Pfefferkraut <strong>und</strong> 1 Esslöffel Mehl, das man in Butter gelb geschwitzt hat, hinzu, lässt<br />

<strong>die</strong> Bohnen damit durchkochen, mengt Salzkartoffeln darunter <strong>und</strong> richtet sie mit dem Fleisch an.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 61 von 245


Schneidebohnen in Milch<br />

Die nach »Schneidebohnen in Fleischbrühe« vorgerichteten Bohnen werden mit kochendem Wasser abgekocht <strong>und</strong><br />

abgegossen. Danach werden sie mit so viel kochender Milch, dass sie gerade bedeckt sind, angesetzt <strong>und</strong>, nachdem Salz<br />

<strong>und</strong> Butter hinzugetan, weich gekocht. Vor dem Anrichten fügt man fein gehackte Petersilie <strong>und</strong> Pfefferkraut hinzu, sowie<br />

auch 1 Esslöffel Mehl, das man mit etwas Sahne zerrührt hat, schwenkt <strong>die</strong> Bohnen damit durch <strong>und</strong> lässt sie gut<br />

durchkochen.<br />

Schneidebohnen mit Speck<br />

1 kg Schwertbohnen, 500 g magerer Speck. Die Bohnen werden nach Vorschrift abgezogen <strong>und</strong> geschnitzelt. Der Speck<br />

wird in Portionsstücke geschnitten, mit kaltem Wasser angesetzt <strong>und</strong> halb weich gekocht. Hierauf gibt man <strong>die</strong> Bohnen<br />

hinein <strong>und</strong> kocht sie nach »Schneidebohnen in Butter« fertig.<br />

Brechbohnen<br />

Hierzu verwendet man schmalere Sorten Bohnen, <strong>die</strong> man abfasert <strong>und</strong> in gliedlange Stücke bricht. Man bereitet sie wie<br />

Schneidebohnen zu.<br />

Nachlese oder Blindhuhn<br />

500 g geräucherter Schinken oder ebensoviel magerer Speck wird gekocht <strong>und</strong> beiseite gestellt. Danach bereitet man<br />

1 Suppenteller voll grüner Brechbohnen vor; 1/2 Suppenteller voll gekochter Mohrrüben werden in kleine Würfel geschnitten;<br />

beides wird, nachdem es gut abgespült, in <strong>die</strong> Schinkenbrühe hineingegeben. Später fügt man 1 Suppenteller voll in<br />

Scheiben geschnittene Kartoffeln <strong>und</strong> halb so viel ebenfalls in Stücke geschnittene Äpfel hinzu <strong>und</strong> lässt alles weich kochen.<br />

Hierauf wird das Gemüse mit etwas Pfeffer <strong>und</strong> Salz abgeschmeckt <strong>und</strong> mit Mehl, das man mit wenig Wasser angerührt hat,<br />

gut durchgeschwenkt. Blindhuhn muss recht sämig, aber saftig gekocht sein <strong>und</strong> von den Äpfeln einen nur etwas<br />

säuerlichen Geschmack erhalten. Man serviert das Gemüse mit dem in würflige Stücke geschnittenen Schinken, resp.<br />

Speck.<br />

Wirsing- oder Savoyerkohl<br />

Man rechnet <strong>für</strong> 4 Personen 1 bis 2 Köpfe, je nach der Größe. Die äußeren Blätter werden entfernt. Dann schneidet man<br />

den Kohl durch, nimmt den Herzstängel <strong>und</strong> <strong>die</strong> dicken Rippen aus den Blättern weg <strong>und</strong> schneidet das Übrige des Kopfes<br />

in Stücke, etwa so groß wie eine halbe Hand. Hierauf wird der Kohl gewaschen <strong>und</strong> in viel kochendem Wasser mit Salz auf<br />

raschem Feuer nur eben aufgekocht, auf einen Durchschlag getan <strong>und</strong> ausgedrückt <strong>und</strong> dann mit Fleischbrühe <strong>und</strong> reichlich<br />

Butter weich gekocht. Nach Belieben kann man etwas geriebene Muskatnuss dazugeben. Zeit des Kochens 1:15 St<strong>und</strong>e.<br />

Wirsingkohl mit Ente<br />

Die Kohlköpfe werden nach »Wirsing- oder Savoyerkohl« vorbereitet <strong>und</strong> abgewällt. Unterdes lässt man 1 Ente, <strong>die</strong> gehörig<br />

vorgerichtet <strong>und</strong> gesalzen worden ist, in Butter gelbbraun braten, legt einige Speckscheiben darunter, gibt 2 Tassen Wasser<br />

dazu <strong>und</strong> legt den Kohl, doch so, dass <strong>die</strong> Köpfe nicht auseinander fallen, zu der Ente, streut schichtweise etwas Salz<br />

dazwischen, deckt den Topf fest zu <strong>und</strong> lässt beides bei gelindem Feuer in 1:30 bis 2:00 St<strong>und</strong>en weich dämpfen. Beim<br />

Aufgeben wird <strong>die</strong> tranchierte Ente in <strong>die</strong> Mitte der Schüssel gelegt <strong>und</strong> der Kohl r<strong>und</strong> herum angerichtet.<br />

Schmorkohl<br />

Schmorkohl bereitet man am besten von Rotkohl <strong>und</strong> Weißkohl zu gleichen Teilen. Man wählt recht feste Köpfe, von denen<br />

man <strong>die</strong> äußern Blätter abtrennt; man rechnet 1 bis 2 Köpfe <strong>für</strong> 4 Personen. Nachdem man <strong>die</strong> Köpfe in Hälften geschnitten<br />

hat, schneidet man den Kohl mit einem Messer oder einem Kohlhobel recht fein wie Nudeln. Nachdem man den Kohl<br />

abgewaschen, brüht man ihn mit siedendem Wasser <strong>und</strong> lässt es gut ablaufen. Nun setzt man ihn mit 75 g<br />

Schweineschmalz <strong>und</strong> 250 ml kochendem Wasser an, gibt 1 Esslöffel Salz dazu <strong>und</strong> schmort ihn mit wenig Brühe weich;<br />

sollte das Wasser zu sehr einkochen, so kann man kochendes dazugießen. Ehe der Kohl ganz weich ist, gibt man nach<br />

Geschmack Essig <strong>und</strong> Zucker dazu; zuletzt macht man ihn mit Kartoffelmehl, das man in kaltem Wasser angerührt hat,<br />

sämig. - Nach Belieben kann man den Kohl auch mit 100 g in Würfel geschnittenem Speck, in dem man 1 zerschnittene<br />

Zwiebel geröstet hat, kochen. – Rotkohl kocht man am besten in einem irdenen Gefäß, weil er darin seine Farbe am besten<br />

behält.<br />

Rotkohl mit Äpfeln<br />

Nachdem man 1 bis 2 Köpfe Rotkohl geschnitten <strong>und</strong> gebrüht hat, lässt man 3 Esslöffel Butter zergehen, röstet<br />

1 zerschnittene Zwiebel hellgelb <strong>und</strong> gibt den Kohl nebst 1/2 Flasche Rotwein dazu. Nachdem der Kohl einige Zeit gekocht<br />

hat, fügt man 1 Obertasse geschälte, ausgekernte Apfelschnitte von säuerlicher Sorte dazu <strong>und</strong> lässt den Kohl damit weich<br />

kochen. Zuletzt schmeckt man ihn mit Essig, Zucker <strong>und</strong> Salz ab <strong>und</strong> macht ihn mit Kartoffelmehl sämig, das man in kaltem<br />

Wasser angerührt hat.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 62 von 245


Weißkohl (Kappus) gedämpft<br />

Man lässt so viel Wasser, dass der Kohl nicht völlig bedeckt wird, kochen, gibt sogleich feines Bratenfett von Ente oder gute<br />

Butter dazu, tut den fein geschnittenen Kohl nebst dem nötigen Salz hinein <strong>und</strong> fügt etwa 1 Teelöffel Kochkümmel lagenweise<br />

dazwischen. Nach einiger Zeit gibt man einige halb durchgeschnittene saure Äpfel dazu <strong>und</strong> macht den Kohl mit<br />

etwas Mehl sämig, das man mit Essig angerührt hat. Dieser Kohl darf nicht zu dünn gekocht sein.<br />

Weißkohl auf <strong>gewöhnliche</strong> Art<br />

2 Köpfe Weißkohl bereitet man wie »Wirsing- oder Savoyerkohl« vor, wäscht den Kohl <strong>und</strong> lässt ihn etwa 5 Minuten in<br />

reichlichem Salzwasser abkochen. Danach schüttet man ihn auf einen Durchschlag <strong>und</strong> drückt das Wasser heraus. Hierauf<br />

setzt man ihn mit kochender Fleischbrühe von Rindfleisch oder Hammelfleisch <strong>und</strong> Butter an <strong>und</strong> lässt ihn darin gar kochen.<br />

Die Brühe macht man zuletzt mit Braunmehl sämig, gibt auch wohl nach Belieben beim Kochen 1 Teelöffel Kochkümmel mit<br />

hinein. Man mengt gekochte Kartoffeln darunter oder gibt sie besonders dazu.<br />

Man kann den Kohl auch gleich mit dem Fleisch zusammen kochen. In <strong>die</strong>sem Falle setzt man 750 g Rindfleisch oder<br />

Hammelfleisch mit kochendem Wasser <strong>und</strong> Salz an <strong>und</strong> lässt es etwa 1:30 St<strong>und</strong>en mit wenig Brühe kochen. Alsdann gibt<br />

man den Kohl, der in Salzwasser abgekocht ist, hinzu <strong>und</strong> kocht ihn mit den frischen <strong>und</strong> nicht zu kleinen Kartoffeln, <strong>die</strong><br />

später dazugegeben werden, völlig gar. - Nach Belieben kann man auch 1 gestrichenen Esslöffel Kümmel beim Kochen mit<br />

geben.<br />

Kohlrouladen<br />

Aus den großen Blättern von Wirsing- oder Weißkohl werden <strong>die</strong> Rippen entfernt. Nachdem man sie abgewällt hat, werden<br />

mehrere aufeinander gelegt, mit Fleischfarce gefüllt <strong>und</strong> aufgerollt, worauf man sie mit einem Faden umwickelt. Nun lässt<br />

man Butter <strong>und</strong> gutes Rinderfett zergehen, legt <strong>die</strong> Kohlrouladen darauf <strong>und</strong> gießt so viel kochendes Wasser darauf, dass<br />

sie eben bedeckt sind. Nachdem sie, gut zugedeckt, weich gedünstet sind, nimmt man sie heraus, entfernt <strong>die</strong> Fäden <strong>und</strong><br />

übergießt sie mit der Sauce, <strong>die</strong> man mit etwas Schwitzmehl bündig gemacht hat.<br />

Gefüllter Kohlkopf<br />

Man nimmt große Blätter von Weißkohl oder Wirsingkohl <strong>und</strong> kocht sie eben ab. Alsdann legt man eine Serviette in einen<br />

Durchschlag <strong>und</strong> <strong>die</strong> Blätter, aus denen man <strong>die</strong> dicken Rippen herausgeschnitten, ziemlich dicht darin r<strong>und</strong>herum. Hierüber<br />

gibt man eine Farce von Rindfleisch, dann wieder Kohlblätter <strong>und</strong> so fort, bis <strong>die</strong> Form eines kleinen Kohlkopfes entstanden<br />

ist. Dann wird <strong>die</strong> Serviette zugeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der Kohl in Fleischbrühe oder Salzwasser, recht fest zugedeckt, völlig weich<br />

gekocht. Beim Anrichten nimmt man ihn vorsichtig aus der Serviette, legt ihn auf <strong>die</strong> Schüssel, gibt etwas Sauce darüber<br />

<strong>und</strong> reicht <strong>die</strong> übrige herum.<br />

Zur Sauce schwitzt man 2 Esslöffel Butter mit 1 Esslöffel Mehl gelb, rührt von der kalten Kohlbrühe so viel als nötig ist, dazu,<br />

würzt sie mit gestoßener Muskatblüte <strong>und</strong> Zitronensaft <strong>und</strong> rührt sie mit Eidotter ab.<br />

Zwiebeln gedämpft<br />

Zwiebeln von mittlerer Größe werden abgeschält <strong>und</strong> in kräftiger Bouillon mit Butter, Salz <strong>und</strong> etwas gestoßenem Zwieback,<br />

in einem irdenen Kochgeschirr gar gekocht, was etwa 30 Minuten dauert. Nach Belieben kann man auch etwas Zitronensaft<br />

dazugeben.<br />

Riesenzwiebeln gefüllt<br />

Von den abgeschälten Zwiebeln wird ein Deckel abgeschnitten, <strong>die</strong> Zwiebeln werden ausgehöhlt, doch nicht gar zu stark<br />

<strong>und</strong> hierauf mit einer guten Fleischfarce gefüllt, der Deckel wird darauf gelegt <strong>und</strong> durch Umbinden eines Fadens befestigt.<br />

Danach werden <strong>die</strong> Zwiebeln 5 Minuten in gelb gemachter Butter von allen Seiten geschmort, Bouillon, etwas Salz, ganzer<br />

Nelkenpfeffer, weißer Pfeffer, 2 bis 3 Lorbeerblätter, ebensoviel Zitronenscheiben, 1/2 Stück Muskatblüte <strong>und</strong> etwas<br />

gestoßener Zwieback hinzugefügt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zwiebeln so lange fest zugedeckt darin gedämpft, bis sie weich sind <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Farce gar ist, was etwa 45 Minuten Zeit erfordert. Alsdann werden <strong>die</strong> Zwiebeln ohne Fäden mit der kräftigen <strong>und</strong> sämigen<br />

Sauce angerichtet <strong>und</strong> ohne Beilage gegeben.<br />

Endivien gedämpft<br />

Die gelben Endivienblätter werden in fingerlange Stücke geschnitten, gewaschen <strong>und</strong> mit Butter, Fleischbrühe, gestoßenem<br />

Zwieback, Salz <strong>und</strong> ein wenig Zitronensaft gar gedämpft. Letzterer kommt dazu, wenn das Gemüse weich ist, das man nach<br />

Belieben auch mit Muskatnuss würzen kann.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 63 von 245


Kopfsalat gedämpft oder Salatgemüse<br />

Man kann dazu nicht mehr ganz frischen Salat zweckmäßig verwenden. Er wird gut verlesen <strong>und</strong> in reichlich Wasser<br />

gehörig gewaschen. Hierauf wird er in kochendem Wasser abgekocht, auf einen Durchschlag geschüttet, ausgedrückt <strong>und</strong><br />

fein gehackt. Alsdann wird gestoßener Zwieback oder etwas Mehl in Butter gelb gemacht, ein wenig kochendes Wasser,<br />

Salz <strong>und</strong> Muskatnuss dazugegeben <strong>und</strong> der Salat darin fertig gedämpft.<br />

Gefüllte Gurken<br />

Hierzu wählt man große Gurken, schält sie <strong>und</strong> schneidet sie der Länge nach in 2 Hälften, nimmt das Kernhaus heraus,<br />

lässt sie in gesalzenem Wasser mit Essig eben aufkochen, tut sie darauf in kaltes Wasser, trocknet sie mit einem Tuche ab<br />

<strong>und</strong> füllt sie mit Kalbfleischfarce. Dann werden je 2 Gurkenhälften wieder aufeinander gelegt, <strong>die</strong> Gurken mit einem Faden<br />

dicht umw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> mit Fleischbrühe <strong>und</strong> Butter in einem irdenen Geschirr weich gekocht, was etwa 1:00 St<strong>und</strong>e dauert.<br />

Vor dem Anrichten gibt man einen Guss Essig hinzu <strong>und</strong> macht <strong>die</strong> Sauce mit etwas in Wasser angerührtem Mehl sämig.<br />

Gemüsegurken oder geschmorte Gurken (Variation 1)<br />

Man schält <strong>die</strong> Gurken, <strong>die</strong> ziemlich dick sein sollen, schneidet sie in fingerlange dicke Stücke <strong>und</strong> wirft sie in kochendes<br />

Salzwasser, wo man sie eben aufkochen lässt. Unterdes schwitzt man 1 Esslöffel Mehl in 2 Esslöffel Butter gelb, rührt<br />

frische Milch dazu, würzt mit Muskatnuss <strong>und</strong> lässt das Gemüse darin schmoren.<br />

Gemüsegurken oder geschmorte Gurken (Variation 2)<br />

Fetter Speck wird feinwürflig geschnitten <strong>und</strong> ausgebraten. Danach gibt man <strong>die</strong> geschnittenen entkernten Gurken, <strong>die</strong> man<br />

kurze Zeit vorher mit Salz bestreut <strong>und</strong> danach wieder abgespült hat, hinein <strong>und</strong> lässt sie darin gar dämpfen. Wenn <strong>die</strong><br />

Gurken weich sind, schmeckt man sie mit Essig, ein wenig Zucker oder Sirup <strong>und</strong> gestoßenem Pfeffer ab <strong>und</strong> macht <strong>die</strong><br />

Brühe mit Mehl, das man in etwas Wasser klar gerührt hat, sämig.<br />

Grünkohl oder Braunkohl gewiegt<br />

Für 4 Personen rechnet man 1 bis 1,5 kg Kohl. Von beiden Sorten, <strong>die</strong> nahe miteinander verwandt sind, ist der Grünkohl<br />

vorzuziehen, da er den feinsten Geschmack hat. Er schmeckt am besten, nachdem er etwas Frost bekommen hat. Man<br />

streift <strong>die</strong> Blätter von den Rippen ab <strong>und</strong> entfernt dabei Schnecken, Infekten <strong>und</strong> gelbe Blattstellen. Hierauf muss man ihn<br />

mehrmals tüchtig waschen, da er meist sandig ist. Dann wird er mit kochendem Salzwasser angesetzt <strong>und</strong> muss unverdeckt<br />

reichlich 15 Minuten tüchtig kochen. Danach schüttet man ihn auf einen Durchschlag, übergießt ihn mit kaltem Wasser <strong>und</strong><br />

drückt ihn rein aus. Nachdem man ihn fein gewiegt hat, setzt man ihn mit kochender Fleischbrühe, am besten Rindfleischbrühe,<br />

auf <strong>und</strong> lässt ihn nun mit wenig Brühe 1:30 St<strong>und</strong>en tüchtig kochen. Zuletzt gibt man ein wenig Zucker, <strong>und</strong> wenn<br />

nötig, noch Salz dazu <strong>und</strong> rührt ihn häufig um, damit er nicht anbrennt. Sobald er gar ist, röstet man 2 Esslöffel geriebene<br />

Semmel in 2 Esslöffel Butter braun, gibt <strong>die</strong>ses zum Kohl <strong>und</strong> lässt ihn damit sämig kochen.<br />

Grünkohl oder Braunkohl ganz gekocht nach Bremer Art<br />

Der Kohl wird nach »Grünkohl oder Braunkohl gewiegt« vorbereitet <strong>und</strong> abgekocht, aber nicht gehackt. Dann wird etwas<br />

kochendes Wasser mit Gänsefett oder Schweineschmalz <strong>und</strong> Butter zum Feuer gesetzt, der Kohl lagenweise mit dem<br />

nötigen Salz, etwas Nelkenpfeffer, viel klein geschnittenen Zwiebeln <strong>und</strong> 1 Bremer Pinkelwurst 1:30 St<strong>und</strong>en gekocht. Der<br />

Topf muss fest verschlossen werden. Der Kohl wird zwar gar, aber nicht zu weich gekocht, auch darf man nicht viel darin<br />

rühren, weil der Kohl ganz bleiben muss. Fehlt ihm <strong>die</strong> gewünschte Süße, so wird zeitig 1 Teelöffel Zucker dazugetan. Die<br />

Brühe, welche ja nicht zu reichlich sein darf, wird mit wenig Kartoffelmehl bündig gemacht. – Man garniert den Kohl mit<br />

gebratenen Kastanien <strong>und</strong> gibt gebratene Kartoffeln dazu. Außerdem serviert man Hamburger Rauchfleisch, auch wohl<br />

Schweinsrippe oder Gänsebraten dazu.<br />

Sprossenkohl oder Spruten<br />

1 kg Spruten <strong>für</strong> 4 Personen. Mit <strong>die</strong>sem Namen bezeichnet man <strong>die</strong> zarten Sprösslinge, <strong>die</strong> <strong>die</strong> in der Erde gebliebenen<br />

Braun- oder Grünkohlstauden zum Frühjahr treiben. Man bereitet den Kohl wie Rosenkohl, nachdem man <strong>die</strong> Blattstiele<br />

abgeschnitten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Blätter sehr sauber gewaschen hat. – Oder man kocht den Kohl in Salzwasser weich <strong>und</strong> übergießt<br />

ihn, nachdem man ihn gut hat abtropfen lassen, mit folgender Eiersauce. 1 große Obertasse Wasser wird mit 1/2 Weinglas<br />

Essig versetzt, <strong>und</strong> 2 Eier, 1 Teelöffel Mehl, nebst einem walnussgroßen Stück Butter, etwas Salz <strong>und</strong> Muskatnuss werden<br />

damit verrührt. Dann bringt man <strong>die</strong> Masse auf hellem Feuer unter beständigem Rühren <strong>und</strong> Schlagen beinahe bis zum<br />

Kochen, nimmt <strong>die</strong> Sauce schnell vom Feuer <strong>und</strong> rührt sie noch mit 1 Stück Butter durch, um das Gerinnen der Sauce zu<br />

verhindern. – Der Kohl wird wie Grünkohl gewiegt. Nach Belieben kann man ihn auch wie Grünkohl kochen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 64 von 245


Sauerkraut (Eingemachter Kappus oder Weißkohl)<br />

Der Kohl wird vorsichtig aus dem Fasse genommen, das Äußere, was an den Seiten gelegen, wenn es nicht gehörige Farbe<br />

haben sollte, wird fortgetan, <strong>und</strong> der Kohl fest ausgedrückt. Sollte Sauerkraut zu viel Säure haben, schüttet man etwas<br />

kaltes Wasser darauf <strong>und</strong> drückt es tüchtig darin aus, gewässert aber darf es nicht werden. Alsdann wird das Kraut mit<br />

mäßig kochendem Wasser <strong>und</strong> reichlich Fett, halb Butter, halb Schweineschmalz, am besten in einem irdenen Kochgeschirr<br />

fest verschlossen in kurzer Brühe mit einigen ganzen Pfefferkörnern gar gekocht. Nach Belieben kann man auch einige<br />

Wacholderbeeren <strong>und</strong> Kümmel, in ein Läppchen geb<strong>und</strong>en, darin mitkochen lassen. Vor dem Anrichten rührt man das Kraut<br />

mit ein wenig Kartoffelmehl oder auch roh geriebenen Kartoffeln durch. Man serviert mit dem Sauerkraut Salzkartoffeln,<br />

Kartoffelmus oder Erbsenbrei.<br />

Sauerkraut mit Hecht<br />

Der Kohl wird nach »Sauerkraut (Eingemachter Kappus oder Weißkohl)« recht gut <strong>und</strong> fett zubereitet, der Hecht geschuppt,<br />

ausgenommen <strong>und</strong> gespült, der Kopf abgeschnitten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Leber in <strong>die</strong> Schnauze geklemmt. Dann wird er mit etwas<br />

Butter, grob gestoßenem Gewürz, Salz <strong>und</strong> soviel kochendem Wasser, dass er bedeckt ist, zum Feuer gesetzt. Der Kopf<br />

wird, nachdem er halb gar ist, auf eine Schüssel gelegt, das Übrige weich gekocht <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gräten herausgenommen. Nun<br />

wird das Sauerkraut lagenweise mit dem Hechtfleisch in einer Schüssel etwas erhöht angerichtet <strong>und</strong>, nachdem einige<br />

Löffel gute Sahne darüber gegossen sind, mit gestoßenem Zwieback bestreut; der Kopf des Hechtes mit der Leber in der<br />

Schnauze wird in <strong>die</strong> Mitte der Erhöhung gesetzt <strong>und</strong> das Gericht im Ofen etwa 30 Minuten gebacken. Damit der Kopf<br />

unversehrt bleibe, legt man während des Backens ein mit Butter bestrichenes Papier darüber.<br />

Eingemachte Schneidebohnen<br />

Sind <strong>die</strong>se mit Salz eingemacht, so muss man sie abkochen <strong>und</strong> stark ausdrücken, <strong>die</strong> in Blechbüchsen eingemachten<br />

werden nur auf einen Durchschlag geschüttet <strong>und</strong> dann sofort zubereitet. Man lässt <strong>die</strong> Bohnen entweder mit Wasser, Salz<br />

<strong>und</strong> reichlich Fett, halb Butter halb Schweineschmalz, oder mit Fleischbrühe weich kochen, wobei man etwas Bohnenkraut<br />

mit hineingibt. Sind <strong>die</strong> Bohnen weich, so nimmt man das Bohnenkraut heraus <strong>und</strong> macht <strong>die</strong> Brühe mit hellem Schwitzmehl<br />

sämig. Zuletzt schwenkt man <strong>die</strong> Bohnen mit grüner Petersilie durch <strong>und</strong> gibt abgekochte Kartoffeln hinein.<br />

Eingemachte Salatbohnen<br />

Diese werden gewässert <strong>und</strong> abgekocht <strong>und</strong> dann wie frische Salatbohnen zubereitet. Das Wässern bezieht sich auch nur<br />

auf <strong>die</strong> mit Salz eingemachten Bohnen.<br />

Eingemachter Rübstiel<br />

Eingemachter Rübstiel wird nach »Eingemachte Salatbohnen« vorbereitet <strong>und</strong> wie frischer Rübstiel mit Kartoffeln gekocht.<br />

Getrocknete Prinzessinböhnchen<br />

Diese Böhnchen dürfen nicht zu getrocknet sein. Man setzt sie mit weichem Wasser an <strong>und</strong> lässt sie ausquellen. Alsdann<br />

gibt man sie mit demselben Wasser zum Feuer <strong>und</strong> lässt sie zum Kochen kommen. Wenn sie etwa 15 Minuten gekocht<br />

haben, schüttet man das Wasser ab, gibt frisches darauf <strong>und</strong> fügt 1 Stück Butter hinzu, womit man sie weich kocht. Man<br />

macht sie mit Schwitzmehl sämig oder gibt eine saure Eiersauce dazu.<br />

Getrocknete Schneidebohnen<br />

Diese werden ebenfalls mit weichem Wasser zum Quellen hingestellt <strong>und</strong> dann mit demselben Wasser zum Feuer gesetzt.<br />

Nach 30 Minuten wird das Wasser rein abgeschüttet <strong>und</strong> frisches kochendes Wasser nebst Butter <strong>und</strong> Salz dazugegeben.<br />

Wenn <strong>die</strong> Bohnen weich sind, macht man sie mit Schwitzmehl sämig, gibt abgekochte Kartoffeln hinzu <strong>und</strong> schwenkt sie mit<br />

gewiegter Petersilie durch. Man rechnet zum Kochen etwa 2:00 St<strong>und</strong>en.<br />

Büchsengemüse oder Konservengemüse mit Fleischbrühe<br />

Grüne Bohnen, dicke Bohnen, Kohlrabi schüttet man aus den Büchsen in <strong>die</strong> kochende Fleischbrühe, kocht es nur kurze<br />

Zeit <strong>und</strong> macht es fertig, wie bei den frischen Gemüsen beschrieben.<br />

Büchsengemüse oder Konservengemüse mit Butter<br />

Karotten, grüne Erbsen oder Schoten, Spinat <strong>und</strong> Pilze bereitet man am besten mit Butter zu. Man macht ein helles<br />

Schwitzmehl, gibt das Gemüse hinein, lässt es weich dünsten, schmeckt es mit Salz, resp. ein wenig Zucker ab <strong>und</strong> verrührt<br />

es mit etwas frischer Butter <strong>und</strong> fein gewiegter Petersilie.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 65 von 245


Dicke Erbsen oder Erbsenpüree<br />

Etwa 500 g Erbsen werden gut verlesen, gewaschen <strong>und</strong> mit weichem Wasser zum Anquellen hingestellt. Man setzt sie mit<br />

demselben Wasser an, gießt es, sobald es zum Kochen gekommen, ab, <strong>und</strong> gibt frisches kochendes Wasser hinzu. Sind <strong>die</strong><br />

Erbsen weich, so streicht man sie durch einen Durchschlag, gibt Butter <strong>und</strong> das nötige Salz hinzu, lässt sie wieder kochend<br />

heiß werden <strong>und</strong> richtet sie in einer Schüssel glatt gestrichen an, wobei man sie mit in Butter braun gemachten Zwiebeln<br />

befüllt.<br />

Weiße Bohnen als Gemüse<br />

Diese werden wie »Dicke Erbsen oder Erbsenpüree« weich gekocht, aber nicht durchgestrichen. Beim Anrichten kann man<br />

auch ein wenig Essig hinzufügen, oder man gießt <strong>die</strong> Bohnen rein ab <strong>und</strong> gießt etwas zerlassene Butter <strong>und</strong> Essig darüber<br />

oder auch eine Speck- oder Zwiebelsauce.<br />

Linsen sauer<br />

Die Linsen werden wie »Dicke Erbsen oder Erbsenpüree« gar gekocht, doch nicht durch den Durchschlag gerührt.<br />

Nachdem sie rein abgegossen sind, werden sie angerichtet <strong>und</strong> mit Zwiebelsauce übergossen, oder man kann sie mit<br />

1 Stückchen Speck <strong>und</strong> Zwiebeln weich kochen <strong>und</strong> etwas Essig <strong>und</strong> Schwitzmehl an <strong>die</strong> nicht zu kurz eingekochte Brühe<br />

rühren.<br />

Linsen in Fleischbrühe<br />

500 g Linsen werden gut verlesen <strong>und</strong> gewaschen, mit kaltem weichen Wasser zum Quellen hingestellt, mit demselben<br />

Wasser aufs Feuer gesetzt <strong>und</strong> ziemlich weich gekocht. Dann wird das Wasser ganz abgeschüttet <strong>und</strong> Fleischbrühe,<br />

geschnittener Porree <strong>und</strong> Sellerie hinzugetan. Nun werden <strong>die</strong> Linsen gekocht, bis sie gänzlich weich sind, <strong>und</strong> mit Mehl,<br />

das man in reichlich Fett geschwitzt hat, sämig gemacht.<br />

Linsen in Speckbrühe<br />

Die Linsen werden, nachdem sie 1:00 St<strong>und</strong>e gekocht haben, abgegossen <strong>und</strong> mit frischem Wasser recht weich gekocht.<br />

Dann schneidet man 1 Stück Speck <strong>und</strong> reichlich Zwiebeln in Würfel, bratet <strong>die</strong>s in Butter so lange, bis es schaumig wird,<br />

macht darin 1 Esslöffel Mehl blassgelb, rührt es mit Fleischbrühe zu einer sämigen Sauce, schüttet es zu den Linsen <strong>und</strong><br />

lässt <strong>die</strong>se damit durchkochen.<br />

Frische Morcheln mit Krebsen<br />

Man wäscht <strong>und</strong> spült <strong>die</strong> Morcheln, schüttet sie in kochendes Wasser, lässt sie 15 Minuten kochen, schüttet sie auf einen<br />

Durchschlag <strong>und</strong> dann in ein tiefes Geschirr mit kaltem Wasser. Darin wäscht <strong>und</strong> spült man den Sand ab <strong>und</strong> wiederholt<br />

das Waschen der Morcheln dreimal. Zuletzt tut man sie teilweise auf einen Durchschlag, setzt <strong>die</strong>sen in klares Wasser <strong>und</strong><br />

reibt sie nochmals, damit aller Sand entfernt wird. Danach drückt man das Wasser heraus, hackt <strong>die</strong> Morcheln ganz fein,<br />

stellt sie mit Butter <strong>und</strong> kräftiger Bouillon aufs Feuer <strong>und</strong> lässt sie einkochen. Zugleich kocht man Krebse mit Salz gar, macht<br />

<strong>die</strong> Schwänze aus den Schalen <strong>und</strong> schneidet <strong>die</strong> Scheren von der unteren Seite auf. Dann gibt man geriebene Semmel,<br />

Muskatnuss, Pfeffer <strong>und</strong> Salz zu den Morcheln, sowie auch zuletzt <strong>die</strong> Krebsschwänze, legt <strong>die</strong> Scheren rings um <strong>die</strong><br />

Schüssel <strong>und</strong> richtet <strong>die</strong> Morcheln darin an.<br />

Morcheln<br />

1 kg gereinigte Morcheln werden in ziemlich kleine Stücke geschnitten, mit 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1/2 Obertasse<br />

Fleischbrühe weich gedünstet <strong>und</strong> kurz eingekocht. Hierauf schwenkt man sie mit hellem Schwitzmehl von 1 Esslöffel Butter<br />

<strong>und</strong> 1 Esslöffel Mehl durch, gibt 1 Teelöffel fein gewiegte Petersilie dazu <strong>und</strong> richtet das Gemüse mit Tauben, jungen<br />

Hühnern oder Kalbskoteletts an.<br />

Morcheln mit Rührei<br />

Als Abendgericht oder Mittelschüssel kann man auch <strong>die</strong> Morcheln mit Rührei servieren. Man bereitet sie, wie oben<br />

beschrieben, zu <strong>und</strong> stellt aus 8 bis 10 Eiern ein recht lockeres Rührei her, richtet es in einer flachen Schüssel an <strong>und</strong> gibt<br />

<strong>die</strong> Morcheln im Kreise herum.<br />

Pfifferlinge<br />

1 kg Pfifferlinge werden geputzt, gewaschen, gebrüht <strong>und</strong> abgetrocknet. Danach tut man sie in 75 g kochende Butter oder<br />

klar gebratenen Speck <strong>und</strong> gibt Salz, Pfeffer <strong>und</strong> 1 klein geschnittene Zwiebel hinzu. Nachdem sie einige Zeit gekocht<br />

haben, gießt man noch etwas Fleischbrühe oder kochendes Wasser dazu, stäubt etwas Mehl darüber, gibt fein gewiegte<br />

Petersilie hinzu <strong>und</strong> dünstet sie vollends weich. – Hahnenkämme oder Korallenschwämme werden zubereitet wie<br />

Pfifferlinge.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 66 von 245


Steinpilze<br />

1 kg Pilze <strong>für</strong> 4 Personen. Man zieht vom Hut <strong>die</strong> Haut ab, entfernt <strong>die</strong> Röhren von der Unterseite, spült <strong>die</strong> Pilze kalt ab,<br />

brüht sie mit kochendem Wasser <strong>und</strong> lässt sie abtropfen. Danach tut man sie in 2 Esslöffel zerlassene Butter, bestreut sie<br />

mit 1 Teelöffel Salz <strong>und</strong> 1 Prise Pfeffer <strong>und</strong> lässt sie, gut verdeckt, im eigenen Safte gar werden. Kurz vor dem Anrichten<br />

stäubt man etwas Mehl darüber <strong>und</strong> beträufelt sie mit Zitronensaft oder bestreut sie mit fein gewiegter Petersilie.<br />

Champignons als Gemüse<br />

Den Pilzen wird <strong>die</strong> Haut abgezogen, <strong>die</strong> Blättchen oder Lamellen, <strong>die</strong> unter dem Hute sitzen, werden weg geschnitten <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Pilze abgespült. Man setzt sie in einem irdenen Geschirr mit etwas Fleischbrühe, Butter <strong>und</strong> Muskat zum Feuer <strong>und</strong> lässt<br />

sie fest zugedeckt 30 Minuten langsam kochen. Zuletzt gibt man 1 Teelöffel Kartoffelmehl, mit etwas Wasser klar gerührt,<br />

oder etwas gestoßenen Zwieback hinzu, schmeckt <strong>die</strong> Pilze mit ein wenig Zitronensaft <strong>und</strong> Salz ab <strong>und</strong> lässt sie kochen, bis<br />

<strong>die</strong> Brühe geb<strong>und</strong>en ist, <strong>die</strong> man auch mit einigen Eidottern abrühren kann.<br />

Champignons gedünstet<br />

Diese werden nach »Champignons als Gemüse« gereinigt <strong>und</strong> danach mit 1 Stück Butter, etwas Salz <strong>und</strong> Muskatnuss<br />

aufgekocht <strong>und</strong> in ihrer eigenen Sauce gar geschmort. Kurz vor dem Anrichten gibt man etwas Zitronensaft dazu.<br />

Champignons gebraten<br />

Etwa 25 bis 30 mittelgroße Champignons werden mit 1/2 Obertasse Fleischbrühe <strong>und</strong> 2 Esslöffel Zitronensaft weich<br />

gedünstet. Hierauf vermengt man sie mit 3 Esslöffel fein gewiegter Petersilie, 1 Esslöffel fein gewiegten Schalotten <strong>und</strong><br />

3 Esslöffel gestoßenem Zwieback, ebensoviel Olivenöl, 1 Teelöffel Salz, 1 Prise gestoßenem Pfeffer <strong>und</strong> ebensoviel<br />

Muskatnuss. Dieses Gemisch richtet man auf einer feuerfesten Schüssel an, gibt 2 Esslöffel saure Sahne darüber, backt es<br />

10 Minuten im heißen Ofen <strong>und</strong> bringt es recht heiß auf den Tisch. – Echte Reizker werden zubereitet wie Champignons.<br />

Kartoffelspeisen<br />

Salzkartoffeln oder abgeschälte Kartoffeln<br />

Man findet so häufig, dass auf das Kochen der Kartoffeln wenig Sorgfalt verwendet wird, <strong>und</strong> doch ist eine schmackhafte<br />

Kartoffel manchem lieber als irgend ein feines Gericht. Jedenfalls hängt der gute Geschmack der Kartoffeln sehr vom reinen<br />

Waschen <strong>und</strong> Spülen <strong>und</strong> zugleich von gutem Geschirr ab. Man lässt <strong>die</strong> Kartoffeln vor dem Schälen waschen, wodurch sie<br />

aufmerksamer geschält werden können <strong>und</strong> reiner bleiben. Zum Schälen braucht man ein kleines, scharfes, spitzes Messer<br />

<strong>und</strong> achte darauf, sie fein zu schälen, dabei jedes Auge gut auszustechen, <strong>die</strong> Kartoffeln sogleich in Wasser zu legen <strong>und</strong><br />

danach gut zu waschen, worauf man sie bis vor dem Gebrauch in frischem Wasser stehen lässt. Dann spült man sie<br />

nochmals <strong>und</strong> bringt sie mit frischem Wasser zum Feuer, gibt Salz dazu (frische Kartoffeln erfordern mehr Salz als alte),<br />

versäume auch da, wo das Wasser Schaum hervorbringt, das Abschäumen nicht <strong>und</strong> koche sie zugedeckt weder<br />

übermäßig stark, noch zu langsam gar. Um den gehörigen Grad zu treffen, muss man sie mit einer Gabel leicht<br />

durchstechen können, zerfallen dürfen sie nicht, noch weniger aber hart sein. Das Abgießen muss sorgfältig geschehen, so<br />

dass kein Wasser auf den Kartoffeln zurückbleibt. Dann wird der Topf wieder einige Minuten offen aufs Feuer gestellt, um<br />

<strong>die</strong> wässerigen Teile verdampfen zu lassen; erst dann wird der Deckel bis zum Servieren fest geschlossen. Beim Anrichten<br />

gebe man <strong>die</strong> Kartoffeln in eine heiß gemachte Schüssel <strong>und</strong> bringe sie dampfend, doch bedeckt zur Tafel. Keine Speise<br />

verliert durch Stehen ihren guten Geschmack so sehr wie Kartoffeln.<br />

Kartoffeln mit Sauce<br />

Nachdem <strong>die</strong> Kartoffeln, wie in »Salzkartoffeln oder abgeschälte Kartoffeln» beschrieben, gekocht sind, wird Zwiebel-,<br />

Sahnen- oder Petersiliensauce darüber angerichtet <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schüssel fest zugedeckt zur Tafel gebracht.<br />

Gebackene Kartoffeln mit Bratwurst<br />

500 bis 750 g Bratwurst, <strong>die</strong> man in mehrere Enden geteilt, danach mit kochendem Wasser abgebrüht <strong>und</strong> in Mehl<br />

umgewendet hat, wird in Butter mit fein geschnittenen Zwiebeln gelblich gebraten, herausgenommen <strong>und</strong> warm gestellt. In<br />

<strong>die</strong> Butter wird 1 Esslöffel Mehl hineingerührt, sowie gute Fleischbrühe <strong>und</strong> etwas Jus hineingetan, worauf man <strong>die</strong> Sauce<br />

mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer würzt. Dann gibt man <strong>die</strong> vorher in der Schale gekochten, danach geschälten <strong>und</strong> in Scheiben<br />

geschnittenen Kartoffeln hinein <strong>und</strong> lässt sie ein wenig durchschmoren. Von <strong>die</strong>sen Kartoffeln gibt man eine Lage in eine mit<br />

Butter bestrichene <strong>und</strong> mit geriebenem Weißbrot ausgestreute Form, legt <strong>die</strong> in fingerlange Stücke geschnittene Bratwurst<br />

darauf <strong>und</strong> obenauf wieder eine Lage Kartoffeln, bestreut <strong>die</strong>se mit geriebenem Weißbrot, gibt etwas geschmolzene Butter<br />

darüber <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>ses Gericht im Ofen etwa 45 Minuten oder so lange backen, bis es eine gelbe Kruste bekommen hat,<br />

stürzt es alsdann auf eine Schüssel <strong>und</strong> gibt es zur Tafel.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 67 von 245


Schinkenkartoffeln<br />

Für 4 Personen 250 g gekochter Schinken <strong>und</strong> 1,5 kg Kartoffeln, 2 große Zwiebeln <strong>und</strong> 125 g Butter. Man kann hierzu sehr<br />

gut das verwenden, was von einem gekochten Schinken nicht mehr gut aufgeschnitten werden kann. Der Schinken wird fein<br />

gehackt. Unterdes hat man Kartoffeln in der Schale gekocht <strong>und</strong> abgezogen, wobei sie jedoch recht heiß gehalten werden<br />

müssen. Nun werden in eine Auflaufform, <strong>die</strong> dick mit Butter bestrichen ist, eine Lage Kartoffelscheiben gelegt, darüber<br />

Stückchen Butter, eine Lage Schinken, in Butter gebratene Zwiebelscheiben <strong>und</strong> wieder Kartoffeln. So wird fortgefahren, bis<br />

letztere mit Butter den Beschluss machen. Dann wird <strong>die</strong> Form in einen heißen Ofen gesetzt <strong>und</strong>, wenn <strong>die</strong> Kartoffeln ganz<br />

heiß geworden sind, folgender Guss darüber geschüttet <strong>und</strong> etwas gestoßener Zwieback darauf gestreut: Für 4 Personen<br />

werden 3 Eier gut geschlagen mit 2 Obertassen Milch, 1 Prise Salz <strong>und</strong> ein wenig Muskatnuss. Man lässt <strong>die</strong> Form ungefähr<br />

45 Minuten im Ofen backen, ohne mit der Butter zu sparen. Man kann auch fein würflig geschnittenen, langsam<br />

ausgebratenen Speck recht gut dazu verwenden.<br />

Heringskartoffeln<br />

1 kg Kartoffeln, 2 gute Heringe, 1 große Zwiebel, 2 Esslöffel Butter, 1 Esslöffel Mehl <strong>und</strong> 1 Obertasse Milch. Die Kartoffeln<br />

werden mit der Schale gar gekocht, abgezogen <strong>und</strong> in Scheiben geschnitten, wobei man sie so heiß als möglich halten<br />

muss. Nun lässt man <strong>die</strong> Butter im Topf zergehen, lässt <strong>die</strong> Zwiebeln <strong>und</strong> das Mehl darin gelb anlaufen <strong>und</strong> fügt <strong>die</strong> fein<br />

gehackten Heringe <strong>und</strong> <strong>die</strong> Milch dazu, sowie etwas gestoßenen Pfeffer. Dann gibt man <strong>die</strong> Kartoffeln hinein <strong>und</strong> lässt sie<br />

recht gut durchkochen. Nach Belieben kann man auch noch ein wenig Essig <strong>und</strong> 1 Lorbeerblatt hinzugeben. Dieses Gericht<br />

muss recht saftig <strong>und</strong> nicht steif gekocht sein, wie <strong>die</strong>ses bei allen Kartoffelspeisen zu empfehlen ist.<br />

Kartoffeln mit Zwiebeln gedämpft<br />

Man nimmt hierzu ganz kleine Kartoffeln von gleicher Größe, schält <strong>und</strong> wäscht sie recht rein. Zu 1 kg Kartoffeln rechnet<br />

man wohl einen Teller voll Zwiebeln, <strong>die</strong> man schält <strong>und</strong> in Scheiben schneidet. Man legt sie lagenweise mit den Kartoffeln,<br />

reichlich Butter, Salz <strong>und</strong> etwas Pfeffer in einen Topf, gibt so viel Wasser dazu, dass <strong>die</strong> Kartoffeln nicht ganz bedeckt sind,<br />

<strong>und</strong> lässt sie fest zugedeckt weich kochen.<br />

Béchamelkartoffeln<br />

1 gute Obertasse voll Schinkenreste werden in feine Schnitzchen geschnitten, ebenso wie 1 mittelgroße Zwiebel. Nachdem<br />

man in einem glasierten Geschirr 1 reichlichen Esslöffel Butter hat zergehen lassen, gibt man Schinken <strong>und</strong> Zwiebel hinein<br />

<strong>und</strong> lässt beides kurze Zeit darin dünsten; alsdann gibt man 1 gehäuften Esslöffel Mehl hinein <strong>und</strong> lässt dasselbe darin gelb<br />

anbraten. Hierauf fügt man 1 Obertasse süße Sahne hinzu, gibt noch 1 Prise Pfeffer hinein <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Brühe glatt kochen.<br />

In <strong>die</strong>se Sauce gibt man in der Schale gekochte Kartoffeln, nachdem man sie recht heiß geschält <strong>und</strong> in dicke Scheiben<br />

geschnitten hat.<br />

Saure Kartoffeln<br />

1 kg abgeschälte Kartoffeln werden weich gekocht, abgegossen <strong>und</strong> abgedämpft. Unterdes hat man folgende Sauce<br />

bereitet: 75 g fein würfelig geschnittener Speck wird ausgebraten, 75 g Butter <strong>und</strong> eine zerschnittene Zwiebel dazu getan<br />

<strong>und</strong> 1 gehäufter Löffel Weizenmehl darin gebräunt. Nun gießt man 500 ml kochendes Wasser dazu <strong>und</strong> lässt es zu einer<br />

glatten Sauce verkochen, an <strong>die</strong> man 2 bis 3 Löffel Sirup oder braunen Zucker, nebst Salz <strong>und</strong> Essig nach Geschmack gibt.<br />

Diese Sauce gießt man über <strong>die</strong> Kartoffeln <strong>und</strong> lässt sie gut damit durchkochen. Sollten sie zu fest sein, so gießt man noch<br />

kochendes Wasser dazu.<br />

Brühkartoffeln oder Bouillonkartoffeln<br />

1 kg Kartoffeln <strong>und</strong> 1,5 l Fleischbrühe von Rind oder Hammel. Die abgeschälten Kartoffeln werden in Salzwasser gar<br />

gekocht <strong>und</strong> danach abgegossen. Nun gibt man <strong>die</strong> kochende Bouillon hinzu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Kartoffeln tüchtig damit kochen;<br />

zuletzt fügt man 1 Stück Butter <strong>und</strong> gewiegte Petersilie dazu <strong>und</strong> schmeckt <strong>die</strong> Kartoffeln mit Salz <strong>und</strong> wenig gestoßenem<br />

Pfeffer ab. Man gibt sie, je nachdem, mit gekochtem Rindfleisch oder Hammelfleisch als Suppe oder als Gemüse; im<br />

letzteren Falle müssen sie mehr dick gekocht sein.<br />

Kartoffelmus oder Kartoffelpüree<br />

1 kg Kartoffeln werden abgeschält <strong>und</strong> mit Wasser <strong>und</strong> Salz gar gekocht, hierauf rein abgeschüttet, fein gestampft <strong>und</strong><br />

durch einen Durchschlag gerührt. Dann werden sie mit Milch oder halb Milch, Wasser <strong>und</strong> Butter zu Mus durchgekocht. Das<br />

Mus darf nicht zu steif sein, es wird glatt angerichtet <strong>und</strong> mit in Butter braun gebratenen Zwiebeln oder fein gestoßenem, in<br />

Butter gelb gerötetem Zwieback oder brauner Butter oder auch fein gewürfeltem, gelb gebratenem Speck bestrichen. – Man<br />

kann auch <strong>die</strong> abgekochten Kartoffeln sehr schnell durch eine Reibmaschine drücken <strong>und</strong> dann weiter zubereiten, wie oben<br />

beschrieben. Das Kartoffelpüree wird dann ganz besonders locker.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 68 von 245


Kartoffelmus mit Buttermilch<br />

Man kocht <strong>die</strong> Kartoffeln mit Salz recht weich, gießt alsdann das Wasser davon ab, schüttet reichlich Buttermilch hinzu <strong>und</strong><br />

lässt <strong>die</strong> Kartoffeln mit fein gewürfeltem, gelb gebratenem Speck noch eine Weile bei öfterem Umrühren kochen. In Zeiten,<br />

wo sie nicht breiig kochen, kann etwas Mehl mit etwas Buttermilch hinzugerührt werden.<br />

Kartoffeln mit Äpfeln<br />

Die abgeschälten Kartoffeln werden halb gar gekocht <strong>und</strong> danach etwa halb so viel geschälte <strong>und</strong> in Stücke geschnittene<br />

säuerliche Äpfel nebst reichlich Butter dazugegeben; nachdem beide ganz weich sind, werden sie etwas zerstampft. Sollte<br />

das Mus zu trocken sein, so wird so viel Milch, als nötig ist, hinzugefügt <strong>und</strong> das Mus nochmals zum Kochen gebracht.<br />

Kartoffeln mit frischen Birnen<br />

Diese werden nach »Kartoffeln mit Äpfel« gekocht, nur muss man <strong>die</strong> Birnen in Wasser <strong>und</strong> Butter beinahe weich kochen,<br />

ehe man sie zu den Kartoffeln gibt. Beim Anrichten rührt man etwas Essig dazu <strong>und</strong> zerrührt auch <strong>die</strong> Kartoffeln nicht zu<br />

sehr.<br />

Gebratene Kartoffelbällchen oder Kartoffelbeignets<br />

Die Kartoffeln werden gar gekocht, abgeschüttet, ganz fein gestampft oder durch <strong>die</strong> Reibmaschine gedrückt <strong>und</strong> danach<br />

mit einigen Eiern, 1 Stück Butter <strong>und</strong> ein wenig Milch nebst Salz, nach Belieben auch etwas Muskatnuss, durchgerührt. Man<br />

macht davon r<strong>und</strong>e oder längliche Bällchen, bestreut sie mit gestoßenem Zwieback <strong>und</strong> brät sie in Butter gelb.<br />

Kartoffelnudeln<br />

Man nimmt reichlich 1 tiefen Teller voll geriebener Kartoffeln, <strong>die</strong> am vorigen Tage mit Salz gekocht <strong>und</strong> abgezogen sind,<br />

4 ganze Eier, 4 Löffel Sahne oder Milch, ebensoviel geschmolzene Butter <strong>und</strong> 1 Löffelchen Salz. Die Kartoffeln schüttet man<br />

auf ein Nudelbrett, macht in der Mitte ein Loch, in welches man etwas Mehl tut, so auch <strong>die</strong> Eier, Sahne, Butter <strong>und</strong> Salz,<br />

verarbeitet <strong>die</strong>s zu einem Teig, in den man immer wieder etwas Mehl streut, so lange, bis derselbe sich ziehen lässt <strong>und</strong><br />

beim Durchschneiden kleine Löcher zeigt. Dann rollt man kleine Stückchen davon auf, wie lange Kartoffeln, lässt sie 8 bis<br />

10 Minuten in kochendem, gesalzenem Wasser kochen, schüttet sie auf einen Durchschlag, <strong>und</strong> wenn sie abgelaufen sind,<br />

noch ganz heiß in eine mit Butter heiß gemachte Kuchenpfanne, worin man sie von allen Seiten gelb bratet.<br />

Pellkartoffeln oder Kartoffeln in der Schale<br />

Man wählt hierzu Kartoffeln von gleicher Größe, am besten mittelgroße. Man wäscht sie, setzt sie mit so viel kaltem Wasser<br />

an, dass sie gerade bedeckt sind <strong>und</strong> sorgt da<strong>für</strong>, dass sie schnell kochen. Alsdann zieht man sie vom Feuer zurück oder<br />

stellt <strong>die</strong> Flamme des Gasherdes kleiner <strong>und</strong> lässt sie langsam weiter kochen, bis sie gar sind <strong>und</strong> aufplatzen. Hierauf<br />

müssen sie wie geschälte Kartoffeln gut abdampfen, dann aber gleich serviert werden. – Zum Frühjahr, wenn <strong>die</strong> Schale der<br />

Kartoffeln dicker wird, tut man gut, sie einige Zeit vor dem Kochen einzuwässern <strong>und</strong> tüchtig mit einer Bürste zu bearbeiten.<br />

Um das Platzen der alten Kartoffeln zu befördern, kann man auch jede Kartoffel ringsherum einen Strohhalm breit<br />

abschälen.<br />

Neue Kartoffeln oder Maltakartoffeln<br />

Will man <strong>die</strong> neuen Kartoffeln in der Schale kochen, so setzt man sie mit heißem Wasser an <strong>und</strong> gibt 1 bis 2 Löffel<br />

Kochkümmel <strong>und</strong> ebensoviel Salz dazu, im übrigen verfährt man wie mit alten Kartoffeln. – Die geschälten neuen Kartoffeln<br />

werden ebenso behandelt wie <strong>die</strong> alten; wenn sie gar sind, empfiehlt es sich, sie mit 1 Stück Butter <strong>und</strong> fein gewiegter<br />

Petersilie durchzuschwenken.<br />

Bratkartoffeln<br />

Bratkartoffeln sind stets am besten von frisch gekochten Pellkartoffeln, <strong>die</strong> bis zum Braten heiß gehalten werden. Doch kann<br />

man auch übrig gebliebene Salz- oder Pellkartoffeln verwenden. Man schneidet <strong>die</strong> Kartoffeln in Scheiben <strong>und</strong> bratet sie in<br />

einer flachen Pfanne in reiner Butter oder in Kochfett oder auch mit Speck. Nach Belieben kann man auch in Scheiben<br />

geschnittene Zwiebel mitbraten, <strong>die</strong> man kurz vor den Kartoffeln in das zerlassene Fett gibt. Man bestreut <strong>die</strong> Kartoffeln mit<br />

Salz <strong>und</strong> röstet sie hellbraun, wobei man sie vorsichtig rüttelt <strong>und</strong> umrührt, um sie vor dem Anbrennen zu schützen.<br />

Glasierte Kartoffeln<br />

Man wählt hierzu recht kleine Kartoffeln, etwa von der Größe einer Walnuss, kocht sie in der Schale gar, schält sie ab <strong>und</strong><br />

schmort sie im Tiegel mit Butter, Zucker <strong>und</strong> etwas Jus oder Bratensatz kurz ein, bis sie ganz braun sind. Man verwendet<br />

sie zur Garnierung von Grünkohl, Teltower Rüben oder Spinat; auch ein großes Fleischstück kann man damit garnieren.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 69 von 245


Pommes frites oder roh gebratene Kartoffeln<br />

Man schält rohe Kartoffeln <strong>und</strong> schneidet sie mit dem Messer r<strong>und</strong>, dass sie etwa <strong>die</strong> Größe einer Walnuss haben, oder<br />

man sticht sie mit einem Kartoffelbohrer lockenartig aus; man kann sie auch in längliche, vierkantige Streifen schneiden.<br />

Man wäscht sie, trocknet sie auf einem Tuche ab <strong>und</strong> bratet sie, mit Salz bestreut, unter öfterem Umschwenken in reichlich<br />

Butter, bis sie gar <strong>und</strong> auf allen Seiten braun sind. – Man gibt sie zu großen Fleischstücken, wie auch zu Rinder-, Hammel-,<br />

Schweine- oder Wildbraten.<br />

Pommes souflées oder aufgeblähte Kartoffeln<br />

Man schneidet rohe, geschälte Kartoffeln in ziemlich lange <strong>und</strong> nicht zu dünne Streifen <strong>und</strong> wirft <strong>die</strong>se einzeln in eine tiefe<br />

Pfanne mit kochender Butter. Wenn sie halb gar, d. h. weich sind, nimmt man sie rasch vom Feuer <strong>und</strong> lässt sie 5 Minuten<br />

in einem Gemüsekocher aus Drahtgeflecht abkühlen. Hierauf tut man sie noch einmal in das kochende Fett, <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Kartoffeln werden sich ballonartig aufblähen, worauf sie herauszunehmen <strong>und</strong> zugleich anzurichten sind. – Sehr einfach ist<br />

<strong>die</strong> Zubereitung <strong>die</strong>ser delikat schmeckenden Kartoffel in dem neuen Kartoffelbrater. In dem untern Tiegel macht man das<br />

Fett zum Braten kochend. Die schon vorher vorbereiteten Kartoffeln tut man in das Drahtsieb <strong>und</strong> hält sie damit in das<br />

kochende Fett. Sobald <strong>die</strong> Kartoffeln weich sind, hebt man das Sieb an <strong>und</strong> hängt es in <strong>die</strong> zu <strong>die</strong>sem Zwecke am Tiegel<br />

angebrachten Halter. Nun nimmt man das ganze Geschirr vom Feuer <strong>und</strong> lässt es etwa 5 Minuten an der Seite stehen.<br />

Hierauf bringt man den Tiegel wieder auf das Feuer <strong>und</strong> bratet <strong>die</strong> Kartoffeln, wie oben beschrieben, fertig.<br />

Gebackene Strohkartoffeln<br />

Hierzu schneidet man <strong>die</strong> rohen geschälten Kartoffeln streichholzartig <strong>und</strong> bereitet sie sonst wie »Pommes frites oder roh<br />

gebratene Kartoffeln«.<br />

Panierte Kartoffeln<br />

Nicht zu mehlige, recht große Kartoffeln werden in der Schale gekocht, hierauf geschält, in dicke Scheiben geschnitten <strong>und</strong><br />

mit Salz bestreut. Alsdann werden sie in gequirltem Ei <strong>und</strong> geriebener Semmel umgewendet, in Butter auf beiden Seiten<br />

hellbraun gebraten <strong>und</strong> zur Garnierung von Gemüsen <strong>und</strong> Fleischspeisen verwendet.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 70 von 245


Fleischspeisen aller Art<br />

Allgemeines<br />

Das Abhängen des Fleisches<br />

Wenn Fleisch gut zubereitet sein soll, so darf man es nicht zu bald nach dem Schlachten verwenden, sondern man muss es<br />

erst einige Zeit hängen lassen. Rindfleisch <strong>und</strong> Hammelfleisch lässt man im Sommer einige Tage im Beutel an einem<br />

kühlen, luftigen Orte hängen. Steht einem ein solcher Ort nicht zur Verfügung, so ist es besser, man lässt das Fleisch bis<br />

zum Gebrauch beim Schlächter, der es im Eiskeller aufbewahren kann. Im Winter kann es bis zu 8 Tagen hängen.<br />

Kalbfleisch darf im Winter 3 bis 4, im Sommer aber selbst bei kühler Witterung höchstens 2 Tage alt werden. Wild lässt man<br />

am besten in der Haut hängen, da es dann nicht austrocknet. Zu Suppen, Füllungen <strong>und</strong> Klößen hat frisches Fleisch den<br />

Vorzug.<br />

Das Waschen des Fleisches<br />

Man darf frisches Fleisch nur so viel waschen, als es <strong>die</strong> Reinlichkeit erfordert; es darf aber nicht im Wasser liegen, weil<br />

dadurch zu viel Kraft verloren geht. Wildfleisch wäscht man womöglich gar nicht, sondern reibt es nur mit einem feuchten<br />

Tuche ab. Kalbfleisch <strong>und</strong> Geflügel übergießt man mit kochendem Wasser, wodurch sie eine weißere Farbe bekommen.<br />

Diesen Vorgang nennt man Blanchieren. Jedenfalls kann man zartes Fleisch auf <strong>die</strong>selbe Weise behandeln, wenn man es<br />

spicken will, denn dadurch erhalten <strong>die</strong> Fleischfasern an der Oberfläche eine festere Konsistenz <strong>und</strong> zerreißen dann nicht so<br />

leicht beim Spicken.<br />

Das Klopfen des Fleisches<br />

Um das Fleisch mürbe zu machen, klopft man es, denn dadurch werden <strong>die</strong> Fleischfasern in ihrem Zusammenhange<br />

gelockert <strong>und</strong> das Fleisch wird dann viel leichter weich. Bei Roastbeef, Rindsbraten, Beefsteaks <strong>und</strong> Hammelbraten ist es<br />

durchaus erforderlich, wenn <strong>die</strong>se Gerichte wirklich mürbe <strong>und</strong> weich werden sollen. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke trocknet man das<br />

Fleisch mit einem Tuche ab oder schlägt es in ein reines, weißes Tuch <strong>und</strong> klopft es dann mit einem Klopfholz von allen<br />

Seiten recht derbe, bis es sich etwas weich anfühlt, doch darf das Stück nicht unvernünftig lange geklopft werden.<br />

Kalbfleisch darf nicht geklopft werden.<br />

Das Ansetzen von Kochfleisch<br />

Wenn man das Fleisch zum Kochen aufsetzt, so muss man dabei sogleich ins Auge fassen, ob es darauf ankommt, nur gute<br />

Bouillon zu erzielen, ob man gänzlich darauf verzichtet, oder ob man Bouillon sowohl wie Fleisch verwenden will. – Wünscht<br />

man vor allen Dingen eine kräftig schmeckende Bouillon, so schneidet man das Fleisch in kleine Stücke <strong>und</strong> setzt es mit<br />

kaltem Wasser an. Will man in erster Linie ein gutes Stück Kochfleisch haben, so setzt man es mit kochendem Wasser an.<br />

Will man aber Bouillon kochen <strong>und</strong> noch ein leidlich gutes Stück Fleisch behalten, so zerschneidet man dasselbe nicht, setzt<br />

es jedoch mit kaltem Wasser an.<br />

Geräuchertes sowohl, als gesalzenes Fleisch setzt man stets mit kaltem Wasser auf. Zum frischen Fleisch gibt man sogleich<br />

das nötige Salz <strong>und</strong> lässt es, wenn es mit kaltem Wasser zum Feuer gesetzt wird, möglichst rasch zum Kochen kommen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 71 von 245


Das Garsein des Fleisches<br />

Das Garsein des Fleisches erkennt man bei kleineren Stücken daran, dass es sich mit dem Finger eindrücken lässt, bei<br />

größeren Stücken überzeugt man sich vom Garsein, indem man mit einer Spicknadel hineinsticht. Der herausfließende<br />

Fleischsaft darf keine blutige Farbe mehr haben; doch wiederhole man das Hineinstechen nicht allzu oft, weil dem Fleisch<br />

dadurch zu viel Saft verloren geht <strong>und</strong> es dann trocken wird. Die Zeit, welche das Fleisch erfordert, um gar zu werden, ist<br />

eine äußert verschiedene <strong>und</strong> lässt sich mit Bestimmtheit gar nicht angeben, denn das Garwerden ist abhängig einesteils<br />

von der Größe des Stückes, andernteils von dem Alter des Tieres, ferner auch vom Mürbesein des Fleisches.<br />

Die folgende Liste gibt <strong>die</strong> mittlere Zeit an, welche ein Gericht braucht, um gar zu werden; rechnet man nun <strong>die</strong> nötige<br />

Vorbereitungszeit dazu, so ist es nicht allzu schwer, sich so einzurichten, dass das Essen rechtzeitig auf dem Tische steht.<br />

Man rechnet zum Garwerden <strong>für</strong>:<br />

In der Pfanne oder auf dem Rost Gebratenes<br />

Hasen- oder Rehbraten 1:00 bis 1:30 St<strong>und</strong>en<br />

Junge Taube 0:30 bis 0:45 St<strong>und</strong>en<br />

Junge Gans 1:30 bis 2:00 St<strong>und</strong>en<br />

Kalbfleisch 1:30 bis 2:00 St<strong>und</strong>en<br />

Hammelfleisch 2:00 bis 3:00 St<strong>und</strong>en<br />

Hirschkeule 2:30 bis 3:00 St<strong>und</strong>en<br />

Rindfleisch oder Schweinefleisch 3:00 St<strong>und</strong>en<br />

Pökelfleisch 3:30 St<strong>und</strong>en<br />

Alte Gans oder Ente 3:00 bis 4:00 St<strong>und</strong>en<br />

Geräuchertes Fleisch 4:00 St<strong>und</strong>en<br />

0:10 bis 0:15 Minuten<br />

Das Spicken<br />

Das Spicken macht sowohl Schlachtfleisch, als auch Wild <strong>und</strong> Geflügel saftiger <strong>und</strong> wohlschmeckender <strong>und</strong> wird daher beim<br />

Braten häufig angewandt. Am besten nimmt man hierzu Lustspeck, schneidet ihn in feine Streifen von etwa 1/2 Fingerlänge<br />

<strong>und</strong> zieht <strong>die</strong>se mit Hilfe der Spicknadel durch das Fleisch, so dass <strong>die</strong> Speckfäden oben <strong>und</strong> unten gleich lang<br />

herausstehen. Je zarter das Fleisch, desto feiner schneidet man den Speck, desto dünner muss auch <strong>die</strong> Spicknadel sein.<br />

Das Braten im Ofen<br />

Hier muss man vor allen Dingen darauf bedacht sein, dass man das Feuer nach Bedarf reguliert. Der Braten darf erst in den<br />

Ofen geschoben werden, wenn <strong>die</strong>ser heiß ist. Während der ersten Hälfte der Bratzeit erhält man das Feuer auf gleicher<br />

Hohe <strong>und</strong> lässt dann erst nach mit dem Feuern. Hat der Ofen von unten zu viel Hitze, so dass man ein Anbrennen des<br />

Bratens be<strong>für</strong>chtet, so legt man ein paar Ziegelsteine unter <strong>die</strong> Pfanne, stellt wohl auch einen niedrigen Dreifuß darunter<br />

oder be<strong>die</strong>nt sich eines Bratofenrostes auf Rollen. Der Braten darf in einer Pfanne gewöhnlich nicht umgedreht werden,<br />

sondern muss stets so hineingelegt werden, dass <strong>die</strong> gute Seite gleich nach oben kommt. Fürchtet man, dass der Braten<br />

oben zu stark bräunt, so legt man ein weißes, mit Butter bestrichenes Blatt Papier obenauf.<br />

Das Begießen des Bratens<br />

Während des Bratens muss das fleißig begossen werden. Der Bratensaft, auch Jus genannt, der sich an den Rändern <strong>und</strong><br />

auf dem Boden der Pfanne als bräunlicher Satz ansetzt, muss wiederholt mit dem Löffel abgeschabt werden. Man lässt den<br />

Satz in der Brühe, in <strong>die</strong>ser zerkocht er <strong>und</strong> gibt ihr <strong>die</strong> braune Farbe.<br />

Das Braten auf dem Rost<br />

Das Braten auf dem Rost geschieht über offenem hellen Kohlenfeuer oder über der Gasflamme, indem man einen Bratrost,<br />

deren es verschiedene gibt, über das Feuer stellt <strong>und</strong> <strong>die</strong> mit Butter oder Öl bestrichenen Bratstücke darauf legt.<br />

Das Braten in der Pfanne<br />

Koteletts, Beefsteaks <strong>und</strong> dergleichen werden, sofern man sie nicht auf dem Rost bratet, in r<strong>und</strong>en, flachen Pfannen, wie<br />

Eierkuchenpfannen gebraten. Man bratet am besten auf hellem Feuer in reichlich Fett, wendet das Fleisch um, sobald <strong>die</strong><br />

eine Seite angebraten ist, <strong>und</strong> befüllt dann fleißig mit dem kochenden Fett.<br />

Schmorbraten<br />

Schmorbraten bereitet man in Töpfen, <strong>die</strong> breit <strong>und</strong> flach <strong>und</strong> mit fest schließendem Deckel versehen sind. Man setzt<br />

Schmorbraten mit Butter oder Speck auf, bräunt ihn ringsum <strong>und</strong> gießt immer nur eine Kleinigkeit Wasser dazu, wobei man<br />

ebenfalls den braunen Satz von den Seiten <strong>und</strong> vom Boden des Topfes abschabt. Die fehlende Oberhitze, <strong>die</strong> man im<br />

Bratofen hat, kann man zum Schluss, wenn man das Fleisch auf der Oberseite noch besonders zu bräunen wünscht,<br />

dadurch ersetzen, dass man den Topf mit einem Eisenblech verdeckt, auf das man glühende Kohlen legt. Zum Schmoren,<br />

Dämpfen oder Dünsten des Fleisches eignet sich vorzüglich der Kunzesche Schnell- oder Saftbrater.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 72 von 245


Ochsen- oder Rinderfleisch<br />

Roastbeef oder Rinderbraten am Spieß<br />

Man kauft hierzu am besten ein ganzes Nieren- oder Rippenstück vom jungen Ochsen ohne das Filet. Nachdem das Stück<br />

genügend lange gehangen hat, wäscht man es, klopft es gehörig, reibt es mit Salz <strong>und</strong> ganz wenig Pfeffer ein, steckt es an<br />

einen Spieß <strong>und</strong> bratet es mit viel Butter. Anfangs muss das Feuer hell sein, damit das Fleisch schnell eine Kruste bekommt<br />

<strong>und</strong> kein Saft herausläuft. Dann bratet man langsam weiter unter fleißigem Begießen etwa 3:30 St<strong>und</strong>en, bis es mürbe<br />

geworden ist.<br />

Roastbeef im Ofen gebraten<br />

Man bereitet am besten ein größeres Stück, da es saftiger wird. Für 4 Personen würden schon 1 bis 1,5 kg ausreichend<br />

sein, doch gäbe das keinen saftigen Braten. Man putzt das meiste Fett vom Rippenstück ab, wäscht es, trocknet es mit<br />

einem Tuche, klopft es mürbe <strong>und</strong> setzt es an. Man rechnet auf 1 kg Fleisch etwa 100 g Fett, halb Butter <strong>und</strong> halb<br />

ausgelassenes Nierenfett. Das Nierenfett lässt man in der Pfanne zugehen, legt <strong>die</strong> Bratenleiter darauf <strong>und</strong> obenauf das<br />

vorbereitete Fleisch, das man nun mit feinem Salz bestreut <strong>und</strong> mit der in Stückchen zerpflückten Butter belegt. Alsdann<br />

gießt man etwa 500 ml kochendes Wasser unter, nicht über den Braten <strong>und</strong> schiebt <strong>die</strong> Pfanne in den Bratofen, der aber<br />

schon scharf heiß sein muss, damit das Fleisch sofort anfängt zu braten. Erst nach 10 Minuten zieht man den Braten heraus<br />

<strong>und</strong> befüllt ihn das erste Mal; später muss man mit fleißigem Befüllen fortfahren. Wenn man so verfährt, wird der Braten<br />

stets saftig bleiben, denn auf <strong>die</strong>se Weise rösten <strong>die</strong> Fleischporen sehr schnell zu, <strong>und</strong> das Austreten des Saftes wird<br />

dadurch verhindert. Dann lässt man mit dem Feuern nach, so dass das Fleisch nun langsam weich bratet. Dieser Braten<br />

darf nicht umgewendet werden, <strong>und</strong> es darf auch nicht beim Hin- <strong>und</strong> Herschieben mit der Gabel hineingestochen werden.<br />

Nur versäume man nicht, von den Rändern <strong>und</strong> vom Boden der Pfanne den Satz abzuschaben. Wenn <strong>die</strong> Sauce fertig<br />

gemacht wird, gießt man den Satz in einen kleinen Tiegel, nimmt das Fett möglichst ab, gibt 1 Obertasse saure Sahne <strong>und</strong><br />

1 Esslöffel frische Butter hinzu, lässt <strong>die</strong> Sauce sämig kochen <strong>und</strong> vollendet sie, wenn nötig, mit Fleischextrakt.<br />

Einteilung des Ochsen<br />

1. Hals oder Kamm. - 2. Schulterblatt oder Mürber Kamm. - 3. Fehlrippe oder Vorderrippenstück. - 4. Mittelrippe, Entrecôte<br />

oder Rumpsteak. - 5. Roastbeef, Rindstück oder Nierstück. - Unter 3, 4 <strong>und</strong> 5 im Innern Filet, Lungenbraten, Lendenbraten<br />

oder Ochsenhas. - 6. Vorderschwanzstück oder Nuss. - 7. Tafel- oder Mittelschwanzstück. - 8. Hinterschwanzstück, Kugel<br />

oder Kluft. - 9. Unterschwanzstück oder Oberschale. - 10. Blume oder Hüftenstück. - 11. Dünnung oder Unterweiche. - 12.<br />

Flankenteil oder Ouerrippe. - 13. Brust mit Brustkern. - 14. Blatt oder Oberarmstück. - 15. Brustspitze oder Wamme. -<br />

16.,17. Beine. -18. Kopf.<br />

Roastbeef im Topfe<br />

Man tut in einen breiten Schmortopf 500 g klein geschnittenes Nierenfett, das man eine Nacht durch gewässert hat. Sobald<br />

<strong>die</strong> Fettwürfel klar werden, legt man das Fleisch, das man wie oben beschrieben, vorbereitet hat, hinein <strong>und</strong> bratet es von<br />

allen Seiten gelbbraun. Man muss es dabei fleißig hin- <strong>und</strong> herschieben, darf aber auf keinen Fall mit der Gabel<br />

hineinstechen. Nun legt man einen Teil der Fettwürfel oben auf das Fleisch, bestreut es mit feinem Salz, gießt 2 Obertassen<br />

siedendes Wasser von der Seite hinzu <strong>und</strong> deckt den Topf mit einem dicht schließenden Deckel zu. Hierauf beschwert man<br />

den Topfdeckel mit 2 Gewichten oder Plättbolzen <strong>und</strong> stellt den Topf an eine Herdstelle, wo der Braten ununterbrochen<br />

langsam weiter bratet. Nachdem das Roastbeef 1:00 St<strong>und</strong>e gebraten hat, wendet man es mit einem Schaumlöffel um,<br />

bestreut es noch ein wenig mit Salz <strong>und</strong> lässt es noch 30 Minuten weiter braten, ebenfalls fest zugedeckt. – Will man <strong>die</strong><br />

Sauce fertig machen, so nimmt man das Fleisch heraus, gießt das Fett ab, schabt den braunen Satz vom Topfe los, stäubt<br />

1 Esslöffel Mehl darüber <strong>und</strong> verkocht den Satz mit 1 Obertasse saurer Sahne <strong>und</strong> etwas Butter. Diese Art der<br />

Zubereitungsweise ist besonders zu empfehlen, wenn man nur ein kleines Stück Roastbeef bereiten will.<br />

Reste von Roastbeef gibt man entweder kalt mit Remouladensauce oder als Fleischsalat oder verwendet sie zu<br />

Roastbeefpudding.<br />

Mürbebraten, Filetbraten oder Ochsenhas am Spieß<br />

Man häutet <strong>und</strong> entfettet den Mürbebraten, klopft ihn nach »Das Klopfen des Fleisches«, jedoch nicht zu stark, drückt ihn<br />

wieder in seine alte Form, spickt ihn in 4 Reihen <strong>und</strong> bestreut ihn mit etwas Salz. Alsdann steckt man ihn an einen Spieß,<br />

bestreicht ihn mit reichlich Butter <strong>und</strong> bratet ihn unter fleißigem Begießen 1:15 St<strong>und</strong>en. Die Sauce bereitet man, indem man<br />

den Fleischsaft, der sich in dem Schüsselchen unter dem Spieß gesammelt hat, in einem kleinen Tiegel aufkocht <strong>und</strong> mit<br />

einem Zusatz von 1 Obertasse saurer Sahne sämig macht.<br />

Mürbebraten oder Filetbraten im Ofen<br />

Der Braten wird nach voriger Nummer vorgerichtet. Dann legt man ihn in eine irdene Bratpfanne, bedeckt ihn reichlich mit<br />

Butterstückchen, streut Salz darüber, gießt 500 ml kochendes Wasser zur Seite hinein <strong>und</strong> lässt ihn 1:00 bis 1:30 St<strong>und</strong>en<br />

langsam braten, während man ihn oft begießt <strong>und</strong> einige Zeit vor dem Garwerden mehrmals 1/2 Tasse Sahne hinzugibt.<br />

Beim Anrichten wird <strong>die</strong> Sauce mit etwas kaltem Wasser zusammengerührt <strong>und</strong> nochmals aufgekocht. Dann richtet man das<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 73 von 245


Filet auf einer länglichen Schüssel an. – Man garniert das Filet auch sehr gern mit Gemüsen, <strong>die</strong> man in gebackenen<br />

Kartoffelnestchen anrichten kann.<br />

Filet tranchieren<br />

Beim Vorschneiden schneidet man das Filet in fingerdicke Scheiben. Die Spitze schneidet man zuerst in schräger Richtung<br />

ab <strong>und</strong> legt sie beiseite, da sie meistens trocken ist; dann schneidet man in gleicher Richtung fort. Für den Fall, dass man<br />

den Braten in der <strong>Küche</strong> tranchiert, legt man <strong>die</strong> Scheiben so zusammen, dass <strong>die</strong> ursprüngliche Form des Filets wieder<br />

hergestellt ist, worauf man etwas Sauce über den Braten füllt, während man <strong>die</strong> andere in der Sauciere reicht.<br />

Boeuf à la Mode<br />

Man nimmt hierzu ein größeres Stück Fleisch, etwa 2 bis 3 kg, <strong>und</strong> lässt es aus der Kluft oder dem Tafelstück<br />

(Schwanzstück) schneiden, am besten von einem jungen Ochsen. Das Fleisch wird gut geklopft <strong>und</strong> mit Salz, Pfeffer <strong>und</strong><br />

Nelkenpfeffer eingerieben. Dann gibt man etwa 125 g Butter oder gutes Fett, oder auch halb <strong>und</strong> halb, in den Topf. Ist das<br />

Fett gelb geworden, so wird das in Mehl umgewendete Stück Fleisch hineingelegt <strong>und</strong> gebraten. Man dreht es zuweilen um,<br />

ohne ins Fleisch zu stechen, <strong>und</strong> lässt so lange braten, bis es von allen Seiten recht braun ist. Hierauf wird soviel kochendes<br />

Wasser hineingegossen, dass das Fleisch reichlich bis zur Hälfte bedeckt ist. Alsdann wird der Topf fest zugedeckt <strong>und</strong> das<br />

Fleisch auf nicht zu scharfem Feuer langsam geschmort <strong>und</strong> nach 1:30 St<strong>und</strong>en umgedreht, wobei man 1 Obertasse voll<br />

gewürfelter saurer Gurken mit 1 Löffel Essig, nebst 3 Lorbeerblättern dazugibt. Hierauf deckt man das Fleisch wieder zu <strong>und</strong><br />

schmort es, bis es weich ist, was gewöhnlich 2:00 bis 2:30 St<strong>und</strong>en erfordert. Dann richtet man das Fleisch an <strong>und</strong> nimmt<br />

das Fett größtenteils von der Sauce. Ist sie zu dick, so rührt man etwas Wasser dazu, im anderen Falle ein wenig<br />

Kartoffelmehl. Man gibt es als Beilage zu Gemüsen; doch sind am besten Kartoffeln dazu, <strong>und</strong> dann bleibt das Fett zum Teil<br />

auf der Sauce. Statt der Gurken kann man auch gelbe Rüben <strong>und</strong> Zwiebeln beim Fleisch mitkochen.<br />

Rinderschwanzstück tranchieren<br />

Das Rinderschwanzstück, ganz gleich wie dasselbe zubereitet ist, tranchiert man auf folgende Weise. Man stellt es so vor<br />

sich hin, dass <strong>die</strong> flache Seite nach oben <strong>und</strong> <strong>die</strong> dünne Seite nach rechts zu liegt. Man beginnt am dünnen Ende <strong>und</strong><br />

schneidet in der Richtung von links nach rechts das Fleisch in dünne Scheiben. Ist das Fleisch sehr weich, so muss man <strong>die</strong><br />

Scheiben schräg abschneiden, damit es nicht zerfällt. Ist das Schwanzstück groß, so teilt man es zuerst durch einen<br />

Längsschnitt in 2 Stücke.<br />

Sauerbraten<br />

Zum Sauerbraten eignet sich ein gutes fettes Schwanzstück oder ein Stück aus der Mitte der Kluft. Das Fleisch wird<br />

gewaschen, etwa 8 Tage in Bieressig gelegt, täglich umgewendet <strong>und</strong> vor dem Braten auf folgende Weise gespickt.<br />

Nachdem das Stück gut geklopft ist, schneide man halbfingerlange, nicht zu dünne Speckstreifchen, wälze sie in einem<br />

Gemengsel von gestoßenem Salz, Pfeffer, Nelken <strong>und</strong> Nelkenpfeffer, steche mit einem spitzen Messer ins Fleisch, schiebe<br />

<strong>die</strong> Streifen hinein <strong>und</strong> streue noch etwas Salz darüber. – Dann mache man in einem recht weiten, eisernen Topfe reichlich<br />

gutes Fett recht heiß <strong>und</strong> gelb, lege das Stück Fleisch hinein, lasse <strong>die</strong> entstehende Brühe offen rasch abdampfen <strong>und</strong> das<br />

Fleisch ringsum dunkelgelb werden, indem man es öfter hin- <strong>und</strong> herschiebt <strong>und</strong> umwendet. Danach streue man 1 Esslöffel<br />

Mehl in das Fett, lasse es ebenfalls bräunen, schütte dann schnell so viel brausend kochendes Wasser hinzu, als nötig ist,<br />

das Fleisch zur Hälfte zu bedecken, <strong>und</strong> mache den Topf rasch zu, dass <strong>die</strong> Dämpfe nicht verloren gehen. Nach 10 Minuten<br />

gebe man zu einem Stück von 2,5 bis 3 kg 2 kleine gelbe Möhren, 3 bis 4 Lorbeerblätter, 2 bis 3 in Würfel geschnittene<br />

Zwiebeln, 1 Stückchen Schwarzbrotrinde <strong>und</strong> 6 bis 8 Pfefferkörner <strong>und</strong> ebensoviel Gewürzkörner. Man mache den Topf fest<br />

zu <strong>und</strong> lasse das Fleisch bei einmaligem Umwenden etwa 2:30 St<strong>und</strong>en langsam kochen, wobei man es zuweilen, ohne<br />

hineinzustechen, aufheben <strong>und</strong> nötigenfalls noch etwas kochendes Wasser hinzugeben muss. 1 Tasse süße Sahne macht<br />

<strong>die</strong> Sauce sehr schmackhaft. Beim Anrichten lege man den Braten auf eine erwärmte Schüssel <strong>und</strong> stelle sie in den Ofen,<br />

bis <strong>die</strong> Sauce gemacht ist. Sollte <strong>die</strong>se zu sehr eingekocht <strong>und</strong> zu dick sein, so verdünne man sie mit etwas Wasser, hat sie<br />

zu viel Säure <strong>und</strong> ist dabei nicht zu hell, so ist eine Tasse Milch gut. Dann rührt man sie durch ein Sieb, lässt sie zum<br />

Kochen kommen <strong>und</strong> gibt etwas über den Braten <strong>und</strong> <strong>die</strong> übrige in der Sauciere dazu.<br />

Rinderschmorfleisch in saurer Milch<br />

Man nimmt ein Stück wie zu »Sauerbraten«, klopft es, wie vorher beschrieben, recht mürbe <strong>und</strong> reibt es mit Salz <strong>und</strong><br />

gestoßenem Nelkenpfeffer ein. Danach macht man Butter <strong>und</strong> Speck oder Nierenfett gelbbraun, legt das Fleisch hinein <strong>und</strong><br />

lässt es ringsum hellbraun werden, wobei man es, um das Anbrennen zu verhüten, öfters hin- <strong>und</strong> herschiebt. Hat das<br />

Fleisch eine gute Farbe, so gießt man 1 Obertasse dicke saure Milch hinzu <strong>und</strong> wiederholt <strong>die</strong>s jedes Mal, wenn sie etwas<br />

eingekocht ist, im ganzen 3 bis 4 Mal. Dann lässt man den Braten langsam weich schmoren, wobei man den Topf fest<br />

zudeckt.<br />

Hackbraten, Klopsbraten oder falscher Hase<br />

Man nimmt <strong>für</strong> 8 bis 10 Personen 1 kg schieres Rindfleisch <strong>und</strong> 500 g durchwachsenes Schweinefleisch, hackt beides recht<br />

fein oder drückt beides durch <strong>die</strong> Fleischmaschine <strong>und</strong> vermischt es mit 3 ganzen zerklopften Eiern, 125 geschmolzener<br />

Butter, 1 kleinen Obertasse geriebener Semmel, dem nötigen Salz, 1 geriebenen Zwiebel <strong>und</strong> etwas Muskatnuss. Aus der<br />

gut vermengten Masse macht man <strong>die</strong> Form eines Rehrückens, spickt sie wie <strong>die</strong>sen in 3 bis 5 Reihen <strong>und</strong> kerbt den Raum<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 74 von 245


dazwischen mit einem Messerrücken ein. Dann legt man den Braten in gelb gewordene Butter in <strong>die</strong> Bratpfanne, lässt ihn im<br />

Ofen unter öfterem Begießen 1:00 St<strong>und</strong>e braten, bestreut ihn nun mit geriebener Semmel, damit er recht braun wird, gibt<br />

allmählich 2 Obertassen saure Sahne dazu, lässt ihn danach noch 30 Minuten braten <strong>und</strong> richtet ihn an.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 75 von 245


Boeuf blanc<br />

Ein nicht sehr fettes Rippenstück wird geklopft, mit Wasser, eben bedeckt, angesetzt <strong>und</strong> ausgeschäumt. Dann gibt man<br />

dazu 2 Petersilienwurzeln, 1 Hand voll Skorzoneren, 1 Möhre, 3 Lorbeerblätter, 2 Zwiebeln, grobes Gewürz <strong>und</strong> 1 gutes<br />

Stück Butter; damit wird das Fleisch gar gedämpft, was 3:00 bis 3:30 St<strong>und</strong>en erfordert. 1:00 St<strong>und</strong>e vorher gibt man<br />

reichlich Champignons <strong>und</strong> etwas geriebenes Weißbrot hinzu. Die Brühe lässt man so viel einkochen, als man Sauce zu<br />

haben wünscht, <strong>und</strong> richtet sie mit einigen Zitronenscheiben über dem Fleische an.<br />

Gedämpftes Ochsenfleisch<br />

Man belegt einen Topf mit Speckscheiben, gibt 2 Zwiebeln, 2 Möhren, 1 bis 2 Petersilienwurzeln, in Scheiben geschnitten,<br />

1 Bündchen grüner Kräuter, als Estragon, Majoran, Basilikum, ferner gestoßenen Pfeffer, Nelken <strong>und</strong> Nelkenpfeffer hinein<br />

<strong>und</strong> legt 1 Stück Fleisch von 2 bis 3 kg (Kluft, Schwanzstück oder Oberschale), das nicht frisch sein darf, gut geklopft <strong>und</strong><br />

mit etwas Salz bestreut ist, hinein. Dann gibt man 2 Obertassen Essig <strong>und</strong> ebensoviel Wasser hinzu, deckt den Topf fest zu,<br />

klebt den Rand mit Mehl, das man mit Wasser zu festem Brei angerührt hat, zu <strong>und</strong> lässt das Fleisch in einem heißen<br />

Bratofen oder über einem gelinden Feuer 3:00 St<strong>und</strong>en schmoren. Nach <strong>die</strong>ser Zeit überzeugt man sich, ob er gar ist. Sollte<br />

man es noch nicht weich finden, so muss man den Topf wieder mit Mehl verkleben. Wenn beim Anrichten <strong>die</strong> Sauce zu dick<br />

ist, wird etwas Wasser, im entgegengesetzten Falle ein wenig Kartoffelmehl dazugegeben. Man rührt <strong>die</strong> Sauce durch ein<br />

Sieb, würzt sie mit etwas Sardellenbutter <strong>und</strong> Zitronensaft, füllt etwas von der Sauce über das Fleisch <strong>und</strong> reicht <strong>die</strong> übrige<br />

dabei herum.<br />

Rinderschmorbraten<br />

Will man einen guten Schmorbraten haben, so muss man ein größeres Stück Fleisch zubereiten, mindestens 2 bis 3 kg.<br />

Man bereitet Schmorbraten stets im flachen Topfe, der mit fest schließendem Deckel versehen ist. Am besten nimmt man<br />

Mittelschwanzstück (Tafelstück oder Kluft) oder aber Oberschale, <strong>die</strong> jedoch kurz geschnitten sein muss. Nachdem das<br />

Fleisch gewaschen <strong>und</strong> mürbe geklopft ist, spickt man es mit Speckstreifen, <strong>die</strong> man zuvor in Salz <strong>und</strong> etwas Pfeffer<br />

umgewendet hat, indem man mit einem spitzen Messer schräg in das Fleisch hineinsticht <strong>und</strong> den Speck in <strong>die</strong> hierdurch<br />

entstandenen Löcher steckt. Damit das Fleisch eine gute Form behält, umwickelt man es mit Bindfaden. Hierauf tut man<br />

Butter oder ausgelassenes Nierenfett oder auch <strong>die</strong> Abfälle vom Speck in einen Schmortopf. Sobald das Fett bratet, legt<br />

man das Fleisch, das man auch mit etwas Mehl bestreuen kann, hinein <strong>und</strong> bräunt es auf allen Seiten. Man streut etwas<br />

Salz über das Fleisch <strong>und</strong> gießt wenig kochendes Wasser von der Seite hinzu. Den braunen Satz, der sich am Boden <strong>und</strong><br />

an den Seiten des Topfes bildet, schabt man von Zeit zu Zeit mit einem Löffel los, worauf man zu dem Satz immer wenig<br />

kochendes Wasser hinzugießt <strong>und</strong> dann immer von neuem einschmoren lässt. Auf <strong>die</strong>se Weise erhält man nicht nur<br />

braunes Fleisch, sondern auch braune Sauce. Sind Fleisch <strong>und</strong> Sauce braun, so deckt man den Topf möglichst dicht zu <strong>und</strong><br />

lässt es langsam weiter schmoren, wobei man das Fleisch von Zeit zu Zeit mit der braunen Sauce befüllt <strong>und</strong> es auch hin<strong>und</strong><br />

herschiebt, auch wohl einmal umwendet, ohne jedoch hineinzustechen. Man kann zur Sauce, um sie sämig zu machen,<br />

auch eine Brotrinde geben, doch muss man in <strong>die</strong>sem Falle <strong>die</strong> Sauce vor dem Anrichten durch ein Sieb rühren, andernfalls<br />

entfettet man <strong>die</strong> Sauce 30 Minuten vor dem Anrichten <strong>und</strong> macht sie schließlich mit Kartoffelmehl bündig.<br />

Aufgerollter Rinderbraten<br />

Aus einem Stück Roastbeef schneidet man <strong>die</strong> Rippen aus <strong>und</strong> klopft das Stück gut. Hierauf legt man auf <strong>die</strong> Oberseite hin<br />

<strong>und</strong> wieder dünne Speckscheiben, bestreut es mit Salz <strong>und</strong> ein wenig Pfeffer, rollt den Braten fest auf <strong>und</strong> umwickelt ihn mit<br />

einem Bindfaden. Dann lässt man in einem Schmortopf klein geschnittenes, gut gewässertes Nierenfett zergehen, gibt das<br />

aufgerollte Fleisch hinein <strong>und</strong> lässt es auf allen Seiten braun braten; hierauf gießt man so viel kochendes Wasser dazu,<br />

dass der Braten gut zur Hälfte in der Brühe liegt. Man tut nun <strong>die</strong> vorher ausgeputzten Knochen mit an <strong>die</strong> Brühe <strong>und</strong> lässt<br />

den Braten in etwa 3:30 St<strong>und</strong>e gar schmoren, wobei man ihn häufig begießen muss. Dann wird der Braten<br />

herausgenommen <strong>und</strong> heiß gestellt. Die Sauce wird durch ein Sieb gegeben, entfettet <strong>und</strong> hierauf mit etwas Braunmehl <strong>und</strong><br />

1 Tasse saurer Sahne sämig gekocht.<br />

Rinderbraten aufwärmen<br />

Wenn der Braten in einem Stück aufgewärmt werden soll, so lege man ihn in <strong>die</strong> Pfanne mit dem von der Sauce<br />

abgenommenen Fett, decke ihn so fest als möglich zu <strong>und</strong> setze ihn zeitig auf ein schwaches Feuer, damit er allmählich<br />

durchwärmt wird, was auf solche Weise wenigstens 1 St<strong>und</strong>e dauert <strong>und</strong> wobei fleißiges Begießen nicht versäumt werden<br />

darf.<br />

Soll der Braten in Scheiben geschnitten aufgewärmt werden, so lege man <strong>die</strong>se aufeinander in eine feuerfeste Schüssel mit<br />

schließendem Deckel, gibt <strong>die</strong> Sauce nebst Fett darüber <strong>und</strong> stelle <strong>die</strong> Schüssel in einen warmen Ofen, wo das Fleisch<br />

allmählich warm wird, ohne zu kochen. Häufiges Begießen ist auch hierbei notwendig.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 76 von 245


Beefsteak vom Filet<br />

Der Mürbebraten, der hierzu verwendet wird, darf nicht zu alt geschlachtet sein. Man schneidet ihn in zweifingerdicke<br />

Scheiben <strong>und</strong> klopft <strong>die</strong>se mit einem r<strong>und</strong>en Klopfholz. Danach werden sie mit Pfeffer <strong>und</strong> Salz bestreut, gleich darauf in<br />

kreischende Butter gelegt <strong>und</strong> auf raschem Feuer offen gebraten. Man lässt <strong>die</strong> Stücke ruhig liegen, bis sich oben etwas<br />

Blut zeigt, dann werden sie, ohne hineinzustechen, mit einem Messer umgewendet <strong>und</strong> weiter gebraten, wobei man sie<br />

fleißig befüllt, bis <strong>die</strong> untere Seite braun ist. Alsdann werden sie noch einmal umgewendet <strong>und</strong> <strong>die</strong> zweite Seite gebraten.<br />

Lässt man sie länger braten, so werden sie trocken <strong>und</strong> hart. - Man legt sie nun schnell auf eine heiße Schüssel, rührt sehr<br />

wenig kaltes Wasser oder besser noch Bouillon von gekochten Fleischabfällen zu der Sauce <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong>se kochend zum<br />

Fleisch. Will man <strong>die</strong> Beefsteaks mit Spiegeleiern servieren, so legt man auf jedes Beefsteak ein Ei, dessen Rand zuvor<br />

glatt beschnitten wurde.<br />

Sollen <strong>die</strong> Beefsteaks mit Zwiebeln gebraten werden, so macht man <strong>die</strong> zum Bräunen erforderliche Butter etwa 10 Minuten<br />

vorher braun, schüttet recht viel in Würfel geschnittene Zwiebeln hinein <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>se bräunen. Alsdann schiebt man sie<br />

nach den Seiten der Pfanne hin, legt das Fleisch in <strong>die</strong> kochende Zwiebelbutter <strong>und</strong> bratet sie darin fertig. Beim Anrichten<br />

streicht man <strong>die</strong> Zwiebeln darüber.<br />

Rumpsteak oder Rinderrippen<br />

Von 750 g Rippenstück oder Nierstück eines jungen Ochsen, der schon mehrere Tage geschlachtet ist, entfernt man<br />

Knochen <strong>und</strong> Sehnen, schneidet das Fleisch in 4 fingerdicke Scheiben, klopft <strong>die</strong>se tüchtig, bestäubt sie mit Mehl <strong>und</strong><br />

bestreut sie mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer. Hierauf bratet man sie in 2 Esslöffel gutem Backfett in einer flachen Pfanne schnell auf<br />

beiden Seiten bräunlich, so dass das Innere noch ein wenig blutig bleibt. Dann nimmt man sie aus der Pfanne <strong>und</strong> richtet sie<br />

auf einer heißen Schüssel an; das Fett aus der Pfanne stellt man zu späterem Gebrauch fort, gibt 1 Esslöffel Butter hinein,<br />

<strong>die</strong> man mit dem Fond aufbraten lässt <strong>und</strong> reicht sie nebenher. Man gibt gebratene Kartoffeln <strong>und</strong> geriebenen Meerrettich<br />

dazu.<br />

Beefsteak von gehacktem Fleisch; deutsche Beefsteaks<br />

Man kauft hierzu entweder gutes gehacktes Fleisch, so genanntes Schabefleisch, beim Schlächter, oder man drückt selbst<br />

schieres mageres Fleisch, das ganz frisch sein muss, zweimal durch <strong>die</strong> Fleischhackmaschine, wobei man alles Häutige<br />

<strong>und</strong> Sehnige entfernt. Hierauf vermischt man das Fleisch mit dem nötigen Salz <strong>und</strong> Pfeffer <strong>und</strong> formt es zu Beefsteaks recht<br />

glatt <strong>und</strong> reichlich einen Finger dick. Man kerbt sie auf beiden Seiten mit dem Messerrücken etwas ein <strong>und</strong> bratet sie nach<br />

»Rumpsteak oder Rinderrippen«voriger Nummer mit braun gemachten Zwiebeln oder, wenn der Zwiebelgeschmack<br />

gescheut wird, in gelb gemachter Butter etwa 10 Minuten auf beiden Seiten. Ganz vorzüglich werden <strong>die</strong> Beefsteaks, wenn<br />

man auf 500 g Rindfleisch 50 bis 75 g fein gewiegten Nierentalg oder rohes, fettes Schweinefleisch gibt; auch 1 Ei, dessen<br />

Weißes man zu Schnee schlägt, <strong>und</strong> ein wenig in Wasser eingeweichtes <strong>und</strong> wieder ausgedrücktes Weißbrötchen machen<br />

<strong>die</strong> Beefsteaks recht locker.<br />

Rohes Beefsteak oder Beefsteak à la tartare<br />

Für 4 Personen rechnet man 500 bis 750 g gutes Rindfleisch aus der Kugel, das man zweimal durch <strong>die</strong><br />

Fleischhackmaschine drückt. Man vermengt das Fleisch mit Salz <strong>und</strong> ein wenig gestoßenem Pfeffer, formt daraus<br />

Beefsteaks <strong>und</strong> garniert jedes mit 1 rohen Eidotter, das man in <strong>die</strong> ein wenig eingedrückte Mitte legt. Ferner gibt man dazu<br />

fein geschnittene Zwiebeln, Sardellen, Kapern, auch Scheiben von sauren Gurken oder Mixed-Pickles. Je nach Belieben<br />

kann <strong>die</strong> eine oder <strong>die</strong> andere der Garnierungen wegbleiben.<br />

Entrecôte auf Hamburger Art<br />

500 bis 750 g Fleisch. Von dem Zwischenrippenstück eines jungen Ochsen, das aber schon ein paar Tage gehangen haben<br />

muss, schneidet man Knochen <strong>und</strong> Sehnen aus <strong>und</strong> von dem Fleisch dann fingerdicke Scheiben; <strong>die</strong>se werden mürbe<br />

geklopft, mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer bestreut <strong>und</strong> mit geriebener Semmel paniert. Zuvor hat man Petersilie, Schnittlauch, Estragon,<br />

Majoran <strong>und</strong> Basilikum fein gehackt; 1 Esslöffel davon schwenkt man in 2 Esslöffel kochender Butter durch <strong>und</strong> gibt<br />

1 Obertasse gute Fleisch- oder Bratenbrühe dazu. 2 Esslöffel voll gehackter Kräuter vermischt man mit 2 Esslöffel frischer<br />

Butter, aus der man kleine, r<strong>und</strong>e Scheiben formt. Nun bratet man das Fleisch schnell in guter Butter auf beiden Seiten<br />

hellbraun, so dass es recht saftig bleibt. Die Fleischscheiben richtet man auf einer heißen, flachen Schüssel an, legt auf jede<br />

Scheibe 1 Scheibchen Kräuterbutter <strong>und</strong> gießt <strong>die</strong> Kräutersauce darunter.<br />

Escaloppes<br />

Man nimmt hierzu das Fleisch wie zu Beefsteaks <strong>und</strong> hackt es sehr fein, wobei alles Sehnige entfernt werden muss. Zu 1 kg<br />

Fleisch nimmt man 150 bis 200 g recht fein gehacktes Nierenfett, vermischt <strong>die</strong>ses mit 20 g Salz <strong>und</strong> 1 Prise Pfeffer, teilt es<br />

in gleiche Teile, formt <strong>die</strong>se mit einem Messer wie Beefsteaks r<strong>und</strong> oder länglich platt <strong>und</strong> bratet das Fleisch in gelber Butter<br />

etwa 10 bis 15 Minuten auf beiden Seiten nicht zu braun, wobei man fleißig befüllt. Nach Belieben kann man sie mit<br />

Senfsauce anrichten.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 77 von 245


Königsberger Klops<br />

500 g gewiegtes Rindfleisch <strong>und</strong> 125 g gewiegtes Schweinefleisch wird mit 2 Eiern, 1 eingeweichten, gut ausgedrückten<br />

Milchbrot, einigen gewiegten Sardellen <strong>und</strong> etwas gestoßenem Pfeffer gut vermengt. Zuletzt mischt man noch geriebene<br />

Semmel darunter <strong>und</strong> formt r<strong>und</strong>e Klöße. Dann bereitet man helles Schwitzmehl von 2 Löffel Butter <strong>und</strong> 2 Löffel Mehl, gießt<br />

1 Obertasse kochendes Wasser dazu <strong>und</strong> lässt eine sämige Sauce davon kochen. In <strong>die</strong> Sauce tut man 2 Esslöffel fein<br />

gewiegte Sardellen oder 1 gut gewässerten, fein gewiegten Hering, ferner ein paar entkernte Zitronenscheiben <strong>und</strong><br />

2 Esslöffel Kapern; wenn alles kocht, schmeckt man <strong>die</strong> Sauce mit Pfeffer, Zucker <strong>und</strong> Weinessig ab. In <strong>die</strong> kochende<br />

Sauce legt man <strong>die</strong> Fleischklöße hinein <strong>und</strong> lässt sie etwa 15 Minuten lang kochen, wobei man den Tiegel hin <strong>und</strong> her<br />

schieben muss, damit <strong>die</strong> Klopse nicht ansetzen. Dann lässt man sie noch 30 Minuten bei mäßiger Hitze in der Sauce<br />

ziehen <strong>und</strong> richtet sie mit der Sauce an.<br />

Pichelsteiner oder Büchelsteiner Fleisch<br />

Dieses Fleisch gerät am besten in einer eigens dazu konstruierten Maschine. Dieselbe besteht aus 2 flachen Kasserollen,<br />

deren Ränder genau ineinander passen. Für 4 Personen etwa 1 kg Rinderfilet, 100 g gewässertes Rindermark,<br />

1 Suppenteller voll roher Kartoffelscheiben, 2 Porreezwiebeln, 1 kleine Sellerieknolle, 2 kleine Mohrrüben <strong>und</strong><br />

2 Petersilienwurzeln, alles in Scheiben geschnitten. Das Fleisch wird geklopft <strong>und</strong> in Würfel geschnitten, das Rindermark<br />

aber in feine Scheiben. Mit der Hälfte des Rindermarkes bedeckt man den Boden der einen Kasserolle, legt Fleisch,<br />

Kartoffeln <strong>und</strong> Wurzelwerk schichtweise hinein <strong>und</strong> streut Salz <strong>und</strong> etwas Paprika dazwischen; als oberste Schicht legt man<br />

das übrige Rindermark obenauf. Zuletzt stülpt man <strong>die</strong> zweite Kasserolle darüber <strong>und</strong> lässt das Gericht 15 Minuten über der<br />

Spiritusflamme kochen, dann wendet man <strong>die</strong> Maschine um <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> andere Seite ebenfalls 15 Minuten.<br />

Dortm<strong>und</strong>er Pfefferpotthast<br />

Hierzu werden hauptsächlich <strong>die</strong> so genannten kurzen Rippen genommen; <strong>für</strong> 4 Personen etwa 1 kg. Das Fleisch wird in<br />

Stückchen von halber Handgröße gehauen, mit Wasser <strong>und</strong> nicht zu viel Salz angesetzt <strong>und</strong> gut ausgeschäumt. Dann fügt<br />

man hinzu: reichlich in Würfel geschnittene Zwiebeln, Pfeffer, Nelken <strong>und</strong> Nelkenpfeffer (ungestoßen), einige Lorbeerblätter<br />

<strong>und</strong> 2 bis 3 Zitronenscheiben. Ist das Fleisch fast gar, so fügt man gelbes Schwitzmehl hinzu, das man aus 2 Esslöffel Butter<br />

<strong>und</strong> 1 Esslöffel Mehl bereitet hat. Einige Fleischklößchen, besonders gekocht, beim Anrichten in das Ragout gelegt, machen<br />

es noch schmackhafter. Die Sauce muss recht geb<strong>und</strong>en sein.<br />

Spanisch Fricco<br />

Man nimmt zu <strong>die</strong>sem beliebten <strong>und</strong> kräftigen Gericht Filet <strong>und</strong> rechnet auf 4 Personen 750 bis 1.000 kg. Man klopft das<br />

Fleisch langsam weich <strong>und</strong> schneidet es in nicht allzu kleine Würfel. Hierauf bestreut man es mit feinem Salz <strong>und</strong> ein wenig<br />

Cayennepfeffer. Unterdes werden Kartoffeln mit Salz gar gekocht, in etwas stärkere Scheiben als zu Salat geschnitten <strong>und</strong><br />

recht heiß gehalten. Auf 1 kg Fleisch werden 1,5 Kartoffeln genommen. Man legt auf den Boden eines Topfes mit gut<br />

schließendem Deckel reichlich Butter, <strong>die</strong> man in Stückchen zerteilt, darauf eine Lage Kartoffeln, wieder etwas Butter,<br />

danach eine Lage Fleisch <strong>und</strong> eine Lage geschnittener Zwiebeln, <strong>die</strong> zuvor in Butter gar geschmort, nicht gebraten sind, <strong>und</strong><br />

fährt so fort, bis Fleisch <strong>und</strong> Kartoffeln verteilt sind. Alsdann wird der Topf fest zugedeckt <strong>und</strong> auf gelindes Feuer gesetzt;<br />

sobald <strong>die</strong> Speise zu braten anfängt, wird sie vorsichtig umgerührt <strong>und</strong> der Topf von Zeit zu Zeit geschüttelt. Unterdes<br />

zerrührt man 1 Esslöffel Weizenmehl mit 250 ml Wasser oder besser saurer Sahne <strong>und</strong> stellt es zur Seite, bis man merkt,<br />

dass das Fleisch eine graue Farbe bekommen hat, worauf man <strong>die</strong> Sauce darüber gießt. Nachdem <strong>die</strong>se gut durchgekocht<br />

ist, ist auch das Fleisch gar, <strong>und</strong> das Gericht wird in einer erwärmten Schüssel zur Tafel gebracht. Dieses Fleisch muss<br />

zwar stark gewürzt sein, doch wende man den Cayennepfeffer nicht zu reichlich an.<br />

Gulasch<br />

750 bis 1.000 g Fleisch ohne Knochen <strong>für</strong> 4 Personen. Hierzu verwendet man am besten Rinderfilet, Mittelschwanzstück<br />

oder Oberschale; man entfernt vom Fleische jede Haut <strong>und</strong> Sehne <strong>und</strong> schneidet es in etwa walnussgroße Würfel. Hierauf<br />

schneidet man 125 g Speck in kleine Würfel, bratet <strong>die</strong>se hellbraun, fügt fein geschnittene Zwiebeln hinzu <strong>und</strong> tut das<br />

Fleisch hinein, wobei man sogleich das nötige Salz hinzufügt. Mit einem Holzlöffel wendet man das Fleisch im Schmortopfe<br />

hin <strong>und</strong> her, so dass es auf allen Seiten gleichmäßig anbratet. Dann gießt man ein wenig kochendes Wasser hinzu, tut<br />

1 Teelöffel fein pulverisierten Paprika <strong>und</strong> einige Stückchen Brotrinde daran <strong>und</strong> lässt das Fleisch im gut verschlossenen<br />

Topfe weich dämpfen. Ist das Fleisch sehr zart, so genügen 1:30 St<strong>und</strong>en. Vor dem Anrichten schmeckt man <strong>die</strong> Sauce mit<br />

ein wenig Zitronensaft ab. – Es ist auch sehr beliebt, <strong>die</strong>s Gericht aus Rindfleisch, Hammelfleisch <strong>und</strong> magerem<br />

Schweinefleisch zu gleichen Teilen herzustellen.<br />

Zungenragout<br />

Da <strong>die</strong> Zunge bald einen Beigeschmack erhält, so muss sie ganz frisch verwendet werden. Der Knochen <strong>und</strong> das Gelbe<br />

wird abgeschnitten, <strong>die</strong> Zunge mit Salz abgerieben, so lange gewaschen, bis alles Schleimige entfernt ist, recht tüchtig<br />

geklopft, abgespült, in Wasser mit wenig Salz ausgeschäumt <strong>und</strong> recht weich gekocht, worauf man 2:30 bis 3:00 St<strong>und</strong>en<br />

rechnen kann. Nach dem Kochen wird <strong>die</strong> Zunge abgezogen, das schwammige Fleisch am dicken Ende abgeschnitten, <strong>die</strong><br />

Zunge in dreifingerdicke Scheiben geteilt, <strong>die</strong> größeren einmal durchgeschnitten <strong>und</strong> in Rosinensauce gedämpft.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 78 von 245


Zungenfrikassee<br />

Die Zunge wird nach vorhergehender Vorschrift recht weich gekocht <strong>und</strong> auch ebenso zerschnitten. Dann lässt man<br />

reichlich Butter gelb werden, rührt darin 1/2 fein geschnittene Zwiebel <strong>und</strong> 1 Löffel Mehl gelb, gibt Zungenbrühe dazu, sowie<br />

einige Zitronenscheiben, Muskatblüte, etwas fein gestoßenen weißen Pfeffer <strong>und</strong> 1/2 Glas Weißwein <strong>und</strong> legt, wenn <strong>die</strong>s<br />

kocht, <strong>die</strong> Zunge hinein. Recht angenehm schmecken auch Champignons darin gekocht. Wenn <strong>die</strong> Zunge 30 Minuten<br />

gedämpft hat, wird sie angerichtet, <strong>die</strong> Sauce mit 2 Eidottern abgerührt, <strong>die</strong> Schüssel mit Fleisch oder Zwiebackklößchen<br />

garniert, welche in übrig gebliebener Zungenbrühe oder Salzwasser gekocht sind, <strong>und</strong> <strong>die</strong> recht sämige Sauce darüber<br />

gegeben.<br />

Zunge als Beilage<br />

Nachdem <strong>die</strong> Zunge ganz weich gekocht ist, wird sie abgezogen <strong>und</strong> gespalten oder in dünne Scheiben geschnitten. Diese<br />

bestreut man mit ein wenig Salz <strong>und</strong> nach Belieben etwas Muskatnuss oder fein gestoßenem Pfeffer, tunkt sie in<br />

geschlagenes Ei, dreht <strong>die</strong> Scheiben in gestoßenem Zwieback <strong>und</strong> bratet sie in steigender Butter gelb.<br />

Charles X<br />

Ein saftiges Stück Rindfleisch ohne Fett wird tüchtig geklopft, gehäutet, reichlich mit Speck durchzogen, mit halb Wasser,<br />

halb Essig, reichlich Gewürz, besonders Zwiebeln <strong>und</strong> etwas Knoblauch, nebst Butter aufs Feuer gesetzt, <strong>und</strong> halb<br />

kochend, halb bratend gar gemacht, wobei nicht hineingestochen werden darf. Man lässt das Fleisch 1 Nacht stehen, hackt<br />

viel Schalotten, mengt sie mit Pfeffer, Salz <strong>und</strong> geriebenem Weißbrot untereinander, schneidet das Fleisch in Scheiben,<br />

bestreicht sie mit Ei, drückt sie in das Gemengsel <strong>und</strong> bratet sie in einer Pfanne wie Koteletts.<br />

Gebratene Frikandellen<br />

Die Frikandellen werden überaus fein <strong>und</strong> wohlschmeckend, wenn man dazu einen Teil Rindfleisch, einen Teil Kalbfleisch<br />

<strong>und</strong> einen Teil durchwachsenes Schweinefleisch fein hackt <strong>und</strong> dann zu 1 kg Fleisch etwa 150 bis 200 g Butter nimmt.<br />

Diese Mischung kann man jedoch nicht immer haben; man hackt dann 1 kg gutes Rindfleisch mit 125 g gutem Nierenfett<br />

oder frischem Speck ganz fein, gibt dazu 4 ganze Eier, 20 g Salz, 1 Prise Muskatblüte oder gestoßenen Pfeffer, 30 g<br />

gestoßenen Zwieback oder geriebenes Weißbrot <strong>und</strong> 1 Tasse kaltes Wasser <strong>und</strong> mengt alles gut untereinander. Dann<br />

werden r<strong>und</strong>e Bälle geformt, mit der nassen Hand recht glatt gestrichen, mit Zwieback bestreut, in steigende Butter gelegt<br />

<strong>und</strong> auf der Pfanne gelb gebraten, wobei man das Fleisch fleißig befüllt. Die Frikandellen müssen dunkelgelb, nicht braun<br />

sein.<br />

Frikandellen von Fleischresten<br />

Man nimmt hierzu Überreste von gekochtem oder gebratenem Fleisch, hackt es mit einer Zwiebel oder Petersilie recht fein,<br />

rührt dazu einige Eier, Salz, etwas gestoßenen Pfeffer, geriebenes Weißbrot, Bratenjus oder saure Sahne, in Ermangelung<br />

dessen ein wenig Milch. Dann macht man Klöße von der Größe eines Eies, drückt sie ein wenig flach, bestreut sie mit fein<br />

geriebenem Weißbrot <strong>und</strong> bratet sie in Butter gelb. Hat man gekochten Schinken, so kann man etwas davon mit dem<br />

Fleisch hacken. – Statt des Weißbrotes lassen sich recht gut einige kalte Kartoffeln, <strong>die</strong> auf einer Reibe gerieben werden,<br />

verwenden.<br />

Gekochtes Suppenfleisch mit Kruste<br />

1 kg gutes Rindfleisch zur Suppe, als Fehlrippe, Oberschale oder auch Querrippe wird mit kochendem Wasser angesetzt<br />

<strong>und</strong> mit Wurzelwerk, Salz <strong>und</strong> dem nötigen Gewürz eine gute Suppe davon gekocht. Ist das Fleisch gar, so legt man es in<br />

eine Bratpfanne, gibt einige Löffel Suppenfett, etwas Butter, 2 zerschnittene Zwiebeln <strong>und</strong> 1 Lorbeerblatt dazu, bestreut das<br />

Fleisch mit etwas Salz, 1 Prise fein gestoßenem Pfeffer <strong>und</strong> gestoßenem Zwieback <strong>und</strong> stellt es auf offenes Feuer, wo man<br />

<strong>die</strong> Pfanne mit einem Kohlenranddeckel bedeckt, auf den Feuer gelegt wird. Man gibt kräftige Sardellen-, Kapern- oder<br />

Champignonsauce dazu.<br />

Suppenfleisch mit Saucen<br />

Man nimmt das Suppenfleisch aus der Brühe, übergießt es mit ein wenig Bouillon <strong>und</strong> stellt es warm, während man<br />

Herings-, Rosinen-, Gurken-, Senf-, Kapern-, Majoran- oder Schnittlauchsauce bereitet, <strong>die</strong> man mit dem Fleisch serviert.<br />

Grilladen von Suppenfleisch<br />

Das weich gekochte Fleisch wird in Scheiben geschnitten <strong>und</strong> einige Zeit in Essig gelegt, danach in geschlagenem Ei, das<br />

man mit Salz <strong>und</strong> etwas Muskatnuss gewürzt hat, umgedreht, mit gestoßenem Zwieback bestreut <strong>und</strong> in Butter leicht<br />

gebraten, wobei es aber nicht austrocknen darf.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 79 von 245


Salat von Suppenfleisch<br />

Die Vorschrift hierzu findet man unter Salate<br />

Haschee von Rindfleisch<br />

Man kocht ein etwas fettes Stückchen Rindfleisch mit Wasser <strong>und</strong> etwas Salz, gut ausgeschäumt, in kurzer Brühe weich,<br />

entfernt alle Knochen <strong>und</strong> hackt es recht fein. Zugleich brüht man zu 750 g Fleisch 125 g Reis ab, kocht ihn mit der<br />

Rindfleischbouillon weich <strong>und</strong> dick, macht etwas Butter gelbbraun, rührt Fleisch, Reis, gestoßenen Nelkenpfeffer,<br />

Muskatnuss <strong>und</strong> das vielleicht noch fehlende Salz hinzu, lässt es gut durchschmoren <strong>und</strong> richtet es heiß an.<br />

Suppenfleisch mit Äpfeln<br />

Man lässt 1 Esslöffel Butter in einem Topf zergehen, schält <strong>und</strong> schneidet saure Äpfel in 4 Teile, macht das Kernhaus<br />

heraus <strong>und</strong> lässt sie in der Butter halb gar schmoren. Dann fügt man Korinthen, etwas Wein, Bouillon oder Wasser, doch<br />

nicht zu viel, hinzu, ferner das in Stücken geschnittene Fleisch, sowie etwas Salz <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>s zusammen schmoren,<br />

während man den Topf zuweilen schwenkt. Die Brühe muss kurz <strong>und</strong> sämig fein. Man rechnet auf 1 gehäuften Suppenteller<br />

zerschnittenes Fleisch 4 bis 6 Äpfel, 4 Esslöffel Korinthen <strong>und</strong> 1 Glas Wein.<br />

Ragout von Suppenfleisch oder Braten<br />

Man schneidet das Fleisch in passende Stücke, das Fett aber in kleine Würfel. Dieses oder statt dessen Bratenfett oder<br />

Butter macht man gelb, rührt 1 bis 2 zerschnittene Zwiebeln darin gelbbraun, sowie je nach der Portion 1 bis 2 Esslöffel<br />

Mehl, gießt so viel Bouillon oder Wasser <strong>und</strong> Bratenbrühe hinzu, dass man eine reichliche Sauce erhält, gibt einige ganze<br />

Nelken <strong>und</strong> Pfeffer, 2 Lorbeerblätter <strong>und</strong> etwas abgeschälte <strong>und</strong> in feine Scheiben geschnittene eingemachte Gurken zur<br />

Sauce, lässt Zwiebeln <strong>und</strong> Gurken weich kochen <strong>und</strong> das Fleisch darin ein wenig schmoren. Wer <strong>die</strong> Sauce süßlich<br />

wünscht, der kann auch 1/2 Esslöffel voll Sirup dazugeben.<br />

Rouladen oder Rollfleisch. Zrasy<br />

Für 4 Personen 750 bis 1 kg Fleisch. Man schneidet aus einem derben Stück Fleisch aus der Keule oder dem Rippenstück<br />

fingerdicke Scheiben, <strong>die</strong> knapp handgroß sind, klopft sie ein wenig mit einem Holzhammer oder der flachen Seite des<br />

Hackemessers <strong>und</strong> bestreut <strong>die</strong> eine Seite mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer. Hierauf legt man ein paar Streifen Speck auf jede Scheibe,<br />

tut reichlich fein gewiegte Zwiebel <strong>und</strong> geriebenes Schwarzbrot dazu, wickelt das Fleisch in eine Rolle <strong>und</strong> wickelt einen<br />

Bindfaden herum, doch ohne ihn zu verknoten. – Oder man bereitet folgende Fülle oder Farce. Man wiegt 125 g rohes<br />

Fleisch, 125 g rohen, nicht zu magern Schinken, einige Sardellen <strong>und</strong> 1 Esslöffel Kapern recht fein, <strong>und</strong> vermengt <strong>die</strong> Masse<br />

mit einem rohen Ei <strong>und</strong> 2 Esslöffel geriebener Semmel, sowie 1 Prise Pfeffer. Hiermit bestreicht man <strong>die</strong> geklopften<br />

Fleischscheiben, rollt sie auf <strong>und</strong> umwickelt sie ebenfalls mit Bindfaden. – Nachdem man sämtliche Rouladen vorbereitet<br />

hat, lässt man in einem Tiegel 1 Esslöffel Butter zergehen, tut <strong>die</strong> Rouladen hinein <strong>und</strong> bratet sie ringsum braun; hierauf<br />

gießt man ein wenig kochendes Wasser dazu, deckt den Topf dicht zu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Rouladen weich schmoren. Kurz ehe<br />

sie gar sind, kann man 1 Glas Rotwein an <strong>die</strong> Sauce geben.<br />

Rinderpökelfleisch<br />

1 bis 1,5 kg Pökelfleisch, am besten ist Rinderpökelbrust. Hat <strong>die</strong>se sehr kurze Zeit in der Lake gelegen, so wäscht man sie<br />

nur lauwarm ab. Ist das Fleisch schärfer gepökelt, so muss es dementsprechend kürzere oder längere Zeit wässern. Man<br />

setzt es mit kaltem Wasser auf, fügt 1 Lorbeerblatt <strong>und</strong> ein paar Körner Nelkenpfeffer hinzu <strong>und</strong> lässt es ganz langsam gar<br />

kochen, was 3:00 bis 3:30 St<strong>und</strong>en dauert. Ist man genötigt, Wasser nachzugießen, so darf man nur kochendes, aber<br />

keinesfalls kaltes dazu nehmen. Rinderpökelbrust kann man warm servieren, gibt sie aber auch kalt als Aufschnitt oder als<br />

Beilage zu allen möglichen Gemüsen. Warm schmeckt sie sehr gut mit Meerrettichsauce <strong>und</strong> Kartoffelklößen. – Die Brühe<br />

kann man zu Kartoffel-, Erbsen- oder Bohnensuppen verwenden, man kann auch Kohl- oder Steckrüben damit kochen,<br />

doch darf sie nicht zu salzig sein.<br />

Hamburger Rauchfleisch<br />

1 bis 1,5 kg Rauchfleisch. Vor dem Kochen muss man das Fleisch gut lauwarm abwaschen <strong>und</strong> es 1 Nacht wässern lassen;<br />

man setzt es mit kaltem Wasser auf <strong>und</strong> lässt es in 3:00 bis 4:00 St<strong>und</strong>en langsam gar kochen. Nachdem es weich ist, lässt<br />

man es noch 30 Minuten in der Brühe ziehen, wodurch es saftiger wird. Will man es kalt geben, so lässt man es in der Brühe<br />

erkalten <strong>und</strong> bewahrt es, wenn man es nicht sogleich vollständig verwendet, an einem kühlen Orte in der Brühe auf. Wenn<br />

man sie von Zeit zu Zeit einmal aufkocht <strong>und</strong> wieder erkalten lässt, ehe man sie auf das Fleisch tut, so hält sich das Fleisch<br />

recht lange. Die Brühe verwendet man ebenso, wie es in »Rinderpökelfleisch« angegeben. Man gibt zum Rauchfleisch<br />

Meerrettichsauce, <strong>die</strong> man besonders nebenher reicht; oder man serviert es warm oder kalt als Beilage zu Gemüsen oder<br />

auch als Aufschnitt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 80 von 245


Rindskaldaunen, Königsberger Fleck oder Kuttelflecke<br />

Die Kaldaunen müssen vor allen Dingen sehr frisch <strong>und</strong> gut gereinigt sein, man rechnet auf 4 Personen 500 bis 750 g. Man<br />

wässert sie mehrere St<strong>und</strong>en, legt sie auf ein Brett, bestreut sie mit Mehl <strong>und</strong> Salz <strong>und</strong> reibt sie tüchtig mit den Händen,<br />

danach wäscht man sie mit lauwarmem Wasser, damit das Schleimige abgeht. Man setzt sie mit kaltem Wasser auf, gießt<br />

es, wenn es heiß ist, ab <strong>und</strong> wieder frisches darauf; nachdem man so 3 bis 4 mal frisches Wasser darauf gegeben hat,<br />

kocht man <strong>die</strong> Kaldaunen in Wasser mit Wurzelwerk, Gewürz <strong>und</strong> Salz weich, was etwa 6:00 bis 8:00 St<strong>und</strong>en dauert.<br />

Wenn <strong>die</strong> Kaldaunen kalt geworden sind, putzt man das Fett ein wenig ab <strong>und</strong> schneidet sie in Stücke. Hierauf macht man<br />

mit Butter Braunmehl, röstet ein paar klein geschnittene Zwiebeln darin, gibt von der Brühe, <strong>die</strong> man durch ein Sieb<br />

gegossen <strong>und</strong> entfettet hat, so viel dazu, als man zur Sauce braucht, <strong>und</strong> schmeckt sie mit Essig <strong>und</strong> Sirup ab; nun gibt man<br />

<strong>die</strong> geschnittenen Rinderkaldaunen hinein <strong>und</strong> lässt sie darin aufkochen. – Man kann das braune Mehl auch mit Speck<br />

braten; statt <strong>die</strong> Sauce mit Essig sauer zu kochen, kann man sie mit Majoran würzen. – Behält man einen Rest Kaldaunen<br />

übrig, so kann man damit, sowie mit der Brühe, Kohlrüben oder Steckrüben kochen.<br />

Rinderherz geschmort<br />

Für 4 Personen 1 kg Rinderherz. Nachdem man Adern <strong>und</strong> Häute entfernt hat, spickt man das Rinderherz, wie bei<br />

Schmorfleisch beschrieben. Die Speckstreifen wendet man in gestoßenem Pfeffer <strong>und</strong> Nelkenpfeffer um. Dann lässt man im<br />

Schmortopf 1 Esslöffel Butter <strong>und</strong> ebensoviel Rindertalg zergehen, gibt das Fleisch hinein, bestäubt es mit Mehl <strong>und</strong> bräunt<br />

es ringsum. Nachdem man Salz dazugegeben <strong>und</strong> etwas Wasser hinzugegossen hat, schmort man es bei<br />

Rinderherz mit Ragoutsauce<br />

Man kocht das Rinderherz in wenig Wasser mit Salz, Lorbeerblatt, Gewürz <strong>und</strong> reichlich Zwiebeln weich, nimmt es aus der<br />

Brühe <strong>und</strong> schneidet es in Würfel. Die Brühe macht man hierauf mit reichlich Braunmehl sämig, gibt in Scheiben<br />

geschnittene, geschälte Salzgurke, 1 zerschnittene Zwiebel, sowie 1/2 Obertasse gereinigte Korinthen hinein, kocht alles<br />

weich, schmeckt <strong>die</strong> Sauce mit Essig ab <strong>und</strong> gibt das Rinderherz hinein, damit es noch einmal aufkocht.<br />

Rindsleber<br />

500 bis 750 g <strong>für</strong> 4 Personen. Die in Scheiben geschnittene Leber wird von Häuten <strong>und</strong> Adern befreit <strong>und</strong> sauber<br />

abgewaschen. Nun lässt man Speck ausbraten, gibt Butter dazu <strong>und</strong> legt <strong>die</strong> mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer bestreuten <strong>und</strong> in Mehl<br />

umgewendeten Leberscheiben hinein; man bratet sie auf beiden Seiten braun <strong>und</strong> knusperig, doch nur so lange, bis kein<br />

Blut mehr ausfließt, da <strong>die</strong> Leber vom langen Braten hart wird.<br />

Rindfleischpudding<br />

250 g mageres gekochtes Rindfleisch wird mit 125 g Fett oder Speck fein gewiegt, mit 2 Eigelb, 2 bis 3 Esslöffel<br />

Bratensauce, 2 geweichten <strong>und</strong> wieder ausgedrückten Brötchen <strong>und</strong> einer fein gewiegten Zwiebel gut vermischt, wobei man<br />

es mit Salz <strong>und</strong> ein wenig Muskatnuss würzt. Zuletzt zieht man den Schnee von 2 Eiweiß darunter, gibt <strong>die</strong> Masse in eine<br />

mit Butter ausgestrichene <strong>und</strong> mit Semmel ausgestreute Form <strong>und</strong> kocht den Pudding 1:00 St<strong>und</strong>e im Wasserbade.<br />

Rindergaumen oder Ochsenmaul<br />

1 bis 1,5 kg Gaumenfleisch. Nachdem <strong>die</strong> Rindergaumen gewaschen sind, werden sie mit kaltem Wasser auf das Feuer<br />

gesetzt. Wenn <strong>die</strong>ses heiß geworden ist, herausgenommen <strong>und</strong> in kaltes Wasser gelegt. Nachdem man <strong>die</strong> weiße Haut<br />

abgezogen hat, wäscht man <strong>die</strong> Gaumen nochmals <strong>und</strong> kocht sie in Wasser <strong>und</strong> Salz mit Gewürz <strong>und</strong> Lorbeerblatt weich,<br />

wozu oft 10:00 bis 12:00 St<strong>und</strong>en nötig sind. Alsdann bereitet man Ragoutsauce oder Kapernsauce oder auch Frikasseesauce,<br />

schneidet <strong>die</strong> Gaumen in Würfel <strong>und</strong> lässt sie in der Sauce aufkochen.<br />

Geräucherte Zunge oder Pökelzunge<br />

Man kocht <strong>die</strong> Zunge wie »Hamburger Rauchfleisch« recht weich, legt sie, nachdem sie gar geworden, zwischen<br />

2 Brettchen, beschwert <strong>die</strong>se mit einem Stein <strong>und</strong> zieht, wenn <strong>die</strong> Zunge kalt geworden, <strong>die</strong> Haut ab. Sie bekommt durch<br />

das Pressen eine schönere Form. Wenn man sie gebraucht, wird sie in dünne Scheiben geschnitten, kranzförmig oder<br />

reihenweis auf eine Schüssel gelegt <strong>und</strong> mit Petersilie garniert.<br />

Man kann <strong>die</strong> Zunge aber auch warm servieren, sowohl mit einer feinen Sauce, etwa Kapernsauce, braune<br />

Champignonsauce, Rotweinsauce mit Rosinen usw., oder man reicht sie als Beilage zu grünen Erbsen, grünen Bohnen<br />

oder Teltower Rübchen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 81 von 245


Kalbfleisch<br />

Kalbskeule am Spieß gebraten<br />

Eine Kalbskeule ist ausreichend <strong>für</strong> 12 bis 15 Personen. Aber selbst wenn <strong>die</strong> Personenzahl nicht 4 überschreitet, so ist<br />

doch vorteilhafter stets ein großes Stück, etwa 1/2 Keule zu kaufen. Man wählt das untere Stück, nicht das mit dem<br />

Schwanz. Man kann <strong>die</strong> Keule nach Gefallen gespickt oder ungespickt braten; zum Spicken wird sie vorher blanchiert.<br />

Jedenfalls aber wäscht man <strong>die</strong> Keule zuerst, häutet sie <strong>und</strong> schneidet den Beinknochen im Gelenk ab <strong>und</strong> zwar so, dass<br />

das Fleisch hängen bleibt; <strong>die</strong>ses wird dann über den Knochen gezogen <strong>und</strong> mit einer Holzspeile oder mit Bindfaden<br />

befestigt. Nun befestigt man <strong>die</strong> Keule am Spieß, reibt sie mit feinem Salz ein <strong>und</strong> bratet sie unter fleißigem Befüllen mit<br />

Butter 1:00 bis 1:30 St<strong>und</strong>en am Spieß. Die Sauce wird zubereitet, wie in »Kalbskeule im Ofen« nächster Nr. beschrieben.<br />

Kalbskeule im Ofen<br />

Nachdem man 1 ganze oder 1/2 Keule nach »Kalbskeule am Spieß gebraten«. vorbereitet, legt man sie in <strong>die</strong> Bratpfanne,<br />

am besten auf eine Bratenleiter, damit das Fleisch nicht ansetzt, danach bestreut man sie mit Salz <strong>und</strong> legt etwa 250 g<br />

Butter, in Stückchen zerpflückt, auf das Fleisch. Nach Belieben kann man auch ein paar Scheiben guten Speck in <strong>die</strong><br />

Pfanne legen. Nun gießt man 500 bis 750 ml kochendes Wasser von der Seite her in <strong>die</strong> Pfanne, schiebt den Braten in den<br />

heißen Ofen <strong>und</strong> lässt ihn anfangs bei starker, später bei mäßiger Hitze braten. Während <strong>die</strong>ser Zeit muss der Braten oft mit<br />

dem Fett befüllt werden. Fürchtet man, dass es brenzlig werden könnte, so gießt man seitwärts in <strong>die</strong> Pfanne, doch nicht<br />

über den Braten , kochendes Wasser. Der braune Satz, der sich an den Seiten <strong>und</strong> am Boden der Pfanne ansetzt, muss mit<br />

einem Löffel abgeschabt <strong>und</strong> in der Sauce mit verkocht werden. – 1 Tasse saure Sahne gibt der Sauce einen angenehmen<br />

Geschmack <strong>und</strong> eine schöne Farbe. Man gießt sie zu dem Braten, wenn er noch 15 Minuten Bratens bedarf.<br />

Einteilung des Kalbes<br />

1. Kopf. - 1a. Bregen oder Gehirn (innen). - 1b. Zunge (innen). - 2. Hals oder Vorderkamm. - 2a. Kalbsmilch. - 3. Kamm. - 4.<br />

Rippenstück oder Kotelett. - 5. Nierenstück mit Niere <strong>und</strong> Filet. - 5a. Niere (innen). - 5b. Filet (innen). - 4. <strong>und</strong> 5. zusammen<br />

Rücken oder Karree. - 6. Schulter. - 6a. Brustspitze, darunter weggehend. - 7. Bruststück. - 7a.b.c. Lunge, Leber, Herz<br />

(Geschlinge, innen). - 8. Keule oder Schlegel, der obere Teil Nuss. - 9. Brust. - 10. Beine. - 11. Füße.<br />

Tranchieren der Keule<br />

Beim Tranchieren der Keule muss man sich nach den Muskeln oder Frikandeaus richten. Man beginnt vorn auf der linken<br />

Seite in der Nähe des Beins, indem man zuerst ein keilförmiges Stück herausschneidet. Nun zerlegt man <strong>die</strong> beiden oberen<br />

Frikandeaus, indem man in der Richtung des herausgeschnittenen Stückes weiter schneidet. Jede Scheibe wird mit einem<br />

Schnitt losgetrennt, wozu man das Messer zuerst schräg hält <strong>und</strong>, sobald man auf den Knochen gekommen ist, umwendet,<br />

dass es fast waagerecht liegt. Ist <strong>die</strong> Oberseite tranchiert, so wendet man <strong>die</strong> Keule um <strong>und</strong> zerschneidet <strong>die</strong> untere Seite in<br />

derselben Weise.<br />

Kalbsrücken gebraten<br />

2 bis 3 kg Kalbsrücken werden gewaschen, gehäutet <strong>und</strong> fein gespickt, wozu man das Fleisch etwas steif macht, indem<br />

man es mit kochendem Wasser übergießt <strong>und</strong> etwa 5 Minuten darin liegen lässt. Man bereitet ihn im übrigen wie <strong>die</strong> Keule<br />

in »Kalbskeule aus dem Ofen«.<br />

Kalbsbraten in Buttermilch<br />

Der Braten, zu dem sich sowohl Keule als Rücken eignen, wird 4 bis 6 Tage in Buttermilch gelegt, doch muss er ganz damit<br />

bedeckt sein, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Milch muss einmal erneuert werden, wodurch er sich frisch erhält; er darf aber nicht eher<br />

herausgenommen werden, bis man ihn aufs Feuer bringt. Er wird dann schnell abgespült, getrocknet, mit Salz eingerieben<br />

<strong>und</strong> auf Speckscheiben in <strong>die</strong> Bratpfanne gelegt. Dann gibt man hinzu: <strong>die</strong> nötige Butter, Abfälle von rohem Schinken <strong>und</strong><br />

Kalbfleisch, einige Zwiebeln, Petersilienwurzeln, Möhren, Lorbeerblätter, etwas Basilikum <strong>und</strong> etwas kochendes Wasser <strong>und</strong><br />

lässt ihn unter fleißigem Begießen 1:00 St<strong>und</strong>e braten. Dann bestäubt man ihn mit 1 Esslöffel Mehl <strong>und</strong> bratet ihn völlig gar,<br />

während man 250 ml Sahne nach <strong>und</strong> nach hinzugießt. Beim Anrichten wird <strong>die</strong> Sauce durch ein Sieb gerührt. Diese<br />

Zubereitung ist besonders auf dem Lande zu empfehlen, wo man nicht immer gutes Fleisch haben oder bei einem selbst<br />

gemästeten Kalbe das Fleisch in der Hitze nicht anders vor dem Verderben schützen kann. Auch kann man statt Buttermilch<br />

dicke saure Milch verwenden, obschon jene bei weitem den Vorzug hat.<br />

Kalbsnierenbraten<br />

Man muss mindestens 2 bis 3 kg braten, das würde <strong>für</strong> 8 Personen reichen. Man salzt <strong>und</strong> bratet das Nierenstück, doch<br />

ohne es zu spicken, wie <strong>die</strong> Keule in »Kalbskeule im Ofen«. Man bratet zuerst <strong>die</strong> fleischige Seite oben <strong>und</strong> legt sie dann<br />

nach unten in <strong>die</strong> Pfanne, damit das Fett <strong>und</strong> <strong>die</strong> Nieren oben liegen <strong>und</strong> bräunen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 82 von 245


Tranchieren des Kalbsnierenbratens<br />

Beim Anrichten legt man <strong>die</strong> zuletzt gebratene Seite, also <strong>die</strong> Nierenseite, nach oben <strong>und</strong> löst zuerst mit einem Schnitt <strong>die</strong><br />

Niere aus, <strong>die</strong> man dann in dünne Scheiben schneidet. Den Braten selbst zerschneidet man zwischen den Rippen, wobei<br />

man am oberen Ende beginnt. Die Scheiben fallen etwas schräg <strong>und</strong> werden so dick geschnitten, dass etwa auf jede<br />

Scheibe ein Rippenknochen kommt.<br />

Nierenhaschee zum Kalbsbraten<br />

Die gebratene Niere mit ihrem Fett wird fein gehackt; dann lässt man 1 kleines Stück Butter mit 1 gehackten Zwiebel gelb<br />

werden, <strong>die</strong> Niere mit Salz, Muskatnuss, 1 Löffel saurer Sahne <strong>und</strong> halb soviel Senf darin durchkochen <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong>s auf<br />

gerösteten Brotschnitten zum Braten herum.<br />

Kalbsbrust gefüllt<br />

Man klopft <strong>die</strong> Brust, löst <strong>die</strong> Knochen aus <strong>und</strong> wäscht <strong>und</strong> trocknet das Fleisch ab. Nun gibt man ein Füllsel (»Farcen oder<br />

Füllsel«) in <strong>die</strong> entstandene Öffnung, näht sie zu, reibt <strong>die</strong> Brust mit Salz ein <strong>und</strong> setzt sie mit ziemlich viel Butter in den<br />

nicht gar zu heißen Ofen. Unter fleißigem Begießen lässt man sie bei mäßiger Hitze 1:30 St<strong>und</strong>e braten, während man nach<br />

<strong>und</strong> nach 1 bis 2 Tassen saure Sahne hinzugibt. Beim Anrichten versäume man nicht, <strong>die</strong> Fäden herauszuziehen. Die<br />

Sauce wird mit etwas kaltem Wasser aufgekocht.<br />

Kalbsfrikandeaus gebraten<br />

2 kg Kalbsfrikandeau <strong>für</strong> 8 bis 10 Personen. Die Frikandeaus sind <strong>die</strong> vier langen Muskeln der Keule; hat man von der Keule<br />

<strong>die</strong> Haut abgezogen, so ist <strong>die</strong> Lage der Frikandeaus sehr gut zu erkennen. Man löst sie heraus, häutet sie sorgfältig, klopft<br />

sie mit der flachen Seite des Hackmessers <strong>und</strong> spickt sie sauber. Man legt sie mit der gespickten Seite nach oben in <strong>die</strong><br />

Pfanne <strong>und</strong> bratet sie in Butter unter häufigem Begießen in 1:00 St<strong>und</strong>e gar. Kurz vor dem Anrichten gibt man ein paar<br />

Esslöffel Sahne <strong>und</strong> etwas Zitronensaft dazu. – Man richtet sie mit Madeira- oder Trüffelsauce an, auch wohl in einem<br />

Reisrand oder als Beilage zu feinen Gemüsen.<br />

Geschmorte Frikandeaus<br />

Man legt den Abgang, <strong>die</strong> Haut <strong>und</strong> <strong>die</strong> Knochen in eine Kasserolle nebst 100 g Butter, Wurzelwerk, Gewürz <strong>und</strong> Salz <strong>und</strong><br />

kocht Brühe davon. In <strong>die</strong>se Brühe legt man <strong>die</strong> gespickten Frikandeaus, deckt sie zu <strong>und</strong> lässt sie unter öfterem Befüllen<br />

gar dampfen; zuletzt legt man glühende Kohlen auf den Deckel <strong>und</strong> begießt <strong>die</strong> Frikandeaus recht oft, damit sie schön<br />

glasieren. Den Satz streicht man durch ein Sieb, entfettet ihn <strong>und</strong> reicht ihn als Sauce dazu.<br />

Gedämpfte Kalbsbrust<br />

Die Kalbsbrust wird gut geklopft, gewaschen, getrocknet <strong>und</strong> in Butter gelb geschwitzt; dann gibt man so viel kochendes<br />

Wasser dazu, dass das Fleisch nicht ganz bedeckt ist, nebst Salz, Petersilienwurzeln <strong>und</strong> 1 Hand voll gereinigter<br />

Champignons oder Skorzoneren, lässt <strong>die</strong>s etwa 1:30 St<strong>und</strong>en langsam kochen <strong>und</strong> fügt beim Anrichten noch etwas<br />

gestoßenen Zwieback, 1 Glas Wein, Muskatblüte <strong>und</strong> einige Zitronenscheiben zur Sauce, rührt sie mit 2 Eidottern ab <strong>und</strong><br />

fügt in Wasser <strong>und</strong> Salz eben aufgekochte »Fleischklößchen«, »Zwiebackklößchen« oder »Weißbrotklößchen« hinzu.<br />

Kalbfleisch geschmort<br />

Kalbsbrust, -keule oder -kamm wird blanchiert. Dann legt man in einen Schmortopf einige Speckscheiben <strong>und</strong> reichlich<br />

Butter, bringt <strong>die</strong> Butter zum Kochen <strong>und</strong> legt den mit Salz eingeriebenen Braten darauf <strong>und</strong> Speckscheiben darüber,<br />

schüttet einen reichlichen Guss kochendes Wasser hinzu <strong>und</strong> bratet es fest zugedeckt unter öfterem Begießen 1:00 bis<br />

1:30 St<strong>und</strong>en. Während des Bratens schabt man von Zeit zu Zeit den Satz von den Seiten <strong>und</strong> vom Boden des Topfes ab<br />

<strong>und</strong> fügt, wenn <strong>die</strong> Brühe zu kurz einkochen sollte, noch etwas kochendes Wasser hinzu. Vor dem Anrichten kann man<br />

etwas saure Sahne, doch nicht zuviel, zur Sauce geben oder <strong>die</strong> Sauce mit etwas Kartoffelmehl sämig machen.<br />

Kalbsbraten als Wickelbraten<br />

Man nimmt hierzu das Nierenstück ohne <strong>die</strong> Niere, <strong>für</strong> 4 Personen 1 bis 1,5 kg, hackt den Rückgratsknochen ab <strong>und</strong> löst <strong>die</strong><br />

Rippen aus. Dann nimmt man etwa 250 g schieres Kalbfleisch, etwas rohen Schinken <strong>und</strong> Speck, einige Schalotten oder<br />

Zwiebeln, 1 Sträußchen Estragon <strong>und</strong> Petersilie, 1 Streifchen Zitronenschale <strong>und</strong> einige Sardellen. Dieses alles hackt man<br />

recht fein <strong>und</strong> fügt 2 Eier, Salz, 1 Prise gestoßenen Pfeffer, 1 bis 2 Löffel dicke saure Sahne, Milch oder Wasser <strong>und</strong> so viel<br />

geriebenes Weißbrot hinzu, dass <strong>die</strong> Farce fest genug wird, rührt alles gut durcheinander <strong>und</strong> bestreicht mit <strong>die</strong>ser Füllung<br />

das Fleisch auf der inneren Seite, rollt es auf <strong>und</strong> umwickelt es mit einem Bindfaden. Darauf bringt man den Braten im<br />

Schmortopf aufs Feuer, lässt ihn von allen Seiten gelb werden, schüttet 250 ml kochendes Wasser dazu, was man später<br />

nach Bedarf wiederholt, <strong>und</strong> gibt 1 Möhre <strong>und</strong> 1 Lorbeerblatt zur Sauce, mit der der Braten recht oft begossen werden muss.<br />

So lässt man ihn in kurzer Brühe mürbe werden. Beim Anrichten nimmt man das Fett ab, rührt <strong>die</strong> Sauce durch ein Sieb,<br />

fügt noch 1 Tasse saure Sahne nebst 2 Esslöffel Kapern hinzu <strong>und</strong> gibt etwas über den Braten, während man <strong>die</strong> übrige<br />

nebenher reicht. Vom Braten hat man vorher den Bindfaden entfernt <strong>und</strong> ihn mit einem Spieß durchstochen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 83 von 245


Feines Kalbfleischfrikassee<br />

Man schneidet 1 kg Brust in kleine viereckige Stücke, blanchiert es <strong>und</strong> legt <strong>die</strong> Stücke in einen Topf, worin reichlich frische<br />

Butter heiß gemacht ist. Dann gebe man das nötige Salz hinzu <strong>und</strong> lasse es bei einmaligem Umwenden etwa 15 Minuten<br />

dämpfen, aber nicht gelb werden, gieße dann so viel kochendes Wasser hinzu, als man Sauce haben will, gebe auch<br />

Petersilienwurzeln, in fingerlange Stücke geschnitten, <strong>und</strong> nach Belieben Champignons hinzu <strong>und</strong> lasse das Fleisch fest<br />

zugedeckt langsam mürbe, aber nicht zu weich werden, worauf man im ganzen etwa 1:15 St<strong>und</strong>e rechnen muss.<br />

15 Minuten vor dem Anrichten gebe man folgendes hinzu: blanchierte Kalbsmilch, in Scheiben geschnitten, Spargelköpfe,<br />

kleine Saucischen, ein paar Zitronenscheiben, Muskatblüte <strong>und</strong> zum Sämigmachen der Sauce etwas geriebenes Weißbrot<br />

ohne Rinde, das in Butter gelblich gemacht ist. Beim Anrichten füge man noch 1 Glas Weißwein zur Sauce, rühre <strong>die</strong>se mit<br />

2 Eidottern ab, richte das Frikassee mit Krebs-, Fleisch- oder Weißbrotklößchen, <strong>die</strong> in gesalzenem Wasser gekocht sind,<br />

an <strong>und</strong> fülle <strong>die</strong> sämige Sauce darüber.<br />

Feines Kalbfleischfrikassee mit Krebsen<br />

Man kocht das Frikassee nach »Feines Kalbfleischfrikassee«, gibt aber statt der dort genannten Zutaten 15 Minuten vor<br />

dem Anrichten gedämpfte Morcheln, ein wenig Muskatblüte <strong>und</strong> in Butter geschwitztes Mehl hinzu, nimmt das Fett von der<br />

Sauce, fügt Krebsbutter hinzu <strong>und</strong> lässt sie noch ein wenig kochen. Beim Anrichten gibt man vorgerichtete Krebsschwänze<br />

in <strong>die</strong> Sauce <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong>se, wenn <strong>die</strong> letzteren heiß geworden, mit 1 bis 2 Eidottern ab.<br />

Kalbfleischfrikassee mit Blumenkohl<br />

Das Frikassee wird nach »Feines Kalbfleischfrikassee« bereitet. Statt der Spargelköpfe, Saucischen <strong>und</strong> Klößchen kocht<br />

man als Einlage in kleine Stücke geschnittenen Blumenkohl in Wasser <strong>und</strong> Salz langsam gar, damit er ein schönes Ansehen<br />

behält, richtet das Fleisch in der Mitte der Schüssel an, legt den Blumenkohl zierlich herum, <strong>die</strong> Blume nach oben <strong>und</strong> gibt<br />

über <strong>die</strong> angerichtete Schüssel <strong>die</strong> reichliche, kräftige <strong>und</strong> recht sämige Sauce.<br />

Gewöhnliches Kalbfleischfrikassee<br />

Eine fein gehackte Zwiebel wird in reichlich Butter gelb geschwitzt, das in kleine Stücke geschnittene Fleisch nebst<br />

1 Esslöffel Mehl eine Weile darin gedämpft, doch darf es nicht braun werden, <strong>und</strong> dann mit kochendem Wasser bis zur<br />

Hälfte bedeckt. Nachdem man noch Salz, etwas ganzen Pfeffer, Nelkenpfeffer, 1 Lorbeerblatt <strong>und</strong> einige Zitronenscheiben<br />

hinzugefügt hat, wird das Fleisch gar, aber nicht zu weich gekocht. Die Sauce macht man mit hellem Schwitzmehl bündig<br />

<strong>und</strong> rührt sie mit 1 bis 2 Eigelb ab.<br />

Kalbfleischröllchen<br />

Man schneidet aus einer Kalbskeule ungefähr 1 kg Fleisch in handgroße Stücke, <strong>die</strong> man mürbe klopft. Das Fleisch, das<br />

abfällt, wird in Butter angebraten, klein gehackt <strong>und</strong> mit wenig geriebener Zitronenschale, ungefähr 3 g gehackten Sardellen,<br />

etwas Salz <strong>und</strong> Pfeffer, 1 Ei <strong>und</strong> der nötigen Menge geriebenem Weißbrot zu einer Farce gemacht. Dann werden <strong>die</strong><br />

Fleischscheiben damit gefüllt, mit einem Bindfaden umb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> langsam gebraten. Beim Anrichten nimmt man <strong>die</strong><br />

Fleischrollen heraus <strong>und</strong> während man <strong>die</strong> Sauce fertig macht, warm. Zur Sauce nimmt man den Bratenjus, 30 g<br />

getrocknete Morcheln, etwas Kartoffelmehl, sowie ein wenig Zitronensaft <strong>und</strong> lässt das Fleisch dann noch einige Minuten<br />

darin dämpfen.<br />

Kalbshirn oder Bregen gebraten<br />

Für 4 Personen 2 bis 3 Kalbshirne. Die Kalbshirne werden gebrüht, von allen Häuten befreit <strong>und</strong> kalt nachgewaschen. –<br />

Dann tut man sie in einen Tiegel mit zerlassener Butter, streut Salz <strong>und</strong> 1 Prise Pfeffer darüber <strong>und</strong> bratet sie, bis sie weiß<br />

<strong>und</strong> fest sind wobei man sie in kleine Stücke zerhackt.<br />

Kalbshirn gebacken<br />

Man legt <strong>die</strong> nach »Kalbshirn oder Bregen gebraten« vorbereiteten Kalbshirne in kochendes Salzwasser, worin man sie<br />

etwa 10 Minuten kochen lässt. Dann werden sie mit dem Schaumlöffel herausgenommen <strong>und</strong> auf ein Brett gelegt. Nach<br />

dem Erkalten schneidet man jedes in 3 bis 4 Scheiben, bestreut sie mit ganz wenig weißem Pfeffer, wendet sie in Mehl, Ei<br />

<strong>und</strong> geriebener Semmel um <strong>und</strong> backt sie in Butter schön gelb.<br />

Ragout von Kalbshirn<br />

Das Gehirn wird nach »Kalbshirn oder Bregen gebraten« vorbereitet <strong>und</strong> danach in Butter mit einigen Zwiebeln, Nelken,<br />

etwas Pfeffer, Essig <strong>und</strong> Salz gekocht. Dann schwitzt man 1 Esslöffel Mehl in Butter gelb, rührt etwas von der Brühe hinzu,<br />

gibt das Gehirn, einige Zitronenscheiben <strong>und</strong> etwas Weißwein hinein, lässt alles ein wenig miteinander kochen, gießt <strong>die</strong><br />

Sauce ab, rührt sie mit 1 bis 2 Eidottern ab <strong>und</strong> richtet sie über dem Gehirn an.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 84 von 245


Kalbskopf mit Sauce<br />

Man wäscht den Kalbskopf rein ab, schneidet <strong>die</strong> Oberlefzen, Ohren <strong>und</strong> Augen aus, bricht <strong>die</strong> unteren Kinnbacken ab <strong>und</strong><br />

nimmt <strong>die</strong> Zunge heraus, um sie besonders zu kochen, da sie längere Zeit braucht zum Weichwerden. Hierauf spaltet man<br />

den Kopf <strong>und</strong> bindet ihn wieder fest zusammen. Nun bedeckt man ihn mit Wasser, gibt Salz dazu, setzt ihn zum Feuer,<br />

schäumt ihn <strong>und</strong> lässt ihn mit ganzem Gewürz, grünen Kräutern, Zwiebeln <strong>und</strong> Lorbeerblättern weich kochen, was ungefähr<br />

2:00 St<strong>und</strong>en dauert. Man kann ihn bis zum Anrichten in der Brühe liegen lassen, dann legt man ihn auf eine Schüssel,<br />

nimmt den Bindfaden ab, biegt den Kopf auseinander, bestreut das Gehirn mit geriebenem, in Butter braun gebratenem<br />

Weißbrot, legt <strong>die</strong> gespaltene Zunge zu beiden Seiten <strong>und</strong> gibt etwas Sauce darüber, während man <strong>die</strong> übrige Sauce<br />

herumreicht. Hierzu gehört holländische Sauce, saure Sauce oder Rosinensauce.<br />

Kalbskopf gebacken<br />

Wenn der Kalbskopf auf oben gesagte Weise gekocht ist, schneidet man das Fleisch in Scheiben, legt <strong>die</strong>se in eine mit<br />

Butter bestrichene feuerfeste Schüssel, streut etwas Salz dazwischen <strong>und</strong> gießt eine Sauce darüber, <strong>die</strong> man aus 250 ml<br />

saurer Sahne, 4 Eidottern <strong>und</strong> etwas Salz gequirlt hat. Obenauf streut man 1 Prise Muskatnuss <strong>und</strong> recht dicht geriebenen<br />

Parmesankäse oder Kräuterkäse. Man lässt <strong>die</strong>ses Gericht im Ofen backen.<br />

Englisches Kalbskopf- oder Mockturtleragout<br />

Ein Kalbskopf <strong>und</strong> 2 Ochsenzungen werden in Wasser <strong>und</strong> Salz ausgeschäumt, mit Schalotten, Nelken, Pfefferkörnern <strong>und</strong><br />

Lorbeerblättern gar gekocht, was 2:00 bis 2:30 St<strong>und</strong>en dauert, <strong>und</strong> auf eine Schüssel gelegt. Das Fleisch wird in passende<br />

Stückchen geschnitten; dann werden 250 g gedämpfter Midder, Fleischklöße <strong>und</strong> 250 g Saucischen, beides vorher<br />

angebraten, hinzugegeben. Hierauf schwitzt man Butter mit Mehl braun, rührt dazu eine gute Rindfleischbouillon, gibt das<br />

Fleischwerk hinein, nebst Zitronenscheiben, Morcheln, Champignons, Kapern, 1 Prise Cayennepfeffer <strong>und</strong> zuletzt<br />

1/4 Flasche Madeira. Mit Schnitten von Blätterteig oder einer Teig- oder Brotbordüre garniert, vertritt <strong>die</strong>s Ragout <strong>die</strong> Stelle<br />

einer Pastete.<br />

Diese Angabe reicht <strong>für</strong> eine Gesellschaft von 20 Personen.<br />

Braunes Kalbskopfragout <strong>für</strong> den täglichen Tisch<br />

Man kocht einen Kalbskopf weich <strong>und</strong> schneidet ihn in kleine Stücke. Dann bratet man 2 gehackte Zwiebeln in Butter, gibt<br />

1 Löffel Mehl dazu, rührt es so lange, bis es bräunlich wird, füllt von der Brühe, worin der Kalbskopf gekocht ist, dazu <strong>und</strong><br />

fügt Rosinen oder Korinthen, Pfeffer, Nelken <strong>und</strong> Salz, sowie 1 bis 2 Löffel Sirup <strong>und</strong> etwas Essig zur Sauce. Nun tut man<br />

das Fleisch hinein <strong>und</strong> lässt es gut darin durchkochen. Die Sauce muss recht sämig sein <strong>und</strong> einen süßsäuerlichen, recht<br />

pikanten Geschmack haben.<br />

Midder oder Kalbsmilch gebraten<br />

Die Kalbsmilch wird mit kaltem Wasser aufs Feuer gesetzt <strong>und</strong> mehrmals blanchiert, bis sie ganz weiß ist. Dann teilt man sie<br />

in 2 Stücke, spickt <strong>die</strong>se, bestreut sie mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer <strong>und</strong> bratet sie in steigender Butter hellgelb. Diese Kalbsmilch<br />

<strong>die</strong>nt als Beilage zu feinen Gemüsen.<br />

Kalbsmilch gebacken<br />

Die blanchierte Kalbsmilch schneidet man in Scheiben, wendet sie in Ei, Pfeffer, Salz <strong>und</strong> Zwieback um <strong>und</strong> backt sie in<br />

Butter hellgelb. Beim Anrichten werden einige Tropfen Zitronensaft übergeträufelt <strong>und</strong> feine Gemüse damit garniert.<br />

Kalbsmilch gedünstet<br />

Die Kalbsmilch wird 15 Minuten in Brühe gekocht, danach in kleine Stücke geschnitten <strong>und</strong> in Sauce <strong>und</strong> Frikassee<br />

angerichtet.<br />

Kroketts von Midder<br />

Kalbsmidder werden blanchiert <strong>und</strong> fein geschnitten; Schalotten <strong>und</strong> Sardellen werden fein gehackt, erstere in Butter<br />

gedämpft. Dann werden <strong>die</strong> Midder, Sardellen, etwas Wein, Salz, Muskatblüte oder Nuss, etwas geriebenes Weißbrot, nach<br />

Verhältnis der Portion 2 bis 4 Eier <strong>und</strong> noch einige Esslöffel Jus oder Kraftgelee oder Milch hinzugegeben, worauf alles steif<br />

gekocht wird, während man es gut rühren muss. Diese Masse bleibt über Nacht stehen <strong>und</strong> wird am anderen Morgen zu<br />

länglichen Frikandellchen geformt, <strong>die</strong> mit Zwieback bestreut <strong>und</strong> in Butter gebacken werden. Sie werden mit einem Rand<br />

von Petersilie garniert, <strong>die</strong> man in kochendem Fett gebacken hat.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 85 von 245


Nierenschnitten<br />

Die gebratene Niere mit ihrem Fett, nebst etwas Kalbsbraten <strong>und</strong> Petersilie wird fein gehackt <strong>und</strong> mit 2 Eiern, etwas Salz<br />

<strong>und</strong> Muskatnuss untereinander gemischt. Dann macht man Weißbrotscheiben in Milch weich, bestreicht sie dick mit <strong>die</strong>ser<br />

Masse, streicht sie glatt, kerbt sie kreuzweise ein <strong>und</strong> bestreut sie mit fein geriebener Semmel oder Zwieback. Nun lässt<br />

man Butter heiß werden, <strong>die</strong> untere Seite der Scheiben darin gelb braten <strong>und</strong> legt sie dann einige Minuten auf <strong>die</strong><br />

Nierenseite, bis auch <strong>die</strong>se gelb ist. Man serviert sie als Beilage zu feinen Gemüsen.<br />

Nierenkroketts<br />

Die Niere eines Kalbsbratens wird mit 1 Stückchen Kalbsbraten fein gehackt <strong>und</strong> geriebene Zitronenschale <strong>und</strong> Muskatnuss<br />

dazugegeben. Hierauf lässt man 1 Stückchen Butter hellbraun werden, gibt etwas fein gehackte Zwiebeln <strong>und</strong> nachher ein<br />

wenig fein gestoßenen Zwieback hinein. Wenn <strong>die</strong>s bei stetem Rühren gebräunt ist, fügt man etwas Kalbsbratengelee <strong>und</strong><br />

den Saft einer Zitrone hinzu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>s zu einer dicken Ragoutsauce kochen. Etwas abgekühlt, rührt man einige Eier mit<br />

dem gehackten Fleisch darunter, sticht mit einem Löffel kleine längliche Klöße davon ab, wälzt sie in gestoßenem Zwieback,<br />

mit etwas Salz <strong>und</strong> Pfeffer vermischt, <strong>und</strong> bratet sie in Butter hellbraun. Diese Speise kann als Beilage zu verschiedenen<br />

feinen Gemüsen oder auch mit einer beliebigen dicklichen Kraftsauce als Voressen gegeben werden.<br />

Kalbskoteletts<br />

Man nimmt ein Rippenstück (<strong>für</strong> 4 Personen 750 bis 1.000 g), schneidet das Rückgrat, <strong>die</strong> obere Haut <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sehnen ab<br />

<strong>und</strong> teilt das Fleisch so, dass auf jedes Stück eine Rippe kommt. Dann klopft man das Fleisch mit einem hölzernen Hammer<br />

langsam weich, haut den Knochen zur Hälfte davon ab, formt das Fleisch mit einem Messer r<strong>und</strong> <strong>und</strong> glatt, etwa einen<br />

Finger dick, tunkt jedes Kotelett in Ei mit Salz <strong>und</strong> nach Belieben Pfeffer, wälzt es in gestoßenem Zwieback <strong>und</strong> legt es in<br />

viel kochende Butter. Sind alle Koteletts in der Pfanne, so dreht man sie in der Butter um, so dass <strong>die</strong> untere Seite nach<br />

oben kommt, <strong>und</strong> bratet sie zuerst auf der einen Seite dunkelgelb, worauf man sie umwendet. Man lässt sie ungefähr<br />

10 Minuten braten, wobei man sie oft mit der Butter befüllt. Sind sie dunkelgelb <strong>und</strong> zart, so richtet man sie an. Man gibt sie<br />

als Beilage zu frischen Gemüsen, besonders gut sind sie zu Blumenkohl <strong>und</strong> jungen Erbsen. – Man kann sie auch als<br />

Zwischenschüssel mit Kartoffelpüree anrichten, indem man <strong>die</strong>ses auf einer großen Schüssel r<strong>und</strong> formt. Die Koteletts stellt<br />

man aufrecht im Kranze herum <strong>und</strong> übergießt <strong>die</strong> Kartoffeln mit brauner Butter.<br />

Koteletts gehackt<br />

Man verwendet hierzu ebenfalls Rippenstück oder schieres Fleisch aus der Keule. Nachdem aus dem Kalbfleisch Haut,<br />

Sehnen <strong>und</strong> Adern gelöst sind, wird das Fleisch mit Salz möglichst fein gehackt, in gleiche Teile geteilt <strong>und</strong> wie Koteletts<br />

geformt, <strong>die</strong> man mit dem Messer r<strong>und</strong> <strong>und</strong> glatt streicht. Dann werden <strong>die</strong> Koteletts in geschlagenen Eiern umgedreht, dick<br />

mit gestoßenem Zwieback bestreut, in kochende Butter gelegt <strong>und</strong> auf beiden Seiten etwa 10 bis 12 Minuten gelb gebraten.<br />

Frikandellen von kaltem Kalbsbraten<br />

Man nimmt gebratenes Kalbfleisch, schneidet alles Sehnige heraus <strong>und</strong> <strong>die</strong> braun gebratenen Ränder ab <strong>und</strong> hackt es recht<br />

fein. Dann lässt man 500 g gehacktes Fleisch in 2 Esslöffel Butter gelb werden, rührt 4 Esslöffel gestoßenen Zwieback darin<br />

gelb <strong>und</strong> vermengt es mit dem Fleisch, zu welchem man noch 2 bis 3 Eigelb, etwas Salz <strong>und</strong> Muskat hinzugibt. Zuletzt rührt<br />

man das schaumig geschlagene Weiße der Eier nur eben durch, rollt von der Masse längliche Klößchen wie Würstchen,<br />

wendet sie in Ei um, bestreut sie mit gestoßenem Zwieback <strong>und</strong> bratet sie in Butter gelb.<br />

Kalbsbraten aufgewärmt mit Rosinen<br />

Man schneidet Kalbsbraten in kleine Würfel, lässt Butter gelb werden <strong>und</strong> etwas geriebenes Weißbrot darin gelb schwitzen.<br />

Danach gibt man Bouillon, Wasser, Bratenbrühe oder auch wohl 1 Glas Wein, sowie etwas Zitronensaft <strong>und</strong> Salz nebst<br />

reichlich Rosinen hinzu. Man lässt <strong>die</strong> Rosinen in der kurzen Brühe weich kochen, schmeckt <strong>die</strong> Sauce mit Zucker <strong>und</strong><br />

Essig oder Zitronensaft ab, lässt den Braten nur eben darin durchschmoren <strong>und</strong> serviert das Gericht recht heiß.<br />

Kalbsbraten aufgewärmt wie frischer<br />

Man schneidet den Braten in ansehnliche Scheiben, legt <strong>die</strong>se in eine tiefe porzellanene Schüssel <strong>und</strong> gießt den Bratenjus<br />

nebst dem Fett darüber. Dann deckt man <strong>die</strong> Schüssel fest zu <strong>und</strong> stellt sie in den heißen Ofen oder über kochendes<br />

Wasser. Je nachdem <strong>die</strong> Hitze ist, gehören zum Heißwerden 0:30 bis 1:00 St<strong>und</strong>e, während man das Fleisch oft mit der Jus<br />

begießen muss.<br />

Kalbsbraten in Sauce gewärmt<br />

Die Scheiben werden in Bratenfett oder in Butter schnell durchgeschwitzt, <strong>die</strong> vorher kochend gemachte Bratenjus<br />

zugegossen <strong>und</strong> dann sogleich angerichtet. Durch längeres Braten wird das Fleisch zähe. – Hat man noch ein größeres<br />

Stück Braten zum Wärmen, so legt man es in einen Schmortopf, gießt nur wenig Bratensauce darunter, deckt den Topf fest<br />

zu <strong>und</strong> stellt ihn in den heißen Ofen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 86 von 245


Ragout von Kalbsbraten<br />

1 bis 2 geschnittene Zwiebeln werden in 2 Esslöffel Butter oder halb Bratenfett, halb Butter gelbbraun geschwitzt. Hierauf<br />

wird 1 Esslöffel Mehl dazugegeben <strong>und</strong> gut durchgerührt; dann fügt man einige Tassen Wasser nebst Bratenjus hinzu <strong>und</strong><br />

gewürfelte saure Gurken, 1 Esslöffel eingemachte Perlzwiebeln, sowie einige Körner Nelkenpfeffer, 1 Lorbeerblatt <strong>und</strong><br />

etwas Salz. Wenn <strong>die</strong> Gurken weich sind, wird der in passende Stückchen geschnittene Kalbsbraten darin eben nur heiß<br />

gemacht. Das Kochen macht den Braten zähe.<br />

Alle Ragouts serviert man gern in dem Kochgeschirr, in dem sie bereitet wurden. Hierzu eignen sich besonders<br />

Kochgeschirre aus feuerfestem Alpenton, <strong>die</strong> man zum Servieren in ein Nickelgestell setzt.<br />

Grilladen von kaltem Kalbsbraten<br />

Vom Kalbsbraten werden fingerdicke Scheiben geschnitten, <strong>die</strong>se in geschlagenes Ei getunkt, in gestoßenem Zwieback<br />

umgewendet <strong>und</strong> in reichlich gelb gewordener Butter, wobei man einige Körnchen Salz darüber streut, möglichst schnell auf<br />

beiden Seiten gelb gebraten <strong>und</strong> sofort angerichtet.<br />

Kalbfleischwurst farciert<br />

4 Teile schieres Kalbfleisch ohne Sehnen <strong>und</strong> Adern <strong>und</strong> 1 Teil Speck oder Nierenfett werden zusammen recht fein gehackt.<br />

Dann nimmt man zu 1 kg von <strong>die</strong>sem Fleisch 4 ganze Eier, 4 Esslöffel gestoßenen Zwieback, 4 Esslöffel dicke Sahne oder<br />

Weißwein, etwas Salz <strong>und</strong> Muskatnuss, mischt <strong>die</strong>s gut untereinander <strong>und</strong> füllt es in eine Wurstspritze. Darauf lässt man in<br />

einer flachen Bratpfanne oder feuerfesten Schüssel reichlich Butter gelb werden, drückt <strong>die</strong> Masse schneckenförmig, in<br />

Form einer dicht nebeneinander gelegten Wurst hinein, befüllt sie mit etwas gelbbrauner Butter, streut ein wenig fein<br />

gestoßenen Zwieback darüber <strong>und</strong> bratet <strong>die</strong> Wurst im heißen Ofen, wo sie von unten <strong>und</strong> oben Hitze haben muss.<br />

Kalbsfüße gebacken<br />

Nachdem <strong>die</strong> Füße rein gewaschen sind, werden sie mit Wasser, Essig, Salz <strong>und</strong> Zwiebeln, ganzem Gewürz <strong>und</strong><br />

Wurzelwerk weich gekocht. Will man sie nicht gleich gebrauchen, so kann man sie in <strong>die</strong>ser Brühe einige Tage<br />

aufbewahren. Dann werden <strong>die</strong> Knochen herausgelöst, das Fleisch in 2 Teile geteilt, in Klare oder Ausbacketeig getunkt <strong>und</strong><br />

in Backbutter oder Schmalz gelb gebacken.<br />

Kalbsfüße gebacken à la Geistensterz<br />

Die Kalbsfüße werden nach »Kalbsfüße gebacken« gekocht, von den Knochen abgelöst, in Ei <strong>und</strong> geriebenem Weißbrot<br />

umgedreht <strong>und</strong> in heißer Butter gelb gebacken. – Hierauf wird Mehl <strong>und</strong> Butter mit Zwiebeln braun geröstet, dann gibt man<br />

von der Brühe, worin <strong>die</strong> Füße gekocht sind, sowie etwas Essig, Rotwein, Senf, geschnittene Salzgurken oder Kapern hinzu<br />

<strong>und</strong> kocht <strong>die</strong>s zusammen, bis <strong>die</strong> Gurken weich sind. Beim Anrichten gießt man etwas von der Sauce unter <strong>die</strong> Kalbsfüße<br />

<strong>und</strong> reicht <strong>die</strong> andere nebenher.<br />

Leber geschmort<br />

Man wasche <strong>die</strong> Leber, ziehe <strong>die</strong> Haut ab <strong>und</strong> spicke sie auf folgende Weise. Recht viel kurze Speckstreifen werden in<br />

etwas Salz, Pfeffer <strong>und</strong> Nelkenpfeffer gewälzt, dann wird mit einem spitzen Messer in <strong>die</strong> Leber gestochen <strong>und</strong> der Speck<br />

hineingedrückt. Danach lässt man 1 gutes Stück Butter gelb werden, bratet 1 Esslöffel voll geschnittener Zwiebeln damit<br />

durch, lässt <strong>die</strong> Leber ein wenig darin schmoren, bedeckt sie zur Hälfte mit kochendem Wasser <strong>und</strong> gibt 2 Lorbeerblätter,<br />

noch etwas Salz, Nelkenpfeffer <strong>und</strong> 1 Stück Butter dazu. Wenn sie beinahe weich ist, fügt man etwas geriebenes Weißbrot,<br />

1 reichlichen Löffel Sirup, Essig, <strong>und</strong> wenn man will, 1 Glas Rotwein hinzu.<br />

Leber im Netz gebraten<br />

Ist <strong>die</strong> Leber, wie in »Leber geschmort« beschrieben, enthäutet <strong>und</strong> dicht gespickt, so wird sie in ein gereinigtes Kalbsnetz<br />

eingeschlagen <strong>und</strong> mit etwas Gewürz überstreut. Danach lässt man einige geschnittene Zwiebeln in 125 g Butter gelb<br />

braten, legt <strong>die</strong> Leber hinein, gibt später etwas Salz, 2 Tassen Bouillon <strong>und</strong> halb so viel Wein dazu <strong>und</strong> lässt sie langsam<br />

weich werden. Beim Anrichten nimmt man das Netz weg, gibt Bouillon, gestoßenen Zwieback, Nelkenpfeffer <strong>und</strong> saure<br />

Sahne zur Sauce <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong>se mit der Leber zur Tafel.<br />

Gebratene Leber mit Sauce<br />

Die Leber wird gewaschen, von Haut <strong>und</strong> Sehnen befreit, in fingerdicke Scheiben geschnitten, mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer bestreut,<br />

in Mehl umgedreht <strong>und</strong> zugedeckt in viel Butter schnell, aber vorsichtig gebraten. Wenn sie weich ist, gibt man 2 Tassen<br />

kaltes Wasser zu der Leber, deckt <strong>die</strong> Pfanne schnell zu, lässt sie einige Minuten schmoren <strong>und</strong> richtet sie mit der Sauce<br />

an.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 87 von 245


Gebratene Leber mit Speck<br />

Die Leber wird nach »Leber geschmort« vorbereitet. Unterdes hat man ziemlich dicke Scheiben Speck auf gelindem Feuer<br />

zugedeckt braten lassen, bis sie eben durchsichtig sind. Dann tut man Butter in <strong>die</strong> Pfanne <strong>und</strong> gibt, sowie sie bratet, <strong>die</strong> mit<br />

Mehl, Salz <strong>und</strong> wenig Pfeffer bestäubten Leberscheiben hinein. Man bratet sie auf beiden Seiten, bis beim Hineinstechen<br />

kein blutiger Saft mehr austritt.<br />

Kalbsleber am Spieß<br />

Die Leber wird in Vierecke von 3 cm Breite <strong>und</strong> 1 cm Dicke geschnitten; <strong>die</strong>se legt man auf eine Schüssel <strong>und</strong> würzt sie mit<br />

Salz, Pfeffer, Speiseöl <strong>und</strong> fein gewiegter Petersilie. Dann schneidet man eine gleiche Menge Speckscheiben <strong>und</strong> steckt<br />

nun Leber- <strong>und</strong> Speckscheiben auf kleine Spieße, wendet sie in Öl um, bestreut sie mit Mehl bratet sie auf dem Rost.<br />

Hammelfleisch<br />

Hammelrücken wie Rehziemer<br />

Man lässt den Rücken eines jungen, fetten Hammels genau so zurecht hacken, wie einen Rehrücken <strong>und</strong> klopft ihn tüchtig.<br />

Nachdem man ihn gewaschen <strong>und</strong> abgetrocknet hat, wird er in saure Milch, Buttermilch oder auch in Essig gelegt <strong>und</strong> öfters<br />

darin umgewendet. Nachdem er 2 bis 3 Tage gelegen hat, nimmt man ihn heraus, häutet ihn, entfernt alles Fett, wäscht ihn<br />

sauber ab <strong>und</strong> spickt ihn wie einen Rehrücken, bestreut ihn mit Salz <strong>und</strong> legt ihn mit 250 g kochender Butter in <strong>die</strong> Pfanne.<br />

Sobald sich <strong>die</strong>selbe bräunt, gießt man nach <strong>und</strong> nach kochendes Wasser nebenbei in <strong>die</strong> Pfanne, fügt 4 Gewürzkörner,<br />

4 Wacholderbeeren <strong>und</strong> ein paar Brotrinden hinzu <strong>und</strong> lässt ihn erst langsam, dann schneller braten, wobei man ihn fleißig<br />

mit der Sauce befüllt. 30 Minuten vor dem Anrichten gießt man saure Sahne über den Braten. Dadurch wird <strong>die</strong> Sauce<br />

sämig <strong>und</strong> der Braten knusprig.<br />

Hammelkeule gebraten<br />

Man trennt das Fett nicht von der Keule, sondern bratet sie mit dem Fett. Man klopft sie gehörig, wäscht <strong>und</strong> salzt sie <strong>und</strong><br />

legt sie dann in kochende Butter. Nachdem man sie gelbbraun gemacht hat, schüttet man kochendes Wasser hinzu <strong>und</strong><br />

würzt sie mit Schalotten oder Zwiebeln, etwas Lorbeerblättern, Nelken <strong>und</strong> Pfeffer. Die Keule wird unter öfterem Begießen<br />

3:00 St<strong>und</strong>en gebraten. 30 Minuten vorher gibt man 1 Tasse Sahne zur Sauce <strong>und</strong> nach Belieben auch noch 1 Esslöffel<br />

Senf. Während des Bratens wird <strong>die</strong> Keule fleißig befüllt <strong>und</strong> der Satz von der Pfanne abgeschabt, damit er in der Sauce<br />

verkocht. Beim Anrichten wird das Fett zum Teil von der Sauce genommen <strong>und</strong> <strong>die</strong>se, wenn es nötig ist, noch mit etwas<br />

kaltem Wasser zusammengerührt <strong>und</strong> mit ein wenig Kartoffelmehl aufgekocht.<br />

Einteilung des Hammels<br />

1. Kopf. - 2. Hals. - 3. Brust. - 4. Schulterstück oder Bug. - 5. Dicke Rippe. - 6. Rippenstück oder Kotelett. - 7. Vorderkeule<br />

oder Blatt. - 8. Bauchstück. - 9. Keule. - 10. Beine.<br />

Hammelbraten im eigenen Fett<br />

Hierzu verwendet man Rücken oder Keule, doch ist <strong>die</strong> Keule vorzuziehen. Die Keule wird tüchtig geklopft <strong>und</strong> gewaschen,<br />

aber nicht abgezogen; hierauf sticht man hie <strong>und</strong> da mit einem spitzen Messer in das Fleisch, steckt in Streifen geschnittene<br />

Zwiebeln oder Schalotten in das Fleisch, bestreut es mit Salz <strong>und</strong> legt es in <strong>die</strong> Pfanne, in <strong>die</strong> man so viel kochendes<br />

Wasser gießt, dass <strong>die</strong> Keule nur zur Hälfte darin liegt. Nun lässt man es langsam 1:30 bis 2:00 St<strong>und</strong>en braten, wobei man<br />

es von Zeit zu Zeit befüllt, den braunen Satz von der Pfanne schabt <strong>und</strong> ihn in der Sauce verkochen lässt. Vor dem<br />

Anrichten schöpft man das Fett von der Sauce <strong>und</strong> macht sie mit wenig Kartoffelmehl bündig. Den Rücken bereitet man<br />

ebenso zu, nur dass man kürzere Bratzeit rechnet.<br />

Hammelkeule geschmort<br />

Man setzt 1,5 bis 3 kg Keule, nachdem sie 2 bis 3 Tage gelegen hat <strong>und</strong> gut geklopft ist, mit halb Wasser, halb Weißbier<br />

<strong>und</strong> Salz zum Feuer, schäumt sie, gibt Nelken, Pfefferkörner, 3 Lorbeerblätter <strong>und</strong> einige ganze Zwiebeln hinzu <strong>und</strong> lässt sie<br />

2:00 St<strong>und</strong>en langsam kochen. Dann gießt man <strong>die</strong> Brühe ab, bestreut <strong>die</strong> Keule mit 1 Löffel Mehl, gibt Butter darunter <strong>und</strong><br />

macht das Fleisch auf beiden Seiten braun, wobei es oft hin- <strong>und</strong> hergeschoben werden muss, um das Anbrennen zu<br />

verhüten. Darauf füllt man von der entfetteten Brühe, <strong>die</strong> durch ein Sieb gerührt worden ist, hinzu, gibt Zitronenscheiben<br />

ohne Kerne, einige eingemachte Gurken, <strong>die</strong> man der Länge nach mehrere Male durchschneidet, oder auch frische Gurken<br />

mit 1 Obertasse voll Essig <strong>und</strong> einer Handvoll Perlzwiebeln dazu, lässt <strong>die</strong> Keule vollständig gar schmoren, wozu im ganzen<br />

ungefähr 3:00 St<strong>und</strong>en gehören, richtet sie mit etwas Sauce an <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> übrige mit den Gurken <strong>und</strong> Zwiebeln dazu.<br />

Auf einfache Weise schmort man Hammelkeule, indem man sich nach »Hammelkeule im eigenen Fett« richtet, das Fleisch<br />

aber natürlich im Schmortopf zubereitet <strong>und</strong> als Gewürz 1 bis 2 Lorbeerblätter <strong>und</strong> etwas Nelkenpfeffer hinzugibt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 88 von 245


Hammelkeule tranchieren<br />

Zum Tranchieren legt man <strong>die</strong> Innenseite der Keule nach oben, den Beinknochen nach links zu. Das dünne Stück Fleisch<br />

am Beinknochen, <strong>die</strong> so genannte Maus, trennt man mit einem r<strong>und</strong>en Schnitt von links nach rechts los. Dann teilt man <strong>die</strong><br />

obere Nuss in Scheiben, bei der Maus beginnend, <strong>und</strong> trennt mit einem waggerechten Schnitt <strong>die</strong> Scheiben vom Knochen<br />

los. Die untere Nuss wird auf gleiche Weise, aber am entgegen gesetzten Ende beginnend, zerteilt.<br />

Hammelfleisch grilliert<br />

Hierzu nimmt man am besten 1 kg Kotelettenstück oder auch dicke Rippe, setzt es mit kochendem Wasser an, fügt,<br />

nachdem man es geschäumt hat, Salz, Wurzelwerk, 1 Zwiebel, 3 bis 4 Körner Nelkenpfeffer <strong>und</strong> 1 Lorbeerblatt dazu <strong>und</strong><br />

kocht es gar, doch nicht weich. Hierauf nimmt man das Fleisch aus der Brühe, schneidet es in Stücke, so dass in jedem<br />

Stück ein Rippenknochen bleibt, bestreut <strong>die</strong> Scheiben mit Pfeffer <strong>und</strong> Salz <strong>und</strong> danach mit Mehl <strong>und</strong> paniert sie in Ei <strong>und</strong><br />

Semmel. Dann bratet man sie auf der Pfanne in zerlassener Butter auf beiden Seiten gelbbraun <strong>und</strong> richtet sie mit<br />

Kartoffeln, grünen Erbsen, Weißkohl oder grünen Bohnen an.<br />

Hammelblatt gefüllt<br />

Man nimmt hierzu Vorderkeule oder Blatt, löst <strong>die</strong> beiden oberen Knochen bis zum Gelenk aus <strong>und</strong> füllt <strong>die</strong> entstehende<br />

Öffnung mit einer Fleischfarce, <strong>die</strong> man nach »Farcen oder Füllsel« aus Fleischresten herstellt. Man darf das Hammelfleisch<br />

aber nicht zu straff füllen, denn <strong>die</strong> Farce quillt beim Kochen <strong>und</strong> das Fleisch würde dann platzen. Nach dem Füllen näht<br />

man <strong>die</strong> Öffnung zu <strong>und</strong> schmort das Blatt vorsichtig oder kocht es in Wasser gar. Hat man das Fleisch gekocht, so glasiert<br />

man es mit ein wenig Zuckerfarbe <strong>und</strong> in Wasser klar gerührtem Kartoffelmehl; um es recht glänzend zu machen, befüllt<br />

man es mit der gefärbten, sämigen Brühe, deckt eine eiserne Platte darauf, etwa ein Kuchenblech, <strong>und</strong> legt glühende<br />

Kohlen obenauf. Die Sauce bereitet man mit Schwitzmehl <strong>und</strong> etwas Hammelbrühe <strong>und</strong> gibt Kartoffelbrei dazu.<br />

Hammelfleisch mit Kapernsauce<br />

Für 4 Personen 750 bis 1.000 g Brust oder Bug. Man klopft <strong>und</strong> wäscht das Fleisch <strong>und</strong> setzt es mit 1,5 l kochendem<br />

Wasser auf, da man <strong>die</strong>se Brühe nachher zur Suppe verwenden kann. Man tut Salz, etwas ganzen Pfeffer, Nelkenpfeffer,<br />

1 Lorbeerblatt <strong>und</strong> 2 Zwiebeln dazu <strong>und</strong> gießt, nachdem das Fleisch 1:00 St<strong>und</strong>e gekocht hat, <strong>die</strong> Brühe ab <strong>und</strong> durch ein<br />

Sieb. Nun lässt man so viel Brühe zurück, als man Suppe zu haben wünscht, <strong>die</strong> andere gießt man wieder auf das Fleisch<br />

<strong>und</strong> lässt es damit kurz einkochen. Dann gibt man 1 Glas Weißwein, 1 entkernte, in Scheiben geschnittene Zitrone, 6 bis<br />

8 fein gehackte Sardellen, 2 Esslöffel Kapern <strong>und</strong> 1 Esslöffel geriebene Semmel dazu, lässt es noch 30 Minuten kochen,<br />

damit <strong>die</strong> Sauce sämig wird, schneidet das Fleisch in Stücke <strong>und</strong> richtet <strong>die</strong> Sauce darüber an. Die Suppe kocht man mit<br />

etwas Sellerie oder jungen Kohlrabi <strong>und</strong> gibt als Einlage Einlauf <strong>und</strong> fein gehackte grüne Petersilie oder weich gekochte<br />

Graupen hinzu.<br />

Hammelfleischragout<br />

Man verwendet hierzu jedes Stück vom Hammel, nur nicht Keule. Das in kleine viereckige Stücke geschnittene Fleisch wird<br />

in so viel kochendes Wasser gelegt, dass es gerade davon bedeckt ist, sofort gesalzen <strong>und</strong> später ausgeschäumt <strong>und</strong> halb<br />

weich gekocht. Dann schüttet man <strong>die</strong> Brühe durch ein Sieb, schwitzt Mehl in Butter braun, gibt <strong>die</strong> entfettete Brühe dazu<br />

<strong>und</strong> kocht eine sämige Sauce davon, <strong>die</strong> man mit einigen Zitronenscheiben ohne Kerne, einigen Perlzwiebeln <strong>und</strong> einigen<br />

Scheiben eingemachter Gurken würzt. Dann gibt man das Fleisch hinein <strong>und</strong> kocht es vollends gar.<br />

Hammelfleischragout von Resten<br />

Man schneidet Zwiebeln in Scheiben <strong>und</strong> schmort sie in Butter weich, rührt 1 bis 2 Esslöffel Mehl dazu, gibt unter<br />

beständigem Rühren nach <strong>und</strong> nach etwas kochendes Wasser hinzu, auch wohl einen Rest Bratensauce, fügt etwas<br />

Estragon, Pfeffer, Nelken <strong>und</strong> Essig hinzu, auch, wenn es sein kann, 1/2 bis 1 Esslöffel dicke saure Sahne oder in Scheiben<br />

geschnittene saure Gurken, lässt <strong>die</strong>s eine Weile kochen <strong>und</strong> gibt schließlich das in kleine Stücke geschnittene Fleisch<br />

hinein. – Verwendet man gekochtes Fleisch zu <strong>die</strong>sem Ragout, so lässt man es einige Zeit in der Sauce schmoren;<br />

gebratenes dagegen darf nur heiß werden.<br />

Hammelfleisch mit Zwiebeln <strong>und</strong> Kümmel<br />

Man nimmt hierzu 1 kg Rippenstück, Brust, Hals oder Bug. Das Fleisch wird, nachdem man <strong>die</strong> Knochen an mehreren<br />

Stellen eingeknickt hat, nach »Hammelfleischragout« bereitet <strong>und</strong> gekocht. Ist das Fleisch weich, so nimmt man es aus der<br />

Brühe, <strong>die</strong> man ziemlich kurz hat einkochen lassen, gießt sie durch ein Sieb, setzt sie in einem Tiegel wieder an, schneidet<br />

3 große Zwiebeln in Scheiben <strong>und</strong> tut <strong>die</strong>se nebst 1 Esslöffel Kümmelkörner in <strong>die</strong> Brühe; zugleich schneidet man<br />

2 altbackene Semmeln in Scheiben <strong>und</strong> lässt sie mit der Zwiebel in der Brühe weich kochen. Unterdes schneidet man das<br />

Fleisch an den eingeknickten Stellen in Portionsstücke, nimmt <strong>die</strong> losen Knochen heraus <strong>und</strong> lässt das Fleisch in der<br />

Zwiebelsauce noch ein wenig ziehen. Man gibt Kartoffelbrei dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 89 von 245


Hammelkoteletts<br />

Diese werden auf verschiedene Weise wie »Kalbskoteletts« zubereitet.<br />

Hammelsteaks oder Hammelschnitten<br />

Von einem Stück Hammelkeule werden <strong>die</strong> einzelnen Muskeln ausgelöst <strong>und</strong> quer durch <strong>die</strong> Fleischfasern in fingerdicke<br />

Stücke geschnitten. Man klopft <strong>die</strong>se hierauf mit der flachen Seite des Hackemessers, bestreut sie mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer <strong>und</strong><br />

bratet sie in steigender Butter auf der Pfanne, oder man wendet sie, nachdem man sie mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer bestreut hat, in<br />

geschmolzener Butter um, oder bestreicht sie auch wohl mit Olivenöl <strong>und</strong> bratet sie auf dem Rost auf jeder Seite nur<br />

3 Minuten. Man gibt zu den Hammelsteaks gebackene Kartoffeln <strong>und</strong> eine gute Bratensauce.<br />

Irish Stew<br />

Für 4 Personen nimmt man 1 kg Kotelettenstück oder ebensoviel Keule <strong>und</strong> schneidet fingerdicke Scheiben davon, von<br />

denen man das Fett abputzt. Die Fleischscheiben klopft man <strong>und</strong> bestreut sie mit Salz <strong>und</strong> wenig Pfeffer. Hierauf werden<br />

1 bis 1,5 kg Kartoffeln geschält, in dicke Scheiben geschnitten, abgewaschen <strong>und</strong> mit kochendem Wasser gebrüht. Nun legt<br />

man auf den Boden eines Verschlusstopfes, eines Suppentopfes oder einer Puddingform einige Butterstückchen <strong>und</strong> hierauf<br />

abwechselnd 1 Schicht Fleisch <strong>und</strong> 1 Schicht Kartoffeln, wobei man immer etwas Butterstückchen dazwischen verteilt. Wer<br />

den Zwiebelgeschmack liebt, kann auch einige fein zerschnittene Zwiebeln dazwischen streuen. Zuletzt gießt man so viel<br />

leichte Fleischbrühe oder kochendes Wasser darüber, dass <strong>die</strong> oberste Schicht gerade davon bedeckt ist. Man muss<br />

100 bis 125 g Butter rechnen. Die Puddingform wird in kochendes Wasser gestellt; der Verschlusstopf oder der <strong>gewöhnliche</strong><br />

Suppentopf (fest verschlossen) muss auf gelindes Feuer, am besten auf <strong>die</strong> geschlossene Platte, gestellt <strong>und</strong> von Zeit zu<br />

Zeit sacht geschüttelt werden. In der Puddingform verlangt das Gericht 2:00 St<strong>und</strong>en, im Topfe 3:00 St<strong>und</strong>en Kochzeit. –<br />

Nach Belieben kann man auch geschnittenen <strong>und</strong> abgebrühten Weißkohl oder geputzte zerschnittene Mohrrüben mit dem<br />

Gericht kochen.<br />

Curry<br />

Man zerschneidet 1 kg Fleisch aus der Keule in Würfel, wobei man <strong>die</strong> Knochen zurücklässt. Dann schwenkt man das<br />

Fleisch in 2 Esslöffel kochender Butter nebst 1 Obertasse klein geschnittener Zwiebeln, Salz <strong>und</strong> 1 Teelöffel Currypulver<br />

durch. Man gibt auch 1 Esslöffel Mehl dazu <strong>und</strong> gießt endlich 1 große Obertasse kochendes Wasser oder Bouillon hinzu,<br />

womit man das Fleisch in 15 bis 20 Minuten weich dämpfen lässt. Unterdes wird 250 g Reis blanchiert <strong>und</strong> mit viel<br />

kochendem Salzwasser angesetzt, schnell darin weich gekocht <strong>und</strong> mit kaltem Wasser überspült, damit er körnig bleibt.<br />

Zuletzt richtet man das Curry in einer halbtiefen Schüssel an <strong>und</strong> füllt den Reis als Rand herum.<br />

Hammelkarree mit Reis oder Pillaw<br />

1 kg Hammelkarree (Rippenstück) wird in wenig Wasser mit Wurzelwerk, Zwiebeln <strong>und</strong> Salz weich gedünstet. Ehe es<br />

vollkommen gar ist, werden einige Gewürzkörner, Nelken, etwas Koriander, Kardamom, Muskatblüte <strong>und</strong> Ingwer<br />

hinzugetan. Man lässt das Fleisch in der Brühe auskühlen <strong>und</strong> schneidet es dann in Scheiben. Mit der Bouillon, <strong>die</strong> man<br />

durch ein Sieb gießt, kocht man 300 g Reis, den man aber vorher in 2 Esslöffel Butter auf einer flachen Pfanne gelb geröstet<br />

hat, weich <strong>und</strong> dick. Nun wird eine halbtiefe Schüssel mit Butter ausgestrichen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hälfte des Reis hinzugetan; auf<br />

<strong>die</strong>sen legt man <strong>die</strong> gekochten Hammelrippen nebeneinander <strong>und</strong> bedeckt sie mit Reis. Dieser wird mit Ei bestrichen, mit<br />

geriebener Semmel <strong>und</strong> Parmesankäse bestreut <strong>und</strong> hierauf das Gericht 30 Minuten im Ofen gebacken. Man serviert den<br />

Pillaw in der Backschüssel, nachdem man in Butter braun geröstete Zwiebelscheiben darüber geschüttet hat.<br />

Lammbraten<br />

Ein Hinterviertel vom Lamm oder auch beide zusammen werden gewaschen, mit Salz <strong>und</strong> gestoßenem Nelkenpfeffer<br />

eingerieben, mit Rosmarin, einigen Lorbeerblättern <strong>und</strong> reichlich Butter in <strong>die</strong> Pfanne gelegt <strong>und</strong> wie »Kalbskeule im Ofen«,<br />

jedoch nicht so lange.<br />

Lammrücken wie Rehziemer zu braten<br />

Man nimmt hierzu den Rücken eines jungen Lammes, zieht <strong>die</strong> Haut ab <strong>und</strong> reibt ihn von allen Seiten mit folgendem<br />

Gemengsel ein: Schalotten, Estragon, etwas Majoran, Rosmarin <strong>und</strong> 2 bis 3 Lorbeerblätter, fein gehackt, dazu Pfeffer,<br />

Nelken, Salz <strong>und</strong> 4 bis 5 frische gestoßene Wacholderbeeren. Dann schüttet man halb Essig, halb Rotwein darauf <strong>und</strong> lässt<br />

das Fleisch darin unter öfterem Begießen 2 bis 3 Tage liegen. Dann wird es gespickt, mit reichlich Butter <strong>und</strong> etwas von der<br />

Beize, worin es gelegen, in einer irdenen Bratpfanne, zugedeckt ans Feuer gesetzt <strong>und</strong> bei fleißigem Begießen 1:00 bis<br />

1:30 St<strong>und</strong>en gar <strong>und</strong> gelb gebraten. 30 Minuten vorher nimmt man den Deckel ab, gibt 1 Tasse gute Sahne zur Sauce,<br />

setzt das Begießen fort <strong>und</strong> rührt beim Anrichten <strong>die</strong> Sauce mit etwas kaltem Wasser gut zusammen, damit das Angesetzte<br />

sich mit derselben verbindet.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 90 von 245


Gefüllte Lammbrust mit Sauerampfer<br />

Die Brust wird, nachdem man <strong>die</strong> Knochen herausgenommen hat, mit Kalbfleischfarce gefüllt, zugenäht, im Schmortopf in<br />

Butter weich gedünstet <strong>und</strong> hierauf glasiert, wozu man sie mehrmals mit der Bratensauce befüllt <strong>und</strong> oben auf den Deckel<br />

glühende Kohlen legt. Beim Anrichten wird der Faden herausgezogen <strong>und</strong> Sauerampfer wie Gemüse ringsum angerichtet.<br />

Lammkoteletts (s. »Kalbskoteletts«)<br />

Besonders zart werden sowohl Lamm- als auch Hammel- <strong>und</strong> Kalbskoteletts, wenn man sie in Papier bratet. Sie werden,<br />

nachdem man das Fett abgeputzt, geklopft, mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer bestreut <strong>und</strong> unpaniert in Butter halb gar gebraten,<br />

herausgenommen <strong>und</strong> kalt gestellt. In der Bratbutter dämpft man fein gewiegte Schalotten <strong>und</strong> Petersilie mit 1 Prise Pfeffer.<br />

Die erkalteten Kräuter vermischt man mit etwas geschabtem Speck <strong>und</strong> bestreicht damit <strong>die</strong> Koteletts. Nun schneidet man<br />

aus weißem Papier herzförmige Blätter, bestreicht sie mit Öl <strong>und</strong> legt <strong>die</strong> Koteletts hinein. Nachdem das Papier<br />

zusammengeknifft ist, bratet man <strong>die</strong> Koteletts auf dem Rost über ganz gelindem Feuer gar.<br />

Lammfrikassee mit Kapern<br />

Das Fleisch wird in kleine, viereckige Stücke geschnitten, gewaschen, in kochende Butter gelegt, nebst einigen Nelken,<br />

Lorbeerblättern, ganzen Zwiebeln, Muskatblüte, Basilikum <strong>und</strong> Salz eine Weile durchgerührt, etwas kochendes Wasser<br />

dazugegossen <strong>und</strong> zugedeckt langsam gekocht. Wenn es beinahe gar ist, was ungefähr nach 1:00 St<strong>und</strong>e der Fall ist, gibt<br />

man weißgeschwitztes Mehl, Zitronenscheiben ohne Kerne, Kapern <strong>und</strong> etwas Wein hinzu <strong>und</strong> rührt erst beim Anrichten fein<br />

gehackte Sardellen dazwischen.<br />

Hodge-Podge<br />

Man zerhackt 1 bis 1,5 kg Lammfleisch (Rippenstück) in zierliche Stücke, klopft <strong>die</strong>se, bestreut sie mit Salz <strong>und</strong> gestoßenem<br />

Pfeffer, wendet sie in Mehl um, bratet sie in Butter schön gelbbraun <strong>und</strong> legt sie in eine Kasserolle. Zu der Butter, <strong>die</strong> vom<br />

Braten zurückbleibt, gießt man 500 bis 750 ml Bouillon, lässt alles zusammen aufkochen <strong>und</strong> gießt sie durch ein Haarsieb<br />

über das Fleisch. Dann fügt man 1 l gereinigte Teltower Rübchen dazu, sowie 2 gereinigte, in Scheiben geschnittene<br />

Zwiebeln <strong>und</strong> das etwa noch fehlende Salz. Man lässt alles kochen, bis es weich ist, <strong>und</strong> macht dann von 1/2 Esslöffel<br />

Butter <strong>und</strong> 1/2 Esslöffel Mehl ein braunes Schwitzmehl, fügt es zur Sauce <strong>und</strong> legt beim Anrichten das Fleisch in <strong>die</strong> Mitte<br />

<strong>und</strong> r<strong>und</strong>herum das Gemüse.<br />

Hammelbregen, Hammelzungen, Hammelleber, Hammellunge, Hammelnieren<br />

werden zubereitet, wie <strong>die</strong>selben Teile vom Kalb.<br />

Schweinefleisch<br />

Schweinebraten mit Kruste<br />

Wie bei allen Ofenbraten tut man auch hier gut, ein größeres Stück, mindestens 2 bis 2,5 kg zu braten, einen etwaigen Rest<br />

kann man wärmen. Doch schmeckt er kalt als Beilage zum Gemüse oder als Aufschnitt noch besser. Man nimmt hierzu<br />

Rippenstück oder Karree, ein Stück Kamm oder Keule von einem jungen Schwein, weil von einem alten <strong>die</strong> Schwarte zu<br />

dick ist <strong>und</strong> daher leicht hart bratet. Man lässt <strong>die</strong> Haut auf dem Braten <strong>und</strong> schneidet sie, nachdem das Fleisch sauber<br />

gewaschen, mit einem spitzen Messer quer über den Braten in lange, schmale Streifen. Diese Streifen durchschneidet man<br />

dann der Länge des Bratens nach noch ein paar Mal, so dass <strong>die</strong> ganze Haut in längliche viereckige Streifen geteilt ist.<br />

Hierauf salzt man den Braten <strong>und</strong> legt ihn in eine Pfanne mit kochendem Wasser <strong>und</strong> zwar zuerst mit der Schwarte nach<br />

unten, damit sie weich wird. Nach einiger Zeit wendet man den Braten um, ohne hineinzustechen. Hierauf lässt man ihn<br />

unter fleißigem Befüllen gar braten, wozu im ganzen 2:00 bis 3:00 St<strong>und</strong>en, ist der Braten sehr groß, auch wohl noch mehr<br />

Zeit erforderlich ist. Wenn <strong>die</strong> Sauce zu sehr einkocht, so gibt man kochendes Wasser von der Seite dazu. Der Braten muss<br />

langsam braten, weshalb der Ofen nur ziemlich heiß sein darf. Man versäume nicht, von Zeit zu Zeit das ausgebratene Fett<br />

abzufüllen, da es sonst nur im Ofen verspritzt. Ferner ist es wichtig, den braunen Satz von der Bratpfanne abzuschaben <strong>und</strong><br />

mit verkochen zu lassen; dadurch wird <strong>die</strong> Sauce meist so sämig, dass ein Zusatz von Kartoffelmehl überflüssig ist.<br />

Während der letzten 30 Minuten befüllt man den Braten nur noch von den Seiten, damit er oben recht knusperig wird.<br />

Einteilung des Schweines<br />

1. Kopf. - 1a. Ohren. 1b. Rüssel oder Schnauze. - 2. Kamm oder Hals (bis zum punktierten Strich darüber fetter Speck oder<br />

Rückenfett). -3. Rippenstück, Rippenspeer oder Karree. - 4. Hinteres Rippenstück, Karbonaden- oder Kotelettenstück. -<br />

Unter 3. <strong>und</strong> 4. im Innern der Mürbebraten, <strong>die</strong> Schweinslende oder das Filet. - 5. Vorderkeule oder Schulterblatt, auch<br />

Vorderschinken oder Schuft. - 6. Bauch oder magerer Speck. - 7. Schinken oder Keule. - 8. Dickbein oder Eisbein. - 9.<br />

Spitzbein, Haxen oder Füße. - 8. <strong>und</strong> 9. Schweinsknöchel.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 91 von 245


Schinken als Sauerbraten<br />

Nachdem man den frischen Schinken mit Salz eingerieben, legt man ihn nebst 6 Lorbeerblättern, reichlich Schalotten oder<br />

Zwiebeln, viel ganzem Pfeffer, Nelken <strong>und</strong> Estragon 8 Tage in Essig, während welcher Zeit man ihn oftmals begießt. Hierauf<br />

bringt man ihn mit kochendem Wasser <strong>und</strong> etwas von der Brühe aufs Feuer <strong>und</strong> lässt ihn fest zugedeckt beinahe weich<br />

kochen. Dann schüttet man <strong>die</strong> Brühe durch ein Sieb, gibt Butter unter den Schinken, durchkreuzt entweder mit einem<br />

Messer <strong>die</strong> Schwarte <strong>und</strong> steckt auf jeden Streifen eine Nelke, oder man zieht <strong>die</strong> Schwarte ab <strong>und</strong> streut gestoßenen<br />

Zwieback <strong>und</strong> Muskat recht dick über den Schinken. Dann bratet man ihn im Ofen vollends gelb <strong>und</strong> weich, während man<br />

nach <strong>und</strong> nach <strong>die</strong> Brühe hinzugießt; jedoch muss der Schinken recht oft, aber ganz behutsam, begossen werden, damit <strong>die</strong><br />

Kruste oben hart <strong>und</strong> nicht abgespült wird. Beim Anrichten nimmt man das Fett größtenteils ab, rührt <strong>die</strong> Sauce recht<br />

zusammen, schneidet einige Zitronenscheiben hinein <strong>und</strong> macht sie mit etwas Kartoffelmehl bündig. Zur Verzierung <strong>die</strong>ses<br />

Bratens ist folgendes Gemüse recht passend: Mehrere Knollen Sellerie werden in Wasser <strong>und</strong> Salz halb gar gekocht; dann<br />

schneidet man sie der Länge nach in 8 Teile <strong>und</strong> kocht sie mit der Schinkenbrühe, ehe man sie abgießt, weich, setzt sie bis<br />

zum Anrichten hin, lässt sie zuletzt, wenn <strong>die</strong> Sauce fertig ist, darin einige Augenblicke schmoren <strong>und</strong> garniert damit <strong>die</strong><br />

Schüssel.<br />

Schweinskeule mit Kruste, mecklenburgisch<br />

Von der Keule wird <strong>die</strong> Schwarte gelöst, <strong>die</strong> erstere gut mit kaltem Wasser abgewaschen, hin <strong>und</strong> wieder mit Nelken<br />

besteckt, mit Salz bestreut, in der Bratpfanne mit Wasser in den Ofen gesetzt, der anfangs keine allzu starke Hitze haben<br />

darf, damit <strong>die</strong> Keule nicht von außen gar wird <strong>und</strong> inwendig blutig bleibt. Sie muss gut begossen <strong>und</strong> so oft es nötig ist,<br />

kochendes Wasser hinzugeschüttet werden. Nachdem sie gar geworden, was sich durch Hineinstechen mit der Gabel<br />

feststellen lässt, wird das Fett von der Brühe abgefüllt, <strong>die</strong> Schwartenseite beinahe einen Finger dick mit einer Mischung von<br />

geriebener Brotrinde, Zucker <strong>und</strong> fein gestoßenen Nelken bestreut <strong>und</strong> <strong>die</strong> Keule, ohne sie weiter zu begießen, noch so<br />

lange in den Ofen gestellt, bis <strong>die</strong> Kruste härtlich geworden ist.<br />

Geräucherter Schinken gekocht<br />

Man legt den Schinken eine Nacht in Wasser, wäscht ihn am andern Morgen mit 1 Hand voll Kleie in heißem Wasser, spült<br />

ihn ab <strong>und</strong> setzt ihn mit kochendem Wasser bedeckt aufs Feuer. Der Schinken muss schnell zum Kochen gebracht werden,<br />

dann aber langsam, jedoch unausgesetzt 3:00 bis 5:00 St<strong>und</strong>en kochen <strong>und</strong> in der Brühe 30 Minuten fest zugedeckt<br />

nachweichen. Wenn der Schinken etwa 1:00 St<strong>und</strong>e gekocht hat, gießt man 1 Glas Kornbranntwein dazu, wodurch er recht<br />

zart <strong>und</strong> weich wird. Um zu erkennen, ob der Schinken gar ist, sticht man mit einer Gabel oder einer Spicknadel hinein, zieht<br />

sich <strong>die</strong>se leicht heraus, ohne dass man den Schinken dabei hochhebt, so ist er gar.<br />

Schinken anrichten<br />

Man legt ihn beim Anrichten zuerst auf eine <strong>Küche</strong>nschüssel, nimmt mit einem Messer alles Unansehnliche Weg, macht<br />

zweifingerbreit vom Ende einen geraden Schnitt durch <strong>die</strong> Schwarte, so dass sie an der Beinseite fest bleibt <strong>und</strong> dann<br />

r<strong>und</strong>herum einen Rand bildet; das inwendige Stück Schwarte rollt man von der Spitze an auf, sticht <strong>die</strong>se Stelle mit einem<br />

hölzernen Pfriem fest, umwickelt den Beinknochen mit einem zierlich geschnittenen Papier oder einer Manschette, befestigt<br />

<strong>die</strong>se <strong>und</strong> legt den Schinken auf <strong>die</strong> dazu bestimmte Schüssel. Den Rand der Schüssel, sowie den Schwartenrand verziert<br />

man mit fein gehackter Petersilie.<br />

Schinken in Reis<br />

Der Schinken wird nach »Schweinekeule mit Kruste, mecklenburgisch« gekocht, <strong>die</strong> Schwarte abgezogen, das Fett ein<br />

wenig abgeschnitten <strong>und</strong> der Schinken auf <strong>die</strong> dazu bestimmte Schüssel gelegt. Dann kocht man in kräftiger Bouillon 750 g<br />

abgebrühten Reis gar <strong>und</strong> nicht zu steif, doch müssen <strong>die</strong> Körner ganz bleiben. Man vermischt den Reis mit einem Ei dick<br />

guter Butter, 100 g Parmesankäse <strong>und</strong> 4 Eiern, bedeckt damit den Schinken, streicht es mit dem Messer glatt, streut<br />

gestoßenen Zwieback <strong>und</strong> Muskatnuss darüber, setzt <strong>die</strong> Schüssel in eine Tortenpfanne, legt einen Deckel mit Glut darüber<br />

<strong>und</strong> lässt es 30 Minuten backen. Der Schinken wird mit Trüffelsauce zur Tafel gegeben.<br />

Prager Schinken in Brotteig<br />

Ein geräucherter Schinken wird, wie beim Kochen beschrieben, gewässert <strong>und</strong> gereinigt <strong>und</strong> danach abgetrocknet. Nun wird<br />

Brotteig in Form eines Schinkens in doppelter Größe nicht zu dünn ausgerollt, mit grünen oder getrockneten Kräutern, als:<br />

Thymian, Majoran, Estragon, Melisse, Schnittlauch, Basilikum <strong>und</strong> dergleichen bestreut, der Schinken daraufgelegt <strong>und</strong> so<br />

eingeschlagen, dass beim Backen nicht der geringste Schwaden daraus hervortreten kann. Dann wird ein Blech mit Mehl<br />

bestreut, der Schinken darauf gelegt <strong>und</strong> in einem Backofen je nach der Größe 2:00 bis 3:00 St<strong>und</strong>en gebacken.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 92 von 245


Schinken in Madeira<br />

Der Schinken wird nach »Schweinekeule mit Kruste, mecklenburgisch« gar gekocht, gehäutet, das Fett bis auf ein schmales<br />

Streifchen abgeschnitten, der Schinken in dünne Scheiben geschnitten, in eine tiefe Schüssel ein Stück neben das andere<br />

so gelegt, dass <strong>die</strong> Fettseite nach oben kommt <strong>und</strong> folgende Sauce recht heiß darüber gegeben. Man nimmt eine gute Jus,<br />

macht 1 bis 2 Löffel Mehl in Butter braun, rührt von der Jus dazu, würzt sie mit Salz, Zitronenscheiben <strong>und</strong> etwas Essig <strong>und</strong><br />

lässt sie durchkochen; dann kommen Morcheln, auch Trüffeln oder Champignons, <strong>die</strong> nach Vorschrift zur Sauce fertig<br />

gemacht sind, hinzu, sowie auch 1 Messerspitze Cayennepfeffer <strong>und</strong> 1/2 Flasche Madeira. Ist der Schinken mit <strong>die</strong>ser<br />

Sauce angerichtet, so legt man einen zweifingerbreiten Reisrand um <strong>die</strong> Schüssel <strong>und</strong> gibt sie so heiß als möglich Zur Tafel.<br />

Schinken in Burg<strong>und</strong>er<br />

Für 10 bis 12 Personen. Ein kleiner, nicht zu fetter Schinken wird sauber gewaschen, eine Nacht gewässert <strong>und</strong> in Wasser<br />

halb weich gekocht. Dann nimmt man ihn heraus, zieht <strong>die</strong> Schwarte ab <strong>und</strong> entfernt auch den größten Teil des Fettes. Nun<br />

lässt man in einer Kasserolle 1 l Burg<strong>und</strong>er mit 1 Obertasse Zucker, 4 Zwiebeln, 2 Möhren, ein paar Nelken <strong>und</strong> etwas<br />

Zitronenschale auskochen, gibt den Schinken hinein <strong>und</strong> lässt ihn gut verdeckt darin weich kochen. Hierauf nimmt man ihn<br />

heraus, nimmt das Fett von der roten Sauce <strong>und</strong> lässt sie kurz einkochen. Man legt den Schinken nochmals hinein <strong>und</strong> stellt<br />

<strong>die</strong> Kasserolle offen in eine heiße Bratröhre, wenn nötig, auf ein paar Ziegelsteine, bis der Schinken unter öfterem Begießen<br />

gebräunt ist. Dann richtet man ihn auf der Schüssel an <strong>und</strong> verdünnt den Satz mit Bouillon, kocht ihn mit 1 Glas Wein, etwas<br />

Zitronensaft <strong>und</strong> Zucker auf, gießt ihn durch ein Sieb <strong>und</strong> gibt einen Teil <strong>die</strong>ser Sauce über den Schinken, während man <strong>die</strong><br />

übrige Sauce in der Sauciere nebenher reicht. Garniert wird der Schinken mit kleinen, gedämpften Zwiebeln, geschmorten<br />

Kastanien <strong>und</strong> Kartoffelbeignets.<br />

Beefsteaks von rohem Schinken<br />

Man schneidet fingerdicke Scheiben von rohem Schinken, legt sie über Nacht in Milch, was besonders bei gesalzenem oder<br />

trockenem Schinken notwendig ist, klopft <strong>die</strong> Scheiben auf beiden Seiten stark mit einem Messerrücken, tunkt sie in<br />

geschlagenes Ei <strong>und</strong> etwas Pfeffer, wendet sie dann in gestoßenem Zwieback oder geriebenem Weißbrot um <strong>und</strong> bratet sie<br />

in offener Pfanne in heißer Butter auf sehr schwachem Feuer bei wiederholtem Umwenden, bis sie dunkelgelb geworden<br />

sind.<br />

Beefsteaks von Schinkenabfällen<br />

Alles Fleisch von rohem Schinken, das man nicht mehr gut servieren kann, legt man, nachdem <strong>die</strong> Schwarte <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Sehnen abgeschnitten worden sind, einen Tag in Wasser <strong>und</strong> danach eine Nacht in Milch. Hierauf hackt man es möglichst<br />

fein, formt fingerdicke Beefsteaks daraus, dreht sie in Ei <strong>und</strong> etwas Pfeffer <strong>und</strong> danach in Zwieback um <strong>und</strong> bratet sie nach<br />

»Beefsteaks von rohem Schinken«.<br />

Schinkenreste mit Spargel<br />

Man kocht 2 Suppenteller voll mittelstarken Spargel in Salzwasser gar <strong>und</strong> schneidet ihn in kurze Stückchen. 1 Suppenteller<br />

voll Schinkenreste, <strong>die</strong> man vorher in Würfel geschnitten hat, hat man vorher in Milch gelegt <strong>und</strong> vermischt sie dann mit dem<br />

Spargel. Hierauf quirlt man 3 Eier mit 2 Teelöffel Mehl recht klar, gibt 1 große Obertasse kochendes Spargelwasser dazu<br />

<strong>und</strong> rührt es über dem Feuer oder in einem Gefäß mit kochendem Wasser zu einer dicken Sauce, wobei man jedoch<br />

vorsichtig sein muss, dass sie nicht zum Kochen kommt, weil sie alsdann gerinnt. Man schärft <strong>die</strong> Sauce mit etwas<br />

Zitronensaft, kräftigt sie mit 2 Teelöffel Jus, schmeckt sie mit Salz <strong>und</strong> Muskatnuss ab <strong>und</strong> mischt sie unter den Spargel <strong>und</strong><br />

Schinken. Diese Masse füllt man in mit Butter ausgestrichene Coquillenschalen, bestreut sie mit geriebener Semmel <strong>und</strong><br />

lässt sie im Ofen gelbbraun werden.<br />

Ham and eggs<br />

Als Abendschüssel rechnet man <strong>für</strong> 4 Personen 250 bis 375 g Schinken, dicke Scheiben, <strong>und</strong> 8 bis 10 Eier. Der Schinken<br />

wird mit dem Messer geklopft, auf beiden Seiten in Butter angebraten <strong>und</strong> mit der Butter in eine feuerfeste Schüssel gelegt.<br />

Obenauf werden <strong>die</strong> Eier geschlagen <strong>und</strong> dann wird das Gericht im Ofen gebacken. Erst wenn <strong>die</strong> Eier gebacken sind, salzt<br />

<strong>und</strong> pfeffert man sie schwach.<br />

Schweinsrippe gefüllt<br />

Man nimmt hierzu 1 größeres Stück Rippe. Man knickt am Abend vorher <strong>die</strong> Rippen in der Mitte ein, ohne das Fleisch zu<br />

verletzen <strong>und</strong> reibt das Fleisch auf allen Seiten mit Salz ein. Will man es zubereiten, so füllt man in Viertel geschnittene<br />

saure Äpfel in <strong>die</strong> hohle Seite, biegt das Stück zusammen <strong>und</strong> näht es von allen Seiten fest zu. Darauf legt man <strong>die</strong> Rippen<br />

in etwas kochende Butter, macht sie ringsum gelb, gießt kochendes Wasser darunter <strong>und</strong> lässt sie fest zugedeckt<br />

wenigstens 2:30 St<strong>und</strong>e braten, während man von Zeit zu Zeit etwas kochendes Wasser nachschüttet <strong>und</strong> sie oft begießt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 93 von 245


Spanferkel gebraten<br />

Das Spanferkel wird gereinigt <strong>und</strong> gewaschen; <strong>die</strong> Pfoten werden abgeschnitten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Augen ausgestochen. Inwendig<br />

wird es mit Salz ausgerieben, von außen abgetrocknet, mit einem hölzernen Spieß der Länge nach durchstochen, in <strong>die</strong><br />

Bratpfanne gelegt, recht oft mit Speck oder feinem Öl bestrichen <strong>und</strong> mit einer Spicknadel gestochen, damit sich keine<br />

Blasen ziehen. Dann lässt man es braten, ohne zu befüllen, damit <strong>die</strong> Haut spröde bleibt. Wenn es gelbbraun <strong>und</strong> hart ist,<br />

wird es mit etwas Salz bestreut, wieder mit Speck bestrichen <strong>und</strong>, nachdem es 1:00 St<strong>und</strong>e gebraten, mit 1 Zitrone im Maul<br />

recht heiß ohne Sauce angerichtet.<br />

Schweinebraten wie Wild<br />

Man nimmt den Schinken eines jungen Schweines im Gewicht von 4 bis 5 kg, schneidet <strong>die</strong> Schwarte ab <strong>und</strong> reibt ihn gut<br />

ein mit folgender Mischung: 500 ml Rotwein, 250 ml Essig, 2 große geriebene Zwiebeln, 1 Esslöffel Salz <strong>und</strong> folgendes<br />

gestoßene Gewürz: 6 Lorbeerblätter, Pfeffer, Nelken, Nelkenpfeffer, frische Wacholderbeeren, Zitronenschale <strong>und</strong> Ingwer.<br />

Nun legt man den Braten in <strong>die</strong>se Brühe, begießt ihn täglich damit <strong>und</strong> lässt ihn mehrere Tage darin liegen. Darauf bratet<br />

man ihn am besten an einem Spieß, befüllt ihn zuweilen mit der gewürzten Brühe <strong>und</strong> zuletzt mit etwas guter Sahne, oder<br />

man lässt ihn in einer Pfanne in Butter gelb werden, gießt allmählich von der Brühe nach, begießt ihn fleißig damit <strong>und</strong> tut<br />

nachher Sahne zur Sauce. Er muss etwa 2:30 St<strong>und</strong>e braten.<br />

Schweinefilet, Mürbebraten oder Schweinslenden<br />

Ein kleines Filet reicht <strong>für</strong> 4 Personen <strong>und</strong> ein größeres <strong>für</strong> 6 Personen. Das Filet wird gehäutet <strong>und</strong> fein gespickt. Hierauf<br />

legt man es in eine kleine Pfanne, in der man Butter kochend gemacht hat. Man gießt zuweilen einige Löffel kochendes<br />

Wasser dazu <strong>und</strong> bratet das Filet unter fleißigem Begießen gar <strong>und</strong> schön hellbraun. Zuletzt gibt man etwas saure Sahne an<br />

<strong>die</strong> Sauce.<br />

Schweinefilet geschmort<br />

1 kg magerer Schweinekamm wird sauber gewaschen <strong>und</strong> mit 1 Flasche Weißbier gekocht. Man gibt etwas Wurzelwerk,<br />

einige kleine Zwiebeln <strong>und</strong> 1 Esslöffel Essig dazu. Das Fleisch muss recht langsam bei gleichmäßigem Feuer weich<br />

schmoren. Nachdem es herausgenommen ist, wird <strong>die</strong> Sauce durch ein Sieb gerührt, <strong>und</strong> mit etwas hellem Schwitzmehl<br />

sämig gemacht.<br />

Schweinepökelfleisch, Eisbein oder Schweinsknöchel<br />

Für 4 Personen rechnet man 1 kg Kamm oder Rippe oder 1,25 bis 1,5 kg Eisbein oder Schweinsknöchel. Es ist vorteilhafter,<br />

nicht zu scharf gepökeltes Fleisch zu kaufen, da man es sonst einwässern muss, wodurch es an Kraft verliert. Man setzt<br />

Pökelfleisch stets mit kaltem Wasser auf <strong>und</strong> kocht es mit reichlich Wasser langsam gar. Einen Teil der Brühe kann man<br />

zum Kochen des Sauerkrauts, des Erbsenpürees oder der Meerrettichsauce verwenden. Man gibt das Pökelfleisch<br />

entweder mit Erbsen <strong>und</strong> Sauerkraut oder mit Kartoffelklößen <strong>und</strong> Meerrettichsauce.<br />

Pökelrippchen geschmort<br />

1 kg gut gepökelte Schweinerippchen werden in 2 Esslöffel Butter ringsum angebräunt. Dann wird 250 ml kochendes<br />

Wasser dazugegeben <strong>und</strong> 1 kleine Zwiebel, sowie 1 Lorbeerblatt <strong>und</strong> 2 Pfefferkörner hinzugefügt. Hierauf lässt man <strong>die</strong><br />

Rippchen auf hellem Feuer weich dämpfen. Man serviert sie mit Sauerkohl, grünen Erbsen, Sprossenkohl oder<br />

Kartoffelpüree.<br />

Kasseler Rippenspeer oder Kaiserfleisch<br />

Kasseler Braten bereitet man am besten von dem Rippenstück, an dem noch das Filet oder der Mürbebraten, auch<br />

Mörbraten genannt, sitzt oder von einem Stück Kamm oder auch Schuft. Man wäscht es sauber mit kaltem Wasser ab <strong>und</strong><br />

setzt es mit etwa 500 ml kochendem Wasser an. Man legt zuerst <strong>die</strong> Fleischseite nach unten in <strong>die</strong> Pfanne. Wenn <strong>die</strong>se fast<br />

gar ist, wendet man den Braten um <strong>und</strong> lässt ihn weiter bräunen. Der Braten darf zuerst nur mäßig Hitze haben <strong>und</strong> muss<br />

fleißig befüllt werden. – Ein kleineres Stück schmort man besser im Topf, wozu man es zuerst mit Butter anbratet <strong>und</strong> dann<br />

mit etwas kochendem Wasser fertig zubereitet. Die fertige Sauce macht man mit Kartoffelmehl bündig. Etwas Rotwein, den<br />

man zuletzt hinzufügt, macht sie besonders schmackhaft. Kasseler Braten wird warm oder kalt gegeben.<br />

Grilladen von Pökelfleisch<br />

Man verwendet hierzu mageren Pökelkamm oder Pökelrippchen. Ist das Fleisch weich gekocht, wird es in Portionsstücke<br />

geschnitten, in Ei <strong>und</strong> gestoßenem Nelkenpfeffer umgewendet, in Mehl gewälzt <strong>und</strong> in Butter gelb <strong>und</strong> kross gebraten.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 94 von 245


Schweinekoteletts oder Karbonaden<br />

Für 4 Personen 500 bis 750 g Schweinskarree. Man schneidet aus dem Kotelettenstück fingerdicke Scheiben, hackt den<br />

Wirbelknochen kurz ab, sowie 1 Stück vom Rippenknochen, schneidet das Fett nach Belieben ab, klopft <strong>die</strong> Scheiben etwas<br />

breit, bestreut sie mit wenig Pfeffer <strong>und</strong> Salz, paniert sie in Ei <strong>und</strong> Semmel <strong>und</strong> bratet sie auf offener Pfanne in steigender<br />

Butter auf beiden Seiten hellbraun. – Oder man paniert sie nicht, sondern bestreicht sie, nachdem sie ein wenig gesalzen<br />

<strong>und</strong> gepfeffert sind, mit zerlassener Butter oder mit Olivenöl <strong>und</strong> bratet sie dann auf dem Rost auf beiden Seiten braun. Man<br />

serviert sie zu Gemüsen oder als selbständiges Gericht mit Kartoffelbrei oder Bratkartoffeln <strong>und</strong> Salat.<br />

Schweinefleischwürstchen<br />

Hierzu nimmt man durchwachsenes, fein gehacktes Schweinefleisch <strong>und</strong> vermischt es mit Salz, gestoßenem Muskat, fein<br />

gehackter Zitronenschale oder statt dessen Schalotten, einigen Eiern, etwas geriebenem Weißbrot <strong>und</strong> ein wenig Sahne.<br />

Alles wird untereinander gemischt <strong>und</strong> mit der Hand zu kleinen Würstchen gerollt. Diese werden mit Zwieback <strong>und</strong> in Butter<br />

gelb gebraten. Die Würstchen <strong>die</strong>nen zum Garnieren des Spinats wie auch anderer Kohlarten.<br />

Brisoletts von Schweinefleisch<br />

Man wiegt 500 g derbes, mageres Schweinefleisch zusammen mit 125 g frischem Rücken- oder Bauchfett recht fein,<br />

vermengt es mit 3 Eiern, Salz, gestoßenem Pfeffer, fein gewiegten Kräutern <strong>und</strong> Zitronenschale <strong>und</strong> 1 Obertasse geriebener<br />

Semmel oder Bröseln. Aus <strong>die</strong>ser Masse formt man r<strong>und</strong>e, etwa kartoffelgroße Klöße, drückt sie etwas breit, taucht sie in<br />

geschlagenes Ei <strong>und</strong> danach in geriebene Semmel <strong>und</strong> bratet sie in Butter in etwa 5 Minuten gar.<br />

Schweinesteaks<br />

750 g mageres Schweinefleisch wird zusammen mit 125 g Schweinefett fein gewiegt <strong>und</strong> hierauf in flache, r<strong>und</strong>e Scheiben<br />

geformt; <strong>die</strong>se werden in geschmolzener Butter schnell auf beiden Seiten braun gebraten, wobei man sie fleißig befüllt.<br />

Nach Belieben kann man auch Zwiebelscheiben mitbraten.<br />

Bratwurst mit Äpfeln<br />

Man schneide 6 Stück feine, geschälte Äpfel in 8 Teile <strong>und</strong> lasse sie mit Zucker bestreut, einige St<strong>und</strong>en stehen. Zugleich<br />

stelle man gereinigte Korinthen mit etwas lauwarmem Wasser zum Ausquellen auf eine warme Platte. Dann mache man<br />

1 gutes Stück Butter in einer Pfanne gelbbraun, lege 250 g Bratwurst hinein, <strong>die</strong> Äpfel herum, Korinthen <strong>und</strong> etwas<br />

Zitronenschale darüber <strong>und</strong> lasse es zugedeckt langsam braten. Sobald <strong>die</strong> Apfelstückchen unten weich sind, lege man sie<br />

auf <strong>die</strong> andere Seite <strong>und</strong> nehme <strong>die</strong> gar gewordenen heraus, damit sie nicht zerfallen. Wenn <strong>die</strong> Wurst gar ist, gebe man<br />

1 Glas Rheinwein zur Sauce, richte <strong>die</strong> Wurst an <strong>und</strong> garniere sie mit den Äpfeln.<br />

Bratwurst gebraten<br />

500 bis 750 g Wurst. Die Wurst darf nicht zu fest gestopft sein, es dürfen sich aber auch keine Luftblasen zwischen dem<br />

Fleisch befinden, weil <strong>die</strong> Wurst sonst platzt. Man übergießt <strong>die</strong> Wurst mit kochendem Wasser, trocknet sie ab, pudert sie<br />

fein mit Mehl ein <strong>und</strong> bratet sie auf flacher Pfanne in Butter auf allen Seiten schön hellbraun, <strong>und</strong> zwar etwa 15 Minuten. – In<br />

manchen Gegenden bratet man <strong>die</strong> Bratwürste auf einem engen Rost über Holzkohlenfeuer; sie braten hier im eigenen Fett,<br />

<strong>und</strong> es sind etwa 10 Minuten nötig, bis sie gar sind, während welcher Zeit man sie umwenden muss.<br />

Bratwurst in Bier<br />

Ein Stück Butter lässt man in der Pfanne schmelzen, legt <strong>die</strong> Wurst, <strong>die</strong> man in Mehl gewendet hat, hinein <strong>und</strong> macht sie auf<br />

beiden Seiten gelb. Vorher hat man Weißbier oder Braunbier, das aber nicht bitter sein darf, mit Zwiebel, Gewürz,<br />

Lorbeerblatt <strong>und</strong> 1 oder 2 Möhren gekocht, bis <strong>die</strong> Wurzeln weich sind. Das Bier gießt man nun durch ein Sieb nach <strong>und</strong><br />

nach über <strong>die</strong> Bratwurst <strong>und</strong> schmort sie darin weich.<br />

Schweinsleber in Risotto<br />

300 g verlesener ungewaschener Reis wird mit 2 Esslöffel Butter gelb geröstet; dann gibt man 500 ml kochendes Wasser,<br />

1 Teelöffel Salz, 1 kleine Zwiebel, 1 Lorbeerblatt <strong>und</strong> 6 Pfefferkörner dazu <strong>und</strong> dämpft den Reis in etwa 40 Minuten gar.<br />

500 g Leber wird in Scheibchen geschnitten <strong>und</strong> mit 1 Esslöffel zerlassener Butter angesetzt <strong>und</strong> durchgeschwenkt. Dann<br />

fügt man 2 Zehen Knoblauch oder 2 kleine Zwiebeln, 1 Teelöffel Salz, 1 Messerspitze Paprika <strong>und</strong> 1/2 Obertasse<br />

kochendes Wasser hinzu. Hierauf deckt man den Topf fest zu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Leber 10 bis 15 Minuten dämpfen; das Ansetzen<br />

verhindert man durch Hin- <strong>und</strong> Herschwenken. Beim Anrichten mischt man <strong>die</strong> Leber mit der Brühe zwischen den Reis, fügt<br />

noch 2 Esslöffel geriebenen Parmesankäse dazu <strong>und</strong> schwenkt alles gut durch.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 95 von 245


Schweinskopf gefüllt<br />

Für 15 Personen. Man sengt <strong>und</strong> putzt den Kopf von einem einjährigen, nicht zu fetten Schwein, schneidet ihn der Länge<br />

nach auf <strong>und</strong> löst alle Knochen vorsichtig aus, doch so, dass der Kopf ganz bleibt. Dann legt man ihn mit der Außenseite<br />

ausgebreitet auf ein Brett. Unterdes hat man folgende Farce bereitet: 250 g Speck, 250 g mageres Schweinefleisch <strong>und</strong><br />

250 g Kalbfleisch wird nebst 2 Zwiebeln <strong>und</strong> etwas Zitronenschale fein gewiegt <strong>und</strong> mit 3 Eiern, 50 g Butter, Salz, Pfeffer,<br />

Muskatblüte, 1 Esslöffel feiner Kräuter <strong>und</strong> 8 bis 10 Esslöffel geriebener Semmel gut verrührt. Hierauf bestreicht man den<br />

Kopf mit einer dünnen Schicht Farce <strong>und</strong> legt Streifen von gekochtem Schinken, Kalbsbraten <strong>und</strong> Zunge, ferner kleine, in<br />

Essig eingemachte Bohnen, Perlzwiebeln, Pfeffergurken <strong>und</strong> Pistazien darauf. Hierüber streicht man wieder 1 Schicht<br />

Farce, belegt <strong>die</strong>se wiederum mit denselben Zutaten <strong>und</strong> so fort, bis der Kopf ganz gefüllt ist. Dann näht man ihn behutsam<br />

zusammen, näht auf <strong>die</strong> offene, untere Seite 1 Stück Schwarte, gibt dem Kopf durch vorsichtiges Drücken seine<br />

ursprüngliche Form wieder, bindet ihn in ein Tuch mit Bindfaden fest zusammen <strong>und</strong> kocht den Kopf langsam 3:00 bis<br />

4:00 St<strong>und</strong>en. Nun nimmt man ihn heraus <strong>und</strong> stellt ihn zum Erkalten hin. Nach 1:00 St<strong>und</strong>e etwa entfernt man das Tuch<br />

<strong>und</strong> lässt ihn völlig kalt werden. Man serviert ihn mit Remouladensauce.<br />

Sülzkoteletts<br />

Von 4 fingerdicken Schweinskarbonaden im Gewicht von etwa 750 g putzt man alles Fett ab, sticht hier <strong>und</strong> da mit dem<br />

spitzen Messer hinein, steckt in <strong>die</strong> Öffnungen ziemlich dicke Streifen von Mohrrüben <strong>und</strong> saurer Gurke <strong>und</strong> setzt dann <strong>die</strong><br />

Koteletts mit kaltem Wasser an; zugleich legt man 2 blanchierte Kalbsfüße mit hinein. Nachdem man das Fleisch sauber<br />

abgeschäumt hat, falzt man es <strong>und</strong> tut Lorbeerblätter, ein paar Zwiebeln, 1 Mohrrübe <strong>und</strong> einige Zitronenscheiben hinein.<br />

Wenn <strong>die</strong> Kalbsfüße gar sind, nimmt man sie heraus <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Koteletts vollends gar kochen. Hierauf nimmt man sie<br />

ebenfalls heraus, schärft <strong>die</strong> Brühe noch nach Geschmack mit Zitronensaft oder Weinessig ab, gießt sie durch ein Sieb,<br />

entfettet sie <strong>und</strong> klärt sie, wenn man ganz klare Sülze wünscht. Dann legt man den Boden einer r<strong>und</strong>en, etwas tiefen<br />

Schüssel mit Scheiben von sauren oder Pfeffergurken aus, legt <strong>die</strong> Koteletts obenauf <strong>und</strong> gießt <strong>die</strong> geklärte Brühe darüber.<br />

Sehr nett sehen <strong>die</strong> Koteletts aus, wenn man sie einzeln in kleinen, dazu bestimmten Formen erkalten lässt. Sind <strong>die</strong><br />

Koteletts erkaltet, so kann man sie stürzen; man gibt sie kalt zu Tisch <strong>und</strong> serviert Bratkartoffeln dazu.<br />

Sülze<br />

Für 8 bis 10 Personen. 1,5 g mageres Schweinefleisch, 3 bis 4 gut gereinigte Schweinsfüße <strong>und</strong> ebensoviel Kniestücke<br />

werden mit reichlich Wurzelwerk, 2 ganzen Zwiebeln, 2 Lorbeerblättern, etwas ganzem Pfeffer <strong>und</strong> Nelkenpfeffer weich<br />

gekocht. Man schäumt <strong>die</strong> Brühe behutsam ab <strong>und</strong> nimmt auch von Zeit zu Zeit das Fett ab, das sich an der Oberfläche<br />

zeigt. Man muss darauf achten, dass das Fleisch nicht zerfällt, <strong>und</strong> sollte das eine oder andere Stück früher gar sein, so<br />

muss man es herausnehmen. Das erkaltete Fleisch schneidet man in kleine Würfel, <strong>die</strong> Brühe gießt man durch ein Haarsieb<br />

<strong>und</strong> lässt sie stehen, damit sie sich klärt. Nachdem das Fett abgenommen, gießt man <strong>die</strong> Brühe behutsam in einen<br />

Kochtopf, doch so, dass der Satz zurückbleibt. Nun kocht man <strong>die</strong> Brühe mit 1 Obertasse Weinessig <strong>und</strong> etwas Zitronenschale<br />

kurz ein, gießt sie durch einen Musselinbeutel, fügt den Saft einer Zitrone hinzu <strong>und</strong> gibt das zerschnittene Fleisch<br />

hinein, worauf alles auf dem Feuer noch einmal scharf heiß werden muss. Dann belegt man den Boden einer tiefen<br />

Schüssel mit Zitronenscheiben, roten Rüben, Salzgurken <strong>und</strong> Essigbohnen, füllt 2 bis 3 Esslöffel von der Brühe darauf <strong>und</strong><br />

lässt <strong>die</strong>se fest werden. Danach füllt man mit einem Schaumlöffel behutsam das Fleisch in <strong>die</strong> Form <strong>und</strong> gießt <strong>die</strong> Brühe,<br />

nachdem sie etwas ausgekühlt ist, über das Fleisch. Nach Belieben kann man zwischen das geschnittene Fleisch auch<br />

Würfel von sauren oder Pfeffergurken mengen. Ehe man <strong>die</strong> Form stürzt, muss man sie einen Augenblick in heißes Wasser<br />

halten oder in ein heißes Tuch einschlagen.<br />

Schweinefleischroulade<br />

1,5 bis 2 kg Brust oder Bauchstück vom Schwein befreit man von den Knochen, reibt das Fleisch mit 2 Esslöffel Salz <strong>und</strong><br />

1/2 Teelöffel Salpeter ein, rollt es zusammen <strong>und</strong> stellt es an einen kühlen Ort. Nach 2 Tagen wäscht man es, trocknet es ab<br />

<strong>und</strong> belegt <strong>die</strong> innere Seite mit Scheiben von Pfeffergurken <strong>und</strong> Pökelzunge, streut etwas gestoßenen Pfeffer <strong>und</strong> Nelken<br />

darüber, rollt es auf <strong>und</strong> bindet es in ein Tuch, das man fest zusammenschnürt. Dann kocht man es langsam in Wasser mit<br />

Salz, Zwiebeln, Lorbeerblättern, Pfeffer, Gewürzkörnern <strong>und</strong> Thymian weich, lässt <strong>die</strong> Roulade in der Brühe etwas verkühlen<br />

<strong>und</strong> presst sie dann zwischen zwei Brettern. Man serviert sie mit »Remouladensauce« oder mit »Bratkartoffeln«.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 96 von 245


Wildbret<br />

Einteilung des Wildbrets<br />

Man unterscheidet 3 Arten von Wildbret: Hochwild, niederes Wild <strong>und</strong> Schwarzwild. Zum Hochwild rechnet man Edelhirsch,<br />

Damhirsch, Reh <strong>und</strong> Gämse. Zum niederen Wild gehören Hasen <strong>und</strong> Kaninchen, mit Schwarzwild bezeichnet man das<br />

Wildschwein. Die beiden ersteren Arten fasst man im Gegensatz zum Federwild auch unter dem Namen Haarwild<br />

zusammen.<br />

Der Einkauf des Wildbrets<br />

Der Einkauf des Wildbrets hängt von der Schonzeit ab, <strong>und</strong> wir verweisen hier auf den »<strong>Küche</strong>nkalender/Die Jahreszeiten«.<br />

Man muss beim Einkauf darauf achten, dass das Fleisch nicht zu sehr zerschossen ist. Hat der Schuss den Rücken gestreift<br />

oder gekämmt, wie es in der Weidmannssprache heißt, so ist er schon dadurch minderwertig, weil gerade <strong>die</strong> besten Stücke<br />

verletzt sind.<br />

Nährwert des Wildbrets<br />

Wildbret, ganz besonders vom Haarwild, zeichnet sich durch seinen großen Nährwert <strong>und</strong> durch leichte Verdaulichkeit aus,<br />

<strong>und</strong> ist daher sowohl <strong>für</strong> Ges<strong>und</strong>e, wie ganz besonders auch <strong>für</strong> Kranke <strong>und</strong> Genesende eine hoch zu schätzende Kost. Das<br />

feinste Fleisch haben <strong>die</strong> jungen Tiere; ihr Alter ist im allgemeinen an der Größe der Tiere zu erkennen. Beim Wildschwein<br />

ist das Fleisch vom Frischling <strong>und</strong> einjährigen Schwein am besten. Auch bei Hirsch <strong>und</strong> Reh hat ein einjähriges Tier,<br />

Schmaltier oder Spießer genannt, den feinsten Geschmack. Der Hase ist am zartesten, wenn er halb erwachsen <strong>und</strong> dabei<br />

doch fleischig ist. Ein solcher Hase ist noch ziemlich klein, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Ohren lassen sich leicht einreißen.<br />

Das Reinigen des Wildbrets<br />

Wildbret muss, ehe es zubereitet wird, einige Tage hängen; <strong>die</strong> Zeitdauer richtet sich ganz nach der Witterung. Für <strong>die</strong><br />

Vorbereitung merke man sich, das Wildbret darf niemals gewässert werden. Am meisten zu empfehlen ist folgende Art der<br />

Reinigung: Man entfernt alle blutigen Teile, taucht ein Tuch in lauwarmes Wasser, reibt das Fleisch damit ab <strong>und</strong> wäscht<br />

das Tuch wiederholt aus. Für <strong>die</strong> blutigen Stellen nimmt man eine schwache Lösung von übermangansaurem Kali. Hierauf<br />

reibt man das Fleisch nochmals mittelst eines Tuches mit kaltem Wasser ab.<br />

Vom Aufbewahren des Wildbrets<br />

Jede Art Wild muss eine genügend lange Zeit abhängen, um dem kräftigen Fleisch <strong>die</strong> nötige Zartheit zu verleihen. Man<br />

muss dabei den rechten Augenblick abpassen <strong>und</strong> darf es nicht so lange hängen, bis der so genannte Hautgout eintritt, der<br />

schon einen hohen Grad der Zersetzung bedeutet <strong>und</strong> oft ges<strong>und</strong>heitsschädlich ist. Das Abhängen geschieht am besten an<br />

einem zugigen Ort, <strong>und</strong> zwar lässt man dabei das Haarwild im Fell, Federwild in den Federn. Große Wildstücke werden vor<br />

dem Abhängen ausgeweidet; Hasen halten sich unausgenommen mehrere Tage, bei Frostwetter über 1 Woche. Wildgeflügel<br />

wird sauber von den Eingeweiden befreit, mit einem trockenen Tuche ausgewischt, mit Fließpapier ausgestopft, in ein<br />

Tuch gehüllt <strong>und</strong> an <strong>die</strong> Luft gehängt oder auf Eis aufbewahrt. Die Schuss-Stellen werden, um sie vor Fäulnis zu bewahren,<br />

mit pulverisierter Holzkohle bestreut. Stark zerschossenes Wild muss man bald verwenden. Alles Wild, das man auf Eis<br />

aufbewahrt, darf erst kurz vor dem Zubereiten davon entfernt werden, damit der künstlich aufgehaltene Fäulnisprozess nicht<br />

doch noch eintritt. – Wild in Milch oder Buttermilch, <strong>die</strong> man häufig wechseln muss, zu marinieren, ist mehr bei Fleisch von<br />

alten Tieren ratsam. Auf <strong>die</strong>se Weise wird ihm zwar größere Mürbheit verliehen, andererseits wird ihm aber ein Teil seines<br />

Aromas <strong>und</strong> seines Nährwertes entzogen. Schwarzwild legt man zum Aufbewahren in eine Beize oder Marinade, auch jedes<br />

andere Wild kann man auf <strong>die</strong>se Weise längere Zeit erhalten. Es ist aber nicht zu empfehlen, da bei ungebeiztem Fleisch<br />

der Wohlgeschmack besser zum Ausdruck kommt; kauft man einen zubereiteten gespickten Hasen, so kann man denselben<br />

ebenfalls nur noch frisch 2 bis 3 Tage aufbewahren, indem man ihn mit einem in Essig angefeuchteten Leinentuche<br />

überdeckt.<br />

Vom Spicken<br />

Das Spicken macht <strong>die</strong> Braten saftiger <strong>und</strong> gibt ihnen über<strong>die</strong>s ein appetitliches Ansehen. Dem Spicken geht stets das<br />

Häuten voran. Bei Wildbraten wendet man das Spicken regelmäßig an. Zum Spicken eignet sich am besten fetter Luftspeck.<br />

Von einem etwa dreifingerbreiten Stück trennt man <strong>die</strong> Schwarte ab, legt es auf ein <strong>Küche</strong>nbrett, schneidet es mit einem<br />

scharfen Messer in dünne Scheiben, legt <strong>die</strong>se glatt aufeinander <strong>und</strong> schneidet davon der Breite nach dünne, gleichmäßige<br />

Streifen. Jedes Speckstreifchen steckt man in <strong>die</strong> Spicknadel, zieht es damit so weit durch das Fleisch, dass es an beiden<br />

Seiten fingerbreit heraussteht, das zweite Streifchen unmittelbar daneben <strong>und</strong> fährt so fort, bis man eine gleichmäßige<br />

Reihe Speckstreifen, <strong>die</strong> eine gerade Linie bilden, durchgezogen hat. Dann fängt man daneben wieder eine neue Reihe an.<br />

So macht man bei Hasen, welche fein gespickt werden sollen, zu beiden Seiten des Rückgrats der Länge nach herunter<br />

2 Reihen, also 4 Reihen im ganzen. Die Spicknadeln, <strong>die</strong> man in Haushaltungen, wo viel gespickt wird, gern von<br />

verschiedenen Größen vorrätig hat, um fein oder stärker spicken zu können, müssen von Stahl, recht glatt, r<strong>und</strong> <strong>und</strong> tief<br />

genug gespalten sein <strong>und</strong> nach jedem Gebrauch gereinigt werden.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 97 von 245


Reh- oder Hirschziemer am Spieß<br />

Man säubert, häutet <strong>und</strong> spickt den Ziemer nach Vorschrift, befestigt ihn am Spieß, übergießt ihn mit kochendem Wasser<br />

<strong>und</strong> bringt <strong>die</strong> Maschine an helles Holzkohlenfeuer. Hierauf macht man 300 g Butter braun, schwitzt 125 g Mehl damit, rührt<br />

250 ml Milch damit zusammen <strong>und</strong> beträufelt mit <strong>die</strong>ser vorbereiteten Sauce den Braten fast ununterbrochen. 30 Minuten<br />

vor dem Garsein kocht man 500 ml saure Sahne mit der Sauce. Zeit des Bratens 1:30 bis 2:00 St<strong>und</strong>en.<br />

Das Tranchieren des Ziemers<br />

Das Tranchieren des Ziemers ist ziemlich leicht <strong>und</strong> geschieht, indem man durch einen Längsschnitt am Rückgrat entlang,<br />

<strong>die</strong> vordere Hälfte von den Knochen trennt. Ein zweiter Längsschnitt an der unteren Seite auf den Rippen entlang geführt,<br />

trennt das Filet vollständig von den Knochen los. Dieses wird in schräge Scheiben zerlegt. Mit der zweiten Rückenhälfte<br />

verfährt man ebenso <strong>und</strong> legt, wenn man den Braten in der <strong>Küche</strong> tranchieren sollte, <strong>die</strong> Scheiben in ihre alte Lage gegen<br />

<strong>die</strong> Knochen, so dass <strong>die</strong> Form des Ziemers wieder entsteht.<br />

Reh- oder Hirschziemer als Ofenbraten<br />

Man legt den Ziemer einige Tage nach Belieben in Essig oder, was vorzuziehen ist, bratet ihn frisch. Vorher wäscht man ihn,<br />

häutet ihn, schneidet alles Unreine gut ab <strong>und</strong> spickt ihn recht dicht, streut etwas Salz darüber <strong>und</strong> bringt ihn, mit<br />

Butterstückchen belegt, in der Bratpfanne, in <strong>die</strong> man 500 ml kochendes Wasser gießt, in den Ofen. Man gibt sehr bald<br />

saure Sahne zur Sauce <strong>und</strong> begießt den Braten häufig damit, weil er nur dadurch saftig wird. Bratet <strong>die</strong> Sauce zuviel ein, so<br />

gießt man wenig kochendes Wasser hinzu. Man lässt ihn langsam nach dem Alter des Tieres <strong>und</strong> der Größe des Stückes,<br />

2:00 bis 2:30 St<strong>und</strong>en braten.<br />

Reh- oder Hirschkeule gebraten<br />

Diese wird zubereitet nach »Reh- oder Hirschziemer am Spieß« oder »Reh- oder Hirschziemer als Ofenbraten«.<br />

Reh- oder Hirschkeule gedämpft<br />

Die Keule wird in Essig mit klein geschnittenen Zwiebeln, Wurzelwerk, Zitronenscheiben, Petersilie, Estragon, Thymian,<br />

Pfeffer <strong>und</strong> Wacholderbeeren mariniert. In <strong>die</strong>ser Marinade lässt man sie 8 Tage liegen, während man sie täglich umwendet.<br />

Dann nimmt man das Fleisch heraus, gießt <strong>die</strong> Marinade durch ein Sieb <strong>und</strong> kocht einen Teil derselben mit Knochen <strong>und</strong><br />

Fleischabfällen vom Hirsch oder mit Bouillon zu einer braunen Sauce, in der man das Fleisch weich schmort.<br />

Reh- oder Hirschblatt<br />

1 Rehblatt reicht <strong>für</strong> 4 bis 6 Personen, 1 Hirschblatt <strong>für</strong> 8 bis 10 Personen. Man bratet oder schmort es.<br />

Hirsch- oder Rehragout<br />

Hierzu eignen sich am besten Blatt, Brust <strong>und</strong> Hals. Man muss <strong>die</strong>se Stücke, besonders wenn sie zerschossen sind, gehörig<br />

nachsehen <strong>und</strong> waschen. Das Fleisch wird in kleine, passende Stücke geschnitten, nochmals gespült, mit Wasser <strong>und</strong> Salz<br />

ausgeschäumt <strong>und</strong> folgendes dazugegeben: Geriebenes Schwarzbrot, das in Butter braun geröstet ist, Zitronenschale,<br />

Pfeffer, Nelken, einige Lorbeerblätter, recht viel in Würfel geschnittene Zwiebeln, länglich geschnittene Gurken <strong>und</strong> Essig.<br />

Später kommt 1 Glas Rotwein <strong>und</strong> etwas Zucker dazu.<br />

Rehrippchen oder Rehkoteletts auf Mailänder Art<br />

Von einem gut gehäuteten Rehrücken schneidet man 750 bis 1.000 g Koteletts wie Hammelkoteletts, hackt <strong>die</strong> Knochen<br />

kurz weg, klopft <strong>die</strong> Scheiben mit der flachen Seite des Hackmessers ein wenig breit, bestreut sie mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer <strong>und</strong><br />

bratet sie schnell in Butter auf beiden Seiten braun. Im Bratensatz schwitzt man 1 Esslöffel Mehl braun <strong>und</strong> kocht ihn mit<br />

1 Obertasse Fleischbrühe <strong>und</strong> 1 Glas Madeira auf. Vorher hat man 8 Tomaten mit ein wenig Butter <strong>und</strong> Bouillon weich<br />

gedämpft <strong>und</strong> durch ein Sieb gestrichen. Nun kocht man noch klein gebrochene Makkaroni in Wasser gar <strong>und</strong> schwitzt sie<br />

mit Butter <strong>und</strong> geriebenem Parmesankäse durch. Der Tomatenbrei <strong>und</strong> <strong>die</strong> Makkaroni müssen heiß gehalten werden, bis<br />

das Fleisch fertig gebraten ist. Schließlich richtet man das Gericht folgendermaßen an: In <strong>die</strong> Mitte der Schüssel häuft man<br />

den Tomatenbrei, legt <strong>die</strong> Makkaroni kranzförmig herum, stellt auf <strong>die</strong>se <strong>die</strong> Koteletts aufrecht nebeneinander <strong>und</strong> reicht <strong>die</strong><br />

Sauce in der Sauciere nebenher.<br />

Rehrippen mit Trüffeln<br />

Die Rehrippchen werden nach voriger Nummer gebraten, <strong>und</strong> Trüffeln werden nach Vorschrift gedämpft. Dann schneidet<br />

man einen etwa 5 cm hohen Brotsockel, stellt <strong>die</strong> Rehrippchen im Kranze herum <strong>und</strong> füllt den Innenraum mit den Trüffeln.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 98 von 245


Rehleber auf Jägerart<br />

1 Leber reicht <strong>für</strong> 1 bis 2 Personen. Die Rehleber zeichnet sich durch ihren feinen zarten Geschmack aus, muss aber<br />

durchaus frisch sein, wenn man sie verwenden will. Die Leber wird kurze Zeit gewässert, gehäutet, in dünne Scheiben<br />

geschnitten <strong>und</strong> in Butter mit fein gewiegter Zwiebel, Salz <strong>und</strong> Pfeffer auf beiden Seiten bräunlich angeschmort. Dann wird<br />

Mehl darüber gestäubt, Essig dazugegossen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Leber verdeckt damit noch einmal aufgekocht. Nach Belieben kann<br />

man auch Pfifferlinge oder Steinpilze mit der Leber schmoren <strong>und</strong> sie mit Nudeln servieren.<br />

Gamsrücken auf Tiroler Art<br />

Ein gehäuteter Gamsrücken wird fein gespickt, wobei man <strong>die</strong> Speckstreifen in Salz <strong>und</strong> fein gewiegten Kräutern umwendet.<br />

Dann wird der Rücken zu schöner Farbe angebraten, in eine Pfanne mit Deckel gelegt <strong>und</strong> mit kräftiger brauner Bouillon<br />

<strong>und</strong> Rotwein übergossen. Nachdem man geputztes Wurzelwerk dazu gelegt hat, dünstet man den Braten weich, legt ein<br />

paar geröstete Schwarzbrotscheiben hinein <strong>und</strong> gießt dicken sauern Rahm dazu. – Zur Sauce wird der Fond durch ein<br />

Haarsieb gestrichen <strong>und</strong> mit Zitronensaft <strong>und</strong> Paprika abgeschmeckt. – Renntier wird zubereitet wie Hirsch.<br />

Hasen vorbereiten<br />

Das Vorbereiten des Hasen ist sehr mühsam. Meistens sind <strong>die</strong> Hasen, wenn man sie kauft, schon ausgeweidet <strong>und</strong> man<br />

findet im Innern nur noch Herz, Lunge <strong>und</strong> Leber. Andernfalls muss man den Bauch aufschlitzen <strong>und</strong> muss <strong>die</strong> Därme<br />

herausnehmen. Hierauf streift man den Hasen ab. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke hängt man ihn mit den Hinterläufen gespreizt an<br />

2 Nägeln auf, schneidet das Fell rings um <strong>die</strong> Hinterläufe ein <strong>und</strong> zieht es zuerst von den Keulen ab, wobei man mit einem<br />

spitzen Messer nachhelfen muss, damit kein Fleisch von den Keulen losgerissen wird. Vom Rumpf zieht sich das Fell sehr<br />

bequem herunter, nur am Bauche muss man ebenfalls mit dem Messer nachhelfen. Um <strong>die</strong> Vorderläufe herum wird das Fell<br />

ebenfalls wieder eingeschnitten <strong>und</strong> ganz abgestreift. Hat man das Fell so weit abgezogen, dass nur noch der Kopf darin<br />

steckt, so trennt man <strong>die</strong>sen mit einem scharfen Schnitt vom Rumpf. Alsdann nimmt man Herz, Lunge <strong>und</strong> Leber heraus,<br />

entfernt aus der Leber <strong>die</strong> sehr kleine Galle <strong>und</strong> legt alles andere in kaltes Wasser, damit das Blut auszieht. Nun hackt man<br />

<strong>die</strong> Pfoten ab, trennt mit einem scharfen Schnitt <strong>die</strong> Knochen der Hinterbeine am Verschluss, reinigt das Weidloch <strong>und</strong><br />

wäscht das Innere des Hasen sauber aus. Hierauf schneidet man <strong>die</strong> Brust auf, hackt den Hals bis dahin ab, wo das<br />

Rückenfleisch beginnt <strong>und</strong> schneidet so viel vom Bauchfleisch <strong>und</strong> von den Rippen ab, dass auf jeder Seite des Rückens<br />

ein etwa fingerbreiter Streifen stehen bleibt. Die Vorderblätter löst man ebenfalls aus <strong>und</strong> legt sie entweder zu dem Bauchoder<br />

Brustfleisch oder häutet <strong>und</strong> spickt sie <strong>und</strong> bratet sie mit dem anderen. Ist der Hase so weit vorbereitet, so wäscht man<br />

ihn nochmals, trocknet ihn ab, putzt mit einem spitzen Messer <strong>die</strong> Häute herunter <strong>und</strong> spickt ihn. Hals-, Brust- <strong>und</strong><br />

Bauchfleisch legt man zum Wässern in kaltes Wasser <strong>und</strong> reinigt besonders <strong>die</strong> Schuss-Stellen von Schrotkörnern <strong>und</strong><br />

Haaren. Will man das Fleisch nicht sogleich gebrauchen, so übergießt man es, nachdem es fertig gewaschen, mit Essig.<br />

Hasenbraten am Spieß<br />

Zum Braten bestreut man den Hasen mit etwas Salz <strong>und</strong> lässt ihn mit recht viel Butter unter fortwährendem Befüllen am<br />

Spieß etwa 1:00 St<strong>und</strong>e braten. Liebt man indes nach englischer Weise das Fleisch inwendig noch rot, so braucht man ihn<br />

nur 45 Minuten in der Maschine zu lassen. 15 Minuten vorher gibt man 1 Tasse Sahne zur Sauce.<br />

Hasenbraten im Ofen<br />

Man legt den Hasen wo möglich in eine Hasenbratpfanne <strong>und</strong> bratet ihn, damit er nicht austrocknet, in einem heißen Ofen,<br />

der jedoch von unten nicht zu starke Hitze haben darf, weil dadurch <strong>die</strong> Sauce leicht brenzlig wird. Man gibt nach <strong>und</strong> nach<br />

2 Tassen dicke, saure Sahne hinzu. Reichlich Butter, Sahne <strong>und</strong> sehr fleißiges Begießen machen ihn saftig. Ist er gar, was<br />

bei einem jungen Hasen in 1:00 St<strong>und</strong>e der Fall ist, so muss er sogleich aus dem Ofen genommen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sauce mit etwas<br />

kaltem Wasser zusammengerührt werden, wodurch sich <strong>die</strong> Sahne mit der Butter, <strong>die</strong> sonst klar hervortritt, besser<br />

verbindet.<br />

Das Tranchieren des Hasen<br />

Man tranchiert den Hasen am besten in der <strong>Küche</strong>, indem man <strong>die</strong> Schnitte mit einem scharfen Messer vorschneidet, dann<br />

das Hackemesser aufsetzt <strong>und</strong> mit Hilfe eines <strong>Küche</strong>nbeils den Hasen mitsamt dem Gerippe in <strong>die</strong> passenden Stücke<br />

zerlegt. Man tranchiert zuerst den Rücken <strong>und</strong> dann <strong>die</strong> Keulen genau in der Weise. Wenn man ihn auf der Tafel tranchiert,<br />

so zerschneidet man ihn in derselben Weise, löst aber das Fleisch vom Gerippe los <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>ses ganz.<br />

Hase mit Sauerkohl<br />

Den Rest von einem gebratenen Hasen teilt man in Portionsstücke. Danach vermischt man 1 reichlichen Suppenteller voll<br />

Sauerkraut, das man mit Schweineschmalz <strong>und</strong> ein wenig Weißwein weich gekocht hat, mit 1 Obertasse saurer Sahne. In<br />

Ermanglung <strong>die</strong>ser kann man auch 1 Obertasse Milch, 1 gehäuften Esslöffel Mehl <strong>und</strong> 2 Esslöffel Essig zusammenrühren.<br />

Die Hälfte des Kohls legt man auf eine r<strong>und</strong>e, flache Schüssel, <strong>die</strong> feuerfest ist, legt <strong>die</strong> Fleischstücke darauf, begießt sie mit<br />

wenig Bratensauce, schichtet den Rest des Sauerkrauts oben auf das Fleisch, bestreut es mit geriebener Semmel, belegt es<br />

mit Butterstückchen <strong>und</strong> lässt es 30 Minuten im Ofen backen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 99 von 245


Hasenpfeffer<br />

Die Vorderbeine nebst Bauchhaut des Hasen werden in Stücke geschnitten, gehörig gewaschen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Haare, <strong>die</strong> sich<br />

etwa darin finden sollten, gut abgespült, der Kopf wird gespalten <strong>und</strong> alles nebst Herz, Leber <strong>und</strong> Lunge gewaschen. Will<br />

man das Fleisch vor dem Gebrauch einige Tage aufbewahren, so schütte man Essig darauf <strong>und</strong> wende es täglich um. Von<br />

<strong>die</strong>sem Essig kann beim Kochen so viel, als nötig ist, hinzugegeben werden. Zum Kochen setze man das Fleisch nicht ganz<br />

mit Wasser bedeckt <strong>und</strong> mit dem nötigen Salz aufs Feuer, schäume es gut aus <strong>und</strong> gebe hinzu recht viel in Würfel<br />

geschnittene Zwiebeln, ganzen Pfeffer <strong>und</strong> Nelken, einige Lorbeerblätter, 1 Stück Butter, Essig <strong>und</strong> in Butter braun<br />

gemachtes Mehl, das man hineingeben kann, ohne es erst mit Wasser anzurühren. Wenn das Fleisch gar ist, rührt man<br />

etwas Zucker <strong>und</strong> nach Belieben auch 1 Glas Rotwein an <strong>die</strong> Sauce. Hat man frisches Hasenblut, so vermischt man es mit<br />

etwas Essig <strong>und</strong> kocht es, wenn der Hasenpfeffer fertig ist, eben durch, dann aber muss man anfangs nur wenig Mehl dazu<br />

tun, weil das Blut <strong>die</strong> Sauce dicklich macht.<br />

Hase in Gelee<br />

Man dämpft 1 vorbereiteten <strong>und</strong> gespickten Hasen in 500 ml Weißwein <strong>und</strong> 500 ml Bouillon, unter Zusatz von Wurzelwerk,<br />

Zwiebeln, Lorbeerblatt, Salz, Pfeffer, Nelkenpfeffer <strong>und</strong> Wacholderbeeren. Sobald der Hase weich ist, hackt man ihn in<br />

Stücke <strong>und</strong> richtet <strong>die</strong>se in einer tiefen Schüssel an. Die Brühe entfettet man, gießt sie durch ein Sieb, gibt den Saft einer<br />

Zitrone hinzu <strong>und</strong> lässt sie bis auf etwa 500 ml einkochen. Alsdann nimmt man sie vom Feuer <strong>und</strong> verrührt sie mit 6 Blatt<br />

weißer Gelatine, <strong>die</strong> man in einer Obertasse warmen, aber nicht kochendem Wasser aufgelöst hat. Die klare Brühe gießt<br />

man alsdann über den Hasen <strong>und</strong> lässt sie kalt werden, wobei sie zu Sülze oder Gelee erstarrt.<br />

Kaninchenbraten<br />

Ein Kaninchen reicht <strong>für</strong> 2 bis 4 Personen. Das Kaninchenfleisch hat im Geschmack große Ähnlichkeit mit Hasenfleisch,<br />

doch ist es viel zarter <strong>und</strong> saftiger, bedarf daher auch nur kurze Zeit zum Garwerden. Die wilden Kaninchen Schmecken<br />

besser als <strong>die</strong> zahmen, da das Fleisch der letzteren recht weichlich ist. Die französischen Kaninchen, Lapins genannt,<br />

werden doppelt so groß wie <strong>die</strong> deutschen. Es ist zu empfehlen, das Fleisch der Kaninchen 2 Tage vor dem Gebrauch in<br />

Essig oder 4 bis 5 Tage in Buttermilch, <strong>die</strong> man ein bis zweimal wechseln muss, zu legen, da sie dadurch kräftiger<br />

schmecken. Man bereitet das Kaninchen vor <strong>und</strong> bratet es wie Hasenbraten nach »Hasenbraten am Spieß«. 30 Minuten vor<br />

dem Anrichten bestreut man es recht dick mit geriebener Semmel, beträufelt <strong>die</strong>se mit Butter <strong>und</strong> lässt es nun recht scharf<br />

<strong>und</strong> knusprig braten. Beim Anrichten beträufelt man das Fleisch mit Zitronensaft.<br />

Kaninchenpfeffer<br />

Das Fleisch wird in passende Ragoutstücke gehauen <strong>und</strong> mit einigen Lorbeerblättern, Salz, Nelken <strong>und</strong> Pfefferkörnern<br />

mehrere Tage in Essig gelegt. Dann wird es in Wasser <strong>und</strong> etwas Salz ausgeschäumt, worauf man den Essig mit den<br />

Gewürzen hinzuschüttet <strong>und</strong> das Fleisch nebst recht viel in Würfel geschnittenen Zwiebeln darin gar kocht. 30 Minuten<br />

vorher wird <strong>die</strong> Sauce mit in Butter braun gemachtem Mehl recht geb<strong>und</strong>en gemacht <strong>und</strong> 1 Löffel Sirup hinzugegeben. Auf<br />

<strong>die</strong>se Weise zubereitet ist der Kaninchenpfeffer dem Hasenpfeffer sehr ähnlich.<br />

Kaninchenfrikassee<br />

Das Kaninchen wird gehäutet <strong>und</strong> in Stücke gehackt. In einem Tiegel lässt man 50 g Butter zergehen, legt 1 kleine Zwiebel<br />

<strong>und</strong> 3 Gewürznelken hinein <strong>und</strong> lässt das Fleisch darin dünsten, ohne es jedoch braun werden zu lassen. Dann stäubt man<br />

1 Esslöffel Mehl darüber <strong>und</strong> fügt etwas Kalbfleischbrühe, 2 Esslöffel Essig, ein wenig Salz <strong>und</strong> Pfeffer <strong>und</strong> geriebene<br />

Muskatnuss hinzu. Sobald das Fleisch weich ist, nimmt man es heraus <strong>und</strong> stellt es warm. Die Sauce gießt man durch ein<br />

Haarsieb, tut noch 1 Esslöffel Butter <strong>und</strong> etwas Zitronensaft hinzu <strong>und</strong> lässt es nochmals kochen. Unterdes quirlt man<br />

2 Eigelb in einem Topfe gut durch <strong>und</strong> gießt, während man tüchtig quirlt, <strong>die</strong> Sauce zu dem Eigelb. Man legt dann das<br />

Kaninchenfleisch in <strong>die</strong> Sauce, lässt es aber nicht mehr kochen, sondern nur scharf heiß werden. Man richtet es auf einer<br />

erwärmten, halbtiefen Schüssel an <strong>und</strong> legt um den Rand herum kleine Semmelklößchen, <strong>die</strong> man in Brühe oder<br />

Salzwasser gar gekocht hat.<br />

Wildschweinsbraten<br />

Der Braten von einem jungen Wildschwein oder einem Frischling ist der beste. Man muss ein größeres Stück, mindestens<br />

2,5 bis 3 kg, braten. Den Rest gibt man kalt oder wärmt ihn auf. 1 ganze Keule reicht <strong>für</strong> 12 bis 14 Personen, 1 ganzer<br />

Rücken <strong>für</strong> 15 bis 20 Personen. Das zum Braten bestimmte Stück wird gehäutet <strong>und</strong> gespickt, mit etwas kochendem<br />

Wasser aufs Feuer gesetzt <strong>und</strong> abgeschäumt. Dann werden Pfeffer, Nelken, Nelkenpfeffer, Zwiebeln, einige Lorbeerblätter,<br />

Wacholderbeeren, 250 ml Essig <strong>und</strong> Salz hinzugegeben, doch nicht zu viel, weil <strong>die</strong> Brühe einkochen muss <strong>und</strong> dann zu<br />

salzig wird. Wenn der Braten fast gar ist, schüttet man <strong>die</strong> eingekochte Brühe durch ein Sieb <strong>und</strong> lässt den Braten mit Butter<br />

oder ausgebratenem Speck <strong>und</strong> Sahne unter fleißigem Begießen braun werden, indem man nach <strong>und</strong> nach <strong>die</strong> Kraftbrühe<br />

hinzugießt. Man lässt <strong>die</strong> Keule etwa 2:30 bis 3:00 St<strong>und</strong>en, 1 Stück vom Rücken kürzere Zeit, braten. Man kann kurz vor<br />

dem Anrichten auch 1 Glas Rotwein, Ungarwein oder statt dessen Kirsch- oder Johannisbeersaft zur Sauce geben.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 100 von 245


Wildschweinsrücken mit Kruste<br />

Für 15 bis 20 Personen. Man löst <strong>die</strong> Schwarte von dem Rücken ab, <strong>und</strong> ist derselbe sehr fett, auch noch einen Teil des<br />

Fettes. Dann wäscht man das Fleisch ab, steckt vorn einen Spieß in den Rücken, damit er sich nicht krumm zieht, reibt den<br />

Braten tüchtig mit Salz ein <strong>und</strong> setzt ihn mit kochendem Wasser, in das man ein paar Wacholderbeeren legt, in den heißen<br />

Bratofen. Zuerst lässt man ihn stark, dann aber langsamer braten. Nach etwa 1:30 St<strong>und</strong>en vermengt man 1 Suppenteller<br />

voll geriebenes, recht grobes Schwarzbrot mit 2 Teelöffel gestoßenem Zimt, etwas gestoßenem Nelkenpfeffer <strong>und</strong> 2 bis<br />

3 Teelöffel Zucker, bestreicht <strong>die</strong> obere Seite des Rückens mit Eiweiß, belegt sie mit dem geriebenen Brot <strong>und</strong> beträufelt sie<br />

mit zerlassener Butter, drückt es auch ein wenig an, damit es fest liegt. Nun begießt man aber den Braten nicht mehr, damit<br />

<strong>die</strong> Kruste nicht abfällt <strong>und</strong> lässt ihn noch 30 bis 45 Minuten braten.<br />

Wildschweinsragout<br />

Für 4 Personen. Man haut 750 bis 1.000 g Brust in passende Stücke, wäscht <strong>die</strong>se, übergießt sie mit kochendem Wasser<br />

<strong>und</strong> legt sie zum Auskühlen in kaltes Wasser. Dann putzt man <strong>die</strong> Fleischstücke sauber ab <strong>und</strong> kocht sie in Wasser mit<br />

Salz, Essig, Zwiebeln, Gewürz, Lorbeerblättern <strong>und</strong> Wacholderbeeren weich. Nachdem man das Fleisch herausgenommen<br />

hat, wird <strong>die</strong> Brühe durch ein Sieb gegossen, entfettet <strong>und</strong> mit Braunmehl, 1 bis 2 Gläsern Weißwein, ein wenig Zucker <strong>und</strong><br />

etwas Zuckerfarbe zu einer dicklichen Sauce eingekocht. Diese Sauce gießt man über das Fleisch, das man inzwischen<br />

warm gestellt hat, oder man legt das Fleisch hinein <strong>und</strong> lässt es bis zum Servieren in der heißen Sauce ziehen.<br />

Wildschweinskopf<br />

Den abgesengten Kopf wäscht man rein, schneidet <strong>die</strong> Haut vom Ober- <strong>und</strong> Unterrüssel los, macht vor der Stirn einen<br />

Einschnitt, weil sonst <strong>die</strong> Schwarte aufplatzen würde, <strong>und</strong> lässt ihn eine ganze Nacht im Wasser liegen. Kann man ihn nicht<br />

in einem Schinkenkessel auf einem Einleger kochen, so tut man gut, den Kopf in ein reines, altes Tuch zu binden, <strong>die</strong> Ohren<br />

müssen dann glatt angelegt <strong>und</strong> das Tuch zusammengeb<strong>und</strong>en werden, um ihn bequemer herausziehen zu können. Dann<br />

legt man ihn in einen Topf, bedeckt ihn mit 2 Teilen Wasser <strong>und</strong> 1 Teil Essig, gibt Salz dazu, schäumt ihn gut aus <strong>und</strong> lässt<br />

ihn mit reichlich Zwiebeln, Pfeffer, Nelken, Lorbeerblättern, Salbei, Thymian <strong>und</strong> Rosmarin 4:00 bis 5:00 St<strong>und</strong>en langsam<br />

kochen, bis er fast weich ist, <strong>und</strong> dann in der kochenden Brühe 1:00 St<strong>und</strong>e nachweichen. Diese muss einen recht kräftigen<br />

gewürzigen Geschmack haben. Dann putzt man <strong>die</strong> Ohren, zieht <strong>die</strong> Zunge ab <strong>und</strong> lässt den Kopf kalt werden, legt ihn in<br />

ein passendes Geschirr, gießt <strong>die</strong> kalt gewordene Brühe darauf <strong>und</strong> bewahrt ihn bis zum Gebrauch. Er hält sich in <strong>die</strong>ser<br />

Brühe wochenlang. Will man ihn verwenden, so schneidet man <strong>die</strong> schwarze Haut unten am Halse ein wenig ab, verziert <strong>die</strong><br />

Schüssel mit gehackter Petersilie, Zitronenscheiben, roten Rüben, dem Weißen <strong>und</strong> Gelben von hart gekochten Eiern <strong>und</strong> in<br />

Streifen geschnittenen Gurken, den Kopf aber mit Grün <strong>und</strong> gibt ihm eine Zitrone ins Maul. Er wird mit »Cumberlandsauce«,<br />

»Sauce diable« oder »Remouladensauce« zur Tafel gegeben.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 101 von 245


Zahmes <strong>und</strong> wildes Geflügel<br />

Merkmale <strong>für</strong> altes <strong>und</strong> junges Geflügel<br />

Beim Einkauf des Geflügels ist es notwendig, mit den Merkmalen bekannt zu sein, an denen man junges <strong>und</strong> altes Geflügel<br />

unterscheidet. Alte Hühner <strong>und</strong> Tauben, <strong>die</strong> zwar den Suppen <strong>und</strong> Saucen mehr Kraft als junge geben, als Fleischspeisen<br />

aber nicht zu empfehlen sind, erkennt man an dem gedrungenen, starken Körperbau, den harten Brustknochen, der spröden<br />

dicken, so genannten Hühnerhaut <strong>und</strong> den stumpfen <strong>und</strong> abgenutzten Krallen. – Das Alter der Gänse <strong>und</strong> Enten erkennt<br />

man an den stärkeren Fußballen, der dickeren Schwimmhaut <strong>und</strong> den harten Schnäbeln, Puter an ihren roten Beinen <strong>und</strong><br />

den stärkeren schwammichten Fleischlappen auf dem Kopfe <strong>und</strong> unter der Kehle. Ob es frisch ist, – das muss hauptsächlich<br />

der Geruch bestimmen. – Beim Ankauf des zahmen Geflügels sehe man darauf, recht fettes zu kaufen.<br />

Vorrichten des Geflügels zum Kochen <strong>und</strong> Braten<br />

Nach der Art des Geflügels muss dasselbe einen oder mehrere Tage vor dem Gebrauch geschlachtet werden. – Junge<br />

Hühner, Hähnchen <strong>und</strong> Tauben müssen wenigstens am Abend vorher, alte Hühner, Kapaunen <strong>und</strong> Enten müssen Tag <strong>und</strong><br />

Nacht, Puter 2, <strong>und</strong> Gänse 3 bis 4 Tage vor dem Gebrauch geschlachtet sein.<br />

Das Schlachten des Geflügels<br />

Den Hühnern, Hühnchen, Kapaunen <strong>und</strong> Puten wird mit einem scharfen Messer <strong>die</strong> Gurgel durchgeschnitten, Enten der<br />

Kopf abgehauen, Tauben derselbe abgerissen, <strong>und</strong> den Gänsen wird mit einem spitzen Messer in <strong>die</strong> Hirnschale gestochen,<br />

das Blut dabei in Essig aufgefangen <strong>und</strong> das Loch mit einem glühenden Eisen, damit <strong>die</strong> Federn nicht blutig werden, wieder<br />

zugebrannt.<br />

Das Rupfen des Geflügels<br />

Alles Federvieh, das man zum Braten <strong>und</strong> zu braunen Ragouts bestimmt hat, wird gleich nach dem Abschlachten, so lange<br />

es noch warm ist, trocken gerupft, nur muss <strong>die</strong>s behutsam geschehen, damit <strong>die</strong> Haut nicht einreißt. Die Gänse werden<br />

gerupft, nachdem vorher <strong>die</strong> Fittiche im ersten Gelenk abgedreht <strong>und</strong> <strong>die</strong> gröbsten Federn vom Schwanz entfernt worden<br />

sind. Auf der Brust werden jedoch vorerst nur <strong>die</strong> oberen Federn behutsam weggenommen, damit <strong>die</strong> darunter sitzenden<br />

Daunen besonders gepflückt <strong>und</strong> aufbewahrt werden können.<br />

Das Sengen <strong>und</strong> Waschen des Geflügels<br />

Darauf wird das Federvieh gesengt, entweder über Strohfeuer oder über Spiritusfeuer; kleines Geflügel kann man auch über<br />

der Gasflamme sengen. Man fasst das Geflügel hierbei an den Beinen <strong>und</strong> lässt es überall von der Flamme berühren, doch<br />

sehe man darauf, dass es nicht geschwärzt wird. Gänse <strong>und</strong> Enten werden nach dem Sengen mit warmem Kleiewasser<br />

oder etwas Mehl <strong>und</strong> Wasser abgerieben <strong>und</strong> <strong>die</strong> noch daran gebliebenen Stoppeln mittelst eines spitzen Messers herausgezogen.<br />

(Will man geschlachtete Gänse längere Zeit aufbewahren, so darf man sie weder waschen noch ausweiden.)<br />

Auch anderes Geflügel wird nach dem Sengen sauber gewaschen <strong>und</strong> nachgeputzt.<br />

Das Blanchieren des Geflügels<br />

Das zur Suppe oder zum Frikassee bestimmte Federvieh wird sogleich nach dem Abschlachten, damit es recht weiß wird,<br />

15 Minuten in kaltes Wasser geworfen. Hierauf fasst man es bei den Füßen, schüttelt es ab <strong>und</strong> hält es einige Minuten in<br />

recht heißes Wasser. Sollten sich <strong>die</strong> Federn nicht gut herausziehen lassen, so wiederholt man letzteres noch einmal,<br />

jedoch darf man das Wasser nicht zu heiß nehmen. Dann pflückt man <strong>die</strong> Federn behutsam ab.<br />

Das Ausnehmen von Hühnervögeln<br />

Puten <strong>und</strong> Kapaunen schlägt man vor dem Ausweiden den Brustknochen ein, indem man sie mit dem Rücken auf ein Tuch<br />

legt, ein zusammengefaltetes Tuch, damit <strong>die</strong> Haut nicht verletzt wird, über <strong>die</strong> Brust deckt <strong>und</strong> dann mit einem Klopfholz<br />

den Brustknochen vorsichtig einschlägt. Dann verfährt man weiter, wie bei allem anderen Geflügel. – Den jungen Hühnchen<br />

drückt man mit dem Daumen den Brustknochen ein, worauf man ihn ganz bequem von innen herausnimmt. Dadurch erhält<br />

das Geflügel ein schöneres Aussehen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 102 von 245


Nun schneidet man dem Geflügel <strong>die</strong> Füße im ersten Gelenk ab, sticht <strong>die</strong> Augen mit einem spitzen Messer aus, zieht <strong>die</strong><br />

Haut vom Kamm <strong>und</strong> schneidet den Unterschnabel fort, während man bei Enten <strong>und</strong> Gänsen den Schnabel ganz weghackt.<br />

Dann reißt man <strong>die</strong> Zunge aus, macht zwischen Hals <strong>und</strong> Flügel auf dem Rücken einen kleinen Schnitt, greift mit dem<br />

Zeigefinger hinein <strong>und</strong> zieht den Kropf nebst der Gurgel, nachdem man sie oben am Hals gelockert hat, heraus. Dann macht<br />

man unten am Bauch einen kleinen Querschnitt oder nach Belieben auch einen Längsschnitt <strong>und</strong> greift vorsichtig hinein,<br />

damit <strong>die</strong> Öffnung nicht weiter reißt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Galle nicht verletzt wird. Nun löst man erst behutsam mit dem Finger das<br />

Eingeweide aus der inneren Bauchhöhle <strong>und</strong> zieht es danach vorsichtig heraus. Zugleich nimmt man das geronnene<br />

Herzblut weg <strong>und</strong> schneidet <strong>die</strong> Stelle an der Darmöffnung fort. Von der Leber wird <strong>die</strong> Galle vorsichtig entfernt, der Magen,<br />

wo <strong>die</strong> weiße Haut sich zeigt, aufgeschnitten <strong>und</strong> <strong>die</strong> innere Haut abgezogen, zugleich wird er seines Inhaltes entleert. Nun<br />

wird das Geflügel innen <strong>und</strong> außen gewaschen, aber nicht gewässert, dann abgetrocknet, in ein Tuch eingewickelt <strong>und</strong> in<br />

eine Schüssel gelegt, weil es durch den Einfluss der Luft seine Weiße verliert. Will man es zurichten, so wird es noch einmal<br />

leicht abgewaschen <strong>und</strong> je nach seiner Art aufgebogen <strong>und</strong> dressiert. Herz <strong>und</strong> Magen werden, wenn man sie nicht zum<br />

Füllen benutzen will oder als Klein kocht, in den Leib gelegt, weil sie da weniger austrocknen.<br />

Das Ausnehmen der Gänse<br />

Den Gänsen macht man gewöhnlich einen Schnitt der Länge nach in den Leib, welcher nach dem Füllen wieder zugenäht<br />

wird. Man kann indes den Schnitt auch so machen, dass nachher nichts zu merken ist. Zu dem Zwecke wird der Schnitt<br />

dicht am Steiß quer gemacht, doch nicht größer als notwendig ist, um geschickt das Eingeweide herausnehmen zu können,<br />

wobei <strong>die</strong> Darmöffnung nicht verletzt werden darf, da <strong>die</strong>se über den Steißknochen gezogen wird. Das Ausnehmen der<br />

Gans erfordert einige Vorsicht <strong>und</strong> geschieht, wie folgt. Beim Herausziehen der Speiseröhre (Schl<strong>und</strong>) am Halse sucht man<br />

<strong>die</strong>se mit den Fingern von oben her soviel als möglich zu lösen, greift dann mit der rechten Hand in den Schnitt hinein,<br />

lockert <strong>die</strong> Eingeweide samt dem Magen <strong>und</strong> zieht <strong>die</strong> Eingeweide mit dem Magen nach <strong>und</strong> nach heraus, wobei <strong>die</strong> linke<br />

Hand, auf der Brust liegend, nachschieben muss, dann wird auch das Fett herausgeholt, sowie <strong>die</strong> Leber <strong>und</strong> das Herz.<br />

Nachdem <strong>die</strong> Gans gereinigt ist, schneidet man Kopf <strong>und</strong> Hals, sowie auch <strong>die</strong> Beine im ersten Gelenk weg. Beim<br />

Abschneiden des Halses schiebt man einen Teil der Haut auf den Rumpf zu, damit <strong>die</strong>se Öffnung nicht zu groß wird. Dann<br />

hackt man <strong>die</strong> Flügel zweifingerbreit vom Körper ab <strong>und</strong> gebraucht sie nebst Magen <strong>und</strong> Herz zum Gänseschwarz (Ragout).<br />

Die Gans wird bis zum Gebrauch am kühlen Ort hängend aufbewahrt. Erst vor dem Braten wird sie nach Angabe gefüllt.<br />

Nach dem Füllen wird nun <strong>die</strong> neben dem Querschnitt befindliche Darmöffnung über den Steißknochen gezogen <strong>und</strong> <strong>die</strong>ser<br />

zurückgebogen. In strenger Kälte kann man sie 2 bis 3 Wochen an der Luft hängend aufbewahren, doch ist sie einige Tage<br />

nach dem Abschlachten am wohlschmeckendsten. Das Blut hält sich mit reichlich Essig vermischt <strong>und</strong> offen stehend bei<br />

kalter Witterung 8 Tage.<br />

Das Füllen des Geflügels<br />

Da Füllen des Geflügels wird nur bei zahmem Geflügel angewendet. Die Halshaut wird weit zurückgeschoben, der Hals<br />

abgeschnitten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Haut in <strong>die</strong> Öffnung gedrückt. Mitunter werden Enten auch nach Angabe gefüllt.<br />

Das Füllen des Geflügels<br />

Das Füllen des Geflügels wird nur bei zahmen Geflügel angewendet, <strong>und</strong> geschieht bei allen, außer bei Gänsen <strong>und</strong> Enten,<br />

auf folgende Weise. Man greift mit dem Zeigefinger beim Halsschnitt hinein, löst <strong>die</strong> Haut über der Brust von derselben,<br />

steckt 1 Stückchen Brotrinde in <strong>die</strong> offene Gurgelstelle, füllt <strong>die</strong> bestimmte Farce in den Hals, resp. Kropf <strong>und</strong> näht <strong>die</strong> Haut<br />

wieder zusammen. Bei Gänsen <strong>und</strong> Enten wird der Leib gefüllt.<br />

Das Aufbiegen oder Dressieren des Geflügels<br />

a) Beim Puter dreht man beide Flügel nach dem Kopfe zu herum, dass sie flach auf dem Rücken liegen. Die Beine<br />

drückt man fest gegen den Körper, damit <strong>die</strong> Brust hervortritt, <strong>und</strong> befestigt sie mit einer Holzspeile oder einem Bindfaden,<br />

den man mit der Dressiernadel hindurchzieht. Den Kopf dreht man zuerst nach dem Rücken herum <strong>und</strong> zieht ihn dann<br />

zwischen einem der Flügel <strong>und</strong> dem Rumpf durch. Zuletzt wird der Puter gespickt, oder es werden Speckscheiben auf <strong>die</strong><br />

Brust geb<strong>und</strong>en.<br />

b) Hühner, Hühnchen, Kapaunen <strong>und</strong> Tauben werden ebenso vorgerichtet. Die Hühner werden nicht gespickt <strong>und</strong><br />

nicht gefüllt, Kapaunen, Hähnchen <strong>und</strong> Tauben nach Belieben gefüllt <strong>und</strong> gespickt.<br />

c) Fasanen, Rebhühnern <strong>und</strong> Birkhühnern werden <strong>die</strong> Füße nicht abgeschnitten, sondern nur <strong>die</strong> Sporen abgehauen<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> obere Haut abgezogen, nachdem man sie vorher in heißes Wasser gelegt hat. Die Flügelspitzen werden<br />

abgeschnitten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Flügel nach dem Kopf hin umgebogen, <strong>die</strong> Beine im zweiten Gelenk von unten so gedreht, daß <strong>die</strong><br />

Füße nach dem Kopf hin gerichtet sind; dann wird eine Speile durch <strong>die</strong> Schenkel gestochen. Leber <strong>und</strong> Magen werden<br />

nicht benutzt.<br />

d) Schnepfen <strong>und</strong> Bekassinen werden ebenso vorgerichtet, jedoch nicht ausgeweidet. Beim Aufbiegen wird der<br />

Schnabel in <strong>die</strong> Brust gestochen.<br />

e) Krammetsvögeln steckt man <strong>die</strong> im Gelenk abgeschnittenen Beine kreuzweise durch <strong>die</strong> Augenhöhlung; sie<br />

werden nicht ausgenommen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 103 von 245


Das Ausbeinen des Geflügels<br />

Das Auslösen der Knochen, auch Ausbeinen oder Desosssieren genannt, geschieht meistenteils, wenn das Geflügel zu<br />

Gelee bestimmt ist. Nachdem das Geflügel gepflückt <strong>und</strong> gesengt worden ist, macht man mit einem scharfen Messer der<br />

Länge nach über dem Rücken dicht an beiden Seiten des Rückgratknochens einen Schnitt <strong>und</strong> trennt nach beiden Seiten<br />

bis zur Brust das Fleisch rein vom Knochengerippe ab, wobei man <strong>die</strong> Haut nicht verletzen darf. Die Knochen der Flügel <strong>und</strong><br />

Gelenke schneidet man hierbei im Gelenk durch, da man <strong>die</strong> Knochen in den Gliedmaßen meist sitzen lässt. Dann nimmt<br />

man das Gerippe samt dem Eingeweide aus dem Fleisch heraus. Das entbeinte Geflügel wird nach Vorschrift gefüllt, wobei<br />

es möglichst seine natürliche Form erhält. Zuletzt wird <strong>die</strong> Haut zugenäht <strong>und</strong> das Geflügel nach Vorschrift zubereitet.<br />

Puter gebraten<br />

Nachdem der Puter nach Vorschrift 2 Tage vorher geschlachtet, aufgebogen, gespickt <strong>und</strong> mit Farce gefüllt ist, streut man<br />

Salz darüber, legt dünne Speckscheiben auf <strong>die</strong> Brust <strong>und</strong> bindet Papier darüber. Dann bringt man ihn in der Bratpfanne mit<br />

reichlich Butter <strong>und</strong> Wasser in den Ofen, <strong>und</strong> lässt ihn, wenn er jung ist, 2:30 St<strong>und</strong>en langsam braten, wobei man, so oft es<br />

nötig ist, einen Guss kochendes Wasser hinzufügt, damit <strong>die</strong> Sauce nicht braun werde. Fleißiges Begießen ist beim Puter<br />

ebenso notwendig wie beim Hasenbraten. Das Papier wird so früh abgenommen, dass <strong>die</strong> Brust gelb werden kann. Vor dem<br />

Anrichten rührt man 1 Teelöffel Kartoffelmehl in <strong>die</strong> Sauce <strong>und</strong> garniert <strong>die</strong> Schüssel mit feinen Zitronenscheiben.<br />

Puter gefüllt mit Trüffeln<br />

Für 10 bis 12 Personen. Man nimmt zu einem Truthahn je nach der Größe 1 bis 1,5 kg Trüffeln, reinigt sie gut, schält sie ab<br />

<strong>und</strong> stutzt sie r<strong>und</strong> zu. Hierauf schabt man 500 g Speck recht fein, hackt <strong>die</strong> Abgänge der Trüffeln fein <strong>und</strong> bringt beides<br />

zusammen mit den geschälten Trüffeln auf gelindes Feuer, wo man es 20 Minuten dünsten lässt; man würzt <strong>die</strong> Trüffeln mit<br />

Salz, Pfeffer <strong>und</strong> Muskatnuss. Den Truthahn richtet man zum Braten vor, ohne ihn zu spicken, wäscht ihn, trocknet ihn mit<br />

einem sauberen Tuche innen <strong>und</strong> außen ab <strong>und</strong> füllt ihn mit den erkalteten Trüffeln. Nachdem man den Puter zugenäht hat,<br />

dressiert man ihn, umbindet ihn mit großen dicken Speckscheiben <strong>und</strong> lässt ihn, je nach der Witterung, 4 bis 8 Tage an<br />

einem kalten, luftigen Orte hängen. Man bratet ihn etwa 1:30 bis 2:00 St<strong>und</strong>en, entfernt während der letzten 30 Minuten <strong>die</strong><br />

Speckplatten, damit der Puter Farbe bekommt, <strong>und</strong> serviert ihn mit brauner, recht kräftiger Trüffelsauce.<br />

Puter in Frikassee<br />

Nachdem man den Puter wie zum Braten vorgerichtet hat, zerlegt man ihn in Stücke. Dann setzt man <strong>die</strong>se mit kalter Butter<br />

<strong>und</strong> einigen Schalotten aufs Feuer, lässt sie langsam gelb werden <strong>und</strong> schüttet etwas kochende Fleischbrühe oder Wasser<br />

hinzu, gibt etwas Zitronenschale, ein wenig Muskatblüte <strong>und</strong> etwas Estragon daran <strong>und</strong> 30 Minuten später reichlich<br />

Champignons <strong>und</strong> lässt sie in kurzer Brühe fest zugedeckt gar schmoren. 15 Minuten vorher kocht man Fleischbrühe mit<br />

geschwitztem Mehl durch, gibt dazu nach Belieben Midder, gefüllte Krebsnasen, Pistazien, Spargel oder Blumenkohl, lässt<br />

alles weich werden, aber nicht im mindesten zerkochen, nimmt das Fett von der Putensauce, fügt <strong>die</strong>se zu der gekochten<br />

Sauce hinzu, schärft sie mit Zitronensaft, rührt sie mit 2 Eidottern <strong>und</strong> Krebsbutter ab <strong>und</strong> richtet den Puter mit Weißbrot-,<br />

Kalbfleisch- oder Schwammklößchen, <strong>die</strong> in Wasser <strong>und</strong> Salz eben aufgekocht sind, in der Sauce zierlich an. Man garniert<br />

<strong>die</strong> Schüssel mit Schnitten von Blätterteig (Fleurons).<br />

Puter in Gelee<br />

Der Puter muss jung sein, wird nach Vorschrift vorbereitet, entbeint, gefüllt <strong>und</strong> mit Butter, Wasser <strong>und</strong> Salz weich gedämpft.<br />

4 sauber gereinigte Kalbsfüße werden nebst 500 g Rindfleisch mit Wasser <strong>und</strong> etwas Salz angesetzt <strong>und</strong> gehörig<br />

geschäumt. Danach gibt man 1/2 Teelöffel Pfefferkörner, ebensoviel Nelkenpfeffer, 5 Schalotten, 2 Lorbeerblätter, Suppengrün,<br />

<strong>die</strong> Schale einer halben Zitrone <strong>und</strong> 500 ml guten Weinessig hinzu. Man lässt das Fleisch gar werden <strong>und</strong> <strong>die</strong> Füße so<br />

lange kochen, bis <strong>die</strong> Knochen herausfallen. Dann gießt man <strong>die</strong> auf etwa 1,5 l eingekochte Brühe durch ein Haarsieb in ein<br />

Porzellangeschirr, entfernt am anderen Tage Fett <strong>und</strong> Bodensatz, setzt es mit 1/2 Flasche Weißwein <strong>und</strong> der Schale einer<br />

halben Zitrone aufs Feuer <strong>und</strong> versucht, ob <strong>die</strong> Brühe noch Salz <strong>und</strong> Säure bedarf. Dann wird <strong>die</strong> Geleebrühe auf folgende<br />

Weise geklärt. Bevor sie zum Kochen gebracht wird, schlägt man 6 Eiweiß zu flüssigem Schaum, fügt <strong>die</strong> zerdrückten<br />

Eischalen hinzu, sowie auch nach <strong>und</strong> nach einige Füll-Löffel voll Geleebrühe, <strong>die</strong> man mit dem Eiweiß schlägt. Hierauf<br />

schüttet man das Ganze zur Brühe <strong>und</strong> verbindet mittelst eines Löffels unter stetem Schlagen den Schaum damit. Alsdann<br />

lässt man <strong>die</strong> Brühe eben aufkochen, setzt den Topf auf schwächeres Feuer <strong>und</strong> lässt das Gelee zugedeckt 15 Minuten<br />

langsam ziehen. Man gibt nun, um zu proben, ob das Gelee <strong>die</strong> nötige Festigkeit bekommen hat, einige Tropfen auf einen<br />

Teller. Ist es nicht fest genug, so kann man es offen noch etwas einkochen lassen. Dann gießt man das Gelee durch einen<br />

Geleebeutel oder ein gebrühtes Leinentuch.<br />

Wenn das Gelee fertig ist, so gibt man davon einige Löffel in <strong>die</strong> bestimmte Form, <strong>die</strong> man mit Mandelöl ausgestrichen hat,<br />

lässt es erkalten, zerschneidet den Puter in Stückchen <strong>und</strong> legt <strong>die</strong>se darauf. Hierauf bedeckt man das Fleisch mit<br />

Geleebrühe <strong>und</strong> lässt es bis zum nächsten Tage erkalten. Dann stürzt man das Gelee auf eine Schüssel <strong>und</strong> füllt r<strong>und</strong>um<br />

»Remouladensauce«.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 104 von 245


Kapaun gebraten<br />

Der Kapaun ist ein junger, gekappter, gemästeter Hahn, er ist <strong>gewöhnliche</strong>n Hühnern vorzuziehen. Am besten sind recht<br />

fette Kapaunen mit kleinen stumpfen Sporen <strong>und</strong> zarten Krallen. Nachdem der Kapaun geschlachtet ist, lässt man ihn<br />

mehrere Tage hängen. Er wird nach Vorschrift gerupft <strong>und</strong> vorgerichtet, doch darf man <strong>die</strong> Haut nicht einreißen. Nachdem<br />

der Kapaun aufgebogen ist, spickt man ihn fein oder umwickelt ihn mit Speckscheiben, umbindet ihn mit Bindfaden <strong>und</strong><br />

bratet ihn mit Butter in einem mäßig heißen Ofen. Man legt ihn zuerst mit der Brustseite nach unten <strong>und</strong> versäume ja nicht,<br />

fleißig zu befüllen, denn nur dann wird er zart <strong>und</strong> saftig. Um das Vertrocknen zu verhüten, legt man ein mit Butter<br />

bestrichenes Papier auf <strong>die</strong> Brust. Zuletzt gibt man 1 Obertasse saure Sahne an <strong>die</strong> Sauce. Kurz vor dem Anrichten nimmt<br />

man <strong>die</strong> Speckscheiben <strong>und</strong> das Butterpapier ab <strong>und</strong> gießt einige Löffel Sauce über den Braten, damit er recht glänzend auf<br />

den Tisch kommt.<br />

Kapaun à la braise mit Austern<br />

Ist der Kapaun vorbereitet, so lässt man ihn in einer Braise gar, doch nicht zu weich dämpfen <strong>und</strong> gibt ihn mit Austernsauce<br />

zur Tafel.<br />

Kapaun in Gelee<br />

Der Kapaun wird genau so zubereitet wie in »Puter in Gelee« beschrieben.<br />

Junge Hähne (Kücken) gebraten<br />

Die jungen Hähne werden am wohlschmeckendsten in einem irdenen Geschirr mit fest schließendem Deckel, dessen Weite<br />

dem Inhalt angemessen ist; ein zu weiter Topf taugt nicht. Das Spicken ist sehr zu empfehlen, doch können sie auch ohne<br />

das recht saftig gebraten werden. – Nachdem <strong>die</strong> Hähne nach Vorschrift vorgerichtet <strong>und</strong> gut abgespült sind, streue man<br />

etwas feines Salz darüber, doch nicht zu viel, schiebe 1 Stück Butter in den Leib, lege <strong>die</strong> Hähne dicht nebeneinander mit<br />

reichlich guter Butter in den Topf <strong>und</strong> brate sie im Ofen, besonders anfangs, auf langsamem Feuer unter häufigem<br />

Begießen <strong>und</strong> Umwenden, bis sie weich <strong>und</strong> gelb geworden sind, was etwa 1:15, höchstens 1:30 St<strong>und</strong>e erfordert, wobei<br />

man der Farbe wegen, sobald sie weich geworden sind, den Deckel entferne. Reichlich 15 Minuten vor dem Weichwerden<br />

gibt man nach <strong>und</strong> nach dicke süße Sahne hinzu, begießt <strong>die</strong> Hühnchen fleißig <strong>und</strong> rührt vor dem Anrichten <strong>die</strong> Sauce mit<br />

etwas kaltem Wasser zusammen, wodurch sie geb<strong>und</strong>en wird.<br />

Gebratene Kücken auf Hamburger Art<br />

Man rechnet <strong>für</strong> 4 Personen 3 bis 4 kleine Kücken. Nachdem sie nach Vorschrift vorbereitet sind, spickt man sie recht dicht<br />

<strong>und</strong> fein, salzt sie ein wenig <strong>und</strong> legt sie mit Butter in ein irdenes Kochgeschirr mit fest schließendem Deckel. Die Kücken<br />

müssen möglichst dicht nebeneinander liegen <strong>und</strong> werden auf gelindem Feuer langsam gedämpft, wobei man sie häufig hin<br />

<strong>und</strong> her rüttelt. Nachdem <strong>die</strong> Kücken knapp 45 Minuten gedämpft <strong>und</strong> fast gar geworden sind, bedeckt man den Topf mit<br />

einer Eisenplatte <strong>und</strong> legt glühende Kohlen darauf, damit sie schnell von oben bräunen. Statt dessen kann man den Topf<br />

auch offen in einen sehr heißen Ofen bringen, wo <strong>die</strong> Hühner ebenfalls bald Farbe bekommen.<br />

Backhähnchen<br />

Hierzu eignen sich nur ganz junge, bis 8 Wochen alte Hähnchen. Nachdem 3 bis 4 Hähnchen gerupft, ausgenommen <strong>und</strong><br />

gewaschen sind, taucht man sie 1 Minute in kochendes <strong>und</strong> hierauf in kaltes Wasser <strong>und</strong> teilt sie mit einem sehr scharfen<br />

Messer der Länge nach in 2 Teile, wobei man das Rückgrat herausschneidet. Dann wird jede Hälfte quer in 2 Teile geteilt,<br />

so dass <strong>die</strong> Hähnchen in Viertel geteilt sind. Diese werden nochmals gewaschen <strong>und</strong> abgetrocknet, mit feinem Salz <strong>und</strong> ein<br />

wenig Pfeffer bestreut <strong>und</strong> in Klare getaucht. Nun bratet man sie auf flacher Pfanne in reichlich Butter auf beiden Seiten<br />

gelbbraun, wobei man <strong>die</strong> Pfanne leicht hin <strong>und</strong> her bewegt, damit sie nicht ansetzen, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hähnchen einmal umdreht.<br />

Es dauert nur 5 bis 10 Minuten, bis <strong>die</strong> Hähnchen eine hochgelbe Färbung erhalten haben <strong>und</strong> auch durchgebacken sind.<br />

Man serviert sie mit Kartoffelsalat oder mit jungem Gemüse.<br />

Frikassee von Huhn oder Taube<br />

Man schneidet <strong>die</strong> jungen Hühnchen in 4 Teile, <strong>die</strong> Tauben nur einmal der Länge nach durch, setzt sie mit etwas Salz <strong>und</strong><br />

frischer Butter fest zugedeckt auf schwaches Feuer, legt sie nach einer Weile auf <strong>die</strong> andere Seite <strong>und</strong> fügt nach 30 Minuten<br />

kochende Bouillon, einige Zitronenscheiben ohne Kerne, etwas Muskatblüte <strong>und</strong> fein gestoßenen Zwieback hinzu <strong>und</strong> lässt<br />

sie zugedeckt langsam kochen, doch dürfen sie nicht zu weich werden. 15 Minuten vorher gibt man folgende Zutaten ins<br />

Frikassee: Midder (Kalbsmilch), gefüllte Krebsnasen, Morcheln, Spargelköpfe <strong>und</strong> Saucischen. Beim Anrichten fügt man in<br />

Bouillon gekochte Weißbrotklößchen, ferner Austern, Krebsschwänze <strong>und</strong> Krebsbutter zu. Die Sauce wird mit einigen<br />

Eidottern abgerührt. Nach Belieben kann man beim Kochen statt des gestoßenen Zwiebacks ein wenig Schwitzmehl zum<br />

Fleisch geben. Recht fein angerichtet wird <strong>die</strong>se Schüssel mit Schnitten von Blätterteig garniert.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 105 von 245


Bremer Rückenragout<br />

Zutaten <strong>für</strong> 12 Personen: 3 schöne junge Hähne, 250 g Saucischen, <strong>die</strong> gleiche Menge Fleischklößchen, 1 Dose (500 g)<br />

Champignons, 1 Dose (500 g) Brechspargel, 2 Kalbsmilche, 2 Kalbszungen, 1 Schock Krebse, 250 g Schweinefarce, 375 g<br />

Mehl <strong>und</strong> 500 g Butter. Die Hähne <strong>und</strong> Kalbszungen kocht man in kräftiger Bouillon weich, zieht <strong>die</strong> Haut ab <strong>und</strong> teilt sie in<br />

passende Stücke. Die Krebse werden abgekocht <strong>und</strong> aus den Schalen gebrochen. Die Krebsnasen füllt man mit<br />

Schweinefarce. Von den Krebsschalen wird Butter bereitet, in der Butter schwitzt man das Mehl, füllt es mit der<br />

Hühnerbrühe auf, lässt sie 30 Minuten kochen, schmeckt sie mit Salz <strong>und</strong> Muskat ab <strong>und</strong> passiert Sie. Die Kalbsmilche<br />

werden blanchiert <strong>und</strong> mit der Zunge in der Größe eines Zweimarkstückes zerschnitten. Dann werden sämtliche Zutaten mit<br />

der Krebssauce angemacht, aufgekocht, angerichtet <strong>und</strong> mit Blätterteigfleurons serviert.<br />

Zerlegtes Huhn<br />

1. Flügelstücke - 2. Vorderteil des Rumpfes - 3. Schulterstücke - 4. Brust - 5. Keulen - 6. Hinterteil des Rumpfes<br />

Huhn in Reis<br />

Das Huhn wird mit Wasser <strong>und</strong> Salz angesetzt, geschäumt <strong>und</strong> mit 1 Stück Butter gar gekocht. Zugleich brüht man 250 g<br />

Reis ab, füllt von der Hühnerbrühe darauf <strong>und</strong> kocht ihn langsam weich, aber nicht breiig. 30 Minuten vorher gibt man<br />

1 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 ganze Zwiebel zum Reis <strong>und</strong> schüttet <strong>die</strong> andere Hühnerbrühe nach, damit er nicht zu steif werde.<br />

Dann werden <strong>die</strong> Hühner mit Reis angerichtet, <strong>und</strong> wenn man will, <strong>die</strong> Schüssel mit Weißbrotklößchen garniert.<br />

Paprikahuhn<br />

Man bereitet 2 junge Hühner sauber vor, zerlegt sie roh in mehrere Stücke, bestreut <strong>die</strong>se mit Salz <strong>und</strong> wenig Paprika, tut in<br />

eine Kasserolle 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 klein geschnittene Zwiebel <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Hühner darin gut zugedeckt 15 Minuten<br />

dämpfen. Dann gießt man <strong>die</strong> Butter ab, gibt 500 ml saure Sahne über das Fleisch, lässt es noch etwa 15 Minuten<br />

schmoren <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> Hühner mit der Sauce, <strong>die</strong> man gegebenenfalls noch mit Salz <strong>und</strong> Paprika abschmeckt, zu Tische.<br />

Poularde<br />

Die Poularde ist ein verschnittenes Masthuhn <strong>und</strong> wird, wie schon der Name sagt, besonders in Frankreich gezogen. Die<br />

Poularde ist ebenso wie Kapaun den <strong>gewöhnliche</strong>n Hühnern vorzuziehen. Poularden werden ebenso zubereitet wie<br />

Kapaune, jedoch füllt man sie nicht.<br />

Poularde mit Risotto<br />

Für 6 Personen. Eine Poularde wird dressiert, in Butter gelb angebraten <strong>und</strong> mit 500 ml Kalbsfleischbouillon weich<br />

gedämpft. 350 g ungewaschener Reis wird in Butter gelb geröstet, mit 500 ml Bouillon übergossen <strong>und</strong> weich gedämpft, so<br />

dass <strong>die</strong> Körner ganz bleiben. Vor dem Anrichten mischt man <strong>die</strong> Hälfte des Bratensatzes von der Poularde <strong>und</strong>, wenn<br />

möglich, mehrere gedämpfte Hühnerlebern dazwischen <strong>und</strong> richtet den Reis in Form eines länglichen Sockels an, auf dem<br />

man <strong>die</strong> Poularde aufstellt. Man zerlegt sie zuvor <strong>und</strong> legt <strong>die</strong> Stückchen so zusammen, dass sie möglichst ihre alte Form<br />

wieder erhält.<br />

Tauben gebraten<br />

4 junge Tauben werden nach Vorschrift vorbereitet. Beim Rupfen muss man besonders vorsichtig sein, dass der Kropf nicht<br />

zerreißt. Man füllt <strong>die</strong>sen mit Farce, näht Hals <strong>und</strong> Leib zu, belegt <strong>die</strong> Tauben mit Speckscheiben, <strong>die</strong> man festbindet, <strong>und</strong><br />

bratet sie im Ofen oder auf dem Herde in Butter. Die Bratzeit ist 30 bis 45 Minuten. Tauben dürfen nur schwach gesalzen<br />

werden <strong>und</strong> dürfen auch nur gelb braten.<br />

Tauben gekocht<br />

Nachdem man 4 Tauben vorbereitet hat, setzt man sie mit so viel kochendem Wasser auf, dass sie gerade bedeckt sind,<br />

fügt 1 Teelöffel Salz, 3 Gewürzkörner, 1/2 Lorbeerblatt, 1 Mohrrübe <strong>und</strong> 1 Petersilienwurzel, sowie 1 Stück Butter hinzu <strong>und</strong><br />

lässt sie langsam in 0:45 bis 1:00 St<strong>und</strong>e weich kochen. Man serviert <strong>die</strong> gekochten Tauben mit Frikasseesauce oder mit<br />

feinem Gemüse. – Als Krankenspeise gibt man sie mit der Brühe, <strong>die</strong> man dann aber ohne Gewürz bereitet. Man kann auch<br />

in der Brühe Reis dick ausquellen <strong>und</strong> <strong>die</strong>sen zur Taube geben.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 106 von 245


Ente gebraten<br />

Diese wird nach Belieben gefüllt oder bleibt ungefüllt <strong>und</strong> wird mit etwas Salz eingerieben, mit reichlich Butter auf den Herd<br />

oder in den Ofen gestellt <strong>und</strong> langsam 1:30 St<strong>und</strong>en gebraten. Wenn man sie auf dem Herde bratet, so muss man den Topf<br />

fest zudecken; jedenfalls muss sie während des Bratens fleißig begossen werden. – Zur Fülle nimmt man entweder<br />

säuerliche, in 4 Teile geschnittene Äpfel <strong>und</strong> Korinthen, oder man nimmt <strong>die</strong> fein gehackte Leber, gibt dazu 1 Eidick gerührte<br />

Butter, 2 Eier, 150 g in kaltes Wasser eingeweichtes <strong>und</strong> stark ausgedrücktes Weißbrot, Muskatnuss <strong>und</strong> Salz.<br />

Ente mit Wirsingkohl<br />

Zu <strong>die</strong>sem wohlschmeckenden Gerichte kann man auch eine ältere Ente verwenden. Nachdem man sie gut gereinigt <strong>und</strong><br />

gewaschen hat, setzt man sie mit so viel kaltem Wasser aus, dass sie fast ganz bedeckt ist. Man schäumt <strong>die</strong> Brühe gut ab<br />

<strong>und</strong> gibt Salz, etwas Nelkenpfeffer <strong>und</strong> 1 Lorbeerblatt daran <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Ente, gut verdeckt, langsam weich kochen. Wenn<br />

<strong>die</strong> Ente etwa 1:00 St<strong>und</strong>e gekocht hat, wellt man 1 großen oder 2 kleine Köpfe Wirsingkohl, den man zuvor zuschnitten <strong>und</strong><br />

sauber gewaschen hat, in kochendem Salzwasser ab, gießt von der Entenbrühe dazu <strong>und</strong> lässt den Kohl, gut verdeckt,<br />

weich kochen. Zuletzt gibt man den Rest der Entenbrühe dazu, sämt sie mit Weißmehl ab <strong>und</strong> kann nach Belieben einige<br />

abgekochte Kartoffeln dazugeben, <strong>die</strong> man ein paar Minuten mit dem Kohl durchkochen lässt. Beim Anrichten zerlegt man<br />

<strong>die</strong> Ente in zierliche Stücke, legt sie in <strong>die</strong> Mitte der Schüssel <strong>und</strong> richtet den Kohl kranzförmig darum an.<br />

Gedämpfte Ente mit brauner Sauce<br />

Man nimmt zu einer ausgewachsenen jungen Ente 500 ml Wasser, 1 Eidick Butter, 6 Schalotten <strong>und</strong> das nötige Salz <strong>und</strong><br />

lässt sie fest zugedeckt langsam damit weich schmoren, damit <strong>die</strong> Sauce nicht zu viel einkocht. Wenn <strong>die</strong> Ente gar ist, rührt<br />

man 1 Esslöffel in Butter gebräuntes Mehl, 1 Glas Rotwein, 6 bis 8 Stück gestoßene Nelken, sowie etwas Zucker hinzu <strong>und</strong><br />

lässt <strong>die</strong> Ente noch eine Weile darin schmoren. – Mit Pilzen bereitet man sie zu, indem man 1 Obertasse in Scheiben<br />

geschnittene Steinpilze, Morcheln <strong>und</strong> Champignons in der Sauce weich kocht. – Nach Belieben kann man auch statt<br />

dessen 1 Obertasse Kastanien, <strong>die</strong> man geschält <strong>und</strong> geröstet hat, sowie 2 Esslöffel Kapern in <strong>die</strong> Sauce geben <strong>und</strong> mit der<br />

Ente weich schmoren lassen.<br />

Ente in Gelee oder Aspik<br />

Man nimmt hierzu gleichfalls eine junge Ente <strong>und</strong> behandelt sie wie »Puter in Gelee«.<br />

Gänsebraten<br />

Hat man <strong>die</strong> Gans zum Braten vorbereitet, so füllt man den Leib mit säuerlichen, in 4 Teile geschnittenen Äpfeln oder<br />

kleinen ungeschälten Borsdorfer Äpfeln, unter <strong>die</strong> man nach Belieben Korinthen mischen kann. Auch füllt man sie wohl mit<br />

gekochten Kastanien oder mit kleinen Kartoffeln <strong>und</strong> etwas Salz. Dann näht man <strong>die</strong> Öffnung zu, legt <strong>die</strong> Gans in <strong>die</strong><br />

Bratpfanne <strong>und</strong> zwar zuerst mit der Brust nach unten, salzt sie, gibt Wasser darunter <strong>und</strong> lässt sie unter fleißigem Begießen<br />

2:30 bis 3:00 St<strong>und</strong>en langsam braten, wobei von Zeit zu Zeit etwas kochendes Wasser hinzugeschüttet wird. Ist <strong>die</strong><br />

Rückenseite der Gans gebräunt, so dreht man <strong>die</strong> Gans um. Damit sie gleichmäßig bräunt, tut man auch gut, <strong>die</strong> Bratpfanne<br />

einmal umzudrehen. Während des Bratens nimmt man das Fett von der Sauce ab, damit es nicht verspritzt <strong>und</strong> nicht zu<br />

braun wird. Die Gans muss recht knusprig <strong>und</strong> bräunlich gebraten sein, aber <strong>die</strong> Sauce darf keine zu dunkelbraune Farbe<br />

haben. Beim Anrichten zieht man <strong>die</strong> Fäden heraus, entfettet <strong>die</strong> Sauce nochmals <strong>und</strong> macht sie mit etwas Kartoffelmehl<br />

sämig. Während des Bratens muss alles Angesetzte gut losgerührt <strong>und</strong> durchgekocht werden.<br />

Das Tranchieren der Gans<br />

Man tranchiert <strong>die</strong> Gans, indem man zuerst <strong>die</strong> Keulen mit einem R<strong>und</strong>schnitte vom Rumpfe lostrennt. Nun führt man einen<br />

Querschnitt oben an der Brust r<strong>und</strong> um <strong>die</strong> Oberseite der Gans aus <strong>und</strong> schneidet von dort aus ebenfalls durch einen<br />

R<strong>und</strong>schnitt das Flügelstück ab. Durch zwei Längsschnitte mitten oben auf der Gans trennt man <strong>die</strong> Brust vom Kamme <strong>und</strong><br />

zerlegt sie dadurch in zwei Hälften, <strong>die</strong> man durch einen kurzen Längsschnitt an der Seite vom Rücken lostrennt. Jede<br />

Brusthälfte schneidet man <strong>für</strong> sich in längliche Scheiben, <strong>die</strong> man durch Umwenden des Messers sogleich vom Brustbein<br />

lostrennt.<br />

Gänseschwarz oder Schwarzsauer<br />

Man nimmt hierzu alles von der Gans, was nicht zum Braten gehört, nämlich: Kopf, Hals, Flügel, Füße (<strong>die</strong> in heißes Wasser<br />

gelegt <strong>und</strong> gehäutet werden), Herz <strong>und</strong> Magen. Der Hals wird in 2 bis 3 Stücke gehauen, das übrige ebenfalls geteilt. Soll<br />

das Fleisch erst nach Verlauf von einigen Tagen zubereitet werden, so schüttet man etwas Essig darauf. Beim Gebrauch<br />

wird es mit wenig Wasser <strong>und</strong> Salz angesetzt, geschäumt <strong>und</strong> mit einigen Zwiebeln, Lorbeerblatt, Pfeffer <strong>und</strong> Nelken, auch<br />

nach Belieben mit 1 Hand voll Pflaumen gekocht. Dann macht man 1 Esslöffel Mehl in ebensoviel Butter braun, achtet aber<br />

darauf, dass es nicht brenzlig werde, rührt es mit der Brühe zu Sauce an <strong>und</strong> gibt etwas Essig, ein Stück Zucker oder<br />

1 Esslöffel Sirup, sowie das Gänseblut (oder Schweineblut) dazu. Übrigens muss <strong>die</strong> Sauce sehr dicklich, auch reichlich<br />

sein <strong>und</strong> einen kräftigen Geschmack von Gewürz <strong>und</strong> Essig haben. Man gibt Kartoffelklöße dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 107 von 245


Gänseklein auf Stettiner Art<br />

Dasselbe Fleisch, wie in »Gänseschwarz oder Schwarzsauer«, wird mit Wasser <strong>und</strong> Salz angesetzt <strong>und</strong> mit wenig Brühe<br />

gar gekocht. Dann macht man Butter gelb, schwitzt darin einige fein gehackte Zwiebeln, lässt Mehl darin gelblich werden<br />

<strong>und</strong> gibt <strong>die</strong>s, mit Brühe zerrührt, zum Fleisch, das scharf mit Pfeffer <strong>und</strong> Thymian gewürzt wird, <strong>und</strong> lässt es noch einige<br />

Minuten in der bündigen, kräftigen Sauce kochen.<br />

Gänseklein mit Petersilie<br />

Man kocht das Gänseklein in wenig Wasser mit Wurzelwerk, Salz, Gewürz <strong>und</strong> Lorbeerblättern weich. Alsdann gießt man<br />

<strong>die</strong> Brühe durch ein Sieb, damit nicht etwa kleine Knochensplitter darin zurückbleiben, kocht sie mit hellem Schwitzmehl<br />

oder geriebener Semmel sämig, gibt fein gewiegte Petersilie <strong>und</strong> eine Prise gestoßenen Pfeffer dazu <strong>und</strong> läßt das Fleisch in<br />

der heißen Sauce bis zum Anrichten ziehen.<br />

Gänseklein mit Gemüse<br />

Mit Gänseklein kann man auch verschiedene Gemüse bereiten. Man setzt das Gänseklein mit reichlich Wasser auf <strong>und</strong><br />

kocht besonders mit der Brühe weiße Rüben, weiße Bohnen oder Brühkartoffeln oder auch Brühreis, während man das<br />

fertige Fleisch warm hält. Zu den erstgenannten drei Gemüsen gibt man das Gänseklein ohne Sauce. Wenn man es mit<br />

Reis serviert, so bereitet man mit ein wenig von der Brühe Petersiliensauce, wie oben beschrieben.<br />

Gänsepökelfleisch<br />

Nachdem das Gänsefleisch aus der Lake genommen ist, wäscht man es ab, setzt es mit kochendem Wasser an, fügt<br />

1 Lorbeerblatt, 3 Gewürzkörner, 1 Zwiebel, 2 Mohrrübchen <strong>und</strong> 1 Petersilienwurzel hinzu <strong>und</strong> kocht es auf gelindem Feuer<br />

weich. Mit der Brühe kocht man weiße Bohnen als Suppe oder auch weiße Rüben, resp. Steckrüben.<br />

Gänseleber gebraten<br />

Für 1 Person. Eine fette Leber wird, nachdem <strong>die</strong> Galle entfernt ist, in Scheiben geschnitten, mit Salz <strong>und</strong> ein wenig Pfeffer<br />

gewürzt, in Mehl getaucht <strong>und</strong> in heißer Butter rasch auf beiden Seiten gebraten. Nach Belieben kann man auch Zwiebeloder<br />

Äpfelscheiben mitbraten. Bratzeit 5 Minuten.<br />

Gänseleber mit Trüffeln<br />

Für 1 Person. Man wäscht <strong>und</strong> wässert <strong>die</strong> Gänseleber, damit sie recht weiß wird, legt sie 1 Minute in kochendes Wasser<br />

<strong>und</strong> gleich darauf wieder in kaltes, wodurch sie etwas fest wird. Hierauf schneidet man 3 bis 4 Trüffeln in feine Streifen <strong>und</strong><br />

spickt damit <strong>die</strong> Gänseleber. Nun tut man in eine Kasserolle 1 Esslöffel Butter, 1 in Scheiben geschnittene Zwiebel, 3 dünne<br />

Speckscheiben <strong>und</strong> <strong>die</strong> Leber obenauf, bedeckt <strong>die</strong>se mit 3 dünnen Speckscheiben <strong>und</strong> einem mit Butter bestrichenen Blatt<br />

Papier, gießt 1 Glas Rotwein <strong>und</strong> 1 kleine Obertasse Fleischbrühe darunter <strong>und</strong> lässt sie gut verdeckt ganz langsam gar<br />

dünsten, was etwa 30 Minuten dauert.<br />

Gänseleber kalt<br />

Eine recht fette Gänseleber wird gewaschen, gewässert <strong>und</strong> in Stücke geschnitten, hierauf mit einer fein geschnittenen<br />

Zwiebel, etwas Salz <strong>und</strong> Pfeffer in Gänseschmalz gedünstet <strong>und</strong> durch einen Durchschlag gestrichen. Man füllt <strong>die</strong>se feine<br />

Farce in eine Glas- oder Porzellanbüchse <strong>und</strong> serviert <strong>die</strong> Gänseleber zum Butterbrot.<br />

Gans in Gelee oder Weißsauer<br />

Kalte Schüssel <strong>für</strong> 9 bis 10 Personen. Man zerlegt eine nicht zu fette Gans in passende Portionsstücke <strong>und</strong> setzt sie<br />

zugleich mit aufgehauenen Kalbsfüßen mit kochendem Wasser auf. Nachdem man den Schaum abgenommen hat, tut man<br />

das nötige Salz dazu, ferner etwas ganzen Pfeffer, ein paar Nelken, Lorbeerblätter, etwas Zitronenschale <strong>und</strong> Ingwer. Man<br />

gießt, wenn das Fleisch bald weich ist, 500 ml guten Weinessig dazu. Ist das Fleisch gar, so nimmt man es heraus <strong>und</strong><br />

ordnet <strong>die</strong> Stücke in tiefen Porzellanschüsseln, in denen man es servieren will. Die Brühe muss bis auf 2,5 bis 3 l einkochen;<br />

man entfettet <strong>und</strong> klärt sie nach Vorschrift <strong>und</strong> gießt sie auf <strong>die</strong> Fleischstücke. Die Kalbsfüße werden zurückgelegt <strong>und</strong> auf<br />

irgendeine andere Weise verwendet. Auf <strong>die</strong>se Weise zubereitet, kann man <strong>die</strong> Gans mehrere Wochen aufbewahren. Beim<br />

Anrichten verziert man <strong>die</strong> Schüssel oben mit Zitronenscheiben, Petersilie <strong>und</strong> Perlzwiebeln.<br />

Wildgans gebraten<br />

Für 6 bis 8 Personen. Die Wildgans muss möglichst jung sein <strong>und</strong> mehrere Tage an einem kühlen Orte hängen. Man<br />

bereitet sie vor wie eine andere Gans, wässert sie aber einige Zeit nach dem Ausnehmen. Dann reibt man sie inwendig <strong>und</strong><br />

auswendig mit Salz <strong>und</strong> gestoßenem Pfeffer <strong>und</strong> Gewürz ein <strong>und</strong> bratet sie nach »Gänsebraten«.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 108 von 245


Wildente gebraten<br />

Für 2 bis 3 Personen. Zum Braten eignen sich nur junge Enten. Man häutet <strong>die</strong> Ente, reibt sie innen <strong>und</strong> außen mit Salz,<br />

gestoßenem Pfeffer <strong>und</strong> Gewürz ein, steckt etwas Pfefferkraut hinein <strong>und</strong> nach Belieben auch ein paar Borsdorfer Äpfel,<br />

worauf man sie zunäht <strong>und</strong> mit Speckscheiben umwickelt. Man bratet sie in Butter unter fleißigem Begießen in einem mäßig<br />

heißen Ofen gar.<br />

Rebhühner gebraten<br />

Man rechnet <strong>für</strong> jede Person 1 junges Rebhuhn. Nachdem man <strong>die</strong> Hühner zum Braten vorgerichtet hat, bindet man dünne<br />

Speckscheiben auf <strong>die</strong> Brust, streut ein wenig Salz darüber <strong>und</strong> bratet sie mit viel Butter im Ofen. Während des Bratens<br />

muss man sie fleißig begießen <strong>und</strong> zum Schluss nach <strong>und</strong> nach etwas saure Sahne hinzufügen. Bratzeit 1:30 St<strong>und</strong>e.<br />

Rebhühner mit Sauerkraut<br />

1 kg Sauerkraut wird mit kochendem Wasser übergossen <strong>und</strong>, nachdem er abgetropft ist, mit Brühe von Rindfleisch <strong>und</strong><br />

Schinkenabfällen weich gekocht; zuletzt gibt man auch noch 1 Glas Weißwein <strong>und</strong> <strong>die</strong> Rebhühnersauce dazu, lässt den<br />

Kohl recht kurz einkochen <strong>und</strong> macht ihn mit Kartoffelmehl bündig. 3 Rebhühner werden nach »Rebhühner gebraten«<br />

gebraten, je nach der Größe in Hälften oder Viertel geschnitten <strong>und</strong> im Kranze um den Sauerkohl angerichtet.<br />

Haselhuhn <strong>und</strong> Schneehuhn<br />

Diese Hühner werden im Winter meistens aus Schweden, Norwegen <strong>und</strong> Russland zu uns geschickt. Sie sind dem<br />

Rebhuhn nahe verwandt, haben Ähnlichkeit im Geschmack <strong>und</strong> werden daher auch auf <strong>die</strong>selbe Weise zubereitet.<br />

Haselhuhn <strong>und</strong> Schneehuhn sind größer als das Rebhuhn. Man kann ein Huhn als ausreichend rechnen <strong>für</strong> 2 Personen<br />

oder doch 2 Hühner <strong>für</strong> 3 Personen.<br />

Birkhuhn<br />

Sehr junge Birkhühner oder besser noch Birkhähne liefern einen schmackhaften Braten. Man bereitet sie ebenfalls wie<br />

Rebhuhn zu.<br />

Fasan gebraten<br />

Für 6 Personen. Man rupft den Fasan erst kurz, ehe man ihn zubereiten will, sengt ihn über Spiritus <strong>und</strong> wäscht ihn ab.<br />

Nachdem man ihn ausgenommen hat, wischt man ihn mit einem Tuche sauber aus, reibt ihn mit Salz inwendig <strong>und</strong><br />

auswendig ab <strong>und</strong> bindet ihn in Speckscheiben ein. Um ihn noch saftiger zu bereiten, kann man ihn auch noch in Papier<br />

hüllen, das man mit feinem Olivenöl getränkt hat. Man legt ihn zuerst mit der Brust nach unten in kochende Butter in <strong>die</strong><br />

Pfanne <strong>und</strong> bratet ihn bei mäßiger Hitze in 1:00 bis 1:30 St<strong>und</strong>en gar <strong>und</strong> dunkelgelb. Vor dem Anrichten gibt man<br />

1/2 Obertasse süße Sahne, <strong>die</strong> man mit 1 Teelöffel Weizenmehl durchquirlt hat, an <strong>die</strong> Sauce, um sie bündig zu machen.<br />

Beim Anrichten nimmt man <strong>die</strong> Speckscheiben ab, legt sie auf eine längliche Schüssel <strong>und</strong> den Fasan obenauf.<br />

Fasan mit Trüffeln<br />

Für 6 Personen. 250 g Trüffeln werden geschält, in dünne Scheiben geschnitten <strong>und</strong> mit 250 g würflig geschnittenem<br />

Schweinefleisch, etwas Salz <strong>und</strong> 1 Glas Madeira weich gekocht. Nachdem <strong>die</strong> Farce erkaltet ist, vermengt man sie mit<br />

1 Prise fein gestoßenem weißen Pfeffer, füllt den ausgenommenen Fasan damit, näht ihn behutsam zu <strong>und</strong> lässt ihn 2 bis<br />

3 Tage an einem kühlen Orte damit liegen. Alsdann bratet man den Fasan nach »Fasan gebraten« <strong>und</strong> gibt 1/2 Obertasse<br />

weich gekochte, in Scheiben geschnittene Trüffeln in <strong>die</strong> Sauce.<br />

Schnepfen<br />

Sind <strong>die</strong>se zum Braten fertig vorbereitet, so werden sie gespickt, oder mit Speckscheiben umb<strong>und</strong>en. Dann setzt man sie<br />

mit kalter Butter aufs Feuer <strong>und</strong> lässt sie zugedeckt langsam 1:15 bis 1:30 St<strong>und</strong>e braten. Die Eingeweide nimmt man<br />

vorher heraus <strong>und</strong> wiegt sie ohne Magen <strong>und</strong> Leber, <strong>die</strong> nicht verwendet werden, mit ungeräuchertem Speck, ein wenig<br />

Zitronenschale <strong>und</strong> einigen Schalotten recht fein. Hierauf werden sie mit 2 Eigelb, 2 Esslöffel Jus, etwas Pfeffer, Salz <strong>und</strong><br />

geriebener Semmel untermengt <strong>und</strong> recht dick auf Semmelscheiben gestrichen, <strong>die</strong> man in Butter braun geröstet hat.<br />

Nachdem man <strong>die</strong> Scheiben recht dick mit Parmesankäse bestreut hat, lässt man sie kurz vor dem Anrichten auf einer<br />

Bratpfanne in Butter im Ofen schnell gar werden. Beim Anrichten legt man <strong>die</strong>se Croûtons, das so genannte Schnepfenbrot,<br />

auf <strong>die</strong> Schüssel im Kranze um <strong>die</strong> Schnepfen herum.<br />

Bekassinen<br />

Die Bekassine, <strong>die</strong> eine Abart der Schnepfe ist, wird ebenso bereitet<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 109 von 245


Kramtsvögel<br />

Diese werden nach »Das Ausnehmen von Hühnervögeln« vorgerichtet, nicht ausgenommen, aber gut gewaschen. Man<br />

setzt sie mit viel Butter (auf 2 Stück kann man 250 g rechnen) <strong>und</strong> etwas Wasser, am besten in einem irdenen Gefäß zum<br />

Feuer, streut etwas Salz darüber, gibt einige gestoßene Wacholderbeeren hinzu <strong>und</strong> bratet sie fest zugedeckt, bei<br />

einmaligem Umwenden weich.<br />

Salmi von Schnepfen, Feldhühnern, Kramtsvögeln oder Enten<br />

Man legt einige Scheiben rohen Schinken in einen Topf, das Geflügel darauf <strong>und</strong> gibt hinzu: Salz, einige gelbe Wurzeln,<br />

einige geschnittene Schalotten oder Zwiebeln, Zitronenscheiben <strong>und</strong> Butter <strong>und</strong> bratet das Geflügel, fest zugedeckt, gelb,<br />

gießt gute Fleischbrühe hinzu <strong>und</strong> lässt es vollends weich werden. Dann zerlegt man es mit einem scharfen Messer in<br />

kleine, zierliche Stückchen, stößt, was nicht zerlegt werden kann, nebst Lunge, Leber <strong>und</strong> dem Schinken im Mörser <strong>und</strong><br />

rührt es mit der Brühe durch ein Sieb. Zu <strong>die</strong>ser Sauce gibt man noch etwas gehackte Schalotten <strong>und</strong> 1 Messerspitze<br />

Pfeffer <strong>und</strong> kocht sie mit dem Fleisch eben durch.<br />

Ragout fin in Coquillen oder Muscheln<br />

Man verwendet hierzu Fleischreste von feinem Braten, Kalbsbraten, Lammbraten oder Geflügelbraten. Man lässt 2 Esslöffel<br />

Butter, 1 Esslöffel Mehl <strong>und</strong> 1 fein gehackte Zwiebel zusammen dämpfen, aber nicht bräunen, gibt 1 Obertasse brühe <strong>und</strong><br />

1 Glas Weißwein dazu <strong>und</strong> lässt eine sämige Sauce davon kochen. Hierauf nimmt man sie vom Feuer <strong>und</strong> rührt 6 fein<br />

gewiegte Sardellen, 1/2 Obertasse fein gehackte Morcheln, 3 Eidotter, 1/2 Obertasse heiße Sahne, etwas Zitronensaft <strong>und</strong><br />

1 Prise weißen Pfeffer darunter; mit der Sauce vermengt man das Fleisch, sowie Kalbshirn <strong>und</strong> Kalbsmidder, fein<br />

geschnittenen Fisch <strong>und</strong> Krebsschwänze, alles fein gewürfelt. Nachdem man das Ragout in <strong>die</strong> mit Butter ausgestrichenen<br />

Muschelschalen gefüllt hat, bestreut man <strong>die</strong> Oberfläche mit geriebenem Parmesankäse <strong>und</strong> lässt es noch kurze Zeit im<br />

Ofen backen. Für 12 Muscheln muss man 500 g Fülle rechnen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 110 von 245


Klöße <strong>und</strong> Farcen<br />

Klöße zu Suppen <strong>und</strong> Frikassees<br />

Die Vorbereitungen<br />

Will man eingeweichtes Weißbrot zu Klößen verwenden, so darf es nicht in warmem Wasser eingeweicht werden, wodurch<br />

es klebrig wird, sondern man lege es in kaltes Wasser, drücke es fest aus <strong>und</strong> zerreibe es möglichst fein in der Reibsatte. -<br />

Kartoffeln sollen vor dem Reiben ganz kalt sein.<br />

Das Formen der Klöße<br />

Fleischklöße zu Frikassees werden entweder mit den Händen aufgerollt, indem <strong>die</strong> Hand mit kaltem Wasser feucht gemacht<br />

wird, oder es wird, was appetitlicher ist, <strong>die</strong> Masse auf eine flache Schüssel gestrichen <strong>und</strong> mit einem Löffel, der jedes Mal<br />

in <strong>die</strong> kochende Bouillon oder in das kochende Wasser getaucht wird, ein Klößchen nach dem andern abgestochen.<br />

Teigklöße formt man am besten mit 2 Löffeln, <strong>die</strong> man in Mehl umwendet. – Zum Abstechen der Klöße taucht man den<br />

Löffel jedes Mal in <strong>die</strong> kochende Flüssigkeit.<br />

Das Kochen der Klöße<br />

Wenn <strong>die</strong> Teigklöße inwendig trocken geworden sind, so sind sie gar, <strong>die</strong> Fleischklöße, wenn man kein rohes Fleisch mehr<br />

sieht. Klöße zu Frikassee koche man nicht in der dicklichen Sauce, sondern in Bouillon oder Salzwasser. Alle Klöße müssen<br />

gleich, nachdem sie gekocht sind, angerichtet werden.<br />

Der Probekloß<br />

Wenn man <strong>die</strong> Klöße bereitet, so versäume man nicht, einen Probekloß zu kochen, um festzustellen, ob <strong>die</strong> Kloßmasse<br />

etwa zu weich oder zu fest ist. Im ersteren Falle gibt man noch etwas Mehl zum Kloßteig, im letzteren Falle verdünne man<br />

den Kloßteig durch etwas Eiweiß.<br />

Krebsklößchen<br />

Man rührt in einer Schüssel 2 bis 3 Esslöffel Krebsbutter weich <strong>und</strong> gibt 2 Eidotter, 1 Obertasse fein gehacktes Krebsfleisch,<br />

ebensoviel geweichtes Weißbrot, Muskatblüte <strong>und</strong> Salz hinzu <strong>und</strong> vermischt alles recht gut. Zuletzt zieht man das zu<br />

Schaum geschlagene Weiße der Eier nur leicht darunter, formt kleine, r<strong>und</strong>e Klöße <strong>und</strong> kocht sie in der Suppe 5 Minuten. –<br />

Das Krebsfleisch zu den Klößen wird aus den Scheren genommen, <strong>die</strong> Krebsschwänze gibt man beim Anrichten mit in <strong>die</strong><br />

Suppe.<br />

Fischklößchen<br />

Man lasse in 100 g guter Butter 1 fein gehackte Schalotte gelb schwitzen <strong>und</strong> rühre auf dem Feuer 100 g geriebene<br />

Semmel, 2 Esslöffel Sahne <strong>und</strong> 3 Eidotter hinzu, gebe <strong>die</strong> Masse in ein anderes Geschirr, rühre sofort ein ganzes Ei<br />

dazwischen <strong>und</strong> lasse sie erkalten. Unterdes wird 250 g rohes, von Haut <strong>und</strong> Gräten befreites Fischfleisch <strong>und</strong> 75 g<br />

Rindermark recht fein gehackt <strong>und</strong> danach in der Reibsatte zerrieben. Nachdem Salz, Muskatblüte, etwas weißer Pfeffer<br />

<strong>und</strong> sehr fein gehackte Petersilie, sowie <strong>die</strong> abgerührte Masse dazugegeben sind, wird alles mit einander verrührt. Nun<br />

streicht man <strong>die</strong> Masse auf eine flache Schüssel, sticht mit einem nass gemachten Löffel Klößchen aus <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong>selben<br />

5 Minuten in Bouillon gar.<br />

Fleischklößchen<br />

125 g mageres Schweinefleisch <strong>und</strong> 125 g Kalbfleisch ohne Sehnen wird fein gehackt. Dann wird 75 g Butter zu Sahne<br />

gerührt <strong>und</strong> 2 Eidotter, 75 g geweichtes Weißbrot, Salz, Zitronenschale <strong>und</strong> Muskatblüte hinzugefügt, nebst dem gehackten<br />

Fleisch <strong>und</strong> dem Eiweißschnee von einem Ei. Hiervon werden kleine Klöße aufgerollt <strong>und</strong> in Fleischbrühe gar gekocht. –<br />

Man kann auch nur Kalbfleisch verwenden <strong>und</strong> statt Zitronenschale <strong>und</strong> Muskatblüte als Würze fein gewiegte Petersilie<br />

nehmen.<br />

Hirnklößchen<br />

Man reinigt ein Kalbshirn, indem man es mehrmals kalt <strong>und</strong> warm abwäscht <strong>und</strong> häutet. Hierauf tut man 1 Esslöffel Butter in<br />

einen Tiegel, lässt fein gehackte Zwiebeln ein wenig darin schwitzen, gibt das Hirn hinein <strong>und</strong> dünstet es 5 Minuten auf<br />

schwachem Feuer im verdeckten Tiegel. Dann schüttet man es in eine Schüssel <strong>und</strong> rührt, bis es erkaltet ist. Nun gibt man<br />

2 ganze Eier, etwas Salz, 2 Esslöffel geriebene Semmel <strong>und</strong> etwas fein gehackte Petersilie hinzu. Nachdem man alles gut<br />

verrührt hat, formt man mit geriebener Semmel kleine Klößchen davon <strong>und</strong> gibt sie in <strong>die</strong> kochende Bouillon.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 111 von 245


Markklößchen<br />

50 g fein geschnittenes Rindermark vermischt man mit ebensoviel fein geschnittenem Weißbrot ohne Rinde <strong>und</strong> lässt es auf<br />

gelindem Feuer dünsten. Nachdem es erkaltet ist, rührt man 1 ganzes Ei, 2 Eidotter, <strong>und</strong> 40 g geriebenen Parmesankäse<br />

nebst Salz <strong>und</strong> etwas Muskatnuss dazu. Nun gibt man noch so viel Mehl dazu, dass man lockere Klößchen davon formen<br />

kann.<br />

Schwammklößchen oder Schwemmklößchen<br />

1 Obertasse Milch, ebensoviel Mehl <strong>und</strong> 1/2 Esslöffel Butter rührt man über Feuer, bis <strong>die</strong> Masse sich vom Topfe löst.<br />

Nachdem sie etwas abgekühlt ist, rührt man 2 Eidotter, 1 Messerspitze Muskatblüte, Salz, noch 1/2 Esslöffel Butter,<br />

gestoßenen Zwieback <strong>und</strong> zuletzt das von einem Ei zu Schaum geschlagene Weiße gut durch. Man sticht <strong>die</strong> Klöße mit<br />

einem nassen Löffel ab <strong>und</strong> kocht sie 10 Minuten.<br />

Zwiebackklößchen<br />

Man rührt 1 Esslöffel Butter zur Sahne, gibt dazu 2 ganze Eier <strong>und</strong> etwas Muskatnuss. Hat man <strong>die</strong>s eine gute Weile stark<br />

gerührt, so fügt man nach <strong>und</strong> nach unter fortwährendem Rühren 4 gehäufte Esslöffel Zwieback hinzu. Wenn man alles gut<br />

verrührt hat, so rollt man kleine Klößchen davon auf, wozu man etwas Zwieback verwendet. Die Klöße werden alle zugleich<br />

in <strong>die</strong> kochende Bouillon gegeben <strong>und</strong> nur einmal aufgekocht, worauf man den Topf schnell vom Feuer nimmt <strong>und</strong><br />

zugedeckt an der Seite des Feuers ziehen lässt, weil sonst <strong>die</strong> Klöße zu fest werden.<br />

Grießklößchen<br />

Man rühre 75 g Grießmehl mit 125 ml halb Wasser, halb Milch <strong>und</strong> einer Walnussdick Butter über Feuer so lange, bis <strong>die</strong><br />

Masse ganz steif ist. Dann reibt man noch reichlich ebensoviel Butter weich, gibt Muskatblüte, Salz, 3 Eidotter, den etwas<br />

abgekühlten Grießbrei <strong>und</strong> zuletzt das zu Schaum geschlagene Weiße von 2 Eiern hinzu. Dieser Teig wird löffelweise in <strong>die</strong><br />

kochende Suppe gegeben <strong>und</strong> 10 Minuten langsam gekocht.<br />

Grießklößchen zu Obstsuppen (billig)<br />

1 Obertasse Grieß wird mit 1 Obertasse Milch, ebensoviel Wasser, einem walnussgroßen Stück Butter, ein wenig Salz <strong>und</strong><br />

1 Esslöffel Zucker über dem Feuer abgerührt. Nach dem Erkalten sticht man mit dem Löffel Klößchen von der Masse <strong>und</strong><br />

legt sie in <strong>die</strong> kalte Obstsuppe.<br />

Eierklößchen<br />

Etwa 1 St<strong>und</strong>e vor dem Anrichten muss man <strong>die</strong>se Klößchen vorbereiten, indem man 250 ml Fleischbrühe oder Milch,<br />

4 Eier, gut geschlagen, etwas fein gehackte Petersilie oder ein wenig Muskatblüte <strong>und</strong> Salz in einen mit Butter bestrichenen<br />

Topf tut. Man stellt den Topf in kochendes Wasser, lässt den Teig darin dick werden <strong>und</strong> sticht Klößchen davon in <strong>die</strong><br />

angerichtete Suppe. – Um Eier zu sparen, kann man auch zu obiger Masse 2 Eier nehmen <strong>und</strong> da<strong>für</strong> 1 Esslöffel feines<br />

Mehl, doch werden <strong>die</strong> Klöße dann nicht so locker. Während der Kloßteig im kochenden Wasser steht, darf er nicht gerührt<br />

werden.<br />

Weißbrotklößchen<br />

75 g Butter wird zu Sahne gerieben, dazu werden 2 Eidotter gegeben, ferner etwas Muskatblüte oder fein gehackte<br />

Petersilie <strong>und</strong> 3 feine Weißbrötchen, <strong>die</strong> man ohne Rinde in Wasser einweicht. Zuletzt fügt man den Eiweißschaum von<br />

2 Eiern dazu <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Klößchen nach Vorschrift.<br />

Grammklößchen<br />

50 g Butter, 50 g Mehl, 50 g Wasser (etwa 2 Esslöffel) werden untereinander gemischt, über Feuer gerührt, bis der Teig<br />

recht trocken ist, danach etwas abgekühlt <strong>und</strong> mit 2 Eidottern, 1 Eiweiß, etwas Salz <strong>und</strong> Muskatblüte verrührt. Das Kochen<br />

geschieht wie in »Das Kochen der Klöße« beschrieben.<br />

Kartoffelklößchen<br />

1 Esslöffel Butter wird zu Sahne gerührt, 2 Eidotter, 1 Untertasse voll geriebenes Weißbrot, ebensoviel gekochte <strong>und</strong><br />

geriebene Kartoffeln, etwas abgeriebene Zitronenschale, Muskatnuss <strong>und</strong> Salz werden allmählich dazugerührt, <strong>und</strong> zuletzt<br />

wird der steife Eierschaum nur eben darunter gemischt. Von <strong>die</strong>ser Masse rollt man kleine Klößchen auf <strong>und</strong> lässt sie<br />

10 Minuten in der Suppe kochen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 112 von 245


Ravioli oder Fleischtaschen<br />

Man bereitet von 200 g Mehl, 1 Teelöffel Salz, 1 ganzen Ei, 1 Eidotter <strong>und</strong> 1 Esslöffel zerpflückter Butter einen zarten<br />

Nudelteig. Hierauf wird er mit Mehl bestreut <strong>und</strong> mit einer Serviette zugedeckt <strong>und</strong> muss einige Zeit stehen. Alsdann rollt<br />

man den Teig etwa so dünn wie einen Strohhalm aus, wobei man das Brett <strong>und</strong> das Mangelholz mit Mehl bestreut. Man<br />

schneidet den Teig in viereckige handgroße Stücke, in <strong>die</strong> Mitte jedes Stückes legt man ein walnussgroßes Stück<br />

Fleischfarce, schlägt <strong>die</strong> Teigplatte zusammen, so dass ein Dreieck entsteht, drückt <strong>die</strong> Teigränder aneinander <strong>und</strong> kocht<br />

<strong>die</strong> Fleischtaschen in Brühe gar. Man kann <strong>die</strong> Teigplatten auch r<strong>und</strong> mit einem Kuchenrädchen ausrollen <strong>und</strong> dann ebenso<br />

verfahren.<br />

Klöße von Eiweißschaum zu Wein-, Bier- <strong>und</strong> Milchsuppen<br />

Man schlägt das Eiweiß mit Zucker zu steifem Schaum, sticht mit dem Löffel Klöße ab, legt sie auf <strong>die</strong> kochend heiß<br />

angerichtete Suppe, bestreut sie stark mit Zucker <strong>und</strong> Zimt <strong>und</strong> deckt <strong>die</strong> Terrine schnell zu.<br />

Apfelklößchen zu Weinsuppen<br />

Man bratet 10 Borsdorfer Äpfel mit der Schale im Ofen weich, zieht ihnen, nachdem sie abgekühlt sind, <strong>die</strong> Haut ab <strong>und</strong><br />

streicht sie durch ein Sieb. Dann reibt man 75 g Butter mit 75 g Zucker zu Schaum, rührt 3 Eidotter dazu, sowie 3 Esslöffel<br />

gestoßenen Zwieback, gibt sie zu dem Apfelmus, vermischt beides gut <strong>und</strong> lässt es damit stehen. Zuletzt fügt man noch <strong>die</strong><br />

fein geriebene Schale von 1/4 Zitrone, etwas gestoßenen Zimt, 6 geriebene, süße Mandeln <strong>und</strong> das zu Schnee geschlagene<br />

Weiße der 3 Eier dazu. Nachdem alles gut vermischt ist, probiert man einen Kloß durch Kochen, ob der Teig auch fest<br />

genug ist. Dann kocht man <strong>die</strong> Klößchen 5 Minuten in der Weinsuppe.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 113 von 245


Klöße mit Sauce oder Obst<br />

Klöße zu Suppen <strong>und</strong> Frikassees<br />

Weißbrotklöße oder Semmelklöße (feine Art)<br />

Zu 2 Esslöffel geschmolzener Butter rührt man 4 Eidotter, etwas Salz, 1 gehäuften Esslöffel Mehl, 6 Weißbrötchen ohne<br />

Kruste, in Wasser geweicht, <strong>und</strong> zuletzt den Eiweißschaum der Eier. Diese Masse sticht man mit dem Löffel aus <strong>und</strong> kann<br />

sie in dem fast fertigen Obst, das dann reichlich Sauce haben muss, kochen, wobei <strong>die</strong> Klöße etwa 30 Minuten zum<br />

Garwerden erfordern, oder man kocht sie in kochendem Wasser mit Salz 15 Minuten.<br />

Weißbrotklöße oder Semmelklöße (einfach)<br />

Man schneidet von 6 Weißbrötchen <strong>die</strong> Rinde in kleine Würfel <strong>und</strong> bratet sie in Butter oder Speck gelb. Dann schüttet man<br />

so viel Milch auf das Weißbrot, dass es gut darin weichen kann, zerreibt es mit der Milch, gibt 4 Eier, Salz, Muskat, 1 Löffel<br />

geschmolzene Butter <strong>und</strong> <strong>die</strong> gebratene Kruste dazu, rührt alles gut untereinander <strong>und</strong> fügt so viel Mehl hinzu (etwa 4 bis<br />

6 Esslöffel), bis der Teig fest genug ist. Man kocht <strong>die</strong> Klöße wie unter »Weißbrotklöße oder Semmelklöße (feine Art)«.<br />

Milchklöße<br />

Man setzt <strong>für</strong> 4 Personen 1,5 l Milch auf, der man auch etwas Wasser zusetzen kann, fügt Zimt, Zitronenschale, Zucker <strong>und</strong><br />

ein wenig Salz bei <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Milch kochen. Vorher hat man einen Kloßteig bereitet, wie zu Semmelklößen, <strong>und</strong> sticht nun<br />

mit dem Löffel, den man vorher jedes Mal in kochende Milch tauchen muss, <strong>die</strong> Klöße ab, tut sie einzeln in <strong>die</strong> kochende<br />

Milch <strong>und</strong> lässt sie darin gar kochen. – Noch herzhafter schmeckt das Gericht, wenn man Zucker <strong>und</strong> Gewürze fortlässt <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Milch nur salzt.<br />

Kartoffelklöße zu Obst<br />

500 g Kartoffeln, <strong>die</strong> am Tage vorher mit der Schale gekocht worden sind, werden geschält <strong>und</strong> gerieben; 4 Esslöffel Mehl,<br />

Muskatnuss, Salz, 2 Esslöffel geschmolzene Butter <strong>und</strong> 4 Eier, das Weiße zu Schaum geschlagen, werden damit wohl<br />

verrührt. Dann werden mit dem Löffel Klöße abgestochen, <strong>die</strong> in kochendem Salzwasser 15 Minuten gekocht werden. Man<br />

gibt hierzu braune Butter oder Backobst. Hierzu eignen sich nur mehlige Kartoffeln.<br />

Kartoffelklöße zu Fleisch<br />

Die mit der Schale in Wasser gekochten Kartoffeln werden abgeschält <strong>und</strong>, nachdem sie völlig kalt geworden, gerieben.<br />

1 bis 2 Weißbrötchen schneidet man in Würfel <strong>und</strong> bratet <strong>die</strong>se in Butter oder Rinderfett braun. Man nimmt auf einen<br />

Suppenteller voll geriebener Kartoffeln 2 Eier, das Weiße zu Schaum geschlagen, <strong>und</strong> 75 g zerlassene Butter. Man<br />

vermischt alles gut, wobei auch Salz <strong>und</strong> Muskatnuss hinzugefügt wird <strong>und</strong> rollt faustdicke Klöße auf, <strong>die</strong> mit Mehl bestreut,<br />

in kochendem Salzwasser gekocht werden, bis sie inwendig trocken sind, etwa 10 bis 15 Minuten. – Eine Hauptbedingung<br />

zum Geraten <strong>die</strong>ser Klöße sind mehlige Kartoffeln.<br />

Thüringer Kartoffelklöße von rohen Kartoffeln<br />

Reichlich 500 g große Kartoffeln werden früh geschält <strong>und</strong> gerieben, worauf man sie sofort in kaltes Wasser tut, das man<br />

zweimal, wenn sich <strong>die</strong> Kartoffeln gesetzt haben, vorsichtig abgießt <strong>und</strong> durch neues ersetzt. Hierauf lässt man sie ruhig<br />

stehen. Etwa 30 Minuten vor dem Anrichten presst man sie durch ein sauberes Tuch oder mittels einer Presse ganz trocken<br />

aus, doch achte man darauf, dass man das Kartoffelmehl, das sich am Boden der Schüssel ansetzt, mit verwendet. Die<br />

trockene Masse zerpflückt man in einer Schüssel <strong>und</strong> übergießt sie mit kochendem Grießbrei, den man aus 2 Obertassen<br />

Milch <strong>und</strong> 1/2 Obertasse Grieß gekocht hat. Nun mengt man noch 2 Eier, Salz <strong>und</strong> in Rindsfett geröstete Semmelbröckchen<br />

von einem Weißbrot darunter, formt nicht zu kleine Klöße <strong>und</strong> bringt sie sofort in kochendes Salzwasser. Man lässt sie<br />

15 bis 20 Minuten kochen <strong>und</strong> serviert sie zu Hammel- oder Rinderbraten oder auch Schweinebraten mit reichlich Sauce.<br />

Räuberknödel<br />

1 kg recht große mehlige Kartoffeln werden am Abend vorher geschält, gut gewaschen <strong>und</strong> in kaltes Wasser hineingerieben.<br />

Dies Wasser wird bei vorsichtigem Abgießen zweimal erneuert. Nachdem man hierauf das Wasser wieder abgegossen, tut<br />

man <strong>die</strong> Kartoffeln in eine Serviette <strong>und</strong> presst sie trocken aus. Das ausgedrückte Wasser lässt man stehen, bis <strong>die</strong> Stärke<br />

sich zu Boden gesetzt hat, worauf man es abgießt. Man gibt <strong>die</strong> Stärke zu der zerpflückten Kartoffelmasse, rührt 1 bis<br />

2 Eier, sowie das nötige Salz dazwischen <strong>und</strong> mengt geröstete Semmelbröckchen dazwischen. Über das Formen <strong>und</strong><br />

Kochen der Klöße, Siehe »Thüringer Kartoffelklöße von rohen Kartoffeln«.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 114 von 245


Wickelklöße<br />

Man rührt 1 Obertasse Mehl mit 1 Obertasse warmer Milch <strong>und</strong> etwas Salz an, gibt 2 Eidotter <strong>und</strong> 2 Esslöffel zerlassene<br />

Butter dazu <strong>und</strong> lässt den Teig, nachdem alles gut verrührt ist, 15 Minuten am warmen Ofen stehen. Dann schneidet man<br />

ein Weißbrötchen in Würfel <strong>und</strong> röstet <strong>die</strong>se in Butter hellgelb. Hierauf rollt man mit dem Mangelholz von dem Teig Platten<br />

aus, wobei man Mangelholz <strong>und</strong> Brett mit Mehl bestäubt; <strong>die</strong> Platten müssen etwa 5 mm stark sein, <strong>und</strong> davon schneidet<br />

man Streifen wie 3 Finger breit, bestreut sie mit gerösteten Semmelwürfeln <strong>und</strong> rollt sie zu Klößen auf. Das oberste Ende<br />

des Teigstreifens, sowohl wie <strong>die</strong> Seiten befestigt man durch Andrücken aneinander. Man lässt <strong>die</strong> Klöße 15 bis 20 Minuten<br />

in Salzwasser kochen <strong>und</strong> richtet sie sofort mit geschmortem Obst an. – Man kann sie auch in Rindfleischbrühe mit fein<br />

gewiegter Petersilie kochen <strong>und</strong> mit gekochtem Rindfleisch anrichten.<br />

Leberklöße<br />

Zu einer Kalbsleber von mittlerer Größe, <strong>die</strong> man abgehäutet, gehackt <strong>und</strong> durch ein Sieb gerührt hat, gibt man ein Eidick<br />

fein gehackten Speck, 4 ganze Eier, 1/2 Tasse Wasser, Salz, Muskatnuss <strong>und</strong> etwas Pfeffer, 100 g gewürfeltes, in Butter<br />

geröstetes Weißbrot, auch nach Belieben fein gehackte Zwiebeln <strong>und</strong> so viel Mehl, als zum Zusammenhalten der Klöße<br />

nötig ist. Dann formt man faustgroße Klöße, lässt sie 10 Minuten stark kochen <strong>und</strong> richtet sie auf einer heiß gemachten<br />

Schüssel an.<br />

Semmelkloß zu Obst<br />

Man rechnet auf jede Person 2 Weißbrötchen, 1 Ei <strong>und</strong> 20 g Butter. Die Kruste des Brotes wird abgeschnitten, fein gewürfelt<br />

<strong>und</strong> in Butter gelb gebraten. Das Weißbrot wird gerieben, durch ein Sieb gerührt <strong>und</strong> mit Milch angefeuchtet. Dann wird <strong>die</strong><br />

Butter mit den Eidottern gut verrührt, Salz <strong>und</strong> das Weißbrot hinzugegeben <strong>und</strong> zuletzt der steife Schnee darunter gemischt.<br />

Vorher hat man frische Birnen oder Backobst mit reichlich Wasser <strong>und</strong> Zucker schon eine gute Weile gekocht. Nun formt<br />

man von dem Teig einen großen Kloß, gibt ihn in <strong>die</strong> Mitte des Obstes hinein <strong>und</strong> lässt ihn darin gar kochen, worauf man<br />

etwa 1:00 St<strong>und</strong>e rechnen muss.<br />

Dampfnudeln<br />

1 kg Mehl, 250 ml lauwarme Milch, 3 ganze Eier, 1 Obertasse voll geschmolzener Butter, 35 g Bärme <strong>und</strong> 2 Esslöffel<br />

Zucker. Die Hälfte des Mehls rührt man mit Milch, Salz, Zucker <strong>und</strong> Bärme an <strong>und</strong> lässt es aufgehen. Dann rührt man das<br />

übrige Mehl, Butter <strong>und</strong> Eier hinzu <strong>und</strong> macht es zu einem Teig, den man stark schlägt <strong>und</strong> nochmals aufgehen lässt. Nun<br />

formt man kleine Bällchen, indem man den Teig dick ausrollt <strong>und</strong> mit einem Weinglase Klöße davon absticht, <strong>die</strong> man<br />

alsdann zum dritten Male aufgehen lässt. Man gibt sie in einen Tiegel, worin man reichlich Butter hat gelbbraun werden<br />

lassen, gießt 250 ml Milch darunter, deckt ihn ganz fest zu <strong>und</strong> legt ein feuchtes Tuch obenauf. Nach etwa 10 Minuten,<br />

wenn <strong>die</strong> unterste Seite braun geworden ist, wendet man <strong>die</strong> Nudeln um <strong>und</strong> lässt sie offen auf der anderen Seite braun<br />

werden. Auch kann man sie 30 Minuten mit Wasser <strong>und</strong> Salz kochen. Man gibt braune Butter <strong>und</strong> Obst dazu.<br />

Hefenklöße oder Bärmklöße<br />

Man macht von 1 kg Mehl, 200 g Butter, 500 ml lauwarmer Milch, 3 bis 4 Eiern, 50 g Bärme <strong>und</strong> Salz einen Kloßteig, den<br />

man mit dem Löffel stark schlägt, lässt ihn 1 St<strong>und</strong>e am warmen Ofen aufgehen, formt r<strong>und</strong>e Klöße davon <strong>und</strong> lässt sie<br />

30 Minuten in Salzwasser zugedeckt kochen. Sobald man <strong>die</strong> Klöße herausnimmt, muss man jeden einzelnen mit einem<br />

spitzen Messer oben kreuzweise einreißen, weil sonst <strong>die</strong> Klöße zusammenfallen. Man richtet sie schnell mit brauner Butter<br />

oder Obst an.<br />

Apfelklöße<br />

1 Suppenteller voll in kleine Würfel geschnittene, säuerliche Äpfel, 2 Obertassen Milch, 2 Esslöffel Zucker, etwas geriebene<br />

Zitronenschale, 4 Eier <strong>und</strong> 2 Esslöffel geschmolzene Butter werden gut miteinander vermischt, worauf man so viel<br />

geriebenes Weißbrot darunter rührt, dass es einen guten Teig gibt. Nun werden Klöße davon mit dem Löffel abgestochen, in<br />

Wasser <strong>und</strong> Salz gekocht, mit Zucker bestreut <strong>und</strong> mit Weinsauce angerichtet.<br />

Kirschklöße<br />

500 g ausgesteinte, saure Kirschen werden in Wasser mit Zucker, ein wenig Zitronenschale <strong>und</strong> Nelken langsam weich<br />

gekocht. Nachdem sie etwas abgekühlt, gibt man 1 Esslöffel geschmolzene Butter, 4 Eier <strong>und</strong> so viel geriebenes Weißbrot<br />

hinzu, dass <strong>die</strong> Klöße beim Kochen aneinander halten, was man erst mit einem Probekloß versuchen muss. Man lässt sie<br />

5 bis 10 Minuten kochen <strong>und</strong> gibt eine Schaumsauce oder eine Milchsauce dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 115 von 245


Brandteigklöße mit Backobst<br />

Auf 3 bis 4 Personen nach einer etwas sättigenden Suppe: Reichlich 250 ml Milch, 1 Esslöffel Butter, 125 g Mehl, 125 g<br />

geriebene Semmel, 75 g Speck, 4 Eier <strong>und</strong> etwas Salz. – Die Milch wird mit dem Mehl vermengt <strong>und</strong> nebst der Butter über<br />

Feuer gerührt, bis das Mehl gar ist <strong>und</strong> sich gehörig vom Topfe löst, wonach man es in einer Schale abdampfen lässt.<br />

Unterdes wird der in feine Würfel geschnittene Speck langsam ausgebraten. Danach rührt man allmählich <strong>die</strong> Eidotter zu<br />

dem abgebrannten Mehl, sowie auch abwechselnd <strong>die</strong> übrigen Zutaten <strong>und</strong> mischt zuletzt das zu Schaum geschlagene<br />

Eiweiß hindurch. Man sticht Klöße davon ab, kocht sie 5 Minuten in gesalzenem Wasser <strong>und</strong> richtet sie auf einer Schüssel<br />

an. Es wird gekochtes Obst dazu angerichtet.<br />

Speckklöße<br />

Man nimmt <strong>für</strong> 4 Personen 5 Obertassen Mehl, 4 Obertassen Wasser, 4 Eier <strong>und</strong> 75 g Speck. Der letztere wird in feine<br />

Würfel geschnitten <strong>und</strong> langsam gelblich ausgebraten. 4 Obertassen Mehl wird mit dem Wasser angerührt <strong>und</strong> nebst<br />

2 Teelöffel Salz zum Speck geschüttet, worauf man <strong>die</strong> Masse über dem Feuer rührt, bis sie sich vom Boden löst. Ist <strong>die</strong><br />

Masse etwas abgekühlt, so werden <strong>die</strong> Eier nach <strong>und</strong> nach <strong>und</strong> noch 1 Obertasse Mehl dazwischen gerührt. Dann werden<br />

Klöße davon abgestochen <strong>und</strong> <strong>die</strong>se in Salzwasser 10 Minuten gekocht.<br />

Schinkenklöße oder -knödel<br />

250 g magerer gekochter Schinken wird fein gewiegt; ein Weißbrötchen, das man in kleine Würfel geschnitten, wird nebst<br />

einer fein zerschnittenen Schalotte in Butter geröstet <strong>und</strong> mit dem Schinken vermischt. Außerdem fügt man 2 Eier <strong>und</strong> ein<br />

geweichtes <strong>und</strong> wieder ausgedrücktes Brötchen <strong>und</strong> noch so viel geriebene Semmel hinzu, dass man einen festen Kloßteig<br />

erhält, den man mit wenig Pfeffer würzt. Man formt r<strong>und</strong>e Klöße davon, kocht sie in ungesalzenem Wasser <strong>und</strong> serviert sie<br />

mit Kartoffelsalat.<br />

Tiroler Knödel<br />

Man schneidet 50 g geräucherten Speck, 100 g frisch gekochtes Schweinefleisch <strong>und</strong> 2 Semmeln, jedes <strong>für</strong> sich, in Würfel.<br />

Man bratet den Speck aus, gibt Petersilie, Zwiebel <strong>und</strong> Semmel hinzu <strong>und</strong> lässt sie schwach rösten; dann mengt man das<br />

Fleisch darunter <strong>und</strong> gibt 1 Obertasse Milch, <strong>die</strong> man mit 3 Eiern abgequirlt, darüber <strong>und</strong> lässt alles gut durchziehen. Kurz<br />

vor dem Kochen rührt man 1 Obertasse grobes Mehl dazwischen <strong>und</strong> formt r<strong>und</strong>e Klöße, <strong>die</strong> man etwa 30 Minuten in<br />

Fleischbrühe kochen lässt. Man serviert sie mit Kartoffelsalat oder Meerrettich.<br />

Farcen <strong>und</strong> Füllsel<br />

Die Farcemasse<br />

Die Farcemasse darf nicht so fest sein wie Kloßteig. Das Hacken des Fleisches erleichtert man sich, indem man dasselbe<br />

durch <strong>die</strong> Fleischhackmaschine drückt. Will man <strong>die</strong> Farce recht fein herstellen, so streicht man <strong>die</strong> fertig gerührte Masse<br />

durch ein Sieb. Jede Farce muss, ehe sie verwendet wird, probiert werden auf ihre Festigkeit. Man kocht zu <strong>die</strong>sem Zwecke<br />

ein Probeklößchen; erweist sich <strong>die</strong> Masse zu fest, so mengt man etwas Butter oder Sahne darunter; ist sie dagegen zu<br />

weich, so gibt man ihr durch ein Eidotter oder geriebene Semmel <strong>die</strong> nötige Festigkeit. Die Gewürze sind bei den einzelnen<br />

Vorschriften angegeben, können aber leicht, je nach Geschmack, eine Änderung erfahren.<br />

Wild- oder Schweinefleischfarce (zu Pasteten)<br />

4 Teile rohes Wildfleisch ohne Haut <strong>und</strong> Sehnen oder 6 Teile mageres Schweinefleisch wird mit 1 Teil frischen Speck recht<br />

fein gehackt. Nun gibt man fein gewiegte Zitronenschale, Schalotten, Estragon, Kapern, 2 Teile geweichtes Weißbrot, Salz,<br />

einige Eidotter <strong>und</strong> das zu Schaum geschlagene Eiweiß hinzu. Alles wird gut untereinander verrührt <strong>und</strong> nach Vorschrift<br />

benutzt.<br />

Rindfleischfarce<br />

250 g mageres Rindfleisch <strong>und</strong> 75 g Nierenfett werden recht fein gehackt <strong>und</strong> Salz, abgeriebene Zitronenschale,<br />

1 geriebene, in Butter gedämpfte Zwiebel, 1 geweichtes Weißbrötchen, sowie 2 Eigelb hinzugegeben <strong>und</strong> gut verrührt.<br />

Zuletzt wird das zu Schnee geschlagene Weiße der Eier leicht darunter gemischt.<br />

Kalbfleischfarce (zu Klößchen)<br />

250 g Kalbfleisch wird mit 35 g Rindermark oder Nierenfett fein gehackt. 75 g geschmolzene Butter, etwas Muskat, 2 Eier<br />

<strong>und</strong> 1 geweichtes Weißbrötchen werden hinzugegeben, <strong>und</strong> alles wird gut miteinander verrührt. Diese Füllung verwendet<br />

man vorzüglich zum Füllen von Gurken, Kohlrabi, Kohl <strong>und</strong> auch Kalbsbrust.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 116 von 245


Abpassierte Kalbfleischfarce<br />

250 g rohes Kalbfleisch wird in Stücke geschnitten <strong>und</strong> mit 35 g Nierenfett <strong>und</strong> 20 g Butter 30 Minuten auf mäßigem Feuer<br />

gedünstet. Danach nimmt man das Fleisch heraus <strong>und</strong> wiegt es recht fein. In dem zurückgelassenen Fett <strong>und</strong> Saft rührt man<br />

2 Eier <strong>und</strong> 50 g eingeweichte Semmel wie ein Rührei ab, gibt <strong>die</strong>s dann zu dem gewiegten Fleisch <strong>und</strong> verrührt beides mit<br />

Pfeffer, Salz <strong>und</strong> nach Belieben Muskat. Diese Füllung verbraucht man zu Gurken, Kohlrabi, Kohl oder auch zu Kalbs- <strong>und</strong><br />

Ziegenbrust.<br />

Geflügelfarce<br />

Man wiegt das Brustfleisch von Hühnern oder Kapaunen <strong>und</strong> streicht es durch ein Sieb. Zu 125 g Fleisch gibt man 50 g<br />

Kalbsmilch, fein gewiegt, 50 g Butter <strong>und</strong> 50 g geweichte <strong>und</strong> auf dem Feuer abgerührte Semmel, ferner 1 Ei, Salz,<br />

1 gewiegte Schalotte, etwas Petersilie, nach Belieben auch Champignons, <strong>und</strong> verrührt alles gut miteinander.<br />

Leberfarce<br />

Man rührt 100 g Butter mit 2 Eiern schaumig, tut 200 g fein gewiegte Kalbsleber oder Gänseleber, 2 Esslöffel gute Bouillon<br />

oder Bratenjus, 100 g geriebene Semmel, 2 gewiegte, gedünstete Schalotten <strong>und</strong> 2 Esslöffel ebenfalls gewiegte<br />

Champignons oder Trüffeln, nebst Petersilie, Salz <strong>und</strong> Pfeffer hinzu <strong>und</strong> rührt alles gut durcheinander.<br />

Fischfarce<br />

Man verwendet hierzu Hecht oder Zander, löst das Fleisch aus Haut <strong>und</strong> Gräten <strong>und</strong> wiegt es ganz fein. Auf 250 g<br />

Fischfleisch rechnet man nun 1 Obertasse Wasser, in das man, sobald es kocht, 2 Esslöffel Mehl tut <strong>und</strong> unter beständigem<br />

Quirlen klar kocht. Nachdem der Brei ausgekühlt ist, verrührt man ihn gut mit dem Fischfleisch, gibt 2 Eier, 100 g<br />

geschmolzene Butter, Salz, Pfeffer <strong>und</strong> Muskatnuss hinzu, verrührt alles gut miteinander <strong>und</strong> streicht das Füllsel durch ein<br />

Sieb.<br />

Semmelfarce<br />

(Füllung <strong>für</strong> 1 Kalbsbrust oder 8 Tauben.) Man rührt 75 g Butter weich, gibt 3 Eidotter, etwas gestoßene Muskatblüte oder<br />

geriebene Zitronenschale, Salz, 375 g geriebenes Weißbrot <strong>und</strong> das zu Schaum geschlagene Eiweiß hinzu.<br />

Krebsfarce<br />

Diese Farce wird ebenso bereitet wie »Fischfarce«, doch nimmt man statt des Hechtfleisches das Fleisch von 15 Krebsen,<br />

<strong>die</strong> man vorher in Salzwasser abgekocht hat, <strong>und</strong> statt der frischen Butter Krebsbutter. – Auch von Hummer kann man in<br />

derselben Weise ein Füllsel bereiten.<br />

Mandelfarce<br />

(Füllung <strong>für</strong> 1 Puter.) 100 g schaumig gerührte Butter, 3 Eidotter, ein wenig Muskatblüte, 1 Obertasse süße Mandeln, fein<br />

gestoßen, 2 Obertassen geriebenes Weißbrot <strong>und</strong> 1/2 Obertasse gute Sahne werden stark gerührt. Dann wird der Schaum<br />

von 2 Eidottern darunter gemischt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 117 von 245


Pasteten<br />

Große Pasteten<br />

Einteilung der Pasteten<br />

Die Pasteten werden warm <strong>und</strong> kalt gegessen <strong>und</strong> weisen in der Art ihrer Ausführung große Mannigfaltigkeit auf. Zu den<br />

großen Pasteten gehören <strong>die</strong> eigentlichen Pasteten, Schüsselpasteten, Stürzpasteten <strong>und</strong> Poupetons. Sie werden kalt oder<br />

warm vor dem Braten als Zwischengericht gegeben. Einige englische Obstpasteten gibt man nach dem Braten an Stelle des<br />

Puddings, ihre Herstellung ist deshalb auch im Abschnitt von den Puddings behandelt.<br />

Das Backen der Pasteten<br />

Pasteten werden in Pasteten- oder Tortenpfannen, am besten in der Springform gebacken. In solcher Form gebacken, kann<br />

man <strong>die</strong> Pasteten unbeschädigt aus der Form bringen <strong>und</strong> bequem auf <strong>die</strong> Schüssel schieben, auf der man sie zur Tafel<br />

bringen will. Die Schüsselpasteten werden auf der Schüssel, auf der sie gebacken wurden, auf <strong>die</strong> Tafel gebracht.<br />

Pastetennäpfe werden ohne Form gebacken <strong>und</strong> zwar häufig hohl. Die Stürzpasteten werden in einer halbr<strong>und</strong>en Form<br />

gebacken <strong>und</strong> alsdann gestürzt.<br />

Pastetenteige<br />

Zur Bereitung der Pasteten kommen 3 Teigarten in Betracht, <strong>die</strong> sich nach dem Inhalt richten. Zu Pasteten mit feinem<br />

Geflügel, Lamm- oder Kalbfleisch, als Frikassee zubereitet, nimmt man Blätterteig. Die Zubereitung ist im Kapitel<br />

»Backwerk« beschrieben. Soll das Fleisch in der Pastete gar gemacht werden, so nimmt man Butterteig, den letzteren auch<br />

zu Hasen-, Hirsch- <strong>und</strong> Wildschweinefleisch usw., doch wird zu Wild auch der in »Wildpastete mit Wasserteig«<br />

beschriebene Wasserteig genommen, der jedoch nicht gegessen werden kann.<br />

Fleurons, Garnitur <strong>für</strong> Ragout <strong>und</strong> Frikassee<br />

Nachdem man Blätterteig angefertigt <strong>und</strong> ihn zum letzten Male ausgerollt hat, schneidet man aus der Teigplatte beliebige<br />

kleine Figuren, Ringe, Sterne, Halbmonde oder dergleichen, bestreicht sie mit Ei <strong>und</strong> backt sie auf einem Kuchenblech in<br />

ziemlich starker Hitze. Man kann <strong>die</strong> Figuren auch mit einem Ausstecher von Blech ausstechen.<br />

Wildpastete mit Wasserteig<br />

Man lässt zu einer mittelgroßen Pastete 500 ml Wasser mit 125 g Butter <strong>und</strong> 125 g Nierenfett kochen, nimmt 1,5 kg Mehl<br />

auf das Backbrett, macht in der Mitte eine Vertiefung, rührt das kochende Wasser nach <strong>und</strong> nach zum Mehl <strong>und</strong> macht<br />

einen festen Teig daraus, den man aber stark verarbeiten <strong>und</strong> der so steif sein muss, dass ein Stück, das man in <strong>die</strong> Höhe<br />

zieht, stehen bleibt. Vorher wird das Fleisch, es sei Hasen-, Reh-, Hirsch- oder Wildschweinefleisch gewaschen, von Haut<br />

<strong>und</strong> Sehnen befreit, in passende Stücke geschnitten <strong>und</strong> mit gröblich geschnittenem Speck durchzogen. Dann nimmt man<br />

Schalotten, Zitronenschale, Estragon, Basilikum, Majoran, Salz, Nelken, Pfeffer <strong>und</strong> Nelkenpfeffer, alles fein gestoßen, gibt<br />

Essig hinzu, reibt das Fleisch damit ein, legt es mit einigen Lorbeerblättern <strong>und</strong> etwas Butter auf Speckscheiben in einen<br />

Topf <strong>und</strong> lässt es fest zugedeckt halb gar werden. Zugleich wird eine Farce nach Kapitel »Die Farcenmasse« bereitet. Nun<br />

rollt man 1 Stück Teig als Unterblatt 1/2 Finger dick aus, legt es in <strong>die</strong> mit Butter bestrichene Form, rollt 1 Stück Teig zum<br />

Rande mit den Händen r<strong>und</strong> <strong>und</strong> lang wie zu einem Kringel, drückt es mit dem Rollholz platt, ungefähr eine Handbreit<br />

auseinander <strong>und</strong> schneidet beide Enden glatt ab. Der Rand muss höher sein, als das darin liegende Fleisch, damit Raum <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Sauce bleibt, <strong>die</strong> später hineingeschüttet wird. Man bestreicht nun das Unterblatt, so breit der Rand ist, mit Eiern, setzt<br />

den langen Streifen als Rand r<strong>und</strong> herum, legt einige dünne Speckscheiben auf das Unterblatt <strong>und</strong> an den Seiten herum,<br />

streicht <strong>die</strong> Farce darüber <strong>und</strong> ordnet das Fleisch mit einigen Zitronenscheiben, nach der Mitte etwas höher, <strong>und</strong> nicht zu<br />

fest in <strong>die</strong> Pastete, dass sie eine gute Form erhält. Das Fleisch deckt man mit Speckscheiben zu <strong>und</strong> bestreicht den Rand<br />

der Pastete mit Eiern, rollt ein Stück Teig zum Oberblatt aus, legt es darauf <strong>und</strong> drückt es allenthalben sanft an. Den<br />

überstehenden Teig schneidet man r<strong>und</strong> herum ab, verziert den Rand mit der Kneifzange <strong>und</strong> legt Verzierungen aus Teig<br />

auf <strong>die</strong> Pastete. In der Mitte muss eine fingerhutgroße Öffnung aus dem Pastetenteig geschnitten <strong>und</strong> eine kleine Röhre von<br />

Teig darauf gesetzt werden, weil <strong>die</strong> Pastete Luft haben muss, damit sie nicht platzt. Will man anrichten, so wird aus der<br />

Pastete eine r<strong>und</strong>e Scheibe geschnitten, der Speck herausgehoben <strong>und</strong> etwas braune Kraft- oder Trüffelsauce<br />

hineingeschüttet, während <strong>die</strong> übrige dabei herumgereicht wird. Um <strong>die</strong> Pastete beim Anrichten besser herausheben zu<br />

können, legt man in <strong>die</strong> Form ein mit Butter bestrichenes Leinenband kreuzweise hinein.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 118 von 245


Fleischpastete<br />

Man nimmt hierzu jedes zahme oder wilde Geflügel, Hasen- oder Filetbraten <strong>und</strong> Butterteig von 750 g Mehl »Guter<br />

Butterteig zu Torten <strong>und</strong> Pasteten«. Man rollt <strong>die</strong> Hälfte des Teiges nicht zu dünn aus <strong>und</strong> belegt damit eine mit Butter gut<br />

ausgestrichene Springform. Das über den Rand Überstehende schneidet man ab. Zur Füllung wird das Fleisch folgendermaßen<br />

vorbereitet: Wildgeflügel wird in Stücke zerteilt, mit einem Gemengsel von gehackter Zwiebel, Salz, gestoßenem<br />

Nelkenpfeffer, Estragon, Basilikum <strong>und</strong> etwas Essig eingerieben <strong>und</strong> auf dünnen Speckscheiben in Butter fest zugedeckt<br />

beinahe gar gedämpft. Bei zahmem Geflügel nehme man als Gewürz Muskatblüte, Zitronenschale <strong>und</strong> Nelken. Aus dem<br />

Hasen wird das Rückgrat entfernt. Er wird gleichfalls in Stücke geschnitten, gespickt, über Nacht in Marinade gelegt <strong>und</strong><br />

danach ebenfalls beinahe gar gedämpft, Filetbraten behandelt man ebenso wie Hasen, nur dass <strong>die</strong> Fleischscheiben erst<br />

tüchtig geklopft werden müssen. Zugleich macht man eine Farce nach »Farcen <strong>und</strong> Füllsel«. Die Hälfte der Farce wird in <strong>die</strong><br />

mit Teig ausgelegte Form gestrichen, darüber werden Speckscheiben gelegt, dann das kalt gewordene Fleisch mit<br />

Zitronenscheiben, gleichmäßig nach der Mitte etwas höher, geordnet, mit Farce bedeckt <strong>und</strong> wieder Speckscheiben darüber<br />

gelegt. Nun stellt man mit einem Messer bis auf den Gr<strong>und</strong> eine Lücke her, legt von dem zurückgelassenen Teig ein<br />

aufgerolltes Oberblatt über das Fleisch, schneidet es r<strong>und</strong>herum glatt, bestreicht es mit Ei <strong>und</strong> macht von dem<br />

abgeschnittenen Teig Verzierungen auf <strong>die</strong> Pastete <strong>und</strong> in <strong>die</strong> Mitte eine fingerhutgroße Öffnung.<br />

Die Pastete muss je nach ihrer Füllung 1:30 bis 2:00 St<strong>und</strong>en backen <strong>und</strong>, sollte sie zu früh Farbe bekommen, mit einem mit<br />

Butter bestrichenen Papier belegt werden. Man gibt sie, wenn Wild der Inhalt ist, mit Kraft- oder Trüffelsauce, von der etwas<br />

durch eine aus dem Deckel der Pastete herausgeschnittene Öffnung gefüllt werden muss. Zu zahmem Geflügel nimmt man<br />

Austern-, Sardellen-, Kapern- oder Morchelsauce. Zur Bereitung der Saucen verwendet man den Satz des gedämpften<br />

Fleisches. Diese Pastete kann auch kalt gegessen werden.<br />

Kramtsvögelpastete<br />

Zutaten <strong>für</strong> 9 bis 10 Personen. 14 bis 18 Kramtsvögel, 1 Gänseleber, 125 g Speck, 60 g Sardellen, 125 g Champignons,<br />

Saft von 1/2 Zitrone, 1/2 Glas Weißwein <strong>und</strong> 200 g Butter. Man nimmt <strong>die</strong> Kramtsvögel aus, wiegt <strong>die</strong> Eingeweide ohne den<br />

Magen, nebst Champignons <strong>und</strong> Sardellen <strong>und</strong> vermischt <strong>die</strong>s alles mit der durch ein Sieb gestrichenen Gänseleber <strong>und</strong><br />

dem gewiegten Speck zu einer zarten Farce, dämpft sie mit 1 Tasse heller Semmelkrumen, vermischt mit etwas Butter, <strong>und</strong><br />

füllt <strong>die</strong>s mit 1/2 Glas Weißwein <strong>und</strong> so viel Fleischbrühe auf, dass eine geschmeidige Masse entsteht, <strong>die</strong> man nach<br />

Geschmack mit Zitronensaft würzt. Die Kramtsvögel werden unterdessen nicht zu weich gedämpft, wobei man in das Innere<br />

jedes Vogels 1 Stückchen Butter legt. Mit Blätter- oder Butterteig (s. »Backwerk«) wird eine Pastetenform ausgelegt <strong>und</strong> der<br />

Teig dicht mit der Farce bestrichen. Die Kramtsvögel werden darauf gelegt <strong>und</strong> mit einer Farce bedeckt. Das Ganze wird mit<br />

einem mit einer Öffnung versehenen Deckel geschlossen <strong>und</strong> 1:30 bis 2:00 St<strong>und</strong>en gebacken. Man reicht eine nicht zu<br />

scharfe Sardellensauce dazu, zu deren Zubereitung man <strong>die</strong> Brühe der Kramtsvögel verwendet.<br />

Kücken- oder Taubenpastete<br />

Hierzu nimmt man guten Butterteig von 750 g Mehl nach Kapitel »Backswerk« <strong>und</strong> ein Frikassee von Hähnchen oder<br />

Tauben; doch lasse man <strong>die</strong>ses nicht ganz weich kochen <strong>und</strong> gebe vorläufig keine Eidotter zur Sauce. Das Fleisch wird aus<br />

der Sauce genommen <strong>und</strong> zum Kaltwerden hingestellt. Zugleich macht man eine gute Farce nach Kapitel »Farcen <strong>und</strong><br />

Füllsel« von 750 g Kalbfleisch, zu der man <strong>die</strong> Geflügellebern <strong>und</strong> Herzen, fein gehackt, mit verwendet. Nachdem man <strong>die</strong><br />

Pastetenform mit Teig ausgelegt hat, bestreicht man <strong>die</strong>sen mit Farce <strong>und</strong> verfährt nach »Fleischpastete«. Beim Anrichten<br />

wird ein Deckel ausgeschnitten, etwas von der heiß gemachten, mit Eidotter dicklich abgerührten Sauce hineingeschüttet<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> andere nebenher gereicht.<br />

Kalbfleischpastete<br />

Man rechnet auf 10 bis 12 Personen: 750 g gutes, schieres Kalbfleisch aus der Keule, klopft es gehörig, schneidet es in<br />

fingerdicke Scheiben, bestreut <strong>die</strong>se mit etwas Salz, Muskatnuss <strong>und</strong> geriebener Zitronenschale, legt auf jede Scheibe<br />

1 dünnes Scheibchen Speck, rollt sie auf, steckt sie mit hölzernen Speilchen fest <strong>und</strong> bestreut sie mit wenig Salz, sowie mit<br />

1 Prise gestoßenem Ingwer. Dann macht man <strong>die</strong> Röllchen in recht heißer Butter gelb, stäubt etwas Mehl darüber, lässt <strong>die</strong><br />

Röllchen dunkelgelb werden, gibt 1/2 Flasche Weißwein <strong>und</strong> 1 in Scheiben geschnittene Zwiebel hinzu <strong>und</strong> lässt sie fest<br />

zugedeckt langsam weich werden. Die Röllchen mit der sämigen Sauce gibt man in <strong>die</strong> fertig gebackene Pastete,<br />

»Mockturtlepastete«.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 119 von 245


Schinkenpastete kalt oder warm<br />

Zutaten <strong>für</strong> 10 bis 12 Personen: 500 g gekochter Schinken, 500 g Kalbfleisch aus der Keule, 350 g gewiegtes Schweinefleisch,<br />

350 g gewiegtes Kalbfleisch, 80 g Butter, 125 g Speck, 2 Zwiebeln, 125 g Trüffeln, 125 g Champignons, Salz nach<br />

Bedarf, 1 Prise Pfeffer, 1 Prise Muskatblüte <strong>und</strong> 2 Eier. Das Kalbfleisch wird in Butter weich gedünstet <strong>und</strong> erkaltet samt<br />

dem Schinken, den man teilweise von Fett befreit, in Scheiben geschnitten. Die Abfälle werden fein gewiegt <strong>und</strong> mit dem<br />

gleichfalls sehr fein gewiegten Schweine- <strong>und</strong> Kalbfleisch vermischt. Dieses wird mit den gröblich gehackten Champignons<br />

<strong>und</strong> Zwiebeln in Butter gedämpft, gesalzen <strong>und</strong> gepfeffert. Erkaltet wird es mit 2 Eiern <strong>und</strong> etwas Bratensauce <strong>und</strong> Bouillon<br />

zu einer geschmeidigen Farce verarbeitet. Die Trüffeln werden in Madeira gar gedünstet <strong>und</strong> der Satz der Farce, <strong>die</strong> nicht<br />

zu flüssig sein darf, gleichfalls zugesetzt. Die Pastetenform wird mit Blätterteig ausgelegt <strong>und</strong> nun lagenweise mit Farce,<br />

Schinken <strong>und</strong> Kalbfleischscheiben, <strong>die</strong> man mit den in Streifchen geschnittenen Trüffeln <strong>und</strong> Speckwürfeln bestreut, gefüllt.<br />

Sie wird mit einem schön verzierten, mit Ei bestrichenen Blätterteigdeckel, der in der Mitte eine Öffnung hat, geschlossen<br />

<strong>und</strong> 2:00 St<strong>und</strong>en im Bratofen gebacken. – Die Abfälle der Trüffeln kocht man in der Kalbfleischbrühe aus, fügt etwas<br />

Madeira hinzu, kocht <strong>die</strong> Brühe kurz ein <strong>und</strong> gibt sie durchgeseiht in <strong>die</strong> Öffnung der gebackenen Pastete.<br />

Straßburger Gänseleberpastete<br />

Zutaten <strong>für</strong> 8 bis 10 Personen: 4 schöne Gänselebern, 750 g roher Speck, 250 g Midder, 350 g Trüffeln, 75 g Sardellen,<br />

2 Zwiebeln, 1 Esslöffel Salz, weißer Pfeffer, etwas Thymian, 1 Prise Muskatblüte <strong>und</strong> 1 kleine Prise Nelkenpfeffer. Die<br />

Gänselebern werden 12:00 St<strong>und</strong>en in Milch gelegt, damit sie weiß werden, <strong>und</strong> mit in Stückchen geschnittenen Trüffeln<br />

gespickt. Dann lässt man sie etwa 15 Minuten in Braise dämpfen, nimmt sie alsdann vom Feuer <strong>und</strong> lässt sie darin kalt<br />

werden, damit sie den gewürzigen Geschmack aufnehmen. Unterdes macht man von 250 g Midder, 250 g Speck, 250 g<br />

Trüffeln, 75 g Sardellen <strong>und</strong> den Gewürzen, alles miteinander fein gehackt, ein Farce, wozu noch ein zartes Rührei kommt<br />

von 2 Eidick Butter, 3 Eiern <strong>und</strong> 3 Dottern mit 1/2 Tasse Milch, über gelindem Feuer gerührt, bis es dick ist. Dies wird mit so<br />

viel Kraftsauce oder Sahne, nebst dem Gehackten vermischt, dass <strong>die</strong> Farce nicht zu steif wird. Zugleich wird ein<br />

Wasserteig nach »Wildpastete mit Wasserteig« gemacht <strong>und</strong> aufgerollt, <strong>und</strong> der Boden <strong>und</strong> inwendige Rand mit 250 g<br />

geriebenem Schweizerkäse, der mit 1 Tasse Sahne angerührt ist, bestrichen. Nun streicht man <strong>die</strong> Hälfte der Farce auf den<br />

Boden, legt <strong>die</strong> Gänselebern darauf, gießt den Satz der Braise, wovon das meiste Fett genommen, darüber, bedeckt sie mit<br />

der übrigen Farce, <strong>die</strong> in der Mitte eine Öffnung haben muss, legt <strong>die</strong> Speckscheiben darüber hin <strong>und</strong> verfährt übrigens, wie<br />

in »Wildpastete mit Wasserteig« angegeben worden ist. Diese Pastete muss in einem sehr heißen Ofen gebacken werden.<br />

Beim Anrichten wird ein Deckel herausgeschnitten, der Speck herausgenommen, etwas gute Austern-, Trüffel- oder<br />

Kapernsauce hineingeschüttet, wieder zugedeckt <strong>und</strong> <strong>die</strong> übrige dabei herumgereicht.<br />

Gänseleberpastete <strong>für</strong> den Hausgebrauch<br />

Wenn man von einer als Braten verspeisten Gans eine schöne Leber übrig hat, so kann man daraus eine<br />

Gänseleberpastete herstellen, ganz ähnlich wie <strong>die</strong> vorige. So schwer <strong>die</strong> Leber ist, so viel rohen Speck braucht man oder<br />

besser noch etwas mehr Speck, da man auch <strong>die</strong> Terrine mit Speck auslegt. Man häutet <strong>die</strong> ganze Leber <strong>und</strong> treibt sie samt<br />

dem gewiegten rohen Speck durch ein Sieb, vermischt <strong>die</strong> Farce mit den vorhin angegebenen Gewürzen in entsprechend<br />

geringeren Mengen. Die Trüffeln, welche <strong>die</strong> Pastete vor allem verteuern, kann man in geringerer Quantität anwenden oder<br />

sie durch getrocknete, in lauwarmem Wasser aufgeweichte, in Würfel geschnittene Trüffeln ersetzen. Wenn <strong>die</strong>se auch nicht<br />

das Aroma der frischen oder konservierten Trüffeln haben, so geben sie der Pastete doch immerhin etwas Würze. Die mit<br />

Speckscheiben ausgelegte Terrine wird mit der Farce, unter <strong>die</strong> man <strong>die</strong> Trüffelwürfel gemischt hat, gefüllt, mit Speck<br />

bedeckt, zugedeckt <strong>und</strong> verklebt <strong>und</strong> 0:45 bis 1:00 St<strong>und</strong>e im Backofen gebacken.<br />

Farcepastete<br />

Zu <strong>die</strong>ser wird Blätterteig oder Butterteig von 750 g Mehl <strong>und</strong> folgende Farce gemacht. 500 g Kalbfleisch, 500 g<br />

Schweinefleisch <strong>und</strong> 500 g Speck, alles sehr fein gehackt, wird verrührt mit Salz, 8 Eidottern, Muskat, weißem Pfeffer,<br />

1 geriebenen, in Butter geschmorten Zwiebel, ganz fein gehacktem Estragon, Basilikum <strong>und</strong> Melisse, ferner: etwa 150 g<br />

gestoßenem Zwieback <strong>und</strong> ein paar Tassen Wein oder Wasser. Zuletzt wird das zu Schaum geschlagene Eiweiß<br />

durchgemischt. Eine Springform wird bis oben nach »Fleischpastete« mit ausgerolltem Teig ausgelegt, <strong>die</strong> Farce<br />

hineingetan <strong>und</strong> mit Oberblatt <strong>und</strong> Rand bedeckt. Nachdem Verzierungen darauf gemacht sind, wird <strong>die</strong> Pastete mit Ei<br />

bestrichen, in der Mitte eine Öffnung gemacht <strong>und</strong> 1:30 St<strong>und</strong>e gebacken. Man gibt Kapern-, Sardellen-, Austern- oder<br />

Morchelsauce dabei herum.<br />

Hamburger Beefsteakpastete<br />

Zutaten <strong>für</strong> 4 Personen: 500 g Rindsfilet, 6 gekochte, halb durchgeschnittene Eier, 125 g Saucischen <strong>und</strong> etwa ebensoviel<br />

Fleischklößchen, 1 große Zwiebel, 1 Prise Pfeffer <strong>und</strong> Salz. – Man nimmt eine tiefe Schüssel <strong>und</strong> legt in <strong>die</strong>se einen tiefen<br />

Teller verkehrt hinein. Obenauf legt man <strong>die</strong> geklopften, gepfefferten <strong>und</strong> gesalzenen Beefsteaks, <strong>die</strong> man aus dem Filet<br />

geschnitten hat, streut gehackte Zwiebeln darüber, legt <strong>die</strong> Eier, <strong>die</strong> gebratenen Saucischen <strong>und</strong> <strong>die</strong> halb gar gekochten<br />

Fleischklößchen hinein <strong>und</strong> gießt kräftige Bratensauce darüber, so dass alles etwa zur Hälfte damit bedeckt ist. Dann macht<br />

man einen Deckel von Butterteig darüber <strong>und</strong> garniert ihn mit einem Butterteigstreifen <strong>und</strong> ausgestochenen Teigfiguren.<br />

Man bestreicht <strong>die</strong> Pastete mit geklopftem Ei, ohne jedoch <strong>die</strong> Schnittflächen zu bestreichen, <strong>und</strong> backt sie in 40 Minuten<br />

gar.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 120 von 245


Englische Beefsteakpastete oder Beefsteakpie<br />

Zutaten <strong>für</strong> 6 Personen: 1 kg Filet zu Beefsteaks, 4 Hammelnieren, 6 große Kartoffeln, Pfeffer, Salz, Champignonsoja zum<br />

Würzen, 1 Esslöffel Mehl <strong>und</strong> 40 g Butter. Die Beefsteaks werden geklopft <strong>und</strong> mit den Hammelnieren in wenig Salzwasser<br />

45 Minuten gedämpft. Alsdann nimmt man das Fleisch heraus, verdickt <strong>die</strong> Brühe mit dunkler Mehlschwitze <strong>und</strong> würzt sie<br />

mit etwas Champignonsoja. Das Fleisch wird mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer bestreut, auf den Gr<strong>und</strong> der Pieschüssel gelegt <strong>und</strong> mit<br />

einer Lage der in Scheiben geschnittenen, rohen <strong>und</strong> gepfefferten Kartoffeln bedeckt. Die Sauce wird darauf gegossen <strong>und</strong><br />

ein Deckel aus Butterteig über <strong>die</strong> Schüssel gelegt. Der Teigdeckel muss eine Öffnung haben <strong>und</strong> wird mit einem<br />

aufgelegten Teigrand versehen <strong>und</strong> mit Eigelb bestrichen. Man backt <strong>die</strong> Pastete 45 Minuten.<br />

Aalpie<br />

Zutaten <strong>für</strong> 6 bis 8 Personen: 1 kg Aal, 500 g beliebiges Fischfleisch (Hecht, Plötze, Barsch oder dergleichen), 150 g Butter,<br />

3 Eigelb, 2 Weißbrötchen, Petersilie, Thymian, 1 Streifen Zitronenschale, etwas Pfeffer <strong>und</strong> Muskatblüte, Salz nach Bedarf,<br />

1 Zwiebel, 1 Esslöffel Kapern, 3 bis 4 Sardellen, 1 Esslöffel Mehl. Der Aal wird gehäutet, in Stücke geschnitten,<br />

ausgenommen <strong>und</strong> einen Tag in Essig unter Zusatz von Kräutern, mariniert. Von dem Fisch, den man abgekocht hat, löst<br />

man das Fleisch, entfernt alle Gräten, wiegt das Fleisch fein <strong>und</strong> vermischt es mit gewiegter Zwiebel, Zitronenschale, Salz,<br />

Kräutern, geriebener Semmel, den Eiern <strong>und</strong> der geschmolzenen Butter zu einer zarten Farce. Mit der Hälfte der Farce<br />

bedeckt man den Boden einer ausgebutterten Pieschüssel. Hierauf legt man den Aal, bestreut ihn mit gewiegten Kräutern,<br />

Gewürz <strong>und</strong> Salz, formt aus der übrigen Farce kleine Klößchen, legt sie dazwischen <strong>und</strong> gießt eine Sauce darüber, <strong>die</strong> man<br />

aus einem mit guter Fleischbrühe <strong>und</strong> ein paar Löffel Aalmarinade aufgefüllten hellen Schwitzmehl bereitet hat. Nach<br />

Belieben kann man <strong>die</strong> Sauce mit gewiegten Sardellen, Kapern, Pfeffer <strong>und</strong> Muskatblüte würzen. Nun bedeckt man <strong>die</strong><br />

Schüssel mit einem mit einer Öffnung versehenen Blätterteigblatt <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Pastete 1:30 bis 1:15 St<strong>und</strong>e im Ofen.<br />

Mockturtlepastete<br />

Man macht von 1 kg Mehl Blätterteig, schneidet ihn in zwei nicht ganz gleiche Teile, rollt den kleinsten einen Messerrücken<br />

dick zum Boden aus, der einen Durchmesser von 25 bis 30 cm hat. Von <strong>die</strong>ser kreisförmigen Teigplatte wird ringsum ein<br />

etwa 5 cm breiter Streifen abgeschnitten. Am besten benutzt man einen Doppelausstecher, der <strong>die</strong> Teigplatte <strong>und</strong> den Rand<br />

zugleich aussticht. In Ermangelung eines solchen schneidet man sich aus weißem Papier einen 5 cm breiten Kreisring in der<br />

Größe, welche <strong>die</strong> Pastete haben soll, legt ihn auf den Teig <strong>und</strong> schneidet <strong>die</strong>sen mit einem spitzen <strong>Küche</strong>nmesser danach<br />

aus. Die innere kleine Teigplatte wird noch etwas ausgerollt, bis sie einen 2 cm größeren Durchmesser wie der Kreisring<br />

hat. Sie wird mit Eigelb bestrichen, mit dem Kreisring belegt <strong>und</strong> der überstehende Rand etwas angedrückt. Nachdem man<br />

den Kreisring auf der Oberfläche ebenfalls mit Ei bepinselt hat, wird <strong>die</strong> Pastete auf ein mit weißem Papier belegtes Blech<br />

gestellt. Den inwendigen Raum füllt man mit trockenen Erbsen an, aus dem übrigen Teig wird der Deckel in gleicher Weise<br />

ausgerollt; aus den Teigresten schneidet man Verzierungen, <strong>die</strong> man auf den mit Ei bestrichenen Deckel legt. Nachdem der<br />

ganze Deckel ebenfalls mit Ei bestrichen, legt man ihn neben <strong>die</strong> Pastete auf das Blech <strong>und</strong> backt beides 30 Minuten im<br />

mäßig warmen Ofen. Ist <strong>die</strong> Pastete gar, so wird der Inhalt vorsichtig herausgenommen, Mockturtleragout hineingefüllt <strong>und</strong><br />

der gebackene Deckel obenauf gelegt. Diese Art Pastete nennt man Blindpastete oder Hohlpastete. Das Ragout zum Füllen<br />

bereitet man nach Kapitel »Fleischspeisen aller Art«.<br />

Stockfischpastete<br />

Hierzu nimmt man Butterteig von 500 g Mehl, schneidet ihn durch, rollt den kleinsten Teil 2 Messerrücken dick aus, <strong>und</strong><br />

belegt damit eine Form, <strong>die</strong> mit Butter bestrichen ist. Dann pflückt man etwa 2 tiefe Teller voll gekochten Stockfisch in kleine<br />

Stücke, weicht 250 g dünn abgeschältes Weißbrot ohne Rinde in Milch ein, drückt es stark aus <strong>und</strong> zerrührt es, gibt eine<br />

Lage Stockfisch in <strong>die</strong> Form, dann etwas Salz, reichlich in Stückchen zerpflückte Butter, gehackten Schnittlauch, von dem<br />

ausgedrückten Brot, wieder Stockfisch <strong>und</strong> fährt so abwechselnd fort, bis alles zu Ende ist. Dann schlägt man 6 ganze Eier<br />

mit 250 ml Sahne, würzt es mit Salz, Muskat <strong>und</strong> etwas Pfeffer <strong>und</strong> füllt <strong>die</strong>s löffelweise darüber, legt das Oberblatt von Teig<br />

darauf <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Pastete 1:15 St<strong>und</strong>e dunkelgelb. Auf einer heißen Schüssel umgestürzt, gibt man <strong>die</strong> Pastete allein<br />

oder mit Petersiliensauce zur Tafel.<br />

Sauerkrautpastete<br />

1 kg Sauerkraut wird mit Schweineschmalz <strong>und</strong> etwas Weißwein weich gedünstet <strong>und</strong> nach dem Erkalten mit 1 reichlichen<br />

Obertasse saurer Sahne, in der man 1 Teelöffel Mehl klar gequirlt hat, verrührt. Zur Füllung der Pastete braucht man etwa<br />

2 Rebhühner oder 4 Kramtsvögel oder 1 Fasan oder 1/2 Hasen. Den erkalteten Geflügel- oder Wildbraten zerlegt man in<br />

ansehnliche Stücke, <strong>die</strong> man in dicker Bratensauce umwendet. Eine Kugel- oder Tymbalform legt man dick mit Speckplatten<br />

<strong>und</strong> hierauf mit Sauerkraut aus. Dann tut man <strong>die</strong> Fleischstücke hinein <strong>und</strong> füllt <strong>die</strong> Form mit Kohl. Obenauf legt man ein<br />

bebuttertes Papier <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Pastete 20 bis 30 Minuten. Beim Anrichten wird sie gestürzt, <strong>die</strong> Speckplatten werden<br />

entfernt, der Rand der Schüssel wird mit weich gekochten Makkaroni umlegt, <strong>und</strong> das Ganze wird mit brauner Butter, in der<br />

man geriebene Semmel geröstet, übergossen <strong>und</strong> vorsichtig mit Paprika bestäubt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 121 von 245


Einfache Schüsselpastete<br />

Zutaten <strong>für</strong> 4 Personen: 250 g Ochsen- oder Schweinslende, 2 junge Tauben, 500 g in Salzwasser abgekochte <strong>und</strong> warm<br />

durch einen Durchschlag getriebene Kartoffeln, 2 Eier, 1/2 Tasse Bouillon, 1/2 Tasse saure Sahne, 1 Teelöffel Salz, 50 g<br />

Butter, etwas geriebene Semmel. Man bestreicht eine Backschüssel mit Butter, schneidet das Filet in dünne Scheiben,<br />

klopft <strong>die</strong>se, legt sie auf den Boden der Schüssel, hierauf <strong>die</strong> gut gereinigten <strong>und</strong> in 4 Teile zerlegten Tauben, durchstreut<br />

das Fleisch mit etwas Salz, legt einige Butterstückchen dazwischen <strong>und</strong> übergießt alles mit der Fleischbrühe. Hierauf<br />

verrührt man <strong>die</strong> Kartoffeln mit den Eiern, der Sahne <strong>und</strong> wenig Salz, streicht <strong>die</strong> Masse gleichmäßig mindestens fingerdick<br />

über das Fleisch, streut geriebene Semmel über <strong>die</strong> Hülle, belegt <strong>die</strong> Decke mit Butterstückchen <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Pastete<br />

45 Minuten zu schöner hellbrauner Farbe.<br />

Man kann <strong>die</strong>se Pastete auch von gebratenen Fleischresten herstellen, <strong>die</strong> man auf den Boden der Schüssel legt <strong>und</strong> mit<br />

ihrer Sauce begießt, oder aus gehacktem Suppenfleisch mit Zusatz von ein paar Sardellen, 1 gehackten Zwiebel <strong>und</strong> etwas<br />

Pfeffer <strong>und</strong> Salz. Bereitungsdauer 1:00 St<strong>und</strong>e.<br />

Reispastete mit Hühnerfrikassee<br />

Für 12 Personen. Man kocht 750 g blanchierten Reis mit 1,5 bis 2 l Wasser, 250 g Butter <strong>und</strong> Salz auf hellem Feuer an <strong>und</strong><br />

lässt ihn auf gelindem Feuer oder in der Bratröhre ausquellen, bis er weich <strong>und</strong> steif ist. Hierauf drückt man den Reis mit<br />

einer Kelle so lange, bis alle Körner zerdrückt sind <strong>und</strong> eine glatte, gleichmäßige Masse entstanden ist. Diesen zarten,<br />

weichen Teig drückt man fest in eine mit Butter ausgestrichene Form, stürzt ihn auf ein mit Butter bestrichenes Blech <strong>und</strong><br />

verziert den Reis, indem man mit einem spitzen Holze, das man in Eiweiß taucht, hübsche Zeichnungen eindrückt. Einen<br />

Finger breit vom Rand entfernt, bezeichnet man durch einen tiefen, kreisförmigen Einschnitt den Deckel <strong>und</strong> backt <strong>die</strong><br />

Pastete in einem heißen Ofen, bis sie eine schöne, hellbraune Farbe hat. Dann schiebt man <strong>die</strong> Pastete vorsichtig vom<br />

Blech auf eine flache Schüssel, hebt behutsam den Deckel mit einem Schaumlöffel heraus <strong>und</strong> nimmt den Reis aus dem<br />

Inneren der Pastete mit einem Löffel fort. Unterdes hat man feines Hühnerfrikassee mit Krebsen zubereitet. Es muss eine<br />

recht dickliche Sauce haben <strong>und</strong> wird sehr heiß in <strong>die</strong> fertig gebackene Pastete geschüttet, wobei man einen Teil der Sauce<br />

zurücklässt. Die Pastete wird mit dem Deckel verdeckt <strong>und</strong> heiß serviert, während man den Rest der Sauce nebenher reicht.<br />

Reispastete mit Hecht<br />

Für 4 Personen. Man kocht 250 g Reis nach »Reispastete mit Hühnerfrikassee« <strong>und</strong> legt auf eine halbtiefe Schüssel von 2/3<br />

der Masse einen Reisrand. Das Innere füllt man mit Hechtschnitten. Diese hat man zuvor von 1 kg gehäutetem Hecht<br />

abgelöst <strong>und</strong> in kochendem Wasser mit Zwiebeln, Salz, Petersilienwurzeln <strong>und</strong> Lorbeerblättern eben nur steif werden<br />

lassen. Ehe man sie in <strong>die</strong> Pastete legt, muss man sie gut abtropfen lassen, dann gießt man dick eingekochte,<br />

schmackhafte Frikasseesauce über den Fisch, bedeckt ihn mit einer dünnen Lage Reis, streicht <strong>die</strong>sen glatt, bestreicht ihn<br />

mit geklopftem Eigelb, streut geriebene Semmel <strong>und</strong> Parmesankäse darüber, beträufelt ihn mit zerlassener Butter oder<br />

Krebsbutter <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Pastete im heißen Ofen etwa 20 Minuten hellgelb.<br />

Spargelpastete<br />

Für 4 Personen. Man bricht von 1 kg Spargel <strong>die</strong> Köpfe, <strong>die</strong> man anderweitig verwenden kann, ab, schält <strong>und</strong> wäscht ihn,<br />

lässt ihn in Salzwasser nur einige Mal aufkochen <strong>und</strong> danach gut abtropfen. Hierauf belegt man eine Schüssel mit einem<br />

Rande von ungebackenem Blätterteig, legt in <strong>die</strong> Mitte den Spargel, bestreut ihn mit Salz, wenig gestoßenem Pfeffer, fein<br />

gehackten Kräutern <strong>und</strong> geriebener Muskatnuss, träufelt zerlassene Butter darauf <strong>und</strong> bedeckt den Spargel mit einem mit<br />

Butter bestrichenen Papier, wobei man aber den Teigrand frei lässt. Man stellt <strong>die</strong> Schüssel auf einen Dachziegel in den<br />

Ofen <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Pastete 30 Minuten backen. Zuletzt gießt man dicke Buttersauce darüber <strong>und</strong> legt oben auf den Spargel<br />

kleine Koteletts von Hammel- oder Kalbfleisch, <strong>die</strong> man vorher mit geschmolzener Glace bestrichen hat.<br />

Poupeton von Blumenkohl<br />

Für 6 Personen. Man bereitet von 8 Eiern <strong>und</strong> 1 Stück Butter ein recht lockeres Rührei, mengt 1/2 Suppenteller fein<br />

gehackten Kalbsbraten, 75 g Rindermark, 120 g geriebene Semmel, Salz, Pfeffer <strong>und</strong> noch 2 ganze Eier darunter <strong>und</strong> setzt<br />

von der erkalteten Masse einen Rand auf eine Schüssel. Vorher hat man Blumenkohl sauber gewaschen, geputzt <strong>und</strong> in<br />

ziemlich große Röschen zerschnitten. Dann bereitet man aus Weißmehl <strong>und</strong> Fleischbrühe eine dicke Buttersauce. Den<br />

Blumenkohl setzt man in den Rand hinein, gießt <strong>die</strong> Buttersauce darüber <strong>und</strong> belegt den Blumenkohl mit einem mit Butter<br />

bestrichenen Blatt Papier. Den Rand aber bestreicht man mit Eigelb, bestreut ihn mit geriebenem Parmesankäse <strong>und</strong> lässt<br />

<strong>die</strong> Pastete 1:00 St<strong>und</strong>e backen. Man serviert sie mit Kalbs- oder Hammelkoteletts.<br />

Hamburger Kückenpain<br />

Für 12 Personen. Von 4 jungen Hähnchen oder Kücken wird das Fleisch roh abgelöst <strong>und</strong> nebst 250 g fettem Schweinefleisch,<br />

1 bis 2 Zwiebeln <strong>und</strong> 4 eingeweichten Brötchen zweimal durch <strong>die</strong> Hackmaschine getrieben. – Die Knochen der<br />

Hühner werden in Wasser mit Salz, etwas Nelkenpfeffer <strong>und</strong> Petersilienwurzeln 1:00 St<strong>und</strong>e gekocht, worauf man <strong>die</strong> Brühe<br />

durch ein Sieb gießt. Danach lässt man sie einkochen bis auf 1 kleine Tasse voll, worauf man sie erkalten lässt. Zu dem fein<br />

gewiegten Fleisch werden 6 Eigelb, 1 Prise Pfeffer, 1 Prise Muskatnuss <strong>und</strong> <strong>die</strong> eingekochte Hühnerbouillon, sowie das<br />

nötige Salz hinzugefügt. Zuletzt wird das zu Schnee geschlagene Weiße der Eier darunter gezogen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Masse nun in<br />

1 mit Butter ausgestrichene Auflaufschüssel getan <strong>und</strong> gar gebacken. Man serviert das Pain mit weißer Champignonsauce.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 122 von 245


Kleine Pasteten<br />

Bedeutung<br />

Die kleinen Pastetchen bilden eine der hübschesten, beliebtesten Vorspeisen <strong>und</strong> erfüllen durch ihren pikanten Geschmack,<br />

ihr nettes Äußere <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kleinheit ihrer Form am besten <strong>die</strong> Aufgabe, den Appetit zu reizen, aber nicht zu stillen. Ebenso<br />

bieten sie eine angenehme Abwechslung beim Frühstück, endlich kann man sie sehr wohl auf dem Büffet aufstellen. In<br />

neuerer Zeit serviert man <strong>die</strong> Pastetchen auch häufig in der Form; man backt sie in kleinen, feuerfesten Porzellanförmchen,<br />

<strong>die</strong> man beim Anrichten in Pastetenhalter aus Nickel stellt.<br />

Das Formen der kleinen Pastetchen<br />

Zum Backen eignet sich ganz besonders Blätterteig, doch wird zuweilen auch Butterteig dazugenommen. Man rollt den<br />

Blätterteig dünn aus, sticht mit einem Wasserglase doppelt so viel Böden aus, als man Pastetchen haben will, legt <strong>die</strong> Hälfte<br />

auf ein mit Butter bestrichenes Backbrett, sticht danach mittels eines kleineren Glases <strong>die</strong> Platten nochmals aus, wodurch<br />

<strong>die</strong> Ränder gebildet werden. Bevor man sie auflegt, bestreicht man den Rand der unteren Blätter mit etwas kaltem Wasser. -<br />

Oder man sticht <strong>die</strong> doppelte Anzahl der Platten aus, legt auf eine Platte <strong>die</strong> Füllung, bedeckt sie mit einer zweiten Platte<br />

<strong>und</strong> befestigt beide durch leichten Druck miteinander.<br />

Das Backen der kleinen Pastetchen<br />

Die Pastetchen werden nach Angabe vor oder nach dem Backen gefüllt. Man backt sie in starker Mittelhitze <strong>und</strong> untersucht<br />

sie nach 10 Minuten, ob sie gar sind. Das Garsein kann man am besten erproben, indem man eine derselben durchbricht. -<br />

Die Farce macht man dick, aber nicht steif, füllt sie recht heiß in <strong>die</strong> gebackenen Pastetchen <strong>und</strong> gibt sie warm zur Tafel. -<br />

Hat man Pastetchen beim Konditor backen lassen, was man in den Städten so gut haben kann, so setzt man sie 5 Minuten<br />

vor dem Füllen in einen heißen Ofen.<br />

Geflügelpastetchen<br />

Man macht von 500 g gebratenem Geflügel, 6 gewässerten <strong>und</strong> fein gehackten Sardellen, 2 Esslöffel gehackten Kapern,<br />

125 g Butter, 4 Eidottern, 125 g geweichtem Weißbrot, einigen Löffeln guter Jus <strong>und</strong> wenig Salz eine Farce, reibt sie fein,<br />

vermischt sie leicht mit dem zu Schaum geschlagenen Weißen von 2 Eiern, füllt sie in <strong>die</strong> ungebackenen Pastetchen <strong>und</strong><br />

lässt <strong>die</strong>se in 15 Minuten bei guter Hitze gar werden.<br />

Krebspastetchen<br />

Man schwitzt 3 bis 4 gewiegte Schalotten in 2 Esslöffel Butter, rührt 1 Esslöffel Mehl darin gelb, gibt 1 große Obertasse gute<br />

Bouillon hinzu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>s mit 5 bis 6 Stück gut gewaschenen, ganz fein gehackten Trüffeln oder Morcheln eine Weile<br />

kochen. Dann zieht man von 250 g Kalbsmidder, <strong>die</strong> in Bouillon gar gekocht worden, <strong>die</strong> Haut ab <strong>und</strong> schneidet <strong>die</strong> Midder<br />

in feine Würfel, gibt sie zur Bouillon <strong>und</strong> setzt noch etwas Zitronensaft hinzu. Alles <strong>die</strong>s lässt man kurz einkochen, fügt noch<br />

30 in kleine Würfel geschnittene Krebsschwänze hinzu, rührt <strong>die</strong> Farce mit 2 Eidottern ab <strong>und</strong> füllt sie in <strong>die</strong> gebackenen<br />

Pastetchen.<br />

Stettiner Fischpastetchen<br />

Zu Blätterteigpastetchen von 500 g Mehl nehme man <strong>die</strong> Hälfte eines Hechtes mittlerer Größe, entferne das Eingeweide,<br />

wasche ihn sauber, koche ihn in Wasser mit Salz <strong>und</strong> Zwiebeln gar <strong>und</strong> lasse ihn auf einer Schüssel ausdampfen. Dann<br />

nehme man mit einem Messer Schuppen <strong>und</strong> Haut weg, suche alle Gräten sorgfältig heraus <strong>und</strong> breche das Fleisch in<br />

kleine Stückchen. Zuletzt koche man 15 Krebse <strong>und</strong> schneide das Fleisch aus den Schwänzen <strong>und</strong> Scheren in feine Würfel.<br />

Danach schwitze man etwas fein gehackte Schalotten <strong>und</strong> ein wenig Mehl recht gelb, rühre etwas kräftige Bouillon, 1 Stück<br />

Krebsbutter, Muskatblüte <strong>und</strong> das Hechtfleisch dazu, auch, wenn es nötig ist, etwas Salz, lasse es zu einer dicken Farce<br />

kochen, mische das Krebsfleisch durch <strong>und</strong> fülle sie recht heiß in <strong>die</strong> warmen Pastetchen.<br />

Midderpastetchen<br />

Auf 4 bis 5 Personen rechnet man eine Kalbsmidder. Diese wird mit kaltem Wasser aufs Feuer gesetzt, wenn sie warm<br />

geworden ist, in kaltes Wasser gelegt, gehäutet, mit einigen Schalotten in Butter gebraten, fein gehackt, mit etwas<br />

geweichtem Weißbrot, einigen Eiern, von denen <strong>die</strong> Hälfte des Eiweißes zu Schaum geschlagen wird, Zitronenschale <strong>und</strong><br />

Saft, 1 reichlichen Stück frischer, zu Sahne gerührter Butter <strong>und</strong> nach Belieben mit einigen gereinigten <strong>und</strong> gehackten<br />

Sardellen gut durchgerührt. Auch kann man einige Austern mit ihrer Brühe hinzufügen. Diese Fülle wird vor dem Backen in<br />

<strong>die</strong> Pastetchen gegeben <strong>und</strong>, wie in »Geflügelpastetchen« bemerkt, gebacken.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 123 von 245


Sardellenpastetchen<br />

Gebratenes Kalbfleisch wird sehr fein gehackt <strong>und</strong> zu gehackten Schalotten, <strong>die</strong> man in Butter gelb gemacht, nebst Salz,<br />

Zitronensaft, abgeriebener Zitronenschale, Muskatblüte <strong>und</strong> kräftiger Bouillon hinzugefügt. Nachdem <strong>die</strong>s über dem Feuer<br />

gerührt worden, bis es dick ist, verrührt man noch einige fein gewiegte Sardellen sowie 1 Eidotter damit. Diese Farce wird<br />

nach dem Backen in kleine Pastetchen gefüllt.<br />

Austernpastetchen<br />

Für 12 Personen. Nachdem man etwa 3 Dutzend Austern geöffnet, schneidet man <strong>die</strong> Bärte ab <strong>und</strong> fängt das<br />

Austernwasser dabei auf. Dann rührt man 3 Esslöffel Krebsbutter zu Sahne, fügt 3 Eidotter, etwas Zitronensaft, ein wenig<br />

Muskatblüte, das Austernwasser, etwas gestoßenen Zwieback <strong>und</strong> 125 g fein gewiegten Kalbsbraten mit 3 Esslöffel guter<br />

Bratensauce darüber. Nach Belieben können auch gehackte Champignons <strong>und</strong> Kapern hinzugefügt werden. Zuletzt rührt<br />

man den Schnee von 2 Eiweiß darunter. Zuvor hat man kleine Pastetenformen mit dünn ausgerolltem Butterteig ausgelegt<br />

<strong>und</strong> füllt nun <strong>die</strong>se Farce hinein. Nachdem <strong>die</strong> Pastetchen 10 bis 15 Minuten bei mäßiger Hitze gebacken haben, legt man<br />

auf jede 3 bis 4 Austern, <strong>die</strong> mit Zitronensaft <strong>und</strong> Eigelb bestrichen <strong>und</strong> mit ganz fein gestoßenem Zwieback bestreut<br />

werden. Hierauf stellt man <strong>die</strong> Pasteten noch 5 Minuten in den Ofen, damit <strong>die</strong> Austern gar, aber nicht zu hart werden, <strong>und</strong><br />

serviert sie sofort.<br />

Reispastetchen mit Schinken<br />

Für 6 Personen. 125 g blanchierter Reis wird in Bouillon mit 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Zwiebel, in <strong>die</strong> man 3 Nelken gesteckt<br />

hat, weich gekocht. Sobald er steif gekocht ist, drückt man den Reis in kleine nasse Blechformen <strong>und</strong> lässt ihn darin<br />

verkühlen. Alsdann werden <strong>die</strong> Pastetchen gestürzt, mit Ei <strong>und</strong> Semmel paniert <strong>und</strong> in kochendem Fett hellgelb gebacken.<br />

Nun schneidet man oben von den Pasteten eine Scheibe vorsichtig ab <strong>und</strong> höhlt sie inwendig aus. Gekochten <strong>und</strong> ganz fein<br />

gehackten Schinken hat man mit saurer Sahne vermischt <strong>und</strong> füllt ihn in <strong>die</strong> Pastetchen, worauf man sie mit Parmesankäse<br />

bestreut, mit Butter beträufelt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Pastete noch 5 Minuten im Ofen backen lässt.<br />

Kramtsvögelpastetchen<br />

Die Eingeweide ohne Magen nebst Resten von gebratenem Fleisch werden fein gehackt <strong>und</strong> etwas eingeweichtes<br />

Weißbrot, ein paar Löffel Sahne, einige Eier, Salz, Muskat <strong>und</strong> etwas frische gestoßene Wacholderbeeren hinzugegeben;<br />

nachdem alles mit 1 reichlichen Stich Butter über Feuer eine kleine Weile gerührt ist, werden hiermit <strong>die</strong> Vögel gefüllt. Dann<br />

wird von kleinen Brötchen <strong>die</strong> Kruste abgerieben <strong>und</strong> <strong>die</strong> ersten Schnitte abgeschnitten; man höhlt sie vorsichtig aus <strong>und</strong><br />

steckt in jedes Brötchen einen Vogel, worauf <strong>die</strong> Brötchen wieder zugedeckt <strong>und</strong> zugeb<strong>und</strong>en werden. Nun werden <strong>die</strong><br />

Brötchen in einer Pfanne in den Ofen gesetzt, worin man Milch <strong>und</strong> Butter hat heiß werden lassen <strong>und</strong> fleißig damit<br />

begossen; wenn <strong>die</strong>s eingezogen ist, wird das Begießen mit Butter <strong>und</strong> Jus oder Bratensauce fortgesetzt, bis sie<br />

gelbbräunlich geworden sind.<br />

Semmelpastetchen von Fleischresten<br />

Man hackt übrig gebliebenen Kalbsbraten oder dergleichen mit etwas fettem Fleisch oder Schinken ganz fein, gibt Muskat,<br />

Salz, 1 Stück Butter, 2 Eier, Petersilie <strong>und</strong> ein wenig saure Sahne hinzu <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong>ses über Feuer zu einer nicht zu steifen<br />

Farce. Hierauf macht man <strong>die</strong> Pastetchen nach voriger Nummer fertig.<br />

Englische Pastetchen (Mince pies)<br />

250 g große Rosinen, 250 g Korinthen, beide gut gewaschen <strong>und</strong> wieder getrocknet, <strong>die</strong> ersteren entkernt, <strong>und</strong> mit 150 g<br />

Nierenfett ganz fein gehackt. Dies wird mit 1/2 Muskatnuss <strong>und</strong> 1 Tasse Rum vermischt, auf <strong>die</strong> Unterblätter der Pastetchen<br />

gelegt, welche statt eines Randes mit einem Oberblatt bedeckt werden. Nachdem man den Rand fest zusammengedrückt<br />

hat, werden <strong>die</strong> Pastetchen gebacken. – Aus <strong>die</strong>ser Portion werden ungefähr 18 Stück.<br />

Becherpastetchen<br />

Die in »Geflügelpastetchen«, »Krebspastetchen«, »Stettiner Fischpastetchen«, »Midderpastetchen«, »Sardellenpastetchen«,<br />

»Austernpastetchen«, »Reispastetchen mit Schinken«, »Kramtsvögelpastetchen« <strong>und</strong> »Semmelpastetchen<br />

von Fleischresten« angegebenen Füllungen kann man auch sehr gut in Becherpastetchen anrichten. Zum Backen derselben<br />

gibt es eine besondere Form, <strong>die</strong> aus einem metallenen Becher oder einer Muschelschale, beide gerippt, besteht <strong>und</strong> an<br />

einem dünnen, langen Eisenstiel mit Holzgriff befestigt ist. – Den dickflüssigen Teig bereitet man aus 1 Obertasse Milch,<br />

1 ganzen Ei, 1 Eigelb, 1 Teelöffel Olivenöl, Salz <strong>und</strong> 125 g Mehl. Man zerlässt Backfett, hält <strong>die</strong> Form einige Zeit in das<br />

kochende Fett, bis sie durch <strong>und</strong> durch heiß ist <strong>und</strong> taucht sie dann bis beinahe dicht an den Rand in <strong>die</strong> Teigmasse, <strong>die</strong><br />

sich sofort ansetzt. Hierauf hält man sie wieder in das Backfett, bis das Pastetchen hellbraun gebacken ist, legt es zum<br />

Entfetten auf Löschpapier <strong>und</strong> fährt so fort, bis alle Pasteten gebacken sind. Diese Pastetchen zeichnen sich durch ihr<br />

reizendes Aussehen aus.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 124 von 245


Konditorpastetchen <strong>und</strong> Teigcroustaden<br />

Ebenso gut kann man auch, wie schon in »Bedeutung« angeführt, <strong>die</strong> Füllungen in Blätterteigpastetchen anrichten, <strong>die</strong> man<br />

fertig beim Konditor kaufen kann; <strong>die</strong>se müssen vor dem Füllen vollständig durchwärmt werden. Man erspart sich dadurch<br />

<strong>die</strong> Mühe des Backens. Den Vorzug vor <strong>die</strong>sen Konditorpastetchen haben aber unstreitig <strong>die</strong> Teigcroustaden von Jädicke,<br />

<strong>die</strong> man in verschiedenen Formen kaufen kann. Sie vertragen das Heißmachen vorzüglich <strong>und</strong> halten sich monatelang<br />

vollständig gut, wenn man sie an einem trockenen Ort aufbewahrt.<br />

Kompotts von frischen <strong>und</strong> getrockneten Früchten<br />

Allgemeines<br />

Kochgeschirr <strong>für</strong> Kompott<br />

Obst, sowohl getrocknetes, als frisches, sollte am besten in irdenen oder glasierten Geschirren gekocht werden, in eisernen<br />

nimmt es einen unangenehmen Beigeschmack an. Die neu eingeführten Aluminiumgeschirre eignen sich jedoch auch ganz<br />

vorzüglich zum Kochen von Früchten.<br />

Das Ansetzen der Früchte<br />

Zu frischen, saftigen Früchten, wie Himbeeren, Johannisbeeren, Heidelbeeren, frischen Zwetschgen usw. wird beim Kochen<br />

kein Wasser angewendet, sie werden im eigenen Safte gekocht, wohingegen getrocknetes Obst reichlich mit Wasser<br />

bedeckt aufs Feuer gebracht <strong>und</strong> sehr langsam weich gekocht werden muss. Noch besser tut man, wenn man getrocknetes<br />

Obst am Abend vorher mit Wasser zum Ausquellen hinstellt <strong>und</strong> es dann mit demselben Wasser zum Kochen ansetzt.<br />

Die Sauce auf den Früchten<br />

Die Sauce auf den Früchten darf weder zu dünn, noch zu dick eingekocht sein. Bei getrocknetem Obst kann man, wenn es<br />

zu weich geworden, eine Kleinigkeit Kartoffelmehl an <strong>die</strong> Sauce rühren, doch darf sie dadurch nicht sämiger gemacht<br />

werden, als sie durch Einkochen sein würde. Nach dem Kochen legt man das Obst auf eine halbtiefe Schüssel, gießt den<br />

herausquellenden Saft zur kochenden Brühe <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>se noch kurz einkochen.<br />

Das Anrichten<br />

Beim Anrichten legt man <strong>die</strong> ansehnlichsten Früchte mit einem Löffel nach oben (das Hineinstechen mit einer Gabel ist<br />

immer zu vermeiden). Man häuft das Kompott nach der Mitte zu an <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> Sauce erst beim Anrichten darüber,<br />

wodurch es sehr an Ansehen gewinnt.<br />

Das Servieren<br />

In der kalten Jahreszeit gebe man das Kompott niemals eiskalt, sondern stelle es, wenn es am vorhergehenden Tage<br />

gekocht wurde, einige St<strong>und</strong>en in <strong>die</strong> warme <strong>Küche</strong> oder ins warme Zimmer. Es wird dadurch mancher Magenerkältung<br />

vorgebeugt werden.<br />

Kompott von ganzen Äpfeln<br />

Hierzu eignen sich am besten Borsdorfer oder Calville-Äpfel. Man wählt <strong>die</strong> Äpfel möglichst gleich groß, schält sie r<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

glatt <strong>und</strong> sticht mit einem r<strong>und</strong>en Ausstecher <strong>die</strong> Kerne aus, worauf man sie sofort einzeln in kaltes Wasser mit etwas<br />

Weinessig legt, damit sie schön weiß bleiben. Dann lässt man auf 1 kg Äpfel 1 Glas Weißwein <strong>und</strong> 200 g Zucker, sowie<br />

etwas Zitronenschale kochen. Nun legt man so viel Äpfel, als nebeneinander liegen können, in den kochenden Zucker <strong>und</strong><br />

lässt sie auf mäßigem Feuer zugedeckt kochen, wobei man sie von Zeit zu Zeit mit Saft begießt, bei Bedarf auch mit einem<br />

Löffel umwendet. Die weich gewordenen Äpfel nimmt man heraus <strong>und</strong> legt sie auf eine flache Schüssel, worauf man eine<br />

neue Lage Äpfel in das Geschirr gibt. Sollte der Saft zu sehr eingekocht sein, so tut man etwas Wein <strong>und</strong> Zucker hinein; den<br />

Saft, der von den gekochten Äpfeln abläuft, gibt man zu dem kochenden wieder hinzu. Nachdem alle Äpfel aus dem Saft<br />

herausgenommen sind, lässt man <strong>die</strong>sen sirupähnlich einkochen. Nun richtet man das Kompott zierlich an, alle Äpfel mit der<br />

Öffnung nach oben. Auf jede Öffnung legt man eine eingemachte Hagebutte oder Apfelgelee. Zuletzt gibt man den dick<br />

eingekochten Saft darüber.<br />

Kompott von halben Äpfeln<br />

Die Äpfel werden nach »Kompott von ganzen Äpfeln« geschält <strong>und</strong> ausgekernt, jedoch in Hälften geschnitten. Nachdem<br />

man sie nach »Kompott von ganzen Äpfeln« gekocht, richtet man sie auf folgende Weise an. Man gießt auf eine flache<br />

Schüssel etwas flüssig gemachtes Apfelgelee <strong>und</strong> legt auf <strong>die</strong>ses <strong>die</strong> Apfelhälften mit der Öffnung nach oben. In jede<br />

Apfelöffnung füllt man ebenfalls etwas Gelee hinein <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Äpfel erkalten. Man serviert sie ohne Sauce.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 125 von 245


Kompott von Apfelschnitten<br />

1 kg Äpfel werden sauber geschält <strong>und</strong> in Schnitten zerteilt, wobei man das Kerngehäuse entfernt. Nun kocht man <strong>die</strong> Äpfel<br />

mit 2 Glas Weißwein, 2 bis 3 Esslöffel Zucker, etwas Zitronenschale <strong>und</strong> Zimt sehr langsam in einem gut schließenden<br />

Kochgeschirr gar.<br />

Apfelmus<br />

Am besten eignen sich hierzu recht mürbe, säuerliche Reinetten, Hasenköpfe oder dergleichen. Man schält <strong>und</strong> schneidet<br />

sie in 4 Teile, macht das Kerngehäuse sorgfältig heraus, wäscht sie sauber <strong>und</strong> lässt sie in wenig Wasser mit ganzem Zimt<br />

<strong>und</strong> Zitronenschale auf gelindem Feuer völlig zerkochen. Hierauf rührt man das Apfelmus durch ein Sieb, schmeckt es mit<br />

Zucker ab, kocht es noch einmal auf, streicht es beim Anrichten recht glatt <strong>und</strong> verziert <strong>die</strong> Kompottiere mit Fruchtgelee oder<br />

mit ausgequollenen kleinen Rosinen, oder man macht mit dem Löffel Verzierungen auf das gestrichene Mus <strong>und</strong> bestreut es<br />

mit gestoßenem Zimt. Sollten sich <strong>die</strong> Äpfel wässerig kochen, so muss man, ehe <strong>die</strong> Äpfel durchgerührt werden, etwas klar<br />

gerührtes Kartoffelmehl dazugeben.<br />

Apfelsalat<br />

Gute, abgeschälte Borsdorfer Äpfel <strong>und</strong> Apfelsinen (beide zu gleichen Teilen), aus denen <strong>die</strong> Kerne genommen, werden in<br />

ganz feine Scheiben geschnitten <strong>und</strong> abwechselnd lagenweise mit fein gestoßenem Zucker <strong>und</strong> etwas Wein in eine Schale<br />

gelegt. Es darf nur so viel Wein sein, dass das Kompott davon durchzogen wird, Brühe darf keineswegs entstehen. Die<br />

letzte Lage muss aus Apfelsinen <strong>und</strong> Zucker bestehen. Man bereitet <strong>die</strong> Schale einige St<strong>und</strong>en vor dem Gebrauch vor.<br />

Birnenkompott<br />

Man schält <strong>die</strong> Birnen recht r<strong>und</strong>, sticht <strong>die</strong> Blume heraus, schneidet <strong>die</strong> Stiele zur Hälfte ab <strong>und</strong> kocht sie, gut abgespült, in<br />

reichlich Wasser mit 1 Glas Rotwein, Zucker, <strong>und</strong> einigen Nelken, womöglich in einem gut verzinnten (weil sie dann schön<br />

rot werden), sonst in einem irdenen oder glasierten Topfe zugedeckt 2:00 bis 3:00 St<strong>und</strong>en oder so lange, bis sie ganz rot<br />

<strong>und</strong> weich sind. Ein langes Kochen erhöht Ansehen <strong>und</strong> Geschmack. Dann richtet man sie an <strong>und</strong> schüttet <strong>die</strong> dicklich<br />

gekochte Sauce darüber.<br />

Melonenkompott<br />

Man verwendet am besten hierzu Melonen, <strong>die</strong> ein wenig zu hart sind, um sie roh zu verspeisen. Die Melonen werden<br />

geschält, in lange Stücke geschnitten, mit Wasser, Wein, Zucker <strong>und</strong> reichlich Zitronenschale weich gekocht <strong>und</strong> mit dem<br />

kurz eingekochten Saft angerichtet.<br />

Rhabarberkompott<br />

Man zieht von den Rhabarberstängeln <strong>die</strong> Haut ab, schneidet sie in fingerlange Stückchen <strong>und</strong> übergießt sie mit kochendem<br />

Wasser, worauf man sie sofort zum Abtropfen auf einen Durchschlag schüttet. Nun lässt man auf 500 g Rhabarber etwa<br />

150 g Zucker mit etwas Zitronenschale <strong>und</strong> wenig Wasser zu klarem Sirup kochen, nimmt <strong>die</strong> Zitronenschale heraus <strong>und</strong><br />

gibt den Rhabarber hinein, den man in dem Zucker nur ziehen, aber nicht kochen lässt, bis er weich ist. Dann wird der<br />

Rhabarber mit einem Schaumlöffel herausgenommen <strong>und</strong> in einer Kompottiere angerichtet. Den Saft lässt man kochen, bis<br />

er dicklich wie Sirup ist, <strong>und</strong> gießt ihn dann über das Kompott.<br />

Aprikosenkompott<br />

Die Aprikosen werden abgezogen <strong>und</strong> durchgeschnitten, entstielt <strong>und</strong> mit Zucker, etwas Weißwein <strong>und</strong> einigen der<br />

abgezogenen Kerne nur 5 bis 10 Minuten gekocht, damit sie ja nicht zu weich werden. Dann legt man sie in eine Assiette,<br />

<strong>die</strong> r<strong>und</strong>e Seite nach oben, kocht den Saft noch ein wenig ein <strong>und</strong> gießt ihn darüber.<br />

Pfirsichkompott<br />

Wird nach »Aprikosenkompott« bereitet.<br />

Reineclaudenkompott<br />

Die Reineclauden werden ausgesucht <strong>und</strong> gewaschen <strong>und</strong> mit den Schalen in etwas Wasser <strong>und</strong> Zucker nicht zu weich<br />

gekocht <strong>und</strong> hierauf angerichtet. Der Saft wird noch etwas eingekocht <strong>und</strong> darüber geschüttet. Nach Belieben kann man<br />

1 bis 2 Teelöffel voll Arrak unter den Saft rühren.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 126 von 245


Zwetschgenkompott<br />

Auf 1 kg Zwetschgen kocht man 4 Esslöffel Zucker, den man nur wenig angefeuchtet, zu einem dicken Saft. Die<br />

Zwetschgen werden gut gewaschen, ausgesteint <strong>und</strong> nebst etwas ganzem Zimt in den Zucker getan, worin man sie weich<br />

kochen lässt <strong>und</strong> danach mit dem Safte anrichtet.<br />

Feines Zwetschgen- oder Pflaumenkompott<br />

Man zieht den Zwetschgen oder auch Eierpflaumen <strong>die</strong> Haut ab, nachdem man sie vorher in einem Siebchen einige Minuten<br />

in kochendes Wasser gehalten. Nachdem auch <strong>die</strong> Steine herausgenommen, setzt man sie ohne Flüssigkeit mit<br />

gestoßenem Zucker <strong>und</strong> etwas Zimt aufs Feuer, lässt sie eine Weile kochen, doch nicht zu weich werden <strong>und</strong> richtet sie mit<br />

dem Safte an. Auch kann man 1 bis 2 Teelöffel Rum unter den Saft rühren.<br />

Kirschenkompott<br />

Hierzu können sowohl saure, als süße Kirschen genommen werden. Man entfernt <strong>die</strong> Stiele <strong>und</strong> Steine. Dann zerstößt man<br />

<strong>die</strong> Hälfte der Steine, kocht sie 15 Minuten in etwas Wasser mit ganzem Zimt <strong>und</strong> einigen Nelken, schüttet <strong>die</strong>ses auf ein<br />

Sieb, setzt <strong>die</strong> durchgelaufene Flüssigkeit mit Zucker aufs Feuer <strong>und</strong> gibt, wenn sie kocht, <strong>die</strong> Kirschen hinein. Sind es<br />

Glaskirschen, so lässt man sie langsam 15 Minuten kochen, saure dagegen lässt man nur einige Minuten mehr ziehen als<br />

kochen, während man zuweilen <strong>die</strong> Kirschen vorsichtig umschwenkt. Nachdem sie weich geworden, nimmt man sie mit<br />

einem Schaumlöffel aus dem Safte, lässt <strong>die</strong>sen sirupähnlich einkochen <strong>und</strong> verfährt weiter nach Vorschrift.<br />

Johannisbeerkompott<br />

500 g reife Johannisbeeren, rote sowohl wie weiße, werden mit einer Gabel von den Stielen abgestreift, danach gewaschen<br />

<strong>und</strong> zum Abtropfen auf ein Sieb getan. Nun lässt man 250 g Zucker mit wenig Wasser zu dickem klaren Sirup kochen,<br />

schüttet <strong>die</strong> Johannisbeeren hinein <strong>und</strong> lässt sie etwa 5 Minuten kochen. Dann gießt man sie durch ein Sieb, gibt <strong>die</strong> Beeren<br />

in eine Assiette, den Saft aber wieder in <strong>die</strong> Kasserolle; nachdem man den Saft recht kurz hat einkochen lassen, gießt man<br />

ihn kochend über <strong>die</strong> Beeren.<br />

Himbeerkompott<br />

Die Himbeeren werden gut ausgesucht, schlechte Beeren <strong>und</strong> <strong>die</strong> oft in den Himbeeren vorkommenden Maden entfernt <strong>und</strong><br />

danach wie <strong>die</strong> Johannisbeeren recht aufmerksam gekocht, damit sie ansehnlich zur Tafel gebracht werden.<br />

Himbeeren zum Nachtisch<br />

Die gewaschenen <strong>und</strong> auf einem Siebe abgetrockneten Himbeeren werden in eine Glasschale getan, mit feinem<br />

Streuzucker überstreut, recht durchgeschüttelt <strong>und</strong> mit ganz wenig kaltem Wasser übergossen. Wenn man Weißwein<br />

darüber gießt, wie es manche lieben, geht das feine Aroma der Beeren verloren. Um es zu bewahren, läßt man <strong>die</strong><br />

Himbeeren bis zum Servieren verdeckt stehen.<br />

Erdbeerkompott<br />

Walderdbeeren oder Gartenerdbeeren werden vorbereitet wie <strong>die</strong> Himbeeren nach »-himbeeren zum Nachtisch«. Hierauf<br />

kocht man Zucker zu Sirup, gibt <strong>die</strong> Erdbeeren in den kochenden Saft <strong>und</strong> nimmt das Geschirr sofort vom Feuer. Man gibt<br />

sie in eine Assiette <strong>und</strong> lässt sie erkalten. Dies Kompott ist besonders erfrischend, wenn es recht kalt auf Eis gestanden hat.<br />

Erdbeeren zum Nachtisch<br />

Dieselben werden ebenso vorbereitet wie <strong>die</strong> Himbeeren nach »Himbeeren zum Nachtisch«.<br />

Stachelbeerkompott<br />

Man nimmt unreife Stachelbeeren, wenn sie <strong>die</strong> Hälfte ihrer Größe erreicht haben, schneidet Stiele <strong>und</strong> Blätter ab, setzt sie<br />

mit viel kaltem Wasser auf schwaches Feuer <strong>und</strong> erwärmt sie bis zum Kochen <strong>und</strong> schüttet sie zum Abtropfen auf ein Sieb.<br />

Alsdann kocht man sie mit reichlich Zucker weich, doch müssen <strong>die</strong> Beeren soviel als möglich ganz bleiben. Man richtet sie<br />

mit dem Safte an, den man mit etwas Kartoffelmehl dicklich gekocht hat.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 127 von 245


Stachelbeermus<br />

Nachdem man von den reifen Stachelbeeren Stiel <strong>und</strong> Blume entfernt hat, schüttet man sie in kochendes Wasser, <strong>und</strong><br />

sobald sie nach wenigen Minuten weich geworden sind, auf einen Durchschlag. Danach rührt man sie durch, bringt das Mus<br />

mit Zucker <strong>und</strong> etwas gestoßenem Zimt, wahrend man es öfter umrührt, zum Kochen <strong>und</strong> verdickt es mit gestoßenem<br />

Zwieback oder mit etwas Kartoffelmehl.<br />

Brombeerkompott<br />

Nachdem man <strong>die</strong> Beeren gewaschen hat, sucht man <strong>die</strong> kleinsten heraus <strong>und</strong> presst sie aus. Der Saft wird nebst Zucker,<br />

einigen Nelken, etwas Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale zum Kochen gebracht. Dann werden <strong>die</strong> andern Beeren hineingeschüttet,<br />

langsam einige Minuten gekocht <strong>und</strong> herausgenommen. Nachdem der Saft dicklich eingekocht ist, wird er darüber gegeben.<br />

Heidelbeerkompott<br />

Die Heidelbeeren, auch Bickbeeren oder Blaubeeren genannt, werden mit reichlich Zucker nur eben aufgekocht; sie dürfen<br />

nicht länger kochen, da sonst zu viel Saft entsteht. Dann nimmt man <strong>die</strong> Früchte heraus <strong>und</strong> lässt den Saft noch etwas<br />

einkochen. Nach Belieben kann man <strong>die</strong> Heidelbeeren auch mit 1 Stückchen Zimt <strong>und</strong> etwas Zitronenschale kochen.<br />

Preiselbeerkompott<br />

Die Preiselbeeren, auch Kronsbeeren genannt, werden mehrmals sauber gewaschen <strong>und</strong> auf ein Sieb geschüttet.<br />

Mittlerweile hat man auf 500 g Beeren 125 g Zucker, den man ein wenig angefeuchtet hat, klar kochen lassen, gibt<br />

Preiselbeeren nebst etwas ganzem Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale hinein <strong>und</strong> lässt sie weich kochen.<br />

Weinbeerkompott<br />

Man verwendet hierzu besonders solche Weintrauben, <strong>die</strong> in schlechten Sommern nicht reifen wollen, oder <strong>die</strong> sonst etwa<br />

zu sauer sind. Die noch nicht ganz reifen Beeren werden von den Stielen gepflückt <strong>und</strong> wie »Stachelbeerkompott« bereitet.<br />

Das Vorbereiten der getrockneten Früchte<br />

Alle getrockneten Früchte werden mehrmals mit lauem <strong>und</strong> danach mit kaltem Wasser abgewaschen, <strong>und</strong> zwar am Tage<br />

vor dem Kochen. Dann gießt man kaltes weiches Wasser, eventuell abgekochtes darauf, so dass <strong>die</strong> Früchte reichlich<br />

bedeckt sind, lässt sie über Nacht mit dem Wasser stehen <strong>und</strong> setzt sie dann mit denselben Wasser Zum Kochen auf. Am<br />

besten eignet sich hierzu ein irdenes Geschirr.<br />

Prünellenkompott<br />

Man setzt sie mit Weißwein <strong>und</strong> Wasser, Zucker <strong>und</strong> einigen Stückchen Zimt aufs Feuer <strong>und</strong> lässt sie gar, doch nicht zu<br />

weich kochen, wozu, je nachdem <strong>die</strong> Qualität ist, 15 Minuten hinreichend sein können, oft aber auch 1:00 S<strong>und</strong>e Zeit gehört.<br />

Backpflaumen geschmort oder Zwetschgenkompott<br />

Man fügt zu den eingeweichten Zwetschgen etwas Zitronenschale <strong>und</strong> den nötigen Zucker <strong>und</strong> lässt sie 20 bis 30 Minuten<br />

kochen, bis sie sich mit einer Gabel leicht durchstechen lassen. Dann nimmt man <strong>die</strong> Früchte heraus <strong>und</strong> kocht den Saft mit<br />

etwas Kartoffelmehl dicklich.<br />

Kompott von gedörrten Apfelschnitzen oder amerikanischen Ringäpfeln<br />

Nach Belieben kann man beim Ansetzen der eingeweichten Äpfel auch 1/2 Glas Weißwein hinzugeben; außerdem fügt man<br />

100 g Zucker, etwas ganzen Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale, auch wohl 2 Esslöffel Korinthen hinzu <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Apfelschnitze<br />

langsam weich. Man nimmt sie zur rechten Zeit mit einem Schaumlöffel heraus, damit sie nicht zerfallen, lässt <strong>die</strong> Sauce<br />

noch dicklich einkochen oder macht sie mit 1 Teelöffel Kartoffelmehl, das man in Wasser aufgerührt hat, bündig.<br />

Apfelmus aus Ringäpfeln<br />

Man bereitet <strong>die</strong> Äpfel nach »Kompott von gedörrten Apfelschnitzen oder amerikanische Ringäpfel« vor <strong>und</strong> setzt sie wie<br />

oben beschrieben an. Man lässt <strong>die</strong> Äpfel vollständig weich kochen, gibt, wenn sie wässerig sein sollten, etwas<br />

Kartoffelmehl hinzu <strong>und</strong> rührt das Apfelmus durch ein Sieb.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 128 von 245


Backobst<br />

Das Backobst kauft man entweder gemischt, oder man mischt nach Belieben gedörrte Pflaumen, Birnen, Äpfel, Kirschen,<br />

Aprikosen <strong>und</strong> Hagebutten. Man rechnet <strong>für</strong> 4 Personen 500 g Backobst.<br />

Da Birnen oft schwerer weich werden, kocht man sie am besten in einem besondern Geschirr <strong>und</strong> weicht sie auch<br />

besonders ein. Zu dem angeweichten Obst gibt man Zucker, ganzen Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale <strong>und</strong> lässt alles langsam weich<br />

kochen. Ist das Obst gar, so mengt man es untereinander <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Sauce mit etwas in Wasser aufgelöstem<br />

Kartoffelmehl klar. Man gibt das Backobst als Kompott oder auch zu Kartoffel- oder Semmelklößen. – In manchen<br />

Gegenden ist es beliebt, hierzu magern, durchwachsenen Speck zu geben. Mit Rauchfleisch gekocht <strong>und</strong> serviert, ist es<br />

bekannt unter dem Namen Schlesisches Himmelreich.<br />

Hagebutten getrocknet<br />

Man lässt halb Wasser <strong>und</strong> halb Wein oder auch nur Wasser mit einigen Zitronenscheiben, Zucker <strong>und</strong> etwas Zimt heiß<br />

werden, schüttet <strong>die</strong> Hagebutten hinein, lässt sie weich kochen <strong>und</strong> richtet sie mit sämiger, kurzer Brühe an. – Kocht <strong>die</strong><br />

Sauce an sich nicht sämig genug, so muss man sie mit etwas in Wasser klar gerührtem Kartoffelmehl verdicken.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 129 von 245


Salate<br />

Allgemeines<br />

Das Vorbereiten der grünen Salate<br />

Alle grünen Salate müssen von Schnecken <strong>und</strong> Würmern sorgfältig gereinigt werden, wobei man auch sämtliche schlechten<br />

Blätter entfernt. Nur welk gewordener Salat darf ins Wasser gelegt werden. Sonst spült man <strong>die</strong> Salate erst kurz vor dem<br />

Anrichten mit kaltem Wasser, damit der Sand zu Boden sinkt, wobei man den Salat ganz leicht in <strong>die</strong> Höhe zieht <strong>und</strong> dann<br />

wieder unter Wasser bringt. Man wechselt das Wasser mehrmals, bis es klar bleibt. Dann wird der Salat im Salatkorbe<br />

ausgeschwenkt, um das Wasser so viel als möglich herauszubringen. Das Ausdrücken des Salates mit der Hand ist zu<br />

unterlassen.<br />

Das Anmachen der grünen Salate<br />

Salz wende man bei allen grünen Salaten sparsam an. – Man vermische sie nicht eher mit der Sauce, bis sie gegessen<br />

werden, weil sie durch längeres Stehen zusammenfallen, alles Ansehen verlieren <strong>und</strong> zähe werden. Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong>e<br />

muss das Vermischen des Salates mit 2 Gabeln recht vorsichtig <strong>und</strong> möglichst schnell geschehen.<br />

Das Anmachen von Fleisch-, Fisch- <strong>und</strong> Kartoffelsalaten<br />

Diese sind wohlschmeckender, wenn sie wenigstens 30 Minuten vor dem Gebrauch gemischt werden. Gutes Provenceöl<br />

gibt dem Salat den feinsten Geschmack, indes ist auch frisches Mohnöl gut zu Salatsaucen. Sollen zu der Saure hart<br />

gekochte Eier verwendet werden, so zerreibe man zuerst <strong>die</strong> Eidotter möglichst fein <strong>und</strong> rühre etwas Essig <strong>und</strong> dann erst<br />

das Öl nach <strong>und</strong> nach hinzu, weil <strong>die</strong> Sauce, auf solche Weise gerührt, sich leichter verbindet. Erst zuletzt vermischt man sie<br />

unter stetem Rühren mit den übrigen Zutaten.<br />

Salatwürze<br />

Außer Essig oder Zitronensaft verwendet man als Würze Pfeffer, Zucker, Schnittlauch <strong>und</strong> mancherlei grüne Kräuter. Zu<br />

manchen Salaten sind auch Zwiebeln eine angenehme Würze, doch verwende man niemals zuviel, da Zwiebelgeschmack<br />

nicht bei jedermann beliebt ist.<br />

Die Salatsaucen<br />

Die Salatsaucen werden in den verschiedenen Gegenden Deutschlands sehr verschieden zubereitet. Meist mischt man sie<br />

nur aus Essig, Öl <strong>und</strong> Gewürzen, reicher werden sie durch einen Zusatz von saurer Sahne. Für <strong>die</strong> feine Tafel macht man<br />

sie durch Zusatz von Eigelb mehr einer Mayonnaise ähnlich. In vielen Familien liebt man <strong>die</strong> Salatsaucen mit Zucker zu<br />

versüßen oder durch den Zusatz von Senf pikanter zu machen; jede Hausfrau folge am besten dem bei ihr hergebrachten<br />

Familienbrauch.<br />

Verschiedene Salate<br />

Geflügelsalat<br />

Auf 12 bis 20 Personen berechnet. 3 junge gemästete Hühnchen werden mit reichlich Butter <strong>und</strong> etwas Salz langsam gar,<br />

aber nicht zu weich gedämpft <strong>und</strong> kalt zerlegt. Brust <strong>und</strong> Keulen werden fein zerschnitten <strong>und</strong> zum Salat genommen.<br />

Rückgrat, Flügel <strong>und</strong> Kopf werden mit einem Stückchen Kalbfleisch ausgekocht, wobei man etwas geschwitztes Mehl<br />

hinzugibt <strong>und</strong> nach 30 Minuten Kochens <strong>die</strong> Brühe durchsiebt. 4 Eidotter werden mit 1/2 Glas Wein <strong>und</strong> etwas Pfeffer tüchtig<br />

gerührt, <strong>die</strong> kochende Kraftbrühe wird dazugegeben <strong>und</strong>, nachdem alles gut verquirlt ist, wird <strong>die</strong> Sauce ausgekühlt über<br />

das Fleisch geschüttet. Dann wird Kopfsalat in 4 Teile geschnitten oder Endivien werden nach Vorschrift zurecht gemacht<br />

<strong>und</strong> mit Remouladensauce angemengt. Mit <strong>die</strong>sem Salat wird der Fleischsalat abwechselnd sternförmig in Schüsseln<br />

angerichtet.<br />

Polnischer Salat<br />

500 g Salat reicht <strong>für</strong> 3 Personen. Man verwendet hierzu Überreste von gebratenem oder gekochtem Fleisch, etwa<br />

Kalbsbraten, Rinderbraten, Hirsch- oder Rehbraten. Es ist gut, den Salat bald nach dem Erkalten zuzubereiten, ehe das<br />

Fleisch trocken <strong>und</strong> hart wird. Man schneidet etwa 500 g Fleisch, nachdem man Knorpel <strong>und</strong> Sehnen abgeputzt hat, in<br />

Würfel, wiegt 1 große Zwiebel, etwas Estragon <strong>und</strong> Gartenkresse recht fein <strong>und</strong> mengt es darunter. Alsdann rührt man<br />

1 kleine Obertasse recht dicke saure Sahne mit ebensoviel Essig zu einer glatten Sauce, schmeckt sie mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer<br />

ab <strong>und</strong> vermischt das Fleisch damit. Nachdem der Salat von der Sauce gut durchzogen ist, richtet man ihn mit Petersilie an.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 130 von 245


Fleischsalat einfach<br />

Gekochtes Kalb- oder Rindfleisch, das man in der Brühe hat erkalten lassen, wird 0:30 bis 1:00 St<strong>und</strong>e vor dem Servieren in<br />

feine Scheibchen geschnitten <strong>und</strong> mit einer gut gerührten Sauce aus saurer Sahne, Öl, fein geschnittenen Zwiebeln,<br />

gehacktem Estragon, Pfeffer, Salz <strong>und</strong> nicht zu reichlich Essig gut vermengt. Eine Beimischung von eingemachten, in<br />

Scheiben geschnittenen Gurken ist zu empfehlen.<br />

Ochsenmaulsalat<br />

Ein gut gereinigtes Ochsenmaul wird in wenig Wasser mit Salz, Lorbeerblatt, Nelkenpfeffer <strong>und</strong> etwas Pfeffer weich gekocht<br />

<strong>und</strong> hierauf zum Auskühlen mit der Brühe hingestellt. Nachdem man das Fleisch in kleine, dünne Scheiben geschnitten hat,<br />

vermischt man es mit 2 bis 3 Esslöffel fein gehackten Zwiebeln, ferner mit Öl, Essig, Pfeffer <strong>und</strong> Salz <strong>und</strong> garniert den Salat<br />

mit grüner Petersilie.<br />

Italienischer Salat<br />

Man rechnet 500 g Salat ausreichend <strong>für</strong> 3 bis 4 Personen. Gekochter Schinken <strong>und</strong> Kalbsbraten werden in feine Würfel<br />

geschnitten. In Streifen schneidet man eingelegte rote Rüben, hart gekochte Eier, Pfeffergurken, Äpfel <strong>und</strong> Sardellen; <strong>die</strong><br />

nötigen Zwiebeln werden fein gewiegt. Man muss etwa <strong>die</strong> Hälfte Fleisch <strong>und</strong> <strong>die</strong> andere Hälfte von den übrigen Zutaten<br />

nehmen. Man vermengt alles gut, fügt Kapern hinzu, richtet den Salat mit Sauce »Polnischer Salat« an <strong>und</strong> garniert ihn mit<br />

hart gekochten Eiern, Sardellen, Pfeffergurken <strong>und</strong> roten Rüben.<br />

Hechtsalat<br />

1 Hecht von etwa 1 kg wird ausgenommen, rein gewaschen, ungeschuppt mit reichlich Zwiebeln in kochendem Salzwasser<br />

weich gekocht <strong>und</strong> vom Feuer genommen, worauf er noch 10 Minuten im Fischwasser stehen bleibt, damit er das Salz<br />

besser aufnimmt. Von dem ausgekühlten Hecht entfernt man sorgfältig Schuppen, Haut <strong>und</strong> Gräten <strong>und</strong> zerteilt ihn in kleine<br />

Stückchen. Zugleich kocht man 15 Krebse nach Vorschrift <strong>und</strong> nimmt das Krebsfleisch aus den Schwänzen <strong>und</strong> Scheren.<br />

Unterdes bereitet man Remouladensauce, zu der man etwas Hechtbrühe verwendet, <strong>und</strong> <strong>die</strong> man mit gewiegten Sardellen,<br />

Schalotten <strong>und</strong> Petersilie würzt. Nun legt man den Hecht in eine Schüssel <strong>und</strong> dazwischen das Fleisch aus den<br />

Krebsscheren, richtet <strong>die</strong> Sauce darüber an, bestreut <strong>die</strong> Schüssel mit Kapern <strong>und</strong> garniert sie am Rande mit<br />

Krebsschwänzen, Sardellenstreifen <strong>und</strong> Zitronenscheiben.<br />

Sardellensalat<br />

Man wässert <strong>die</strong> Sardellen <strong>und</strong> entgrätet sie, ordnet sie in eine Salatschüssel mit reichlich Kapern, kleinen Essiggurken, in<br />

Scheiben geschnittener Braunschweiger Wurst, mariniertem Aal, der vorher gespalten <strong>und</strong> in fingerdicke Stücke geschnitten<br />

ist, nach Belieben Morcheln <strong>und</strong> einigen Schnitten geräucherten Lachs. Man gießt Remouladensauce darüber <strong>und</strong> garniert<br />

mit Zitronenscheiben.<br />

Heringssalat<br />

Von 6 guten Heringen kann eine Schüssel Salat <strong>für</strong> 12 Personen gemacht werden. Die Heringe werden ausgenommen,<br />

gewaschen <strong>und</strong>, je nachdem sie salzig sind, einige St<strong>und</strong>en oder länger am besten in Milch gelegt, damit das Salzige<br />

auszieht. Danach werden sie von Haut <strong>und</strong> Gräten befreit <strong>und</strong> in feine Würfel geschnitten. Ferner nimmt man dazu 500 g<br />

Kalbsbraten, 500 g Kartoffeln in der Schale, 500 g säuerliche, mürbe Äpfel, 500 g Gurken <strong>und</strong> zwar saure, Pfeffer-, Senf<strong>und</strong><br />

Zuckergurken <strong>und</strong> 2 Zwiebeln. Diese Zutaten werden ebenfalls in feine Würfel geschnitten. Übrigens kann man bei den<br />

Zutaten nach dem Vorhandensein etwaiger Vorräte <strong>und</strong> nach eigenem Geschmack verfahren. Man kann rote Rüben,<br />

eingemachte Zwetschgen, rohen Schinken, hart gekochte Eier, Kapern <strong>und</strong> marinierte Neunaugen dazwischen mengen.<br />

Wünscht man den Salat besonders fein zu haben, so lässt man <strong>die</strong> Kartoffeln weg <strong>und</strong> nimmt da<strong>für</strong> <strong>die</strong> doppelte Portion<br />

Fleisch. – Alles wird mit einer gut gerührten Sauce aus Provenceöl, Essig, weißem Pfeffer <strong>und</strong> Salz, auch nach Belieben<br />

etwas Senf, vermengt. Die Zwiebeln wiegt man sehr fein <strong>und</strong> vermischt sie mit der Sauce. Ebenso gut kann man auch <strong>die</strong><br />

Heringsmilch sehr fein wiegen, sie mit Essig durch ein Sieb abrühren <strong>und</strong> mit der Sauce vermischen. Man kann den Salat<br />

auch sehr gut am vorhergehenden Tage bereiten, doch lässt man ihn dann über Nacht in einem porzellanenen Geschirr<br />

stehen, rührt ihn vor dem Gebrauch nochmals durch, richtet ihn an <strong>und</strong> verziert ihn etwa auf folgende Weise: Grüne<br />

eingemachte Gurken oder Petersilie werden ganz fein gehackt, ebenfalls das Gelbe von 4 hart gekochten Eiern, wie auch<br />

das Weiße derselben <strong>und</strong> rote Rüben, jedoch jedes allein. Nun streiche man den Salat auf der Schüssel glatt, zeichne mit<br />

einem Messerrücken eine Figur darauf, etwa einen Stern, <strong>und</strong> lege mit einem Teelöffel in jedes Feld eine andere Farbe,<br />

indem man mit der linken Hand ein Messer an <strong>die</strong> Scheidelinie hält, damit man von allen Seiten in der Grenze bleibe. R<strong>und</strong><br />

herum lege man einen Rand von einer beliebigen Farbe. Ebenso kann man auch gewässerte, durchgerissene <strong>und</strong><br />

aufgerollte Sardellen <strong>und</strong> Kapern zum Verzieren benutzen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 131 von 245


Heringssalat <strong>für</strong> den täglichen Tisch<br />

Zu 2 Tellern Kartoffeln nimmt man 2 bis 3 gewässerte Heringe, gehackt oder geschnitten, 2 Untertassen voll rote Rüben,<br />

ebensoviel saure Äpfel <strong>und</strong> Fleisch, alles in feine Würfel geschnitten, mit Zwiebeln, Öl, Essig, Pfeffer <strong>und</strong> Salz vorsichtig<br />

angerührt, damit es ganz bleibt. Hat man saure Sahne, so gibt man etwas zur Sauce, sonst muss der Essig durch etwas<br />

Milch oder Wasser gemildert werden, weil <strong>die</strong>ser Salat viel Sauce braucht.<br />

Kartoffelsalat fein<br />

Man nimmt hierzu gute Salatkartoffeln, am besten so genannte Mäuse, kocht sie in Salzwasser gar, zieht sogleich <strong>die</strong><br />

Schale ab, schneidet sie warm in feine Scheibchen <strong>und</strong> mischt sie sofort mit Remouladensauce, <strong>die</strong> man fertig bereitet hat.<br />

Damit <strong>die</strong> Kartoffelscheiben ganz bleiben, gibt man eine Lage Kartoffeln in <strong>die</strong> Salatschüssel, einige Löffel Sauce darüber<br />

<strong>und</strong> so fort, bis alle Kartoffeln gut angefeuchtet sind.<br />

Kartoffelsalat <strong>für</strong> den <strong>gewöhnliche</strong>n Tisch<br />

Die in Scheiben geschnittenen Kartoffeln werden möglichst warm gehalten <strong>und</strong> mit nachstehender Sauce recht saftig<br />

gemengt. Man rührt gutes Öl, Essig, Pfeffer, Salz <strong>und</strong> fein gewiegte Zwiebeln untereinander; nach Belieben tut man ein<br />

wenig Zucker an <strong>die</strong> Sauce <strong>und</strong> fügt gewiegte Petersilie hinzu.<br />

Kartoffelsalat warm<br />

1/2 Obertasse Essig <strong>und</strong> 2 Obertassen Wasser werden mit Salz <strong>und</strong> Petersilie aufgekocht, 3 fein gehackte Zwiebeln <strong>und</strong><br />

Petersilie nebst 3 Esslöffel Provenceöl damit vermischt, <strong>die</strong> noch warmen Kartoffeln abgeschält <strong>und</strong> in Scheiben hinein<br />

geschnitten <strong>und</strong> nach Belieben mit ein wenig Zucker abgeschmeckt. Statt des Öls kann man auch zerlassene, aber noch<br />

gelbe Butter hinein geben. Der Salat wird sofort serviert.<br />

Brunnenkressesalat<br />

Die Brunnenkresse, ein sehr ges<strong>und</strong>er, blutreinigender <strong>und</strong> magenstärkender Salat, ist den ganzen Winter hindurch <strong>und</strong> im<br />

Frühjahr so lange brauchbar, als <strong>die</strong> Blätter zart sind. Man schneidet <strong>die</strong> Stiele von den Blättern so weit ab, dass <strong>die</strong><br />

ersteren noch etwa dreifingerbreit daran bleiben. Das Waschen geschieht mehrere Male in reichlich Wasser, indem man <strong>die</strong><br />

Kresse aus demselben heraufzieht <strong>und</strong> wieder unter Wasser bringt. Sie wird gut ausgeschwenkt <strong>und</strong> mit reichlich Öl, Essig<br />

<strong>und</strong> etwas Salz angemengt.<br />

Gartenkressesalat<br />

Diese Kresse kann <strong>für</strong> Fre<strong>und</strong>e derselben das ganze Jahr hindurch gezogen werden. Man schneidet <strong>die</strong> Blätter, solange sie<br />

jung <strong>und</strong> zart sind, mit der Schere ab <strong>und</strong> mengt sie nach dem Waschen <strong>und</strong> Ausschwingen mit reichlich Öl, wenig scharfem<br />

Essig <strong>und</strong> einigen Körnchen Salz.<br />

Hopfensalat<br />

Junger, aufkeimender Hopfen, bei dem sich <strong>die</strong> Blätter noch nicht entwickelt haben, wird abgeschnitten, gewaschen,<br />

zusammengeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> wie Spargelsalat behandelt.<br />

Spargelsalat<br />

Der Spargel wird wie zu Gemüse geputzt, in Bündchen geb<strong>und</strong>en, mit kochendem Wasser <strong>und</strong> Salz langsam gar gekocht<br />

<strong>und</strong> auf einen Durchschlag gelegt. Völlig erkaltet, macht man <strong>die</strong> Fäden los, legt ihn in zierlicher Ordnung in eine<br />

Salatschüssel <strong>und</strong> gibt feines Öl <strong>und</strong> Essig zu gleichen Teilen, mit etwas Pfeffer <strong>und</strong> Salz vermischt, darüber.<br />

Blumenkohlsalat<br />

Der Blumenkohl wird wie zu Gemüse vorbereitet, in Wasser <strong>und</strong> Salz langsam gar gekocht <strong>und</strong> danach zum Abtrocknen auf<br />

ein Sieb gelegt. Nun werden <strong>die</strong> Kohlröschen vorsichtig abgetrennt <strong>und</strong> in einer Salatieère so angerichtet, dass alle Blumen<br />

nach oben kommen, worauf man den Salat mit einer gut gerührten Sauce von einigen hart gekochten Eiern, Essig, Öl,<br />

Pfeffer <strong>und</strong> Salz löffelweise übergießt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 132 von 245


Kopfsalat oder grüner Salat mit Eiersauce<br />

Man entfernt <strong>die</strong> äußeren grünen Blätter, greift aus den großen Blättern <strong>die</strong> Rippen, wobei man der Schnecken wegen<br />

genau nachsehen muss, <strong>und</strong> zerteilt das Herz in kleine Blättchen. Dann spült <strong>und</strong> mischt man den Salat mit folgender<br />

Sauce. Auf 4 Personen rechnet man 2 hart gekochte Eidotter, fein zerrieben, 4 Esslöffel Öl, nicht zu viel Salz <strong>und</strong> Essig,<br />

auch nach Belieben etwas Senf <strong>und</strong> Pfeffer <strong>und</strong> einige Salatkräuter, als fein gehackten Estragon, junge Zwiebelspitzen,<br />

Boretsch <strong>und</strong> dergleichen.<br />

Kopfsalat oder grüner Salat mit Essig<br />

Nachdem man den Salat nach »Kopfsalat oder grüner Salat mit Eiersauce« vorbereitet hat, vermischt man Essig mit ein<br />

wenig Salz <strong>und</strong> gutem Speiseöl, gibt den Salat hinein <strong>und</strong> mengt ihn leicht <strong>und</strong> schnell damit durch. Wer den Salat milder<br />

liebt, verdünnt den Essig oder besser noch Zitronensaft mit Wasser, gibt Salz <strong>und</strong> nach Geschmack Zucker hinzu <strong>und</strong><br />

verfährt weiter, wie oben beschrieben.<br />

Kopfsalat mit Sahne oder Rahm<br />

Man tut in einen Napf 1 Obertasse dicke, saure Sahne, fügt nach Geschmack Zucker hinzu <strong>und</strong> 1 Prise Salz, wendet den<br />

Salat darin um <strong>und</strong> richtet ihn mit oder ohne gehackten Schnittlauch an.<br />

Kopfsalat mit Speck<br />

Man verdünnt Weinessig mit etwas Wasser, gibt Salz <strong>und</strong> Zucker nach Geschmack dazu <strong>und</strong> wendet den gewaschenen<br />

Salat darin um. Zuletzt gibt man 1 bis 2 Esslöffel ausgebratenen Speck samt den hellbraunen Grieben noch warm darüber,<br />

mengt alles gut durch <strong>und</strong> richtet den Salat sofort an.<br />

Gurkensalat<br />

Die Gurken werden geschält <strong>und</strong> dabei <strong>die</strong> Spitzen abgeschnitten <strong>und</strong> entfernt, weil sie leicht bitter schmecken. Man tut gut,<br />

jede einzelne Gurke zu kosten, um festzustellen, ob sie auch nicht bitter ist. Dann schneidet man <strong>die</strong> Gurke in ganz feine<br />

Scheibchen mit dem Messer oder auf einem Gurkenhobel <strong>und</strong> vermischt sie erst, wenn der Salat gegessen werden soll, mit<br />

etwas Essig, Öl, Salz, einer Prise Pfeffer <strong>und</strong> nach Geschmack auch etwas Zucker. Nach Belieben kann man auch ein<br />

wenig Schnittlauch darunter mengen.<br />

Salat von Gurken <strong>und</strong> Kopfsalat<br />

Man mengt Gurken <strong>und</strong> Kopfsalat zu gleichen Teilen <strong>und</strong> richtet den Salat nach einer der vorstehenden Zubereitungen an.<br />

Salat von eingemachten Gurken<br />

Salz- oder große Essiggurken werden fein abgeschält, in Scheiben geschnitten, mit wenig Pfeffer, reichlich Öl, <strong>und</strong> je<br />

nachdem <strong>die</strong> Gurken sauer sind, auch wohl mit etwas Essig vermischt.<br />

Bohnensalat<br />

Schnitt- oder Brechbohnen werden wie zum Gemüse vorbereitet, gewaschen, in Salzwasser weich gekocht <strong>und</strong> zum<br />

Abtropfen auf ein Sieb geschüttet. Hierauf mengt man sie noch warm mit Essig, Öl, Salz, Pfeffer, nach Belieben Zucker <strong>und</strong><br />

fein gewiegten Zwiebeln, womit man sie gut durchziehen lässt. Vor dem Anrichten gibt man fein gewiegte Petersilie dazu<br />

<strong>und</strong> schmeckt den Salat nochmals ab. – Man kann <strong>die</strong>sen Salat auch von eingemachten Salatböhnchen bereiten. Man<br />

übergießt <strong>die</strong> mit Essig eingemachten Bohnen mit kochendem Wasser, lässt sie eine Weile darin stehen, gießt das Wasser<br />

ab <strong>und</strong> vermengt <strong>die</strong> Bohnen mit Öl, Salz, Pfeffer <strong>und</strong> gewiegter Petersilie.<br />

Roter Salat<br />

Man nimmt dazu einen Teil mit der Schale weich gekochte, in Scheiben geschnittene Kartoffeln (rote Mäuse), einen Teil in<br />

Scheiben geschnittene rote Rüben <strong>und</strong> einen Teil fein geschabten roten Kappus. Dies wird vorsichtig, damit alles ganz<br />

bleibt, mit reichlich feinem Öl, Essig, Pfeffer <strong>und</strong> Salz angerührt <strong>und</strong> zu Braten gegeben.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 133 von 245


Salat von roten Rüben<br />

Die Rüben werden sauber gewaschen <strong>und</strong> mit einer Bürste von allen erdigen Teilen befreit, ohne sie jedoch zu<br />

beschneiden. Nachdem man sie in reichlich Wasser weich gekocht hat, lässt man sie abkühlen, schält sie <strong>und</strong> schneidet sie<br />

in Scheiben. Hierauf übergießt man sie mit Öl, Essig <strong>und</strong> Zucker nach Geschmack <strong>und</strong> würzt sie mit Kochkümmel <strong>und</strong> fein<br />

geschabtem Meerrettich.<br />

Wintersalat<br />

3 Teile in der Schale gekochte Kartoffeln, 1 Teil saure Äpfel, 1 Teil rote Rüben, 1 Teil eingemachte Gurken. Alles <strong>die</strong>s wird<br />

in feine Scheiben geschnitten, mit einer gut gerührten Sauce von reichlich Öl, etwas saurer Sahne, Essig, Pfeffer <strong>und</strong> Salz<br />

vorsichtig durchmengt, dass <strong>die</strong> Scheiben ganz bleiben, in einer Salatière angerichtet <strong>und</strong> mit einem Kranz von Kornsalat,<br />

mit Öl, Essig <strong>und</strong> Salz vermischt, <strong>und</strong> von nicht ganz hart gekochten Eiern, welche zu 8 Teilen geschnitten wurden, Verziert.<br />

Endiviensalat<br />

Man verwendet hierzu nur <strong>die</strong> gelben Blätter, aus denen <strong>die</strong> groben Stängel entfernt werden, <strong>die</strong> feinen Stängel kann man<br />

spalten, in kleine Stücke schneiden <strong>und</strong> mit den Blättern vermischen. Der Salat wird kurz vor dem Anrichten gewaschen <strong>und</strong><br />

mit dicker Sahne, Essig, Salz <strong>und</strong> Pfeffer vermengt.<br />

Feldsalat oder Rapünzchensalat<br />

Der holländische Feldsalat mit kleinen r<strong>und</strong>en Blättern ist dem großblättrigen vorzuziehen. Beim Verlesen schneidet man<br />

nur <strong>die</strong> unteren Stängel so weit ab, dass <strong>die</strong> Blätter einzeln werden, <strong>und</strong> entfernt alle schlechten Blätter. Dann wäscht man<br />

den Salat <strong>und</strong> vermengt ihn mit Öl, Essig <strong>und</strong> Salz. – Man kann <strong>die</strong> Rapünzchen auch mit Selleriesalat vermengen, s.<br />

»Selleriesalat«.<br />

Krautsalat<br />

Für 6 Personen rechnet man einen Krautkopf, nach Belieben Rotkohl oder Weißkohl, ferner 2 Löffel Öl, 2 Löffel Essig,<br />

1 Prise Pfeffer, 1,5 Teelöffel Salz, 250 ml dicke, saure Sahne <strong>und</strong> 1 Zwiebel. Die äußeren schadhaften Blätter des Krautkopfes<br />

werden abgeschält <strong>und</strong> das Kraut fein gehobelt, wobei man den dicken Strunk zurücklässt. Hierauf mengt man das<br />

Kraut mit feinem Salz <strong>und</strong> lässt es kurze Zeit stehen, während man mit den übrigen Zutaten eine Salatsauce mengt <strong>und</strong><br />

zuletzt das Kraut damit vermischt. – Man kann nach Belieben auch das gehobelte Kraut vor dem Mengen in Salzwasser<br />

abkochen.<br />

Selleriesalat<br />

1 bis 2 recht zarte, weiße Sellerieknollen werden, nachdem sie geschält sind, in schwach gesalzenem Wasser weich<br />

gekocht <strong>und</strong> hierauf in dünne Scheiben geschnitten, entweder mit einem glatten Messer oder dem Buntschälmesser. Nun<br />

mengt man den Sellerie noch warm mit Essig, Öl, Salz <strong>und</strong> Pfeffer, richtet ihn an, wenn er erkaltet ist, <strong>und</strong> garniert ihn mit<br />

sauber gewaschenen Rapunzelblättern. – Man kann ihn auch wie Kopfsalat mit einer Eiersauce mengen. Dann können <strong>die</strong><br />

Rapünzchen fort bleiben.<br />

Salat auf Gärtnerinnen-Art<br />

Von jedem Gemüse 1/2 Obertasse Teltower Rübchen <strong>und</strong> ebensoviel junge Karotten werden, jedes <strong>für</strong> sich, in Salzwasser<br />

weich gekocht <strong>und</strong>, nachdem sie abgetropft sind, mit Essig, Öl, Salz <strong>und</strong> Pfeffer angemacht. Blumenkohlröschen,<br />

Spargelspitzen, grüne Erbsen <strong>und</strong> junge grüne Bohnen kocht man ebenfalls jedes einzeln in Salzwasser weich, lässt es<br />

abtropfen <strong>und</strong> erkalten. Unterdes bereitet man von 2 hart gekochten Eigelb, 1 rohen Ei, Öl, Salz, ein wenig Zucker <strong>und</strong> Essig<br />

eine Sauce, <strong>die</strong> man unter <strong>die</strong> letztgenannten Gemüse mischt. Man richtet nun den Salat möglichst erhaben auf einer<br />

Schüssel an <strong>und</strong> garniert den Rand mit Karotten <strong>und</strong> Rübchen, <strong>die</strong> man aus der Marinade herausgenommen hat <strong>und</strong> nun<br />

mit jungen Herzblättern von Kopf- <strong>und</strong> Endiviensalat abwechseln lässt.<br />

Tomatensalat<br />

Für 4 Personen werden 10 bis 12 recht reife Tomaten recht kalt gelegt, wo möglich auf Eis, wodurch sie erst fest werden<br />

<strong>und</strong> sich dann gut schneiden lassen. Man schneidet sie in dünne Scheiben, wobei man <strong>die</strong> Kerne entfernt, mischt sie hierauf<br />

mit 2 Esslöffel Öl, 2 Esslöffel Essig, Salz, Pfeffer, ein wenig Zucker <strong>und</strong> 1/4 zerriebenen Zwiebel <strong>und</strong> gibt den Salat sofort<br />

zur Tafel. Nach Belieben kann man auch statt der Zwiebel 1/2 Zehe fein geschnittenen Knoblauch darunter mengen. Man<br />

garniert den Salat mit einem Kranze von zerschnittenen, hart gekochten Eiern.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 134 von 245


Rettichsalat<br />

Weißer oder schwarzer Rettich wird geschält <strong>und</strong> auf dem Reibeisen zerrieben, worauf man ihn mit etwas Salz, Zucker <strong>und</strong><br />

Essig vermischt. – Der schwarze Rettich ist schärfer als der weiße.<br />

Dörrbohnensalat<br />

Weiße Bohnen, am besten Perlbohnen, werden wie zu Gemüse in Salzwasser weich gekocht, am besten in der Kochkiste,<br />

da sie keinesfalls zerkochen dürfen. Nachdem man sie abgegossen, richtet man sie mit Essig, Öl, Salz, Pfeffer <strong>und</strong> nach<br />

Belieben ein wenig Zucker an.<br />

Sauerkrautsalat oder Russischer Salat<br />

Zarter, recht weißer Sauerkohl wird, sowie er aus dem Fasse kommt, in einem Tuche ausgedrückt, faserig geschnitten <strong>und</strong><br />

mit Essig, Öl, Salz <strong>und</strong> Pfeffer angerichtet.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 135 von 245


Saucen<br />

Allgemeines<br />

Die Bedeutung der Saucen<br />

Die Saucen sind bei der Tafel nicht als Nebensache zu betrachten, sie ver<strong>die</strong>nen vielmehr besondere Beachtung. Ein gutes<br />

Gericht wird durch eine schlechte Sauce heruntergesetzt, ein geringeres aber durch eine gute Sauce gehoben.<br />

Das Schwitzmehl zu Saucen<br />

In den Vorschriften überall das genaue Verhältnis zu bestimmen, ist nicht gut möglich, da muss das Augenmaß <strong>und</strong> der<br />

eigene Verstand zu Rate gezogen werden. Hier im allgemeinen einige Winke: Das Mehl zu den hellen Kraftsaucen wird so<br />

lange in der Butter gekocht, bis es sich kräuselt <strong>und</strong> hebt, zu braunen Saucen unter stetem Rühren so lange, bis es schöne,<br />

braune Farbe erhält (s. Vorbereitung - Gr<strong>und</strong>rezepte - »Braunmehl«). Bouillon oder Wasser rührt man zum Schwitzmehl<br />

stets kochend hinzu. Jede Sauce muss mehr oder weniger geb<strong>und</strong>en sein, darf nicht im geringsten klümprig <strong>und</strong> noch<br />

weniger einem Mehlbrei ähnlich sein.<br />

Das Würzen der Saucen<br />

Jede Sauce muss auch nach ihrer Art weder zu wenig noch zu viel Säure haben. Auch muss der Sauce ein angenehmer<br />

Geschmack von Salz, Gewürz oder Kräutern gegeben werden, so dass kein Gewürz oder Kraut zu sehr hervortritt. Saucen,<br />

zu denen Butter gebraucht wird, werden dadurch r<strong>und</strong>er <strong>und</strong> milder, dass zuletzt <strong>die</strong> fertige Sauce mit etwas roher Butter<br />

verrührt wird.<br />

Das Abrühren der Saucen<br />

Soll <strong>die</strong> kochende Sauce mit Eidottern abgerührt werden, so geschieht <strong>die</strong>s erst beim Anrichten, da <strong>die</strong> Sauce mit Eidottern<br />

auf dem Feuer gerinnen würde. – Um das Gerinnen zu vermeiden, tut man gut, zum Eidotter 1 kleine Messerspitze Mehl<br />

<strong>und</strong> 1 Esslöffel kaltes Wasser hinzuzurühren. Dann gibt man unter stetem Rühren nach <strong>und</strong> nach etwas Sauce dazu <strong>und</strong><br />

schüttet <strong>die</strong>s alsdann zur kochenden Sauce, worauf man sie gut durchrührt.<br />

Das Binden mit Kartoffelmehl<br />

Die Saucen, welche man mit Kartoffelmehl bündig macht, nimmt man einen Augenblick vom Feuer, ehe man das mit kaltem<br />

Wasser oder mit kalter Milch angerührte Kartoffelmehl hinzugibt. Alsdann lässt man <strong>die</strong> Sauce unter stetem Umrühren<br />

kochen, bis sie ganz klar erscheint. Abgerührte <strong>und</strong> geb<strong>und</strong>ene Saucen geraten im Wasserbade besonders gut. Bei vielen<br />

Saucen empfiehlt es sich, <strong>die</strong>se durch ein Sieb zu gießen.<br />

Warme Saucen zu Fisch, Fleisch <strong>und</strong> Gemüse<br />

Gr<strong>und</strong>sauce oder Coulis<br />

Die Coulis wird zu guten Kraftsaucen <strong>und</strong> andern pikanten Kraftsaucen gebraucht. Man nimmt 125 g rohes, derbes<br />

Kalbfleisch, 1 kleines Stück rohen Schinken, einige Schalotten oder 1 Zwiebel, 1 Sellerie, 1 Petersilien- <strong>und</strong> 1 gelbe Wurzel,<br />

1 Lorbeerblatt, Nelken, Nelkenpfeffer <strong>und</strong> Pfefferkörner, von jedem etwa 8 Stück. Das Fleisch <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wurzeln werden in<br />

Würfel geschnitten, das Gewürz gröblich gestoßen <strong>und</strong> alles mit 125 g Butter aufs Feuer gesetzt <strong>und</strong> gebräunt. Zu weißer<br />

Coulis gibt man das Mehl hinein, wenn alles eben gelb geworden, lässt es ebenfalls gelb werden <strong>und</strong> schüttet dann sogleich<br />

kochende Bouillon hinzu. Zu brauner Coulis aber lässt man das Angegebene braun werden, gibt dann erst das Mehl hinzu<br />

<strong>und</strong> rührt es fortwährend, bis es gleichfalls braun geworden, fügt Bouillon <strong>und</strong> Jus oder Bratensatz, Champignons,<br />

Zitronenschale, grüne Kräuter, Estragon, Basilikum usw. hinzu, lässt alles 30 Minuten kochen <strong>und</strong> reibt es durch ein Sieb.<br />

Die Coulis muss recht dick sein, weil sie beim Gebrauch verdünnt wird. Sie ist das beste Hilfsmittel, alle Fleischsaucen gut<br />

<strong>und</strong> schnell zu bereiten <strong>und</strong> hält sich im Winter wenigstens 2 bis 3 Wochen, wenn man sie an einem luftigen Ort, offen<br />

stehend, aufbewahrt <strong>und</strong> einmal wieder aufkochen lässt.<br />

Braune Kraftsauce<br />

Man macht in Butter 1 gehackte Zwiebel <strong>und</strong> Mehl braun, wobei <strong>die</strong> Butter vorher gebräunt sein muss. Dann tut man hinzu:<br />

1 Möhre, 1/2 Petersilienwurzel, etwas Estragon, Nelken, Pfefferkörner <strong>und</strong> 1 Lorbeerblatt. Hat <strong>die</strong>s eine Weile geschmort, so<br />

fügt man Bouillon, Jus oder Bratensatz hinzu. Man lässt alles 30 Minuten kochen, treibt es durch ein Sieb, bringt <strong>die</strong> Sauce<br />

wieder zum Kochen <strong>und</strong> gibt ihr Geschmack mit Zitronensaft, Zitronenschale, Kapern, gehackten Sardellen oder<br />

Champignons. Die letzteren müssen in der Sauce gehörig weich kochen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 136 von 245


Weiße Kraftsauce<br />

Diese wird wie »Braune Kraftsauce« zubereitet, doch verwendet man hierzu nur ganz helles Schwitzmehl, lässt also <strong>die</strong><br />

Butter vorher nicht bräunen. Als Zusatz kann man nur Bouillon verwenden, <strong>und</strong> von dem Gewürz lässt man <strong>die</strong> Nelken fort.<br />

Trüffelsauce<br />

Nachdem man Braunmehl gemacht hat, verdünnt man es mit Bouillon, Jus oder Bratenbrühe <strong>und</strong> lässt es aufkochen.<br />

Alsdann gibt man hinzu: 1 Lorbeerblatt, ein paar Nelken, ein wenig Zitronenschale, Zitronensaft <strong>und</strong> 1 Glas Wein. Zuletzt<br />

lässt man <strong>die</strong> vorbereiteten Trüffeln in der Sauce kochen. Die Sauce muss recht braun sein. Hat man keine braune Jus, so<br />

nimmt man etwas gebrannten Zucker <strong>und</strong> lässt das Mehl braun werden, jedoch schmeckt zu allen Saucen helles<br />

Schwitzmehl am besten.<br />

Braune Champignonsauce<br />

1 Obertasse Champignons werden geputzt, gewaschen, in Streifen geschnitten <strong>und</strong> hierauf nebst 1 kleinen Zwiebel mit<br />

2 Esslöffel Butter gedünstet. Dann gibt man 1 Esslöffel Mehl hinzu, lässt das braun werden <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Sauce mit 500 ml<br />

brauner Coulis auf; als Würze gibt man Salz, ein wenig geriebene Muskatnuss <strong>und</strong> ein paar zusammenhängende Stiele<br />

Petersilie hinein. Man lässt <strong>die</strong> Sauce 15 bis 20 Minuten kochen, schäumt sie sauber ab, nimmt <strong>die</strong> Petersilie heraus <strong>und</strong><br />

schärft sie mit Zitronensaft.<br />

Weiße Champignonsauce<br />

1 Obertasse geputzte Champignons werden in 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Glas Weißwein weich gedünstet. Hierauf wird ein<br />

helles Schwitzmehl aus 1 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Esslöffel Mehl gemacht <strong>und</strong> dasselbe mit 500 ml guter Bouillon <strong>und</strong> dem<br />

Saft von den Champignons aufgekocht, dann mit 2 Eidottern abgezogen <strong>und</strong> mit Salz <strong>und</strong> Zitronensaft abgeschmeckt. Beim<br />

Anrichten werden <strong>die</strong> Champignons in <strong>die</strong> Sauce gegeben.<br />

Morchelsauce<br />

Die gereinigten Morcheln werden grob gehackt <strong>und</strong> in Butter weich gedämpft. Nun füllt man helles Schwitzmehl mit Bouillon<br />

auf, gibt <strong>die</strong> Morcheln hinein <strong>und</strong> schärft <strong>die</strong> Sauce mit Zitronensaft. Zuletzt zieht man sie mit 2 Eigelb ab <strong>und</strong> gibt fein<br />

gewiegte Petersilie hinein.<br />

Gurkensauce<br />

Man schält frische Gurken, teilt sie in 2 Hälften, nimmt das Kernhaus heraus <strong>und</strong> schneidet sie in Würfel. Alsdann macht<br />

man ein helles Schwitzmehl, wobei man ein wenig feine Schalotten mitröstet, kocht <strong>die</strong>ses mit Fleischbrühe auf, gibt Essig,<br />

1 Lorbeerblatt <strong>und</strong> das fehlende Salz hinzu <strong>und</strong> kocht in <strong>die</strong>ser Sauce <strong>die</strong> Gurken weich. Statt frischer Gurken kann man<br />

auch sehr gut saure Gurken dazu nehmen. Man gibt <strong>die</strong> Sauce zu Kalb- <strong>und</strong> Hammelfleisch.<br />

Kapernsauce<br />

Ein helles Schwitzmehl aus 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Esslöffel Mehl wird mit 2 Obertassen Fleischbrühe verkocht, worauf man<br />

2 gehäufte Esslöffel Kapern hinzufügt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Sauce mit 1 Prise Pfeffer <strong>und</strong>, wenn nötig, etwas Zitronensaft oder Essig<br />

abschmeckt.<br />

Austernsauce<br />

Man koche von den Austern <strong>die</strong> so genannten Bärte mit etwas Zitronenschale, einigen Körnern gröblich gestoßenem Pfeffer<br />

<strong>und</strong> 1 Lorbeerblatt in kräftiger Bouillon aus <strong>und</strong> gebe <strong>die</strong>s durch ein Sieb. Dann rühre man zu hellem Schwitzmehl<br />

Kraftbrühe, würze mit Muskatblüte, 1 Glas Wein, dem Saft einer Zitrone <strong>und</strong> füge beim Anrichten <strong>die</strong> Austern mit ihrer<br />

salzigen Flüssigkeit hinzu, sowie auch das vielleicht noch fehlende Salz. Man lasse <strong>die</strong> Austern nur ziehen, längeres<br />

Kochen macht sie hart. Zuletzt wird <strong>die</strong> Sauce mit 1 bis 2 Eidottern abgerührt.<br />

Krebssauce<br />

Für 4 Personen werden 1 Mandel mittelgroße Krebse nach Vorschrift gekocht. Scheren <strong>und</strong> Schwänze werden<br />

aufgebrochen <strong>und</strong> <strong>die</strong> letzteren der Länge nach halbiert. Von den Leibern <strong>und</strong> Schalen der Krebse bereitet man nach<br />

Vorschrift Krebsbutter. Etwa 30 Minuten vor dem Anrichten tut man <strong>die</strong> klare Krebsbutter in eine Kasserolle, fügt, nachdem<br />

sie geschmolzen ist, etwa 25 g Mehl hinzu, rührt es gut um <strong>und</strong> lässt es in der Butter kräuseln. Alsdann gießt man <strong>die</strong> nötige<br />

Krebsbrühe hinzu, kocht gut durch, stellt sie im Wasserbade warm <strong>und</strong> gibt das Krebsfleisch erst beim Anrichten hinein.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 137 von 245


Weiße Sardellensauce<br />

Man schwitze gehackte Schalotten oder Zwiebeln in Butter, lasse 1 bis 2 Löffel Mehl darin gelb werden, zerrühre das Mehl<br />

mit kochender Brühe <strong>und</strong> streiche sie durch ein feines Sieb. Danach bringe man <strong>die</strong> Sauce zum Kochen, würze sie mit<br />

Sardellenbutter oder einigen Sardellen, <strong>die</strong> mit Butter fein gehackt sind, ferner mit Zitronensaft, 1/2 bis 1 Glas Weißwein <strong>und</strong><br />

etwas fein gestoßener Muskatblüte <strong>und</strong> rühre <strong>die</strong> Sauce nach Belieben mit 1 bis 2 Eidotter <strong>und</strong> einem Stückchen frischer,<br />

roher Butter ab.<br />

Heringssauce<br />

Ein gewässerter Hering wird fein gehackt. Dann schwitzt man einige fein gehackte Schalotten oder Zwiebeln in Butter<br />

hellgelb, lässt darin 1 bis 2 Löffel Mehl gelb werden <strong>und</strong> rührt so viel Fleischbrühe oder Wasser hinzu, als zu einer recht<br />

sämigen Sauce erforderlich ist. Diese Sauce lässt man mit etwas Pfeffer, 1/2 Lorbeerblatt, 2 bis 3 Zitronenscheiben oder<br />

etwas Essig kochen <strong>und</strong> gibt den fein gehackten Hering dazu. Nachdem er eben mit der Sauce durchgekocht ist, rührt man<br />

sie mit einem Stückchen roher Butter ab. Man gibt sie zu Fisch <strong>und</strong> Fleisch.<br />

Holländische Sauce mit Wein<br />

Man rühre 3 Eidotter <strong>und</strong> 1 Teelöffel voll feines Mehl mit halb Wasser, halb weißem Wein glatt, gebe Muskatblüte <strong>und</strong> etwas<br />

Zucker hinzu, rühre es im Wasserbade bis vor dem Kochen <strong>und</strong> vermische <strong>die</strong> Sauce mit 125 g Butter <strong>und</strong> etwas<br />

Zitronensaft. Man gibt <strong>die</strong>se Sauce besonders zu Artischocken, frischen Champignons <strong>und</strong> Fischen, sowie auch über<br />

Ochsenzunge.<br />

Holländische Sauce einfach<br />

3 Eidotter <strong>und</strong> 1 Teelöffel feines Mehl werden mit 250 ml kalter Bouillon glatt gerührt, nach Belieben mit etwas Muskatblüte<br />

gewürzt <strong>und</strong> unter beständigem Rühren im Wasserbade gar gemacht. Dann wird 75 g Butter <strong>und</strong> nach Geschmack<br />

Zitronensaft dazugerührt. Je nachdem man <strong>die</strong>se Sauce gebrauchen will, kann man Austern, gehackte Sardellen, Kapern<br />

oder Senf hineingeben.<br />

Holsteinische oder Travemünder Sauce<br />

Man rechnet <strong>für</strong> 4 Personen 100 g gute Butter <strong>und</strong> 1 gestrichenen Esslöffel Mehl. Das Mehl lässt man in der Butter heiß<br />

werden <strong>und</strong> rührt 2/3 Fischwasser <strong>und</strong> 1/3 Weißwein hinzu. Dann gibt man Muskatnuss <strong>und</strong> etwas gestoßenen Pfeffer<br />

hinzu, auch das vielleicht noch fehlende Salz. Nun rührt man <strong>die</strong> Sauce bis zum Kochen, fügt noch 50 g rohe Butter hinzu<br />

<strong>und</strong> etwas Zitronensaft. Zuletzt rührt man sie mit 2 Eidottern ab <strong>und</strong> richtet sie sogleich an.<br />

Sächsische Fischsauce<br />

In helles Schwitzmehl von 1 Esslöffel Mehl <strong>und</strong> 2 Esslöffel Butter gibt man etwa 1 Teelöffel voll fein gehackte Schalotten,<br />

1 Obertasse Fischbrühe, 1/2 Glas Weißwein, einige Zitronenscheiben, 1 gehäuften Esslöffel voll Senf, ein wenig Weinessig<br />

<strong>und</strong> nach Belieben auch etwas Zucker. Nun lässt man <strong>die</strong> Sauce ein wenig kochen <strong>und</strong> rührt vor dem Anrichten noch<br />

1 Stück frische Butter durch.<br />

Buttersauce zu feinen Seefischen<br />

Man stellt recht frische Butter in einem irdenen Geschirr zum Weichwerden einige Minuten auf kochendes Wasser, rührt sie<br />

so lange, bis sie Blasen wirft, gibt dann unter stetem Rühren langsam nach <strong>und</strong> nach etwas Fischwasser <strong>und</strong> ein wenig sehr<br />

fein gehackte Petersilie hinzu <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> Sauce noch 5 Minuten.<br />

Russische Sauce zu Seefisch<br />

1 Esslöffel Butter lässt man zergehen <strong>und</strong> 1 Esslöffel Mehl darin gelb werden; nun fügt man 2 Obertassen Fischwasser, in<br />

dem man Steinbutt oder einen andern feinen Seefisch kochte, hinzu <strong>und</strong> lässt es klar kochen, wobei man <strong>die</strong> Sauce mit<br />

etwas Zitronensaft schärft. Nachdem man <strong>die</strong> Sauce vom Feuer genommen, stellt man sie in kochendes Wasser <strong>und</strong> fügt<br />

1 Esslöffel gute Tischbutter <strong>und</strong> 2 bis 3 Esslöffel Kaviar hinzu.<br />

Bearner Sauce oder Bertramsauce<br />

Man kocht 1 Esslöffel fein gehackte Schalotten mit einigen Pfefferkörnern <strong>und</strong> ein paar Stielen Estragon in einem Tassenkopf<br />

Weinessig. Ist der Essig zur Hälfte eingekocht, so gießt man ihn durch ein Sieb. Nun werden 5 bis 6 Eidotter mit 500 ml<br />

Bouillon verrührt <strong>und</strong> im Wasserbade fortgesetzt gerührt, wobei man nach <strong>und</strong> nach 250 g Butter zusetzt. Zuletzt gießt man<br />

den durchgesiebten Essig dazu <strong>und</strong> rührt weiter, bis <strong>die</strong> Sauce gar <strong>und</strong> dick ist. Beim Anrichten tut man fein gewiegten<br />

Estragon hinein.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 138 von 245


Zerlassene Butter<br />

Man lässt 4 Esslöffel Butter in einem glasierten Geschirr dunkelgelb, aber nicht bräunlich werden. Hierauf stellt man sie zum<br />

Klären zurück <strong>und</strong> gießt sie nach 15 Minuten vorsichtig vom Bodensatz ab. Diese Butter gibt man zu Fisch <strong>und</strong> zu Spargel.<br />

Genfer Sauce zu Lachs<br />

75 bis 100 g magerer Speck, 1 Zwiebel, 1 Mohrrübe <strong>und</strong> 6 Champignons oder Steinpilze werden in feine Würfel geschnitten<br />

<strong>und</strong> in Butter gelb geröstet, wobei man 3 bis 4 Pfefferkörner, 1 Lorbeerblatt <strong>und</strong> etwas Petersilie hineingibt. Dann stäubt man<br />

1 Esslöffel feines Mehl darüber, gießt 500 ml Bouillon dazu <strong>und</strong> lässt es 1 St<strong>und</strong>e kochen. Hierauf streicht man <strong>die</strong> Sauce<br />

durch ein Sieb, würzt sie mit dem Saft einer Zitrone <strong>und</strong> einem Glase Weißwein <strong>und</strong> verrührt kurz vor dem Anrichten<br />

2 Esslöffel Sardellenbutter oder Anchovissauce darin.<br />

Senfsauce zu Fisch<br />

1 reichliches Stück geklärte Butter, einige Esslöffel Senf, halb Fischwasser, halb Wasser <strong>und</strong> etwas Zitronensaft, sowie<br />

1 Teelöffel Mehl werden gut verrührt <strong>und</strong> zum Kochen gebracht <strong>und</strong> dann mit 1 Eidotter <strong>und</strong> 1 Stück roher Butter abgerührt.<br />

Senfsauce zu Suppenfleisch<br />

1 fein gehackte Zwiebel oder Schalotte wird mit 1 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Teelöffel Zucker hellgelb geröstet. Hierauf bräunt<br />

man 1 Esslöffel Mehl darin <strong>und</strong> gibt so viel Bouillon oder kochendes Wasser hinzu, dass <strong>die</strong> Sauce sämig wird. Zuletzt fügt<br />

man 1 bis 2 Esslöffel Senf <strong>und</strong> ein wenig Zitronensaft hinzu.<br />

Meerrettichsauce zu Suppenfleisch<br />

Der Meerrettich wird fein gerieben, <strong>die</strong> Hälfte davon wird mit Fleischbrühe, etwas Essig, Zucker, dem noch fehlenden Salz,<br />

etwas Butter <strong>und</strong> so viel gestoßenem Zwieback gekocht, dass man eine dicke Sauce erhält. Vor dem Anrichten rührt man<br />

<strong>die</strong> zweite Hälfte des Meerrettichs roh dazwischen <strong>und</strong> hält <strong>die</strong> Sauce gut verdeckt.<br />

Olivensauce<br />

Man verrührt Braunmehl mit Bratensauce oder Bouillon <strong>und</strong> gibt Zitronenschale <strong>und</strong> Saft, Muskatblüte, klein geschnittene<br />

Gurken, ganzen Pfeffer <strong>und</strong> Nelken <strong>und</strong> einige Schalotten hinein. Nachdem alles gut gekocht <strong>und</strong> durch ein Sieb gerührt ist,<br />

werden entsteinte Oliven nebst Kapern noch ein wenig darin gekocht.<br />

Rotweinsauce mit Rosinen (zu Ochsenzunge)<br />

2 Esslöffel Mehl <strong>und</strong> 1/2 Teelöffel Zucker werden in ebensoviel frischer Butter gebräunt <strong>und</strong> mit kochender Zungenbrühe<br />

abgerührt. Man fügt nun 75 g gewaschene Rosinen, 1 Glas Rotwein, Saft <strong>und</strong> Schale von einer halben Zitrone, etwas<br />

Muskatblüte, 2 gestoßene Nelken <strong>und</strong> nach Geschmack Zucker <strong>und</strong> Salz hinzu. Die Zunge wird in der Sauce so lange<br />

gedämpft, bis <strong>die</strong> Rosinen weich geworden sind.<br />

Rosinensauce einfach<br />

Braunmehl von 1 bis 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> ebensoviel Mehl kocht man mit Bouillon zu einer geb<strong>und</strong>enen Sauce, <strong>die</strong> man<br />

mit etwas gestoßenen Nelken <strong>und</strong> Salz würzt. Dann gibt man 1 kleine Obertasse Rosinen hinein <strong>und</strong> lässt sie in der Sauce<br />

weich kochen <strong>und</strong> fügt nach Geschmack Zucker oder Sirup, sowie Essig hinzu.<br />

Feine Ragoutsauce<br />

Man lässt 1 geschnittene Zwiebel <strong>und</strong> Mehl in reichlich Butter gelb schwitzen, rührt Brühe dazu <strong>und</strong> gibt 1/2 Lorbeerblatt,<br />

1 Prise gestoßenen weißen Pfeffer oder Muskatblüte, auch einige Zitronenscheiben, nach Belieben ein paar gehackte<br />

Sardellen <strong>und</strong> etwas Weißwein oder in feine Würfel geschnittene eingemachte Gurken hinein. In <strong>die</strong>ser Sauce lässt man<br />

recht weich gekochte, abgezogene, in dicke Scheiben geschnittene Zunge oder gekochtes Kalb- oder Rindfleisch<br />

30 Minuten schmoren.<br />

Kalbskopfsauce<br />

Man lässt zerschnittene Schalotten oder Zwiebeln in Butter bräunen, gibt 2 Esslöffel Mehl hinein <strong>und</strong> rührt das braune Mehl<br />

mit Fleischbrühe glatt. Hat man etwas braune Jus, so gibt man auch davon hinein. Man lässt <strong>die</strong> Sauce mit etwas Möhren,<br />

Petersilienwurzeln, 1 Lorbeerblatt, 1 Prise Cayennepfeffer <strong>und</strong> 1 Stück Zitronenschale 30 Minuten kochen. Dann streicht<br />

man sie durch ein Sieb <strong>und</strong> fügt einige Zitronenscheiben ohne Kerne, 1 Stück Butter, etwas Zucker <strong>und</strong> das fehlende Salz<br />

hinzu. Wenn <strong>die</strong> Sauce kocht, so gibt man noch 1 Glas Madeira- oder 1 Glas Weißwein hinzu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 139 von 245


Feine Zwiebelsauce<br />

Man lasse etwa 3 Stück in kleine Würfel geschnittene Zwiebeln in Butter gelb schwitzen, gebe 1 Esslöffel Mehl hinein <strong>und</strong><br />

rühre, sobald das Mehl sich hebt <strong>und</strong> kraus geworden, Bouillon hinzu, koche <strong>die</strong> Sauce glatt <strong>und</strong> streiche sie durch ein Sieb.<br />

Dann würzt man <strong>die</strong> Sauce mit fein gestoßener Muskatblüte, Salz <strong>und</strong> einigen Zitronenscheiben <strong>und</strong> rührt sie zuletzt mit<br />

1 Stück frischer Butter <strong>und</strong> 2 Eidottern ab.<br />

Blumenkohlsauce<br />

Man lässt frische Butter mit 1/2 Esslöffel voll Mehl etwas anziehen, gibt von dem Blumenkohlwasser, noch 1 Stück Butter,<br />

Muskatnuss <strong>und</strong> Salz hinzu <strong>und</strong> rührt sie mit 1 bis 2 Eidottern ab.<br />

Blumenkohlsauce à l'anglaise<br />

4 Eidotter, 1 Esslöffel Mehl, 1 Prise Muskatnuss <strong>und</strong> 2 Esslöffel Krebsbutter werden mit 500 ml Bouillon angerührt <strong>und</strong> unter<br />

beständigem Rühren bis zum Kochen gebracht. Dann wird <strong>die</strong> Sauce schnell vom Feuer genommen <strong>und</strong> noch eine kleine<br />

Weile gerührt. Die Sauce muss recht geb<strong>und</strong>en sein.<br />

Spargelsauce<br />

Man nimmt <strong>für</strong> 4 Personen 3 Eidotter <strong>und</strong> 1 gehäuften Teelöffel Mehl, rührt 2 Esslöffel saure Sahne <strong>und</strong> reichlich 250 ml<br />

Spargelbrühe hinzu, fügt dann ein Ei dick frische Butter hinzu <strong>und</strong> schlägt <strong>die</strong> Sauce im Wasserbade, bis sie gar ist. – Nach<br />

Belieben kann man <strong>die</strong> Sauce auch mit etwas Zitronensaft <strong>und</strong> 1 Prise Zucker abschmecken.<br />

Braune Zwiebelsauce mit Speck<br />

100 g Speck wird in kleine Würfel geschnitten <strong>und</strong> langsam bräunlich gebraten, wobei man oft rühren muss. Dann gibt man<br />

etwa halb so viel ebenfalls klein geschnittene Zwiebeln dazu. Wenn <strong>die</strong>se hellbraun sind, wird 1 bis 2 Esslöffel Mehl darin<br />

durchgerührt, bis es gebräunt ist. Essig, Salz, Wasser <strong>und</strong> Sirup nach Geschmack werden zur Sauce gefügt <strong>und</strong> <strong>die</strong>se damit<br />

aufgekocht.<br />

Béchamelsauce<br />

100 g in Würfel geschnittener Schinken <strong>und</strong> 3 zerschnittene Zwiebeln werden in 2 Esslöffel Butter gedünstet. Dann stäubt<br />

man 1 Esslöffel Mehl darüber <strong>und</strong> lässt es durchschwitzen. Nun gießt man 250 ml süße Sahne <strong>und</strong> 250 ml Bouillon dazu<br />

<strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Zwiebeln weich kochen. Hierauf wird <strong>die</strong> Sauce durch ein Sieb gestrichen <strong>und</strong> mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer<br />

abgeschmeckt.<br />

Tomatensauce<br />

4 recht große Tomaten werden gut gewaschen, in Stücke geschnitten <strong>und</strong> mit 1 kleinen geschnittenen Zwiebel <strong>und</strong> etwas<br />

rohem Schinken in 1 Esslöffel Butter gedünstet. Dann streicht man <strong>die</strong> Tomaten durch ein Sieb, bereitet von 1 Löffel Mehl<br />

<strong>und</strong> 1 Löffel Butter ein helles Schwitzmehl, kocht damit 1 Liter Bouillon auf, gibt das Tomatenpüree <strong>und</strong> 1 Glas Weißwein<br />

dazu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Sauce gut verkochen, worauf man sie mit Salz, Zitronensaft <strong>und</strong> ein wenig Zucker abschmeckt.<br />

Majoransauce<br />

Man bratet fein würfligen Speck vorsichtig aus, so dass er hell bleibt, gibt ein wenig Butter hinzu <strong>und</strong> bereitet ein helles<br />

Schwitzmehl. Dieses kocht man mit guter Bouillon auf <strong>und</strong> gibt fein gewiegten Majoran hinzu.<br />

Sauerampfersauce<br />

Man macht in Butter ein helles Schwitzmehl, gibt junge, klein geschnittene Sauerampferblätter hinein <strong>und</strong> lässt sie darin<br />

durchschwitzen. Dann gießt man so viel kochendes Wasser dazu, dass man eine sämige Sauce erhält, würzt sie mit Salz<br />

<strong>und</strong> rührt sie mit Eigelb <strong>und</strong> frischer Butter ab.<br />

Schnittlauchsauce<br />

Dieselbe wird ebenso bereitet, wie in »Sauerampfersauce« angegeben. Statt Sauerampfer gibt man fein gewiegtem<br />

Schnittlauch dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 140 von 245


Dillsauce<br />

2 Esslöffel Mehl werden in 100 g Butter hell geröstet <strong>und</strong> 500 ml Fleischbrühe dazugegeben. Ferner werden 3 Esslöffel<br />

Sahne, 1 Esslöffel Weinessig <strong>und</strong> ein wenig Zucker daran gerührt. Zuletzt fügt man 2 Esslöffel fein gehacktes, junges<br />

Dillkraut dazu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Sauce noch einige Zeit ziehen, aber nicht kochen.<br />

Saure Eiersauce zu Salatböhnchen<br />

Für 4 Personen werden 3 Eidotter nebst 1 Teelöffel Mehl mit 250 ml saurer Sahne oder frischer Milch angerührt. Dann wird<br />

ein reichlicher Stich frische Butter, etwas Muskatnuss <strong>und</strong> so viel Essig dazugegeben, dass <strong>die</strong> Sauce einen säuerlichen<br />

Geschmack bekommt, worauf man sie über dem Feuer bis zum Kochen mit einem Schneebesen stark schlägt. Sollte <strong>die</strong><br />

Butter schwach gesalzen sein, so rührt man noch ein wenig Salz unter <strong>die</strong> Sauce.<br />

Saure Sahnesauce<br />

Man lasse, je nachdem viel oder weniger Sauce gemacht werden soll, 1 bis 2 Esslöffel voll Mehl in Butter oder gutem Fett<br />

steigen, rühre so viel saure Sahne hinzu, dass <strong>die</strong> Sauce geb<strong>und</strong>en wird, lasse sie durchkochen <strong>und</strong> rühre, wenn sie vom<br />

Feuer genommen ist, einige Löffel scharfen Essig, 1 Stück Butter, Salz, wenig Zucker <strong>und</strong> etwas Muskatnuss durch. – Diese<br />

Sauce ist sehr gut zu warmen Salatbohnen, Kartoffeln, auch zu Endivien- <strong>und</strong> Kopfsalat.<br />

Kalte Saucen zu Fisch, Fleisch <strong>und</strong> Kartoffeln<br />

Sauce diable zu Wildschweinskopf<br />

4 hart gekochte Eidotter werden durch ein Sieb gestrichen <strong>und</strong> mit 2 rohen Eigelb glatt verrührt. Dann wird 250 ml Olivenöl<br />

hinzugefügt, sowie 1 Löffel Senf, Saft von 2 Zitronen, 1/2 Teelöffel gestoßene Nelken <strong>und</strong> Pfeffer, Salz, 1 Esslöffel gehackte<br />

Schalotten, 1 Prise Zucker. Nun wird so lange gerührt, bis das Öl nicht mehr hervortritt.<br />

Remouladen- oder kalte Senfsauce<br />

1 hart gekochtes <strong>und</strong> 1 rohes Eigelb werden miteinander verrührt <strong>und</strong> 1/2 Tasse Öl, etwas fein gewiegte Petersilie <strong>und</strong><br />

Kapern, sowie 1 gehäufter Teelöffel Senf ganz allmählich darunter gerührt. Man verdünnt <strong>die</strong> Sauce mit Weißwein <strong>und</strong><br />

schmeckt sie mit Salz, Zucker, Essig <strong>und</strong> weißem Pfeffer ab. Die Sauce muss dickflüssig sein, doch etwas dünner als<br />

Mayonnaise.<br />

Mayonnaisensauce<br />

Für 6 bis 7 Personen verrührt man 5 Eigelb mit 1/2 Teelöffel Salz <strong>und</strong> dem Saft einer großen halben Zitrone. Wenn alles gut<br />

verrührt ist, gibt man bei fortgesetztem Rühren tropfenweise 500 ml Olivenöl hinein. Man schlägt <strong>die</strong> Masse am besten auf<br />

Eis mit dem Schaumbesen, bis sie ganz dick ist, was mindestens 1 St<strong>und</strong>e dauert. Zuletzt fügt man 1 Messerspitze weißen<br />

Pfeffer <strong>und</strong> 1/2 Teelöffel feinsten englischen Senf hinzu.<br />

Mayonnaisensauce mit Stand<br />

Man gibt 2 Esslöffel feinstes Olivenöl in einen gut glasierten Tiegel <strong>und</strong> lässt es darin heiß werden, dann tut man 2 Esslöffel<br />

Mehl hinein <strong>und</strong> gießt, sobald es sich kräuselt, 2 Obertassen erwärmten Aspik oder Stand von Kälberfüßen hinein, wobei<br />

man gut umrührt. Ist das Mehl glatt <strong>und</strong> gar gekocht, so tut man <strong>die</strong> dicke Masse in <strong>die</strong> Reibesatte <strong>und</strong> lässt sie erkalten;<br />

man darf jedoch nicht versäumen, häufig umzurühren, damit sich keine feste Haut bildet. Nach dem Erkalten rührt man ganz<br />

allmählich 5 rohe Eidotter darunter <strong>und</strong> alsdann tropfenweise 1 Obertasse Olivenöl; hierauf würzt man <strong>die</strong> Mayonnaise mit<br />

Weinessig, ein wenig Zucker, Salz <strong>und</strong> 1 Prise weißen Pfeffer. Man kann auch noch ein wenig Fischwasser, Krebs- oder<br />

Hummerwasser hinzufügen.<br />

Sardellensauce (kalt)<br />

10 bis 12 gewässerte Sardellen werden mit 2 Schalotten ganz fein gewiegt, hierauf mit 4 hart gekochten Eigelb durch ein<br />

Sieb gestrichen <strong>und</strong> mit 1 Obertasse Bouillon, 4 Löffel Olivenöl <strong>und</strong> Weinessig zu einer sämigen Sauce angerührt, <strong>die</strong> man<br />

mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer abschmeckt.<br />

Kräutersauce<br />

Man nimmt einige hart gekochte, fein geriebene Eidotter oder saure, dicke Sahne, gibt einige Löffel feines Öl unter<br />

beständigem Rühren langsam hinzu <strong>und</strong> rührt es noch eine Weile, bis es dick wird <strong>und</strong> sich verbindet, dann gibt man Essig,<br />

fein gehackten Estragon, Schalotten oder Zwiebeln, Pfeffer <strong>und</strong> Salz hinzu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 141 von 245


Rohe Meerrettichsauce mit Sahne<br />

Man rührt 1 Tasse dicke, süße Sahne <strong>und</strong> 1/2 Tasse Essig mit Salz <strong>und</strong> Zucker <strong>und</strong> mischt Meerrettich, der aber nicht lange<br />

vorher gerieben sein darf, hinzu, dass es eine dicke Sauce wird.<br />

Meerrettich mit Essig<br />

Geriebener Meerrettich wird nach Geschmack mit Essig <strong>und</strong> Zucker vermischt angerichtet.<br />

Cumberlandsauce<br />

Man quirlt 1/2 Flasche Burg<strong>und</strong>er mit 1 gehäuften Teelöffel fein gestoßenem weißen Senf, etwas fein gewiegter Zitronen<strong>und</strong><br />

Pomeranzenschale, dem Safte einer Zitrone <strong>und</strong> 200 g steifem Johannisbeergelee, bis <strong>die</strong> Sauce gleichmäßig dick<br />

wird. Man serviert sie zu Schweinskopf, Wildschweinskopf oder kalten Rebhühnern.<br />

Tomatensauce (kalt)<br />

Etwa 1 Dutzend recht reife Tomaten werden sauber abgewischt <strong>und</strong> in einem Steintopf in einen beinahe ausgekühlten Ofen<br />

gestellt <strong>und</strong> gebacken, bis sie ganz weich sind. Dann zerquetscht man sie, streicht sie durch ein feines Sieb <strong>und</strong> wiegt den<br />

Fruchtbrei ab. Auf 500 g Fruchtmus nimmt man 10 gewiegte Schalotten, 5 g weißen Pfeffer, 20 g Salz, ein wenig<br />

Cayennepfeffer <strong>und</strong> 300 ml guten Weinessig <strong>und</strong> kocht es so lange, bis man einen steifen Brei erhält. Ist <strong>die</strong>ser erkaltet, so<br />

füllt man ihn in trockene Flaschen mit weiter Öffnung <strong>und</strong> verwahrt <strong>die</strong>selben gut verkorkt am kühlen Orte. Beim Gebrauch<br />

kocht man einige Löffel davon mit entfetteter Bouillon auf, lässt <strong>die</strong> Sauce erkalten <strong>und</strong> gibt sie zu gebratenem Fleisch.<br />

Kräuterbutter<br />

Man mischt 1 Esslöffel voll fein gehackter Kräuter, wie Petersilie, Schalotten <strong>und</strong> Kerbel mit 125 g frischer, weich geriebener<br />

Butter <strong>und</strong> rührt den Saft einer Zitrone, etwas Salz, Pfeffer <strong>und</strong> Muskat gut darunter.<br />

Salatsauce<br />

Man reibt 2 frische, hart gekochte Eidotter <strong>und</strong> 1 rohes mit 1/2 Löffel Essig möglichst fein, gibt unter stetem Rühren<br />

1 Teelöffel Senf, Salz, Zucker, 1 Messerspitze weißen Pfeffer, 3 fein gehackte Schalotten <strong>und</strong> 2 Esslöffel fein gehackten<br />

Estragon dazu, sowie auch nach <strong>und</strong> nach 1 Löffel Öl, 1 Löffel Weißwein <strong>und</strong> mischt zuletzt so viel Essig durch, als zum<br />

angenehmen Geschmack gehört.<br />

Süße Milch- <strong>und</strong> Obstsaucen<br />

Weißweinsauce<br />

Man rührt 1 gehäuften Teelöffel Mehl nebst 5 Eidottern mit 500 ml Weißwein an, gibt 3 gehäufte Esslöffel Zucker <strong>und</strong><br />

Zitronensaft nach Geschmack hinzu <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> Sauce im Wasserbade, bis sie gar ist. Dann rührt man sie noch einige<br />

Male durch, damit sie nicht gerinnt. Sie wird heiß serviert.<br />

Schaumsauce oder Chaudeau<br />

3 frische Eier werden stark gequirlt, 1 Teelöffel Weizenmehl <strong>und</strong> 2 Esslöffel Zucker darunter gerührt <strong>und</strong> schließlich mit<br />

250 ml Weißwein gequirlt, bis alles klar ist. Hierauf bringt man <strong>die</strong> Kasserolle in kochendes Wasser <strong>und</strong> schlägt nun <strong>die</strong><br />

Sauce, bis der Schaum steigt; sie darf jedoch nicht kochen. Dann wird sie in ein Geschirr getan <strong>und</strong> noch einige Minuten<br />

geschlagen, um das Gerinnen zu verhindern. Man serviert <strong>die</strong> Sauce heiß.<br />

Punschsauce<br />

250 ml Wein, 1 Teelöffel feines Mehl, 3 große Eidotter, von 1 Zitrone der Saft <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schale <strong>und</strong> 3 Esslöffel Zucker werden<br />

auf dem Feuer beständig geschlagen, bis der Schaum steigt. Dann wird <strong>die</strong> Sauce schnell vom Feuer genommen <strong>und</strong><br />

1 Glas Arrak darunter gemischt. Man kann <strong>die</strong> Sauce kalt oder warm geben.<br />

Rotweinsauce<br />

1 Tasse Rotwein <strong>und</strong> 1 Tasse Wasser wird mit Zucker nach Geschmack, 1 Stückchen Zimt <strong>und</strong> 2 Gewürznelken aufgekocht<br />

<strong>und</strong> hierauf mit 1 Teelöffel Kartoffelmehl klar gekocht. Man nimmt Zimt <strong>und</strong> Nelken heraus <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> Sauce kalt oder<br />

warm.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 142 von 245


Vanillesauce mit Wein<br />

Man lässt 1/2 Stange Vanille in 1 Tasse kochenden Wassers ausziehen, quirlt 4 ganze Eier <strong>und</strong> 2 Eigelb mit 1 Teelöffel<br />

Mehl, 2 Esslöffel Zucker <strong>und</strong> 500 ml Weißwein, gibt das Vanillewasser hinzu, stellt <strong>die</strong> Sauce in kochendes Wasser, quirlt,<br />

bis sie dick wird, <strong>und</strong> lässt sie erkalten. Vor dem Anrichten mischt man 1 großen Tassenkopf Schlagsahne darunter.<br />

Vanillesauce<br />

Man lässt 1 kleine Stange Vanille in 500 ml süßer Sahne oder frischer Milch 1 St<strong>und</strong>e ausziehen, rührt dann 1 Teelöffel<br />

Mehl hinzu <strong>und</strong> gibt Zucker nach Geschmack <strong>und</strong> eine Prise Salz hinein, womit man <strong>die</strong> Sauce kochen lässt. Zuletzt zieht<br />

man sie mit 3 bis 4 Eidottern ab <strong>und</strong> nimmt <strong>die</strong> Vanille vor dem Anrichten heraus.<br />

Schokoladensauce<br />

Man lässt 75 g Schokolade mit etwas Milch zerkochen, gießt 250 ml süße Sahne <strong>und</strong> 250 ml Milch, worin 1 Stück Vanille<br />

ausgekocht ist, nebst Zucker hinzu <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> Sauce mit 2 bis 3 Eidottern ab.<br />

Mandelsauce<br />

12 süße <strong>und</strong> 2 bittere Mandeln werden vorbereitet, fein gewiegt <strong>und</strong> mit etwas Vanille <strong>und</strong> 1 Tassenkopf Milch 15 Minuten<br />

gekocht. Dann drückt man <strong>die</strong> Sauce durch ein Sieb, fügt noch einen Tassenkopf süße Sahne hinzu <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Sauce<br />

mit Zucker <strong>und</strong> 1 Teelöffel Mehl auf. Zuletzt zieht man sie mit 2 Eidottern ab. Man kann sie kalt oder warm servieren.<br />

Johannisbeersauce<br />

Man presst 500 g Johannisbeeren wie zu Gelee aus, setzt den Saft mit 250 ml Wasser, 250 g Zucker <strong>und</strong> etwas ganzem<br />

Zimt aufs Feuer, nimmt beim Kochen den Schaum ab <strong>und</strong> macht <strong>die</strong> Sauce mit Kartoffelmehl, etwa 1 gehäuften Teelöffel<br />

voll mit Wasser gerührt, sämig.<br />

Fruchtsaftsauce<br />

Man verdünnt eingekochten Fruchtsaft von Johannisbeeren, Kirschen oder Himbeeren mit Wasser, setzt etwas frischen<br />

Zitronensaft hinzu, sowie nach Bedarf noch Zucker, gibt ein paar Gewürznelken hinein <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Sauce aufkochen.<br />

Zuletzt macht man sie mit Kartoffelmehl sämig.<br />

Schaumsauce von Johannis- oder Himbeersaft<br />

4 ganze Eier werden stark geschlagen <strong>und</strong> mit 2 Teelöffel Mehl, 500 ml Himbeer- oder Johannisbeersaft <strong>und</strong> dem nötigen<br />

Zucker vermischt. Dieses wird über Feuer mit einem Schneebesen stark geschlagen, bis es steigt, aber nicht kocht.<br />

Hagebuttensauce<br />

1 Hand voll Hagebutten werden mit 500 ml Wasser 15 Minuten gekocht, durch ein Sieb gestrichen, mit Weißwein, Zucker<br />

<strong>und</strong> Zimt durchgekocht <strong>und</strong> mit Kartoffelmehl, mit Wasser angerührt, dicklich gemacht.<br />

Pflaumenmussauce<br />

Pflaumenmus wird mit so viel heißem Wasser zerquirlt, dass man eine dicke Sauce erhält; <strong>die</strong>se lässt man mit 1 Stückchen<br />

Zimt, einigen Nelken, etwas Zitronenschale <strong>und</strong> dem nötigen Zucker aufkochen <strong>und</strong> danach erkalten.<br />

Kirschsauce<br />

Man stoße in einem Mörser saure, getrocknete Kirschen oder <strong>die</strong> Steine von frischen Kirschen, koche sie nebst den<br />

Kirschen, frischen oder getrockneten, 15 Minuten mit Wasser, einigen Nelken <strong>und</strong> Zitronenscheiben <strong>und</strong> rühre sie durch ein<br />

grobes Sieb. Dann lasse man <strong>die</strong> Sauce wieder kochen, gebe Zucker, gestoßenen Zimt <strong>und</strong> etwas Nelken hinzu <strong>und</strong> rühre<br />

soviel Stärkemehl mit etwas Wasser daran, dass <strong>die</strong> Sauce recht geb<strong>und</strong>en wird.<br />

Rote Weinsauce mit Korinthen<br />

Es werden 100 g Korinthen, 1/2 in Scheiben geschnittene Zitrone ohne Kerne <strong>und</strong> einige Stückchen Zimt in reichlich 250 ml<br />

Wasser zugedeckt langsam gekocht, bis <strong>die</strong> Korinthen weich sind. Dann gebe man 250 ml Wein <strong>und</strong> Zucker hinzu <strong>und</strong><br />

rühre, wenn <strong>die</strong> Sauce vor dem Kochen ist, so viel Kartoffelmehl mit etwas Wasser hinzu, als nötig ist, sie etwas geb<strong>und</strong>en<br />

zu machen. Es gehört höchstens 1/2 Esslöffel dazu. Das Kartoffelmehl bedarf zum Garwerden nur des Aufkochens.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 143 von 245


Kalte Sahnesauce mit Gelee oder rotem Wein – zu Milchspeisen passend<br />

Zu 1 Tasse voll Himbeer- oder Johannisbeergelee oder -saft (ersteres lasse man flüssig werden) schlage man mit einem<br />

Schaumbesen 250 ml dicke süße Sahne <strong>und</strong> 1 bis 2 Esslöffel Arrak. Oder man schlage halb roten Wein, halb dicke Sahne<br />

mit Zucker <strong>und</strong> Zimt schaumig. Es darf aber keine Milch mit der Sahne vermischt sein, weil dann kein Schaum entsteht.<br />

Erdbeersauce<br />

250 g Erdbeeren werden von den Stielen abgezupft, sauber gewaschen <strong>und</strong> durch ein Sieb gestrichen. Mit dem Mus<br />

werden 1 bis 2 Esslöffel feiner Streuzucker verrührt; <strong>die</strong> Sauce wird hierauf mit Zitronensaft <strong>und</strong> Weißwein verdünnt <strong>und</strong><br />

recht kalt serviert.<br />

Apfelsinensauce<br />

4 Apfelsinen werden geschält <strong>und</strong> von dem weißen Pelz <strong>und</strong> den Kernen befreit; das Fruchtfleisch wird mit wenig Wasser<br />

<strong>und</strong> Zucker nach Geschmack ausgekocht, wobei man einige Streifen dünn abgeschälte Apfelsinenschale mit hineingibt.<br />

Nachdem man <strong>die</strong> Sauce durch ein Sieb gestrichen hat, macht man sie mit Kartoffelmehl bündig.<br />

Aprikosensauce<br />

1 Dutzend Aprikosen werden entkernt, in Stücke geschnitten, mit Wasser, Zucker, etwas Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale angesetzt<br />

<strong>und</strong> weich gekocht. Zuletzt macht man <strong>die</strong> Sauce mit Kartoffelmehl bündig <strong>und</strong> gießt 1 Glas Weißwein hinzu.<br />

Aprikosengeleesauce<br />

4 Esslöffel Aprikosengelee zerrührt man mit 250 ml Sherry, 4 Eidottern <strong>und</strong> Zucker. Nun stellt man <strong>die</strong> Sauce ins Wasserbad<br />

<strong>und</strong> schlägt, bis sie dick <strong>und</strong> schaumig wird, worauf man noch 1 Tasse dicke süße Sahne darunter rührt. Die Sauce wird<br />

heiß serviert.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 144 von 245


Puddings<br />

Allgemeines<br />

Die Puddingform<br />

Die Puddingform, in der man den Pudding kocht, muss unbeschädigt sein, dass kein Wasser einkochen kann. Die Puddingformen<br />

müssen nach dem Gebrauch sauber gereinigt werden <strong>und</strong> offen an einem trockenen Orte verwahrt werden. Vor dem<br />

Gebrauch werden <strong>die</strong> Formen nochmals gut ausgerieben, überall mit Butter bestrichen <strong>und</strong> mit fein gestoßenem Zwieback<br />

oder mit geriebener Semmel bestreut.<br />

Das Puddingtuch<br />

Will man den Pudding in einem Tuche kochen, so muss <strong>die</strong>ses vorher gut ausgewässert, überall mit Butter oder Schmalz<br />

bestrichen <strong>und</strong> mit Mehl bestäubt, der Raum zwischen Band <strong>und</strong> Masse weder zu weit noch zu eng sein.<br />

Die Puddingmasse<br />

Die Puddingmasse muss gut gerührt werden; das Weiße ganz frischer Eier wird recht steif geschlagen <strong>und</strong> nur leicht unter<br />

<strong>die</strong> fertig gerührte Masse gezogen. Diese muss dann sogleich ohne Aufschub in <strong>die</strong> Form <strong>und</strong> mit Ausnahme der<br />

Hefenpuddings in kochendes Wasser gestellt werden. Bei Hefenpuddings darf <strong>die</strong> Form nur reichlich halb gefüllt sein <strong>und</strong><br />

muss in lauwarmem Wasser aufs Feuer gebracht werden. Bei anderen Massen lässt man gewöhnlich den 4. Teil fehlen.<br />

Das Kochen des Puddings<br />

Die Form wird fest verschlossen <strong>und</strong> nur so tief in das Wasser gestellt, dass das Wasser während des Kochens nicht an den<br />

Rand reicht, da sonst leicht etwas in <strong>die</strong> Form dringen könnte. Damit <strong>die</strong> Form im Wasser fest steht, legt man Bolzen oder<br />

Gewichte darauf. Der Pudding muss fortwährend gleichmäßig kochen, deshalb muss <strong>für</strong> kochendes Wasser zum Nachschütten<br />

gesorgt werden. Wenn man den Pudding im Tuche kocht, so hängt man <strong>die</strong>ses über einen festen Stiel <strong>und</strong> <strong>die</strong>sen<br />

quer über den Topfrand, so dass der Pudding nicht den Topfboden berührt. Am Vorzüglichsten geraten alle Puddings, wenn<br />

sie in einem Dampfkessel gekocht werden.<br />

Das Anrichten des Puddings<br />

Das Anrichten des Puddings muss mit Vorsicht geschehen. Man entfernt den Deckel, legt eine erwärmte Schüssel obenauf<br />

<strong>und</strong> wendet sicher <strong>und</strong> geschickt um, worauf man <strong>die</strong> Form von dem gestürzten Pudding abnimmt. Im kalten Winter, ganz<br />

besonders, wenn das Speisezimmer weit von der <strong>Küche</strong> entfernt ist, nimmt man <strong>die</strong> Form erst kurz vor dem Eintritt in das<br />

Zimmer ab.<br />

Verschiedene Puddings<br />

Plumpudding<br />

4 Eigelb, reichlich 250 ml süße Sahne, 250 g feines Mehl, 250 g gehacktes Nierenfett, 250 g Korinthen, 200 g ausgekernte,<br />

gröblich gehackte Rosinen, 75 g Zucker, 35 g geschnittene Mandeln, 35 g Orangenschale, 1/2 geriebene Muskatnuss,<br />

1/2 Weinglas Rum <strong>und</strong> etwas Salz werden gehörig untereinander gerührt. Dann wird das zu Schaum geschlagene Eiweiß<br />

der 4 Eier darunter gemischt, <strong>die</strong> Masse in eine Form gefüllt <strong>und</strong> 4 St<strong>und</strong>en gekocht. Beim Anrichten wird der Pudding mit<br />

Arrak übergossen, angezündet <strong>und</strong> flammend zur Tafel gebracht. Man serviert ihn mit »Schaumsauce oder Chaudeau« oder<br />

nach englischem Gebrauch ohne Sauce.<br />

Plumpudding mit Weißbrot<br />

6 ganze Eier <strong>und</strong> 6 Eidotter werden zerrührt <strong>und</strong> abwechselnd, damit das Mehl nicht klümprig wird, werden 250 g feines<br />

Mehl, 500 ml Milch, 500 g geriebenes Weißbrot, 375 g fein gehacktes Nierenfett, 250 g ausgesteinte Rosinen, 250 g<br />

Korinthen <strong>und</strong> etwas Salz hinzugerührt. Dieses wird in eine große Form gefüllt oder in einer Serviette gekocht, Was 3:00 bis<br />

4:00 St<strong>und</strong>en dauert.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 145 von 245


Englischer Rollpudding<br />

500 g feines Mehl, 250 g fein gehacktes Nierenfett, 1 Ei, 1 kleine Tasse kaltes Wasser <strong>und</strong> 1 Löffel Zucker werden<br />

zusammengerührt. Der Teig wird länglich 2 Messerrücken dick ausgerollt. Man bestreicht ihn mit irgendeiner guten<br />

Marmelade, rollt ihn der Länge nach auf, drückt ihn an beiden Seiten zu, rollt ihn in eine Serviette, <strong>die</strong> man nach beiden<br />

Seiten zuschlägt <strong>und</strong> kocht ihn in kochendem Wasser ununterbrochen 2:00 volle St<strong>und</strong>en. Der Pudding wird ohne Sauce mit<br />

Streuzucker gegeben.<br />

Englischer Apfelpudding<br />

500 g feines Mehl, 250 g fein gehacktes Nierenfett <strong>und</strong> 1 gehäuften Teelöffel pulverisierten Ingwer reibt man gut untereinander<br />

<strong>und</strong> macht dann mit kaltem Wasser einen Teig daraus, der nicht mehr an den Händen klebt. Dann rollt man den Teig<br />

r<strong>und</strong> aus, legt eine Serviette in eine tiefe Schüssel, stäubt etwas Mehl darüber, legt das ausgerollte Blatt hinein, füllt es mit in<br />

4 Teile geschnittenen, sauren Äpfeln <strong>und</strong> einigen ganzen Nelken, drückt den Teig oben fest zusammen, bindet das Tuch zu<br />

<strong>und</strong> kocht ihn in kochendem Wasser mit 2 Löffel Salz ununterbrochen 1:30 bis 2:00 St<strong>und</strong>en. Man serviert ihn mit Zucker.<br />

Englische Apfelpastete oder Apple-pie<br />

Man bereitet Butterteig, rollt ihn aus <strong>und</strong> schneidet zu einer tiefen irdenen, weiß glasierten Backschüssel einen Deckel.<br />

Alsdann stellt man in der Mitte der Schüssel einen Tassenkopf, eine Porzellanbüchse oder dergleichen, <strong>die</strong> etwas niedriger<br />

ist als <strong>die</strong> Schüssel, verkehrt auf. Hierauf wird <strong>die</strong> Schüssel mit in Scheiben geschnittenen, geschälten Äpfeln gefüllt,<br />

gestoßener Zucker, auf dem man 1 Zitrone abgerieben, darüber gestreut <strong>und</strong> 1 bis 2 Glas guter Weißwein darüber<br />

gegossen. Nun wird der Teigdeckel obenauf gelegt <strong>und</strong> rings an <strong>die</strong> Schüssel fest angeklebt; außerdem kerbt man auch<br />

noch den Rand zur Verzierung ein. Man stellt <strong>die</strong> Schüssel in einen mäßig warmen Ofen auf einen Ziegelstein, da sie mehr<br />

Oberhitze als Unterhitze verlangt, <strong>und</strong> backt sie 1 St<strong>und</strong>e. – Beim Servieren wird immer ein Teil des Teigdeckels mit den<br />

Äpfeln zusammen vorgelegt; man reicht nur Streuzucker <strong>und</strong> süße Sahne dazu.<br />

Englische Rhabarberpastete<br />

Diese wird von Rhabarber zubereitet wie »Englische Apfelpastete oder Apple-pie«, doch empfiehlt es sich, den Rhabarber,<br />

nachdem man ihn geschält <strong>und</strong> in gliedlange Stücke geschnitten, einige Zeit in kochendem Wasser hinzustellen, damit er<br />

nicht zu herbe ist.<br />

Englischer Korinthenpudding<br />

500 g feines Mehl wird mit 250 g ganz fein gehacktem Nierenfett <strong>und</strong> etwas Salz vermischt. Dann werden 3 schaumig<br />

geschlagene Eier, 250 ml gute Milch, 75 g Zucker, 200 g Korinthen, 200 g ausgesteinte Rosinen, Gewürz nach Belieben <strong>und</strong><br />

zuletzt 1 Glas Rum durchgemischt. Diese Masse wird in der Form oder Serviette 4:00 bis 6:00 St<strong>und</strong>en gekocht. Man gibt<br />

Wein- oder Rumsauce dazu.<br />

Reispudding mit Makronen<br />

250 g Reis, etwa 750 bis 1.000 ml Milch, etwas ganzer Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale, 125 g Butter, 125 g Zucker, 10 Eier <strong>und</strong><br />

125 g bittere Makronen. Der Reis wird abgebrüht, in Milch mit Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale gar <strong>und</strong> steif gekocht <strong>und</strong> ein wenig<br />

abgekühlt. Dann rührt man <strong>die</strong> Butter zu Sahne, gibt Zucker, abgeriebene Zitronenschale, 10 Eidotter <strong>und</strong> den Reis hinzu<br />

<strong>und</strong> mischt zuletzt das zu Schnee geschlagene Weiß der Eier eben durch. Man gibt <strong>die</strong> mit den Makronen lagenweise in<br />

eine Form <strong>und</strong> kocht sie 2:30 St<strong>und</strong>en. Dazu Schaumsauce.<br />

Reispudding mit Rosinen<br />

250 g Reis, etwas Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale, 6 Eier, 100 g Butter, 100 g Zucker, 100 g gut gewaschene <strong>und</strong> getrocknete<br />

Rosinen. Alles wird gleich dem vorhergehenden Pudding zusammen verrührt, doch werden auch <strong>die</strong> Rosinen zwischen <strong>die</strong><br />

Masse gerührt <strong>und</strong> zwar, ehe der Eierschaum dazwischen gemischt wird. Statt der Rosinen kann man auch 250 g Mandeln,<br />

darunter 9 Stück bittere, gleich zu der Butter rühren.<br />

Grießmehlpudding<br />

125 g Grießmehl, mittelstark, 250 ml Milch, 50 g Butter, 150 g gesiebter Zucker, 3 Eier, 4 fein gestoßene bittere Mandeln.<br />

Man kocht <strong>die</strong> Milch, stäubt das Grießmehl unter stetem Rühren vorsichtig, damit es nicht klümprig wird, hinein <strong>und</strong> rührt, bis<br />

<strong>die</strong> Masse sich vom Topfe ablöst. Dann rührt man <strong>die</strong> Butter zu Sahne <strong>und</strong> gibt unter fortwährendem Rühren den<br />

abgekühlten Grießbrei, sowie <strong>die</strong> anderen Zutaten hinzu <strong>und</strong> mischt den festen Schnee der Eier leicht darunter. Man lässt<br />

den Pudding 1:00 bis 1:30 St<strong>und</strong>e kochen <strong>und</strong> gibt Schaum-, Rum- oder Rotweinsauce dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 146 von 245


Kabinettspudding<br />

125 g ganz feines Mehl, 125 g Zucker, 250 ml Milch, 125 g Butter, 6 Eier, 35 g Zitronat <strong>und</strong> 35 g Orangenschale, in<br />

Streifchen geschnitten, 75 g gröblich gestoßene bittere Mandeln, 100 g Korinthen, 100 g Sultanrosinen. – Mehl, Milch <strong>und</strong><br />

Zucker werden gekocht, bis <strong>die</strong> Masse sich vom Topfe löst. Dann reibt man <strong>die</strong> Butter zu Sahne, rührt <strong>die</strong> oben genannten<br />

Zutaten nacheinander hinzu, gibt den ausgekühlten Mehlbrei <strong>und</strong> zuletzt den steifen Schaum der Eier dazu. Der Pudding<br />

wird 1:00 St<strong>und</strong>e gekocht <strong>und</strong> mit Schaumsauce serviert.<br />

Korinthenpudding<br />

100 g Butter, 125 g feines Mehl, 250 ml Milch, 6 Eier, 2 gehäufte Esslöffel gesiebter Zucker, das Abgeriebene 1 Zitrone,<br />

100 g gute Korinthen, 100 g geriebene Semmel <strong>und</strong> reichlich 1/2 Weinglas Rum oder Arrak. Die Hälfte der Butter wird<br />

geschmolzen, das Mehl mit der Milch angerührt, hineingeschüttet <strong>und</strong> abgebacken. Etwas abgekühlt wird <strong>die</strong> übrige Butter<br />

dazugerührt, nach <strong>und</strong> nach werden <strong>die</strong> andern Zutaten darunter gemischt, zuletzt der steife Eiweißschaum <strong>und</strong> der Rum<br />

leicht drunter gezogen. Dann wird <strong>die</strong> Masse 1:30 St<strong>und</strong>e gekocht <strong>und</strong> mit Schaumsauce serviert.<br />

Sagopudding<br />

125 g Sago wird gewaschen <strong>und</strong> mit halb Rotwein, halb Wasser gar <strong>und</strong> dick gekocht. 100 g Butter wird zu Sahne gerührt,<br />

<strong>und</strong> dazu werden 6 Eidotter, 75 g gestoßener Zwieback, 1/2 Tasse Sahne, 125 g Zucker, etwas abgeriebene<br />

Zitronenschale, sowie der Sagobrei gemischt. Zuletzt wird das zu Schaum geschlagene Weiße der Eier darunter gezogen<br />

<strong>und</strong> der Pudding 1:00 bis 1:30 St<strong>und</strong>e gekocht, worauf man ihn mit Schaumsauce serviert.<br />

Portugiesischer Pudding<br />

250 g altes Weißbrot, 125 g Butter, 6 Eier, 100 g gesiebter Zucker, Saft <strong>und</strong> Schale 1 Zitrone, 100 g ausgekernte Rosinen,<br />

ebensoviel Korinthen <strong>und</strong> 1 Weinglas Rum. Das Weißbrot wird dünn abgeschält, in Milch etwas geweicht <strong>und</strong> ausgedrückt<br />

<strong>und</strong> mit der Butter auf dem Feuer abgerührt. Nachdem es ausgedampft, werden Eidotter <strong>und</strong> <strong>die</strong> übrigen Zutaten nach <strong>und</strong><br />

nach hinzugerührt. Dann wird der steife Schaum von 6 Eiweiß, sowie der Rum leicht unter <strong>die</strong> Masse gezogen <strong>und</strong> <strong>die</strong>se<br />

sogleich in der zugerichteten Form aufs Feuer gebracht. Man kocht <strong>die</strong>sen Pudding 1:30 St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> gibt eine<br />

Schaumsauce dazu.<br />

Schwammpudding<br />

200 g ganz feines Mehl, 8 Eier, 150 g Butter, 100 g Zucker, <strong>die</strong> abgeriebene Schale 1/2 Zitrone <strong>und</strong> 250 ml Milch. Die Hälfte<br />

der Butter wird eingeschmolzen <strong>und</strong> das Mehl, das man mit der Milch angerührt hat, dazugeschüttet, worauf man es so<br />

lange über dem Feuer rührt, bis <strong>die</strong> Masse sich vom Topfe löst. Die übrige Butter wird zu Sahne gerieben, Zucker, Gewürz<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Eidotter werden nach <strong>und</strong> nach hinzugerührt, dann <strong>die</strong> etwas ausgekühlte Masse <strong>und</strong> zuletzt der ganz feste Schaum<br />

der Eier nur leicht durchgemischt. Man kocht den Pudding 1:00 bis 1:30 St<strong>und</strong>e <strong>und</strong> serviert ihn mit Schaumsauce oder<br />

Rotweinsauce.<br />

Makkaronipudding<br />

500 ml Milch, 100 g Butter, 100 g Zucker, 100 g Makkaroni, sehr klein gebrochen, <strong>die</strong> abgeriebene Schale von 1/2 Zitrone,<br />

75 g gestoßene Mandeln, worunter 6 bis 8 Stück bittere sind, ein wenig gestoßener Zimt oder Muskatblüte <strong>und</strong> 6 Eier. Milch,<br />

Zucker <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hälfte der Butter werden zum Kochen gebracht, <strong>die</strong> in Salzwasser weich gekochten Makkaroni hineingetan<br />

<strong>und</strong> gerührt, bis <strong>die</strong> Masse sich vom Topfe ablöst. Dann wird <strong>die</strong> übrige Butter zu Sahne gerieben <strong>und</strong> Gewürze, sowie <strong>die</strong><br />

etwas abgekühlte Masse hinzugerührt, worauf man den steifen Eiweißschaum leicht durchmischt. – Der Pudding muss<br />

1:00 St<strong>und</strong>e kochen <strong>und</strong> wird mit Frucht- oder Weinsauce serviert.<br />

Biskuitpudding, warm <strong>und</strong> kalt<br />

250 g Biskuit oder Scheiben von einem Biskuitkuchen, 6 Eier, 500 ml Milch, etwas Zucker <strong>und</strong> fein gestoßene Vanille. Man<br />

legt das Biskuit in eine zugerichtete Form, schlägt <strong>die</strong> ganzen Eier, rührt Zucker, Vanille <strong>und</strong> Milch hinzu <strong>und</strong> schüttet es<br />

über das Biskuit. Der Pudding wird 1:00 St<strong>und</strong>e gekocht <strong>und</strong>, nachdem <strong>die</strong> Form geöffnet, an einem zugfreien Ort auf eine<br />

warme Schüssel gestürmt <strong>und</strong> mit Schaumsauce serviert.<br />

Mandelpudding, warm <strong>und</strong> kalt<br />

100 g Butter, 6 Eidotter, 100 g Zucker, der Saft <strong>und</strong> <strong>die</strong> abgeriebene Schale 1 Zitrone, 125 g mit Eiweiß fein gestoßene<br />

Mandeln <strong>und</strong> 125 g altes Semmelbrot. Letzteres wird abgeschält, in Milch geweicht <strong>und</strong> ausgedrückt, <strong>die</strong> Butter weich<br />

gerührt <strong>und</strong> alles andere hinzugefügt. Nachdem <strong>die</strong> Masse gut gerührt ist, wird der feste Eiweißschaum leicht darunter<br />

gemischt <strong>und</strong> der Pudding sogleich aufs Feuer gebracht. Man lässt ihn 1:30 St<strong>und</strong>e kochen <strong>und</strong> gibt eine Schaumsauce<br />

oder Fruchtsaft dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 147 von 245


Zwiebackpudding<br />

200 g Zwieback, 1 Obertasse Rosinen, 6 Eier, reichlich 500 ml Milch, 1 Esslöffel Zucker. Man weicht <strong>die</strong> Zwiebäcke in der<br />

Milch ein, nimmt sie, ohne sie zu zerdrücken, vorsichtig heraus <strong>und</strong> schichtet sie mit den Rosinen <strong>und</strong> der zerpflückten<br />

Butter in eine vorbereitete Puddingform. Die von den Zwiebäcken abgelaufene Milch quirlt man mit den Eiern, gibt Zucker<br />

hinzu <strong>und</strong> gießt <strong>die</strong>s über <strong>die</strong> Zwiebäcke. Man lässt den Pudding 1:30 St<strong>und</strong>e kochen <strong>und</strong> gibt eine Weißweinsauce dazu.<br />

Schokoladenpudding warm <strong>und</strong> kalt<br />

125 g Butter, 200 g gesiebter Zucker, 6 Eier, 100 g Mandeln, <strong>die</strong> man mit Eiweiß im Mörser fein gestoßen hat, 175 g<br />

geriebene Schokolade <strong>und</strong> etwas Vanille, mit Zucker fein gestoßen. Die Butter wird zu Sahne gerieben, nach <strong>und</strong> nach<br />

werden <strong>die</strong> Eidotter <strong>und</strong> <strong>die</strong> übrigen Zutaten hinzugefügt. Nachdem man alles 30 Minuten lang gerührt hat, mischt man den<br />

festen Eiweißschnee leicht dazwischen <strong>und</strong> backt den Pudding im Ofen bei mäßiger Hitze. Man reicht eine Vanillesauce<br />

hierzu.<br />

Weißbrotpudding oder Semmelpudding<br />

250 g Weißbrot, 100 g Butter, 6 Eier, 2 Esslöffel Zucker, 100 g Korinthen, Zitronenschale <strong>und</strong> 1 kleines Glas Rum oder<br />

Arrak. Das Weißbrot wird mit der Milch eingeweicht, gut zerrührt <strong>und</strong> mit der Hälfte der Butter im Tiegel zu glattem Teige<br />

abgebrannt. Dann reibt man <strong>die</strong> übrige Butter weich, rührt nach <strong>und</strong> nach Eidotter, Zucker, Gewürz, Korinthen <strong>und</strong> das<br />

etwas abgekühlte Weißbrot hinzu, sowie später den festen Schaum der Eier <strong>und</strong> zuletzt Rum. Der Pudding wird<br />

2:00 St<strong>und</strong>en gekocht <strong>und</strong> mit Schaum- oder Rumsauce gegeben.<br />

Kartoffelpudding<br />

125 g Butter, 200 g gesiebter Zucker, 35 g gestoßene Mandeln, unter welchen 8 Stück bittere sind, etwas geriebene<br />

Zitronenschale, 6 Eier, 500 g geriebene Kartoffeln <strong>und</strong> 75 g altes geriebenes Weißbrot. Die sehr guten, mehligen Kartoffeln<br />

werden am Tage vor dem Gebrauch gekocht, abgezogen <strong>und</strong>, wenn völlig erkaltet, gerieben. Das Geriebene wird<br />

abgewogen <strong>und</strong> verwendet. Die Butter wird zu Sahne gerieben, dann werden <strong>die</strong> Eidotter, <strong>die</strong> Kartoffeln <strong>und</strong> <strong>die</strong> übrigen<br />

Zutaten hinzugerührt. Das Weißbrot gibt man erst zum Schluss hinzu. Wenn alles gut verrührt ist, mischt man den<br />

Eiweißschaum dazwischen. Man lässt den Pudding 2:00 St<strong>und</strong>en kochen <strong>und</strong> reicht Schaum-, Punsch- oder Fruchtsauce<br />

dazu.<br />

Mehlpudding mit Bärme<br />

500 g Mehl, 125 g Korinthen, 125 g ausgekernte Rosinen, 200 g Butter, 50 g Bärme, 6 Eier, 375 ml lauwarme Milch, 125 g<br />

Zucker, <strong>die</strong> Schale von 1 Zitrone <strong>und</strong> 1/2 Muskatnuss. – Die Butter wird zu Sahne gerührt, dann werden nach <strong>und</strong> nach <strong>die</strong><br />

ganzen Eier, abwechselnd Mehl mit Milch <strong>und</strong> das übrige hinzugerührt, zuletzt <strong>die</strong> in etwas Milch zerrührte Bärme<br />

durchgemischt, <strong>die</strong> Masse mit einem flachen hölzernen Löffel tüchtig geschlagen, dass sie Blasen wirft, danach in <strong>die</strong> Form<br />

gegeben, in lauwarmes Wasser gestellt <strong>und</strong> 2:00 St<strong>und</strong>en gekocht. – Man serviert ihn mit Rumsauce oder geschmortem<br />

Obst.<br />

Mehlpudding mit Weißbrot<br />

500 ml Milch, 100 g Butter, 250 g Mehl, 6 Eier, 1/2 Teelöffel Muskatblüte, 200 g geriebenes Weißbrot, 2 Esslöffel Zucker,<br />

1/2 Glas Rum. Die Hälfte der Butter wird geschmolzen, Mehl <strong>und</strong> Milch angerührt, hinzugeschüttet <strong>und</strong> so lange gerührt, bis<br />

<strong>die</strong> Masse vom Topfe lässt. Nachdem <strong>die</strong> Masse etwas abgedampft ist, wird sie mit den Eidottern, der Muskatblüte <strong>und</strong> dem<br />

Zucker tüchtig geschlagen. Dann wird das Weißbrot durchgerührt <strong>und</strong> danach der steife Eierschaum <strong>und</strong> zuletzt der Rum<br />

eben durchgemischt. Der Pudding wird 2:00 St<strong>und</strong>en gekocht.<br />

Schwarzbrotpudding<br />

125 g Butter, 125 g Zucker, 6 Eier, etwas gestoßener Zimt, Kardamom, geriebene Zitronenschale, 125 g Korinthen <strong>und</strong><br />

250 g altes geriebenes, durchgesiebtes Schwarzbrot. Die Butter wird zu Sahne gerieben, Gewürz, Eidotter, Korinthen <strong>und</strong><br />

Schwarzbrot werden dazu gerührt, <strong>und</strong> zuletzt wird der steife Schaum der Eier durchgemischt, sowie auch 1/2 Glas Rum.<br />

Man kocht den Pudding 2:00 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> reicht eine Schaum- oder Rotweinsauce dazu.<br />

Schwarzbrotpudding mit Mandeln<br />

250 g geriebenes <strong>und</strong> durchgesiebtes Schwarzbrot, 125 g Butter, 1 Glas Rotwein, 8 Eier, 125 g durchgesiebter Zucker,<br />

100 g gestoßene Mandeln, 1 Teelöffel Zimt, <strong>die</strong> abgeriebene Schale von 1/2 Zitrone <strong>und</strong> 2 Messerspitzen Kardamom. Das<br />

Schwarzbrot wird mit der Butter über dem Feuer eine Weile gerührt, dann der Wein dazugegeben <strong>und</strong> <strong>die</strong> Masse<br />

aufgekocht. Etwas abgekühlt, fügt man alles übrige nach <strong>und</strong> nach unter fortwährendem Rühren hinzu, worauf man den<br />

steifen Eiweißschnee leicht unter <strong>die</strong> Masse zieht. Man kocht den Pudding 2:00 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> gibt Rotweinsauce dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 148 von 245


Prinzregentenpudding<br />

125 g ausgekernte Rosinen, 125 g Korinthen, 125 g fein geschnittene Mandeln, 125 g Zucker, 8 Eier, 500 ml Milch, 500 g<br />

Milchbrot. Dieses wird in Scheiben geschnitten, in Butter gelb gebraten <strong>und</strong> in Würfel gebrochen. Milch, Zucker <strong>und</strong> Eier,<br />

nebst Zitronenschale werden zusammengeschlagen, das übrige wird lagenweise in <strong>die</strong> zugerichtete Form gelegt <strong>und</strong> mit der<br />

Eiermilch übergossen. Man lässt den Pudding 2:00 St<strong>und</strong>en kochen <strong>und</strong> gibt Himbeer- oder Johannisbeersauce dazu.<br />

Obstpudding<br />

500 g altbackenes Weißbrot, 750 ml Milch, 125 g Butter, 6 Eier, 150 bis 200 g gesiebter Zucker <strong>und</strong> etwas Zitronenschale.<br />

Das Weißbrot wird dünn abgeschält, in Milch geweicht <strong>und</strong> mit der Butter so lange über dem Feuer gerührt, bis es sich vom<br />

Topfe löst <strong>und</strong> zum Abdampfen hingestellt. Dann rührt man obige Zutaten, vom Zucker 75 g, <strong>und</strong> den steifen Eiweißschaum<br />

zuletzt hinzu. Man gibt <strong>die</strong> Masse abwechselnd lagenweise mit den in Scheiben geschnittenen, sauren Äpfeln oder sauren<br />

Kirschen, <strong>die</strong> man mit dem übrigen Zucker bestreut, in <strong>die</strong> Form. Man kocht den Pudding 2:00 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> serviert ihn<br />

ohne Sauce, nur mit Zucker.<br />

Kalbsbratenpudding<br />

Man hackt 500 g kalten Kalbsbraten ohne Haut <strong>und</strong> Sehnen <strong>und</strong> mischt darunter 250 g rohes gehacktes Rindfleisch. Dann<br />

schwitzt man einige Schalotten in 1 Esslöffel Butter <strong>und</strong> macht in <strong>die</strong>ser Butter von 2 Eiern <strong>und</strong> 3 Esslöffel Milch ein weiches<br />

Rührei <strong>und</strong> vermischt es mit dem Fleisch. Nun reibt man 100 g Butter zu Schaum, rührt 6 Eidotter, das nötige Salz, ein<br />

wenig Muskatnuss, das Rührei, einige Esslöffel süße Sahne, das gehackte Fleisch, 100 g geriebenes Weißbrot <strong>und</strong> zuletzt<br />

den Schaum der Eier hinzu. Dieser Pudding wird 1:30 St<strong>und</strong>e gekocht oder im Ofen gebacken <strong>und</strong> Champignon-, Kapernoder<br />

Sardellensauce dazugegeben.<br />

Roastbeefpudding<br />

Einige Scheiben zart gebratenes Roastbeef, etwa 500 bis 750 g, von dem man alle Haut <strong>und</strong> Sehnen entfernt, wird mit<br />

Zitronenschale <strong>und</strong> Petersilie fein gewiegt, 2 abgeriebene Milchbrote werden in Milch eingeweicht <strong>und</strong> recht fest<br />

ausgedrückt. Dann rührt man 150 g Butter zu Sahne, gibt nach <strong>und</strong> nach das Fleisch, das Weißbrot <strong>und</strong> 6 Eigelb hinzu,<br />

würzt <strong>die</strong> Masse mit Salz <strong>und</strong> Pfeffer <strong>und</strong> zieht zuletzt den Schnee der Eier darunter. Man kocht den Pudding 1:30 St<strong>und</strong>e.<br />

Er wird beim Anrichten gestürzt <strong>und</strong> mit den Saucen, wie »Kalbsbratenpudding«, serviert.<br />

Fischpudding<br />

500 g fein gehackter, in Salzwasser mit Gewürz gekochter Fisch, Stockfisch, Schellfisch, Hecht oder dergleichen, 125 g<br />

Butter, 5 Eier, etwas gehackte Schalotten, ein wenig Muskatnuss, Salz, 125 g geriebene Semmel. Die Butter wird zu Sahne<br />

gerührt, <strong>die</strong> übrigen Zutaten werden nach <strong>und</strong> nach damit durchgearbeitet, der Eiweißschnee wird zuletzt leicht<br />

durchgezogen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Masse in einer gut ausgestrichenen Form 1:30 St<strong>und</strong>e gekocht. Hierzu passen alle <strong>die</strong> Saucen, <strong>die</strong><br />

man zu Fisch gibt.<br />

Krebspudding<br />

500 g altbackenes Weißbrot, 375 ml Milch, 100 g Krebsbutter, 8 frische Eier, 1 Teelöffel fein gehackte Petersilie, 200 g fein<br />

gehacktes Nierenfett <strong>und</strong> 30 klein geschnittene Krebsschwänze. Vom Weißbrot wird <strong>die</strong> Kruste dünn abgeschnitten, <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong>ses wird in Milch geweicht <strong>und</strong> danach zerrührt. Dann wird <strong>die</strong> Krebsbutter weich gerührt, <strong>und</strong> nach <strong>und</strong> nach werden<br />

Eidotter, Salz, Petersilie, Nierenfett <strong>und</strong> <strong>die</strong> Krebsschwänze hinzugefügt. Zuletzt wird der steife Eiweißschnee<br />

durchgemischt <strong>und</strong> der Pudding 2:30 St<strong>und</strong>en gekocht. Man gibt dazu eine Béchamelsauce, <strong>die</strong> man mit Krebsbutter<br />

vermischt.<br />

Süßer Krebspudding<br />

Diesen bereitet man von 750 g altbackenem Weißbrot, 375 ml frischer Milch, 75 g Krebsbutter, 10 frischen Eiern, 100 g<br />

durchgesiebtem Zucker, 15 g gestoßenen bittern Makronen, 200 g fein gehacktem Nierenfett <strong>und</strong> 18 Stück klein<br />

geschnittenen Krebsschwänzen. Vom Weißbrot wird <strong>die</strong> Rinde abgeschnitten, <strong>die</strong>ses in Milch geweicht <strong>und</strong> zerrührt. Dann<br />

wird <strong>die</strong> Krebsbutter weich gerührt, nach <strong>und</strong> nach werden Eidotter, Zucker, Makronen, Nierenfett <strong>und</strong> <strong>die</strong> Krebsschwänze<br />

hinzugerührt, worauf man zuletzt den steifen Schaum der Eier leicht durchmischt <strong>und</strong> den Pudding 2:30 St<strong>und</strong>en kocht. –<br />

Die Milch- oder Sahnensauce, <strong>die</strong> man hierzu gibt, wird mit Krebsbutter gewürzt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 149 von 245


Aufläufe<br />

Allgemeines<br />

Die Auflaufform<br />

Die Auflaufform wird gleich einer Puddingform behandelt <strong>und</strong> auch wie <strong>die</strong>se mit Butter ausgestrichen <strong>und</strong> mit Zwieback<br />

bestreut. In Ermangelung einer Form kann man zum Auflauf auch eine feuerfeste Schüssel nehmen.<br />

Das Backen der Aufläufe<br />

Die Hitze darf weder zu stark noch zu schwach sein, vor allem darf <strong>die</strong> Unterhitze nicht fehlen. Man backt den Auflauf stets<br />

im Ofen <strong>und</strong> stellt <strong>die</strong> Form am besten auf einen Rost, weil man sie drehen kann, ohne den Auflauf zu erschüttern. Sollte<br />

derselbe von oben zu früh Farbe bekommen, so kann man <strong>die</strong> weitere Hitze durch Auflegen von Papier abhalten, jedoch<br />

muss der Bogen mit Butter bestrichen werden.<br />

Das Anrichten<br />

Die Aufläufe werden nicht gestürzt, sondern <strong>die</strong> Form wird auf eine porzellanene Schüssel gestellt <strong>und</strong> mit einer Serviette<br />

umlegt oder mit einem Untersatz zur Tafel gebracht. Alle Aufläufe müssen sofort serviert werden, weil sie sonst<br />

zusammenfallen.<br />

Verschiedene Aufläufe<br />

Makronenauflauf<br />

500 ml Milch, 125 g bittere Makronen, einige Zwiebäcke, 8 Eier, 1 bis 2 Esslöffel Zucker, beliebiges Obst oder eingemachte<br />

Früchte. Man kocht in der Milch Makronen <strong>und</strong> Zwieback so lange, bis <strong>die</strong> Masse ganz dick ist. Etwas abgekühlt, rührt man<br />

Eidotter <strong>und</strong> Zucker hinzu, wie auch zuletzt das zu steifem Schaum geschlagene Weiße der Eier. Dann gibt man <strong>die</strong> Masse<br />

mit beliebigem feinen Obst, das vorher mit Zucker <strong>und</strong> Zimt betreut ist, oder auch mit eingemachten Früchten lagenweise in<br />

<strong>die</strong> mit Butter bestrichene <strong>und</strong> mit gestoßenem Zwieback bestreute Auflaufform <strong>und</strong> backt sie 45 Minuten.<br />

Sagoauflauf<br />

250 g Sago, 500 ml Milch, 100 g Butter, 100 g Zucker, ein wenig Zitronenschale, 50 g fein gestoßene Mandeln, darunter<br />

8 bittere. Der Sago wird so abgebrüht <strong>und</strong> in der Milch gar <strong>und</strong> steif gekocht, bis er sich vom Topfe löst. Dann rührt man<br />

Butter zu Sahne, gibt nach <strong>und</strong> nach Eidotter, Zucker, Zitronenschale, Mandeln, den etwas abgekühlten Sago <strong>und</strong> zuletzt<br />

das zu Schaum geschlagene Weiße hinzu. Man lässt den Auflauf 1:00 St<strong>und</strong>e backen.<br />

Reisauflauf<br />

250 g Reis, 125 g Butter, 8 Eier, 125 g Zucker, Zitronenschale <strong>und</strong> Zimt, 5 Zwiebäcke, 125 g gewaschene <strong>und</strong> ausgesteinte<br />

Rosinen. Der Reis wird in Wasser einige Minuten gekocht, danach abgegossen <strong>und</strong> mit kochender Milch gar <strong>und</strong> steif<br />

gekocht, wobei man ihn jedoch nicht zerrühren darf. Dann rührt man <strong>die</strong> Butter weich, gibt Eidotter, Zucker, Gewürz, den<br />

abgekühlten Reis, <strong>die</strong> gestoßenen Zwiebäcke <strong>und</strong> Rosinen hinzu, mischt Eiweißschaum dazwischen <strong>und</strong> backt den Auflauf<br />

1:00 St<strong>und</strong>e.<br />

Grießmehlauflauf<br />

250 g Mittelgrieß, 500 ml Milch, 175 g Butter, 6 Eier, 100 g Zucker, 6 bis 8 Stück fein gestoßene bittere Mandeln <strong>und</strong> etwas<br />

Salz. Man lässt den Grieß in der Milch so lange kochen, bis er gar <strong>und</strong> steif ist. Dann rührt man <strong>die</strong> Butter zu Sahne, gibt<br />

Eidotter, Zucker, Mandeln, Salz <strong>und</strong> den etwas abgekühlten Grießbrei hinzu, rührt alles gut durch <strong>und</strong> vermischt es leicht mit<br />

dem Eiweißschaum. Man lässt den Auflauf 1:00 St<strong>und</strong>e backen <strong>und</strong> gibt ihn mit Zucker bestreut zur Tafel.<br />

Kartoffelauflauf<br />

1 Suppenteller gekochte, geriebene Kartoffeln werden durch ein Haarsieb gestrichen <strong>und</strong> mit 1 Esslöffel Butter, 1 Obertasse<br />

heißer, süßer Sahne <strong>und</strong> etwas Salz auf gelindem Feuer abgerührt. Nun verrührt man mit den ausgekühlten Kartoffeln<br />

6 Eidotter, 100 g Zucker, 50 g gestoßene Mandeln, etwas fein geriebene Zitronenschale <strong>und</strong> 4 Esslöffel guten Rum oder<br />

Arrak. Nachdem man 30 Minuten gerührt, mischt man den Schnee von 6 Eiweiß darunter <strong>und</strong> backt den Auflauf bei mäßiger<br />

Hitze 1:00 St<strong>und</strong>e.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 150 von 245


Schwarzbrotauflauf<br />

200 g Butter, zu Sahne gerührt, wird mit 125 g Zucker, 6 Eidotter, etwas gestoßenem Zimt, Kardamom <strong>und</strong> Zitronenschale<br />

sowie 200 g geriebenem gesiebten Schwarzbrot <strong>und</strong> 100 g Korinthen verrührt. Zuletzt rührt man den steifen Eiweißschaum<br />

durch <strong>die</strong> Masse <strong>und</strong> backt den Auflauf 1:00 St<strong>und</strong>e.<br />

Biskuitauflauf<br />

Man rührt 4 ganze Eier 30 Minuten lang mit 200 g fein gesiebtem Zucker, sowie der fein geriebenen Schale von 1/2 Zitrone.<br />

Dann gibt man nach <strong>und</strong> nach 200 g fein gesiebtes Mehl dazu <strong>und</strong> rührt noch 20 bis 30 Minuten. Nun tut man den Teig in<br />

eine ausgestrichene Form <strong>und</strong> backt den Auflauf 45 Minuten. Beim Anrichten bestreut man ihn mit Zucker <strong>und</strong> serviert ihn<br />

warmer Frucht- oder Weinsauce.<br />

Sahnenauflauf<br />

500 ml dicke saure Sahne wird gut geschlagen, 4 Eidotter, 60 g feines Mehl, 60 g Zucker, etwas Vanille oder abgeriebene<br />

Zitronenschale werden nach <strong>und</strong> nach hinzugefügt, <strong>und</strong> zuletzt wird, nachdem man alles etwa 45 Minuten geschlagen,<br />

vorsichtig der Schnee von 4 Eiweiß darunter gezogen. Man backt den Auflauf 45 Minuten in der Form <strong>und</strong> serviert ihn mit<br />

Chaudeau- oder Rotweinsauce.<br />

Kirschauflauf<br />

250 g Weißbrot ohne Kruste wird in Milch eingeweicht <strong>und</strong> auf dem Feuer abgerührt. Dann rührt man 1 Ei dick in Butter zu<br />

Sahne, gibt 8 Eidotter, etwas gestoßene Mandeln, darunter einige bittere, ein wenig Zitronenschale, 2 bis 3 Löffel Zucker,<br />

das Weißbrot <strong>und</strong> den Eiweißschaum hinzu. 500 g ausgesteinte, saure Kirschen, <strong>die</strong> man mit Zucker vermischt hat, gibt<br />

man in eine feuerfeste Schüssel, schüttet <strong>die</strong> steife Masse darüber <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Speise 1:00 St<strong>und</strong>e backen.<br />

Äpfelauflauf<br />

Ganz mürbe Äpfel werden geschält, so ausgebohrt, dass sie an der Stielseite unverletzt bleiben <strong>und</strong>, nachdem <strong>die</strong> Höhlung<br />

mit etwas Eingemachtem gefüllt, in eine mit Butter bestrichene Schüssel, in der man backen kann, nebeneinander gesetzt.<br />

Dann wird 75 g Butter geschmolzen, 125 g Mehl <strong>und</strong> nicht ganz 250 ml Milch werden hinzugefügt <strong>und</strong> über Feuer gerührt,<br />

bis sich <strong>die</strong> Masse vom Topfe ablöst, <strong>und</strong> zum Abkühlen hingestellt. Unterdes rührt man noch einmal so viel Butter weich,<br />

gibt 6 Eidotter, 2 Löffel Zucker, Zitronenschale <strong>und</strong> <strong>die</strong> abgerührte Masse, <strong>und</strong> wenn alles gut verrührt ist, den festen<br />

Schaum der Eier dazu <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong>s über <strong>die</strong> Äpfel. Der Auflauf wird sogleich in den Ofen gestellt, 1:00 St<strong>und</strong>e gebacken<br />

<strong>und</strong> in derselben Schüssel aufgetragen.<br />

Brotauflauf mit Äpfeln<br />

1 gehäufter Suppenteller voll in Scheiben geschnittener säuerlicher Äpfel, ebensoviel geriebenes Brot, halb Schwarz-, halb<br />

Weißbrot, 125 g Zucker, 75 g Korinthen, 125 g Butter, etwas gestoßene Nelken <strong>und</strong> Zimt. Das Brot wird mit der Hälfte des<br />

Zuckers <strong>und</strong> dem Gewürz vermischt. Hierauf wird eine Lage in <strong>die</strong> zugerichtete Form gestreut, <strong>die</strong>se mit Stückchen Butter<br />

belegt, eine Lage Äpfel, Korinthen <strong>und</strong> Zucker darauf gelegt <strong>und</strong> so abwechselnd fortgefahren, wobei Brot den Schluss<br />

macht. Dann wird der Auflauf mit reichlich Butter belegt, <strong>und</strong> bei starker Hitze 1:15 St<strong>und</strong>e gebacken.<br />

Reisauflauf mit Äpfeln<br />

250 g Reis, 500 ml Milch, 75 g Butter, 125 bis 200 g Zucker, 4 Eier, 12 Borsdorfer Äpfel, 1 Glas Weißwein, 1 Zitrone <strong>und</strong><br />

1 Apfelsine. Man kocht den abgebrühten Reis mit der Milch <strong>und</strong> Butter gar, aber nicht zu weich. Dann rührt man den Zucker,<br />

sowie <strong>die</strong> ganzen Eier dazwischen. Vorher hat man <strong>die</strong> geschälten <strong>und</strong> halbierten Äpfel in Wasser <strong>und</strong> Wein mit Zucker,<br />

Zitronensaft <strong>und</strong> Schale gar gekocht, wobei sie ganz bleiben müssen. Dann nimmt man sie aus der Brühe, fügt zu <strong>die</strong>ser<br />

den Saft einer Apfelsine <strong>und</strong> noch so viel Zucker hinzu, dass sie geleeartig wird. Nun legt man in eine gut zugerichtete Form<br />

eine Lage Reis <strong>und</strong> darauf eine Lage Äpfel <strong>und</strong> bedeckt <strong>die</strong>se wieder mit Reis. Die Äpfel dürfen <strong>die</strong> Seiten der Form nicht<br />

berühren <strong>und</strong> auch nicht aus dem Reis hervorstehen. Dann streut man gestoßenen Zwieback darüber <strong>und</strong> legt kleine<br />

Stückchen Butter darauf. Man lässt den Auflauf so lange backen, bis er eine schöne gelbe Farbe bekommen hat, stürzt ihn<br />

dann auf eine Schüssel <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> geleeartige Sauce darüber.<br />

Apfelmusauflauf<br />

Man bereitet von 500 g säuerlichen Äpfeln recht gutes Mus, lässt es auf dem Feuer recht dick einkochen <strong>und</strong> rechnet auf<br />

200 g Mus 8 Eiweiß. Man schlägt von 4 Eiweiß recht steifen Schnee <strong>und</strong> zieht ihn unter das heiße Mus, lässt es hierauf<br />

erkalten <strong>und</strong> gibt dann den Schnee der anderen 4 Eiweiß dazu. Nachdem man das Mus in <strong>die</strong> Form gefüllt, bestreut man es<br />

mit Zucker <strong>und</strong> gestoßenen Mandeln oder Makronen. Man sticht nun mit einem Messer mehrere Male bis auf den Gr<strong>und</strong><br />

<strong>und</strong> backt den Auflauf 30 Minuten im mäßig heißen Ofen. Dieser Auflauf muss sofort gegessen werden, da er sehr leicht<br />

zusammenfällt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 151 von 245


Marmeladenauflauf<br />

Man nimmt 250 g feine Marmelade, rührt den Saft von 1 Zitrone durch <strong>und</strong> mischt den recht steifen Schnee mit 8 Eiern<br />

darunter. Dann füllt man es in eine bereitstehende, mit Butter bestrichene porzellanene Schüssel, streicht <strong>die</strong> Masse mit<br />

dem Messer glatt, streut etwas fein gestoßene Mandeln, mit Zucker vermischt, oder gröblich gestoßene Makronen darüber,<br />

sticht mit einem Messer einige Male durch bis auf den Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> stellt <strong>die</strong> Schüssel sogleich in einen stark geheizten Ofen,<br />

wo man den Auflauf nur 20 bis 30 Minuten backen lässt.<br />

Leipziger Punschauflauf<br />

12 Eier, 250 g gesiebter Zucker, der Saft von 2 Zitronen, <strong>die</strong> abgeriebene Schale von einer <strong>und</strong> 1 Glas Rum. Man rührt <strong>die</strong><br />

Eidotter mit dem Zucker schaumig, fügt dann den Zitronensaft, <strong>die</strong> Schale <strong>und</strong> den Rum hinzu, mischt den ganz festen<br />

Schaum der Eier leicht durch, backt den Auflauf in einem stark geheizten Ofen in 10 bis 15 Minuten gar <strong>und</strong> gibt ihn sogleich<br />

zur Tafel.<br />

Fruchtauflauf<br />

250 ml Milch wird mit 2 Eigelb gut gequirlt; dann werden 75 g feines Mehl, 75 g Zucker <strong>und</strong> 50 g zerlassene Butter hinzugetan,<br />

danach wird alles auf dem Feuer zu einem trockenen Brei abgerührt. Während des Erkaltens fügt man allmählich<br />

noch 50 g Butter <strong>und</strong> 2 Eigelb hinzu, rührt, bis es vollständig erkaltet ist, würzt <strong>die</strong> Masse beliebig mit Zitronenschale, Vanille<br />

oder Maraschino <strong>und</strong> zieht zuletzt behutsam den Schnee von 4 Eiweiß darunter. Nun füllt man 1/3 des Teigs in <strong>die</strong> ausgestrichene<br />

Form, gibt <strong>die</strong> betreffenden Früchte, etwa 500 g darauf <strong>und</strong> füllt zuletzt <strong>die</strong> übrigen 2/3 des Teiges hinein. Man<br />

lässt den Auflauf etwa 1:15 St<strong>und</strong>e bei mäßiger Hitze backen.<br />

Reisauflauf mit Aprikosen<br />

250 g Reis, 125 g Butter, 125 g Zucker, etwas Vanille, 1 l Milch, 6 Eier, 250 g in Zucker gekochte Aprikosen oder Apfelmus.<br />

Der Reis wird in Wasser zum Kochen gebracht, abgegossen <strong>und</strong> dann mit Butter, Zucker, Vanille <strong>und</strong> der Milch langsam gar<br />

<strong>und</strong> steif gekocht, wobei <strong>die</strong> Körner ganz bleiben müssen. Alsdann lässt man ihn ausdampfen, rührt zuerst <strong>die</strong> Eidotter <strong>und</strong><br />

danach den steifen Eiweißschnee leicht durch, gibt eine Lage Reis <strong>und</strong> eine Lage Aprikosen abwechselnd in <strong>die</strong> Form, hört<br />

mit Reis auf, belegt ihn mit Butterstückchen <strong>und</strong> lässt den Auflauf 1:00 St<strong>und</strong>e bei mäßigem Feuer backen.<br />

Schwarzer Magister, Weißbrotauflauf mit Backpflaumen<br />

375 g Backpflaumen, <strong>die</strong> am vorhergehenden Tage gut gewaschen <strong>und</strong> eingeweicht sind, werden ausgesteint <strong>und</strong> mit dem<br />

Weißbrot lagenweise in eine ausgestrichene Form gelegt, wobei man <strong>die</strong> Pflaumen mit Zucker bestreut. Dann wird 250 ml<br />

Milch mit 2 Eiern geschlagen <strong>und</strong> darüber geschüttet. Etwa 75 g Butter wird in Stückchen zerteilt <strong>und</strong> darüber gelegt <strong>und</strong> der<br />

Auflauf 1:00 St<strong>und</strong>e im Backofen gebacken.<br />

Käseauflauf<br />

Man vermischt 6 Esslöffel geriebenen Parmesan- oder Schweizer Käse mit 250 ml Milch, rührt 6 Eigelb, 15 g Kartoffelmehl,<br />

etwas Salz <strong>und</strong> 1 Prise weißen, gestoßenen Pfeffer dazu, zieht den steifen Schnee der 6 Eier darunter <strong>und</strong> backt den<br />

Auflauf bei starker Hitze 20 Minuten, wobei man ihn mit einem mit Butter bestrichenen Papier bedeckt. Man serviert den<br />

Käseauflauf als Hors d'oeuvre nach der Suppe. Häufig backt man <strong>die</strong>sen Auflauf auch in Kapseln, <strong>die</strong> man eigens zu<br />

<strong>die</strong>sem Zwecke aus Schreibpapier faltet.<br />

Heringsauflauf<br />

Man richtet sich nach dem »Kartoffelauflauf«, lässt aber Mandeln, Zucker <strong>und</strong> Zitronenschale weg <strong>und</strong> rühre etwas<br />

Muskatnuss <strong>und</strong> das in feine Würfel geschnittene Fleisch von 2 guten, gewässerten, ausgegräteten Heringen, nebst<br />

1 Untertasse voll in Butter braun gebratener Zwiebeln <strong>und</strong> etwas Pfeffer dazwischen.<br />

Fleischauflauf<br />

Man hackt 500 g Braten recht fein, lässt Butter gelb werden, das Fleisch darin schwitzen <strong>und</strong> gibt, wenn es abgekühlt ist, ein<br />

Rührei von 4 Eiern, ferner Zitronenschale, Muskatnuss, etwas in Wasser geweichtes <strong>und</strong> ausgedrücktes Weißbrot, noch<br />

2 Eier, sowie etwas Salz <strong>und</strong> rührt so lange, bis das Rührei vollständig vermischt ist. Nun füllt man <strong>die</strong> Masse in eine<br />

zugerichtete Auflaufform <strong>und</strong> backt sie in einem heißen Ofen recht gelb.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 152 von 245


Reisauflauf mit Krebsbutter<br />

250 g Reis, 1 l Bouillon, ein wenig Muskatblüte, 100 g Krebsbutter, 1 Glas Madeira, 250 g Kalbsmidder. Der Reis wird gut<br />

abgebrüht, mit Bouillon, etwas Muskatblüte <strong>und</strong> dem nötigen Salz gar <strong>und</strong> dick eingekocht, dann mit der Krebsbutter <strong>und</strong><br />

dem Madeira durchgerührt. Zugleich wird Kalbsmidder in Bouillon gar gekocht <strong>und</strong> beides schichtweise, wobei man mit Reis<br />

anfängt <strong>und</strong> aufhört, in einer vorgerichteten Auflaufform 1:00 St<strong>und</strong>e gebacken.<br />

Makkaroniauflauf<br />

250 g Makkaroni werden in kleine Stücke gebrochen, in Salzwasser weich gekocht <strong>und</strong> mit kaltem Wasser übergossen.<br />

Unterdes hat man nach Vorschrift 250 ml Béchamelsauce bereitet, <strong>die</strong> man mit 2 Eiern abrührt. In <strong>die</strong> vorbereitete<br />

Auflaufform schichtet man <strong>die</strong> Makkaroni ein <strong>und</strong> streut 250 g fein geschnittenen gekochten Schinken dazwischen.<br />

Nachdem man <strong>die</strong> Sauce darüber gegossen, backt man den Auflauf 30 Minuten im Ofen.<br />

Italienischer Reisauflauf<br />

375 g Reis, reichlich 1 l Bouillon, 100 g Butter, 250 g gekochter, fein gehackter Schinken, 125 g Parmesankäse. Man kocht<br />

den Reis nach dem Abbrühen in guter Bouillon, Salz <strong>und</strong> Butter gar <strong>und</strong> dick, jedoch müssen <strong>die</strong> Körner ganz bleiben.<br />

Alsdann gibt man den Reis mit dem Schinken <strong>und</strong> Parmesankäse abwechselnd lagenweise in eine Auflaufform <strong>und</strong> backt<br />

das Gericht langsam 1:00 bis 1:15 St<strong>und</strong>e.<br />

Kastanienauflauf<br />

Von 500 g Kastanien wird <strong>die</strong> äußere Schale entfernt; nachdem <strong>die</strong> Kastanien einige Zeit in kochendem Wasser gelegen<br />

haben, wird <strong>die</strong> innere Haut abgezogen. Nachdem nun <strong>die</strong> Kastanien in 500 ml Milch weich gekocht sind, werden sie durch<br />

ein Sieb gestrichen; in <strong>die</strong> noch heiße Masse rührt man 75 g Butter <strong>und</strong> lässt sie dann erkalten. Hierauf schlägt man<br />

6 Eidotter mit 100 g Zucker schaumig, fügt 3 Esslöffel Maraschino oder einen andern feinen Likör hinzu <strong>und</strong> rührt dann <strong>die</strong><br />

erkalteten Kastanien <strong>und</strong> zuletzt den Schnee von 6 Eiweiß darunter. Man backt den Auflauf etwa 45 Minuten bei mäßiger<br />

Hitze <strong>und</strong> gibt ihn mit Chaudeau- oder Rotweinsauce zu Tisch.<br />

Haselnussauflauf<br />

100 g Haselnusskerne werden mit kochendem Wasser gebrüht <strong>und</strong> hierauf gehäutet. Nun stößt man sie mit 20 g<br />

abgezogenen bittern Mandeln im Steinmörser oder mahlt sie auf der Mandelmühle. Hierauf zerreibt man sie mit etwas süßer<br />

Sahne im Reibnapfe zu einem feinen Brei. Dann brennt man auf gelindem Feuer 250 ml Milch mit 250 g feinem<br />

Weizenmehl, 100 g gestoßenem Zucker, etwas Salz <strong>und</strong> 50 g Butter zu einem glatten Teige ab. Sobald der Brei vom Feuer<br />

kommt, verrührt man ihn mit den Nüssen <strong>und</strong> gibt noch 50 g Butter dazu, sowie 6 Eigelb; nun rührt man, bis <strong>die</strong> Masse<br />

erkaltet ist, zieht zuletzt den steifen Schnee von 6 Eiweiß darunter, füllt damit <strong>die</strong> Form 3/4 voll <strong>und</strong> backt den Auflauf<br />

1:00 St<strong>und</strong>e im mäßig heißen Ofen. Man serviert ihn mit Chaudeausauce oder mit Milchsauce, <strong>die</strong> mit Vanille oder<br />

Orangenblüten gewürzt ist.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 153 von 245


Plinsen, Omeletten, Pfannkuchen<br />

Allgemeines<br />

Die Pfannen<br />

Die Pfannen <strong>für</strong> Pfannkuchen oder Eierkuchen <strong>und</strong> Omeletten sind am besten aus Stahl, <strong>die</strong> glasierten sind nicht<br />

zweckmäßig, da sie einesteils nicht haltbar sind, andernteils das Gebäck darin nicht gut gerät. Man gebrauche <strong>die</strong> Pfanne<br />

aber nur zum Backen der Kuchen, nicht, wie es häufig geschieht, zugleich zum Braten von Beefsteaks oder Zum Kochen<br />

saurer Speck- <strong>und</strong> Zwiebelsaucen. Man tut gut, <strong>die</strong> Pfannen nach jedem Gebrauch mit Papier gründlich zu reinigen <strong>und</strong><br />

nicht mit Wasser auszuscheuern; das Auswaschen der Pfannen verhindert gar leicht das Losbacken der Kuchen, auch<br />

erfordern <strong>die</strong>se dann bekanntlich weit mehr Fett. Bedarf <strong>die</strong> Pfanne einer gründlichen Reinigung, so stellt man sie aufs<br />

Feuer, scheuert sie trocken mit Salz aus <strong>und</strong> reibt sie dann mit Papier nach.<br />

Das Backfett<br />

Gute Butter, zur Hälfte mit ausgelassenem Fett oder mit gutem Schmalz vermischt, oder aber auch Koch- <strong>und</strong> Backfett, ist<br />

<strong>für</strong> Pfannkuchen ein gutes Fett. Man kann auch eine Seite mit Schmalz <strong>und</strong> <strong>die</strong> andere mit Butter backen. Wendet man nur<br />

Butter an, so wird eine gute Hausfrau, auch auf dem Lande, rein schmeckende Fassbutter der frischen vorziehen, weil von<br />

letzterer zu viel erforderlich ist. Zum Backen der Pfannkuchen gehört ein weder zu schwaches noch zu starkes Feuer.<br />

Das Anrühren<br />

Das Anrühren mit warmer statt mit kalter Milch <strong>und</strong> tüchtiges Schlagen der Masse, ehe <strong>die</strong> ganze Quantität Milch<br />

hinzugegeben wird, verfeinert <strong>die</strong> Kuchen ungemein. Ob es besser ist, das Eiweiß zu Schaum zu schlagen, hängt vom<br />

Geschmack ab; geschieht <strong>die</strong>ses, so werden <strong>die</strong> Kuchen recht locker <strong>und</strong> weich, auch kann man eher ein Ei sparen. Rührt<br />

man aber das Eiweiß zugleich mit dem Eigelb an, so lassen sich solche Kuchen außen knusperiger backen.<br />

Das Backen<br />

Man tut nicht zu wenig Butter oder Fett in <strong>die</strong> Pfanne, lässt <strong>die</strong> Butter aber nicht braun werden, sondern zieht <strong>die</strong> Pfanne<br />

vorher zurück <strong>und</strong> gibt den eingerührten Teig mit dem Löffel hinein, worauf man <strong>die</strong> Pfanne wieder aufs Feuer stellt. Durch<br />

Hineinschütten fließt <strong>die</strong> Butter zusammen. Dann sticht man mit einem breiten Messer überall strichweise so lange in den<br />

Teig hinein, bis <strong>die</strong>ser oben trocken geworden <strong>und</strong> sich von der Pfanne gelöst hat, wobei man <strong>die</strong>se drehen <strong>und</strong> häufig<br />

schütteln muss. Hat <strong>die</strong> untere Seite eine dunkelgelbe Farbe erhalten, was durch Ausheben mit einem <strong>Küche</strong>nmesser zu<br />

sehen ist, so schiebt man den Kuchen auf einen großen Deckel, legt Stückchen Butter darüber, <strong>die</strong> Pfanne verkehrt obenauf<br />

<strong>und</strong> wendet auf <strong>die</strong>se Weise den Kuchen schnell um. Dann bäckt man bei häufigem Schütteln auch <strong>die</strong> zweite Seite<br />

dunkelgelb. Ein öfteres Umwenden macht den Kuchen zähe. Auch schiebt man ihn aus der Pfanne nicht auf eine kalte,<br />

sondern auf eine erwärmte Schüssel.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 154 von 245


Plinsen<br />

Plinsen auf einfache Art<br />

4 mäßig gehäufte Esslöffel feines Mehl, 4 Eier, 250 ml Flüssigkeit, nämlich 2 Teile süße Sahne <strong>und</strong> 1 Teil warmes Wasser,<br />

75 g Korinthen, 2 Esslöffel geschmolzene Butter, etwas abgeriebene Zitronenschale oder Muskatblüte <strong>und</strong> etwas Salz. Die<br />

Eier werden mit dem Mehl gut geschlagen <strong>und</strong> danach <strong>die</strong> übrigen Zutaten hinzugefügt. Man bäckt 4 Plinsen daraus. Man<br />

schneidet sie auf der Pfanne zweimal durch, rollt <strong>die</strong> Stücke auf <strong>und</strong> bestreut sie mit Zucker <strong>und</strong> Zimt. Diese Plinsen werden<br />

zu Tee <strong>und</strong> Butterbrot gegeben. Doch kann man sie auch mit Weinsauce oder Fruchtsäften servieren.<br />

Plinsen von saurer Sahne<br />

4 ganze Eier werden mit 250 ml recht dicker, saurer Sahne <strong>und</strong> 4 Esslöffel Kartoffelmehl klar gequirlt <strong>und</strong> mit gestoßenem<br />

Zucker, auf dem man vorher Zitronenschale abgerieben hat, gesüßt. Danach streicht man eine Eierkuchenpfanne oder das<br />

Plinseneisen mit frischer Butter aus, lässt sie scharf heiß werden <strong>und</strong> gießt einen kleinen Anrichtelöffel von dem Teige<br />

hinein; nun muss man <strong>die</strong> Pfanne recht schnell hin <strong>und</strong> her wenden, damit sich der Teig auf der ganzen Pfanne verteilt <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Plinse recht dünn wird. Man bäckt <strong>die</strong> Plinse nur auf der einen Seite ab, bis sie oben trocken ist, dann schüttet man sie<br />

auf ein reines Brett, rollt sie zusammen <strong>und</strong> stellt sie auf einer Schüssel in <strong>die</strong> Warmröhre, bis alle Plinsen abgebacken sind.<br />

Man richtet sie nebeneinander an, bestreut sie mit Zucker <strong>und</strong> beträufelt <strong>die</strong>sen mit Zitronensaft.<br />

Plinsen mit Restefüllung<br />

Man backe <strong>die</strong> Plinsen nach »Plinsen auf einfache Art«, bestreiche sie mit gut gekochtem Apfel-, Kirschen- oder<br />

Zwetschgenmus oder Preiselbeeren, oder auch mit dick gekochtem Reisbrei, der mit Zucker, Zimt <strong>und</strong> Muskatblüte gewürzt<br />

ist, rolle <strong>die</strong> Plinsen auf <strong>und</strong> bestreue sie mit Zucker. Mit Kalbsbraten werden sie gefüllt, wie folgt: Dieser wird sehr fein<br />

gehackt, dann wird ein reichliches Stück Butter gelb gemacht, etwas geriebenes Weißbrot <strong>und</strong> das Fleisch eine gute Weile<br />

darin gerührt, saure Sahne oder Bouillon, etwas Wein, Muskatblüte oder -nuss <strong>und</strong> etwas Salz hinzugefügt <strong>und</strong> alles unter<br />

stetem Rühren gut durchgekocht. Mit <strong>die</strong>ser Farce bestreiche man <strong>die</strong> Plinsen, <strong>die</strong> ohne Korinthen gebacken werden, rollt<br />

sie auf <strong>und</strong> gibt sie, auf einer heißen Schüssel angerichtet, abends als Vorspeise.<br />

Plinsen mit Schinken gefüllt als Beilage<br />

Man kann hierzu Überreste von Schinken sehr gut verwenden. Man hackt ihn recht fein <strong>und</strong> vermischt ihn mit dicker saurer<br />

Sahne. Dann bäckt man Plinsen nach »Plinsen auf einfache Art«, füllt von der Schinkenfarce hinein, rollt sie auf <strong>und</strong><br />

schneidet sie in fingerlange Stücke, welche ringsum in geschlagene Eier getaucht <strong>und</strong> in gestoßenem Zwieback umgedreht<br />

werden. Man bäckt <strong>die</strong> Plinsen im Fett schwimmend recht rasch <strong>und</strong> wendet sie mit der Gabel um. Beim Herausnehmen der<br />

Plinsen kann man sie zum Abziehen des Fettes einige Minuten auf Weißbrotschnitte oder Löschpapier legen.<br />

Plinsen mit Hechtfarce<br />

Zu einer doppelten Portion von dem Plinsenteig »Plinsen auf einfache Art« wird eine Hechtfarce gemacht, wie folgt: 1 Hecht<br />

von mittlerer Größe wird vorbereitet, mit Wasser, Salz <strong>und</strong> Zwiebeln abgekocht <strong>und</strong> danach entgrätet. Nun backt man das<br />

Fischfleisch mit 125 g frischem ungesalzenem Speck recht fein, fügt hinzu 125 g altes geweichtes Weißbrot, 3 Eier,<br />

3 Dotter, 125 g geschmolzene Butter, etwas fein gehackte Schalotten, abgeriebene Zitronenschale, etwas Muskatnuss <strong>und</strong><br />

Salz <strong>und</strong> mischt alles zu einer Farce. Dann backt man Plinsen, bestreicht sie mit Hechtfarce <strong>und</strong> verfährt im übrigen ganz<br />

nach »Plinsen mit Schinken gefüllt als Beilage«. Beim Anrichten übergießt man sie mit Krebssauce.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 155 von 245


Omeletten<br />

Ohrfeige oder Omelette Soufflé<br />

4 große frische Eier, 1 gehäufter Esslöffel Kartoffelmehl, 125 ml lauwarme Milch mit etwas Wasser vermischt, 1 reichliche<br />

Messerspitze geriebene Zitronenschale <strong>und</strong> etwas Salz, ferner beliebiges Eingemachtes. Man schlägt das Eiweiß zu recht<br />

steifem Schaum <strong>und</strong> mischt ihn erst in dem Augenblick durch den zuvor geschlagenen Teig, wenn man zu backen anfängt.<br />

Das Feuer muss gleichmäßig <strong>und</strong> recht schwach, <strong>die</strong> Pfanne sehr glatt sein. Man lässt wenig Butter zergehen, gibt <strong>die</strong><br />

Schaummasse hinein, legt einen vorher heiß gemachten blechernen Kuchendeckel darauf <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Ohrfeige nur auf<br />

einer Seite, ohne zu schütteln, <strong>und</strong> zwar so lange (etwa 10 Minuten), bis sie oben trocken ist <strong>und</strong> <strong>die</strong> untere Seite gelb<br />

geworden ist, während man <strong>die</strong> Pfanne zuweilen dreht. Danach bestreicht man <strong>die</strong> Ohrfeige mit beliebigem eingemachten<br />

Mus oder Gelee, schlägt sie zusammen, schiebt sie auf eine Schüssel <strong>und</strong> bestreut sie mit Zucker.<br />

Omelette oder Eierkuchen<br />

8 frische Eier, 1 gehäufter Esslöffel Kartoffelmehl oder feinstes Mehl, 250 ml warme Milch mit etwas Wasser vermischt, ein<br />

wenig Zitronenschale <strong>und</strong> Salz. Dieses wird tüchtig geschlagen <strong>und</strong> auf schwachem Feuer gebacken. Sobald das Omelett<br />

oben trocken geworden <strong>und</strong> sich von der Pfanne gelöst hat, streut man Zucker <strong>und</strong> Zimt darüber <strong>und</strong> schiebt es<br />

zusammengeschlagen, ohne es zu wenden, auf eine längliche Schüssel.<br />

Omelette au confiture<br />

Man backt <strong>die</strong> Omelette nach »Omelette oder Eierkuchen«, bestreicht sie, sobald <strong>die</strong> Oberseite trocken ist, mit einer feinen<br />

Fruchtmarmelade, <strong>die</strong> man vorher etwas anwärmen muss, rollt den Kuchen auf <strong>und</strong> serviert ihn recht heiß.<br />

Omelette mit Fleischresten<br />

Reste von Rauchfleisch, Pökelfleisch, gekochtem Schinken, Braten oder auch Suppenfleisch werden fein gehackt. Dann<br />

rührt man Teig <strong>für</strong> eine Omelette <strong>und</strong> vermischt das Fleisch nebst etwas Muskatnuss oder fein gehacktem Schnittlauch mit<br />

dem Teig. Man kann hierbei entweder <strong>die</strong> ganzen Eier zugleich hineintun oder zuletzt das zu Schaum geschlagene Weiße<br />

durchmischen. Dann backt man eine große Omelette oder bringt <strong>die</strong> Masse löffelweise in <strong>die</strong> Pfanne <strong>und</strong> bäckt kleine<br />

Kuchen.<br />

Omelette aux fines herbes<br />

Man bereitet dazu Eierkuchenteig nach »Omelette oder Eierkuchen« (ohne Zucker), backt <strong>die</strong> Omelette wie Eierkuchen,<br />

aber nur auf einer Seite, <strong>und</strong> bestreicht <strong>die</strong> obere, ungebrannte Seite mit fein gewiegten Champignons, Trüffeln, Petersilie,<br />

Estragon <strong>und</strong> Schalotten, <strong>die</strong> man vorher in Butter gedünstet hat. Dann rollt man <strong>die</strong> Omelette zusammen <strong>und</strong> stellt sie<br />

10 bis 15 Minuten in eine heiße Röhre. Vor dem Anrichten verziert man sie mit braunen Streifen, <strong>die</strong> man dadurch anbringt,<br />

dass man einen glühend gemachten Feuerhaken dicht darüber hält. Man serviert <strong>die</strong>se Omeletten mit rohem Schinken oder<br />

kaltem Roastbeef.<br />

Omelette mit Geflügellebern<br />

Einige gut gewaschene abgetrocknete Hühnerlebern werden gesalzen <strong>und</strong> gepfeffert <strong>und</strong> in Butter schnell gebraten, wobei<br />

man fein gewiegte Petersilie, Schalotten <strong>und</strong> Champignons überstreut. Den Fond bestäubt man mit ein wenig Mehl <strong>und</strong><br />

kocht ihn mit 2 Esslöffel Madeira auf. Die Omelette wird nach »Omelette aux fines herbes« gebacken <strong>und</strong> mit den<br />

Hühnerlebern gefüllt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 156 von 245


Pfannkuchen<br />

Eier- oder Pfannkuchen<br />

Zu 3 Kuchen: 6 frische Eier, 6 kleine Esslöffel feines Mehl, 250 ml süße Milch, 250 ml saure Sahne <strong>und</strong> etwas Salz. Mehl,<br />

Sahne, Eidotter <strong>und</strong> Salz werden gut gerührt, dann wird <strong>die</strong> Milch hinzugegeben <strong>und</strong> kurz vor dem Backen das zu Schaum<br />

geschlagene Eiweiß durchgemischt. Werden <strong>die</strong> Kuchen mit Butter gebacken, so nehme man weniger Salz <strong>und</strong> richte sich<br />

im übrigen nach »Das Backen«.<br />

Pfannkuchen von Stärke<br />

Zu einem Kuchen nimmt man 2 frische Eier, 50 g Stärke, 125 ml warm gemachte Milch, <strong>die</strong> mit 1/3 Wasser vermischt ist,<br />

<strong>und</strong> etwas Salz. Eidotter, Stärke, Milch <strong>und</strong> Salz werden tüchtig geschlagen, mit dem steifen Schaum der Eier vermischt <strong>und</strong><br />

nach »Das Backen« in geklärter Butter gebacken.<br />

Pfannkuchen von feinem Mehl<br />

4 Eier, 3 Esslöffel feines Mehl, 250 ml Milch, mit etwas Wasser vermischt, <strong>und</strong> etwas Salz. Hierbei werden <strong>die</strong> ganzen Eier<br />

unter den Teig gerührt <strong>und</strong> dann <strong>die</strong> Kuchen gebacken nach »Das Backen«.<br />

Pfannkuchen auf andere Art<br />

4 Eier, 1 Esslöffel dicke Sahne, 4 gehäufte Esslöffel feines Mehl, reichlich 125 ml Milch <strong>und</strong> etwas Salz. Eier, Sahne <strong>und</strong><br />

1 Esslöffel Wasser werden stark geschlagen, Mehl <strong>und</strong> Milch hinzugerührt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Pfannkuchen in halb Speck, halb Butter<br />

nach »Das Backen« gebacken. Diese Pfannkuchen sind besonders schmackhaft mit Kopfsalat.<br />

Abgebackene Eierkuchen<br />

1 gehäufter Esslöffel Butter, 1 Obertasse Milch, 1 Obertasse Wasser <strong>und</strong> 1 Obertasse Mehl werden in einem Tiegel auf<br />

gelindem Feuer so lange gerührt, bis <strong>die</strong> Masse losbackt. Dann lässt man sie in einer Schüssel auskühlen, verrührt sie mit<br />

6 Eigelb <strong>und</strong> zieht zuletzt den Schnee von 6 Eiweiß darunter. Hierauf gibt man <strong>die</strong> Masse teilweise in <strong>die</strong> Pfanne <strong>und</strong> backt<br />

<strong>die</strong> Eierkuchen nach Vorschrift. Man bestreut sie mit Zucker <strong>und</strong> reicht Obstsauce oder Marmelade dazu.<br />

Maispfannkuchen<br />

500 ml süße Milch oder Buttermilch quirlt man mit 250 g Maismehl, Salz, etwas ausgelassenem Rindertalg <strong>und</strong> 6 Eiern ab<br />

<strong>und</strong> backt davon ziemlich dicke Kuchen. Man kann <strong>die</strong>se Masse auch als Schmarn backen.<br />

Buchweizenpfannkuchen<br />

8 Esslöffel voll Buchweizenmehl rührt man mit kaltem Wasser an, schlägt 2 ganze Eier dazwischen <strong>und</strong> 1 Teelöffel Salz. Der<br />

Teig muss ziemlich dünnflüssig sein <strong>und</strong> wird wie Eierkuchen in Butter gebacken.<br />

Johannisbeerkuchen<br />

Hierzu wird ein guter Pfannkuchenteig nach »Pfannkuchen von feinem Mehl« mit etwas Zucker <strong>und</strong> abgeriebener Zitronenschale<br />

gerührt. 1 Suppenteller voll sehr reifer Johannisbeeren werden vorbereitet, wie bei Kompott beschrieben. Man lässt<br />

<strong>die</strong> Butter in der Pfanne recht heiß werden, gibt <strong>die</strong> Hälfte des Teiges hinein, legt <strong>die</strong> Hälfte der Johannisbeeren darauf <strong>und</strong><br />

bestreut sie vor dem Umwenden mit 2 Esslöffel gestoßenem Zwieback. Der Kuchen wird, nachdem auch <strong>die</strong> zweite Seite<br />

gebacken ist, auf der Schüssel mit Zucker bestreut. Danach backt man den zweiten Kuchen.<br />

Äpfelpfannkuchen<br />

Für 2 Kuchen kocht man 2 kleine Suppenteller voll fein geschnittener Äpfel mit Zucker, Zitronenschale <strong>und</strong> ein wenig<br />

Weißwein, so dass keine Flüssigkeit darunter bleibt. Dann schlägt man 6 Eidotter, 2 Esslöffel Kartoffelmehl, reichlich 250 ml<br />

dicke saure Sahne, etwas Salz <strong>und</strong> Zimt, mischt das zu steifem Schaum geschlagene Eiweiß durch <strong>und</strong> gibt den vierten Teil<br />

davon auf <strong>die</strong> Pfanne. Sobald <strong>die</strong>ser dunkelgelb ist, schüttet man ihn auf <strong>die</strong> heiße Schüssel <strong>und</strong> backt den zweiten Kuchen<br />

von gleicher Größe in derselben Weise. Diesen bestreicht man mit der Hälfte der Äpfel, gibt den zuerst gebackenen Kuchen<br />

obenauf <strong>und</strong> lässt nun <strong>die</strong> Kuchen auf beiden Seiten noch etwas backen. Man bestreut ihn mit Zucker <strong>und</strong> verfährt mit dem<br />

zweiten Kuchen wie eben beschrieben.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 157 von 245


Äpfelpfannkuchen auf andere Art<br />

Teig wie zu Johannisbeerkuchen. 1 großer Suppenteller voll geschälter, in feine Scheibchen geschnittener Äpfel, Zucker<br />

<strong>und</strong> Zimt. Man dämpft <strong>die</strong> Äpfel auf mäßigem Feuer in einer Kuchenpfanne mit etwas Butter zugedeckt weich, verteilt sie<br />

gleichmäßig, gibt noch etwas Butter in <strong>die</strong> Pfanne <strong>und</strong> schüttet den Teig darüber. Nun backt man den Kuchen auf beiden<br />

Seiten schön gelb <strong>und</strong> bestreut ihn mit Zucker.<br />

Kuchen von Schwarzbrot <strong>und</strong> Äpfeln oder Apfelcharlotte<br />

2 Suppenteller voll mit Zucker, Zitronenschale <strong>und</strong> Korinthen dick gekochtes Apfelmus, das man mit einigen zerschlagenen<br />

Eiern <strong>und</strong> gestoßenem Zwieback verdicken kann, ferner ein stark gehäufter Suppenteller geriebenes Schwarzbrot <strong>und</strong><br />

Weißbrot, mit Zucker, Zimt <strong>und</strong> fein gestoßenen Nelken vermischt. - Es wird Butter in der Pfanne recht heiß gemacht, <strong>die</strong><br />

Hälfte des Brotes hineingestreut, das Apfelmus darüber gestrichen <strong>und</strong> mit dem übrigen Brote bedeckt. Der Kuchen wird mit<br />

reichlich Butter auf beiden Seiten recht kross gebacken, mit Zucker bestreut <strong>und</strong> warm oder kalt zur Tafel gegeben.<br />

Zwetschgenpfannkuchen oder Pflaumeneierkuchen<br />

Man nimmt einen beliebigen Teig, Eierkuchenteig, gibt etwa 1/3 davon in eine mit Butter heiß gemachte Pfanne <strong>und</strong> legt <strong>die</strong><br />

abgeriebenen <strong>und</strong> entsteinten Zwetschgen eine neben <strong>die</strong> andere, <strong>die</strong> offene Seite nach oben, hinein. Dann schütte man<br />

den übrigen Teig darüber <strong>und</strong> backe den Kuchen auf mäßigem Feuer so lange, bis <strong>die</strong> Zwetschgen weich geworden sind<br />

<strong>und</strong> der Kuchen auf beiden Seiten eine gelbbraune Farbe erhalten hat. Nachdem der Teig etwas fest geworden, deckt man<br />

<strong>die</strong> Pfanne zu. Man bestreut ihn mit Zucker <strong>und</strong> Zimt <strong>und</strong> gibt ihn recht heiß zur Tafel.<br />

Heidelbeerpfannkuchen<br />

Derselbe wird wie »Zwetschgenpfannkuchen oder Pflaumeneierkuchen« gebacken.<br />

Pfannkuchen mit Makronen<br />

125 g Makronen, darunter mehrere bittere, 2 Esslöffel Stärke, 375 ml mit etwas Wasser vermischte Milch, 4 Eier, Zitronenschale<br />

<strong>und</strong> eine Kleinigkeit Salz. Mehl, Milch, Eidotter <strong>und</strong> Zitronenschale werden gut geschlagen <strong>und</strong> hierauf <strong>die</strong><br />

gestoßenen Makronen nebst dem festen Eiweißschaum darunter gerührt. Danach wird der Teig sofort in einer mit Butter<br />

heiß gemachten Pfanne auf beiden Seiten dunkelgelb gebacken <strong>und</strong> mit Zucker bestreut oder nur auf einer Seite wie<br />

Ohrfeige langsam gebacken, stellenweise mit Gelee oder Eingemachtem belegt, gleich <strong>die</strong>ser zusammengeschlagen <strong>und</strong><br />

gut mit Zucker betreut.<br />

Kümmelkuchen<br />

75 g geriebenes Weißbrot, 75 g gestoßener Zwieback, 1 gehäufter Esslöffel feine Stärke oder feines Mehl, 3 Eier, reichlich<br />

250 ml Milch, 2 Teelöffel schwarzer Kochkümmel <strong>und</strong> etwas Salz. Das Eiweiß wird zu Schaum geschlagen, der Teig<br />

möglichst schnell gerührt <strong>und</strong> mit dem Schaum vermischt. In der Pfanne hat man vorher fein gewürfelten Speck<br />

ausgebraten <strong>und</strong> backt nun hierin den Kuchen.<br />

Reispfannkuchen<br />

Nach folgender Vorschrift wird man leicht von übrig gebliebenem Reisbrei das richtige Verhältnis treffen. 250 g abgebrühter<br />

Reis, der in Milch mit einem Stückchen Butter, 1 Stück Zimt <strong>und</strong> etwas Zitronenschale <strong>und</strong> Salz weich <strong>und</strong> dick gekocht ist,<br />

ferner 125 g Korinthen, 4 Eier, 2 bis 3 Esslöffel Zucker, etwas gestoßener Zwieback oder geriebenes Weißbrot. Der<br />

abgekühlte Reis wird mit Eiern, Zucker, Korinthen <strong>und</strong> Zwieback durchgerührt <strong>und</strong> in einer Kuchenpfanne auf gelindem<br />

Feuer zu einem oder löffelweise zu kleineren Kuchen gebacken. Die Kuchen werden mit Zucker bestreut zur Tafel gegeben.<br />

Kartoffelpfannkuchen<br />

Man kocht <strong>die</strong> Kartoffeln am Tage vorher in der Schale, schält <strong>und</strong> reibt sie, wenn sie vollständig erkaltet sind. Nun rührt<br />

man 50 g Butter zu Schaum, gibt 250 g geriebene Kartoffeln, 3 Eidotter, 1 ganzes Ei, 1 Obertasse Milch <strong>und</strong> Salz dazu.<br />

Zuletzt rührt man das zu Schnee geschlagene Eiweiß darunter <strong>und</strong> backt 4 Eierkuchen daraus.<br />

Mehlschmarren oder Kaiserschmarren<br />

Man quirlt 4 Eidotter, 250 ml Sahne oder Milch, ein wenig Salz <strong>und</strong> Zucker mit 100 g Mehl recht klar <strong>und</strong> gibt den Schnee<br />

von den Eiern hinein. Hierauf tut man 1 gehäuften Esslöffel Butter oder halb Butter, halb Schmalz in eine Eierkuchenpfanne,<br />

gießt den Teig hinein <strong>und</strong> backt ihn auf der Unterseite hellbraun. Nun teilt man ihn mit der Gabel in Stücke, <strong>die</strong> man<br />

umwendet <strong>und</strong> auf der andern Seite ebenfalls backt, bis sie hellbraun sind; nachdem man <strong>die</strong> Stücke noch zerkleinert hat,<br />

richtet man sie bergartig auf einer Schüssel an, bestreut den Schmarren mit Zucker <strong>und</strong> Zimt <strong>und</strong> gibt ihn mit geschmortem<br />

Backobst oder frischem Kompott auf <strong>die</strong> Tafel.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 158 von 245


Weizenmehlpuffer<br />

750 ml warme Milch, 1,5 Tassen geklärte Butter, 3 bis 4 Eier, 1 Esslöffel Zucker, 35 g Hefe, 500 g feines Mehl, 100 g<br />

Korinthen, etwas gestoßener Zimt <strong>und</strong> Salz. Vorstehendes wird mit Wasser vermischt, das Mehl hinzugerührt, der Teig<br />

tüchtig geschlagen, mit den erwärmten Korinthen vermengt <strong>und</strong> zum langsamen Aufgehen zugedeckt an einen warmen Ort<br />

gestellt. Wenn nach 1:30 St<strong>und</strong>en der Teig gut aufgegangen ist, backt man ihn in einer offenen Kuchenpfanne mit Butter zu<br />

kleinen Kuchen von der Größe einer Untertasse, <strong>die</strong> nur einmal umgewendet werden, <strong>und</strong> zwar, wenn sie oben ganz<br />

trocken geworden sind. Man gibt <strong>die</strong>se Kuchen zum Tee.<br />

Kartoffelpuffer oder Reibekuchen mit Bärme<br />

Man verwendet hierzu sowohl, wie zu den folgenden Vorschriften, recht gute, wohlschmeckende Kartoffeln, wäscht sie vor<br />

<strong>und</strong> nach dem Schälen recht sauber <strong>und</strong> reibt sie roh auf dem Reibeisen. Man nimmt 10 bis 12 große Kartoffeln, etwa<br />

250 ml Milch, 125 g altbackenes Weißbrot <strong>und</strong> 3 kleine Zwiebäcke, 4 Eier, 35 g Bärme, 2 Esslöffel Sahne <strong>und</strong> etwas Salz.<br />

Die abgeriebenen Kartoffeln werden mit kaltem Wasser bedeckt <strong>und</strong> mit einem Tuche ausgepresst. Dann werden Milch,<br />

Weißbrot <strong>und</strong> Zwieback auf dem Feuer heiß gemacht <strong>und</strong> zerrührt, Kartoffeln, Eier, Bärme, Sahne <strong>und</strong> Milch hinzugegeben<br />

<strong>und</strong> alles tüchtig durchgerührt. Hierauf wird der Teig an einen warmen Ort zum Aufgehen hingestellt, wo er so lange<br />

aufgehen muss, bis noch einmal so viel daraus geworden ist, worauf mit dem Backen angefangen wird. Das Fett wird recht<br />

heiß gemacht <strong>und</strong> der Teig zu kleinen Kuchen gebacken, <strong>die</strong> bis zum Umwenden zugedeckt gebacken werden.<br />

Westfälische Kartoffelpuffer oder Reibkuchen<br />

Man schält <strong>und</strong> reibt 2 kg rohe Kartoffeln, legt sie etwa 5 Minuten auf einen Durchschlag zum Abtröpfeln <strong>und</strong> mengt dann<br />

4 Eier, 3 Esslöffel dicke, saure Sahne, 2 Esslöffel Mehl <strong>und</strong> etwas Salz darunter. Nachdem man <strong>die</strong> Masse gut durchgerührt<br />

hat, gibt man einen Anrichtelöffel voll in eine Pfanne mit heißem Fett, bäckt den Kuchen erst auf einer Seite, <strong>und</strong> dann auf<br />

der andern Seite. Zum Backen kann man auch Schweineschmalz oder ausgebratenen Speck nehmen.<br />

Billige Kartoffelpuffer<br />

Man nimmt hierzu 1 kg rohe geriebene Kartoffeln, <strong>die</strong> man 1 St<strong>und</strong>e in kaltem Wasser hat stehen lassen <strong>und</strong> danach durch<br />

ein Tuch presst; das sich im Wasser absondernde Kartoffelmehl gibt man wieder zurück zu der Masse, rührt sie mit<br />

2 Eidottern <strong>und</strong> Salz ab, gibt 2 gehäufte Esslöffel Mehl dazu <strong>und</strong> backt den Kuchen nach »Westfälische Kartoffelpuffer oder<br />

Reibkuchen«.<br />

Preiselbeerschnitte<br />

Frisches Weißbrot wird abgeschält <strong>und</strong> in Scheiben geschnitten, <strong>die</strong> Rinde gerieben <strong>und</strong> gestoßen. Dann werden <strong>die</strong><br />

Schnitte in kalter Milch eingeweicht, hierauf in der gestoßenen Rinde umgedreht <strong>und</strong> in heißer Butter dunkelgelb gebacken,<br />

doch müssen sie innen möglichst weich bleiben. Die Schnitten werden mit eingemachten Preiselbeeren bestrichen, mit<br />

Zucker bestreut <strong>und</strong> als Nachtisch oder zum Tee gegeben.<br />

Arme Ritter<br />

Man nehme dazu am besten Weißbrot, schneide <strong>die</strong> Rinde ab <strong>und</strong> das dann zu fingerdicken Scheiben. Dann schlage man<br />

500 ml Milch mit 3 ganzen Eiern, etwas Zimt <strong>und</strong> 1/2 Esslöffel Zucker <strong>und</strong> mache <strong>die</strong> Schnitten darin weich. Unterdes röste<br />

<strong>und</strong> stoße man <strong>die</strong> Rinde, tauche <strong>die</strong> Schnitten in geschlagenes Ei, drücke beide Seiten in <strong>die</strong> Rinde, backe sie in heiß<br />

gemachter Butter von außen kross, inwendig aber weich <strong>und</strong> richte sie mit Zucker bestreut zu Kompott an.<br />

Karthäuserklöße<br />

Milchbrötchen werden auf einer Reibe abgerieben <strong>und</strong> in Hälften geschnitten. Zu 3 Brötchen nimmt man 2 Obertassen<br />

Milch, 2 Eier, 1 Esslöffel Zucker <strong>und</strong> etwas Zitronenschale, Muskatblüte oder Zimt, schlägt es durcheinander, schüttet es<br />

über <strong>die</strong> Brötchen <strong>und</strong> lässt sie 2:00 bis 3:00 St<strong>und</strong>en darin weichen. Nachdem sie durch <strong>und</strong> durch weich geworden,<br />

bestreut man sie mit der abgeriebenen Rinde <strong>und</strong> backt sie in reichlich heißer Butter dunkelgelb. Man richtet <strong>die</strong> Klöße mit<br />

Kompott an oder gibt Wein- oder Fruchtsauce dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 159 von 245


Eier- <strong>und</strong> Milchspeisen<br />

Allgemeines<br />

Eier zu kochen<br />

Die Eier werden sauber gewaschen <strong>und</strong> geprüft, ob <strong>die</strong> Schale auch ganz ist; dann legt man sie in kochendes Wasser <strong>und</strong><br />

lässt sie 3 bis 4 Minuten, sollen sie jedoch pflaumenweich werden, 5 bis 6 Minuten darin. Oder man setzt sie mit kaltem<br />

Wasser an <strong>und</strong> nimmt sie, sobald das Wasser kocht, heraus. Man richtet sie auf einer erwärmten Schüssel an <strong>und</strong> reicht<br />

frische Butter <strong>und</strong> Salz dazu. Harte Eier müssen etwa 10 Minuten kochen <strong>und</strong> werden, nachdem man sie 1 Minute in kaltes<br />

Wasser gelegt hat, ebenso wie <strong>die</strong> weichen serviert, oder man schält sie <strong>und</strong> schneidet sie der Länge nach auf. Man kann<br />

sie auch mit der Schale der Länge nach durchteilen, indem man <strong>die</strong> Schale ringsum ein wenig anklopft <strong>und</strong> dann das Ei mit<br />

einem scharfen Messer durchschneidet. Sehr frische Eier müssen ein wenig länger kochen als weniger frische; auch<br />

Enteneier muss man länger kochen, da das Weiße schwer erstarrt.<br />

Rezepte<br />

Sächsische Soleier<br />

Diese Eier werden bekanntlich am wohlschmeckendsten auf den Salinen in einem Netz in natürlicher Sole gekocht; doch<br />

kann man sie auch künstlich zubereiten. Wünscht man <strong>die</strong> Soleier von gelber Farbe, so kocht man sie in Zwiebelwasser,<br />

andernfalls in <strong>gewöhnliche</strong>m Wasser hart, klopft <strong>die</strong> Schale ringsum klein, ohne sie zu entfernen, <strong>und</strong> legt <strong>die</strong> Eier<br />

24:00 St<strong>und</strong>en in Salzwasser, welches so stark ist, dass sie darin schwimmen.<br />

Möwen- <strong>und</strong> Kiebitzeier<br />

Diese werden nur hart gegessen, <strong>und</strong> man muss sie daher 8 bis 10 Minuten kochen. Beim Einlegen muss man besonders<br />

vorsichtig sein, da <strong>die</strong> Schale sehr fein ist. Es kommt zuweilen vor, dass <strong>die</strong> Eier angebrütet sind, daher ist es zu empfehlen,<br />

sie zur Probe vor dem Kochen in kaltes Wasser zu legen. Sinken sie sofort unter, so sind sie frisch, drehen sie sich dagegen<br />

erst, so sind sie schon bebrütet.<br />

Eier mit Schnittlauch<br />

Hart gekochte Eier werden geschält, der Länge nach in Hälften geschnitten, mit ein wenig feinem Salz <strong>und</strong> gehacktem<br />

Schnittlauch bestreut, danach mit brauner Butter übergossen <strong>und</strong> heiß zu Tisch gegeben.<br />

Russische Eier<br />

Hart gekochte Eier werden zum Erkalten in kaltes Wasser gelegt, danach abgeschält <strong>und</strong> unzerteilt in eine Salatschüssel<br />

getan, wo man sie mit Remouladensauce übergießt, <strong>die</strong> man mit Schnittlauch gewürzt hat.<br />

Gefüllte Eier mit Remouladensauce<br />

Für 4 Personen. Hart gekochte Eier werden geschält <strong>und</strong> der Länge nach aufgeschnitten, hierauf wird das Gelbe<br />

herausgenommen; <strong>die</strong> Eiweiß legt man bis zur Verwendung in kaltes Wasser, worauf man sie zum Abtrocknen auf ein Tuch<br />

legt. – Zu 10 Eiern nimmt man etwa 200 g Sardellen, 100 g Kapern <strong>und</strong> 200 g geräucherten Lachs. Die gewässerten <strong>und</strong><br />

entgräteten Sardellen <strong>und</strong> der Lachs werden in feine Würfel geschnitten <strong>und</strong> mit den Kapern vermischt. Die Eidotter streicht<br />

man durch ein feines Sieb <strong>und</strong> verrührt sie langsam mit 3 Esslöffel Provenceröl, 3 Esslöffel feinem Mostrich, 1 Esslöffel fein<br />

gewiegter Petersilie <strong>und</strong> Schnittlauch, ein wenig Salz, 1 Prise Pfeffer, 1 Teelöffel Zucker <strong>und</strong> Zitronensaft nach Geschmack.<br />

Nun gibt man so viel von <strong>die</strong>ser Sauce zu den geschnittenen Sardellen <strong>und</strong> dem Lachs, dass alles gut geb<strong>und</strong>en ist, <strong>und</strong><br />

füllt <strong>die</strong> Eierhälften damit. Den Rest der Sauce tut man auf eine flache Schüssel, streicht sie glatt, ordnet <strong>die</strong> Eier darauf an<br />

<strong>und</strong> garniert <strong>die</strong> Schüssel mit fein gehacktem Aspik.<br />

Eier mit Béchamelsauce<br />

Hart gekochte Eier lässt man erkalten, schält sie, wendet sie, ohne sie durchzuschneiden, in Ei <strong>und</strong> Semmel, bratet sie in<br />

Butter braun <strong>und</strong> befüllt sie mit recht heißer Béchamelsauce, von der man auch nebenher reicht.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 160 von 245


Eier mit holländischer Sauce<br />

Die Eier werden 6 Minuten gekocht, danach in kaltes Wasser gelegt <strong>und</strong> abgeschält. Hierauf erwärmt man sie wieder in<br />

Salzwasser, schneidet sie der Länge nach einmal durch <strong>und</strong> übergießt sie mit sehr heißer, holländischer Sauce, <strong>die</strong> recht<br />

pikant sein muss.<br />

Eier mit Senfsauce<br />

Frische Eier werden pflaumenweich gekocht. Dann werden sie abgeschält, der Länge nach glatt durchgeschnitten <strong>und</strong> in<br />

einer Schüssel, <strong>die</strong> offene Seite nach oben, zierlich angerichtet. Hierauf bestreut man sie mit wenig feinem Salz <strong>und</strong><br />

übergießt sie mit Senfsauce.<br />

Verlorene Eier oder pochierte Eier<br />

In einem flachen Tiegel wird eine Handbreit hoch Wasser mit Salz gekocht. Dann werden recht frische Eier, eins nach dem<br />

andern, rasch hineingeschlagen, doch nur so viele, dass sie nebeneinander liegen können. Sobald das Weiße gut<br />

zusammenhält, also ehe sie noch hart sind, werden sie herausgenommen <strong>und</strong>, wenn man sie säuerlich wünscht, mit etwas<br />

Essig besprengt. Dann schneidet man sie ringsum glatt, streut etwas fein gestoßenes Salz darüber <strong>und</strong> gibt sie zu Spinat<br />

oder in der Bouillon zur Tafel. Ein einzelnes pochiertes Ei gerät am besten in einem verschlossenen Gefäß im<br />

Wasserdampf. Ehe man das Ei einschlägt, erwärmt man das Gefäß <strong>und</strong> gibt ein Stückchen sehr gute Butter hinein, dass<br />

<strong>die</strong>se zerschmilzt. – Sehr gut geraten <strong>die</strong>se Eier in einer emaillierten Pfanne mit Vertiefungen, <strong>die</strong> man auch zur Bereitung<br />

von sauren Eiern <strong>und</strong> Spiegeleiern nimmt.<br />

Saure Eier<br />

Man rechnet auf <strong>die</strong> Person 2 bis 3 Eier <strong>und</strong> bereitet zuerst saure Specksauce nach Vorschrift. Alsdann lässt man in einer<br />

Kasserolle oder einem Tiegel 100 g Butter zergehen, schlägt <strong>die</strong> Eier einzeln schnell <strong>und</strong> behutsam hinein, so dass sie ganz<br />

bleiben, streut ein wenig feines Salz darüber, wendet sie, nachdem sie auf der einen Seite fest geworden sind, um <strong>und</strong> lässt<br />

sie auf der anderen Seite ebenfalls fest werden; sie dürfen jedoch nicht hart werden <strong>und</strong> bräunen. Man legt sie dann<br />

vorsichtig auf eine flache Schüssel <strong>und</strong> gießt <strong>die</strong> saure Sauce darüber.<br />

Rührei<br />

Ehe man <strong>die</strong> Eier in <strong>die</strong> Pfanne schlägt, überzeuge man sich, ob sie auch frisch sind, indem man jedes Ei einzeln in einen<br />

Tassenkopf schlägt. Man nimmt zu jedem Ei 1,5 Esslöffel Milch oder auch Wasser <strong>und</strong> ein wenig Salz. Man zerquirlt Eier,<br />

Milch <strong>und</strong> Salz <strong>und</strong> lässt am besten in einem irdenen Geschirr Butter heiß werden, schüttet <strong>die</strong> Eier hinein <strong>und</strong> rührt sie über<br />

nicht zu starkem Feuer langsam bis zum Dickwerden, wobei <strong>die</strong> Pfanne schon etwas abgenommen wird. Sobald das Rührei<br />

fertig ist, wird es in eine bereitstehende Schüssel geschüttet, damit es recht weich bleibt. Oder man lässt in einem irdenen<br />

Kochgeschirr oder in einem gut emaillierten Tiegel Butter dünn werden <strong>und</strong> schüttet <strong>die</strong> Eier, <strong>die</strong> man vorher in eine<br />

Schüssel geschlagen hat, ungequirlt hinein <strong>und</strong> streut das nötige Salz darüber. Nun rührt man <strong>die</strong> Eier immer strichweise<br />

vom Boden los, bis sich <strong>die</strong> ganze Masse verdickt hat <strong>und</strong> aus großen weichen Flocken begeht. Das Rührei darf niemals zu<br />

fest sein.<br />

Rührei mit Bücklingen<br />

Für 4 Personen 4 bis 6 Bücklinge <strong>und</strong> 10 bis 12 Eier. Man zieht den Bücklingen <strong>die</strong> Haut ab, nimmt <strong>die</strong> Eingeweide heraus,<br />

entgrätet sie <strong>und</strong> zerpflückt sie in Stückchen, <strong>die</strong> man auf einer Pfanne in Butter bratet. Zugleich macht man in einem Tiegel<br />

von den Eiern ein lockeres Rührei, richtet <strong>die</strong> Bücklinge auf einer Schüssel bergartig an <strong>und</strong> gibt das Rührei im Kranze<br />

herum.<br />

Rührei mit Morcheln<br />

Für 4 Personen 500 bis 1.000 g Morcheln <strong>und</strong> 10 bis 12 Eier. Man dämpft <strong>die</strong> Morcheln in 2 Esslöffel Butter ziemlich weich,<br />

bestäubt sie mit etwas Mehl, gießt eine Obertasse gute Fleischbrühe dazu <strong>und</strong> fügt 1 Teelöffel fein gewiegte Petersilie<br />

hinzu. Alsdann bereitet man ein recht lockeres Rührei, richtet dasselbe auf einer flachen Schüssel an <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> Morcheln<br />

im Kreise herum.<br />

Rührei mit Schinken<br />

Man bereitet das Rührei nach obiger Vorschrift <strong>und</strong> richtet es mit in Scheiben geschnittenem rohen Schinken an. Oder man<br />

weicht kleine Schinkenscheiben einige St<strong>und</strong>en in Milch, lässt sie abtropfen, bratet sie in Butter <strong>und</strong> legt sie auf eine heiße<br />

Schüssel. Dann gibt man noch ein wenig frische Butter zu der gebratenen hinzu, bereitet darin das Rührei <strong>und</strong> gibt es über<br />

<strong>die</strong> gebratenen Schinkenscheiben.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 161 von 245


Rührei mit Cervelat- oder Schlackwurst<br />

Rührei mit Cervelat- oder Schlackwurst wird zubereitet wie Rührei mit Schinken.<br />

Spiegeleier<br />

Am besten backen sich <strong>die</strong> Spiegeleier in Pfannen mit Vertiefungen. Besonders zart wird das Setzei im Wasserbade, wozu<br />

es eigens eingerichtete Pfannen gibt. Man macht Butter in der Pfanne heiß, schlägt frische Eier behutsam, damit jedes Ei<br />

ganz bleibt, hinein <strong>und</strong> streut etwas feines Salz darüber. Nun werden sie so lange gebacken, bis das Weiße dicklich ist,<br />

wobei man sie mit der geschmolzenen Butter befüllt oder auch mit einem heiß gemachten Deckel zudeckt; umgewendet<br />

werden sie nicht. Dann werden sie auf eine Schüssel geschoben, der Rand glatt geschnitten <strong>und</strong> Spinat oder ähnliche<br />

Gemüse damit garniert. Doch gibt man Spiegeleier auch als selbständiges Gericht zum Frühstück oder zum Abend.<br />

Ochsenaugen<br />

Man lässt vom Bäcker eine lange Semmel backen in der Form einer Rolle, schneidet sie in fingerstarke Scheiben, nimmt <strong>die</strong><br />

Krume heraus <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Ringe in Butter oder Schmalz goldgelb. Dann bestreicht man eine flache Schüssel mit Butter,<br />

streicht eine dünne Schicht saure Sahne darauf, ordnet <strong>die</strong> gebackenen Ringe <strong>und</strong> schlägt in jeden derselben ein Ei hinein,<br />

das man mit etwas feinem Salz bestreut. Hierauf gießt man noch etwas saure Sahne darüber, bedeckt <strong>die</strong> Schüssel mit<br />

einem Butterpapier <strong>und</strong> stellt sie in den Bratofen oder ins Rohr, damit das Weiße fest wird; doch müssen <strong>die</strong> Dotter weich<br />

bleiben. Man garniert <strong>die</strong> Schüssel mit aufgerollten Sardellen <strong>und</strong> mit Salatblättern <strong>und</strong> gibt sie nach der Suppe.<br />

Eierkäse<br />

10 bis 12 Eier schlägt man gut durcheinander, rührt sie mit 1 l Milch <strong>und</strong> etwas Salz über schwachem Feuer, bis es eben<br />

fest wird, <strong>und</strong> schüttet es zum Abkühlen schnell in <strong>die</strong> Form, damit <strong>die</strong> Eier recht weich bleiben. Auch kann man einige<br />

Korinthen, <strong>die</strong> man vorher im Wasser hat aufquellen lassen, lagenweise hineinstreuen.<br />

Eiergelee<br />

1 l Milch, 4 ganze Eier <strong>und</strong> 5 Eidotter, etwas abgeriebene Zitrone, Zucker <strong>und</strong> Zimt schlägt man tüchtig miteinander <strong>und</strong> gibt<br />

es in eine tiefe Schüssel. Diese setzt man zugedeckt auf kochendes Wasser <strong>und</strong> lässt sie so lange stehen, bis <strong>die</strong> Speise<br />

fest ist. Wenn sie erkaltet ist, bestreut man sie mit Zucker. Man serviert sie mit Weinsauce oder auch nur mit Rotwein <strong>und</strong><br />

Zucker.<br />

Geschlagene Milch<br />

Dick gewordene Milch mit der Sahne wird mit einem Schneebesen 15 Minuten stark geschlagen, mit Zucker <strong>und</strong> nach<br />

Belieben auch Zimt verrührt, in eine tiefe Schüssel gefüllt <strong>und</strong> mit gestoßenem Zwieback oder geriebenem Schwarzbrot<br />

serviert.<br />

Reisbrei oder Milchreis<br />

Zu 250 g Reis gehört 1 l Milch oder 2/3 l Milch, 1/3 l Wasser. Man blanchiert den Reis nach Vorschrift <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> kochende<br />

Milch, 1 Prise Salz, 1 Stückchen Zimt <strong>und</strong> etwas Zitronenschale hinein. Sobald der Reis gut kocht, deckt man den Topf fest<br />

zu <strong>und</strong> stellt ihn an eine heiße Herdstelle oder in <strong>die</strong> Kochkiste, wo er gar wird, ohne dass man darin zu rühren braucht.<br />

Beim Anrichten bestreut man ihn mit Zucker <strong>und</strong> Zimt.<br />

Wasserreis<br />

Nachdem man den Reis blanchiert hat, schüttet man ihn in ein irdenes Geschirr <strong>und</strong> gießt so viel kochendes Wasser dazu,<br />

dass er gerade damit bedeckt ist. Dann lässt man ihn mit dem nötigen Salz halb weich kochen, gießt das noch vorhandene<br />

Wasser ab <strong>und</strong> lässt ihn fest zugedeckt noch 30 Minuten neben dem Feuer ziehen. Er ist dann zwar weich, aber ganz<br />

trocken, schmeckt vorzüglich zu allen Braten <strong>und</strong> ist ein vortrefflicher Ersatz <strong>für</strong> Kartoffeln.<br />

Brühreis oder Bouillonreis<br />

Man kocht den blanchierten Reis in Fleischbrühe gar, wobei man ein paar Zwiebeln mit Nelken gespickt <strong>und</strong> 1 Lorbeerblatt<br />

hineintut, <strong>und</strong> hütet ihn vor dem Anbrennen; doch rühre man nur vorsichtig, dass <strong>die</strong> Körner ganz bleiben, denn zerrührter<br />

Reis ist sehr unansehnlich. Beim Anrichten entfernt man <strong>die</strong> Zwiebeln. Sehr appetitlich wird der Reis, wenn man ihn in der<br />

Reiskugel kocht, <strong>die</strong> man fest verschlossen in <strong>die</strong> kochende Bouillon hineinhängt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 162 von 245


Apfelreis<br />

Zu 200 g Reis sind 8 mittelgroße Äpfel, geschält <strong>und</strong> in 8 Teile geschnitten, ein gutes Verhältnis. Man blanchiert den Reis,<br />

lässt in einem Topfe 1 Stich Butter zergehen, gibt den Reis mit kaltem Wasser <strong>und</strong> 1 Stück Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale hinein<br />

<strong>und</strong> lässt ihn langsam kochen. Wenn er halb weich ist, gibt man etwas Salz, <strong>die</strong> Äpfel <strong>und</strong> Zucker dazu, kocht ihn gar, aber<br />

nicht zu dick <strong>und</strong> rührt ihn sorgfältig um, damit der Reis soviel als möglich ganz bleibt.<br />

Bananenreis<br />

Man bereitet Bananenreis wie Apfelreis zu; lässt aber Butter, Zimt <strong>und</strong> Salz fort <strong>und</strong> gibt statt der Äpfel abgezogene, in<br />

Stücke geschnittene Bananen hinein. Beim Anrichten belegt man den Reis mit eingemachten Kirschen <strong>und</strong> übergießt ihn mit<br />

einer warmen säuerlichen Fruchtsauce. – Sehr appetitlich kann man <strong>die</strong>sen Reis anrichten, wenn man jede Portion in eine<br />

angefeuchtete Obertasse streicht <strong>und</strong> <strong>die</strong>se auf eine flache Schüssel stürzt. Auf jede Form legt man eine eingemachte<br />

Kirsche <strong>und</strong> gießt warme Fruchtsauce darüber.<br />

Rosinenreis<br />

Ist der Reis abgebrüht, so setzt man ihn, wie in voriger Nummer angegeben, aufs Feuer <strong>und</strong> gibt, wenn er 15 Minuten<br />

gekocht hat, ausgesuchte <strong>und</strong> gewaschene Rosinen oder besser noch Sultaninen dazu, später fügt man Zucker <strong>und</strong> ein<br />

wenig Salz hinzu <strong>und</strong> lässt ihn weich werden, aber nicht zerkochen.<br />

Kürbisreis<br />

250 g Reis, 500 ml Milch, 1 Suppenteller voll geschnittener Kürbis. Der Reis wird wie Milchreis gekocht, während man den<br />

Kürbis mit kochendem Wasser ansetzt <strong>und</strong> weich kocht. Dann streicht man ihn durch ein Sieb, versüßt ihn mit Zucker <strong>und</strong><br />

mischt ihn unter den Reis, der mit dem Kürbis nochmals erhitzt wird, aber nicht mehr kochen darf.<br />

Apfelsinenreis<br />

Dieser wird ebenso bereitet wie Apfelreis, nur dass man statt der Äpfel Apfelsinenscheiben nimmt, <strong>die</strong> man entkernt hat.<br />

Man gibt sie jedoch erst hinein, wenn der Reis beinahe weich ist. Man lässt beim Kochen den ganzen Zimt fort, wie man den<br />

fertigen Reis auch nur mit Zucker bestreut.<br />

Tomatenreis<br />

5 bis 6 recht reife Tomaten wäscht man <strong>und</strong> bricht sie auseinander, um <strong>die</strong> Kerne zu entfernen. Dann dünstet man sie mit<br />

1 geschnittenen Zwiebel, bis der Saft eingekocht ist, streicht sie durch ein Sieb <strong>und</strong> fügt sie nebst 100 g Butter zu 375 g<br />

blanchiertem Reis hinzu. Nachdem der Reis <strong>die</strong> rote Farbe angenommen hat, gießt man Fleischbrühe dazu <strong>und</strong> dämpft ihn<br />

weich.<br />

Risotto oder italienischer Reis<br />

Man lässt etwa 100 g Rindermark zergehen <strong>und</strong> gießt es durch ein Sieb, dann fügt man ebenso viel Butter dazu <strong>und</strong> lässt<br />

mehrere kleine, ganze Zwiebeln darin gelb werden. Nun schüttet man 250 g ungewaschenen Reis hinein, schwenkt ihn<br />

darin um, bis er Fett angezogen hat, <strong>und</strong> gießt etwa 500 ml Fleischbrühe dazu. Ohne ihn zuzudecken, lässt man nun den<br />

Reis auf scharfem Feuer schnell recht kurz einkochen. Er darf nur reichlich 15 Minuten kochen, dann ist er weich genug;<br />

nötigenfalls gießt man noch Fleischbrühe dazu. Ist der Risotto fertig, so nimmt man <strong>die</strong> Zwiebeln heraus, rührt 1 Esslöffel<br />

Fleischbrühe hinein <strong>und</strong> mengt geriebenen Parmesankäse darunter.<br />

Beignets von Reis, Reiswürstchen oder Krapfeln<br />

200 g Reis wird dreimal blanchiert <strong>und</strong> danach mit Milch, 200 g Zucker <strong>und</strong> 1/2 Schote Vanille zu einem weichen, steifen,<br />

aber körnigen Brei gekocht. Diesen Brei streicht man etwa fingerdick auf ein mit Butter bestrichenes Brett <strong>und</strong> lässt ihn völlig<br />

erkalten. Nun schneidet man etwa 2 cm breite <strong>und</strong> 5 cm lange Stücke von dem Reis, paniert sie mit Ei <strong>und</strong> Semmel, backt<br />

sie in Backfett hellbraun <strong>und</strong> richtet sie recht heiß auf der Schüssel an. Man reicht warme oder kalte Fruchtsauce dazu. Man<br />

kann <strong>die</strong> Reisplättchen auch, ehe man sie paniert, wurstähnlich aufrollen.<br />

Grobe Gerste oder Graupen mit Zwetschgen oder Backpflaumen<br />

Man rechnet auf 4 Personen 250 g Gerste, setzt sie mit 1 Stück Butter <strong>und</strong> ein wenig Wasser auf Feuer <strong>und</strong> kocht sie in<br />

kurzer Brühe langsam recht weich <strong>und</strong> kurz ein, wobei man öfters Wasser nachgießt <strong>und</strong> sie vorsichtig umrührt. Zuletzt fügt<br />

man noch etwas Salz hinzu. Unterdes brüht man 250 g Zwetschgen ab, kocht sie in reichlich Wasser langsam weich,<br />

schüttet sie mit der Brühe zu der weich gekochten Gerste, rührt es mit 1 bis 2 Löffel Zucker untereinander <strong>und</strong> lässt es noch<br />

ein wenig kochen. Man gibt kaltes Rindfleisch oder irgendeinen aufgeschnittenen Braten dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 163 von 245


Buchweizengrütze<br />

250 g Buchweizengrütze wird mehrmals in lauwarmem Wasser gewaschen, wobei man sie gut aufquirlt. Dann setzt man sie<br />

mit kochendem Wasser an, fügt etwas Salz <strong>und</strong> Butter hinzu <strong>und</strong> lässt sie unter fleißigem Rühren gar kochen, weil sie leicht<br />

anbrennt. Man richtet sie mit gebratenen Speckwürfeln an oder gibt frische, kalte Milch dazu.<br />

Hirsebrei<br />

Man brüht 250 g Hirse mit kochendem Wasser, lässt sie ein Weilchen stehen <strong>und</strong> gießt das Wasser ab. Dieses wiederholt<br />

man ein paar Mal, bis das Wasser klar wird. Dann kocht man <strong>die</strong> Hirse in Wasser mit 2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> Salz gar <strong>und</strong><br />

richtet sie dick zum Fleisch an. – Man kann <strong>die</strong> Hirse auch mit kaltem Wasser ohne Butter ansetzen, nachdem sie gebrüht<br />

ist, gibt dann aber nach <strong>und</strong> nach 500 ml Milch dazu, bis <strong>die</strong> Hirse gar <strong>und</strong> ein fester Brei ist. Beim Anrichten übergießt man<br />

sie mit brauner Butter <strong>und</strong> streut Zucker <strong>und</strong> Zimt darüber. Als Beilage gibt man rohen Schinken, Spickgans oder Bratwurst.<br />

Hirsekoteletts<br />

250 g Hirse lässt man mit wenig Wasser, 1 Stückchen Butter <strong>und</strong> etwas Salz möglichst steif ausquellen <strong>und</strong> erkalten,<br />

nachdem man noch 2 Eier dazwischen gerührt hat. Dann formt man kotelettähnliche Scheiben aus der Hirse, wendet sie in<br />

geschlagenem Ei <strong>und</strong> geriebener Semmel <strong>und</strong> bratet sie wie Koteletts. – Man kann sie als Beilage zu Spinat oder<br />

Blumenkohl reichen oder sie als Mehlspeise mit Zucker <strong>und</strong> Zimt bestreut oder mit Fruchtsauce servieren.<br />

Mondaminbrei mit Milch<br />

2 Tassenköpfe Milch, 1 gehäufter Esslöffel Zucker, 1 Prise Salz; <strong>für</strong> ältere Kinder 1 Stückchen Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale. Das<br />

Mondamin rührt man mit ein wenig Milch zu einem weichen Brei an. Die übrige Milch stellt man mit Salz, Zucker <strong>und</strong> den<br />

Gewürzen aufs Feuer. Sobald sie anfängt zu kochen, rührt man das angerührte Mondamin hinzu <strong>und</strong> kocht den Brei unter<br />

ständigem Rühren 5 Minuten.<br />

Mondaminbrei, gebacken<br />

Man kocht den Brei wie unter »Mondaminbrei mit Milch« beschrieben, lässt aber den Zucker fort <strong>und</strong> fügt statt dessen<br />

1 Teelöffel Butter hinzu. Wenn der Brei gar ist, schüttet man ihn in eine halbtiefe Schüssel <strong>und</strong> stellt ihn in den Ofen, wo er<br />

bei gelinder Ofenhitze leicht braunen muss. (Bei starker Ofenhitze wird er flüssig.) Man serviert den Brei in der Schüssel mit<br />

Zucker <strong>und</strong> Zimt betreut oder aber mit Fruchtsauce, Marmelade oder geschmortem Obst.<br />

Mondaminbrei mit Rosinen<br />

Zu dem Mondaminbrei »Mondaminbrei mit Milch« fügt man 2 Esslöffel Sultaninen <strong>und</strong> kann ihn dann auch nach<br />

»Mondaminbrei, gebacken« backen. Noch nahrhafter wird der Brei, wenn man beim Kochen 2 gut gequirlte Eier hinzufügt.<br />

Makkaroni<br />

Am besten sind <strong>die</strong> ganz dünnen Makkaroni oder Röhrnudeln. Man bricht <strong>für</strong> 4 Personen 250 g in Stücke von reichlicher<br />

Fingerlänge, blanchiert sie, kocht sie in Salzwasser langsam weich <strong>und</strong> schüttet sie auf einen Durchschlag zum Abtropfen.<br />

Hierauf lässt man in einer Kasserolle 3 Esslöffel Butter zergehen, aber nicht bräunen, schüttet <strong>die</strong> Makkaroni hinein <strong>und</strong><br />

schwenkt sie in der Butter, bis sie scharf heiß sind. Zuletzt würzt man sie mit 1 Prise gestoßenem Pfeffer.<br />

Makkaroni mit Schinken<br />

Die nach »Makkaroni« gekochten Makkaroni werden mit kaltem Wasser übergossen <strong>und</strong> dann in eine Backschüssel gelegt,<br />

wobei man in Streifen geschnittenen, rohen Schinken dazwischen mengt. Hierauf quirlt man 1 Obertasse saure Sahne mit<br />

2 Eigelb ab, gießt <strong>die</strong>ses über <strong>die</strong> Makkaroni <strong>und</strong> schüttelt sie damit durch. Zuletzt bestreut man <strong>die</strong> Schüssel ziemlich dick<br />

mit geriebener Semmel oder mit geriebenem Schweizer Käse, beträufelt <strong>die</strong>sen mit Butter <strong>und</strong> bäckt <strong>die</strong> Makkaroni<br />

30 Minuten im mäßig heißen Ofen. Sollte <strong>die</strong> Oberhitze zu stark sein, so lege man ein mit Butter bestrichenes Blatt Papier<br />

obenauf.<br />

Makkaroni mit Käse<br />

Die nach »Makkaroni« bereiteten Makkaroni werden, wenn sie angerichtet sind, mit geriebenem Schweizer- oder<br />

Parmesankäse bestreut <strong>und</strong> mit zerlassener Butter beträufelt. Hierauf macht man <strong>die</strong> Oberseite mit einer glühenden<br />

Schaufel schön hellbraun.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 164 von 245


Makkaroni mit Tomatenbrei<br />

Die nach Vorschrift gekochten Makkaroni werden vor dem Anrichten mit 3 Esslöffel Tomatenbrei, 1 Likörglas Portwein <strong>und</strong><br />

50 g zerlassener Butter durchgeschwenkt, dann aber ohne Käse serviert.<br />

Gebackene Makkaroni<br />

100 g Butter wird zu Sahne gerührt, danach werden 4 Eier, 1 Teelöffel Salz, 1 fein gewiegte Zwiebel <strong>und</strong> 100 g geriebener<br />

Käse dazwischen gerührt. Zuletzt mengt man 250 g in Salzwasser weich gekochte Makkaroni dazwischen, tut alles in eine<br />

mit Butter ausgestrichene Backschüssel <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Speise 30 Minuten im Ofen.<br />

Nudeln<br />

Portion <strong>für</strong> 8 bis 10 Personen. Hierzu gehören 4 ganze Eier, 8 Esslöffel Milch <strong>und</strong> so viel ganz feines Mehl, als <strong>die</strong> Milch<br />

annimmt. Das Mehl gibt man in eine Schüssel, macht in der Mitte eine Vertiefung, gibt Eier <strong>und</strong> Milch hinein, rührt mit einem<br />

Messer Mehl, Milch <strong>und</strong> Eier zu einem Teig, legt <strong>die</strong>sen auf ein Backbrett <strong>und</strong> macht ihn mit den Händen, während man<br />

immer Mehl unterstreut, zum glatten, ganz festen Teige. Dann schneidet man ihn in 4 Stücke, rollt jedes so dünn wie Papier<br />

nach beiden Seiten hin aus <strong>und</strong> hängt es zum Abtrocknen über einen quer gelegten Stock. Ist das vierte Stück ausgerollt, so<br />

legt man das erste wieder auf den Tisch, stäubt etwas Mehl darüber, schneidet es kreuzweise durch, legt <strong>die</strong> Stücke<br />

aufeinander, rollt sie lose auf <strong>und</strong> schneidet sie mit einem Messer in strohhalmbreite Streifen, macht <strong>die</strong>se auseinander,<br />

indem man eine wenig Mehl darüber streut <strong>und</strong> lässt sie trocknen; doch kann man sie auch sogleich verwenden.<br />

Milchnudeln<br />

Man gibt <strong>die</strong> nach »Nudeln« bereiteten Nudeln in kochendes Wasser mit etwas Salz, kocht sie gar, etwa 30 bis 45 Minuten,<br />

<strong>und</strong> schüttet sie auf einen Durchschlag. Dann kocht man Milch mit 1 guten Stück frischer Butter <strong>und</strong> etwas Salz <strong>und</strong> lässt<br />

<strong>die</strong> Nudeln einige Male darin durchkochen. Angerichtet, füllt man so viel gestoßenen, in Butter gelbbraun gebratenen<br />

Zwieback darüber, dass sie ganz bedeckt Sind. Man gibt Kalbsbraten dazu; doch sind auch geschmorte Äpfel, sowie<br />

Backobst gut dazu.<br />

Gemüsenudeln<br />

Man Verwendet hierzu gute Fabriknudeln, am besten so genannte Hausmachernudeln oder auch selbst bereitete, kocht sie<br />

in Rind- oder Kalbfleischbrühe dick <strong>und</strong> weich <strong>und</strong> gibt hinreichend Salz, <strong>und</strong> ein wenig Muskatnuss dazu, nach Belieben<br />

auch noch 1 Esslöffel Butter.<br />

Mehlgräupchen<br />

Derselbe ebenso fein ausgerollte Teig wie zu Nudeln »Nudeln« wird in kleine Würfel geschnitten, <strong>die</strong> man mit dem Wiegeoder<br />

Hackmesser so fein wie Graupen macht. Ist der Teig gut, so kann man ihn auch auf einer Reibe reiben. Diese<br />

Mehlgräupchen werden als Einlage zu Milchsuppen <strong>und</strong> Brühsuppen gebraucht.<br />

Polenta von Maismehl<br />

Man schüttet in 1 l scharf siedendes Wasser 250 g Maismehl <strong>und</strong> etwas Salz <strong>und</strong> macht in der Mitte des Kloßes mit einem<br />

dicken Kochlöffelstiel ein Loch, durch welches das Wasser in <strong>die</strong> Höhe kocht. Nachdem man es 10 Minuten hat kochen<br />

lassen, nimmt man es vom Feuer zurück <strong>und</strong> verrührt es zu einem dicken Brei, den man zugedeckt noch 15 Minuten mäßig<br />

heiß stehen lässt. Dann sticht man mit einem Blechlöffel große Stücke ab, legt sie auf eine heiße Schüssel <strong>und</strong> bestreut<br />

jede Schicht mit Parmesankäse oder mit gerösteten Zwiebelscheiben. Zuletzt gibt man braune Butter darüber.<br />

Schinkenfleckeln<br />

Man bereitet aus 200 g Mehl Nudelteig, den man dünn ausrollt <strong>und</strong> in kleine viereckige Stücke schneidet. Die Fleckeln kocht<br />

man in Salzwasser ab, lässt sie abtropfen <strong>und</strong> gibt sie in 30 g zerlassene Butter. Dann quirlt man 1 große Obertasse saure<br />

Sahne mit 250 g fein geschnittenem gekochten Schinken ab, mischt es unter <strong>die</strong> Nudeln <strong>und</strong> dünstet es zusammen auf.<br />

Gebackene Strudeln<br />

Man rührt in einer Obertasse Milch 2 Esslöffel Mehl klar, lässt im Tiegel 2 Esslöffel Butter zergehen, gibt Milch <strong>und</strong> Mehl<br />

nebst Salz hinein <strong>und</strong> rührt so lange, bis sich der Teig vom Tiegel loslöst. Dann lässt man ihn ein wenig auskühlen <strong>und</strong> gibt<br />

3 ganze Eier hinzu, wodurch der Teig dickflüssig wird. Diesen Teig lässt man nun durch einen Durchschlag in heißes Fett<br />

träufeln, backt <strong>die</strong> Strudeln hellgelb <strong>und</strong> gibt sie zum Fleisch.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 165 von 245


Spatzen oder Spätzle<br />

Man rührt 250 g Mehl mit 2 Eiern, Salz <strong>und</strong> Wasser zu einem lockeren, aber nicht zu dünnen Teige, rollt <strong>die</strong>sen messerrückendick<br />

aus <strong>und</strong> schneidet recht schnell portionsweise kleine Stückchen ab, <strong>die</strong> man in kochendes Salzwasser gleiten<br />

lässt. Dann lässt man sie verdeckt kochen, bis sie hochsteigen, nimmt sie mit einem Schaumlöffel heraus <strong>und</strong> legt sie auf<br />

eine heiße Schüssel, <strong>die</strong> man verdeckt heiß stellt. So fährt man fort, bis der Teig vollständig verarbeitet ist; beim Anrichten<br />

gießt man braune Butter über <strong>die</strong> Spätzle.<br />

Polnische Grütze<br />

Man wäscht 250 g recht große Buchweizengrütze mit heißem Wasser, lässt sie mit Wasser, Butter <strong>und</strong> Salz aufkochen <strong>und</strong><br />

stellt sie verdeckt in einen mäßig heißen Ofen. Nach 2:00 bis 3:00 St<strong>und</strong>en entfernt man <strong>die</strong> obere harte Schicht, schüttet<br />

<strong>die</strong> Grütze, <strong>die</strong> ganz trocken <strong>und</strong> körnig sein muss, auf eine Schüssel <strong>und</strong> gießt kochende Sahne darüber.<br />

Polenta mit Obst<br />

Man bereitet <strong>die</strong> Polenta nach Vorschrift (»Polenta von Maismehl«) <strong>und</strong> lässt sie erkalten. Dann tut man Kirschen oder<br />

Pflaumen entkernt in eine Kasserolle, gibt <strong>die</strong> nötige Menge gestoßenen Zucker, Zitronenschale, 1 Streifchen Zimt <strong>und</strong><br />

einige Gewürznelken hinein <strong>und</strong> lässt sie 5 Minuten düngen, gießt etwas guten Weißwein dazu <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong> in Würfel<br />

geschnittene Polenta hinein. Man lässt alles kochen, bis das Obst weich ist, schüttet das Gericht in eine Schüssel, bestreut<br />

es mit klein geschnittenen Mandeln <strong>und</strong> serviert es recht heiß.<br />

Eingetropftes in Milch<br />

4 Eier, 125 ml Mehl, 1 Teelöffel Salz, 500 ml Milch, 60 bis 80 g Zucker. Von Eiern, Salz <strong>und</strong> Mehl macht man Eingetropftes<br />

(siehe Suppeneinlagen, Einlauf), lässt es über den Quirl in <strong>die</strong> kochende Milch laufen, wobei man fleißig rührt, <strong>und</strong> kocht das<br />

Eingetropfte an der Seite des Feuers etwa 8 bis 10 Minuten, gibt dabei den Zucker dazu <strong>und</strong> richtet es an.<br />

Rührei in Muscheln oder en coquilles<br />

Um das Rührei als Eingangsgericht zu geben, füllt man es in vorher erwärmte Muscheln. Man kann es auch mit Käse<br />

bereiten, indem man <strong>die</strong>sen gerieben unter <strong>die</strong> Eier mengt, ehe man das Rührei backt. Zum Garnieren bestreicht man <strong>die</strong><br />

gefüllten Muscheln mit Tomatenbrei oder besteckt sie mit Schlackwurststreifchen. – Eine <strong>feinere</strong> Füllung stellt man her,<br />

indem man das Rührei mit gekochter, zerschnittener Kalbsmilch oder Bries <strong>und</strong> mit gedämpften Trüffeln vermengt; man<br />

garniert alsdann <strong>die</strong> Muscheln mit Streifen von geräuchertem Lachs oder Sardellen.<br />

Rührei mit Schweizer Käse. Fondue<br />

4 Eigelb, 250 ml süße Sahne <strong>und</strong> 200 g geriebener Schweizer Käse werden gut miteinander verrührt. Dann lässt man auf<br />

einer feuerfesten Platte 1 Esslöffel Butter zergehen, schüttet <strong>die</strong> gequirlte Masse hinein <strong>und</strong> rührt so lange über dem Feuer,<br />

bis sie ringsum kocht <strong>und</strong> eben anfängt fest zu werden. Man serviert das Rührei sehr heiß, am besten auf der feuerfesten<br />

Platte.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 166 von 245


Gebackene Mehlspeisen, Charlottes <strong>und</strong> Strudeln<br />

Allgemeines<br />

Mehlspeisen in der Form<br />

Über <strong>die</strong> Zubereitung der Mehlspeisen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zutaten zu denselben gilt dasselbe, was schon bei den Puddings, resp.<br />

Aufläufen gesagt ist. Man backt sie in der Form oder in einer Schüssel, <strong>die</strong> man vorher mit Butter ausstreicht <strong>und</strong> mit<br />

gestoßenem Zwieback oder geriebener Semmel ausstreut. Sollen <strong>die</strong> Mehlspeisen eine ganz helle Farbe haben, so wird <strong>die</strong><br />

Form nur mit ungesalzener Butter ausgestrichen <strong>und</strong> der Boden mit einem mit Butter bestrichenen Papier belegt. Die<br />

Backhitze darf nur mäßig sein; bei starker Unterhitze stellt man <strong>die</strong> Form auf einen glatten Ziegelstein oder einen Dreifuß,<br />

bei starker Oberhitze bedeckt man <strong>die</strong> Speise mit einem mit Butter bestrichenen Papier. – Die in der Form servierten<br />

Mehlspeisen werden in einen Rand gestellt, oder <strong>die</strong> Form wird mit einer gefalteten Serviette umlegt.<br />

Gestürzte Mehlspeisen<br />

Die Mehlspeisen, <strong>die</strong> gestürzt werden sollen, backt man am besten au bain-marie im Ofen, d.h. man tut sie in eine gut<br />

verschließbare Dunstform, stellt <strong>die</strong>se in ein Gefäß mit kochendem Wasser, wie es bei den Puddings beschrieben ist, <strong>und</strong><br />

setzt nun das Gefäß in den Back- oder Bratofen, damit <strong>die</strong> Speise von oben Hitze bekommt.<br />

Charlottes <strong>und</strong> Strudeln<br />

Die Charlottes, das sind Krustenspeisen von Früchten, werden in einer Stürzkasserolle oder hohen Blechform im Ofen<br />

gebacken <strong>und</strong> gestürzt serviert. Sie können auch kalt gegessen werden. – Die Strudeln backt man in einer Kasserolle <strong>und</strong><br />

stürzt sie auch beim Anrichten.<br />

Rezepte<br />

Leichte Mehlspeise<br />

500 ml Milch wird mit 50 g feinem Mehl auf gelindem Feuer abgebacken. 100 g Butter wird zu Sahne gerührt, <strong>und</strong> 5 Eidotter,<br />

<strong>die</strong> abgeriebene Schale 1 Zitrone <strong>und</strong> Zucker nach Geschmack werden dazugetan; dann wird allmählich der ausgekühlte<br />

Teig <strong>und</strong> zuletzt der Schnee von 5 Eiweiß hinzugetan <strong>und</strong> hierauf <strong>die</strong> Speise in der Form 1 St<strong>und</strong>e gebacken. Man reicht<br />

Vanille-, Chaudeau- oder Fruchtsauce dazu.<br />

Schwammspeise oder Speise von Kartoffelmehl<br />

Man lässt auf gelindem Feuer in einer Kasserolle 100 g Butter heiß werden, rührt 1/2 Obertasse Kartoffelmehl hinein <strong>und</strong><br />

rührt so lange, bis sich das Mehl kräuselt; dann rührt man 500 ml kochende Milch dazu, bis man einen ganz glatten Brei<br />

erhält. Sobald der Brei abgekühlt ist, rührt man 5 Eigelb mit 100 g Zucker <strong>und</strong> der abgeriebenen Schale 1 Zitrone schaumig,<br />

gibt nach <strong>und</strong> nach den Brei dazu <strong>und</strong> zieht, wenn alles gut verrührt ist, den Eiweißschnee darunter. Man backt <strong>die</strong> Speise in<br />

einer mit reichlich Butter ausgestrichenen Form knapp 1 St<strong>und</strong>e im Wasserbade. Diese Speise wird gestürzt mit Chaudeausauce<br />

serviert.<br />

Wiener Schaummehlspeise<br />

4 Eidotter werden mit 100 g Zucker 1 St<strong>und</strong>e lang gerührt, dann wird <strong>die</strong> abgeriebene Schale von 1 Zitrone dazugegeben,<br />

etwa 50 g Mehl darüber gestäubt <strong>und</strong>, nachdem alles schaumig geschlagen ist, der Schnee von 4 Eiweiß hinzugefügt.<br />

Hierauf setzt man auf eine flache Schüssel einen Rand von Mürbeteig, wie er bei den Pasteten beschrieben ist, füllt <strong>die</strong><br />

Masse hinein <strong>und</strong> backt sie 30 bis 40 Minuten im Ofen. Man reicht Himbeer- oder Johannisbeersauce dazu.<br />

Karlsbader Mehlspeise<br />

1 Esslöffel Mehl, 2 Esslöffel Zucker, 50 Gramm geriebene Semmel, 3 Eier <strong>und</strong> 500 ml süße Sahne werden gut miteinander<br />

verrührt. Die Hälfte der Masse wird in eine ausgestreute Form getan <strong>und</strong> 15 Minuten gebacken. Dann legt man eine etwa<br />

fingerdicke Schicht Marmelade darauf, bedeckt <strong>die</strong>se mit der noch übrigen Masse <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Speise noch 30 Minuten.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 167 von 245


Mehlspeise von saurer Sahne<br />

500 ml recht dicke, saure Sahne wird mit 6 Eigelb, 50 g Mehl, 75 g Zucker, gestoßenem Zimt, abgeriebener Zitronenschale<br />

<strong>und</strong> ein wenig Salz tüchtig geschlagen. Danach wird der Schnee von 6 Eiern darunter gezogen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Speise in der Form<br />

30 bis 40 Minuten gebacken. Man richtet <strong>die</strong> Mehlspeise in der Form an, bestreut <strong>die</strong> Oberseite mit Zucker, beträufelt sie ein<br />

wenig mit Zitronensaft <strong>und</strong> serviert sie ohne Sauce.<br />

Mehlspeise von süßer Sahne<br />

50 g gesiebtes Mehl, 250 ml süße Sahne <strong>und</strong> 2 ganze Eier werden auf gelindem Feuer abgerührt. Danach rührt man 75 g<br />

Butter, 3 Eigelb, 100 g Zucker <strong>und</strong> das Abgeriebene von 1 Zitrone fortgesetzt, gibt den noch lauwarmen Teig dazu <strong>und</strong> rührt<br />

noch 30 Minuten, bis <strong>die</strong> ganze Masse schaumig ist. Zuletzt zieht man den steifen Eiweißschnee von 3 Eiweiß darunter, füllt<br />

<strong>die</strong> Masse in eine Form <strong>und</strong> lässt sie 1:00 St<strong>und</strong>e im mäßig heißen Ofen backen.<br />

Mehlspeise von Schokolade<br />

75 g fein geriebene Schokolade wird mit 50 g Mehl, etwas gestoßener Vanille <strong>und</strong> 50 g gesiebtem Zucker vermischt, danach<br />

mit 250 ml süßer Sahne oder guter Milch <strong>und</strong> 75 g zerlassener Butter klar gequirlt <strong>und</strong> dann auf gelindem Feuer zu einem<br />

lockern Teige abgebrannt. Nachdem <strong>die</strong>ser etwas ausgekühlt ist, rührt man 5 Eigelb darunter <strong>und</strong> rührt fort, bis <strong>die</strong> Masse<br />

vollständig erkaltet ist, zieht dann vorsichtig den steifen Eiweißschnee darunter, füllt <strong>die</strong> Masse in eine Schüssel mit<br />

Teigrand, <strong>die</strong> aber vorher mit Butter ausgestrichen wurde, <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Speise 1:00 St<strong>und</strong>e im heißen Ofen. Man serviert<br />

sie mit Rotweinsauce.<br />

Mehlspeise von Reis<br />

75 g Reis wird gut gewaschen <strong>und</strong> blanchiert; nachdem er mehrmals hoch gekocht ist, gießt man das Wasser ab <strong>und</strong><br />

schüttet den Reis zum Auskühlen in kaltes Wasser. Alsdann setzt man 250 ml Sahne mit etwas ganzem Zimt, Salz <strong>und</strong><br />

Zitronenschale aufs Feuer, schüttet, sobald <strong>die</strong> Sahne kocht, den Reis hinein <strong>und</strong> lässt ihn auf gelindem Feuer langsam<br />

weich kochen, doch so, dass <strong>die</strong> Körner möglichst ganz bleiben. Hierauf rührt man 75 g Butter unter den kochenden Reis<br />

<strong>und</strong> lässt ihn erkalten. Nun tut man 100 g fein gesiebten Zucker in eine irdene Schüssel, gibt nach <strong>und</strong> nach 5 Eigelb dazu<br />

<strong>und</strong> schlägt den Zucker damit schaumig, dann rührt man den erkalteten Reis dazu, wobei man Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale<br />

entfernt, <strong>und</strong> zieht zuletzt den Eiweißschnee von 5 Eiern darunter. Nun füllt man <strong>die</strong> Masse in eine ausgestrichene Form,<br />

bestreut <strong>die</strong> Speise obenauf mit Zucker <strong>und</strong> Mandelschnitzchen <strong>und</strong> lässt sie 45 Minuten bei mäßiger Hitze backen. Man<br />

serviert sie ungestürzt <strong>und</strong> reicht Vanillesauce oder Fruchtsaft dazu.<br />

Reisspeise mit Äpfeln auf Herzoginnen Art<br />

Man kocht den Reis nach Nr. 11, fügt jedoch beim Kochen statt Zitronenschale <strong>und</strong> Zimt nur Vanille hinzu. Währenddes<br />

kocht man von 4 mittelgroßen Äpfeln ein Kompott; man schält, halbiert <strong>und</strong> entkernt <strong>die</strong> Äpfel, setzt sie mit 1/2 Glas<br />

Weißwein, Zucker <strong>und</strong> etwas Zitronenschale auf <strong>und</strong> schmort sie weich. Nun tut man vom Reis <strong>die</strong> Hälfte auf eine flache<br />

Schüssel, streicht ihn glatt <strong>und</strong> belegt ihn mit den Äpfeln; <strong>die</strong> Zwischenräume füllt man mit entsteinten, eingemachten oder<br />

geschmorten Glaskirschen oder auch Erdbeeren aus <strong>und</strong> streicht 1 Schicht Aprikosenmarmelade darüber. Nun schichtet<br />

man den übrigen Reis obenauf <strong>und</strong> beträufelt ihn mit Maraskino. Unterdes hat man von 4 Eiweiß einen festen Schnee<br />

geschlagen <strong>und</strong> 150 g Puderzucker leicht darunter gezogen. Mit <strong>die</strong>ser Baisermasse bestreicht man <strong>die</strong> Speise recht<br />

gleichmäßig, spritzt alsdann Verzierungen darauf <strong>und</strong> stäubt Zucker darüber. Man lässt <strong>die</strong> Speise nur so lange im Ofen<br />

backen, bis <strong>die</strong> Baisermasse fest ist <strong>und</strong> eine goldgelbe Farbe angenommen hat, <strong>und</strong> serviert sie heiß ohne Sauce.<br />

Grießspeise<br />

75 g Grieß wird in 500 ml Milch mit etwas Salz auf gelindem Feuer ausgequollen <strong>und</strong> zum Auskühlen hingestellt; doch darf<br />

der Brei, ehe man ihn verrührt, nicht vollständig erkalten. Nun werden 150 g Butter zu Sahne gerührt; 150 g Zucker, das<br />

Abgeriebene 1 Zitrone <strong>und</strong> einige fein geriebene Mandeln werden dazwischen gerührt <strong>und</strong> unter fortgesetztem Rühren<br />

allmählich der Grießbrei <strong>und</strong> 5 Eigelb dazugetan. Schließlich vermengt man noch den Eiweißschnee mit der Masse <strong>und</strong><br />

backt <strong>die</strong> Speise in der ausgestrichenen Form 1:00 St<strong>und</strong>e. Man serviert <strong>die</strong> Speise ungestürzt mit Obstsauce.<br />

Vierfarbige Grießspeise<br />

125 g Grieß wird in 500 ml Sahne mit ein wenig Salz, etwas Vanille <strong>und</strong> 125 g Zucker zu einem steifen Brei ausgequollen,<br />

den man verkühlen lässt <strong>und</strong> hierauf in 4 gleiche Teile teilt. Unter einen Teil mischt man 50 g Butter <strong>und</strong> 4 Eidotter, so dass<br />

er schön gelb ist. Den zweiten Teil vermischt man ebenfalls mit 50 g Butter <strong>und</strong> färbt ihn mit Spinatmatte grün; den dritten<br />

Teil verrührt man, um ihn braun zu färben, mit 50 g geriebener Schokolade, ferner mit 50 g Butter. Der vierte Teil wird<br />

ebenfalls mit 50 g Butter <strong>und</strong> 2 Eigelb verrührt <strong>und</strong> mit Kochenillelösung rot gefärbt. Zuletzt zieht man den Schnee von<br />

6 Eiweiß zu gleichen Teilen unter <strong>die</strong> verschiedenen gefärbten Grießmassen. Vorher hat man in der Größe der Speisenform<br />

aus Oblate 3 Böden ausgeschnitten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Form ausgestrichen <strong>und</strong> mit geriebener Semmel ausgestreut. Hierauf füllt man<br />

zuerst den grün gefärbten Grieß, dann den rot gefärbten, hierauf den gelben <strong>und</strong> zuletzt den braunen Grieß in <strong>die</strong> Form <strong>und</strong><br />

trennt jede Schicht durch eine Oblate. Die Speise wird 1:30 St<strong>und</strong>e im Ofen au bain-marie gebacken, hierauf gestürzt <strong>und</strong><br />

mit Vanillesauce oder anderer Milchsauce serviert.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 168 von 245


Sagospeise<br />

125 g Sago wird mehrmals kalt gewaschen, mit kaltem Wasser angesetzt, aufgekocht, hierauf zum Erkalten in kaltes<br />

Wasser geschüttet <strong>und</strong>, nachdem man dasselbe abgegossen, in 500 ml kochende Milch getan <strong>und</strong> mit etwas Salz <strong>und</strong><br />

ganzem Zimt gar gekocht, wobei man den Sago jedoch umrühren muss, da er leicht anhängt. Unter den kochend heißen<br />

Sago rührt man 100 g Butter <strong>und</strong> 100 g Zucker <strong>und</strong> lässt ihn erkalten. Hierauf werden 5 Eidotter gut damit verrührt <strong>und</strong><br />

zuletzt der Schnee von 5 Eiweiß darunter gezogen. Man lässt <strong>die</strong> Speise in der Form etwa 1:00 St<strong>und</strong>e backen, wobei man<br />

sie gegen starke Oberhitze gut schützen muss, <strong>und</strong> serviert sie mit Weinsauce. Beim Anrichten drückt man leicht gegen den<br />

Boden der Form, <strong>die</strong>ser hebt sich mit der Speise in <strong>die</strong> Höhe, <strong>und</strong> nun wird <strong>die</strong> Speise mit dem Boden aber ohne den Rand<br />

auf eine flache Schüssel gelegt.<br />

Kartoffelspeise<br />

In der Schale gekochte Kartoffeln werden, sobald sie ausgekühlt sind, geschält, fein gerieben <strong>und</strong> 125 g davon abgewogen.<br />

Nun rührt man 75 g Butter zu Sahne, fügt 100 g Zucker, 50 g geriebene Mandeln, worunter einige bittere, das Abgeriebene<br />

von 1 Zitrone, 4 Eidotter, <strong>die</strong> geriebenen Kartoffeln <strong>und</strong> 2 Esslöffel gestoßenen Zwieback, den man mit Sahne angefeuchtet<br />

hat, dazu. Nachdem alles gut verrührt ist, zieht man den Eiweißschnee darunter <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Speise in der Form bei<br />

mäßiger Hitze 1:15 St<strong>und</strong>e. Man serviert sie ungestürzt mit Chaudeausauce.<br />

Kartoffelspeise mit Käse<br />

Dieselbe wird ebenso zubereitet wie <strong>die</strong> vorige, doch lässt man Zucker, Mandeln <strong>und</strong> Zitronen fort <strong>und</strong> rührt Statt dessen<br />

75 g geriebenen Parmesankäse <strong>und</strong> etwas Salz unter <strong>die</strong> Masse. Auch der Eiweißschnee bleibt fort. Will man <strong>die</strong> Speise<br />

zum Garnieren verwenden, so backt man sie in kleinen, glatten Becherformen aus Porzellan, <strong>die</strong> man recht dick mit Butter<br />

ausstreicht, damit sie sich besser stürzen lassen.<br />

Kartoffelspeise mit Schinken<br />

75 g Butter wird zu Sahne gerührt <strong>und</strong> dann mit 4 Eigelb vermischt; 150 g geriebene Kartoffeln, 150 g fein gewiegter roher<br />

Schinken, ein wenig geriebene Muskatnuss <strong>und</strong> zuletzt der Schnee von 2 Eiweiß werden darunter gerührt. Man füllt <strong>die</strong><br />

Masse in eine ausgestrichene Form <strong>und</strong> backt sie au bain-marie 1:15 St<strong>und</strong>e im Ofen. Die Speise wird gestürzt, mit<br />

geriebenem Parmesankäse bestreut <strong>und</strong> mit brauner Butter übergossen.<br />

Bisquitspeise<br />

Eine ausgestrichene <strong>und</strong> bestreute Form wird mit Löffelbiskuit oder in Scheiben geschnittenem Biskuit etwa 3/4 voll gepackt,<br />

wobei man <strong>die</strong> einzelnen Schichten mit Maraskino oder Rosenwasser anfeuchtet. Hierauf quirlt man 750 ml Sahne, 4 ganze<br />

Eier, das Abgeriebene von 1 Zitrone <strong>und</strong> 60 g Puderzucker gut durch, gießt <strong>die</strong>se Masse auf das Biskuit <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Form<br />

einige Zeit stehen, bis das Biskuit von der Flüssigkeit gut durchzogen ist. Dann backt man <strong>die</strong> Speise 1:00 St<strong>und</strong>e au bainmarie<br />

im Ofen, stürzt sie beim Anrichten <strong>und</strong> serviert sie mit Vanille- oder Chaudeausauce.<br />

Brotspeise<br />

100 g recht kräftiges Schwarzbrot, schon etwas altbacken, wird gerieben <strong>und</strong> mit 1/2 Weinglas gutem Wein, Arrak oder Rum<br />

angefeuchtet. Nun rührt man 150 g Butter zu Sahne, fügt 2 ganze Eier, 2 Eigelb, 100 g feinen Zucker, 75 g geriebene<br />

Mandeln, etwas gestoßenen Zimt, Zitronenschale <strong>und</strong> zuletzt das Brot hinzu. Nachdem alles gut verrührt ist, gibt man noch<br />

den Schnee von 2 Eiweiß darunter, füllt <strong>die</strong> Masse in eine ausgestrichene Form <strong>und</strong> backt sie 1:00 St<strong>und</strong>e im Ofen. Man<br />

serviert sie ungestürzt mit Chaudeausauce.<br />

Schrotbrotspeise<br />

100 g Roggenschrotbrot wird gerieben, mit 1/2 Weinglas Rum befeuchtet <strong>und</strong> zu 4 Eigelb, <strong>die</strong> man mit 100 g Puderzucker<br />

<strong>und</strong> etwas Pomeranzenschale schaumig geschlagen hat, zugegeben. Nachdem alles gut verrührt ist, zieht man den Schnee<br />

von 4 Eiweiß darunter <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Speise au bain-marie 1:15 St<strong>und</strong>e im Ofen. Man stürzt sie <strong>und</strong> übergießt sie mit<br />

Rotwein, den man mit Zucker, Gewürznelken, Zimt <strong>und</strong> Pomeranzenschale aufgekocht hat.<br />

Mandelspeise<br />

Man stößt 100 g süße <strong>und</strong> einige bittere Mandeln recht fein; alsdann schlägt man 4 Eidotter mit 150 g Zucker schaumig, gibt<br />

<strong>die</strong> abgeriebene Schale von 1/2 Zitrone, 25 g geriebene Semmel <strong>und</strong> <strong>die</strong> Mandeln hinzu <strong>und</strong> verrührt alles etwa 30 Minuten<br />

lang. Zuletzt gibt man noch 4 Esslöffel Rum <strong>und</strong> den Schnee von 4 Eiweiß dazu. Man backt <strong>die</strong> Speise au bain-marie bei<br />

mäßiger Hitze 1:00 St<strong>und</strong>e, stürzt sie <strong>und</strong> gibt Chaudeausauce dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 169 von 245


Himbeerspeise<br />

Man schlägt das Weiße von 6 Eiern zu Schnee, zieht behutsam 75 g Puderzucker darunter <strong>und</strong> vermischt den Schnee mit<br />

125 g in Zucker dick eingesottenen Himbeeren. Nun häuft man <strong>die</strong> Masse auf einer flachen irdenen, weiß glasierten oder<br />

zinnernen Schüssel an, bestäubt sie mit Zucker <strong>und</strong> backt sie bei mäßiger Hitze zu gelbbrauner Farbe.<br />

Kirschspeise<br />

Hierzu bereitet man einen Teig wie zur Grießspeise »Grießspeise«, legt in eine ausgestrichene <strong>und</strong> ausgestreute Form<br />

1 Schicht von dem Teige, dann 1 Schicht Kirschen, <strong>die</strong> man mit Zucker, etwas Rotwein, Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale weich<br />

gedünstet hat, dann wieder Mehlspeisenmasse, Kirschen <strong>und</strong> so fort, bis <strong>die</strong> Form 3/4 gefüllt ist. Den Beschluss macht<br />

1 Grießschicht. Man backt <strong>die</strong> Speise au bain-marie, stürzt sie <strong>und</strong> garniert den Rand der Schüssel mit recht süß gekochten<br />

Kirschen; <strong>die</strong>se Kirschen sowohl wie <strong>die</strong> in der Speise werden natürlich vorher ausgesteint.<br />

Stachelbeerspeise<br />

1 kg Stachelbeeren werden in einem irdenen Geschirr gedämpft, bis sie breiartig sind; hierauf streicht man sie durch ein<br />

grobes Sieb. 500 ml von dem Brei wird mit 3 gut zerquirlten Eiern geschlagen; dann werden 60 g zerlassene Butter <strong>und</strong><br />

Zucker nach Geschmack hinzugefügt; schließlich rührt man 1 Obertasse gestoßene Löffelbiskuits dazwischen <strong>und</strong> backt <strong>die</strong><br />

Speise 30 Minuten im Ofen.<br />

Erdbeerspeise<br />

100 g Zucker wird klar gekocht, 100 g gut gereinigte, trockene Erdbeeren werden hineingeschüttet, gut durchgeschwenkt<br />

<strong>und</strong> zum Verkühlen hingestellt. Vorher hat man von 200 g Semmel <strong>die</strong> Rinde abgerieben, <strong>die</strong> Semmel in Scheiben<br />

geschnitten <strong>und</strong> <strong>die</strong>se mit 2 Glas heißem Weißwein übergossen. 100 g Butter, 4 Eigelb, 100 g Zucker werden recht<br />

schaumig gerührt, <strong>die</strong> eingeweichte Semmel damit verrührt, der Schnee von 4 Eiweiß darunter gezogen <strong>und</strong> zuletzt <strong>die</strong><br />

ausgekühlten Erdbeeren darunter gemengt. Man füllt <strong>die</strong> Masse in eine mit Butter ausgestrichene <strong>und</strong> mit Papier ausgelegte<br />

Form <strong>und</strong> backt sie au bain-marie. Beim Anrichten stürzt man <strong>die</strong> Speise <strong>und</strong> reicht Chaudeausauce dazu.<br />

Ananasspeise<br />

250 g Ananas wird geschält, in Scheiben geschnitten <strong>und</strong> mit etwas Weißwein <strong>und</strong> Zucker zu Mus gekocht, das man durch<br />

ein Sieb streicht <strong>und</strong> erkalten lässt. Dann wird 100 g Mehl mit 250 ml süßer Sahne, 75 g Butter, 75 g Zucker <strong>und</strong> 2 Eigelb<br />

auf gelindem Feuer abgerührt. Sobald der Teig abgekühlt ist, werden 4 Eidotter <strong>und</strong> das Ananasmus darunter gerührt,<br />

zuletzt der Schnee von 6 Eiweiß darunter gezogen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Speise 45 Minuten in der Form gebacken. – Unterdes kocht man<br />

<strong>die</strong> Schalen der Ananas aus, kocht den gewonnenen Saft bis auf 1 Obertasse voll ein, setzt 1 Obertasse Weißwein,<br />

1 Teelöffel Kartoffelmehl, Zucker nach Geschmack <strong>und</strong> 2 Eigelb dazu, quirlt <strong>die</strong> Masse gut, stellt sie in ein Gefäß mit<br />

kochendem Wasser <strong>und</strong> quirlt weiter, bis <strong>die</strong> Sauce dick <strong>und</strong> bündig wird, <strong>die</strong> man dann heiß mit der Speise serviert.<br />

Zitronen- oder Apfelsinenspeise<br />

Man reibt <strong>die</strong> Schale von 1 Zitrone auf 200 g Zucker ab, stößt <strong>und</strong> siebt denselben. Hierauf macht man 1 Obertasse Sahne<br />

kochend, gibt 75 g Mehl, das man mit 4 Esslöffel kalter Sahne angerührt hat, hinein <strong>und</strong> fügt noch den Zucker, 100 g Butter<br />

<strong>und</strong> den Saft 1 Zitrone hinzu. Man lässt <strong>die</strong>s alles zusammen einige Mal aufkochen <strong>und</strong> abkühlen. Dann rührt man nach <strong>und</strong><br />

nach 4 Eigelb, sowie den Schnee der 4 Eiweiß darunter, füllt <strong>die</strong> Masse in eine ausgestrichene, ausgestreute Form <strong>und</strong><br />

backt <strong>die</strong> Speise 45 Minuten bei mäßiger Hitze. Vor dem Servieren bestreut man <strong>die</strong> Speise oben mit Zucker, träufelt den<br />

Saft von 1 Zitrone darüber <strong>und</strong> stellt <strong>die</strong> Speise zum Glasieren noch einige Minuten in den Ofen. Auf <strong>die</strong>selbe Weise bereitet<br />

man <strong>die</strong> Speise auch von Apfelsinen.<br />

Linzer Apfelspeise<br />

100 g Butter wird zu Sahne gerieben, nach <strong>und</strong> nach werden 1 hart gesottenes Eigelb, 4 rohe Eidotter <strong>und</strong> 100 g Zucker<br />

damit verrührt, dann 100 g gestoßener Zwieback, das Abgeriebene von 1 Zitrone, sowie 8 bis 10 zu Mus gekochte Äpfel<br />

hinzugefügt <strong>und</strong>, nachdem alles 1:00 St<strong>und</strong>e gerührt ist, der Schnee von 4 Eiweiß darunter gezogen. Man backt <strong>die</strong> Speise<br />

1:15 St<strong>und</strong>e bei mäßiger Hitze <strong>und</strong> serviert sie ohne Sauce <strong>und</strong> ungestürzt.<br />

Apfelspeise auf andere Art<br />

10 bis 12 Borsdorfer Äpfel werden sauber geschält <strong>und</strong> mit dem Bohrer entkernt, das Innere wird mit Apfelgelee gefüllt. Nun<br />

rührt man 75 g Kartoffelmehl mit kalter Milch an, gießt es in 250 ml kochende Milch <strong>und</strong> lässt es darin ausquellen <strong>und</strong><br />

danach auskühlen. 75 g Butter wird zu Sahne gerührt, danach mischt man das Abgeriebene von 1/2 Zitrone, 6 Eigelb, 75 g<br />

Zucker, 25 g gestoßene bittere Makronen, den ausgekühlten Mehlbrei <strong>und</strong> zuletzt den Schnee von 6 Eiweiß darunter. Nun<br />

stellt man <strong>die</strong> vorbereiteten Äpfel in eine ausgestrichene Form, so dass das Gelee nach oben kommt, füllt <strong>die</strong> Masse<br />

darüber <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Speise 1:00 St<strong>und</strong>e im Ofen backen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 170 von 245


Kascha mit Rameln (Russische Nationalspeise)<br />

In 1 l kochende Milch tut man 200 g Butter <strong>und</strong> ebensoviel Zucker; nun schüttet man unter beständigem Umrühren 200 g<br />

groben Grieß hinein <strong>und</strong> kocht einen dickflüssigen Brei davon. Man schüttet den Brei in eine feuerfeste Schüssel, stellt ihn in<br />

den Ofen, glasiert ihn von obenher mit einer glühenden Schaufel <strong>und</strong> umlegt ihn mit Rameln. Hierzu verrührt man 125 g<br />

Mehl <strong>und</strong> 1 Obertasse Milch, tut wenig Zucker, 1/2 Esslöffel Butter <strong>und</strong> 1 Prise Salz dazu. Man kocht von der Masse einen<br />

dickflüssigen Brei, gibt etwas davon auf eine mit Speck bestrichene Pfanne <strong>und</strong> backt kleine helle Kuchen davon, <strong>die</strong> man<br />

aufrollt.<br />

Apfelcharlotte, auch Bettelmannspeise genannt<br />

1 kg mürbe Musäpfel werden geschält, entkernt, in Scheiben geschnitten <strong>und</strong> mit Zucker, etwas ganzem Zimt, Zitronenschale<br />

<strong>und</strong> kleinen Rosinen weich gedünstet. Unterdessen reibt man 2 Obertassen voll gut ausgebackenes, noch ziemlich<br />

frisches Schwarzbrot, untermengt es mit Streuzucker, bis es klebt, <strong>und</strong> tut 10 fein gewiegte Mandeln darunter. Hierauf belegt<br />

man den Boden <strong>und</strong> den Rand einer flachen Pfanne oder flachen Mehlspeisenform, <strong>die</strong> man vorher gut mit Butter ausgestrichen<br />

hat, mit dem Brot, tut <strong>die</strong> geschmorten Äpfel darauf <strong>und</strong> bedeckt sie wiederum mit Brot, das man oben mit<br />

zerlassener Butter beträufelt. Man lässt <strong>die</strong> Speise 1:00 St<strong>und</strong>e backen.<br />

Man kann <strong>die</strong> Speise auch auf gelindem Herdfeuer in der Eierkuchenpfanne backen; bis <strong>die</strong> eine Seite gebräunt ist,<br />

verdeckt man <strong>die</strong> Speise mit einem Porzellanteller, dann wendet man sie um, gibt frische Butter in <strong>die</strong> Pfanne <strong>und</strong> backt <strong>die</strong><br />

Speise auf der andern Seite, wobei man sie ebenfalls zudeckt.<br />

Aprikosencharlotte<br />

Etwa 1 Dutzend Aprikosen werden geschält, in vier Teile geschnitten <strong>und</strong> mit 100 g Zucker <strong>und</strong> 50 g Butter weich gedämpft.<br />

Unterdessen schneidet man 3 frisch gebackene Milchbrote oder weichen Zwieback in Scheiben, taucht <strong>die</strong> Schnitte in guten<br />

Wein, zieht sie danach durch zerlassene Butter <strong>und</strong> fein gestoßenen Zucker <strong>und</strong> belegt damit eine fett mit Butter<br />

ausgestrichene Form, so dass immer eine Schnitte halb über der andern liegt. Dann füllt man <strong>die</strong> gedämpften Aprikosen<br />

hinein, bedeckt sie auch mit Schnitten von Gebäck <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Speise bei ziemlicher Hitze 40 Minuten. Die Speise wird<br />

gestürzt <strong>und</strong> mit Johannisbeersauce serviert.<br />

Obstcharlotte<br />

Aprikosen, Birnen, Äpfel, Pflaumen, Kirschen usw., zusammen 1 kg, werden geschält, entsteint, resp. entkernt <strong>und</strong> in Stücke<br />

geschnitten. Alsdann röstet man 1 Suppenteller voll Semmelwürfel in Butter hellgelb, mischt sie mit dem Obst, gibt Zucker,<br />

gestoßenen Zimt, geriebene Zitronenschale, sowie etwas Wein darunter <strong>und</strong> füllt hiermit <strong>die</strong> Form, <strong>die</strong> man nach<br />

vorhergehender Angabe mit Semmelschnitten ausgelegt hat. Man backt sie bei mäßiger Hitze in etwa 1:30 St<strong>und</strong>e gar.<br />

Strudelteig<br />

30 g feines Weizenmehl schüttet man auf das Backbrett, quirlt 1 Ei oder auch nur 1 Eiweiß mit etwas Salz <strong>und</strong> 2 Löffel<br />

lauwarmem, aber nicht gekochtem Wasser ab, gibt <strong>die</strong>s zum Mehl <strong>und</strong> verrührt es zu einem Teige, der zuerst noch an der<br />

Hand <strong>und</strong> dem Brett klebt. Sobald er sich loslöst, streut man etwas Mehl darunter, reinigt <strong>die</strong> Hände <strong>und</strong> taucht <strong>die</strong>selben<br />

öfters in Mehl; nun fängt man auch an, 1/2 Esslöffel ausgelassenes Rindsfett oder 1 Esslöffel Butter darunter zu kneten.<br />

Man bearbeitet den Teig weiter, bis er Blasen treibt, bestreicht ihn nun mit lauwarmem Wasser <strong>und</strong> lässt ihn, mit einer<br />

Schüssel verdeckt, 30 Minuten ruhen; ist der Teig weich, so legt man eine kalte Schüssel, ist er dagegen fest, eine erwärmte<br />

Schüssel darüber. Nun wird der Teig ausgezogen; dazu legt man ein sauberes Tuch auf den Tisch, bestäubt es mit Mehl,<br />

treibt den Teig erst ein wenig mit dem Nudelholz aus, legt ihn dann auf das Tuch <strong>und</strong> zieht ihn r<strong>und</strong>herum aus, bis er fast<br />

durchsichtig ist. Man beginnt dabei in der Mitte <strong>und</strong> zieht dann mit den bemehlten Händen nach dem Rande zu weiter <strong>und</strong><br />

weiter. Der äußere dicke Rand wird abgeschnitten. Nachdem man den Teig mit Fülle bestrichen hat, hebt man das Tuch auf<br />

einer Seite vorsichtig in <strong>die</strong> Höhe, damit sich der Teig zusammen rollt. Die entstandene Teigrolle dreht man<br />

schneckenförmig zusammen <strong>und</strong> legt den Strudel zum Backen in eine mit Butter ausgestrichene Kasserolle.<br />

Rahmstrudel<br />

40 g Butter, 4 Eidotter <strong>und</strong> reichlich 250 ml saure Sahne oder Rahm werden tüchtig gerührt <strong>und</strong> dann mit Salz <strong>und</strong> Zucker<br />

<strong>und</strong> dem Schnee von 4 Eiweiß untermischt. Man bestreicht mit <strong>die</strong>ser Masse den nach »Strudelteig« bereiteten <strong>und</strong> dünn<br />

ausgezogenen Teig, streut 2 Esslöffel Korinthen, 2 Esslöffel Rosinen <strong>und</strong> 1 Esslöffel Mandelschnitzchen darauf, rollt den<br />

Teig locker zusammen, dreht ihn schneckenförmig <strong>und</strong> legt ihn in eine mit Butter ausgestrichene flache Kasserolle, streicht<br />

oben noch etwas von der Rahmmasse über, backt den Strudel schön braun, stürzt ihn beim Anrichten <strong>und</strong> bestreut ihn mit<br />

Zucker.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 171 von 245


Topfenstrudel<br />

200 g trockener weißer Käse oder Topfen wird zerrieben <strong>und</strong> mit 100 g geriebener Semmel, <strong>die</strong> man in 20 g Rinderfett mit<br />

fein gewiegter Petersilie hat leicht bräunen lassen, vermischt. Nun rührt man 30 g Butter mit 2 ganzen Eiern <strong>und</strong><br />

1 Obertasse saurem Rahm ab, bestreicht damit den ausgezogenen Strudelteig, streut den weißen Käse obenauf, sowie<br />

etwas Salz <strong>und</strong> Kümmel oder Schnittlauch, rollt den Strudel nach Vorschrift zusammen <strong>und</strong> backt ihn in einer mit Schmalz<br />

ausgestrichenen Kasserolle.<br />

Süßer Käsestrudel<br />

30 g Butter, 2 ganze Eier <strong>und</strong> 1 Obertasse süße Sahne werden gut abgerührt <strong>und</strong> 200 g weißer Käse, der aber nicht zu hart<br />

sein darf, hinzugefügt. Nachdem alles in der Reibesatte gut verrieben ist, bestreicht man den Strudelteig mit der Masse,<br />

streut Zucker, sowie Rosinen <strong>und</strong> Korinthen darauf <strong>und</strong> gibt den Strudel zusammengerollt in eine mit Butter ausgestrichene<br />

Kasserolle. Zum Backen gießt man noch etwas Milch hinein, bestreicht den Strudel oben mit Butter <strong>und</strong> lässt ihn hellbraun<br />

backen.<br />

Tiroler Strudel<br />

100 g Butter wird mit 2 ganzen Eiern, 250 ml sauren Rahm <strong>und</strong> 70 g Zucker, auf dem man Zitronenschale abgerieben hat,<br />

gut verrührt, <strong>und</strong> hiermit wird der ausgezogene Strudelteig bestrichen. Nun streut man einen geriebenen, braunen<br />

Lebkuchen nebst etwas gestoßenem Zimt <strong>und</strong> Gewürznelken darüber. Ferner schneidet man 150 g Walnüsse, 50 g<br />

Rosinen, 50 g Korinthen, 25 g Zitronat, 20 g gezuckerte Pomeranzenschale <strong>und</strong> 5 große Feigen ganz fein, vermischt alles<br />

gut <strong>und</strong> streut es über den Lebkuchen. Zuletzt streut man Zucker darüber, streicht etwas sauren Rahm darauf, rollt den<br />

Strudel auf <strong>und</strong> backt ihn in einer mit Butter ausgestrichenen Kasserolle, nachdem man ihn obenauf auch noch mit Butter<br />

bestrichen hat. Er muss ungefähr 1:00 St<strong>und</strong>e backen <strong>und</strong> wird nach dem Stürzen mit Zucker <strong>und</strong> Zimt bestreut.<br />

Ungarischer Strudel<br />

Zu 500 ml lauwarmer Milch gibt man 50 g Butter, etwas Salz <strong>und</strong> 1 Eigelb <strong>und</strong> verarbeitet so viel Mehl damit, dass man<br />

einen nicht zu weichen Teig bekommt; man teilt den Teig in 18 Portionen, <strong>die</strong> man nun 30 Minuten, mit einem Tuche<br />

verdeckt, ruhen lässt. – Unterdes bereitet man <strong>die</strong> Fülle vor <strong>und</strong> zwar Apfelfülle oder Nussfülle. – Zur Apfelfülle mischt man<br />

100 g entkernte, geschnittene Rosinen, 1 gestoßenen Zwieback, 100 g Zucker, das Abgeriebene von 1 Zitrone <strong>und</strong><br />

gestoßenen Zimt. – Zur Nussfülle mischt man 120 g fein geschnittene Nüsse, 200 g Zucker, das Abgeriebene von 1 Zitrone<br />

<strong>und</strong> gestoßenen Zimt.<br />

Nun streicht man ein Backblech mit Butter, zieht auf denselben nacheinander 6 Teigplatten aus, legt sie aufeinander <strong>und</strong><br />

belegt sie mit fein geschnittenen Äpfeln, auf <strong>die</strong> man <strong>die</strong> Hälfte der vorbereiteten Fülle streut. Nun lässt man wieder<br />

6 Teigplatten <strong>und</strong> danach Äpfel <strong>und</strong> Fülle folgen. Den Beschluss bilden <strong>die</strong> letzten 6 Teigplatten. Jede Teigplatte, auch <strong>die</strong><br />

letzte, wird mit geschmolzener Butter bestrichen. Zuletzt drückt man den Teig am Rande fest, schneidet den Teigrand<br />

ringsum glatt <strong>und</strong> durchsticht den Strudel mehrmals mit der Gabel. Danach legt man den Strudel, ohne ihn aufzurollen, auf<br />

ein Backblech, das man mit Butter bestrichen hat, backt ihn im ziemlich heißen Ofen <strong>und</strong> schneidet ihn, wenn er halb fertig<br />

ist, in verschobene Vierecke, <strong>die</strong> man dick mit Zucker bestreut <strong>und</strong> dann goldbraun <strong>und</strong> glänzend backt.<br />

Bei der Nussfüllung fallen selbstverständlich <strong>die</strong> Äpfel fort; man beträufelt aber <strong>die</strong> aufgelegte Nussfüllung mit Honig.<br />

Reisstrudel<br />

Nachdem 100 g Reis sauber gewaschen <strong>und</strong> blanchiert ist, wird er in Weißwein mit Zimt, Zitronenschale, ein paar<br />

Gewürznelken <strong>und</strong> Zucker weich gekocht <strong>und</strong> mit Zitronensaft geschärft. Nun macht man von 250 ml Weißwein,<br />

1/2 Esslöffel Mehl, 100 g Zucker, 1 ganzen Ei <strong>und</strong> 3 Eidottern eine Creme, <strong>die</strong> man auf dem Feuer bis zum Kochen<br />

fortwährend schlägt. Nachdem man sie abgenommen, rührt man weiter, bis sie erkaltet ist. Hierauf bestreicht man<br />

ausgezogenen Strudelteig nach »Strudelteig« mit der Creme, streicht den erkalteten Reis darauf, streut entkernte Rosinen<br />

über, rollt den Strudel auf <strong>und</strong> backt ihn in einer mit Butter ausgestrichenen Kasserolle schön braun. Vor dem Backen gießt<br />

man 1/2 Obertasse Milch in <strong>die</strong> Kasserolle <strong>und</strong> bestreicht den Strudel obenauf mit Butter.<br />

Erdäpfelstrudel<br />

120 g geschälte Kartoffeln oder Erdäpfel werden gar gekocht <strong>und</strong> kochend heiß zerdrückt. Dann rührt man 100 g Zucker in<br />

einer Schüssel auf dem Kochherde, bis der Zucker warm wird, gibt unter beständigem Rühren 4 Eidotter <strong>und</strong> 20 g Butter<br />

dazu, sowie das Abgeriebene 1/2 Zitrone, zieht nun <strong>die</strong> zerdrückten Kartoffeln, sowie den Schnee von 4 Eiweiß leicht<br />

darunter <strong>und</strong> bestreicht mit <strong>die</strong>ser Fülle den ausgezogenen Strudelteig. Nach Belieben kann man auch Korinthen darüber<br />

streuen. Man rollt den Strudel auf, legt ihn in eine mit Butter ausgestrichene Kasserolle, bestreicht ihn mit Butter, streut<br />

Zucker darüber <strong>und</strong> backt ihn schön braun.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 172 von 245


Kirschenstrudel<br />

Der ausgezogene Strudelteig wird mit Butter bestrichen oder mit derselben Fülle wie der »Rahmstrudel«. Danach belegt<br />

man ihn mit 50 g abgestielten, entkernten sauren Kirschen, bestreut <strong>die</strong>se dick mit Zucker <strong>und</strong> rollt den Strudel auf. Man tut<br />

ihn in eine mit Butter ausgestrichene Kasserolle, bestreicht ihn oben mit Butter <strong>und</strong> backt ihn schön braun. Nach dem<br />

Stürzen wird er mit Zucker <strong>und</strong> Zimt bestreut.<br />

Apfelstrudel<br />

Der Strudelteig wird mit geschmolzener, erkalteter Butter bestrichen <strong>und</strong> nur zur Hälfte mit Fülle bestreut, <strong>und</strong> zwar bestreut<br />

man <strong>die</strong> eine Längsseite mit ganz fein geschnittenen Äpfeln, etwas Rosinen <strong>und</strong> Korinthen, fein geschnitzelten Mandeln,<br />

geriebener Zitronenschale, gestoßenem Zimt <strong>und</strong> Zucker. Dann rollt man ihn auf, so dass <strong>die</strong> bestreute Seite in <strong>die</strong> Mitte<br />

kommt, <strong>und</strong> backt ihn wie den Kirschenstrudel.<br />

Pyroggen mit Sahne<br />

200 g Mehl wird auf ein Backbrett geschüttet, 3 ganze Eier, 3 Esslöffel lauwarme Milch <strong>und</strong> 1 Esslöffel Essig werden gut mit<br />

dem Mehl zusammen geknetet, bis der Teig mürbe <strong>und</strong> dehnbar ist. Nun teilt man den Teig in 10 bis 12 Teile <strong>und</strong> zieht<br />

jeden einzeln, wie es bei den Strudeln beschrieben ist, ganz dünn aus <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>selben ein wenig trocknen. Hierauf<br />

zerreibt man 1 in Milch geweichtes <strong>und</strong> wieder ausgedrücktes Milchbrot mit 2 bis 3 Eiern recht fein, gibt nun weißen Käse,<br />

den man vorher mit Sahne zu einer feinen Creme zerrührt hat, hinzu <strong>und</strong> mengt gestoßenen Zucker, einige fein geriebene<br />

süße Mandeln <strong>und</strong> Rosinen oder Korinthen darunter. Diese Masse streicht man auf <strong>die</strong> Teigplatten, rollt <strong>die</strong>selben erst<br />

rollenförmig auf <strong>und</strong> dann schneckenförmig zusammen, legt <strong>die</strong> Pyroggen in eine mit Butter ausgestrichene Kasserolle,<br />

gießt etwas Milch dazu, streut Zucker über <strong>und</strong> lässt sie, fest zugedeckt, 30 Minuten langsam kochen. Beim Anrichten nimmt<br />

man sie vorsichtig heraus <strong>und</strong> gibt gesüßte Schlagsahne darüber.<br />

Fleischstrudel<br />

250 g Kalbsbratenreste werden fein geschnitten, 2 Esslöffel gedünstete, geriebene Semmel <strong>und</strong> Petersilie dazugetan, ferner<br />

2 Eidotter, 4 Esslöffel saurer Rahm, 1 Teelöffel Kapern <strong>und</strong> 8 fein gehackte Sardellen darunter gemischt. Mit <strong>die</strong>ser Füllung<br />

bestreicht man den Strudelteig wie beim Apfelstrudel beschrieben, rollt ihn dann schneckenförmig zusammen, legt ihn auf<br />

ein mit Butter bestrichenes Backblech, bestreicht ihn mit Butter <strong>und</strong> backt ihn goldbraun.<br />

Schinkenstrudel<br />

1 Obertasse saurer Rahm wird mit 3 Eidottern abgequirlt, der ausgezogene Strudelteig mit <strong>die</strong>ser Masse bestrichen <strong>und</strong><br />

250 g fein geschnittener, roher Schinken darauf gestreut. Man rollt den Strudel zusammen <strong>und</strong> backt ihn in einer mit Butter<br />

ausgestrichenen Kasserolle, nachdem man ihn oben ebenfalls mit Butter bestrichen hat. Beim Anrichten stürzt man ihn,<br />

übergießt ihn mit Béchamelsauce <strong>und</strong> reicht auch noch Sauce dazu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 173 von 245


Kalte, süße Speisen<br />

Allgemeines<br />

Die Festigkeit der kalten Süßspeisen<br />

Süße Speisen können nur dann <strong>für</strong> gut geraten gelten, wenn sie weder zu fest <strong>und</strong> zähe, noch weich <strong>und</strong> kleistrig sind. Aus<br />

<strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong>e muss man <strong>die</strong> richtige Menge von Gallertstoffen verwenden. Speisen, <strong>die</strong> gestürzt werden sollen, müssen<br />

steifer sein als <strong>die</strong>, welche man in den Schüsseln serviert.<br />

Das Geschirr<br />

Das Geschirr, in dem Cremes <strong>und</strong> dergleichen Speisen bereitet werden, muss von äußerster Sauberkeit sein. Die Bereitung<br />

derartiger Speisen darf stets nur auf gelindem Feuer geschehen. Sämtliche Speisen müssen gut gerührt werden; besonders<br />

<strong>die</strong> Cremes verlangen ein fortgesetztes Schlagen, das man auch noch einige Zeit fortsetzen muss, nachdem das Geschirr<br />

vom Feuer genommen ist; nur auf <strong>die</strong>se Weise ist das Gerinnen des Cremes zu verhindern.<br />

Die Eier in den Süßspeisen<br />

Wird den Speisen Eierschnee zugesetzt, so darf <strong>die</strong>s erst geschehen, wenn <strong>die</strong> Speise vom Feuer entfernt <strong>und</strong> schon ein<br />

wenig abgekühlt ist, da der Schnee sonst leicht gerinnt. – Werden den Speisen erst zuletzt Eidotter zugesetzt, so quirlt man<br />

sie mit etwas kaltem Wasser klar, tut zuerst ein wenig von der kochenden Masse hinzu, <strong>und</strong> erst, wenn das Ei gut damit<br />

verquirlt ist, gießt man etwas nach. Endlich fügt man <strong>die</strong> abgequirlten Eigelb der ganzen kochenden Masse bei.<br />

Die Formen<br />

Die Formen, in <strong>die</strong> man <strong>die</strong> fertig zubereiteten Speisen tut, um sie, wenn erkaltet, zu stürzen, müssen vorher mit kaltem<br />

Wasser hingestellt oder gut ausgespült werden, man darf sie dann aber nicht austrocknen. Man kann Statt dessen <strong>die</strong><br />

Formen auch vorher mit Mandelöl ausstreichen. Vor dem Stürzen untersuche man, ob sich <strong>die</strong> Speise gut löst, indem man<br />

in der Nähe des Randes mit dem Finger leicht aufdrückt. Sollte sich dabei <strong>die</strong> Speise nicht lösen, so legt man ein nasses,<br />

warmes Tuch um <strong>die</strong> Form oder taucht sie einen Augenblick in heißes Wasser.<br />

Die Glasschüsseln<br />

Will man <strong>die</strong> Speisen in Glasschüsseln servieren, so lasse man <strong>die</strong> Speisen stets erst ein wenig auskühlen <strong>und</strong> wärme <strong>die</strong><br />

Glasschüssel an, ehe man <strong>die</strong> Speise hineintut; auch muss <strong>die</strong> Speise in der Schüssel vollständig erkaltet sein, ehe man sie<br />

auf Eis bringt. Wenn man <strong>die</strong>se Vorsichtsmaßregeln außer acht lässt, so wird man oft über zersprungene Glasschalen zu<br />

klagen haben.<br />

Stand von Kalbsfüßen<br />

Zum Verdichten der Gelees nimmt man Stand von Kalbsfüßen, Hausenblase, Gelatine oder Agar-Agar. Bei Stand von<br />

Kalbsfüßen erfordert 1 l Gelee ungefähr 1 kg Kalbsfüße. Diese müssen sehr sauber zurecht gemacht sein <strong>und</strong> mehrmals<br />

aufgehauen werden; man tut gut, <strong>die</strong> großen Knochen vor dem Kochen zu entfernen. Nachdem man <strong>die</strong> Kalbsfüße gebrüht<br />

<strong>und</strong> gewaschen hat, setzt man sie mit 3 bis 4 l Wasser auf <strong>und</strong> lässt sie langsam 3:00 bis 4:00 St<strong>und</strong>en kochen. Dann gießt<br />

man <strong>die</strong> Brühe durch ein Sieb, lässt sie erkalten, entfettet sie <strong>und</strong> kocht sie bis auf reichlich 1/2 l ein. Hierauf klärt man sie<br />

mit Zitronensaft, Weißwein <strong>und</strong> Eiweiß.<br />

Echte Hausenblase<br />

Echte Hausenblase ist durchsichtig, silberweiß <strong>und</strong> vollständig geruchlos, auch wenn sie aufgelöst ist. Sie ist <strong>für</strong> Gelees<br />

vorzuziehen. Man klopft <strong>die</strong> Hausenblase, bis sie weich ist. Alsdann zerpflückt man sie in kleine Stücke <strong>und</strong> stellt sie in<br />

einem ganz sauberen Geschirr mit weichem Wasser <strong>und</strong> einigen Tropfen Zitronensaft über Nacht auf. Auf 10 g<br />

Hausenblase gießt man 1 Obertasse Wasser. Am anderen Tage stellt man das Geschirr aufs Feuer <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong><br />

Hausenblase 2:00 bis 3:00 St<strong>und</strong>en kochen, bis sie vollständig aufgelöst ist. Dann gießt man <strong>die</strong> Flüssigkeit durch ein<br />

Mulltuch.<br />

Gelatine<br />

Die Gelatine steht der Hausenblase in ihrer Verwendung sehr nahe, doch ist ihr Geschmack nicht so fein. Sie hat aber vor<br />

der Hausenblase den Vorzug der Billigkeit. Man wäscht <strong>die</strong> dünnen Gelatinetäfelchen mit kaltem Wasser aus <strong>und</strong> gießt auf<br />

25 g Gelatine etwa 1/2 Obertasse kochendes Wasser <strong>und</strong> stellt es an eine heiße Herdstelle oder in kochendes Wasser, wo<br />

sie sich bald vollständig auflöst.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 174 von 245


Agar-Agar<br />

Agar-Agar ist ein neuer Gallertstoff. Das daraus bereitete Gelee ist vollkommen geruchlos <strong>und</strong> geschmacklos, sehr zart <strong>und</strong><br />

auch leichter zu verdauen, als das aus allen anderen Gallertstoffen bereitete. Es ist daher namentlich <strong>für</strong> Kranke mit<br />

schwachem Magen zu empfehlen. Agar-Agar erstarrt sehr schnell, doch besitzt er nicht eine so bedeutende Bindekraft wie<br />

<strong>die</strong> anderen Gallertstoffe, so dass der Geschmack der Zutaten oft in dem Gelee streng hervortritt. Außerdem zieht er auch<br />

sehr leicht wieder Wasser aus der Luft an, so dass man <strong>die</strong>se Speisen immer erst an dem Tage bereiten darf, an dem sie<br />

gegessen werden sollen. Agar-Agar löst sich nicht mit Milch auf, sondern immer nur in Wasser oder Wein. Man setzt ihn<br />

mindestens 30 Minuten vorher in kaltem Wasser an, wodurch er weich <strong>und</strong> schwammig wird. Dann spült <strong>und</strong> drückt man ihn<br />

aus, zerpflückt ihn <strong>und</strong> gibt auf 10 g etwa 500 ml Wasser oder 250 ml Wein. Hierauf stellt man ihn auf <strong>die</strong> heiße Platte <strong>und</strong><br />

lässt ihn langsam kochen, worauf man <strong>die</strong> Flüssigkeit durch Mull gießt <strong>und</strong> sie mit der Speisemasse vermischt, <strong>die</strong> man<br />

noch einmal kochend heiß werden lässt. Die mit Agar-Agar zubereiteten Gelees lassen sich auch leicht stürzen.<br />

Puddings <strong>und</strong> Cremespeisen<br />

Weinpudding<br />

1 Flasche guter Rheinwein, 12 Eidotter, 250 g Zucker, Gelee oder Stand von 2 Kalbsfüßen, oder 50 g Gelatine, Saft <strong>und</strong><br />

abgeriebene Schale von 1 Zitrone, ganzer Zimt. Wein, Zucker <strong>und</strong> Gewürz setzt man fest zugedeckt aufs Feuer, lässt es bis<br />

zum Kochen kommen, gibt <strong>die</strong> Gelatine hinzu, lässt es gut durchkochen, nimmt das Gewürz heraus <strong>und</strong> rührt, indem man<br />

den Topf vom Feuer setzt, <strong>die</strong> Eidotter mit etwas kaltem Wasser zerrührt, behutsam durch, damit sie nicht gerinnen, gießt<br />

<strong>die</strong> Masse schnell in eine Schüssel, rührt sie noch einige Minuten <strong>und</strong> gibt sie in eine mit Mandelöl bestrichene<br />

Porzellanform. – Erkaltet wird der Pudding gestürzt <strong>und</strong> eine Vanillesauce dazugegeben.<br />

Rumpudding<br />

500 ml süße Sahne, 250 g Zucker, 10 frische Eier, <strong>die</strong> Schale von 1 Zitrone, 250 ml feiner Rum <strong>und</strong> 50 g Gelatine. Die<br />

Zitrone wird auf Zucker abgerieben. Zucker, Sahne <strong>und</strong> Gelatine wird zum Kochen gebracht, <strong>die</strong> Eidotter werden mit etwas<br />

zurückgelassener Sahne zerrührt <strong>und</strong>, nachdem man den Topf vom Feuer genommen, behutsam <strong>die</strong> Masse damit<br />

durchgerührt. Hierauf rührt man den Rum dazwischen, rührt noch einige Zeit weiter, bis <strong>die</strong> Masse ein wenig ausgekühlt ist,<br />

<strong>und</strong> gießt sie in eine mit Öl bestrichene Form, <strong>die</strong> man nach dem völligen Erkalten umstürzt. Man gibt dazu Rotwein- oder<br />

Johannisbeersauce oder auch Fruchtsaft.<br />

Zitronenpudding<br />

1 Flasche Weißwein, 10 frische Eier, 250 g Zucker, 3 frische Zitronen, 35 g Hausenblase oder 50 g Gelatine <strong>und</strong> 1 Esslöffel<br />

Stärke. – Man löst <strong>die</strong> Hausenblase mit Wasser auf <strong>und</strong> seiht <strong>die</strong> Flüssigkeit durch ein Mullläppchen. Dann reibt man<br />

2 Zitronen auf dem Zucker ab, presst aus 3 Zitronen den Saft, zerrührt <strong>die</strong> Eidotter <strong>und</strong> lässt alles nebst Wein <strong>und</strong> aufgelöster<br />

Stärke unter fortwährendem Rühren bis zum Kochen kommen. Nachdem man den Topf schnell vom Feuer<br />

genommen, rührt man den steifen Schaum gut durch <strong>und</strong> schüttet <strong>die</strong> Masse in eine mit Öl bestrichene Form.<br />

Sagopudding mit Ei<br />

150 g echter Sago, 6 Eier, 100 g Zucker, 35 g aufgelöste Gelatine, 1 Stückchen Zitronenschale, ganzer Zimt <strong>und</strong> 500 ml<br />

Milch. Der Sago wird abgebrüht, in Milch mit Gewürz langsam weich <strong>und</strong> steif gekocht. Dann mischt man unter stetem<br />

Rühren <strong>die</strong> aufgelöste Gelatine darunter, nimmt den Topf vom Feuer, rührt <strong>die</strong> Eidotter mit etwas Milch oder kochendem<br />

Sago, mischt danach sogleich den festen Eiweißschaum durch <strong>und</strong> füllt <strong>die</strong> Masse in eine gespülte Form. Völlig erkaltet,<br />

wird der Pudding gestürzt <strong>und</strong> mit Frucht- oder Rotweinsauce serviert.<br />

Sagopudding mit Fruchtsaft oder Saftflammeri<br />

250 g Sago wird abgewaschen <strong>und</strong> mit kaltem Wasser angesetzt. Sobald es scharf heiß ist, gießt man es ab, gießt nun<br />

1/2 Flasche Rotwein, sowie den Saft von 150 g Johannisbeeren darauf <strong>und</strong> lässt den Sago mit 250 g Zucker, etwas ganzem<br />

Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale klar aufkochen. Hierauf gibt man 20 g aufgelöste rote Gelatine hinzu, lässt den Flammeri noch etwa<br />

30 Minuten verdeckt ziehen, nimmt Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale heraus <strong>und</strong> verfährt weiter, wie in »Sagopudding mit Ei«<br />

beschrieben.<br />

Reismehlpudding mit Rhabarber oder Rhabarberflammeri<br />

250 g Reismehl wird mit 1 Tassenkopf Wasser angerührt <strong>und</strong> in 500 ml kochendes Wasser hineingeschüttet; zugleich tut<br />

man 500 g geschälten <strong>und</strong> in kleine Stücke geschnittenen Rhabarber hinein. Nun fügt man etwas fein geschnittene<br />

Zitronenschale, sowie den Saft 1 Zitrone <strong>und</strong> 250 g Zucker hinzu. Man kocht den Flammeri auf ganz gelindem Feuer gar<br />

<strong>und</strong> gibt, wenn nötig, noch Zucker hinzu. Sollte der Rhabarber noch nicht ganz weich fein, so lässt man den Flammeri noch<br />

verdeckt an einer heißen Stelle ziehen. Dann schüttet man ihn in eine ausgespülte Porzellanform <strong>und</strong> stellt ihn kalt. Man<br />

serviert ihn mit süßer Sahne oder Vanillesauce.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 175 von 245


Reismehlpudding mit Arrak<br />

1 l Wasser, 125 g Zucker, 125 g Reismehl, Saft <strong>und</strong> abgeriebene Schale 1 Zitrone, 3 Esslöffel Arrak. – Man bringt Zucker,<br />

Zitronensaft <strong>und</strong> Schale mit 750 ml Wasser zum Kochen, rührt das Reismehl mit dem übrigen Wasser hinzu, kocht es<br />

10 Minuten <strong>und</strong> rührt, wenn es vom Feuer genommen worden, den Arrak durch. Es kann jede Sauce von Fruchtsaft oder<br />

Wein dazugegeben werden.<br />

Reismehlpudding mit Mandeln<br />

1 l Milch, 200 g Reismehl, 150 g Zucker, 4 Eier, 50 bis 75 g fein gestoßene Mandeln, etwas ganzer Zimt <strong>und</strong> Zitronenschale.<br />

– Milch, Mandeln, Zucker <strong>und</strong> Gewürz werden gekocht, dann wird das Reismehl mit einer Messerspitze Salz hineingestreut<br />

<strong>und</strong> unter stetem Rühren 15 Minuten gekocht, zu weich darf es nicht werden. Danach nimmt man den Topf vom Feuer, gibt<br />

<strong>die</strong> Eidotter, mit etwas zurückbehaltener Milch zerrührt, unter stetem Rühren langsam hinzu, mischt den steifen<br />

Eiweißschaum durch <strong>und</strong> schüttet <strong>die</strong> Speise schnell in eine nass gemachte Schüssel.<br />

Reis auf sächsische Art oder Reispompe<br />

125 g Reis wird blanchiert <strong>und</strong> mit etwas gestoßener Vanille in 500 ml Sahne weich gekocht. Nachdem der Reis erkaltet ist,<br />

rührt man 125 g Zucker, 1 Glas Maraschino <strong>und</strong> 1 Glas Weißwein, in dem man 20 g Agar-Agar aufgelöst hat, darunter.<br />

Hierauf zieht man noch 500 ml Schlagsahne darunter, füllt <strong>die</strong> Masse in eine Form <strong>und</strong> stellt sie auf Eis, bis sie steif<br />

geworden ist, ohne jedoch gefroren zu sein. Man serviert sie gestürzt <strong>und</strong> reicht Erdbeersauce oder kalten Chaudeau dazu.<br />

Prinzessinnenreis<br />

Man bereitet <strong>die</strong>selbe Masse, wie sie in »Reis auf sächsische Art oder Reispompe« beschrieben ist, setzt ebenfalls<br />

aufgelösten Agar-Agar hinzu, lässt jedoch <strong>die</strong> Schlagsahne fort. Hierauf füllt man <strong>die</strong> Reismasse schichtweise abwechselnd<br />

mit gestoßenen, süßen Makronen in eine Form, wobei man mit einer Reisschicht anfängt <strong>und</strong> auch aufhört; nachher stellt<br />

man <strong>die</strong> Form zum Erkalten auf Eis <strong>und</strong> richtet <strong>die</strong> Speise gestürzt an, wobei man sie mit eingemachten Kirschen,<br />

Johannisbeergelee <strong>und</strong> süßen Makronen garniert. Zur Sauce kocht man 500 ml Sahne mit 1/2 Schote Vanille, süßt sie nach<br />

Geschmack, zieht sie mit 3 bis 4 Eigelb ab <strong>und</strong> stellt sie zum Auskühlen auf Eis.<br />

Spanischer Reis<br />

1 Flasche Weißwein, 250 g bester Reis, 250 g Zucker, woran 1 Zitrone abgerieben wird, Saft von 2 Zitronen <strong>und</strong> 250 ml<br />

Arrak. – Der Reis wird gewaschen <strong>und</strong> gut abgebrüht <strong>und</strong> in einem glasierten oder irdenen Geschirr mit Wasser langsam<br />

weich <strong>und</strong> dick, aber nicht breiig gekocht; <strong>die</strong> Körner müssen ganz <strong>und</strong> ansehnlich bleiben. Alsdann füge man Wein, Zucker<br />

<strong>und</strong> Zitronensaft dazu, lasse den Reis eben durchkochen <strong>und</strong> stelle das Geschirr zum Kaltwerden hin. Vor dem Anrichten in<br />

Assietten rühre man ihn, am besten mit einer Salatgabel, durch <strong>und</strong> verziere ihn nachdem mit Gelee.<br />

Reispudding mit Zitronen<br />

250 g bester Reis, 125 g Zucker, 500 ml Weißwein <strong>und</strong> 4 Zitronen. Der Reis wird gut abgebrüht <strong>und</strong> in Wasser gar <strong>und</strong> dick,<br />

aber nicht zu steif gekocht, wobei <strong>die</strong> Körner nicht zerkochen dürfen. Unterdes reibt man 1 Zitrone auf dem Zucker ab,<br />

taucht ihn in Wasser <strong>und</strong> kocht ihn klar. Nun fügt man den Zitronensaft der 4 Zitronen, sowie den Wein hinzu, kocht alles<br />

zusammen auf <strong>und</strong> gibt <strong>die</strong>ses nebst der abgeriebenen Schale zu dem noch heißen Reis. Man rührt ihn damit durch <strong>und</strong> füllt<br />

ihn in eine Glasschale, in welcher man ihn serviert, nachdem man den erkalteten Reis mit eingemachten Früchten belegt<br />

hat.<br />

Reispudding mit Obstlagen<br />

250 g Reis, Milch, Zucker <strong>und</strong> ganzer Zimt, ferner Mandeln, Wein, Zitronen, Korinthen <strong>und</strong> in Scheiben geschnittene Äpfel. –<br />

Man koche den Reis, nachdem er abgebrüht ist, mit Milch, Zucker <strong>und</strong> Zimt weich <strong>und</strong> nicht zu steif. Zugleich koche man<br />

lang geschnittene Mandeln in etwas Wasser halb weich, gebe ein paar Tassen Wein, Zucker, Zitronensaft <strong>und</strong> Schale,<br />

Korinthen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Äpfelscheiben hinzu, lasse sie weich werden <strong>und</strong> mache <strong>die</strong> Sauce mit etwas Kartoffelmehl sämig. Dann<br />

gebe man in eine umgespülte Form 1 Lage Reis, 1 Lage Äpfel <strong>und</strong> so fort, bis der Reis den Schluss macht. – Kalt stürze<br />

man den Pudding auf eine Schüssel <strong>und</strong> gebe Wein- oder Vanillesauce dazu.<br />

Reispudding à la Baden-Baden<br />

125 g Reis, 125 g Zucker, 500 ml Milch, 1 Schote Vanille, 20 g Gelatine <strong>und</strong> 500 ml steife Schlagsahne. Der Reis wird gut<br />

abgebrüht <strong>und</strong> mit Milch, Vanille <strong>und</strong> Zucker weich <strong>und</strong> dick gekocht, worauf man <strong>die</strong> Vanille herausnimmt <strong>und</strong> den heißen<br />

Reis mit der aufgelösten Gelatine durchrührt. Nachdem der Reis vollständig ausgekühlt ist, rührt man <strong>die</strong> Schlagsahne<br />

dazwischen <strong>und</strong> schüttet den Pudding in eine nass gemachte Form, <strong>die</strong> man auf Eis stellt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 176 von 245


Reispudding mit Fruchtgelee<br />

250 g Reis, 250 g Zucker, 3 Zitronen, 1 Esslöffel Rum <strong>und</strong> recht gutes Fruchtgelee. Man reibt <strong>die</strong> Schale von 2 Zitronen auf<br />

Zucker ab <strong>und</strong> schabt den Zitronenzucker ab. Unterdes wird der Reis gut abgebrüht <strong>und</strong> in einem glasierten oder irdenen<br />

Kochgeschirr mit Wasser <strong>und</strong> Zucker langsam weich gekocht. Dann rührt man <strong>die</strong> abgeriebene Zitronenschale mit dem Saft<br />

von 3 Zitronen <strong>und</strong> dem Rum durch, gibt <strong>die</strong> Masse, noch nicht völlig erkaltet, lagenweise, wobei man jede Lage mit<br />

Fruchtgelee bestreicht, in eine nass gemachte Form <strong>und</strong> stellt sie auf Eis. Beim Anrichten wird der Pudding gestürzt <strong>und</strong><br />

Schlagsahne, <strong>die</strong> mit Zucker <strong>und</strong> Vanille gewürzt ist, dazugegeben.<br />

Grießflammeri<br />

1 l Milch, etwa 100 g Zucker, 1 Prise Salz, 10 bis 12 gestoßene süße Mandeln, etwas Zitronenschale, ganzer Zimt oder<br />

Vanille werden zusammen aufgekocht; dann quirlt man 150 g feinen Grieß hinein <strong>und</strong> lässt ihn unter beständigem Rühren<br />

ausquellen. Nun rührt man 3 Eigelb darunter <strong>und</strong> lässt den Grieß noch einmal damit hochkochen. Nachdem man ihn vom<br />

Feuer genommen hat, zieht man den Schnee von 3 Eiweiß darunter <strong>und</strong> schüttet ihn in eine mit kaltem Wasser gespülte<br />

Porzellanform. Beim Anrichten stürzt man den Flammeri <strong>und</strong> reicht kalte Frucht- oder Punschsauce dazu.<br />

Schneeball mit Vanillesauce<br />

1 l Milch, 8 Eier, 100 g Zucker, 1 kleine Obertasse süße Mandeln, 1/2 Schote Vanille <strong>und</strong> 1 Stück Zimt. Die Mandeln werden<br />

gehäutet, fein gestoßen <strong>und</strong> mit Milch, Zucker <strong>und</strong> Zimt langsam zum Kochen gebracht. Unterdes wird das Eiweiß zu festem<br />

Schnee geschlagen, auf einer flachen Schüssel mit einem Messer glatt, r<strong>und</strong> <strong>und</strong> bergartig geformt, auf <strong>die</strong> kochende Milch<br />

geschoben <strong>und</strong> vorsichtig <strong>und</strong> langsam von Zeit zu Zeit 1 Löffel kochende Milch darüber gefüllt, bis der Schnee gar ist, was<br />

nur einige Minuten dauert. Dann nimmt man ihn behutsam mit zwei flachen Schaumlöffeln heraus, legt ihn in eine tiefe<br />

Schale, zerrührt <strong>die</strong> Eidotter mit kalter Milch <strong>und</strong> 1 Teelöffel Weizenmehl <strong>und</strong> gibt sie, nachdem man den Topf vom Feuer<br />

genommen hat, unter starkem Rühren allmählich zu der kochenden Vanillemilch, füllt hierauf <strong>die</strong> Sauce, <strong>die</strong> zuvor noch eine<br />

Weile gerührt werden muss, um den Schneeball, doch so, dass derselbe ganz weiß bleibt <strong>und</strong> nicht durch <strong>die</strong> Sauce<br />

befleckt wird.<br />

Stärkepudding<br />

1 l Milch, 2 gehäufte Esslöffel Stärke, 1 Esslöffel Butter, 4 Eier, 2 Esslöffel Zucker <strong>und</strong> 4 Stück bittere, fein gestoßene<br />

Mandeln. Alles, <strong>die</strong> Eier ausgenommen, wird unter stetem <strong>und</strong> starkem Rühren durchgekocht; nachdem <strong>die</strong> kochende Milch<br />

vom Feuer genommen, werden <strong>die</strong> Eidotter vorsichtig hinzugerührt <strong>und</strong> das zu Schaum geschlagene Eiweiß darunter<br />

gemischt.<br />

Mohnpielen oder schlesische Mohnklöße<br />

250 g weißer Mohn wird mehrmals gewaschen, danach mit kochendem Wasser gebrüht <strong>und</strong>, wenn dasselbe abgegossen<br />

ist, in das warme Ofenrohr gestellt. Hierauf wird der Mohn in der Reibesatte mit ungekochter Milch fein zerrieben.<br />

4 Semmeln oder Milchbrote wurden vorher schon in Würfel geschnitten <strong>und</strong> mit Milch angefeuchtet. Diese also geweichte<br />

Semmel vermengt man mit dem Mohn <strong>und</strong> gibt 100 g sauber gewaschene Korinthen sowie einige gewiegte Mandeln dazu.<br />

Nachdem man alles durcheinander gerührt <strong>und</strong> nach Geschmack gesüßt hat, füllt man <strong>die</strong> Mohnpielen in eine Glasschale<br />

<strong>und</strong> betreut sie mit Zucker <strong>und</strong> Zimt.<br />

Blancmanger mit Mandeln<br />

500 ml süße Sahne, 500 ml Milch, 75 g aufgelöste Gelatine, 125 g süße, 3 Stück bittere, fein gestoßene Mandeln, 125 g<br />

Zucker <strong>und</strong> 1 Schote Vanille. Die Vanille wird mit der Milch zum Ausziehen heiß gestellt. Danach wird sie durch ein Sieb<br />

geschüttet <strong>und</strong> mit Mandeln, Zucker <strong>und</strong> Sahne 10 Minuten gekocht, worauf man <strong>die</strong> Masse vom Feuer nimmt, <strong>die</strong> Gelatine<br />

dazwischen rührt <strong>und</strong> noch einige Zeit weiter rührt. Dann schüttet man es in eine mit feinem Öl bestrichene Form <strong>und</strong> stürzt<br />

es, wenn völlig erkaltet.<br />

Blancmanger mit Stärke<br />

1 l Milch, 75 g Stärke, 5 Eidotter, 100 g Zucker, 24 Stück süße <strong>und</strong> 6 Stück bittere, fein gestoßene Mandeln, etwas<br />

Zitronenschale, eine Walnussdick frische Butter. – Milch, Zucker, Mandeln <strong>und</strong> Zitronenschale werden gekocht, dann rührt<br />

man <strong>die</strong> Stärke <strong>und</strong> Eidotter mit etwas zurückbehaltener Milch hinzu, lässt sie unter stetem Rühren gut durchkochen <strong>und</strong><br />

schüttet das Blancmanger schnell in eine Schale, da es nicht umgestürzt werden kann. Man gibt es erkaltet mit passenden<br />

Früchten verziert oder auf Tellerchen serviert.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 177 von 245


Blancmanger von Zitronen oder Pomeranzen<br />

750 ml Sahne wird mit 125 g fein gestoßenen Mandeln <strong>und</strong> 125 g Zucker, auf dem <strong>die</strong> Schale von 1/2 Zitrone oder<br />

Pomeranze abgerieben ist, 15 Minuten gekocht. Dann presst man <strong>die</strong> Sahne durch ein Tuch, dass <strong>die</strong> Mandeln<br />

zurückbleiben, fügt 30 g aufgelöste Hausenblase hinzu, gießt <strong>die</strong> Sahne in eine Form <strong>und</strong> lässt sie erkalten. Man richtet das<br />

Blancmanger gestürzt an <strong>und</strong> garniert es mit Schlagsahne.<br />

Blancmanger von Pistazien<br />

250 g fein gewiegte Pistazien werden mit 125 g Zucker in 750 ml Sahne 30 Minuten gekocht; dann wird <strong>die</strong> Sahne durch ein<br />

Tuch gepresst <strong>und</strong> noch heiß mit 30 g aufgelöster Hausenblase vermengt. Die grüne Farbe kann man durch einen Zusatz<br />

von Spinatmatte heben. Das gestürzte Blancmanger wird mit Schlagsahne verziert.<br />

Tutti-Frutti-Blancmanger<br />

Hierzu wird ein Blancmanger gemacht von 500 ml Milch, 2 Esslöffel Zucker, 100 g Stärke, 4 Eiern, 1 Stückchen frischer<br />

Butter von Walnussgröße, 4 Stück fein gestoßenen bitteren Mandeln <strong>und</strong> etwas Vanille. Die Eigelb werden gut geschlagen<br />

<strong>und</strong> auf dem Feuer zur fertig gekochten Masse nur eben durchgemischt. Nach dem Abnehmen vom Feuer wird das zu<br />

Schaum geschlagene Eiweiß darunter gezogen. Dann wird eine Schüssel mit Biskuits ausgelegt, darauf eine Lage<br />

eingemachtes Obst oder gutes, gekochtes, frisches Kompott gegeben <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses mit dem abgekühlten Blancmanger<br />

bedeckt.<br />

Kalter Schokoladepudding<br />

Man rührt 6 Eigelb mit 1/2 Obertasse süßer Sahne klar <strong>und</strong> gibt 50 g gestoßenen Zucker, 50 g geriebene Schokolade, 25 g<br />

Kartoffelmehl, sowie etwas fein gestoßene Vanille dazu. Nachdem alles gut verrührt ist, gießt man noch 1 Obertasse recht<br />

dicke, süße Sahne dazu <strong>und</strong> füllt <strong>die</strong> Masse in einen tiefen Porzellannapf, den man verdeckt auf kochendes Wasser stellt.<br />

Sobald <strong>die</strong> Masse fest geworden ist, nimmt man <strong>die</strong> Speise aus dem Dunst <strong>und</strong> lässt sie erkalten. Man serviert sie, ohne sie<br />

zu stürzen, mit kalter Milchsauce.<br />

Kalte Wienerspeise oder Zitronenspeise<br />

Für 4 Personen. 30 g Gelatine wird mit 1 Glas Weißwein über dem Feuer aufgelöst <strong>und</strong> <strong>die</strong>ser Stand dann durch ein<br />

Mulltuch gegossen. 6 Eigelb werden mit 100 g Zucker 1:00 St<strong>und</strong>e geschlagen, bis sie ganz schaumig sind, dann wird der<br />

noch warme Stand damit verrührt, ferner <strong>die</strong> fein geriebene Schale von 1 Zitrone, sowie der Saft von 2 dazugegeben.<br />

Nachdem alles gut verrührt ist, zieht man den Schnee der 6 Eiweiß darunter <strong>und</strong> richtet <strong>die</strong> Speise in einer Kristallschale an,<br />

<strong>die</strong> man auf Eis stellt, <strong>und</strong> in der man <strong>die</strong> Speise serviert. Die erkaltete Speise verziert man mit eingemachten Früchten.<br />

Kalte Apfelsinenspeise<br />

Für 4 bis 6 Personen werden 6 Eigelb mit 200 g Zucker 30 Minuten lang nach einer Seite gerührt; dann werden der Saft von<br />

2 Apfelsinen <strong>und</strong> 1 Zitrone, <strong>die</strong> abgeriebene Schale von 1/2 Apfelsine, sowie 30 g aufgelöste Gelatine hinzugetan. Zuletzt<br />

gibt man den Schnee von 6 Eiweiß darunter, füllt <strong>die</strong> Masse in eine Schale <strong>und</strong> stellt sie recht kalt. Beim Anrichten garniert<br />

man sie mit eingezuckerten Apfelsinenscheiben oder mit rotem Weingelee.<br />

Turiner Apfelsinenspeise<br />

4 recht schöne Apfelsinen oder Orangen werden geschält, gehäutet, in Scheiben geschnitten, dabei entkernt <strong>und</strong> reichlich<br />

mit feinem Zucker untermengt. Nachdem sie so einige St<strong>und</strong>en gestanden, tut man sie in ein Sieb zum Abtropfen <strong>und</strong> fängt<br />

den Apfelsinensaft dabei auf. Dieser Saft wird mit 1/2 Flasche Apfelwein, 100 g Zucker, 6 Eigelb <strong>und</strong> 30 g Kartoffelmehl gut<br />

gequirlt <strong>und</strong> danach über gelindem Feuer zu einer dicken Creme gerührt, <strong>die</strong> man bis zum Erkalten weiter rührt <strong>und</strong> dann<br />

mit dem Schnee von 6 Eiweiß vermengt. Vorher hat man eine Form mit Butter ausgestrichen <strong>und</strong> so dicht mit<br />

Biskuitscheiben ausgelegt, dass immer jede Scheibe ein wenig über der andern liegt. In <strong>die</strong>se Form füllt man <strong>die</strong> Creme <strong>und</strong><br />

kocht <strong>die</strong> Speise im Wasserbade 40 bis 50 Minuten. Nachdem <strong>die</strong> Speise ein wenig ausgekühlt ist, stürzt man sie, lässt sie<br />

erkalten <strong>und</strong> belegt sie mit den Apfelsinenscheiben.<br />

Kalte Mandelspeise<br />

Für 4 Personen. 100 g gut ausgewaschene Butter wird zu Sahne gerührt. Dann gibt man nach <strong>und</strong> nach 100 g fein<br />

gestoßenen Zucker mit Vanille vermischt darunter, ferner 2 ganze Eier <strong>und</strong> 100 g fein gestoßene Mandeln, unter denen<br />

einige bittere sind, <strong>und</strong> rührt alles durcheinander. Nun nimmt man eine glatte Form, belegt den Boden <strong>und</strong> <strong>die</strong> Seiten mit<br />

Biskuits, so dass ihre glasierte Seite an <strong>die</strong> Form, nachher also nach außen zu liegen kommt. Nachdem man obige Masse<br />

hineingefüllt hat, bedeckt man sie mit Biskuits, legt einen Teller darauf, der ein wenig geringeren Umfang hat, als <strong>die</strong> Form,<br />

<strong>und</strong> beschwert ihn mit einem Gewicht. Man tut gut, <strong>die</strong> Speise schon 1 Tag früher zu bereiten, damit <strong>die</strong> Biskuits<br />

durchzogen werden. Einige Zeit vor dem Anrichten stellt man <strong>die</strong> Form auf Eis, stürzt sie <strong>und</strong> serviert sie mit Vanillesauce.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 178 von 245


Sahneschaum oder Schlagsahne<br />

Gute Sahne vom vorhergehenden Tage, 1 Stück Vanille, welche durchgespalten wird, <strong>und</strong> Zucker. Die Vanille lässt man<br />

etwa 1:00 St<strong>und</strong>e in der Sahne ausziehen <strong>und</strong> nimmt sie dann heraus. Die Sahne muss sehr kalt stehen <strong>und</strong> das Schlagen<br />

muss an einem kühlen Orte vorgenommen werden. Man schlägt <strong>die</strong> Sahne mit einem Schneebesen in gleichmäßiger<br />

Schnelligkeit. Den Schaum, der oben entsteht, nimmt man ab <strong>und</strong> legt ihn auf ein Haarsieb, schüttet <strong>die</strong> abgelaufene<br />

Flüssigkeit wieder zur Sahne <strong>und</strong> setzt das Schlagen so lange fort, bis alles Schaum geworden ist. Zuletzt süßt man <strong>die</strong><br />

Sahne mit ganz fein gestoßenem Zucker nach Geschmack.<br />

Schlagsahne mit verschiedenem Geschmack<br />

Man kann der Schlagsahne verschiedenen Geschmack durch verschiedene Beimischungen geben. Kaffeegeschmack gibt<br />

man, indem man von 50 g sehr guten Kaffeebohnen 250 ml starken Kaffee brüht, <strong>die</strong>sen durchseiht <strong>und</strong>, nachdem er<br />

vollständig ausgekühlt ist, mit 150 g fein gestoßenem Zucker auf Eis rührt, bis er ziemlich dick <strong>und</strong> fest geworden ist, worauf<br />

man vorher bereitete Schlagsahne von 500 ml Sahne darunter mischt. – Oder man kocht 100 g fein geriebene<br />

Vanilleschokolade mit 1 kleinen Obertasse Wasser gar <strong>und</strong> rührt sie bis zum Erkalten, worauf man sie unter <strong>die</strong><br />

Schlagsahne rührt. Auch mit Maraschino oder irgendeinem anderen feinen Likör kann man Schlagsahne würzen, indem<br />

man wie oben beschrieben verfährt.<br />

Charlotte Russe<br />

250 ml süße Sahne, 250 g Zucker, 10 Eidotter, 1 Stück Vanille, 50 g Gelatine <strong>und</strong> der Schaum von 750 ml dicker, süßer<br />

Sahne. Die Vanille stellt man mit der süßen Sahne heiß, damit sie gut auszieht, bringt sie danach mit dem Zucker zum<br />

Kochen <strong>und</strong> lässt sie erkalten. Dann rührt man <strong>die</strong> Eidotter hinzu, schlägt sie mit einem Schaumbesen auf nicht zu starkem<br />

Feuer, bis es dick geworden, kochen darf es nicht, nimmt es vom Feuer <strong>und</strong> schüttet es in eine Schale. Danach wird <strong>die</strong><br />

kochende Gelatine durchgerührt, noch eine Weile geschlagen, <strong>und</strong> nachdem <strong>die</strong> Creme abgekühlt ist, der Sahneschaum<br />

durchgemischt. Nun wird eine Porzellanform mit Öl bestrichen, mit Biskuits ausgelegt <strong>und</strong> mit der Creme gefüllt, <strong>die</strong>se auf<br />

Eis gestellt, <strong>und</strong> völlig erkaltet, umgestürzt.<br />

Schlagsahne mit Ananas<br />

500 ml Schlagsahne wird mit Zucker <strong>und</strong> 1 Obertasse fein geschnittener frischer oder eingemachter Ananas vermengt;<br />

alsdann zieht man den Stand von 4 Blatt Gelatine darunter <strong>und</strong> stellt <strong>die</strong> Sahne auf Eis.<br />

Schlagsahne mit Pumpernickel oder Parfait von Sahne<br />

500 ml gesüßte Vanilleschlagsahne wird mit dem Stand von 4 Blatt Gelatine, sowie mit 1 Suppenteller voll fein geriebenem<br />

Pumpernickel vermengt <strong>und</strong> auf Eis gestellt. Man kann <strong>die</strong> Speise beim Garnieren mit Biskuits <strong>und</strong> Makronen oder aber mit<br />

eingemachten Früchten garnieren.<br />

Schlagsahne mit Schwarzbrot <strong>und</strong> Fruchtgelee<br />

Dicke, süße Sahne wird zu Schaum geschlagen, etwa ebensoviel Schwarzbrot wird mit Zucker <strong>und</strong> Zimt vermischt <strong>und</strong><br />

beides lagenweise mit Gelee in eine Assiette gelegt.<br />

Schweizer Creme<br />

Knapp 500 ml Milch, 8 Eidotter, 125 g Zucker, bittere Makronen <strong>und</strong> ein dicker Sahneschaum von 500 ml dicker, süßer<br />

Sahne, der mit Vanille, Zucker <strong>und</strong> 3 Löffel Rum geschlagen ist. – Die Eidotter werden mit 1 Teelöffel Stärke, der Milch <strong>und</strong><br />

dem Zucker schnell über Feuer zu Creme gerührt, dann wird <strong>die</strong>se in eine Schale geschüttet <strong>und</strong> das Rühren bis zum<br />

Erkalten pausenweise fortgesetzt. Nun belege man eine Cremeschüssel, welche vorher mit Rum angefeuchtet ist, mit<br />

bitteren Makronen, <strong>die</strong> jedoch nicht weich werden dürfen, fülle <strong>die</strong> Creme gleichmäßig darauf <strong>und</strong> bedecke sie mit dem<br />

Sahneschaum.<br />

Kaffeecreme<br />

750 ml dicke, süße Sahne wird zu Schaum geschlagen <strong>und</strong> mit 1 Tasse Kaffee-Extrakt, der von 125 g Kaffee hergestellt ist,<br />

sowie mit 100 g geriebenem, durchgesiebtem Zucker kurz vor dem Anrichten vermischt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 179 von 245


Weincreme<br />

1 Flasche guter, weißer Wein, 250 g Zucker, worauf 1 Zitrone abgerieben wird, 10 recht frische Eier, Saft von 2 guten,<br />

saftigen Zitronen <strong>und</strong> 1 mäßig gehäufter Esslöffel feines Weizenmehl, das mit etwas kaltem Wasser angerührt wird. – Man<br />

schlage <strong>die</strong>s alles in einem glasierten Topfe mit einem Schaumbesen stark <strong>und</strong> ununterbrochen bis vor dem Kochen,<br />

schütte es rasch in eine bereitstehende Terrine, setze das Schlagen noch einige Minuten fort, fülle <strong>die</strong> Creme beim<br />

Anrichten in Assietten oder Gläser <strong>und</strong> gebrauche sie an demselben Tage, wo sie gemacht worden sind. Man gebe bittere<br />

Makronen oder ähnliches kleines Backwerk dazu.<br />

Weincreme mit Arrak<br />

Es wird eine Weincreme nach voriger Nummer gemacht, wozu 75 g Zucker <strong>und</strong> 1 Ei oder 1 Teelöffel Mehl mehr genommen<br />

wird. Sobald <strong>die</strong> Creme vom Feuer ist, schüttet man unter fortwährendem Schlagen 125 ml Arrak langsam hinzu.<br />

Russische Creme<br />

1 Flasche Weißwein, 250 g Zucker, worauf 2 frische Zitronen abgerieben sind, Saft von 3 Zitronen, 4 ganze Eier <strong>und</strong><br />

8 Eidotter, 1 Weinglas Arrak <strong>und</strong> 35 g aufgelöste Gelatine. Die Creme wird mit der aufgelösten Gelatine geschlagen bis vor<br />

das Kochen, hierauf vom Feuer genommen <strong>und</strong>, nachdem der Arrak hinzugefügt ist, so lange weiter geschlagen, bis sie<br />

nicht mehr heiß ist, worauf man sie in einer Glasschale anrichtet.<br />

Zitronencreme<br />

1 Flasche Weißwein, 200 g Zucker, 10 Eidotter, Saft <strong>und</strong> Schale von 2 Zitronen <strong>und</strong> 1 gehäufter Esslöffel feines Weizenmehl.<br />

Die Creme wird nach »Weincreme« bereitet <strong>und</strong> erkaltet mit fein geschnittenen Blättchen Sukkade verziert.<br />

Vanillecreme<br />

500 ml Sahne kocht man mit 1/2 Schote Vanille, <strong>die</strong> man der Länge nach aufgeschnitten hat, <strong>und</strong> 100 g Zucker auf, lässt sie<br />

auskühlen <strong>und</strong> gießt sie durch ein Tuch. Danach quirlt man 1 ganzes Ei, 2 Eidotter <strong>und</strong> 1 knappen Teelöffel Mehl mit etwas<br />

Sahne glatt <strong>und</strong> klar, gibt <strong>die</strong> übrige Sahne hinzu <strong>und</strong> stellt das Geschirr in einen Topf mit kochendem Wasser, worauf man<br />

<strong>die</strong> Creme schlägt, bis sie dick <strong>und</strong> schaumig wird. Hierauf stellt man sie in kaltes Wasser <strong>und</strong> schlägt weiter, bis sie<br />

ausgekühlt ist. Dann schüttet man <strong>die</strong> Creme in eine Schale, lässt sie vollends erkalten <strong>und</strong> garniert sie mit eingelegten<br />

süßen Früchten.<br />

Schokoladencreme<br />

100 g Schokolade, 500 ml Milch, Zucker nach Geschmack, 6 Eidotter, 1 Stück Vanille, 1 Stück Zimt <strong>und</strong> 1 Esslöffel Stärke. –<br />

Die Schokolade lässt man über Feuer mit etwas Wasser zergehen <strong>und</strong> dann mit Milch, Zucker <strong>und</strong> Gewürz 30 Minuten<br />

langsam kochen. Dann rührt man <strong>die</strong> Eidotter <strong>und</strong> Stärke mit zurückbehaltener Milch, gibt unter stetem Rühren von der<br />

Schokoladenmilch dazu <strong>und</strong> schüttet, indem man tüchtig schlägt, <strong>die</strong>ses zur kochenden Milch, nimmt den Topf vom Feuer,<br />

setzt das Schlagen fort <strong>und</strong> richtet <strong>die</strong> Creme erkaltet an.<br />

Makronencreme<br />

1 l Milch, 8 Eier, 100 g Zucker, 1 Esslöffel Weizenmehl, etwas mit Zucker gestoßene Vanille <strong>und</strong> 1 Stückchen frische Butter<br />

schlägt man mit einem Schneebesen bis vor dem Kochen, schüttet es in eine Glasschale <strong>und</strong> schlägt es noch eine Weile<br />

weiter. Beim Anrichten wird <strong>die</strong> Schüssel mit gröblich gestoßenen bitteren Makronen bestreut.<br />

Milchcreme mit Arrak<br />

1 l Milch, 10 Eidotter, 1 gehäufter Esslöffel feines Mehl, 100 g Zucker, etwas Zitronenschale, 2 Walnuss dick frische Butter<br />

<strong>und</strong> 1/2 Tasse Arrak. – Butter <strong>und</strong> Mehl lässt man heiß werden, bis letzteres kraus wird. Dann nimmt man es vom Feuer,<br />

rührt Milch, Eidotter, Zitronenschale <strong>und</strong> Zucker hinzu <strong>und</strong> schlägt es, worauf man es wieder aufs Feuer bringt, bis vor dem<br />

Kochen, schüttet es rasch in eine Schale <strong>und</strong> vermischt den Arrak damit, während man noch einige Zeit weiter rührt.<br />

Stachelbeercreme<br />

1 kg reife Stachelbeeren, 250 g Zucker, 6 Eier, 1 Glas Wein <strong>und</strong> 1 Stückchen ganzer Zimt. Die Stachelbeeren befreit man<br />

von Stiel <strong>und</strong> Blume, kocht sie mit Wasser <strong>und</strong> Zimt weich, schüttet sie auf einen Durchschlag <strong>und</strong> rührt sie durch. Dann<br />

kocht man Zucker <strong>und</strong> Wein, fügt <strong>die</strong> Marmelade <strong>und</strong> <strong>die</strong> Eigelb hinzu <strong>und</strong> schlägt <strong>die</strong> Creme auf dem Feuer bis zum<br />

Kochen, zieht sie vom Feuer zurück <strong>und</strong> mischt den steifen Eiweißschnee darunter. Nachdem man <strong>die</strong> Creme unter<br />

leichtem Schlagen hat auskühlen lassen, füllt man sie in <strong>die</strong> Glasschüssel.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 180 von 245


Erdbeercreme<br />

1 kg reife Erdbeeren, 250 g Zucker, 6 Eiweiß, 1 Glas Rotwein. Die Erdbeeren werden vorsichtig gespült, nachdem man <strong>die</strong><br />

Stiele abgezupft hat, zum Abtropfen auf ein nicht zu feines Sieb gelegt <strong>und</strong> danach durchgerieben. Dann wird der Wein mit<br />

dem Zucker gekocht, das Erdbeermus hinzugefügt, unter öfterem Umrühren zum Kochen gebracht <strong>und</strong> mit 1 Esslöffel<br />

klarem Kartoffelmehl aufgekocht. Nachdem der Topf vom Feuer genommen ist, wird der steife Eiweißschaum durchgemischt.<br />

Beim Anrichten, wenn <strong>die</strong> Creme erkaltet ist, wird sie mit recht schönen Erdbeeren verziert.<br />

Russische Rahmspeise<br />

Für 8 bis 10 Personen. 500 ml Sahne, 100 g Zucker <strong>und</strong> 10 Eidotter schlägt man auf dem Feuer zu Creme, nimmt sie vom<br />

Feuer fort <strong>und</strong> vermischt sie mit 35 g aufgelöster Gelatine. Dann lässt man sie unter beständigem Schlagen auf dem Eise<br />

auskühlen, wobei man 75 g gereinigte Rosinen <strong>und</strong> 1/2 Glas Rum darunter mengt. Wenn <strong>die</strong> Creme kalt geworden ist,<br />

mischt man 500 ml Schlagsahne darunter <strong>und</strong> füllt <strong>die</strong> Masse in eine zuerst mit Pergamentpapier, danach ganz dicht mit<br />

Biskuit ausgelegte Form <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Creme erstarren. Beim Anrichten wird sie gestürzt <strong>und</strong> mit Biskuits garniert.<br />

Whips oder englische Sulze<br />

6 Eidotter, 250 ml guter Rheinwein, 250 g Zucker, der Saft von 1 Pomeranze <strong>und</strong> 2 Zitronen, sowie das Abgeriebene von je<br />

1/2 Frucht wird auf dem Feuer zu Creme geschlagen, <strong>die</strong>se wird mit 25 g aufgelöster Gelatine vermischt <strong>und</strong> auf dem Eise<br />

gerührt, bis sie kalt ist <strong>und</strong> dick wird. Dann mischt man den Schnee von 6 Eiweiß darunter <strong>und</strong> füllt <strong>die</strong> Creme in eine Form,<br />

in der man sie vollends erstarren lässt.<br />

Himbeercreme<br />

500 ml halb Himbeer-, halb Johannisbeersaft <strong>und</strong> 12 Eier; <strong>die</strong> Menge des Zuckers richtet sich nach der Beschaffenheit des<br />

Saftes. – Saft, Zucker <strong>und</strong> Eidotter schlägt man mit einem Schaumbesen bis vorm Kochen, nimmt den Topf rasch vom<br />

Feuer <strong>und</strong> fährt fort, ihn zu schlagen, indem man den sehr steifen Schaum von 8 Eiern durchmischt. – Wünscht man <strong>die</strong><br />

Creme in Gläser zu füllen, so serviert man bittere Makronen oder Biskuit dazu.<br />

Himbeerschaum in Gläsern<br />

5 Eiweiß, 3 Esslöffel Zucker <strong>und</strong> 3 Esslöffel Himbeergelee werden 30 Minuten geschlagen, bis alles ganz steif ist. Diesen<br />

Schaum serviert man in Gläsern.<br />

Erdbeerschaum in Gläsern<br />

1 l ganz reife Walderdbeeren, 250 ml dicke, süße Sahne, 200 g gesiebter Zucker <strong>und</strong> etwas abgeriebene Zitronenschale. –<br />

Die Beeren werden mit der Sahne zerrührt, durch ein Sieb gestrichen, mit Zucker <strong>und</strong> Zitronenschale zu steifem Schaum<br />

geschlagen <strong>und</strong> in Gläsern serviert.<br />

Arrakschaum<br />

1 l dicke, saure Sahne, 125 ml Arrak <strong>und</strong> Zucker nach Geschmack werden zu Schaum geschlagen <strong>und</strong> in Gläsern serviert.<br />

Sahnecreme mit Eiweißschnee in Gläsern<br />

Man schlägt frische Eiweiß mit Zucker zu ganz festem Schaum <strong>und</strong> nimmt auf jedes Eiweiß 1 Esslöffel dicke, saure Sahne,<br />

<strong>die</strong> mit dem nötigen Zucker <strong>und</strong> fein gestoßener Vanille oder abgeriebener Zitronenschale vermischt worden ist. Beides wird<br />

mit dem Schaumbesen schaumig geschlagen <strong>und</strong> dann in Gläsern serviert.<br />

Sillebub oder Schlagsahnecreme in Gläsern<br />

1 l dicke, süße Sahne, 250 g Zucker, worauf 2 Zitronen abgerieben sind, nebst dem Saft derselben <strong>und</strong> 3 Glas Weißwein. –<br />

Dies alles miteinander vermischt, wird an einem kühlen Orte mit dem Schaumbesen geschlagen. Sobald Schaum entsteht,<br />

wird er abgenommen, in kleine Gläser gefüllt <strong>und</strong> so fortgefahren, bis das Ganze Schaum geworden ist.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 181 von 245


Gelees <strong>und</strong> Gefrorenes<br />

Süße Gelees<br />

Feines Weingelee mit Hausenblase<br />

Man nimmt hierzu 500 ml Rheinwein, 1 kleines Glas Madeira, den Saft von 1 Zitrone, <strong>die</strong> Schale von 1/2, 50 g Hausenblase<br />

<strong>und</strong> 250 g besten harten Zucker. Man löst <strong>die</strong> Hausenblase mit 125 ml Rheinwein auf. Alsdann kocht man den Zucker mit<br />

250 ml Wasser klar, wobei man den Schaum abnimmt, gibt Zitronenschale, Zitronensaft, Rheinwein <strong>und</strong> Madeira hinzu <strong>und</strong><br />

lässt alles scharf heiß werden, aber nicht kochen. Nun gibt man <strong>die</strong> Hausenblase hinzu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Masse noch einige Zeit<br />

heiß stehen, damit der Geschmack der Zitronenschale mehr hervortritt. Zuletzt gießt man <strong>die</strong> Masse durch eine gebrühte<br />

Serviette <strong>und</strong> wiederholt <strong>die</strong>s, bis das Gelee ganz klar ist. Dann tut man es in eine Form, lässt es erstarren <strong>und</strong> stürzt es<br />

beim Anrichten. – Man kann auch einen Teil des Gelees mit Breton rot färben. Man gießt dann das rote Gelee zuerst in <strong>die</strong><br />

Form, lässt es auf Eis erstarren <strong>und</strong> fügt das gelbe Gelee hinzu. Auch schichtweise lässt es sich in eine Form bringen. Dann<br />

muss man aber jedes Mal darauf achten, dass <strong>die</strong> vorige Schicht vollständig erstarrt ist, ehe man eine neue Schicht<br />

dazugießt. Ferner darf das neu hinzugegebene Gelee weder zu warm noch zu kalt sein.<br />

Weingelee mit Agar-Agar<br />

Man löst 35 g Agar-Agar mit 1 Glas Wein auf, ferner setzt man 300 g harten Zucker mit 1 Obertasse Wasser auf, kocht ihn<br />

klar <strong>und</strong> gießt nun 1 Flasche Wein dazu, in <strong>die</strong> man <strong>die</strong> Schale von 1/2 Zitrone ausziehen ließ. Nachdem man den Saft von<br />

1 Zitrone hinzugegeben, lässt man den Wein bis zum Kochen heiß werden, nimmt ihn vom Feuer, fügt den aufgelösten<br />

Agar-Agar hinzu <strong>und</strong> lässt den Wein noch kurze Zeit verdeckt stehen. Danach verfährt man nach »Feines Weingelee mit<br />

Hausenblase«.<br />

Weingelee mit Gelatine<br />

35 g Gelatine, 1 Flasche guter Wein, 125 g Zucker, 2 Zitronen. Die Gelatine wird aufgelöst, <strong>die</strong> gelbe Schale der Zitrone mit<br />

einem scharfen Messer möglichst fein abgeschält <strong>und</strong> 30 Minuten in 1 Glas Wasser zugedeckt hingestellt, worauf <strong>die</strong> Schale<br />

entfernt wird. Nachdem <strong>die</strong> Gelatine aufgelöst ist, wird sie mit Wein, Zitronensaft, Zucker <strong>und</strong> Zitronenwasser zugedeckt bis<br />

zum Kochen gebracht, durch ein feines Tuch geseiht, in eine Schale oder in kleine Gläser getan <strong>und</strong> an einen kalten Ort<br />

gestellt. Je schneller das Gelee erstarrt, desto schöner <strong>und</strong> fester wird es.<br />

Zitronengelee<br />

Man bereitet es wie »Weingelee mit Agar-Agar« <strong>und</strong> nimmt hierzu 1 Flasche Weißwein, 350 g Zucker, 2 bis 3 Nelken, den<br />

Saft von 4 <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schale von 1 Zitrone, endlich 30 g Agar-Agar, das man mit Weißwein aufgelöst hat. Man serviert das<br />

Gelee in einer Schale <strong>und</strong> verziert es mit eingezuckerten Zitronenscheiben.<br />

Punschgelee von Hausenblase<br />

50 g Hausenblase wird in Wasser aufgelöst <strong>und</strong> mit 375 g Zucker, worauf 1 Zitrone abgerieben wurde, 500 ml Wein, dem<br />

Saft von 6 Zitronen <strong>und</strong> 1 geschlagenen Eiweiß bis zum Kochen gebracht. Danach wird der Schaum abgenommen, der Topf<br />

vom Feuer gesetzt, 250 ml Rum durchgerührt <strong>und</strong> das Gelee durch ein feines Tuch in eine mit Mandelöl bestrichene Form<br />

geschüttet. Nachdem es gestürzt ist, kann man es mit fein gestifteten Mandeln, <strong>die</strong> man vorher gebrüht <strong>und</strong> abgezogen,<br />

bestecken.<br />

Gelee mit Früchten<br />

Man kocht ein Wein- oder Zitronengelee nach Vorschrift, gießt dasselbe in eine Assiette, setzt Früchte der mannigfaltigsten<br />

Art, als Erdbeeren, Kirschen, Himbeeren, Johannisbeeren usw. in zierlicher Ordnung hinein <strong>und</strong> lässt das Gelee fest<br />

werden.<br />

Fruchtgelee von Himbeeren, Johannisbeeren, sauren Kirschen oder Erdbeeren<br />

250 g Zucker wird mit 750 ml Wasser <strong>und</strong> 1 Eiweiß geläutert, ausgeschäumt, mit 1 l Himbeeren, Johannisbeeren, sauren<br />

Kirschen oder Erdbeeren ans Feuer gesetzt, wo es 2 St<strong>und</strong>en langsam ziehen muss, <strong>und</strong> durch ein Tuch gegeben, ohne es<br />

zu drücken. Der durchgelaufene Saft wird mit 50 g aufgelöster Gelatine vermischt <strong>und</strong> in eine Assiette gegeben. Statt des<br />

frischen Obstes kann man auch eingekochten Saft gebrauchen <strong>und</strong> dann weniger Zucker nehmen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 182 von 245


Apfelsinengelee<br />

250 g Zucker, auf dem man <strong>die</strong> Schale von 1 Apfelsine abgerieben hat, wird mit 1 Obertasse Wasser klar gekocht <strong>und</strong><br />

geschäumt, dann gibt man 1/2 Flasche Rheinwein <strong>und</strong> den Saft von 3 Apfelsinen dazu. Nachdem alles bis zum Sieden<br />

erhitzt ist, tut man 30 g Gelatine hinzu, sowie 2 schaumig geschlagene Eiweiß. Man rührt <strong>die</strong> Masse noch einige Zeit auf<br />

dem Feuer <strong>und</strong> stellt sie dann verdeckt zur Seite, damit das Eiweiß gerinnt. Dann gießt man das Gelee durch eine Serviette<br />

<strong>und</strong> füllt einen Teil desselben in <strong>die</strong> Form. Wenn das Gelee erstarrt ist, belegt man es mit Apfelsinenscheiben, <strong>die</strong> man<br />

gehäutet <strong>und</strong> entkernt hat, <strong>und</strong> gießt wieder Flüssigkeit darauf. Ist <strong>die</strong>se erstarrt, so lässt man eine zweite Lage<br />

Apfelsinenscheiben folgen <strong>und</strong> füllt <strong>die</strong> Form mit Sulze. Man stürzt <strong>die</strong> Sulze beim Anrichten <strong>und</strong> garniert den Rand mit<br />

eingezuckerten Apfelsinenscheiben.<br />

Ananasgelee<br />

Zu einer mittelgroßen Ananas nimmt man 500 g Zucker, den Saft von 1 Zitrone, 2 Glas guten Rheinwein <strong>und</strong> 30 g Gelatine.<br />

Man schält <strong>die</strong> Ananas, schneidet das Fleisch in feine Schnitten <strong>und</strong> kocht sie etwa 5 Minuten in 500 ml Wasser. Dann<br />

nimmt man sie heraus <strong>und</strong> lässt sie auf einem Siebe abtropfen. Statt der Ananasscheiben gibt man nun <strong>die</strong> Schale in das<br />

kochende Wasser <strong>und</strong> lässt sie gut ausziehen. Den Saft seiht man durch ein Tuch <strong>und</strong> kocht den Zucker damit klar, gießt<br />

auch noch etwas Wasser hinzu, falls der Saft sehr eingekocht ist. Hierauf gibt man den Wein <strong>und</strong> den Zitronensaft dazu <strong>und</strong><br />

vermischt <strong>die</strong> aufgelöste Gelatine mit dem Gelee. Man schüttet das Gelee mit den Ananasscheiben in eine Glasschale.<br />

Russisches Gelee<br />

Diese Sulze kann man sowohl von den beschriebenen Weingelees, wie auch von den Fruchtgelees bereiten; am besten<br />

eignet sich Rheinweingelee. Einen geringen Teil des Gelees färbt man mit Breton rot, gießt es in eine Form <strong>und</strong> lässt es<br />

fest, jedoch nicht ganz starr werden. Das übrige helle Gelee tut man in einen Topf, stellt <strong>die</strong>sen auf Eis <strong>und</strong> schlägt das<br />

Gelee mit einem silbernen Löffel, bis es ganz weiß <strong>und</strong> schaumig wird; sobald es anfängt, dick zu werden, gießt man es in<br />

<strong>die</strong> Form auf das rote Gelee, das jedoch, wie schon oben gesagt, nicht zu fest sein darf, weil sonst <strong>die</strong> beiden Schichten<br />

nicht aneinander haften.<br />

Arrowrootgelee<br />

Man stellt <strong>die</strong> Schale von 1 Zitrone mit 500 ml Wasser auf, verdeckt das Gefäß <strong>und</strong> lässt es 12:00 St<strong>und</strong>en ziehen. Dann<br />

nimmt man <strong>die</strong> Schale heraus, verrührt das Wasser mit 6 Esslöffel Arrowroot, 2 Esslöffel Arrak, dem Saft von 3 Zitronen,<br />

1/2 Teelöffel Vanilleessig <strong>und</strong> 125 g Zucker. Nachdem man <strong>die</strong> Masse auf dem Feuer hat klar kochen lassen, gießt man sie<br />

zum Erkalten in Punschgläser <strong>und</strong> serviert sie recht kalt.<br />

Weißbiergelee<br />

Man gießt 1 Flasche doppeltes Weißbier in eine Kasserolle, fügt den Saft von 1 Zitrone <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schale von 1/2, ferner<br />

2 Esslöffel Rum, 250 g Zucker <strong>und</strong> 30 g rote Gelatine hinzu. Man rührt <strong>die</strong> Masse auf dem Feuer, bis sie beginnt zu kochen;<br />

dann gießt man sie durch eine Serviette <strong>und</strong> lässt das Gelee erstarren. Beim Anrichten garniert man es mit Schlagsahne.<br />

Punschgelee<br />

Man bereitet ziemlich starken Tee, gießt ihn durch ein Sieb <strong>und</strong> fügt 2 Obertassen davon zu 200 g geklärtem Zucker.<br />

Hierauf gibt man den Saft von 1 Zitrone oder Pomeranze dazu, sowie 1/2 Weinglas guten Jamaika-Rum. Nachdem alles bis<br />

zum Kochen erhitzt ist, tut man 20 g Hausenblase, <strong>die</strong> man in 1/2 Glas Rotwein aufgelöst hat, hinzu, gießt <strong>die</strong> Sulze durch<br />

ein Tuch <strong>und</strong> füllt sie in Gläser, in denen man sie, wenn sie erstarrt ist, serviert.<br />

Weingelee mit Äpfeln<br />

Von 500 g recht schönen Äpfeln wird ein dickes Mus bereitet, das man mit Zitronensaft, Zucker <strong>und</strong> etwas Rum abschmeckt<br />

<strong>und</strong> dann recht kalt stellt. Nun bereitet man von 1/2 Flasche Rheinwein Weingelee, füllt den Boden der Form damit <strong>und</strong> lässt<br />

es erstarren. Hierauf streicht man eine dicke Schicht von dem erkalteten Apfelmus, doch so, dass rings vom Rande ein<br />

fingerbreiter Streifen frei bleibt. Nun gießt man wieder Flüssigkeit darauf <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>selbe erstarren. Dies wird wiederholt,<br />

bis <strong>die</strong> Form gefüllt ist. Man muss das Gelee ziemlich fest bereiten <strong>und</strong> darf es erst kurz vor dem Anrichten stürzen, damit es<br />

nicht zerreißt; alsdann kann man es mit feinen Mandelstiften spicken.<br />

Berberitzengelee<br />

500 g recht reife Berberitzen werden abgerupft, gewaschen <strong>und</strong> zum Abtropfen auf ein Sieb getan; danach werden sie mit<br />

150 g geläutertem Zucker aufgekocht <strong>und</strong> müssen zugedeckt auskühlen. Nun gibt man 30 g aufgelöste Hausenblase dazu,<br />

gießt <strong>die</strong> Sulze durch ein Tuch <strong>und</strong> lässt sie erstarren.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 183 von 245


Das Servieren des Gelees<br />

Man serviert <strong>die</strong> Gelees in Glas- oder Kristallschüsseln, auch wohl in kleinen Portionsgläsern, oder man stürzt sie beim<br />

Anrichten. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke taucht man <strong>die</strong> Form so tief, wie sie mit Gelee angefüllt ist, einige Augenblicke in heißes<br />

Wasser <strong>und</strong> stürzt dann das Gelee auf eine flache Schüssel, indem man sie auf <strong>die</strong> Form legt <strong>und</strong> <strong>die</strong>se dann schnell<br />

umwendet.<br />

Gefrorenes<br />

Die erforderlichen Gerätschaften<br />

Die erforderlichen Gerätschaften sind eine Gefrierbüchse; das ist eine kegelförmige, ziemlich hohe Büchse mit fest<br />

schließendem Deckel <strong>und</strong> einer Handhabe zum Drehen. Die aus Zinn oder Kupfer sind mehr zu empfehlen als solche aus<br />

Blech, weil in letzteren das Eis leicht zu fest wird. Ferner braucht man einen Eimer, der so hoch sein muss wie <strong>die</strong><br />

Gefrierbüchse, <strong>und</strong> so weit, dass man um <strong>die</strong>selbe bequem Eisstücke legen kann. Am besten sind verzinnte Eiseimer, <strong>die</strong><br />

am Boden mit einem Zapfloch versehen sind, weil man da das Wasser ablassen kann, das sich im Eimer bildet. –<br />

Außerdem ist ein Holzspatel oder Kupferspatel mit langem Griff erforderlich, mit dem das Gefrorene von den Wandungen<br />

der Büchse losgestochen wird.<br />

Salz <strong>und</strong> Eis<br />

Ein Haupterfordernis ist Eis <strong>und</strong> Salz. Man rechnet auf 1 Eimer Eis 1 bis 2 kg Koch- oder Viehsalz; das letztere ist billiger.<br />

Das Eis muss zerkleinert werden, denn je feiner das Eis ist, desto leichter lässt es sich packen, um so langsamer<br />

zerschmilzt es, um so größere Kälte erzeugt es.<br />

Das Gefrieren<br />

Zuerst schüttet man eine Hand hoch Eis in den Eimer <strong>und</strong> ein paar Handvoll Salz darüber, dann setzt man <strong>die</strong> mit Creme<br />

gefüllte Büchse, fest zugemacht, hinein, legt an den Seiten r<strong>und</strong> herum eine Lage Eis, streut wieder eine Handvoll Salz<br />

darüber, stellt <strong>die</strong> Büchse fest <strong>und</strong> fährt mit dem Eis- <strong>und</strong> Salzstreuen fort. Die Büchse <strong>und</strong> das Eis müssen mit der Höhe<br />

des Eimers gleichstehen. Dann streut man noch 1 Hand voll Salz darüber. So lässt man <strong>die</strong> Büchse 15 Minuten im Eise<br />

stehen, dreht sie am Griff einige Mal herum, ohne sie zu heben, nimmt den Deckel behutsam ab, rührt mit einem glatten<br />

Spatel <strong>die</strong> Masse durch <strong>und</strong> macht das, was sich am Boden <strong>und</strong> an den Seiten angesetzt hat, los, während man mit der<br />

anderen Hand <strong>die</strong> Büchse immer so schnell als möglich im Kreise um den Spaten dreht; doch muss man ja vorsichtig dabei<br />

sein, dass kein Eis von außen in <strong>die</strong> Büchse falle. Ist nun <strong>die</strong> Masse gut gerührt, so macht man <strong>die</strong> Büchse wieder fest zu<br />

<strong>und</strong> lässt sie nochmals 15 Minuten ruhig stehen, worauf man wieder umrührt. So fährt man fort, bis <strong>die</strong> Masse dick <strong>und</strong><br />

geschmeidig wird <strong>und</strong> sich wie dicke Sahne rühren lässt. Beim Anrichten wird das Eis gestürzt. – Ungemein erleichtert wird<br />

<strong>die</strong> Eisbereitung durch <strong>die</strong> mechanische Eismaschine.<br />

Vanilleeis<br />

Man lässt 4 g Vanille in etwas Milch langsam auskochen, presst es durch ein Stückchen Leinwand <strong>und</strong> rührt hinzu:<br />

16 frische Eidotter, 2 l gute, frische Sahne <strong>und</strong> 370 g Zucker <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>s unter beständigem Rühren bis vors Kochen<br />

kommen, gießt es schnell in eine bereitstehende tiefe Schüssel <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> Masse so lange, bis sie nicht mehr heiß ist,<br />

damit sich keine Haut bilde. Ganz kalt geworden, füllt man sie in <strong>die</strong> Gefrierbüchse <strong>und</strong> verfährt weiter nach Vorschrift.<br />

Nuss-Eis<br />

125 g Haselnusskerne werden mit kochendem Wasser gebrüht, von der braunen Haut befreit <strong>und</strong> mit etwas Sahne fein<br />

gestoßen. Hierauf lässt man 1 l Sahne mit 1/2 Schote Vanille aufkochen, gibt <strong>die</strong> gestoßenen Nüsse hinein <strong>und</strong> lässt alles<br />

zusammen 5 bis 10 Minuten kochen. Nachdem man <strong>die</strong> Sahne durch ein Tuch gegossen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Nüsse gut ausgedrückt<br />

hat, rührt man 8 Eidotter darunter, fügt 250 g Zucker hinzu <strong>und</strong> rührt es auf dem Feuer zu einer dicklichen Creme. Nachdem<br />

man sie unter stetem Umrühren hat auskühlen lassen, füllt man sie in <strong>die</strong> Gefrierbüchse <strong>und</strong> verfährt weiter nach Vorschrift.<br />

Kaffee-Eis<br />

Man brennt 125 g besten Kaffee hellbraun, schüttet <strong>die</strong> Bohnen so heiß, wie sie aus dem Kaffeeröster kommen, in 1 l<br />

kochende Sahne <strong>und</strong> lässt sie einige Zeit gut zugedeckt stehen. Dann fügt man 250 g Zucker, sowie 12 Eigelb zu der<br />

durchgegossenen Sahne <strong>und</strong> verrührt <strong>die</strong> Masse auf dem Feuer zu einer dicken Creme, <strong>die</strong> man rührt, bis sie ausgekühlt<br />

ist. Hierauf füllt man sie in <strong>die</strong> Gefrierbüchse <strong>und</strong> verfährt weiter nach Vorschrift.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 184 von 245


Fürst-Pückler-Eis<br />

1,5 l Schlagsahne teilt man in 3 gleiche Portionen. Die 1. Portion schmeckt man mit Zucker <strong>und</strong> Vanille ab <strong>und</strong> mengt 100 g<br />

zerbröckelte süße Makronen darunter; <strong>die</strong> 2. Portion färbt man mit einigen Tropfen Breton rosa, gibt 1 kleines Glas<br />

Maraschino hinein <strong>und</strong> schmeckt sie mit Zucker ab; zur dritten Portion gibt man 200 g fein geriebene Schokolade <strong>und</strong> den<br />

nötigen Zucker. Mit <strong>die</strong>ser Masse füllt man nun eine hohe Kegelform schichtweise oder gibt einen Teil nach dem andern<br />

hinein; alsdann schließt man <strong>die</strong> Form gut, vergräbt sie in Eis <strong>und</strong> Salz <strong>und</strong> lässt sie 2:00 St<strong>und</strong>en unberührt stehen, damit<br />

<strong>die</strong> Sahne recht gefriert.<br />

Maraschino-Eis<br />

250 g Staubzucker, 750 ml abgekochte süße Sahne, der Saft von 1 Zitrone <strong>und</strong> 2 Likörgläser Maraschino werden gut miteinander<br />

vermischt, in eine Gefrierbüchse geschüttet <strong>und</strong> nach Vorschrift weiter behandelt.<br />

Punsch-Eis<br />

Knapp 1 l Wasser, knapp 1 l Wein, 500 g Zucker, 1 Stück Vanille, Zimt <strong>und</strong> <strong>die</strong> am Zucker abgeriebene Schale 1 Zitrone, der<br />

Saft von 4 Zitronen <strong>und</strong> 12 Eidotter. Dies lässt man unter starkem Rühren bis vors Kochen kommen <strong>und</strong> gießt es, des sehr<br />

leichten Gerinnens halber, schnell in eine Schüssel. Während des Gefrierens rührt man beim Öffnen der Büchse nach <strong>und</strong><br />

nach 4 Tassen Arrak unter <strong>die</strong> Masse.<br />

Apfelsinen-Eis<br />

250 g Zucker wird mit 1 Tasse Wasser gekocht <strong>und</strong> ausgeschäumt. Dann gibt man <strong>die</strong> auf Zucker abgeriebene Schale von<br />

1 Apfelsine, den Saft von 8 Apfelsinen <strong>und</strong> 2 Zitronen, 2/2 Flasche Malaga <strong>und</strong> 20 g in etwas Wein aufgelöste Hausenblase<br />

hinzu <strong>und</strong> lässt es in der Büchse gefrieren.<br />

Himbeer-Eis<br />

Man nimmt den Saft von 1 kg ausgepressten Himbeeren, 375 g mit Wasser ausgeschäumten Zucker, 500 ml Weißwein <strong>und</strong><br />

einige Stücke Zimt, lässt es zusammen aufkochen <strong>und</strong> dann gefrieren.<br />

Aprikosen-Eis<br />

500 g Aprikosen werden entsteint, mit 500 g geklärtem Zucker weich gekocht <strong>und</strong> durch ein Haarsieb gestrichen. Dies<br />

Fruchteis rührt man mit 10 Eigelb auf dem Feuer zu einer dicken Creme <strong>und</strong> lässt es erkalten. Schließlich rührt man 1,5 l<br />

ganz steife Schlagsahne darunter, füllt <strong>die</strong> Masse in 1 oder 2 Formen <strong>und</strong> lässt sie im Eis gefrieren.<br />

Quitten-Eis<br />

Die Quitten, <strong>die</strong> vorher geschält sind, werden mit Wasser <strong>und</strong> einigen Stückchen Zimt ganz weich gekocht <strong>und</strong> zerdrückt,<br />

durch ein feines Sieb gerieben, mit Zucker vermischt, in <strong>die</strong> Gefrierbüchse gefüllt <strong>und</strong> nach Vorschrift weiter behandelt. Zu<br />

1 kg durchgerührter Quitten nimmt man 500 g Zucker.<br />

Ananas-Eis<br />

Für 8 bis 10 Personen. Eine mittelgroße, sehr reife Ananas wird geschält <strong>und</strong> auf dem Reibeisen fein gerieben. Unterdes hat<br />

man 500 g Zucker geklärt <strong>und</strong> mit 500 ml Wasser aufgekocht, gibt den Saft von 2 Zitronen, sowie <strong>die</strong> geriebene Ananas<br />

dazu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Masse auskühlen. Hierauf lässt man sie in der Gefrierbüchse nach Vorschrift gefrieren.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 185 von 245


Backwerk<br />

Allgemeines<br />

Das Geraten des Backwerks<br />

Das Geraten jedweder Bäckerei hängt vorzüglich von 3 Bedingungen ab. Die Zutaten müssen tadellos <strong>und</strong> vollständig frisch<br />

fein. Das Verarbeiten derselben muss gut <strong>und</strong> richtig vor sich gehen. Der zum Backen erforderliche Hitzegrad muss gut<br />

getroffen sein.<br />

Die Zutaten<br />

Über <strong>die</strong> Zutaten merke man sich, das Mehl darf nicht an einem feuchten Ort aufbewahrt werden. Es muss völlig trocken<br />

sein. Zu <strong>feinere</strong>m Gebäck muss das Mehl ebenso wie der geriebene Zucker vor dem Gebrauch durch ein Sieb gerührt<br />

werden. Man wendet nur gute Butter an <strong>und</strong> entfernt durch Waschen <strong>und</strong> Kneten <strong>die</strong> salzigen <strong>und</strong> wässerigen Teile. Topfoder<br />

Fassbutter lässt man vorher langsam schmelzen <strong>und</strong> gießt sie vom käsigen Bodensatze ab. Die Eier müssen ebenfalls<br />

frisch sein. Da ein einziges Ei durch schlechten Geschmack das ganze Gebäck verderben kann, so muss man <strong>die</strong> Eier stets<br />

einzeln in einem besonderen Gefäß aufschlagen. Bei Herstellung von Hefengebäck muss man <strong>die</strong> Zutaten wenigstens<br />

einige St<strong>und</strong>en, in kalter Jahreszeit abends vorher, in ein warmes Zimmer stellen. Andere Bäckereien müssen dagegen mit<br />

kalten Zutaten bereitet werden.<br />

Die Gewürze sowohl, wie Rosinen <strong>und</strong> Korinthen müssen von bester Qualität sein. Über <strong>die</strong> Vorbereitung siehe »Korinthen<br />

<strong>und</strong> Rosinen reinigen«.<br />

Das Treiben der Kuchen<br />

Die Presshefe oder Bärme, <strong>die</strong> der Bierhefe vorzuziehen ist, darf nicht bröcklig sein, sondern muss sich wie Speck<br />

schneiden lassen. Noch einfacher <strong>und</strong> vorteilhafter lassen sich <strong>die</strong> gerührten Kuchen mit Backpulver oder mit Natron <strong>und</strong><br />

Cremortartari herstellen. Sehr zu empfehlen sind auch <strong>die</strong> Backmehle, welche nicht nur den treibenden Stoff, sondern auch<br />

alle gewünschten Kuchengewürze enthalten. Derartige Kuchen lassen sich viel schneller bereiten als Hefenteigkuchen <strong>und</strong><br />

geraten immer.<br />

Das Einrühren der Hefenkuchen<br />

Das Einrühren der Hefenkuchen geschieht an einem zugfreien warmen Orte. Um <strong>die</strong> Butter zu Schaum zu rühren, stellt man<br />

sie einige Minuten auf kochendes Wasser oder an eine warme Herdstelle, damit sie erweicht, aber nicht schmilzt. Man reibt<br />

sie dann mit einer Reibkeule in der Reibsatte, bis sie Blasen wirft.<br />

Das Einrühren von Blätter- <strong>und</strong> Butterteig<br />

Das Einrühren von Blätter- <strong>und</strong> Butterteig, sowie der mit Backpulver oder Backmehl hergestellten Kuchen muss an einem<br />

kühlen Orte geschehen. Diese Kuchen dürfen auch nicht vor dem Backen aufgehen, sondern müssen so lange am kühlen<br />

Orte stehen bleiben, bis sie in den Ofen geschoben werden. Die Eier, von denen das Weiße zu Schnee geschlagen werden<br />

soll, halte man vorher ebenfalls kühl.<br />

Das Rühren<br />

Das Rühren muss ohne Unterbrechung sehr rasch <strong>und</strong> lebhaft geschehen <strong>und</strong> darf nicht langsamer beendet werden, als<br />

angefangen worden ist. Auf <strong>die</strong>se Weise reicht 15 Minuten <strong>für</strong> das Rühren nach der Mischung hin. St<strong>und</strong>enlang rühren hilft<br />

zu nichts <strong>und</strong> ist nur zeitraubend. Ist der Teig gut gerührt, so wird er noch dadurch ungemein verbessert, dass <strong>die</strong> Masse<br />

ununterbrochen 15 Minuten recht derbe geschlagen wird. Bei einem weichen Teige geschieht <strong>die</strong>ses mit der r<strong>und</strong>en Seite<br />

des Rührlöffels, bei festeren Teigen schlage man mit den Händen. Hierauf stelle man den Hefenteig an einen warmen,<br />

zugfreien Ort, bedecke ihn mit einem sauberen, erwärmten Tuche <strong>und</strong> lasse ihn langsam 1:30 bis 2:00 St<strong>und</strong>en aufgehen.<br />

Das Hebstück<br />

Zu Hefeteig setzt man oft erst ein Hebstück. Man zerkleinert dazu <strong>die</strong> Bärme, verquirlt sie mit lauwarmer Milch, fügt etwas<br />

Zucker hinzu <strong>und</strong> gießt <strong>die</strong> Masse in eine Schüssel mit Mehl. Nun verrührt man beides leicht miteinander <strong>und</strong> stellt das<br />

Hebstück mit einem Tuche zugedeckt an einen warmen Ort. Sobald es etwa um das Doppelte hoch gegangen ist, kann man<br />

es weiter zum Teig verarbeiten.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 186 von 245


Die Formen <strong>und</strong> Bleche<br />

Die Formen <strong>und</strong> Bleche, <strong>die</strong> man Kuchenbacken verwendet, dürfen niemals ausgewaschen werden, sondern müssen immer<br />

wieder nur mit Löschpapier gesäubert werden. Vor dem Backen streicht man sie mittels eines Pinsels mit zerlassener Butter<br />

aus. Man kann <strong>für</strong> <strong>feinere</strong> Kuchen <strong>die</strong> Formen auch mit Papier auslegen oder mit geriebener Semmel ausstreuen. Bei<br />

Kuchen mit Hefeteig oder Backpulver darf man <strong>die</strong> Formen nur halb voll Teig füllen.<br />

Der Hitzegrad<br />

Wichtig <strong>für</strong> das Geraten ist der Hitzegrad. Diesen muss man erst ausprobieren <strong>und</strong> gegebenenfalls <strong>die</strong> Hitze durch<br />

Nachlegen von Feuerung resp. durch Öffnen oder Schließen der Klappen regulieren. Wenn sich ein in den Ofen gelegtes<br />

Papier schnell gelb färbt, so ist <strong>die</strong>s der erste Hitzegrad, <strong>für</strong> Blätter-, Butter- <strong>und</strong> Hefeteig geeignet. Wird das Papier langsam<br />

gelb, so hat <strong>die</strong> Hitze den zweiten Grad erreicht, der <strong>für</strong> <strong>die</strong> meisten Kuchen nötig ist. Wird das Papier erst nach geraumer<br />

Zeit gelb, so ist <strong>die</strong>s der dritte Hitzegrad, geeignet <strong>für</strong> Gebäck, das austrocknen muss.<br />

Das Garsein der Kuchen<br />

Vom Garsein der Kuchen überzeuge man sich durch Hineinstechen eines spitzen Hölzchens oder einer Stricknadel bis auf<br />

den Gr<strong>und</strong> des Kuchens. Beim Herausziehen darf nichts vom Teig daran hängen bleiben. Alsdann ist der Kuchen gar. Ist<br />

der Kuchen aus dem Ofen genommen, so stellt man <strong>die</strong> Form etwa 10 Minuten an einen warmen zugfreien Ort, nehme dann<br />

erst den Kuchen heraus, bringe ihn aber noch nicht gleich in ein kaltes Zimmer. Auch vermeide man, den Kuchen beim<br />

Herausnehmen zu schütteln oder stark zu bewegen, wodurch <strong>die</strong> Kuchen leicht zusammenfallen.<br />

Glace oder Zuckerguss zu Torte oder kleinem Backwerk<br />

125 g feine durchsiebte Raffinade, 1 zu Schaum geschlagenes Eiweiß, Saft 1 Zitrone oder 1 Esslöffel Rum oder Arrak. –<br />

Zucker <strong>und</strong> Zitronensaft werden gerührt <strong>und</strong> das Eiweiß teelöffelweise allmählich hinzugegeben, während man den Guss<br />

fortwährend nach einer Seite hin rührt, bis er schneeweiß geworden. Dies wird, wenn der Kuchen auf der Schüssel erkaltet<br />

ist, darüber gestrichen <strong>und</strong> getrocknet.<br />

Zuckerguss unschädlich zu färben<br />

Man kann Zuckerguss nach »Glace oder Zuckerguss zu Torte oder kleinem Backwerk« auf folgende Weise färben. Man<br />

lässt den Zitronensaft fort <strong>und</strong> färbt braun, indem man etwas geriebene Schokolade in <strong>die</strong> Masse rührt; rosa oder hochrote<br />

Farbe erzielt man durch einen kleineren oder größeren Zusatz von Breton. Blau färbt man mit Veilchensaft <strong>und</strong> gelb mit<br />

Zitronenzucker oder etwas Safran, worauf einige Tropfen Branntwein gegeben sind. Um grün zu färben, tut man das Eiweiß,<br />

das zum Zucker gebraucht werden soll, mit 35 g rohen Kaffee in ein Töpfchen <strong>und</strong> lässt es eine Nacht stehen, worauf es am<br />

anderen Tage grün ist, oder man verwendet den Saft aus zerstoßenen Spinatblättern.<br />

Spritzglasur<br />

150 g weißer Puderzucker wird mit 1 Teelöffel Zitronensaft <strong>und</strong> 1 Eiweiß dick <strong>und</strong> schaumig gerührt. Nun macht man <strong>die</strong><br />

Probe, ob ein mit <strong>die</strong>ser Glasur aufgesetzter Punkt fest stehen bleibt oder nicht. Sollte der Punkt auseinander laufen, so fügt<br />

man noch Puderzucker hinzu, bis <strong>die</strong> Glasur <strong>die</strong> nötige Festigkeit zeigt.<br />

Streuzucker oder Hagelzucker<br />

Man gibt 125 g Mohnsamen in eine flache Schüssel <strong>und</strong> kocht 125 g Zucker, den man vorher in Wasser getaucht hat. Wenn<br />

er nicht mehr heiß ist, gibt man 1 Löffel voll auf den Mohnsamen <strong>und</strong> rührt ihn mit der flachen Hand so lange, bis er anfängt<br />

kalt zu werden; <strong>die</strong>s wiederholt man 6 bis 8mal, bis der Zucker verbraucht ist. Man kann ihn, wie unter »Zuckerguss<br />

unschädlich zu färben« angegeben, unschädlich färben.<br />

Blätterteig feinster Art<br />

500 g feines, trocknes Mehl, ebensoviel gute Butter, ungefähr 1 bis 1,5 Tasse kaltes Wasser, 1 Glas Rum oder Arrak <strong>und</strong><br />

1 ganzes Ei. – Abends vorher wird <strong>die</strong> Butter gut ausgewaschen, einen Finger dick platt auseinander gedrückt <strong>und</strong> auf<br />

einem Teller in den Keller gestellt. Am andern Tage macht man in der Mitte des Mehls eine Vertiefung, gibt Ei, Wasser <strong>und</strong><br />

Rum hinein, rührt mit einem Messer das Mehl dazu <strong>und</strong> verarbeitet den Teig mit den Händen. Er darf nicht zu steif sein,<br />

aber auch nicht an den Händen kleben. Dann rollt man ihn einen kleinen Finger dick aus, legt <strong>die</strong> Butter darauf <strong>und</strong> schlägt<br />

den Teig rechts <strong>und</strong> links über <strong>die</strong> Butter, ebenso auch <strong>die</strong> beiden andern Seiten <strong>und</strong> lässt ihn im Kalten 30 Minuten ruhen.<br />

Darauf wird er ausgerollt, wobei man zum Über- <strong>und</strong> Unterstäuben nur wenig Mehl nehmen darf. Der Teig wird nun mit<br />

einem reinen Handbesen abgestäubt, damit kein Mehl darauf liegen bleibt, <strong>und</strong> dann nach angegebener Weise zum zweiten<br />

Male zusammengeschlagen, worauf man ihn wieder 30 Minuten liegen lässt. So geschieht es noch zweimal.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 187 von 245


Teigboden zur Torte<br />

Ehe der Teig (»Blätterteig feinster Art«) zum vierten Male ausgerollt wird, schneidet man ein Stück zum Rand ab, rollt<br />

alsdann das größere Stück dünn aus, legt einen Blechdeckel von gewünschter Größe darauf, fährt mit dem Tortenrädchen<br />

herum <strong>und</strong> schneidet den Tortenboden aus. Nun stäubt man etwas Mehl darüber, schlägt den Teig kreuzweis zusammen,<br />

weil man ihn so besser auf <strong>die</strong> Platte bringen kann, stäubt, sobald er auf der Backplatte liegt, das Mehl rein ab, bestreicht<br />

ihn ringsum, wo der Rand zu liegen kommt, mit Ausnahme der Schnittflächen, mit etwas Ei oder auch Wasser, legt von dem<br />

abgeschnittenen <strong>und</strong> ausgerollten Teig einen Rand darauf <strong>und</strong> sticht an verschiedenen Stellen mit dem Messer hinein,<br />

wodurch Blasen verhütet werden. Nachdem der Teig also behandelt, muss er ohne Aufschub sofort in den Ofen, andernfalls<br />

kann der Blätterteig nicht geraten. Man backe ihn beim 1. Hitzegrad nicht über 30 Minuten.<br />

Butterteig <strong>für</strong> Torten<br />

Zu 500 g feinem Mehl nimmt man 375 g gute, ausgewaschene Butter, 1 ganzes Ei, 1 Eidotter <strong>und</strong> 2 Esslöffel<br />

Franzbranntwein. Das Mehl wird in eine Schüssel getan, <strong>die</strong> Butter in kleine Stücke zerpflückt <strong>und</strong> unter das Mehl gemischt.<br />

Dann wird in der Mitte eine Vertiefung gemacht, in <strong>die</strong> man <strong>die</strong> Eier, mit 1 kleinen Obertasse Wasser zerschlagen, nebst<br />

dem Branntwein hineingibt. Nun wird mit dem Messer ein Teig daraus gemacht, der wie Blätterteig viermal ausgerollt <strong>und</strong> zu<br />

beliebigen Zwecken benutzt wird.<br />

Guter Butterteig zu Torten <strong>und</strong> Pasteten<br />

Man nimmt hierzu 500 g feines Mehl, 300 g gute, ausgewaschene Butter, 1 Ei, 1/2 Teelöffel Salz <strong>und</strong> so viel kaltes Wasser,<br />

etwa 1 Obertasse, dass der Teig nicht an den Händen klebt. Nachdem man den Teig geknetet, legt man ihn, in eine<br />

Serviette geb<strong>und</strong>en, über Nacht in kaltes Wasser <strong>und</strong> rollt ihn am andern Morgen aus. Für Pasteten bleibt er ohne Zucker,<br />

<strong>für</strong> Obstkuchen arbeitet man vor dem Ausrollen noch 75 g durchgesiebten Zucker hinzu. Soll <strong>die</strong> Torte mit einem Gitter<br />

belegt werden, so muss man 625 g Mehl nehmen.<br />

Guter Mürbeteig zu Torten<br />

Zu 500 g feinem Mehl nehme man 300 g Butter, 125 g durchgesiebten Zucker, 125 g gestoßene Mandeln, 1 Eidotter, 9 hart<br />

gekochte, fein gehackte Eigelb, <strong>und</strong> so viel Weißwein, dass ein Teig daraus gemacht werden kann, der sich leicht rollen<br />

lässt. Hiervon backt man ein Unter- <strong>und</strong> ein Oberblatt oder eine Gittertorte.<br />

Sahneteig zu Torten <strong>und</strong> Pasteten<br />

500 g feines trocknes Mehl, 300 g ausgewaschene Butter, reichlich 500 ml dicke säuerliche (nicht saure) Sahne, 2 gehäufte<br />

Esslöffel Zucker <strong>und</strong> 1/2 Teelöffel Salz. – Die Butter wird in Stückchen zerpflückt, mit dem Mehl vermischt, in der Mitte eine<br />

Vertiefung gemacht, <strong>die</strong> Zutaten werden hineingegeben, <strong>und</strong> im Kalten wird mit einem Messer so lange Mehl nach der Mitte<br />

hingezogen <strong>und</strong> gerührt, bis der Teig mit der Hand bearbeitet werden kann. Ist er fertig, so muss man ihn über Nacht, oder<br />

wenigstens einige St<strong>und</strong>en, in den Keller legen, weil man ihn sonst nicht rollen kann. Soll der Teig aber sogleich ausgerollt<br />

werden, so darf man nur reichlich <strong>die</strong> Hälfte der Sahne nehmen. – Zu Pasteten bleibt der Zucker weg.<br />

Hefeteig zu Obstkuchen<br />

500 g feines, gewärmtes Mehl, 250 g ausgewaschene Butter, 1 Ei, 2 Eidotter, 3 Esslöffel Zucker, reichlich 125 ml lauwarme<br />

Milch, 35 g Bärme <strong>und</strong> 1 Teelöffel Salz. Die Hälfte des Mehls setzt man mit der Milch <strong>und</strong> der Bärme zum Hebstück an.<br />

Nachdem es gut aufgegangen, arbeitet man das übrige Mehl, sowie <strong>die</strong> anderen Zutaten hinzu, schlägt den Teig nach<br />

Vorschrift, rollt ihn mit dem Mangelholz auseinander zur richtigen Größe <strong>und</strong> stellt ihn zum Aufgehen an einen warmen,<br />

zugfreien Ort.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 188 von 245


Torten <strong>und</strong> Kuchen<br />

Königsberger Marzipan<br />

500 g beste süße Mandeln, worunter 20 g bittere, werden gebrüht, geschält <strong>und</strong> 24:00 St<strong>und</strong>en zum Trocknen ausgebreitet.<br />

Hierauf stößt man sie so fein wie Mehl, dass kein Klümpchen darin zu finden ist, <strong>und</strong> vermischt sie mit 500 g feinstem<br />

Puderzucker recht gleichmäßig. Dann feuchtet man <strong>die</strong> Masse mit Rosenwasser an <strong>und</strong> verarbeitet sie zu einem möglichst<br />

festen, aber geschmeidigen Teig. Man bestäubt ein Kuchenbrett mit Puderzucker, setzt kleine Stücke Teig darauf, rollt sie<br />

messerrückendick aus <strong>und</strong> sticht davon r<strong>und</strong>e Kuchen oder Sterne aus. Dann rollt man etwas dickere Streifen aus, <strong>die</strong> man<br />

r<strong>und</strong> um <strong>die</strong> Figuren legt <strong>und</strong> mit Rosenwasser andrückt. Diese Streifen, <strong>die</strong> nun einen erhöhten Rand bilden, kerbt man mit<br />

einem Messer ein, legt <strong>die</strong> Stückchen Marzipan auf ein mit Papier bedecktes Blech <strong>und</strong> trocknet sie im Ofen ab. Oben<br />

müssen sie gelblich, von unten aber weiß, jedoch ganz trocken sein. Während <strong>die</strong>ses Backens oder vielmehr Abtrocknens<br />

rührt man 500 g Puderzucker mit Rosenwasser 30 Minuten lang. Sobald der Marzipan aus dem Ofen genommen <strong>und</strong> kalt<br />

geworden ist, füllt man ihn mit <strong>die</strong>sem Rosenzucker bis zum Rande, legt ihn auf eine flache Schüssel auseinander, lässt <strong>die</strong><br />

Zuckermasse trocknen <strong>und</strong> belegt sie mit süßen, eingemachten Früchten.<br />

Englischer Plumcake<br />

500 g frische Butter, <strong>die</strong> langsam geschmolzen, abgeklärt <strong>und</strong> wieder dick geworden ist, 500 g geriebener durchgesiebter<br />

Zucker, 500 g Puderstärke, 500 g gewaschene <strong>und</strong> wieder getrocknete Korinthen, 12 Eier, 70 g fein geschnittene Sukkade,<br />

8 g Zimt, 4 g Nelken, beide Gewürze fein gestoßen, <strong>und</strong> 1 Weinglas Madeira oder Arrak. Man reibt <strong>die</strong> Butter zur Sahne,<br />

nach <strong>und</strong> nach Eidotter, Gewürze, Zucker <strong>und</strong> Korinthen hinzu <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> Masse 30 Minuten so stark, dass sie Blasen<br />

wirft. Dann zieht man das zu Schaum geschlagene Eiweiß leicht durch, rührt nun <strong>die</strong> Stärke hinzu, sowie auch zuletzt den<br />

Madeira, setzt den Kuchen sofort in den Ofen <strong>und</strong> backt ihn bei Mittelhitze 1:30 St<strong>und</strong>en.<br />

Brauttorte<br />

500 g gut ausgewaschene Butter, 500 g mit Eiweiß fein gestoßene Mandeln, 500 g gestoßener, gesiebter Zucker, 500 g<br />

feines erwärmtes Mehl, 12 Eier, <strong>die</strong> abgeriebene Schale einer Zitrone <strong>und</strong> 1 Teelöffel Muskatblüte. – Zum Bestreichen<br />

gehören 4 Eidotter, 125 g Butter <strong>und</strong> der Saft von 4 Zitronen, wovon 1 Zitrone abgerieben wird. – Man rühre <strong>die</strong> Butter zu<br />

Sahne, gebe unter stetem Rühren abwechselnd nach <strong>und</strong> nach <strong>die</strong> übrigen Zutaten hinzu, ohne das Mehl <strong>und</strong> rühre <strong>die</strong>se<br />

Masse 15 Minuten. Dann rühre man das Mehl hinzu, sowie auch das zu Schaum geschlagene Eiweiß <strong>und</strong> backe davon<br />

4 r<strong>und</strong>e Kuchen bei 2. Grad Hitze dunkelgelb, nicht braun. Zum Bestreichen der Kuchen kocht man folgendes Zitronenmus:<br />

Man lässt <strong>die</strong> Butter auf schwachem Feuer schmelzen, rührt Zucker, Zitronenschale, Eidotter <strong>und</strong> Zitronensaft hinzu, rührt<br />

stark, bis es dicklich wird, nimmt es schnell vom Feuer, rührt noch eine Weile, bestreicht damit 3 Kuchen, legt sie<br />

aufeinander <strong>und</strong> den 4. Kuchen obenauf. Andern Tages schneidet man den Rand mit einem scharfen Messer glatt,<br />

bestreicht den Kuchen mit Zuckerguss <strong>und</strong> verziert ihn recht geschmackvoll mit Spritzglasur, eingemachten Früchten <strong>und</strong><br />

Myrtenblättchen.<br />

Wiener Punschtorte<br />

Man rührt 500 g Zucker mit 20 Eidotter schaumig, tut Zitronenschale <strong>und</strong> Zimt dazu <strong>und</strong> rührt nach <strong>und</strong> nach 500 g geklärte,<br />

noch warme Butter dazu, sowie 500 g Mehl. Zuletzt gibt man den Schnee der 20 Eier hinein <strong>und</strong> backt den Teig in 2 r<strong>und</strong>en<br />

Formen. Unterdes wird 250 g Zucker mit sehr wenig Wasser klar gekocht, <strong>und</strong> es werden der Saft von 4 Zitronen <strong>und</strong><br />

1/2 Flasche Rum dazu gesetzt. Mit <strong>die</strong>sem Punsch übergießt man <strong>die</strong> fertig gebackenen Tortenböden, bestreicht den einen<br />

mit guter Fruchtmarmelade, setzt den zweiten Tortenboden darauf <strong>und</strong> glasiert <strong>die</strong> Torte mit Punsch- oder Orangenglasur.<br />

Nachdem man sie im Ofen hat trocknen lassen, verziert man sie mit Spritzglasur <strong>und</strong> garniert sie mit eingemachten<br />

Früchten.<br />

Wiener Punschtorte<br />

Man rührt 500 g Zucker mit 20 Eidotter schaumig, tut Zitronenschale <strong>und</strong> Zimt dazu <strong>und</strong> rührt nach <strong>und</strong> nach 500 g geklärte,<br />

noch warme Butter dazu, sowie 500 g Mehl. Zuletzt gibt man den Schnee der 20 Eier hinein <strong>und</strong> backt den Teig in 2 r<strong>und</strong>en<br />

Formen. Unterdes wird 250 g Zucker mit sehr wenig Wasser klar gekocht, <strong>und</strong> es werden der Saft von 4 Zitronen <strong>und</strong><br />

1/2 Flasche Rum dazu gesetzt. Mit <strong>die</strong>sem Punsch übergießt man <strong>die</strong> fertig gebackenen Tortenböden, bestreicht den einen<br />

mit guter Fruchtmarmelade, setzt den zweiten Tortenboden darauf <strong>und</strong> glasiert <strong>die</strong> Torte mit Punsch- oder Orangenglasur.<br />

Nachdem man sie im Ofen hat trocknen lassen, verziert man sie mit Spritzglasur <strong>und</strong> garniert sie mit eingemachten<br />

Früchten.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 189 von 245


Baumkuchen<br />

Man bereitet nach »Wiener Punschtorte« <strong>die</strong> doppelte Menge Teig. Alsdann befestigt man am Bratspieß den ausgehöhlten<br />

Baum, bestreicht ihn mit Butter <strong>und</strong> umwickelt ihn mit weißem Papier, um das man in kleinen regelmäßigen Abständen<br />

ziemlich dicken Bindfaden befestigt. Nun wird der Baum über der offenen Flamme, zuerst langsam, dann schneller, gedreht,<br />

bis er völlig erwärmt ist, ohne dass das Papier braun wird. Nachdem man <strong>die</strong> herablaufende Butter mit einem Tuche<br />

abgewischt hat, gießt man <strong>die</strong> erste Schicht Teig um den Baum, wobei man <strong>die</strong>sen zuerst langsam <strong>und</strong> dann schneller<br />

dreht, damit sich Zacken bilden. Ist <strong>die</strong> erste Schicht hellgelb gebacken, so gießt man <strong>die</strong> zweite Schicht darüber <strong>und</strong> fährt<br />

fort, bis aller Teig verbacken ist. Damit der Kuchen recht lange Zacken bekommt, muss man beim Gießen recht schnell<br />

drehen. – Sobald der Kuchen fertig gebacken ist, spritzt man den Schnee von 6 Eiweiß darüber, bestreut ihn mit<br />

Puderzucker, lässt ihn austrocknen <strong>und</strong> auskühlen, ehe man ihn vom Baum herabzieht.<br />

Mandeltorte<br />

500 g recht frische süße <strong>und</strong> 15 g bittere Mandeln, 375 g gesiebter Zucker, 12 frische Eier, 1 Zitrone, 1 Teelöffel<br />

Muskatblüte, 2 gehäufte Esslöffel gesiebtes Kartoffelmehl. – Die Mandeln werden abgezogen, gewaschen, abgetrocknet<br />

<strong>und</strong> gerieben, <strong>die</strong> Eidotter mit dem Zucker, worauf <strong>die</strong> Zitrone abgerieben ist, nebst dem Saft derselben <strong>und</strong> Muskatblüte<br />

eine Weile gerührt, <strong>die</strong> Mandeln hinzu getan <strong>und</strong> <strong>die</strong> Masse gleichmäßig <strong>und</strong> ununterbrochen nach einer Richtung<br />

30 Minuten gerührt. Dann mischt man das zu festem Schaum geschlagene Weiße der Eier leicht durch, sowie hernach das<br />

Kartoffelmehl, füllt es sogleich in <strong>die</strong> bereitstehende zugerichtete Form, stellt sie bei Mittelhitze in den Ofen <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>sen<br />

Kuchen 1:15 St<strong>und</strong>e backen. An den Kuchen darf nicht gestoßen werden, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Unterhitze darf nicht stärker sein als <strong>die</strong><br />

Oberhitze. – Nachher überzieht man <strong>und</strong> verziert <strong>die</strong> Torte mit Zuckerguss oder mit Pomeranzenschale, <strong>die</strong> so dünn wie<br />

Papier geschnitten werden muss.<br />

Nusstorte<br />

100 g Walnüsse <strong>und</strong> 100 g ungeschälte süße Mandeln werden mit 2 Eiern ganz fein gestoßen. Nun rührt man 10 Eigelb mit<br />

200 g Zucker <strong>und</strong> etwas gestoßenem Zimt recht schaumig, mengt <strong>die</strong> gestoßenen Nüsse <strong>und</strong> Mandeln gut dazwischen,<br />

schlägt alles schaumig <strong>und</strong> fügt 100 g Kartoffel- oder Reismehl <strong>und</strong> zuletzt den Schnee der 10 Eiweiß hinzu. Dann fertigt<br />

man r<strong>und</strong>e Papierkapseln, streicht sie mit Butter aus, füllt <strong>die</strong> Masse hinein <strong>und</strong> backt <strong>die</strong> Tortenböden auf einem Blech bei<br />

mäßiger Hitze. Unterdes bereitet man eine Füllung, indem man 50 g abgezogene süße Mandeln <strong>und</strong> 100 g Walnüsse mit<br />

Rotwein oder Sahne ganz fein stößt <strong>und</strong> 100 g Zucker <strong>und</strong> so viel Rotwein oder Sahne darunter mengt, dass eine dicke<br />

Füllung entsteht. Nachdem <strong>die</strong> Tortenböden etwas ausgekühlt sind, entfernt man das Papier, bestreicht den einen Boden<br />

mit der Nussfüllung, deckt den andern darauf <strong>und</strong> schneidet <strong>die</strong> Torte r<strong>und</strong>. Alsdann überzieht man <strong>die</strong> Torte mit rosa<br />

Glasur, <strong>die</strong> man im Ofen trocknen lässt; unterdes taucht man halbe Walnusskerne in weiße Glasur <strong>und</strong> lässt sie ebenfalls im<br />

Ofen trocknen. Zuletzt taucht man <strong>die</strong> Unterseite der Nüsse in rosa Glasur, <strong>die</strong> man zu dem Zwecke zurückbehalten, <strong>und</strong><br />

belegt <strong>die</strong> Torte mit den Nüssen <strong>und</strong> mit eingemachten Früchten.<br />

Brottorte<br />

16 Eier, 500 g gesiebter Zucker, 500 g mit Eiweiß fein gestoßene Mandeln, 75 g gesiebte Schokolade, 75 g Zitronat, 5 g<br />

Zimt <strong>und</strong> ebensoviel gestoßener Kardamom, der Saft von 1 frischen Zitrone, 125 g bräunlich geröstetes gesiebtes Schwarzbrot,<br />

mit etwas Rotwein angefeuchtet <strong>und</strong> 1 Tasse Arrak. Eidotter, Zucker, Mandeln <strong>und</strong> Gewürz werden 15 Minuten stark<br />

gerührt. Dann wird das Schwarzbrot durchgemischt, sowie danach der steife Schaum von 12 Eiweiß; zuletzt wird der Arrak<br />

eben durchgerührt. Diese Masse wird in einer stark mit Butter bestrichenen <strong>und</strong> mit geröstetem Brot bestreuten Form<br />

1:00 bis 1:30 St<strong>und</strong>en wie Mandeltorte gebacken. Dann wird ein beliebiger Zuckerguss mit Zitronensaft <strong>und</strong> Schokolade<br />

darüber gemacht.<br />

Sandtorte<br />

500 g geklärte Butter wird nach Vorschrift zu Sahne gerieben; alsdann gibt man 10 Eigelb <strong>und</strong> 250 g Zucker hinzu, <strong>und</strong> zwar<br />

immer abwechselnd 1 Eigelb <strong>und</strong> etwas Zucker, <strong>und</strong> schlägt <strong>die</strong> Masse 1:00 St<strong>und</strong>e. Dann vermischt man 500 g Kartoffelmehl,<br />

6 zu Schnee geschlagene Eiweiß, 1/2 Teelöffel gestoßene Muskatblüte, das Abgeriebene einer Zitrone, <strong>und</strong><br />

1 Gläschen Rum damit, füllt <strong>die</strong> Masse in eine mit Butter ausgestrichene Form, backt sie langsam, glasiert sie mit<br />

Zuckerguss <strong>und</strong> verziert sie mit eingemachten Früchten.<br />

Rehrücken von Biskuit<br />

10 Eidotter, 50 g fein gestoßener gesiebter Zucker <strong>und</strong> <strong>die</strong> auf Zucker abgeriebene Schale von 1 Zitrone werden zu Schaum<br />

geschlagen. Zu <strong>die</strong>ser Masse setzt man 250 g feinstes Kraftmehl, sowie den Schnee der 10 Eiweiß. Die Rehrückenform, <strong>die</strong><br />

man gut ausgebuttert <strong>und</strong> mit grob gehackten Mandeln ausgestreut hat, füllt man mit dem Teige an <strong>und</strong> backt den Kuchen in<br />

mäßig heißem Ofen. Wenn er etwas erkaltet ist, stürzt man ihn <strong>und</strong> übersieht ihn mit Schokoladenguss.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 190 von 245


Biskuitroulade<br />

Oben beschriebenen Teig streicht man dünn auf ein mit Butter bestrichenes Blech <strong>und</strong> backt den Kuchen im mäßig heißen<br />

Ofen. Dann nimmt man das Biskuit vom Blech, indem man es umdreht, bestreicht <strong>die</strong> obere Seite mit Marmelade <strong>und</strong> rollt<br />

das Biskuit der Länge nach auf. Nachdem man das Blech nochmals mit Butter bestrichen, legt man das Biskuit darauf,<br />

überzieht <strong>die</strong> Oberseite mit steifem, gezuckertem Eiweißschnee <strong>und</strong> schiebt <strong>die</strong> Roulade in den Ofen, wo man sie gelb<br />

backen lässt.<br />

Schokoladenkuchen<br />

20 Eidotter, 15 Eiweiß, 625 g gesiebter Zucker, 250 g gesiebte Schokolade, 250 g gesiebte Stärke, 75 g fein geschnittenes<br />

Zitronat, 2 g Zimt, 1 Stückchen mit Zucker gestoßene Vanille. Die Eidotter schlägt man mit Zucker, Zitronat <strong>und</strong> Zimt<br />

15 Minuten, schlägt dann <strong>die</strong> Schokolade mit dem sehr steifen Schaum von 15 Eiern <strong>und</strong> danach <strong>die</strong> Stärke hinzu. Sobald<br />

alles gut verrührt ist, rührt man 1/2 Tasse Franzbranntwein durch. Man backt ihn wie Sandtorte <strong>und</strong> glasiert ihn mit<br />

Zuckerguss.<br />

Apfelsinentorte<br />

Man stößt 500 g Zucker, auf dem 3 Apfelsinen abgerieben sind, recht fein <strong>und</strong> rührt ihn mit 20 Eigelb schaumig; hierauf reibt<br />

man in einem andern Geschirr 400 g geklärte Butter zu Sahne, mischt 200 g feines Mehl darunter <strong>und</strong> verrührt nun das<br />

Eigelb <strong>und</strong> den Zucker mit der Masse. Nachdem man noch den Saft von 4 Apfelsinen dazugegeben hat, zieht man den<br />

Schnee der 20 Eiweiß leicht darunter <strong>und</strong> backt davon auf Papier 2 r<strong>und</strong>e Böden. Feine Aprikosenmarmelade wird unterdes<br />

mit geriebener Apfelsinenschale <strong>und</strong> etwas Saft vermischt. Nachdem <strong>die</strong> abgebackenen Tortenböden etwas verkühlt sind,<br />

löst man behutsam das Papier ab, bestreicht den einen Boden mit der Apfelsinencreme, setzt den zweiten darauf, schneidet<br />

beide r<strong>und</strong> <strong>und</strong> überzieht <strong>die</strong> Torte mit Zuckerglasur, der man einen Geschmack von Apfelsinensaft gegeben hat. Man lässt<br />

<strong>die</strong> Glasur im Ofen trocknen <strong>und</strong> kann sie, wenn <strong>die</strong> Torte erkaltet ist, mit Spritzglasur verzieren <strong>und</strong> mit glasierten<br />

Apfelsinenscheiben <strong>und</strong> eingemachten Früchten belegen.<br />

Baisertorte oder Schaumtorte<br />

20 Eiweiß werden mit 1 kg fein gestoßenem Zucker zu steifem Schnee geschlagen. Nun zeichnet man auf 3 Blatt Papier je<br />

einen Kreis von der Größe der Torte; jedes Blatt wird mit Wasser bepinselt <strong>und</strong> dick mit Zucker bestäubt. Den ersten Kreis<br />

bedeckt man innerhalb vollständig mit Baisermasse <strong>und</strong> spritzt ringsum eine kleine Erhöhung; <strong>die</strong>s ergibt den Tortenboden.<br />

Als Rand bespritzt man den Bleistiftkreis des zweiten Bogens mit einer Erhöhung von 4 bis 5 cm. Auf das dritte Blatt spritzt<br />

man innerhalb des Bleistiftrandes ein Gitter <strong>und</strong> setzt auf den Kreis selbst kleine Häufchen von Eiweißschnee, eins dicht an<br />

das andere. Dies ist der Tortendeckel. Alle drei Blätter werden auf ein Blech geschoben, mit Zucker bestäubt <strong>und</strong> müssen<br />

so lange im mäßig heißen Ofen stehen, bis sie gelb geworden sind. Nachdem sie erkaltet sind, bestreicht man vorsichtig <strong>die</strong><br />

Unterseite des Papiers mit kochendem Wasser, wodurch es sich loslöst. Kurz vor dem Servieren wird <strong>die</strong> Torte angerichtet,<br />

indem man den Boden mit einer dünnen Schicht Schlagsahne bestreicht <strong>und</strong> den Rand aufsetzt. Diesen füllt man mit<br />

Schlagsahne <strong>und</strong> legt den Deckel obenauf.<br />

Blättertorte mit Zitronencreme<br />

Ein Blätterteig von 375 g Mehl, 250 g Zucker, 4 Zitronen, etwas Weißwein, 10 frische Eidotter, 5 Eiweiß <strong>und</strong> 1/2 Esslöffel<br />

Stärke zu Creme. Man rollt den Blätterteig zum Kuchen aus, belegt ihn mit einem nicht zu flachen Rand <strong>und</strong> backt ihn<br />

schnell gar. Dann bereitet man folgende Creme: Die Eidotter füllt man in ein Glas, gibt in ein gleich großes den Saft von den<br />

Zitronen, nebst so viel Weißwein, dass <strong>die</strong>ser mit den Eidottern den gleichen Raum einnimmt. Nun vermischt man beides,<br />

fügt Zucker, <strong>die</strong> abgeriebene Schale von 2 Zitronen, Eiweiß <strong>und</strong> Stärkemehl hinzu. Dieses wird auf dem Feuer nach<br />

Vorschrift zur steifen Creme geschlagen. Ehe <strong>die</strong> Torte zur Tafel gebracht werden soll, füllt man <strong>die</strong> Creme auf den<br />

Blätterteig <strong>und</strong> verziert sie mit rotem Gelee.<br />

Erdbeertorte mit Vanillecreme<br />

Hierzu ein Blätterteig, ferner reife, reichlich mit Zucker versüßte Erdbeeren, 200 g Zucker, 8 Eier, 1 Stückchen mit Zucker<br />

fein gestoßene Vanille, 1/2 Esslöffel Weizenpuder oder 10 g Agar-Agar zur Creme. Der Blätterteig wird gebacken <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Creme gemacht, wie folgt: Man rührt <strong>die</strong> Sahne mit dem Bindungsmittel <strong>und</strong> den Eidottern, gibt Zucker <strong>und</strong> Vanille hinzu<br />

<strong>und</strong> schlägt alles auf mäßigem Feuer bis vor dem Kochen. Nachdem es schnell abgenommen, schlägt man das zu Schaum<br />

geschlagene Weiße von 6 Eiern unter <strong>die</strong> Creme <strong>und</strong> fährt mit dem Schlagen so lange fort, bis sie nicht mehr heiß ist.<br />

Unterdes werden <strong>die</strong> Erdbeeren leicht <strong>und</strong> behutsam gewaschen, auf einem Haarsieb abgetröpfelt <strong>und</strong> dick mit Zucker<br />

bestreut. Man rührt sie, wenn <strong>die</strong> Torte zur Tafel gebracht werden soll, unter <strong>die</strong> Creme <strong>und</strong> füllt sie bis zum Rand auf <strong>die</strong><br />

Torte.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 191 von 245


Stachelbeertorte von Sahneteig<br />

Der Teig wird nach »Sahneteig zu Torten <strong>und</strong> Pasteten« bereitet. Dann rollt man 2/3 des Teiges zu einem Unterblatt nicht<br />

zu dünn aus <strong>und</strong> bestreut den Boden dick mit gestoßenem Zwieback. Unterdes bringt man 750 g gereinigte, unreife Stachelbeeren<br />

mit kaltem Wasser aufs Feuer <strong>und</strong> nimmt sie kurz vor dem Kochen heraus, legt sie zum Abtropfen auf ein Sieb <strong>und</strong>,<br />

wenn sie ganz trocken sind, auf den Kuchen, wobei man einen zweifingerbreiten Rand frei lässt. Dann bestreut man <strong>die</strong><br />

Stachelbeeren mit 375 g Zucker <strong>und</strong> ein wenig Zimt, schlägt den Rand über <strong>und</strong> backt den Kuchen bei erstem Hitzegrad<br />

1:15 St<strong>und</strong>en. Der übrige Teig wird ausgerollt <strong>und</strong> in schmale Streifen gerädert. Diese werden gitterartig über <strong>die</strong><br />

Stachelbeeren gelegt, ehe man den Rand umschlägt.<br />

Obsttorte mit Mürbeteig<br />

Den nach Vorschrift bereiteten Mürbeteig (»Guter Mürbeteig zu Torten«) rollt man messerrückendick aus, wobei Backbrett<br />

<strong>und</strong> Mangelholz mit Mehl bestreut werden. Nun schlägt man <strong>die</strong> Teigplatte lose um das Mangelholz <strong>und</strong> bringt den Teig auf<br />

<strong>die</strong>se Weise auf das Blech. Einen Teil des Teiges rollt man zu einer langen dünnen Wurst aus, <strong>die</strong> man als Rand auf <strong>die</strong><br />

Kuchenplatte legt, nachdem man <strong>die</strong>se ringsum mit Eiweiß bestrichen hat, damit der Teigrand haftet. Nun durchsticht man<br />

den Teig mehrmals mit dem Messer, damit er keine Blasen bekommt. Nachdem man den also vorbereiteten Teigboden halb<br />

gar gebacken hat, belegt man ihn mit Äpfeln, Pflaumen oder Kirschen, <strong>die</strong> man wie zum Schmoren vorbereitet <strong>und</strong> mit<br />

Zucker bestreut hat, <strong>und</strong> backt den Kuchen im heißen Ofen. – Von den Kirschen, <strong>die</strong> man zum Kirschkuchen verwendet,<br />

fängt man den Saft auf, kocht ihn mit Zucker auf <strong>und</strong> gießt ihn kalt auf den erkalteten fertigen Kuchen.<br />

Obstkuchen von Hefeteig<br />

500 g Mehl, 175 g geklärte Butter, 125 ml Milch, 35 g Stärke, 2 Eier, 1 gehäufter Esslöffel Zucker, ferner zum Belegen 1 kg<br />

Äpfel, frische Zwetschgen, Kirschen, Stachelbeeren oder auch Heidelbeeren <strong>und</strong> zum Bestreuen des Obstes Zucker, Zimt<br />

<strong>und</strong> Butter. Man bereitet lockern Hefeteig, lässt ihn aufgehen, rollt ihn dünn aus <strong>und</strong> bringt ihn auf das bestrichene<br />

Kuchenblech. Hierauf bestreicht man ihn mit geschmolzener Butter <strong>und</strong> belegt ihn mit dem vorbereiteten Obst, das man mit<br />

Butterstückchen belegt <strong>und</strong> dick mit Zucker <strong>und</strong> Zimt bestreut. Nun lässt man den Kuchen an einem warmen Orte so lange<br />

stehen, bis er gut aufgegangen ist, <strong>und</strong> backt ihn schnell gar, wobei der Teig nicht austrocknen darf. Belegt man den<br />

Kuchen mit Kirschen, Stachelbeeren oder Heidelbeeren, so tut man gut, den Teig vorher mit gestoßenem Zwieback zu<br />

bestreuen. Es ist <strong>für</strong> das Geraten des Kuchens besser, wenn man das ehe man es auf den Kuchen legt, anwärmt.<br />

Blech-, Butter-, Kaffee- oder Zuckerkuchen<br />

Zum Teig 1 kg feinstes Mehl, 500 g ausgewaschene Butter, 75 g Stärke, 1 Teelöffel Salz, 2 Eier <strong>und</strong> knapp 500 ml warme,<br />

nicht zu heiße Milch; zum Bestreuen des Kuchens 300 g gröblich gestoßener Zucker, 125 g Butter, 75 g gröblich gestoßene<br />

Mandeln <strong>und</strong> 2 g feiner Zimt; zum Bestreichen des gebackenen Kuchens 1/2 Tasse Rosenwasser oder, wenn man <strong>die</strong>sen<br />

Geschmack nicht liebt, ebensoviel Weißwein. Der Teig wird nach Vorschrift wie Hefeteig bereitet, doch darf er nicht lange<br />

geschlagen werden. Hierauf wird der ziemlich weiche Teig ganz leicht ausgerollt <strong>und</strong> auf ein bestrichenes Kuchenblech etwa<br />

1 cm dick ausgebreitet. Hernach wird er mit einem erwärmten, dünnen Tuche bedeckt <strong>und</strong> an einen warmen Ort so lange<br />

zum Aufgehen hingestellt, bis er sich gehörig gehoben hat. Nun bestreut man ihn mit einem Gemengsel von Zucker,<br />

Mandeln <strong>und</strong> Zimt, legt <strong>die</strong> in Stückchen zerpflückte Butter stellenweise darüber <strong>und</strong> backt ihn bei guter Hitze etwa 15 bis<br />

20 Minuten. Der Kuchen darf nur dunkelgelb, nicht bräunlich werden, noch weniger darf er im Ofen austrocknen, sondern<br />

muss inwendig weich bleiben. Beim Herausnehmen bestreicht man ihn auf der Platte mit Rosenwasser. Wer Mandeln nicht<br />

liebt, kann ihn auch nur mit Zucker bestreuen <strong>und</strong> mit Butter belegen.<br />

Streuselkuchen<br />

Man bereitet den Teig zu <strong>die</strong>sem Kuchen nach voriger Nummer. Der Streusel wird folgendermaßen bereitet: Man mengt in<br />

einer Schüssel 125 g Mehl mit 50 g fein gestoßenem Zucker; hierauf gibt man 125 g heiße zerlassene Butter hinzu <strong>und</strong><br />

verrührt es zu einem Teige, den man, sobald er etwas verkühlt ist, mit den Händen zu kleinen Klümpchen formt. Den<br />

aufgegangenen Kuchen bestreicht man mit gequirltem Ei, streut den Streusel darauf, lässt den Kuchen etwa 30 Minuten im<br />

mäßig warmen Ofen backen <strong>und</strong> bestreut ihn mit fein gestoßenem Zucker <strong>und</strong> Zimt.<br />

Schlesischer Käsekuchen<br />

Teig wie der in »Streuselkuchen«. Zum Überstreichen wird ein Suppenteller noch weicher weißer Käse mit süßer Sahne<br />

verrührt <strong>und</strong> mit 1 Obertasse geschmolzener Butter, Zucker <strong>und</strong> Zimt nach Geschmack, 2 Eiern <strong>und</strong> 250 g gut gewaschenen<br />

Korinthen durchgemischt. – Man rollt den Teig auf einer Platte dünn aus, lässt ihn aufgehen, streicht <strong>die</strong> etwas erwärmte<br />

Käsemasse darauf <strong>und</strong> backt ihn schnell wie » Blech-, Butter-, Kaffee- oder Zuckerkuchen«.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 192 von 245


Schlesische Stolle<br />

Man macht von 1,5 kg Mehl mit 500 ml lauwarmer Milch, 7 Eidottern, 70 g Hefe <strong>und</strong> etwas Salz einen Teig, den man im<br />

Warmen aufgehen lässt, arbeitet dann reichlich 500 ml geklärte Butter, 250 g entsteinte Rosinen, 200 g Zucker, 125 g<br />

gröblich gestoßene Mandeln, noch 30 g Hefe <strong>und</strong> abgeriebene Zitronenschale durch den Teig <strong>und</strong> lässt ihn nochmals<br />

aufgehen. Dann formt man ihn zu einem langen Brot, macht mit dem Messer auf der Oberfläche der Länge nach zwei<br />

zackige Streifen, streicht reichlich geschmolzene Butter darüber <strong>und</strong> backt ihn bei erstem Hitzegrad 45 Minuten.<br />

Mohnstriezel<br />

Die Fülle zum Mohnstriezel bereitet man von 200 g gebrühtem blauen Mohn, den man fein zerreibt <strong>und</strong> mit 4 Eidottern,<br />

125 g Zucker, 60 g zerlassener Butter, 4 Esslöffel Sahne <strong>und</strong> dem Schnee von 4 Eiweiß vermischt. Zum Teig verrührt man<br />

500 g Mehl mit 250 ml guter, lauwarmer Milch <strong>und</strong> 25 g Bärme. Nachdem <strong>die</strong>ser Teig gut gegangen ist, rührt man 6 ganze<br />

Eier, 100 g zerlassene Butter, 100 g Zucker, noch 200 g Mehl, etwas geriebene Zitronenschale <strong>und</strong> einige fein gestoßene<br />

Mandeln darunter <strong>und</strong> lässt den Teig nochmals gehen. Alsdann rollt man ihn ziemlich dünn aus, bestreicht ihn etwa 1 cm<br />

dick mit der Mohnfülle <strong>und</strong> rollt ihn mit den Händen auf, wobei man ihn aber nicht drücken darf. Dann legt man ihn auf ein<br />

Kuchenblech <strong>und</strong> lässt ihn aufgehen. Vor dem Backen bestreicht man ihn mit zerquirltem Ei <strong>und</strong> bestreut ihn mit gestiftelten<br />

Mandeln. Hierauf macht man der Länge nach in den Kuchen einen nicht zu tiefen Einschnitt <strong>und</strong> lässt ihn im mäßig heißen<br />

Ofen 40 bis 45 Minuten backen.<br />

Napfkuchen oder Topfkuchen<br />

Zu jedem kg rechnet man 250 g Butter, 2 Eier, 35 g Hefe, 500 ml lauwarme Milch, etwas Muskatblüte oder Zitronenschale<br />

oder Kardamom, 250 g Rosinen, 2 Esslöffel Zucker <strong>und</strong> etwas Salz. Dies wird zum Teig gemacht, den man gut schlägt <strong>und</strong><br />

danach in eine mit Butter ausgestrichene Form tut. Nachdem er mit einem Tuche zugedeckt aufgegangen ist, wird er<br />

langsam gebacken.<br />

Abgeriebener Napfkuchen<br />

Man setzt hierzu ein Hefestück von 50 g Bärme auf. 375 g Butter wird zu Sahne gerührt, dann werden nach <strong>und</strong> nach<br />

abwechselnd 250 g Zucker <strong>und</strong> 8 Eier unter stetem Rühren dazu getan. Sollte <strong>die</strong> Butter dabei käsig werden, so fügt man<br />

gleich 2 Esslöffel Mehl hinzu. Dann gibt man nach <strong>und</strong> nach 250 ml lauwarme Milch, 750 g Mehl, das Abgeriebene<br />

1 Zitrone, 50 g fein gewiegte süße Mandeln (darunter einige bittere), sowie etwas gestoßenen Kardamom hinzu. Zuletzt fügt<br />

man das gegangene Hefestück hinzu, nach Belieben auch noch etwas Sultaninen, <strong>und</strong> rührt den Kuchen noch etwa<br />

30 Minuten immer nach derselben Seite, bis er Blasen wirft. Hierauf verfährt man weiter, wie in »Napfkuchen oder<br />

Topfkuchen« beschrieben.<br />

Blitzkuchen<br />

250 g Butter wird zu Sahne gerührt; nach <strong>und</strong> nach werden 250 g Zucker, 250 g Kartoffelmehl <strong>und</strong> 3 Eidotter, sowie etwas<br />

abgeriebene Zitronenschale hinzugefügt. Zuletzt zieht man den steifen Schnee der 3 Eiweiß darunter <strong>und</strong> backt den Kuchen<br />

30 Minuten in einer gut ausgestrichenen Form, bis er eine hellgelbe Farbe hat.<br />

Napfkuchen von Backmehl<br />

Man bereitet <strong>die</strong>s am besten am kühlen Orte. 250 g Butter <strong>und</strong> 250 g Zucker werden zusammen schaumig gerührt. Dann<br />

werden 3 Eier, reichlich 250 ml Milch, 100 g Zitronat, 100 g Sultaninen <strong>und</strong> 100 g Korinthen nacheinander dazu gegeben.<br />

Zuletzt rührt man das gesiebte Backmehl dazwischen, tut den Teig in eine vorbereitete Form <strong>und</strong> backt den Kuchen<br />

1:00 St<strong>und</strong>e.<br />

Königskuchen<br />

500 g geklärte Butter wird zu Sahne gerührt, allmählich werden 12 Eidotter, 500 g Zucker, das Abgeriebene, sowie der Saft<br />

von 1 Zitrone, 75 g süße <strong>und</strong> 15 g bittere Mandeln, fein gewiegt, unter stetem Rühren hinzugefügt. Dann mischt man 125 g<br />

Korinthen, 125 g fein geschnittenes Zitronat, 500 g Mehl <strong>und</strong> zuletzt 2 Teelöffel Backpulver darunter. Nachdem man den<br />

Schnee der Eier darunter gezogen, füllt man den Kuchen in längliche Formen <strong>und</strong> backt ihn bei mäßiger Hitze 1:30 bis<br />

2:00 St<strong>und</strong>en.<br />

Altdeutscher Napfkuchen oder Tausendjahrskuchen<br />

500 g Butter wird zu Sahne gerührt; dazu gibt man 10 Eidotter, 100 g süße <strong>und</strong> 50 g bittere Mandeln, sehr fein gewiegt,<br />

ferner das Abgeriebene 1 Zitrone <strong>und</strong> 250 g Zucker. Zuletzt tut man noch 500 g feines Weizenmehl, sowie den Schnee der<br />

Eier dazu, füllt den Teig in eine ausgebutterte Form <strong>und</strong> backt den Kuchen bei ziemlich scharfer Hitze.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 193 von 245


Kranzkuchen oder Brezel<br />

500 g Butter, 1/2 Teelöffel Salz, 250 ml Milch, 20 g Bärme <strong>und</strong> das Abgeriebene 1 Zitrone. Man bereitet aus den Zutaten<br />

einen Teig, dem man zuletzt <strong>die</strong> in Milch aufgelöste Hefe zusetzt, verarbeitet ihn tüchtig, zieht dann den Teig auf einem mit<br />

Mehl bestäubten Backbrett zu einem Wulst von gleichmäßiger Dicke auseinander, formt <strong>die</strong>sen an dem Ende etwas spitzer<br />

<strong>und</strong> legt ihn in Brezel- oder Kranzform zusammen. Man bestreicht den Kuchen mit zerschlagenem Ei, kann ihn auch mit<br />

gröblich gestoßenen Mandeln bestreuen, lässt ihn an warmer Stelle aufgehen <strong>und</strong> backt ihn auf einem Blech 45 Minuten bei<br />

mittelmäßiger Hitze.<br />

Das Dekorieren einer Torte<br />

In großen Städten werden <strong>die</strong> Torten fast immer fertig vom Konditor bezogen, <strong>und</strong> sie bieten in ihrer äußeren Ausschmückung<br />

oft wahre Kunstwerke der Konditorei. Auf dem Lande <strong>und</strong> in kleinen Städten ist man aber häufig dazu<br />

gezwungen, selbst zum Backen der Torten zu schreiten. Daher werden viele Hausfrauen dankbar eine Anleitung, wie man<br />

selbst gebackene Torten mit Zuckerguss allerliebst verzieren kann, entgegennehmen. Ein Versuch, bei dem man sich<br />

freilich Zeit <strong>und</strong> Mühe nicht darf verdrießen lassen, wird zeigen, dass <strong>die</strong> Sache nicht allzu schwer ist.<br />

Nachdem man <strong>die</strong> fertig gebackene Torte aus dem Ofen gezogen hat, lässt man sie ein wenig auskühlen, aber nicht völlig<br />

erkalten <strong>und</strong> stürzt sie dann aus der Form. Die untere, glatte Seite der Torte liegt nun oben <strong>und</strong> wird nach Vorschrift mit<br />

Glasur überzogen, zu deren Herstellung sich weiter vorn Anweisung findet. Sobald <strong>die</strong> Glasur völlig erkaltet ist, muss sie<br />

glatt <strong>und</strong> glänzend erscheinen; man lässt nun aber, ehe man zu der weiteren Arbeit des Verzierens schreitet, <strong>die</strong> Torte am<br />

besten bis zum nächsten Tage stehen, da <strong>die</strong> Spritzglasur auseinander läuft, wenn auch nur noch eine Spur von Wärme in<br />

der Torte enthalten ist. Zur weiteren Verzierung der Torte schneidet man aus weißem Papier ein Modell, das aber kleiner als<br />

<strong>die</strong> Torte sein muss, so dass ringsum, wenn man es ausgebreitet auf <strong>die</strong> Torte legt, ein Rand frei bleibt. Um das Muster zu<br />

schneiden, knifft man den Bogen sechs-, acht- oder zwölffach <strong>und</strong> schneidet den Rand in spitzen Zacken, r<strong>und</strong>en oder<br />

spitzigen Bogen aus, so dass man beim Auseinanderfalten einen sechs- bis zwölfstrahligen Stern erhält. Dieses<br />

Papiermodell legt man nun so auf <strong>die</strong> Torte, dass ringsherum ein gleich breiter Rand frei bleibt, <strong>und</strong> befestigt es in der Mitte<br />

sowohl wie an den Ecken der Strahlen mit großköpfigen Stecknadeln, wie sie zum Klöppeln gebraucht werden. Nachdem<br />

man nach Vorschrift Spritzglasur bereitet hat, macht man auf einem Stückchen Papier <strong>die</strong> Probe, ob sie nicht auseinander<br />

läuft, sondern schnell trocknet. Wer häufig Gelegenheit hat, Torten zu verzieren, kann sich eine Konditorspritze anschaffen,<br />

doch leistet auch eine aus Pergamentpapier hergestellte Tüte recht gute Dienste. Man dreht <strong>die</strong>se fest zusammen, schließt<br />

sie an der Seite durch eine Stecknadel, schneidet <strong>die</strong> untere Spitze vorsichtig ab, so dass eine Öffnung etwa von der Stärke<br />

einer Stopfnadel entsteht, oder man befestigt am unteren Ende eine Spritztülle aus Metall, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Spritzglasur in<br />

verschiedenen Formen herausquillen lässt. Nachdem man <strong>die</strong> Spritzglasur eingefüllt hat, werden <strong>die</strong> oberen Enden der Tüte<br />

mehrmals übereinander gefaltet, so dass <strong>die</strong> Masse beim Drücken oben nicht herausquillt; <strong>und</strong> nun kann <strong>die</strong> Spritzarbeit<br />

beginnen. Indem man vorsichtig, aber anhaltend <strong>und</strong> gleichmäßig drückt, folgt man mit der Spitze der Tüte außen herum<br />

den Umrissen des Papiermodells auf der Torte; doch muss man <strong>die</strong> Tüte dabei so hoch halten, dass <strong>die</strong> Spitze nicht <strong>die</strong><br />

Torte berührt. Auf <strong>die</strong>se Weise tritt unter dem gleichmäßigen Druck ein Zuckerschnürchen frei schwebend aus der Tüte<br />

hervor <strong>und</strong> legt sich r<strong>und</strong> auf <strong>die</strong> Torte. Ist auf <strong>die</strong>se Weise der Rand des Papiermodells vollständig umzogen, so entfernt<br />

man es samt den Stecknadeln von der Torte <strong>und</strong> hat nun den Gr<strong>und</strong>riss zur Verzierung. Dem Gr<strong>und</strong>riss folgend, zieht man<br />

in gleichmäßiger Entfernung mehrere Linien, <strong>die</strong> man in verschiedner Stärke ausführen kann. Sehr hübsch macht es sich,<br />

wenn man eine oder auch mehrere Linien in kleinen Perlen aufsetzt; <strong>die</strong> Perlen erzielt man, indem man durch gelinden<br />

Druck, den man in bestimmten Zwischenräumen unterbricht, <strong>die</strong> Glasur tropfenweise aus der Tüte herausdrückt. Indem man<br />

nun von den Zacken aus gerade Linien nach der Mitte zu mit Glasur auf <strong>die</strong> Torte zeichnet, teilt man <strong>die</strong>se in einzelne<br />

Felder, <strong>die</strong> man dann noch durch kleine Arabesken oder schneckenförmige Tropfen verzieren kann. An den Spitzen der<br />

Zacken kann man auch strahlenförmige Linien anbringen, <strong>die</strong> kleine Quasten bilden. Die Spritzglasur trocknet während der<br />

Arbeit, <strong>und</strong> man kann <strong>die</strong> leer gebliebenen Flächen sofort zierlich mit eingemachten Früchten belegen.<br />

Ein hübsches Muster sind z. B. Rosen aus Melonenscheiben, unterbrochen von Kirschen, Pflaumen oder Reineclauden,<br />

sämtlich ohne Steine. Längliche Halbr<strong>und</strong>e stellt man aus Walnuss-Schnitten <strong>und</strong> Blätter aus Zuckerbohnen her. Ehe man<br />

<strong>die</strong> Früchte auf <strong>die</strong> Torte bringen kann, müssen sie auf Fließpapier sehr gut abgetrocknet sein, da sonst durch den<br />

herausfließenden Saft Flecke auf der Torte entstehen.<br />

Man richtet <strong>die</strong> Torten auf flachen Schüsseln an <strong>und</strong> gibt ihnen als Unterlage ein Tortenblatt. Bei den bunt dekorierten<br />

Tortenplatten ist das Tortenblatt unnötig. Die Torte wird vor dem Servieren strahlenförmig in Streifen geschnitten <strong>und</strong> der<br />

Tortenheber leicht darunter geschoben.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 194 von 245


Kleines Backwerk<br />

Marschallstörtchen<br />

Blätterteig, 2 Eiweiß, 125 g Zucker, 100 g fein geschnittene Mandeln. Man rollt den Blätterteig 5 mm dick aus, sticht mit<br />

einem kleinen Wasserglase Böden aus <strong>und</strong> belegt sie mit einer Mischung, hergestellt aus dem zu steifem Schaum<br />

geschlagenen Eiweiß, dem Zucker <strong>und</strong> den Mandeln. Die Törtchen werden beim 1. Hitzegrade gelb gebacken.<br />

Obsttörtchen mit Mürbeteig oder Torteletts<br />

Man rollt den Mürbeteig nach Vorschrift aus, sticht mit einem Wasserglase r<strong>und</strong>e Böden aus, bestreicht sie mit Eiweiß <strong>und</strong><br />

klebt um jeden einen Teigrand, den man rollenförmig aus den Restabschnitten der Teigplatte hergestellt hat. Man backt nun<br />

<strong>die</strong> Torteletts im heißen Ofen, lässt sie erkalten <strong>und</strong> füllt sie mit geschmortem frischen Obst, mit Fruchtgelee oder mit<br />

eingemachten Früchten. Diese Torteletts kann man auch auf Vorrat backen.<br />

Äpfel in Blätterteig oder Mürbeteig<br />

Hierzu werden recht mürbe, mittelgroße Äpfel geschält <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kerngehäuse mit einem Ausstecher ausgestochen; <strong>die</strong><br />

Höhlung füllt man mit einer Mischung von fein gewiegten Mandeln, kleinen Rosinen <strong>und</strong> Zucker. Den indes vorbereiteten<br />

<strong>und</strong> ziemlich dünn ausgerollten Teig schneidet man in viereckige Stücke, <strong>die</strong> man mit Eigelb bestreicht. Auf <strong>die</strong>se Platten<br />

werden <strong>die</strong> Äpfel gesetzt, dann <strong>die</strong> vier Ecken zusammen geschlagen <strong>und</strong> oben fest aneinander gedrückt. Nachdem man<br />

auch <strong>die</strong> Seiten durch Andrücken geschlossen hat, setzt man <strong>die</strong> Äpfel auf ein Blech <strong>und</strong> backt sie im ziemlich heißen Ofen<br />

schön gelb. Dann bestreut man sie mit feinem Zucker <strong>und</strong> glasiert sie durch Darüberhalten einer glühenden Schaufel.<br />

Gefüllte Fruchttörtchen in Formen<br />

Mürbeteig; Quitten- <strong>und</strong> Apfelmus, Zitronensaft <strong>und</strong> Schale, Mandeln, Zucker, Vanille <strong>und</strong> Eiweiß. Mürbeteig wird dünn<br />

ausgerollt <strong>und</strong> dann werden kleine Formen damit ausgelegt. Man verrührt halb Apfel-, halb Quittenmus mit Zucker,<br />

Zitronensaft <strong>und</strong> abgeriebener Zitronenschale <strong>und</strong> füllt hiermit <strong>die</strong> Formen. Unterdes hat man Eiweiß zu Schaum schlagen<br />

lassen, schlägt Zucker <strong>und</strong> etwas Vanille durch, streicht <strong>die</strong>s über <strong>die</strong> Törtchen, bestreut sie mit gröblich gestoßenen<br />

Mandeln, <strong>die</strong> mit Zucker vermischt sind, <strong>und</strong> backt sie bei ziemlich starker Hitze.<br />

Schweizer Kröpfli<br />

Zum Teig 250 g Mehl, 200 g Butter, 50 g Zucker, 3 Esslöffel Franzbranntwein <strong>und</strong> zum Füllen eingemachte Früchte oder<br />

Gelee. Nachdem der Teig aufgerollt ist, werden mit einem großen Wasserglase Böden davon ausgestochen, <strong>die</strong>se mit<br />

eingemachten Früchten oder Gelee gefüllt, einmal zusammengeschlagen, mit Ei bestrichen <strong>und</strong> schnell im Ofen gebacken.<br />

Kolatschen von Blätterteigabfall<br />

Blätterteig, Ei, Zucker <strong>und</strong> Zimt. Abfall von Blätterteig sticht man mit einem Weinglase aus, bestreicht <strong>die</strong> Blättchen mit Ei<br />

<strong>und</strong> drückt sie in gröblich gestoßene oder geschnittene Mandeln, <strong>die</strong> mit Zucker <strong>und</strong> Zimt vermischt sind, <strong>und</strong> backt sie bei<br />

starker Hitze gelb.<br />

Mandelkolatschen<br />

150 g Butter wird mit 1 Ei <strong>und</strong> 2 Eidottern gerührt, 125 g Zucker <strong>und</strong> 15 g gestoßene bittere Mandeln, sowie 250 g Mehl<br />

werden allmählich dazu gemischt. Davon werden kleine Klöße auf eine mit Wachs bestrichene Platte gesetzt, mit<br />

geschnittenen Mandeln <strong>und</strong> Zucker bestreut <strong>und</strong> beim 2. Hitzegrad gebacken.<br />

Bärmekolatschen<br />

125 g ausgewaschene Butter, 5 Eidotter, 30 Zucker, Zitronenschale, 1 Tasse dicke saure Sahne, 30 g in etwas Milch <strong>und</strong><br />

Zucker aufgelöste Hefe <strong>und</strong> 375 g feines, erwärmtes Mehl. – Die Butter wird zu Sahne gerieben <strong>und</strong> das übrige<br />

nacheinander hinzugerührt. Dann setzt man davon walnussgroße Klöße auf eine bestrichene Platte, lässt sie gut aufgehen,<br />

legt auf jede Kolatsche eine eingemachte Hagebutte, Kirsche oder Rosine, bestreicht sie über <strong>und</strong> über mit geschlagenem<br />

Eiweiß, bestreut sie mit grob gestoßenem Zucker <strong>und</strong> backt sie bei starker Hitze 10 Minuten.<br />

Spekulazi oder Teeletterchen an den Weihnachtsbaum<br />

2,5 kg Mehl, 1 kg Butter, 1,25 kg Zucker, 9 Eier <strong>und</strong> 8 g Zimt werden zusammen verarbeitet. Die Masse rollt man<br />

messerrückendick aus, sticht mit kleinen Ausstechern verschiedene Figuren davon aus, bestreicht <strong>die</strong>se mit Eiweiß,<br />

bestreut sie mit Zucker oder Mandeln <strong>und</strong> backt sie auf einem mit Wachs bestrichenen Blech hellbraun.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 195 von 245


Danziger Kaffeebrot<br />

500 g Mehl, 250 g Zucker, beides gesiebt, 125 g Butter, 4 Eier, 5 Gramm doppeltkohlensaures Natron <strong>und</strong> 10 g<br />

Cremortartari. Die Butter wird zu Stückchen zerpflückt, mit dem Mehl vermischt <strong>und</strong> mit Zucker <strong>und</strong> Eiern zu einem Teig<br />

verrührt, den man über Nacht oder wenigstens einige St<strong>und</strong>en zum Ruhen <strong>und</strong> Erstarren hinlegt. Dann drückt man den Teig<br />

auseinander, Streut Natron <strong>und</strong> Cremortartari darüber hin, arbeitet es möglichst schnell durch <strong>und</strong> rollt den Teig wie einen<br />

Messerrücken dick aus. Hierauf wird er in Formen ausgestochen oder in Figuren gerädert <strong>und</strong> auf einem Blech dunkelgelb<br />

gebacken.<br />

Anisplätzchen<br />

375 g halb Mehl, halb Stärke, beides gesiebt, ebensoviel Zucker, ebenfalls gesiebt, 12 frische Eier <strong>und</strong> 2 Esslöffel<br />

Anissamen. Das Eiweiß wird zu festem Schaum geschlagen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Eidotter werden zerrührt <strong>und</strong> langsam zum Schaum<br />

gegeben, während man ununterbrochen stark schlägt. Dann wird der Zucker, der mit dem Anissamen vermischt worden ist,<br />

löffelweise hinzugeschlagen, sowie zuletzt auf gleiche Weise Mehl <strong>und</strong> Stärke. Diese Mischung wird löffelweise auf eine<br />

bestrichene Platte gegeben <strong>und</strong> bei 2 Grad Hitze gelb gebacken.<br />

Zuckerplätzchen<br />

250 g Stärkemehl, 250 g Zucker, 4 frische Eier, <strong>die</strong> abgeriebene Schale von 1/2 Zitrone oder 1/2 Teelöffel Muskatblüte. Die<br />

Eigelb werden mit Zucker <strong>und</strong> Gewürz 15 Minuten stark gerührt. Dann wird das zu steifem Schaum geschlagene Weiße<br />

durchgemischt <strong>und</strong> zuletzt <strong>die</strong> Stärke möglichst schnell durchgerührt. Die Masse wird teelöffelweise auf eine mit Butter<br />

bestrichene Platte gegeben <strong>und</strong> bei Mittelhitze gelb gebacken.<br />

Mandelplätzchen<br />

250 g feines gesiebtes Mehl, 250 g gesiebter Zucker, 75 g Butter, 75 g gestoßene Mandeln, 4 Eier <strong>und</strong> <strong>die</strong> abgeriebene<br />

Schale von 1/2 Zitrone. Zuerst reibt man <strong>die</strong> Butter zu Sahne, rührt sie mit Zucker, Eiern, Gewürz <strong>und</strong> Mandeln 15 Minuten,<br />

mischt dann das Mehl unter <strong>die</strong> Masse <strong>und</strong> backt sie teelöffelweise auf einer Platte bei mittlerer Hitze.<br />

Schokoladenplätzchen<br />

200 g gesiebter Zucker, 150 g gesiebte Schokolade, 75 g feines Mehl <strong>und</strong> 4 Eiweiß. Das Eiweiß wird zu einem festen<br />

Schaum geschlagen <strong>und</strong> mit den genannten Teilen schnell vermischt. Dann werden kleine Plätzchen davon auf eine dick<br />

bestrichene Platte gesetzt <strong>und</strong> bei Mittelhitze gebacken.<br />

Zimtsterne<br />

500 g gesiebter Zucker, 500 g Mandeln, <strong>die</strong> gewaschen, getrocknet <strong>und</strong> mit der braunen Schale gerieben werden, 6 Eiweiß,<br />

4 g feiner Zimt <strong>und</strong> <strong>die</strong> klein geschnittene Schale einer Zitrone. – Man rührt Zucker <strong>und</strong> Zitronenschale mit dem zu Schaum<br />

geschlagenen Eiweiß 15 Minuten stark <strong>und</strong> ununterbrochen, fügt den Zimt hinzu, rührt <strong>die</strong> Mandeln gut dazwischen, rollt den<br />

Teig auf einem mit Mehl bestreuten Backbrett dünn aus <strong>und</strong> formt ihn mittels eines Ausstechers zu Sternen von beliebiger<br />

Größe, <strong>die</strong> man mit Eiweiß <strong>und</strong> Zucker bestreicht <strong>und</strong> auf einer mit Wachs abgeriebenen Platte langsam backt.<br />

Mandelspäne<br />

250 g abgezogene, gewaschene, getrocknete <strong>und</strong> in Streifen geschnittene Mandeln, 200 g Zucker, 2 Eiweiß, ein wenig<br />

abgeriebene Zitronenschale, etwas Zimt, 2 gestoßene Nelken <strong>und</strong> 1 Esslöffel Orangenblütenwasser. Nachdem Eiweiß,<br />

Zucker, Gewürz <strong>und</strong> Orangenblütenwasser zu einer dicken Masse gerührt <strong>und</strong> mit den Mandeln vermischt worden ist, wird<br />

der Teig messerrückendick auf Oblaten gestrichen. Diese werden in fingerlange <strong>und</strong> zweifingerbreite Stücke geschnitten<br />

<strong>und</strong> bei schwacher Hitze gebacken.<br />

Baisers, Meringeln oder spanischer Wind<br />

500 g gesiebter Zucker, etwas mit Zucker fein gestoßene Vanille <strong>und</strong> von 8 Eiern das Weiße. Das Weiße wird zu einem so<br />

festen Schaum geschlagen, dass man ihn schneiden kann, <strong>und</strong> Zucker <strong>und</strong> Vanille werden langsam hineingestreut, wobei<br />

man fortgesetzt schlägt. Die Masse wird in eine feste spitze Tüte gefüllt, <strong>die</strong> man oben schließt, <strong>und</strong> deren untere Spitze<br />

man ein wenig abschneidet. Indem man nun vorsichtig drückt, setzt man kleine Häufchen auf ein mit Wachs bestrichenes<br />

Blech, streut Zucker darüber <strong>und</strong> backt sie langsam bei 3. Hitzegrad. Die Baisers dürfen nur ganz gelinde backen <strong>und</strong> kaum<br />

hellgelb werden. Nachdem man sie erkaltet von der Platte genommen, bestreicht man <strong>die</strong> flache Seite mit Gelee oder<br />

Marmelade <strong>und</strong> legt immer je zwei aufeinander.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 196 von 245


Sahnbaisers<br />

Diese werden nach »Baisers, Meringeln oder spanischer Wind« zubereitet. Nachdem sie erkaltet, entfernt man von unten<br />

her mit einem Löffel aus dem Innern <strong>die</strong> weiche Masse <strong>und</strong> füllt <strong>die</strong> Höhlung mit Vanilleschlagsahne, worauf man immer je<br />

zwei aufeinander legt.<br />

Eisbaisers<br />

Eisbaisers werden wie »Sahnbaisers« zubereitet, jedoch mit beliebigem Speiseeis gefüllt.<br />

Windkrapfeln mit Datteln <strong>und</strong> Nüssen<br />

3 Eiweiß, <strong>die</strong> man zu Schnee geschlagen, werden mit 150 g Zucker im Wasserbade geschlagen <strong>und</strong> hierauf mit 150 g fein<br />

geschnittenen Datteln <strong>und</strong> 150 g geriebenen Nüssen verrührt. Hierauf setzt man mit einem Löffel Häufchen auf das Blech<br />

<strong>und</strong> backt sie nach »Baisers, Meringeln oder spanischer Wind«.<br />

Süße Makronen<br />

750 g gesiebter Zucker, 50 g geriebene Mandeln, 4 Eiweiß, <strong>die</strong> abgeriebene Schale 1 Zitrone. – Die Mandeln werden mit<br />

dem Zucker, der Zitronenschale <strong>und</strong> dem sehr festen Eiweißschaum eine gute Weile gerührt. Dann wird <strong>die</strong> Masse in<br />

r<strong>und</strong>en Häufchen auf Oblaten gesetzt <strong>und</strong> so auf einem Blech bei schwacher Hitze gelb gebacken.<br />

Teegebäck aus Mürbeteig<br />

Aus einer nach Vorschrift hergestellten Mürbeteigplatte sticht man mit einem Ausstecher verschiedene Formen aus, als<br />

Ringe, Sterne, Kreuze <strong>und</strong> dergleichen; aus den Überresten formt man mit den Händen Kränze, Brezeln, Brötchen oder<br />

Schnecken. Nachdem man sie auf ein mit Wasser benetztes Backblech gebracht hat, betreut man einige mit grobkörnigem<br />

Zucker, andere mit feinem Streusel oder mit grob gehackten Mandeln, während man noch andere mit Eiweiß bestreicht.<br />

Man backt sie im heißen Ofen goldgelb.<br />

Teebrezeln<br />

375 g feines Mehl, 250 g Zucker, beides gesiebt, 125 g geklärte Butter, 3 Eier, 10 g guter Zimt, 1 reichliche Messerspitze<br />

pulverisiertes Hirschhornsalz. Eier, Butter <strong>und</strong> Zucker werden gerührt <strong>und</strong> mit dem Zimt <strong>und</strong> Mehl zu Teig gemacht; zuletzt<br />

wird das Hirschhornsalz darunter gemengt. Dann werden Brezeln daraus geformt, mit Eigelb <strong>und</strong> Wasser bestrichen <strong>und</strong> in<br />

einem nicht zu heißen Ofen gelb gebacken.<br />

Eierkränze<br />

Zum Teig 500 g feines Mehl, 250 g Butter, 125 g Zucker, <strong>die</strong> Dotter von 6 recht hart gekochten Eiern, 1/2 Tasse Franzbranntwein<br />

<strong>und</strong> auf <strong>die</strong> Kränze 125 g Zucker mit etwas Zimt vermischt. Die Eidotter werden fein gerieben <strong>und</strong> mit dem<br />

übrigen zu Teig gemacht. Dann werden kleine Kränze davon geformt, <strong>die</strong>se mit Ei oder geschmolzener Butter bestrichen, in<br />

Zucker <strong>und</strong> Zimt platt gedrückt <strong>und</strong> bei rascher Hitze gebacken.<br />

Windbeutel<br />

500 g Wasser, 250 g ganz feines, gesiebtes Mehl, 250 g Butter, 8 Eier. – Man klärt <strong>die</strong> Butter <strong>und</strong> lässt sie mit dem Wasser<br />

kochen, rührt das Mehl hinein <strong>und</strong> rührt, bis es sich vom Topfe ablöst. Nachdem es nicht mehr zu heiß, aber doch noch<br />

warm ist, schlägt man unter beständigem Rühren nach <strong>und</strong> nach <strong>die</strong> Eier mit etwas Muskatblüte oder abgeriebener<br />

Zitronenschale zu der Masse, wobei jedes Mal ein Ei verrührt sein muss, ehe man ein zweites hinzufügt. Dann legt man den<br />

Teig mit einem in kaltes Wasser getauchten Löffel in Walnussgröße mit gehörigen Zwischenräumen auf eine mit Mehl<br />

bestäubte Platte, setzt <strong>die</strong>se, ohne sie auch nur einen Augenblick stehen zu lassen, sogleich in einen stark geheizten Ofen<br />

<strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Bällchen gelb backen. Sie sind schnell gar, werden erkaltet durchgeschnitten <strong>und</strong> mit Schlagsahne gefüllt, mit<br />

Zucker bestreut <strong>und</strong> ganz frisch gegessen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 197 von 245


In Butter <strong>und</strong> Schmalz Gebackenes<br />

Das Fett zum Backen<br />

Butter gibt dem Backwerk den feinsten Geschmack. Wie <strong>die</strong>se hierzu vorgerichtet wird, ist im 3. Abschnitt ausführlich<br />

bemerkt worden. Auch ist gutes Schweineschmalz zum Ausbacken sehr gut, oder man nimmt halb Butter, halb Schmalz.<br />

Man kann zum Ausbacken nicht zu kleine Quantitäten Fett nehmen, weil das Gebäck in reichlichem Fett weniger von<br />

demselben aufnimmt <strong>und</strong> dadurch einen angenehmen Geschmack erhält.<br />

Der Hitzegrad<br />

Das Fett zum Backen muss so heiß gemacht werden, dass eine hineingelegte Probe sogleich nach oben geworfen wird. Je<br />

schneller sich das Gebäck bräunt, desto weniger vermag das Fett einzudringen. Doch darf das Fett auch nicht gar zu stark<br />

erhitzt sein, in welchem Falle es notwendig ist, den Topf einige Minuten vom Feuer zu entfernen. Das Gefäß, am besten ein<br />

breiter gusseiserner, emaillierter Tiegel, muss so tief sein, dass <strong>die</strong> Kuchen darin schwimmen.<br />

Das Backen<br />

Man lege immer nur so viele Kuchen mit einem Male hinein, dass sie reichlich Platz haben, <strong>und</strong> versäume nicht, den Tiegel<br />

während des Backens leicht hin <strong>und</strong> her zu schütteln. Nachdem das Gebäck unten dunkelgelb geworden, wird es mit der<br />

Gabel umgewendet <strong>und</strong>, wenn auch <strong>die</strong>se Seite gebräunt ist, herausgenommen. Nach dem Herausnehmen legt man es<br />

zum Abtröpfeln des Fettes einige Minuten auf Löschpapier <strong>und</strong> bestreut es danach mit Zucker.<br />

Berliner Pfannkuchen<br />

Zum Teig 250 ml Milch, 250 g geklärte Butter, 1 Ei <strong>und</strong> 5 Eidotter, 50 g Bärme, 125 g Zucker <strong>und</strong> 1,5 kg Mehl, ferner zum<br />

Füllen beliebiges Eingemachte: Dreimus, Johannisbeer-, Kirsch-, Zwetschgenmus oder Gelee. – Mehl <strong>und</strong> Butter werden<br />

vorher erwärmt. Dann schlägt man <strong>die</strong> Eier, rührt <strong>die</strong> lauwarme Milch nebst Bärme <strong>und</strong> Zucker hinzu <strong>und</strong> macht <strong>die</strong>s mit<br />

feinem Mehl zu einem leichten Teig, den man so lange schlägt, bis er Blasen wirft <strong>und</strong> nicht mehr am Löffel klebt. Darauf<br />

legt man ihn zum langsamen Aufgehen auf ein mit Mehl bestäubtes Backbrett. Danach rollt man ihn wie einen Finger dick<br />

aus, legt mit dem Löffel Eingemachtes darauf <strong>und</strong> ein Stück Teig darüber, sticht mit einem Ausstecher oder Glase Kuchen<br />

davon aus, legt sie auf <strong>Küche</strong>nbretter, <strong>die</strong> vorher mit etwas Mehl bestäubt sind, <strong>und</strong> lässt sie in der Wärme langsam<br />

aufgehen. Unterdes lasse man Schmelzbutter kochend heiß werden, 3 bis 4 Kuchen zugleich, <strong>die</strong> obere Seite nach unten,<br />

ins Fett gleiten <strong>und</strong> verfahre weiter nach vorhergehender Vorschrift. Die Pfannkuchen müssen eine gelbbraune Farbe<br />

erhalten, werden noch heiß mit Zucker bestreut <strong>und</strong> frisch gegessen.<br />

Prilleken, Krebbelchen oder Kameruner<br />

750 g Mehl, 200 g geschmolzene Butter, 100 g Zucker, 250 ml lauwarme Milch, 2 Eier, 70 g Bärme <strong>und</strong> <strong>die</strong> abgeriebene<br />

Schale von 1 Zitrone. Nachdem alles zum Teig verrührt ist, lässt man ihn aufgehen, formt kleine Bällchen daraus, lässt <strong>die</strong>se<br />

nochmals aufgehen, backt sie in Butter <strong>und</strong> Schmalz braun <strong>und</strong> bestreut sie heiß mit Zucker.<br />

Waffeln<br />

Man quirlt 10 g Bärme, 250 ml lauwarme süße Sahne, 50 g Zucker <strong>und</strong> 6 Eidotter recht schaumig. Dann gibt man 50 g<br />

lauwarme Butter, Salz, das Abgeriebene von 1/2 Zitrone <strong>und</strong> 2 Esslöffel Rum dazu <strong>und</strong> macht mit 125 g Mehl einen recht<br />

weichen Teig, den man einige Zeit schlägt <strong>und</strong> zum Gehen an einen warmen Ort stellt. Nachdem der Teig genügend<br />

gegangen ist, backt man <strong>die</strong> Waffeln im Waffeleisen, indem man mit einem Löffel den nötigen Teig in das Eisen gibt; doch<br />

hüte man sich, den Teig anzudrücken. Wenn <strong>die</strong> ersten Waffeln gebacken sind, stellt man sie warm, weil man sie warm zur<br />

Tafel gibt. Entweder reicht man sie zum Kaffee oder Tee, oder zu Mittag an Stelle der Speise; im letzteren Falle kann man<br />

sie füllen, indem man immer je 2 mit einer Marmelade oder Salse bestreicht <strong>und</strong> aufeinander legt.<br />

Spritzkuchen<br />

Knapp 250 ml Wasser, 200 g feines Mehl, 100 g Butter, 5 Eier, 1 Esslöffel Zucker <strong>und</strong> <strong>die</strong> abgeriebene Schale von<br />

1/2 Zitrone. Man lasse Wasser <strong>und</strong> Butter kochen, streue das Mehl hinein <strong>und</strong> rühre es, bis es trocken wird <strong>und</strong> nicht mehr<br />

am Topfe klebt. Dann nimmt man es vom Feuer, rührt unter <strong>die</strong> heiße Masse ein Ei, Zitronenschale <strong>und</strong> Zucker <strong>und</strong>, wenn<br />

es abgekühlt ist, noch 4 Eier. Dann wird der Teig stark geschlagen, in eine Spritze gefüllt, in kochende Schmelzbutter<br />

gedrückt, nach »Berliner Pfannkuchen« gebacken <strong>und</strong> mit Zucker bestreut oder mit Glasur überzogen.<br />

Schneebälle<br />

250 ml Milch, 75 g Butter, 250 g Mehl, 8 bis 10 Eier <strong>und</strong> zum Bestreuen Zucker. Milch, Wasser <strong>und</strong> Mehl rührt man wie im<br />

vorhergehenden trocken ab. Wenn es abgekühlt ist, rührt man <strong>die</strong> Eier hinein <strong>und</strong> schlägt den Teig mit dem Löffel, bis er<br />

zart ist. Alsdann macht man mit 2 Esslöffeln Bälle davon <strong>und</strong> backt sie wie Berliner Pfannkuchen in Schmelzbutter gelb.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 198 von 245


Krausgebackenes oder Schürzkuchen<br />

Man bereitet aus 250 g Mehl, 250 g Zucker, 3 ganzen Eiern, 1 kleinen Obertasse Milch <strong>und</strong> 3 Löffel Rum einen<br />

geschmeidigen Teig, den man einige Zeit am warmen Ort verdeckt rasten lässt. Dann rollt man den Teig messerrückendick<br />

aus, schneidet ihn in Streifen von 1 Finger Länge <strong>und</strong> 2 Finger Breite, schneidet jeden Streifen der Länge nach in der Mitte<br />

etwas ein <strong>und</strong> zieht das eine Ende durch <strong>die</strong> Öffnung. Nun gibt man <strong>die</strong> Küchlein sofort in das heiße Schmalz, backt sie auf<br />

beiden Seiten braun <strong>und</strong> richtet sie warm, mit Zucker bestreut, an.<br />

Süddeutsche Fastnachtsküchel<br />

30 g Bärme wird in 1/2 Obertasse saurer Sahne verrührt; dann gibt man 6 Eigelb, 50 g gestoßenen Zucker <strong>und</strong> 4 Esslöffel<br />

Rosenwasser dazu. Nachdem man alles gut verquirlt hat, gibt man nach <strong>und</strong> nach 400 bis 500 g Mehl hinzu, so dass man<br />

einen Teig bekommt, der sich auf dem Brett mit dem Mangelholz bearbeiten lässt. Man teilt den Teig in zwei gleiche Hälften,<br />

rollt jede Hälfte fingerstark aus, legt beide Platten aufeinander <strong>und</strong> rollt sie nochmals aus, bis man eine fingerstarke<br />

Teigplatte erhält. Diese schneidet man mit dem Kuchenrädchen in kleine viereckige Stücke, legt sie auf ein bebuttertes<br />

Blech <strong>und</strong> lässt sie aufgehen. Hierauf bestreicht man sie mit zerquirltem Ei <strong>und</strong> backt sie in Schmelzbutter hellbraun.<br />

Rheinische Fastnachtskrapfen<br />

500 g Mehl, 2 ganze Eier, 4 Eigelb, 500 ml saure Sahne, 250 g Butter, ein wenig abgeriebene Zitronenschale, etwas<br />

gestoßener Zimt <strong>und</strong> 3 Esslöffel guter Rum werden zu einem geschmeidigen Teige verarbeitet, den man 1:00 St<strong>und</strong>e an<br />

einem kühlen Orte rasten lässt. Danach rollt man ihn messerrückendick aus, schneidet aus der Teigplatte mit einem<br />

Kuchenrädchen verschobene Vierecke <strong>und</strong> backt sie sofort in zerlassener Butter hellbraun.<br />

Äpfelscheiben in Butter oder Schmalz gebacken<br />

1 kg große, saftige Äpfel schält <strong>und</strong> entkernt man, schneidet sie danach in fingerdicke Scheiben, bestreut sie mit<br />

gestoßenem Zucker, begießt sie mit etwas Weißwein <strong>und</strong> 1 Esslöffel Rum <strong>und</strong> lässt sie 1:00 St<strong>und</strong>e stehen. Nun taucht<br />

man <strong>die</strong> Scheiben in Backteig <strong>und</strong> backt sie nacheinander in Schmalz goldgelb. Man richtet sie recht heiß an, schichtet sie<br />

auf eine Schüssel <strong>und</strong> serviert sie ohne Sauce, nur mit Zucker <strong>und</strong> Zimt bestreut. – Beim Backen der Scheiben achte man<br />

darauf, dass das Fett gut heiß ist, ehe man <strong>die</strong> Scheiben hineinlegt.<br />

Brotbäckerei<br />

Roggenbrot<br />

Auf je 5 kg Mehl rechnet man 150 g Sauerteig <strong>und</strong> 3 l Wasser. Das klar gesiebte Mehl muss 12:00 St<strong>und</strong>en vor dem<br />

Einrühren behufs Erwärmung an den Ofen gestellt werden. Das zum Backen verwendete Wasser muss eine Temperatur<br />

von 20 bis 30°C haben, d.h. es muss gut handwarm sein; man soll auch nur weiches Wasser dazu verwenden, weil hartes<br />

Wasser klebriges Brot liefert. Dem Brotteig muss stets etwas Salz zugesetzt werden. Die Temperatur in der Backstube darf<br />

nicht unter 21°C sinken. Auch den Backtrog setzt man im Winter wenigstens vor dem Gebrauch warm. Etwa 5:00 St<strong>und</strong>en<br />

vor dem Einrühren wird der Sauerteig mit etwas Mehl in handwarmem Wasser angerührt <strong>und</strong> hierauf mit Mehl bestreut; das<br />

Gefäß wird zugedeckt <strong>und</strong> an einen warmen Ort gestellt. – Das Einmachen geschieht auf folgende Weise: Man schüttet<br />

2/3 des durchwärmten Mehls in den Backtrog, macht auf der einen Seite des Mehls eine Vertiefung, gießt einige Liter<br />

warmes Wasser hinzu, knetet den Sauerteig nebst dem Mehle zu einem dünnen Teige <strong>und</strong> gießt dann das übrige Wasser<br />

dazu. Mehl, Wasser <strong>und</strong> Sauerteig müssen nun mit den Händen auf das feinste gemengt <strong>und</strong> geknetet werden, um alle<br />

Klümpchen zu zerteilen. Die Festigkeit des Teigs bestimmt man am besten dadurch, dass man ein Zeichen auf den Teig<br />

macht ; fließt dasselbe allmählich zusammen, so ist der Teig fest genug; fließt es aber schnell zusammen, so muss noch<br />

etwas Mehl eingeknetet werden. Ist der Teig fest genug, so wird er dicht <strong>und</strong> dick mit Mehl bestreut. Dann legt man den<br />

Deckel auf den Backtrog, breitet ein leinenes Tuch darüber <strong>und</strong> lässt es ruhig stehen, damit der Teig gart. Sobald das<br />

Aufschwellen des Teiges nachlässt, muss man <strong>die</strong> Gärung unterbrechen, weil man sonst saures Brot erhalten würde. Der<br />

Teig wird nun ausgewirkt, d.h. wieder zusammengedrückt <strong>und</strong> in kreisr<strong>und</strong>e oder länglichr<strong>und</strong>e Laibe geformt. Da der Teig<br />

beim Auswirken zusammengedrückt wurde, muss er an einem warmen Orte wieder aufgehen. Man legt deshalb <strong>die</strong> Laibe in<br />

mit Mehl ausgestreute Backschüsseln von Holz, Stroh oder Eisenblech <strong>und</strong> stellt sie in <strong>die</strong> Nähe des warmen Ofens.<br />

Während der Teig in den Backschüsseln steht, muss das Aufreißen der Laibe verhütet werden, indem man sie mittels<br />

Borstwisches mit lauem Wasser bestreicht. Dieses Bestreichen wird nochmals unmittelbar vor dem Einschieben der Laibe<br />

oder Brote in den Ofen wiederholt, damit <strong>die</strong> Rinde glatt, glänzend <strong>und</strong> bräunlich wird.<br />

Von dem richtigen Heizen des Backofens hängt <strong>die</strong> gute Beschaffenheit des Brotes wesentlich mit ab. Man erfährt den<br />

richtigen Hitzegrad, wenn man ein wenig Mehl in das M<strong>und</strong>loch des Backofens legt; wird das Mehl sogleich braun, so hat<br />

der Ofen <strong>die</strong> nötige Hitze, wird es schwarz, so ist der Ofen zu heiß, bleibt es weiß, so ist er nicht heiß genug. Das<br />

Einbringen der Laibe geschieht mittels Schieber, <strong>und</strong> zwar schnell hintereinander <strong>und</strong> so, dass <strong>die</strong> Brote nicht dicht<br />

aneinander zu liegen kommen. Nach dem Einschieben wird der Ofen geschlossen. Das Brot ist ausgebacken, sobald <strong>die</strong><br />

Rinde klingt, wenn man mit den Knöcheln der Finger daran schlägt, was nach etwa 2:00 bis 3:00 St<strong>und</strong>en der Fall ist. Sind<br />

<strong>die</strong> Brote aus dem Ofen genommen, so werden sie mit kaltem Wasser bestrichen <strong>und</strong> vorsichtig, mit der Oberseite nach<br />

unten, zunächst in <strong>die</strong> Backschüsseln gelegt, worin man sie allmählich abkühlen lässt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 199 von 245


Kleie- oder Schrotbrot<br />

Dieses wird hergestellt aus 2 Teilen Roggen- <strong>und</strong> 1 Teil Weizenkleie. Zu 10 kg mischt man 100 g doppeltkohlensaures<br />

Natron <strong>und</strong> stellt 1/5 der Mischung beiseite, gibt zu dem übrigen 7 bis 8 l Wasser mit etwas Kochsalz <strong>und</strong> knetet daraus<br />

einen Teig, welchem zunächst 200 g chemisch reine Salzsäure <strong>und</strong> 250 ml Wasser zugesetzt werden, worauf man das<br />

zurückgesetzte Fünftel Kleie nicht zu stark mit durchknetet. Aus dem Teige formt man Brote, sticht mehrfach Löcher in <strong>die</strong><br />

Oberfläche, lässt sie 30 bis 45 Minuten gehen <strong>und</strong> backt sie. – Der Genuss <strong>die</strong>ses Brotes ist der Verdauung sehr zuträglich.<br />

Grahambrot oder Brot von feinem Weizenschrot<br />

Weizenschrot wird ohne jede weitere Zutat mit lauem Wasser gemengt <strong>und</strong> so lange geknetet, bis sich der Teig leicht von<br />

den Händen löst. Hierauf stellt man den Teig ungefähr 1:00 St<strong>und</strong>e an einen lauen Ort, bis er aufgegangen ist. Dann formt<br />

man 10 bis 15 cm lange <strong>und</strong> 5 cm dicke Brote daraus, stellt sie so lange warm, bis sich das Aufgehen durch Risse an der<br />

Oberfläche bemerklich macht, überstreicht sie dann mit Wasser <strong>und</strong> backt sie.<br />

Semmeln, Wecken oder Weißbrot<br />

Auf 1 l Wasser rechnet man etwa 2 kg Weizenmehl <strong>und</strong> 50 g Presshefe. Nachdem man <strong>die</strong> Hefe mit lauwarmer Milch<br />

aufgelöst hat, setzt man ihr etwas Salz bei <strong>und</strong> vermengt sie mit Mehl. Hierauf stellt man das Hebstück zum Gären an einen<br />

warmen Ort. Wenn es genügend gegangen ist, verarbeitet man es mit der übrigen Milch <strong>und</strong> dem nötigen Mehl zu einem<br />

lockern Teige, den man wieder gehen lässt. Herauf wirkt man ihn aus, formt ihn nach Belieben in längliche Semmel oder<br />

Wecken, in r<strong>und</strong>e Brote oder Laibe oder in kleine Brötchen, lässt <strong>die</strong>se noch etwas aufgehen, macht oben in <strong>die</strong> Mitte<br />

derselben einen Einschnitt, bestreicht sie mit warmem Wasser <strong>und</strong> backt sie.<br />

Feine Brötchen oder M<strong>und</strong>brot<br />

Man bereitet Teig nach »Grahambrot oder Brot von feinem Weizenschrot«, verwendet aber statt des Wassers Milch <strong>und</strong><br />

verarbeitet den Teig noch mit 75 g Zucker, 150 g Butter <strong>und</strong> 4 Eiern. Die kleinen geformten Brötchen bestreicht man vor<br />

dem Backen mit Ei, das man mit Wasser verdünnt hat.<br />

Englisches Kastenbrot<br />

Auf 100 g Weizenmehl rechnet man 100 ml Milch <strong>und</strong> 100 ml Wasser. Man löst in der lauwarmen Flüssigkeit 1 Teelöffel<br />

Salz <strong>und</strong> 10 g Bärme <strong>und</strong> gießt sie in eine Vertiefung, <strong>die</strong> man in der Mitte des Mehls gemacht hat. Dann verrührt man den<br />

Teig mit einem Holzlöffel <strong>und</strong> lässt ihn 2:00 St<strong>und</strong>en aufgehen. Dann knetet man ihn tüchtig durch <strong>und</strong> lässt ihn 1:30 St<strong>und</strong>e<br />

stehen. Hierauf füllt man den Teig in viereckige Formen, <strong>die</strong> man mit Mehl ausgestreut. Obenauf bestreicht man das Brot mit<br />

Wasser <strong>und</strong> backt es 0:45 bis 1:00 St<strong>und</strong>e. – Die Form darf nur 3/4 voll gefüllt werden.<br />

Reisbrot<br />

1 kg Reis wird in Milch so lange gekocht, bis er gallertähnlich ist; hierauf zerreibt man ihn in einer Reibesatte <strong>und</strong> setzt, ehe<br />

er ganz erkaltet ist, 1 kg Reismehl, 2 kg Weizenmehl, 100 g aufgelöste Bärme <strong>und</strong> so viel Wasser hinzu, dass man einen<br />

geschmeidigen Teig erhält. Salz wird nach Geschmack hinzugefügt. Nachdem man den Teig gut geknetet hat, lässt man ihn<br />

gehen, wirkt ihn dann aus <strong>und</strong> formt nach Belieben lange oder r<strong>und</strong>e Brote davon, <strong>die</strong> man mit zerquirltem Ei bestreicht <strong>und</strong><br />

im gut geheizten Ofen backt. Reisbrot darf nicht alt werden, da es leicht brüchig wird.<br />

Speckkuchen<br />

Derselbe wird aus dem fertigen Brotteig nach »Roggenbrot« hergestellt. Man mangelt 1 kg Teig mit dem Nudelholze<br />

messerrückendick aus, breitet ihn auf ein großes Kuchenblech, das man mit ausgebratenem Speck bestrichen hat, <strong>und</strong><br />

belegt ihn dicht mit kleinen Würfeln von geräuchertem Speck. Hierauf quirlt man recht dicken, sauren Rahm mit mehreren<br />

ganzen Eiern, füllt <strong>die</strong>sen Guss über den Kuchen, bestreut ihn mit Kochkümmel <strong>und</strong> Salz <strong>und</strong> backt ihn im Backofen. Da der<br />

Kuchen starke Hitze verlangt, muss man ihn vor dem Brote backen.<br />

Zwiebelkuchen<br />

Man bereitet nach »Semmeln, Wecken oder Weißbrot« Hefenteig, schlägt ihn tüchtig <strong>und</strong> lässt ihn aufgehen. Unterdes<br />

schmort man etwa 3 l abgeschälte, in Scheiben geschnittene Zwiebeln in Schweineschmalz weich, doch so, dass sie weiß<br />

bleiben, <strong>und</strong> schüttet sie auf einen Durchschlag zum Abtropfen. Nun rollt man den Teig dünn aus <strong>und</strong> bringt ihn auf ein mit<br />

Schmalz bestrichenes Blech; rings um den Kuchen formt man einen etwa 5 cm hohen Rand <strong>und</strong> lässt ihn aufgehen. Dann<br />

bestreicht man den Rand mit Ei, belegt den Kuchen innerhalb des Randes glatt mit den Zwiebeln <strong>und</strong> backt ihn im heißen<br />

Ofen ziemlich gar. Hierauf befüllt man ihn mit einem Guss aus 2520 ml Sahne oder guter Milch, 3 ganzen Eiern, 1/2 bis<br />

1 Esslöffel Mehl <strong>und</strong> Salz nach Geschmack <strong>und</strong> lässt den Kuchen damit vollends gar backen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 200 von 245


Getränke<br />

Warme Getränke<br />

Kaffeesorten<br />

Der Wohlgeschmack des Kaffees hängt ab von den Kaffeesorten, <strong>die</strong> man verwendet, vom Rösten derselben <strong>und</strong> von der<br />

Zubereitung. Was <strong>die</strong> Kaffeesorten anbetrifft, so schmeckt der Kaffee einer gut zusammengesetzten Mischung am besten.<br />

Die berühmte Karlsbader Mischung besteht aus Menado, Guatemala <strong>und</strong> arabischem Mokka zu gleichen Teilen. Die<br />

Hauptsache sind rein schmeckende Sorten, <strong>die</strong> mit keinen schlechten Sorten untermischt sein dürfen.<br />

Beim Einkauf des gebrannten Kaffees achte man darauf, dass man nicht zu große Mengen einkauft, dass man den<br />

gerösteten Kaffee in gut verschlossenen Büchsen hält, <strong>und</strong> dass man in einem Geschäfte kauft, wo großer Absatz ist <strong>und</strong><br />

also häufig frisch geröstet wird.<br />

Das Rösten des Kaffees<br />

In wenigen Haushaltungen wird der Kaffee selbst gebrannt. Das Rösten geschieht auf nicht zu starkem, offenem Feuer in<br />

geschlossenen Brennern, in denen <strong>die</strong> Bohnen hin <strong>und</strong> her bewegt werden. Sobald <strong>die</strong> Bohnen zu knacken anfangen,<br />

bedarf es großer Aufmerksamkeit, um den richtigen Zeitpunkt zu treffen, an dem sie ausgeschüttet werden müssen, weil sie<br />

leicht zu dunkel ausfallen, solche Bohnen verleihen dem Getränk einen unangenehmen, brenzligen Geschmack. Die hellen<br />

Kaffeesorten, <strong>die</strong> in rohem Zustande gelb oder grünlich aussehen, dürfen nur hell <strong>und</strong> mattbraun werden, der braune Javakaffee<br />

fällt fast kastanienbraun aus. Schwitzen darf gut gebrannter Kaffee nicht, d.h. er darf nicht so lange in dem Brenner<br />

bleiben, bis er zu glänzen anfängt. Sobald <strong>die</strong> knackenden Kaffeebohnen sich leicht brechen oder durchbeißen lassen, sind<br />

sie genug geröstet <strong>und</strong> müssen auf einer Porzellan- oder Holzplatte, <strong>die</strong> nur zu <strong>die</strong>sem Zwecke gebraucht wird, ausgebreitet<br />

werden, wo man sie hin- <strong>und</strong> herrührt, damit sie schnell abkühlen <strong>und</strong> nicht mehr nachdunkeln. Dann bewahrt man sie in gut<br />

verschlossenen Blechbüchsen auf.<br />

Das Kaffeewasser<br />

Zum Kaffee eignet sich weiches Wasser am besten. Auf <strong>die</strong>se Tatsache begründet sich der Ruf, den der Kaffee in manchen<br />

Orten, Prag <strong>und</strong> Karlsbad z.B., erlangt hat. Wo der Hausfrau solches nicht zur Verfügung steht, muss sie <strong>die</strong>sem Mangel<br />

nachhelfen, indem sie dem fein gemahlenen Kaffeepulver, ehe das Wasser aufgegossen wird, eine Kleinigkeit saures<br />

Natron beisetzt. Das Wasser, das zum Kaffee verwendet wird, muss stark kochend sein, soll aber <strong>die</strong>sen Hitzegrad erst kurz<br />

vorher erreicht <strong>und</strong> nicht etwa schon lange Zeit gekocht haben.<br />

Die Kaffeemenge<br />

Auf 1 Tasse starken Kaffee rechnet man 10 bis 15 g. Werden jedoch größere Portionen bereitet, so sind verhältnismäßig<br />

geringere Mengen Kaffee ausreichend. Bei Diners, an deren Schluss Kaffee serviert wird, muss man auf 1 Tasse doppelt so<br />

viel rechnen. Man bezeichnet <strong>die</strong>sen starken Kaffee dann mit dem Ausdruck Mokka; derselbe wird also keineswegs<br />

ausschließlich von Mokkabohnen hergestellt.<br />

Die Kaffeebereitung<br />

Die Kaffeebereitung geschieht auf verschiedene Weise, entweder durch Brühen, durch Filtrieren oder in der<br />

Kaffeemaschine. Jedenfalls muss das Gefäß, in welchem der Kaffee bereitet werden soll, vorher erwärmt sein. Zum Brühen<br />

schüttet man den gemahlenen Kaffee in das Geschirr, gießt das siedende Wasser darüber, rührt um <strong>und</strong> lässt den Kaffee<br />

gut verdeckt etwa 5 bis 10 Minuten ziehen. Dadurch, dass man ein wenig kaltes Wasser dazugießt, bewirkt man, dass der<br />

Kaffee sich setzt. Hierauf gießt man ihn vorsichtig ab in eine saubere, vorher erwärmte Kanne <strong>und</strong> bringt ihn so auf den<br />

Tisch.<br />

Zum Filtrieren oder Trichtern des Kaffees verwendet man heute wohl kaum noch Kaffeebeutel, da man vorzügliche<br />

Kaffeetrichter besitzt, <strong>die</strong> den Beutel überflüssig machen.<br />

Die Kaffeemaschine<br />

Von den meisten wird <strong>die</strong> Bereitung des Kaffees in der Maschine jeder anderen vorgezogen <strong>und</strong> zwar mit Recht. Die seit<br />

längerer Zeit bekannten Sturzmaschinen gelten heutzutage schon <strong>für</strong> veraltet <strong>und</strong> sind durch Aufgussmaschinen <strong>und</strong> mehr<br />

noch durch <strong>die</strong> selbsttätigen Maschinen verdrängt worden. Beide erfreuen sich eines Weltrufes <strong>und</strong> mit Recht, denn sie<br />

nutzen den Kaffee am meisten aus <strong>und</strong> liefern ein stets gleichmäßiges, kräftiges, schmackhaftes <strong>und</strong> aromatisches Getränk.<br />

Sie sind äußerst leicht zu handhaben <strong>und</strong> zu reinigen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 201 von 245


Kaffeesurrogate<br />

Kaffeesurrogate, als Zichorie, Karlsbader Gewürz, Feigenkaffee usw. sollten keine Verwendung finden. Zum Schluss sei<br />

hier noch erwähnt, soll der Kaffee seinen guten Geschmack behalten, so sorge man <strong>für</strong> gute Sahne oder mindestens gute<br />

Milch. Je besser <strong>die</strong> Sahne, desto besser schmeckt der Kaffee. Sie muss vorher abgekocht sein <strong>und</strong> wird stets erwärmt zum<br />

Kaffee gereicht.<br />

Teesorten<br />

In früheren Jahren wurde der schwarze Tee nur mit grünem vermischt getrunken oder auch der letztere allein verwendet.<br />

Mehr <strong>und</strong> mehr aber wird in neuerer Zeit nur vom schwarzen Tee Gebrauch gemacht, da <strong>die</strong>ser weniger aufregende <strong>und</strong><br />

nervenangreifende Eigenschaften als der grüne Tee besitzt. – Der auf dem Landwege zu uns gekommene Tee,<br />

Karawanentee, ist der beste, da er nicht unter der Seeluft gelitten hat, doch steht er sehr hoch im Preise, <strong>und</strong> über<strong>die</strong>s erhält<br />

man von England her auch andere gute Sorten. Unter den Teesorten ist der Pekkotee der beste, aber auch teuerste; viel<br />

billiger <strong>und</strong> <strong>für</strong> den Hausbedarf zu empfehlen ist Souchongtee, <strong>und</strong> auch von Kongotee gibt es Sorten, <strong>die</strong> ganz gut sind.<br />

Die Teebereitung<br />

Die Teebereitung geschieht, indem man <strong>die</strong> Teekanne, am besten sind <strong>die</strong> englischen aus Nickel, mit heißem Wasser<br />

ausschwenkt <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses fortgießt. Hierauf gibt man den Tee hinein, auf jede Person etwa 1 kleinen Teelöffel, <strong>für</strong> 4 Personen<br />

sind 3 Teelöffel ausreichend. Man gibt zuerst 1 Tasse siedendes Wasser darauf, lässt ihn an einem warmen Orte zugedeckt<br />

ziehen <strong>und</strong> füllt <strong>die</strong> Kanne hierauf vollends mit siedendem Wasser. Dann lässt man den Tee 5 Minuten ziehen <strong>und</strong> schenkt<br />

ihn durch ein Sieb in <strong>die</strong> bereit stehenden Tassen. Will man gleich mehr Tee bereiten, als man beim ersten Male<br />

ausschenkt, so ist es besser, <strong>die</strong> nötige Menge Tee in eine Teekugel aus Drahtgeflecht zu tun <strong>und</strong> <strong>die</strong>se in <strong>die</strong> Teekanne<br />

hineinzuhängen. Damit der Tee genügend auszieht, schwenkt man <strong>die</strong> Kugel von Zeit zu Zeit ein wenig hin <strong>und</strong> her <strong>und</strong><br />

nimmt sie nach Verlauf von 7 bis 10 Minuten heraus.<br />

Milchschokolade<br />

Hierzu lässt sich kein bestimmtes Maß angeben; <strong>die</strong>s hängt zu sehr von der Güte der Schokolade <strong>und</strong> dem Geschmack ab.<br />

Man rechnet gewöhnlich von guter, süßer Schokolade 125 g auf 1,5 l oder 15 g auf 1 Tasse, zum Verkochen etwas<br />

zugegeben. Von bitterer Schokolade reicht weniger. Man setzt <strong>die</strong> geriebene Schokolade mit Wasser kaum bedeckt aufs<br />

Feuer; nachdem sie ganz weich geworden, rührt man sie zu einem gleichartigen Brei <strong>und</strong> gibt rohe Milch hinzu, <strong>die</strong> man mit<br />

1/3 Wasser verdünnen kann, wodurch das Getränk schmackhafter <strong>und</strong> bekömmlicher wird. Dann gibt man den noch<br />

fehlenden Zucker hinzu <strong>und</strong> lässt sie 10 Minuten unter beständigem Rühren kochen.<br />

Wasserschokolade<br />

Man verwendet hierzu, wie auch zur Milchschokolade, entweder Ges<strong>und</strong>heitsschokolade ohne Gewürze oder aber Vanilleoder<br />

Gewürzschokolade. Man rechnet auf 1 Tasse 15 bis 20 g. Die Zubereitung ist <strong>die</strong>selbe wie bei Milchschokolade; <strong>die</strong><br />

Milch ersetzt man durch heißes oder kochendes Wasser.<br />

Kakao<br />

Die jetzt in den Handel gelangenden Kakaofabrikate sind meistens so leicht löslich, dass ein Kochen des Kakaos überflüssig<br />

ist. Man bereitet ihn entweder mit Wasser oder mit Milch. Man schüttet 2 Esslöffel Kakao in eine Porzellankanne <strong>und</strong> gießt<br />

500 ml kochendes Wasser dazu, rührt gut um, süßt nach Belieben <strong>und</strong> schenkt den Kakao in <strong>die</strong> Tassen. Will man ihn zur<br />

Hälfte mit Milch bereiten, so gießt man 250 ml Wasser darauf, rührt um <strong>und</strong> gibt dann 250 ml heiße Milch nach.<br />

Kakaotee<br />

Man kocht <strong>die</strong> Schalen der gerösteten Kakaobohnen in Wasser 10 bis 15 Minuten lang, seiht den Tee durch ein Sieb, süßt<br />

nach Geschmack <strong>und</strong> gibt nach Belieben Milch dazu.<br />

Holländischer Punsch<br />

1 Teil durchgeseihter Zitronensaft, 2 Teile geriebener Zucker <strong>und</strong> 4 Teile Arrak werden in einem kleinen Geschirrchen<br />

zugedeckt auf das Feuer gestellt, bis der Zucker geschmolzen ist, <strong>und</strong> dann mit 8 Teilen kochendem Wasser vermischt.<br />

Weinpunsch<br />

6 Flaschen Rheinwein <strong>und</strong> 1/2 bis 3/4 Flasche alter Jamaikarum werden mit Zucker, 125 g per Flasche, bis zum Kochen<br />

erhitzt <strong>und</strong> dann in einer Bowle aufgetragen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 202 von 245


Silvesterpunsch<br />

Für 6 bis 8 Personen. Am besten bereitet man <strong>die</strong> Punschbowle im Wasserbade, wo sie siedend heiß wird, ohne zu kochen.<br />

Man tut 275 g Stückenzucker in <strong>die</strong> Bowle <strong>und</strong> übergießt ihn mit 1 l kochendem Wasser oder auch mit 1 l Aufguss von<br />

schwarzem Tee. Sobald der Zucker vollständig geschmolzen ist, gibt man 1 Flasche guten Rotwein, den durchgeseihten<br />

Saft von 2 Zitronen <strong>und</strong> 1/2 Flasche guten Rum dazu. Hierauf verdeckt man das Gefäß <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Bowle siedend heiß<br />

werden.<br />

Pfirsichpunschbowle<br />

Für 4 bis 6 Personen. 1 Flasche alter Rheinwein <strong>und</strong> 1/2 Flasche Sherry werden in ein Gefäß getan <strong>und</strong> 400 g Stückenzucker<br />

hinzugefügt; nun wird das Gefäß in siedendes Wasser gestellt, wo man es verdeckt stehen lässt, bis der Zucker<br />

geschmolzen <strong>und</strong> der Wein heiß ist. Hierauf legt man in einen Blechlöffel ein ziemlich großes Stück Zucker, gibt 1/2 Glas<br />

Arrak darauf <strong>und</strong> zündet <strong>die</strong>sen an; man hält dabei den Löffel über <strong>die</strong> Bowle, so dass der schmelzende Zucker<br />

hineintröpfelt. Kurz vor dem Servieren gibt man einige eingemachte Pfirsiche hinein.<br />

Eierpunsch<br />

1,5 Flasche guter Franzwein, reichlich 500 ml kochendes Wasser, 250 g Zucker, worauf 1 Zitrone abgerieben, nebst dem<br />

Saft von 2 Zitronen, etwas Tee, Muskatnuss <strong>und</strong> einige Nelken, sowie 8 Stück frische Eier. – Man lässt <strong>die</strong> Gewürze in dem<br />

kochenden Wasser ausziehen <strong>und</strong> presst sie aus, gießt das Übrige hinzu <strong>und</strong> schlägt <strong>die</strong>s alles mit dem Schneebesen recht<br />

stark über heißem Feuer, bis der Schaum sich hebt; kochen darf es nicht. Wenn der Topf abgenommen ist, so muss noch<br />

ein wenig geschlagen <strong>und</strong> nach Geschmack Arrak hinzugefügt werden.<br />

Glühwein<br />

Man setzt 1/2 Flasche guten Rotwein mit 2 oder 3 Gewürznelken <strong>und</strong> etwas Zimt verdeckt aufs Feuer, dann süßt man ihn<br />

nach Geschmack <strong>und</strong> lässt ihn 2 bis 3 Minuten kochen. Man serviert ihn in Gläsern, nachdem man ihn vorher durch ein Sieb<br />

gegossen hat.<br />

Grog<br />

Man vermischt 2 Teile kochendes Wasser mit 1 Teil Arrak oder Jamaikarum <strong>und</strong> Zucker nach Belieben.<br />

Whip<br />

2 Flaschen Weißwein, 230 bis 270 g Zucker, worauf <strong>die</strong> Schale von 1 bis 2 Zitronen abgerieben, nebst dem Saft, 2 g feiner<br />

ganzer Zimt, 6 zerklopfte Eier. – Dies alles wird mit einem Schaumbesen auf hellem Feuer bis vorm Kochen stark<br />

geschlagen, schnell in eine Bowle gegossen, in Gläser gefüllt <strong>und</strong> heiß getrunken.<br />

Warmbier<br />

Hierzu eignet sich am besten Berliner Weißbier, doch kann man auch anderes süßes, nicht bitteres Bier dazu verwenden.<br />

Man setzt <strong>für</strong> 4 Personen 1 l Bier mit 2 bis 3 Gewürznelken, 1 Stück Ingwer <strong>und</strong> etwas Zimt aufs Feuer. Sobald es kochen<br />

will, fügt man 1 Teelöffel klar gerührtes Kartoffelmehl hinzu, lässt es damit klar kochen <strong>und</strong> süßt nach Geschmack. Unterdes<br />

hat man 3 bis 4 ganze Eier mit ein wenig kaltem Wasser abgerührt <strong>und</strong> gießt nun das kochende Bier unter starkem Quirlen<br />

dazu. – Man serviert es sowohl in Gläsern, als auch in Tassen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 203 von 245


Kalte Getränke<br />

Punsch Imperial<br />

Eine in feine Scheiben geschnittene Ananas, eine Flasche Champagner, 1 Flasche Rheinwein, 1/2 Flasche Arrak, 1 Flasche<br />

Selterswasser, 1 l kochendes Wasser, 250 bis 375 g Zucker, worauf 1 Zitrone abgerieben, nach Belieben auch <strong>die</strong> feine<br />

Schale 1 kleinen Pomeranze, 4 Apfelsinen, Saft von 4 Zitronen, 3 g ganzer Zimt <strong>und</strong> 1 Stück Vanille, 1/2 Finger lang. – Man<br />

lässt in kochendem Wasser Zimt <strong>und</strong> Vanille gut ausziehen, nimmt es heraus, gießt das Wasser in <strong>die</strong> Bowle, gibt Zucker,<br />

Zitronensaft, <strong>die</strong> abgezogenen, in Achtel geschnittenen Apfelsinen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Ananas hinein. Nachdem <strong>die</strong>s kalt geworden,<br />

wird Rheinwein, Champagner, Arrak <strong>und</strong> Selterswasser hinzugegeben.<br />

Bischof<br />

In 1 Flasche Rotwein tut man <strong>die</strong> möglichst fein abgeschälte, grüne Schale von 2 Pomeranzen <strong>und</strong> 75 g Zucker. Man lässt<br />

den Wein einige Tage zugedeckt stehen, nimmt <strong>die</strong> Pomeranzenschale heraus <strong>und</strong> füllt den Bischof auf Flaschen, um ihn<br />

als Bowlenextrakt zu verwenden. Man nimmt hiervon zu jeder Flasche Rotwein etwa 2 Esslöffel voll <strong>und</strong> versüßt sie nach<br />

Geschmack mit feinem Zucker.<br />

Kalter Silvesterpunsch<br />

Man gießt in eine Terrine 500 ml kochendes Wasser <strong>und</strong> lässt etwa 10 g schwarzen Tee in einer Teekugel 2 Minuten<br />

ziehen. Vorher lässt man 600 g geläuterten Zucker mit der Schale von 1/2 Zitrone <strong>und</strong> 1/2 Schote Vanille etwa 1:00 St<strong>und</strong>e<br />

an einer warmen Stelle ziehen, gießt den Zucker durch ein Mulltuch zum Tee hinzu <strong>und</strong> fügt 1 Flasche leichten weißen<br />

Rheinwein, 1 Flasche roten Rheinwein, 1/2 Flasche Madeira <strong>und</strong> 250 ml Rum, den man zuvor abgebrannt hat, dazu; ferner<br />

gibt man noch den Saft von 2 Apfelsinen <strong>und</strong> 2 Esslöffel Ananasextrakt hinzu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Bowle, gut verdeckt, recht kalt<br />

werden.<br />

Kardinal von Pomeranzen<br />

Je nach der Größe 1 bis 2 Stück grüne Pomeranzen, 6 Flaschen Weißwein, 1 Flasche Rotwein <strong>und</strong> per Flasche 80 bis<br />

100 g Zucker. – Die grüne Schale der Pomeranzen wird mit einem kleinen, scharfen Messer möglichst dünn abgeschält, in<br />

ein Wasserglas, zur Hälfte mit Wasser gefüllt, gelegt <strong>und</strong> mit Papier zugedeckt 15 Minuten zum Ausziehen hingestellt. Der<br />

erforderliche Zucker wird in <strong>die</strong> Bowle gegeben, mit wenig Wasser angefeuchtet <strong>und</strong> aufgelöst; nachdem <strong>die</strong>s geschehen,<br />

wird der Wein hineingegossen <strong>und</strong> von dem Extrakt aus der Pomeranzenschale nach Geschmack hinzugefügt.<br />

Apfelsinenbowle<br />

1 Apfelsine, 5 Flaschen Weißwein <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> Flasche 75 bis 100 g Zucker. Die Zubereitung wie »Kardinal von<br />

Pomeranzen«.<br />

Pfirsichbowle<br />

Für 6 bis 8 Personen. Man zieht von frischen reifen Pfirsichen <strong>die</strong> Schale ab, schneidet sie in feine Scheiben, tut<br />

1 gehäuften Suppenteller voll in ein Gefäß, <strong>und</strong> bestreut sie schichtweise mit gestoßenem Zucker. Nachdem man ein wenig<br />

Wasser dazugegeben hat, schwenkt man sie um <strong>und</strong> lässt sie 12:00 bis 14:00 St<strong>und</strong>en gut zugedeckt stehen. Dann gießt<br />

man 3 Flaschen Moselwein dazu <strong>und</strong> serviert <strong>die</strong> Bowle, sobald sie auf dem Eise genügend gekühlt ist.<br />

Ananasbowle<br />

1 in dünne Scheiben geschnittene Ananas, 8 bis 12 Flaschen Weißwein <strong>und</strong> nach Geschmack auf <strong>die</strong> Flasche 75 bis 100 g<br />

Zucker. Nachdem <strong>die</strong> Ananas stark mit Zucker bestreut <strong>und</strong> mit 1 Glas Madeira übergossen ist, bleibt sie 24:00 St<strong>und</strong>en<br />

zugedeckt stehen. Danach legt man sie in eine Bowle <strong>und</strong> fügt Wein <strong>und</strong> den noch nötigen Zucker hinzu. Nach Gefallen<br />

kann auch 1 Flasche Selterswasser darunter gemischt werden.<br />

Erdbeerbowle<br />

Auf 4 Flaschen Weißwein nimmt man 1/2 Flasche Rotwein, Zucker nach Belieben <strong>und</strong> 1 Suppenteller voll recht reifer<br />

Walderdbeeren. Man bestreut <strong>die</strong>se reichlich mit Zucker, gibt etwas Wein hinzu, lässt sie 1:00 St<strong>und</strong>e zugedeckt stehen <strong>und</strong><br />

fügt alles übrige hinzu.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 204 von 245


Waldmeisterbowle, Maitrank oder Maiwein<br />

Man tut 1 Hand voll frischen Waldmeister, der noch ganz jung sein muss <strong>und</strong> keinesfalls schon Blüten haben darf, in eine<br />

Bowle, gießt 2 Flaschen leichten Weißwein darauf, deckt <strong>die</strong> Terrine zu <strong>und</strong> lässt den Wein höchstens 30 Minuten an einem<br />

kühlen Orte ziehen. Dann nimmt man den Waldmeister heraus, setzt 100 g geläuterten Zucker hinzu <strong>und</strong> rührt gut um.<br />

Amerikanische Drinks<br />

Amerikanische Drinks sind zusammengesetzte Getränke, <strong>die</strong> entweder limonadenähnlich aus Fruchteis mit Selterswasser<br />

hergestellt oder als Cocktails aus verschiedenen Likören mit Wein <strong>und</strong> Früchten gemischt werden. Sie werden in großen<br />

Gläsern serviert.<br />

Sherry-Cobbler<br />

2 Teelöffel gestoßener Zucker wird mit 1 Likörglas Wasser aufgelöst, das Glas dann 3/4 mit Kunst-Eis gefüllt <strong>und</strong> Sherry<br />

über das Eis gegossen, gut gemischt <strong>und</strong> mit Erdbeeren, Weinbeeren oder Ananas serviert.<br />

Weißwein-Cobbler<br />

Man mischt den Zucker nach voriger Nummer mit etwas moussierendem Sauerwasser, füllt das Glas mit Eis 3/4 voll, gießt<br />

Rhein- oder Moselwein darüber, mischt mit einem langen Löffel gut durch <strong>und</strong> garniert das Glas mit Erdbeeren, Apfelsinenscheiben<br />

oder Pfirsich.<br />

Absinth-Cocktail<br />

Man tut in ein großes Glas 4 Teelöffel Zucker, 1 Teelöffel Angosturabitter, 1 Teelöffel Anisette, 2 Esslöffel Wasser,<br />

3/4 Weinglas Absinth, füllt das Glas bis 3/4 mit kleinen Eisstückchen, vermischt es gut <strong>und</strong> fügt noch ein wenig Saft von<br />

ausgepresster Zitronenschale hinzu.<br />

Champagner-Cocktail<br />

Man legt in das Glas 2 Stücke Kunst-Eis, 3 Erdbeeren, 1 quer abgeschnittene Scheibe Apfelsine, 1 Scheibe Ananas <strong>und</strong><br />

1 Stück Kristallzucker. Nun gießt man 2 Teelöffel Pomeranzenwasser darauf <strong>und</strong> füllt das Glas mit Champagner oder<br />

deutschem Schaumwein, worauf man sofort serviert. 1 Flasche Champagner ist ausreichend <strong>für</strong> 6 Cocktails.<br />

Zitronenlimonade<br />

Zu 250 ml Zuckerwasser, das aber möglichst frisch <strong>und</strong> kalt sein muss, setzt man den Saft von 1/2 Zitrone. Obenauf legt<br />

man eine dünn abgeschnittene Zitronenscheibe <strong>und</strong> fügt, wenn möglich, noch 1 Stückchen Kunst-Eis hinzu.<br />

Fruchtsaftlimonade<br />

Man gießt 2 bis 3 Esslöffel Himbeer-, Kirsch- oder Erdbeersaft in ein Wasserglas <strong>und</strong> füllt es mit recht kaltem Brunnenwasser<br />

oder mit Selterswasser, das auf Eis gestanden hat.<br />

Orangeade oder Mandelmilch<br />

500 g süße Mandeln <strong>und</strong> etwa 10 Stück bittere werden gebrüht, geschält <strong>und</strong> fein zerrieben <strong>und</strong> hierauf mit 1 l heißem<br />

Wasser übergossen. Nachdem es ausgekühlt ist, drückt man <strong>die</strong> Masse durch ein Tuch, stellt <strong>die</strong> gewonnene Mandelmilch<br />

recht kalt <strong>und</strong> süßt sie nach Belieben. Man kann beim Servieren ein wenig Zitronensaft hinzufügen <strong>und</strong> 1 Stückchen<br />

Kunst-Eis hineinlegen.<br />

Pfirsichmilch<br />

4 oder 5 recht frische, saubere Pfirsichblätter legt man in 1 l kochende Milch <strong>und</strong> lässt sie etwa 15 Minuten darin ziehen.<br />

Dann nimmt man sie heraus, versüßt <strong>die</strong> Milch nach Geschmack, verdickt sie mit 1 Teelöffel klar gerührtem Kartoffelmehl<br />

<strong>und</strong> zieht sie mit 2 oder 3 Eigelb, <strong>die</strong> man vorher mit kalter Milch gequirlt hat, ab. Dieses Getränk muss ebenfalls recht kalt<br />

serviert werden.<br />

Flieder- oder Hol<strong>und</strong>ermilch<br />

Flieder- oder Hol<strong>und</strong>ermilch wird ebenso bereitet wie »Pfirsichmilch«, doch nimmt man statt der Pfirsichblätter <strong>die</strong> Blüten<br />

des schwarzen Flieders oder Hol<strong>und</strong>ers.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 205 von 245


Yoghurt<br />

Dieses aus Bulgarien stammende Getränk, durch dessen Genus nachgewiesenermaßen <strong>die</strong> Lebensdauer ganz bedeutend<br />

erhöht wird, ist keineswegs so schwierig herzustellen, wie manche denken <strong>und</strong> andere wieder glauben machen wollen.<br />

Seine Herstellung im Haushalte ist eine ganz einfache. Man verschafft sich Yoghurtpilze; <strong>für</strong> 1 l Getränk genügt 1 gehäufter<br />

Esslöffel voll. Reichlich 1 l Milch wird im Milchkocher gut gekocht, worauf man sie gut auskühlen oder ganz erkalten lässt.<br />

Dann schüttet man <strong>die</strong> Yoghurtpilze hinein <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Milch 24 St<strong>und</strong>en an mäßig warmer Stelle stehen, im Sommer in<br />

der <strong>Küche</strong> oder nicht zu kühlen Speisekammer, im Winter an mäßig warmer Herdstelle. Nach Verlauf <strong>die</strong>ser Zeit wird <strong>die</strong><br />

Masse durch einen großlöchrigen Durchschlag gegossen, in dem <strong>die</strong> Pilze zurückbleiben. Die abgelaufene dickflüssige<br />

Milch wird kalt getrunken, nachdem man sie mit Zucker versetzt hat, da hierdurch <strong>die</strong> heilsame Tätigkeit der<br />

Yoghurtbakterien noch erhöht wird. Man tut gut, <strong>die</strong> Pilze, <strong>die</strong> jeden Tag wieder verwendet werden, alle paar Tage mit<br />

kaltem Wasser abzuspülen.<br />

Sorbet von Maraschino<br />

500 g Zucker wird mit 1 Obertasse Wasser geklärt <strong>und</strong> mit 1 großen Esslöffel Rosenwasser <strong>und</strong> 1 Esslöffel Orangenwasser<br />

durchgerührt, hierauf in eine Terrine getan <strong>und</strong> zum Gefrieren in Eis gepackt. Ist <strong>die</strong> Masse beinahe zum Gefrieren<br />

gekommen, so wird 500 ml Wasser, der Saft von 2 Zitronen <strong>und</strong> das zu festem Schaum geschlagene Weiße von 4 Eiern mit<br />

einem Holzspatel tüchtig <strong>und</strong> rasch darunter gerührt; zuletzt, kurz vor dem Anrichten, rührt man 6 Gläschen Maraschino<br />

hinein. Ist letzterer 4 bis 5 Minuten mit der Masse gerührt, so muss der Sorbet schon weiß erscheinen <strong>und</strong> wird dann sofort<br />

serviert.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 206 von 245


Vom Einmachen <strong>und</strong> Trocknen verschiedener Früchte<br />

Allgemeine Regeln<br />

Eigenheit <strong>und</strong> Sauberkeit beim Einmachen<br />

Um <strong>die</strong> Früchte gut <strong>und</strong> lange zu erhalten, muss vor allen Dingen beim Einmachen <strong>die</strong> peinlichste Sauberkeit herrschen.<br />

Nicht nur müssen sämtliche Geräte, <strong>die</strong> zum Einmachen verwendet werden, auf das peinlichste gesäubert sein, sondern<br />

auch beim Verbrauch der Konserven muss ebenso sorgfältig verfahren werden. Aus den angebrochenen Konservenbüchsen<br />

nehme man <strong>die</strong> Früchte stets nur mit einem sauberen Löffel heraus. Während des Einkochens der Früchte oder<br />

des Fruchtsaftes darf auf dem Herde nichts Fettiges, noch sonst etwas gekocht werden, das Dunst <strong>und</strong> Geruch hervorbringt,<br />

wie es besonders auch beim Abkochen der Gemüse der Fall ist. Das Feuer muss vorher gehörig besorgt werden, <strong>und</strong> ist es<br />

Kohlenfeuer, so muss da<strong>für</strong> gesorgt werden, dass kein Qualm entsteht.<br />

Die Gerätschaften zum Einmachen<br />

Die Gerätschaften, Kochgeschirre <strong>und</strong> dergl. müssen mit der peinlichsten Sauberkeit behandelt werden. Zum Einmachen<br />

der Früchte be<strong>die</strong>nt man sich am besten irdener Kasserollen. Auch Nickel-, Kupfer- oder Messinggefäße kann man<br />

verwenden. So sauber sie aber auch erscheinen mögen, so muss man sie doch vor dem Gebrauch nochmals scheuern.<br />

Man darf <strong>die</strong> Früchte in <strong>die</strong>sen Gefäßen auch niemals stehen lassen, sondern schüttet sie zum Abkühlen <strong>und</strong> Erkalten in<br />

reine Porzellan-Näpfe. Auch irdene Kasserollen kocht man vor dem Gebrauche nochmals mit Sodawasser aus. Von<br />

sämtlichen Metallen ist unstreitig das Aluminium <strong>für</strong> Einmachekessel am geeignetsten. Die Farbe der Früchte bleibt<br />

vollständig unverändert, <strong>und</strong> jede Gefahr von Metallvergiftung ist ausgeschlossen. Man kann <strong>die</strong> Früchte unbeanstandet in<br />

Aluminiumgefäßen erkalten <strong>und</strong> stehen lassen. Zum Umrühren <strong>und</strong> Herausnehmen der Früchte be<strong>die</strong>nt man sich am besten<br />

eines silbernen resp. Nickellöffels. Etwa zum Rühren verwendete Holzkellen müssen vorher ausgebrüht werden.<br />

Gläser <strong>und</strong> Flaschen zum Einmachen<br />

Diese müssen stets einige Tage vor dem Gebrauch ganz sauber gespült <strong>und</strong> an der Luft vollständig getrocknet werden. Die<br />

Flaschen verschließt man durch neue, reine, gut schließende Korken. Der Zwischenraum zwischen Flüssigkeit <strong>und</strong> Korken<br />

muss so groß sein, dass <strong>die</strong> letzteren nicht von der Flüssigkeit benetzt werden. Man weicht <strong>die</strong> Korken vorher in heißem<br />

Wasser auf, dem man zu größerer Sicherheit 1,5 g Salizylsäure auf 1 l zusetzt. Um den Verschluss luftdicht zu machen,<br />

überzieht man <strong>die</strong> Korke mit Siegellack oder Pech.<br />

Für Gläser mit weiter Öffnung ist der bequemste <strong>und</strong> beste Verschluss ein Patentverschluss. Man versäume aber nicht, <strong>die</strong><br />

Kautschukringe vor dem Gebrauch zu untersuchen, ob sie auch noch gut erhalten sind. – Ein zweiter sicherer Verschluss<br />

wird durch Schweinsblase hergestellt. Man legt sie zur Reinigung in Branntwein, reibt sie danach mit Weizenkleie ab <strong>und</strong><br />

wäscht sie mehrmals mit lauwarmem Wasser aus. Vor dem Gebrauch weicht man sie in lauwarmem Wasser ein <strong>und</strong> bindet<br />

sie noch feucht über <strong>die</strong> Gläser. Beim Ablösen der Schweinsblase legt man ein in heißem Wasser ausgedrücktes Tuch um<br />

den Rand <strong>und</strong> wiederholt <strong>die</strong>ses, bis sich <strong>die</strong> Blase leicht ablöst. Sie kann alsdann von neuem gebraucht werden. – Auch<br />

gutes Pergamentpapier, das man in warmem Wasser einweicht <strong>und</strong> feucht aufbindet, bildet einen guten Verschluss.<br />

Konservierungsmittel<br />

Zur Frischerhaltung der Konserven trägt das Ausschwefeln der Gläser ungemein viel bei. Man befestigt an einem Draht<br />

1 Stückchen Schwefelfaden <strong>und</strong> hält <strong>die</strong>sen brennend in das umgekehrte Glas. Sobald sich <strong>die</strong>ses mit bläulichem Dampf<br />

angefüllt hat, wird es zugedeckt oder umgekehrt hingestellt <strong>und</strong> bald verwendet. Kurz vor dem Schließen des Glases<br />

schwefelt man <strong>die</strong> Oberfläche des Eingemachten noch einmal, indem man ein mit Schwefeldampf gefülltes Glas sogleich<br />

verschließt. – Ein zweites sicheres Mittel, in Zucker eingemachte Früchte besonders zu konservieren <strong>und</strong> ihnen zugleich<br />

einen angenehmen Geschmack zu geben, besteht in einer Beimischung von ostindischem Ingwer. Man nimmt auf 500 g<br />

Früchte 1 Stück etwa von der Größe eines Fingers, schneidet es in kleinere Stücke <strong>und</strong> legt <strong>die</strong>se mit den Früchten in den<br />

geläuterten Zucker <strong>und</strong> später in <strong>die</strong> Gläser. – Ein drittes gutes Mittel zum Konservieren ist Arrak oder Franzbranntwein.<br />

Man gießt oben auf <strong>die</strong> Oberfläche des Fruchtsaftes oder Eingemachten 1 Teelöffel Arrak oder Franzbranntwein oder auch<br />

guten Rum, oder man legt ein hiermit getränktes Stück Fließpapier oder auch Schreibpapier von passender Größe darauf,<br />

ehe man das Glas schließt. – Auch Salizylpulver ist ein guter Schutz gegen das Verderben der Konserven. Man streut<br />

1 Messerspitze voll auf das mit Rum getränkte Papier oder legt ein Wattebäuschchen auf <strong>die</strong> Früchte <strong>und</strong> streut auf <strong>die</strong>ses<br />

ein wenig Salizylpulver.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 207 von 245


Das Material zum Einmachen<br />

Das Material, das man zum Einmachen verwendet, muss in jeder Beziehung vom besten sein. Die Früchte müssen gerade<br />

reif, dürfen aber noch nicht zu weich sein. Ist man in der glücklichen Lage, selbst geerntetes Obst einmachen zu können, so<br />

be<strong>die</strong>nt man sich beim Pflücken der Früchte am besten eines Obstpflückers oder zieht Handschuhe an, damit das Angreifen<br />

mit den Händen tunlichst vermieden wird. Früchte zum Einmachen müssen bei trockenem Wetter gepflückt werden. – Wenn<br />

man Früchte einkauft, so achte man darauf, dass sie trocken sind <strong>und</strong> keine Druckflecke haben. Die Früchte müssen<br />

möglichst bald nach dem Pflücken eingemacht werden <strong>und</strong> dürfen keinerlei Druckflecke zeigen.<br />

Der Zucker, den man verwendet, muss ebenfalls gut sein. Nur ungeblauter Zucker eignet sich zum Einmachen <strong>und</strong> zwar ist<br />

Prima Mehlis der Raffinade vorzuziehen. – Auch der Essig muss vom besten sein. Es ist nicht zu empfehlen, dass man aus<br />

Essenz hergestellten Essig hierzu verwendet, sondern je nach Vorschrift nimmt man guten Bieressig oder guten Weinessig.<br />

– Die Gewürznelken, welche man bei manchen Früchten verwendet, rufen leicht bei hellen Früchten schwarze Flecke<br />

hervor. Dieses kann man dadurch verhindern, dass man <strong>die</strong> Köpfchen herausbricht. – Der bei manchen Früchten<br />

verwendete Ingwer wird auf folgende Weise vorbereitet: Man legt ihn eine Nacht hindurch in kaltes Wasser, das man am<br />

anderen Morgen wieder abgießt. Nachdem man ihn nun mit einem Messer abgeschält hat, wäscht man ihn nochmals klar<br />

<strong>und</strong> schneidet ihn in Scheiben. Als Weingeist, den man zum Einmachen verwendet, nehme man besten Franzbranntwein,<br />

Kognak, Jamaikarum oder Arrak de Goa, jedenfalls also nur beste echte Fabrikate.<br />

Das Klären oder Läutern des Zuckers<br />

Zum Einmachen der Früchte darf man keinen schlechten Zucker gebrauchen, Prima Mehlis ist der schweren Raffinade<br />

vorzuziehen. Das Läutern geschieht auf folgende Weise: Der Zucker wird in Stücke geschlagen <strong>und</strong> 1 bis 2 kg desselben<br />

mit 500 ml Wasser in einem recht sauberen Kochgeschirr aufs Feuer gestellt <strong>und</strong> klar gekocht, während der etwa<br />

entstehende Schaum abgenommen wird. – Wünscht man ihn ferner bis zum Perlen zu kochen, so geschieht das auf<br />

schwachem Feuer; doch ist hierbei ein glasierter Topf zu vermeiden, da <strong>die</strong> Glasur springt.<br />

Das Aufbewahren der Konserven<br />

Nachdem <strong>die</strong> Konserven fertig eingemacht <strong>und</strong> geschlossen sind, versieht man <strong>die</strong> Gläser mit einer Aufschrift, <strong>die</strong> Art der<br />

Frucht <strong>und</strong> Datum des Einmachens angibt. Mau hebt <strong>die</strong> Konserven an einem kühlen trockenen Orte auf. Macht man <strong>die</strong><br />

Bemerkung, dass sich der Verschluss der Büchsen nach einiger Zeit nach oben wölbt, so ist Gärung eingetreten; der Inhalt<br />

der Büchsen muss dann nochmals aufgekocht werden, wobei man etwas in Essig frisch aufgekochten Zucker hinzufügt oder<br />

auch etwas Franzbranntwein mit Zucker aufkocht <strong>und</strong> aufgießt. Es ist alsdann am besten, dass man <strong>die</strong> Glaser mit den<br />

Früchten, nachdem man, wie oben erwähnt, Zucker hinzugetan hat, offen in einem Gefäß mit Wasser auf das Feuer bringt<br />

<strong>und</strong> sie siedend heiß werden lässt. Hierauf werden <strong>die</strong> Gläser wieder nach Vorschrift geschlossen. - Sollte sich auf den<br />

Früchten Schimmel gebildet haben, so entfernt man ihn vorsichtig, aber gründlich mit einem silbernen Löffel, wischt <strong>die</strong><br />

Gläser bis zu den Früchten hinunter mit einem in schwache Salizyllösung getauchten Tuche aus <strong>und</strong> verfährt alsdann mit<br />

dem Eingemachten wie eben beschrieben.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 208 von 245


Früchte in Weingeist<br />

Reineclauden in Branntwein<br />

Zu je 500 g Frucht 375 g feiner Zucker. – Man nehme <strong>die</strong> Früchte reif, aber unaufgesprungen, läutere den Zucker, lege <strong>die</strong><br />

sorgfältig abgeriebenen Früchte hinein, indem man sogleich das Geschirr vom Feuer nimmt <strong>und</strong> den Saft darüber schwenkt.<br />

Nach 48:00 St<strong>und</strong>en koche man den Saft sirupähnlich ein, fülle ihn kalt mit den Früchten in Einmachegläser, gieße so viel<br />

echten Franzbranntwein hinzu, dass sie bedeckt sind, <strong>und</strong> verfahre weiter nach Vorschrift. Sobald <strong>die</strong> Früchte sich senken,<br />

ist der Branntwein eingezogen, <strong>und</strong> sie sind zum Gebrauch gut.<br />

Aprikosen in Branntwein<br />

Siehe »Reineclauden in Branntwein«.<br />

Pfirsiche in Branntwein<br />

Siehe »Reineclauden in Branntwein«.<br />

Quitten in Branntwein<br />

Man schält <strong>die</strong> Quitten, befreit sie vom Kerngehäuse, wäscht sie in kaltem Wasser ab <strong>und</strong> kocht sie dann in Wasser ziemlich<br />

weich. Nachdem man sie herausgenommen <strong>und</strong> auf einem Siebe hat abtropfen lassen, wiegt man sie ab <strong>und</strong> rechnet auf<br />

1 kg Früchte 750 g Zucker. Man klärt den Zucker, kocht ihn mit Quittenwasser etwas dicklich ein, gießt ihn heiß über <strong>die</strong><br />

Quitten <strong>und</strong> lässt sie 48:00 St<strong>und</strong>en damit stehen. Dann nimmt man sie heraus, legt sie in Einmachegläser <strong>und</strong> fügt ein<br />

wenig Zitronenschale <strong>und</strong> Zimt hinzu. Nachdem man den Zucker ziemlich dick hat einkochen lassen, mengt man etwa<br />

500 ml Kognak darunter <strong>und</strong> gießt den Saft über <strong>die</strong> Quitten; sollten sie noch nicht ganz bedeckt sein, so kann man noch<br />

Kognak hinzufügen. Wünscht man den Quitten rote Färbung zu geben, so kocht man Kerngehäuse <strong>und</strong> Schalen im Wasser<br />

mit. Man gießt das Wasser, ehe man es zum Klären des Zuckers verwendet, durch ein Haarsieb.<br />

Kirschen in Branntwein<br />

2 kg süße Glaskirschen, 1 kg bester Zucker, 500 bis 750 ml guter Franzbranntwein, Zimt <strong>und</strong> Nelken. Die Kirschen werden<br />

vorsichtig abgewischt, worauf man <strong>die</strong> Stiele zur Hälfte abschneidet, danach in ein Einmacheglas legt <strong>und</strong> mit etwas Zimt<br />

<strong>und</strong> Nelken bestreut. Dann läutert man den Zucker, rührt den Franzbranntwein dazwischen <strong>und</strong> füllt ihn über <strong>die</strong> Kirschen.<br />

Völlig erkaltet bindet man das Glas mit Schweinsblase zu.<br />

Zwetschgen in Franzbranntwein<br />

2 kg abgezogene Zwetschgen oder blaue Pflaumen, 1 kg Zucker, 10 g in Stücke gebrochener Zimt, 12 Nelken, einige<br />

Stückchen Ingwer <strong>und</strong> 8 Esslöffel Franzbranntwein. Die Zwetschgen werden abgestielt, in kaltem Wasser gewaschen <strong>und</strong><br />

portionsweise in kochendes Wasser geworfen, aus dem man sie mit dem Schaumlöffel schnell wieder herausnimmt, worauf<br />

man sie häutet <strong>und</strong> in Einmachegläser legt. Man bestreut sie dabei mit dem Gewürz. Der Zucker wird geläutert, mit dem<br />

Franzbranntwein verrührt <strong>und</strong> beides kochend auf <strong>die</strong> Zwetschgen gegossen. Nach Verlauf von einigen Tagen schüttet man<br />

den Saft ab, kocht ihn etwas ein, gießt ihn wieder kochend auf <strong>die</strong> Früchte <strong>und</strong> wiederholt <strong>die</strong>s auf gleiche Weise noch<br />

einmal.<br />

Mispeln in Franzbranntwein<br />

500 g Mispeln, 500 g Zucker, 2 Tassen echter Franzbranntwein, Zitronenschale <strong>und</strong> Zimt. – Man schneidet von den reifen<br />

Mispeln das Raue, reibt sie mit einem Tuche ab, kocht sie in Wasser, bis sie sich durchstechen lassen, schüttet sie zum<br />

Abtröpfeln auf einen Durchschlag <strong>und</strong> sticht Stückchen Zitronenschale <strong>und</strong> Zimt hinein. Dann kocht man den Zucker klar,<br />

rührt den Branntwein durch <strong>und</strong> gießt ihn heiß auf <strong>die</strong> Mispeln. Am nächsten Tage kocht man den Saft wieder auf, gießt ihn<br />

ebenfalls heiß auf <strong>die</strong> Früchte <strong>und</strong> kocht solche am dritten Tage in dem Saft vollends gar, doch nicht zu weich, füllt sie in<br />

Gläser, lässt den Saft nachkochen <strong>und</strong> gibt ihn über <strong>die</strong> Früchte. Nach Vorschrift werden <strong>die</strong> Gläser verschlossen <strong>und</strong><br />

aufbewahrt.<br />

Mirabellen in Kognak<br />

Zu 1 kg Frucht nimmt man 750 g feinen Zucker <strong>und</strong> besten Kognak. – Man schüttet <strong>die</strong> Mirabellen in kochendes Wasser <strong>und</strong><br />

lässt sie einige Augenblicke darin, bis sie steigen; sie dürfen aber nicht aufspringen. Danach lege man sie auf ein Sieb zum<br />

Ablaufen, läutere den Zucker, gieße ihn in eine Porzellanschale, lege <strong>die</strong> abgetropften Mirabellen in den heißen Zucker <strong>und</strong><br />

lasse sie 48:00 St<strong>und</strong>en darin liegen. Dann nimmt man <strong>die</strong> Früchte heraus, legt sie in ein Einmacheglas, lässt den<br />

Zuckersaft dicklich einkochen <strong>und</strong> schüttet ihn, mit so viel Kognak vermischt, wie nötig ist, um <strong>die</strong> Mirabellen zu bedecken,<br />

daran.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 209 von 245


Verschiedene Früchte in Rum, Tutti frutti oder Rumtopf<br />

Johannisbeer-, Erd- <strong>und</strong> Himbeeren müssen sauber gewaschen <strong>und</strong> danach wieder abgetrocknet sein, ehe man sie einlegt;<br />

<strong>die</strong> anderen Früchte werden sauber abgewischt. Man rechnet auf je 1 kg Früchte 1 kg fein gestoßenen Zucker <strong>und</strong> zuerst<br />

500 ml Kognak oder Rum, später so viel, dass <strong>die</strong> Früchte stets bedeckt sind. Man gibt zuerst Erdbeeren in einen Steintopf,<br />

streut den nötigen Zucker darüber <strong>und</strong> gießt 500 ml Kognak dazu, verbindet den Topf mit Schweinsblase, schwenkt ihn<br />

leicht durch <strong>und</strong> lässt ihn stehen, bis <strong>die</strong> Kirschen reif sind. Nun legt man auf <strong>die</strong> Erdbeeren ausgesteinte Kirschen mit<br />

Zucker, schwenkt sie durch <strong>und</strong> gibt, wenn nötig, noch Kognak dazu, bindet den Topf wieder zu <strong>und</strong> lässt ihn am kühlen<br />

Orte stehen. Auf <strong>die</strong>se Weise schichtet man nach <strong>und</strong> nach Pfirsiche, Johannisbeeren, Aprikosen, Pflaumen <strong>und</strong> Himbeeren<br />

dazu. Man muss immer nur darauf achten, dass der Saft übersteht. Nachdem man <strong>die</strong> letzten Früchte hinzugetan hat, lässt<br />

man das Eingemachte etwa 3 Tage stehen, schwenkt es gut durcheinander, füllt es in Gläser <strong>und</strong> verfährt mit <strong>die</strong>sen nach<br />

Vorschrift.<br />

Früchte in Zucker<br />

Aprikosen in Zucker<br />

Zu 500 g Aprikosen 500 g feiner Zucker. – Die Aprikosen werden geschält oder mit einem weichen Tuche abgeputzt <strong>und</strong><br />

entsteint. Dann legt man <strong>die</strong> Aprikosen in ein porzellanenes Gefäß, dass <strong>die</strong> offene Seite nach oben liegt <strong>und</strong> streut<br />

lagenweise geriebenen Zucker dazwischen. Am anderen Tage lässt man sie auf gelindem Feuer eben heiß, doch ja nicht zu<br />

weich werden, legt sie zum Abtröpfeln auf einen porzellanenen Durchschlag, danach mit den abgeschälten Aprikosenkernen<br />

in ein Einmacheglas, kocht den Saft ein, bis er dicklich wird, <strong>und</strong> gießt ihn kalt über <strong>die</strong> Früchte. Nach Verlauf von 8 Tagen<br />

wird der Saft nachgekocht <strong>und</strong> wieder kalt übergegossen, was zur Vorsicht noch einmal geschieht.<br />

Aprikosenmarmelade<br />

1 kg Aprikosen, 1 kg Zucker <strong>und</strong> 5 g in Stücke gebrochener Zimt. Die Früchte werden geschält, aufgeschnitten <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Steine herausgenommen. Nachdem der Zucker geläutert, werden sie mit dem Essig <strong>und</strong> einigen abgeschälten<br />

Aprikosenkernen so lange unter stetem Rühren gekocht, bis alle Stücke zerkocht sind. Sollte sich später etwas Flüssigkeit<br />

absetzen, so muss man <strong>die</strong> Marmelade noch einmal etwas dicker einkochen. Vor dem Füllen in <strong>die</strong> Gläser oder Büchsen<br />

erwärme man <strong>die</strong>se, um das Zerspringen zu verhindern, da <strong>die</strong> Marmelade möglichst warm eingefüllt werden muss.<br />

Pfirsiche in Zucker<br />

Pfirsiche in Zucker werden eingemacht wie »Aprikosen in Zucker«.<br />

Walnüsse in Zucker<br />

Man pflückt <strong>die</strong> Walnüsse im Juni, wenn <strong>die</strong> Schalen noch weich sind, legt sie in kaltes Wasser, nachdem man sie von allen<br />

Seiten durchstochen hat, <strong>und</strong> wässert sie 8 Tage lang, indem man das Wasser täglich 1 bis 2mal wechselt. Hierauf setzt<br />

man <strong>die</strong> Walnüsse mit reichlich Wasser aufs Feuer <strong>und</strong> lässt sie weich kochen, was etwa 45 Minuten erfordert. Um zu<br />

wissen, ob <strong>die</strong> Nuss weich genug ist, sticht man mit der Nadel hinein <strong>und</strong> hebt sie heraus; fällt <strong>die</strong> Nuss leicht wieder von<br />

der Nadel ab, so ist sie weich. Nun lässt man <strong>die</strong> Nüsse nochmals 2 bis 3 Tage wässern <strong>und</strong> wechselt täglich das Wasser.<br />

Endlich wiegt man <strong>die</strong> Nüsse, nimmt ebensoviel Zucker, den man läutert, lässt ihn auskühlen <strong>und</strong> gießt ihn über <strong>die</strong> Nüsse.<br />

Am zweiten <strong>und</strong> dritten Tage gießt man den Saft ab, kocht ihn dicklich ein <strong>und</strong> gießt ihn heiß, resp. kochend über <strong>die</strong> Nüsse.<br />

Vom 2. Tage an kocht man mit dem Zucker ein Beutelchen mit 10 g ganzem Zimt <strong>und</strong> 10 g Nelken. Man lässt <strong>die</strong> Gewürze<br />

auch während der Zwischenzeit auf den Nüssen liegen, nimmt sie aber heraus, wenn <strong>die</strong> Nüsse in <strong>die</strong> Gläser getan werden.<br />

Auf <strong>die</strong>se Weise zubereitet halten sich <strong>die</strong> Nüsse jahrelang.<br />

Zwetschgen oder Pflaumen in Zucker<br />

1 kg schöne, reife blaue Pflaumen schneidet man auf <strong>und</strong> kernt sie aus. Dann schüttet man 250 g Streuzucker darüber,<br />

lässt alles ein Weilchen durchkochen <strong>und</strong> rührt vorsichtig dabei um. Zuletzt füllt man <strong>die</strong> Pflaumen warm in geschwefelte<br />

Gläser <strong>und</strong> bindet sie mit Blase zu.<br />

Geschälte Zwetschgen oder Pflaumen in Zucker<br />

Die großen blauen Pflaumen oder Zwetschgen dürfen noch nicht zu reif sein <strong>und</strong> werden geschält, wie in »Zwetschgen in<br />

Franzbranntwein« angegeben ist. Alsdann wiegt man sie ab <strong>und</strong> nimmt auf 1 kg Pflaumen 750 g Zucker, den man klärt <strong>und</strong><br />

aufkocht. Dann gibt man <strong>die</strong> Pflaumen hinein <strong>und</strong> lässt sie ein paar Mal darin aufkochen. Am 2. Tage gießt man den Saft ab,<br />

kocht ihn auf <strong>und</strong> gießt ihn wieder über <strong>die</strong> Pflaumen. Dieses wiederholt man am 3. Tage, lässt aber <strong>die</strong> Pflaumen dabei<br />

noch einmal aufkochen. Nach Belieben kann man am 2. oder 3. Tage ein wenig ganzen Zimt <strong>und</strong> Nelken mitkochen, <strong>die</strong><br />

man in ein Musselinläppchen einbindet, aber vor dem Schließen der Gläser wieder herausnimmt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 210 von 245


Zwetschgenmus oder Pflaumenmus<br />

Zu 10 kg Zwetschgen 12 Walnüsse mit grüner Schale <strong>und</strong> 15 g gestoßene Nelken. Die Zwetschgen werden vorher<br />

gewaschen <strong>und</strong> in einem Kessel aufs Feuer gestellt; ein eiserner Topf ist zu vermeiden, weil das Mus darin Eisengeschmack<br />

erhält. Wenn sie ganz zerkocht sind, werden sie durch einen Durchschlag gerührt, so dass Steine <strong>und</strong> Haut<br />

zurückbleiben. Dann lässt man <strong>die</strong> zerrührten Zwetschgen mit den Walnüssen <strong>und</strong> Nelken kochen, bis sie ganz steif<br />

geworden, wozu bei großer Quantität eine Zeit von 8:00 bis 9:00 St<strong>und</strong>en gehört. Während <strong>die</strong>ser Zeit muss auf dem<br />

Gr<strong>und</strong>e aufmerksam gerührt werden, weil Zwetschgenmus sehr leicht anbrennt, besonders wenn es anfängt, dick zu<br />

werden; man tut daher gut, zuletzt das Feuer nur schwach zu unterhalten. Nach dem Abnehmen des Kessels wird, um das<br />

Anbrennen zu verhüten, noch eine Weile gerührt; dann füllt man das Mus in steinerne Töpfe, <strong>die</strong> ganz neu oder nur zum<br />

Einmachen gebraucht worden, ausgespült <strong>und</strong> im Ofen recht heiß gemacht worden sind. Damit das Mus sich recht lange<br />

hält, stellt man <strong>die</strong> gefüllten Töpfe nach dem Herausziehen des Brotes so lange in den Backofen, bis eine Kruste entstanden<br />

ist. Gewöhnlich wird geschmolzenes Nierenfett darüber gegossen. Man bewahrt <strong>die</strong> Töpfe nicht im Keller, sondern an einem<br />

luftigen, möglichst kühlen Ort auf.<br />

Zwetschgenmarmelade<br />

Recht reife Zwetschgen oder blaue Pflaumen werden mit kochendem Wasser gebrüht, danach gehäutet, alsdann im<br />

eigenen Safte zu weichem Brei gekocht, den man durch ein Sieb streicht, <strong>und</strong> mit halb so viel Zucker vermischt. Der Brei<br />

wird hierauf mit dem Zucker zu steifer Marmelade eingekocht. Einige Stücke trockener Ingwer mit der Marmelade gekocht,<br />

erhöht Geschmack <strong>und</strong> Haltbarkeit.<br />

Zwetschgengelee<br />

1 kg Saft, 350 g Zucker. Man stellt abgeriebene, entsteinte Zwetschgen in einem Steintopf in ein anderes Geschirr mit<br />

Wasser, bringt das letztere zum Kochen <strong>und</strong> lässt es so lange kochen, bis sich genug Saft von den Pflaumen gebildet hat,<br />

den man alsdann durch ein Tuch abgießt. Den Zucker taucht man in Weinessig, kocht ihn klar, schüttet den Saft hinzu <strong>und</strong><br />

lässt ihn kochen, wobei man den Schaum abnimmt, bis einige Tropfen, erkaltet, zu Gelee werden.<br />

Grüne Pflaumen oder Reineclauden in Zucker<br />

Schöne, aber noch etwas harte Pflaumen werden mit einem Tuche gereinigt, mehrmals mit einer Stopfnadel durchstochen<br />

<strong>und</strong> hierauf 24:00 St<strong>und</strong>en in kaltes Wasser gelegt, das man einmal erneuert. Am andern Tage setzt man sie mit frischem<br />

Wasser aufs Feuer, tut, wenn es zu kochen anfängt, 1 Messerspitze Natron oder Alaun hinein <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Pflaumen einige<br />

Mal hochkochen. Nachdem man sie auf einem porzellanenen Durchschlag hat abtropfen lassen, wiegt man sie ab <strong>und</strong><br />

nimmt dasselbe Gewicht Zucker. Auf 1 kg Zucker nimmt man etwa 250 ml von dem Wasser, in dem man <strong>die</strong> Pflaumen<br />

kochte, klärt <strong>und</strong> kocht den Zucker damit auf, gießt ihn kochend auf <strong>die</strong> Pflaumen <strong>und</strong> lässt sie 24:00 St<strong>und</strong>en damit stehen.<br />

Am nächsten Tage gießt man den Zucker von den Pflaumen ab, kocht ihn etwas ein <strong>und</strong> gießt ihn nochmals auf <strong>die</strong><br />

Pflaumen. Dies wiederholt man am dritten Tage, tut aber <strong>die</strong> Pflaumen, sobald der Zucker kocht, hinein <strong>und</strong> lässt sie darin<br />

mit aufkochen; dann nimmt man sie heraus, lässt den Zucker dick einkochen, gießt ihn auf <strong>die</strong> Pflaumen <strong>und</strong> verfährt damit<br />

nach Vorschrift, verschließt <strong>die</strong> Gläser aber erst, wenn <strong>die</strong> Pflaumen erkaltet sind.<br />

Reineclaudenmarmelade<br />

5 kg reife Früchte, 1 kg Zucker, 5 g ganzer Zimt <strong>und</strong> einige große Stücke trockener Ingwer. Man entfernt von den<br />

Reineclauden Haut <strong>und</strong> Steine, kocht den Zucker mit Essig klar, gibt Gewürz <strong>und</strong> Früchte hinein <strong>und</strong> kocht ihn unter stetem<br />

Rühren 2:00 St<strong>und</strong>en zu einem dicken, feinen Mus. Diese Marmelade ist zu Torten <strong>und</strong> kleinem Backwerk ganz vorzüglich.<br />

Glaskirschen in Zucker<br />

Gute, aber nicht zu reife Glaskirschen befreit man von Stielen <strong>und</strong> Steinen, wiegt sie ab <strong>und</strong> nimmt ebensoviel Zucker wie<br />

Früchte, klärt ihn mit Wasser, gibt <strong>die</strong> Kirschen hinein <strong>und</strong> behandelt sie weiter wie Pflaumen in Zucker. Der große<br />

Wohlgeschmack <strong>die</strong>ser Kirschen lässt sich noch dadurch erhöhen, dass man einen Teil der Steine aufklopft <strong>und</strong> <strong>die</strong> darin<br />

enthaltenen Kerne, in ein Mull-Läppchen geb<strong>und</strong>en, mitkocht. Man darf sie aber nicht mit in <strong>die</strong> Gläser legen.<br />

Herzkirschen in Zucker<br />

Dicke schwarze Herzkirschen werden ausgesteint, 1 Tag <strong>und</strong> 1 Nacht in Essig getan <strong>und</strong> zum Ablaufen auf einen<br />

Durchschlag gelegt. Dann werden sie mit Zucker, Zimt <strong>und</strong> Nelken in ein Glas eingeschichtet <strong>und</strong> an <strong>die</strong> Sonne gestellt.<br />

Wenn der Zucker ganz zergangen ist, gießt man den Saft in ein Geschirr, lässt ihn kochen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kirschen darin eben<br />

durchkochen, füllt sie wieder in das Glas <strong>und</strong> gießt den Saft, wenn er ein wenig dicklich geworden ist, kalt darüber.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 211 von 245


Kirschfleisch oder Weichselfleisch in Zucker<br />

Hierzu eignet sich am besten <strong>die</strong> dunkelrote saure Kirsche, in Süddeutschland Weichsel genannt. Die abgestielten,<br />

ausgesteinten Kirschen werden in Zucker, den man geläutert <strong>und</strong> ein wenig eingekocht hat, 15 Minuten lang gekocht, wobei<br />

man sie abschäumt; man rechnet 1 kg Zucker auf 1 kg Kirschfleisch. Dann lässt man sie bis zum nächsten Tage in einem<br />

Porzellannapf stehen. Am andern Tage lässt man den Saft gut ablaufen <strong>und</strong> kocht ihn kurz ein, wobei man wieder gut<br />

abschäumt; <strong>die</strong> Kirschen werden zuletzt auch noch einige Minuten mit aufgekocht. Man kann den Saft am 3. Tage noch<br />

einmal aufkochen, doch kocht man dann <strong>die</strong> Kirschen nicht mit. Beim Kochen dürfen <strong>die</strong> Kirschen nicht gerührt werden. Ein<br />

wenig ausgekühlt, tut man sie in Gläser <strong>und</strong> verbindet <strong>die</strong>se nach Vorschrift.<br />

Kirschsaft<br />

Zu 500 g saurem Kirschsaft rechnet man 200 g Zucker. – Saure Kirschen werden ausgesteint, <strong>die</strong> Hälfte der Kerne<br />

zerstoßen <strong>und</strong> mit den Kirschen bis zum andern Tage hingestellt. Dann presst man sie durch ein ausgebrühtes Tuch oder<br />

drückt sie mit der Fruchtpresse aus, wiegt den Saft, gibt den Zucker hinzu, schäumt <strong>und</strong> kocht ihn 15 Minuten <strong>und</strong> füllt ihn in<br />

kleine, ganz trockne <strong>und</strong> geschwefelte Flaschen, welche man gut verkorkt <strong>und</strong> zugeb<strong>und</strong>en an einem kühlen Orte aufrecht<br />

hinstellt.<br />

Kirschmarmelade<br />

Zu 2 kg süßen, saftigen schwarzen Kirschen 500 g Zucker, etwas Zimt <strong>und</strong> Nelken. Der Zucker wird geläutert <strong>und</strong> danach<br />

mit den entsteinten Kirschen <strong>und</strong> Gewürz so lange gekocht, bis ein glattes, festes Mus entsteht. Dieses tut man in Gläser,<br />

bedeckt das Mus mit Rumpapier <strong>und</strong> bindet <strong>die</strong> Gläser zu.<br />

Zuckerkürbis oder deutscher Ingwer<br />

Überreifer Kürbis ist nach dem Einmachen mehlig. Am besten trennt man den eben reif gewordenen Kürbis von der Pflanze<br />

<strong>und</strong> lässt ihn noch einige Wochen am kühlen Orte liegen. – Man schneidet den Kürbis in fingerdicke Streifen, schält <strong>die</strong>se,<br />

macht mit einem silbernen Löffel <strong>die</strong> Kerne nebst dem weichen Gehäuse heraus, schneidet <strong>die</strong> Streifen in Scheiben <strong>und</strong><br />

setzt sie mit kaltem Wasser aufs Feuer, wo man den Kürbis ziemlich weich werden, aber nicht kochen lässt. Nun legt man<br />

den Kürbis auf ein Sieb <strong>und</strong> lässt das Wasser rein ablaufen. Hierauf tut man ihn in ein Porzellangefäß, streut 2 g guten, fein<br />

gestoßenen Ingwer <strong>und</strong> ebensoviel weißen Pfeffer darüber, gibt endlich auf 1 kg Kürbis 1 kg fein gemahlenen Zucker <strong>und</strong><br />

lässt ihn 1 Nacht zugedeckt stehen. Am nächsten Tage bringt man den Zuckersaft, der sich auf dem Kürbis gebildet, zum<br />

Kochen, gibt den Kürbis hinein <strong>und</strong> lässt ihn darin kochen, bis er klar geworden ist. Nun füllt man ihn in Gläser, kocht den<br />

Zuckersaft zu Sirup ein <strong>und</strong> gießt ihn heiß über den Kürbis. Sollte der Saft nach einigen Tagen dünn geworden sein, so<br />

kocht man den Saft nochmals ein.<br />

Birnen in Ingwer<br />

Zu 1 kg Birnen 750 g Zucker <strong>und</strong> einige Stückchen trockener Ingwer. Gute, saftige, völlig reife Tafelbirnen werden glatt<br />

geschält, der Länge nach durchgeschnitten, vom Kerngehäuse befreit <strong>und</strong> abgespült. Nun legt man <strong>die</strong> Birnen nebst dem in<br />

Stückchen geschnittenen Ingwer in den geläuterten Zucker <strong>und</strong> kocht sie darin weich, bis sie sich durchstechen lassen <strong>und</strong><br />

klar geworden sind. Dann gibt man sie mit dem Saft in ein Glas, kocht den Saft nach Verlauf von einigen Tagen dicklich ein,<br />

schüttet ihn kalt auf <strong>die</strong> Früchte <strong>und</strong> behandelt <strong>die</strong> Gläser nach Vorschrift.<br />

Birnen in Zucker<br />

Hierzu eignet sich am besten <strong>die</strong> Bergamotte. Man schält nicht zu große Birnen, schneidet von oben her das Kerngehäuse<br />

aus <strong>und</strong> wirft sie, nachdem man sie einzeln abgespült, sofort in Wasser, dem man Zitronensaft zugesetzt hat. Mit <strong>die</strong>sem<br />

Wasser setzt man <strong>die</strong> Birnen kalt an <strong>und</strong> kocht sie, bis sie sich mit einem Hölzchen durchstechen lassen, nimmt sie heraus,<br />

wirft sie in kaltes Wasser <strong>und</strong> lässt sie danach gut abtropfen. Auf 1 kg Birnen nimmt man 750 g Zucker, läutert ihn <strong>und</strong> gießt<br />

ihn kochend über <strong>die</strong> Birnen, <strong>die</strong> man 6:00 bis 8:00 St<strong>und</strong>en damit stehen lässt; dann gießt man den Saft ab, kocht ihn<br />

dicklich ein <strong>und</strong> gießt ihn kochend über <strong>die</strong> Birnen. Am nächsten Tage wird der Saft zum letzten Mal eingekocht, wobei man,<br />

in ein Läppchen eingeb<strong>und</strong>en, etwas Vanille <strong>und</strong> Zitronenschale mitkocht. Man gibt <strong>die</strong>smal <strong>die</strong> Birnen in den kochenden<br />

Saft hinein, lässt sie an warmer Stelle noch 15 Minuten ziehen, aber nicht kochen <strong>und</strong> bewahrt sie dann nach Vorschrift auf.<br />

Rote Birnen in Zucker<br />

Zu je 1 l Preiselbeersaft, 750 g Birnen, 250 g Zucker <strong>und</strong> 8 g in Stückchen geschnittener Zimt. Reife Preiselbeeren werden<br />

verlesen, gewaschen, zum Abtropfen auf ein Sieb geschüttet, schnell weich gekocht <strong>und</strong>, damit der Saft durchfließt, in einen<br />

spitzen, ausgekochten Beutel von loser Leinwand geschüttet, wo sie aber nicht gepresst werden dürfen. Unterdes werden<br />

süße, saftige, mürbe Birnen glatt geschält, halb durchgeschnitten, vom Kerngehäuse befreit, gewogen <strong>und</strong> gewaschen.<br />

Dann kocht man den Zucker mit etwas Wasser klar, gibt den Saft hinzu, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Birnen nebst dem Zimt <strong>und</strong> kocht sie<br />

zugedeckt langsam, bis sie sich gut durchstechen lassen; zu langes Kochen macht sie unansehnlich <strong>und</strong> den Saft zu<br />

dicklich. Man nimmt <strong>die</strong> Birnen mit einem Schaumlöffel aus dem Saft <strong>und</strong> legt sie in Gläser. Wenn sie erkaltet sind, gießt<br />

man den Saft darüber <strong>und</strong> verfährt weiter nach Vorschrift.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 212 von 245


Hagebutten in Zucker<br />

500 g Hagebutten, 500 g Zucker, einige Stückchen feiner Zimt. Zum Einmachen eignen sich nur <strong>die</strong> größten <strong>und</strong> schönsten<br />

Früchte, sobald sie sich rot gefärbt haben. Man schneidet <strong>die</strong> Krone glatt ab, macht <strong>die</strong> Kerne mit einem Federmesser rein<br />

heraus <strong>und</strong> reibt <strong>die</strong> Früchte sehr sauber ab. Dann wirft man sie in kochendes Wasser, lässt sie nicht ganz weich werden<br />

<strong>und</strong> schüttet sie zum Ablaufen auf ein Sieb. Unterdes taucht man den Zucker in etwas Weinessig, lässt ihn klar kochen, legt<br />

<strong>die</strong> Früchte <strong>und</strong> den Zimt hinein <strong>und</strong> kocht sie vollends weich, ohne sie zerkochen zu lassen. Man nimmt sie aus dem Saft,<br />

füllt sie abgekühlt in Gläser, lässt den Saft noch einkochen <strong>und</strong> verfährt weiter nach Vorschrift.<br />

Hagebuttenmarmelade<br />

500 g Frucht, 250 g Zucker, 1 Stück trockener Ingwer. Die Hagebutten werden nach »Hagebutten in Zucker« gereinigt <strong>und</strong><br />

weich gekocht. Dann setzt man sie mit dem geläuterten Zucker <strong>und</strong> dem in Stückchen geschnittenen Ingwer aufs Feuer <strong>und</strong><br />

kocht sie unter stetem Rühren, bis <strong>die</strong> Marmelade ganz fein <strong>und</strong> nicht mehr wässerig ist.<br />

Ananas in Zucker<br />

Die geschälte Ananas, aus der <strong>die</strong> Krone entfernt ist, wird in sehr feine Scheiben geschnitten <strong>und</strong> lagenweise mit geriebener<br />

Raffinade in ein zugedecktes Porzellangeschirr gelegt. Nach Verlauf von 3 Tagen wird der Saft abgegossen, dicklich<br />

gekocht, 1 Glas Madeira dazwischen gerührt, kochend über <strong>die</strong> Ananas gegossen <strong>und</strong> erkaltet in ein Glas gefüllt, das man<br />

nach Vorschrift verschließt.<br />

Melone in Zucker<br />

1 kg Melone, 750 g Zucker, Zitronenschale, Zimt, einige Stücke Ingwer, nach Belieben auch Nelken. Zum Einmachen eignet<br />

sich vorzüglich <strong>die</strong> Netzmelone. Die völlig reife Frucht wird geschält, halb durchgeschnitten <strong>und</strong>, nachdem man mit einem<br />

silbernen Löffel das Mark herausgenommen hat, in fingerlange <strong>und</strong> ebenso breite Stücke geschnitten. Hierauf legt man <strong>die</strong><br />

Früchte 12:00 St<strong>und</strong>en in guten Essig. Dann nimmt man sie heraus, legt sie ebenso lange in geriebenen Zucker, setzt den<br />

dadurch entstandenen Zuckersaft aufs Feuer, schäumt ihn gut, gibt Zitronenschale, Ingwer <strong>und</strong> <strong>die</strong> Melone hinein <strong>und</strong> kocht<br />

sie nicht zu weich. Hierauf kocht man den Saft stark ein <strong>und</strong> gibt beides erkaltet in ein Glas.<br />

Erdbeeren in Zucker<br />

500 g reife Erdbeeren, 500 g Zucker. – Nachdem der Zucker geläutert ist, nimmt man den Topf vom Feuer, legt <strong>die</strong> ganz<br />

sauber gepflückten Erdbeeren hinein, füllt mit dem Löffel den Zucker darüber <strong>und</strong> stellt den Topf bis zum andern Tage hin.<br />

Dann lässt man <strong>die</strong> Erdbeeren heiß werden <strong>und</strong> stellt sie wieder in demselben Topfe hin bis zum folgenden Tage, <strong>und</strong><br />

wiederholt das Heißmachen noch einmal, ohne sie zu rühren. Nach dem Erkalten füllt man <strong>die</strong> Erdbeeren in Gläser; sollte<br />

der Saft noch des Einkochens bedürfen, so setzt man ihn noch ein wenig aufs Feuer, kocht ihn einige Zeit, gießt ihn kalt<br />

über <strong>die</strong> Früchte <strong>und</strong> richtet sich weiter nach Vorschrift.<br />

Erdbeermarmelade<br />

1 kg Erdbeeren, 750 g Zucker. Man kocht <strong>die</strong> abgespülten Erdbeeren so lange in dem geläuterten Zucker, bis sie sich<br />

aufgelöst haben <strong>und</strong> der Saft dicklich wird. Hierauf bewahrt man <strong>die</strong> Marmelade nach Vorschrift auf.<br />

Erdbeersaft<br />

1 kg recht reife Erdbeeren <strong>und</strong> 500 g Zucker. Die verlesenen <strong>und</strong> gewaschenen Erdbeeren werden zum Ablaufen auf einen<br />

sauberen Durchschlag gelegt. Dann kocht man den Zucker recht dick ein, schüttet <strong>die</strong> Erdbeeren hinein <strong>und</strong> verrührt sie<br />

behutsam mit einem silbernen Löffel bis vor dem Kochen. Alsdann schüttet man sie auf ein leinenes Tuch, das man vorher<br />

in kochendem Wasser ausgebrüht <strong>und</strong> über einer Porzellanschale aufgespannt hat, <strong>und</strong> lässt den Saft durchfließen. Die<br />

Erdbeeren dürfen weder gepresst, noch zerrührt werden. Nachdem der Saft erkaltet ist, wird er vom Bodensatz abgeschüttet<br />

<strong>und</strong> in kleine Flaschen gefüllt. 1 kg Erdbeeren liefern etwa 750 ml Saft, der bei Krankheiten, teelöffelweise gegeben,<br />

außerordentlich erquickend ist. Die Erdbeeren geben erkaltet ein wohlschmeckendes Kompott.<br />

Stachelbeeren in Zucker<br />

Man rechnet auf 1 kg reife, möglichst dünnschalige Stachelbeeren 1 kg Zucker. Die Stachelbeeren werden sauber<br />

gewaschen <strong>und</strong> zum Trocknen hingestellt, alsdann werden Stiele <strong>und</strong> Kelche abgeputzt; der Zucker wird mit 250 ml<br />

Weißwein aufgeweicht, gut abgeschäumt <strong>und</strong> zu einem dünnen Sirup gekocht. In <strong>die</strong>sem Sirup werden <strong>die</strong> Beeren langsam<br />

weich gekocht <strong>und</strong> beides in ein Glas gefüllt, das man, mit Papier verdeckt, 4 bis 5 Tage stehen lässt. Dann gießt man den<br />

Saft gut ab <strong>und</strong> kocht ihn zu dickem Sirup ein, den man heiß über <strong>die</strong> Stachelbeeren gießt. Die Gläser werden nach<br />

Vorschrift behandelt <strong>und</strong> aufbewahrt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 213 von 245


Stachelbeermarmelade<br />

500 g durch ein Sieb gerührte Stachelbeeren, 250 g Zucker, Zitronenschale oder Zimt. Dunkelrote, überreife Stachelbeeren<br />

werden, nachdem sie abgewaschen <strong>und</strong> von Stiel <strong>und</strong> Blume befreit sind, mit einem silbernen Löffel zerdrückt, durch ein<br />

Sieb gerührt, abgewogen <strong>und</strong> mit dem zu Sirup eingekochten Zucker <strong>und</strong> Gewürz unter fortwährendem Rühren zu steifer<br />

Marmelade eingekocht.<br />

Johannisbeeren in Zucker<br />

1 kg Beeren erfordern 1 kg Zucker. Die Beeren werden sauber gewaschen <strong>und</strong> mit einer Gabel von den Stielen abgestreift.<br />

Hierauf läutert man den Zucker, lässt ihn zu dünnem Sirup einkochen, legt <strong>die</strong> Beeren hinein <strong>und</strong> lässt sie kurze Zeit ziehen,<br />

aber nicht kochen. Nun legt man sie auf ein Porzellansieb, lässt sie ablaufen, gießt den abgelaufenen Saft zu dem<br />

kochenden <strong>und</strong> lässt ihn dick einkochen. Nachdem man <strong>die</strong> Beeren mit dem Saft leicht durcheinander gerührt hat, füllt man<br />

sie heiß in <strong>die</strong> Gläser <strong>und</strong> verbindet <strong>die</strong>se, sobald sie kalt geworden sind.<br />

Johannisbeergelee<br />

500 g roher klarer Saft von frisch gepflückten roten Johannisbeeren, 500 g geriebener <strong>und</strong> durchgesiebter feiner Zucker. –<br />

Sind <strong>die</strong> Johannisbeeren abgebeert, so zerquetscht man sie <strong>und</strong> drückt sie durch ein grobes ausgebrühtes <strong>und</strong> wieder<br />

getrocknetes Tuch; doch darf man, um den Saft gehörig herauszubringen, auf einmal nicht zu viel nehmen. Nach dem<br />

Auspressen lässt man den Saft durch ein Seihetuch fließen, stellt ihn bis zum nächsten Tag hin <strong>und</strong> gießt ihn klar vom<br />

Bodensatz ab. Der Saft wird sodann auf ein nicht starkes Feuer gestellt, der Zucker langsam hineingestreut, während man<br />

von Anfang an gleichmäßig <strong>und</strong> fortwährend rührt. Ist der Zucker zu Ende, so muss der Saft vor dem Kochen sein <strong>und</strong> wird<br />

dann rasch vom Feuer genommen, 30 Minuten ruhig hingestellt <strong>und</strong>, nachdem <strong>die</strong> sich unterdessen gebildete Haut<br />

abgenommen ist, in Gläser gefüllt, nach 48:00 St<strong>und</strong>en mit einem in Franzbranntwein oder Arrak angefeuchteten Papier<br />

bedeckt <strong>und</strong> gut zugeb<strong>und</strong>en.<br />

Johannisbeersaft<br />

Zu 1 kg Saft nimmt man 500 g guten Zucker. Nachdem der Saft wie zu Johannisbeergelee ausgepresst ist, schüttet man ihn<br />

vom Bodensatz ab, setzt ihn aufs Feuer, legt den in Stücke geschlagenen Zucker hinein <strong>und</strong> kocht ihn unter fortwährendem<br />

Schäumen, bis er klar geworden ist, wobei etwa ein Drittel verkochen dürfte. Dann nimmt man ihn vom Feuer, lässt ihn über<br />

Nacht stehen <strong>und</strong> füllt ihn in kleine Gläser oder Flaschen.<br />

Himbeeren in Zucker<br />

Diese werden wie Johannisbeeren behandelt, doch achte man beim Aussuchen darauf, dass alle Würmer <strong>und</strong> Maden<br />

entfernt werden.<br />

Himbeermarmelade<br />

Diese wird ebenso eingekocht wie »Erdbeermarmelade«.<br />

Himbeersaft<br />

Man setzt <strong>die</strong> Himbeeren mit wenig Wasser auf gelindes Feuer <strong>und</strong> gießt sie, nachdem sie wenige Minuten gekocht haben,<br />

durch ein Tuch. Man nimmt 375 bis 500 g Zucker auf 500 g Saft <strong>und</strong> tut den in Stücke geschlagenen Zucker in den Saft,<br />

damit er sich auflöst. Dann setzt man ihn aufs Feuer, schäumt ihn, sobald er kocht, gut ab <strong>und</strong> lässt ihn an der Seite des<br />

Feuers langsam kochen, bis er klar ist. Nachdem man ihn in einer Porzellanschüssel hat erkalten lassen, füllt man ihn in<br />

geschwefelte Flaschen <strong>und</strong> verschließt sie nach Vorschrift.<br />

Preiselbeeren in Zucker<br />

Zu 10 l Beeren 1,5 kg Zucker in ganz kleine Stücke zerklopft. Beim Verlesen werfe man <strong>die</strong> unreifen Beeren weg. Zum<br />

Waschen schüttet man sämtliche Beeren oder einen Teil in ein Gefäß mit Wasser, rührt sie mit einem Handsieb tüchtig<br />

durcheinander <strong>und</strong> füllt sie mit dem Sieb in ein weites Gefäß mit Wasser <strong>und</strong> dann zum Ablaufen auf einen Durchschlag.<br />

Alsdann legt man einen Teil des Zuckers in einen glasierten oder Bunzlauer Topf, einen Teil Beeren darauf, lässt sie unter<br />

öfterem Umrühren <strong>und</strong> Abnehmen des Schaums offen weich kochen, schüttet sie in ein bereit stehendes Gefäß <strong>und</strong> bringt<br />

wieder andere aufs Feuer. Ist <strong>die</strong> ganze Quantität gekocht, so rührt man sie gut durcheinander <strong>und</strong> stellt das Gefäß (Fliegen<br />

<strong>und</strong> Mücken abzuhalten, mit einem Tuche bedeckt) bis zum nächsten Morgen hin. Die Beeren werden alsdann nochmals<br />

durchgerührt, in Steintöpfe oder Gläser gefüllt, glatt gestrichen, mit einem passenden Arrak- oder Rumpapier bedeckt <strong>und</strong><br />

womöglich mit Pergamentpapier zugeb<strong>und</strong>en.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 214 von 245


Preiselbeeren mit Birnen<br />

Man kann hierzu sehr gut eine geringe Sorte Birnen verwenden, doch müssen sie gut reif <strong>und</strong> ohne Flecke sein. Man<br />

rechnet auf 1 kg geschälte Birnen 2 bis 3 kg Preiselbeeren, 2 kg Zucker <strong>und</strong> 20 g ganzen Zimt. Die geschälten Birnen<br />

werden in Hälften geschnitten, vom Kerngehäuse befreit <strong>und</strong> gewaschen; <strong>die</strong> Preiselbeeren hat man unterdes schon in dem<br />

geläuterten Zucker abgekocht, worauf man sie herausnimmt. In dem Saft kocht man nun <strong>die</strong> Birnen mit dem zerkleinerten<br />

Zimt gar, aber nicht zu weich, mengt <strong>die</strong> Preiselbeeren vorsichtig darunter <strong>und</strong> füllt sie in Steintöpfe oder Gläser, <strong>die</strong> man<br />

nach Vorschrift verschließt.<br />

Preiselbeergelee<br />

1 l Saft <strong>und</strong> 500 g Zucker. Die Preiselbeeren werden im eigenen Safte weich gekocht <strong>und</strong> durch einen ausgekochten<br />

Geleebeutel geschüttet. Nachdem man den Saft vom Bodensatz abgegossen hat, misst man ihn <strong>und</strong> gibt 500 g Zucker zu je<br />

1 l Saft. Beides wird aufs Feuer gesetzt <strong>und</strong> unter fortwährendem Schäumen etwa 15 Minuten gekocht. Dann lässt man zur<br />

Probe einige Tropfen auf einem Teller erkalten. Sollte das Gelee noch nicht fest genug sein, so lässt man den Saft noch<br />

einige Zeit kochen, doch verliert er durch zu langes Kochen sein schönes Rot. Ist der Saft genug eingekocht, so nimmt man<br />

das Geschirr vom Feuer, nimmt nach einiger Zeit noch einmal den Schaum ab <strong>und</strong> füllt den Saft in Gläser. Dieses Gelee<br />

eignet sich vorzüglich zum Verzieren von Torten, Speisen <strong>und</strong> dergleichen.<br />

Preiselbeersaft<br />

Recht reife Preiselbeeren werden gut verlesen, gewaschen, weich gekocht <strong>und</strong> in einen ausgekochten Beutel geschüttet.<br />

Der durchgelaufene Saft wird nach dem Erkalten klar vom Bodensatz abgegossen, zu 3 l Saft werden 500 g Zucker<br />

genommen, aufs Feuer gestellt, ausgeschäumt <strong>und</strong> nach 10 Minuten Kochen wie Johannisbeersaft aufbewahrt.<br />

Apfelgelee<br />

Säuerliche Äpfel werden nicht geschält, sondern nur sauber abgewischt. Man schneidet sie in Scheiben <strong>und</strong> kocht sie mit so<br />

viel Wasser, dass sie gerade bedeckt sind, weich. Nun schüttet man sie in einen Beutel oder Sackfilter <strong>und</strong> lässt den Saft<br />

durchlaufen, was mehrere St<strong>und</strong>en dauert. Hierauf wird der gewonnene Saft abgewogen <strong>und</strong> halb so viel Zucker geklärt. Zu<br />

dem geklärten Zucker gibt man den Saft <strong>und</strong> lässt ihn so lange einkochen, bis eine Probe auf dem Teller zu Gelee erstarrt.<br />

Nachdem man noch nach Geschmack etwas Zitronensaft hinzugesetzt hat, füllt man das erkaltete Gelee in Gläser.<br />

Quitten in Zucker<br />

500 g Birnquitten, 375 bis 500 g Zucker, Zimt <strong>und</strong> womöglich einige Stückchen Ingwer. – Birnquitten sind zum Einmachen<br />

<strong>die</strong> besten. Sie werden gut abgerieben, geschält, der Länge nach einmal durchgeschnitten <strong>und</strong> mit den Schalen <strong>und</strong> dem<br />

Kerngehäuse in Wasser beinahe gar, doch nicht weich gekocht. Die Kerne geben den Quitten eine schöne rote Farbe. Dann<br />

lässt man sie auf einem Durchschlag abtröpfeln, während man das Übrige noch 1:00 St<strong>und</strong>e kocht, durch ein Sieb fließen<br />

lässt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Brühe mit dem Zucker abschäumt. Hierauf lässt man <strong>die</strong> Quitten in dem Saft vollends gar kochen, legt sie mit<br />

Stückchen Zimt <strong>und</strong> Ingwer in ein Glas, kocht <strong>die</strong> Brühe stark ein <strong>und</strong> gießt sie nicht zu heiß über <strong>die</strong> Quitten. Der Saft<br />

muss, wie bei allem Eingemachten, <strong>die</strong> Früchte bedecken. – Liebt man an den Quitten einen etwas säuerlichen Geschmack,<br />

so füge man beim Kochen zu 500 g derselben den Saft einer guten saftigen Zitrone, lasse dann aber Zimt <strong>und</strong> Ingwer fort<br />

<strong>und</strong> gebe da<strong>für</strong> ein wenig fein abgeschälte Zitronenschale hinein.<br />

Quittenmarmelade<br />

500 g Quitten, 250 g Zucker, Stückchen Zimt <strong>und</strong> einige Nelken. Die mürbe gewordenen Quitten werden von Blume <strong>und</strong><br />

Stiel befreit, rein gewaschen <strong>und</strong> mit Wasser, einigen Nelken <strong>und</strong> etwas Zimt etwa 1:00 St<strong>und</strong>e gekocht, bis sie weich sind.<br />

Dann werden sie ohne das Wasser zerdrückt, durch ein Sieb gerührt <strong>und</strong> mit geläutertem Zucker zu Marmelade eingekocht,<br />

<strong>die</strong> zum Füllen verschiedenen Backwerkes zu empfehlen ist.<br />

Quittengelee<br />

Bei der Zubereitung des Quittengelees richte man sich genau nach dem Apfelgelee, nehme aber mehr Zucker dazu, nämlich<br />

auf 500 g Saft 375 g Zucker.<br />

Quittenbrot<br />

500 g Quittenfleisch <strong>und</strong> ebensoviel Zucker. Die Quitten werden mit der Schale in Wasser weich gekocht, dünn abgeschält<br />

<strong>und</strong> von den Kerngehäusen befreit. Danach wiegt man das Quittenfleisch ab <strong>und</strong> gibt es in den geläuterten Zucker, nebst<br />

etwas abgeriebener Zitronenschale <strong>und</strong> Zimt, <strong>und</strong> lässt es unter fleißigem Umrühren so lange kochen, bis es ganz steif ist.<br />

Darauf wird es in papierne Kapseln gefüllt <strong>und</strong> in einem abgekühlten Ofen getrocknet. Das Quittenbrot muss so fest sein,<br />

dass man es schneiden kann. Um es aus den Kapseln zu bringen, mache man das Papier von außen feucht.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 215 von 245


Berberitzen in Zucker<br />

Die Beeren werden Ende September oder anfangs Oktober reif. Zum Einmachen nehme man zu je 500 g ausgesuchter<br />

Berberitzen mit den Stielen 500 g Zucker. Man lege <strong>die</strong> Früchte in ein Geschirr, läutere den Zucker <strong>und</strong> schütte ihn nicht zu<br />

heiß darüber, damit <strong>die</strong> Beeren sich nicht von den Stielen trennen. Nach 48:00 St<strong>und</strong>en lasse man den Saft sirupähnlich<br />

einkochen <strong>und</strong> fülle ihn abgekühlt mit den Früchten in Gläser. – Dieses Eingemachte <strong>die</strong>nt hauptsächlich dazu, um<br />

Puddings <strong>und</strong> Kuchen hübsch zu verzieren.<br />

Berberitzensaft<br />

Die Beeren werden ohne Stiele zerdrückt <strong>und</strong> ausgepresst; der Saft wird bis zum andern Tage hingestellt, dann vom<br />

Bodensatz langsam abgegossen <strong>und</strong> in saubere <strong>und</strong> trockne Flaschen gefüllt. Diese werden 14 Tage offen an der Sonne<br />

oder an einen warmen Ort zum Ausgären hingestellt, später verkorkt <strong>und</strong> zum Gebrauch aufbewahrt. – Der Berberitzensaft<br />

kann statt Zitronensaft zu Punsch <strong>und</strong> anderen Getränken, auch zu Fleischspeisen gebraucht werden.<br />

Tomaten (Liebesäpfel)<br />

Zu je 500 g reifer Tomaten 375 g feiner Zucker <strong>und</strong> ein fingerlanges Stück in Stückchen geschnittener Ingwer. – Man<br />

übergieße <strong>die</strong> Früchte mit kochendem Wasser, läutere den Zucker nach »Das Klären oder Läutern des Zuckers« <strong>und</strong> lege<br />

<strong>die</strong> Tomaten mit dem Ingwer in den kochenden Zuckersaft. Nachdem <strong>die</strong>ser sofort vom Feuer genommen, werden <strong>die</strong><br />

Tomaten in dem Zuckersaft umgewendet <strong>und</strong> nach 5 Minuten mit dem Schaumlöffel auf eine flache Schüssel gelegt. Nach<br />

dem Erkalten lege man sie wieder in den heiß gemachten Zucker <strong>und</strong> verfahre also dreimal. Dann tue man <strong>die</strong> Früchte nach<br />

»Gläser <strong>und</strong> Flaschen zum Einmachen« in ein Glas, lasse den Saft etwas einkochen <strong>und</strong> gieße ihn kochend darüber. Weiter<br />

nach »Konservierungsmittel« <strong>und</strong> »Das Aufbewahren der Konserven«.<br />

Apfelsine- oder Orangenmarmelade<br />

1/2 Dutzend Apfelsinen, 2 Zitronen <strong>und</strong> 1 oder 2 bittere Pomeranzen werden geschält, <strong>die</strong> Kerne entfernt, <strong>die</strong> Schalen in<br />

ganz feine Streifen <strong>und</strong> das Fruchtfleisch in Scheiben geschnitten. Hierauf wiegt man <strong>die</strong> Fruchtmasse ab <strong>und</strong> gibt auf 1 kg<br />

Frucht 2 l kaltes Wasser, mit dem man sie 24:00 St<strong>und</strong>en stehen lässt. Alsdann bringt man <strong>die</strong> Masse auf das Feuer <strong>und</strong><br />

kocht sie ganz langsam so lange, bis <strong>die</strong> Schale weich ist, ohne aber Wasser nachzugießen; nun lässt man es in einem<br />

Porzellangefäß wieder 24:00 St<strong>und</strong>en stehen, worauf man <strong>die</strong> Masse nochmals abwiegt. Zu 1 kg Fruchtmasse fügt man<br />

1 kg harten Zucker, den man zuvor nach Vorschrift geläutert hat. Beides zusammen lässt man nun 20 bis 30 Minuten<br />

kochen, jedoch nicht länger, da durch langes Kochen <strong>die</strong> Schale wieder hart wird. Vor dem Zubinden der Gläser legt man<br />

ein Rumpapier auf <strong>die</strong> Marmelade.<br />

Dreimus<br />

1 kg Johannisbeeren, 1 kg Himbeeren, 1 kg ausgesteinte saure oder süße Kirschen, 1 kg Zucker, 3 g fein gestoßener Zimt.<br />

Der Zucker wird klar gekocht, das Obst nebst Zimt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hälfte der aufgeklopften <strong>und</strong> zerstoßenen Kirschkerne hinzugegeben<br />

<strong>und</strong> alles unter stetem Rühren gut gekocht, bis es ein steifes Mus geworden ist. Dieses Dreimus ist sowohl auf<br />

Kuchen gestrichen, wie auch als Dessert von sehr angenehmem Geschmack.<br />

Viermus<br />

Das in »Dreimus« aufgeführte Obst erhält noch einen Zusatz von 500 g reifen Stachelbeeren, wenn nötig, gibt man auch<br />

noch etwas mehr Zucker hinzu. Im übrigen richte man sich nach »Dreimus«.<br />

Blaubeersaft<br />

3 l Blaubeeren lässt man mit 1 l Wasser <strong>und</strong> 10 g Weinsteinsäure 24:00 St<strong>und</strong>en stehen <strong>und</strong> rührt von Zeit zu Zeit um. Am<br />

nächsten Tage rührt man <strong>die</strong> Beeren durch ein Sieb <strong>und</strong> nimmt auf 1 l Saft 750 g Streuzucker, schüttet ihn hinein, rührt gut<br />

um <strong>und</strong> lässt es abermals 24:00 St<strong>und</strong>en stehen. Nach <strong>die</strong>ser Zeit füllt man den Saft in saubere Flaschen, verbindet sie mit<br />

Gaze <strong>und</strong> stellt den Saft an einen kühlen, luftigen Ort.<br />

Gemischte Früchte<br />

500 g Zucker wird geläutert, 500 g feine gute Birnen werden geschält, gevierteilt <strong>und</strong> darin gar gekocht. Wenn <strong>die</strong>se heraus<br />

sind, werden 500 g gute Äpfel in denselben Zucker ebenso weich gekocht <strong>und</strong> herausgenommen. Nachdem auch noch<br />

500 g blaue, entsteinte Pflaumen darin gekocht sind, lässt man alles zusammen nochmals aufkochen <strong>und</strong> nimmt <strong>die</strong> Früchte<br />

heraus. Der Saft muss mäßig dick einkochen <strong>und</strong> wird über <strong>die</strong> Früchte gegossen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 216 von 245


Rhabarber in Zucker<br />

Man schält <strong>die</strong> Rhabarberstiele, <strong>die</strong> möglichst kurz <strong>und</strong> dick sein müssen, schneidet sie in fingerlange Streifen, wäscht <strong>und</strong><br />

trocknet sie dann ab. Nun lässt man sie mit fein gemahlenem Zucker, wobei man kg auf kg rechnet, an einem kühlen Orte<br />

zugedeckt 24:00 St<strong>und</strong>en stehen. Dann gießt man den Saft ab, fügt 1 bis 2 Esslöffel Zitronensaft hinzu <strong>und</strong> kocht ihn zu<br />

einem dicklichen Sirup ein. Hierin lässt man den Rhabarber ein paar Mal hochkochen, füllt ihn, etwas abgekühlt, in <strong>die</strong><br />

Gläser, gießt den Saft darauf <strong>und</strong> behandelt <strong>die</strong> Gläser weiter nach Vorschrift.<br />

Dunstfrüchte<br />

Dunstfrüchte in Streuzucker<br />

Man schichtet <strong>die</strong> gereinigten Früchte in Gläser mit nicht zu weiter Öffnung, streut zwischen jede Schicht fein gemahlenen<br />

Zucker <strong>und</strong> lässt oben einen fingerbreiten Raum. Die Früchte müssen dicht liegen, dürfen aber einander nicht drücken. Nun<br />

bindet man gut gereinigte, feuchte Schweinsblase darüber, doch nicht zu fest, da sie sonst beim Kochen platzt. Die Gläser<br />

stellt man in einen Kessel, auf dessen Boden man Heu legt, wie man auch zwischen <strong>die</strong> Gläser Heu packt, damit sie nicht<br />

aneinander stoßen. Nun gießt man von der Seite so viel kaltes Wasser in den Kessel, dass <strong>die</strong> Gläser ungefähr 3 bis<br />

4 Finger breit über das Wasser hinausragen; man lässt das Wasser langsam zum Kochen kommen <strong>und</strong> dann ebenfalls<br />

langsam weiter kochen <strong>und</strong> zwar so lange, bis <strong>die</strong> Früchte in den Gläsern etwa um 1/4 eingesunken sind, jedoch nicht<br />

länger. Dann nimmt man den Kessel vom Feuer <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Früchte im Kessel auskühlen. Das während des Kochens<br />

eingekochte Wasser muss durch neues kochendes ersetzt werden. – Man nimmt nur reife Früchte hierzu, mit Ausnahme der<br />

Stachelbeeren, <strong>die</strong> man auch unreif einmachen kann. Es eignen sich hierzu am besten sämtliche Beerenfrüchte, von den<br />

Kernfrüchten nur <strong>die</strong> Birnen, ferner Pfirsiche, Aprikosen, Kirschen <strong>und</strong> Reineclauden.<br />

Dunstfrüchte mit geläutertem Zucker<br />

Bei <strong>die</strong>sem Verfahren werden <strong>die</strong> Früchte nach Vorschrift vorbereitet, in <strong>die</strong> Gläser gefüllt <strong>und</strong> mit so viel erkaltetem<br />

geläuterten Zucker übergossen, dass sie gerade damit bedeckt sind. Alsdann behandelt man <strong>die</strong> Gläser nach »Dunstfrüchte<br />

in Streuzucker«. Hierzu eignen sich Himbeeren <strong>und</strong> Erdbeeren, Pfirsiche, Aprikosen <strong>und</strong> Ananas. Tomaten schält man <strong>und</strong><br />

lässt sie einige Zeit in heißem Wasser, dem man etwas Alaun beisetzt, ziehen, worauf man sie in kaltem Wasser auskühlt,<br />

ehe man sie in <strong>die</strong> Gläser bringt. Feigen werden nicht geschält, sondern einige Mal durchstochen <strong>und</strong> dann ebenso<br />

behandelt wie <strong>die</strong> Tomaten.<br />

Obst, eingemacht wie frischer Kompott<br />

Man legt reifes Obst, wie Zwetschgen, Aprikosen, süße oder saure Kirschen, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Heidelbeeren<br />

usw. in ein Einmacheglas <strong>und</strong> streut etwa auf 1 kg desselben, je nachdem das Obst viel oder wenig Säure hat, 200 bis<br />

250 g geriebenen Zucker lagenweise dazwischen, wobei man nach Belieben auch einige Stückchen Zimt hineingibt. Dann<br />

bindet man das Glas mit einer vorbereiteten Blase zu, setzt <strong>die</strong> Gläser mit kaltem Wasser an <strong>und</strong> lässt das Wasser 15 bis<br />

30 Minuten kochen. Ein in Franzbranntwein getränktes Papier, das man vor dem Verschließen der Gläser auf <strong>die</strong> Früchte<br />

legt, macht sie schmackhafter <strong>und</strong> haltbarer.<br />

Heidelbeeren in Flaschen<br />

Reife Heidelbeeren werden in geschwefelte Flaschen, <strong>die</strong> eine weite Öffnung haben, gefüllt <strong>und</strong> <strong>die</strong>se hierauf unverkorkt in<br />

einem Kessel mit kaltem Wasser auf helles Feuer gestellt (siehe »Dunstfrüchte in Streuzucker«). Man lässt sie vom Kochen<br />

an 45 Minuten kochen <strong>und</strong> im Kessel kalt werden. Da <strong>die</strong> Heidelbeeren beim Kochen sehr zusammenfallen, so nimmt man<br />

eine der Flaschen <strong>und</strong> füllt damit <strong>die</strong> anderen bis auf 2 Finger breit voll, gibt 1 Teelöffel voll Arrak oder Rum darauf, verkorkt<br />

<strong>die</strong> Flaschen mit neuen Korken, versiegelt sie oder bindet ein Stück Blase über den Kork <strong>und</strong> bewahrt sie, aufrecht stehend,<br />

im Keller an einem dunkeln Orte. – Beim Gebrauch rührt man entweder etwas Zucker dazu, oder man lässt das Kompott mit<br />

etwas Zucker <strong>und</strong> Zimt durchkochen.<br />

Stachelbeeren in Flaschen<br />

Man entfernt von halbreifen Stachelbeeren Stiel <strong>und</strong> Blume, ohne sie zu verletzen, <strong>und</strong> verfährt nach »Heidelbeeren in<br />

Flaschen«, jedoch bedürfen sie etwas mehr Zeit zum Kochen.<br />

Kirschen in Flaschen<br />

Die Kirschen, saure oder süße, müssen reif sein, dürfen aber nicht aufgesprungen sein. Man entfernt <strong>die</strong> Stiele <strong>und</strong> verfährt<br />

weiter nach »Heidelbeeren in Flaschen«.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 217 von 245


Dunstfrüchte ohne Zucker<br />

Die in »Dunstfrüchte mit geläutertem Zucker« aufgeführten Früchte, auch Heidelbeeren, werden ohne Zucker ziemlich dicht<br />

in <strong>die</strong> Gläser verpackt, <strong>die</strong>se werden mit Schweinsblase zugeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dann ebenso behandelt wie <strong>die</strong> Konserven in<br />

»Dunstfrüchte in Streuzucker«. Vor dem Gebrauch bestreut man <strong>die</strong> auf <strong>die</strong>se Weise eingemachten Früchte mit Zucker,<br />

oder man lässt sie mit Zucker aufkochen. Sie bilden ein sehr angenehmes erfrischendes Kompott, das frischem<br />

geschmorten Obste vollständig gleich schmeckt. Aber nur wer über einen sehr trockenen, kühlen, luftigen Raum zum<br />

Aufbewahren der Konserven verfügt, dem ist <strong>die</strong>se Art des Einmachens anzuraten, denn so wohlschmeckend <strong>und</strong><br />

verhältnismäßig wohlfeil <strong>die</strong>se Kompotte auch sind, so sind sie doch nicht sehr dauerhaft <strong>und</strong> deshalb ist das in<br />

»Dunstfrüchte in geläutertem Zucker« beschriebene Verfahren mehr zu empfehlen.<br />

Früchte in Blechbüchsen oder luftdicht verschlossenen Gläsern<br />

Zum Einmachen in Blechbüchsen oder Gläsern nimmt man Zwetschgen, Reineclauden, geschält oder ungeschält,<br />

Aprikosen, Pfirsiche, Mirabellen, Erdbeeren, Stachelbeeren, Kirschen oder auch Ananas. Man bereitet sie vor, wie unter<br />

»Dunstfrüchte« beschrieben. Reineclauden <strong>und</strong> Mirabellen durchsticht man mit einer Nadel. Dann kocht man Zucker nach<br />

»Das Klären oder Läutern des Zuckers« klar, wobei man auf 500 g Zucker etwa 125 ml Wasser nimmt. Vom Zucker nimmt<br />

man <strong>die</strong> gleiche Menge wie von den Früchten <strong>und</strong> schichtet <strong>die</strong> Früchte lose in <strong>die</strong> Blechbüchsen oder Gläser ein. Dann<br />

gießt man den kochenden Zucker darüber, lässt <strong>die</strong> Büchsen zulöten, wie beim Einmachen der Gemüse beschrieben ist,<br />

kocht sie 30 Minuten in einem großen Kessel mit Wasser <strong>und</strong> stellt <strong>die</strong> Büchsen an einen kalten, trockenen Ort. Beim<br />

Einfüllen in <strong>die</strong> Büchsen achte man darauf, dass über den Früchten <strong>und</strong> dem Saft ein etwa fingerbreiter Raum frei bleibt.<br />

Beim Gebrauch gießt man den Saft ab, kocht ihn noch etwas ein, schüttet ihn kochend über <strong>die</strong> Früchte <strong>und</strong> bringt sie<br />

erkaltet zur Tafel. Die Gläser werden verschlossen <strong>und</strong>, wie bei »Dunstfrüchte in Streuzucker« beschrieben, gekocht.<br />

Früchte in Essig<br />

Aprikosen in Essig<br />

2,5 kg reife, nicht weiche Aprikosen, 1 kg Zucker, 250 ml Weinessig, 4 g in Stückchen geschnittener Zimt, 3 g Nelken <strong>und</strong><br />

2 fingerlange Stücke Ingwer. – Essig <strong>und</strong> Zucker schäume man, nehme ihn vom Feuer <strong>und</strong> lasse <strong>die</strong> abgeschälten <strong>und</strong><br />

entsteinten Aprikosen darin durch <strong>und</strong> durch heiß werden. Dann lasse man sie auf einem Durchschlag abtröpfeln, lege sie<br />

mit den abgeschälten Aprikosenkernen, Zimt <strong>und</strong> Nelken in ein Einmacheglas, lasse den Essig mit Zucker <strong>und</strong> Ingwer<br />

dicklich einkochen <strong>und</strong> gieße ihn kalt über <strong>die</strong> Aprikosen. Nach Verlauf von einigen Tagen wird der Saft nochmals<br />

eingekocht, was nach einiger Zeit nochmals wiederholt werden muss. Beim Zubinden der Gläser richte man sich nach<br />

»Gläser <strong>und</strong> Flaschen zum Einmachen«.<br />

Zwetschgen oder Pflaumen in Essig<br />

2,5 kg reife Zwetschgen oder blaue Pflaumen wischt man mit einem Tuche sauber ab. Dann kocht man 1 l Weinessig mit<br />

250 g Zucker auf, gibt, sobald er klar ist, <strong>die</strong> Pflaumen hinein <strong>und</strong> lässt sie 2 bis 3mal darin hochkochen, nimmt sie mit<br />

einem Schaumlöffel heraus, tut sie in <strong>die</strong> Gläser <strong>und</strong> gibt ein wenig ganzen Zimt <strong>und</strong> Nelken dazwischen. Den Essig lässt<br />

man noch ein wenig einkochen <strong>und</strong> gießt ihn, wenn er erkaltet ist, auf <strong>die</strong> Pflaumen.<br />

Geschälte Pflaumen oder Zwetschgen in Essig<br />

Man schält <strong>die</strong> Pflaumen, kocht unterdessen guten Weinessig <strong>und</strong> lässt ihn erkalten. Nun bedeckt man den Boden des<br />

Einmacheglases mit fein gestoßenem Zucker, legt 1 Schicht Pflaumen darauf <strong>und</strong> wieder Zucker <strong>und</strong> fährt so fort, bis das<br />

Glas gefüllt ist; hin <strong>und</strong> wieder legt man 1 Stückchen ganzen Zimt <strong>und</strong> einige Nelken dazwischen <strong>und</strong> gießt zuletzt den<br />

erkalteten Essig darauf. Dann bindet man <strong>die</strong> Gläser zu <strong>und</strong> kocht sie 30 Minuten im Wasserbade, worauf man sie in dem<br />

Wasser erkalten lässt. Nach einigen Tagen gießt man den Essig ab, kocht ihn zu dünnem Sirup ein <strong>und</strong> gießt ihn erkaltet<br />

über <strong>die</strong> Zwetschgen. Das Einkochen des Essigs wiederholt man so oft, bis der Essig auf den Zwetschgen nicht mehr<br />

dünner wird.<br />

Saure Kirschen oder Morellen in Essig<br />

Man schneidet von 5 kg sauren Kirschen <strong>die</strong> Stiele zur Hälfte ab, legt sie in ein Einmacheglas, kocht 500 ml Weinessig mit<br />

1 kg Zucker, 5 g gutem, in Stückchen geschnittenem Zimt <strong>und</strong> 5 g Nelken <strong>und</strong> schüttet ihn erkaltet über <strong>die</strong> Kirschen. Nach<br />

einigen Tagen kocht man den Essig wieder auf <strong>und</strong> füllt ihn halb warm auf <strong>die</strong> Kirschen. Das Aufkochen wiederholt man<br />

nochmals nach einigen Tagen <strong>und</strong> gießt nun den Essig kochend über <strong>die</strong> Kirschen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 218 von 245


Weiße Birnen in Essig<br />

Hierzu eignen sich am besten <strong>die</strong> Bergamottebirnen, <strong>die</strong> man schält, von den Kerngehäusen befreit <strong>und</strong> mit kleinen<br />

Stückchen ganzem Zimt <strong>und</strong> Nelken, denen man <strong>die</strong> Köpfe aufgebrochen hat, spickt. Man rechnet auf 2 kg Birnen 2 l Essig<br />

<strong>und</strong> 1 kg Zucker. Man kocht den Essig mit dem Zucker klar, tut <strong>die</strong> geschälten Birnen hinein <strong>und</strong> lässt sie darin weich<br />

kochen, worauf man <strong>die</strong> Birnen behutsam herausnimmt, in ein Porzellangefäß legt <strong>und</strong> den Essig darauf gießt. Man lässt <strong>die</strong><br />

Birnen, gut zugedeckt, bis zum anderen Tage stehen, gießt den Essig ab, kocht ihn auf <strong>und</strong> gießt ihn wieder auf <strong>die</strong> Birnen.<br />

Am 3. Tage kocht man den Essig nochmals auf, legt, sobald er kocht, <strong>die</strong> Birnen hinein <strong>und</strong> lässt sie nochmals mit<br />

aufkochen. Nachdem sie erkaltet sind, tut man sie mit dem Essig in <strong>die</strong> Gläser.<br />

Senfbirnen<br />

Hierzu eignet sich am besten <strong>die</strong> lange schmale Kaiserkrone. Man reibt <strong>die</strong> Birnen sauber ab, setzt sie ungeschält mit<br />

kaltem Wasser an <strong>und</strong> kocht sie so lange, bis sie sich leicht durchstechen lassen. Auf 5 kg Birnen nimmt man nun folgende<br />

Zutaten: 2 Stangen Meerrettich, gut gereinigt <strong>und</strong> in Scheiben geschnitten, 10 Lorbeerblätter, 20 g Gewürzkörner, 20 g<br />

schwarze Pfefferkörner, 20 g Nelken <strong>und</strong> 200 g weißen, gemahlenen Senf, den man mit 3 l Essig anrührt. Nachdem <strong>die</strong><br />

Birnen erkaltet sind, legt man sie in einen Steintopf, streut <strong>die</strong> angeführten Gewürze dazwischen <strong>und</strong> gießt den Essig mit<br />

dem Senf über <strong>die</strong> Birnen. Man bindet den Topf zu <strong>und</strong> stellt ihn in einen luftigen Keller.<br />

Hagebutten in Essig<br />

1 kg Hagebutten, 500 ml Weinessig, 500 g Zucker, 2 g Zimt <strong>und</strong> ebensoviel Nelken. Die Hagebutten werden nach<br />

»Hagebutten in Zucker« vorgerichtet <strong>und</strong> halb gar gekocht. Dann schäumt man Essig <strong>und</strong> Zucker, gibt <strong>die</strong> Früchte nebst<br />

dem Gewürz hinein <strong>und</strong> verfährt weiter wie in »Hagebutten in Zucker« angegeben.<br />

Brombeeren in Essig<br />

Auserlesene, große Brombeeren übergießt man mit gutem Weinessig, so dass er reichlich darüber steht, <strong>und</strong> lässt sie darin<br />

über Nacht stehen. Am anderen Tag süßt man den Essig reichlich mit Zucker, kocht ganzen Zimt <strong>und</strong> Nelken mit <strong>und</strong> gießt<br />

den Essig heiß über <strong>die</strong> Beeren. Am folgenden Tage kocht man den Saft abermals, lässt <strong>die</strong> Beeren einmal mit hochkochen,<br />

nimmt sie heraus, kocht den Saft noch 15 Minuten <strong>und</strong> gießt ihn über <strong>die</strong> Früchte.<br />

Walnüsse in Essig<br />

Die grünen Walnüsse werden mehrmals mit einer Stopfnadel durchstochen, 24:00 St<strong>und</strong>en in kaltes Wasser gelegt, danach<br />

mit frischem Wasser abgekocht <strong>und</strong> zum Abtropfen auf ein Sieb gelegt. Nun kocht man guten Weinessig mit ganzem<br />

Pfeffer, Nelken <strong>und</strong> Zitronenschale auf, lässt ihn erkalten <strong>und</strong> gibt ihn durch ein Sieb über <strong>die</strong> Walnüsse. Am 2. Tage lässt<br />

man den Essig aufkochen <strong>und</strong> gießt ihn heiß über <strong>die</strong> Nüsse; wenn man ihn am 3. Tage kurze Zeit hat kochen lassen, tut<br />

man <strong>die</strong> Nüsse hinein <strong>und</strong> lässt sie aufkochen, füllt sie heiß in <strong>die</strong> Gläser <strong>und</strong> verbindet <strong>die</strong>se, nachdem sie ausgekühlt sind.<br />

Die Nüsse bilden eine pikante Beigabe zu gekochtem Fleisch <strong>und</strong> Braten.<br />

Melone in Essig<br />

2 kg Melonen, 500 ml Weinessig, 750 g Zucker, 4 g in Stückchen geschnittener Zimt, ebensoviel weiße Pfefferkörner, einige<br />

Stücke Ingwer, etwas Zitronenschale <strong>und</strong> 12 Nelken ohne Köpfchen. – Die gereifte Frucht wird geschält <strong>und</strong> halb durchgeschnitten,<br />

nachdem mit einem silbernen Löffel das Mark herausgenommen ist, in fingerlange <strong>und</strong> ebenso breite Stücke<br />

geschnitten, in ein Einmacheglas gelegt <strong>und</strong> mit Weinessig bedeckt. So lasse man sie bis zum anderen Tage stehen, gieße<br />

den Essig ab, nehme zu 500 ml desselben 500 g Zucker, koche <strong>und</strong> schäume ihn, füge <strong>die</strong> genannten Gewürze hinzu, lasse<br />

den Essig etwas einkochen, nehme ihn vom Feuer, lege <strong>die</strong> Melone hinein, lasse sie kochen, bis sie glasig erscheint, <strong>und</strong><br />

fülle sie in ein Glas. Dies wiederhole man in einem Zeitraum von 8 Tagen noch zweimal; beim letzten Male wird der Essig<br />

sirupähnlich eingekocht.<br />

Kürbis in Essig<br />

2 kg geschälter Kürbis, 1 kg Zucker, 500 ml Weinessig, etwas ganzer Zimt <strong>und</strong> etwas Nelken. Der Kürbis wird in fingerlange<br />

Stücke geschnitten oder mit einem Gemüsebohrer in r<strong>und</strong>e Stücke gebohrt, worauf man ihn 48:00 St<strong>und</strong>en in so viel<br />

Bieressig legt, dass er gerade damit bedeckt ist. Danach lässt man den Kürbis gut ablaufen <strong>und</strong> tut ihn in den Zucker, den<br />

man mit dem Weinessig klar gekocht hat. Nachdem man das Gewürz hinzugefügt hat, lässt man den Kürbis kochen, bis er<br />

klar wird. Nun tut man ihn in <strong>die</strong> Gläser, lässt den Saft noch dick einkochen <strong>und</strong> schüttet ihn über den Kürbis. Das<br />

Einkochen des Saftes wiederholt man im Verlaufe einer Woche noch zweimal. Das erste Mal gießt man den Saft abgekühlt<br />

darüber <strong>und</strong> das zweite Mal erkaltet.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 219 von 245


Zuckergurken<br />

1,5 kg Gurken, 750 g Zucker, 750 ml Weinessig, 8 g weiße Pfefferkörner, 4 g Zimt <strong>und</strong> ein paar Stücke Ingwer. – Völlig<br />

ausgewachsene grüne Gurken, am besten Schlangengurken, werden geschält, der Länge nach durchgeschnitten <strong>und</strong>,<br />

nachdem <strong>die</strong> Kerne samt dem Mark mit einem silbernen Löffel herausgenommen sind, entweder in fingerbreite Stücke<br />

geschnitten, oder mit blechernen Ausstechern in Figuren, wie schrägwinkelige Vierecke, Dreiecke, Halbmonde ausgestochen.<br />

Alsdann werden <strong>die</strong> Gurken gewogen <strong>und</strong> gewaschen. – Man stelle sie nun mit Bieressig aufs Feuer, lasse sie<br />

aufkochen <strong>und</strong> ablaufen <strong>und</strong> gebe sie in den mit Zucker <strong>und</strong> Gewürz kochenden Weinessig. Nachdem sie einige Minuten<br />

darin gekocht haben, lege man sie in ein Einmacheglas, koche <strong>die</strong> Brühe etwas ein <strong>und</strong> gieße sie, zwar nicht kochend, aber<br />

doch warm, auf <strong>die</strong> Gurken. Nach Verlauf von 4 bis 8 Tagen wird der Essig nochmals eingekocht <strong>und</strong> kalt auf <strong>die</strong> Gurken<br />

gegossen, was noch einmal wiederholt werden kann. Danach wird das Glas weiter nach Vorschrift behandelt.<br />

Aufgerollte Gurken<br />

2 kg Gurken, 500 ml Weinessig, 500 g Zucker, 3 g Nelken, ebensoviel Zimt <strong>und</strong> halb so viel Muskatblüte. Man nimmt hierzu<br />

kleine Schlangengurken, <strong>die</strong> man sauber wäscht, schneidet sie ungeschält der Länge nach kreuzweise durch, macht <strong>die</strong><br />

Kerne heraus <strong>und</strong> kocht sie, nachdem man sie gewogen, in Bieressig halb weich. Der Weinessig wird nun mit dem Zucker<br />

gekocht, <strong>die</strong> Gurken werden aufgerollt, mit dem angegebenen Gewürz durchstochen, so dass <strong>die</strong> Röllchen<br />

zusammenhalten, in einen Steintopf gelegt <strong>und</strong> mit dem kochenden Essig übergossen. Sie müssen gänzlich damit bedeckt<br />

sein. Nach 2 bis 3 Wochen wird der Essig noch einmal stark eingekocht <strong>und</strong> lauwarm auf <strong>die</strong> Gurken geschüttet.<br />

Kleine Essiggurken<br />

Zu einem 5 l großen Topf kleiner Gurken rechnet man 200 g Salz, 250 g Perlzwiebeln oder andere ganz kleine Zwiebeln,<br />

125 g Meerrettich, in glatte, gleichmäßige Scheiben geschnitten, 30 g trockenen Ingwer, 15 g weiße Pfefferkörner, 8 g<br />

Nelkenpfeffer, 12 Lorbeerblätter, 2 Hand voll Dill <strong>und</strong> 1 Hand voll Estragon. – Grüne Schlangengurken sind zum Einmachen<br />

<strong>die</strong> besten. Sie werden in frischem Wasser rein abgewaschen, mit Salz bestreut <strong>und</strong> 12:00 St<strong>und</strong>en hingestellt. Die<br />

Perlzwiebeln werden mit Salz abgerieben, bis alle Häute entfernt sind. Man legt <strong>die</strong> Gurken mit den Gewürzen <strong>und</strong> Kräutern<br />

lagenweise in einen Steintopf, der neu oder nur zum Einmachen der Gurken benutzt ist. Dann bedeckt man <strong>die</strong> Gurken mit<br />

rohem Weinessig, wodurch sie eine grünere Farbe behalten, schüttet nach 14 Tagen den Essig ab, kocht <strong>und</strong> schäumt ihn,<br />

gießt ihn kalt auf <strong>die</strong> Gurken, versieht den Topf nach »Senfgurken« mit Schiefer <strong>und</strong> Stein, bindet ihn zu <strong>und</strong> stellt ihn an<br />

einen kühlen luftigen Ort.<br />

Senfgurken<br />

Man schält <strong>die</strong> Gurken, teilt sie in Viertel, nimmt das Kerngehäuse heraus, schneidet sie in ansehnliche, nicht zu dünne<br />

Stücke, bestreut sie mit Salz <strong>und</strong> lässt sie über Nacht in einem Porzellangefäß stehen. Am andern Tage trocknet man sie<br />

mit einem Tuche ab <strong>und</strong> bestreut sie mit weißen Senfkörnern, ein wenig weißem Pfeffer, würflig geschnittenem Meerrettich<br />

<strong>und</strong> kleinen Perlzwiebeln. Nun kocht man guten Weinessig mit etwas Salz <strong>und</strong> ein paar Stielen Estragon auf, lässt ihn<br />

erkalten <strong>und</strong> gießt ihn mit dem Estragon über <strong>die</strong> Gurken. Am zweiten Tage gießt man den Essig ab, kocht ihn etwas ein<br />

<strong>und</strong> gibt ihn kochend auf <strong>die</strong> Gurken; wenn man ihn am dritten Tage nochmals kocht, gibt man <strong>die</strong> Gurken hinein <strong>und</strong> lässt<br />

sie einmal hochkochen. Hierauf kommt alles zusammen in <strong>die</strong> Gläser, <strong>und</strong> <strong>die</strong>se werden, sobald <strong>die</strong> Gurken ausgekühlt, mit<br />

Pergamentpapier zugeb<strong>und</strong>en. Man gibt <strong>die</strong> Gurken zu Braten oder verwendet sie auch wohl zu Ragouts <strong>und</strong> Saucen.<br />

Salzgurken<br />

Zu einem 10 l-Fass nimmt man ungefähr 3 l hartes Wasser, am besten Brunnenwasser <strong>und</strong> 50 g Salz auf je 1 l, ferner in<br />

reichlicher Menge Dill, Meerrettich, Estragon, Kirschblätter, Basilikum, Weinblätter, Pfeffer, Nelken <strong>und</strong> Nelkenpfeffer. – Man<br />

nimmt kleine Gurken, <strong>die</strong> noch keine Kerne haben <strong>und</strong> fest, grün <strong>und</strong> ohne Flecke sind. Sie werden abgespült, in<br />

Brunnenwasser gelegt <strong>und</strong> dann mit den Kräutern <strong>und</strong> Gewürzen lagenweise so fest in das Fass gepackt, dass keine<br />

Lücken entstehen. Unten <strong>und</strong> oben kommt 1 Lage Kräuter. Unterdes löst man das Salz in kaltem Wasser völlig auf, wobei<br />

man gut umrührt, <strong>und</strong> schüttet <strong>die</strong> Lake auf <strong>die</strong> Gurken, <strong>die</strong> reichlich davon bedeckt sein müssen. Dann lässt man das Fass<br />

vom Böttcher zuschlagen. Es muss im Boden ein geschlossenes Sp<strong>und</strong>loch haben, das man von Zeit zu Zeit öffnen kann,<br />

um nötigenfalls Salzwasser nachzugießen, da <strong>die</strong> Brühe nach <strong>und</strong> nach etwas verschwindet. So stellt man das Fass in den<br />

Keller <strong>und</strong> kehrt bald jede Woche einmal <strong>die</strong> untere Seite nach oben. Beim Gebrauch wird der Boden herausgenommen <strong>und</strong><br />

eine Schieferscheibe darüber gelegt, <strong>die</strong> mit einem kleinen Stein nur so viel beschwert wird, dass <strong>die</strong> Gurken, <strong>die</strong> sich in der<br />

Brühe heben, niedergehalten werden. Der etwa entstehende Schimmel oder Kahm wird wie bei den eingemachten<br />

Gemüsen abgenommen <strong>und</strong> das Fass sauber gehalten.<br />

Pfeffergurken oder Znaimer Gurken<br />

Kleine, fingerlange Gurken werden sauber gewaschen, abgetrocknet <strong>und</strong> 24:00 St<strong>und</strong>en in Salz gelegt, dann wieder<br />

getrocknet, mit Kirschblättern <strong>und</strong> Dill in einen Steintopf gelegt <strong>und</strong> mit gekochtem Essig <strong>und</strong> Wasser begossen; 1/4 Essig,<br />

3/4 Wasser. Hiermit können sie 8 Tage stehen. Inzwischen kocht man den Essig aber öfter auf <strong>und</strong> gießt ihn kochend auf<br />

<strong>die</strong> Gurken; dann werden <strong>die</strong> Gurken auf ein Sieb gelegt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kräuter herausgenommen. Der Essig wird mit frischen<br />

Kirschblättern, Lorbeerblättern, schwarzem Pfeffer, etwas Dill <strong>und</strong> etwas Zucker aufs Feuer gesetzt, zweimal aufgekocht<br />

<strong>und</strong> auf <strong>die</strong> Gurken gegossen. Nachdem <strong>die</strong>se ausgekühlt, bindet man <strong>die</strong> Steintöpfe mit Pergamentpapier zu. Wenn man<br />

größere Portionen davon einmacht, kann man <strong>die</strong> Gurken auch in kleine Fässchen legen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 220 von 245


Mixed Pickles oder gemischte Essiggemüse<br />

Zu <strong>die</strong>sem Eingemachten nimmt man junge, kleine Mohrrüben, junge Schotenkerne, kleine, recht feste Rosenkohlknospen,<br />

<strong>die</strong> festen Herzen des Wirsingkohls, recht weißen Blumenkohl, kleine, recht grüne Gurken, feine Salatbohnen <strong>und</strong> junge<br />

Maiskolben; ferner Perlzwiebeln, Ra<strong>die</strong>schenschoten, Samen der Kapuzinerkresse, Zitronenscheiben, Meerrettichscheiben,<br />

Estragon, Dill, Lorbeerblätter <strong>und</strong> ganzen Pfeffer; endlich guten Weinessig, der aber nicht zu scharf sein darf; man versetzt<br />

ihn gegebenenfalls mit abgekochtem Brunnenwasser. – Die Gemüse werden sämtlich geputzt, gewaschen <strong>und</strong> einzeln in<br />

Wasser nicht zu weich gekocht, hierauf zum Abtropfen auf ein Sieb getan <strong>und</strong> zum Verkühlen auf Teller gelegt. Die<br />

Zwiebeln salzt man vor dem Kochen <strong>für</strong> einige St<strong>und</strong>en ein <strong>und</strong> reibt sie dann mit einem sauberen Tuche ab. Nun legt man<br />

<strong>die</strong> Gemüse untereinander gemengt in <strong>die</strong> Einmachegläser, legt schichtweise von den oben genannten Gewürzen<br />

dazwischen <strong>und</strong> übergießt sie mit so viel Essig, dass er übersteht. Die Gläser werden mit feuchter Schweinsblase luftdicht<br />

zugeb<strong>und</strong>en.<br />

Rote Rüben oder Bete<br />

Man wäscht <strong>die</strong> roten Rüben, ohne sie im geringsten zu beschneiden, da sie sonst an Saft verlieren, recht sauber ab <strong>und</strong><br />

kocht sie in Wasser weich. Nachdem sie ein wenig verkühlt sind, streift man <strong>die</strong> Haut ab, lässt sie vollständig erkalten <strong>und</strong><br />

schneidet sie in Scheiben. Dann legt man sie in einen Steintopf, streut würflig geschnittenen Meerrettich, Kochkümmel <strong>und</strong><br />

Gewürznelken dazwischen <strong>und</strong> gießt so viel mit etwas Salz abgekochten <strong>und</strong> wieder erkalteten Essig darüber, dass sie<br />

damit bedeckt sind.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 221 von 245


Das Einmachen von Gemüsen<br />

Gemüse in Fässern, Töpfen oder Gläsern<br />

Allgemeine Regeln <strong>für</strong> das Einmachen<br />

Gemüse, <strong>die</strong> vor dem Einmachen abgekocht werden, erhalten eine schöne grüne Farbe, wenn man sie in einem kupfernen<br />

Kessel abkocht, Was auch keineswegs nachteilig ist, wenn man es sogleich ausschüttet <strong>und</strong> jedes Mal frisches Wasser<br />

nimmt. Ist das Gemüse eingemacht, so muss es mit einem Leinentuch bedeckt <strong>und</strong> mit Weißkohl- oder Weinblättern belegt<br />

werden. Obenauf legt man ein r<strong>und</strong>es Brett, das in das Fass hineinpasst, <strong>und</strong> beschwert <strong>die</strong>ses mit so viel Gewicht, dass<br />

<strong>die</strong> Brühe über das Gemüse tritt. Solange das Fass nicht angebrochen ist, bedarf es des Reinigens nicht, doch muss häufig<br />

nachgesehen werden, ob Brühe fehlt. In <strong>die</strong>sem Falle muss so viel Salz in kochendem Wasser aufgelöst werden, dass es<br />

wie versalzene Fleischbrühe schmeckt, <strong>und</strong> <strong>die</strong>ses, erkaltet, nachgefüllt werden.<br />

Das Aufbewahren<br />

Sollte das Gemüse zu trocken gestanden haben, so muss man vor dem Nachfüllen sorgfältig alles Verdorbene abnehmen<br />

<strong>und</strong> mit einem reinen, ausgew<strong>und</strong>enen Tuche das Fass am oberen Rande auswischen, hierauf das Tuch in frischem<br />

Wasser auswaschen <strong>und</strong> das so oft wiederholen, bis das Fass rein <strong>und</strong> klar geworden ist. Danach schüttet man <strong>die</strong> frische<br />

Brühe in der Mitte aufs Gemüse <strong>und</strong> legt ein sauberes Tuch darauf, sowie frische Blätter; auch das Brett <strong>und</strong> der Stein<br />

müssen sauber abgewaschen werden.<br />

Junge Bohnen in Brunnenkrügen<br />

Zum Einmachen der Bohnen, sowie auch anderer junger Gemüse, kann man auch sehr gut etwa vorhandene Brunnenkrüge<br />

verwenden. Diese müssen gut gereinigt <strong>und</strong> völlig trocken sein. Man schneidet <strong>die</strong> jungen Bohnen, füllt sie so dicht als<br />

möglich in <strong>die</strong> Krüge <strong>und</strong> tut zu jedem 1 Teelöffel Salz oben auf <strong>die</strong> Bohnen; dann verkorkt man sie gut <strong>und</strong> setzt sie in<br />

einem Kessel mit kaltem Wasser auf starkes Feuer, doch muss so viel Heu zwischen <strong>die</strong> Krüge gelegt werden, dass sie sich<br />

nicht berühren. Der Kessel bleibt etwa 1:00 St<strong>und</strong>e auf dem Feuer, worauf man <strong>die</strong> Krüge dann erkalten lässt. Dann<br />

versiegelt man sie gut <strong>und</strong> bewahrt sie im Keller an einem dunkeln Ort. Die Bohnen werden wie frische in Bouillon oder<br />

Wasser <strong>und</strong> Butter gedämpft.<br />

Schneidebohnen roh in Salz<br />

Zu 25 kg Bohnen, <strong>die</strong> man abfasert <strong>und</strong> fein schnitzelt, nimmt man 2 kg Salz, das man dazwischen streut <strong>und</strong> gut vermengt.<br />

So lässt man <strong>die</strong> Bohnen über Nacht stehen <strong>und</strong> füllt sie am nächsten Tage mit der Brühe, <strong>die</strong> sich gebildet hat, in das Fass.<br />

Man beschwert <strong>die</strong> Bohnen, wie in »Allgemeine Regeln <strong>für</strong> das Einmachen« beschrieben, <strong>und</strong> dann wird so viel Brühe<br />

hervortreten, als nötig ist, <strong>die</strong> Bohnen zu bedecken.<br />

Schneidebohnen abgekocht in Salz<br />

In Landhaushaltungen, wo <strong>die</strong> Bohnen im eigenen Garten wachsen, pflücke man sie, sobald sie in der Größe zum<br />

Einmachen passen, schneide sie fein <strong>und</strong> lang, vermische sie mit wenig Salz <strong>und</strong> rühre sie so lange lose durcheinander, bis<br />

sich Saft zeigt. Hierauf drücke man <strong>die</strong> Bohnen in ein Fass <strong>und</strong> beschwere sie mit Brett <strong>und</strong> Gewicht. Sind Bohnen zum<br />

Einmachen wieder herangewachsen, füge man sie auf gleiche Weise zu den früheren <strong>und</strong> fahre so fort, bis <strong>die</strong> zum<br />

Einmachen bestimmten Bohnen beisammen sind. Dann bringt man reichlich Wasser in einem großen Kessel zum Kochen,<br />

füllt einen Korb zur Hälfte mit den eingemachten Bohnen, setzt ihn in das stark kochende Wasser, lässt sie eben<br />

durchkochen <strong>und</strong> legt sie zum Abkühlen in den Keller auf grobe Tücher. Durch das Abkühlen an der Luft verlieren <strong>die</strong><br />

Bohnen ihre grüne Farbe. Darauf drücke man sie mit wenig Salz in das Fass <strong>und</strong> versehe es mit Tuch, Blättern, Brett <strong>und</strong><br />

Gewicht (s. »Allgemeine Regeln <strong>für</strong> das Einmachen«).<br />

Salatbohnen mit Salz<br />

Man nimmt dazu eine beliebige Sorte, Prinzessinnenböhnchen oder durchgebrochene Wachsbohnen, fasert sie sorgfältig ab<br />

<strong>und</strong> gibt sie in einen kupfernen Kessel mit Wasser. Man lässt sie nur einige Minuten kochen <strong>und</strong> drückt sie, nachdem sie<br />

erkaltet sind, mit reichlich Salz lagenweise in ein Fass, das man nach »Allgemeine Regeln <strong>für</strong> das Einmachen« weiter<br />

behandelt.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 222 von 245


Salatbohnen in Essig<br />

2 l Weinessig, 1 l Brunnenwasser, 1 Hand voll Salz, reichlich Meerrettich oder Ingwer, Lorbeerblätter, Pfeffer <strong>und</strong> Nelkenpfeffer.<br />

– Die Salatbohnen, <strong>die</strong> man nach Belieben von jeder Größe nehmen kann, werden gut abgefasert <strong>und</strong> portionsweise<br />

in einen kupfernen Kessel mit brausend kochendem Wasser geworfen, worin sie aber nur etwa 10 Minuten bleiben dürfen,<br />

weil sie sonst zu weich werden <strong>und</strong> dann leicht verderben können. Hierauf lässt man sie abtrocknen <strong>und</strong> erkalten, drückt sie<br />

lagenweise mit dem Gewürz in einen Topf, rührt Essig, Wasser <strong>und</strong> Salz, bis letzteres aufgelöst ist, gießt es darüber, dass<br />

es <strong>die</strong> Bohnen völlig bedeckt, <strong>und</strong> legt einen Beutel mit einer dünnen Lage Senfsamen, der nach allen Seiten hin <strong>die</strong><br />

Bohnen genau bedeckt, samt Schiefer <strong>und</strong> Stein darauf, bindet den Topf zu <strong>und</strong> stellt ihn an einen luftigen <strong>und</strong> kalten Ort.<br />

Salatbohnen in Essig <strong>und</strong> Zucker<br />

500 g Salatbohnen, 375 g Zucker, 375 ml Weinessig, 4 g ganzer Zimt. – Man nehme Salatbohnen, <strong>die</strong> noch keine Kerne<br />

haben, streife <strong>die</strong> Fasern davon ab, lasse sie, damit sie ihre schöne grüne Farbe behalten, in einem kupfernen Kessel in<br />

kochendem Wasser halb gar kochen <strong>und</strong> lege sie zum Abtrocknen auf ein Tuch. Dann schäume man Zucker <strong>und</strong> Essig,<br />

gebe Zimt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bohnen hinein <strong>und</strong> koche es noch eine Weile. Nachdem es abgekühlt, fülle man es in Gläser, koche nach<br />

einigen Tagen den Essig noch etwas ein, gieße ihn kalt über <strong>die</strong> Bohnen <strong>und</strong> verschließe <strong>die</strong>se nach Vorschrift.<br />

Gelbe Möhren oder Karotten in Zucker<br />

Auf 500 g Möhren 375 g Zucker <strong>und</strong> 2 bis 3 Zitronen. Nachdem <strong>die</strong> Möhren gereinigt, schneidet man sie in feine Streifen,<br />

wobei man das Herz herausnimmt, kocht sie in Wasser ganz weich <strong>und</strong> legt sie zum Abtrocknen auf ein Sieb. Dann läutert<br />

man den Zucker, gibt den Saft von 2 bis 3 Zitronen hinein, nebst den Möhren <strong>und</strong> der Zitronenschale, <strong>die</strong> man aber vorher<br />

in Wasser weich gekocht <strong>und</strong> gleich den Möhren geschnitten haben muss, <strong>und</strong> lässt sie so lange kochen, bis gerade noch<br />

Saft genug da ist, um sie zu bedecken. Man schüttet das Eingemachte in einen ausgeschwefelten Steintopf, belegt es mit<br />

Rumpapier <strong>und</strong> bindet den Topf mit Schweinsblase zu.<br />

Perlzwiebeln<br />

Die Perlzwiebeln werden gewaschen, mit Salz betreut <strong>und</strong> auf einem Tuche so lange gerieben, bis <strong>die</strong> Schale vollständig<br />

entfernt ist. Dann werden sie mit kochendem Essig übergossen <strong>und</strong> bleiben einige Tage stehen. Hierauf lässt man sie auf<br />

einem Siebe gut ablaufen, gibt sie in Gläser, schüttet frischen kochenden Essig darüber <strong>und</strong> bindet <strong>die</strong> Gläser nach dem<br />

Erkalten zu. Nach Belieben kann man, ehe man Essig darüber gießt, auch noch etwas weißen Pfeffer, Meerrettich <strong>und</strong><br />

Estragonblätter dazwischen schichten.<br />

Champignons in Butter<br />

Man nehme ganz kleine, noch geschlossene Champignons, <strong>die</strong> nicht madig sind, schneide <strong>die</strong> Stiele ab, wasche sie<br />

unabgezogen in kaltem Wasser <strong>und</strong> lasse sie auf einem Tuche abtrocknen. Dann koche man eine reichliche Menge<br />

abgeklärter Butter, lege <strong>die</strong> Champignons mit einigen Nelken <strong>und</strong> dem Saft einiger Zitronen hinein <strong>und</strong> lasse sie unter<br />

fortwährendem Rühren ein wenig durchkochen. Sind sie so heiß, dass sie Saft von sich geben, so nehme man sie vom<br />

Feuer, tue sie mit dem Saft in kleine Gläser <strong>und</strong> gieße noch einen Finger breit geschmolzene Butter darüber. Nachdem sie<br />

völlig kalt geworden, lege man eine fingerdicke Schicht trocknes Salz darauf <strong>und</strong> stelle <strong>die</strong> Gläser an einen kalten, recht<br />

luftigen Ort.<br />

Champignons in Essig<br />

Nelken, aus denen man <strong>die</strong> Köpfchen entfernt, Pfeffer, Nelkenpfeffer, Lorbeerblätter, Estragon, Ingwer <strong>und</strong> Weinessig. Man<br />

kann hierzu kleine <strong>und</strong> große Champignons nehmen, putzt davon ab, was nicht fest ist, wäscht sie schnell, damit sie nicht<br />

zu viel Wasser ziehen, <strong>und</strong> trocknet sie auf einem Tuche. Unterdes kocht man Weinessig mit dem Gewürz, lässt <strong>die</strong><br />

Champignons einmal darin aufkochen, legt sie in Gläser, kocht den Essig noch eine kleine Weile <strong>und</strong> gießt ihn kalt darüber.<br />

Nach 14 Tagen koche man den Essig noch etwas ein, gieße ihn kalt darüber <strong>und</strong> richte sich ferner nach den »Allgemeinen<br />

Regeln« des Kapitels »Vom Einmachen <strong>und</strong> Trocknen verschiedener Früchte«.<br />

Sauerkohl oder Kraut<br />

Hierzu nimmt man recht große, feste Köpfe Weißkohl oder Kappus, entfernt <strong>die</strong> äußeren schlechten Blätter <strong>und</strong> schneidet<br />

<strong>die</strong> Köpfe in der Mitte auf <strong>und</strong> <strong>die</strong> dicken Strünke heraus; hierauf hobelt man den Kopf nicht zu fein mit dem Kohlhobel. Nun<br />

nimmt man auf einen Eimer geschnittenen Kohl 1 Hand voll Salz <strong>und</strong> mengt es nebst Kümmel schon während des Hobelns<br />

darunter. Wenn der Kohl fertig geschnitten ist, mengt man ihn noch einmal gut durch <strong>und</strong> stampft ihn alsdann in ein bereit<br />

stehendes Fass, dessen Boden mit großen Kohlblättern bedeckt ist. Nach Belieben kann man Dill oder auch verschnittene,<br />

säuerliche Äpfel mit einstampfen, doch kann <strong>die</strong>ses sowohl wie auch der Kümmel fortbleiben. Zum Feststampfen des<br />

Kohles be<strong>die</strong>nt man sich eines Stampfers, d.h. eines an einem Stiele befestigten, schweren Holzklotzes. Ist der Kohl fest<br />

verpackt, so bedeckt man ihn mit Kohlblättern, legt ein reines leinenes Tuch darauf <strong>und</strong> obenauf einen Holzdeckel, der in<br />

das Fass hineinpasst, <strong>und</strong> den man mit einem Steine beschwert. Zuerst stellt man das Fass an einen nicht zu kühlen Ort,<br />

damit <strong>die</strong> Gärung schneller vor sich geht; alsdann findet es erst im Keller seinen Platz. Nach 3 bis 4 Wochen kann schon<br />

von dem Kohl gebraucht werden; er hält sich aber den ganzen Winter durch, wenn man ihn jedes Mal wieder gut verdeckt<br />

<strong>und</strong> beschwert.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 223 von 245


Rotkohl in Salz<br />

Man wählt hierzu von feinblätterigem Rotkohl recht feste Köpfe, bereitet <strong>und</strong> schneidet den Kohl nach »Sauerkohl oder<br />

Kraut« <strong>und</strong> packt ihn fest in nicht zu große Steintöpfe; dazwischen streut man ein wenig Lorbeerblätter, ganzen schwarzen<br />

Pfeffer <strong>und</strong> Nelken; auch ein paar Stängel Dill legt man mit ein. Nun kocht man auf 5 l Wasser 250 bis 300 g Salz <strong>und</strong> gießt<br />

<strong>die</strong>se Sole oder Lake, sobald sie verkühlt ist, auf den Kohl. Obenauf legt man einen Beutel mit weißem Senf <strong>und</strong> hierauf ein<br />

mit einem Stein beschwertes Brett <strong>und</strong> bindet <strong>die</strong> Töpfe mit Blase oder starkem Papier zu. Zum Gebrauch nimmt man den<br />

Kohl heraus, drückt ihn ein wenig aus <strong>und</strong> reicht ihn mit Essig, Öl <strong>und</strong> Pfeffer angerichtet, als Salat.<br />

Spargel in Schmelzbutter<br />

Der Spargel zum Einmachen wird ganz jung <strong>und</strong> frisch genommen <strong>und</strong> gehörig abgezogen, wobei man <strong>die</strong> unteren Enden,<br />

<strong>die</strong> oft härtlich sind, abschneidet. Dann wird er in kochendem gesalzenen Wasser offen gar gekocht <strong>und</strong> auf einem Tuche<br />

zum Abtrocknen auseinander gelegt. Alsdann wird klare Schmelzbutter aufs Feuer gesetzt, <strong>und</strong> wenn sie kocht, der Spargel<br />

hineingelegt, gut durchgekocht <strong>und</strong> dann mit der Butter in Einmachegläser gefüllt, doch muss <strong>die</strong> etwa abgegebene<br />

Feuchtigkeit des Spargels, <strong>die</strong> zu Boden sinkt, zurückbleiben <strong>und</strong> <strong>die</strong> Butter einen Fingerbreit den Spargel bedecken. Nachdem<br />

der Spargel völlig erkaltet, streut man einen Fingerdick trockenes Salz darauf <strong>und</strong> stellt <strong>die</strong> Gläser offen an einen<br />

kalten, aber trockenen, luftigen Ort. – Beim Gebrauch wird der Spargel mit der Butter heiß gemacht, sodann herausgenommen<br />

<strong>und</strong> mit einer Spargelsauce angerichtet oder zu Suppen <strong>und</strong> Frikassees benutzt.<br />

Gemüse trocken<br />

Junge Erbsen trocken<br />

Man wähle dazu <strong>die</strong> frühe, englische Ritter- oder Markerbse. Die Erbsen werden jung ausgehülst, in weiches kochendes<br />

Nasser geschüttet, nach 5 Minuten herausgenommen <strong>und</strong> auf Tücher zum Abtrocknen ausgebreitet. Dann werden sie auf<br />

Rahmen, <strong>die</strong> mit sauberen Papierbogen belegt sind, in einem schwach geheizten Ofen langsam getrocknet. Man bewahrt<br />

sie in papiernen Säckchen an einem trocknen, luftigen Orte hängend auf. – Beim Gebrauch werden sie abends zuvor in<br />

kaltes, weiches Wasser gelegt <strong>und</strong> am andern Tage in demselben Wasser abgekocht, worauf man sie wie frische Schoten<br />

fertig stellt.<br />

Schneidebohnen trocken<br />

Man nimmt hierzu große, saftige Bohnen, <strong>die</strong> schon ausgewachsen, aber noch recht zart sind, schneidet sie in Stücke,<br />

beinahe einen halben Finger lang, kocht sie in schwach gesalzenem kochenden Wasser einige Minuten ab <strong>und</strong> trocknet sie<br />

in einem leicht geheizten Ofen nicht zu stark. Sie müssen hellgrün bleiben <strong>und</strong> dürfen nicht brechen. Auch breite<br />

Stangenbohnen kann man ebenso trocknen, doch schnitzelt man <strong>die</strong>selben fein.<br />

Salatbohnen trocken<br />

Man nimmt <strong>die</strong> Salatböhnchen nicht mehr zu jung, wenigstens nicht, ehe kleine Bohnen darin sind. Sie werden vorsichtig<br />

abgefasert, eben aufgekocht <strong>und</strong> langsam, nicht zu stark getrocknet.<br />

Pilze trocken<br />

Morcheln, Champignons, Pfifferlinge, genug alle Arten von Pilzen, werden geputzt, indem man <strong>die</strong> sandigen Teile<br />

abschneidet <strong>und</strong> <strong>die</strong> Lamellen abschabt; große Pilze, wie Steinpilze <strong>und</strong> dergl. schneidet man auch wohl in Scheiben. Die so<br />

vorbereiteten, aber nicht gewaschenen Pilze werden auf starke weiße Fäden gezogen <strong>und</strong> dann an der Luft getrocknet.<br />

Selbstverständlich muss man sie vor der Zubereitung sehr sauber waschen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 224 von 245


Gemüse in Blechbüchsen<br />

Die Blechbüchsen<br />

Die Blechbüchsen, in welchen man Gemüse einmacht, werden hermetisch verschlossen, wodurch dasselbe jahrelang<br />

aufbewahrt werden kann. Die Haltbarkeit der Gemüse hängt allein von der Güte der Büchsen ab. Diese müssen vollständig<br />

dicht gearbeitet sein. Man kauft sie in beliebiger Größe mit Inhalt von 250, 500 <strong>und</strong> 1.000 g. Am besten wählt man sie so<br />

groß, dass der Inhalt <strong>für</strong> <strong>die</strong> Familie ausreichend ist, denn ist <strong>die</strong> Büchse einmal geöffnet, so lassen sich <strong>die</strong> Gemüse nicht<br />

länger aufbewahren, sondern müssen gleich verbraucht werden. Ehe mit dem Einmachen begonnen wird, werden <strong>die</strong> neuen<br />

Büchsen zuerst in Pottaschenlauge <strong>und</strong> dann in heißem Wasser tüchtig ausgebrüht.<br />

Das Einlegen der Gemüse<br />

Die Gemüse werden möglichst dicht <strong>und</strong> zwar, solange sie noch heiß sind, in <strong>die</strong> Büchsen gefüllt. Unter dem Deckel muss<br />

ein leerer Raum von der Breite eines halben Fingers bleiben. Sind <strong>die</strong> Büchsen so weit angefüllt, so gießt man in jede so<br />

viel Brühe, in der <strong>die</strong> Gemüse abgekocht worden sind, dass <strong>die</strong> Oberfläche derselben oben bedeckt wird, <strong>und</strong> so, dass nur<br />

ein kleiner Raum, wie 2 Strohhalm breit, bis an den Deckel der Büchsen vorhanden ist.<br />

Das Löten der Büchsen<br />

Alsdann muss der Rand der Büchsen sorgfältig abgewischt werden, <strong>und</strong> dann kann zum Löten der heißen, angefüllten<br />

Büchsen geschritten werden. Man lässt <strong>die</strong>s von einem geschickten <strong>und</strong> zuverlässigen Klempner besorgen, da hiervon, wie<br />

schon anfangs bemerkt, das Gelingen des Ganzen abhängt; <strong>die</strong> kleinste, unbedeutendste Öffnung von der Größe einer<br />

Nadelspitze bewirkt das Verderben des Gemüses. Der auf <strong>die</strong> Öffnung gelegte, genau passende Deckel wird zuerst mit<br />

wenig Zinn aufgelötet; dann muss auf dem ganzen Rand entlang ein Tropfen Zinn neben den andern gesetzt werden, so<br />

dass <strong>die</strong> einzelnen Tropfen sich dachziegelförmig decken, <strong>und</strong> auf <strong>die</strong>se Weise ein dichter Ring von Zinn entsteht.<br />

Das Kochen der Büchsen<br />

Die zugelöteten Büchsen stellt man hierauf in einen großen Kessel mit kochendem Wasser, in dem sie ununterbrochen<br />

2:00 St<strong>und</strong>en kochen <strong>und</strong> nachher auch erkalten müssen. Der Boden <strong>und</strong> der Deckel der Büchse muss sich leicht nach<br />

innen gebogen zeigen; alsdann ist das Gelingen gewiss. Sind <strong>die</strong>selben jedoch nach außen gebogen, so hat <strong>die</strong> Büchse<br />

Luft <strong>und</strong> muss daher wieder aufgemacht, von neuem gelötet <strong>und</strong> gekocht werden. Beim Einstellen der Büchsen in den<br />

Kessel muss der Klempner zugegen sein <strong>und</strong> sie noch 15 Minuten im kochenden Wasser beobachten. Ist auch nur das<br />

kleinste Löchelchen vorhanden, so macht sich <strong>die</strong>s durch kleine, im Wasser aufsteigende Blasen bemerklich.<br />

Das Aufbewahren der Büchsen<br />

Die Büchsen werden an einem kühlen, recht trockenen Orte aufbewahrt. Nach 14 Tagen müssen sie nachgesehen werden;<br />

sind sie dann nach außen gebogen, so muss der Inhalt gleich gebraucht werden. Das Aufmachen der Büchsen geschieht<br />

mit einem Büchsenöffner.<br />

Junge, grüne Erbsen oder Schoten<br />

Am Vorzüglichsten ist hierzu <strong>die</strong> frühe, englische Markerbse, auch Rittererbse genannt. Doch nehme man sie nicht gar zu<br />

jung, sondern, wenn sie <strong>die</strong> Hälfte ihrer Größe erreicht haben, also auch noch saftig sind. Man macht sie aus den Hülsen,<br />

wäscht sie in kaltem Wasser ab <strong>und</strong> lässt sie in schwach gesalzenem kochenden Wasser ein paar Mal aufwallen. Danach<br />

verfährt man weiter nach »Das Einlegen der Gemüse« »Das Löten der Büchsen« »Das Kochen der Büchsen« »Das Aufbewahren<br />

der Büchsen«.<br />

Beim Zubereiten macht man mit Butter ein helles Schwitzmehl, gibt ein wenig von der Schotenbrühe hinein, fügt <strong>die</strong> Schoten<br />

<strong>und</strong> ein Stück frische Butter hinzu, sowie ein wenig Zucker <strong>und</strong> nach Bedarf noch Salz. Hierin lässt man <strong>die</strong> Schoten eben<br />

nur aufkochen <strong>und</strong> vermischt sie vor dem Anrichten mit etwas gewiegter Petersilie.<br />

Grüne Bohnen<br />

Man verwendet hierzu sowohl breite Schwertbohnen, <strong>die</strong> man schnitzelt, wie auch schmale Bohnen, <strong>die</strong> in Stücke<br />

geschnitten oder gebrochen werden. Beide Sorten werden natürlich vorher von den Fäden befreit. Man lässt sie in<br />

ungesalzenem Wasser 10 bis 15 Minuten kochen <strong>und</strong> füllt sie mit dem eigenen Wasser in <strong>die</strong> Büchsen, <strong>die</strong> man nach »Das<br />

Einlegen der Gemüse« »Das Löten der Büchsen« »Das Kochen der Büchsen« »Das Aufbewahren der Büchsen« weiter<br />

behandelt.<br />

Beim Zubereiten macht man ebenfalls ein helles Schwitzmehl, das man mit Fleischbrühe auffüllt. Dann gibt man <strong>die</strong> Bohnen<br />

ohne das Wasser hinein, lässt sie kurze Zeit kochen <strong>und</strong> gibt vor dem Anrichten ein wenig gewiegte Petersilie <strong>und</strong><br />

Bohnenkraut hinein.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 225 von 245


Salatbohnen<br />

Hierzu wählt man recht kleine Bohnen <strong>und</strong> behandelt sie nach »Grüne Bohnen«. Bei der Zubereitung werden sie in Salzwasser<br />

einmal aufgekocht <strong>und</strong> dann mit einer beliebigen Salatsauce angemacht.<br />

Wachsbohnen<br />

Die gelben Bohnen, <strong>die</strong> sehr frisch <strong>und</strong> ohne Flecken sein müssen, werden in gleichlange, schräge Streifen geschnitten <strong>und</strong><br />

nach »Grüne Bohnen« behandelt. Die Zubereitung ist <strong>die</strong>selbe.<br />

Dicke Bohnen<br />

Dieselben werden ausgeschotet <strong>und</strong> wie <strong>die</strong> Erbsen »Junge, grüne Erbsen <strong>und</strong> Schoten« behandelt.<br />

Karotten, junge Mohrrüben oder gelbe Rüben<br />

Man nimmt hierzu nur kleine, etwa einen Finger lange Rüben. Sie werden geputzt, in wenig ungesalzenem Wasser halb<br />

weich gekocht <strong>und</strong> mit dem eigenen Wasser in <strong>die</strong> Büchsen gefüllt. Nachdem <strong>die</strong>se verlötet sind, werden sie 1:30 St<strong>und</strong>en<br />

gekocht.<br />

Spargel<br />

Man putzt recht dicken Stangenspargel, schneidet ihn gleichmäßig lang, so dass er in <strong>die</strong> Büchsen passt, wäscht ihn <strong>und</strong><br />

lässt ihn in kochendem Wasser einmal aufkochen, legt ihn dann zum Abkühlen in kaltes Wasser <strong>und</strong> hierauf in ein Sieb zum<br />

Abtropfen. Dann bringt man ihn vorsichtig in <strong>die</strong> Büchsen, so dass <strong>die</strong> Köpfe alle nach oben stehen, gießt Wasser darauf,<br />

verlötet <strong>die</strong> Büchsen <strong>und</strong> kocht sie 1:00 St<strong>und</strong>e im Wasserbade. Der Bruchspargel wird geschält, in Stücke geschnitten <strong>und</strong><br />

hierauf ebenso behandelt wie der Stangenspargel.<br />

Kohlrabi oder Oberrüben<br />

Man nimmt <strong>die</strong> inneren fleckenlosen Herzblätter, streicht sie von den Stielen <strong>und</strong> kocht sie, nachdem sie gewaschen sind, in<br />

schwach gesalzenem kochenden Wasser 5 bis 10 Minuten; hierauf tut man sie auf ein Sieb <strong>und</strong> übergießt sie mit kaltem<br />

Wasser. Die Kohlrabiköpfe schält man sauber ab, schneidet sie in messerrückendicke Scheiben <strong>und</strong> kocht sie in<br />

ungesalzenem kochenden Wasser halb weich. Hierauf bringt man sie in <strong>die</strong> Büchsen, legt obenauf das grüne Kraut <strong>und</strong><br />

gießt von dem Wasser, in dem man <strong>die</strong> Köpfe gekocht hat, darauf, lötet <strong>die</strong> Büchsen <strong>und</strong> kocht sie 1:30 St<strong>und</strong>en.<br />

Blumenkohl oder Karfiol<br />

Frischer, recht zarter, fester Blumenkohl oder Karfiol wird in einzelne Rosen geteilt <strong>und</strong> von den kleinen Blättern befreit.<br />

Nachdem man den Kohl gewaschen, kocht man ihn in ungesalzenem Wasser halb weich, nimmt ihn mit einem Schaumlöffel<br />

heraus, bringt ihn in <strong>die</strong> Büchsen, gießt kaltes Wasser darauf <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Büchsen, gut verlötet, 1:30 St<strong>und</strong>en.<br />

Gurken<br />

Halb ausgewachsene, also noch grüne frische Gurken werden geschält <strong>und</strong> der Länge nach in 4 Teile geschnitten; nachdem<br />

man das schon angesetzte Kerngehäuse herausgeschnitten, schneidet man <strong>die</strong> Gurkenviertel in beliebige Stücke, salzt<br />

<strong>die</strong>selben <strong>und</strong> lässt sie einige St<strong>und</strong>en stehen. Nachdem man sie dann auf einem Siebe hat abtropfen lassen, legt man sie<br />

in <strong>die</strong> Blechbüchsen <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>selben, mit kaltem Wasser angefüllt <strong>und</strong> gut verlötet, 30 bis 40 Minuten ununterbrochen im<br />

Wasserbade kochen.<br />

Steinpilze oder Herrenpilze<br />

Man putzt <strong>die</strong> Steinpilze sauber, lässt sie in kochendem Wasser mehrmals hoch kochen, legt sie auf ein Sieb zum<br />

Abtropfen, füllt sie in <strong>die</strong> Büchsen, gibt frisches kaltes Wasser darauf <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> gut verlöteten Büchsen ununterbrochen<br />

1:00 St<strong>und</strong>e kochen.<br />

Morcheln<br />

Man schneidet <strong>die</strong> sandigen Stiele der Morcheln ab <strong>und</strong> <strong>die</strong> Pilze selbst ein paar Mal durch, wobei man wohl acht gibt, dass<br />

kein Wurm darin bleibt. Nachdem man <strong>die</strong> Morcheln, wie in »Morcheln vorbereiten« angegeben, gereinigt, behandelt man<br />

sie wie <strong>die</strong> Steinpilze nach »Steinpilze oder Herrenpilze«.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 226 von 245


Champignons oder Tafelpilze<br />

Diese werden genau so eingemacht wie <strong>die</strong> Steinpilze »Steinpilze oder Herrenpilze«.<br />

Pfifferlinge oder Eierschwämme<br />

Nachdem man <strong>die</strong> Pfifferlinge geputzt hat, verfährt man mit ihnen nach »Steinpilze oder Herrenpilze«.<br />

Trüffeln<br />

Man lässt <strong>die</strong> Trüffeln eine Zeitlang in kaltem Wasser einweichen, reinigt sie alsdann mit einer Bürste <strong>und</strong> wäscht sie mehrmals<br />

in frischem Wasser. Hierauf legt man sie in <strong>die</strong> Büchsen, gießt Rotwein oder Madeira darüber, verlötet <strong>die</strong> Büchsen<br />

<strong>und</strong> kocht sie 1:00 St<strong>und</strong>e ununterbrochen.<br />

Essig, Liköre <strong>und</strong> Obstweine<br />

Essig<br />

Obstessig<br />

Die zum Essig bestimmten Äpfel <strong>und</strong> Birnen (auch Fallobst) werden so klein als möglich gestampft <strong>und</strong> in einer Obstpresse<br />

recht trocken ausgepresst. Der so erhaltene Most wird in offene Fässer getan, worin er 8 bis 10 Tage stehen bleibt. Die<br />

Unreinigkeit steigt durch <strong>die</strong> Gärung nach oben <strong>und</strong> wird vorsichtig abgenommen; dann füllt man den Most in Fässer <strong>und</strong><br />

bringt <strong>die</strong>se an einen warmen Ort. Hier erfolgt noch weitere Gärung aus dem Sp<strong>und</strong>loch; der vorher in Flaschen hingestellte<br />

Most wird zum Nachfüllen gebraucht. Ist <strong>die</strong> Gärung beendet, so wird das Sp<strong>und</strong>loch mit einem Stück Leinwand bedeckt<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Fässer bleiben bis zum Frühjahr ruhig liegen, wo man alsdann den Essig entweder in Fässer oder Flaschen abzapft.<br />

Zuckeressig<br />

Man kocht 5 l Wasser mit 750 g Zucker etwa 30 Minuten lang <strong>und</strong> gießt es in ein offenes Fass. Nachdem es abgekühlt, tut<br />

man mehrere Stücke Schwarzbrotrinde <strong>und</strong> 1 Stück Hefe hinzu, auch Essigmutter (brauner Satz im Essig) kann man noch<br />

zusetzen, wenn vorhanden. Nun lässt man <strong>die</strong> Masse 2 Tage gären <strong>und</strong> gießt sie in ein anderes Fass, dessen Sp<strong>und</strong>loch<br />

man nur leicht mit einem Stück Leinen verbindet, in das man noch kleine Öffnungen macht, damit <strong>die</strong> Luft hinzutreten kann.<br />

Dies Fass lässt man 2 bis 3 Wochen an einem trocknen warmen Orte liegen; dann kann man den Essig vorsichtig abfüllen<br />

<strong>und</strong> verwenden.<br />

Johannisbeeressig<br />

Die Johannisbeeren werden ausgepresst, der Saft wird bis zum anderen Tage hingestellt <strong>und</strong> das Klare in reine Flaschen<br />

gefüllt, wobei der Bodensatz zurückbleibt. Dann setzt man <strong>die</strong> Flaschen offen zum Ausgären an <strong>die</strong> Sonne oder an einen<br />

warmen Ort <strong>und</strong> verkorkt sie erst, wenn <strong>die</strong> Gärung völlig beendet ist. – Dieser Essig kann statt rotem französischen Essig<br />

zum Salat gebraucht werden <strong>und</strong> gibt ihm einen feinen Geschmack.<br />

Estragonessig<br />

1 Weinflasche wird zur Hälfte mit verlesenen Estragonblättern gefüllt, <strong>die</strong> man mit einem Stöpsel ein wenig zusammendrückt.<br />

Dann wird <strong>die</strong> Flasche bis oben mit Weinessig angefüllt, verkorkt <strong>und</strong> mit Papier verb<strong>und</strong>en. Nachdem man <strong>die</strong><br />

Blätter mit dem Essig durchgeschüttelt hat, stellt man <strong>die</strong> Flasche an <strong>die</strong> Sonne <strong>und</strong> lässt sie 6 Wochen zum Destillieren<br />

stehen. Dann gießt man den Essig durch ein Musselinläppchen in kleinere Flaschen, <strong>die</strong> man gut verpicht <strong>und</strong> aufbewahrt.<br />

Himbeeressig<br />

Auf 1 kg Himbeeren gießt man 500 ml guten Weinessig <strong>und</strong> 500 ml Wasser <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>s 24:00 St<strong>und</strong>en stehen. Den<br />

folgenden Tag gießt man den Essig durch ein Tuch, gibt 500 g guten Zucker dazu <strong>und</strong> kocht es zusammen auf, wobei man<br />

den Schaum abnimmt. Erkaltet füllt man den Essig in kleine Flaschen, <strong>die</strong> man verkorkt <strong>und</strong> versiegelt. – In das Trinkwasser<br />

gegossen, gibt <strong>die</strong>ser Essig ein sehr erfrischendes Getränk.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 227 von 245


Liköre<br />

Bereitung der Liköre<br />

Zur Bereitung der Liköre nimmt man eine große Flasche mit weiter Halsöffnung, füllt das zu Destillierende nebst dem<br />

Branntwein hinein, korkt <strong>die</strong> Flasche gut zu <strong>und</strong> stellt sie 5 bis 6 Wochen oder auch noch länger an <strong>die</strong> Sonne oder an einen<br />

warmen Ort, während man sie öfters schüttelt. Sind <strong>die</strong> Kräuter genügend ausgezogen, so taucht man den in Stücke<br />

geschlagenen Zucker in Wasser, kocht <strong>und</strong> schäumt ihn <strong>und</strong> lässt ihn etwas abkühlen, rührt den Branntwein dazu <strong>und</strong> lässt<br />

ihn durch Fließpapier laufen. Alsdann füllt man den Likör in reine, trockene Flaschen <strong>und</strong> verkorkt sie gut. Man wählt nach<br />

Belieben Franzbranntwein, Kirsch- oder auch echten Kornbranntwein. Den Franz- <strong>und</strong> Kirschbranntwein versetzt man mit<br />

etwas kochendem Wasser <strong>und</strong> zwar rechnet man auf 750 ml Branntwein 250 ml gekochtes Wasser, das man zu dem<br />

Zucker gibt. Diese Mischung wird in den folgenden Rezepten als 1 l Branntwein berechnet.<br />

Nelkenlikör<br />

1 l Franzbranntwein, 125 g Zucker, 10 g Nelken, 15 g Koriander, beides gröblich gestoßen, <strong>und</strong> 20 Stück getrocknete<br />

schwarze Kirschen; Bereitung nach »Bereitung der Liköre«.<br />

Zimtlikör<br />

1 l Branntwein, 125 g Zucker, 10 g bester gestoßener Zimt; Bereitung nach »Bereitung der Liköre«.<br />

Französischer Nusslikör<br />

30 Stück Walnüsse, <strong>die</strong> um Johanni gepflückt sein müssen, zerstößt man, gibt 30 Gewürznelken, 3 g guten Zimt <strong>und</strong><br />

1 Flasche Kognak hinzu <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong>s 7 bis 8 Wochen an der Sonne stehen, während man <strong>die</strong> Mischung täglich gut<br />

schüttelt. Dann filtriert man sie durch ein wollenes Tuch, gibt 200 g Kandiszucker hinzu, lässt den Likör noch einige Tage<br />

stehen <strong>und</strong> füllt ihn hierauf in kleine Flaschen.<br />

Französischer Erdbeerlikör<br />

Man füllt eine Literflasche zum dritten Teil mit den kleinen reifen Erdbeeren <strong>und</strong> zum dritten Teil mit gestoßenem Kandis <strong>und</strong><br />

füllt sie dann mit feinem Arrak oder Franzbranntwein, stellt sie täglich an <strong>die</strong> Sonne, gießt den Inhalt nach Verlauf von<br />

einigen Monaten durch ein Flanelltuch <strong>und</strong> tut schließlich den fertigen Likör in kleine Flaschen.<br />

Curaçao<br />

1 l Franzbranntwein, 125 g Orangen- oder auch Apfelsinenschale <strong>und</strong> 250 g hellbrauner Kandis. – Die Schale wird in<br />

Wasser gelegt, wonach man <strong>die</strong> weiße von der gelben Schale leicht trennen kann; <strong>die</strong> gelbe Schale wird nun in Stücke<br />

geschnitten <strong>und</strong> zu dem Branntwein in <strong>die</strong> Krüge gegeben. Fest verkorkt lässt man <strong>die</strong>se 14 Tage beim Ofen oder<br />

3 Wochen im Keller stehen, während man sie täglich umschüttelt. Dann wird <strong>die</strong> Schale ausgepresst, der Kandiszucker in<br />

kleine Stückchen zerklopft, hinzugegeben, <strong>und</strong> beides wieder in <strong>die</strong> Flasche gefüllt. Diese wird täglich geschüttelt, <strong>und</strong> wenn<br />

der Zucker geschmolzen ist, der Branntwein durch Fließpapier filtriert.<br />

Quittenlikör<br />

1 l Quittensaft, 375 g Zucker <strong>und</strong> so viel feiner Branntwein, wie beides zusammen beträgt, ferner zu je 1 l <strong>die</strong>ser Flüssigkeit<br />

30 g bittere Mandeln <strong>und</strong> 25 g Koriander. Man wäscht <strong>die</strong> Quitten sauber ab, reibt sie auf einer Reibe <strong>und</strong> stellt den Brei<br />

24:00 St<strong>und</strong>en in den Keller. Dann drückt man ihn durch ein wollenes Tuch, kocht den Zucker klar, gibt den Saft hinzu <strong>und</strong><br />

kocht beides noch 15 Minuten auf gelindem Feuer, lässt es etwas erkalten <strong>und</strong> gießt so viel feinen Branntwein ohne Zusatz<br />

von Wasser dazu, als man Saft hat. Zu je 1 l fügt man 30 g bittere Mandeln <strong>und</strong> 25 g Koriander, ungestoßen, gießt alles in<br />

reine Flaschen oder Krüge <strong>und</strong> lässt es an einem warmen Orte stehen, wo <strong>die</strong> Flaschen von Zeit zu Zeit etwas geschüttelt<br />

werden. Später wird der Likör durch Fließpapier filtriert <strong>und</strong> in reinen, trockenen Flaschen aufbewahrt.<br />

Kirschlikör<br />

1 l Branntwein, 250 g Zucker, 1 kg Kirschen, halb süße, halb saure, <strong>die</strong> fein gestoßen werden, 1 Obertasse schwarzer<br />

Johannisbeeren <strong>und</strong> 3 g Zimt. Bei der Zubereitung richte man sich nach »Bereitung der Liköre«.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 228 von 245


Schlehenlikör<br />

Große, gut ausgereifte Schlehen werden mit einem Tuche abgewischt <strong>und</strong> danach mehrmals mit einer Nadel durchstochen.<br />

Dann füllt man Weinflaschen zum dritten Teil mit den Schlehen, gibt in jede Flasche eine kleine Schote Vanille hinein, füllt<br />

das zweite Drittel mit gestoßenem weißen Kandiszucker <strong>und</strong> gießt guten Korn- oder Franzbranntwein darauf. Die gut<br />

verkorkten Flaschen werden 6 bis 8 Wochen in <strong>die</strong> Sonne gestellt <strong>und</strong> von Zeit zu Zeit geschüttelt. Nun lässt man sie bis<br />

gegen Weihnachten im Keller stehen. Der hierauf filtrierte Likör wird am kühlen Orte aufbewahrt.<br />

Hagebuttenlikör<br />

Die Abfälle der Hagebutten beim Einmachen, Schale sowohl als auch Kerne, kann man in eine Flasche tun <strong>und</strong> dazu<br />

Branntwein nach »Bereitung der Liköre« gießen. Auf das Verhältnis kommt es hier nicht genau an. Zu 1 l Flüssigkeit gibt<br />

man nach dem Filtrieren 125 g Zucker.<br />

Obstweine<br />

Apfelwein oder Cider<br />

Im großen wird der Apfelwein meistenteils durch Keltern der Äpfel unter Zusatz von Wasser <strong>und</strong> Zucker erzeugt, doch kann<br />

man sich <strong>für</strong> den Hausgebrauch auch kleinere Mengen ohne allzu viel Mühe selbst herstellen. Man wählt am besten Äpfel<br />

von verschiedenen Sorten, säuerliche sowohl wie süßliche, <strong>die</strong> gut ausgereift sein müssen. Man reibt sie auf dem<br />

Reibeisen, seiht den Saft durch ein Tuch <strong>und</strong> gießt ihn in Steintöpfe, wobei man einige mit der Schale im Ofen gebratene<br />

Äpfel hineinlegt, um <strong>die</strong> Gärung zu befördern. Nach einigen Tagen wird sich eine Haut auf dem Saft zeigen. Dieses ist das<br />

Zeichen, dass <strong>die</strong> Gärung vollendet ist. Die Haut wird abgenommen, der Most in Flaschen gefüllt <strong>und</strong> fest verkorkt an einem<br />

kühlen Ort aufbewahrt.<br />

Um im Haushalte eine größere Menge herzustellen, muss man <strong>die</strong> Äpfel stampfen, den Brei mittels einer Presse gut<br />

auspressen <strong>und</strong> den Saft in ein kleines Fass füllen, in dem vorher guter Weißwein war. Nun stellt man das Fass auf einen<br />

Bock in eine kühle Kammer, wo <strong>die</strong> Gärung bald vor sich geht. Während der etwa 14 Tage dauernden Gärungszeit entferne<br />

man <strong>die</strong> ausgestoßenen Unreinigkeiten täglich mit einem sauberen Leinenläppchen, fülle, sobald <strong>die</strong> Gärung vollendet ist,<br />

das Fass ganz mit Apfelmost an, den man auf Flaschen ausgären ließ, <strong>und</strong> schlage nun das Sp<strong>und</strong>loch fest zu. Nachdem<br />

der Wein 5 bis 6 Monate ruhig im Keller gelagert hat, zieht man ihn auf ein anderes Fass, lagert ihn wieder einige Monate ab<br />

<strong>und</strong> füllt ihn dann auf Flaschen.<br />

Stachelbeerwein<br />

Man verwendet, um guten Wein zu gewinnen, nur recht reife Beeren, <strong>die</strong> beinahe durchsichtig geworden sind. Man pflückt<br />

sie vorsichtig ab, säubert sie <strong>und</strong> presst sie so vollständig wie möglich aus. Zu dem durch Leinwand gegossenen Most gibt<br />

man nach Maß ebensoviel Brunnenwasser <strong>und</strong> setzt jedem Liter Flüssigkeit 250 g guten Farinzucker zu. Den Saft füllt man<br />

in ein Fass <strong>und</strong> legt dasselbe zum Gären in den Keller, wobei man <strong>die</strong> Sp<strong>und</strong>öffnung mit einem leinenen Tuche verdeckt.<br />

Die Sp<strong>und</strong>öffnung <strong>und</strong> das Tuch müssen täglich von dem angesetzten Schaum gesäubert werden. Nach einigen Tagen<br />

schon ist <strong>die</strong> Gärung vorüber. Man ersetzt <strong>die</strong> durch Gärung verloren gegangene Flüssigkeit durch Stachelbeersaft <strong>und</strong><br />

Wasser zu gleichen Teilen, so dass das Fass ganz gefüllt ist; dann verschließt man es mit einem hölzernen Sp<strong>und</strong> <strong>und</strong> lässt<br />

es nun 6 Monate unberührt liegen. Nach <strong>die</strong>ser Zeit kann der Stachelbeerwein auf Flaschen abgezogen werden.<br />

Johannisbeerwein oder Ribiselwein<br />

Man pflückt <strong>die</strong> roten Johannisbeeren, wenn sie gut ausgereift sind, streift sie von den Stielen ab <strong>und</strong> zerstößt sie mit einer<br />

hölzernen Keule. Auf 1 Anker (etwa 38 l) Wein rechnet man 15 bis 20 kg Beeren. Die zerquetschten Beeren lässt man<br />

2 Tage in einem Holzgefäß oder einem Steintopf stehen <strong>und</strong> rührt sie von Zeit zu Zeit um. Dann presst man den Saft durch<br />

einen leinenen Beutel <strong>und</strong> gibt auf <strong>die</strong> Rückstände reichlich gutes Brunnenwasser. Am nächsten Tage gießt man das<br />

Wasser durch den Beutel ab <strong>und</strong> vermischt nun beide Säfte, <strong>und</strong> zwar nimmt man von dem ersten Safte 1 l, von dem<br />

zweiten Safte 2 l, <strong>und</strong> gibt zu <strong>die</strong>ser Mischung 1 kg guten Farinzucker. Nachdem man alles gut vermischt hat, füllt man den<br />

Saft in ein Fass <strong>und</strong> den Rest in Krüge oder Flaschen, um ihn zum Nachfüllen zu verwenden. Man lagert Fass <strong>und</strong> Flaschen<br />

im Keller <strong>und</strong> behandelt den Johannisbeerwein weiter wie den Apfelwein.<br />

Heidelbeer-, Blau- oder Schwarzbeerenwein<br />

Gut reife Heidelbeeren werden zerquetscht <strong>und</strong> nach 24:00 St<strong>und</strong>en durch einen leinenen Beutel gepresst. Wünscht man<br />

dem Wein einen besonderen Geschmack <strong>und</strong> Duft (Bukett) zu geben, so mischt man den Heidelbeeren schon beim<br />

Quetschen etwas Hol<strong>und</strong>erblüte oder auch etwas Zimt <strong>und</strong> Nelken bei. Auf 1 kg Saft setzt man 500 g guten Farinzucker<br />

hinzu; nachdem derselbe gelöst ist, füllt man den Saft in ein Fässchen, lässt auch einen Teil im Kruge zum Nachfüllen<br />

zurück <strong>und</strong> behandelt nun den Heidelbeermost während der Gärung wie <strong>die</strong> anderen Obstweine. Wenn <strong>die</strong> Gärung vorüber<br />

ist, bringt man ihn in ein reines Fass, das man wohl versp<strong>und</strong>et 3 bis 4 Wochen liegen lässt; dann zieht man den Wein auf<br />

Flaschen.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 229 von 245


Champagner aus Obstwein<br />

Stachelbeer- <strong>und</strong> Johannisbeerwein lassen sich vorzüglich als moussirendes Getränk, als Champagner verarbeiten. Zu<br />

<strong>die</strong>sem Zwecke füllt man sie nach der Gärung nicht in ein anderes Fass, sondern zieht den betreffenden Wein sofort auf<br />

starke Flaschen ab, deren Korke man mit Draht verbindet. Dieses sehr erfrischende Getränk muss recht kühl aufbewahrt<br />

werden.<br />

Wert der Obstweine<br />

Die Obstweine bilden alle ein erfrischendes Getränk, das, recht kühl gestellt, besonders im Sommer sehr wohlschmeckend<br />

ist. Der Apfelwein ist, wenn er gut zubereitet ist, arm an Alkohol <strong>und</strong> wird ärztlicherseits besonders solchen empfohlen, <strong>die</strong><br />

an Fettleibigkeit leiden. – Der Heidelbeerwein zeichnet sich aus durch seinen hohen Gehalt an Eisen wird mit Erfolg bei<br />

Blutarmut getrunken.<br />

Wurstmachen, Einpökeln <strong>und</strong> Räuchern des Fleisches<br />

Allgemeines<br />

Das Einpökeln oder Einsalzen<br />

Das zum Einpökeln bestimmte Fleisch darf vorher nicht zu lange liegen, weil es sonst leicht alt schmeckt. Es darf aber auch<br />

nicht zu frisch geschlachtet sein, weil es sonst nach dem Kochen zähe bleibt. Nachdem das Fleisch eingepökelt ist, muss es<br />

mit einem Deckel bedeckt werden, der in das Fass hineinpasst. Diesen Deckel beschwert man mit einem Stein oder<br />

Gewicht, damit das Fleisch zusammengepresst wird. Den Boden des Fasses bestreut man mit Salz <strong>und</strong> befüllt das Fleisch,<br />

während es im Pökel liegt, täglich mit der Lake, packt es auch zuweilen um, dass <strong>die</strong> oberste Lage nach unten kommt <strong>und</strong><br />

umgekehrt.<br />

Das Räuchern<br />

Dem Räuchern geht stets das Pökeln voraus. Die aus dem Pökel genommenen Fleischstücke müssen erst einige Tage an<br />

der Luft abtrocknen, ehe man sie räuchern kann. Das Räuchern geschieht auf zweierlei Weise, auf trockenem <strong>und</strong> auf<br />

nassem Wege.<br />

Die Trockenräucherung<br />

Die Trockenräucherung ist <strong>die</strong> natürliche <strong>und</strong> wird durch Holzrauch bewirkt. Das zum Räuchern verwendete Holz muss ganz<br />

trocken sein, <strong>und</strong> der Rauchabzug, welcher zum Räuchern benutzt wird, darf mit keiner Feuerung in Verbindung stehen, <strong>die</strong><br />

mit Kohle oder Torf gespeist wird. Bei feuchtem Wetter sorge man <strong>für</strong> helles Feuer. Ist das Wetter dagegen hell <strong>und</strong> klar, so<br />

muss man so genanntes Schmokfeuer unterhalten, indem man trockene Sägespäne verbrennt. Damit <strong>die</strong> Fleischware nicht<br />

unmittelbar mit dem Rauch in Berührung komme, reibt man sie mit Weizenkleie ein oder näht sie, Gänsebrüste z.B. in<br />

Mullstücke ein.<br />

Die nasse Räucherung oder Schnellräucherung<br />

Die nasse Räucherung oder Schnellräucherung ist eine künstliche, wobei man <strong>die</strong> Fleischstücke mit Holzessig einreibt <strong>und</strong><br />

danach trocknen lässt.<br />

Das Konservieren der Räucherware<br />

Die Fleischwaren sind zwar durch das Räuchern haltbar geworden; man muss sie aber später dennoch vor Schimmel <strong>und</strong><br />

Fliegen <strong>und</strong> vor dem Austrocknen bewahren. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke tut man <strong>die</strong> Fleischwaren in Fässer oder Kisten <strong>und</strong> streut<br />

schichtweise trockene, gesiebte Buchenasche oder auch trockenen Häcksel von Roggenstroh dazwischen. Die oberste <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> unterste Schicht muss Asche, resp. Häcksel sein. Oder man legt <strong>die</strong> Schinken <strong>und</strong> Würste kreuzweise in Fässer, so<br />

dass Zwischenräume bleiben, <strong>und</strong> gießt ausgekühltes, aber noch flüssiges Schmalz dazwischen. Diese Fleischwaren, so<br />

genannte Dauerschinken <strong>und</strong> Dauerwürste, halten sich sehr lange.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 230 von 245


Wurst<br />

Cervelatwurst<br />

Zu 4 kg magerem Fleisch, so genanntem Mett, nimmt man 1 kg Fett, am besten Flaumfett, ferner 200 g fein geriebenes<br />

Salz, 20 g gröblich gestoßenen, weißen Pfeffer, 20 g Salpeter <strong>und</strong> 1/2 Obertasse Rum. Das Fleisch <strong>und</strong> das Fett wird von<br />

Haut <strong>und</strong> Sehnen befreit <strong>und</strong> ganz fein gehackt, am besten mit der Fleischhackmaschine. In der durchgedrückten Masse<br />

dürfen sich keine festen Fleischteile mehr finden; man hackt deshalb Fleisch <strong>und</strong> Fett einzeln. Man vermischt Fett <strong>und</strong><br />

Fleisch mit dem angegebenen Gewürz <strong>und</strong> lässt es vor dem Einfüllen noch einige St<strong>und</strong>en stehen. Statt des Rums kann<br />

man auch Brunnenwasser zur Mischung nehmen, doch nimmt man dann noch einmal soviel; Blut macht <strong>die</strong> Wurst trocken<br />

<strong>und</strong> hart. Vor dem Einfüllen vermischt man alles noch einmal gut miteinander <strong>und</strong> füllt es in wohl gereinigte dicke, glatte<br />

Fettdärme. Sollten <strong>die</strong>se nicht hinreichend sein, so nimmt man <strong>die</strong> Haut vom Nierenfett zu Hilfe, <strong>die</strong> vorsichtig abgetrennt, in<br />

beliebige, nicht zu kleine Stücke geschnitten, dicht zugenäht <strong>und</strong> anstatt der Därme benutzt wird.<br />

Das Füllen der Därme muss sehr behutsam geschehen. Man bindet den Darm gut zu, zieht ihn ganz auf <strong>die</strong> Wurstspritze<br />

oder das Hörnchen, füllt das Fleisch vorsichtig hinein <strong>und</strong> drückt vorsichtig <strong>und</strong> nur allmählich stärker nach, damit der Darm<br />

nicht platzt, <strong>die</strong> Würste aber so fest als möglich werden, wobei man <strong>die</strong> mit Luft gefüllten Stellen mit einer Nadel durchsticht.<br />

Man nimmt der Vorsicht halber eine Stopfnadel, <strong>die</strong> mit einem zugeknoteten Faden versehen ist. Je fester <strong>die</strong> Wurst gefüllt<br />

<strong>und</strong> je dicker sie ist, desto besser hält sie sich, wogegen lose gefüllte Würste leicht verdorbene Stellen bekommen. Die fest<br />

gefüllten Würste kann man sogleich gut zubinden. Bei Mangel an Übung ist aber zu raten, sie nach dem Zubinden noch eine<br />

Nacht liegen zu lassen <strong>und</strong> sie dann noch einmal zu streichen <strong>und</strong> fester zu drücken, neue Bänder darum zu binden <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

ersten abzuschneiden. Da <strong>die</strong> Bänder an dicken, schweren Würsten mitunter abreißen, so ist es besser, man steckt eine<br />

Holzspeile durch <strong>und</strong> bindet um <strong>die</strong>se das Band kreuzweise herum. Alsdann hängt man <strong>die</strong> Würste 10 bis 14 Tage in einen<br />

mit Luft verb<strong>und</strong>enen schwachen Rauch von Wacholder <strong>und</strong> bewahrt sie später an einem luftigen frostfreien Orte auf.<br />

Kleine Saucischen<br />

Gut durchwachsenes Schweinefleisch wird fein gehackt, mit Salz, Muskatblüte <strong>und</strong> sehr wenig Pfeffer gewürzt, <strong>und</strong> in ganz<br />

dünne Därme gefüllt, <strong>die</strong> man in Stücke von etwa Handbreite abdreht. Über <strong>die</strong> Zubereitung der Saucischen siehe<br />

Fleischspeisen.<br />

Westfälische Mett- oder Bratwurst<br />

Zu 5 kg Fleisch nimmt man 150 g Salz <strong>und</strong> 15 g gestoßenen Pfeffer. Durchwachsenes <strong>und</strong> auch etwas fettes Schweinefleisch<br />

wird in kleine Würfel geschnitten oder grob gehackt. Dann vermischt man das Fleisch mit dem fein geriebenen Salz<br />

<strong>und</strong> Pfeffer, füllt es in dünne, saubere Därme <strong>und</strong> räuchert sie bei wenig Rauch <strong>und</strong> viel Luft etwa 2 bis 3 Wochen. Einige<br />

der Würste können auch frisch gegessen werden <strong>und</strong> lassen sich einige Zeit an der Luft hängend aufbewahren.<br />

Weißwurst<br />

1 kg Schweinsmürbebraten <strong>und</strong> 500 g festes Schweinefleisch aus der Keule wird gehackt. Ferner wird 500 g ungesalzener<br />

Speck abgekocht <strong>und</strong> erkaltet in feine Würfel geschnitten; 200 g Weißbrot wird in kräftiger Brühe geweicht. Dieses alles wird<br />

gut untereinander gemischt <strong>und</strong> <strong>die</strong> fein geschnittene Schale einer Zitrone, Salz nach Geschmack <strong>und</strong> 1/2 Teelöffel Muskatblüte<br />

damit verrührt. Hiernach wird <strong>die</strong> Masse in dünne Schweinsdärme gefüllt <strong>und</strong> in kochendem Wasser 20 Minuten<br />

gekocht.<br />

Leberwurst<br />

Man stampft 1 rohe Schweinsleber ganz fein, reibt sie durch ein Sieb <strong>und</strong> gibt einen reichlichen Teil weich gekochtes, fein<br />

gehacktes Schweinefleisch hinzu, ferner Salz, Nelkenpfeffer, Muskatnuss <strong>und</strong> etwas Nelken nebst gekochtem, fein<br />

gewürfeltem Speck. Dies alles mischt man gut durcheinander <strong>und</strong> füllt es in dicke, glatte Schweinsdärme, lässt jedoch einen<br />

zweifingerbreiten leeren Raum zum Ausdehnen der Leber. Dann bringt man <strong>die</strong> Würste in gesalzenes, kochendes Wasser<br />

<strong>und</strong> lässt sie langsam 30 Minuten kochen, wobei man sie mit einem glatten Löffel sanft niederdrückt, wodurch das<br />

Aufspringen verhütet wird. Man gebraucht <strong>die</strong> Würste frisch <strong>und</strong> geräuchert. In letzterem Falle hängt man sie 8 bis 10 Tage<br />

in einen nicht starken Rauch, entfernt von der Hitze des Feuers. Nach dem Räuchern hängt man sie an einem luftigen,<br />

frostfreien Orte auf.<br />

Mecklenburgische Knackwurst<br />

Man nimmt einen Teil gutes, gekochtes Schweinefleisch <strong>und</strong> schneidet den Speck größtenteils davon ab, um ihn zur<br />

Blutwurst zu verwenden. Das Fleisch wird recht fein gehackt, mit Salz, Pfeffer, Nelkenpfeffer, Muskatblüte, fein gehackter<br />

Zitronenschale gewürzt, gut durchgemischt <strong>und</strong> in saubere, dünne Därme gefüllt. Die Würste werden 15 Minuten gekocht,<br />

danach in kaltes Wasser getaucht <strong>und</strong> nach dem Erkalten an einem luftigen, frostfreien Orte aufbewahrt; sie müssen bald<br />

gegessen werden.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 231 von 245


Blutwurst<br />

Das Blut wird warm, wie es beim Schlachten aufgefangen wird, geschlagen, bis es kalt ist, <strong>und</strong> durch ein Sieb gerührt,<br />

wodurch es flüssig bleibt. Zum Blut gibt man gekochtes, fein gehacktes, mageres <strong>und</strong> fettes Schweinefleisch, nebst den<br />

weich gekochten <strong>und</strong> fein gehackten Schwarten, ferner gekochten Speck, welcher in kleine Würfel geschnitten ist, <strong>und</strong> als<br />

Gewürz Salz, Pfeffer, Nelken <strong>und</strong> Nelkenpfeffer, sowie Majoran <strong>und</strong> Thymian. Dieses alles, gut vermischt, wird wie<br />

Leberwurst in dicke, möglichst glatte Därme nicht zu fest gefüllt, damit <strong>die</strong> Masse sich ausdehnen kann. Die Würste werden<br />

30 Minuten gekocht <strong>und</strong> etwas geräuchert.<br />

Bremer Pinkelwurst<br />

Man vermengt mit klein gehacktem Rindsnierenfett ebensoviel frisch gekochte Hafergrütze, <strong>die</strong> weder zu fein noch zu grob<br />

sein darf, gibt hinzu Salz, Nelken, Pfeffer, Nelkenpfeffer <strong>und</strong> reichlich gehackte Zwiebeln, füllt <strong>die</strong>s alles in dicke glatte<br />

Därme, wobei man jedoch etwas Raum zum Ausquellen der Grütze lässt, <strong>und</strong> hängt sie in den Rauch. – Diese Wurst wird in<br />

braunem Kohl, auch in Bohnensuppe gekocht.<br />

Panhas<br />

Der Panhas wird am besten, wenn man dazu halb Rindfleisch, halb etwas fettes Schweinefleisch nimmt; doch kann man ihn<br />

auch von einer Fleischsorte bereiten. Man kocht das Fleisch recht weich, schneidet es in große Würfel, hackt es fein <strong>und</strong><br />

lässt es mit der durchgeseihten Brühe zum Kochen kommen. Dann würzt man es mit Salz, Pfeffer, Nelken <strong>und</strong> Nelkenpfeffer,<br />

streut unter fortwährendem Rühren so viel gutes Buchweizenmehl hinein, dass <strong>die</strong> Masse, nachdem das Mehl<br />

ausgequollen <strong>und</strong> der Panhas 30 bis 45 Minuten gekocht hat, recht steif wird <strong>und</strong> sich vom Topfe löst. Danach füllt man ihn<br />

in irdene Schalen <strong>und</strong> bewahrt ihn an einem kühlen luftigen Orte. Über das Braten, siehe »Allgemeines« unter »Fleischspeisen«.<br />

Pökeln<br />

Pökelschweinefleisch<br />

Man salzt hierzu den Kamm ein, das Nierstück, <strong>die</strong> kurzen Rippen <strong>und</strong> <strong>die</strong> so genannten Schweinsknöchel, d.h. Schnauze,<br />

Ohren, <strong>die</strong> Spitzbeine <strong>und</strong> <strong>die</strong> Eisbeine. Das Fleisch wird an den Knochen eingeknickt, aber im übrigen in möglichst großen<br />

Stücken gelassen. Man packt das Fleisch in ein Fass <strong>und</strong> zwar so fest aufeinander wie möglich. Dann übergießt man es mit<br />

erkalteter Lake (»Pökellake«) <strong>und</strong> verschließt das Fass recht fest.<br />

Pökellake<br />

Auf 25 kg Fleisch kocht man 6 l Wasser mit 6 kg Kochsalz, 50 g Salpeter <strong>und</strong> 100 g Zucker. Man lässt <strong>die</strong> Lake so lange<br />

kochen, bis ein zur Probe hineingelegtes Ei darin schwimmt.<br />

Pökelzungen<br />

Man reibt Rinds-, Kalb- oder Schweinezungen tüchtig mit Salz <strong>und</strong> gestoßenem Salpeter ein, legt sie recht fest <strong>und</strong> dicht in<br />

einen Steintopf, bestreut sie ein wenig mit gestoßenem Pfeffer, legt geschnittene Zwiebeln <strong>und</strong> etwas Majoran dazu <strong>und</strong><br />

lässt sie, nachdem man sie mit einem beschwerten Brettchen bedeckt, 8 bis 12 Tage im Pökel liegen. Man muss sie täglich<br />

mit der Lake überfüllen <strong>und</strong> umdrehen. Man kocht sie dann in Wasser weich, lässt sie erkalten <strong>und</strong> schneidet sie kalt zum<br />

Gemüse oder Butterbrot auf. – Man kann sie nach dem Pökeln auch noch einige Zeit in den Rauch hängen.<br />

Gänsepökelfleisch<br />

Von der sauber geputzten <strong>und</strong> ausgenommenen Gans löst man <strong>die</strong> Brust ab, indem man mit einem scharfen Messer <strong>die</strong><br />

Rippen da durchschneidet, wo sie mit dem Brustbein zusammenhängen, <strong>die</strong> übrige Gans hackt man der Länge <strong>und</strong> Quere<br />

nach in 4 Stücke. Ist <strong>die</strong> Gans sehr fett, so ist es ratsam, das an den Keulen sitzende Fett herauszuputzen <strong>und</strong> mit der fetten<br />

Bauchhaut zusammen auszubraten. Man mengt 250 g Salz mit 1 knappen Teelöffel Salpeter <strong>und</strong> 1 gehäuften Teelöffel<br />

Zucker <strong>und</strong> reibt mit <strong>die</strong>ser Mischung <strong>die</strong> einzelnen Fleischstücke ein, <strong>die</strong> man hierauf in ein irdenes Geschirr tut, mit einem<br />

Stein beschwert <strong>und</strong> so 8 bis 10 Tage an einem kühlen trockenen Orte stehen lässt. Wenn sich nach einigen Tagen Lake<br />

gebildet hat, befüllt man das Fleisch täglich damit.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 232 von 245


Pommersche Gänsebrust oder Spickgans<br />

Man löst von einer sauber geputzten Gans <strong>die</strong> Brust ab, indem man vom Halse an dicht am Flügelknochen vorüber auf<br />

beiden Seiten einen Längsschnitt macht. Alsdann muss man mit einem spitzen, biegsamen Messer das Brustfleisch vom<br />

Knochen loslösen, wobei man oben am Kamm mit Vorsicht verfahren muss, dass man <strong>die</strong> Haut nicht einschneidet. Hat man<br />

<strong>die</strong> Brust abgelöst, so bestreut man sie auf der Innenseite mit ein wenig gestoßenem Pfeffer <strong>und</strong> reibt sie innen <strong>und</strong> außen<br />

mit Salz ein, dem man auf 250 g 1 knappen Teelöffel Salpeter <strong>und</strong> 1 gehäuften Teelöffel Zucker beimengt. Alsdann näht<br />

man <strong>die</strong> Brust zusammen <strong>und</strong> packt sie entweder mit dem andern Fleisch der Gans, das man auch einpökelt, oder mit<br />

mehreren Brüsten zusammen in einen Steintopf, in welchem man sie 4 bis 6 Tage liegen lässt; man befüllt sie täglich mit der<br />

sich bildenden Lake. Nachdem man <strong>die</strong> Brust herausgenommen, presst man sie kurze Zeit unter einem mit Gewichten<br />

beschwerten Brettchen, näht sie in Mull ein <strong>und</strong> bringt sie 8 bis 14 Tage in den Rauch. – Man kann <strong>die</strong> Brust auch mit dem<br />

Knochen pökeln <strong>und</strong> räuchern, doch lässt sie sich dann nicht so gut aufschneiden. Auch Gänsekeulen lassen sich auf<br />

<strong>die</strong>selbe Weise zubereiten, sie sind jedoch zuweilen trocken <strong>und</strong> zähe.<br />

Krankenküche<br />

Allgemeines<br />

Bedeutung<br />

Die Krankenküche ist ein überaus wichtiges Kapitel, welches eigentlich in keinem <strong>Kochbuch</strong>e fehlen sollte. Bei schweren<br />

Erkrankungen wird zwar <strong>die</strong> Diät vom Arzte vorgeschrieben, dessen Anordnungen man dann genau befolgt. Oft aber lauten<br />

<strong>die</strong> Anordnungen unbestimmter, indem eine leichte Kost oder kräftige Ernährung vorgeschrieben wird. Für solche Fälle<br />

möge folgendes als Fingerzeig <strong>die</strong>nen.<br />

Diät <strong>für</strong> akute Krankheiten<br />

Akute Krankheiten verlangen eine zwar leicht verdauliche, aber dennoch kräftige Diät. Man reicht <strong>die</strong> Speisen meist in<br />

flüssiger Form, Fleischtee, ferner Mehl, Grieß <strong>und</strong> Reis in leichter Fleischbrühe, <strong>die</strong>se vielleicht mit gequirltem Ei<br />

abgezogen. Besonders nahrhaft sind Suppen von Haferflocken, Hafermehl <strong>und</strong> Leguminosen. Als Getränk reicht man kühle,<br />

nicht stark gesüßte Fruchtlimonaden. Ist vom Arzte schwerer Wein verordnet, so kann man ihn auch in Form von Gelee<br />

reichen, das meistens als große Labung angenommen wird.<br />

Diät <strong>für</strong> <strong>die</strong> Rekonvaleszenz<br />

In der Rekonvaleszenz kommt es vor allen Dingen darauf an, <strong>die</strong> gesunkenen Kräfte zu heben. Um den Appetit zu reizen,<br />

sind gut gewässerte Sardellen, Austern <strong>und</strong> schwach gesalzener Kaviar zu empfehlen. Nimmt <strong>die</strong> Esslust zu, so hüte man<br />

sich vor einem Zuviel <strong>und</strong> gebe dem Patienten vor allen Dingen immer nur kleine Portionen. Neben den leichten Milch- <strong>und</strong><br />

Eiersuppen sind Fleischspeisen gestattet: Junge Taube, junges Huhn, Kalbfleisch, zartes Roastbeef, mageres<br />

Hammelfleisch <strong>und</strong> Reh, alles ungespickt <strong>und</strong> in Butter gedämpft. Auch Lachs, Forelle, Hecht <strong>und</strong> Zander, in Salzwasser<br />

gekocht, können zur Abwechslung gereicht werden. Als Zubrot gibt man Grieß, Graupen, Reis, Nudeln als Brei zubereitet,<br />

ferner Kartoffelbrei, Spinat, Blumenkohl oder Schotenpüree, auch wohl Spargel. Gedünstetes Obst <strong>und</strong> Fruchtgelee sind<br />

ebenfalls zu empfehlen, da sie auch von den Kranken meist gern genommen werden.<br />

Verbotene Speisen<br />

In der Krankenküche ist gänzlich zu vermeiden: Schweinefleisch, Gans, Ente, Kohlarten, Wurzelgemüse, schwarzes Brot,<br />

schwere Mehlspeisen <strong>und</strong> Kuchen. Gewürz ist nur in ganz geringem Maß zu verwenden, scharfe Gewürze sind gänzlich zu<br />

vermeiden. Auch Essig ist vollständig zu vermeiden, während Zitronensäure oft geradezu heilsam wirkt.<br />

Suppen <strong>für</strong> Kranke<br />

Für Kranke eignen sich unter den im 4. Abschnitt aufgeführten <strong>die</strong> meisten Fleischsuppen, doch möglichst ohne Gewürz. Es<br />

sei hier hingewiesen auf »Bouillon in Tassen«, »Rindfleischsuppe geb<strong>und</strong>en mit Perlgraupen oder Reis«, »Kalbfleischsuppe<br />

geb<strong>und</strong>en«, »Suppe von Midder oder Kalbsmilch«, »Hühnersuppe«, »Taubensuppe«. Auch folgende Suppen sind geeignet<br />

<strong>für</strong> Kranke: »Suppen von jungen Gemüsen«, »Suppen von jungen Erbsen oder Schotenkernen«, »Grünkohlsuppe«,<br />

»Spargelsuppe«, »Weißweinsuppe«, »Sagosuppe mit Rotwein«, sowie fast alle Wassersuppen unter »Milch- <strong>und</strong> Wassersuppen«.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 233 von 245


Fleischtee im Dunste<br />

Bestes Rindfleisch ohne Fett <strong>und</strong> Sehnen wird in kleine, etwa nussgroße Stücke geschnitten <strong>und</strong> in eine sauber gespülte,<br />

weithalsige Flasche getan. Man verkorkt <strong>die</strong>se fest, schlägt sie in ein <strong>Küche</strong>ntuch ein <strong>und</strong> stellt sie in einem Gefäß mit<br />

kaltem Wasser aufs Feuer; sobald das Wasser kocht, gibt man acht darauf, dass es gleichmäßig weiter kocht, <strong>und</strong> gießt,<br />

wenn nötig, noch kochendes Wasser hinzu. Nachdem das Fleisch in der Flasche etwa 4:00 St<strong>und</strong>en gekocht hat, nimmt<br />

man <strong>die</strong> Flasche heraus, öffnet sie <strong>und</strong> gießt den Fleischsaft, der sich gebildet hat, durch ein leinenes Tuch. Man gibt <strong>die</strong>sen<br />

Fleischtee dem Kranken löffelweise nach Verordnung.<br />

Kraftbrühe<br />

Man kocht klein geschnittene Leber <strong>und</strong> Milz, sowie einen aufgehauenen Markknochen mit Suppenkräutern längere Zeit<br />

langsam aus, gießt <strong>die</strong> Brühe durch ein Sieb <strong>und</strong> reicht sie ohne Einlage mit Toast (geröstetem Brot) oder als Suppe mit<br />

recht weich gekochten Nudeln.<br />

Leguminosensuppe<br />

Diese wird aus Leguminosenpulver, das in Apotheken <strong>und</strong> Drogerien erhältlich ist, bereitet, indem man das in kaltem<br />

Wasser angerührte Leguminosenpulver in kochendes Wasser hineinschüttet <strong>und</strong> unter Zusatz von Salz <strong>und</strong> Butter gar<br />

kocht.<br />

Fische <strong>für</strong> Kranke<br />

So nahrhaft <strong>die</strong> Fische an sich sind, so wenig sind sie doch im großen <strong>und</strong> ganzen zur Nahrung <strong>für</strong> Kranke geeignet. Man<br />

kann Kranken nur Forelle, Hecht, Zander, Seezunge oder Karpfen reichen, wenn <strong>die</strong>se Fische einfach in Salzwasser mit<br />

einer Zwiebel gekocht sind. Zu <strong>die</strong>sen Fischen gibt man am besten untenstehende Sauce. Austern <strong>und</strong> schwach gesalzener<br />

Kaviar sind leicht verdaulich <strong>und</strong> äußerst nahrhaft <strong>und</strong> daher Kranken zu empfehlen.<br />

Fischsauce <strong>für</strong> Kranke<br />

Man bereitet helles Schwitzmehl, tut von dem Wasser, in dem man <strong>die</strong> Fische kochte, hinzu <strong>und</strong> kocht <strong>die</strong> Sauce klar.<br />

Hierauf gibt man 2 Teelöffel Bouillon hinzu <strong>und</strong> rührt kurz vor dem Anrichten 1 Stückchen frische Butter darunter.<br />

Gemüse <strong>für</strong> Kranke<br />

Auch viele Gemüse werden von manchen Kranken gut vertragen, mit Ausnahme der schweren Kohl- <strong>und</strong> Rübensorten. Für<br />

<strong>die</strong> Zubereitung merke man sich, dass auch hier Gewürze möglichst zu vermeiden sind, <strong>und</strong> daß Butter das verdaulichste<br />

von allen Fetten ist. Hier noch einige besonders geeignete Gemüse: Blumenkohl, Spargel, Schwarzwurzeln, junge Schoten,<br />

Schotenpüree <strong>und</strong> Kartoffelpüree.<br />

Blumenkohlpüree<br />

Man kocht den nach Vorschrift zubereiteten Blumenkohl in Salzwasser weich, zerdrückt ihn <strong>und</strong> streicht ihn durch einen<br />

Durchschlag. Hierzu fügt man 1 Eigelb <strong>und</strong> 1 Stückchen Butter, stellt das Geschirr in ein Gefäß mit kochendem Wasser <strong>und</strong><br />

rührt den durchgeschlagenen Blumenkohl in der Sauce, bis der Kohl heiß <strong>und</strong> das Ei gar ist.<br />

Schwarzwurzelpüree<br />

Die Schwarzwurzeln oder Skorzoneren werden nach Vorschrift geputzt, in Salzwasser weich gekocht <strong>und</strong> durch ein Sieb<br />

gestrichen. Hierauf macht man etwas süße Sahne kochend, gibt das Püree nebst etwas geriebener Semmel hinein <strong>und</strong> lässt<br />

es recht sämig kochen. Zuletzt Schmeckt man das Gericht mit Salz ab.<br />

Fleischspeisen <strong>für</strong> Kranke<br />

Von den Fleischspeisen sind alle fetten <strong>und</strong> gewürzreichen Speisen zu vermeiden. Schweinefleisch ist daher <strong>für</strong> Kranke<br />

ganz ungeeignet; am besten geeignet ist Kalbfleisch, Hammelfleisch, teilweise Geflügel <strong>und</strong> Reh, doch ungespickt.<br />

Beefsteak à la Nelson<br />

Für Rekonvaleszenten. Die <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Beefsteaks gebräuchliche Kasserolle wird mit Butter ausgestrichen <strong>und</strong> mit einer<br />

Schicht von 3 bis 4 rohen Kartoffeln, <strong>die</strong> man in Scheiben geschnitten <strong>und</strong> gebrüht hat, ausgelegt. Auf <strong>die</strong>se legt man<br />

2 ziemlich starke Scheiben Rinderfilet, <strong>die</strong> man zuvor geklopft hat, <strong>und</strong> gießt 1 Obertasse Fleischbrühe darüber. Nachdem<br />

man das Gericht zuerst auf starkem Feuer angebräunt hat, lässt man es etwa 20 Minuten auf gelindem Feuer weich<br />

dampfen. Man serviert das Beefsteak in der Kasserolle.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 234 von 245


Fleischpüree<br />

125 g Kalbsbraten <strong>und</strong> ebensoviel Hühner- oder Putenfleisch wird fein gewiegt. Hierauf macht man von 1 Teelöffel Butter<br />

<strong>und</strong> ebensoviel Mehl ein helles Schwitzmehl, rührt 3 Esslöffel süße Sahne dazu, so dass man eine dickliche Sauce erhält<br />

<strong>und</strong> lässt das Fleisch darin aufkochen. Nachdem man es mit Salz abgeschmeckt hat, gibt man ein wenig fein gewiegte<br />

Petersilie dazu.<br />

Wildpüree<br />

1 Scheibe recht saftiger Wildbraten aus der Mitte wird fein gewiegt, mit 1 Esslöffel Madeira, 2 Esslöffel Bouillon <strong>und</strong> 1 Eigelb<br />

verrührt <strong>und</strong> mit Salz abgeschmeckt. Man macht das Püree im Wasserbade heiß <strong>und</strong> serviert es sofort, doch hüte man sich,<br />

das Püree zu lange im heißen Wasser zu lassen, da Ei <strong>und</strong> Fleisch dann hart werden.<br />

Kompotts <strong>für</strong> Kranke<br />

Beinahe alle Kompotts sind <strong>für</strong> Kranke geeignet. Bei den Früchten, <strong>die</strong> festere Schale haben, als Pflaumen, Kirschen <strong>und</strong><br />

dergleichen, entferne man <strong>die</strong> Haut entweder vor dem Kochen oder nachher, indem man <strong>die</strong> Früchte in Gestalt von Mus<br />

gibt. Apfelmus ist stets das gesündeste <strong>und</strong> leichteste Kompott. Von den eingemachten Früchten sind <strong>die</strong> Zuckerfrüchte <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Fruchtgelees <strong>für</strong> Kranke wohl geeignet, während man Essigfrüchte nicht geben darf. Als besonders wohltuend <strong>und</strong> auch<br />

magenstärkend sind <strong>die</strong> eingemachten Früchte anzusehen, bei deren Zubereitung Ingwer verwendet ist. Auch grüner Salat<br />

ist manchen Kranken ganz besonders zu empfehlen, doch bereitet man ihn stets mit Zitronensäure. Bei Zuckerkranken<br />

wendet man bei den Kompotts statt des Zuckers Saccharin an. Für das Einmachen sei auf »Früchte in Saccharin <strong>für</strong><br />

Zuckerkranke (Originalrezept)« verwiesen:<br />

Früchte in Saccharin <strong>für</strong> Zuckerkranke (Originalrezept)<br />

Auf 1 kg Johannisbeeren, Kirschen, Erdbeeren oder Himbeeren löst man 4 g Saccharin in ein wenig Rum auf. Verwendet<br />

man zuviel Saccharin, so kann leicht ein unangenehmer Geschmack entstehen. Die abgebeerten Johannisbeeren setzt man<br />

ohne Wasser an, lässt sie langsam kochen, schüttet nach <strong>und</strong> nach das aufgelöste Saccharin dazu <strong>und</strong> rührt <strong>die</strong> Masse<br />

einmal durch. Mit Erdbeeren <strong>und</strong> Himbeeren verfährt man ebenso. 1 kg Kirschen setzt man mit 500 ml Wasser an, sonst ist<br />

das Verfahren das gleiche wie bei den Johannisbeeren.<br />

Eier- <strong>und</strong> Mehlspeisen <strong>für</strong> Kranke<br />

Diese sind im großen <strong>und</strong> ganzen <strong>für</strong> Kranke etwas zu schwer, doch gibt es auch hierunter eine Anzahl <strong>die</strong> nicht allzu<br />

schwer verdaulich sind, <strong>und</strong> da sie äußerst nahrhaft sind, den Kranken öfters gereicht werden sollten, wenn es der Arzt<br />

gestattet.<br />

Aus Abschnitt »Verschiedene Aufläufe« dürften sich folgende Rezepte eignen:<br />

»Biskuitauflauf«, »Apfelmusauflauf«, »Brotauflauf mit Äpfeln«, »Reisauflauf mit Äpfeln«,<br />

aus Abschnitt »Eier- <strong>und</strong> Milchspeisen«:<br />

»Saure Eier«, »Rührei«, »Rührei mit Bücklingen«, »Rührei mit Morcheln«, »Rührei mit Schinken«, »Rührei mit Cervelatoder<br />

Schlackwurst«, »Spiegeleier«, »Makkaroni«, »Nudeln«, »Milchnudeln«.<br />

Kalte Süßspeisen <strong>für</strong> Kranke<br />

Die kalten, süßen Speisen dürfen Kranken zwar nur mit Vorsicht gegeben werden, aber sie werden doch stets gern genommen<br />

<strong>und</strong> sind da, wo es gestattet wird, oft eine große Erquickung. Es eignen sich aus Abschnitt »Kalte, süße Speisen«:<br />

»Weinpudding«, »Sagopudding mit Ei«, »Sagopudding mit Fruchtsaft oder Saftflammeri«, »Reismehlpudding mit Rhabarber<br />

oder Rhabarberflammeri«, »Reismehlpudding mit Arrak«, »Weincreme« sowie <strong>die</strong> süßen Gelees.<br />

Himbeersago<br />

Man lässt Perlsago oder Tapioka mit Rotwein, Zucker <strong>und</strong> Himbeersaft ausquellen <strong>und</strong> gibt ihn, nachdem er erkaltet ist.<br />

Eiercreme<br />

Man schlägt 1 Eigelb mit 1 Esslöffel Zucker schaumig <strong>und</strong> fügt 1/2 Weinglas Sherry oder 1 Esslöffel Arrak oder Rum hinzu.<br />

– Man kann auch etwas aufgelösten Agar-Agar, sowie den Eiweißschnee hinzufügen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Creme starr werden lassen.<br />

Getränke <strong>für</strong> Kranke<br />

Unter den Getränken, <strong>die</strong> den Kranken oft sogar verordnet werden, steht <strong>die</strong> Milch obenan. Nur wenn man ganz sicher ist,<br />

dass <strong>die</strong> Milch von durchaus ges<strong>und</strong>en Kühen herrührt, mag man sie roh zu trinken geben, andernfalls muss sie tüchtig<br />

gekocht werden. Es ist nicht gut, <strong>die</strong> Milch abzurahmen, da ihr dadurch Fett entzogen wird, <strong>und</strong> sie auf <strong>die</strong>se Weise<br />

schwerer verdaulich wird. Auf Verordnung des Arztes gibt man häufig Molke, <strong>die</strong> nach »Süße Molke« zubereitet wird.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 235 von 245


Süße Molke<br />

Man kocht 1 l frische Kuhmilch <strong>und</strong> setzt beim Beginn des Siedens 5 g Essig hinzu. Nach erfolgtem Gerinnen wird <strong>die</strong> halb<br />

erkaltete Flüssigkeit durchgeseiht, mit einem zu Schaum geschlagenen Eiweiß aufgekocht, nochmals durchgeseiht, mit 10 g<br />

kohlensaurer Magnesia versetzt <strong>und</strong> durch Fließpapier gegossen. – Sehr viel einfacher ist <strong>die</strong> Herstellung der Molke mit<br />

Molkenpastillen, <strong>die</strong> man in der Apotheke kauft. Man setzt 1 große Obertasse frische Milch an, gibt, wenn sie heiß ist,<br />

1 Molkenpastille hinein <strong>und</strong> lässt <strong>die</strong> Milch gerinnen, worauf man sie durch ein Tuch gießt.<br />

Kefir<br />

Der Kefir stammt aus dem Kaukasus, ist nicht nur angenehm im Geschmack, sondern vor allen Dingen sehr nahrhaft <strong>und</strong><br />

wird deshalb oft Magenkranken oder Schwindsüchtigen verordnet, ist überhaupt allen denen zu empfehlen, <strong>die</strong> in der<br />

Ernährung zurückbleiben. Die trocknen Kefirpilze müssen erst einige Zeit vorbehandelt werden, ehe sie sich zum Aufstellen<br />

mit Milch eignen, können dann aber lange Zeit weiter benutzt werden, da sie sich selbst fortentwickeln. – Man legt <strong>die</strong> Pilze,<br />

wir wollen annehmen 10 g, in ein Gefäß mit Wasser von 30°C, worin man sie 8:00 bis 10:00 St<strong>und</strong>en liegen lässt. Dann<br />

wäscht man sie mit kaltem Wasser ab <strong>und</strong> legt sie in 100 g oder 100 ml abgekochte Milch, <strong>die</strong> bis auf 20°C abgekühlt ist.<br />

Hierin lässt man sie liegen, achtet darauf, dass <strong>die</strong> Milch möglichst gleichmäßig warm bleibt, <strong>und</strong> schüttelt sie von Zeit zu<br />

Zeit tüchtig durch. Morgens <strong>und</strong> abends ersetzt man <strong>die</strong> Milch durch frische, abgekochte Milch von 20°C; bei jedem<br />

Wechseln werden <strong>die</strong> Pilze mit abgekochtem Wasser abgewaschen. Nach 6 bis 8 Tagen macht man <strong>die</strong> Beobachtung, dass<br />

<strong>die</strong> Pilze an <strong>die</strong> Oberfläche steigen; sobald nun <strong>die</strong> Milch in Gärung gerät <strong>und</strong> Blasen wirft, kann man sie als Kefirextrakt<br />

verwenden. Zu <strong>die</strong>sem Zwecke seiht man sie durch ein Musselintuch <strong>und</strong> füllt etwa 100 g Extrakt mit 1 Liter abgekochter<br />

Milch auf, füllt <strong>die</strong>se in Flaschen, <strong>die</strong> man gut verkorkt <strong>und</strong> 1 Tag in einem Zimmer von etwa 15°C stehen lässt, wobei man<br />

sie mehrmals schüttelt. Alsdann hat sich <strong>die</strong> Milch vollständig mit dem Kefirextrakt verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kann nun als Kefirmilch<br />

getrunken werden. – Die beim Durchseihen der Milch zurückgebliebenen Kefirpilze werden zum Aufstellen frischen<br />

Extraktes weiter benutzt; <strong>die</strong>selben entwickeln sich sogar derartig weiter, dass man bald zur Teilung der Pilze schreiten<br />

muss, weil sonst <strong>die</strong> Gärung zu schnell <strong>und</strong> heftig vor sich geht.<br />

Tee <strong>für</strong> Kranke<br />

Chinesischer Tee ist <strong>für</strong> Kranke fast immer ein ungeeignetes Getränk. Um so wirksamer sind <strong>die</strong> als Hausmittel allbekannten<br />

Tees: Kamillen-, Pfefferminz- <strong>und</strong> Baldriantee, <strong>die</strong> man entweder wie <strong>gewöhnliche</strong>n Tee brüht, oder aber mit kaltem<br />

Wasser aufstellt <strong>und</strong> 12:00 St<strong>und</strong>en ziehen lässt. Tee aus der Eibischwurzel oder dem Altee ist ein vorzügliches Mittel<br />

gegen Husten <strong>und</strong> Heiserkeit, während ein Aufguss von Salbeiblättern ein gutes Gurgelwasser bei Halsentzündung gibt.<br />

Isländisches Moos oder Karragheemoos<br />

Man wässert das Moos, das man in getrocknetem Zustande kauft, über Nacht ein <strong>und</strong> gießt am andern Tage das bittere<br />

Wasser ab. Alsdann wird das Moos mit frischem Wasser ein paar St<strong>und</strong>en gekocht <strong>und</strong> durchgeseiht. Man trinkt den Tee<br />

warm mit Zucker.<br />

Hustentrank I.<br />

6 bis 8 getrocknete Feigen, 1 Hand voll Fliederblüten <strong>und</strong> 1 Obertasse voll Gerste werden mit 2 l Wasser 1:00 St<strong>und</strong>e lang<br />

gekocht. Nachdem der Trank durchgeseiht ist, vermengt man ihn mit weißem Kandis <strong>und</strong> gibt ihn warm zu trinken.<br />

Hustentrank II.<br />

Man verwendet hierzu 2 Esslöffel Brusttee, den man gleich gemischt in der Apotheke kauft, ferner 1/2 Teelöffel gestoßenen<br />

Salmiak, 1 fingerlanges Stück Lakritzen <strong>und</strong> 1 Stück braunen Kandis etwa wie 1 Ei groß. Der Brusttee wird mit 500 ml<br />

kaltem Wasser angesetzt <strong>und</strong> 30 Minuten gekocht; danach gibt man <strong>die</strong> andern Zutaten hinein <strong>und</strong> lässt den Tee noch so<br />

lange an einer heißen Stelle ziehen, bis sich alles aufgelöst hat.<br />

Warme Limonade<br />

Man vermengt den Saft 1/2 Zitrone mit 50 g Zucker in einem Wasserglase, füllt dasselbe mit heißem Wasser, rührt gut um,<br />

dass sich der Zucker auflöst, <strong>und</strong> trinkt <strong>die</strong> Limonade recht heiß.<br />

Gerstenwasser<br />

Man röstet 1 Hand voll ausgelesene, gewaschene <strong>und</strong> wieder getrocknete Gerste in einer Pfanne so lange, bis <strong>die</strong> Körner<br />

geplatzt sind, dann kocht man sie mit gerösteter Brotrinde, etwas Zucker, Zimt <strong>und</strong> Pomeranzenschale in 1 l Wasser<br />

1:00 St<strong>und</strong>e lang <strong>und</strong> seiht das Wasser durch ein Haarsieb oder eine Serviette.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 236 von 245


Brotrindenwasser oder Tisane<br />

Man übergießt 250 g altbackene Brotrinde mit 1 l kochendem Wasser, setzt etwas Zitronensaft <strong>und</strong> Zucker dazu, kocht <strong>die</strong><br />

Rinde einmal damit auf, lässt sie erkalten <strong>und</strong> seiht das Wasser durch ein Haarsieb.<br />

Allgemeine Winke <strong>für</strong> Gesellschaften <strong>und</strong> Feste<br />

Allgemeines<br />

Einrichtungen zur Gesellschaft<br />

Hier ausführlich über <strong>die</strong> Einrichtungen, <strong>die</strong> anlässlich einer Gesellschaft zu treffen sind, zu sprechen, gebricht es an Raum.<br />

Es sollen daher <strong>die</strong>sbezüglich nur einige Winke gegeben werden. Wer sich darüber genauer zu unterrichten wünscht, sei<br />

auf das in unserem Verlage erschienene ”Große illustrierte <strong>Kochbuch</strong> von Mathilde Ehrhardt“ hingewiesen, das in seinen<br />

beiden letzten Teilen genaue Auskunft gibt über den <strong>gewöhnliche</strong>n Tisch sowohl wie über <strong>die</strong> Festtafel, über das Decken<br />

des Tisches, <strong>die</strong> Tafelgerätschaften, das Tranchieren, das Garnieren der Speisen, das Anrichten <strong>und</strong> Servieren usw.<br />

Vorbereitungen zur Gesellschaft<br />

Zu einer jeden Gesellschaft, <strong>die</strong> man zu geben beabsichtigt, es sei eine große oder kleinere, richte man alles zu rechter Zeit<br />

ein, überlege <strong>und</strong> notiere, welche Gäste gebeten, was <strong>für</strong> Gerichte gegeben werden sollen, <strong>und</strong> was dazu an Lebensmitteln<br />

beschafft werden muss. Man sorge <strong>für</strong> alles, was zum Decken der Tafel gehört, putze vorher, wenn es nötig sein sollte,<br />

Silberzeug, Porzellan <strong>und</strong> Gläser nach. Bei Abendgesellschaften sorge man da<strong>für</strong>, dass sämtliche Beleuchtungskörper in<br />

guter Verfassung sind <strong>und</strong> sicher funktionieren. Sollen Armleuchter <strong>die</strong> Tafel zieren, so sorge man rechtzeitig <strong>für</strong> das<br />

Aufstecken <strong>und</strong> Anbrennen der Lichte. Man arbeite überhaupt gehörig vor, sei auch fertig gekleidet, ehe <strong>die</strong> Gäste<br />

erscheinen, damit man durch sie nicht in Verlegenheit gerät, sondern ihnen vielmehr sogleich heiter <strong>und</strong> herzlich<br />

entgegentreten kann. Man sehe darauf, <strong>die</strong> Gäste mehr durch Gastfre<strong>und</strong>schaft <strong>und</strong> angenehme Unterhaltung bei einigen<br />

gewählten <strong>und</strong> gut zubereiteten Schüsseln, als durch Abspeisung mit mannigfachen Gerichten zu bewirten.<br />

Die Aufstellung des Speisezettels<br />

Bei der Aufstellung des Speisezettels wird man zuerst <strong>die</strong> Börse zu Rate ziehen <strong>und</strong> auch darauf Rücksicht nehmen,<br />

welcher Art <strong>die</strong> Gäste sind, <strong>die</strong> man bewirtet; ganz besonders ist das auch zu berücksichtigen bei der Wahl der Getränke.<br />

Bewirtet man junge Leute, so wird man <strong>für</strong> größere Mengen, sowohl bezüglich der Speisen, als auch der Getränke, zu<br />

sorgen haben, während man bei älteren Gästen mehr <strong>die</strong> Qualität als <strong>die</strong> Quantität der Speisen <strong>und</strong> Getränke ins Auge<br />

fassen wird. Bei der Wahl der Speisen nehme man auch wohl Rücksicht auf den besonderen Geschmack des einen oder<br />

anderen werten Gastes. Auch <strong>die</strong> Jahreszeit spielt hierbei eine große Rolle, <strong>und</strong> es sei hier auf den »<strong>Küche</strong>nkalender«<br />

hingewiesen.<br />

Einkauf <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gesellschaft<br />

Wenn der <strong>Küche</strong>nzettel festgestellt ist, muss berechnet werden, was <strong>für</strong> Einkäufe zu machen sind. Man muss sich daher<br />

über <strong>die</strong> Zutaten nach der Personenzahl unterrichten <strong>und</strong> findet darüber Aufschluss im Abschnitt »Allgemeine Gr<strong>und</strong>regeln«.<br />

Die gewählten Speisen müssen auch zueinander passen <strong>und</strong> sich gegenseitig ergänzen. Wenn man z.B. als Gemüse<br />

Spargel gibt, so wird man es vermeiden, eine Spargelsuppe zu reichen, oder gibt man beispielsweise als Zwischengericht<br />

Fleisch vom Kalb, so wählt man den Braten von einer anderen Fleischsorte. Kompotts <strong>und</strong> süße Speisen dürfen miteinander<br />

auch nicht übereinstimmen.<br />

Vom Tischdecken<br />

Auf das Decken des Tisches sollte immer Sorgfalt verwendet werden. Auch den Mitgliedern der Familie ist es <strong>die</strong> Hausfrau<br />

schuldig, dass der Tisch ein nettes <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liches Ansehen zeige. – Bei der Festtafel spielen der Tisch, resp. <strong>die</strong> Tische<br />

<strong>und</strong> der Raum, über den man gebietet, eine große Rolle. Für eine kleine Gesellschaft von 12 bis 24 Personen sind ovale<br />

Tische am gemütlichsten. Hat man aber mehr Gäste geladen, so tritt <strong>die</strong> lange Tafel in ihre Rechte, <strong>und</strong> man wird oft zu der<br />

Aushilfe greifen müssen, mehrere Tische aneinander zu setzen. Vor allen Dingen muss man dann darauf achten, dass <strong>die</strong><br />

Tische zueinander passen, d.h. gleich breit <strong>und</strong> gleich hoch sind. Bei einer zahlreichen Gesellschaft oder bei beschränktem<br />

Raume wird es sich oft empfehlen, <strong>die</strong> Tafel in Hufeisenform aufzustellen, doch sollte man niemals mehr Personen einladen,<br />

als man mit Bequemlichkeit unterbringen kann. Man rechnet auf eine Person an der Tafel so viel Raum, dass <strong>die</strong> Stühle mit<br />

kleinen Zwischenräumen nebeneinander stehen können. Dabei muss aber im Zimmer noch Raum genug sein, dass serviert<br />

werden kann, ohne <strong>die</strong> Toiletten der Gäste zu gefährden.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 237 von 245


Das Tischzeug<br />

Das Tischzeug muss fein <strong>und</strong> blendend weiß sein. Verfügt man nicht über ein genügend großes Tafeltuch, so wählt man<br />

mehrere Tischtücher mit gleichem Muster, um sie aneinander zu legen. Das Tafeltuch muss reichlich groß sein, so dass es<br />

sowohl an den Enden, wie auch an den Seiten ein Stück über den Tisch herabhängt. Die Zipfel nimmt man in kleinen Falten<br />

zusammen <strong>und</strong> steckt sie mit einer Nadel fest, so dass auf der rechten Seite, ohne dass <strong>die</strong> Nadel zu sehen ist, <strong>die</strong> Falten<br />

sich fächerförmig ausdehnen, oder es wird in der Mitte des Zipfels eine kleine Rosette gebildet, <strong>die</strong> man auch mit einer leicht<br />

herunterfallenden seidenen Schleife zieren kann. Den Hauptschmuck einer jeden Tafel bildet blinkendes Kristall <strong>und</strong><br />

schimmerndes Silber. Aber um ihr ein besonderes festliches Gepräge zu verleihen, kann man sie kaum hübscher <strong>und</strong><br />

fre<strong>und</strong>licher schmücken, als mit frischen Blumen; doch sollen der Blumen nicht zu viel sein, damit <strong>die</strong> übrigen Dinge, mit<br />

denen <strong>die</strong> Tafel besetzt ist, hervorgehoben, aber nicht in den Schatten gestellt werden. Am hübschesten sind als Blumenbehälter<br />

niedrige Vasen <strong>und</strong> Schalen, <strong>die</strong> man mit losen, frischen Blumen füllt, da <strong>die</strong>se Art der Ausschmückung den Ausblick<br />

über <strong>die</strong> Tafel nicht behindert <strong>und</strong> <strong>die</strong> Unterhaltung nicht erschwert. Auch geschmackvoll aufgetürmte Obstschalen oder<br />

Aufsätze <strong>die</strong>nen einer jeden Tafel zur Zierde, mit denen Schalen mit kan<strong>die</strong>rten Früchten, Konfekt <strong>und</strong> verschiedenartigen<br />

Weingelees abwechseln können.<br />

Die Gedecke<br />

Es werden nicht mehr als zwei flache Teller aufeinander herumgesetzt. Auf <strong>die</strong>sen liegt <strong>die</strong> Serviette, nach Belieben flach<br />

oder künstlich gefaltet <strong>und</strong> darunter ein Brötchen zur Suppe. Etwas nach der Mitte des Tischs zu steht links neben dem<br />

großen Teller ein kleiner Teller; oberhalb des letzteren legt man den Dessertlöffel, unterhalb <strong>die</strong> Dessertgabel <strong>und</strong> unter den<br />

Teller <strong>die</strong> Menukarte. Über dem großen Teller in gleicher Linie mit dem kleinen finden <strong>die</strong> Weingläser ihren Platz. Rechts<br />

vom kleinen Teller liegt das Messer, <strong>die</strong> Schneide dem Teller zugekehrt, <strong>und</strong> der Suppenlöffel, links <strong>die</strong> Gabel. Legt man ein<br />

besonderes Fischbesteck auf, so erhält <strong>die</strong>ses seinen Platz links vom Teller, während man in <strong>die</strong>sem Falle <strong>die</strong> Fischgabel<br />

mit an <strong>die</strong> rechte Seite legt. Auf der Serviette oder aufgestellt hinter dem Teller verkündet <strong>die</strong> Tischkarte den Namen des<br />

Gastes. Mindestens bei jedem zweiten Kuvert befindet sich ein Salz- <strong>und</strong> Pfeffernäpfchen <strong>und</strong> hier <strong>und</strong> da Behälter mit Öl<br />

<strong>und</strong> Essig aufgestellt. Kompotts <strong>und</strong> Salat werden gleich auf der Tafel aufgestellt, auch das Dessert <strong>die</strong>nt, wie oben<br />

beschrieben, teilweise zum Schmuck der Tafel. Nur Butter, Käse <strong>und</strong> Eis werden später gereicht. Beim <strong>gewöhnliche</strong>n<br />

Mittagstisch stellt man einen flachen Teller <strong>und</strong> darauf den Suppenteller auf, wenn man es nicht vorzieht, <strong>die</strong> Suppenteller<br />

im Stoß bei der Person aufzustellen, welche <strong>die</strong> Suppe aufgibt. Rechts vom Teller ruhen Messer <strong>und</strong> Gabel auf einem<br />

Messerbänkchen, was viel zum Sauberhalten der Tischwäsche beiträgt. Links vom Teller findet <strong>die</strong> Serviette, mit Ring<br />

versehen, ihren Platz, <strong>und</strong> hinter <strong>die</strong>ser steht der Kompott-Teller. Hinter dem großen Teller liegen Suppenlöffel <strong>und</strong><br />

Kompottlöffel, <strong>und</strong> dahinter steht das Bierglas oder das Weinglas.<br />

Das Serviettenbrechen<br />

Um der Tafel ein noch festlicheres Gepräge zu geben, kann man <strong>die</strong> Servietten zierlich falten. Mit einiger Geschicklichkeit<br />

<strong>und</strong> durch Übung wird es gar bald gelingen, aus den Servietten allerliebste Figuren zu gestalten. Vorzuziehen sind hierbei<br />

einfache Figuren, denn zu arg verkniffte Servietten sehen nachher nicht hübsch aus. Die Servietten müssen, wenn man sie<br />

falten will, ein wenig steif <strong>und</strong> etwas feucht sein. Es empfiehlt sich daher, sie ein wenig mit Wasser zu benetzen oder besser<br />

noch, sie über Wasserdampf zu halten. Das Falten <strong>und</strong> Kniffen muss sehr exakt geschehen, so dass stets Ecke auf Ecke zu<br />

liegen kommt, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kniffe müssen durch festes Drücken eingepresst werden.<br />

Der Fächer<br />

Man nimmt <strong>die</strong> Serviette vollständig auseinander <strong>und</strong> legt sie so hin, dass einem der eine Saum zugekehrt ist; nun schlägt<br />

man <strong>die</strong> obere Saumseite so weit nach vorn über, dass ein etwa 3 cm breiter Streifen von der unteren Saumseite unbedeckt<br />

bleibt. Hierauf wird <strong>die</strong> Serviette in derselben Richtung nochmals zusammengelegt <strong>und</strong> zwar so, dass <strong>die</strong>ses Mal über dem<br />

zweiten Saum wieder ein 3 cm breiter Streifen frei bleibt. Die also zusammengelegte Serviette wird nun in recht gleichmäßige<br />

Querfalten geknifft. Das untere Ende, wo <strong>die</strong> Serviette in mehreren Lagen aufeinander liegt, wird mit der linken<br />

Hand festgehalten, während <strong>die</strong> rechte <strong>die</strong> Falten des Fächers ausstreift. Um dem Fächer etwas Halt zu geben, biegt man<br />

<strong>die</strong> beiden unteren Enden auseinander <strong>und</strong> stellt nun den Fächer auf.<br />

Viereck mit Rollen<br />

Man legt <strong>die</strong> Serviette genau mit den Säumen aufeinander <strong>und</strong> knifft sie in derselben Richtung nochmals <strong>und</strong> zwar so, dass<br />

der erste Kniff glatt <strong>und</strong> genau auf beiden Säumen liegt. Nun sucht man sich <strong>die</strong> Mitte der oberen Längsseite <strong>und</strong> knifft jede<br />

Hälfte in senkrechter Richtung nach unten. Die über das soeben entstandene Dreieck herabragenden geraden Streifen<br />

werden in zwei Rollen aufgerollt. Schließlich fasst man mit jeder Hand eine der Rollen, nähert <strong>die</strong> äußeren Enden derselben<br />

einander, legt sie auf <strong>die</strong>se Weise nebeneinander auf <strong>die</strong> Mittelspalte <strong>und</strong> erhält so <strong>die</strong> fertige Figur.<br />

Die Pyramide<br />

Man faltet <strong>die</strong> Serviette zweimal in schräger Richtung zusammen. Hierauf fasst man <strong>die</strong> beiden unteren Ecken, legt sie auf<br />

<strong>die</strong> Ecke <strong>und</strong> knifft sie hierauf in senkrechter Richtung wieder abwärts. Nun legt man <strong>die</strong> Serviette schräg zusammen, dreht<br />

sie um, richtet sie auf, biegt <strong>die</strong> Serviette um <strong>und</strong> erhält, indem man sie fest aufdrückt <strong>und</strong> <strong>die</strong> Falten ein wenig auszieht, <strong>die</strong><br />

fertige Form.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 238 von 245


Die Säule<br />

Die Serviette wird mit den Säumen aufeinander gelegt <strong>und</strong> dann nochmals in derselben Richtung geknifft; <strong>die</strong> Säume liegen<br />

nach unten. Indem man <strong>die</strong> Serviette einmal quer faltet, erhält man <strong>die</strong> zweite Figur. Die neu entstandenen oberen Ecken<br />

legt man auf das Ende der punktierten Linie, knifft fest ein <strong>und</strong> wendet <strong>die</strong> Serviette um. Nun legt man <strong>die</strong> beiden Ecken so<br />

aneinander, dass <strong>die</strong> beiden schrägen Seiten der Figur auf der punktierten Linie zusammentreffen. Jetzt legt man <strong>die</strong> beiden<br />

nächsten Ecken aufeinander; man hält immer mit der linken Hand <strong>die</strong> Serviette da fest zusammen, wo man sie geknifft hat,<br />

biegt nun mit der rechten Hand <strong>die</strong> beiden Teile der unteren Spitze auseinander <strong>und</strong> stellt <strong>die</strong> fertige Säule fest auf.<br />

Die Tafelgetränke<br />

Zwischen den Tellern der Gäste bleibt ein Zwischenraum von mindestens 35 cm. Zwischen je zwei Gedecken steht eine<br />

Karaffe, <strong>und</strong> zwar abwechselnd eine mit Wasser <strong>und</strong> eine mit Wein. Vor jedem Teller sind vier Gläser <strong>für</strong> den Tischwein<br />

aufgestellt, <strong>für</strong> Bordeaux, Rheinwein, Madeira oder Sherry <strong>und</strong> <strong>für</strong> Champagner. Die Weinflaschen zum Nachfüllen der<br />

Karaffen stehen auf einem Seitentische. Setzt man den Wein in Flaschen auf, so genügen <strong>für</strong> je 2 oder 3 Gedecke<br />

1 Flasche Rotwein <strong>und</strong> 1 Flasche Weißwein. Die Weinkühler mit dem Champagner gehören nicht auf <strong>die</strong> Tafel, sondern auf<br />

einen Seitentisch.<br />

Dessert<br />

Bei großartigen Festmahlen wird das Dessert erst aufgestellt, wenn alle Schüsseln <strong>und</strong> Geschirre vom Mahle vollständig<br />

beseitigt sind. Die Tafel wird mit silberner Bürste <strong>und</strong> Schippe von allen Krümeln gereinigt, <strong>und</strong> jedem Gaste wird auf einem<br />

Teller mit zierlicher Serviette eine kleine Glasschale mit frischem Wasser gereicht, in das man <strong>die</strong> Fingerspitzen taucht, <strong>die</strong><br />

man an dem Serviettchen trocknet. Es ist <strong>die</strong>s auch eine von England eingeführte Sitte, <strong>die</strong> aber nach meiner Ansicht<br />

durchaus nicht den Regeln der Ästhetik entspricht. Nachdem <strong>die</strong> Fingergläser wieder entfernt sind, wird vor jeden Gast ein<br />

Dessertgedeck gestellt. Das Service ist auserlesen fein, <strong>die</strong> Teller <strong>und</strong> Schalen sind reich verziert, <strong>die</strong> Messer haben<br />

goldene oder Elfenbeinschalen, <strong>die</strong> Löffel zeigen Emaille oder goldene Verzierungen, <strong>die</strong> Servietten sind aus feinstem<br />

Damast oder aus Seide <strong>und</strong> sind reich gestickt. Vor jedes Gedeck stellt man zwei Gläser aus feinstem Kristall, einen<br />

Champagnerkelch <strong>und</strong> ein kleines Glas <strong>für</strong> schweren, süßen Wein. Das Dessert wird auf der Tafel arrangiert, Käse <strong>und</strong> Eis<br />

werden von der Dienerschaft herumgereicht.<br />

Das Büffet<br />

Bei Abendgesellschaften, Bällen oder, wenn es an Platz zum Aufstellen einer Tafel mangelt, pflegt man häufig ein Büfett<br />

aufzustellen, <strong>und</strong> zwar besetzt man dasselbe meist nur mit kalten Gerichten. Man richtet das Büfett auf mehreren Tischen<br />

oder auf einem großen Kredenztische an, den man, wenn es irgend der Raum gestattet, frei aufstellt, so dass man also von<br />

allen Seiten Zutritt hat. Die Gerichte müssen zierlich angerichtet sein, so dass sie schon durch ihr äußeres möglichst<br />

verlockend aussehen. An der Außenseite finden <strong>die</strong> Hauptgerichte mit den nötigen Vorlegelöffeln <strong>und</strong> Gabeln ihren Platz,<br />

während man nach innen <strong>die</strong> Kompotts, Dessert <strong>und</strong> alle nötigen Beigaben, als Saucen, Gewürz, Zucker, Brotschnitten<br />

usw., in möglichst gefälliger Weise aufstellt. Ist noch ausreichend Platz, so können <strong>die</strong> Getränke, Rotwein, Rheinwein,<br />

schwere Weine, Liköre, eine Bowle oder ein Punsch, auch noch Aufstellung finden. Auch Teller, Bestecke <strong>und</strong> Servietten<br />

finden entweder an den Seiten des Tisches ihren Platz, oder sie werden auf einem Nebentisch aufgestellt. Gibt man Tee, so<br />

wird derselbe an einem Nebentisch serviert. Legt man ein Fässchen Bier auf, so geschieht <strong>die</strong>s am besten in einem<br />

Nebenraume. – Die Gäste legen sich nach Belieben vor <strong>und</strong> platzieren sich, wie es gerade passt, an kleinen Tischen.<br />

Das Tranchieren <strong>und</strong> Anrichten der Speisen<br />

Über das Tranchieren der Speisen ist bei den betreffenden Fleischgerichten bereits genaue Anweisung gegeben. Auch ist<br />

bei vielen Rezepten darauf hingewiesen, wie <strong>die</strong> verschiedenen Speisen anzurichten sind. Auf das Anrichten der Speisen<br />

verwende man stets <strong>die</strong> nötige Sorgfalt, denn auch eine mit der größten Sorgfalt zubereitete Speise verliert an Wert, wenn<br />

sie unappetitlich <strong>und</strong> schlecht angerichtet ist. – Für das Anrichten gibt es drei Vorbedingungen, <strong>die</strong> auf jeden Fall erfüllt<br />

werden müssen, <strong>und</strong> <strong>die</strong> auch beim täglichen Tisch nicht außer acht gelassen werden dürften. Vor allen Dingen muss <strong>die</strong><br />

größte Sauberkeit herrschen. Das Geschirr darf auf keinen Fall etwa eingetrocknete Speisereste aufweisen. Etwaige<br />

Saucen- oder Suppentropfen, <strong>die</strong> beim Einfüllen entstanden sind, müssen sauber entfernt werden. Jede Schüssel muss,<br />

ehe sie aufgetragen wird, außen noch einmal mit einem sauberen Tuche abgewischt werden. – Zweitens merke man sich,<br />

<strong>die</strong> Schüssel darf nur stets so weit gefüllt werden, dass der Rand frei bleibt. Nichts macht einen hässlicheren Eindruck, als<br />

eine übervolle Schüssel, bei welcher man stets nur vorsichtig sein muss, dass man nicht beim Herumreichen derselben mit<br />

den Fingern in <strong>die</strong> Speise gerät. – Drittens ist das Anwärmen des Geschirrs von großer Wichtigkeit.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 239 von 245


Das Garnieren der Speisen<br />

Süße Speisen, Salate, Fische, auch Braten <strong>und</strong> andere Schüsseln garniert man gern, um das äußere Ansehen noch zu<br />

erhöhen. Für süße Speisen eignen sich hierzu besonders eingemachte Früchte, Fruchtgelees, <strong>die</strong> man zierlich aussticht,<br />

oder auch Schlagsahne, <strong>die</strong> mit dem Löffel aufgelegt wird. Grüne Salate garniert man gern mit gekochtem Ei, während man<br />

bei den Fisch- <strong>und</strong> Fleischsalaten neben Ei auch noch Sardellen, eingemachte Gurken, grüne Petersilie, Crvelatwurstscheiben,<br />

eingemachte Früchte, Zitronenscheiben <strong>und</strong> dergl. verwendet. Für verschiedene Fischschüsseln stellt man<br />

geeignete Garnituren her aus Eiern, glasierten Zwiebeln, Krebsschwänzen <strong>und</strong> grüner Petersilie. Die letztere bildet auch<br />

einen geeigneten Ausputz <strong>für</strong> Braten <strong>und</strong> sonstige Fleischschüsseln, <strong>die</strong> man auch noch sehr hübsch mit feinen Gemüsen,<br />

Champignons, kleinen Gürkchen, roten Rüben, gerösteten Kartoffeln <strong>und</strong> dergl. verziert. Wer sich <strong>die</strong> Mühe nicht verdrießen<br />

lässt, wird hier mancherlei selbst finden <strong>und</strong> seine Freude daran haben, <strong>die</strong> Speisen so appetitlich <strong>und</strong> lecker auf den Tisch<br />

zu bringen, als nur möglich.<br />

Die Tischordnung<br />

Wie schon vorhin bemerkt, ist es wünschenswert <strong>und</strong> bei einer größeren Gesellschaft sogar unerlässlich, dass <strong>die</strong> Plätze<br />

der Gäste durch Tischkarten bezeichnet werden.<br />

Über <strong>die</strong> Rangordnung bei Tische lässt sich vielerlei sagen, <strong>und</strong> doch ist es schwer, eine bestimmte Norm da<strong>für</strong><br />

aufzustellen. Hat man zur Gesellschaft nur Fre<strong>und</strong>e des Hauses <strong>und</strong> nahe Bekannte geladen, so verteilt man <strong>die</strong> Gäste<br />

möglichst so, dass es kein Oben <strong>und</strong> kein Unten an der Tafel gibt, ferner so, dass <strong>die</strong> Familienmitglieder an der Tafel<br />

zerstreut sitzen <strong>und</strong> auf <strong>die</strong>se Weise <strong>für</strong> Unterhaltung <strong>und</strong> Bewirtung der Gäste desto besser sorgen können.<br />

Hat <strong>die</strong> Gesellschaft dagegen einen mehr feierlichen Anstrich, so gebietet es der gute Ton, dass man auf den Rang der<br />

Gäste Rücksicht nimmt. Hierbei gilt als Norm, dass Wirt <strong>und</strong> Wirtin in der Mitte der Tafel einander gegenüber sitzen; der<br />

Hausherr bietet der vornehmsten Dame der Gesellschaft den Arm <strong>und</strong> führt sie zu Tische; <strong>die</strong> Dame des Hauses gibt dem<br />

vornehmsten Herrn den Arm <strong>und</strong> lässt sich von ihm zu Tische führen. Die beiden vornehmsten Damen haben Anspruch auf<br />

den Platz neben dem Hausherrn, während <strong>die</strong> beiden vornehmsten Herren neben der Hausfrau sitzen; so geht es dann<br />

abwärts bis zur Jugend, <strong>die</strong> an den unteren Enden des Tisches ihren Platz findet, zusammen mit den Herren, <strong>die</strong> nicht den<br />

Vorzug haben, eine Dame Zu Tische zu führen, wenn es an solchen mangeln sollte.<br />

Danach erscheint <strong>die</strong> Sache ungeheuer einfach <strong>und</strong> leicht; dem ist aber durchaus nicht so, denn ein jeder, der schon in der<br />

Lage war, eine solche Gesellschaft zu geben, wird wissen, wie vielerlei Rücksichten dabei oft zu nehmen sind in bezug auf<br />

den Rang der Gäste, das Alter, <strong>die</strong> Neigungen, ja auch Charaktere derselben. Hier kann nur der Takt entscheiden, da man<br />

ja doch keinen seiner Gäste zurücksetzen möchte <strong>und</strong> darf.<br />

Handelt es sich um besondere Festlichkeiten, Hochzeiten, Jubiläen oder dergleichen, so sitzt das Paar, resp. <strong>die</strong> einzelne<br />

Person, dem oder der zu Ehren das Fest gegeben wird, in der Mitte der einen Langseite. Nun folgen nach beiden Seiten hin<br />

<strong>die</strong> Eltern <strong>und</strong> andere, <strong>die</strong> der Ehrenperson nahe stehen, ohne dass man hierbei den Rang der einzelnen besonders zu<br />

berücksichtigen hätte. Nimmt am Hochzeitsmahle der Geistliche teil, so gebührt ihm unbedingt der Platz dem Brautpaar<br />

gegenüber.<br />

Tafelmusik<br />

Findet bei der Tafel Musik statt, so müssen <strong>die</strong> Musiker, damit durch den Schall <strong>die</strong> Unterhaltung nicht gestört wird, in einem<br />

vom Speisesaal getrennten Raume oder doch wenigstens hinter einer Orangerie untergebracht werden. Das Programm soll<br />

sich auf leichte heitere Musik beschränken, da durch <strong>die</strong>selbe <strong>die</strong> Stimmung der Gäste gehoben wird, während ernste<br />

höhere Vorträge zu vermeiden sind, weil <strong>die</strong>selben doch meist unbeachtet vorüber gehen.<br />

Toaste <strong>und</strong> Tischreden<br />

Beim Festmahle sind nur wenige kurze Toaste angebracht, damit der Genuss der sorgfältig zubereiteten Speisen nicht<br />

durch allzu lange Reden beeinträchtigt wird. Man achte auch darauf, zu welcher Zeit man mit seinem Toast beginnt. Die<br />

gute Sitte erfordert, dass Messer <strong>und</strong> Gabel ruhen, während eine Rede gehalten oder ein Toast ausgebracht wird. Das soll<br />

der Redner ja berücksichtigen. Selbst <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> auf Speise <strong>und</strong> Trank nicht allzu großen Wert legen, können selten ein<br />

Gefühl der Unlust unterdrücken, wenn sie in der Lage sind, sich soeben mit einer Speise be<strong>die</strong>nt zu haben, <strong>und</strong> nun<br />

gezwungen sind, <strong>die</strong> vorzüglich bereiteten Speisen auf dem Teller erkalten zu lassen. Was <strong>für</strong> ein um so größeres<br />

Unbehagen werden <strong>die</strong> Feinschmecker unter den Gästen empfinden. Aber auch der Gastgeber, bzw. <strong>die</strong> Hausfrau wird<br />

einen solchen übereifrigen Redner nicht mit allzu günstigen Augen betrachten.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 240 von 245


Die Be<strong>die</strong>nung bei Tische<br />

Sowohl zum Gelingen eines Gastmahls im allgemeinen, wie zum Behagen der Gäste <strong>und</strong> Gastgeber im besondern trägt<br />

auch <strong>die</strong> Be<strong>die</strong>nung viel bei; durch Ungeschicklichkeit <strong>und</strong> Verstöße der Be<strong>die</strong>nenden kann sehr oft <strong>die</strong> Stimmung <strong>und</strong><br />

Behaglichkeit einer ganzen Gesellschaft gestört werden. Es ist daher <strong>die</strong> Pflicht einer jeden Hausfrau, ob sie nun über<br />

geschulte oder ungeschulte Dienerschaft verfügt, <strong>die</strong>selbe vor Beginn des Mahles nochmals genau zu instruieren.<br />

Das Benehmen der Dienerschaft muss zuvorkommend <strong>und</strong> bescheiden sein; <strong>die</strong> Be<strong>die</strong>nenden begrüßen beim Eintreten <strong>die</strong><br />

Gesellschaft nicht; es ist auch nicht ihr Amt, <strong>die</strong> Gäste zu nötigen. Der Anzug muss tadellos sauber sein; <strong>die</strong> Diener<br />

servieren in Handschuhen, am besten sind weiße, baumwollene dazu geeignet; beim Servieren nehmen sie in <strong>die</strong> linke<br />

Hand eine reine Serviette, durch welche <strong>die</strong> Hand verborgen wird. Wenn <strong>die</strong> Mädchen be<strong>die</strong>nen, so tragen sie dabei eine<br />

weiße Latzschürze <strong>und</strong> benutzen ebenfalls <strong>die</strong> Handserviette.<br />

Das Servieren<br />

Das Servieren muss möglichst geräuschlos vor sich gehen. Um unnützes Geräusch beim Hin- <strong>und</strong> Hergehen zu vermeiden,<br />

trägt <strong>die</strong> Dienerschaft ganz leichtes Schuhwerk, am besten Schuhe ohne Absätze; Pantoffel <strong>und</strong> Filzschuhe sind jedoch<br />

durchaus unstatthaft. Die Türen müssen geräuschlos geöffnet <strong>und</strong> geschlossen werden, <strong>und</strong> beim Hinsetzen <strong>und</strong><br />

Abnehmen des Geschirrs ist jedes Klappern möglichst zu vermeiden.<br />

Das Darreichen der Schüsseln<br />

Das Darreichen der Schüsseln geschieht stets von links, wobei <strong>die</strong> Schüssel mit der linken Hand gehalten wird <strong>und</strong> zum Teil<br />

auf dem linken Arm ruht, der durch <strong>die</strong> Handserviette geschützt ist. Der Servierende darf jedoch <strong>die</strong> Schüssel nicht zu hoch<br />

halten, sondern muss sich so weit niederbeugen, dass <strong>die</strong> Dame, resp. der Herr sich gerade bequem be<strong>die</strong>nen kann.<br />

Das Fortnehmen der gebrauchten Teller<br />

Das Fortnehmen der gebrauchten Teller geschieht von der rechten Seite mit der rechten Hand. Der erste abgenommene<br />

Teller wird mit der linken Hand gehalten, der zweite wird auf dem linken Arm abgesetzt <strong>und</strong> das Besteck oder der Löffel mit<br />

auf den ersten Teller gelegt; den dritten Teller stellt man dann wieder auf den zweiten <strong>und</strong> so fort. Doch sollen nie mehr<br />

Teller in der Weise abgenommen werden, als mit Leichtigkeit getragen werden können. Die Teller werden abgesetzt, <strong>und</strong><br />

hierauf wird mit dem Abnehmen in derselben Weise fortgefahren. Diese Art des Abnehmens von Geschirr verlangt eine<br />

gewisse Übung; ist das Dienstmädchen vielleicht noch ungeschult, so ist es besser, ein Tablett auf <strong>die</strong> linke Hand zu<br />

nehmen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Teller in derselben Weise auf <strong>die</strong>ses abzusetzen. Ganz bedeutend erleichtert wird das Abnehmen des<br />

Geschirrs durch den Abräumekorb. Das Dienstmädchen hängt denselben an den linken Arm <strong>und</strong> stellt sämtliche Bestecke<br />

hier hinein. Damit <strong>die</strong> Zinken der Gabeln nicht verdorben werden, ist der Korb am Boden mit einer Korkplatte versehen; <strong>die</strong><br />

Bestecke werden durch <strong>die</strong>se Art des Abräumens überhaupt sehr geschont, da <strong>die</strong> Schalen gar nicht fettig werden <strong>und</strong> also<br />

leicht gereinigt werden können.<br />

Das Aufsetzen der reinen Teller<br />

Das Aufsetzen der reinen Teller geschieht ebenfalls mit der rechten Hand von der rechten Seite, wobei man im linken Arm<br />

einen Stoß reiner Teller hat; hierbei ist besonders unnützes Klappern zu vermeiden; das Auflegen reiner Bestecke geschieht<br />

bei einem zweiten R<strong>und</strong>gange in derselben Weise.<br />

Das Wechseln der Bestecke<br />

Es ist besser, wenn man irgend ausreichenden Vorrat hat, dass man <strong>die</strong> Bestecke wechselt, als dass man sie nur abwischt.<br />

Es ist <strong>die</strong>s ein Notbehelf, den man aber wenigstens mit zwei <strong>Küche</strong>ntüchern ausführen sollte, indem man Messer <strong>und</strong><br />

Gabel, von rechts herantretend, mit der rechten Hand aufnimmt, zuerst mit einem nassen Tuche abwischt <strong>und</strong> dann mit<br />

einem trockenen Tuche nachreibt <strong>und</strong> <strong>die</strong>selben wieder von rechts auf ihren alten Platz niederlegt. Besser ist es jedoch,<br />

wenn man ein etwas tiefes Gefäß mit heißem Wasser auf einem Seitentisch oder in einem Nebenraum aufstellt, Messer <strong>und</strong><br />

Gabel in das Wasser taucht, darin umschwenkt, mit einem trockenen Tuche nachreibt <strong>und</strong> dann wieder herumgibt. Hat einer<br />

der Gäste sein Besteck nach dem Speisen auf den leeren Teller gelegt, so erfordert es der gute Ton, dass dasselbe<br />

jedenfalls durch ein reines ersetzt wird. Sollte Messer oder Gabel an <strong>die</strong> Erde fallen, so müssen <strong>die</strong>selben ebenfalls durch<br />

reine ersetzt werden. Doch darf <strong>die</strong> Be<strong>die</strong>nung nichts dergleichen mit der Hand zureichen, sondern muss es auf einem<br />

Tablett oder Teller präsentieren.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 241 von 245


Die Reihenfolge beim Servieren<br />

Mit dem Darreichen der Speisen beginnt man abwechselnd bald hier, bald dort an der Tafel, so dass sich niemand<br />

zurückgesetzt fühlen kann, man macht jedoch stets den Anfang bei einer Dame. Eine Ausnahme findet nur bei besonderen<br />

Gelegenheiten statt, wie z.B. bei einer Hochzeit, wo jedes Gericht der Braut zuerst serviert wird.<br />

Nachdem alle Gäste versorgt sind, bietet man <strong>die</strong>selbe Speise zum zweiten Male an, doch niemals öfter.<br />

Die zusammengehörenden Speisen, wie etwa Braten, Sauce <strong>und</strong> Kartoffeln, oder Gemüse <strong>und</strong> Beilage usw. müssen stets<br />

schnell nacheinander serviert werden. Die Be<strong>die</strong>nung stellt zuerst <strong>die</strong> Beigabe auf den Tisch mit der Bitte, solche weiter zu<br />

reichen, während das Hauptgericht von der Dienerschaft selbst serviert wird.<br />

Die Suppe<br />

Die Suppe wird entweder von der Hausfrau selbst vorgelegt, oder es geschieht an einem Seitentisch oder aber in einem<br />

Nebenraum; der Diener nimmt immer nur 1 Teller Suppe <strong>und</strong> setzt denselben dem Gaste von der rechten Seite aus vor.<br />

Fische<br />

Ein Fisch, der unzerteilt <strong>und</strong> ohne Sauce zur Tafel kommt, wird auf einer Serviette angerichtet <strong>und</strong> nur ein Löffel dazu auf<br />

<strong>die</strong> Schüssel gelegt. Zu zerteilten oder ganzen Fischen mit Sauce legt man Gabel <strong>und</strong> Löffel oder besondere<br />

Fischvorlegebestecke. – Krebse werden, mit einer Serviette verdeckt, herumgereicht, da sie sehr leicht kalt werden.<br />

Fleischspeisen<br />

Große Fleischstücke stellt man mit Tranchiermesser <strong>und</strong> -gabel vor den Tranchierenden; sind <strong>die</strong>selben schon vorher in der<br />

<strong>Küche</strong> tranchiert, so serviert man sie mit Gabel <strong>und</strong> Löffel auf der Schüssel. – Mit dem Braten verfährt man ebenso wie mit<br />

den großen Fleischstücken. Ragouts <strong>und</strong> Frikassees werden nur mit dem Löffel gereicht.<br />

Gemüse<br />

Gemüse serviert man mit einem Löffel auf der Schüssel. Zum Spargel legt man am besten einen Spargelheber auf <strong>die</strong><br />

Schüssel, in Ermangelung dessen Löffel <strong>und</strong> Gabel. Kartoffeln in der Schale <strong>und</strong> geröstete Kastanien werden, mit einer<br />

Serviette bedeckt, herumgereicht, damit sie heiß bleiben.<br />

Salate<br />

Salate werden stets mit Löffel <strong>und</strong> Gabel präsentiert, <strong>die</strong> als Salatbesteck ganz bestimmte Formen aufweisen. Sie bestehen<br />

aus Silber, Horn oder Holz.<br />

Süße Speisen<br />

Süße Speisen, warme sowohl wie kalte, werden mit einem Löffel gereicht, geschnittene Torten dagegen mit einer Tortenoder<br />

Kuchenschaufel. Geschnittene Torten <strong>und</strong> kleine Kuchen serviert man auf flachen Tortenplatten. Zum Gefrorenen legt<br />

man Messer <strong>und</strong> Löffel. – Auf <strong>die</strong> kleinen Teller, <strong>die</strong> man zu süßen Speisen, Torten <strong>und</strong> Eis reicht, legt man gleich beim<br />

Aufstellen einen Löffel.<br />

Der Tischwein<br />

Der Tischwein, weißer <strong>und</strong> roter, wird in geschliffenen Karaffen oder Weinkrügen aufgesetzt; <strong>die</strong>se müssen in genügender<br />

Zahl vorhanden sein, so dass es einem jeden Gaste leicht ist, sich selbst <strong>und</strong> seiner Dame Wein einzuschenken, ohne<br />

andere damit zu belästigen. Die leeren Karaffen müssen rechtzeitig durch volle ersetzt werden; das Füllen derselben<br />

geschieht an einem Seitentisch. Gibt es mehrere Sorten Wein, so hat der Be<strong>die</strong>nende den Gast zu fragen, welche Sorte er<br />

zu haben wünscht.<br />

Südweine<br />

Bei sehr feinen Tafeln, Hochzeiten <strong>und</strong> dergleichen, wird nach der Suppe Sherry oder Madeira serviert; man reicht<br />

denselben gleich eingeschenkt in kleinen Gläsern, <strong>und</strong> zwar nur jedem Gaste einmal, nur auf besonderen Wunsch wird das<br />

Glas zum zweiten Male gefüllt. Süße Dessertweine, <strong>die</strong> auf einem Seitentisch gekühlt wurden, kommen beim Braten <strong>und</strong><br />

Dessert in Flaschen auf den Tisch.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 242 von 245


Bowlen <strong>und</strong> Punsch<br />

Die verschiedenen Bowlen sowohl wie Punsch werden mit dem Bowlenlöffel in <strong>die</strong> Gläser gefüllt, <strong>und</strong> zwar steht <strong>die</strong> Bowle<br />

auf dem Tisch, <strong>und</strong> der Hausherr übernimmt das Einschenken, während eine <strong>die</strong>nende Person <strong>die</strong> Gläser ab- <strong>und</strong> zuträgt.<br />

Liköre<br />

Häufig werden vor dem Nachtisch oder auch zum Kaffee feine Liköre serviert. Sie kommen in Flaschen auf den Tisch; das<br />

Einschenken übernimmt meistens der Hausherr oder ein anderer Herr der Gesellschaft.<br />

Champagner<br />

Champagner gibt man besser in spitzen Kelchen <strong>und</strong> nicht in flachen Schalen, denn in den letzteren moussiert der Wein<br />

lange nicht so gut, <strong>und</strong> über<strong>die</strong>s sind <strong>die</strong>se auch zu groß, um mit einem Male geleert zu werden.<br />

Die Temperatur der Weine<br />

Der gute Geschmack selbst der feinsten Weinsorten hängt vorzüglich von der Temperatur der Weine ab. Die Weißweine<br />

müssen zwar frisch sein, dürfen aber doch nicht zu kalt auf <strong>die</strong> Tafel gebracht werden; besonders <strong>die</strong> <strong>feinere</strong>n Rheinweine<br />

verlieren von ihrem Bukett, wenn sie zu kalt auf <strong>die</strong> Tafel gebracht werden. Noch größere Sorgfalt verlangen <strong>die</strong> Rotweine.<br />

Etwa 2:00 bis 3:00 St<strong>und</strong>en vor dem Diner bringt man <strong>die</strong>se aus dem Keller in einen mäßig warmen Raum <strong>und</strong> stellt sie hier<br />

erhöht auf, damit sie sich anwärmen, was auf dem Fußboden nicht genügend geschehen würde. Die Schaumweine sollen<br />

kalt serviert werden, doch auch nicht zu kalt. Es genügt gerade, wenn man sie eine knappe St<strong>und</strong>e in klein geschlagenes<br />

Eis <strong>und</strong> Salz stellt; man nennt <strong>die</strong>s das Frappieren des Champagners. Alle kalten Weinbowlen müssen ebenfalls sehr kühl<br />

sein, wenn sie schmackhaft sein sollen.<br />

Das Einschenken der Weine<br />

Das Entkorken der Flaschen besorgt in den meisten Fällen <strong>die</strong> Dienerschaft. Es muss langsam <strong>und</strong> vorsichtig geschehen,<br />

damit jedes Rütteln der Flasche vermieden wird. Dieselbe Vorsicht wird auch beim Einschenken beobachtet. – Nach dem<br />

Entkorken wird mit einer reinen Serviette der Rand der Flasche vorsichtig innen <strong>und</strong> außen abgewischt, um etwaige<br />

Korkstäubchen zu entfernen. Aus demselben Gr<strong>und</strong>e schenkt man auch niemals das erste halbe Glas <strong>für</strong> jemand anders<br />

ein, sondern nimmt es stets nur <strong>für</strong> sich. Alte Weine, Burg<strong>und</strong>er, Bordeaux <strong>und</strong> auch alte Rheinweine setzen sehr leicht<br />

Bodensatz ab <strong>und</strong> erscheinen bei unvorsichtigem Einschenken oft trübe.<br />

Die Biere bei Tische<br />

Wo beim täglichen Tische Bier getrunken wird, stellt man <strong>die</strong> Flaschen mit Patentverschluss auf kleinen Untersätzen hinter<br />

<strong>die</strong> Gedecke. Doch ist auch bei Gesellschaften Bier sehr beliebt; man gibt es beim Abendtisch oder auch im Anschluß an<br />

große Gesellschaften. Allerdings wählt man in <strong>die</strong>sem Falle echte Biere, <strong>die</strong> nicht in Flaschen, sondern vom Faß, Vom<br />

Siphon oder als Kannenbier serviert werden. Das Bier muß auf Eis gut gekühlt sein <strong>und</strong> soll eingeschenkt werden, daß es<br />

angenehm schäumt.<br />

Das Trinkwasser bei Tische<br />

Wasserkaraffen <strong>und</strong> Wassergläser stehen entweder auf der Tafel verteilt, oder man stellt sie auf einem Seitentische auf <strong>und</strong><br />

reicht das Wasser nur auf besonderen Wunsch dar.<br />

Der Kaffee bei der Festtafel<br />

Wenn Kaffee gereicht wird, so geschieht <strong>die</strong>s entweder am Schlusse des Mahles, ehe <strong>die</strong> Tafel aufgehoben wird, oder bei<br />

längerer Dauer kurz vor dem Aufbruch der Gäste. Im ersteren Falle wird der Kaffee in sehr kleinen Tassen, den so<br />

genannten Mokkatässchen, aber sehr stark gereicht. Im letzteren Falle braucht er weniger stark zu sein, er wird in größeren<br />

Tassen serviert <strong>und</strong> darf, besonders bei einer größeren Anzahl älterer Damen, nicht zu knapp berechnet sein.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 243 von 245


Die Kunst, gut <strong>und</strong> billig zu essen<br />

Vorbemerkungen<br />

Die Klage der Hausfrauen über <strong>die</strong> stetig wachsende Verteuerung der wichtigsten Nahrungsmittel, ganz besonders<br />

sämtliche Fleischwaren, will nicht verstummen <strong>und</strong> mit Recht. – Denn wenn auch in vielen Fällen <strong>die</strong> Einnahmen größer<br />

geworden sind, so hält doch <strong>die</strong>ses Anwachsen in keiner Weise Schritt mit der fortgesetzten Steigerung der<br />

Lebensmittelpreise. Und eine Hausfrau hat es heute wirklich nicht leicht, all den Anforderungen, <strong>die</strong> man an sie stellt,<br />

gerecht zu werden. Da heißt es heute oft mehr denn je, sich nach der Decke strecken <strong>und</strong> den Pfennig erst zweimal<br />

umdrehen, ehe man ihn ausgibt. Zumal da nicht nur <strong>die</strong> Lebensmittelpreise bedeutend gestiegen sind, sondern in<br />

demselben Maße auch <strong>die</strong> Preise <strong>für</strong> Kleidung, Wohnung <strong>und</strong> dergl.<br />

Von vielen wird behauptet, dass man am Essen nicht sparen dürfe, da man hierdurch <strong>die</strong> Ges<strong>und</strong>heit schädigen würde.<br />

Dennoch ist es keineswegs an dem! Ist doch erwiesen, dass der Verbrauch an Fleisch, unserm teuersten Nahrungsmittel,<br />

besonders in den begüterten Klassen, sich ungemein gesteigert hat, ohne dass <strong>die</strong> Widerstandskraft <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit<br />

der Menschen zugenommen hätte. Im Gegenteil hat man festgestellt, dass durch zu reichlichen Fleischgenuss sowohl <strong>die</strong><br />

Nervosität, als auch Gicht <strong>und</strong> <strong>die</strong> Disposition zu Leber- <strong>und</strong> Nierenleiden, Blinddarmentzündung <strong>und</strong> dergl. ganz bedeutend<br />

zunehmen. Ja, sogar das frühe Altern, das durch Darmgifte hervorgerufen wird, ist zum Teil allzu reichlichem Fleischgenuss<br />

zuzuschreiben.<br />

Man sollte jedenfalls aus Ges<strong>und</strong>heitsrücksichten nur einmal am Tage Fleisch zu sich nehmen, <strong>und</strong> selbst dann sind ein<br />

oder zwei fleischfreie Tage in der Woche der Ges<strong>und</strong>heit nur zuträglich. Man ersetzt das Fleisch an solchen Tagen durch<br />

irgendeine andere eiweißreiche Nahrung, etwa durch Fische, ganz besonders <strong>die</strong> billigen Seefische, durch Milchspeisen,<br />

Käse, Hülsenfrüchte oder Pilze. Dies gibt der Hausfrau schon einen Fingerzeig, wie sie den Mittagstisch billiger gestalten<br />

kann. Auch <strong>die</strong> oft verachteten Eingeweideteile, als Lunge, Herz, Leber, Nieren, geben nahrhafte <strong>und</strong> schmackhafte<br />

Gerichte, wenn sie nur gut zubereitet werden.<br />

Über<strong>die</strong>s hat <strong>die</strong> chemische Nahrungsmittelindustrie so gewaltige Fortschritte gemacht, dass fast täglich neue Fabrikate auf<br />

den Markt kommen, <strong>die</strong> Nahrungsmittel in komprimierter Form fast genussfertig darstellen. Eine moderne praktische<br />

Hausfrau wird <strong>die</strong>se Neuerungen nicht aus dem Auge lassen <strong>und</strong> Suppen, Puddings <strong>und</strong> dergl., <strong>die</strong> sich in kurzer Zeit <strong>und</strong><br />

äußerst billig aus fertigen Pulvern herstellen lassen, gern zur Abwechslung auf den Tisch bringen.<br />

Der Hausfrau das Aufstellen des wöchentlichen Speisezettels zu erleichtern <strong>und</strong> ihr den Weg zu weisen, wie man eine<br />

nahrhafte <strong>und</strong> doch billige Mahlzeit auf den Tisch bringen kann, dazu sollen folgende Tabellen <strong>die</strong>nen. - Die Tabelle <strong>für</strong><br />

Lebensmittelpreise kann natürlich keine Zahlen aufweisen, <strong>die</strong> genau <strong>und</strong> überall zutreffen. Weiß doch ein jeder, wie <strong>die</strong><br />

Preise schwanken, je nach der Jahreszeit, der Gegend oder sonstigen Umständen. Die Tabelle soll es nur, ganz besonders<br />

der Anfängerin, erleichtern, <strong>die</strong> Preise <strong>für</strong> <strong>die</strong> verschiedenen Gerichte zu berechnen, um danach den Einkauf <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Einrichtung zu ordnen. Es sind überall billige Durchschnittspreise angegeben. Die zweite freie Spalte ist zum Eintragen der<br />

ortsüblichen Marktpreise bestimmt.<br />

Möge <strong>die</strong> zweite Tabelle, <strong>die</strong> eine große Anzahl wirklich billiger Menüs aufweist, der Hausfrau ein Wegweiser <strong>und</strong> guter<br />

Ratgeber sein, dem es gelingt, ihr manche sorgenvolle St<strong>und</strong>e zu erleichtern.<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 244 von 245


Fleischwaren<br />

Ware<br />

1 kg<br />

(oder Einheit) Preis (Mark)<br />

Rindfleisch zum Braten oder Schmoren 1,80-3,20<br />

Rindfleisch zum Kochen 1,20-1,80<br />

Kalbfleisch zum Braten oder Schmoren 1,80-2,40<br />

Kalbfleisch zum Kochen 1,20-1,60<br />

Hammelfleisch 1,20-1,80<br />

Schweinefleisch 1,20-1,80<br />

Pökelfleisch 1,40<br />

Fleck (Rindskaldaunen) 0,40<br />

Kalbsgekröse 0,40<br />

Kalbsgeschlinge Stück 2,40<br />

Kalbskopf ohne Zunge <strong>und</strong> Bregen Stück 1,00-2,00<br />

Schweine- oder Hammellunge 0,80-1,40<br />

Bregen (Kalb, Hammel oder Schwein) 0,60-1,80<br />

Niere 0,60-1,20<br />

Rinderherz 0,80<br />

Leber 1,60<br />

Zunge 1,60<br />

Knochen 0,40-0,60<br />

Bratwurst 1,40<br />

Hirschbraten 2,40<br />

Hirschfleisch 1,20<br />

Rehbraten 2,40<br />

Rehfleisch 1,20<br />

Hase 1 3,00<br />

Kaninchen 1 2,00<br />

Gänsebraten 1,20<br />

Gänsefleisch in Stücken 1,00<br />

Gänsepökelfleisch 1,20<br />

Gänseklein 1 0,75<br />

Ente 1 2,00<br />

Huhn 1 1,50-2,00<br />

Taube 1 0,60<br />

Fasan 1 2,50<br />

Pute 1,60<br />

Rebhuhn 1 1,00<br />

Kramtsvogel 1 0,50<br />

Bratenschmalz 1,20<br />

Rindertalg 1,20<br />

Speck (geräucherter) 1,60<br />

Henriette Davidis – <strong>Praktisches</strong> <strong>Kochbuch</strong> von 1895 Seite 245 von 245

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