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10 – 14 Jahre / Gymnasialzeit I<br />
Dienstag, 31.10.1995<br />
Mit Mutti habe ich meine Sorgen. Ich sage schon nichts mehr oder<br />
nur das, was sie hören will, damit es nicht zum Streit kommt. Sie fällt<br />
so schnell Vorurteile, gibt immer anderen die Schuld und hasst Menschen,<br />
die sie gar nicht persönlich kennt. Sie ist unheimlich gehässig<br />
und verletzend. Ich habe es nur nie so gespürt, weil ich ihre Tochter<br />
bin – da verhält sie sich anders. Sie hat schlechte Charaktereigenschaften,<br />
aber ich bin ja auch nicht gerade ein Engel. Ich kann ihr immer<br />
verzeihen, weil sie meine Mutter ist und ich ihre Liebe brauche.<br />
Heute war sie wieder sehr gereizt und da war ich am Nachmittag zu<br />
Oma geflüchtet. Mutti war schon sehr überrascht, als ich mich von<br />
ihr verabschiedete und ihr sagte, dass ich mit dem Fahrrad herumfahren<br />
will. Sie weiß ja, dass ich keine Freunde hier habe. […] So fuhr<br />
ich allein herum und spürte erst so richtig, wie einsam ich bin. Kein<br />
Schwein, außer Verwandten vielleicht, würde es auffallen, wenn ich<br />
eines Tages nicht mehr da wäre. Es ist schlimm. Ich war noch nie so<br />
einsam. Schließlich fuhr ich zu Oma und trank Tee mit ihr. […]<br />
Die Einsamkeit gefällt mir im Moment gar nicht und sie treibt mich<br />
noch an den Rand des Wahnsinns, ich spüre es.<br />
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