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20 – 24 Jahre / Ausbildungszeit II<br />

Montag, 03.02.2003 – Gewicht 48,2kg<br />

Es geht mir nicht gut. Ich arbeite an meinem Kokon und kann es<br />

selbst nicht mehr beeinflussen. Sascha hat es seit Wochen recht<br />

schwer mit mir. Ich werde immer verschlossener und merke, wie<br />

schwer es mir fällt, etwas von meinen Gedanken preiszugeben.<br />

Nichts. Ich könnte dann nur weinen und mich in den Arsch beißen,<br />

weil ich mich nicht zusammenreißen kann. Daher war der Besuch bei<br />

der Psychotherapeutin letzten Freitag die reine Qual. Von den angesetzten<br />

50 Minuten fand vielleicht höchstens zehn Minuten so etwas<br />

wie Konversation statt, ansonsten über 40 Minuten Schweigen. Es<br />

war im Nachhinein furchtbar und sehr kraftraubend. Daraus zog ich<br />

folgende Konsequenz: Den Termin kommenden Freitag habe ich heute<br />

abgesagt, vielleicht sage ich auch noch den Termin nächste Woche ab.<br />

Ich weiß, Flucht ist keine Lösung, aber ich kann mich diesen Terminen<br />

nur mit genügend Kraft stellen, über die ich im Moment aber<br />

nicht verfüge.<br />

Heute war ich nach zwei Wochen Krankschreibung wieder zum<br />

ersten Mal auf Arbeit. Ich hatte riesige Angst davor. Am meisten<br />

vor den Menschen, mit denen ich mich befassen muss (einen Neuen<br />

musste ich einweisen). Die Angst drohte, mich aufzufressen. Aber<br />

kaum auf Arbeit war ich locker, cool, keck, witzig, …., leer. Jetzt bin<br />

ich nur noch leer.<br />

Ich kann nicht weinen, kann nicht lachen, nicht nachdenken. Wenn<br />

ich es zu sehr versuche, könnte ich abstürzen in die schwarzen Tiefen<br />

meiner kindlichen, blutenden, ängstlichen Seele. Gestern wollte ich<br />

mich selbst verletzen. Jetzt bin ich vor lauter Leere in mir auch dazu<br />

nicht fähig und sitze vor meinem dritten Glas Wodka Blutorange.<br />

Das warm gemachte Essen habe ich schon wieder erbrochen, weil ich<br />

– wie an meinem Gewicht ersichtlich ist – sehr inkonsequent gewesen<br />

bin die letzten Tage. Das stimmt mich sehr unzufrieden.<br />

Mutti hat Bastian (16 Jahre) vorige Woche schon wieder rausgeschmissen.<br />

Ich konnte sie nicht davon abbringen. Seitdem hat sich<br />

keiner von beiden bei mir gemeldet. Ich merke, wie froh ich bin, dass<br />

ich so weit weg lebe. Damit will ich nichts mehr zu tun haben.<br />

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