Deutsches Ausbildungssystem vorbildlich - BAVC
Deutsches Ausbildungssystem vorbildlich - BAVC
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Internationale Studie<br />
<strong>Deutsches</strong> <strong>Ausbildungssystem</strong> <strong>vorbildlich</strong><br />
Das <strong>Ausbildungssystem</strong> in Deutschland schneidet<br />
im internationalen Vergleich sehr gut ab: Weitaus<br />
mehr Berufsanfänger als in anderen Ländern finden<br />
vergleichsweise schnell einen Job. Fehlende finanzielle<br />
Mittel sind seltener eine Hürde beim Anstreben<br />
eines weiterführenden Bildungsabschlusses. In kaum<br />
einem anderen Land ist die berufliche Ausbildung im<br />
Vergleich zu einer akademischen Laufbahn so hoch<br />
angesehen wie in Deutschland. Dies sind die zentralen<br />
Ergebnisse einer internationalen Studie von<br />
McKinsey & Company mit dem Titel „Education to<br />
Employment“.<br />
Studie mit über 8.000 Interviews<br />
Für die Studie führte McKinsey in neun Ländern mehr<br />
als 8.000 Interviews zur Ausbildungsmarktsituation<br />
durch, neben Deutschland auch in den USA, Großbritannien,<br />
Brasilien, Indien, Saudi Arabien, Mexiko,<br />
Türkei und Marokko. In jedem Land wurden repräsentativ<br />
Stichproben von jungen Menschen im Alter von<br />
15 bis 29 Jahren, Arbeitgebern und Vertretern von<br />
Bildungseinrichtungen dazu befragt, wie sie die<br />
Vorbereitung auf das Berufsleben einschätzen, nach<br />
welchen Kriterien sie wichtige Entscheidungen am<br />
Übergang vom Bildungssystem in den Arbeitsmarkt<br />
treffen und wie sie Zukunftschancen sehen.<br />
Standortvorteil: Duale Berufsausbildung<br />
Der deutsche Arbeitsmarkt sieht für junge Menschen<br />
im internationalen Vergleich sehr gut aus: Die Arbeitslosenquote<br />
unter Jugendlichen liegt bei unter 10 Prozent<br />
und damit um die Hälfte niedriger als im OECD-Schnitt<br />
von ca. 19 Prozent. „Als wesentlicher Erfolgs faktor wird<br />
dabei von Experten stets das deutsche duale System der<br />
Berufsausbildung genannt, das die deutschen Berufsanfänger<br />
besser auf den Eintritt in die Arbeitswelt vorbereitet“,<br />
beschreibt McKinsey-Berater Holleben die<br />
Situation. Die Studie belegt die Vorteile dieses Systems:<br />
Berufseinsteiger finden schneller als ihre Altersgenossen<br />
in allen anderen betrachteten Ländern eine dauerhafte<br />
Arbeit: 70 Prozent der befragten jungen Berufstätigen<br />
in Deutschland hatten spätestens drei Monate nach<br />
der Ausbildung einen Anstellungsvertrag in der Tasche.<br />
Dieser Wert liegt deutlich über dem Mittelwert der<br />
analysierten Länder (54 Prozent).<br />
Kosten einer Berufsausbildung sind<br />
hierzulande kaum ein Hindernis<br />
Im internationalen Vergleich spielen auch die Kosten<br />
einer Berufsausbildung eine weitaus geringere Rolle<br />
als in anderen Ländern. In Deutschland geben nur<br />
17 Prozent der befragten Jugendlichen an, wegen<br />
Ausbilder 1/20135
fehlender finanzieller Mittel keine weiterführenden<br />
Bildungsabschlüsse anzustreben. Im internationalen<br />
Durchschnitt beträgt dieser Wert 31 Prozent. Gründe<br />
für den guten Wert in Deutschland sind nach Ansicht<br />
von McKinsey-Berater Holleben die im Vergleich<br />
moderaten Studiengebühren und die Tatsache, dass<br />
Auszubildende eine Vergütung erhalten.<br />
Stellenwert der beruflichen Bildung in<br />
Deutschland besonders hoch<br />
Eine abgeschlossene Berufsausbildung „on the job“<br />
wird in allen Ländern als bessere Vorbereitung auf das<br />
Berufsleben gesehen als ein akademischer Abschluss<br />
(69 Prozent zu 31 Prozent). Zugleich wird aber das<br />
Hochschulstudium höher angesehen als eine berufliche<br />
Ausbildung (64 Prozent zu 36 Prozent). Auffallend<br />
dabei: Deutschland ist das einzige Land, in dem sich<br />
die Anerkennung und Wertschätzung von Hochschulabschlüssen<br />
(51 Prozent) und beruflicher Ausbildung<br />
(49 Prozent) etwa die Waage halten.<br />
Austausch zwischen Schule und<br />
Wirtschaft intensivieren<br />
Trotz des relativ guten Abschneidens zeigt die Studie<br />
nach Ansicht von Holleben auch Schwächen des<br />
deutschen <strong>Ausbildungssystem</strong>s. „Die Frage, ob Berufseinsteiger<br />
gut für den Einstieg in das Arbeitsleben<br />
vorbereitet sind, beantworten nur 43 Prozent der<br />
Arbeitgeber positiv.“ Dieser Wert liege im internationalen<br />
Vergleich trotz intensiver Einbindung der Arbeitgeber<br />
in die berufliche Ausbildung nur im Mittelfeld.<br />
Saudi-Arabien (55 Prozent), Indien (51 Prozent), USA<br />
(50 Prozent) und die Türkei (49 Prozent) weisen höhere<br />
Werte auf. Auch die Meinungen von Arbeitgebern und<br />
Bildungseinrichtungen über die Einsatzbereitschaft<br />
von Absolventen klaffen in Deutschland weit auseinander.<br />
Während Arbeitgeber diese mit 43 Prozent<br />
skeptisch werten, sind die Bildungseinrichtungen mit<br />
83 Prozent Zustimmung deutlich optimistischer. „Diese<br />
Diskrepanz in der Wahrnehmung gibt es überall auf<br />
der Welt, aber nirgends ist sie so groß wie in Deutschland“,<br />
betont Holleben. Sein Fazit: „Der Austausch<br />
zwischen Arbeitgebern und Bildungseinrichtungen,<br />
z.B. Berufsschulen, über die Anforderungen an Berufsanfänger<br />
funktioniert nicht optimal.“<br />
Berufsorientierung stärken<br />
Als weiteres Manko stellt die Studie fest, dass Studenten<br />
und Auszubildende in Deutschland ihre Ausbildung<br />
mit zu wenig Informationen starten. Nur<br />
43 Prozent der befragten Jugendlichen gaben an, über<br />
die Konsequenzen der Wahl ihres Ausbildungsgangs<br />
zum Beispiel auf die Berufsaussichten oder das Einstiegsgehalt<br />
informiert zu sein, als sie sich entschieden<br />
haben. Dieser Wert liegt unter dem Durchschnitt<br />
(45 Prozent), vor allem aber niedriger als in erfolgreichen<br />
Schwellenländern wie Brasilien (51 Prozent),<br />
Mexico (50 Prozent) oder Indien (50 Prozent).<br />
Mehr Investitionen in Berufsschulen und<br />
Lehrpersonal notwendig<br />
„Das deutsche <strong>Ausbildungssystem</strong> ist sehr gut.<br />
Wir müssen an den Schwächen aber gezielt arbeiten,<br />
um die Qualität zu erhalten und weiter auszubauen“,<br />
sagt McKinsey-Berater Holleben. Die Qualität der<br />
beruflichen Ausbildung müsse verbessert werden,<br />
indem in die Einrichtungen und das Lehrpersonal an<br />
Berufsschulen wieder mehr investiert werde.<br />
Hohes Durchschnittsalter bei Lehrern<br />
Bereits eine im Oktober veröffentlichte Studie über<br />
die Alterszusammensetzung der öffentlichen Beschäftigten<br />
zeigte, dass die Berufsschulkollegien<br />
massiv überaltert sind: 33 Prozent der Berufsschullehrer<br />
sind über 50 Jahre alt, nur 3 Prozent unter<br />
30 Jahre. Entscheidend sei zudem, dass die Bildungseinrichtungen<br />
das Anspruchsniveau der Arbeitgeber<br />
besser verstünden. Das funktioniere nur im direkten<br />
und gezielten Dialog.<br />
Leserdienst<br />
Die Studie „Education to<br />
Employment“ kann als<br />
pdf-Datei kostenlos angefordert<br />
werden unter<br />
ausbilder@bavc.de.<br />
Die Studie ist nur in englischer<br />
Sprache verfügbar.<br />
6 Ausbilder 1/2013