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Die Macht der Wiederholung - BAVC

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Blätter für Vorgesetzte<br />

in <strong>der</strong> chemischen Industrie<br />

Herausgegeben vom Bundesarbeitgeberverband Chemie e. V. Wiesbaden 6/2013<br />

Ausdauer<br />

<strong>Die</strong> <strong>Macht</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holung<br />

<strong>Die</strong> Befreiung von negativen Gewohnheiten und das<br />

Wachsen und Reifen <strong>der</strong> erfolgreichen Persönlichkeit<br />

erfor<strong>der</strong>n nicht nur einen starken Willen, Konzentrationsfähigkeit<br />

und Begeisterung für ein großes Ziel,<br />

son<strong>der</strong>n vor allem Ausdauer. Nur die Konzentration auf<br />

das Wesentliche, verbunden mit <strong>der</strong> hohen <strong>Macht</strong> <strong>der</strong><br />

Wie<strong>der</strong>holung, bringt den langfristigen Erfolg. In einer<br />

Zeit <strong>der</strong> Oberflächlichkeit und zunehmenden Zerstreuung<br />

ist es notwendig, das wirklich Entscheidende nicht<br />

aus den Augen zu verlieren.<br />

Der nachhaltige Hebel für Verän<strong>der</strong>ung<br />

Je<strong>der</strong> Mensch ist in <strong>der</strong> Lage, seine persönliche Schallmauer<br />

zu durchbrechen und seine Kräfte und Fähigkeiten<br />

zur Entfaltung zu bringen. Doch viele Menschen<br />

glauben, ständig etwas Neues beginnen zu müssen,<br />

wenn ihnen etwas nicht sofort gelingt o<strong>der</strong> wenn sich<br />

<strong>der</strong> Erfolg scheinbar nicht schnell genug einstellt. Das<br />

bedeutet, dass sie immer wie<strong>der</strong> von vorn anfangen,<br />

dass sie immer wie<strong>der</strong> am Nullpunkt stehen, ohne<br />

wirklich voranzukommen.<br />

Wer aber im Leben etwas erreichen möchte, braucht<br />

Durchhaltevermögen. Nichts ist so wichtig für die<br />

Stärkung <strong>der</strong> Ausdauer wie die Wie<strong>der</strong>holung. Nur<br />

wer bereit ist, die <strong>Macht</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holung für sich zu<br />

nutzen, kann auch die Unerschütterlichkeit und Beharrlichkeit<br />

entwickeln, die ihn Schritt für Schritt zum<br />

Ziel führen. O<strong>der</strong> wie Mahatma Gandhi sagte: „<strong>Die</strong><br />

Programmierung wird Stab und Stütze unseres Lebens.<br />

Sie trägt uns durch jede schwere Prüfung. Man wie<strong>der</strong>holt<br />

nicht nur um <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holung willen, son<strong>der</strong>n<br />

zum Zwecke <strong>der</strong> Reinigung. Als eine Hilfe in unserem<br />

Bemühen. <strong>Die</strong> ständige Wie<strong>der</strong>holung ist darum keine<br />

sinnlose Wie<strong>der</strong>holung; denn bei je<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>holung<br />

ergibt sich eine neue Bedeutung. Jede Wie<strong>der</strong>holung<br />

bringt uns unserem Ideal näher.“<br />

Eine wirkungsvolle Erfolgsstrategie<br />

Es gibt die weit verbreitete Meinung, dass es für das<br />

persönliche Weiterkommen vor allem wichtig ist,<br />

sich immer wie<strong>der</strong> Wissen anzueignen, immer mehr<br />

Informationen im Gedächtnis aufzunehmen, immer<br />

Neues an Erkenntnissen und Erfahrungen zu sammeln.<br />

Doch viel entscheiden<strong>der</strong> für das Erzielen von<br />

Spitzenleistungen ist es, die Informationen, über die<br />

wir bereits verfügen, im richtigen Moment abrufen zu<br />

können. Um sein Durchhaltevermögen zu stärken, gibt<br />

es drei Wege: Training, Training — und Training. Allein<br />

die ständige Wie<strong>der</strong>holung verstärkt die Willenskraft<br />

und die Zielklarheit nachhaltig. Wer sein Leben positiv<br />

verän<strong>der</strong>n möchte, muss vor allem eines: üben.<br />

Aus dem Inhalt:<br />

(Fortsetzung Seite 2)<br />

Kontrollen: Erbsenzähler am Werk? 3<br />

Humor: Ein Lebenshelfer und Stress-Stopper 5<br />

Ausländische Fachkräfte 7


Wirkung des Wie<strong>der</strong>holens<br />

Gute Verkäufer nutzen diese Erkenntnisse, indem<br />

sie ihren Kunden gegenüber immer wie<strong>der</strong> die positiven<br />

Eigenschaften ihres Produkts, die Vorzüge ihrer<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen hervorheben. Ein Verkäufer, <strong>der</strong> sich<br />

die Mühe macht, das Gute, das er über sein Angebot<br />

zu sagen hat, drei- bis viermal zu wie<strong>der</strong>holen, hat<br />

die Chance, einen zweieinhalbmal tieferen Eindruck<br />

zu hinterlassen als <strong>der</strong> Konkurrenzverkäufer, <strong>der</strong> alles<br />

„einfachheitshalber“ nur einmal sagt.<br />

Hinzu kommt eine weitere Tatsache, <strong>der</strong> sich viele<br />

Verkäufer nicht bewusst sind: Der Kunde hat bereits<br />

am nächsten Tag 30 Prozent <strong>der</strong> Merkmale eines<br />

Angebots, das ihm unterbreitet wurde, wie<strong>der</strong> vergessen.<br />

In einer Woche wird er gar 50 Prozent und in<br />

einem Monat 70 Prozent aller wun<strong>der</strong>baren Vorzüge,<br />

die ihm genannt wurden, vergessen haben. Je öfter<br />

die Vorteile aber genannt werden, desto höher ist die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass sie im Unterbewusstsein, im<br />

Langzeitgedächtnis verankert werden und länger in<br />

Erinnerung bleiben. Durch Wie<strong>der</strong>holungen entwickelt<br />

jede Argumentation, jede Suggestion eine gewaltige<br />

Kraft. Das gilt nicht nur im Verkauf, son<strong>der</strong>n in allen<br />

Bereichen des Lebens, wenn es darum geht, ein Meister<br />

auf seinem Gebiet zu werden.<br />

Grenzen überwinden<br />

Erst durch Wie<strong>der</strong>holung werden Spitzenleistungen<br />

möglich. An seine Grenzen stößt nur, wer an seine<br />

Grenzen glaubt. Wer aber regelmäßig trainiert, macht<br />

die Erfahrung, dass er immer besser wird, dass sich<br />

jede Fähigkeit noch steigern lässt — und wenn es<br />

nur Nuancen sind. Er wird früher o<strong>der</strong> später zu <strong>der</strong><br />

Erkenntnis kommen, dass es möglich ist, seine persönliche<br />

„Schallmauer“ zu durchbrechen, weil das Potenzial<br />

grenzenlos ist. Erfolg ist keine Frage des Glücks,<br />

son<strong>der</strong>n des Willens, des Könnens, <strong>der</strong> Konzentration<br />

und <strong>der</strong> Ausdauer. Nur Ausdauer und Wie<strong>der</strong>holung<br />

garantieren den Erfolg.<br />

Wer sich einer Sache mehrmals aussetzt, wer also<br />

mehrmals die gleiche Übung wie<strong>der</strong>holt, wird feststellen,<br />

dass er das angeblich immer Gleiche plötzlich ganz<br />

an<strong>der</strong>s erlebt, dass er gänzlich neue Impulse erhält,<br />

neue Erfahrungen sammelt. Er wird die Entdeckung<br />

machen, dass das auf den ersten Blick scheinbar immer<br />

gleiche Training alles an<strong>der</strong>e als langweilig ist, son<strong>der</strong>n<br />

neue Horizonte öffnet. <strong>Die</strong> dynamisch und aktiv gesprochene<br />

Programmierung führt zur Beherrschung des<br />

Geistes und ist <strong>der</strong> Schlüssel zu einem selbstbestimmten<br />

und selbstbewussten Leben. Und weil es eine gewisse<br />

Zeit braucht, bis eine Programmierung ihre Wirkung<br />

entfaltet, ist die Wie<strong>der</strong>holung das wichtigste Instrument.<br />

Denn: „Glaube führt zur Tat. Konzentration führt<br />

zum Erfolg. Wie<strong>der</strong>holung führt zur Meisterschaft.“<br />

Wachstumsanreize setzen<br />

Je stärker die persönliche Hingabe ist, mit <strong>der</strong> wir trainieren,<br />

desto tiefer sinkt die Programmierung in uns<br />

hinein. So wie ein Sportler den Muskelaufbau optimieren<br />

kann, indem er sich ganz auf die trainierten Muskelgruppen<br />

konzentriert, so kann je<strong>der</strong> das Training<br />

seiner unbewussten Kräfte durch die Konzentration<br />

auf die Suggestion noch vertiefen. Wir können damit<br />

unsere Unbeweglichkeit überwinden und neue Wachstumsreize<br />

setzen, negative Gewohnheiten überwinden<br />

und unsere inneren Kräfte entfalten. <br />

EE<br />

Das Wichtigste auf einen Blick<br />

1. Erst durch Wie<strong>der</strong>holung wird Wissen verdaut<br />

und damit zum praktischen Handeln.<br />

2. Das persönliche Können nimmt zu. Mit <strong>der</strong><br />

gleichen Energie werden immer größere<br />

Mengen <strong>der</strong> gleichen Arbeit bewältigt.<br />

3. <strong>Die</strong> einzelnen Abläufe werden immer besser<br />

synchronisiert.<br />

4. Das Niveau unserer Leistung verbessert<br />

sich qualitativ.<br />

5. Jede Wie<strong>der</strong>holung setzt Energien frei,<br />

die sich als Gedankenblitze äußern.<br />

Es entwickelt sich Kreativität.<br />

6. Das Fingerspitzengefühl entwickelt sich. Das<br />

Unterbewusstsein arbeitet immer präziser.<br />

Das Anpassungsvermögen wächst.<br />

7. Der Mensch entwickelt eine hohe Beherrschung<br />

seiner Fähigkeiten. Sicherheit und<br />

Überzeugungskraft wachsen.<br />

2 Blätter für Vorgesetzte 6/2013


Kontrollen<br />

Erbsenzähler am Werk?<br />

Es gibt Mitarbeiter, die darüber klagen, dass sich Führungskräfte<br />

zu häufig und zu weit durch Kontrollen ins<br />

Tagesgeschäft einmischen. <strong>Die</strong> Ursache <strong>der</strong> häufigen<br />

Kontrollen sind oftmals frühere Fehler des Teams, die<br />

<strong>der</strong> Vorgesetzte durch seine Kontrollen für die Zukunft<br />

ausschließen will. Kontrollaktionen werden dann als<br />

Präventivmaßnahmen für Versäumnisse und Fehler<br />

des Einzelnen betrachtet. Grundsätzlich weiß jede<br />

Führungskraft, dass Kontrollen zwar nötig sind, sich<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter aber mitunter gegängelt und überkontrolliert<br />

fühlt. Wenn dann noch externe Berater zur<br />

Kontrolle antreten, reduziert sich das Verständnis des<br />

Mitarbeiters weiter. <strong>Die</strong> Fehlerhäufigkeit des Einzelnen<br />

könnte sogar zunehmen, wenn er sich darauf einstellt,<br />

dass bei einer Prüfung sowieso Fehler korrigiert werden.<br />

<strong>Die</strong> Ursachen<br />

Führungskräfte, die fürchten, den Kontakt zum Tagesgeschäft<br />

zu verlieren, lassen sich Vorgänge vorlegen<br />

und begründen dies mit <strong>der</strong> Informationspflicht des<br />

Mitarbeiters. Der wie<strong>der</strong>um betrachtet das negativ,<br />

denn das Berichtswesen verschlingt Zeit und Ressourcen.<br />

Je weniger Kontakt ein Vorgesetzter zur Basis hat,<br />

desto stärker ist sein Bedürfnis nach Zahlen, Daten,<br />

Fakten. Der Kontrollmechanismus wird schnell als<br />

Erbsenzählerei betrachtet und findet keine Zustimmung.<br />

In bestimmten Fällen können Berichte geschönt<br />

werden, damit <strong>der</strong> Betreffende nicht auffällt.<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Kontrollen sollte immer wie<strong>der</strong><br />

kommuniziert werden, denn schon das Wort „Kontrolle“<br />

hat für Mitarbeiter eine negative Bedeutung.<br />

Mangelndes Vertrauen in die Fähigkeiten des Personals<br />

wird als Misstrauen bezeichnet. Dabei fragt sich<br />

<strong>der</strong> fachkompetente und motivierte Mitarbeiter, wer<br />

eigentlich die Arbeitsergebnisse seines Vorgesetzten<br />

überprüft. Wer kontrolliert z.B. seinen Führungsstil?<br />

Selbstkontrolle o<strong>der</strong> Fremdkontrolle?<br />

Grundsätzlich sollten Arbeitsergebnisse kontrolliert<br />

werden und nicht Verhaltensweisen. Je mehr Freiheit<br />

<strong>der</strong> Einzelne in <strong>der</strong> Wahl seiner Verhaltensweisen hat,<br />

umso mehr Initiative und Leistungsbereitschaft wird er<br />

entwickeln. Bei hohen Anfor<strong>der</strong>ungen gibt es zwischendurch<br />

Kontrollpunkte (sogenannte „Meilensteine“) o<strong>der</strong><br />

wenn <strong>der</strong> Mitarbeiter dies ausdrücklich wünscht.<br />

Wer eigenverantwortlich arbeitet, überprüft seine Ergebnisse<br />

anhand <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Zielvereinbarung festgelegten<br />

Kriterien (Selbstkontrolle). Sie zeigt dem Mitarbeiter das<br />

Vertrauen des Vorgesetzten in ihn, stärkt seine Selbstverantwortung,<br />

setzt ihn aber auch unter Erfolgsdruck.<br />

Für auftretende Fehler trägt er die Verantwortung.<br />

Bei <strong>der</strong> Fremdkontrolle prüft <strong>der</strong> Vorgesetzte laufend<br />

o<strong>der</strong> stichprobenweise die Arbeitsergebnisse. Der<br />

Vorteil: Fehler werden schon anfangs entdeckt und<br />

können gleich korrigiert werden. Der Vorgesetzte muss<br />

das Leistungspotenzial seines Mitarbeiters gut kennen.<br />

Kontrollen sollten dem Mitarbeiter bekannt sein o<strong>der</strong><br />

er ist sogar anwesend.<br />

Zu wenig — zu viel Kontrolle?<br />

Was schnell vergessen wird: Für die meisten Vorgesetzten<br />

ist Kontrollieren meist genauso unangenehm wie<br />

für die Mitarbeiter. Schon das Wort „Kontrolle“ wird<br />

mit negativen Empfindungen verbunden: Misstrauen,<br />

Ertappen, <strong>Macht</strong>, Autorität, Überwachung, Fehlersuche.<br />

Bei Kontrollen kommt das Unterordnungsverhältnis<br />

deutlich zum Ausdruck. Man braucht viel Fingerspitzengefühl<br />

für die richtige Kontrollhäufigkeit.<br />

Kontrollen geben Ihren Mitarbeitern an<strong>der</strong>erseits auch<br />

ein Gefühl <strong>der</strong> Sicherheit. Der Mitarbeiter erfährt,<br />

wie wichtig seine Leistung ist und wo er Än<strong>der</strong>ungen<br />

vornehmen muss. Kontrollen können auch ein Signal<br />

sein, dass die Arbeit des Einzelnen einen gewissen<br />

Wert hat. Denn, was nicht kontrolliert werden muss,<br />

hat auch keine beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Kontrollen erfüllen<br />

auch das Bedürfnis nach Anerkennung. Denn, wer<br />

sagt denn, dass bei einer Kontrolle immer ein Fehler<br />

entdeckt wird? <strong>Die</strong> Grenze des ökonomisch vertretbaren<br />

Kontrollaufwands ist schnell erreicht, wenn die<br />

Kosten <strong>der</strong> Kontrolle nicht mehr vertretbar sind. Wenn<br />

Kontrollen keine Abweichungen und längere Zeit keine<br />

Fehler zeigen, kann man sie reduzieren. Häufig genügen<br />

auch Stichproben.<br />

Blätter für Vorgesetzte 6/2013 3


Feedback geben anstatt Kritik<br />

Das Management-Prinzip „Es muss möglichst viel<br />

kontrolliert werden, denn die Führung hat letztlich die<br />

Verantwortung“, kann die Motivation auch reduzieren.<br />

Wer mangelndes Vertrauen spürt und sich überwacht<br />

fühlt, wird keine Selbstständigkeit entwickeln. Initiative<br />

und Eigenständigkeit reduzieren sich langfristig. Ideal<br />

ist es, wenn das Ergebnis einer Kontrolle vom Mitarbeiter<br />

als Feedback erlebt wird und nicht als Kritik.<br />

Oberstes Prinzip ist die Gleichbehandlung bei <strong>der</strong><br />

Kontrolle, so dass je<strong>der</strong> in gleichem, angemessenem<br />

Umfang beobachtet wird. Leistungsschwache Mitarbeiter<br />

dürfen nicht durch auffällig häufige Kontrollen<br />

bloßgestellt und abgewertet werden. Aber überprüfen<br />

Sie die Arbeitsergebnisse bei neuen Mitarbeitern,<br />

solange sie noch eingearbeitet werden müssen. Bei <strong>der</strong><br />

Einarbeitung ist Kontrolle mehr „Einweisung, Anleitung,<br />

Hilfestellung und Absicherung“. <strong>Die</strong>se Tätigkeit<br />

sollte <strong>der</strong> Vorgesetzte nur im Ausnahmefall delegieren.<br />

Schwierige Situationen<br />

Werden Schwachpunkte festgestellt, besteht Gesprächsbedarf<br />

und <strong>der</strong> Einstieg in ein Kritikgespräch beginnt.<br />

Im Gespräch muss <strong>der</strong> Vorgesetzte mit Ausreden und<br />

Argumenten des Betreffenden rechnen — die größte<br />

Hürde bei <strong>der</strong> Kritik. Am besten wird die Bezeichnung<br />

„Kritik“ umformuliert in „Feedback“ und ist so für den<br />

Mitarbeiter erträglicher. <strong>Die</strong> Wirksamkeit hängt aber<br />

stark von <strong>der</strong> Art und Weise ab, wie Feedback gegeben<br />

wird. Zu Anfang sollte ein Fehler nur beschrieben, nicht<br />

bewertet werden. Feedback sollte zeitnah erfolgen und<br />

dabei dürfen keinesfalls alte Vorfälle zum x-sten Mal<br />

besprochen werden. Ein konstruktives Feedback ersetzt<br />

oft das Kritikgespräch und erleichtert den Mitarbeitern<br />

die Einsicht, dass es Mängel gab und wirkt weniger als<br />

Schuldzuweisung. Für Feedback hat sich ein Stufensystem<br />

bewährt, zwar zeitaufwändig, aber erfolgreich.<br />

In <strong>der</strong> ersten Stufe wird <strong>der</strong> Tatbestand des festgestellten<br />

Fehlers bei <strong>der</strong> Kontrolle benannt, in <strong>der</strong> zweiten<br />

Stufe die Ursache geklärt. <strong>Die</strong> dritte Stufe befasst sich<br />

mit den Lösungsmöglichkeiten; die vierte Stufe ist für<br />

den Vertrauensaufbau vorgesehen.<br />

Schwierig ist es, wenn sich <strong>der</strong> Fehler wie<strong>der</strong>holt, wenn<br />

keine Verbesserung eintritt. Dann ist eine Kritik nötig,<br />

die in extremen Fällen zu einer Abmahnung führen<br />

kann. Für den klaren Tatbestand bei einer Kritik sind die<br />

Kontrollergebnisse erfor<strong>der</strong>lich, <strong>der</strong> Vorgesetzte kommt<br />

also nicht um Kontrollen herum, denn sie liefern Daten,<br />

die für die Leistungsbeurteilung benötigt werden.<br />

Sollten Kontrollen zu positiven Resultaten führen,<br />

erwartet je<strong>der</strong> eine ausdrückliche Anerkennung. Das<br />

gehört zur professionellen Kontrolle, vor allem bei<br />

denjenigen, die ihre Leistung im Vergleich zu früher<br />

deutlich gesteigert haben.<br />

RL<br />

Checkliste: Wie gut ist Ihre Kontrollfunktion?<br />

1. Der Mitarbeiter weiß, dass Kontrollen durchgeführt werden.<br />

2. Ich lasse den Mitarbeiter seinen Fehler selbst finden.<br />

3. Ich bevorzuge das Feedback-Gespräch anstelle <strong>der</strong> Kritik.<br />

4. Ich anerkenne gute Kontrollergebnisse.<br />

5. Ich informiere jeden über mein Kontrollergebnis.<br />

6. Ich vermeide ein Zuwenig und ein Zuviel an Kontrolle.<br />

7. Ich bevorzuge Ergebniskontrolle.<br />

8. Ich achte auf die menschliche Seite <strong>der</strong> Kontrolle.<br />

9. Ich nutze die Stichprobenkontrolle.<br />

10. Ich kontrolliere neue Mitarbeiter anfangs häufiger.<br />

Je häufiger Sie mit „Ja“ reagieren, desto besser ist Ihre Kontrollfunktion.<br />

ja<br />

nein<br />

4 Blätter für Vorgesetzte 6/2013


Humor<br />

Ein Lebenshelfer und Stress-Stopper<br />

Ein Gespräch mit dem Wiener Professor Dr. Alfred<br />

Kirchmayr über die entspannende und entlastende<br />

Wirkung <strong>der</strong> Entscheidung, nicht alles auf <strong>der</strong> Stelle so<br />

verbissen zu sehen und so persönlich zu nehmen.<br />

Zum Beleg zitiert er eine Bemerkung des englischen<br />

Erzählers und Dramatikers William Somerset Maugham:<br />

„Ein bisschen gesun<strong>der</strong> Menschenverstand, Toleranz<br />

und Humor — wie behaglich ließe es sich damit<br />

leben!“ „Recht hat er“, sagt Kirchmayr, „und um wie<br />

viel effizienter könnte dadurch die Zusammenarbeit<br />

werden.“ Nehme doch die im Humor zutage tretende<br />

innere Distanz zum Äußeren viel von dessen<br />

Unmutspotential. O<strong>der</strong>: Eine beachtliche Menge von<br />

dem Sand, <strong>der</strong> in so manchem Familien- o<strong>der</strong> Unternehmensgetriebe<br />

knirsche, aus demselben. Womit er<br />

Recht haben dürfte. Hatte doch schon Sigmund Freud<br />

festgestellt: „Das Wesen des Humors besteht darin,<br />

dass man sich die Affekte erspart, zu denen die Situation<br />

Anlass gäbe, und sich mit einem Scherz über die<br />

Möglichkeit solcher Gefühlsäußerungen hinaussetzt.“<br />

Kirchmayr, <strong>der</strong> sich umfassend mit Humor und Witz<br />

auseinan<strong>der</strong>gesetzt hat, bringt diese Freud‘sche Feststellung<br />

sehr schön auf den Punkt: „ Durch ihn (den<br />

Humor) wird die Kunst des Drüberstehens geför<strong>der</strong>t,<br />

des Überwindens von Schwierigkeiten und des Bewältigens<br />

von Notfällen.“ Humor schütze und nähre die Lebensfreude.<br />

Insofern sei er sogar einer <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Lebenshelfer. Erich Kästner hat dieses innerste Wesen<br />

von Humor als geniale Relativierung beschrieben:<br />

Entspannter Blick auf das Alltägliche<br />

Der Münchner Komiker, Schriftsteller und Schauspieler<br />

Karl Valentin war überzeugt: „Jedes Ding hat drei<br />

Seiten, eine positive, eine negative und eine komische“.<br />

Für Kirchmayr heißt das: So manche belastende Auseinan<strong>der</strong>setzung,<br />

ob am Arbeitsplatz o<strong>der</strong> privat, erübrige<br />

sich, fiele <strong>der</strong> Blick öfter auf diese komische Seite. <strong>Die</strong><br />

entspannte humorvolle Sicht auf die zwangsläufigen<br />

Ungereimtheiten des Zusammenlebens und -arbeitens<br />

führe rascher und mit weniger Aufwand in <strong>der</strong> Sache<br />

weiter als langatmige Auseinan<strong>der</strong>setzungen. Was Kirchmayr<br />

zu dem Schluss bringt: „Humor ist beileibe nicht<br />

<strong>der</strong> schlechteste Lebenshelfer und Stress-Stopper!“<br />

Das Wesen des Humors<br />

„Der Humor rückt den Augenblick an die<br />

richtige Stelle. Er lehrt uns die wahre<br />

Größenordnung und die gültige Perspektive.<br />

Er macht die Erde zu einem kleinen Stern,<br />

die Weltgeschichte zu einem Atemzug<br />

und uns selber bescheiden.“<br />

Erich Kästner<br />

Humor wirkt wie eine Notbremse<br />

„In <strong>der</strong> humorvollen Einstellung“, sagt Kirchmayr<br />

„kann man noch unter Tränen lachen. Schmerzen<br />

werden durch Scherzen gelin<strong>der</strong>t.“ Humor wirke wie<br />

eine Notbremse. Wie ein Airbag verhin<strong>der</strong>e er bei<br />

Zusammenstößen allzu schwere Verletzungen. <strong>Die</strong>se<br />

innere Distanz zu all dem Trachten und Treiben sei ein<br />

Teil <strong>der</strong> Lebenskunst, „die wir an manchen Menschen<br />

bewun<strong>der</strong>n und um die wir sie im Geheimen oft auch<br />

beneiden“, weiß Kirchmayr aus seiner therapeutischen<br />

Tätigkeit. Vorgesetzte beispielsweise, die ihrer manchmal<br />

recht heiklen Führungsaufgabe mit Humor nachgingen,<br />

erwiesen sich nachweislich als Segen für ihre<br />

Umgebung. In <strong>der</strong> humorvollen Einstellung ließen sich<br />

die schmerzlichen Dinge des Lebens wie durch ein umgedrehtes<br />

Fernrohr betrachten, wodurch es möglich<br />

würde, zu ihnen Distanz zu gewinnen. Bereits vor etwa<br />

200 Jahren hat <strong>der</strong> Schriftsteller Jean Paul mit diesem<br />

Bild das Wesen des Humors umschrieben.<br />

Mehr Tatkraft durch Humor<br />

„Kurz und gut“, sagt Kirchmayr, „um uns durch die Last<br />

des Lebens die Lust am Leben nicht vergällen zu lassen,<br />

bedürfen wir des Humors.“ Humor wirke sich ungemein<br />

positiv auf die Tatkraft aus, auf die Bereitschaft, Dinge<br />

zu bewältigen. Humor sei so etwas wie das „Trotzdem“<br />

Blätter für Vorgesetzte 6/2013 5


im Leben. Viele seiner Klienten ahnten das in ihrem tiefsten<br />

Inneren. Deshalb beneideten sie humorvolle Menschen<br />

häufig auch und wünschten sich, selbst auch ein<br />

wenig mehr aus dieser Perspektive in die Welt schauen<br />

zu können und das damit einhergehende Vermögen, auch<br />

mal loszulassen. Doch wie Erich Kästner schon feststellte:<br />

„Es ist leicht, das Leben schwer zu nehmen.<br />

Und es ist schwer, das Leben leicht zu nehmen.“<br />

Unterschied zwischen Witz und Humor<br />

Für Kirchmayr legt „eigentlich kaum etwas an<strong>der</strong>es<br />

die Wohlfahrtswirkung des Humors mehr offen als<br />

dieser Wunsch vieler Klienten: <strong>Die</strong> kleinen und großen<br />

Katastrophen des Lebens zwar ernst, aber nicht mehr<br />

so herabziehend ernst nehmen zu können, auch mal<br />

über das Komische des ‚Katastrophalen‘ schmunzeln zu<br />

können.“ Landläufig werde nicht immer scharf zwischen<br />

Humor und Witz unterschieden. Doch Humor im<br />

eigentlichen Sinn sei schon etwas ganz und gar Eigenständiges.<br />

Tatsächlicher Humor werde immer, wie Ezra<br />

Ben Gershom in seiner Kulturgeschichte des jüdischen<br />

Humors so einfühlsam schreibt „von <strong>der</strong> Bejahung<br />

des Lebens, von Güte und einer poetischen Phantasie<br />

beflügelt. Er kommt im Witz, wie buntschillernd er<br />

auch sprühen mag, nur unvollkommen zum Ausdruck.“<br />

Den großen Unterschied zwischen Witz und Humor<br />

beschreibe Freud denn auch so: „Der Humor hat nicht<br />

nur etwas Befreiendes wie <strong>der</strong> Witz und die Komik,<br />

son<strong>der</strong>n auch etwas Großartiges und Erhebendes (…)<br />

Der Humor ist nicht resigniert, er ist trotzig, er bedeutet<br />

nicht nur den Triumph des Ichs son<strong>der</strong>n auch<br />

des Lustprinzips, das sich hier gegen die Ungunst <strong>der</strong><br />

realen Verhältnisse zu behaupten vermag.“<br />

Distanz zu sich selbst erlangen<br />

Und so sieht Kirchmayr denn im Humor „eine Edelmischung<br />

aus wi<strong>der</strong>sprüchlichen Gefühlen, von denen es ja<br />

bekanntlich — nicht nur — im heutigen Arbeitsalltag<br />

eine reichliche Menge gibt!“ <strong>Die</strong>se Prachtmischung hat<br />

<strong>der</strong> Theologe Hugo Rahner einmal als „Ernstheiterkeit“<br />

charakterisiert. In <strong>der</strong> humorvollen Einstellung, die<br />

durchaus auch mit Witz verbunden sein könne, „blitzt<br />

bei allem Ernst immer ein Funke Heiterkeit auf. Und das<br />

macht aus dem Humor die Kunst des Drüberstehens.“<br />

Aus dieser humorvollen Lebenseinstellung heraus werde<br />

es möglich, nicht nur Akteur auf <strong>der</strong> Bühne des Lebens<br />

zu sein, son<strong>der</strong>n zugleich auch Betrachter des Akteurs<br />

von außen. Und das „erlaubt Distanz zu sich selbst, zum<br />

eigenen Denken, Handeln und Erleben.“ Das schaffe<br />

Spielraum für ein weniger konfrontatives, verletzungsfreies<br />

Zusammenleben und -arbeiten und ermögliche<br />

eine unproblematische und dadurch effizientere Lösung<br />

von all dem, was im häuslichen und betrieblichen Alltag<br />

nun mal pausenlos gelöst werden müsse!<br />

„Trotzmacht des Geistes“<br />

So spreche denn auch Sigmund Freud ausdrücklich<br />

von <strong>der</strong> relativierenden Absicht, die den Humor so<br />

großartig mache: „Der Scherz, den <strong>der</strong> Humor macht,<br />

ist ja auch nicht das Wesentliche, er hat nur den Wert<br />

einer Probe; die Hauptsache ist die Absicht, welche <strong>der</strong><br />

Humor ausführt, ob er sich nun an <strong>der</strong> eigenen o<strong>der</strong> an<br />

fremden Personen betätigt. Er will sagen: Sieh her, das<br />

ist nun die Welt, die so gefährlich aussieht. Ein Kin<strong>der</strong>spiel,<br />

gerade gut, einen Scherz darüber zu machen!“<br />

Viktor Frankl, <strong>der</strong> Wiener Neurologe und Psychiater,<br />

bezeichnete Humor denn auch treffend als Frucht <strong>der</strong><br />

„Trotzmacht des Geistes“, weil er Distanz zu allen nur<br />

denkbaren Ungereimtheiten und Schrecklichkeiten<br />

möglich macht. Wie Kirchmayr erläutert, sieht Frankl<br />

das so: Ebenso wie das intensive Erleben von Natur<br />

und Kunst ist auch <strong>der</strong> Humor eine Waffe <strong>der</strong> Seele im<br />

Kampf um ihre Selbsterhaltung. Ist es doch bekannt,<br />

dass <strong>der</strong> Humor wie kaum sonst etwas im menschlichen<br />

Dasein geeignet ist, Distanz zu schaffen und<br />

sich über die Situation zu stellen. Frankl beschreibt<br />

diese zu den Widrigkeiten des Lebens Distanz gebende<br />

geistige Aktivität des Humors als Trick: „Stellt <strong>der</strong><br />

Wille zum Humor — <strong>der</strong> Versuch, die Dinge irgendwie<br />

in witziger Perspektive zu sehen — gleichsam einen<br />

Trick dar, dann handelt es sich jeweils um einen Trick<br />

so recht im Sinne einer Art Lebenskunst.“<br />

Humor befreit aus Fixierungen…<br />

Was den Therapeuten Kirchmayr zu <strong>der</strong> Feststellung<br />

bewegt: „Wer mit Humor durch die unterschiedlichen<br />

‚Landschaften‘ des Lebens geht, in denen sich je<strong>der</strong><br />

tagtäglich aufhält, und durch die ‚Landschaften‘<br />

<strong>der</strong> Seele, durch die eigenen und durch fremde, <strong>der</strong><br />

entdeckt neue Möglichkeiten <strong>der</strong> Wahrnehmung und<br />

6 Blätter für Vorgesetzte 6/2013


Auffassung. <strong>Die</strong>s führt zu neuen, ungewöhnlichen<br />

Sicht- und Lebensweisen und hilft, Fixierungen und<br />

Einengungen verschiedenster Art zu überwinden.<br />

Das ermöglicht, sich selbst wie an<strong>der</strong>e schädigendes<br />

Verhalten wahrzunehmen und abzubauen. Das verän<strong>der</strong>t<br />

die Weltanschauung, befreit aus dem Fertigmachen<br />

durch Selbst-, Partner-, Kollegen-, Gesellschaftsund<br />

Gottesbil<strong>der</strong>. Das versöhnt mit den eigenen<br />

Schwächen und den Widrigkeiten des Lebens und<br />

relativiert jeglichen Perfektionismus. Humor befreit<br />

aus Fixierungen zu neuer Lebendigkeit.“<br />

…und för<strong>der</strong>t Lebensfreude<br />

Ein Lächeln also, das sich Kirchmayr auch öfter für uns<br />

Irdische wünscht. Seien doch Wahrheitswut, Unfehlbarkeitswahn<br />

o<strong>der</strong> geschlossene ideologische Weltanschauungen,<br />

in welcher Gestalt auch immer, Ausdruck<br />

von Allmachtsphantasien und Angst vor <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

menschlicher Beschränktheit. Sie würden immer<br />

von Humorlosigkeit und tierischem Ernst begleitet.<br />

Umberto Ecos historischer Roman „Der Name <strong>der</strong> Rose“<br />

befasst sich mit dem Problem des christlichen Lachverbots.<br />

Eco legt Baskerville, <strong>der</strong> die Morde im Kloster<br />

aufklärt, ein zukunftsweisendes Credo in den Mund:<br />

Literatur-Tipp<br />

Geier, Manfred (2011): Worüber kluge Menschen<br />

lachen — Kleine Philosophie des Humors.<br />

Rowohlt Verlag, 288 Seiten, € 8,95<br />

Gilmore, David (2013): Der Clown in uns.<br />

Humor und die Kraft des Lachens.<br />

Kösel Verlag, 174 Seiten, € 14,95<br />

Kirchmayr, Alfred (2011): Witz und Humor — Vitamine<br />

einer erotischen Kultur — Eine Annäherung.<br />

EDITION VA BENE, 248 Seiten, € 24,90<br />

Titze, Michael/Patsch, Inge (2012): <strong>Die</strong> Humor-<br />

Strategie — Auf verblüffende Art Konflikte lösen.<br />

Kösel Verlag, 191 Seiten, € 15,95<br />

Vielleicht gibt es am Ende nur eins zu tun, wenn man<br />

die Menschen liebt: sie über die Wahrheit zum Lachen<br />

zu bringen. Denn die einzige Wahrheit heißt: lernen,<br />

sich von <strong>der</strong> krankhaften Leidenschaft für die Wahrheit<br />

zu befreien. Und dabei spielt Humor für Kirchmayr „eine<br />

existentielle Rolle, weil er Sinn für die Vielfalt und Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit<br />

des Menschlichen ebenso för<strong>der</strong>t wie<br />

Lebensfreude, Leistungslust und Bescheidenheit.“ HV<br />

Das aktuelle Schaubild<br />

Ausländische Fachkräfte<br />

Wie sich Absolventen gewinnen lassen<br />

Deutschlands Unternehmen interessieren sich bei <strong>der</strong><br />

Rekrutierung von Fachkräften zunehmend für ausländische<br />

Talente, die hierzulande einen Hochschulabschluss<br />

erworben haben. Doch vor allem kleine und<br />

mittlere Firmen tun sich schwer damit, Kontakt zu<br />

dieser Zielgruppe aufzubauen.<br />

An den deutschen Hochschulen waren im Jahr 2011<br />

mehr als 100.000 Studenten eingeschrieben, die ihre<br />

Hochschulzugangsberechtigung im Ausland erworben<br />

haben — die meisten von ihnen in den Rechts-,<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, gefolgt von<br />

den Ingenieurwissenschaften. Im selben Jahr haben<br />

mehr als 38.000 junge Auslän<strong>der</strong> an einer deutschen<br />

Hochschule ihr Studium abgeschlossen.<br />

Fachkräfteengpässe in Deutschland<br />

<strong>Die</strong>ser Personenkreis wird für Unternehmen immer attraktiver.<br />

Das liegt nicht nur an Fachkräfteengpässen<br />

in Deutschland, son<strong>der</strong>n auch an den Qualifikationen,<br />

Blätter für Vorgesetzte 6/2013 7


die ausländische Absolventen haben: Neben Deutsch<br />

sprechen sie die Sprache ihres Herkunftslands und<br />

bringen interkulturelle Kompetenz mit — Fähigkeiten,<br />

die in Zeiten <strong>der</strong> Globalisierung wichtig sind.<br />

Hürden für ausländische Absolventen<br />

Doch es gibt ein Problem: Viele ausländische Absolventen<br />

kehren Deutschland nach dem Studium wie<strong>der</strong><br />

den Rücken. Bei fast drei Viertel aller ausländischen<br />

Absolventen war das zwischen 2008 und 2009 <strong>der</strong><br />

Fall. Ein Grund hierfür liegt darin, dass Auslän<strong>der</strong><br />

bisher hohe Hürden überwinden mussten, um auf<br />

den deutschen Arbeitsmarkt vorstoßen zu können.<br />

<strong>Die</strong>se Vorschriften wurden inzwischen jedoch gelockert.<br />

Dennoch stellen sich viele Verantwortliche<br />

in Firmen die Frage, wie sie überhaupt in Kontakt zu<br />

ausländischen Studenten kommen. Dabei gibt es viele<br />

Wege: Mit einem Aushang am Schwarzen Brett <strong>der</strong><br />

jeweiligen Universität beispielsweise können Unternehmen<br />

<strong>der</strong> von ihr ins Auge gefassten Zielgruppe<br />

bereits während des Studiums Praktika o<strong>der</strong> Werkverträge<br />

anbieten.<br />

Wenn die Zusammenarbeit gut läuft, dann ist eine<br />

Weiterbeschäftigung nach Abschluss des Studiums<br />

für beide Seiten ein Gewinn.<br />

Wege <strong>der</strong> Rekrutierung<br />

Viele Unternehmen, die Ausschau nach Studenten<br />

o<strong>der</strong> Absolventen ausländischer Herkunft halten,<br />

suchen sich auch direkt Ansprechpartner im universitären<br />

Umfeld. Dort haben sich viele Studenten<br />

mit ausländischem Pass zu Initiativen zusammengeschlossen.<br />

<strong>Die</strong>sen Initiativen können Firmen über<br />

eine Kontaktperson ihre Angebote wie z.B. offene<br />

Stellen zuleiten. Eine solche Scharnierrolle übernehmen<br />

häufig auch die sogenannten International<br />

Offices <strong>der</strong> jeweiligen Hochschule.<br />

Hochschulmessen, Online-Jobbörsen o<strong>der</strong> soziale<br />

Netzwerke — auch über diese Wege können Firmen<br />

ausländische Studenten o<strong>der</strong> Absolventen rekrutieren.<br />

Wenn ein Unternehmen plant, auf einer Hochschulmesse<br />

präsent zu sein, sollten Mitarbeiter mit Migrationshintergrund<br />

am Stand nicht fehlen — sie sind ide ale<br />

Kandidaten, um ausländische Talente anzusprechen.<br />

28.829<br />

Rechts-,<br />

Wirtschaftsund<br />

Sozialwissenschaften<br />

25.385<br />

Sprachund<br />

Kulturwissenschaften<br />

Ingenieurwissenschaften<br />

20.367<br />

Mathematik<br />

und Naturwissenschaften<br />

Was Auslän<strong>der</strong> in Deutschland studieren<br />

So viele Studenten, die ihre Hochschulzugangsberechtigung<br />

im Ausland<br />

erworben haben, waren 2011 in<br />

folgenden Fächern eingeschrieben<br />

14.711<br />

7.395<br />

Kunst und<br />

Kunstwissenschaften<br />

Humanmedizin,<br />

Gesundheitswissenschaften<br />

5.670<br />

2.469<br />

Sonstige<br />

Fächer<br />

© 2013 IW Medien · iwd 15, Illustration: redline - Fotolia.com<br />

Ursprungsdaten: Statistisches Bundesamt, Hochschul-Informations-System<br />

Herausgeber: Bundesarbeitgeberverband Chemie e. V., Postfach 1280, 65002 Wiesbaden, Telefon +49 611 778810, Internet: www.bavc.de, www.twitter.com/<br />

<strong>BAVC</strong>hemie, Redaktion: Dirk Meyer, Rebecca Wilhelm. Kontakt: rw@bavc.de. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dr. Claudia E. Enkelmann und Nikolaus B. Enkelmann,<br />

Königstein, Rolf Leicher, Heidelberg, Hartmut Volk, Bad Harzburg. Verlag: Dr. Curt Haefner-Verlag GmbH, Heidelberg. Druck: abcdruck GmbH, Heidelberg. Erscheint<br />

monatlich. Bezugspreis: € 6,42 (Jahres-Abonnement € 6,– zzgl. MwSt. € 0,42) einschließlich Zustellgebühr. Nachdruck nur mit Genehmigung des Herausgebers gestattet.

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