26.11.2013 Aufrufe

Alexa Jung und schön durch Liebe

„Es ist so wunderschön heute Abend. Viel zu schade, um schon nach Hause zu gehen. Sollen wir noch etwas essen?“ fragte sie mich auf der Rückfahrt. „Eigentlich möchte ich viel lie­ber etwas trinken.“ sinnierte sie „Constantin,“ sagte sie plötzlich fast würde­voll, „du hast noch Ferien und ich habe ein Wochenendhaus. Da gibt es etwas zu trinken.“ Sie fragte gar nicht, ob wir dort hinfahren sollten, und ich sagte auch nichts dazu. An der nächsten Ecke bog sie ab und fuhr auf die Autobahn. „Schalten wir unsere Handys aus, dann kann uns niemand finden, dann sind wir verschollen, in ei­nem anderen Land.“ meinte Alexa. „Oder auf einem ande­ren Stern vielleicht?“ fragte ich. „Ja, schon eher. Jetzt reisen wir durch die Ga­laxis, nicht wahr?“ suchte Alexa meine Bestätigung. Die Besonderheit der Si­tuation hatte schon dazu geführt, dass wir nur mit gedämpfter Stimme spra­chen. Wir fuhren hier raus, damit Alexa ein Glas Wein trinken konnte? Wohl kaum. Aber was sonst? Das war keinem von uns beiden klar. Sobald wir das Haus betreten hatten, schienen wir es aber zu wissen.

„Es ist so wunderschön heute Abend. Viel zu schade, um schon
nach Hause zu gehen. Sollen wir noch etwas essen?“ fragte
sie mich auf der Rückfahrt. „Eigentlich möchte ich viel lie­ber
etwas trinken.“ sinnierte sie „Constantin,“ sagte sie plötzlich
fast würde­voll, „du hast noch Ferien und ich habe ein
Wochenendhaus. Da gibt es etwas zu trinken.“ Sie fragte
gar nicht, ob wir dort hinfahren sollten, und ich sagte auch nichts
dazu. An der nächsten Ecke bog sie ab und fuhr auf die Autobahn.
„Schalten wir unsere Handys aus, dann kann uns niemand finden,
dann sind wir verschollen, in ei­nem anderen Land.“ meinte Alexa.
„Oder auf einem ande­ren Stern vielleicht?“ fragte ich. „Ja,
schon eher. Jetzt reisen wir durch die Ga­laxis, nicht wahr?“
suchte Alexa meine Bestätigung. Die Besonderheit der Si­tuation
hatte schon dazu geführt, dass wir nur mit gedämpfter Stimme
spra­chen. Wir fuhren hier raus, damit Alexa ein Glas Wein
trinken konnte? Wohl kaum. Aber was sonst? Das war keinem
von uns beiden klar. Sobald wir das Haus betreten hatten,
schienen wir es aber zu wissen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

digkeit ja mittlerweile absurd ist. Constantin, natürlich wünsche ich mir sehr,<br />

dass du immer hier bist. Vielleicht wollte ich ein wenig cool sein, damit du nicht<br />

den Eindruck bekommst, ich würde dich drängen. Also, nicht nur im Bett <strong>und</strong><br />

beim Abendbrot, sondern ständig wünschte ich dich bei mir.“ Ich konnte das<br />

Alleinleben <strong>und</strong> so die Eigenständigkeit bewahren theoretisch gut nachvollziehen,<br />

aber in meiner Brust schlägt kein Eremitenherz. Die Möglichkeit zur Kommunikation<br />

ist für meinen Gefühlshaushalt konstitutiv. Die Gefahr vereinnahmt<br />

zu werden <strong>und</strong> sich selber zu verlieren, kann ich zwar erkennen, aber emotional<br />

für mich persönlich nicht nachvollziehen. Es fiel mir deshalb keinesfalls<br />

schwer, meine Wohnung aufzugeben <strong>und</strong> zu <strong>Alexa</strong> zu ziehen. Jetzt lebten wir<br />

beide komplett zusammen <strong>und</strong> <strong>Alexa</strong> war ständig mit der angemessenen Festtagsgestaltung<br />

beschäftigt.<br />

Keine Braut im tollen Kleid<br />

Ich hatte da<strong>durch</strong> auch vermehrt mit Laras Eltern zu tun. Sie waren beruflich<br />

stark involviert <strong>und</strong> lobten <strong>Alexa</strong> über alles. Leider werde Lara später gar nicht<br />

voll erfassen können, was sie ihrer Omi zu verdanken habe. „Sie ist ja total<br />

verliebt, so hab' ich sie noch nie erlebt. Sie hat sich verändert. War ich eigentlich<br />

auch so glücklich, als wir frisch verliebt waren?“ fragte sie ihren Mann.<br />

Dass <strong>Alexa</strong> jeden Tag feiern wolle, an dem sie dieses Glück noch erleben könne,<br />

fanden Laras Eltern gut <strong>und</strong> absolut richtig. Wir hätten dafür volle Unterstützung<br />

von ihnen. Die Feiertage fanden immer abends im Bett ihren Ausklang.<br />

Das gemeinsame Singen auf der Rückfahrt vom Wochenendhaus hatte<br />

uns beeindruckt. Wenn wir die Arien der gestern besuchten Oper nachzusingen<br />

versuchten, kugelten wir uns meistens vor Lachen. Aber <strong>Alexa</strong> entdeckte immer<br />

wieder neues, für uns Singbares. Von revolutionären Kampfliedern bis bis<br />

melancholischen jiddischen Liedern versuchten wir uns in allem. Nachmittags<br />

wurde die CD gehört, <strong>und</strong> abends im Bett mussten wir es selber singen können.<br />

Wir lasen uns auch gern etwas vor, doch dabei sind nicht nur die Ohren<br />

der oder des Zuhörenden wach. Deine Augen betrachten den Vorleser <strong>und</strong> dein<br />

Kopf entwickelt Gedanken <strong>und</strong> Träume. In dir entsteht das Bedürfnis, dem Vorlesenden<br />

deine Zuneigung zu vermitteln, streichelst ihn mit deinen Händen<br />

oder küsst ihn mit deinen Lippen. Der oder die Vorlesende ist dem keinesfalls<br />

abgeneigt, nur die notwendige Konzentration, die zum Vorlesen benötigt wird,<br />

kann bald nicht mehr aufgebracht werden. Unsere Vorlesesessionen gestalteten<br />

sich daher meistens kurz. Wenn der Text nicht außerordentlich spannend<br />

war, sodass wir noch weiter darüber diskutierten, konnte man das Lesen eher<br />

als Vorspiel zum Schmusen <strong>und</strong> zu weiteren <strong>Liebe</strong>sspielen ansehen. Sexuell<br />

empfand ich mich als ziemlich ausgeglichen. Bei Jeanine <strong>und</strong> auch vorher nicht<br />

hatte ich je zum Sex gedrängt. Jemand von denen, die immer nur das eine<br />

wollen, war ich mit Sicherheit nicht. Aber bei <strong>Alexa</strong> schien das doch wohl so zu<br />

sein zu müssen. Es erregte mich, wenn ich nur ihre Haut berührte. <strong>Alexa</strong> lachte<br />

<strong>und</strong> erklärte scherzend, dass es an der aphrodisierend wirkenden Kreme liegen<br />

müsse, die sie extra auftrage. Es ergaben sich ja keine unangenehmen Situationen,<br />

etwa dass ich drängelte oder sie sich genötigt empfinden könnte, die<br />

Stimmung musste immer schon für uns beide passen. Dass mich die Berüh-<br />

<strong>Alexa</strong> <strong>Jung</strong> <strong>und</strong> schön <strong>durch</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 19 von 22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!