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Alexa Jung und schön durch Liebe

„Es ist so wunderschön heute Abend. Viel zu schade, um schon nach Hause zu gehen. Sollen wir noch etwas essen?“ fragte sie mich auf der Rückfahrt. „Eigentlich möchte ich viel lie­ber etwas trinken.“ sinnierte sie „Constantin,“ sagte sie plötzlich fast würde­voll, „du hast noch Ferien und ich habe ein Wochenendhaus. Da gibt es etwas zu trinken.“ Sie fragte gar nicht, ob wir dort hinfahren sollten, und ich sagte auch nichts dazu. An der nächsten Ecke bog sie ab und fuhr auf die Autobahn. „Schalten wir unsere Handys aus, dann kann uns niemand finden, dann sind wir verschollen, in ei­nem anderen Land.“ meinte Alexa. „Oder auf einem ande­ren Stern vielleicht?“ fragte ich. „Ja, schon eher. Jetzt reisen wir durch die Ga­laxis, nicht wahr?“ suchte Alexa meine Bestätigung. Die Besonderheit der Si­tuation hatte schon dazu geführt, dass wir nur mit gedämpfter Stimme spra­chen. Wir fuhren hier raus, damit Alexa ein Glas Wein trinken konnte? Wohl kaum. Aber was sonst? Das war keinem von uns beiden klar. Sobald wir das Haus betreten hatten, schienen wir es aber zu wissen.

„Es ist so wunderschön heute Abend. Viel zu schade, um schon
nach Hause zu gehen. Sollen wir noch etwas essen?“ fragte
sie mich auf der Rückfahrt. „Eigentlich möchte ich viel lie­ber
etwas trinken.“ sinnierte sie „Constantin,“ sagte sie plötzlich
fast würde­voll, „du hast noch Ferien und ich habe ein
Wochenendhaus. Da gibt es etwas zu trinken.“ Sie fragte
gar nicht, ob wir dort hinfahren sollten, und ich sagte auch nichts
dazu. An der nächsten Ecke bog sie ab und fuhr auf die Autobahn.
„Schalten wir unsere Handys aus, dann kann uns niemand finden,
dann sind wir verschollen, in ei­nem anderen Land.“ meinte Alexa.
„Oder auf einem ande­ren Stern vielleicht?“ fragte ich. „Ja,
schon eher. Jetzt reisen wir durch die Ga­laxis, nicht wahr?“
suchte Alexa meine Bestätigung. Die Besonderheit der Si­tuation
hatte schon dazu geführt, dass wir nur mit gedämpfter Stimme
spra­chen. Wir fuhren hier raus, damit Alexa ein Glas Wein
trinken konnte? Wohl kaum. Aber was sonst? Das war keinem
von uns beiden klar. Sobald wir das Haus betreten hatten,
schienen wir es aber zu wissen.

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Ich meinte nach der sogenannten Steuerberatung eine Änderung unserer Gesprächsebene<br />

festzustellen. Lockerer <strong>und</strong> offener waren unsere kurzen Unterhaltungen,<br />

wenn Frau Langenbach Lara abholte. Meine Mutter habe ich immer<br />

für eine w<strong>und</strong>ervolle Frau gehalten. Als kleines Kind <strong>und</strong> auch jetzt noch, wobei<br />

es sich keineswegs um ödipale Residuen handelt. In vielfacher Hinsicht scheint<br />

sie für mich über den Dingen zu stehen, mich verblüfft ihre Offenheit <strong>und</strong><br />

Glaubwürdigkeit. Ich bin begeistert von ihr als Frau, auch wenn sie nicht meine<br />

Mutter wäre. In ihrem Wesen hatte Frau Langenbach viel Ähnlichkeiten mit ihr.<br />

Mit meiner Fre<strong>und</strong>in verstand ich mich gut, <strong>und</strong> ich selbst besaß sicher nicht<br />

den Durchblick <strong>und</strong> die Gelassenheit meiner Mutter, aber meine Fre<strong>und</strong>in kam<br />

mir oft sehr jugendlich vor, auch wenn sie nur zwei Jahre jünger war als ich.<br />

Five O'Clock Tea<br />

Frau Langenbach meinte, wenn man sage, dass das Auge mitesse, dann gehöre<br />

zu einem erfolgreichen Lernerlebnis genauso eine ansprechende Umgebung.<br />

„Na, wir haben doch schon alles nett <strong>und</strong> bunt gemacht.“ wies ich auf unseren<br />

Klassenraum hin. „Würden sie sich etwa so ihr Wohnzimmer einrichten?“ fragte<br />

Frau Langenbach. „Sie sollten mal eine Innenarchitektin konsultieren.“ „Wer<br />

soll das bezahlen?“ fragte ich darauf. „Wenn sie das wirklich wollen, könnte ich<br />

ihnen das wohl vermitteln.“ meinte Frau Langenbach. Die vielen bunten Plakate<br />

verwirrten eher, als dass sie konzentrationsfördernd wirkten <strong>und</strong> Leben vermittelten<br />

sie auch nicht. Ein großes Bild schlug sie vor <strong>und</strong> begründete es. Blumen<br />

könnten tatsächliches Leben vermitteln <strong>und</strong> Grün sei eine ausgezeichnete<br />

Farbe. Unser Klassenraum wurde umgestaltet mit zwei Blumenkübeln, für<br />

mehr reichte das Geld nicht. Dafür brachte Frau Langenbach öfter ein paar<br />

Sträußchen blühende Blumen mit. Drei weitere Kolleginnen arbeiteten auch in<br />

der Klasse. Natürlich freute sie das alles, <strong>und</strong> ohne Zustimmung des Teams<br />

konnte auch nichts verändert werden, aber Lara hatte eben eine besondere Position<br />

<strong>und</strong> alles lief über meine Beziehung zu Frau Langenbach. Das Verhältnis<br />

zu den Kolleginnen war distanzierter. Niemand äußerte sich dazu oder beklagte<br />

etwas, aber dem sozialen Klima unter uns war es nicht zuträglich. Als ob mir<br />

da<strong>durch</strong> eine herausgehobene Position zukäme, <strong>und</strong> die durfte in der Schule<br />

niemand haben. Eines Tages brachte Frau Langenbach zwei Stückchen Kuchen<br />

mit <strong>und</strong> meinte, das sei zum Five O'Clock Tea, die Engländer nähmen es mit<br />

der Zeit auch nicht mehr so genau, <strong>und</strong> außerdem tränke sie lieber einen Kaffee<br />

dazu. „Das ist sehr nett, Frau Langenbach, aber lassen sie uns das nicht<br />

wieder tun. Es könnte böses Blut unter den Kolleginnen geben.“ meinte ich<br />

dazu. „O. k., dann kommen sie mit zu mir, oder wir gehen in ein Café. Lara<br />

liebt das. Aber natürlich nur wenn sie mögen <strong>und</strong> Zeit dazu haben.“ reagierte<br />

Frau Langenbach darauf.<br />

Constantin <strong>und</strong> <strong>Alexa</strong><br />

<strong>Alexa</strong> <strong>Jung</strong> <strong>und</strong> schön <strong>durch</strong> <strong>Liebe</strong> – Seite 7 von 22

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