27.11.2013 Aufrufe

Pure Physik

Artikel Andrea von Kerssenbrock, erschienen in Pferderevue 3/2013 Mächtigkeitsspringprüfungen polarisieren wie kaum andere Bewerbe im Springsport und führen meist zu emotional geführten Diskussionen. Doch wie gesundheitsschädlich sind sie für das Pferd tatsächlich?

Artikel Andrea von Kerssenbrock, erschienen in Pferderevue 3/2013
Mächtigkeitsspringprüfungen polarisieren wie kaum andere Bewerbe im Springsport und führen meist zu emotional geführten Diskussionen. Doch wie gesundheitsschädlich sind sie für das Pferd tatsächlich?

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Josef Konlechner mit Lance Missile, Gesamtsieger der High Fly Tour 2012: „Zwingen kann man ein Pferd nicht.“<br />

FOTO: NINI SCHÄBEL<br />

Zumindest die letzte Frage lässt sich<br />

klar beantworten: Kein Reiter, keine<br />

Reiterin, kein Pferdebesitzer möchte<br />

seinem Pferd schaden. Jedes verletzte<br />

oder gar endgültig untaugliche Pferd<br />

ist für seinen Reiter ein tragischer Verlust.<br />

Denn neben jahrelanger Zusammenarbeit,<br />

gemeinsam erlebter Höhen<br />

und Tiefen und – natürlich – auch wirtschaftlicher<br />

Interessen ist die Reiter-<br />

Pferd-Beziehung eine zutiefst emotionale,<br />

die sogar das Publikum packt.<br />

Man denke hier nur an Publikumslieblinge<br />

wie E. T. oder Milton.<br />

Frei von Emotionen sieht hingegen<br />

Dr. Clemens Mahringer, Fachtierarzt<br />

FOTO: WWW.ARND.NL<br />

Mehr Sprünge, das höhere Tempo und enge Wendungen<br />

fordern die Pferde in normalen Springprüfungen.<br />

für Pferde und FEI Tierarzt, die Diskussion<br />

um Für und Wider der Mächtigkeit.<br />

Er benennt das Ausmaß der<br />

Belastungen kurz und prägnant: pure<br />

<strong>Physik</strong>. Denn letztlich ist es die Summe<br />

der Belastungen, die für ein Pferd<br />

bewältigbar sind – oder eben nicht. In<br />

herkömmlichen Springprüfungen werden<br />

die Pferde durch die an der Anzahl<br />

der Sprünge, dem höheren Tempo,<br />

den kniffligen Distanzen zwischen den<br />

Hindernissen und den engen Wendungen<br />

gefordert. Ferner beobachtet<br />

Mahringer, dass Parcoursbauer immer<br />

trickreicher wie auch technisch<br />

anspruchsvoller bauen. Fazit: Für das<br />

Pferd ist die Belastung in herkömmlichen<br />

Springprüfungen „mindestens<br />

indent“ mit jener in Sb-Prüfungen.<br />

Mut und Wille<br />

Klar ist für Mahringer auch, dass jedes<br />

Pferd nur in „mental bewältigbaren“<br />

Aufgaben eingesetzt werden kann. Insbesondere<br />

das Mächtigkeitspferd ist<br />

ein Spezialist, dessen besondere Fähigkeiten<br />

sich erst im Laufe der Zeit<br />

herauskristallisieren. Es braucht neben<br />

seinem Vermögen viel Mut. Was Josef<br />

„Sheriff“ Konlechner, der 2012 die<br />

Gesamtwertung der Mächtigkeitsserie<br />

High Fly Tour gewann, ausdrücklich<br />

betont. Sein sprunggewaltiger Schimmel<br />

Lance Missile hat alles, was ein<br />

Mächtigkeitspferd braucht. „Wenn der<br />

die Mauer sieht, gehen die Ohren vor.<br />

Der hat richtig Biss und will da drüber“,<br />

so Konlechner. „Zwingen kann<br />

man ein Pferd nicht, keine Chance“,<br />

betont der Top-Reiter aus Oberweiden.<br />

Seine Erfahrungen stützen sich auf<br />

jahrzehntelange Arbeit mit und Ausbildung<br />

von Pferden im Leistungssport.<br />

Lance Missile wird auf seine Aufgabe<br />

ideal vorbereitet. Die Höhe trainiert<br />

Konlechner nie mit ihm. Vielmehr<br />

<br />

3 | 2013 pferderevue

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!