Albvereinsblatt_2006-6.pdf
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Wasservögel im Winterurlaub<br />
Manchmal drehen sich nicht nur weibliche Passanten unwillkürlich<br />
um, wenn die Pfeifente ihren Signalpfiff ertönen lässt – und<br />
fühlen sich genarrt. Dieser kleinen Ente traut man eine so markante<br />
Lautäußerung nicht zu. Doch daher hat sie ihren Namen.<br />
So wie sie, bevölkern nun von November bis in den März hinein<br />
viele Wasservögel kleinere und größere Stillgewässer. Bekannt<br />
sind die großen Ansammlungen auf dem Bodensee. Aber<br />
auch mittlere und kleinere Seen und Teiche beherbergen den<br />
Winter über eine interessante Wasservogelfauna.<br />
Enten und anderes Wassergeflügel sind in hervorragender Weise<br />
an das Wasserleben angepasst. Der ganze Körperbau ist darauf<br />
ausgerichtet. Schwimmhäute zwischen den Zehen, kälteresistente<br />
Füße und Beine und ein wasserdichtes Federkleid ermöglichen<br />
den ganzjährigen Aufenthalt auf dem nassen Element.<br />
Jede Art ist entsprechend ihrer Lebensweise ein vollendetes<br />
Geschöpf. Aus Gründen differenzierter Nahrungsaufnahme<br />
halten sich Tauch- und Schwimmenten in unterschiedlichen<br />
Teilen eines Gewässers auf. Tauchenten sind auf tiefere Wasserbereiche<br />
angewiesen, während Schwimmenten ihre Nahrung<br />
noch gründelnd erreichen müssen. Der Artenzahl nach<br />
handelt es sich bei den Enten um eine recht überschaubare Vogelgruppe.<br />
Gerade mal ein Dutzend Spezies sind bei uns zu beobachten.<br />
Allerdings mit unterschiedlicher Häufigkeit. Einige<br />
seltene Irrgäste kommen noch dazu. Was allerdings die Individuenzahl<br />
anbelangt, so geht diese in die Zigtausende, da ein<br />
Großteil der nordischen Populationen in Mitteleuropa über-<br />
Kurt Heinz Lessig<br />
Mit einem treuherzigen, aber wachen Blick begegnet uns diese Pfeifente.<br />
wintert. Die Verlobung der Paare findet bereits im Herbst<br />
statt. Der Zusammenhalt währt allerdings nur bis kurz nach<br />
der Eiablage im Frühjahr. Dann bilden die Erpel schnöderweise<br />
reine Männergesellschaften und überlassen die Jungenaufzucht<br />
allein den Weibchen. Bestimmt auch deshalb tragen diese ein<br />
unauffälliges Tarnkleid, das sie beim Brüten vor schneller Entdeckung<br />
schützt. Für den Vogelfreund bringt das allerdings<br />
Schwierigkeiten bei der Artbestimmung mit sich: Alle Weibchen<br />
sehen fast gleich aus. Da hilft nur die Beachtung des so<br />
genannten Spiegels an den Flügeln. Diese auffällig gefärbten Federpartien<br />
sind artkennzeichnend. Sie finden sich wieder auf<br />
den Flügeln der Männchen, die ja durch ihre Farbigkeit wesentlich<br />
leichter zu bestimmen sind. Aus Tradition unterliegen die<br />
Entenvögel dem Jagdgesetz. Seltene Arten haben aber ganzjährige<br />
Schonzeit. Vom Frühling bis in den Frühsommer hinein ist<br />
es der Gesang der Singvögel, der uns erfreut. Im Winterhalbjahr<br />
das Wiedersehen mit den weit gereisten nordischen Wintergästen<br />
auf unseren Gewässern.<br />
MundartDichtung – heute<br />
Hanno Kluge<br />
Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Silberburg-Verlags<br />
Hanno Kluge wurde in Sindelfingen geboren, ist in Böblingen<br />
aufgewachsen und lebt in Böblingen-Dagersheim. Von<br />
Beruf ist er Sonderschullehrer. Er gehört er zu den wirklich<br />
wenigen begnadeten Sprachspielern im Land. Prof. Dr. Feinäugle,<br />
Hochschullehrer für Germanistik, hat es auf den Punkt<br />
gebracht: „Man braucht nicht einmal eine ganze Hand, um<br />
die schwäbischen Mundartautoren aufzuzählen, die wirklich<br />
Lyrik schreiben können. Hanno Kluge gehört zu ihnen.“<br />
Auch in seinem neuen Buch „Kommet noh rei!“, erschienen<br />
im Silberburg-Verlag, wechseln knitze Sprachspielereien mit<br />
hintergründigen Betrachtungen. Auch hier erweist er sich<br />
als Meister der Verdichtung.<br />
Helmut Pfitzer<br />
Schwäbische Eigenschaften<br />
Eine unserer Eigenschaften ist unser gesundes Urmißtrauen, weshalb man die<br />
Schwaben nur schwerlich übers Ohr hauen kann. Ein Fremder hält im Dorf. Ein<br />
altes Mütterchen steht am Zaun und zupft Unkraut.<br />
Guten Tag.<br />
Können Sie mir sagen,<br />
wie ich zum Rathaus komme?<br />
Soo, zomm Roothaus wellad Sia.<br />
Ha, des isch edd schwäar zomm fenda<br />
Doo faarad Se zairschd graadaus ond noo...<br />
Aabr –<br />
was wellad Sia iiberhaobd uffam Roothaus?<br />
17<br />
Wir Schwaben haben immer Angst, etwas umsonst zu<br />
tun. Alles muss sich irgendwie rechnen, lohnen.<br />
Es ist wirklich passiert. Zwei Frauen begegnen sich an der Bushaltestelle. Eine<br />
der beiden trägt Trauerkleidung:<br />
Ja, Luisle, wia good drs ao?<br />
Oo, gar edd guad. Schdell dr vor,<br />
em leddschda halba Johr send Schweschder,<br />
mai Doode ond dr Doochdrmoo gschdorba.<br />
Noi, so äbbas.<br />
Ha, noo loond sichs,<br />
damr schwarz good<br />
Schpruch<br />
Mr sodd<br />
Neegel midd Kepf macha<br />
saagad Leid<br />
gscheidr wäars<br />
mr dääd<br />
Leid midd Kepf macha<br />
saagad Neegel<br />
Hanno Kluge und Anton Tauscher treten<br />
oft gemeinsam u.a. auf den Mundartbühnen<br />
des Schwäbischen Albvereins auf.