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Albvereinsblatt_2001-3.pdf

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Irrwegen gelangte die Handschrift 1782 nach der Auflösung<br />

der Kartause Gaming für einen Schleuderpreis in den Besitz<br />

der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.<br />

Aquarelle von Künstlerhand<br />

Als Künstler für seine Kräuterbücher beschäftigte Fuchs<br />

Heinrich Füllmaurer (um 1500 - 1547/48) und Albrecht<br />

Meyer (um 1510 - nach 1561) aus Herrenberg. Sie malten<br />

nach den jeweiligen Anforderungen entweder Aquarelle<br />

oder übertrugen Vorzeichnungen auf Holzstöcke (das sog.<br />

„Aufreißen“). Fuchs überwachte die Künstler im Gegensatz<br />

zu vielen anderen Kräuterbuchautoren persönlich, wie die<br />

Korrekturanweisungen auf vielen Vorzeichnungen zeigen.<br />

Da in Tübingen kein qualifizierter Holzschneider ansässig<br />

war, übertrug Fuchs diese Arbeit dem Straßburger Formschneider<br />

Veyt Rudolff Speckle<br />

(um 1505 - 1550). An der<br />

Fuchsschen Handschrift arbeitete<br />

daneben noch ein weiterer<br />

Künstler, der alle seine<br />

Zeichnungen mit der Ligatur IZ signierte. Dieses<br />

Monogramm verwendete der Maler Jerg Ziegler aus<br />

Rottenburg am Neckar. Seine Aquarelle gehören zu den<br />

botanisch exaktesten Zeichnungen der gesamten<br />

Handschrift.<br />

Fuchs und die Fuchsie<br />

Für viele verbindet sich heute der Name von Leonhart Fuchs<br />

mit der beliebten Zierpflanze „Fuchsie“ , die Fuchs selbst<br />

nicht kannte. 1703 benannte der französische Pater Charles<br />

Plumier den von ihm in Santo Domingo (Haiti) entdeckten<br />

Blütenstrauch zu Ehren von Leonhart Fuchs „Fuchsia“. Im<br />

Jahre 1753 verankerte Carolus Linnaeus dann den Namen<br />

Fuchsia triphylla in der botanischen Nomenklatur.<br />

Literatur:<br />

Die Kräuterbuch-Handschrift des Leonhart Fuchs, von Brigitte und Helmut<br />

Baumann u. a., 480 S. mit zahlr. Abb. u. Farbtaf., Verlag Eugen Ulmer,<br />

DM 128<br />

Leonhart Fuchs: Kräuterbuch, von Klaus Dobat und Werner Dressendörfer,<br />

960 S. mit 530 Abb., Taschen Verlag, DM 49.95, erscheint im Juni<br />

Leonhart Fuchs hält mit<br />

spitzen Fingern das<br />

„Gamenderle“ (Veronica<br />

chamaedrys L.).<br />

Fuchs brachte diese Art<br />

irrtümlich mit einer an<br />

Eichenlaub erinnernden<br />

Heilpflanze (Signaturenlehre)<br />

der Antike in<br />

Verbindung. Kolorierter<br />

Holzschnitt aus dem<br />

New Kreuterbuch 1543.<br />

Kolorierter Holzschnitt<br />

von Orchis militaris L.<br />

aus dem persönlichen<br />

Handexemplar von<br />

Fuchs. Die Abbildung<br />

aus dem lateinischen<br />

Fuchsschen Kräuterbuch<br />

(Fuchs 1542, 554)<br />

stellt nicht nur den<br />

nomenklatorischen<br />

Typus (Lectotypus) von<br />

Orchis militaris L. und<br />

der Gattung Orchis L.<br />

dar, sondern gleichzeitig<br />

auch den der<br />

gesamten Familie der<br />

Orchidaceae Adanson.<br />

Repros: Baumann-Schleihauf<br />

Arbeitsschritte der frühen<br />

Drucktechnik: Erhalten ist die<br />

Vorzeichnung der Steinkresse<br />

(Lepidium graminifolium L.) aus<br />

der Kräuterbuchhandschrift<br />

(Codex 11 120 Bd. 2 (1), 95)<br />

von Leonhart Fuchs (ganz<br />

links). Maler war Jerg Ziegler.<br />

9<br />

Aufriß derselben Pflanze auf<br />

einer Holztafel aus Birnbaumholz.<br />

Diese Kräuterbuchtafel<br />

befindet sich heute im Besitz<br />

der Universität Tübingen. Bis<br />

1853 waren 196 Druckstöcke<br />

mit Aufrissen in der Tübinger<br />

Universitätsbibliothek vorhanden.<br />

Anfang der zwanziger<br />

Jahre wurde der größte Teil<br />

davon an die Stuttgarter Akademie<br />

der Bildenden Künste<br />

verkauft. Dort hobelte man die<br />

wertvollen Zeichnungen ab und<br />

benutzte die Stöcke für neue<br />

Drucke. Nur 23 blieben dort bis<br />

heute erhalten.

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