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Albvereinsblatt_2010-4.pdf

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Über Jahre hinweg mussten Faulbaum- und Birkenjungwuchs mit<br />

speziellem Mähgerät kurzgehalten werden; der Abtransport des<br />

Mähguts war mühsam. Davon will man nun mit der Beweidung<br />

des Naturschutzgebietes abkommen (oben). Nicht nur auf Lichtun<br />

gen hält sich das Weidevieh auf, selbst in längst hochge wach -<br />

senen Baumbeständen finden die Rinder Nahrhaftes (rechts). Die<br />

Arnika, eine alte Heilpflanze, blüht noch in wenigen Exemplaren,<br />

nimmt aber erfreulicherweise wieder zu. Im Juni tummeln sich<br />

unzählige winzige Glanzkäfer auf den Blüten (ganz oben).<br />

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übrigens nicht ohne Grund da: Weidevieh verschmäht Birken<br />

laub, und so war die Birke die einzige Baumart, die auf<br />

den Waldweiden empor kommen konnte. Die Arnika (Arnica<br />

montana) ist eine charakteristische Pflanze dieser lichten<br />

Wälder; sie verbreitet sich nur an offenen Bodenstellen,<br />

so wie sie auf den von Klauen und Hufen geprägten<br />

Wald weideböden typisch waren. Heute sind nur noch einige<br />

Restvorkommen von Arnika vorhanden; der Verbiss<br />

durch Wild und auch das Sammeln durch Heilpflanzenlieb -<br />

haber über Jahre hinweg hat die Bestände drastisch verringert.<br />

Werden diese verbliebenen Reste von Streuwiesen<br />

nicht gepflegt, kommen Birken, vor allem aber Faulbaum<br />

(Frangula alnus) in Massen auf. Ohne ständige Entnahme<br />

von Nähr stoffnachschub – wie dies zu Waldweide- und Streu -<br />

nutzungszeiten auch war – würde sich im Lauf etlicher Jahre<br />

ein Dickicht bilden, das sich in zweiter Baumgeneration<br />

zu einem Birken-, Buchen- und Eichenwald wandeln würde.<br />

Seit vielen Jahren mäht der kleine Pflegetrupp des Regierungspräsidiums<br />

Stuttgart (bis 2005: Bezirksstelle für<br />

Na turschutz und Landschaftspflege) die Gebiete – nicht je -<br />

des Jahr alles, aber in zwei- bis dreijährigem Rhythmus, wo<br />

es not tut, auch öfters. Die Mahd hat allerdings andere Auswirkungen<br />

auf die Pflanzenwelt als die Beweidung, und so<br />

wurde in den letzten Jahren der Grasfilz immer dichter und<br />

die Arnika seltener. So lag es nahe, zu überlegen, wie man<br />

von der aufwändigen Mahd wegkommen und das Gras statt<br />

zu kompostieren sinnvoll nutzen kann.<br />

Und nun die Neuigkeit: Acht Hektar sind seit 2006 den Som -<br />

mer über mit einem unter Spannung stehenden und elektronisch<br />

abgesicherten Spanndraht (System Gallagher) umgeben.<br />

Zwischen Ende Mai und Mitte September weiden<br />

etwa zehn Jungrinder (Fleckvieh) eines landwirtschaft lichen<br />

Demeter-Betriebs aus Goldbach dort. Wie die nunmehr<br />

vier jährigen Erfahrungen zeigen, leisten die Tiere gute Arbeit,<br />

nehmen zu und sind zudem gesund und munter: Sie<br />

be wältigen den Aufwuchs, verschmähen selbst das harte<br />

Pfei fengras nicht, meiden allerdings Birkenlaub und Brom -<br />

bee ren. Um dem Ziel eines großflächigen lichten Birken -<br />

wal des näher zu kommen, bedarf es also noch einige Jah -<br />

re »Nachhilfe« mittels Freischneide- und Mähgerät. Der<br />

Pfle getrupp des Regierungspräsidiums ist gelegentlich tätig,<br />

Jugendliche des Waldschulheims Kloster Schöntal helfen<br />

und auch die Ortsgruppe Waldenburg des Albvereins<br />

hat sich einer Teilfläche angenommen. Gemeinsam wird man<br />

es in den nächsten Jahren sicher schaffen, die »Obere Weide«<br />

weiter zu einem »kleinen Paradies« zu entwickeln!<br />

Wandertipp: In der Wanderkarte 1:35.000, Blatt Öhringen<br />

– Künzelsau, sind die drei Naturschutzgebiete am unteren<br />

Kartenrand westlich und östlich von Obersteinbach<br />

eingezeichnet. Von Waldenburg führt der Weg »Blaues<br />

Kreuz« zum Naturschutzgebiet »Entlesboden«, von dort<br />

sind es nur 500 m in Richtung Obersteinbach zum Naturschutzgebiet<br />

»Obere Weide«.

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