06.12.2013 Aufrufe

Neue Szene Augsburg 2013-12

Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info immer auch unter www.neue-szene.de

Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung. Aktuelle Info immer auch unter www.neue-szene.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

MYTHOS FLIEGEN<br />

PAUL KLEE IM GLASPALAST<br />

Spiel der Kräfte einer Lechlandschaft,<br />

1917, Zentrum Paul Klee, Bern<br />

Paul Klee, München, 1916, Foto: Paula Stockmar<br />

Dass man allzu oft einen konkreten Bezug benötigt,<br />

um sich mit gewissen Dingen zu befassen,<br />

zeugt nicht gerade von ausgeprägtem Einfühlungsvermögen,<br />

liegt aber wohl in unserer Natur.<br />

Anders gesagt: Wetten, dass Sie Lech und Lechauen<br />

nach einem Besuch von „Mythos Fliegen“ im<br />

H2 anders sehen? Und die Ausstellung sowieso anders,<br />

weil Klee eben den Lech gemalt hat und nicht<br />

die Isar? Ist natürlich reiner Zufall, dass einer der<br />

„Wegbereiter der Klassischen Moderne“ (Ankündigung)<br />

ausgerechnet in Gersthofen stationiert<br />

war. Wenn dabei aber so eine interessante Ausstellung<br />

rausspringt, nichts dagegen!<br />

Es lohnt sich wirklich, dem Herrn Klee ein paar Stunden zu opfern, zumal<br />

viele der empfindlichen Werke nicht allzu oft zu sehen sein dürften. Dass<br />

ein bemaltes Ziegelstück nach fast hundert Jahren zum ersten Mal seinen<br />

Weg zurück in unsere Gegend gefunden hat und ein Werk vermutlich nie<br />

mehr auf Reisen gehen wird, sei da nur am Rande erwähnt.<br />

Die laut Christof Trepesch von den Kunstsammlungen <strong>Augsburg</strong> „sehr<br />

dichte Ausstellung“ ist sinnvollerweise in zwei Bereiche gegliedert: Im sogenannten<br />

„Black Cube“ wird der geschichtliche Hintergrund genauer beleuchtet,<br />

u.a. mit Postkarten, die Klee seiner Frau aus <strong>Augsburg</strong> schickte,<br />

und Material zur Fliegerei im Ersten Weltkrieg. Im „White Cube“ folgen 78<br />

Werke von Paul Klee, die größtenteils während seiner hiesigen Stationierung<br />

von Januar 1917 bis Dezember 1918 entstanden sind. Als Klee nach<br />

Gersthofen kam, war er gerade 37 geworden. Die Exponate sind allesamt<br />

eher kleine Formate, das größte Ausstellungsstück ist witzigerweise ein<br />

Drachen, der seinerzeit zur Feindaufklärung benutzt wurde.<br />

Die kleinen Formate erfordern geradezu den nahen Blick und belohnen mit<br />

einer unglaublichen Spannweite (um im Fliegerbild zu bleiben). Die Radierungen,<br />

Lithographien, Aquarelle, Feder- und Stiftzeichnungen, die der Soldat<br />

Klee auch während seiner Arbeit in der Kassenverwaltung anfertigte,<br />

sind teilweise sogar auf Arbeitspapier der Königlichen Fliegerschule entstanden.<br />

Die hier entwickelten Techniken und Motive tauchen in Klees späterem<br />

Werk immer wieder auf, bestes Beispiel dafür sind die Zickzacklinien<br />

aus der Lechlandschaft.<br />

Paul Klee selbst ist übrigens nie geflogen. Zum Glück. Am Ende hätte er<br />

nicht den Lech gezeichnet, sondern die Berge, oder gar die Isar... (flo)<br />

„Mythos Fliegen“ im H2 im Glaspalast ist<br />

bis 23.02.2014 zu sehen<br />

Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do bis 20 Uhr,<br />

Mo geschlossen<br />

Ein umfangreiches Begleitprogramm mit<br />

Lesungen, Musik und Workshops begleitet<br />

die Ausstellung. Im Ballonmuseum Gersthofen<br />

beginnt am 05.<strong>12</strong>. „Joachim Jung -<br />

Auf den Spuren von Paul Klee“.<br />

Fitzlibutzli (Der Feldherr), 1918, Musée d’Art<br />

Moderne et Contemporain de Strasbourg

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!